63
Urbane Landwirtschaft und „Green Production“ als Teil eines nachhaltigen Landmanagements Schulz, K., Weith, Th., Bokelmann, W. & Petzke, N. Diskussionspapier Nr. 6 April 2013

Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

UrbaneLandwirtschaftund„GreenProduction“alsTeileinesnachhaltigenLandmanagements

Schulz,K.,Weith,Th.,Bokelmann,W.&Petzke,N.

DiskussionspapierNr.6

April2013

Page 2: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

ii

Impressum

HerausgeberLeibniz‐ZentrumfürAgrarlandschaftsforschung(ZALF)e.V.InstitutfürSozioökonomieEberswalderStr.8415374Müncheberg,DeutschlandE‐Mail:[email protected]‐landmanagement.deDieses Diskussionspapier wurde im Rahmen der BMBF‐Fördermaßnahme „NachhaltigesLandmanagement“(ModulB)durchdasWissenschaftlicheBegleitvorhabenamLeibniz‐ZentrumfürAgrarlandschaftsforschung(ZALF)e.V.–InstitutfürSozioökonomie–herausgegeben.Dieinder Expertise dargestellten Positionen stellen die Sicht der Autoren dar und nicht die derwissenschaftlichen Begleitforschung als Auftraggeber oder des Fördermittelgebers. WeitereDokumentezurFördermaßnahmestehenzusätzlichzumDownloadzurVerfügungunter:http://modul‐b.nachhaltiges‐landmanagement.de/de/publikationen/Redaktion PDDr.‐Ing.ThomasWeith NadinGaasch ChristianStrauß SebastianRogga DavidB.KaiserCopyrightDerText,FotosundGrafikensindurheberrechtlichgeschützt.FürdieinhaltlichenAusführungensindausschließlichdieAutorendiesesDiskussionspapiers verantwortlich.DieDruckschrift istnichtzumgewerblichenVertriebbestimmt.

Page 3: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

iii

InformationenzurBMBF‐Fördermaßnahme„NachhaltigesLandmanagement“sowiedemWissenschaftlichenBegleitvorhaben(ModulB)MitderFördermaßnahme„NachhaltigesLandmanagement“verfolgtdasBundesministeriumfürBildung und Forschung (BMBF) das Ziel, Wissen und Entscheidungsgrundlagen für einnachhaltiges Landmanagement zu schaffen. Hierzu sollen beispielhaft Handlungsstrategien,TechnologienundSystemlösungeninunterschiedlichenRegionenentwickeltundbereitgestelltwerden.DerzeitexistierendreiSchwerpunkteundForschungsansätze:

Wechselwirkungen und gegenseitige Abhängigkeiten zwischen den ThemenfeldernLandmanagement,KlimawandelundÖkosystemdienstleistungen,

InnovativeSystemlösungenfüreinNachhaltigesLandmanagementsowie TransdisziplinäreInnovationsgruppenfüreinNachhaltigesLandmanagement.

WissenschaftlicheBegleitvorhabenunterstützenserviceorientiertdenAustauschzwischendenVerbundprojekten sowie den umsetzungsorientierten Transfer der Gesamtergebnisse. DasBegleitvorhabeninModulB(koordiniertvomZALF)zieltzudemdaraufab,Innovationsprozesseim Landmanagement und deren Gestaltungsfähigkeit durch inter‐ und transdisziplinäreVerbundforschung zu analysieren. Daraus werden Handlungsempfehlungen für zukünftigeVorgehensweisenabgeleitet.

Page 4: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

iv

Abstract

The current discussion about soil as a limited resource reveals the necessity of an effectiveutilization of surface, especially in urban areas. Due to increasing global environmentalproblemsandfoodcrises,soilgainsrisingattentionconcerninghowandwheretoproducefoodinfuture.Thisdiscussionpaperconsidersthequestion,whichpossibilitiesagainfulagriculturecan have in urban areas. First, present trends and tendencies concerning urban agrarianproductionwill be analysed. The add‐on identification of relevant limitationswill clarifiy thehigh potential of feasible land use conflicts in cities. To assess the economic contribution ofurban agriculture for a sustainable landmanagement, a SWOT‐analysis was realised, severalformswereeconomicallycalculatedaswellas thepossibleacceptancebyurbandwellerswasexamined. It is hard to realise an economic sustainability only by the production function ofagricultureinurbanregions.Chancescanbesubmittedbythefactorofmultifunctionality,whilemakingmoreprofitsduetoadditionalsocialandecologicalservices,improvingtheacceptance,and supporting a sustainable land management. Regarding this, further research effort isrequired.

Keywords: soil, urban agriculture, land use conflicts, economic sustainability, acceptance,multifunctionality

Zusammenfassung

DiegegenwärtigeDiskussionumBodenalslimitierteRessourceverdeutlichtdieNotwendigkeiteinermöglichsteffektivenAusnutzungvonFläche,dieinsbesonderefürurbaneGebieterelevanterscheint. Boden erfährt im Zuge einer zunehmenden Sensibilisierung bezüglich globalerUmweltproblemeundNahrungsmittelkrisendahingehendverstärkteAufmerksamkeit,wieundwoLebensmittelzukünftigerzeugtwerdensollen.DasvorliegendeDiskussionspapiergehtdabeiderFragenach,welcheChanceneineErwerbslandwirtschaftinStädtenhabenkann.Dabeiwirdzuerst analysiert, welche Trends und Tendenzen gegenwärtig im Hinblick auf eine urban‒agrarische Produktion existieren. Die anschließende Identifikation von Grenzen einerlandwirtschaftlichen Erzeugung in Städten verdeutlicht das hohe Potenzial an möglichenFlächennutzungskonflikten. Um abzuschätzen, welchen ökonomischen Beitrag diese für einnachhaltiges Landmanagement leisten kann, wurde eine SWOT‐Analyse durchgeführt,beispielhaft verschiedene Formen urban‒agrarischer Produktion wirtschaftlich bewertet alsauch die mögliche Akzeptanz durch städtische Bewohner erfasst. Eine ökonomischeTragfähigkeit durch die alleinige Produktionsfunktion der Landwirtschaft ist in urbanenRäumen kaum zu realisieren. Chancen eröffnen sich vielmehr durch das Konzept derMultifunktionalität, indem durch das Erbringen von sozialen und ökologischen Leistungenzusätzliche Gewinne erzielt, die Akzeptanz erhöht und ein nachhaltiges Landmanagementunterstütztwerdenkann.DiesbezüglichistweitererForschungsbedarfnotwendig.Schlagwörter: Boden, urbane Landwirtschaft, Flächennutzungskonflikte, wirtschaftliche

Tragfähigkeit,Akzeptanz,Multifunktionalität

Page 5: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

v

Inhaltsverzeichnis

Impressum iiAbstract ivZusammenfassung ivInhaltsverzeichnis v

1 Einleitung 1

2 Zielsetzung 2

3 Methodik 4

4 TrendsundTendenzenurban‐agrarischerProduktion 5

4.1 MerkmaleundRahmenbedingungenurban‐agrarischerProduktion 54.2 Potenziale,NutzenundLeistungenurban‐agrarischerProduktion 74.3 Formenurban‒agrarischerProduktion 11

4.3.1UrbanesGärtnern 124.3.2UrbaneLandwirtschaftundurbanesAgribusiness 13

4.3.2.1UrbaneLandwirtschaftinderStadtentwicklungsdiskussion 134.3.2.2GebäudeintegrierterAnbau 174.3.2.3Aquakultur 194.3.2.4Agroparks 204.3.2.5AnbaubiogenerRohstoffeinurbanenRäumen 22

5 GrenzenagrarischerProduktioninurbanenRäumen 24

5.1 KonflikteinderStadtentwicklung 245.2 SozialeundgesellschaftlicheAspekte 275.3 ProduktionsbedingteBarrieren 275.4 RechtlicheEinschränkungen 28

6 ÖkonomischerBeitragurbanerLandwirtschaftfüreinnachhaltigesLandmanagement 30

6.1 MöglicheVerzahnungvonErzeugungundKonsumlandwirtschaftlicherProdukteinStädten 30

6.2 SWOT‐AnalysezurwirtschaftlichenTragfähigkeiturbanerLandwirtschaft 316.3 FördermittelfürAktivitätenurbanerLandwirtschaft 34

Page 6: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

vi

6.4 ÖkonomischeLeistungsfähigkeit 356.4.1AbschätzungderWirtschaftlichkeitamBeispieldesFreiland‐Gemüsebaus 356.4.2AbschätzungderWirtschaftlichkeitamBeispieldesUnterglas‐

Gemüsebaus 366.4.3AbschätzungderWirtschaftlichkeitamBeispielAquaponic 38

6.5 ExpertenaussagenzurZukunftsfähigkeiturbanerLandwirtschaft 39

7 NachfrageundAkzeptanzvonGreenProductioninurbanenRäumen 40

8 Fazit 46

9 Literatur 49

10 Anhang 54

Page 7: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite1von57

1 Einleitung

Boden und dessen Verfügbarkeit sind Grundlagen verschiedener Formen derLandnutzung. Limitierte Flächen, die steigende Nachfrage danach sowie diverseAnsprüche daran eröffnen ein breites Potenzial an möglichen Konflikten, aber auchSynergien (WEITH ET AL. 2010). Neue nationale und internationale Einflussfaktorenführen zu Landnutzungsänderungen und ‐konflikten in Deutschland und weltweit,bestimmt durch ökonomische, ökologische und soziale Einflussfaktoren. Dazu zählenneben der Globalisierung (wirtschaftliche Verflechtungen, Markttrends, globalerHandel), dem Klimawandel und demographischen Wandel (Urbanisierung vs.Landflucht, globales Bevölkerungswachstum) auch politische Entscheidungen(Nachhaltigkeitsstrategien,Atomausstiegu.a.)sowiedieDebatteumPeakOil.

DiedurchBevölkerungswachstumundzunehmendenVerbrauchansteigendeNachfragenach Energie und Nahrung verdeutlicht die Abhängigkeit modernerKonsumgesellschaften von fossilen Energieträgernwie Erdöl undKohle (PAECH2011).Diesbezüglich wird neben der Energieversorgung und dem Wirtschaftswachstuminsbesondere die Zukunft der globalen Landwirtschaft und Welternährung diskutiert(DUSSELDORP&SAUTER2011).LandwirtschaftistwesentlicherTeilderLandnutzungundmit53%größterFlächennutzerinDeutschland(STABA2010).ErgänzendzuroriginärenAufgabe der Nahrungsmittelproduktion erzeugt die Agrarwirtschaft auch zunehmendbiogene Rohstoffe zur energetischen und stofflichen Verwertung. AufgrundambitionierterAusbauzielevielerLänderwirdgeschätzt,dassbis2050zweibiszwölfProzent des globalen Ackerlandes zum Anbau von Energiepflanzen genutzt werden(DUSSELDORP&SAUTER2011).

Besonders in peri‒urbanen Räumen unterliegt die landwirtschaftliche Nutzungmultifunktionalen Ansprüchen: Neben der Pflege der Kulturlandschaft übernimmt sieinsbesondere für städtische Bewohner zusätzliche Dienstleistungen im Freizeit‐,Erholungs‐undBildungsbereich.Europa istdurcheinenhohenGradanUrbanisierunggekennzeichnet. Dort leben rund 75% der Bevölkerung in urbanen Gebieten (PIORR2011).Bis2020wirddurchzunehmendeSuburbanisierungeinAnstiegauf80bis90%prognostiziert (EEA2006).DiesbedingteinesteigendeNachfragenachFreiflächen fürSiedlungs‐ und Verkehrsaktivitäten, oftmals zu Lasten von Acker‐ und Grünland(DUSSELDORP&SAUTER2011;KRIESE2012).

Die zunehmende Sensibilisierung bezüglich globaler Umweltprobleme sowieNahrungsmittel‐ und Ressourcenkrisen führen zu einer öffentlichen Auseinander‐setzung über die Frage, wie undwo Lebensmittel gegenwärtig und zukünftig erzeugtwerden sollen. Wie kann insbesondere die Zukunft einer Erwerbslandwirtschaft inStädten bzw. Metropolregionen aussehen? Angesichts eines prognostizierten AnstiegsderEnergiepreiseistdamitzurechnen,dassdieRelevanzderTransportkostenebenfallszunehmenundnebenderglobalenauchdieregionaleVersorgungeinerStadtwiederanBedeutunggewinnenwird (LOHRBERG2010).SolldieLebensmittelproduktiondemnachwiederindieStädteintegriertwerden,wieesinzahlreichen„Metropolendesglobalen

Page 8: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite2von57

Südens“ (MÜLLER 2011:22) bereits der Fall ist? Welche Formen städtischerlandwirtschaftlicher Erzeugung werden bislang in „entwickelten“ Ländern praktiziertbzw. gegenwärtig erprobt undwiewerden sie akzeptiert und nachgefragt?Wo liegenderen Grenzen? Kann urban‒agrarische Produktion auch in der IndustrienationDeutschland wirtschaftliche Tragfähigkeit erlangen bzw. einen relevanten Beitrag zueinemnachhaltigenLandmanagementleisten?

Diese Fragestellungen sind Untersuchungsgegenstand des vorliegendenDiskussionspapieres, dessen Erstellung im Rahmen der BMBF‐Fördermaßnahme„NachhaltigesLandmanagement“(ModulB)1erfolgte.DieFördermaßnahmebefasstsichneben dem Umgang mit Wasser, Boden, Land‐ und Forstwirtschaft auch mitübergeordnetenAspektenwieregionalerWertschöpfung,urban‒ruralenVernetzungen,Stoff‐undEnergieflüssensowiemitSiedlungundVerkehr(BMBF2008).WesentlichistdabeidieÜbertragungundImplementationdesNachhaltigkeitsprinzipsaufdieNutzungder Ressource Land (HABER, BÜCKMANN & ENDRES 2010) durch die Entwicklung vonWissensgrundlagenundHandlungsstrategien.

2 Zielsetzung

DieProduktionvonNahrungsmittelninStädtenisteinaktuellesTrendthemaundwirdindenMedienbreitdiskutiert.2AuchdieWissenschaft3undLokalpolitik4inDeutschlandsetzen sich zunehmend mit der Thematik auseinander. Was unter den gemeinhinverwendeten Begriffen urbaneLandwirtschaft und urbanesGärtnern verstandenwird,istbislangnochnichteindeutigdefiniert.EinigeAutorennehmenkeineDifferenzierungvor und fassen urbane Landwirtschaft allgemein als agrarische BewirtschaftungsforminnerhalbundumStädteundurbaneRäumeherumzusammen.DabeiwerdensowohlNahrungs‐ als auch Nicht‒Nahrungsprodukte produziert, verarbeitet und vermarktet.Die Varietät landwirtschaftlicher und gärtnerischer Erzeugung reicht von derSelbstversorgung auf Haushaltsniveau bis hin zu kommerzieller Landwirtschaft und

1http://modul‐b.nachhaltiges‐landmanagement.de/de/2Themenwoche Die Zeit online „Urban Gardening“ 02. ‐ 05.Mai 2011, GEO‐Titelthema 11/2011 „Wasessen wir morgen“, National Geographic 09/2011 „Die Bio‐Bauern von Kreuzberg“, ROBIN WOODmagazin04/2011Titelthema„UrbanGardening.EinkleinesStückEden,u.a.

3 Auswahl wissenschaftlicher Projekte zur urbanen Landwirtschaft: Expertise des Deutschen Instituts für Urbanistik „Urbanes Landmanagement. Urbane Landwirtschaft, urbanes Gärtnern und Agrobusiness – Aktuelle Entwicklungen, Forschungsrelevanz, Forschungsfragen http://www.difu.de/; Projekt „INNSULA – Innovationsanalyse Urbane Landwirtschaft“ durch das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. http://www.innsula.org/; Projekt „ZFarm – Zero Acreage Farming“ zur gebäudegebundenen Landwirtschaft http://www.zfarm.de/; Projekt „VitaCity – Urban Farming in Metropolen“ der Humboldt-Universität zu Berlin http://www.vitacity.org/

4vgl. z.B. Strategie Stadtlandschaft Berlin des Berliner Senats von 2010 http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/stadtforum/downloads/SF_Gruen_Dokumentation_bfrei.pdf

Page 9: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite3von57

schließt auch die Tierhaltungmit ein. Diese Charakteristik bezieht sich vorrangig aufEntwicklungsländer(MOUGEOT2000;SMIT,NASR&RATTA2001;VEENHUIZEN2006).5

AndereAutorendifferenzierenzwischendenverschiedenenBegrifflichkeiten.LOHRBERG(2011) beispielsweise sieht die Merkmale urbaner Landwirtschaft in größerenlandwirtschaftlichen Flächen, den ökologischen und ästhetischen Qualitäten derFeldflur, im stadtregionalen Maßstab sowie den Landwirt als professionellen Akteur.Urbanes Gärtnern als Freizeitaktivität unterscheidet sich diesbezüglich nach seinerDefinition durch die Größe gartenbaulich genutzter Einzelstandorte, denMaßstab derNachbarschaft sowiedieFokussierungaufdenGartenunddessensozialerBedeutung.Diese Begriffsunterscheidung wird nachfolgend favorisiert, da sie eine AbgrenzunghinsichtlichwirtschaftlicheragrarischerAktivitäteninurbanenRäumenerlaubt.

Das vorliegende Diskussionspapier verfolgt das Ziel, Zukunftsoptionen für dieEntwicklung agrarischer Produktionsflächen in urbanen Räumen im Kontext einesnachhaltigen Landmanagements aufzuzeigen. Dabei erfolgt eine Fokussierung aufIndustrienationen.InAnlehnungandieDefinitionvonLOHRBERG(2011)wirdindiesemDiskussionspapier der Fokus der Betrachtung auf städtische Landwirtschaft alspotenzieller Erwerbszweig für dieNahrungsmittelerzeugung gelegt.DieUntersuchungsetzt sichdiesbezüglichüberblicksartigmitTrendsundTendenzenurban‒agrarischerProduktionauseinander.DazuwerdenMerkmaleundRahmenbedingungen,NutzenundLeistungen sowie Formen und Ausprägungen identifiziert und analysiert. In derjüngeren Literatur 6 , die sich mit der Rolle landwirtschaftlicher Erzeugung ineuropäischen und nordamerikanischen Metropolen und Städten beschäftigt, erfolgtmaßgeblicheinedetaillierteBeschäftigungmitdenökologischenundsozialenVorteilenfür Umwelt und Bevölkerung. Als Schwerpunkt dieses Diskussionspapiers gilt es zueruieren,welcheFormenurbanerLandwirtschaftinsogenanntenentwickeltenLänderndauerhaftwirtschaftlichtragfähigseinkönnen.

Es soll abgeschätzt werden, inwieweit eine engere Verzahnung von Produktion undKonsumlandwirtschaftlicherProdukteaufregionalerEbeneinStädtenzuerwartenistbzw.wodieGrenzenfürdieagrarischeProduktioninurbanenRäumenliegen.Darüberhinaus erfolgt die Einbettung ökonomischer Nachhaltigkeit von Landwirtschaft inurbanen Räumen in ein nachhaltiges Landmanagement. Als Schlussfolgerung werdenAussagen über mögliche Innovationspotenziale für Forschung und

5Der in dieser Expertise zusätzlich verwendete Begriff Green Production beinhaltet neben derKultivierungvonPflanzenfürErnährungszweckeauchdenAnbaubiogenerRohstoffezurstofflichenundenergetischenNutzung.

6Müller, C. (Hg.) 2011. Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt, oekom Verlag,München; Baier, A. 2010 Urbane Subsistenz als Teil nachhaltiger Gesundheitsförderung. In: Göpel,Eberhard/GesundheitsAkademie e.V. (Hg.), Nachhaltige Gesundheitsförderung, Mabuse‐Verlag,Frankfurt a.M. 2010;Müller, C. 2009. ZurBedeutung von InterkulturellenGärten für einenachhaltigeStadtentwicklung. In: D. Gstach, H. Hubenthal, M. Spitthöver (Hrsg.): Gärten als Alltagskultur iminternationalen Vergleich, S. 119‐134, Arbeitsberichte des Fachbereichs Architektur StadtplanungLandschaftsplanung,Heft169,UniversitätKassel(Auswahl)

Page 10: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite4von57

anwendungsbezogene Dienstleistungen, beispielsweise bezüglich alternativerEinkommensmöglichkeitendurchumweltbezogeneLeistungsvergütung,gezogen.

3 Methodik

AnhandeinerLiteraturanalysewurdenaktuelleFormenurban‒agrarischerProduktionidentifiziertsowieDifferenzierungsmöglichkeitenundBewertungskategorienabgeleitet.Darüber hinaus erfolgte die Bewertung der ökonomischen Relevanz und BedeutunglandwirtschaftlicherErzeugunginStädteninsogenanntenIndustrieländernalsauchdieErmittlung derer potenzieller ökonomischer Hemmnisse und Grenzen. DieUntersuchung fokussiert sichdabei aufdieMöglichkeitenagrarischerBewirtschaftunginnerhalbderräumlichenGrenzeneinerStadt.DiesbezüglichwurdedieGrößenordnungund Entwicklung der landwirtschaftlichen Fläche in ausgewählten deutschenGroßstädten betrachtet und verglichen. Am Beispiel konkreter Formen erfolgte eineexemplarische Untersuchung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit. Aufgrund derdiesbezüglich begrenzten sekundärstatistischen Datenlage fußen die abgeleitetenAussagen überwiegend auf aus der Literatur identifizierten Potenziale bzw.Restriktionen.

Ergänzend zur Literaturanalyse wurden qualitative, leitfadengestützte Interviews mitExperten aus Forschung und Stadtplanung bezüglich der von ihnen prognostiziertenZukunftsfähigkeitagrarischerBewirtschaftunginStädtenvorgenommen.

UmAbschätzungenzummöglichenNachfrageverhaltenmachenzukönnen,wurdenimRahmen eines studentischen Projektes der Landwirtschaftlich‐Gärtnerischen Fakultätder Humboldt‐Universität zu Berlin Verbraucherbefragungen in Berlin zur Akzeptanzstädtischer Produktion und Produkte durchgeführt. 7 Die statistische Auswertungerfolgte an ausgesuchten Beispielen mithilfe des „Mann‐Whitney‐U‐Tests“8, dessenErgebnisseaufdieGrundgesamtheitübertragenwurden.

