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Anhangsdrüsen 53 139: Parotis (Ohrspeicheldrüse) Mensch Ladewig Die Parotis wird von der derben Fascia parotidea umhüllt und ist eine rein seröse Drüse mit azinösen Endstücken. Alle Abschnitte des Ausführungsgangssystems sind deutlich erkennbar: die Schaltstücke tragen ein einschichtiges, plattes Epithel, die Streifenstücke hingegen isobis hochprismatisch. Zum Teil sind Adipocyten im Drüsenparenchym zu finden. An der Parotis kann gut der allgemeine Aufbau einer Speicheldrüse veranschaulicht werden. Das Endstück kann je nach Sekretionsmodus eine unterschiedliche Gestalt annehmen. Eine seröse Drüse hat ein acinöses Endtsück, eine muköse Drüse ein tubulöses Endstück. Seromuköse Drüsen sind tubuloacinös, d.h. das Endstück besteht aus einem mukösen Schlauch, an dem kuppenartig eine Gruppe seröser Zellen aufsitzt, die als seröser Halbmond oder "GianuzziHalbmond" bezeichnet werden. Die Zellen des serösen Anteils haben über winzige interzelluläre Kanälchen Verbindung mit dem Endstücklumen. Im Falle der Parotis sind die Endstücke Acini mit rein serösen Zellen, die apikal ihre Sekretgranula tragen. Das Schaltstück ist der feinste Teil des Drüsenbaums. Sein Epithel ist einschichtig und flach und besitzt ein gut erkennbares Lumen. Endund Schaltstücke sind von Myoepithelzellen umschlossen, die die Propulsion des Sekrets bewerkstelligen. Schaltstücke befinden sich stets intralobulär. Die Streifenstücke besitzen ein isoprismatisches, einschichtiges Epithel, das einen hohen Mitochondriengehalt aufweist (basale Streifung). Er garantiert die Energieversorgung für die verschiedenen Ionenpumpen, die den Speichel hypoton halten, da das Wasser den Ionen aufgrund der Wasserundurchlässigkeit des Epithel nicht folgen kann. Sie befinden sich vorwiegend intralobulär. Die interlobulären Ausführgänge sind mit einbis mehrreihigem prismatischen Epithel ausgekleidet. Sie verlaufen in den interlobulären Bindegewebsstrassen. Der Hauptausführungsgang hat meist ein zweischichtiges prismatisches Epithel. Im Falle der Parotis heisst er Ductus parotideus. Differentialdiagnose Parotis Pankreas Glandula lacrimalis Verwechslung mit dem Pankreas ist möglich. Differentialdiagnose: Parotis hat Schaltund Streifenstücke, keine zentroacinären Zellen, aber Myoepithelzellen. Im Gegensatz dazu besitzt das Pankreas polarisierte Acinuszellen im exokrinen Teil und LangerhansInseln (endokriner Teil). Verwechslung mit Gl. lacrimalis ist ebenfalls möglich. Differentialdiagnose: Lacrimalis hat weiteres Lumen, keine Schaltund Streifenstücke, viel BG, Myoepithelzellen und tubuloalveoläre Endstücke. Gemeinsamkeiten: alle diese drei Drüsen sind rein serös ! Übersicht Schaltstück (längs) Schaltstück (quer) Streifenstück (quer)

139: Parotis (Ohrspeicheldrüse) - Université de Fribourg - Home … · 2017-02-02 · Anhangsdrüsen 53. 139: Parotis (Ohrspeicheldrüse) Mensch Ladewig Die Parotis wird von der

