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Veröffentlicht 2010 in: Hierdeis, Helmwart, Der Gegenübertragungstraum in der psychoanalytischen
Theorie und Praxis, Vandenhoeck und Ruprecht
Dietmut Niedecken
Ein Gegenübertragungstraum
Der Traum „Der Traum spielt in einem fremden Haus in einer fremden Gegend. Wir machen dort mit der Wohngruppe
Urlaub. Zwei Zimmer nebeneinander, in einem befinde ich mich beim auspacken, in dem anderen liegen P. (m)
und K. (w(a)) in einem Doppelbett. Sie sind indisch gekleidet, die Kleidung weist auf eine höhere Kaste hin. K.
spricht mit P. darüber, dass er für seinen Lebensunterhalt selbst sorgen müsse. Sie erklärt ihm dafür, wie er
später oben auf der Straße die Schuhe putzen soll.
Plötzlich entfacht aus der Ritze meines Doppelbettes eine riesige Stichflamme und verschwindet wieder. Ich
wunderte mich und war über diese Aktion verwirrt. Bald darauf beginnt mein Bett am Fußende zu brennen. Ich
bin in großer Aufregung.
A.(m) kommt herein und stellt mir einen Hometrainer aufs Bett.
K.(w(b)) kommt ins Zimmer, reibt abwesend und unbeteiligt ihre Finger und dreht ‚ihre Runden’.
E.(w) kommt ins Zimmer, setzt sich auf einen Stuhl, raucht eine Zigarette und ist ebenso unbeteiligt am
Geschehen.
G.(m) höre ich vom Gang herein in Selbstgesprächen über Unternehmungen.
Ich nehme schließlich einen Kübel und lösche selbst. Dabei wird alles naß und mein Koffer voller Wasser.“
Ein Gegenübertragungstraum, der im Rahmen eines von mir geleiteten Supervisionswork-
shops berichtet wurde. 1 Es handelte sich um eine jährlich stattfindende Fortbildung für das
Betreuungsteam einer Wohngruppe Erwachsener mit geistiger Behinderung. Die Wohngruppe
lebt in einer süddeutschen Kleinstadt, d.h. an einem Ort, zu dem ich jeweils eigens anreise.
(Die Träumerin, die mir diese Traumbeschreibung zur Verfügung stellt, ist Betreuerin und
Wohngruppenleiterin. K(a) und K(b) sind eine Kollegin und eine WG-Bewohnerin gleichen
Namens, alle anderen sind WG-BewohnerInnen. (m) und (w) bezeichnen das Geschlecht der
auftretenden Personen.)
Die seit Jahren regelmäßig stattfindende Zusammenarbeit wurde im Zuge des um sich
greifenden „Qualitätsmanagements“ immer drängender mit der Forderung nach
Vorzeigbarkeit und Dokumentierbarkeit der Betreuungsarbeit konfrontiert. Während auf diese
Weise das Sichtbare und Handgreifliche zu Werten per se hochstilisiert wurden und werden,
kamen in unseren workshops grundsätzlich andere Dinge zur Sprache: Erlebnisse, die sich im
Innenraum der Phantasie abspielen. Sie werden von den Maßnahmen zum
Qualitätsmanagement oftmals nur verstellt, wenn der erzwungene Aktionismus nicht gar
verhindert, dass sie überhaupt noch wahrgenommen werden.
Die „Arbeit, die man nicht sieht“, wie ich sie zusammen mit der Gruppe genannt habe, ergibt
sich aus dem massiven, tief ins je Private eingreifenden emotionalen Affiziertsein, den
Gegenübertragungen, die in der Betreuungsarbeit entstehen. Sie stellen eine enorme
Belastung dar, wenn der reflektierende Umgang mit ihnen nicht ausdrücklich erlernt und
darüber hinaus als Arbeit benannt und anerkannt wird. Eine solche Anerkennung hat es
freilich kaum je gegeben, geschweige denn dass die pädagogischen und heilpädagogischen
Ausbildungen den Umgang mit der Gegenübertragung mehr als allenfalls beiläufig streiften.
In den letzten Jahren wird sie durch die Konzentration auf das Dokumentierbare der
Betreuungsarbeit ausdrücklich entzogen. Der Umgang mit Phantasien und Träumen ist von
1 Ich danke der Träumerin W. dafür, dass sie mir diese Traumerzählung aufgeschrieben hat, und ihr und dem
Team für die intensive und sehr lehrreiche Zusammenarbeit. Betreuerin K. danke ich für ihr Protokoll unserer
Fortbildung. Zu danken habe ich auch dem ersten Masters-Studiengang am Institut für Musiktherapie Hamburg,
für die eingehende und anregende Diskussion des Traumes. Wolfgang Leuschner verdanke ich wertvolle
Hinweise zum Traum und zur Literatur über das Träumen.
der Qualitätssicherung nicht vorgesehen. Das innere Erleben, die Gegenübertragung in der
Betreuungsarbeit, ist in steter Gefahr, als private Schwäche, ja als Fehler und Vergehen
diffamiert zu werden.
Aus der supervisorischen Zusammenarbeit (nicht nur) mit diesem Team entstand daher die
Vorstellung, dass es notwendig sei, für diese Arbeit eine Gegen-Öffentlichkeit herzustellen.
Wir hatten dies verschiedentlich angesprochen, und ich hatte in Aussicht gestellt, dass ich, als
einen Beitrag dazu, einen Aufsatz über die „Arbeit, die man nicht sieht“ schreiben wolle.
Diese Vorgeschichte steht nun mit der Entstehung des vorgestellten Traumes in engem
Zusammenhang. Ich hatte nämlich vorgeschlagen, mir Träume zu berichten, weil damit die
„Arbeit, die man nicht sieht“ in besonderer Weise sich zu erkennen geben könne. Auf diesen
Vorschlag hin war die erste Reaktion eine Verneinung: Die Gruppe konnte sich an keine
Träume über ihre Klienten erinnern. Zum nächsten workshop freilich wurde der hier
vorangestellte Traum berichtet.
Traumsymbolik und die kulturelle Dimension von Träumen
Eine Reise vom Alltag weg ins Fremde hat stattgefunden, in der Fremde ereignet sich das
Traumgeschehen. Etwas Befremdliches geschieht im Zimmer der Träumerin.
Es geht um „Sehen und Gesehenwerden“ – als Gesehenwerden der beiden, die auf dem
Doppelbett liegen, als Schauen der Träumerin und als Weg-Schauen der im Folgenden
auftretenden Traumpersonen.
Sodann betont der Traum die Zweizahl. Zweimal taucht im ersten Satz das Wort „fremd“ auf,
im weiteren Verlauf werden zwei (weibliche) Personen als „unbeteiligt“ beschrieben; zwei
Zimmer, Doppelbetten, auf einem davon liegen zwei Menschen miteinander im Gespräch;
zwei weitere Männer und zwei weitere Frauen treten auf, zwei Feuer entstehen; der Name
„K“ kommt zweimal vor.
Zwei unterschiedliche Szenarien werden dargestellt: Im einen ereignet sich etwas zwischen
zwei Personen, im anderen packt eine Person aus, es „entfacht eine Stichflamme“, es beginnt
das Bett, von selbst zu brennen, es kommen und gehen unterschiedliche Personen. Die beiden
Szenarien sind durch das Schauen der Träumerin aufeinander bezogen: eine
Urszenensituation – von hüben beobachtet eine ein Geschehen, das zwischen zweien drüben
stattfindet. Das beobachtete Geschehen präsentiert sich freilich wenig spektakulär als
pädagogisch-edukativer Alltag, während im Zimmer der Beobachtenden sich Dinge ereignen,
die deutlich aufs Sexuelle anspielen.
Der Traum liest sich wie ein Kompendium der Sexualsymbole, die von Freud in der
„Traumdeutung“ und noch einmal in der Nr. X der „Vorlesungen zur Einführung in die
Psychoanalyse“ aufgezählt werden.2 Mit den dort vorgeschlagenen Symbolübersetzungen
gelesen stehen die Zweizahl, die Zimmer, der Koffer für weibliche Genitalien, die besondere
Bekleidung, das Paar aus der höheren Kaste für die elterliche Urszene, die Stichflamme, der
Brand des Doppelbettes, das Ein und Aus der Personen im Zimmer der Träumerin für sexuelle
Erregung und Geschlechtsverkehr, der Koffer voller Wasser steht für den Inbegriff des
weiblich Kreativen. Demnach stellt uns der Traum – im ersten groben Überblick – die
Situation einer Urszenen-Beobachtung vor, die in der beobachtenden Traumperson zu
sexueller Erregung und eigener sexueller Betätigung führt.
Dass das Thema „Sehen und Gesehenwerden“, mit seiner Umkehrung in das
„Unbeteiligtsein“ der vier Personen im Zimmer der Träumerin, im Traum eine Rolle spielt,
verwundert nicht – es liegt darin eine direkte Bezugnahme auf die Übertragungssituation, aus
der heraus der Traum entstand – auf das Thema der „Arbeit, die man nicht sieht“. Und auch
die stattgefundene Reise verweist auf die Übertragung – nicht die Träumerin verreist
2 Ich verwende hier der Einfachheit halber den naiven Freudschen Begriff der Traumsymbolik. Die Diskussion
des Symbolbegriffs ist in der Psychoanalyse seither weit vorangeschritten, worauf ich im vorliegenden
Zusammenhang aber nicht eingehen werde.
allerdings, sondern ich werde zum workshop anreisen. Dieser Übertragungsaspekt, und die
jeweils damit verbundene Umkehrung ins Gegenteil, wird uns noch beschäftigen. Wenden wir
uns hier zunächst der Frage nach der Sexualsymbolik zu.