Aufgrund der geringen sekundärstatistischen Datenbasis zur Bewertung derökonomischen Potenziale urbaner Landwirtschaft und der unausgewogenenAltersstrutur der interviewten Personen erheben die hier dargestellten Ergebnissekeinen Anspruch auf Repräsentativität, erlauben aber aus Sicht der Autoren einetendenzielleAussagebezüglichderwirtschaftlichenEntwicklungsmöglichkeitenurban‒agrarischerErzeugung.

7DieUntersuchungundBewertungderwirtschaftlichenRelevanzsowiederAkzeptanzurban‐agrarischerProduktion erfolgte durch eine externe Expertise von Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Bokelmann(Landwirtschaftlich‐Gärtnerische Fakultät der HU Berlin) und Nicole Petzke (Institut für Agrar‐ undStadtökologischeProjekteanderHUBerlin).DiestudentischeBefragungwurdeimRahmendesModuls„AgrarmarketingII“(WS11/12)durchgeführt.

8Parameterfreier statistischer Test zur Überprüfung, ob zwei unabhängige Verteilungen zu derselbenGrundgesamtheitgehören

Page 11: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite5von57

NachAuswertungderErgebnisse undderen thematischenEinbindung in denKontexteines nachhaltigen Landmanagements wird das ökonomische Potenzial einer urban‐agrarischenProduktionabschließendbewertet.

4 TrendsundTendenzenurban‐agrarischerProduktion

4.1 MerkmaleundRahmenbedingungenurban‐agrarischerProduktionUrbane Landwirtschaft wird als Unternehmung definiert, die Nahrungs‐ und Nicht‒NahrungsprodukteinStädtenundMetropolenerzeugt,verarbeitetundvermarktetundsich dabei vorrangig an der Nachfrage der städtischen Bewohner orientiert. Bei denProduktenstädtischerLandwirtschafthandeltessichbesondersumleichtverderblicheErzeugnisse wie Obst und Gemüse mit hohem Spezialisierungsgrad, die dieProduktpalette der ländlichen Landwirtschaft ergänzen und aufwerten können. DieagrarischeBewirtschaftungvonLandkannsowohlaufprivatenundöffentlichenFlächenals auch aufWasserkörpern in intra‐ und peri‒urbanen Räumen stattfinden (MOUGET

2000;SMIT,NASR&RATTA2001;VEENHUIZEN2006;PEARSON2010).UrbaneLandwirtschaftwird wie die ländliche Agrarwirtschaft durch die Beschaffung und Verwendung vonnotwendigen,bestenfallseigenenstädtischenRessourcenwieLand,Arbeit,(Ab‐)Wasseroder Abfall, die Produktion von Rohwaren und fertigen Gütern sowie durchVerarbeitung,Verpackung,Vertrieb,VermarktungundRecyclinggeprägt. Sie istdurcheine große Nähe zum Verbraucher, einen ausgeprägten Wettbewerb um Land alsProduktionsstandort und einen geringen Grad an landwirtschaftlicher Organisationgekennzeichnet (VEENHUIZEN2006). Durch die Vielzahl von Landnutzungen auf engemRaum inStädtenbesteht imVergleich zu ländlichenRäumenund inAbhängigkeit vonPlanungsrecht, Gebietsabgrenzungen und Immobilienmarkt ein erhöhtes Risiko fürFlächennutzungskonflikteundNutzungseinschränkungen.

Die generelle Versorgung eines Landesmit Nahrungsmitteln ist abhängig von dessenwirtschaftlichem Status, dem Umfang an Vermarktungs‐, Lager‐, und Transportinfra‐struktur, der landwirtschaftlichen Produktivität, der Verfügbarkeit von Ackerland,Wasser und anderen natürlichen Ressourcen sowie von vorherrschendenlandwirtschaftlichenundstädtischenEntwicklungspolitiken(SMIT,NASR&RATTA2001).Die Merkmale und Aufgaben urbaner Landwirtschaft und deren Gewichtungunterscheiden sich demnach deutlich in Abhängigkeit vom „Entwicklungsgrad“ einesLandes: Während in sogenannten Entwicklungs‐ und Schwellenländern die anteiligeSelbstversorgungmitLebensmitteln,mitunterbiszurSubsistenz,eine(lebens)wichtigeRolle für die Ernährungs‐ und Einkommensverhältnisse von Einzelpersonen undFamilien spielt, ist sie verschiedenenAutoren zufolge für gesellschaftlicheGruppen in„entwickelten Industriestaaten“ vorrangig eine Frage von Lifestyle und alternativenNutzungskonzepten (vgl. VEENHUIZEN 2006; NUGENT 2000). Dies liegt sowohl anfunktionierenden Nahrungsversorgungsstrukturen als auch an dem geringenProzentsatzderAusgabenfürNahrungsmittelimVergleichzumGesamteinkommen.

Page 12: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite6von57

Eventuelle landwirtschaftliche Aktivitäten in prosperierenden Städten „entwickelter“Länder erfolgen im Innenstadtbereich aufgrund hoher Bebauungs‐ undBevölkerungsdichtevorrangigimkleinenMaßstab.DerbegrenztverfügbarePlatzwirdmitunter durch neuartige vertikale und horizontale Konzepte sowie durchstandortangepassteTechnologienundAnbaumethodengenutzt.DerHauptkonsumderagrarischenErzeugnisseerfolgthauptsächlichüberdieFamilie,Nachbarn,FreundeoderüberdenlokalenMarkt.

Inder städtischenPeripherie istmehrunbebautes Land zu günstigerenBodenpreisenalsdirekterProduktionsstandortverfügbar,weshalbLandwirtschaftdortamehestenalsgeschäftliche Aktivität anzutreffen und durch kleine und mittlere Betriebe mit hoherDiversifizierung charakterisiert ist. Zudem haben Transportbedingungen undLandschaftsmerkmale Einfluss auf die Ausrichtung und Spezialisierung derUnternehmen(SMIT,NASR&RATTA2001;GALK2006).

Durch die zahlreichen aufeinandertreffenden Nutzungsarten in urbanen Räumen sindrechtliche Regelungen erforderlich, die die Durchführung agrarischer Produktionmöglichst konfliktfrei zulassen. Identifizierte Einflussfaktoren sind in Tabelle 1überblicksartigaufgeführt.

Aufgrund gesellschaftlicher und politischer Prozesse ergeben sich sozialeVeränderungen sowie Änderungen von Wertvorstellungen, z.B. bezüglichNachhaltigkeit, Multifunktionalität, Ökosystemdienstleistungen und –integration (vgl.EEA2007;BMBF2008;NKGCF2009;WBGU2009).VonderzunehmendenBedeutungvon Integration und Partizipation, vor allem in westlichen Gesellschaften, kann auchurbane Landwirtschaft profitieren, indem Projekte durch Mitbestimmung undEigeninitiativevondenStadtbewohnernselbstangestoßenwerden.

Page 13: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite7von57

Tabelle1:RechtlicheRahmenbedingungenfürurban‐agrarischeProduktioninDeutschland(eigeneZusammenstellung)

RechtlicheEinflussfaktoren

Auswirkungenaufurban‒agrarischeProduktion

Flächennutzungs‐undBebauungsplan

Regelt die beabsichtigte bauliche Entwicklung von Gemeinden;dargestelltwerdenu.a.FlächenfürBebauung,Verkehr,Landwirtschaft,Wald, Nutzungsbeschränkungen sowie Grün‐, Wasser‐ oderAusgleichsflächen(§5BauGB).

Abstandsauflagen Rechtliche Bestimmungen bezüglich Abstandsauflagen zwischenpotenziellen landwirtschaftlichen Flächen und Verkehrswegen wieStraßenoderSchienenexistiereninDeutschlandderzeitnicht.

NachPflanzenschutzgesetz(§12,Absatz(2))müssenzuWohngebietenin Abhängigkeit vom Wirkstoff entsprechende Abstandsauflageneingehaltenwerden(z.B.100Meter).9

Wassernutzung Es existieren gesetzliche Restriktionen bei der Nutzung von Wasser,insbesondere von gereinigtem Abwasser (Klarwasser), welches nichtauf Oberflächen ausgebracht werden darf, sondern in Vorflutereingeleitetwird.10

Besitzverhältnisse Bei Umnutzung einer urbanen Brache bzw. Freifläche für agrarischeBewirtschaftung sind evtl. Besitzverhältnisse zu klären; zusätzlicherrechtlicher Klärungsbedarf bezüglich der Verantwortlichkeiten vonEigentümer oder Nutzer für Grundsteuer und gegebenenfallsFlächensanierung(GALK2006)

GebäudeintegrierterAnbau

Betrifft Bau‐ und Haftungsfragen: hohe bauliche Anforderungen anFlach‐, Grün‐ und Parkdächer sowie Dachterrassen aufgrund hoherklimatischerBeanspruchungunderhöhtemSchadenspotential11

4.2 Potenziale,NutzenundLeistungenurban‐agrarischerProduktionLandwirtschaftliche Erzeugung in Städten hat das Potenzial, sich alsmultifunktionaleDienstleistung auf zahlreiche wirtschaftliche, soziale und ökologische Belange sowieöffentliche Interessen in Städten positiv auszuwirken. Tabelle 2 führt diese vor einersichanschließendenausführlichenDarstellungüberblicksartigzusammen.

Tabelle2:PotenziellepositiveAspekteeinerurban‐agrarischenProduktionaufökonomische,ökologischeundsozialeBelange(eigeneZusammenstellung12)

9http://www.q‐s.de/anwendung_clomazonehaltiger_pflanzenschutzmittel_w.html10DokumentationdesWorkshops„BewässerungvonKurzumtriebsplantagenmitgereinigtemAbwasser“imRahmenderBMBF‐Fördermaßnahme„NachhaltigesLandmanagement“ModulBvom02.11.2011inBerlin

11http://www.baufachinformation.de/artikel.jsp?v=3715

Page 14: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite8von57

ÖkonomischeLeistungen ÖkologischeLeistungen SozialeLeistungen

PotenzielleKosteneinspa‐rungenundSchließungvonWirtschaftskreisläufendurchNutzungstädtischerRessourcen(Land,Arbeit,[Ab‐]Wasser,org.Abfall)

RessourcenschonungdurchVerwertungundWiedernutzungstädtischerRessourcenwie(Ab‐)WasserundorganischerAbfall

GesellschaftlicheIntegrationundPartizipationdurchProjekteundAktivitätenurbanerLandwirtschaft;FörderungvonMitbestim‐mungundEigeninitiative

MöglicherBestandteilderstädtischenWirtschaftdurchpotenzielleVernetzungmitvor‐undnachgelagertenIndustrien

Emissions‐undEnergieeinsparungendurchReduktionvonTransport,Lagerung,Kühlung,Verpackung

LokaleKontrollewirtschaftlicherAktivitätenundgeringereAbhängigkeitengegenüberäußerenFaktorendurchNutzunglokalerRessourcen

KostenreduzierungdurchEinsparungvonTransport,LagerungundKühlung

OffenhaltungvonFlächen;potenziellerSchutzvorVerunreinigungundMüllablagerung

SteigendeAttraktivitätfürstädtischeBewohnerdurchFreizeit‐,Kultur‐undBildungsangebote;„Grün“alslebenswerterFaktor

MöglicheGenerierungvonEinkommenundBeschäftigung

SanierungkontaminierterFlächendurchgeeigneteKulturarten

GeldflüsseverbleibenimlokalenKreislauf

LandwirtschaftlicheFlächennutzunginschrumpfendenStädtenfüralternativeVerwertungsoptionenundzurKosteneinsparung

GünstigeBeeinflussungdesstädtischenMikroklimas;

VerbesserungdesurbanenWassermanagementsdurchFlächenentsiegelung

EntwicklungspotenzialefürarmeStadtregionen;partielleVerbesserungdesLebensstandards

EtablierungalternativerVermarktungskonzepte

PositiverBeitragzurStadtbiodiversitätundLandschaftsgestaltung

Unterstützung/Ergänzungeinerausgewogenen,gesundenErnährung

Aufgrund der Produktionsfunktion bietet sich die Möglichkeit, Bestandteil derstädtischenWirtschaftzusein.AlsPrimärerzeugeristdie„Landwirtschaft“mitvor‐undnachgelagerten Industrien vernetzt und hat somit direkte und indirekte Effekte aufProzesse entlang derWertschöpfungskette hinsichtlichVerarbeitung, Verpackung undVermarktung (SMIT, NASR & RATTA 2001). Städtisch‒agrarische Landbewirtschaftungkann im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten urbane Ressourcen wie Land,(Ab‐)Wasser, Abwärme oder Abfall sowie Vernetzungen zu Industrien undDienstleistungen nutzen. Dadurch ergeben sich Potenziale, anfallende Abfallproduktevon städtischen Industrien als Input zu nutzen und zu verwerten, eventuelleEntsorgungskosteneinzusparensowieWirtschaftskreisläufesinnvollzuschließen.

Eine hohe urbane Dichte und relativ günstige Transportmöglichkeiten lassensymbiotische Verbindungen mit anderen Landnutzungen sowie Verlinkungen zum

12 GrundlagesinddiefolgendentextlichenAusführungenmitdenjeweiligenQuellenangaben

Page 15: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite9von57

urbanen(Nahrungs‐)Systemzu.DerInputanexternenRohstoffenunddieNichtnutzungvon Restprodukten können minimiert, negative Umweltwirkungen verringert undtechnologische Innovationen befördert werden. Daraus ergeben sich wiederumökonomische Effekte auf in Verbindung stehende Industrien (Input/Output) undDienstleistungen. Die Reduzierung von Transport, Kühlung und Verpackung vonNahrungsmitteln bedingt Energieeinsparungen, die mit steigenden Energiekostenzunehmend relevanter werden (ebd.). Durch die Nutzung und Inwertsetzung lokalerRessourcen können zusätzliche Vorteile für Kommunen entstehen wie die lokaleKontrollewirtschaftlicherAktivitäten,einegeringereAbhängigkeitgegenüberexternenFaktoren oder verringerter Bevölkerungsschwund. Geld bliebe verstärkt im lokalenKreislauf(FEENSTRA,MCGREW&CAMPBELL1999).

Urban‒agrarischeLandnutzungwirktsichaufzahlreichegesellschaftlicheBereichewieUmwelt, Gesundheit, Bildung, Erholung, Einkommen undBeschäftigung aus. Aufgrunddieses Spektrums beschäftigen sich nicht nur Landwirte, sondern auch Verwaltungenwie Natur‐ und Umweltämter, Banken, Stadtplaner, Soziologen und Landschafts‐architekten,Gartenbauverbände,gemeinnützigeVereinesowiePrivatpersonenmitderThematik(GALK2006;MOUGET2000).

UrbanelandwirtschaftlicheErzeugungistmarkt‐undnachfrageorientiertmitBezugzudemumgebenden städtischenRaum.HinsichtlichdererwirtschaftlicherRelevanz sindinsbesondere die Bereiche Einkommen, Beschäftigung (durch hohe manuelleArbeitsintensität auf kleinen Flächen) und berufliche Weiterbildung von Bedeutung.Elementar sind zudemdieUnternehmensentwicklung, der städtische Status innerhalbdernationalenoderauchglobalenWirtschaft(aufgrundderKostenfürstädtischesLandalsHaupttreiber)(SMIT,NASR&RATTA2001)sowie‐bezüglichmöglicherKonflikteoderSynergien‐diePräsenzandererLandnutzungsarten(GALK2006).

Wo immer nationale oder städtische Nahrungssysteme nicht ausreichend entwickeltsind, erhöht sich die Wettbewerbsfähigkeit des lokalen Anbaus von Lebensmitteln(MEYER‐RENSCHHAUSEN 2011; SMIT,NASR&RATTA 2001). Dies gilt maßgeblich für vieleStädtedesglobalenSüdensaberauchfürwohlhabendeIndustrienationen,wiedenUSA,in deren Städten mitunter sogenannte food deserts existieren. Diese„Nahrungsmittelwüsten“befindensich inderRegel insozialbenachteiligtenGegendenund weisen kaum Lebensmittelgeschäfte auf, die ohne Auto zu erreichen sind. DenBewohnern wird somit kein oder nur vereinzelt Zugang zu gesunden, frischen,unverarbeiteten Lebensmitteln ermöglicht. Stattdessen dominieren Fastfood‐Ketten.Nahrungsunsicherheiten und Fehlernährung sind u.a. die Folge. Der Eigenanbau vonLebensmitteln, einzeln oder in Gemeinschaft, trägt zur Ergänzung derNahrungsversorgung und Gesundheit von Einzelpersonen, Haushalten und derAllgemeinheit bei (DEELSTRA & GIRARDET 2000; SMIT, NASR & RATTA 2001; VEENHUIZEN2006), bewirkt dadurch eine partielle Verbesserung des Lebensstandards fürGeringverdiener(z.B.inNewYork,Detroit)undkannEntwicklungspotenzialefürarmeGegendenundStadtteileeröffnen, z.B. inFormeines „Bauernmarktes“ inKombinationmitGemeinschaftsgärten(MEYER‐RENSCHHAUSEN2011).

Page 16: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite10von57

Die Problematik verarmender Stadtteile betrifft oftmals auch schrumpfende Städte, indenen durch Bevölkerungsschwund und fehlenden Immobiliendruck Freiraum undLandschaft oft reichlich vorhanden sind (BRÜCKNER 2011). Dort besteht dieNotwendigkeit, aber auch die Chance, alternative Verwertungsoptionen durch eineeffektive Flächennutzung zu etablieren, um Kosten einzusparen und zusätzlicheWertschöpfungzuerreichen.GeradeinsolchenStädtenbietetessichan,FreiflächenwieBaulückenundStadtbrachenalsOrte fürGreenProductions zunutzen. ImHinblickaufdie Problematik einer möglichen Flächenkontamination erscheint der Anbau vonbiogenenRohstoffenzurenergetischenund stofflichenNutzungbesonders interessantundkönnte inAbhängigkeit vonEigentumsverhältnissen,VorbelastungundNachfrageVorteile gegenüber der Produktion von Nahrungsmitteln aufweisen. Flächen würdenoffengehalten,mitunter innovativenNutzungsformenzugeführtundwieder „inWert“gesetzt sowie potenziell vor Verunreinigung geschützt werden. Pflege‐ undErhaltungskostenkönnendurchaktivelandwirtschaftlicheNutzungverringertwerden.AuchprivateundöffentlicheUnternehmenundEinrichtungenwieHotels,Restaurants,Flughäfen, Krankenhäuser, Industrieunternehmen, Energie‐ und Wasserunternehmen,Universitäten, Schulen oder Gefängnisse habenMöglichkeiten, ihr Flächenvorkommenfür eine agrarische Landbewirtschaftung zu nutzen und somit zusätzlicheWertschöpfungzugenerieren(SMIT,NASR&RATTA2001).

Landwirtschaftliche Flächen in Städten können zudem positive ökologische Effekteerzielen. Dazu zählen mitunter günstige Auswirkungen auf das Mikroklima über dieBeeinflussung von Feuchtigkeit, Temperatur oder Aufnahme von CO2. Eine möglicheVerbesserung des urbanen Wassermanagements kann durch die Entsiegelung vonFlächenerreichtwerdenundsomiteinenBeitragzurGrundwasserneubildungsowiezurgeringeren Belastung des Kanalsystems, insbesondere bei Starkregenereignissen, undwenigerKosten fürdieAbwasserbehandlung führen.ZurBewässerung landwirtschaft‐licherKultureninurbanenRäumenbietetessichan,inAbhängigkeitvomBewirtschaf‐tungsmaßstabRegenwasser aufzufangenund zu speichern. ImVergleich zu ländlicherAgrarwirtschaft besteht somit eine geringere Anfälligkeit gegenüberWassermangel inTrockenzeiten (GALK 2006). Urban‐agrarischer Landbewirtschaftung wird darüberhinaus zugesprochen, einen positiven Beitrag zur Stadtbiodiversität und Landschafts‐gestaltungzuliefern(SMIT,NASR&RATTA2001).

NebeneineroptischenBereicherungdesStadtbildessindsozialeVerknüpfungeneinermultifunktionalenurbanenlandwirtschaftlichenProduktionmitUmweltbildung,Kultur‐und Erholungsangebotenmöglich (GALK 2006). Ferner wird städtischer BevölkerungeindirekterBezugzurNahrungsmittelproduktiongebotenunddieEigenverantwortungvon Beteiligten gestärkt (NUGENT 2000). Aufgrund der vielfältigen Effekte urban‒agrarischer Erzeugung können sich für zahlreiche Interessen und Nutzergruppenunterschiedliche Vorteile ergeben. Kurze, innovative Nahrungsverteilungswegezwischen Erzeugern und Verbrauchern, Transporteinsparungen, frische Produkte,Integration der „Landwirte“ inMarketingprozesse sowie bessere Absprache zwischenAngebot und Nachfrage sind potenzielle Vorzüge gegenüber einer globalisiertenLandwirtschaft. Zwischen Formen urbaner landwirtschaftlicher Produktion und der

Page 17: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite11von57

bebauten Umwelt können zahlreiche Synergieeffekte generiert werden wie beispiels‐weisedieKombinationvonGemeinschaftsgärtenund„Bauernmärkten“,Direktverträgemit Restaurants oder Supermärkten oder die Etablierung von Gewächshäusern auföffentlichenGebäudenwieEinkaufszentren(GALK2006;SMIT,NASR&RATTA2001).

4.3 Formenurban‒agrarischerProduktionUrbanelandwirtschaftlicheErzeugungbeinhaltetverschiedeneProduktionssystememitvielfältigen Prozess‐, Management‐ und Marketingmethoden, die oftmals miteinandervernetzt sind. Die Merkmale und Effekte städtischer landwirtschaftlicher Aktivitätenähneln oder unterscheiden sich in Abhängigkeit von den gegebenen Ausprägungen.Diesbezüglich kann eine Einteilung nach verschiedenen Faktoren erfolgen: Art derangebauten Produkte, Komplexität des Anbausystems, Produktionszweck(Selbstversorgung, Direktvermarktung, Verkauf an Zwischenhändler/Verarbeiter/Verbraucher), Art des genutzten Raums, Ort, Besitzverhältnis, Bewirtschaftungsdauer,involvierte Akteure u.a. (SMIT, NASR & RATTA 2001). Die derzeit ins Bewusstsein derÖffentlichkeit rückenden Formen urbaner agrarischer Produktionssysteme sindvielfältiger Natur: Es handelt sich dabei sowohl um Initiativen, die aus derMitte derGesellschaftherausentstehenwieInterkulturelleoderGemeinschaftsgärtenalsauchumfuturistische Konzepte, z.B. in Form von Farmscrapers (siehe Kapitel 4.3.2.2). Umletztendlich die Frage der Wirtschaftlichkeit zu bewerten, wird im Folgenden eineDifferenzierung zwischenurbanemGärtnernundFormenderurbanenLandwirtschaftund des Agribusiness – als gesamteWertschöpfungskettemit den der Landwirtschaftvor‐undnachgelagerten Industrien–vorgenommen.NacheinererstenÜbersichtzumurbanen Gärtnern erfolgt eine Fokussierung auf die ökonomischen undunternehmerischenPotenzialederletztenbeidenKategorien.