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 Anhangsdrüsen  53

139: Parotis (Ohrspeicheldrüse)       Mensch       Ladewig  Die Parotis wird von der derben Fascia parotidea umhüllt und ist eine rein seröse Drüse mit azinösen Endstücken. Alle Abschnitte des Ausführungsgangssystems  sind  deutlich  erkennbar:  die  Schaltstücke  tragen  ein  einschichtiges,  plattes  Epithel,  die  Streifen‐stücke hingegen iso‐ bis hochprismatisch. Zum Teil sind Adipocyten im Drüsenparenchym zu finden.  An der Parotis kann gut der allgemeine Aufbau einer Speicheldrüse veranschaulicht werden.  Das Endstück kann je nach Sekretionsmodus eine unterschiedliche Gestalt annehmen. Eine seröse Drüse hat ein acinöses Endtsück, eine muköse Drüse ein tubulöses Endstück. Seromuköse Drüsen sind tubuloacinös, d.h. das Endstück besteht aus einem mukösen Schlauch, an dem kuppenartig eine Gruppe seröser Zellen aufsitzt, die als seröser Halbmond oder "Gianuzzi‐Halbmond" bezeichnet werden. Die Zellen des serösen Anteils haben über winzige interzelluläre Kanälchen Verbindung mit dem Endstücklumen. Im Falle der Parotis sind die Endstücke Acini mit rein serösen Zellen, die apikal ihre Sekretgranula tragen. Das Schaltstück ist der feinste Teil des Drüsenbaums. Sein Epithel  ist einschichtig und  flach und besitzt ein gut erkennbares Lumen. End‐ und Schaltstücke sind von Myoepithelzellen umschlossen, die die Propulsion des Sekrets bewerkstelligen. Schaltstücke befinden sich stets intralobulär.   Die  Streifenstücke  besitzen  ein  isoprismatisches,  einschichtiges  Epithel,  das  einen  hohen Mitochondriengehalt  aufweist  (basale Streifung).  Er  garantiert  die  Energieversorgung  für  die  verschiedenen  Ionenpumpen,  die  den  Speichel  hypoton  halten,  da  das Wasser den Ionen aufgrund der Wasserundurchlässigkeit des Epithel nicht folgen kann. Sie befinden sich vorwiegend intralobulär. Die  interlobulären  Ausführgänge  sind  mit  ein‐  bis  mehrreihigem  prismatischen  Epithel  ausgekleidet.  Sie  verlaufen  in  den interlobulären Bindegewebsstrassen. Der Hauptausführungsgang hat meist ein zweischichtiges prismatisches Epithel. Im Falle der Parotis heisst er Ductus parotideus.  Differentialdiagnose Parotis ‐ Pankreas ‐ Glandula lacrimalis  Verwechslung mit  dem  Pankreas  ist möglich. Differentialdiagnose:  Parotis  hat  Schalt‐  und  Streifenstücke,  keine  zentroacinären Zellen, aber Myoepithelzellen. Im Gegensatz dazu besitzt das Pankreas polarisierte Acinuszellen im exokrinen Teil und Langerhans‐Inseln (endokriner Teil). Verwechslung mit  Gl.  lacrimalis  ist  ebenfalls möglich.  Differentialdiagnose:  Lacrimalis  hat  weiteres  Lumen,  keine  Schalt‐  und Streifenstücke, viel BG, Myoepithelzellen und tubuloalveoläre Endstücke. Gemeinsamkeiten: alle diese drei Drüsen sind rein serös !    

             Übersicht                   Schaltstück (längs)        Schaltstück (quer)                              Streifenstück (quer)                 

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140: Glandula submandibularis (Unterkieferdrüse)   Mensch       Ladewig  Die  Glandula  submandibularis  beherbergt  gemischt  sero‐mukös,  seröse  und muköse  Elemente.  Rein  seröse  Anteile,  daneben überwiegend muköse Regionen mit vielen  serösen Halbmonden. Sie hat  relativ wenig Streifenstücke. BG‐Septen unterteilen die Drüse.  

       Drüsengewebe und Bindegewebszüge                  interlobulärer Ausführgang                 Streifenstücke   

 Diverse Strukturen des Ausführgangsystems Glandula submandibularis,  Bindegewebs‐Septum mit Gefässen   141: Glandula submandibularis (Unterkieferdrüse)    Mensch     PAS  Durch die PAS‐Färbung sind die Zellen der mukösen Abschnitte hervorgehoben.  

      

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142: Glandula sublingualis (Unterzungendrüse)   Mensch        Ladewig  Es  handelt  sich  um  eine mukoseröse  Speicheldrüse,  die  überwiegend muköse  Zonen  enthält. Daraus  lässt  sich  auch  ihr  helles Aussehen erklären.   Anschnitte von serösen Endstücken, serösen Halbmonden und wenigen Streifenstücken sind auch zu beobachten. Die Sublingualis ist viel kompakter gebaut als die Parotis. Der Hauptausführungsgang wird Bartholini‐Kanal genannt.  

       Übersichtsaufnahme              Detailafunahme: muköse Drüsen                       Detailaufnahme   

 Übersichtsaufnahme mit diversen wichtigen Strukturen der Glandula sublingualis   143: Glandula sublingualis (Unterzungendrüse)   Mensch       PAS  Die PAS‐Färbung verdeutlicht den mukösen Charakter der Drüse. Beachte die Einmündung eines Schaltstückes in ein Streifenstück!  