Freud räumte bekanntlich den Symboldeutungen wiederholt in seinem Denken einigen Platz
ein. Traumsymbole verweisen, so Freud, über das Individuelle des Traumvorgangs hinaus auf
ein Allgemeines, einen kulturellen Aspekt: „Das Gebiet der Symbolik ist ein ungemein
großes, die Traumsymbolik ist nur ein kleiner Teil davon; es ist nicht einmal zweckmäßig, das
ganze Problem vom Traum aus in Angriff zu nehmen. (....) Man bekommt den Eindruck, dass
hier eine alte, aber untergegangene Ausdrucksweise vorliegt, von welcher sich auf
verschiedenen Gebieten Verschiedenes erhalten hat, das eine nur hier, das andere nur dort, ein
drittes vielleicht in leicht veränderten Formen auf mehreren Gebieten. Ich muss hier der
Phantasie eines interessanten Geisteskranken gedenken, welcher eine ‚Grundsprache’
imaginiert hatte, von welcher all diese Symbolbeziehungen die Überreste wären.“
(Vorlesungen, W. 168f, Bd. XI) In der “Neuen Folge der Vorlesungen über Psychoanalyse”
betont Freud diesen kulturellen Aspekt der “Grundsprache” noch einmal: “Im manifesten
Inhalt der Träume kommen recht häufig Bilder und Situationen vor, die an bekannte Motive
aus Märchen, Sagen und Mythen erinnern. Die Deutung solcher Träume wirft dann ein Licht
auf die ursprünglichen Interessen, die diese Motive geschaffen haben“. (W.25, Bd. XV) Eine
“Grundsprache”, “ursprüngliche Interessen” – Freuds Diktion verweist hier auf etwas
Überindividuelles, auf ein Jenseits des Diskursiven, das sich über Traumsymbolik zur Geltung
bringe.
Freud hatte freilich durchaus Bedenken gegen die Verwendung von Symboldeutungen. Er sah
sie lediglich als letztes Mittel, wenn die Assoziationen verstummen. Diese Bedenken sind
nach Freud eher noch gewachsen. Fritz Morgenthaler (1990) erkennt in der
Symbolverwendung Anzeichen einer besonderen Art von Zensur im Traum: „Die
Umformung durch Symbole ist ein besonders raffinierter Eingriff der Traumzensur, um die
Bewegungen der ungerichteten Triebregungen des Es in eine Objektvorstellung
einzuschließen und zum Verschwinden zu bringen.“ (W.81). Diese Überlegung steht vor dem
Hintergrund von Morgenthalers Unterscheidung zwischen dem Sexuellen und der Sexualität.
Ersteres begreift er als Bewegung des Primärprozesses, die sich aller Ordnung und Festlegung
(auch der denotativen auf bestimmte Bedeutungen) entzieht, letztere als eine dem
Sekundärprozess folgende gesellschaftskonforme Ordnung der Objektwahl, der alles
Triebhafte unterworfen wird und die einen Wiederholungszwang konstituiert. Zur Illustration
beschreibt er in einer Metapher den Sekundärprozess als einen starr konstruierten Apparat, ein
Triebwerk, das die chaotisch-ungerichtete Bewegung des Primärprozesses auffängt und ihr
eine Richtung gibt.
Sexualsymbolik im Traum wird von Morgenthaler demnach als ein Moment dieses Trieb-
werks angesehen. Sie stellt sich der anarchischen Tendenz des Primärprozesses im Träumen
entgegen und bietet ihr ein gesellschaftskonformes Darstellungsmuster. Diese Auffassung
wird u.a. von der Beobachtung gestützt, dass die Traumsymbolik weitgehende
Gemeinsamkeiten mit den in der Umgangssprache üblichen Bildern für sexuelle Vorgänge
und Genitalien zeigt (vgl. Calvin Hall 1964). Die „besonders raffinierte“ Technik besteht
demnach darin, dass mit öffentlich verfügbaren, (wenn auch vielfach sozial verpönten)
Bildern eine Form geboten wird, in der das Anarchische des Primärprozesses gezähmten
Zugang zum Bewußtsein erhält. Die Bilder, die im Slang und in der Traumsymbolik
verwendet werden, entsprechen Phantasmen, in denen ein bestimmter Umgang mit dem
Sexuellen präformiert ist.
Die Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Lenk trifft in ihrem Buch „Die unbewusste
Gesellschaft. Über die mimetische Grundstruktur in der Literatur und im Traum“ (1983) eine
Unterscheidung, die der Morgenthalers sehr nahe kommt. Von der „Dialektik der Aufklärung“
ausgehend unterscheidet Lenk zwei Seinsweisen, an denen die Menschen unserer Kultur
teilhaben, die zweckrationale und eine dieser entgegengesetzte, die Lenk als „mimetisch“
bezeichnet, und die ich im gegebenen Zusammenhang der Einfachheit halber mit dem
gleichsetzen will, was Morgenthaler das „Sexuelle“ nennt.3
Beide sind einander nicht kompatibel. Die zweckrationale entspricht dem, was Morgenthaler
als festgelegte, sekundärprozessgesteuerte Objektbezogenheit der Sexualität bezeichnet; sie
zielt auf einen stabilen Rahmen und gründet sich auf psychologischer Ebene auf die Einheit
des mit-sich-identischen „autonomen Subjekts“, auf sozialer Ebene unterwirft sie es den
Gesetzen der Ökonomie; das (von Lenk so genannte) „Mimetische“ hingegen ist – wie bei
Morgenthaler das „Sexuelle“ des Primärprozesses – dionysischen Charakters, ekstatisch,
zerstreuend, verschwendend, auflösend, identitäts-verwirrend; die Einheit des Subjekts wird
von ihm in Frage gestellt, bedroht. Träume sind, so die Autorin, neben Literatur und Kunst ein
Ort, in welchem dieses Grenzauflösende gegen den Hegemonialanspruch der
Zweckrationalität sich behauptet, wo also das, was im Zuge der Aufklärung auf der Strecke
bleibt, sich äußert.
Das Aufbegehren des „Mimetischen“ im Traum blieb, so Lenk, nicht unbemerkt. Die zu allen
Zeiten populären wohlfeilen Deutungsanleitungen und Traumbücher stehen in der Pflicht
eines Bemühens, auch da noch einen Rahmen der Zurechnungsfähigkeit einzurichten, wo das
„Mimetische“ sein Reservat hat. In solchen Traumbüchern wurden Traumsymbole notiert und
gemäß einem Code festgelegter Bedeutungen interpretiert. Diese Bedeutungszuschreibungen
entspringen nach Lenk einem Bedürfnis, das sich im Traum zeigende „Mimetische“, dessen
Beweglichkeit und Unfaßbarkeit, auf eine festgelegte Ordnung zu verpflichten.
Nun sind nicht nur die schon von Freud selbst ambivalent gesehenen Symboldeutungen Lenk
Anlass zu Kritik. Sie kritisiert darüberhinaus die Traumdeutung Freuds insgesamt als einen
Versuch, das Unbotmäßige des Traumes auf die Eindeutigkeit einer Kausalreihe festzulegen.
Dazu wird das Gebilde selbst – so ihre Kritik – zerpflückt, zerlegt, rationalisiert, ohne
Rücksicht auf seine sinnlich-ästhetischen Qualitäten. Freuds Zurückführung aller Träume auf
eine quasi-kausale Ordnung mit dem Ausgangspunkt des unbewussten Wunsches entspringt
nach Lenk dem Bedürfnis, die Oberherrschaft des Sekundärprozesses gegen das
„Mimetische“ zu sichern. Die Traumdeutung ziele auf eine Einheit des Subjekts, anstelle der
verwirrenden Vielfalt der Rollen, die sich im Traum abspiele; der, die Träumende solle durch
die Traumanalyse diese Vielfalt seiner Identität unterwerfen, sich als AutorIn des
unbewussten Wunsches identifizieren, statt sich der dionysischen Tendenz, der „gewaltlosen
Synthesis des Zerstreuten“ (Adorno 1970, S.215) anheimzugeben, die im Traum zum
Ausdruck komme.
Lenks Kritik legt den Finger auf eine Wunde: auf die unaufgelöste immanente
Widersprüchlichkeit im psychoanalytischen Denken, das die erzwungene Einheit des
Subjekts, Identitätszwang und Subjekt-Objekt-Trennung als latent gewaltvoll entlarvt,
während es zugleich sich auf die Demarkationslinie der Subjekt-Objekt-Trennung in seinen
Begriffen noch immer stützt. Indem aber Lenk einseitig das Affirmative der Freudschen
Theorie ankreidet, gerät ihr die andere Seite aus dem Blick. Schon Freud warnt ja vor der
vorschnellen Virtuosität des Symboldeutens. In der Möglichkeit von Symboldeutungen liege
eine Verführung zu exhibitionistischer Selbstgefälligkeit. „Ein solches Kunststück
schmeichelt dem Traumdeuter und imponiert dem Träumer“, so heißt es in Vorlesung X. Dies
sei nicht Sinn der Psychoanalyse: „Lassen Sie sich aber hierdurch nicht verführen. Es ist nicht
unsere Aufgabe, Kunststücke zu machen.“ (S.152, Bd. XI).
Freud erkennt also eine Gefahr in der Anwendung der Traumsymbolik. Sie bietet die
Möglichkeit, sich selbst virtuos deutend in Szene zu setzen. Traumdeutung kann auf diese
Weise in einen Akt von Exhibitionismus gewendet werden. Überhaupt liegt bei der
Auseinandersetzung mit Träumen – und dies gilt in besonderer Weise bei
3 Diese Gleichsetzung ist vorschnell und dient der Vermeidung einer Diskussion des mir problematisch
erscheinenden Begriffsgebrauchs von Lenk, die im hier gegebenen Kontext aber zu weit führen würde.