Page 18: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite12von57

4.3.1UrbanesGärtnernDie identifizierten Formen gärtnerischer Produktion in urbanen Räumen dersogenanntenIndustrieländersindinderfolgendenTabellekategorisiertunddargestellt.

Tabelle3:FormengärtnerischerProduktioninurbanenRäumen(eigeneZusammenstellung13)

FormenurbanenGärtnerns

Charakteristika

Schreber‐undMietergärten

alsangelegteSelbstversorgungsgärtenTeilfrühererstädtebaulicherKonzepte,umurbaneErnährungauchinKrisenzeitengewährleistenzukönnen(DAMS2011;HUBENTHAL2011;MEYER‐RENSCHHAUSEN2011)

durchrelativstrengesRegelwerkgekennzeichnet;dientErholungszweckenbesondersvonFamilienundRentnern(PEREZ‐VAZQUEZ,ANDERSON&ROGERS2005)

Gemeinschafts‐gärten–CommunityGardens

sozialeBewegung,überwiegendinwohlhabendenLändern,innerhalbderGartenbewegung

VarianzvonEinzel‐undFamiliengärtensowieInterkulturellenGärtenbishinzugemeinsamerBewirtschaftungundVerantwortlichkeitenallerBeteiligten(MÜLLER2011)

BewirtschaftungvonFreiflächen(Brachland,ungenutztemBauland,Parks,nichtzurBebauunggeeigneteFlächenwiesteileHängeu.a.),oftmalsdurchzeitlichbegrenzteZwischennutzunggekennzeichnet(GALK2006)

BodenloserAnbau KultivierungvonvorrangigGemüseinBehältnissen AnbauinalternativenSubstraten(Kompost,Bioabfall,Kokosfasern)(SMIT,NASR&RATTA2001)

kleinflächigerAnbauinHydrokultur(PflanzenwurzelninanorganischemMediumwieSand,Kies,Asche,Schlacke,Blähton,Stein‐oderMineralwolleundwerdenmittelseinerwässrigenLösungernährt)

Windowfarming14–inFensterninstallierte,vertikaleAnbausystemeinHydrokultur;vorrangigfürSalateundKräuter,

Aerokultur–RegulationderTemperaturderWurzelzoneninAbhängigkeitvomPflanzenbedarf(SMIT,NASR&RATTA2001)

Gemeinschaftsgärten sindderwohlderzeitpopulärsteTrend,wennesumdasThemaUrban Gardening geht. Initiiert werden solche Aktivitäten von Privatpersonen oderGemeinschaftsinitiativen, denen sowohl die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse,Erholung,wirtschaftliche Entlastung durch eigeneNahrungsmittelproduktion als auchsozialeundinterkulturelleBegegnungenwichtigsind(NUGENT2000).UrbanesGärtnernliefertaußerdemeinenBeitragzurStadtgestaltung(GALK2006)undkannalsBeitragzueiner, auf mikroökonomischer Ebene, kommunalen Wirtschaftsentwicklung gesehenwerden(FEENSTRA,MCGREW&CAMPBELL1999).

13 GrundlagesinddiefolgendentextlichenAusführungenmitdenjeweiligenQuellenangaben 14www.windowfarms.org

Page 19: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite13von57

Platzextensive Anbaukulturen in Behältnissen bzw. –systemen wie kleinflächigeGewächshäuser mit Hydrokultur bieten sich aufgrund begrenzter Freiflächen undmöglicher Bodenkontaminationen besonders für urbane Räume an. Sie sind nicht aufden Erdboden als Produktionsstandort angewiesen und haben eine Tendenz zumgeringen Wasserverbrauch (SMIT, NASR & RATTA 2001). Auch ungewöhnliche„Produktionsorte“wieInnenhöfe,Terrassen,Balkone,FlachdächeroderTreppenhäuserkönneninAnspruchgenommenwerden(MOUGET2000).

Die beschriebenen Formen gärtnerischer Aktivitäten, die in Städten zu finden sind,dienen vorrangig der Befriedigung ökologischer, sozialer und ernährungsphysio‐logischer Bedürfnisse. Angaben über Menge und Wirtschaftlichkeit der Erträge aus„Hobbygärten“ gibt es kaum, da nur am Markt gehandelte Waren statistisch erfasstwerden. Nur einzelne Untersuchungen zeigen bislang, dass die private gärtnerischeProduktion in der Masse durchaus relevant sein kann: So stammt etwa jede zweiteverzehrteTomateinDeutschlandausprivaterErzeugung(HEISTINGER2011).

4.3.2UrbaneLandwirtschaftundurbanesAgribusiness

4.3.2.1UrbaneLandwirtschaftinderStadtentwicklungsdiskussionLandwirtschaft ist seit langem Teil integrierter Stadtentwicklung. Im Zuge derNachhaltigkeitsdebatte gewinnt urbane Landwirtschaft zunehmend Bedeutung alsBestandteilvonModellendernachhaltigenStadtentwicklung.DiesedienenalsLeitbildbzw. Organisationsrahmen für die längerfristige Gestaltung von Städten. HistorischeBeispiele zur Integration derNahrungsmittelproduktion in Städte sind etwaEntwürfevonEbenezerHoward,desArztesMoritzSchreberoderdesGartenarchitektsLeberechtMigge (MEYER‐RENSCHHAUSEN 2011; HUBENTHAL2011). Der durch den Architekten undStadtplanerThomas Sieverts inden1990er Jahren geprägteBegriff derZwischenstadtbeschreibt die sich auflösenden klaren Grenzen zwischen Stadt und Land und diezunehmende gegenseitigeDurchdringung beider Räume. Vormals ländliche Gebiete inStadtnähe, die überwiegend durch die Landwirtschaft geprägt wurden, erlebenfunktionale Veränderungen durch alternative Freizeitnutzungen, zunehmendeSiedlungsaktivitäten durch steigende Wohnansprüche oder ansteigendePendlerbewegungen mit infrastrukturellen Anpassungen. Umgekehrt wird über dieRolleundNutzungvonFrei‐undBrachflächeninStädtenbzw.überdieIntegrationvonLandschaftsqualitäteninbestehendeBaustrukturendiskutiert(SIEVERTS2000). Aktuellwird zudem im Kontext schrumpfender Städte und Regionen – beispielsweise alsNachwendeerscheinungbesonders fürOstdeutschlandoder für Industriestandortewiedem Ruhrgebiet relevant – nach Leitbildern gesucht, die die Aufwertung undStabilisierung betroffener Orte bewirken. Dazu zählen beispielsweise physischeLeitbilderwiefragmentierteStadt‐LandschaftenoderdiedieperforierteStadt15(TENZ&

15Geprägt durch den Stadtplaner Engelbert Lütke Daldrup am Beispiel Leipzigs; vgl. Engelbert LütkeDaldrup 2001. Die perforierte Stadt. Eine Versuchsanordnung. In: StadtBauwelt 24/2001. S. 40‐45http://www.stadtumbau‐im‐konsens.de/leitbilder.cfm

Page 20: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite14von57

LANG2003).DiebaulicheundwohnungswirtschaftlicheSituationschrumpfenderStädteist oftmals durch Leerstand oder den Verfall von Gebäuden und Infrastrukturgekennzeichnet.DieseinderRegelalsnegativwahrgenommenenAuswirkungenbietenaber auch Möglichkeiten alternativer Flächennutzungen und ‐verwertungen. InschrumpfendenurbanenRäumenmiteinergeringenImmobilien‐undFlächennachfragekönnen relativ unabhängig von wirtschaftlichen Verwertungsinteressen alternativeStadtentwicklungskonzeptegetestetwerden.Dieseerweisensichzudemalsnotwendig,da ungenutzte Flächen mitunter von Vandalismus oder Schadstoffkontaminationenbetroffen sind bzw. hohe Pflegekosten verursachen (BRÜCKNER2011). Das Leitbild derperforierten Stadt propagiert beispielsweise die Umwandlung (inner)städtischerFlächen in grüne Freiräume oder Mietergärten, wodurch neben einer potenziellenagrarischenNutzung auch das lokaleKlima und die Lebensqualität positiv beeinflusstwürden. Brachflächen bieten Vernetzungspotenziale urbaner Areale mit dem Umland(LANG&TENZ2002;LANG&VOGLER2003;LANG,SCHRÖDER&VOGLER2003).NeugestalteteFreiflächenkönnensomit sozioökonomischenundökologischenNutzenbringensowiesozialeundkulturelleInteraktionbefördern.

Zur konkreten Integration von landwirtschaftlichen Flächen, die auch fürprosperierende Städte tragfähig sein sollen, gehört das Konzept der„Zusammenhängenden Produktiven Stadtlandschaft“ (Continuous Productive UrbanLandscapes ‒ CPUL). Dabei handelt es sich um eine Idee der Architekten undStadtplaner Katrin Bohn und André Viljoen, welche urbane Landwirtschaft in diestädtische Raumplanung einbindet und diese als elementaren Bestandteil einernachhaltigen städtischen Infrastruktur ansieht (VILJOEN & BOHN 2009). Ziel ist dieökologischeGestaltungstädtischerNahrungssysteme,dieSchaffungeinernachhaltigenurbanen Infrastruktur sowie die Zusammenführung verschiedenster innerstädtischerFreiflächen zu miteinander verbundenen produktiven urbanen Orte, die auchumgebendeländlicheRäumeeinbeziehen.

Die produktivenOrte können unterschiedlichster Ausprägung sein, beispielsweise alsFreiräumefürFreizeit‐undErholungsaktivitäten, fürdieFrischluftproduktionoderalsökologische Korridore. Es existieren formale Ähnlichkeiten des Konzeptes mitstädtischen Parks, Gärten und Wäldern hinsichtlich räumlicher und funktionellerKriterien(BOHN&VILJOEN2005b).ImVordergrundstehtjedochdieBetreibungurbanerökologischer Landwirtschaft und, aufgrund der höchsten Flächenproduktivität,besondersdieObst‐undGemüseproduktion.

Auch dieNutztierhaltungwird als potenzieller Bestandteil angesehen (BOHN&VILJOEN2005a).DieAusprägungenvonCPULsindsehrvielfältigmöglich:groß,klein,horizontal,vertikal oder schräg. Die Spannbreite landwirtschaftlicher Nutzung reicht vonkleinräumlichen, individuellen Parzellen zum Eigenbau bis hin zu großflächigem,professionell betriebenem und gemeinschaftlichem Anbau. Die Optionen, wie undwoCPULinitiiertwerdenkann,sindzahlreichundbeinhaltenwenigoderschlechtgenutzteFlächen wie Ecken und Fassaden, Parkplätze und ‐häuser, Restflächen von Straßen,Industriebrachen und ‐gebieten, Bahndämmen u.a. Konzipiert ist dies vorrangig für

Page 21: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite15von57

Fußgänger, Fahrräder oder motorlose Fahrzeuge, um eine unbelastete Aufzucht derNahrungsmittelzuermöglichen(BOHN&VILJOEN2011;BOHN&VILJOEN2005a).

CPULs sollen nach Vorstellung der Designer neben anderen städtischen Entwürfenbestehen und als verbindendes Element zwischen lokalen Nutzungsansprüchen,strategischerStadtplanung,sozialerundwirtschaftlicherFunktionalitätsowiekurz‐undlangfristigen Vorteilen fungieren (BOHN& VILJOEN 2005b). Durch die Integration vonLandwirtschaft in Stadtplanung und Architektur versprechen sich die Planer eineVerringerung von Umweltbelastungen, steigenden Wohlstand, erhöhte Attraktivitätsowie die Versorgung lokaler Märkte aus urbanen Räumen heraus (BOHN & VILJOEN2011).

MitAgropolisMünchenexistierteineweiterekonkreteIdee,LandwirtschaftinstädtischeNahrungsabläufezureintegrieren.EshandeltsichdabeiumeinPilotprojektimRahmender „Nationalen Stadtentwicklungspolitik“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bauund Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesinstituts für Bau‐, Stadt‐ undRaumforschung (BBSR). ImMittelpunkt stehtdabeidasModellprojekt „AgrikulturparkFreiham“,welches imStadtentwicklungsgebietFreihamderbayerischenLandeshaupt‐stadt integriert wird und von der Produktion über die Verarbeitung bis zurVermarktung den Prozess der Nahrungsmittelherstellung in urbanen Räumen wiedererlebbarmachensoll.

Im Zuge der Stadterweiterung in Freiham, deren Fertigstellung mindestens 30 Jahrebeanspruchen wird, werden die Flächen bis zur Bebauung durch eine intensivelandwirtschaftlichePraxiszwischengenutzt.EinetemporäreFarmsowieMusteranlagenin Form von Gemeinschaftsgärten, Selbsternteprojekten und kleinteiligen Küchen‐,Balkon‐ und Dachgärten liefern Anregungen für die Stadterweiterung. Zusätzlichwerden Kreislaufsysteme bezüglich erneuerbarer Energien und nachwachsenderRohstoffe angestrebt.Diesebeziehen sichauchauf einennachhaltigenStädtebau, z.B. durchdieErrichtungvonNiedrig‐undNullernergiehäusern.

Durch angestrebteKooperationenmit Forschungseinrichtungen,Kinder‐, Schüler‐ undFortbildungsprogrammen und durch die Lenkung von Kunden‐ und Besucherströmensoll der Agrikulturpark Freiham auch direkt sozial erlebbar sein. Ein weitererBestandteil des Konzeptes ist es, erzeugte Produkte über vorgesehene Transport‐systemewiedie„Viktualientram“direktindieInnenstadtzutransportieren.ErgänzendzumAgrikulturparksollenauch innerstädtischeBereicheanhand„GrünerRäume“undeinem„Nahrungsstadtplan“(Bewusstseinsbildungdurchöffentliche InstallationenzumThemaNahrung)indiemetropolitaneNahrungsstrategieintegriertwerden.

Übergreifende Ziele der Strategie sind die Ernährung Münchens nachhaltiger zugestalten und damit sowohl einen Beitrag zur Gesundheit der Bewohner zu leisten,negative Umweltauswirkungen der Nahrungsproduktion zu mildern, einefunktionierende Nahrungswirtschaft zu gestalten als auch die Nahrungsqualität undEsskultur zu fördern. Die landwirtschaftliche Zwischennutzung Freihams wird alsmöglicher Baustein gesehen, um Landwirtschaft und Ernährung auch zukünftig in die

Page 22: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite16von57

Weiterentwicklung der Metropole München zu integrieren. Dabei gilt es, durchAneignungvonuntergenutztenFlächendieNutzungzuintensivierenundurbaneDichtezuverstärken.16

Darüber hinaus existieren eine Reihe anderer, teilweise futuristischer Konzepte, dieagrarische Bewirtschaftung als integrativen Bestandteil nachhaltiger städtischerEntwicklung betrachten wie beispielsweise The Ecoville Park17oder Transition TownMovement18.Ein überwiegend historisches Relikt agrarischer Bewirtschaftung in derStadtsinddiebestehendenStadtgüter,beispielsweise inBerlinundMünchen. ImFalleBerlins verpachten bzw. verwalten die Stadtgüter landwirtschaftliche und naturnaheFlächen,die teilweisebis1985zurAbwasserentsorgungberieseltwurden.DasichdieEigentumsflächen (Wald, Felder, Wiesen) der Berliner Stadtgüter ausschließlich imBerliner Umland in Brandenburg befinden, handelt es sich jedoch vorrangig umstadtnahe Landwirtschaft, die von Pächtern betrieben wird. Neben derlandwirtschaftlichen Nutzung ist es ein Anliegen, durch Landschaftsplanungzusammenhängende Landschaftsräume zu erhalten sowie attraktive Räume zurNaherholung und Freizeitgestaltung zu schaffen (BSB 1993). Die Flächen bietendemnach Raum zur Entfaltung von Natur und Umwelt sowie für Ausgleichs‐ undErsatzmaßnahmenwiebeispielsweiseBaumpflanzungen(Alleen),EntsiegelungenoderGewässersanierungen.19InundumMünchenwirtschaftenelf(überwiegend)Ackerbau‐betriebe,zudenStadtgüterngehörendeGutsbetriebe,daruntersiebennachRichtliniendes ökologischenLandbaus und verschiedenerAnbauverbände.DieHöfe übernehmenparallel ebenso Aufgaben bezüglich Landschaftspflege, ökologischer Ausgleichsmaß‐nahmenoderumweltpädagogischerProjekte.20

EineandereBegegnungzwischenLandwirtschaftundStadt inMittel‐undWesteuropaschaffen sogenannte City Farms 21 – städtische Bauernhöfe. Sie dienen Kindern,Jugendlichen und Erwachsenen zur Erholung und ermöglichen einen Zugang zuLandwirtschafts‐undUmweltbildung.StadtbauernhöfeweisenzahlreicheSchnittstellenzu ähnlichen Projekten auf wie Gemeinschaftsgärten, Nahrungsmittelprojekte,Umweltschutz,Recyclingu.a.DiePrimärproduktionderLandwirtschaftzurVersorgungderstädtischenBevölkerungmitLebensmittelnistgegenwärtigallerdingsnurnocheineRandfunktion im Stadtgebiet. Landwirtschaft als Selbstversorgungswirtschaft hatderzeit für europäischeStädte (AusnahmeOsteuropa)keinenennenswerteBedeutungmehr. Stadtbauernhöfe erfüllen also in erster Linie eine Bildungs‐ und Sozialfunktionundkönnendabeisowohlgewerblichalsauchallgemeinnützigbetriebenwerden(GALK2006).

16http://www.agropolis‐muenchen.de/index_de.html17http://www.ecovilleproject.com/18http://www.transitionnetwork.org/19http://www.berlinerstadtgueter.de/20http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Kommunalreferat/stadtgueter/gutsbetriebe.html21www.cityfarms.org

Page 23: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite17von57

4.3.2.2GebäudeintegrierterAnbauBei gebäudeintegriertem Anbau („edible buildings“) handelt es sich um einendreidimensionalen Anbau von vorrangig Pflanzen in Gebäuden, an Fassaden und aufDächern. Die Idee dahinter ist, geeigneten, bestehenden Gebäudebestand einerzusätzlichen Nutzung zuzuführen und Freiflächen intelligent für die Nahrungsmittel‐produktionzuverwenden.22NebenderErzeugungvonObstundGemüsevorOrtsteheneine ästhetische, urbane Gestaltung sowie verringerte Emissionen im Fokus derBetrachtung.DerAnbaukannsowohlinErdealsauchbodenlos(sieheTab.2)erfolgen.Elementar ist die Verwendung lokaler Ressourcen wie Sonnenenergie,Gebäudeabwärme undRegenwasser (SMIT,NASR&RATTA 2001).23ImHinblick auf einewirtschaftlicheNutzungundunterschiedlichenpflanzenphysiologischenAnsprüchenisteineSpezialisierungaufwenigeAnbaukulturensinnvoll.24

Als Voraussetzung für den gebäudeintegrierten Anbau bedurfte es derWeiterentwicklung innovativer bodenloser Anbausysteme mit angepasstenAusgangstechnologien.Dabeihandeltessich imWesentlichenumdieEntwicklungderHydrokultur. Diese ist beispielsweise Voraussetzung für das Konzept des VerticalFarming, welches den Anbau von Nahrungsmitteln in eigens dafür errichteten bzw.umgebauten Hochhäusern, sogenannten Farmscraper, in den Metropolen dieser Weltpropagiert(DESPOMMIER2004).EsexistierenunterschiedlichearchitektonischeEntwürfefür einepotenzielleUmsetzungdesVorhabens. In derRegel handelt es sichdabei umStahl‐Glas‐Konstruktionen.ErstePrototypenbefindensich inJapan,Südkorea,Englandund den Niederlanden. Sie sind bisher drei bis fünf Stockwerke hoch, z.T. auchunterirdisch 25 und dienen der Erprobung verschiedener Aspekte der landwirt‐schaftlichenErzeugungunterkontrolliertenUmweltbedingungen.UntersuchungsbedarfbestehtbezüglichdesautomatischenBetriebsderAnlagen(inKreislaufwirtschaft),derBeleuchtungunddesEnergiekonzeptes.AngedachtsinddieVerticalFarmsvorrangigzurErzeugung von Gemüse in urbanenRäumen. Es existieren aber auch architektonischeEntwürfe,dienebenderAquakulturzusätzlichdieGeflügel‐undSchweinehaltungindasBetriebssystemintegrieren.26

Der Betrieb einer Vertical Farm wird unter Ausnutzung möglicher regenerativerEnergieformen favorisiert. Dies beinhaltet auch die potenzielle Verwertung vonorganischenAbfallproduktenzuBiogas.DarüberhinauskanndasverwendeteWasser,u.a.ausderEvapotranspiration,aufgefangenundwiedergenutztwerdenundverbleibtsomit im Kreislauf. Zudem wird ein verringerter Einsatz von Kunstdünger undPestiziden bis hin zu völligem Verzicht prognostiziert. Durch die Nutzung von

22BeispielsweiseKellerundleerstehendeGebäudefürgeeigneteKulturenwiePilzeoderChicoree23http://www.zfarm.de/24Mündliche Auskunft von Prof. Matthias Diezemann, GEFOMA GmbH Großbeeren, Ingenieur‐ undPlanungsgesellschaftfürGartenbau,BauwesenundGebäudetechnik,08.05.2012

25http://www.plantlab.nl/4.0/26Entwurf„PigCity“desniederländischenArchitekturbürosMVRDV.

