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Ein römischer vierrädriger Wagen aus dem Dorf Karanovo, Bezirk Nova Zagora, Südbulgarien Vesselin IGNATOV 1.3 km nordwestlich des Dorfes Karanovo, am Fuß des Sredna gora-Gebirges, be- findet sich ein archäologisches Siedlungsobjekt (Abb. 1), das Siedlungsreste vom 4. Jh.v.Chr. bis zum 14. Jh.n.Chr. aufweist. Dieses wurde bereits in wissenschaſt- lichen Veröffentlichungen behandelt 1 und wurde zuletzt zwischen 1976 und 1998 wegen der Anlage eines Bewässerungskanals archäologisch erforscht. (Николов et al. 1979; Борисов 1986; Кънчев / Борисов 1980; Кънчев / Борисов 1983; Кънчев / Борисов 1985; Борисов / Игнатов 1990; Борисов / Игнатов 1991; Игнатов / Велков 1996). Außer der Siedlung wurden einige Grabhügel aus der zugehörigen Nekropole erkundet (Кънчев / Борисов 1981; Кънчев / Кънчева- Русева 1996). Ende Oktober 2008 wurden nach Eingriffen von Schatzgräbern archäologische Rettungsausgrabungen an dem am östlichsten gelegenen Grabhügel der Nekropole durchgeführt (zweite und dritte Eingrabung) (Abb. 2) 2 . Wegen seiner Lage trägt er den Namen Iztočnata mogila (Östlicher Grabhügel). Er befindet sich 980 m nordwestlich des Dorfzentrums. Er ist leicht ellipsenförmig mit Durchmessern von 63-77 m und seiner Längsachse nach Nord-Süd orientiert. Seine Höhe be- trägt 11 m im Nordteil und 14 m im Südteil 3 . In der Hügelaufschüttung waren vier Eingrabungen zu beobachten, die durch Schatzgräber vorgenommen worden sind (Abb. 3). Die erste Schatzgrube (Struktur 1 – antiker Komplex mit Wagen) liegt mit Azimut 200° in 26 m Entfernung vom höchsten Punkte des Hügels neben der südöstlichen Peripherie der Hügelaufschüttung. Die Grube wurde vor Jahren Abb. 1. Lage der antiken Siedlung und des Östlichen Grabhügels aus ihrer Nekropole (S. Borissova). 1 Ausführliche Liste der Veröffentlichungen siehe bei Игнатов 1999. 2 Die Ausgrabungen wurden von einem Team K. Gospodinov – Archäologe (Regionales Archäologisches Museum – Burgas), S. Borissova – Kunstmalerin, M. Ticholov – Student der Archäologie (Sofioter Universität “Hl. Kliment Ochridski”) und V. Ignatov – Archäologe (Historisches Museum – Nova Zagora) durchgeführt. 3 Grund für den Höhenunterschied ist die Denivellation des Terrains. ARCHAEOLOGIA BULGARICA XIII, 2 (2009), 31-51

Ein römischer vierrädriger Wagen aus dem

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Ein römischer vierrädriger Wagen aus dem Dorf Karanovo, Bezirk Nova Zagora, SüdbulgarienVesselin IGNATOV

1.3 km nordwestlich des Dorfes Karanovo, am Fuß des Sredna gora-Gebirges, be-findet sich ein archäologisches Siedlungsobjekt (Abb. 1), das Siedlungsreste vom 4. Jh.v.Chr. bis zum 14. Jh.n.Chr. aufweist. Dieses wurde bereits in wissenschaft-lichen Veröffentlichungen behandelt1 und wurde zuletzt zwischen 1976 und 1998 wegen der Anlage eines Bewässerungskanals archäologisch erforscht. (Николов et al. 1979; Борисов 1986; Кънчев / Борисов 1980; Кънчев / Борисов 1983; Кънчев / Борисов 1985; Борисов / Игнатов 1990; Борисов / Игнатов 1991; Игнатов / Велков 1996). Außer der Siedlung wurden einige Grabhügel aus der zugehörigen Nekropole erkundet (Кънчев / Борисов 1981; Кънчев / Кънчева-Русева 1996).

Ende Oktober 2008 wurden nach Eingriffen von Schatzgräbern archäologische Rettungsausgrabungen an dem am östlichsten gelegenen Grabhügel der Nekropole durchgeführt (zweite und dritte Eingrabung) (Abb. 2)2. Wegen seiner Lage trägt er den Namen Iztočnata mogila (Östlicher Grabhügel). Er befindet sich 980 m nordwestlich des Dorfzentrums. Er ist leicht ellipsenförmig mit Durchmessern von 63-77 m und seiner Längsachse nach Nord-Süd orientiert. Seine Höhe be-trägt 11 m im Nordteil und 14 m im Südteil3. In der Hügelaufschüttung waren vier Eingrabungen zu beobachten, die durch Schatzgräber vorgenommen worden sind (Abb. 3).

Die erste Schatzgrube (Struktur 1 – antiker Komplex mit Wagen) liegt mit Azimut 200° in 26 m Entfernung vom höchsten Punkte des Hügels neben der südöstlichen Peripherie der Hügelaufschüttung. Die Grube wurde vor Jahren

Abb. 1. Lage der antiken Siedlung und des Östlichen Grabhügels aus ihrer Nekropole (S. Borissova).

1 Ausführliche Liste der Veröffentlichungen siehe bei Игнатов 1999.

2 Die Ausgrabungen wurden von einem Team K. Gospodinov – Archäologe (Regionales Archäologisches Museum – Burgas), S. Borissova – Kunstmalerin, M. Ticholov – Student der Archäologie (Sofioter Universität “Hl. Kliment Ochridski”) und V. Ignatov – Archäologe (Historisches Museum – Nova Zagora) durchgeführt.