Gegenübertragungsträumen – die Thematik von Exhibitionismus und Voyeurismus nahe, als
sexualisierte Varianten des Themas „Sehen und gesehen Werden“, welches nicht umsonst im
vorangestellten Traum betont wird. Masochistisch-exhibitionistische Selbstzerfleischung auf
Seiten des Träumers, der Träumerin und voyeuristische Häme auf der deutenden Seite sind
den Umgang mit Träumen ständig begleitende Gefahren. Was sorgt für die hurtige
Übersprungsreaktion, mit der solche zu bezeugenden inneren Wirklichkeiten der Regie einer
Sexualitätsordnung unterworfen werden können? Was sorgt dafür, dass der Voyeurismus das
Schauen sexualisiert und in den Mittelpunkt rückt, anstelle des Gesehenen; dass der
Exhibitionismus das Schauen des Anderen funktionalisiert, statt sich ihm hinzugeben?
Voyeurismus bannt die Gefahr, die von dem „Mimetischen“, oder spezifischer: vom
Ekstatisch-Sexuellen4 ausgeht, als Haltung des hämischen Beobachtens eines Ausgleitens,
eines Versagens vor der Forderung nach Autonomie und Zurechnungsfähigkeit;
Exhibitionismus kann als ein Versuch verstanden werden, durch zwanghaftes Sich-
Präsentieren eine Identität gegen deren bedrohliches Zerfallen zu erzwingen.
Freud war, als er die Traumdeutung schrieb, die Gefahr von voyeuristischer Abwehr und
deren exhibitionistischem Gegenstück durchaus gegenwärtig. In seiner Analyse des Irma-
Traums – jenem ersten uns bekannten Gegenübertragungstraum der psychoanalytischen
Literatur – kommen eine Menge kleine Niederträchtigkeiten zutage. Freud berichtet diese
nicht in exhibitionistischer Absicht; vielmehr geht es ihm darum, zu diesen
Niederträchtigkeiten „ich“ zu sagen. Dies ist etwas anderes als der Hegemonialanspruch des
Subjekts, vor dem Lenk zu Recht warnt: Es geht nicht um Beherrschung und Kontrolle,
sondern um die Übernahme von Verantwortung. Was passieren kann, wenn kein „ich“ die
Verantwortlichkeit für das im Traum zum Ausdruck Kommende übernimmt, hat die
Geschichte immer wieder demonstriert. Das Mimetische, das Lenk zu idealisieren tendiert,
oder mit Morgenthaler: das Sexuelle, wird da, wo niemand bereit ist, „ich“ zu sagen, ihm sein
„ich“ zu leihen, zum beängstigend Fremden, wird potentiell destruktiv. Als Entfremdetes
muss es in Reservate verbannt, projiziert werden. Projektionsfiguren lassen sich immer
finden. An ihnen wird dann die Ausrottung des Projizierten vollzogen – und paradoxerweise
wird das entfremdete Triebhafte im Bemühen, sich seiner zu entledigen, zugleich allzu häufig
auf destruktive Weise in Aktion gesetzt. Auch hierauf verweist uns der vorangestellte Traum
mit seiner Betonung des Fremden und Befremdlichen.
Die Aufgabe psychoanalytischer Traumdeutung wird es also sein, diese Projektionen
aufzuheben und eine immer wieder vom Scheitern bedrohte, fragile und verletzliche
individuelle Verantwortlichkeit zu suchen, mit der dem Menschlichen in seiner Schwäche
Raum gegeben werden kann. Es steht dann am Schluß einer Traumdeutung, die sich dieses
Ziels innebleibt, nicht ein triumphierendes „hab ich dich erwischt“, nicht projektiv-
voyeuristische Häme, und auch nicht masochistisch-exhibitionistische Selbstzerfleischung,
vielmehr ein die Scham überwindendes „nichts Menschliches ist mir fremd“.
Wichtig an der Kritik Lenks ist, dass sie den kulturellen Aspekt des Träumens hervorhebt und
den Traum gegen eine Tendenz zur Privatisierung verteidigt, die dem Freudschen Denken in
der Tat innewohnt. Damit eröffnet sie den Blick auf etwas, was Freud in seinen Überlegungen
zur Traumsymbolik zu ahnen scheint: In der Traumsymbolik bringen sich Phantasmen zu
Geltung, zwingen – zensierend, präformierend – das Anarchische des Träumens immer schon
unter ihre Kontrolle. In der Traumzensur allgemein, insbesondere jedoch in der
Traumsymbolik wird deutlich, dass der Traum selbst schon, und nicht erst seine Deutung
vergesellschaftet ist.
Die Traumzensur ist bekanntlich doppelgesichtig: Indem sie verbirgt, macht sie auf das
Verborgene aufmerksam. Sie schränkt die Bewegung des Primärprozesses ein und an ihrem
4 Die Bedeutung des Terminus „Mimesis“ ist vielschichtig und wird im Rahmen der hier vorgelegten
Untersuchung nicht weiter ausgelotet werden. Ich ziehe es daher vor, im Folgenden die Morgenthalersche
Terminologie zu verwenden, die spezifischer auf das paßt, worum es hier geht.
Resultat lässt – in einer Umkehrung ins Gegenteil – sich ablesen, welche Kräfte da hemmend
einwirken. Dies gilt in besonderem Maße für die Traumsymbolik. Sie gießt das Anarchische
des Primärprozesses in phantasmatische Gebilde und macht so das Phantasma in seinem
Wirken sichtbar.
Somit rückt Lenks Kritik einen Aspekt des Träumens in den Blickpunkt, der von besonderer
Wichtigkeit ist, wenn es um Gegenübertragungsträume geht: Überschreiten diese doch ganz
ausdrücklich das je Private. Gegenübertragungsträume sind nichts Anderes als gewöhnliche
Träume – Freud etwa hat seinen Irma-Traum nicht in Bezug auf seine Gegenübertragung,
sondern als seinen privaten Traum analysiert. Gegenübertragungsträume werden jedoch aus
anderer Perspektive gelesen. Sie werden zur Erkenntnis eines Fremdpsychischen
herangezogen und damit in ihrer das je Private überschreitenden Dimension anerkannt.
Der soziale Kontext: Institutionelle Gegenübertragung
„In jedem Einzelnen muss die gesamte Gesellschaft mitsamt ihren Regeln präsent sein, damit
sie funktionieren kann, da aber jedes Individuum doppelt ist, da es an zwei Zuständen
partizipiert, da es eine Dimension mehr hat als die flächige Gesellschaft, bleibt es der ewige
Unsicherheitsfaktor. Stabile Gewohnheiten sollen dies kompensieren; und für den Ernstfall
hat man eben das zurechnungsfähige Subjekt geschaffen als Bollwerk gegen die fundamentale
Unsicherheit.“ (Lenk, S.25)
Wie ich andernorts (1989) gezeigt habe, stellen geistig Behinderte einen solchen „Ernstfall“ –
vielleicht den Ernstfall par excellence – dar. Sie sind gewissermaßen der verkörperte
Unsicherheitsfaktor; in sie wird das Unzurechnungsfähige, der Rest, der dem zweckrationalen
Kalkül sich nicht fügt, projiziert, in ihnen kann es manipuliert werden. Mit vielfachen
Veranstaltungen (den Organisatoren des „Geistig-Behindert-Werdens“; vgl. a.a.O.) ist in der
Gesellschaft dafür Sorge getragen, dass die Betroffenen sich in diese Rolle einfinden, und
dass damit zugleich das von ihnen verkörperte Unzurechnungsfähige unter Kontrolle gebracht
wird. Entscheidender Faktor bei diesem Geschehen ist das, was ich, im Anschluß an Maud
Mannoni (1982) und Mario Erdheim (1982), die gesellschaftlichen Phantasmen des Geistig-
Behindert-Werdens genannt habe.5
Phantasmen können mit Ernst Boesch (1976) definiert werden als „Bezugssysteme,
übergreifende Kategorien also, denen Einzelsituationen und Objekte wahrnehmend und
vorstellend zugeordnet werden.“ Diese Bezugssysteme sind „funktionaler Art, sie definieren
unsere Handlungspotenz gegenüber bestimmten Situationen“ (S.293) in Form von
„übergreifende(n), im Einzelnen unspezifizierte(n) Tendenzen der Bewertung und
Handlungsregulation.“ (S. 297) Dies gilt auch für die in der „Institution Geistigbehindertsein“
virulenten Phantasmen. Die Steuerung durch Phantasmen geschieht subtil und ist nicht auf
den ersten Blick ersichtlich. Auf ihrer Grundlage prägen sich spezifische Gegenübertragungen
aus, die sich als private Reaktionen und Phantasien verkleiden und die überindividuelle
Konfiguration verschleiern. Ich nenne sie die „institutionelle Gegenübertragung“.
Im psychoanalytischen Setting kann, wie wir heute wissen, die Wahrnehmung der
Gegenübertragung zum Instrument der Erkenntnis werden. Dass dies auch weit darüber
hinaus möglich ist, hat Georges Devereux in „Angst und Methode in den
Humanwissenschaften“ (1973) anhand reichhaltiger Beobachtung dargestellt. Jeder
Arbeitsgegenstand löst affektive Reaktionen aus, und es kann auch jenseits der Couch zu
entscheidenden Erkenntnissen führen, wenn diese affektiven Reaktionen reflektiert werden.
Gegenübertragung ist ebensowenig rein privater Natur wie die Zensur im Traum. Aus dem
5 Johannes Picht machte mich darauf aufmerksam, dass meine Verwendung des Subjekt-Begriffs eine Unschärfe
enthält – einerseits verwende ich ihn für das Subjekt, das einem Auflösenden, Dionysischen sein Identischsein
entgegensetzt, andererseits für das Subjekt als Individuum, das in seinem Nichtidentischen der (projektiv)
identifizierenden Gesellschaft gegenübersteht. Inwiefern diese Unschärfe sich in der Sache gründet, kann ich
hier nicht entscheiden. Weitere Überlegungen müssen sich anschließen.