Page 24: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite18von57

erneuerbarenEnergienwirddieAbhängigkeitvonfossilenEnergieträgernreduziert.DieBefürworter des Anbausystemsmachen zudem auf die geringeren Auswirkungen derlandwirtschaftlichen Produktion auf den Naturhaushalt aufmerksam, der durch einegroßflächige Verbreitung von „vertikalen Bauernhöfen“ geschont würde. Dies betrifftu.a.dieProblematikbezüglichBodenerosion,Artenrückgang,UmwandlungnatürlicherFlächen in Ackerland sowie die Belastung des Wasserhaushalts durchBeregnungsfeldbauoderSchadstoffeintragausderLandwirtschaft.DurchdievertikaleNutzung einer Fläche ließe sichdie Flächenproduktivität imVergleich zumFeldanbauwesentlich steigern, Transportwege undAnforderungen an die Kühlung der Produktewürden verringert. In Abhängigkeit von Automatisierungsgrad werden zusätzlicheArbeitsplätzegeschaffen(DESPOMMIER2004).

DieFördererderneuenTechnologiesehendiesenichtalsvorübergehendenTrendan,sondernalsNotwendigkeit,bis2050neunMilliardenMenschenzuernähren,diezudemüberwiegend in Städten leben werden. Werden Farmscraper erfolgreich umgesetzt,eröffnen sie nach Meinung der Planer die Möglichkeit einer nachhaltigen Produktionsicherer und abwechslungsreicher, saisonunabhängiger Nahrung in Kombination miturbaner Kreislaufwirtschaft, indem städtische Ressourcen wie Abwärme (oderAbwässer)genutztwerden.AufgrundderUnabhängigkeitvonnatürlichenProduktions‐faktorenkönntedieNahrungsmittelerzeugungan365TagenimJahr,24StundenamTagerfolgen. Die Anbaukulturenwerden in dem geschlossenen System vor äußeren, z.T. schädlichen Witterungseinflüssen sowie Krankheits‐ und Schädlingsbefall geschützt.Besonders imHinblick auf prognostizierteWetterextreme im Zuge des Klimawandelsund der besonderen Betroffenheit der Landwirtschaft erscheint das isolierteWirtschaftenvorteilhaft(ebd.)

Um gebäudeintegrierte Anbaukonzepte umzusetzen, bedarf es einer Vielzahl vonAkteuren wie Agrarwissenschaftler, Stadtplaner, Architekten, Politik, Verwaltung,Unternehmer,Bankenetc. sowiederAkzeptanzderBevölkerung.DieErzeugungkannbeispielsweise auf Dächern in Gewächshäusern oder „Flachbeeten“ stattfinden –sogenannten Sky Gardens – innerhalb von Häusern in Form von technischautomatisierten,mehrstöckigenvertikalenFarmenoderanAußenwändenmithilfevonan Netzen oder Gittern rankenden „Obst‐ und Gemüsegärten“. Pflanzenbewuchs aufeinemDachoderaneinerFassadehatzudemdenpositivenNebeneffekt,dassdiesesichim Sommer weniger aufheizen, die Luftqualität verbessert und Energiekosten für dieKlimatisierung eingespart werden können (SMIT, NASR & RATTA 2001). Dies trifftpotenziellebensoaufneuestearchitektonischeKonzeptezu,diebewaldeteHochhäuserbeinhaltenund,wieetwa inMailand,auchschonumgesetztwerden.27DieseFormdesgebäudeintegriertenAnbaus ist jedoch vorrangig für nachhaltigesBauen relevant undbesitztkeinewirtschaftlicheProduktionsfunktion.

27http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen‐Bewaldete_Hochhaeuser_in_Mailand_2444745.html

Page 25: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite19von57

4.3.2.3AquakulturEineFormderErzeugungtierischerProdukte,diesichauchfürurbaneRäumeanbietet,istdieAquakultur.DabeihandeltessichumdieAufzuchtvonFischoderMeeresfrüchtenin Wasserbecken, Teichen, Seen, Flüssen, Buchten oder Meeresarmen unterkontrollierten Bedingungen. Es wird zwischen Süß‐ und Salzwasseraquakulturunterschieden (SMIT, NASR & RATTA 2001). Aquakultur bietet die am schnellstenwachsendeQuelleantierischemEiweißfürdiemenschlicheErnährungundnahezudieHälfte des weltweit konsumierten Fischs stammt mittlerweile aus diesemProduktionssystem. In Nordamerika und Europa dominieren moderne, intensiveBewirtschaftungssystememithohemIn‐undOutput.Aufgrundeinerstetig steigendenNachfrage nach Aquakulturprodukten nimmt auch die Bedeutung der Konsumenten‐bedürfnissenachNahrungssicherheit,Qualität,EinhaltungvonUmweltstandardssowieTiergesundheitund‐wohlbefindenzu.ZunehmendeHerausforderungenfürdieBrancheergeben sich durch den Klimawandel und dem globalen wirtschaftlichen Abschwung.Besonders kleinere Produzenten bedürfen der Unterstützung durch gesellschaftlicheZusammenschlüsseoderverbesserteManagementpraktiken(FAO2011).

Eine erweiterteFormderAquakultur istdiekombinierteNutzungmitHydrokulturen.Dabei handelt es sich um sogenannte Aquaponics. Diese Systeme beinhalten dieintegrierte Fischproduktion in Behältnissen in Verbindung mit bodenloserPflanzenproduktion im gleichen Wasserkreislauf. Dies ermöglicht die Nährstoffum‐wandlung und ‐wiedernutzung durch Pflanzen – in der Regel Gemüse – die mit dengefilterten Fischabwässern versorgt werden. Als Filtermedium wird oftmals Tonverwendet.DasgereinigteWasserwirdanschließendwiederdenFischenzugeführt.ProKilogramm im System erzeugten Fischs können mit den Nährstoffen aus demanfallenden Abwasser bis zu sieben Kilogramm Gemüse erzeugt werden (GRABER &RUNGE 2009). Die Ressource Wasser befindet sich im Kreislauf und bedarf nur einerminimalenprozentualenErgänzungproTag.Heizenergie,WasserundNährstoffewirdbeibeidenKulturenkaskadischeingesetzt.28Dabeibietetessichan,umweltfreundlicheTechnologien wie Photovoltaik, Energiespeicher, Niedrigenergie‐Pumpen oderLuftkollektoren einzusetzen. Bei Aquaponics handelt es sich um ein abgeschlossenesSystem, welches vor negativen Umwelteinflüssen geschützt ist. Als Standorte für diekombinierten Produktionssysteme bieten sich wegen des geringen Platzanspruchsgebäudeintegrierte Freiflächen an. Dabei kann es sich beispielsweise um Dächer vonEinkaufszentren oder sonstigen gewerblichen Gebäuden handeln. Aufgrund desunkonventionellen,innovativenKonzeptswirddasSystemzunehmendmitalternativenUnternehmensformenundFreizeitgestaltungenverknüpftwiePraxisbeispielezeigen.29Auch innovative Betreibermodelle (z. B. Bewirtschaftung durch berufstätige Familien,diezusätzlichnachBedarfjemandenzurPflegeeinstellen)bietensichan.DasSystemistsowohlfürdenFrischverkaufalsauchfürdieGastronomiegeeignet.

28ASTAF‐PRO–ProjektdesLeibniz‐InstitutsfürGewässerökologieundBinnenfischerei(2010). 29DieROSTLAUBE–ContainerfarmBerlinhttp://www.ecf‐center.de/.

Page 26: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite20von57

4.3.2.4AgroparksAgroparks sind Zentren gewerblicher landwirtschaftlicher Produktion, häufig inMetropol‐oderurbanenRegionen,diewieklassischeIndustrieparksaufgebautsindunddenen ein hohes wirtschaftliches Potenzial zugesprochen wird (GE2010). Es handeltsich dabei um moderne landwirtschaftliche Einrichtungen mit der notwendigenInfrastruktur für die Bewirtschaftung unter Ausnutzung von Logistik‐ und Wissens‐strömen, die in metropolitaner Umgebung konzentriert sind. Elementar sind dieErzeugung von Pflanzen und Tieren (mit den dazugehörigen Abbauprozessen), dieVerarbeitung der hergestellten Produkte, Bildungsaspekte sowie der Vertrieb undandere relevante Dienstleistungen (MANSFELD & SMEETS 2011; AFC 2009). Bei derräumlichenKonzentrationvonGewächshausbetrieben innerhalbeinesAgroparkswirdvonderAFCManagementConsultingAGeineNettounterglasflächevonmindestens50HektarbeieinereinzelbetrieblichenFlächevonfünfbiszwölfHektarangegeben.

MitunterwerdenAgroparksdurchexternesLandundBetriebeergänzt.DieErzeugungerfolgt inKombinationmitmodernerAgrotechnologie, Agri‐Biotechnologie30unddenLebenswissenschaften. Die modernen Produktionszentren in den Parks entwickeln,übernehmen und veranschaulichen innovative Techniken und Technologien fürintensive Bewirtschaftungssysteme. Effiziente pflanzliche Anbaukonzepte im Bodenoder inHydrokultur zielen auf eine optimierteRessourcennutzung sowie auf Ertrags‐und Produktivitätssteigerung. In Abhängigkeit von der Region werden Gemüse, Obst,Wasserpflanzen,Zierpflanzenund‐fischeerzeugt.DieBetreibungvonFischfarmen,Tier‐und insbesondere Geflügelhaltung, Eier‐ und Milchproduktion sind ebenfalls charak‐teristisch fürAgroparks (SMIT,NASR&RATTA 2001).31Es existieren zudemkombinierteAnbauformen, teilweise in mehrstöckigen Gebäuden, um Totalausfälle durch Krank‐heitenoderSchädlingezuverringernsowieUmweltwirkungenund‐verschmutzungzuminimieren.32

AgroparksfindetmanbesondersinLändern,dieflächenmäßigsehrkleinundräumlichbegrenzt sind. Sie weisen mitunter einen hohen Urbanisierungsgrad auf wiebeispielsweise die Niederlande, Singapur oder Brunei. Die Betreibung von intensivenlandwirtschaftlichenProduktionszentrenerfolgtmitdemZiel,dieFlächenproduktivitätunddenlandwirtschaftlichenErtragzuerhöhen.Zielderangestrebteninnovativenundnachhaltigen Produktion, z.B. in Form von Hydrokultur oder Gemüseproduktion inNetzen, ist die Herstellung qualitativ hochwertiger Nahrung in Metropolregionen zugeringenKosten.DieErzeugung istzudemteilweiseexportorientiertunderfolgt überdie Versorgung der regionalen Bevölkerung hinaus.31Die am besten umgesetzten und

30 Anwendung der Kenntnisse von Landwirtschaft und Molekularbiologie zugunsten einer i.d.R.großräumigen,intensivenBewirtschaftung.

31http://www.ava.gov.sg/AgricultureFisheriesSector/FarmingInSingapore/AgroTechParks/;http://www.intracen.org/Case‐Study‐Brunei‐‐‐Bruneis‐New‐Agro‐Technology‐Park‐in‐the‐Global‐Value‐Chains/:GaryHo,ManagingDirector,SQWChinaLtd,January15,2011

325.und7.SitzungderKommissionfürNachhaltigeEntwicklunginSingapur,Januar1999.http://www.un.org/esa/agenda21/natlinfo/countr/singapor/natur.htm

Page 27: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite21von57

funktionierenden Beispiele urbaner Foodcluster findet man in Nordwesteuropa(MANSFELD&SMEETS2011).

Die Grundsätze und Vorteile dieser Form urbaner Landwirtschaft sind verschiedenenBetreiberangaben zufolge nachhaltige Produktion und Kreislaufwirtschaft ("cradle tocradle") 33 , Schaffung von Arbeitsplätzen und verbesserte Arbeitsbedingungen,kontrollierteNahrungsqualitätund ‐sicherheit,High‐Tech‐Produktion,maximale (Öko‐)Effizienz, internationale Kooperationen, Energieeinsparungen. Dazu zählt auch dieräumliche Verknüpfung verschiedener landwirtschaftlicher Produktionsketten unter‐einandersowiemitaußerlandwirtschaftlichenAspektenwieGebäuden,städtischemundIndustrieabfall(MANSFELD&SMEETS2011;AFC2009).ExterneInputfaktorenwieEnergie,Wärme, Kraftstoff, Wasser und Nährstoffe sollen maximal genutzt und im Kreislaufgehaltenwerden.DurchdieNähe zuurbanenZentren ergeben sichPotenziale für eingeringeres Transportaufkommen sowie zur Einsparung von Emissionen. Dieangestrebte Wiederverwertung von Abfall, Wasser und Energie betrifft das Systemselbst,beziehtsichaberauchaufdasurbaneUmfeld(MANSFELD&SMEETS2011).

Die Aktivitäten moderner Agroparks werden mit Forschung, Entwicklung, Versuchenund Zertifizierungen verknüpft. Dazu zählen Kooperationen mit Unternehmen undUniversitäten ebenso wie Kombinationen mit Weiterbildungs‐ und Unternehmens‐aktivitäten. Die Zusammenarbeit mit Forschungslaboren und Pflanzenzüchternermöglicht den Anbau und die gleichzeitige Identifikation und AnalyseernährungsphysiologischerodertherapeutischerBedeutung.DabeiwerdenalsZielneueErkenntnisse bezüglich Nahrungssicherheit, Tier‐ und Pflanzengesundheit undNacherntetechnologien, die Qualitäts‐ und Ertragssteigerung von NahrungsmittelnsowiedieWeiterverarbeitungundVerpackungvorOrtverfolgt.34

Wirtschaftlicher Profit ergibt sich potenziell aus den durch effektive ProduktionresultierendenErträgen,eventuellerstaatlicherUnterstützungsowiedurchKooperationmit dem privaten Unternehmenssektors zur Finanzierung und Gewinnsteigerung.ProduktionszielderAgroparksistmitunterauch,TeilglobalerWertschöpfungskettenzuseinundeinenverbessertenMarktzuganginVerbindungmitanderenProdukten(Rind,Fisch, Forst) zu erreichen.Auchdie Zusammenarbeitmit derTourismusbranchekanndie Rentabilität eines Agroparks erhöhen. Dabei können beispielsweise Führungenangebotenwerdenoder einbotanischerGarten als landschaftsgestalterischesElementundtouristischerAnziehungspunktdienen(AFC2009).35

33“VonderWiegezurWiege”–WirtschaftssystemohneAbfälle;AbfallproduktewerdenfürneueProduktionsprozessegenutzt.

34http://www.ava.gov.sg/AgricultureFisheriesSector/FarmingInSingapore/AgroTechParks/ 35http://www.intracen.org/Case‐Study‐Brunei‐‐‐Bruneis‐New‐Agro‐Technology‐Park‐in‐the‐Global‐Value‐Chains/:GaryHo,ManagerderSQWChinaLtd,15.Januar2011.(http://www.industry.gov.bn/webservices/bruneihalal/agropark.html)

Page 28: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite22von57

4.3.2.5AnbaubiogenerRohstoffeinurbanenRäumenAls alternative Freiflächennutzung, vorrangig in perforierenden Städten, wirdzunehmenddiepotenzielleRolleurbanerForstwirtschaftundWälderthematisiertunderforscht.36Wald bietet sich hinsichtlich funktionaler, rechtlicher und gestalterischerMöglichkeiten für eine gezielte Beeinflussung von Stadtstruktur und Stadtbild an.UnabhängigvonderNutzungsart,denEigentumsverhältnissenbzw.derursprünglichenFlächenausweisung gilt laut dem bundesdeutschen Waldgesetz jede langfristig mitGehölzen bewachsene Fläche alsWald (RINK&ARNDT 2011). Rechtlich ungeklärt sindbisher die Fragestellungen, inwieweit eine Aufforstung im Innenstadtbereich einEingriffstatbestand ist bzw. welche Möglichkeiten für Aufforstungen als Zwischen‐nutzungen(etwa10bis15Jahre)inintra‐urbanenRäumenbestehen.VoraussetzungfüreineerfolgreicheUmsetzungsindnebeneinerAufforstungsplanungauchPersonal‐,Zeit‐und Finanzbudgetkalkulationen. Eine infrage kommende Fläche sollte sich inkommunalem Eigentum befinden, um eventuelle spätere private Entschädigungs‐forderungenauszuschließen(BURKHARDTETAL.2008).

Die potenziellen Bewirtschaftungsmöglichkeiten urbaner Waldflächen als Nutz‐ oderErholungsflächensindebensowieFormundAusdehnungvielfältig(RINK&ARNDT2011).Neben dem Vorteil einer kostengünstigen Freiflächengestaltung bieten sich je nachBewirtschaftungWertschöpfungspotenziale durch die Holzverwertung an. Die Kostenfür Anlage und Unterhaltung liegen unter denen einer Grünflächennutzung. Auchindirekte wirtschaftliche Vorteile wie die Aufwertung benachbarter Grundstücke undImmobilienoderdieSchaffungvonErholungsflächensprechenzusätzlichfürdiegezielteAnlagevonurbanenWäldern.AlsErweiterungder traditionellenForstwirtschaftkannurbaner Wald neben ökonomischen oder sozialen Aspekten auch stadtökologischeBelangepositivbeeinflussen(KONIJNENDIJK&GAUTHIER2000).

DieNutzungennachwachsenderRohstoffe in ländlichenRegionen zur stofflichenbzw.energetischen Verwertung sind vielfältig. Agroforstsysteme beispielsweise dienen derKombinationvonBäumenoderHeckenmitlandwirtschaftlichenUnterkultureninFormvonAckeroderGrünland.Sie fördern inderoffenenAgrarlandschaftausökologischerund sozioökonomischer Sicht die Aufwertung der Landschaft und den SchutzlandschaftlicherRessourcenwieWasserqualität,Boden,BiodiversitätundSchönheitalsöffentliche Güter. Aus wirtschaftlicher Sicht erzielt ein Hektar Agroforstfläche ganz‐heitlichbetrachteteinehöhereProduktivität, alswenndieeinzelnenKulturenseparateingebaut würden. Die Holzarten dienen als Kohlenstoffspeicher und werden z.T. mehrfachfürdieFrucht‐,Wertholz‐oderEnergieholzproduktiongenutzt(HERZOG2011).

Die Etablierung von Agroforstsystemen hat das Potenzial, verschmutzte undkontaminierte Standorte zu reinigen und aufzuwerten und eignet sich diesbezüglich

36UFZ‐Projekt„UrbaneWälder:ÖkologischeStadterneuerungdurchAnlageurbanerWaldflächenaufinnerstädtischenFlächenimNutzungswandel“(http://www.ufz.de/export/data/global/29218_ufz_bericht03_2011_.pdf);BfNErprobungs‐undEntwicklungsvorhaben„UrbaneWälder“(http://www.bfn.de/0304_urbande‐waelder‐pdm.html)u.a.

Page 29: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite23von57

auchfürurbaneRäume(FRANCOETAL.2001;FRANCOETAL.2003).SiekönnenanStraßen,Wohngebieten oder Parks, z.B. in Form von Weingärten, Grüngürteln, Heckenland‐schaftenoderStreuobstwiesen,etabliertwerden(SMIT,NASR&RATTA2001).DieAnlagevon Agroforstsystemen erfordert ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem für eineoptimale Bodenfeuchtigkeit in Abhängigkeit von den etablierten Kulturen (SHARMA&ASHWATH 2006). Urbane Standorte, auf denen kommerzielle Biomasseproduktionbetriebenwird,sindpotenziellfürdieBewässerungmitgeklärtenAbwässerngeeignet.Dies ist in Deutschland aufgrund rechtlicher Restriktionen jedoch derzeit nur inAusnahmefällen möglich. Zudem ist die Akzeptanz von Agroforstsystemen durchLandwirte selbst in ländlichen Regionen sehr gering. Die Forschung in DeutschlandbeschränktsichvorrangigaufdieEnergieholzproduktion(HERZOG2011).

Die Nutzung biogener Rohstoffe aus der Freiraum‐ und Landschaftspflege kann einweitererAspektagrarischerBewirtschaftunginStädtensein.ImRuhrgebietbeschäftigtsichdasVerbundprojekt„KuLaRuhr“amBeispieldesEmscherLandschaftsparksmitderRolle von Land‐ und Forstwirtschaft in urbanen Räumen. Bemängelt wird, dasslandwirtschaftliche Flächen vorwiegend als potenzielles Bauland oder als Kompen‐sationsflächenfürAusgleichsmaßnahmenbezüglichdesNaturschutzesgesehenwerden.DasProjektunterstreichtdagegendieMöglichkeiten,dieurbaneLandwirtschaftdurchBiomassegewinnungundregenerativeEnergieerzeugungfüreinregionalesEnergiekon‐zepthabenkann.Konkretgeplantist,eine„regionaleBiomassestrategie“alsBestandteilregionaler Wirtschaftskreisläufe zu etablieren. Eingebettet wird diese in das„Zukunftsforum Urbane Land(wirt)schaft“, welches weitere Diversifikationspotenzialefür die Landwirtschaft eröffnen möchte wie beispielsweise die Kooperation mit derTourismusbranche oder eine Verknüpfung von ökologischen Kompensations‐maßnahmenmiteinerwirtschaftlichtragfähigenagrarischenErzeugung.37

Die Kultivierung von Blumen und Zierpflanzen bietet sich ebenso für städtischeRegionenan,dadortdieNachfragehochistunddirekteLieferwegebestehen.Sieeignetsich für einen temporären bzw. saisonalen Anbau und für Gebiete, die aufgrundästhetischerGesichtspunktefüreinesonstigegärtnerischeNutzungungeeignetsind.ImHinblickaufeineeventuelleBodenkontaminationmitSchadstoffenkannderAnbauvonSchmuckpflanzenzudemeineAlternativezuNahrungspflanzensein(SMIT,NASR&RATTA2001;GALK2006).

37DasVerbundprojekt„KuLaRuhr“wirdimRahmenderBMBF‐Fördermaßnahme„NachhaltigesLandmanagement“ModulBgefördert.http://www.kularuhr.de/index.php/grossflaechige‐projekte.html.

Page 30: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite24von57

5 GrenzenagrarischerProduktioninurbanenRäumen

Neben den Vorteilen, die eine urban‒agrarische Produktion mit sich bringen kann,bestehen hinsichtlich ihrer großflächigen Umsetzung eine Reihe stadtentwicklungs‐politischer,gesellschaftlicher,produktionsbedingtersowierechtlicherBarrieren.