3 Grund für den Höhenunterschied ist die Denivellation des Terrains.

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Abb. 3. Lage der Schatzsuchergruben in der Hügelaufschüttung (S. Borissova).

Abb. 2. Tachymetrie des Östlichen Grabhügels (S. Borissova).

Abb. 4. Struktur 1 – antiker Komplex mit Wagen (S. Borissova).

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gegraben4. In der herausgenommenen Erde waren Fragmente von Pferdeknochen bemerkt worden. Die von den Schatzsuchern ausgegrabene Grube ist von unre-gelmäßiger Form; ihre maximalen Ausmaße betragen 5 х 3.40 m und ihre Tiefe 3.80 m zur heutigen Oberfläche. Die Aufschüttung besteht aus vermischter Erde: weiße und braune Tonerde, braune Lehmerde und Schwarzerde, und darin wurden viele Pferdeknochenfragmente entdeckt. Die Schatzgrube wurde zweimal ausge-nommen. Die erste Schatzgräbergruppe entdeckte den Komplex mit dem antiken Wagen und riss Teile des Wagens, das Joch und das Pferdegeschirr heraus, wobei sie nur die attraktiven Materialien auswählte, die auf dem Schwarzmarkt gesucht werden5. Die zweite Gruppe grub weiter in die Tiefe in den sterilen anstehenden Boden und erreichte eine Tiefe von 3.80 m bezüglich der heutigen Oberfläche. Von der antiken Grabgrube ist ein kleiner Teil im Südwesten und ganz wenig von der nordöstlichen Ecke erhalten. Ihre Ausmaße betragen 4.30 х 2.20 m, ihre Tiefe 1.50 m (Abb. 4).

Die zweite Schatzgrube (Struktur 2 – antiker Komplex mit Wagen) liegt in 11.50 m Entfernung und mit Azimut 145° bezüglich dem höchsten Punkt des Grabhügels. Sie besitzt eine rechteckige Form mit den Maximalausmaßen 1.80 х 2 m und einer Tiefe 4 m. Ihrer Längsachse nach ist sie Ost-West orientiert. Die Schatzgräber haben die eisernen Radschienen des antiken Wagens erreicht. Bei ihrem Versuch, den Korb zu erreichen, haben sie die Grabung eines Tunnels in nördlicher Richtung begonnen, die Zeit dafür hat ihnen jedoch nicht ausgereicht.

Abb. 5. Nordprofil der Hügelaufschüttung im erforschten Teil (S. Borissova).

Abb. 6. Westprofil der Hügelaufschüttung im erforschten Teil (S. Borissova).

4 Wahrscheinlich im Jahr 2004.

5 Die hiesigen Bewohner erzählen, dass die Eisenteile in der Umgebung herumlagen, bis sie aufgesammelt und als Schrott zur Verarbeitung abgegeben wurden.

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Zur Erforschung des antiken Komplexes mit Wagen haben wir im südöstlichen Sektor des Hügels gearbeitet, wo wir eine Tiefe von 6 m bezüglich des höchsten Punktes des Grabhügels erreichten. In der erforschten Hügelaufschüttung fehlen archäologische Strukturen. Sie besteht aus abwechselnden Streifen weißer Erde, Schwarzerde, brauner Lehmerde und seltener – steinigen (Kiesel-) Schichten (Abb. 5 und 6). Interessant sind die Schichten aus Schwarzerde, da auf der Oberfläche in der nächsten Umgebung keine solche Erde erscheint. In den Streifen aus Schwarzerde entdeckten wir Fragmente von Tongefässen und Stücke verziegelten Lehmputzes, die für die frühere und spätere Eisenzeit charakteristisch sind. Nach Meinung von Spezialisten der Geomorphologie6 wurde der Hügel in der Antike auf Schwarzerde errichtet, die auch zur Aufschüttung des Hügels diente. Heute besteht der Humus in der nahen Umgebung aus dunkelbrauner Erde, welche den antiken Humus aus Schwarzerde überdeckt hat. Wahrscheinlich hat die neue Humusschicht, die von den Abhängen herabrutschte, auch ein Objekt aus der Eisenzeit verschüttet (1. Jt.v.Chr), das an die Hügelaufschüttung heranreichte.

Auf dem von uns erreichten Niveau legten wir ein Planum an und begannen mittels Sondage die Erkundung der Struktur 2 (Abb. 7). Der Wagen und das Pferdegespann liegen auf einem Niveau 7 m unter dem höchsten Punkt des Hügels. Die Längsachse des archäologischen Komplexes ist Ost-West orientiert. Die Pferdeskelette liegen im Ost-, der Wagen im Westteil (Abb. 8)7.

1.20 m westlich und 0.70 m höher gelegen als der Wagen wurde ein Hundeskelett entdeckt (Abb. 9). Es lag auf der rechten Seite mit den Beinen zum Wagen und dem Schädel nach Süden. Die Beine sind neben dem Körper angezogen. Am Hinterteil des Hundes wurden zwei Fragmente eines dickwandigen Tongefäßes entdeckt. Die Länge des Hundeskeletts beträgt 0.76 m. Die Bestattung eines Hundes zusammen mit Wagen kommt in Thrakien oft vor: Dorf Iskritza, Bez. Radnevo (Шейлева 2004, 252, Fotogr. 3); Dorf Svirači, Bez. Ivailovgrad (Кабакчиева 2005, 394); Dorf Žitosvjat und Dorf Dobrinovo, Bez. Karnobat (Момчилов 2006, 253); Dorf Nevestino, Bez. Kjustendil (Мешеков 2001, 29); Dorf Borissovo, Bz. Elchovo (Агре 2008а, 45); Dorf Mikri Doxipara, Dimotika (Triandaphyllos / Terzopoulou

Abb. 7. Lage der antiken Komplexe in der Hügelaufschüttung (S. Borissova).