Mythos des Privaten befreit und als gesellschaftlich/kulturell bestimmtes Phänomen begriffen,
kann sie zu Erkenntnissen über die Mechanismen der gesellschaftlichen Produktion des
Unbewussten führen.
Die institutionelle Gegenübertragung, die speziell in der Arbeit mit geistig Behinderten sich
Geltung verschafft, ist von den Phantasmen des „Geistigbehindertseins“ gesteuert und
unterwirft das individuelle Handeln deren Gesetzmäßigkeiten. Wie ich in „Namenlos“
dargestellt habe, sorgt die Virulenz von Phantasmen in der Betreuungsarbeit dafür, dass sich
dyadische Konfrontationen konstellieren. In solchen Beziehungskonstellationen sind
Betreuende und Betreute in einer Weise unmittelbar aufeinander fixiert, die alles Dritte
ausschließt und systematisch der Wahrnehmung entzieht. Gesten und Handlungen des
Gegenübers werden nicht mehr auf ihren Bedeutungsgehalt hin wahrgenommen, sondern
stehen zueinander in einem Reiz-Reaktions-Zirkel.
Der vorangestellte Traum nimmt die Konstellation der dyadischen Konfrontation auf und
thematisiert sie, indem er das Ausschließen des Dritten in Szene setzt. Die Träumerin
beobachtet zwei, die drüben miteinander im Bett liegen: eine – eigentlich – eindeutige
Situation; im manifesten Text jedoch ist alles Erregende, Sexuelle, aus der beobachteten
Szene ausgeblendet. Auf dem Doppelbett liegend sind zwei damit beschäftigt, sich über
alltägliche Betreuungsfragen zu unterhalten. Sie sind in indischer Manier vornehm bekleidet
und gehören offenbar einer höheren Kaste an. Die Bedeutung des Miteinander auf dem Bett
Liegens ist in diesem Geschehen ins Gegenteil umgekehrt und damit der Wahrnehmung
entzogen – es geht nicht etwa um Nacktheit, Unterleib, niedere Triebe, vielmehr um
Zugehörigkeit zur „höheren Kaste“, um Schuheputzen „oben“ auf der Straße6.
Hüben im Zimmer der Träumerin scheint das Ausgeschlossene seinen Platz zu finden: Ein
lebhaftes Treiben, ein Ein- und Ausgehen verschiedener Personen findet statt, eine
Stichflamme „entfacht aus der Ritze“, ja das Bett gerät – am Fußende – in Brand. Während
also die beiden miteinander auf dem Bett Liegenden sich auf eine desexualisierte Weise
aufeinander beziehen, verlagert sich das Sexuelle ins Abseits, ins Nebenzimmer, und versetzt
die Träumerin „in große Aufregung“.
Aber auch hier noch setzt sich die Tendenz, das Erregende auszuschließen, fort. Was
geschieht, bezieht sich wiederum ausdrücklich nicht auf diese Erregung, die doch eine
Antwort sucht. Die Beziehungslosigkeit ist auf unterschiedlichen Ebenen dargestellt – in
direkter Handlung, die so tut, als sei nichts los; als der home-trainer, ein Gerät, das zum
Löschen eines Feuers denkbar ungeeignet ist, während es zu monoton-ungerichteter
Bewegung anleitet; als das „Abwesend-“ und „Unbeteiligtsein“ von K. und E., als die
Selbstgespräche von G., schließlich als das Feuer, symbolische Darstellung sexueller
Erregung, das völlig beziehungslos zustande kommt, für dessen Entstehen niemand
verantwortlich zu sein scheint. Auch sprachlich wird diese Beziehungslosigkeit unterstrichen:
Die Träumerin übertritt hier in ihrer Traumerzählung auf bezeichnende Weise eine
grammatikalische Regel: „Plötzlich entfacht eine Stichflamme“ – das transitive Verb
„entfachen“ wird zum Intransitivum.
Bei Beachtung einer latenten, metaphorischen Bedeutungsebene lässt sich schon im ersten
Zimmer das Thema einer masturbatorischen Kanalisierung und Entschärfung von Sexuellem
erschließen. In eine Sonderstellung versetzt der manifeste Trauminhalt die Figur von P. Er
und Betreuerin K. sind die einzigen, die einen Beziehungsaspekt darstellen, indem sie
zusammen auf dem Bett liegen. P. erhält freilich, wiederum umgekehrt ins Gegenteil, eine
Anleitung zum autonom Werden durch Schuheputzen, eine Anleitung also zum „Wichsen“ –
Betreuungsarbeit als Anleitung zur Onanie. Im Zimmer der Träumerin findet das Sexuelle
direktere, symbolische Darstellungen. Auch sie stellen es phantasmatisch fest, indem sie es zu
einer beziehungslosen, rein masturbatorischen Sexualität erstarren lassen: ein hometrainer auf
6 Wobei das Schuheputzen wiederum eine niedere Dienstleistung ist, die der höheren Kaste angeboten wird.
dem Doppelbett, Fingerreiben, eine Zigarette Rauchen, „Selbstgespräche über
Unternehmungen“ im Gang, im „Vorhof“ sozusagen. Der Beziehungsaspekt kommt im
Zimmer der Träumerin als „unbeteiligtes“ Aus- und Ein zum Ausdruck, als Bewegung, die zu
nichts führt, als Flamme, die von sich aus entfacht. Es ist, als wolle der Traum grell
herausstreichen: „Es entfacht“, aber wir „haben nichts (sexuelles) miteinander.“
Die Anknüpfung an die betreuerische Realität ist hier eindeutig: Eine Anleitung zur Onanie
findet in der Arbeit mit P. tatsächlich statt.
P. ist manifest pädophil. Seine Pädophilie wird vom Team wie eine tickende Zeitbombe
erlebt. Auf Anraten der psychiatrischen Administration soll er dazu ermutigt werden, zu
onanieren, um seinen potentiell gefährlichen Trieb zu erschöpfen. Dies tut er ausgiebig –
allerdings nicht zurückgezogen in seinem Zimmer, sondern sich massiv exhibierend. Mit
erigiertem Penis präsentiert er sich nackt in der WG, lässt die Tür zu seinem Zimmer
sperrangelweit offen, wenn er onanierend auf dem Bett liegt, oder er lehnt sie nur leicht
an, um Anklopfende dann ausdrücklich zum Hereinkommen aufzufordern. Entsetzt sind
die Teammitglieder von der Haltung, die er auf dem Bett beim Onanieren einnimmt – sie
beschreiben sie als die eines hilflos mit angezogenen Beinen auf dem Rücken liegenden
Säuglings.
Der latente Traumgedanke sagt also das Gegenteil von dem, was der manifeste Traum
vorführt: Hier findet in der Tat etwas Sexuelles statt. Wenn wir die Zeitbombe P. entschärfen
sollen, müssen wir unseren Voyeurismus aktivieren, wir müssen ihn scharf beobachten. Was
wir zu sehen bekommen, erfüllt uns mit erregtem Entsetzen. Was „wir miteinander haben“, ist
diese ständige Erregung, die unter der Oberfläche der ordentlichen Betreuungsarbeit das
Team ergriffen hält. Sie ist als exhibitionistische Provokation von P. in Szene gesetzt und auf
Seiten des Teams als Abwehr voyeuristischer Geilheit kanalisiert.
In einer ersten Intervention sprach ich an dieser Stelle an, dass die Betreuenden es offenbar
als unvermeidbare Begleiterscheinung der Arbeit ansehen, ihren Unterleib anästhetisieren zu
müssen – eine Intervention, die das bisher sehr stockende Gespräch ein wenig in Fluss
bringen konnte.
Ein Pandämonium der sexuellen Festschreibungen, personifiziert in A., K., E. und G., defiliert
im Traum und präsentiert die Phantasmen, die der Stillstellung des „wir haben etwas
miteinander“ dienen:
A. war zweimal rechtskräftig wegen versuchter Vergewaltigung verurteilt, aber als leicht
geistig Behinderter wegen verminderter Zurechnungsfähigkeit zunächst in der Psychiatrie,
statt im Gefängnis untergebracht. Seither wird er, zur Drosselung und Kanalisierung
seines Triebes, einer Hormonbehandlung unterzogen. In letzter Zeit äußert er des Öfteren
und mit zunehmender Dringlichkeit das Verlangen, die Medikation absetzen zu können.
Auch verlangt er, eine Prostituierte aufsuchen zu dürfen.
K. ist schwer geistig behindert. Sie verbringt ihre Tage damit, als eine Art alternde Lolita
tänzelnd „ihre Runden zu drehen“ und „an den Fingern zu reiben“. Auffällig ist, dass ihre
Mutter K. an Besuchs-Wochenenden regelmäßig auf eine entstellende Art und Weise
kleidete und frisierte, also dafür sorgte, dass K. unattraktiv und in betonter Weise
behindert aussah.7 K.s Mutter hat sich auch wiederholt darüber beklagt, K.s wegen ihren
Mann (den Vater K.s) und dann auch ihren Partner verloren zu haben und so ihres
Lebensglückes beraubt zu sein. In vorangegangenen workshops hatte sich der Verdacht
aufgedrängt, dass die Beziehung der Mutter zu ihrem Freund gescheitert sein könnte, weil
K. ihn verführt haben bzw. von ihm mißbraucht worden sein könnte.
E. ist psychotisch, leicht geistig behindert und potentiell gewalttätig. Sie bewohnt eine
eigene kleine Wohnung im Obergeschoß, in die sie sich oft zurückzieht, und wenn man in
7 Die Arbeit des Teams hat dazu geführt, dass diese Verkleidungsaktionen, die regelmäßig zu schweren
Verstimmungszuständen bei K. geführt hatten, aufhörten.
ihr Zimmer eindringt, was die Arbeit gelegentlich erforderlich macht, kann sie mit
massiven Drohungen und körperlichen Angriffen reagieren. Einer permanenten
Übererregung sucht sie durch süchtiges Rauchen mächtig zu werden, dem die
Triebhaftigkeit deutlich anzusehen ist. Das Team ist gehalten, ihren Zigarettenkonsum
streng zu rationieren, ihr also die Ersatzbefriedigung zu versagen, was aufgrund der
latenten Gewalttätigkeit E.s, vor der alle Angst haben, nicht leicht ist.