     Einmündung eines Schalt‐ in ein Steifenstück             Ausführgangsystem & muköse Endstücke 

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144: Pankreas (Bauchspeicheldrüse)       Mensch       HE  Das Pankreas gliedert sich in einen exokrinen und einen endokrinen Teil. Das exokrine Pankreas ist eine rein seröse Drüse und sein Parenchym wird durch Bindegewebssepten in Lobi und Lobuli unterteilt. Zum endokrinen Pankreas zählen die Langerhans‐Inseln.   Die serösen Drüsen bestehen aus Acini, die zentroacinäre Zellen umschliessen. Zentroacinäre Zellen können gewissermassen als eine Einstülpung des Schaltstückes angesehen werden. Die Drüsenzellen sind polarisiert, d.h. sie weisen eine Basophilie am basalen Pol auf. Supranukleär  liegen die Sekretgranula, die Zymogene,  inaktive Enzymvorläufer, enthalten, die bei Stimulation freigesetzt werden.  Der Pankreas besitzt sehr lange Schaltstücke (intralobulär). Die interlobulären Ausführgänge sind wegen dem kubischen Epithel gut erkennbar. Es sind keine Streifenstücke zu finden! Eventuell ist der Wirsung‐Kanal mit seinem hochprismatischen Epithel zu sehen. Im Gegensatz zur Parotis hat die Bauchspeicheldrüse keine Myoepithelzellen und keine Fettzellen.  

       intra / extra‐lobulärer Ausführgang  Insel & Ausführgang                          Schaltstück  

   145: Pankreas (Semidünnschnitt)       Mensch       Toluidin‐Blau  Die sekretorischen Zellen sind polarisiert. Besonders die Ausführgänge sind gut sichtbar.  

  

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146: Leber (Hauptschnitt)        Schwein       Goldner  Das Leberparenchym kann histologisch auf verschiedene Weisen gegliedert werden.   Das sechseckige Gebiet um eine V. centralis, das durch die Portalfelder begrenzt wird, kann als Leberläppchen (Lobulus) bezeichnet werden.  Die  Zentralvene  mündet  später  in  eine  V.  hepatica.  Der  Lobulus  enthält  Hepatocytenbälkchen  und  dazwischen  die Sinusoide. Diese führen gemischtes Blut an und sind Anastomosen zwischen den Ästen der A. hepatica propria und Vena centralis, die  wie  die  Hepatocytenbälkchen  speichenförmig  auf  die  Zentralvene  zulaufen.  Sinusoide  sind  Kapillaren mit  extrem  weitem Lumen. Ihre Endothelzellen sind diskontinuierlich, zeigen grosse transzelluläre Poren ohne Diaphragma und eine Basallamina fehlt.   Die  Bindegewebsstrassen,  die  die  Glisson‐Trias  enthalten,  verlaufen  um  das  sechseckige  Läppchen  herum.  Die  Glisson‐Trias beschreibt den stets gemeinsamen Verlauf eines Astes der A. hepatica propria, der Vena portae hepatis und eines Gallenganges. Dreidimensional ergibt der Lobulus eine prismatische Säule mit sechs Kanten, an deren drei Kanten die Portalgefässe (Glisson‐Trias) longitudinal entlang ziehen. Zwei Reihen benachbarter Hepatocyten umschliessen mit  ihren Zellwänden  innerhalb  ihrer Bälkchen die feinsten Gallenkanälchen, die Canaliculi biliferi, die am Rande des Lobulus in ein Hering‐Kanälchen einmünden, das eine eigene Wandung  besitzt.  Die  Galle  gelangt  weiter  über  interlobuläre  Gallengänge,  die  Ductus  biliferi,  mit  kubischem  Epithel  aus Cholangiocyten bis zu den extrahepatischen Gallengängen.   Die  histologische  Einteilung  des  Parenchyms  mit  dem  Acinus  stellt  die  Portalkanäle,  diejenige  mit  dem  Portalläppchen  das Portalfeld mit der Glisson‐Trias ins Zentrum der Betrachtung.   Die Hepatocyten sind relativ grosse, kubische Zellen. Ihre Kerne können polyploid sein.  Die Kupffer‐Zellen  liegen dem Endothel auf der Lumenseite der Sinusoide auf und haben einen kleinen dunklen Zellkern. Sie sind leberspezifische Makrophagen.  Die  Ito‐Zellen befinden  sich  im Disse‐Raum,  der  in  diesem  Schnitt  nicht  sichtbar  ist  und  den Raum  zwischen den Wänden  der Sinusoide und den Membranen der Hepatocyten darstellt. Sie kümmern sich um die Speicherung des im Darm resorbierten Vitamin A in ihren Lipidtröpfchen. Ausserdem gelten sie als Produzenten der spärlichen intralobulären Bindegewebsfasern.  8‐ung: Interlobularsepten sind beim Menschen nicht vorhanden (nur pathologisch), beim Schwein sind sie hingegen normal.   