6 Die Erkundungen wurden von einem Team unter der Teilnahme von Doz. Dr. Kenderova (Hauptassistent), A. Sarafov (Doktorand), A.Baltakova aus der Geologisch-Geographischen Fakultät der Sofioter Universität „Hl. Kliment Ochridski” durchgeführt.

7 Die Festigung und primäre Konservierung der archäologischen Strukturen wurde von der Kunstmalerin S. Borissova durchgeführt.

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Abb. 8. Aufnahme von Struktur 2 – antiker Komplex mit Wagen (S. Borissova).

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2005, 3). Dieser Brauch ist auch in Pannonien festgestellt worden (Mráv 2004). Die Hunde sind groß, aller Wahrscheinlichkeit nach sind es Jagdhunde (Нинов 2001, 62).

Die Skelette der Pferde des Gespanns liegen nebeneinander mit nach Osten gerichteten Schädeln. Die Skelette liegen auf der rechten Seite. Die Schädel liegen höher als die übrigen Knochen. Die Fußknochen weisen nach Norden. Stellenweise sind Spuren der Weichteile erhalten, die als grünliche Flecken ihre Körper umreißen. Es fehlen Spuren von Schnittwunden an den Knochen. Vor dem Töten wurden die Pferde aus dem Joch ausgespannt und ihr Geschirr wurde abgenommen. Auf und unter den Pferdeskeletten und um sie herum wurden wei-

Abb. 9. Hundeskelett in Struktur 2 (V. Ignatov).

Abb. 10. Gewebespuren an den Skeletten des Pferdegespanns (V. Ignatov).

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ße Gewebespuren entdeckt (Abb. 10). Diese weißen Fasern liegen nur in einer Richtung. Es ist schwer zu entscheiden, ob es sich um Pferdeumhänge oder um Matten handelt.

Der Wagen wurde zur Beigabe zerlegt, wie alle Wagen aus thrakischen Grabkomplexen. Er wurde auf eine 7 m hohe Hügelschüttung gelegt, danach wurde eine 6 m hohe Aufschüttung darüber aufgehäuft. Bei der Beigabe wurde der Wagen teilweise zerbrochen. Nach der Zerlegung wurde zuerst das Fahrgestell deponiert. Davon haben wir einen kleinen Teil aufge-deckt, da es unter den übrigen Wagendetails liegt. Über dem Fahrgestell sind die Räder wahllos angeordnet. Östlich davon und sie teilweise überdeckend, liegt der Wagenkorb. Der Westteil des Korbs wurde von den Schatzsuchern zerstört (Abb. 11) – es fehlen die kurze Hinterseite und ein Teil der langen Seitengeländer.

RädeR (Abb. 12)

Die Räder wurden von den Achsen ohne Schaden abgenommen. Ihre Ausmaße sind: Durchmesser

119-123 cm, Breite 3 cm, Stärke 1 cm. Die eisernen Nabenringe besitzen fol-gende Maße: Außenringe – Durchmesser 13.5 cm; Breite 5 cm; Stärke 1.5 cm; Innenringe – Durchmesser 9.6 cm, Stärke 1.5 cm. Die Spuren der Holzdetails sind gut erhalten, was uns die Möglichkeit zu ihrer Vermessung gab. Die Kappen sind 7.6 cm stark. Jedes Rad hat 12 Speichen mit rundem Querschnitt und durchschnittlichem Durchmesser von 3.38 cm. Räder mit einem Durchmesser von über 1 m (1.10-1.25 m) wurden bei den vierrädrigen Wagen entdeckt, die bei dem Dorf Brestovitza, Bez. Plovdiv (Велков 1943, 190); Dorf Nevestino, Bez. Kjustendil (Hügel #1, Велков 1933, 419, обр. 182; Hügel #4, Мешеков 2001, 22, табл. ІІІ, 1, 2); Stadt Trăn (Streitwagen #1, Паунова 2002, 191); Dorf Mikri Doxipara, bei Dimotika (Triandaphyllos / Terzopoulou 2005, 2); Dorf Sădievo (Велков et al. 2005, 157), Dorf Korten (Кънчева-Русева et al. 2005, 158-159) und Dorf Prochorovo, Bez. Nova Zagora erkundet wurden8. Die Räder bei dem

Abb. 11. Korb des antiken Wagens (V. Ignatov).

Abb. 12. Die Räder mit Spuren der Holzkappen und Speichen (V. Ignatov).

8 Entdeckt an einem Wagen, der von Schatzsuchern im Jahr 2006 heraus-gegraben wurde.

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griechischen Dorf Mikri Doxipara besaßen ebenfalls 12 Speichen (Triandaphyllos / Terzopoulou 2005, 2).

FAhRgestell

Von den Achsen waren in situ die eisernen Achsaufsätze erhalten, was die Möglichkeit zur Messung der Achslänge und des Abstand zwischen ihnen eröffnete. Die Achsenaufsätze sind 42-43 cm lang, 2-2.5 cm breit und 1 cm stark. Beide Achsen sind 185 cm lang, der Abstand zwischen ihnen beträgt 155 cm (gemessen an den nördlichen Achsenaufsätzen).

Etwas vor der Vorderachse liegen der Reibnagel und die eisernen Niete der Vorderscherarme. Sie lie-gen unter dem Korb und z.Z. können sie nicht genau gemessen werden.

In der Mitte der Hinterachse entdeckten wir einen eisernen Bügel von 19 cm Länge und 2 cm Breite. Er liegt quer zur Achse und ermöglichte die Verbindung der Achse mit der Deichsel. In 84 cm Abstand von dem Bügel entdeckten wir einen eisernen Keilniet von 14.5 cm Länge. Er verband die Hinterscherarme mit der Deichsel. Erhalten sind Spuren von den Holzscherarmen. Sie waren 5.5-6 cm breit.