G. gehört wie K. zu den schwerer geistig behinderten Bewohnern der Gruppe. Er spricht
wenige Sätze, und zwar mit der aufreizend hohen Stimme eines Kastraten. Seine üblichen
Selbstgespräche drehen sich immer wieder um seinen Penis, den er „die Pfeife“ nennt:
„Du sollst die Pfeife nicht anfassen!....“ Er hat in unseren Supervisionssitzungen nie einen
eigenen Raum erhalten, weil er eben „keine Probleme macht“ (wobei es dem Team
durchaus bewusst ist, dass genau dies sein Problem ist). Und so bleibt er auch im Traum
„außen vor“.
Wir können aus diesen Darstellungen, geradezu grotesk überzeichnet, Phantasmen der
männlichen und der weiblichen Sexualität herauslesen: Hie der vergewaltigende Mann, dort
„dumm-fickt-gut“, die alternde Lolita, hie die männermordende Mänade, dort der verblödete
Kastrat: Dämonisierung des Sexuellen vs. Sexuelle Dummheit und „Unschuld“, jeweils in
männlicher und weiblicher Version. Die Frage, warum sich die realen Personen zu solchen
karikierenden Überzeichnungen tatsächlich anbieten, kann hier nicht verfolgt werden. Unsere
Frage geht dahin, zu ergründen, was der Traum uns über das „wir haben etwas miteinander“
noch weiter mitteilen kann.
Urszene
Das manifeste Geschehen im Traum zeichnet die situative Struktur einer Urszene nach.
Entsprechend finden sich auch im assoziativen Material, das den Traumbericht begleitet,
situative Aspekte eines Urszenengeschehens. Vor dem Traumbericht waren im workshop
zwei weitere Konstellationen des Urszenen-Themas berichtet worden, die sich als
Assoziationen auf den Traum beziehen lassen:
Die Situation einer Bewohnerin wurde als ein klaglos ertragenes Abgeschoben- und
Ausgeschlossenwerden beschrieben. Die Eltern der jungen Frau leben seit Langem
getrennt. Zu ihrem Vater hat sie nur Kontakt, weil sie ihn von sich aus anruft, und er ist
immer, deutlich schuldbewusst und zugleich ungeduldig, bemüht, das Telefonat schnell
hinter sich zu bringen; die Mutter holt sie gelegentlich zu Unternehmungen ab, aber auch
hier entsteht das Gefühl, dass weniger wirkliche Affektion, als irgendein Pflichtgefühl
dazu den Anlass gibt. Anläßlich ihres jüngsten Anrufes beim Vater fragte dieser die junge
Frau, ob sie eigentlich wisse, dass ihre Mutter demnächst neu heiraten werde. Sie wußte es
in der Tat nicht; als sie die Mutter darauf ansprach, erfuhr sie, dass sie zu dieser Hochzeit
ausdrücklich nicht eingeladen sei. Auf diese Zumutungen reagierte die junge Frau nicht
etwa mit Empörung; vielmehr nahm sie des Vaters Methode, seine Schuldgefühle auf die
Mutter abzuschieben; nahm sie insbesondere den Ausschluss von Mutters Hochzeit
klaglos hin mit der Erklärung: Die Mutter habe recht, sie werde von diesem Fest ja
„sowieso nichts haben“. Die von den Eltern betriebene Delegation von Schuldgefühlen –
der Vater „entschuldigt“ sein Desinteresse, indem er die Mutter vorschiebt, die Mutter
„entschuldigt“ ihr Abschieben der Tochter mit deren „naturgemäßer“ Unfähigkeit, eine
solche festliche Situation zu begreifen – wird von der Betreuerin K., die in einem
Rollenspiel während des workshops die Rolle der jungen Frau übernommen hat,
beschrieben als das Empfinden: „Alle putzen sich an mir die Schuldgefühle ab“.
Es wurde die Möglichkeit der Beziehungen der Bewohner untereinander thematisiert.
Dabei kam zur Sprache, dass sich in der WG eine Paarbildung ergeben hat. Zwei schwer
geistig behinderte WG-Bewohner sind ein Liebespaar geworden. Ich selbst hatte sie am
Vortag erlebt, wie sie beieinander saßen, miteinander in eigenartige, von mir als zärtlich-
lustvoll empfundene Tändeleien vertieft. Ich war erfreut und beeindruckt, weil ich den
Eindruck hatte, dass hier die gute Arbeit des Teams Früchte trug, indem sie etwas so
Schönes ermöglichte. Es stellte sich freilich heraus, dass diese Beziehung ganz anders
wahrgenommen wurde: Das Team war von Sorge erfüllt. Die Frage wurde gestellt, ob der
Mann des Paares nicht übergriffig sei, ob er seiner Freundin nicht weh tue, wenn er ihr mit
der flachen Hand auf Bauch oder Brust schlage. Sie wehre sich doch ohnehin nie, und
man wisse nie so genau, was ihr recht sei und was nicht. Es wurde berichtet, dass die Frau
des Paares einmal von den Nasenstübern, die für beide miteinander offenbar ein Substitut
fürs Küssen darstellen, Nasenbluten bekommen habe. Sie sei blutüberströmt gewesen,
zum großen Schrecken der anwesenden Betreuerin, die hätte eingreifen müssen.8 Es steht
die Frage unausgesprochen im Raum, ob man nicht nachts dafür sorgen müsse, dass die
Frau vor des Mannes Übergriffen geschützt sei.
Diese beiden Szenen – sie werden hier nicht in ihren je eigenen Implikationen verfolgt – sind
als Assoziationen im Kontext der Traumerzählung bedeutungsvoll, denn sie verweisen auf
einen Zusammenhang zwischen geistiger Behinderung und Urszene, der die Inhalte des
Traumes zentral bestimmt.
Wie ich in „Versuch über das Okkulte“ (2001) dargestellt habe, ist die Verarbeitung der
Urszene wesentliches Moment der Subjektkonstituierung. Die Urszenensituation besteht
darin, dass ein erregtes Geschehen meist zwischen zwei Beteiligten beobachtet (oder
phantasiert) wird, an welchem der/die Beobachtende in bestimmter Weise teilhat. Die
Verarbeitung der damit verbundenen Erregungen wird zur wesentlichen Grundlegung des
sekundärprozessgebundenen Denkens.
Diese Verarbeitung fällt je kulturell unterschiedlich aus9. In der für unsere Kultur typischen
Verarbeitungsweise wird der Sekundärprozess und mit ihm das Denken in der Subjekt-
Objekt-Trennung eingerichtet. Die beobachtende Teilhabe des Kindes an der elterlichen
Urszene wird als Situation des Ausgeschlossenseins verarbeitet. Inzestverbot und
Kastrationsdrohung spielen dabei eine wesentliche Rolle, insofern eine identifikatorische
Teilhabe als Inzestvergehen interpretiert und vermittels der Kastrationsdrohung ein Ertragen
des Ausgeschlossenseins erzwungen wird. Das Destruktive der Drohung hinterlässt im
Resultat der Verarbeitung deutliche Spuren.
Typischerweise wird aus einem (masturbatorisch umgesetzten) „ich-kann-allein“ auf
metaphorischer Ebene die „dritte Position“ – und zwar als eine Position des „Ich-denke“.
Dieses „Ich-denke“ findet nun, metaphorisch übersetzt, den Weg zurück, insofern es sich
selbst aus der Ausgeschlossenheit heraus identifikatorisch als Subjekt der Urszene bestimmt,
das Gegenüber als das Objekt, über welches es als Subjekt der Urszene qua Prädikat verfügt.
Vermittels säuberlicher grammatikalischer Trennung wird so das Ekstatische dingfest
gemacht, wird identifikatorisch die Subjektrolle als aktives Bestimmen, und davon durch
einen Hiatus getrennt die Objektrolle als passives Bestimmtsein festgeschrieben. Dergestalt
begründet sich die von Morgenthaler benannte, im Sekundärprozess festgelegte Sexualität,
begründet sich das „zurechnungsfähige“ „autonome Subjekt“, auf das Lenk im
Zusammenhang ihrer Kritik an Freuds Methode der Traumdeutung rekurriert.
Unter der Herrschaft dieser kulturtypischen Verarbeitungsform des Urszenenerlebens ist das
Ekstatische in seiner grenzauflösenden Macht tendenziell nur noch als Verfügungsgewalt des
Subjekts über das Objekt denkbar – zugespitzt zur Gewalt eines (i.d.R. männlichen) Täter-
8 Dies liest sich als Verschiebung von unten nach oben: eine Entjungferungsphantasie. Der
Verschiebungsmechanismus und die Thematik unten-oben können in der hier vorgestellten Deutung nur
beiläufig thematisiert werden. 9 In meinen in 2001 angestellten Überlegungen habe ich die Kulturspezifität der dort beschriebenen
Verarbeitungsform noch nicht hinreichend deutlich gemacht. Der hier gegebene Zusammenhang ermöglicht es
mir, dies nachzuholen.
Subjekts über sein (weibliches) Opfer-Objekt. Exemplarisch dafür sind die Phantasien,
welche von der Liebesbeziehung der beiden schwer geistig behinderten WG-Bewohner im
Team angeregt werden.