5.1 KonflikteinderStadtentwicklungAbbildung 1 zeigt die Entwicklung der landwirtschaftlichen Fläche in deutschenGroßstädten anhand des Vergleichs von Zahlen der Regionaldatenbank (StatistischeÄmterdesBundesundderLänder)ausdenJahren1996und2009.SieveranschaulichtdasVerhältnisderLandwirtschaftsflächezurgesamtenstädtischenBodenfläche.ZudenGroßstädten mit dem größten landwirtschaftlichen Flächenanteil gehören Münster(46%), Bielefeld (37%)undBremen (31%). Städtewie Essen (16%) undBerlin (4%)bildendasSchlusslicht.DieAbbildungverdeutlicht,dassdie landwirtschaftlicheFlächezwischen1996und2009 in den aufgeführten Städten ausnahmslos abgenommenhat.Abbildung 1 verdeutlicht somit den allgemeinen Trend der Abnahme landwirtschaft‐licher Nutzflächen in urbanen Räumen. Für den Vergleich wurde eine Auswahl derbevölkerungsreichstenGroßstädteDeutschlands(>250.000Ew.)herangezogen.38

Abbildung1:EntwicklungderLandwirtschaftsflächenindeutschenGroßstädtenimZeitraum1996bis 2009 (eigene Darstellung (Quelle: Regionaldatenbank, Statistische Ämter desBundesundderLänder))

38Leipzig,DresdenundHannoverwurdenaufgrundderunzureichendenDatenbasisnichtindieBetrachtungmiteinbezogen.

Page 31: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite25von57

EineBetrachtungderWohn‐,Gewerbe‐,Betriebs‐undVerkehrsflächeninTabelle4zeigtmitAusnahmederStädteEssen,KarlsruheundGelsenkircheneineZunahmezwischen1996und2009.Weiterhinistersichtlich,dasssichauchErholungs‐undWaldflächenindenGroßstädtenweiterausbreiten.DieserTrendgeht insbesonderemitderAbnahmelandwirtschaftlicherNutzflächenindenStädteneinher.DiestärksteabsoluteAbnahmean landwirtschaftlicher Nutzfläche verzeichneten mitunter Hamburg, Berlin undMünchen.Dies ist insofernauffällig, da gerade indiesenStädtender gesellschaftlicheEinsatz für eine urbane Landwirtschaft boomt und somit als Gegenbewegung zumagrarischenFlächenrückganginterpretiertwerdenkann.

Tabelle4:FlächenentwicklungdeutscherGroßstädtezwischen1996und2009(eigeneZusammenstellung(Quelle:Regionaldatenbank,StatistischeÄmterdesBundesundderLänder))39

FlächenentwicklungdeutscherGroßstädte1996bis2009(inHektar)

Wohn‐,Gewerbe‐,Betriebs‐und

Verkehrsflächen

Erholungs‐/Grünflächen

Waldfläche LandwirtschaftlicheNutzfläche

Hamburg 1661 96 1264 ‐3335

Berlin 168 69 64 ‐2351

Münster 586 544 215 ‐1778

Chemnitz 915 671 79 ‐1526

Magdeburg 201 1706 821 ‐1435

München 372 904 113 ‐1384

Köln 321 691 773 ‐1379

Dortmund 384 181 1109 ‐1326

Rostock 100 1137 419 ‐1266

Halle(Saale) 52 1569 1086 ‐1067

Bielefeld 271 191 577 ‐971

Wuppertal 89 161 673 ‐881

Bremen 675 88 15 ‐820

Essen ‐98 584 218 ‐692

Augsburg 287 291 18 ‐659

Frankfurta.M. 416 255 5 ‐656

Bochum 63 330 221 ‐641

Düsseldorf 360 124 35 ‐584

Erfurt 640 100 ‐10 ‐567

Nürnberg 362 219 ‐128 ‐495

Duisburg 186 240 34 ‐470

Stuttgart 352 102 12 ‐393

Wiesbaden 164 41 62 ‐332

Mannheim 373 111 9 ‐274

Bonn 217 42 8 ‐267

Gelsenkirchen ‐56 139 172 ‐244

Karlsruhe ‐97 401 0 ‐235

39 https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/data;jsessionid=AFDAF6615ABD0F25A703D8CAE7EBD886?operation=ergebnistabelleUmfang&levelindex=3&levelid=1337759334308&downloadname=449‐01‐4

Page 32: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite26von57

Die Abnahme landwirtschaftlicher Nutzflächen in deutschen Städten geht imWesentlichenausderhohenFlächenkonkurrenzhervor.Rivalisierende Interessenvongewerblichen Investoren, Versorgungsträgern, Erholungs‐ und Freizeitsuchenden,Naturschützern,privatenBauherrnundnicht zuletztvonLandwirtenerschaffeneinenhohenNutzungsdruckaufstädtischenFlächen.40

ImVergleichzudenLandnutzungsformen industriellerundwohnräumlicherArtweisteine reine landwirtschaftlicheProduktion einenur geringeRenditeerwartung auf.Derkulturelle, ökologische und stadtklimatische Mehrwert einer agrarischenFlächennutzungspiegelt sich inderRegelnicht imstädtischenHaushaltsbudgetwider(NEUMANN 2010). So fanden landwirtschaftliche Nutzflächen im Rahmen derStadtentwicklung bisher nur wenig Beachtung und dienten vornehmlich alsReserveflächen für den Bau oder die Erweiterung vonWohnsiedlungen (BRINK2002).DieFlächenwerdennurvorübergehendfürlandwirtschaftlicheNutzungenfreigegeben.Neue urban‒agrarische Vorhaben weichen meist auf ungenutzte Brach‐ undDachflächen oder sogar in vertikale Dimensionen aus, um bestehende Flächenkon‐kurrenzenzuumgehen.DochauchFormenderZwischennutzungbrachgefallenerArealefehlt es aus Gründen von Bodenspekulationen an Planungssicherheit. Aufgrund derKurzlebigkeit einzelner Projekte ist die Inanspruchnahme öffentlicher Fördermittelinfolge der Gewährleistungsfrist von fünf bis zehn Jahren eingeschränkt. BeiNichteinhaltung der Bindungsfrist ist der Fördermittelempfänger zu einerRückerstattungverpflichtet,außeresliegteineBefreiungseitensderStadtvor(BMVBW2004). Verbreiteter sind dagegen Anschubfinanzierungen aus sozialen Projekten wiebeispielsweise„HauptstadtderInterkulturellenGärten“inBerlinoderdas„PilotprojektGemeinschaftsgärten“inMünchen.

Ein weiteres Hemmnis bezüglich der Stärkung urban‒agrarischer Produktion ist derAspekt der unklaren Zuständigkeiten für städtische Landwirtschaft. Landwirtschafts‐flächen überschreiten nicht selten raumbezogene Verwaltungsgrenzen (Bezirke,Stadtgrenzen) und erschweren so eine eindeutige administrative Zuordnungen.Daherist eine enge und zugleich aufwendige Zusammenarbeit zwischen Gemeinden,LandkreisenundderStadtnotwendig(BRINK2002).

Planungen von Großvorhaben wie beispielsweise Agroparks scheitern trotz derEinschätzungeinhoheswirtschaftlichesPotentialzubesitzen(MANSFELD&SMEET2011)an dem bislang nicht kalkulierbaren unternehmerischenRisiko. Dieses setzt sich zumeinen aus fehlenden Erfahrungen aus Pilotprojekten und zum anderen aus derKomplexität der Projekte zusammen (vgl. GE 2010). Die Realisierung möglicherSkaleneffekte infolge einer Erweiterung der Flächen durch Zukauf oder Pacht istaufgrundengerräumlicherGrenzennurseltenmöglich.

40DieAngabenderFlächenstatistiksind leicht fehlinterpretierbar: "Siedlungs‐undVerkehrsfläche"darfnichtmit"versiegelterFläche"gleichgesetztwerden.DieSiedlungs‐undVerkehrsflächenumfassenaucheinenerheblichenAnteilunbebauterundnichtversiegelterFlächen(z.B.Gärten,Mittelstreifen).

Page 33: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite27von57

5.2 SozialeundgesellschaftlicheAspekteLandwirtschaftwirdvonSeitenderStadtbevölkerungoftmalsalsärmlich,unflexibelundrückständigangesehen.DieStadthingegenverkörpertModerne,Mobilität,TechnologieundWohlstand (WILT&DOBBELAAR 2005). Beidesmiteinander zu verbinden, erscheinteinemGroßteil der Stadtbewohner schwer vorstellbar.Darüber hinaus ist dasWissenüber urbane Landwirtschaft bei den potenziellen Meinungsbildnern sehr begrenzt(GRABER2007).

NachWILT&DOBBELAAR(2005)dientdieStadtausschließlichWohnzweckensowiedensekundärenundtertiärenWirtschaftssektoren.LandwirtschaftinderStadterfährtauchinBezugaufEmissionenundÄsthetikmangelndeToleranz.PotenzielleBefürchtungender Anwohner sind die Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität durch Staub undGeruchsbelästigungen. Auf Freiflächen bestehen vielfache Ansprüche zum Zwecke derErholungundFreizeitgestaltung.UnmutderurbanenLandwirtschaftgegenüberäußertsichzumTeilinFormvonVandalismus,DiebstahlundVerschmutzung.

Wesentliche Voraussetzung für die Existenz bis hin zur wirtschaftlichen Relevanzurbaner Landwirtschaft ist die Akzeptanz von deren Erzeugnissen. Als nachteilig sindinsbesondere gesundheitliche Risiken einzuschätzen, die durch den Konsum vonmöglicherweise schadstoffbelasteten oder mikrobiell kontaminierten Produkten(Feinstaub,KontaminationderBöden,Abfallrecycling) ausgehen können (SMIT,NASR&RATTA 2001). Zudem ist es fraglich, ob Tierproduktion in der Stadt aus ethischenGesichtspunkten Zustimmung in der Gesellschaft finden würde. Inwieweit dies dieNachfrage nach Produkten aus der Großstadt beeinträchtigt kann, wird in Kapitel 6näherbeleuchtet.

5.3 ProduktionsbedingteBarrierenZu den produktionsbedingten Erschwernissen urbaner Landwirtschaft zählt der hohemanuelleArbeitsaufwand.DieserliegtzumeinenindemstarkeingeschränktenEinsatzgroßerArbeitstechnikbegründet(geringeWegebreiten).ZumanderenbedingenmitderStadtabgeschlossenePachtverträgehäufigdieExtensivierungderProduktion,wodurchdieWirtschaftlichkeit neben einem höheren Arbeitszeitbedarf auch infolge geringererErträgebeeinträchtigtwird(BRINK2002).DesWeiterenerforderndieKleinteiligkeitderSchlägeundihreVerteilungaufverschiedeneStadtbezirkeeinenerhöhtenArbeits‐undKoordinationsaufwand(GALK2006).VielfachistersteineSchlaggrößevonvierbisfünfHektar für den Landwirt wirtschaftlich interessant (SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENT‐WICKLUNG 2010). Nach Auskunft von DIEZEMANN 2012 ist die Wirtschaftlichkeit imgeschützten Anbau in Gewächshäusern von der Kulturart und der Flächengrößeabhängig: Die Mindestgröße für Salat‐ und Blattgemüsearten liegt in etwa zwischen2.000‐5.000m2. Für Fruchtgemüsearten muss eine Produktionsfläche von mindestens5.000m2unterGlaszurVerfügungstehen,umrentabelwirtschaftenzukönnen.41

41SchriftlicheAuskunftvonProf.Dr.MatthiasDiezemann,GeschäftsführerGEFOMAGmbH,25.05.2012

Page 34: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite28von57

Der Anbau von Getreide ist aufgrund des hohen Flächenbedarfs in der Stadt derzeitauszuschließen.EsexistierenjedochaktuelleVersucheundProjekte,diesichmitdessenKultivierung in urbanen Räumen auseinandersetzen.42Die wirtschaftliche Tierhaltungist innerhalb von städtischen Grenzen räumlichen und produktionstechnischenRestriktionen ausgesetzt: Eventueller Viehtrieb als auch die Entsorgung derWirtschaftsabfälle würden einen hohen logistischen Aufwand erfordern. Zudem wirdbefürchtet,dassKrankheitsübertragungenvomTieraufdenMenschenzunehmenundTrink‐sowieAbwasserdurchtierischeExkrementestärkerbelastetwürden(THOMAIER& KARBE 2010). Darüber hinaus besteht auf zu kleinen Flächen die Gefahr derÜberweidung. Dies kann dazu führen, dass auch die Böden unter einer zu hohenBelastung stünden und die Akzeptanz der Anwohner aufgrund von zu hohen Lärm‐sowieGeruchsbelästigungenstarkbeeinträchtigtwird(JAHNKE2007).

NachBECHSTEIN2012sindbegrenztePachtzeitenvoneinbis zwei Jahren für landwirt‐schaftliche Aktivitäten in zentrumsnahen Lagen die Regel. 43 Auch für die aufKurzfristigkeit angelegten Projekte der Zwischennutzung ist es schwierig zu planen,wodurchdiese Formenoftmobil gehaltenwerden.Aus unternehmerischer Sicht fehltdiesbezüglich eine wesentliche Voraussetzung für eine langfristige Bewirtschaftungs‐planung, insbesondere im Hinblick auf den Anbau mehrjähriger Kulturen und einegezielteUnterstützungderBodenfruchtbarkeitdurchHumusaufbau.

Neben einem fehlenden Oberboden begrenzen noch weitere Aspekte eine intensivelandwirtschaftliche Nutzung. Dies können alte wie auch noch aktive Ver‐ undEntsorgungsleitungenderStadt,dieverkehrs‐undindustriebedingteKontaminationderBöden sowie alte Kriegsmunition sein. Eine Nutzbarmachung der Flächen für dieLandwirtschaftkannsehrkostspieligseinundihreWirtschaftlichkeitgefährden.

NebendenphysischenGegebenheitenfehlenbeivereinzeltenProjektenaufgrundeinesmangelnden bzw. nicht vorhandenen Wissenstransfers die für die ProduktionpflanzlichersowietierischerErzeugnissenotwendigenKenntnisse.DieskannsichinderProduktivitätunddamitderWirtschaftlichkeitderProjektewiderspiegeln.

5.4 RechtlicheEinschränkungenNachdemPflanzenschutzgesetz (§12,Absatz (2))dürfenPflanzenschutzmittelnur aufFreilandflächen eingesetzt werden, soweit diese landwirtschaftlich, forstwirtschaftlichoder gärtnerisch genutzt werden. Zu Wohngebieten müssen entsprechende Abstand‐sauflageneingehaltenwerden.DiesekönnenjenachWirkstoffunterschiedlichausfallen:Für clomazonehaltige44Pflanzenschutzmittel ist beispielsweise ein Abstand von 100m

42DasProjektSkyfarmingderUniversitätHohenheimexperimentiertzumAnbauvonReisinbiszu50‐stöckigenHochhäusern.http://www.proplanta.de/Agrar‐Nachrichten/Wissenschaft/Skyfarming_article1337766607.html

43MündlicheAuskunftvonDr.agr.FelicitasBechstein,InstitutfürAgrar‐undStadtökologischeProjekteanderHumboldt‐UniversitätzuBerlin,14.02.2012.

44Herbizidwirkstoff,insbesondereimRapsanbauverwendet.

Page 35: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite29von57

einzuhalten. 45 Im Jahr 2006 forderte der Umweltausschuss des EuropäischenParlaments im Rahmen der zukünftigen Pflanzenschutzpolitik ein Verbot desAusbringens von Pflanzenschutzmitteln auf öffentliche Flächen (IVA 2007). Aus derPlenartagungdesEuropäischenParlaments im Jahr2007 gingderAntraghervor, denEinsatz von Pflanzenschutzmitteln auf öffentlichen Flächen (Wohngebiete, Parks,Gärten,Sportplätze)undinsbesondereinGebieten,dievonbesondersschutzbedürftigenBevölkerungsgruppen(z.B.KinderaufSchulplätzen)genutztwerden,aufdas„unbedingtnotwendigeMaß“46zubegrenzenbzw.Sprühverbotszoneneinzurichten. Inderaktuellrechtsgültigen Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 über das Inverkehrbringen vonPflanzenschutzmitteln ist eine solcheBeschränkung noch nicht auszumachen. Eswirdlediglich ein Nachweis für die gesundheitliche Unbedenklichkeit, der in denPflanzenschutzmitteln enthaltenenWirkstoffen gefordert, um ein hohes SchutzniveauvonMensch,TierundUmweltzugewährleisten(EUROPÄISCHESPARLAMENT2009).WiedieGesetzgebung zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in städtischen Gebieten inZukunft aussehen wird, bleibt abzuwarten. Städte binden bereits jetzt den AbschlussvonPachtverträgenfüreine landwirtschaftlicheNutzungandieBedingung,denAnbauextensiv zu gestalten. Mögliche negative Folgen sind Ertragseinbußen und somitgeringere Einnahmen.Durch den regionalenAnbau können sich durch entsprechendeVermarktungsmaßnahmenjedochauchWettbewerbsvorteileergeben.

Eine Förderung seitens der EU oder mit Hilfe der Städtebauförderung (z.B.„Stadtumbau‐Ost“) setzt Bindungsfristen der einzelnenMaßnahmen von fünf bis zehnJahren voraus. Zeitlich begrenzte Projekte, wie die der Zwischennutzung vonBrachflächen,könnendiesinderRegelnichterfüllen.EineBefreiungvoneineretwaigenMittelrückzahlungkannaberbeiderStadtbeantragtundinEinzelfällengewährtwerden(BMVBW2004).

MÜLLER (2011) erkennt für Gemeinschaftsgärten den Bedarf des Rechtschutzes (z.B.Kündigungsschutz) ähnlich dem für Kleingärten nach dem Bundeskleingartengesetz.Auch fehlt es an rechtlichen Bestimmungen für die Vergabe öffentlich brachliegenderFlächenanZwischennutzer(GALK2006).Konfliktedrohen,wenneineGrünflächenachBauplanrecht bereits als Bauland festgelegt wurde. Eine Umwidmung zurück in eineGrünfläche ist sehr aufwendig und schwer (MÜLLER 2011). Unklare Eigentums‐verhältnisse bzw. Entschädigungsforderungen erschweren darüber hinaus diePlanungssicherheitfürAktivitätenurbanerLandwirtschaft.

Neben den rechtlichen Beschränkungen des urbanen Pflanzenbaus gibt es auchRestriktionenbezüglichdergewerblichenTierhaltung inderStadt.NachAuskunftvonBECHSTEIN(2012) ist die Einhaltung aller Bestimmungen derHygienegesetzgebung fürkleine Betriebe aus ökonomischer Sicht kaum zu bewerkstelligen. Zudem ist dielandwirtschaftliche und gewerbliche Tierhaltung in Wohngebieten mit städtischem45http://www.q‐s.de/anwendung_clomazonehaltiger_pflanzenschutzmittel_w.html46PressemitteilungdesEuropäischenParlamentesvom23.102007,http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=IM‐PRESS&reference=20071019IPR11929&language=DE

Page 36: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite30von57

Charakter unzulässig, da Unsicherheiten bezüglich der Gefahr einer möglichenKrankheitsübertragungvomTieraufdenMenschenbestehen(SCHEIDLER2007;THOMAIER&KARBE2010).47

6 Ökonomischer Beitrag urbaner Landwirtschaft für einnachhaltigesLandmanagement

6.1 Mögliche Verzahnung von Erzeugung und Konsum landwirtschaftlicherProdukteinStädten

Formen urbaner Landwirtschaft stehen in enger räumlicher Nachbarschaft zuVerarbeitung, Handel und Verbrauch. Dies bietet potentiell die Möglichkeitwirtschaftliche als auch ökologische und gesellschaftliche Vorteile für Städte zugenerieren und somit einen Beitrag für ein nachhaltiges Landmanagement zu leisten.Die direkte Nähe zum Absatzmarkt ermöglicht es, die Lagerung, Kühlung und denTransportvonWarenzureduzieren.Frische,hochwertigeProduktekönntenpotenziellunterUmgehungvonZwischenhändlernimdirektenAbsatzzuhöherenErzeugerpreisenimVergleich zumkonventionellenVertriebvermarktetwerden.Darüberhinausbietetsich urban‒agrarischen Produzenten die Möglichkeit, direkter auf etwaigeNachfrageänderungenzureagieren(FEENSTRA,MCGREW&CAMPBELL1999;MOUGET2000).BesonderesPotenzialhatderdirekteVerkauf angastronomischeEinrichtungen sowieanUnternehmenderVerarbeitungsindustrie(SMIT,NASR&RATTA2001).

Urbane Landwirtschaft bietet Möglichkeiten, regionale Absatzmärkte zu erschließenbzw. zu stärken. Verschiedenste Produktionsabläufe können vernetzt werden, indemKonsumabfällefürdieErzeugungneuerNahrungsmittelwiederverwertetwerden.ZumeinenbietetsicheinedirekteVerwendungzurBodenaufwertungbzw.alsDüngemittelan.AndererseitskanndieErzeugungauchindirektdurchdieNutzungvonAbwärmeausMüllverbrennungsanlagenerfolgen(ebd.,DEELSTRA&GIRARDET2000).

Mit der potenziellen Anlage von Gewächshausflächen auf den Dächern vonSupermärkten greifen Produktion und Konsum eng ineinander. Die EinzelhändlererhaltenfrischeProdukte,eventuellzu langfristigenFestpreisverträgen,diegeradebeischwankendenLebensmittelpreisenundsteigendenÖlpreisenanBedeutunggewinnenkönnen.48DerProduzentkannaustechnischerPerspektivedieAbwärmedesunterihmwirtschaftenden Unternehmens nutzen und spart Transport‐ sowie Lagerkosten. DerdirekteKontaktzumKonsumentendurchErlebnis‐undBildungsveranstaltungen trägtzur Vertrauensbildung und zu mehr Transparenz in der Lebensmittelkette bei. DasErleben,wieNahrungsmittelhergestelltwerden,kanndasBewusstseinderBevölkerung

47http://www.juramagazin.de/tierhaltung;RIFKIN,G.(2011).CashCropsUnderGlassandUpontheRoof.In:TheNewYorkTimes.18.Mai2011.(http://www.nytimes.com/2011/05/19/business/smallbusiness/19sbiz.html?_r=2&pagewanted=all)

48http://brightfarms.com/projects/gotham‐greens‐usa

Page 37: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite31von57

für die Landwirtschaft schärfen und in Abhängigkeit von der Ausrichtung positiv alsauchnegativbeeinflussen.