KoRb (Abb. 13)

Der Korb ist 83.5 cm breit, gemessen von Zentrum zu Zentrum zweier gegenüberliegender Bronzesphären. Die Korbbreite steht Werten, die bei anderen Wagen gemessen wurden, nahe: 80 cm bei Wagen #3 aus der Stadt Trăn (Паунова 2002, 191); 84 cm in Kozármisleny, Pécs (Kiss 1989, 31); Dorf Mikri

Abb. 13. Die Längsgeländer mit Bronzeverzierungen am Wagenkorb (V. Ignatov).

Abb. 14. Bronzene sphärische Verzierung am Korbge-länder mit dem erhaltenen Holzgefüge (V. Ignatov).

Abb. 15. Bronzeverzierung in der Form eines Sterns aus der Peripherie des Geländers (V. Ignatov).

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Abb. 16. Bronzepfeiler mit Reliefringen vom Korbgeländer (V. Ignatov).

Abb. 17. Bronzener zentraler Jochring (V. Ignatov).

Abb. 18. Bronzener Jochring (V. Ignatov).

Abb. 20. Pantherfigur auf dem Joch (V. Ignatov).

Abb. 19. Eros-Figürchen auf dem Joch (V. Ignatov).

Abb. 21. Bronzeverteiler von dem Joch (V. Ignatov).

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Doxipara, Dimotika (Triandaphyllos / Terzopoulou 2005, 2). Am Boden des Korbs ist die Spur einer Latte erhalten, die zwischen den Längsseitengeländern etwa diagonal lag. Sie ist 68 cm lang sowie 7 cm im Süden und 12 cm im Norden breit.

Erhalten sind die zwei Seitengeländer des Korbs. Am Hinterteil wurden die Geländer von den Schatzsuchern zerstört. Ihre erhaltene Länge beträgt 118.5 cm; sie sind 20 cm hoch. Erhalten sind die Spuren von drei Holzlatten, welche die Längsgeländer des Korbs bilden. Sie sind 4.7 bis 5.6 cm breit und 3.4 bis 3.5 cm stark. Unter der untersten Spur von einem Holzbalken befinden sich zwei Eisenleisten. Die vordere (östliche) ist 41 cm lang, 3.5 cm breit und 1 cm stark. Sie ist durch zwei Dornen fest an das Korbgeländer befestigt. Die Leiste lag an ihrem Unterteil ohne Befestigung auf der Vorderachse. So schützte die Leiste den Holzkorb vor Abrieb bei der Achsendrehung in der Kurve. Die hintere (westliche) Leiste ist 20.5 cm lang, 2.4 cm breit und besitzt nach unten gebogene, angespitzte, 2.5 cm lange Enden. Sie hat den Korb mit der Hinterachse unbeweglich ver-bunden. Durch zwei große Keile werden die Geländer von oben gehalten. Sie sind 17-20 cm lang, mit 1.3 cm Durchmesser, Durchmesser des Kopfes 2.5 cm.

Horizontal und in der Mitte der Geländer befand sich eine Verzierung, von der je vier Bronzesphären erhalten sind (Abb. 14). Diese Verzierung fußte auf der mittleren und erreichte die obere Leiste. Die mittleren Sphären haben Einschnitte von beiden Seiten, durch die eine Verbindungsplanke lief. Die östlichste (abschließende) Sphäre hat nur einen

Abb. 22. Geschirrteile auf dem Joch (V. Ignatov).

Abb. 23. Runder bronzener versilberter Beschlag mit Reliefverzierung vom Geschirr (V. Ignatov).

Abb. 24. Blattförmiger bronzener versilberter Beschlag mit eingekerbter Verzierung vom Geschirr (V. Ignatov).

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Einschnitt an der Westseite, worin die Leiste hineinragte, die nicht an der anderen Seite weiterlief. Die abschlie-ßenden Westsphären fehlen und sind wahrscheinlich von den Schatzsuchern entwendet worden. Der Abstand zwischen den erhaltenen Bronzesphären von Osten nach Westen beträgt 34 – 30 – 26 cm. Ein Bronzestern schmückt den oberen Mittelteil jedes Geländers (Abb. 15). Er ist horizontal mittels eines Eisendorns zwischen den genannten Bronzesphären festgenagelt. Bronzepfeiler mit Reliefringen zierten die Geländer zwischen der ersten und der zweiten Sphäre, von Osten nach Westen gezählt (Abb. 16). Sie enden im Oberteil mit einem stark korrodierten Eisen, dessen Form vor der Säuberung und Konservierung nicht festgestellt werden kann. Der Bronzepfeiler auf dem nördlichen Geländer fußt auf zwei Postamenten, und jener auf dem südlichen auf einem. Verzierungen in der Form eines Pfeilers auf den Geländern wurden bei den vierrädrigen Wagen aus Sofia (Венедиков 1960, 46, #204, табл. 35, обр. 129); Jambol (Венедиков 1960, 56, #265, табл. 48, обр. 166); Dorf Stambolovo, Bez. Haskovo (Аладжов 1997, 252, обр. 127) und Kozármisleny, Pécs (Kiss 1989, 25, Abb. 36, Taf. 19) entdeckt.