Die Figur des „autonomen Subjekts“ begründet mit ihrem Identitätszwang eine Figur des
Ausschließens: Alles, was sich den Zwängen der Zurechnungsfähigkeit, des mit sich
identischen Subjekts, nicht fügt, wird als Abweichung, Perversion, Minderwertigkeit
gekennzeichnet und in entsprechend zugerichtete Objekte projiziert. In Gestalt der Verfügung
über diese Objekte kann es dem Identitätszwang doch noch unterworfen werden.
Der hier vorgestellte Traum bietet sich ausdrücklich an, im Lichte der Problematik des
„autonomen Subjekts“ gelesen zu werden. In mancherlei Hinsicht ist darin dessen
Identitätszwang und die dazugehörige Ausschlussfigur thematisiert. Deren Grundlegung ist
darin in der für unsere Kultur spezifischen Verarbeitung des Urszenen-Erlebens schon vom
manifesten Text dargestellt: Die Träumerin beobachtet vom Nebenzimmer, wie K., mit P. auf
dem Doppelbett liegend, diesem erläutert, wie er „für sich selbst sorgen“, also sozusagen
„autonomes Subjekt“ werden solle.
Insofern Subjekt-Autonomie in intellektueller Verfügung über das Objekt gründet, sind
diejenigen, denen eine intellektuelle Potenz weniger oder gar nicht zu Verfügung steht, per se
ausgeschlossen, sind sie Projektionsobjekte par excellence für das Ausgeschlossene. Der
Traum führt vor, in welcher Weise die Projektionen durch Phantasmen kanalisiert werden,
indem er im bzw. vor dem Zimmer der Träumerin die allegorischen Gestalten von A. dem
Vergewaltiger, K. der Lolita, E. der Mänade und G. dem Kastraten defilieren lässt. Der
Zusammenhang von Dummheit und Kastration wird schon von Karl Landauer (1929) als eine
phantasmatische Konfiguration beschrieben, und der Traum streicht auch die Gegenposition
des „harmlos Dummen“, das Phantasma vom unkontrollierbar monströsen, dämonisch
Sexuellen, heraus. Der Satz „alle putzen sich an mir die Schuldgefühle ab“, der von K. in der
Rolle der Bewohnerin, die sie während des workshops in einem Rollenspiel angenommen
hatte, ausgesprochen wird, fasst diese Projektionsfigur in ihrer Doppelgesichtigkeit
zusammen: „Ich bin Fußabtreter für alles Monströse, Dämonisch-Sexuelle, von dem ich doch,
dumm und kastriert wie ich bin, gar nichts weiß.“
Der in P. verkörperte Traumgedanke lässt sich auf vielschichtige Weise interpretieren.
Zunächst steht das Pädophile für ein totalitäres Verfügen über das Sexualobjekt (das zugleich
der Identifikation dient). Im Traum ist es doppelt angedeutet: zum Einen in Gestalt von P.
selbst, zum Andern jedoch auch in der Situation von K. und P. auf dem Doppelbett. Ein realer
sexueller Akt zwischen Betreuerin und Betreutem würde wohl einer quasi-inzestuösen
Ausnutzung von Abhängigkeit gleichkommen, phantasmatisch ausgedrückt einer „Unzucht
mit Abhängigen“. Aber auch die im Traum von P. repräsentierten perversen
Interaktionsformen von Exhibitionismus und Voyeurismus werden – wie wir bereits weiter
oben erkannten – der Petrifizierung des Subjekt-Objekt-Verhältnisses dienstbar gemacht,
insofern sie zur sexualisierenden Selbstvergewisserung bzw. zur projektiv identifizierenden
Häme verwendet werden.
Von Bedeutung ist auch noch eine Doppeldeutigkeit in der Anweisung, die P. von K. erhält:
P. soll „wichsen“, bzw. er soll „oben auf der Straße“ Schuhe putzen, also „niedere Dienste“
anbieten. Damit wird angedeutet, dass das „Wichsen“ auch in der Phantasie der BetreuerInnen
eben doch nicht nur einsames Tun P.s ist – dass es eine erregende Wirkung hat, dass es auf
die „Schuhe“ (die für das weibliche Genital stehen können) einwirkt. Auch wird darin noch
einmal die Hierarchie von oben und unten betont, die das Subjekt-Objekt-Verhältnis
bestimmt.
Vom manifesten und latenten Gehalt des Traumes wird uns also ein Kompendium der
Techniken vorgestellt, die geeignet sind, der in der Betreuungsarbeit bedrohlich virulenten
Bewegung des Sexuellen ein Triebwerk der Sexualität aufzuzwingen. Aufgeführt wird die
Entkopplung des Sexuellen aus einem Beziehungsgeschehen – als hometrainer, als „wichsen“;
bzw. als Stillstellung – als hormonelle Behandlung, als Dummstellen. Aufgeführt wird die
sexualisierende Selbstvergewisserung im hämisch-projektiven Voyeurismus; ebenfalls
aufgeführt wird der Exhibitionismus, der latent von den Forderungen zur Qualitätssicherung
geschürt wird, als sich präsentierendes Bestehen.
Das Endergebnis all dieser Maßnahmen zur Kanalisierung und Einbetonierung der
grenzauflösenden Tendenzen des Sexuellen führt uns der manifeste Traum mit dem Paar K.
und P. vor: Vornehm gekleidet auf dem Doppelbett liegend führen sie eine ihres ekstatischen
Momentums beraubte, geradezu bürokratisch wohlgeordnete, eine „qualitätsgesicherte“
Urszene auf.
„Auspacken“: Zwei Frauenzimmer
Die Träumerin ist in einem fremden Haus in einer fremden Gegend am Auspacken: Mit
diesem Beginn verweist der Traum auf den Übertragungsaspekt im Rahmen der
supervisorischen Arbeit. Nicht allerdings die Träumerin, sondern ich bin gereist, ich komme
aus der Fremde, und zwar nicht in Urlaub, sondern um mit dem Team zu arbeiten – eine
Umkehrung ins Gegenteil, die sich im Traum mehrfach wiederholt.
Das Thema „Sehen und Gesehenwerden“, das im manifesten Traum eine so zentrale Rolle
spielt, verweist ebenfalls auf die Übertragungsbeziehung: Die Aufforderung, einen Traum
öffentlich zu machen und sich darin zu zeigen, kann grundsätzlich als ein voyeuristisches
Verlangen und Verführung zum Exhibitionismus erlebt werden. In diesem Sinn verstand ich
die anfängliche Verneinung von Seiten der Supervisionsgruppe auf meine Anfrage nach ihren
Gegenübertragungsträumen. Es sprach sich darin die Befürchtung aus, sich zu entblößen,
„auszupacken“, d.h. das Fremdartige, das verwirrend Ungeregelte der täglichen
Betreuungsarbeit öffentlich zu machen und sich damit meiner voyeuristischen Häme
auszuliefern. Durch die Mitteilung ihres Traumes im Rahmen unseres Workshops kehrt die
Träumerin diese Verneinung ins Gegenteil. Sie begibt sich damit allerdings in eine prekäre
Situation:
Die Träumerin W. muß als Leiterin der Wohngruppe die oft ungeliebten administrativen
Vorgaben und „Qualitätssicherungs“-Maßnahmen im Team durchsetzen, wie immer auch
kritisch sie selbst zu ihnen steht. Die Wertschätzung der Gruppe für ihre Arbeit ist daher
durchsetzt von Ressentiments, die das Administrative ihrer Arbeit betreffen. Damit
bedeutet es für sie einen besonderen Aufwand an Mut, sich hier mit ihrem Traum zu
präsentieren.
Das allgegenwärtige „Qualitätsmanagement“ ist darauf ausgerichtet, das
Unzurechnungsfähige, das verkörperte Ausgeschlossene, so zu verwalten, dass es diesen
Verwaltungsakt dokumentieren, nachweisen, exhibieren kann. Damit wird das Augenmerk
von der Not der verkörperten Unzurechnungsfähigkeiten verschoben auf die potente
Verwaltungsarbeit. Zu diesem Zweck wird eine Umkehrung ins Gegenteil veranstaltet: vom
intensiven Verwickeltsein in leibliche Not zum sauberen Katalogisieren und Präsentieren. So
wird ein seines sexuellen Ursprungs entkleideter Exhibitionismus gefördert, wird die
Schaulust der Betreuenden instrumentalisiert.
W. läuft mit ihrem Traumbericht Gefahr, sich bloßzustellen als eine, die an genau den
Normen scheitert, für die sie einstehen soll. Es paßt dazu, dass vielfache Hinweise auf
Verbrechen und Komplizenschaft den Traum durchziehen. Auspacken – metaphorisch
verstanden heißt dies: Sie will ein Geständnis machen und Verrat begehen. Im manifesten
Traum treten A. – manifest eines versuchten Verbrechens überführt – und P. – besessen von
potentiell verbrecherischer Begierde – auf. Es brennt. Die Träumerin bekommt nicht „kalte
Füße“, vielmehr in der Umkehrung ein brennendes Fußende: Etwas wird ihr zu heiß. Es geht
um eine Mit-Schuld, um eine gefährliche Komplizenschaft.
Nun tritt auch die Kollegin der Träumerin, die im ersten Zimmer mit P. auf dem Doppelbett
liegt, nicht von Ungefähr im Traum auf:
K., die Betreuerin, ist eine enge Freundin der Träumerin. Beide sind mit den
administrativen Zwängen sehr unzufrieden, und aktuell träumen sie miteinander davon,
einmal eine alternative WG gründen zu können, in denen das menschliche Miteinander
und Beziehungsarbeit im Mittelpunkt stehen.
Mit K.s Vorkommen im Traum werden also zunächst die bewussten Wünsche thematisiert,
welche die Träumerin zur Zeit ihres Träumens bewegten: Wünsche, den Alltag des
Durchsetzens ungeliebter administrativer Vorgaben und des Festschreibens der Hierarchien
und Verfügungsgewalten zu verlassen. Das Reiseziel Indien kann für Phantasien von flower
power stehen, für Wünsche, auszubrechen aus den Zwängen der Zweckrationalität, für
Sehnsucht nach ekstatischer Aufhebung von Grenzen.