Eine Möglichkeit diese Erfahrungen selbst zu machen, bieten Gemeinschaftsgärtensowie Selbsternteprojekte. Für die Stadtbevölkerung stellt dies eine Gelegenheit zumkulturellenAustausch,demKnüpfensozialerNetzwerkesowiederEigenversorgungmitselbsterzeugtenfrischenundgesundenNahrungsmittelndar.AusMangelanFreiflächenin europäischen Städten sind die Entfaltungsmöglichkeiten urbaner Landwirtschaftjedoch stark begrenzt. Sie bildetweniger einMittel der Subsistenzwirtschaft, sondernhateherzurAufgabe,dieLückezwischenProduktionundKonsumzuverringernsowiedas Bewusstsein der Stadtbewohner gegenüber natürlichen Lebensgrundlagen undKreisläufen sowie bezüglich der Saisonalität von Nahrungsmitteln zu schärfen(THOMAIER&KARBE2010).

6.2 SWOT‐AnalysezurwirtschaftlichenTragfähigkeiturbanerLandwirtschaftDieNachhaltigkeiteinerurbanenLandwirtschaftkannerstgewährleistetwerden,wennauch ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit gegeben ist. In Tabelle 5 erfolgt eine SWOT‐Analyse49, die überblicksartig die Stärken und Schwächen sowie die Chancen undRisiken von Aktivitäten urbaner Landwirtschaft im Hinblick auf deren ökonomischeNachhaltigkeitzusammenfasst.DieeinzelnenPunktewerdenimFolgendennochweiterausgeführt.

DieStärkeeinerurbanenLandwirtschaftistdiedirekteNähezumAbsatzmarkt,dieeinenachfrageorientierte Produktion ermöglicht und Transport‐, Lager‐, Kühlungs‐ undVerpackungskosten reduzieren kann. Beim Gewächshausanbau, insbesondere aufDachflächen, können die Betriebskosten infolge derNutzung von Abwärme potenziellverringert werden. Unter immobilienwirtschaftlicher Sicht stellt das „Grün“ einenMehrwertdarundfördertdieAnsiedlungvonHandel,IndustrieundGewerbe(NEUMANN&HÜLS2005).

Zu den Schwächen zählt der aufgrund einer zumeist extensiven WirtschaftsweiseerhöhteArbeitsaufwandalsauchdieallgemeinhöhergeschätztenGemeinkosteninderStadt wie Pacht, Gebäudekosten oder Investitionsbedarf. Insbesondere derDachgartenanbau verursacht deutlich höhere Investitionskosten.50Die Angaben zurMindestgröße zwecks deren wirtschaftlicher Betreibung schwanken in AbhängigkeitvonderKulturunddenäußerenklimatischenBedingungen(sieheKapitel5.3).

49 Methode der strategischen Analyse zur Identifikation von Stärken (Strengths), Schwächen(Weaknesses),Chancen(Opportunities)undRisiken(Threats)

50 RIFKIN,G.(2011).CashCropsUnderGlassandUpontheRoof. In:TheNewYorkTimes.18.Mai2011.(http://www.nytimes.com/2011/05/19/business/smallbusiness/19sbiz.html?_r=2&pagewanted=all)

Page 38: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite32von57

Tabelle 5: SWOT‐Analyse zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit urbaner Landwirtschaft (eigeneZusammenstellung51)

Stärken „Grün“alswert‐undimagesteigernderFaktor

beiderAnsiedlungvonHandel,IndustrieundGewerbe

kostengünstigeBewirtschaftungstädtischerFreiflächenundBrachen

guterreichbarerAbsatzmarkt,absatzorientiertereProduktion

ehrenamtlicheArbeit niedrigeTransport‐undLagerkosten

Schwächen MangelndeRentabilität kleineFlächen erhöhterArbeitskraftbedarf begrenztesExpansionsvermögen/Economies

ofScale hoheInvestitionskosten hoheGemeinkosten geringerBestands‐undKündigungsschutz starkeAbhängigkeitvonFördermitteln nichtalleAnbauformensindökologisch

zertifizierbar mangelndeökonomischePlanungssicherheit erhöhteKontaminierungenvonLebensmitteln

durchLuftschadstoffemöglich

Chancen steigendeTransportkosten VeredlungundWeiterverarbeitung BudgetkürzungenimBereichder

Grünflächenpflege VermarktungdesZusatznutzensder

Regionalität Vertriebskooperationen Anbauvonhighvaluecrops NährstoffüberschüssederStadtalsbilligen

Dünger finanzielleFörderungausdem

Vertragsnaturschutz NutzungvonAbwärme(GW‐Anbau) ÖkologischerAnbau

Risiken Absatz:AkzeptanzderProdukte Aussetzen/SenkungderFörderung RückzahlungvonFördermitteln SteigendePachtzinsen Insolvenz,Auszugdesgewerbetreibenden

Unternehmens(Dachgewächshausanbau) steigendeNachfragenachgünstigerer

Importware MangelanmöglichenVertriebswegen

Urbane Freiflächen sind zudem nicht nur auf Gebäudedächern in ihrer Größe starkbegrenzt.AuchdiezurlandwirtschaftlichenNutzungfreigegebenenFlächenwieBrach‐undGrünflächenlassennurselteneineAusweitungzu,wodurchmöglicheSkaleneffekte(AusdehnunginderFlächeundVerringerungderGesamtkosten)nichtrealisiertwerdenkönnen. Durch die beschränkte Rentabilität der Betriebe unterliegen diese mituntereinerhohenAbhängigkeitvonFördermitteln.EineetwaigeRückzahlungvonZuschüsseneinzelner Maßnahmen bei Nichteinhaltung von Bindungsfristen kann die Projektezusätzlichgefährden(sieheKap.5.4).

Eine wesentliche Schwäche einzelner Formen urbaner Landwirtschaft ist die nichtmögliche Zertifizierung und Vermarktung nach den Richtlinien des ÖkologischenLandbaus. Sowohl die EG‐ als auch die deutschen Verbandsrichtlinien erlauben es

51 GrundlagesinddiefolgendentextlichenAusführungenmitdenjeweiligenQuellenangaben.

Page 39: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite33von57

derzeit nicht, ökologische Produkte in erdelosen Verfahren wie Hydrokultur oderAquaponics anzubauen (EG 2008; BIOLAND 2010; DEMETER 2011). Ob sich an dieserEinschätzungetwasändernwird,bleibtabzuwarten.

Das zukünftige Potenzial urbaner Landwirtschaft liegt insbesondere in dem durchsteigende Ölpreise prognostizierten Anstieg der Transportkosten, wodurch eineabsatznahe Produktion wieder wirtschaftlich relevant werden kann. DerVerbrauchertrend zum bevorzugten Kauf regionaler Produkte bietet der urbanenLandwirtschaftMöglichkeiten,höherePreiseüberdiesenMehrwertzugenerieren.DieZunahme an Grünflächen in der Stadt und Budgetkürzungen im Bereich der Grün‐flächenpflegekönnen für landwirtschaftlicheKonzepteChanceneröffnen, sichProduk‐tionsnischenzuerschließen(SENATSVERWALTUNGFÜRFINANZEN2010).ZumeinenspartdieStadtanfinanziellenRessourcendesHaushaltsbudgets.ZumanderenkanneineetwaigePachtfreiheit,dieBeantragungvonMittelnausdemVertragsnaturschutz fürdiePflegenaturschutzfachlich wertvoller Flächen sowie die Vermarktung von ökologischerzeugtem Fleisch die Rentabilität solcher Projekte erhöhen. Für BeweidungsprojektewirdbeispielsweisediewirtschaftlicheTragfähigkeitjedocherstabeinerFlächevon20Hektar angegeben (FELINKS & BRUX 2005). Ein weiterer Schwachpunkt betrifft dieProduktqualität im Zusammenhang mit urbanen Luftschadstoffen. Hierzu steht einewissenschaftlicheRisikobewertungnochweitestgehendaus(vgl.SÄUMELETAL.2012)

Die direkte Nähe zum Absatzmarkt und die damit einhergehende Reduzierung derLagerzeiten macht den Anbau von sogenannten high value crops profitabel. DieProduktion von schnell verderblichen Produkten (Erdbeeren, Tomaten, Kräuter,Blattgemüse etc.), der fürbodenbürtige SystememöglicheökologischeLandbau sowieeine ausgewählte Nischenproduktion können die Vermarktungschancen undGewinnaussichtendeutlichsteigern.EinGroßteilderfürdenurbanenAnbaugeeignetenKulturenistvorallemfürdenFrischverzehrbestimmt.DennochlassensichauchdurchWeiterverarbeitung und Veredlung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen(insbesondere filetierter oder geräucherter Fisch) die Wertschöpfung erhöhen undWirtschaftskreisläufe in der Region unterstützen. Darüber hinaus bietet die urbaneProduktion die Möglichkeit, städtische Abprodukte wie Nährstoffüberschüsse undAbwärme zu nutzen, um Betriebskosten (Heizkosten, Dünger) zu sparen. Durch dengemeinsamen Gebrauch technischer und baulicher Infrastruktur, einer effizientenNutzung nachhaltiger Energiequellen sowie aus Kooperationen beim Einkauf, Absatzund in der Logistik könnenwirtschaftliche Vorteile zwischen urbaner LandwirtschaftundanderenstädtischenIndustrienentstehen(AFC2009).

Neben der Vielzahl an Chancen, welche landwirtschaftlichen Projekten in städtischenRegionengebotenwerden,existierenauchRisiken,diebeiderPlanungneuerKonzeptezu berücksichtigen sind. Zum einen muss beachtet werden, welche Akzeptanz derBevölkerung – als unbedingte Voraussetzung fürwirtschaftlichen Erfolg – für urban‒agrarischeAktivitätenzuerwartenist.BeieinerAblehnungderProdukte,beispielsweiseinfolge umstrittener Erzeugungspraktiken oder mangelnder Kenntnisse derKonsumenten, sind mitunter kostenintensive Marketingmaßnahmen notwendig, um

Page 40: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite34von57

überdieProduktebzw.derenProduktionsweisenaufzuklärenundzumKaufanzuregen.ZumanderenkannesinfolgevonBodenpreissteigerungeninnerhalbeinesStadtgebietszusteigendenPachtzahlungenkommen.

6.3 FördermittelfürAktivitätenurbanerLandwirtschaftIm Rahmen der Ersten (EGFL)52und Zweiten Säule (ELER)53der GemeinsamenAgrarpolitik (GAP) existieren eine Reihe von Fördermöglichkeiten, die auch füragrarische Aktivitäten in Städten interessant sein können. Im Jahr 2007 erhielten inBerlin beispielsweise 85 landwirtschaftliche Unternehmen mit einer Fläche voninsgesamt2.250HektarlandwirtschaftlicherNutzflächeZuschüsseausdenFondsEGFLundELER.DerEntwicklungsplanfürdenländlichenRaum(EPLR)alseinInstrumentinELER ist auf ländliche Gebiete ausgerichtet. Dennoch kann die Förderung auchLandwirte im städtischenRaumerreichen: ImRahmendesELERbesteht lediglichdieFörderungsbeschränkung auf Maßnahmen von Schwerpunkt 1 (Steigerung derWettbewerbsfähigkeitderLand‐undForstwirtschaft)und2(VerbesserungderUmweltund der Landschaft). Da Städte trotz möglicher ländlich geprägter Randbereiche alsurbaneRäumegelten,bestehtkeineFörderberechtigungimRahmenvonSchwerpunkt3(LebensqualitätimländlichenRaumundDiversifizierungderländlichenWirtschaft)undSchwerpunkt4(LEADER54).55

Diese Arten der Förderung werden nur auf Flächen gewährt, die alsLandwirtschaftsflächen klassifiziert sind. Weiterhin kann projektspezifisch eineBezuschussungausdemHaushaltstopfdereuropäischenStrukturfonds(EFRE56,ESF57)und dem Europäischen Fischereifonds (EFF) beantragt werden. Der EFRE beinhaltetbeispielsweiseMaßnahmenzur„RevitalisierungvonIndustriebrachenundKonversions‐flächen“, durch welche Abriss, Beräumung, Altlastenbeseitigung, GebäudesicherungsowieRenaturierungsmaßnahmenunterstütztwerden(SMWA2012).

Neben der Förderung aus dem europäischen Haushalt können auf Bundes‐ undLandesebene weitere Fördermittel beantragt werden. Dies sind in erster LinieProgrammederStädtebauförderungwiedasBund‐Länder‐Programm„StadtumbauOst“.SchwerpunktderUnterstützungistdieZwischennutzungvonIndustrie‐,Verkehrs‐oderMilitärbrachen sowie sonstiger freigelegter Flächen mit dem Ziel der qualitativenAufwertung des öffentlichen Raums und des Wohnumfeldes (BMVBS 2012). EinweiteresInstrumentzurStädtebauförderungistdasProgramm"SozialeStadt",welchesdasZielverfolgt,dieLebensbedingungenvorOrtgrundlegendzuverbessern.Dazuzählt

52EuropäischerAusrichtungs‐undGarantiefondsfürLandwirtschaft53EuropäischerLandwirtschaftsfondsfürdieEntwicklungdesländlichenRaums 54frz. Liaisonentreactionsdedéveloppementde l'économierurale, dt. VerbindungzwischenAktionenzurEntwicklungderländlichenWirtschaft

55http://www.eler.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.204831.de56EuropäischerFondsfürregionaleEntwicklung57EuropäischerSozialfonds

Page 41: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite35von57

auch,das ImageeinesBezirks fürAußenstehende(z.B. Investoren)aufzuwertensowiedessen Anwohner verstärkt einzubinden (BORNMANN,ERBELDING&FROESSLER2008). ImRahmen des Programms förderfähige Projekte sind beispielsweise Schulgärten sowiedie gärtnerische Zwischennutzung von Brachen zur Erhöhung der Attraktivität vonStadträumen. Diese Aktivitäten verfolgen jedoch vorrangig soziale bzw.sozioökonomische Aspekte und bieten nur geringen Spielraum für unternehmerischeAmbitionen. Alternativ können Projekte durch Spendengelder, Sponsoring sowie derfinanziellenUnterstützungvonStiftungengefördertwerden.

Vereinzelt fördern deutsche Städte wie München und Bremen Dachbegrünungen inunterschiedlicherWeiseundschließendamitaucheineagrarischeNutzungmitein.DieserfolgtbeispielsweiseinFormvonfinanziellenZuschüsseninHöhevon10‒20€/m2,der Anerkennung als ökologische Ausgleichsmaßnahme sowie der Fixierung derDachbegrünung in Bebauungsplänen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einerReduktionderAbwassergebühr.Bei allgemeinerAnerkennungderDachbegrünungalsEntsiegelungsmaßnahme wird zudem die Festlegung der Niederschlagswassergebührauf bis zu einem Euro pro Quadratmeter Dachfläche und Jahr diskutiert. Eineeinheitliche Regelung gibt es in Deutschland jedoch bislang noch nicht (DEUTSCHERDACHGÄRTNERVERBANDE.V.2012).

6.4 ÖkonomischeLeistungsfähigkeit

6.4.1AbschätzungderWirtschaftlichkeitamBeispieldesFreiland‐GemüsebausUmdieökonomischeLeistungsfähigkeiturbanerLandwirtschaftzukonkretisieren,erfolgtin den anschließenden Kapiteln eine detaillierte Betrachtung von Beispielen agrarischerund gärtnerischer Produktionsformen. Mittels einer Deckungsbeitragsrechnung soll diewirtschaftliche Tragfähigkeit des Freiland‐Gemüsebaus als potenzielle Form urban‒agrarischerProduktion andenBeispielenFeldsalat undBlumenkohl abgeschätztwerden(Tab.6).AlsDatenbasishierfürdientdieDatensammlungdesKuratoriumsfürTechnikundBauwesen in der Landwirtschaft (KTBL)e.V. Für die Ermittlung des Betriebsergebnisseswurden die Gemeinkosten mit Hilfe von Kennzahlen aus einem Betriebsvergleich desZentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau e. V. für einen Betrieb mit drei bis achtArbeitskräftenaufeinenAnteilvon49ProzentderGesamtkostentaxiert(ZBG2010).

In Tabelle 6 sind vergleichend die Marktleistung, die Direktkosten als auch diedirektkostenfreien Leistungen von einem Hektar Feldsalat und Blumenkohl imFreilandanbau aufgeführt. Wie entnommen werden kann, reicht die Wertschöpfungnichtaus,umalleKostenfaktorenvollständigzuentlohnenundsomiteinenUnterneh‐mergewinn zu generieren.AusdenBerechnungen zurAbschätzungderGemeinkosten(sieheAnhang,Tab. 8) gehthervor, dassdiese anteilig zumBetriebsertragmit zuneh‐mender Betriebsgröße und Intensität abnehmen, d.h. dass durch Intensivierung eineKostendegression erzielt wird. Beim urbanen Anbau ist eine Zunahme der IntensitätjedochaufgrundderKleinteiligkeitvonFlächenundihremeingeschränktenExpansions‐vermögenbegrenzt,wodurchEconomiesofScalekaumrealisiertwerdenkönnen.

Page 42: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite36von57

Tabelle6:DeckungsbeitragsrechnungFreilandgemüseanbau(Quellen:KTBL2009,ZBG2010)

6.4.2AbschätzungderWirtschaftlichkeitamBeispieldesUnterglas‐GemüsebausDachgewächshäuser werden im urbanen landwirtschaftlichen Kontext zunehmenddiskutiert.Tabelle7veranschaulichtdieWirtschaftlichkeitsberechnungdesgeschütztenAnbaus unter Glas am Beispiel der Tomatenproduktion in urbanen Räumen. DieBerechnung basiert auf Daten des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt undLandwirtschaft,derSächsischenLandesanstaltfürLandwirtschaftsowiederUniversitätWageningen. DieMarktleistung von einem Quadratmeter geschütztem TomatenanbauwirddenDirektkostensowiedendirektkostenfreienLeistungengegenübergestellt.Auchhier zeigen dieRechenbeispiele, dass eine vollständige Faktorentlohnung nicht erzieltwerden kann. Dennoch wird deutlich, dass mit zunehmender Intensität die Gemein‐kosten anteilig zum Betriebsertrag abnehmen. Eine vergleichende Deckungsbeitrags‐rechnungfürdenUnterglas‐undFreilandgemüsebauistimAnhang(Tab.8)zufinden.

DerGewächshausanbauaufDachflächenalsSonderformdesgeschütztenAnbausinderStadt birgt potenzielle Risiken, die dieWirtschaftlichkeit solcher Konzepte gefährdenkönnen. Zum einen sind die im Verhältnis zu konventionellen Gewächshausanlagendeutlichhöheren Investitionskostenzunennen.Dieseergebensichausderwindexpo‐nierten Lage, die zusätzlichen Schutz erfordert sowie aus demgrößerenAufwandder

Feldsalat Blumenkohl

EinheitPflanzdichte Pfl./ha 23.920Kulturdauer KW 7,00Erntegewicht g

Ertrag Stck./Einheiten 6.800

Preis €/kg oder Einheit 2,91 0,59 - 0,44

Marktleistung €/ha 19.788 11.221

Variable Kosten/ DirektkostenSaatgut/Pflanzgut €/ha 1305,43 1032

Düngemittelaufwand €/ha 149,9 255,1

Pflanzenschutz (konv., biol.) €/ha 185,8 222,06

Bewässerung €/ha 105 210

var. Maschinenkosten €/ha 997 1022

Verpackung €/ha 2176,68 1234,29

Folien/Vlies/Netze €/ha 54

Zinsanspruch €/ha 20,69 18,95

Versicherung €/ha 322,97 121,39

Summe €/ha 5.263 4.170

Direktkostenfreie Leistung € 14.525 7.051

Arbeitskräftestunden Akh/ha 909,3 331,4

Saisonarbeitskosten (KTBL) €/Akh 6,06 6,06

Saisonarbeitskosten (eigene Annahme)

€/Akh 12,00 12,00

Saisonarbeitskräfte €/ha 10.912 3976,8

Fest- und Familien-Akh Akh/ha 110,2 98,5

Fest- und Familienarbeitskosten €/Akh 22,00 22,00

Deckungsbeitragje Flächeneinheit €/ha 3.613 3.074

je Fest- und Familien-Akh €/Akh 33 31

Gemeinkosten (ohne Lohnaufwand) 5.028 3.983

Gewinn -3.839 -3.076

1 ha FreilandanbauVerfahren

Page 43: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite37von57

technischen Erschließung von Heizung, Wasser und Elektrizität. Gegebenenfalls sindbaulicheundstatischeAnpassungenderDachkonstruktionnotwendig.DiezusätzlichenKostenfürdieDachaufbereitungwerdenauf9€/m2geschätzt.Zumanderenmussmitdeutlich höheren Betriebskosten aufgrund eines größeren Energieverbrauchs undArbeitsaufwandsgerechnetwerden.EineBesonderheitliegtdarin,dassderEnergiever‐brauch der Gewächshauskühlung im Sommer einen größeren Posten darstellt als dieBeheizungimWinter(THOMEIER&KARBE2010).EinegünstigereHeizkostenbilanzergibtsich zudem aus der potenziellen Nutzung der Abwärme des Trägergebäudes. Füranfallende Pachtzahlungen können aufgrund der unzureichenden Datenbasis nurAbschätzungenvorgenommenwerden.HierfürliefernPachtzahlungenfürSolaranlagenauf Dächern einenmöglichen Anhaltspunkt. Nach THOMAIER&KARBE(2010) kann voneinerPachtvon2,2‒4€/m2undJahrausgegangenwerden.ImVergleichhierzuliegtdiedurchschnittlichePachtaufBrandenburgerFlächenbeietwa80€/ha(0,008€/m2)undJahr.