Joch

Das Joch ist auf dem Kutschbock zusammen mit der Deichsel aufgesetzt, wobei letztere längs des Korbs läuft. Im Korb sind die Zügel und ein Teil des Geschirrs, die unter und über dem Joch liegen, geworfen. Die erhaltene Länge des Jochs beträgt 99-100 cm und die Breite 5.4 cm. Es besitzt zwei Bögen, die über die Pferdehälse ragen. Die Höhe der Bögen zwischen den Jochringen beträgt 5 cm. Das Joch besitzt einen großen Zentralring (Abb. 17), der in der Mitte liegt, und je einen Ring (insgesamt 4 Exemplare; Abb. 18) zu beiden Seiten der Bögen über den Pferden. Der Abstand zwischen den beiden Jochringen und an beiden Enden beträgt je 20 cm. Der innere Jochring von der Südseite war aus dem Joch her-ausgenommen worden; wir haben ihn auf dem südlichen Korbteil auf der Spur einer diagonal gelegenen Latte entdeckt. Von der Nordseite des Jochs fehlte der letzte äußere Jochring. Wir haben ihn in einer Anhäufung von Wagenteilen westlich vom zentralen Jochring entdeckt. Dieses Bild weist auf das Zerbrechen eines Teils des Jochs. Den Jochringen stehen in ihrer Form diejenigen von dem Vierradwagen bei dem Dorf Brestovitza, Bez. Plovdiv, am nächsten (Велков 1943, 193, обр. 267).

Auf dem Joch waren zwei bronzene Figürchen befe-stigt – Eros mit gespeizten Flügeln, auf einem mythischen Wesen aufsitzend, das aus dem Vorderteil eines Panthers und dem Hinterteil eines Delphins zusammengesetzt ist (Abb. 19). Die Figürchen lagen im Abstand von 9 und

Abb. 25. Blattförmiger bronzener Beschlag mit eingekerbter Verzierung vom Geschirr (V. Ignatov).

Abb. 26. Glasperle vom Geschirr (V. Ignatov).

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10.5 cm gegenüber den inneren Jochringen in Richtung auf den Zentralring. Der abgebrochene Delphinschwanz des südlichen Eros-Figürchens wurde zwischen den Radschienen und dem Hundeskelett auf dem Niveau 0.60 m über dem Niveau des beigegebenen Wagens entdeckt.

Zwischen jedem Eros-Figürchen und dem entsprechenden zentralen Jochring (in 9-10 cm Abstand von den Eros-Figürchen und in 8-8.5 cm Abstand von dem zentralen Jochring) war je eine bronzene Pantherfigur mit nach außen gedrehtem Kopf aufgestellt (Abb. 20). So blicken die beiden Tiere in entgegengesetzte Richtungen.

Am Südende des Jochs entdeckten wir einen bronzenen Beschlag-Verteiler (Abb. 21). Der andere lag zusammen mit einem Jochring in der Anhäufung hinter dem Joch. Ähnliche Verteiler besitzen die Wagen, die bei den Dörfern Brestovitza, im Bezirk Plovdiv und Svilengrad (Велков 1943, 191, обр. 262; 201, обр. 279 и 280), Dorf Šiškovtzi, Bez. Kjustendil und Dorf Devetak. Bez. Karnobat (Венедиков 1960, 20, #30, табл. 9, обр. 29, 28, #75, табл. 19, обр. 62, 63, #331, табл. 54, обр. 182, 183) und Tulovo, Bez. Kazanlak (Табакова-Цанова, Гетов 1969, 38, обр. 25) entdeckt wurden. Diese Fundart bestimmt Venedikov (Венедиков 1960, 20) als Verteiler im Pferdegeschirr, wogegen Garbsch (Garbsch 1986, 65) sie als Jochabschluss deutet. Sein Fund in situ an Ende des Jochs unterstützt die zweite Deutung.

Im Ostteil der von dem Korb eingenommenen Fläche (abgegrenzt von den langen Simsen) lagen beide Pferdegeschirre. Ein Teil davon war auf das Joch ge-legt. Die Geschirre sind mit Bronzeplatten, Bronzenieten, bronzenen versilberten runden Verteilern und Bronzenhängern reich verziert (Abb. 22-25). Sehr ähnli-che Beschläge an den Geschirren sind aus Brestovitza, Bez. Plovdiv (Велков 1943, 192, обр. 265), Svilengrad (Велков 1943, 201, обр. 281) und Haskovo (Петров 2003, 186, обр. 3 и 4) bekannt.

Ein Bronzeanhänger wurde gesondert von den Geschirren auf dem Niveau des Fahrgestells entdeckt. Auf der Fläche, die von dem Joch und dem darin verflochtenen Geschirr besetzt ist, wurden drei Perlen entdeckt. Die eine besteht aus Glas, quergekerbt, blau (Abb. 26), die übrigen zwei sind aus Bronze, spiralför-mig. Quergekerbte Perlen wurden an Pferdehalsketten bei den Wagen, die beim Dorf Brestovitza, Bez. Plovdiv (Велков 1943, 193, обр. 264), Dorf Jaranovo, Bez. Nova Zagora (Кънчев, Кънчева-Русева 1976, 31, табл. ХХVІ, 5), Dorf Nevestino, Bez. Kjustendil (Hügel #4, Мешеков 2001, 28), Dorf Rečica, Bez. Sliven9, Stadt Trăn (Паунова 2002, 190) und Dorf Mikri Doxipara, Dimotika (Triandaphyllos / Terzopoulou 2005, 2-3) ausgegraben wurden, entdeckt.

Der entdeckte Wagen ist ein Vierrad mit starrer Aufhängung. Der Korb hat niedrige Geländer und ist vorne offen. Diese Art niedriger Geländer ist auf allen Grabreliefs mit Wagen in Pannonien dargestellt (Visy 1997). Über das Fehlen oder Vorhandensein eines Sitzes kann wegen des von den Schatzgräbern zerstörten Korbteils keine Aussage getroffen werden. Alle o.g. Parallelen stammen von vierrädrigen Wagen, was auf existierende Standards bei der Fertigung der Wagen

9 Information des Kollegen Nikolai Sirakov, dem ich meinen Dank ausspreche.

Abb. 27. Struktur 3 – antikes Begräbnis (S. Borissova).