Die vielfachen Anspielungen auf Verbrecherisches und Komplizentum im Traum zeigen, dass
dieser phantasierte Aufbruch ins idealisierte Fremde mit Ängsten und Schuldgefühlen
verbunden ist. Eine Art Urszene konstelliert sich auch im Rahmen des Übertragungsgesche-
hens im Workshop, in dessen Verlauf der Traum berichtet wird. Während der Entfaltung der
latenten Traumgedanken durch die Gruppe, die den Traum bereitwilligst als einen
gemeinsamen adoptiert, traut nämlich die Träumerin sich schließlich, eine Begebenheit zu
erzählen und mich und die Gruppe zu deren Zeugen zu machen, die sich leicht als der
auslösende Tagesrest des Traumes zu erkennen gibt.
W. erzählt, wie sie – ausnahmsweise, insofern das nicht zu ihren Aufgaben als WG-
Leiterin gehört, aber aus der Not des Personalmangels sich häufig genug ergibt – die
Aufgabe übernahm, C., eine ältere, sehr gebrechliche und taubstumme WG-Bewohnerin,
zu baden. C. genießt das Gewaschenwerden sehr. Als W. ihre Scheide wäscht, wölbt sie
ihr in plötzlich aufwallender Lust den Unterleib entgegen. Ein tiefer Schreck durchfährt
W., und in großer Scham und voller Schuldgefühle bricht sie die Situation ab.
Dies ist das Ausgepackte. Hier erfahren wir von dem Vorbild der Stichflamme, die „aus der
Ritze“ plötzlich aufsteigt und wieder verschwindet. Diese Urszene zwischen der Träumerin
und der taubstummen Bewohnerin ist alles andere als ein vornehm-verhaltenes
Beieinanderliegen zweier Mitglieder einer „höheren Kaste“. Ein ekstatisches Miteinander, das
plötzlich für einen Moment „entfacht“ – mündet nicht in eine in ekstatischer Verschmelzung
erlebte Lust, vielmehr in angstvolle Erstarrung und schwere Schuldgefühle bei W. – die
Stichflamme „verschwindet wieder“. C.s Lust muss versiegen.
Die Träumerin benützt ihren Traum und das sich daran anschließende Gruppengespräch, um
im Schutze meiner Gruppenleitung „auszupacken“. Sie braucht diesen Schutz, denn die
Gruppe kann, bei aller ihr eigenen Solidarität, nicht umhin, mit verhaltener Häme das
Ausgleiten derjenigen zur Kenntnis zu nehmen, die für das Administrative zuständig ist und
also im „höheren Dienst“ steht. Die Übertragungen der Gruppe auf sie enthalten eben auch
Befürchtungen, mit ihren „niederen Diensten“ nicht der administrativen Qualitätskontrolle
standhalten zu können, und so bietet die Umkehrung der Situation eine Gelegenheit, sich zu
rächen. Das, was W. zu berichten hat, ist Arbeit, die niemand sehen soll, die, wenn es im
Sinne des Qualitätsmanagements geht, in der Heimlichkeit der intimen Situation verborgen
bleiben soll. Alle im Team kennen solche Situationen – und hier ist es derjenigen passiert,
deren offizielle Zuständigkeit es ist, dafür zu sorgen, dass das, was alle am meisten belastet,
zur Arbeit wird, die man nicht sieht.
Wäre das Team weniger solidarisch, und weniger geübt im psychoanalytischen Reflektieren
gewesen, hätte es an dieser Stelle leicht zu einer dyadischen Konfrontation innerhalb des
workshops kommen können. Stattdessen konnte es gelingen, eine dyadische Konfrontation,
die das Team in seiner Arbeit in ihren Zwingen hielt, sichtbar zu machen, sie zu hinterfragen
und tendenziell aufzulösen. Die Einsicht „....und bin nun selbst der Sünde bloß“ war möglich,
ohne dass W. gerichtet wurde.
Die Interaktion zwischen W. und C. kann als ein Paradigma für das genommen werden, was
als das Damoklesschwert „Unzucht mit Abhängigen“ unausgesprochen über aller
Betreuungsarbeit hängt. Die ständig zu überschreitende Intimitätsschranke führt zu sexuellen
Erregungen auf beiden Seiten, und in dem geschilderten Moment bricht sich diese Erregung
Bahn. Einen Moment lang sind W. und C. in einem ekstatischen Miteinander verbunden; dann
aber greift sofort das Phantasma: W. erstarrt in Schuldgefühl. Sie reagiert, als sei sie als
Komplizin eines Verbrechens entlarvt, bloßgestellt als diejenige, die „Schuhe putzt“, die
„niedere Dienste“ auf der Straße (dem potentiell öffentlichen Raum der Betreuungsarbeit)
anbietet; als müsse sie befürchten, dass nun alle an ihr sich die „Schuldgefühle abputzen“
werden. Die Erregung und Lust C.s kann sie nicht als das zulassen, was sie sind: Sexuelles
Entzücken einer älteren Frau; sie werden ihr vielmehr unmittelbar zum Zeichen einer
untragbaren Schuld, und lösen so den phantasmen-gesteuerten Reiz-Reaktions-Kreis aus:
Sexuelle Erregung führt zu Erstarrung und Anästhetisierung des Unterleibs.
Im Workshop konnte das „Auspacken“ von einem Schuldeingeständnis gewendet werden in
eine Frage: „Was ist falsch daran, C. Lust zu bereiten?“ Als ich diese rhetorisch klingende
Frage formulierte, machte ich zugleich deutlich, dass ich darauf keine Antwort wisse. Es gibt
darauf keine Antwort; kein Rezept für richtiges Handeln in einer solchen Situation. Die
Arbeit, die man nicht sieht, besteht darin, solche Ungewissheit zu ertragen und darauf zu
verzichten, für solche Situationen qualitätssichernde Vorschriften zu besitzen.
Betreuungsarbeit als Ensemblespiel
Was ist falsch daran, C. Lust zu bereiten? Nichts, wäre die spontane Antwort. Was aber
können wir uns als Realisierung einer nicht-abwehrenden Haltung vorstellen? Was würde aus
der Angewiesenheit C.s auf die körperliche Pflege werden? Wie hätte W. die Situation
verarbeiten können? Hätte das Geschehen überhaupt eine Begegnung werden können, an der
zwei mit ihrer je eigenen Lust teilhaben?
So sicher, wie es nicht angemessen ist, ob einer solchen Situation in Schreckstarre zu
verfallen, so sicher ist auch, dass eine einfache Umkehrung ins Gegenteil ebenso falsch wäre.
Das Thema „Unzucht mit Abhängigen“ ist nicht per Dekret aus der Welt zu schaffen. Und
doch: Auch auf allgemeinerer Ebene kann und muss gefragt werden, was falsch daran ist,
Menschen, die auf uns angewiesen sind, gleichwohl in ihrer Sinnlichkeit wahrzunehmen und
sich daran zu freuen, auf diese Sinnlichkeit also mit der eigenen zu antworten; muss gefragt
werden können, ob masturbatorische Tätigkeit nicht auch in einer Beziehung lustvoll erlebt
werden könnte, dergestalt, dass zwischen P. und dem Team ein lustvoller Austausch von
Zeigen und Schauen denkbar wäre, in welcher er sich in seiner Männlichkeit und Potenz
bestätigt und bewundert erleben könnte, während das Team sich daran erfreute.
Durch die Maßnahmen zur Qualitätssicherung wird die Trennung zwischen denjenigen, die
sie auszuführen haben, und denjenigen, die deren Objekt sind – eine Trennung, die tendenziell
in der Betreuungsarbeit immer schon bestand – zugespitzt. Ein latenter Voyeurismus: der
kontrollierende Blick, und Exhibitionismus: das Präsentieren der qualitätsgesicherten Arbeit,
wird in den Dienst der Subjekt-Objekt-Hierarchie genommen und kann daher nicht mehr für
spielerische Interaktionen zur Verfügung stehen. Damit werden auf latenter Ebene
Phantasmen festgeschrieben: das von „niederen Diensten“ und „käuflicher Liebe“, und mehr
noch das der „Unzucht mit Abhängigen“: Die Erregungen, die von der täglichen Arbeit
ausgehen, müssen angesichts einer „unbeteiligten“ Welt „selbst gelöscht“, müssen durch
Anästhetisierung des Unterleibs von der bewussten Wahrnehmung ferngehalten werden.
Unbewusst werden sie dann zwar noch immer registriert, können aber nur noch
phantasmatisch verbucht werden. Auf diese Weise putzt eine ganze Kultur sich hier „die
Schuldgefühle ab“.
Unser Traum kehrt diesen Prozess um. Seine manifeste Aussage „wir haben nichts
miteinander“ verweist in der Umkehrung ins Gegenteil auf den latenten Sinn: doch, wir haben
etwas miteinander, und dieses etwas macht „alles naß und füllt unsere Koffer mit Wasser“.
Dieses, trotz aller traurig-enttäuschter Konnotationen, wunderschöne Bild von weiblich-
verschwenderischer Sinnlichkeit, mit dem der Traum abschließt, liest sich wie eine Utopie.