Tabelle7:DeckungsbeitragsrechnungdesgeschütztenAnbaus(Tomaten)

Sächsisches Staatsministerium für

Umwelt und Landwirtschaft

Kwantitatieve Informatie voor de

Glastuinbouw 2010

Sächsische Landesanstalt für

Landwirtschaft

Folien-Anbau GWH-Anbau (Fleischtomaten)

GWH-Anbau

EinheitPflanzdichte Pfl./qm 2,5Kulturdauer KW 49 41Erntegewicht g 80

Ertrag kg 30,91 64,00 45,00Preis €/kg 0,92 0,68 1,05Ausgleichszahlung €/qm 0,2Marktleistung €/qm 28,44 43,52 47,45

Variable Kosten/ DirektkostenSaatgut/Pflanzgut €/qm 1,05 3,00 3,00Heizkosten (Gas) €/qm 8,72 12,39 9,11Stromkosten €/qm 1,99 0,71Düngemittelaufwand €/qm 1,34 1,65 3,25Pflanzenschutz (konv., biol.) €/qm 0,25 0,75 0,38Hummeln €/qm 0,77 0,57Bewässerung €/qm 0,25 0,30Substrat (Steinwolle) €/qm 0,97 0,80 1,00Verpackung €/qm 1,29 0,26 3,00Folien €/qm 0,22 0,28Absatz (Versteigerung) €/qm 1,99 2,19 3,30Abflussfolie + Pflanze €/qm 0,50Zinsanspruch (umlaufendes Vermögen) €/qm 0,44sonstige Direktkosten €/qm 0,25 0,65 0,30

Summe €/qm 19,09 22,63 25,20

Direktkostenfreie Leistung € 9,35 20,89 22,25

Arbeitskräftestunden Akh/qm 1,25 0,92 1,35Saisonarbeitskosten (siehe Quelle) €/Akh 6,65 5,50Saisonarbeitskosten (eigene Annahme) €/Akh 12,00 12,00 12,00Saisonarbeitskräfte €/qm 15,00 11,04 16,20Fest- und Familien-Akh Akh/qm

Fest- und Familienarbeitskosten €/Akh 22,00 22,00 22,00

Deckungsbeitragje Flächeneinheit €/qm -5,65 9,85 6,05

Gemeinkosten (ohne Lohnaufwand) 12,35 14,64 16,31

Gewinn/ Betreibsergebnis -18,01 -4,79 -10,26

1 qm TomatenVerfahren

Quelle

Page 44: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite38von57

DerGewächshausanbauaufDachflächenalsSonderformdesgeschütztenAnbausinderStadt birgt potenzielle Risiken, die dieWirtschaftlichkeit solcher Konzepte gefährdenkönnen. Zum einen sind die im Verhältnis zu konventionellen Gewächshausanlagendeutlich höheren Investitionskosten zu nennen. Diese ergeben sich aus derwindexponierten Lage, die zusätzlichen Schutz erfordert sowie aus dem größerenAufwand der technischen Erschließung von Heizung, Wasser und Elektrizität.Gegebenenfalls sind bauliche und statische Anpassungen der Dachkonstruktionnotwendig. Die zusätzlichen Kosten für die Dachaufbereitung werden auf 9€/m2geschätzt. Zum anderen muss mit deutlich höheren Betriebskosten aufgrund einesgrößeren Energieverbrauchs und Arbeitsaufwands gerechnet werden. EineBesonderheit liegt darin, dass der Energieverbrauch der Gewächshauskühlung imSommereinengrößerenPostendarstelltalsdieBeheizungimWinter(THOMEIER&KARBE2010).EinegünstigereHeizkostenbilanzergibtsichzudemausderpotenziellenNutzungderAbwärmedesTrägergebäudes.FüranfallendePachtzahlungenkönnenaufgrundderunzureichendenDatenbasis nurAbschätzungen vorgenommenwerden.Hierfür liefernPachtzahlungen für Solaranlagen auf Dächern einen möglichen Anhaltspunkt. NachTHOMAIER&KARBE(2010)kannvoneinerPachtvon2,2‒4€/m2undJahrausgegangenwerden. Im Vergleich hierzu liegt die durchschnittliche Pacht auf BrandenburgerFlächenbeietwa80€/ha(0,008€/m2)undJahr.

6.4.3AbschätzungderWirtschaftlichkeitamBeispielAquaponicEineSpezialformdesGewächshausanbausstelltdieGemüseproduktioninKombinationmit der Fischaufzucht (Aquaponic) dar. Die Zucht von Fischen in einer Aquakulturgewinnt in Zeiten der Überfischung der Meere und Süßgewässer immer mehr anBedeutung. Zu denVorteilen zählen u.a. die Ersparnis vonDüngemitteln, der deutlichreduzierteWasserverbrauchaufgrundderkaskadischenNutzungdurchbeideProduk‐tionssystemesowiedieAbwärmenutzung.EineMöglichkeit,dieWertschöpfungindemBetriebzuerhöhenundGewinnezuerzielen,liegtinderWeiterverarbeitungderFische(HERMANN2009).ImVergleichzueinemkonventionellenKreislaufsystemverursachteinAquaponic‐SystemjedochdeutlichhöhereInvestitionskosten(BRAUN2007).InfolgedeszusätzlichenWirtschaftszweigesderFischproduktionsindGemeinkostenwiePersonal‐kosten, Abschreibungen und Versicherungskosten bei einer betriebswirtschaftlichenKostenkalkulationhöheranzusetzen.58

DieErträgederGemüsekultureninAquaponic‐AnlagenvariierenverschiedenenQuellennachsehrstark.VonWENGER(2003)undHIRSCH(2005)werdensiealsgleichwertigundnachAuskunftvonLEFÈVRE50%niedrigereingestuft(ebd).DasFiletierenundRäuchernimpliziert große Arbeitsspitzen, die in einigen Fällen mit Lohnarbeit aufgefangenwerden müssen. Der Absatz der Produkte gestaltet sich aufgrund eines über denMarktpreis liegenden Produktionspreis und den preiswerteren, überwiegend ausSüdostasien stammenden Importprodukten schwierig. Des Weiteren darf dasproduzierte Gemüse nicht als ökologisches Produkt vermarktet werden, da es in58 Eine Deckungsbeitragsrechnung für Aquaponic-Systeme befindet sich im Anhang (Tabelle 9).

Page 45: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite39von57

erdloserKulturerzeugtwird,was sowohldurchdieDurchführungsbestimmungenderEU‐Öko‐Verordnung (EG Nr. 889/2008, Art. 4) als auch durch verschiedeneÖkoverbandsrichtlinien (Bioland, Demeter u.a.) nicht gestattet ist (BIOLAND 2010;DEMETER 2011). Eine ausreichende Wirtschaftlichkeit von Aquaponic‐SystemenerscheintsomitzumgegenwärtigenZeitpunktnichtgegeben.

6.5 ExpertenaussagenzurZukunftsfähigkeiturbanerLandwirtschaftDie Zukunftsfähigkeit urbaner Landwirtschaft wird, wie die vorhergehendenAusführungenzeigen,unterschiedlicheingeschätzt.UmdiesesBildabzurunden,wurdenausgewählteExpertenhinsichtlich ihrerPositionenbefragt.59AlsResultatergebensichsowohl übereinstimmende als auch unterschiedliche Ansichten hinsichtlich derZukunftsfähigkeitstädtischerAgrarproduktion.

Garten‐bzw.GemüsebaubetriebewerdenalsersteWahlbezüglicheinerpotenziellwirt‐schaftlichen Tragfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe auf kleinen innerstädtischenFlächenangesehen. Jeweiter landwirtschaftlicheAktivitätenamStadtrandstattfinden,destogrößersinddieChanceneinerlangfristigenBewirtschaftungdurchabnehmendenFlächennutzungsdruckalsauchdurchgrößere,zusammenhängendeFlächen.

BeiProjekteninZentrumslagehandeltessichvorrangigumInitiativen.DieFragenachderenDauerhaftigkeitwird kritisch gesehen: Insbesondere urbanesGärtnernwird alsaktueller,eherkurzfristigerTrendbetrachtet,dersichdurchdieerforderlicheKonstanzundVerantwortungvonselbstabschwächenkann.DieagrarischeZwischennutzungaufinnerstädtischen Brachflächen kann demnach nur eine temporäre Erscheinungdarstellen.

Es wird die Auffassung vertreten, dass Städte auch ohne die Integration derNahrungsmittelproduktion nachhaltig sein können. Darüber hinaus werden vermehrtProbleme als Nutzen durch urbane Landwirtschaft befürchtet: Dazu zähleninsbesondereNutzungskonfliktemit anderenLandnutzungsarten.DieProblematikderpotenziellen Bodenkontamination in (inner‐)städtischen Gebieten erschwert derenagrarischeNutzung.DieKosten fürBodenaustauschundFlächensanierung können imsechsstelligenBereichliegen.DiekleinteiligeProduktionundVerteilungvoninStädtenerzeugtenLebensmittelnverursachtzudemvermutlichhöhereTransportkosten,alsdieVersorgung über weitere Distanzen. Allgemeiner Konsens ist, dass urban‒agrarischeAktivitätennichtmitderRenditedeskommerziellenGartenbausmithaltenkönnen.

Um einer urbanen Landwirtschaft dennoch Zukunftschancen zu ermöglichen, ist eserforderlich, diese in die Stadt‐ bzw. Regionalplanung zu integrieren. Derzeit existiertnochkeineeinheitlichepolitischeVerständigunghinsichtlichgemeinsamerZielezwecksderen Förderung. Urbane landwirtschaftliche Tätigkeiten werden bisher passiv

59An den Gesprächen nahmen teil: Frau Dr. agr. Bechstein (Institut für Agrar‐ und StadtökologischeProjekte an der Humboldt‐Universität zu Berlin), Frau Profé (Referatsleiterin im Bereich"FreiraumplanungundStadtgrün",SenatsverwaltungfürStadtentwicklungBerlin)sowieHerrProf.Dr.Gröning(Professorem.UniversitätderKünsteBerlin).

Page 46: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite40von57

unterstützt, indem Straßenreinigungsgebühren für Agrar‐ und Grünflächen durch dieStädteübernommenwerden.EinVerbesserungsansatz läge inderVergabeundVergü‐tung der Grünlandpflege an städtische Landwirte, um eine zusätzliche Einkommens‐generierungzuermöglichen.Zudemkanngeprüftwerden,obgemeinnützigeAngebote,diedieStadtnichtbereitstellenwill,inEinzelfälleneineReduzierungoderErmäßigungdesüblichenPachtzinsesermöglichen.Eine landwirtschaftlicheFörderungfürBrachenkannerstbeantragtwerden,wenndiesealsLandwirtschaftsflächeanerkanntsindsowielangjährigePachtverträgebestehen.

AlskonkreteagrarischeZukunftsoptionfürurbaneRäumemitwirtschaftlicherRelevanzbieten sich die Grünlandpflege von – vorrangig am Stadtrand befindlichen –brachliegenden, zusammenhängendenFlächendurch extensiveBeweidung an. FürdieZucht von seltenen Schaf‐ oder Hausrinderrassen kann eine Prämie zur FörderungbedrohterNutztierrassenbeantragtwerden.BesondereHerausforderungerfordertdasUmsetzen der Herden, da Viehtrieb in Städten kaum uneingeschränkt möglich ist.Zudem ist es aufwendig, eineWertschöpfungskette zu etablieren:Dies betrifft sowohleine ortsnahe Schlachtung als auch die Einhaltung vonHygienebestimmungen für dieVerarbeitungunddenVerkauf.

DieFlächedesehemaligenFlugplatzesBerlinTempelhof–alskonkretesBeispieleinerinnerstädtischen Freifläche – wäre groß genug, um einen Gartenbaubetrieb zuetablieren. Für einen wirtschaftlichen Anbau von Kräutern und ArzneimittelpflanzenreichennachMeinungderExpertenbereitszweiHektaraus.InderDiskussionistzudemdie Beweidung der Wiesen und Offenlandschaften der geplanten Parklandschaft.Streuobstwiesen ermöglichen einen weiteren Betriebszweig, steigern gerade inbebauten Gebieten die Attraktivität des Wohnumfeldes und eröffnen Optionen zurSelbsternte oder Saftherstellung. Die Kultivierung alter Obstsorten kann eineNischenproduktiondarstellenundistfördermittelberechtigt.

7 Nachfrage und Akzeptanz von Green Production in urbanenRäumen

Eine flächenmäßig relevanteUmsetzungurbanerLandwirtschaftwürdedas städtischeLeben und Umfeld auf vielfältige Weise beeinflussen, wodurch eine differenzierteSichtweise erforderlich ist, um die Akzeptanz von urban‐agrarischer Produktion inurbanen Räumen zu ermitteln. Bei der Stadtbevölkerung liegt tendenziell eine hoheAkzeptanz für Projekte der landwirtschaftlichen Nutzung von Brachflächen vor.Insbesondere extensive Beweidungsprojekte werden befürwortet, da dafür geeigneteTiere wie Rinder oder Schafe einen positiven emotionalen Effekt bei den Bürgernauslösen. Die Akzeptanz verschiedener Konzepte lässt sich durch dieMöglichkeit derTeilnahme in Form von Mitarbeit oder durch gezielte Bildungsmaßnahmen undVeranstaltungen erhöhen. Der Trend des „Re‐Grounding“, Ausdruck des „Wunsch[es]

Page 47: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite41von57

nachneuerErdung“undderSuchenachAutonomie,spiegeltsich inderzunehmendenNachfragenachurban‒agrarischenProjektenwieder(BORGSTEDT2011:120).

Auf Ablehnung stoßen Projekte urbaner Landwirtschaftmeist dann,wenn es sich umtechnologisch innovative Konzepte handelt, die mit großen Unsicherheiten undUnwissenbeidenstädtischenBewohnernverbundensind.DiestrifftetwaaufAgroparkszu, in denen in hocheffizienten und gesteuerten Produktionsabläufen insbesonderepflanzliche Nahrungsmittel erzeugt werden. Es existieren aber auch Entwürfe, dieTierhaltung in mitunter mehrstöckigen Gebäudekomplexen etablieren wollen und imGegensatz zu den mitunter romantisierenden Vorstellungen von Landwirtschaft derStadtbewohnernstehen(WILT&DOBBELAAR2005).

Um ein genaueres Bild von der potenziellen Nachfrage und Akzeptanz urbanerLandwirtschaft indeutschenGroßstädtenzuerhalten,wurdeAnfang2012 imRahmeneines studentischen Projektes eine Bevölkerungsbefragung in Berlin durchgeführt.60BerlinerweistsichalsdeutscheMetropolemitihremRufalskreativerundinnovativer„Versuchsraum“ für eine solche Befragung als besonders geeignet. Aus diesem GrundundumetwaigebezirksspezifischeUnterschiedezuermitteln,erfolgtedieAusrichtungderUmfrage auf alleBerliner Stadtbezirke. Insgesamtwurden380EinwohnerBerlinsund sechs Auswärtige befragt. In den BezirkenMitte und Pankowwurdenmit einemAnteil von jeweils 20% die meisten Befragungen vorgenommen. Die Stichprobe wieseinenAnteilvon56%weiblichenund44%männlichenBefragungsteilnehmerauf.Einebesonders hohe Anzahl an Befragten (62%) gehörte der Altersgruppe der 21‐40Jährigenan.DieAltersgruppederüber60JährigenwarinderStichprobemit4%starkunterrepräsentiert. EinAnteil von jeweils 17%verteilt sich auf dieAltersgruppenderunter 20 Jährigen sowie die der 41‐60 Jährigen. Aufgrund der unausgeglichenenVerteilung der Altersstruktur ist die Befragung statistisch nicht belastbar, soll aberAussagen über die tendenzielle Haltung der Berliner Bevölkerung zu AktivitätenurbanerLandwirtschaftermöglichen.

Eingangs wurde ermittelt, ob den Stadtbewohnern urbane Landwirtschaft bereitsbekannt ist. Hierzu gaben 61% der Befragten an, den Begriff schon einmal gehört zuhaben.AufdieFrage,welchekonkretenProduktionsformen inBerlinschon„entdeckt“wurden,erwähntendieBefragtenüberwiegendBegegnungenmitFormendesurbanenPflanzenbaus. An erster Stelle steht der Gemüsebau unter Glas, gefolgt vomFreilandgemüsebau.UnterdentierischenErzeugnissenistdenBefragteninderStadtdieHonigherstellung amgeläufigsten. PflanzlicheProduktionsformen stoßen etwabei derHälfte der Teilnehmer auf Zustimmung.Die urbane Produktion tierischer Erzeugnisse(Milch,Käse, Eier,Wolle u.a.)wird jedoch vonweniger als einemDrittel gutgeheißen.MiteinemAnteilvonnur18%findetdieFleischproduktionamwenigstenZuspruch.InBezug auf die Kaufbereitschaft zeigte sich ein vergleichbares Bild: Die Befragungs‐

60Befragung durch Studenten der Humboldt‐Universität zu Berlin, Landwirtschaftlich‐GärtnerischeFakultät,FGÖkonomikderGärtnerischenProduktion

Page 48: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite42von57

ergebnisse verdeutlichten, dass die Befürwortung der Produktionsformen mit derBereitschaftdesKaufsderProdukteeinhergeht.

Um zu eruieren, welche urban‒agrarischen Konzepte die größte Zustimmung bei derStadtbevölkerungfindensowieumbegrifflicheUnklarheitenauszuräumen,wurdendenBefragtenBildervonmöglichenFormenurbanerLandwirtschaftvorgelegt.Abbildung2zeigt, dass sich die interviewten Personen insbesondere solche Projekte in der Stadtvorstellen können, die ihre eigenen Entfaltungsmöglichkeiten am wenigsteneinschränken bzw. diese noch unterstützen. Diese Voraussetzungen werdeninsbesondere vom Dachgartenanbau, dem Anbau in Stadtrandlagen, auf Brachflächenund in Hinterhöfen sowie durch Selbsternteprojekte und Mietparzellen erfüllt. Beieinem Anbau auf Grünflächen nimmt der Zuspruch stark ab. Formen mit einemgeringeren Bekanntheitsgrad wie Agroparks, Aquaponic sowie die vertikaleLandwirtschaftwerdenvondenBefragtenebenfallswenigerinderStadtgesehen.

Abbildung2:AkzeptanzverschiedenerAktivitätenurban‐agrarischerProduktion

DieAuswertungderFragestellunginBezugaufden jeweiligenWohnort(sieheAbb.3)lässt einen signifikanten Unterschied bezüglich der Zustimmung für Projektewie denDachflächenanbau und Selbsternteprojekte zwischen den östlichen und westlichenStadtbezirkenBerlinserkennen:DemnachbestehtfürbeideAnbauformeneinedeutlichhöhereAkzeptanzbeidenBürgerndesehemaligenOstteilsBerlins.61

61 Mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% lässt sich dieser Unterschied nach Durchführung des Mann-Whitney-U-Tests auf die Grundgesamtheit übertragen (siehe Anhang, Abbildung 7).

Page 49: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite43von57

Abbildung 3: Akzeptanz des Dachflächenanbaus und von Selbsternteprojekten in Abhängigkeit

vomWohnortinBerlin

Hinsichtlich der Produktionsausrichtungen urban‒agrarischer Aktivitäten verdeutlichtAbbildung 4, dass vorrangig umweltschonende Produktionsverfahren befürwortetwerden. Intensive Bewirtschaftungsformen sowie der Einsatz von gentechnischveränderten Organismen (GVO) erfahren eine deutlich stärkere Ablehnung. Der hoheAnteilan„weißnicht“‐StimmenverdeutlichtdieUnkenntnisundUnsicherheiten,diemitBegriffenwie„intensiv“und„extensiv“verbundensind.

Abbildung4:AkzeptanzverschiedenerProduktionsverfahrenund‐ausrichtungeninStädten

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Anzahl der Befragten

weiß nicht

Lehne voll und ganz ab

Lehne ich eher ab

Stimme eher zu

Stimme voll und ganzzu

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

West Ost

JaNein

AkzeptanzdesDachflächenanbaus

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

West Ost

JaNein

AkzeptanzvonSelbsternteprojekten

Page 50: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite44von57

UmdietheoretischeKaufbereitschaftderinterviewtenPersonenzubestimmen,wurdendie Anforderungen erfragt, die Produkte aus urbaner Landwirtschaft erfüllen sollten.Dabei zeigte sich, dass neben dem biologischen Anbau (19%) und einer artgerechtenTierhaltung (16%) insbesondere die hoheQualität (29%)undRegionalität (28%)derProduktekaufentscheidendsind.SozialeAspektewiedieVerknüpfungderProduktionmit Bildungskonzepten oder Ähnlichem spielen bei der Produktwahl mit einemStimmenanteil von 8% eine untergeordnete Rolle. Bezüglich der Zahlungsbereitschaftwären nur knapp ein Viertel der Befragten bereit, mehr Geld für Produkte aus derurbanen Landwirtschaft auszugeben. Nur 3% gaben an, weniger für diese Produktebezahlenzuwollen.MehralseinDrittelderBefragtenhattekeineeindeutigeTendenzhinsichtlichihrerZahlungsbereitschaft.

Befürchtungen hinsichtlich qualitativer Beeinträchtigungen, die auch gesundheitlicheGefahren bergen können, betreffen insbesondere die potenzielle Abgasbelastung, dievon65%derInterviewteilnehmererwartetwird.GutdieHälftederBefragtenvermuteteine Verunreinigung der Erzeugnisse infolge von Bodenkontaminationen. Etwa gleichvielePersonenerwartenaberauch,dassdieWarenfrischersind.AuffallendwarendiemitbiszueinemDrittelhohenStimmenthaltungen,diewiederumaufdiegegenwärtigenUnsicherheitenhinsichtlichderProduktionsbedingungeneinerurbanenLandwirtschafthinweisen.

Abbildung5veranschaulichtdievielfältigenNutzungsansprüchederStadtbewohneranFreiflächen und Grünanlagen in ihrem Wohngebiet. Dabei stehen Freizeit‐ undErholungsaspekte an erster Stelle, gefolgt von den Dachgärten, die nur geringeFlächenkonkurrenzenhervorrufen.Nutzungsformen,wieöffentlicheundinterkulturelleGärten, Mietgärten sowie Anbauflächen mit Erlebnisfunktion erfüllen wesentlichegesellschaftliche Anforderungen wie Partizipation, Gemeinschaftsbildung oderIntegration. Der Natur‐ und Landschaftsschutz steht in der Bewertung noch vor denProduktionsformen, die eine wirtschaftliche Ausrichtung verfolgen. Am wenigstenbefürwortet wird der intensive Acker‐ und Gartenanbau. Auch Aquaponic‐Anlagenfinden wenig Zustimmung. Diese Produktionsform weist jedoch nur einen geringenBekanntheitsgradauf,wodurchsichdiegeringeAkzeptanzerklärenließe.