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weist. Der Ritus bei der Bestattung des hier veröffentlichten Wagens ist den bisher bekannten Beispielen im römischen Thrakien ähnlich: Es fehlen Teile (z.B. die eisernen Achsenringe), einzelne Elemente sind zerbrochen, der Korb ist von dem Fahrgestell abgetrennt.

Die dritte Schatzgrube (Struktur 3 – antikes Grab) liegt in 26 m Entfernung mit Azimut 226° zum höchsten Punkt des Hügels. Die Grube besitzt eine unregel-mäßige Form mit Maximalausmaßen 1.77 х 1.90 m (Abb. 27). Sie ist fast bis zum Rand mit Erde gefüllt. Das von den Schatzgräbern zerstörte Grab enthält eine Bestattung mit Leichenbrand. Die Kremation wurde außerhalb der Grabgrube durchgeführt. Die kremierten Überreste wurden in einer Grabgrube gelegt, die in die Hügelaufschüttung eingelassen war. Die Grube besitzt eine rechteckige Form mit den Maßen 2 х 1.20 m und ist 1.50 m tief. Sie ist in ihrer Längsachse Nord – Süd orientiert. In der Erdfüllung der Schatzgrube werden Fragmente von Tongefäßen, Stücke von gebrannten Knochen und Kohlestückchen entdeckt. Auf dem Boden der Schatzgrube entdeckten wir Abdrücke von einem Bronzegefäß und zwei tönernen Wasserkrügen, sowie Asche und Holzkohle. Bei den entdeckten Funden handelt es sich um Goldanhänger von einer Kette (Tafeln І/1, ІІ/1)10, einen Teil einer Beinnadel (Tafeln І/3, ІІ/3), kleine Bronzenägel – zwei an der Zahl, große Bronzenägel – sieben Stück, Fragmente von Bronzedraht mit rechteckigem oder quadratischen Querschnitt – 3 Stück, Bronzeplättchen – 95 Stück (Tafel ІІІ/1), Fragmente eines Tonbalsamariums (Tafeln І/4, ІІ/4), Fragmente von Tonschüsseln, 12 eiserne Nägel mit rechteckigem Querschnitt, 4 Teile von Eisenbügeln, eine halbe Perlenbuchse oder Ring, 13 Teile von Eisenbügeln, Nägeln und anderen unbestimmbaren Eisenfragmenten (Tafel ІІІ/2), ein Steindeckel (Tafeln І/5, ІІ/5) und Glasschmelze. Von den entdeckten Gefäßen wurde eine Glasschale (Tafel І/2, ІІ/2) mit Reliefverzierung (bogenförmig angeordnete Rippen) restauriert. Sie ist in einer Gussform gearbeitet und gehört zur Form 3b nach Isings, die in die zweite Hälfte des 1. Jh. datiert wird (Isings 1957, 19-20). Die entdeckten Tonwasserkrüge (Tafeln І/6, 7, ІІ/6, 7) sind im römischen Thrakien während des 1.-4. Jhs. weitverbreitet. Trotz der Zerstörung durch die Schatzgräber wurde festgestellt, dass die verbrannten menschlichen Überreste in der Grabgrube zu-sammen mit verschmolzenen Teilen von gläsernen und bronzenen Gegenständen bestattet wurden. Es wurden auch Begräbnisbeigaben beigelegt. Nach den davon erhaltenen Gegenständen kann man folgende unterscheiden: Bronze-, Ton- und Glasgefässe, Toilettenkästchen mit Bronzebeschlag; Halskette mit Goldanhänger, Beinhaarnadel. Der Begräbnisritus zeigt, dass es sich um die Bestattung einer Frau aus der ersten Hälfte des 2. Jhs. handelt.

Die vierte Schatzgrube liegt in 12.5 m Entfernung mit Azimut 270° vom höch-sten Punkt des Hügels. Die Grube wurde im Frühling des Jahres 2007 gegraben. Sie besitzt eine rechteckige Form mit den Maximalausmaßen 2.80 х 1.80 m und einer Tiefe 3.80 m. Archäologische Strukturen wurden nicht betroffen.

Die Beigabe des Wagens auf einem Teil der Hügelaufschüttung ist für den Grabritus im römischen Thrakien ungewöhnlich. Wahrscheinlich wurde in der Nähe ein Reitpferd bestattet. Das Datum der Wagenbestattung kann schwer prä-zisiert werden, bevor nicht das Grab des Eigentümers erforscht ist. Das sekundäre Begräbnis (Struktur #3) liegt in den letzten Aufschüttungen des Hügels, die später als die ersten Aufschüttungen über dem antiken Wagen sind. Folglich ist die Datierung des sekundären Begräbnisses (erste Hälfte des 2. Jhs.) terminus ante quem für die Deponierung des Wagens.

10 Die Restaurierung und die Abbildungen wurden von Silvia Borissova und Galja Jordanova durchgeführt, wofür ich ihnen meinen Dank ausspreche.

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Tafel І. Funde aus Struktur (Grab) 3: 1 Goldaufhänger; 2 Glasschale; 3 Teil einer Hornhaarnadel; 4 Fragmente eines Tonbalsamariums; 5 Tonwasserkrug; 6 Tonwasserkrug (V. Ignatov).

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Tafel II. Funde aus Stuktur (Grab) 3: 1 Goldaufhänger; 2 Glasschale; 3 Teil einer Hornhaarnadel; 4 Fragmente eines Tonbalsamariums; 5 Tonwasserkrug; 6 Tonwasserkrug (V. Ignatov).