Eine solche Utopie für die Betreuungsarbeit habe ich in (2006) als „zwangloses Miteinander
im Ensemblespiel“ beschrieben – in Absetzung von der Formulierung „zwangloses
Miteinander des Selbst“, die von Whitebook (2003) vorgeschlagen und zu recht wieder
zurückgenommen wurde. Für das Zustandekommen und Gelingen solchen Ensemblespiels ist
es unerläßlich, dass die Angewiesenheit auf Betreuung nicht mit familialer Abhängigkeit
verwechselt, und also als inzestuöse Gefahr phantasiert wird, denn damit wird das
kulturtypische Urszenenkonstrukt mit seiner Ausschlussfigur auf den Plan gerufen, wird die
Subjekt-Objekt-Hierarchie festgeschrieben und jede Möglichkeit, sich auf das Gegenüber in
seiner Fremdheit und Andersheit einzulassen, abgeschnitten.10 Im Ensemblespiel sind alle auf
unterschiedliche Weise aufeinander angewiesen und zugleich eigenständig; ist die
Bereitschaft aller Beteiligten angesprochen, sich auf die Besonderheit und Fremdheit der
Mitspielenden einzulassen. Dabei kommt es auch darauf an, die je eigenen Möglichkeiten des
Sich Einlassens und Mitspielens aufzunehmen. Die Betreuungsarbeit ist und bleibt
asymmetrisch: Es geht darum, sich den vielfach beschädigten und geschwächten subjektiven
Impulsen der Betreuten zur Verfügung zu stellen – etwa wie in einem Orchesterlied der
riesige Orchesterapparat sich der menschlichen Stimme, die gegen die entfesselte
Klanggewalt von sich aus keine Chance hätte, zur Verfügung stellt und sie trägt, damit sie,
was nur sie kann, etwas zur Sprache bringt.11
Qualitätsmanagment mit seinem Focus auf das Planbare engt den Raum für solches
Ensemblespiel systematisch auf ein Minimum ein. Hier zählt das, womit gerechnet werden
kann – und das ist zuallererst der dingfest zu machende Defekt der Betreuungsobjekte.
Betreuungsarbeit als Ensemblespiel kann nicht geplant und kann nicht sichtbar gemacht
werden, weil dieses Spiel ständig im Fluss ist, weil es keine festen Bestimmungen gibt, weil
immer nur aus dem Moment entschieden werden kann.
Das Wort „fremd“ zweimal im ersten Satz der Traumerzählung, die Reise ins ferne Indien, die
Betonung der Zweizahl, der Koffer voller Wasser: all dies sind Signaturen der Utopie im
Traum. Der Traum sagt gleichsam: Hier sind wir zwei (zwei gleiche – wie die
Namensschwestern K./Betreuerin und K./Bewohnerin vom Traum zu Gleichen gemacht
werden) und haben etwas miteinander, und in Utopia wäre das, was wir miteinander haben,
wunderschön. Aber wir sind nicht in Utopia, sondern im Land der dyadischen
Konfrontationen, im Land des Kastensystems der Subjekt-Objekt-Hierarchie und des
ausgeschlossenen Dritten. Es muss also das Dritte zu uns reisen: Diejenige, die mit ihrer
Schaulust und Neugierde auf die Urszene der Betreuungssituation die Zeigelust der
Träumenden angeregt hat, möge kommen und diese Urszene – das, was man an der Arbeit
nicht sehen soll – bezeugen: Voyeurismus, aus der dyadischen Konfrontation gewendet in die
dritte Position des Bezeugens; Exhibitionismus, gewendet in Überwindung der Scham und
Anerkennung des eigenen Ausgleitens.
Epilog
Dieser Nachtrag entstand erst nach einer Pause, genauer: nach einem Verstummen. Zunächst
war, mit den abschließenden Sätzen des vorigen Abschnittes, mein denkerischer Impuls
plötzlich versiegt. Zwar wußte ich, dass ich den Aufsatz nicht mit solch plakativen
Wendungen enden lassen und dass ich die Übertragungssituation, in der der Traum von mir
induziert und von der Träumerin stellvertretend für die Gruppe mir präsentiert wurde, nicht
10 Vgl. dazu meine Ausführungen in Niedecken, Lauschmann, Pötzl 2003 11 dass dies nicht heißen muss: sich unterordnen, sich opfern, zeigt eine von M. Pötzl (2003, W.60) berichtete
Szene
derart en passant abfertigen wollte. Alle Bemühungen jedoch, mir abschließende Reflexionen
einfallen zu lassen, gerieten verkrampft und wirkten aufgesetzt.
Erst nachdem ich den Aufsatz in einer Arbeitsgruppe12 vorgestellt hatte, konnte mir deutlich
werden, dass dieses Versiegen meiner Gedanken einer Reinszenierung entsprach: Was ich
beschrieben hatte, hatte sich eben auch ereignet – was der Träumerin mit C. passiert war, war
mir, auf metaphorischer Ebene, mit der Träumerin und dem Team geschehen. Ich hatte die
Träumerin sozusagen aufs Glatteis geführt und zum Ausgleiten gebracht, indem ich sie und
das Team dazu anregte, mir Träume mitzuteilen, und die Mitteilung dieses Traumes, in
Zusammenhang mit der sehr offenen Diskussion im Team, erlebte ich, als wölbte sich mir da
ein Unterleib entgegen. Für meine subtile Verführung fühlte ich mich ähnlich schuldig,
ähnlich angreifbar wie W. in der Situation mit C. Gerne hätte ich diese Vorgeschichte
ausgespart.
Noch eine andere grammatikalische Eigentümlichkeit des Traumes wiederholte sich beim
Schreiben13. Der Tempuswechsel, den die Träumerin unternimmt, als sie vom Bericht im
Präsens über ein Geschehen übergeht zur eigenen Stellungnahme „ich wunderte mich und war
verwirrt“, läßt einen Bruch in der Gesamterzählung entstehen; ein entsprechender Bruch
ergab sich hier im Text an der Stelle, an der ich von meinem deutenden Eingriff über die
Anästhetisierung des Unterleibs berichte. So wie die Träumerin durch die unvermittelt
verwendete Vergangenheitsform sich zum Geschehen im Traum in Distanz setzt, so setze ich
mich mit dem Wechsel zwischen historischem Präsenz und Imperfekt zum Geschehen im
Workshop schreibend in Distanz, und zwar an genau der Stelle, als es um mein Beteiligtsein
am Gruppengespräch geht. Es ergibt sich eine formale Inkonsistenz in der Diktion, die sich im
Zusammenhang aufdrängt, und die durch das Absetzen nur notdürftig abgemildert wird. Auch
ich sage schreibend quasi „es entfacht“, aber „wir haben nichts miteinander“.
Der Traum mit all seinen Implikationen war wie eine „Flamme, die entfacht“, für deren
Entfacht-Sein Verantwortung zu übernehmen mir schwer wurde. Mein Verstummen entsprach
dem Erstarren W.s angesichts dessen, was sie in C. ausgelöst hatte; entsprach zugleich dem
Versiegen der Lust C.s angesichts der Schreckstarre ihrer Betreuerin.
Den von Phantasmen beherrschten Mechanismen des Geistig-Behindert-Seins und den Folgen
der Subjekt-Objekt-Trennung, die ihnen zugrunde liegen, ist nicht zu entrinnen. Das macht
diese Reinszenierung, die sich noch im Schreibvorgang ereignete, deutlich. Einen anderen
Weg als den, den die Träumerin mit ihrem Traumbericht beschreitet, gibt es nicht. Es gilt,
sich der Scham zu stellen.
Literatur
Adorno, Theodor W. (1970): Ästhetische Theorie, GS Bd. 7 Suhrkamp, Frankfurt
Boesch, Ernst E.: Psychopathologie des Alltags. Zur Ökopsychologie des Handelns und seiner
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Devereux, Georges (1967): Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften, Hanser,
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Erdheim, Mario: Die gesellschaftliche Produktion von Unbewusstheit. Eine Einführung in den
ethnopsychoanalytischen Prozess, Suhrkamp Frankfurt 1982
12 Den Mitgliedern der Kultur-AG (Arbeitsgemeinschaft Psychoanalyse und Kulturtheorie des Instituts für
Musiktherapie, Musikhochschule Hamburg) danke ich vielmals für ihre hilfreiche Diskussion meines Referats. 13 In einem Gespräch mit dem Komponisten Hauke Berheide, in welchem er die Lektüre dieses Aufsatzes zum
Anlaß nahm, um über Ähnlichkeiten von Traumarbeit und Komponieren nachzudenken, wurde ich auf diese
formale Entsprechung aufmerksam.
Freud, Sigmund: Traumdeutung GW Bd. II, III,
ders.: Vorlesungen zur Einführung in der Psychoanalyse, GW Bd. XI
ders.: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, GW Bd. XV
Hall, Calvin (1964): Slang and Dream Symbols. Psychoanalytic Review 51A: (1) 38-48
Landauer, Karl (1929): Zur psychosexuellen Genese der Dummheit, Nachdruck in:
Psychoanalyse im Exil, Stephan Broser, Gerda Pagel Hrg., Königshausen und Neumann,
Würzburg 1987
Lenk, Elisabeth: Die unbewusste Gesellschaft. Über die mimetische Grundstruktur in der
Literatur und im Traum, Matthes und Seitz, München 1983
Mannoni, Maud (1964): Das zurückgebliebene Kind und seine Mutter, Olten, Syndikat-
Verlag 1982
Morgenthaler, Fritz: Der Traum. Fragmente zur Theorie und Technik der Traumdeutung,
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Niedecken, Dietmut (1989): Namenlos. Geistig Behinderte verstehen, Weinheim, Beltz 20034.
diess.: Versuch über das Okkulte. Eine psychoanalytische Studie. Tübingen, edition diskord
2001
diess.: zusammen mit Irene Lauschmann and Marlies Pötzl): Psychoanalytische Reflexion in
der pädagogischen Praxis. Innere und Äußere Integration von Menschen mit Behinderung.
Weinheim, Beltz 2003
diess.: Gewaltlose Integration des Divergierenden. in Psyche – Z Psychoanal 60/2006: 625-
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Whitebook, Joel: Wechselseitige Anerkennung und die Arbeit des Negativen, in: Psyche 55 –
Z. Psychoanal, W. 755-789 (2003)