       Interlobularsepten       Gallenepithel              Zentralvene                Hepatocyten   

 Hepatocytenbälkchen 

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147: Leber (Semidünnschnit)        Mensch        Toluidin‐Blau  Der  Disse‐Raum  ist  schwach  erkennbar.  Die  schwarzen  Granula  sind  gefärbte  Mitochondrien,  Peroxysomen  und  Glycogen. Sinusoide mit Spalten sind sichtbar. Aggregate grösserer Fetttropfen zeigen die Position der Ito‐Zellen im Disse‐Raum, der sich hier als dunkelvioletter Bereich um die Hepatocyten präsentiert.  

      

148: Leber             Meerschweinchen    Best’sche Karminfärbung  In  dieser Glycogen  spezifischen  Färbung  sieht man  das  in  der  Leber,  als  primäres  Speicherorgan  für Glycogen,  reichlich  davon vorhanden ist. Kupferzellen sind erkennbar.  

      149: Leber             Meerschweinchen     Tryptanblau‐Kernechtrot  Die  Hepatocyten  haben  rote  Kerne,  die  blauen  Zellen  sind  Kupffer‐Zellen.  Die  Endothelzellkerne  springen  gewissermassen  ins Lumen der Sinusoide.  

       

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150: Leber             Kaninchen       Tusche‐Kernechtrot  Das Endothel der Sinusoide und der V. centralis ist gut erkennbar.  

      151: Leber             Mensch       Gomori‐Immunohistochemie  Die Retikulinfasern sind angefärbt. Die Gallenkanälchen und die Umrisse der Hepatocyten sind sichtbar. Ebenso ist der Disse‐Raum schön dargestellt. Die Retikulinfasern  liegen an den Oberflächen der Hepatocyten und Sinusoide, also markieren sie die Grenzen des Disse‐Raums.  

       152: Leber (Gallenkapillaren)         Meerschweinchen     Immunohistochemie 

 Die Gallenkanälchen zwischen den Hepatocyten sind selektiv zu sehen.  

    

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153: Gallenblase (Vesica fellea / Vesica biliaria)   Mensch       Ladewig  Die Wand der Gallenblase besteht aus einer Mucosa mit einem einschichtigen, hochprismatischen Epithel, mit Mikrovilli und basal gelegenem  Zellkern  (Cholangiocyten),  und  einer  gefässreichen  Lamina  propria.  Eine Muscularis mucosae  fehlt. Die Gallenblase besitzt  aber  wohl  eine  Muscularis,  die  dick  angelegt  ist  und  für  die  Austreibung  der  Galle  verantwortlich  ist.  Die  glatten Muskelfasern sind scherengitterartig angeordnet.   Die Subserosa ist auffallend dick und wird an der freien Wand von einer Serosa bedeckt. Die mit der Leber verwachsene Wand hat aber eine Adventitia. Drüsen hat es in der Regel keine. Nur im Gallenblasenhals kommen muköse Drüsen vor.   Das Schleimhautrelief zeigt netzartig zusammenhängende Falten, deren Täler bis zur Muscularis reichen können. Im Schnitt sehen diese  Täler  aus  wie  Invaginationen  der  Mucosa  und  werden  als  Cryptae  tunicae  mucosae  oder  Rokitansky‐Aschoff‐Krypten bezeichnet.  Differentialdiagnose Gallenblase – Glandula vesiculosa  Vesica biliaris: nur ein Lumen, Epithel streng einschichtig zylindrisch, gröberes Faltenprofil Glandula vesiculosa: zahlreiche Nischen, Epithel z.T. auch zweischichtig  

      Schleimhautrelief der Gallenblase               Epithel mit erkennbaren Mikrovilli (Bürstensaum)    

 scherengitterartige Muskulatur, keine Muscularis mucosae