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Tafel III: Funde aus Stuktur (Grab) 3: 1 Bronzenägel, Teile von Bronzedraht und Bronzeplättchen; 2 Eisen-nägel, Bügel. Hälfte einer Eisenbuchse/Ring (?) und andere unbestimmbare Eisenfragmente (V. Ignatov).

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Римска четириколка от с. Караново, Новозагорско, Южна България

Веселин ИгНатоВ(резюме)

На 1.3 км северозападно от с. Караново в подножието на Средна гора е разположен археологически селищен обект (фиг. 1) от периода ІV в. пр. Хр. – ХІV в. сл. Хр. Няколко надгробни могили от некропола му са проучени археологически.

В края на октомври 2008 г. след иманярски интервенции (втора и трета иманярска яма) се проведоха спасителни археологически проучвания на най-източната могила в некропола (фиг. 2). Могилата е разположена на 980 м северозападно от центъра на селото. Има леко елипсовидна форма с диаметри 63-77 м и е ориентирана по дългата си ос север-юг. Тя е висока 11 м в северната част и 14 м в южната заради денивелация на терена. В могилния насип са изкопани от иманяри четири ями (фиг. 3).

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Първата иманярска яма (структура 1 – античен комплекс с кола) е разположена с азимут 200° на 26 м спрямо най-високата точка на могилата. Иманярската яма е оформена на два пъти. Първата група иманяри открива комплекса с античната кола и изтръгва части от колата, ярема и сбруите на конете, като взима само атрактивните материали, търсени на черния пазар. Втората група от иманяри продължава да копае надолу в стерилна материкова пръст.

Втората иманярска яма (структура 2 – античен комплекс с кола) се намира на 11.50 м и азимут 145° спрямо най-високата точка на могилата. Иманярите са достигнали до железните шини на колелата на антична кола. В опита си да достигнат до коша те започнали прокопаването на тунел в северна посока, но не им стигнало времето, за да успеят.

За проучването на античния комплекс с кола работихме в югоизточния сектор на могилата, където достигнахме дълбочина 6 м спрямо най-високата точка на могилата. Липсват археологически структури в проучения могилен насип. Той се състои от редуващи се ивици бяла пръст, чернозем, кафява глинеста пръст и по-рядко каменлив (чакълест) слой (фигури 5 и 6). Интересни са пластовете чернозем (чернозем-смолник), защото такава пръст няма на повърхността в близката околност. В пластовете от чернозем-смолник открихме фрагменти от керамични съдове и късове отухлена глинена мазилка, характерни за ранножелязната и късножелязната епоха. Според специалисти по геоморфология могилата е издигната в античността върху чернозем-смолник, от който е взимано за натрупването на могилата. Сега хумусът в близките околности се състои от тъмнокафява почва, която е затрупала античния хумус от чернозем-смолник. Вероятно свлеченият от склоновете нов хумусен слой е затрупал и обект от желязната епоха (І хил. пр. Хр.), разположен край могилата.

На достигнатото от нас ниво оформихме площадка и чрез сондаж започнахме проучването на структура 2 (фиг. 7). Колата и впрегатните коне лежат на ниво 7 м по-ниско спрямо най-високата точка на могилата. Надлъжната ос на археологическия комплекс е изток – запад. Скелетите на конете са разположени в източната му част, а колата – в западната (фиг. 8).

На 1.20 м западно и на 0.70 м по-високо от положената кола открихме скелет на куче (фиг. 9). Дължината на скелета на кучето е 0.76 м. Полагането на куче заедно с коли е често срещано в римска Тракия. Кучетата са едри и най-вероятно са ловни.

Скелетите на впрегатните коне са положени един до друг с черепи ориентирани на изток. Скелетите лежат на дясната си страна. Черепите се намират на по-голяма височина от останалите кости. Костите на краката са насочени на север. На места са запазени следи от плътта на конете, която очертава телата им. Те представляват петна със зеленикав цвят. Липсват следи от прорезни рани по костите. Преди умъртвяването конете са разпрегнати от ярема и са свалени сбруите им. Върху и под конските скелети и край тях се откриват бели следи от тъкан (фиг. 10). Тези бели нишки са само в една посока. Трудно може да се каже дали става въпрос за наметки на конете или за постелки.

Колата е разглобена при поставянето както всички коли от тракийски погребални комплекси. Положена е върху могилен насип с височина 7 м, след което е затрупана с насип, висок 6 м. При поставянето колата е отчасти счупена. След разглобяването първо е положено шасито на колата. От него разкрихме малка част, защото то лежи под останалите детайли на колата. Над

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шасито безразборно са сложени колелата. Източно от тях и застъпвайки ги е поставен кошът на колата. Западната част на коша е разрушена от иманярите (фиг. 11) – липсва задната къса страна и част от дългите первази.

Колела (фиг. 12)Извадени са от осите без повреди. Те са с размери: диаметър 119-123 см, ширина 3 см, дебелина 1 см. Наплатите са с дебелина 7.6 см. Всяко колело е с 12 спици, които имат кръгло сечение и среден диаметър 3.38 см. Колела с диаметър над 1 м (1.10-1.25 м) са открити и при други четириколки в могилни погребения в римска Тракия.

ШасиОт осите са запазени in situ железните наосници, което дава възможност за измерване на дължината на осите и на разстоянието между тях.

Малко пред предната ос е разположен градникът и железните нитове от предните лисици. Те попадат под коша и засега не могат да се вземат точните им размери.

По средата на задната ос открихме желязна скоба. Разположена е напречно на оста и е осъществявала свързването на оста с ока. Железен клин-нит свързвал задните лисици към ока.

Кош (фиг. 13)Кошът е широк 83.5 см, измерено от център до център на две срещуположни бронзови сфери. Ширината на коша е много близка до измерената при други коли от римска Тракия и от римската провинция Панония (в общи линии днешна Унгария). Запазени са двата надлъжни перваза на коша. В задния край первазите са унищожени от иманярите. Върху предната ос е прикрепена желязна планка, която предпазвала от изтъркване дървения кош при въртенето на оста на завой. Втора желязна планка свързвала неподвижно коша със задната ос.

Хоризонтално и по средата на первазите била разположена украса, от която са запазени по четири бронзови сфери (фиг. 14). През тях минавала летва. Крайните задни сфери липсват, защото са отнесени от иманярите. Бронзова звезда краси горната средна част на всеки перваз (фиг. 15). Бронзови колонки с релефни пръстени също украсявали первазите (фиг. 16).

ЯремЯремът е поставен на капрата на колата заедно с ока, като последният минава надлъжно на коша. В коша са хвърлени юздите и част от сбруите, които попадат под и над ярема. Яремът е със запазена дължина 99-100 см и ширина 5.4 см. Той има две дъги, които са разположени над вратовете на конете. Яремът има една голяма централна халка (фиг. 17), разположена по средата, и по една халка (общо 4 броя; фиг. 18) от двете страни на дъгите над конете. Личи съзнателно строшаване на част от ярема при полагането му.

Върху ярема били прикрепени две декоративни бронзови фигурки на Ерос с разперени крила, възседнал митично същество, съставено от предна част на пантера и задна част на делфин (фиг. 19).

Между всяка от фигурките на Ероса и съответната централна яремна халка били поставени по една бронзова фигура на пантера (фиг. 20) с извита навън глава. Така двете животни гледат в срещуположни посоки.

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На южния край на ярема открихме бронзов разпределител от ярема (фиг. 21). Подобни са известни от други трако-римски коли.

В източната част на коша лежаха двете сбруи на конете. Част от тях били положени върху ярема. Сбруите са богато украсени с бронзови пластини, бронзови нитове, бронзови посребрени кръгли разпределители и бронзови висулки (фигури 22-25). Много близки апликации по сбруите са известни от други трако-римски коли.

Една бронзова висулка се откри на нивото на шасито, отделно от сбруите. В пространството заето от ярема и преплетените в него сбруи се откриха три мъниста. Едно от тях е стъклено, напречно набраздено, синьо (фиг. 26), а другите две са бронзови спираловидни. Напречни набраздени стъклени мъниста са открити в гердани на конете и на други трако-римски коли.

Откритата кола е четириколка на твърдо окачване. Кошът е с ниски первази, отворен отпред. Този вид ниски первази е представен във всички надгробни релефи с коли в Панония. Липсата или наличието на седалка не може да бъде потвърдено поради унищожената от иманярите част на коша. Всички посочени по-горе паралели са от четириколки, което показва съществуващ стандарт в изработването на колите. Ритуалът по полагането на публикуваната тук кола е сходен с досега известните примери в римска Тракия – липсват части (например железните крайосници), отделни елементи са счупени, кошът е отделен от шасито.

Третата иманярска яма (структура 3 – античен гроб) е разположена на 26 м с азимут 226° спрямо най-високата точка на могилата (фиг. 27). Почти догоре е запълнена с пръст. Разбитият от иманярите гроб съдържа погребение с трупоизгаряне. Кремирането е извършено извън гробната яма. Кремираните останки са вложени в гробна яма, изкопана в могилния насип. На дъното на иманярската яма открихме отпечатъци от бронзов съд и две керамични стомни, както и пепел и въглени. Откритите находки са: златна висулка от гердан (табла І/1, ІІ/1), част от костена игла (табла І/3, ІІ/3), бронзови малки кабари – 2 броя, бронзови големи кабари – 7 броя, части от бронзова тел с правоъгълно или квадратно сечение – 3 броя, бронзови пластинки – 95 броя (табло ІІІ/1), фрагменти от керамичен балсамарий (табла І/4, ІІ/4), фрагменти от керамични купи, 12 железни гвоздеи с правоъгълно сечение, 4 части от железни скоби, половина от желязна втулка или пръстен, 13 части от железни скоби, гвоздеи и други неопределяеми железни артефакти (табло ІІІ/2), каменен капак (табла І/5, ІІ/5) и стопилки от стъкло. От намерените съдове бе реставрирана стъклена купа (табла І/2, ІІ/2) с релефна украса (дъговидни косо разположени ребра). Тя е изработена в калъп и се датира във втората половина на І в. Намерените керамични стомни (табла І/6, 7, ІІ/6, 7) са широко разпространени в римска Тракия през І-ІV в. Въпреки иманярското разрушение се установи, че кремираните човешки останки са положени в гробната яма заедно със стопени части от стъклени и бронзови предмети. Поставени са и гробни дарове. Според оцелялото от тях се разпознават: бронзови, керамични и стъклени съдове; тоалетно сандъче с бронзов обков; гердан със златни висулки; костена игла за коса. Погребалният обред показва, че става въпрос за погребение на жена от първата половина на ІІ в.

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Четвъртата иманярска яма е разположена на 12.5 м с азимут 270° от най-високата точка на могилата. Ямата е изкопана през пролетта на 2007 г. Археологически структури не са засегнати.

Поставянето на колата върху част от могилния насип е необичайно за погребалния обред в римска Тракия. Вероятно наблизо е положен ездитен кон. Трудно може да се прецизира датата на полагане на колата, преди да е проучен гробът на нейния собственик. Вторичният гроб (структура #3) е разположен в последните насипвания на могилата, които са по-късни от първите насипвания над античната кола. Следователно датировката на вторичния гроб (първа половина на ІІ век) е terminus ante quem за депонирането на колата.

Vesselin Ignatov MAHistory MuseumSvoboda 3 SquareBG-8900 Nova [email protected]