Im Hinblick auf den Einfluss urbaner Landwirtschaft auf das Ansehen einer StadtvermutendreiViertelderBefragungsteilnehmereineImageverbesserungfürdieStadt,die von 22% als erheblich eingestuft wird. Lediglich drei Prozent gehen von einemImageschadenaus.WesentlicheZustimmungerfährtdieAussagederpositivenUmwelt‐effekte, gefolgt von einemBildungsbeitrag, der Schaffung neuer FreizeitmöglichkeitensowieArbeitsplätzeundderFörderungderGemeinschaftsbildung.ImGegensatzzudenbefürchtetenGefahreneinerProduktbelastungdurchAbgaseoderBodenkontaminationwird eine Belästigung durch Lärm, Schutz oder Gerüche nur von einem Drittel derBefragten erwartet. Am differenziertesten waren die Aussagen, ob urbaneLandwirtschafttiergerechteHaltungsbedingungenermöglichenkann.

Page 51: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite45von57

Abbildung5:ErwartungenderStadtbevölkerunganGrünflächenimurbanenKontext

DieAnnahme,dasseineurbaneLandwirtschaftKooperationundGemeinschaftsbildungsteigert,wirdinersterLinievondenBewohnernderöstlichenStadtbezirkeunterstützt(Abb.6).62

Abbildung6:AbhängigkeitderMeinung„UrbaneLandwirtschaftfördertKooperationundGemeinschaftsbildung“vomWohnortinBerlin

62DieSignifikanzdiesesUnterschiedskannmiteinerIrrtumswahrscheinlichkeitvon5%nachAusführungdes Mann‐Whitney‐U‐Tests bestätigt und somit auf die Grundgesamtheit übertragen werden (sieheAnhang,Abbildung8).

Page 52: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite46von57

Bezüglich der Abfrage nach einer Beteiligung an Aktivitäten urbaner Landwirtschaftwurde deutlich, dass eine Teilnahmemit einem Stimmenanteil von ca. 55% in ersterLiniepassiv,insbesonderedurchEinkaufenundErholungsangebote,erfolgenwürde.DieBereitschaft einer aktiven Teilnahme an Produktion, Veranstaltungsorganisation oderVermarktungliegtmitlediglich10bis25%deutlichunterdemNiveau.DieEntfernungzumWohnortscheintbeidieserEntscheidungkeineRollezuspielen.

Die Umfrage veranschaulicht, dass urbane Landwirtschaft breiten Bevölkerungs‐schichten bekannt ist. Dabei werden pflanzliche Produktionsformen gegenübertierischen vorgezogen. Mitmachprojekte, die insbesondere soziale Bedürfnissebefriedigen,erfahreneinehoheZustimmung.DiesgiltgleichermaßenfürAktivitäten,beidenen umweltschonende Produktionsweisen vermutet werden. Unsicherheitengegenüber unbekannten Begrifflichkeiten haben die Interviewergebnisse wesentlichbeeinflusst.

8 Fazit

Nachhaltige Entwicklung ist Bestand zahlreicher internationaler und nationalerVereinbarungen(Agenda21,TeilderPräambeldesEU‐Vertrages,verankertesStaatszielimdeutschenGrundgesetzu.a.). InderdifferenziertenDiskussionumeinnachhaltigesLandmanagement im Kontext der Stadtentwicklung bei Gleichzeitigkeit von Sub‐ undReurbanisierungsprozessen(vgl.PIORR2011;EEA2006),stelltsichauchdieFragenacheiner nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion in und um Städte herum.StrategischeAnsätzesindhierbeiabhängigvonderGrößenordnungundsowohlglobal,nationalalsauchregionalunterschiedlich.DieregionaleHerangehensweiseinBezugaufeineurban‒agrarischeErzeugungwirdstarkdurchdieAnzahlundVarietätderAkteuresowiedurchdasökonomischeProfileinerRegionbestimmt,dadieökonomischeSäulederNachhaltigkeitnichtisoliertvondenvorherrschendenlokalenStrukturenbetrachtetwerdenkann.63

Urbane Landwirtschaft als aktuelles Trendthema erfährt derzeit eine hohe öffentlicheAufmerksamkeit. Die Kenntnisse hinsichtlich adäquater Rahmenbedingungen, derLeistungsfähigkeit und Grenzen sowie der reale Beitrag zu einer nachhaltigenEntwicklung sind jedoch noch weitestgehend unklar und verlangen nach weitererForschungsarbeit,auchzurökonomischen,ökologischenundsozialenFolgeabschätzungurban‒agrarischer Produktion. Nach bisherigem Kenntnisstand können urbaneLandwirtschaft und urban‒agrarische Produktion – unter adäquater Berücksichtigung

63Editionalaus„DieökonomischeSäulederTragfähigkeit–Annäherungenausgesamtwirtschaftlicher,regionalerundbetrieblicherPerspektive“.Hrsg.:GeorgDybeundHolgerRogall.fhw‐forschung36/37,Berlin2000,editionsigma(http://www.hwr‐berlin.de/forschung/veroeffentlichungen/veroeffentlichungsreihen/hwr‐forschung/editional‐die‐oekonomische‐saeule‐der‐nachhaltigkeit/)

Page 53: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite47von57

des Landnutzungsanspruchs – potenziell zu einer nachhaltigen urbanen Entwicklungbeitragen. Durch die Nutzung bestehender Stoff‐ und Energieflüsse ergibt sich dasPotenzial, integrativer Bestandteil eines urbanen Landmanagements und einernachhaltigenurbanenEntwicklungzusein(MANSFELD&SMEETS2011;MOUGET2000).DieWiedereingliederung landwirtschaftlicher Aktivitäten in urbane Räume kann einnachhaltigesFlächenmanagementsinnvollergänzen(GALK2006).

Zu nennen sind darüber hinaus soziale und ökologische Leistungen, die eine eigen‐ständige Berechtigung von städtischer agrarischer Erzeugung begründen. Die eigenengewonnenen Ergebnisse zeigen, dass eigenständige ökonomische Tragfähigkeit vonurbanerLandwirtschaftnurschwerzuerreichenist:InderRegelwerdensolcheFormenurban‒agrarischerProduktionnachgefragt, die denFreizeitgestaltungsansprüchenderBefragtenamehestenentsprechen,dabeiabernureingeringesökonomischesPotenzialaufweisen.AktivitätenmitwirtschaftlicherRelevanzwerdenhingegen eher abgelehnt.Insbesondere die Tierhaltung ist in urbanen Räumen aufgrund möglicher Lärm‐,Schmutz‐ und Geruchsbelästigung weniger akzeptiert als die Erzeugung pflanzlicherProdukte.

Das Potenzial einer landwirtschaftlichen Produktion liegt vermutlich in der Trennungvon horizontalen und vertikalen Anbauformen. Vertikale, oft in Gebäude integrierteKonzepteerschaffenneueAnbauflächen,indemsieindieHöhegehenundausschließlichder ökonomischen, produktiven agrarischen Erzeugung dienen. Solche Anbauformensind jedoch aufgrund der hohen Investitions‐ und laufenden Energiekosten derzeitwirtschaftlich nicht tragfähig. Angesichts der zahlreichen Nutzungsarten in urbanenRäumenbesteht die Befürchtung, dass urbane Landwirtschaft als zusätzlicheNutzunggegenwärtigzueinerVerstärkungvonFlächennutzungskonkurrenzenund‐konflikteninStädten führen wird. Dadurch stellt sich die Frage, ob ökologische und sozialeBedürfnissederBevölkerungnichtaufanderemWegeerfülltwerdenkönnen.

AndererseitseröffnetgeradederFaktorderMultifunktionalität–alsodieEinbeziehungschwer quantifizierbarer gesellschaftlicher und ökologischer Nutzenkomponenten –Chancen für die Landwirtschaft, durch das Erbringen ökologischer und sozialerLeistungenzusätzlicheGewinnezuerzielenunddieAkzeptanzzuerhöhen.Dazuzählenalternative Einkommensmöglichkeiten durch anwendungsbezogene DienstleistungenwieumweltbezogeneLeistungsvergütung(Grünflächenpflegeu.a.)odergesellschaftlicheAngebote (landwirtschaftliche Bildungs‐ und Freizeitaktivitäten), die zudemmöglicheInnovationspotenziale fürForschungsaktivitäteneröffnen.NachAnsicht vonBECHSTEIN(2012) hat eine aus ländlichenRäumenbekannte, nur auf Produktivität ausgerichteteLandwirtschaftinStädtenkeinEntwicklungspotenzial.BECHSTEINpropagiertdahereinen„multifunktionalen urbanen Landwirtschaftspark“.64Das Nebeneinander vielfältigerNutzungenkannzum„Leitgedanken“füreinnachhaltigesFlächenmanagementwerdenund ökologische, wirtschaftliche und soziale Nutzungsansprüche verknüpfen (GALK

64MündlicheAuskunftvonDr.agr.FelicitasBechstein, Institut fürAgrar‐undStadtökologischeProjekteanderHumboldt‐UniversitätzuBerlin,14.02.2012

Page 54: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite48von57

2006). Insbesondere in Städten, wo urban‒agrarische Aktivitäten bereits intensivdiskutiertwerden,bietensichErprobungsvorhabenan.InBerlingibtesdiesbezüglicheAnstrengungenaufdemTempelhoferFeld,inMünchenistder„AgrikulturparkFreiham“inderEntstehung.

Die sozio‐ökonomische Bedeutung urbaner Landwirtschaft hinsichtlich positiverExternalitäten bzw. für die Reduzierung externer Kosten wie Gesundheitsausgaben,Transportemissionen oder anderer negativer Umweltfaktoren ist bisher nurunzureichend untersucht und offenbart einen weiteren Forschungsbedarf. Neben derrein ökonomischen Rendite ist es demnach erforderlich, den potenziellenvolkswirtschaftlichen Nutzen einer urban‒agrarischen Produktion zu beleuchten. Nurdiesbezüglich detaillierteres Wissen ermöglicht es, urbane Landwirtschaft und derenAktivitätenzustärkenundbeiBedarfzusätzlichzuentlohnen.

Die bisherige geringe Verbreitung urbaner Landwirtschaft resultiert ausunzureichenden Kenntnissen, geringem Organisationsgrad und dem FehlenunterstützenderDienstleistungenalsauchausmangelhafterpolitischerUnterstützung.Damit urbane Landwirtschaft einen Beitrag zu einem nachhaltigen Landmanagementleisten kann, gilt es, Grenzen undHürden einer agrarischen Produktion in Städten zuüberwinden. Zu Handlungen, die positive Effekte auf eine urbane Agrarproduktionhaben können, zählen gezielte politische Unterstützung, die Integration in dieStadtplanungalsauchderAufbauinstitutionellerKapazitätenundSubventionsmöglich‐keiten,diespeziellanstädtischeRäumeangepasstsind.AufgrundbegrenzterFlächen‐kapazitäten ist die Entwicklung adäquater und innovativer, platzsparender Techno‐logienwesentlichfürdieEtablierungstädtischerLandwirtschaft.DieVerbesserungvonöffentlichemWissen,ForschungundKommunikation,derZugangzuRessourcen,Inputund Dienstleistungen sowie die Kombination mit Tourismus‐ und BildungsangebotenvergrößernebenfallsdieChanceneinererfolgreichenImplementationundTragfähigkeitstädtischer Landwirtschaft. Schlüsselaspekt muss dabei immer sein, dasslandwirtschaftliche Aktivitäten Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und gerecht werdenkönnen(DEELSTRA&GIRARDET2000).

Page 55: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite49von57

9 Literatur

AFCMANAGEMENTCONSULTINGAG(2009):MasterplanAgro‐Park/Gartenbaugebiet(PilotprojektionfürdenKreisKleve).Bonn2009.Onlineverfügbarunterhttp://www.natuerlich‐niederrhein.de/upload/pdf/Masterplan_Agro_Park_Zusammenfassung.pdf?PHPSESSID=c74797dd4fcb48e8ea0321f4fde31061(Zugriff:6.2.2012).

BIOLAND(2010):Bioland‐Richtlinien–Pflanzenbau,Tierhaltung,Verarbeitung.15.März2010,S.26.Onlineverfügbarunterhttp://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland/qualitaet_richtlinien/2010‐03‐15_Bioland_Richtlinien.pdf(Zugriff:17.4.2012).

BMBF(2008):BekanntmachungderBestimmungenderFördermaßnahme“NachhaltigesLandmanagement”.BundesministeriumfürBildungundForschung,Bonn,24.Oktober2008.Onlineverfügbarunterhttp://www.bmbf.de/foerderungen/13138.php(Zugriff:21.7.2011).

BMVBS(2012):Bund‐Länder‐ProgrammStadtumbauOst.BundesministeriumfürVerkehr,BauundStadtentwicklun.Onlineverfügbarunterhttp://www.stadtumbau‐ost.info/(Zugriff:19.04.2012).

BMVBW(2004):ZwischennutzungundneueFreiflächen‐StädtischeLebensräumederZukunft.BundesministeriumfürVerkehr,Bau‐undWohnungswesen.S.103‐106.

BOHN,K.;VILJOEN,A.(2005a):Morespacewithlessspace:Anurbandesignstrategy.In:ANDRÉVILJOEN(Hrsg.):CPULsContinousProductiveUrbanLandscapes.Designingurbanagricultureforsustainablecities.Oxford:Elsevier,S.10‐16.

BOHN,K.;VILJOEN,A.(2005b):Foodinspace:CPULsamongstcontemporaryopenurbanspace.In:ANDRÉVILJOEN(Hrsg.):CPULsContinousProductiveUrbanLandscapes.Designingurbanagricultureforsustainablecities.Oxford:Elsevier,S.108‐123.

BOHN,K.;VILJOEN,A.(2011):ProduktiveStadtlandschaft.ÜberungewöhnlicheVerbindungenvonStadtundErnährung.In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.150‐159.

BORGSTEDT,S.(2011):DasParadiesvorderHaustür:DieUrsprüngeeinerSehnsuchtausderPerspektivesoziokulturellerTrendforschung.In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.118‐125.

BORNMANN,F.;ERBELDING,D.;FROESSLER,D.(2008):TemporäreNutzungenalsInstrumentderStadtentwicklung.In:Zwischennutzungen.Juni2008.InnovationsagenturStadtumbauNRW.Düsseldorf.

BRAUN,S.(2007):FischzuchtanlagenfürGärtnereien,BetreibervonBiogas–AnlagenundLandwirte:EmpfehlungenfürinteressierteBetreiber.Onlineverfügbarunterhttp://www.hortikultur.ch/pub/files/225.pdf(Zugriff:15.11.2012).

BRINK,A.(2002):LandwirtschaftsprogrammHannover.AmtfürUmweltschutz.SchriftenreihekommunalerUmweltschutz.S.8‐9.

BRÜCKNER,H.(2011):SchrumpfendeStädte–wachsendeFreiräume?DieVisionvom„UrbanenGartenreich“.ZurErfindungneuerUrbanitäteninZeitensinkenderBevölkerung:derFallDessau.In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.190‐208.

BSB(1993):DieBerlinerStadtgüter–TraditionundPerspektiven.BetriebsgesellschaftStadtgüterBerlinmbH,Berlin:Ruksaldruck.

BURKHARDT,I.,DIETRICH,R.,HOFFMANN,H.,LECHNER,J.,LOHMANN,K.,SCHODER,F.,SCHULTZ,A.(2008):UrbaneWälder.AbschlussberichtzurVoruntersuchungfürdasE+E‐Vorhaben„ÖkologischeStadterneuerungdurchAnlageurbanerWaldflächenaufinnerstädtischenFlächenimNutzungswandel–einBeitragzurStadtentwicklung“.NaturschutzundBiologischeVielfalt63.

DAMS,C.(2011):GärtengehörenzurStadt!ZurstädtebaulichenRelevanzderurbanenLandwirtschaft.In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.160‐172.

DEELSTRA,T.;GIRARDET,H.(2000):UrbanAgricultureandsustainablecities.In:BAKKER,N.;DUBBELING,M.;GUENDEL,S.;SABELKOSCHELLA,U.:DEZEEUW,H.(Hrsg.):GrowingCities,GrowingFood.UrbanAgricultureonthePolicyAgenda.FeldafingDSE.S.43‐65.

Page 56: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite50von57

DEMETER(2011):Richtlinien(Standards)ErzeugungzurVerwendungvonDemeter,BiodynamischunddamitinVerbindungstehendenMarken,Juni2011,7.Onlineverfügbarunterhttp://demeter.net/standards/st_production_d.pdf(Zugriff:19.01.2012).

DESPOMMIER,D.(2004):TheVerticalFarm:Reducingtheimpactofagricultureonecosystemfunctionsandservices.ColumbiaUniversity,DepartmentofEnvironmentalHealthSciences.NewYork.Onlineverfügbarunterhttp://www.verticalfarm.com/more?essay1(Zugriff:15.11.2011).

DEUTSCHERDACHGÄRTNERVERBANDE.V.(2012):FörderungfürDachbegrünungen.Onlineverfügbarunterhttp://www.dachgaertnerverband.de/foerderung_gruendach/foerderung.php(Zugriff:16.11.2011).

DUSSELDORP,M.;SAUTER,A.(2011):ForschungzurLösungdesWelternährungsproblems–Ansatzpunkte,Strategien,Umsetzung.BürofürTechnikfolgen‐AbschätzungbeimDeutschenBundestag(Hrgs.),EndberichtzumTA‐Projekt,ArbeitsberichtNr.142,Februar2011

EEA(2006):UrbansprawlinEurope–theignoredchallenge.EuropeanEnvironmentalAgency,Copenhagen.Onlineverfügbarunterhttp://www.eea.europa.eu/publications/eea_report_2006_10/eea_report_10_2006.pdf(Zugriff:15.7.2011).

EEA(2007):LandusescenariosforEurope:qualitativeandquantitativeanalysisonaEuropeanscale.EuropeanEnvironmentalAgency,Copenhagen.Onlineverfügbarunterhttp://www.eea.europa.eu/publications/technical_report_2007_9/at_download/file(Zugriff:15.7.2011).

EG(2008):DurchführungsbestimmungenzurVerordnung(EG)Nr.889/2008derKommission.EuropäischeGemeinschaft,5.September2008,Onlineverfügbarunterhttp://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Landwirtschaft/OekologischerLandbau/889_2008_EG_Durchf%C3%BChrungsbestimmungen.pdf?__blob=publicationFile(Zugriff:19.7.2011).

EUROPÄISCHESPARLAMENT(2007):NeueEU‐PolitikfürEinsatzvonPestiziden.Onlineverfügbarunterhttp://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=IM‐PRESS&reference=20071019IPR11929&language=DE(Zugriff:8.2.2012).

EUROPÄISCHESPARLAMENT(2009):Verordnung(EG)Nr.1107/2009desEuropäischenParlamentsundderRatesvom21.Oktober2009überdasInverkehrbringenvonPflanzenschutzmittelnundzurAufhebungderRichtlinien79/117/EWGund91/414/EWGdesRates.

FAO(2011):Worldaquaculture2010.FAOFisheriesandAquacultureTechnicalPaper500/1.FoodandAgricultureOrganizationoftheUnitedNations.Onlineverfügbarunterhttp://www.fao.org/docrep/014/ba0132e/ba0132e.pdf(Zugriff:14.11.2011).

FEENSTRA,G.W.;MCGREW,S.:CAMPBELL,D.(1999):Entrepreneurialcommunitygardens:growingfood,skills,jobsandcommunities.DANRPublicationNo.21578.Davis,CA:UniversityofCaliforniaAgricultureandNaturalResources.S.1‐23.

FELINKS,B.;BRUX,H.(2005):PflegevonstädtischenGrünflächendurchBeweidung?In:Stadt+Grün–DasGartenamt.Hannover.S.54‐57.

FRANCO.D.;FRANCO,D.;MANNINO,I.ZANETTO,G.(2001):Theroleofagroforestrynetworksinlandscapesocioeconomicprocesses:Thepotentialandlimitsofthecontingentvaluationmethod.In:LandscapeandUrbanPlanning55(4),S.239‐256.

FRANCO.D.;FRANCO,D.;MANNINO,I.;ZANETTO,G.(2003):Theimpactofagroforestrynetworksonscenicbeautyestimation:Theroleofalandscapeecologicalnetworkonasocial‐culturalprocess.In:LandscapeandUrbanPlanning62(3),S.119‐138.

GALK(2006):NeueFelderfürdieStadt–urbaneLandwirtschaftalsInstrumentderStadtentwicklung?BerlinerGartenamtsleiterkonferenzbeimDeutschenStädtetagundAgrarbörseDeutschlandOste.V.;DokumentationzumWorkshopvom23.März2006inBerlin.Onlineverfübarunterhttp://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/landschaftsplanung/stadtland/download/workshopdoku_neue_felder.pdf(Zugriff:3.8.2011).

GE,L.(2010):TheNatureofAgroparks:SynergyVersusRisk.Müller.Wageningen.

GRABER,A.(2007):WirtschaftlichkeitvonAquaponik.HochschuleWädenswil.FachstelleÖkotechnologie.Onlineverfübarunterhttp://www.hortikultur.ch/pub/files/220.pdf(Zugriff:15.11.2011).

Page 57: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite51von57

GRABER,A.;TODT,D.(2004):IntegrierteFisch‐undPflanzenproduktioninAquaponic.Onlineverfübarunterhttp://www.hortikultur.ch/pub/files/196.pdf(Zugriff:15.11.2011).

GRABER,A.;JUNGE,R.(2009):AquaponicSystems:Nutrientrecyclingfromfishwastewaterbyvegetableproduction.In:Desalination246.S.147–156.

HABER,W.,BÜCKMANN,W.;ENDRES,E.(2010):AnpassungdesLandmanagementsinEuropaandenKlimawandel.In:NuR2010,32,S.377‐383.

HEISTINGER,A.(2011):LebenvonGärten.WarumurbaneGärtenwichtigsindfürErnährungssouveränität,EigenmachtundSortenvielfalt.In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.305‐318.

HERMANN,D.(2009):Aquaponic,einÖkologischesundÖkonomischesKonzept.Onlineverfügbarunterhttp://www.hortikultur.ch/pub/files/242.pdf(Zugriff:17.11.2011).

HERZOG,F.(2011):UmweltleistungenvonBäumeninderoffenenAgrarlandschaft.In:Ökologie&Landbau39(4),S.54‐56.

HUBENTHAL,H.(2011):LeberechtMiggesKonzeptenachhaltigerurbanerLandwirtschaft.In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.204‐208.

IVA(2007):GemeinsameStellungnahmezurkünftigenPflanzenschutzpolitikinderEuropäischenUnion.IndustrieverbandAgrar.Onlineverfügbarunterhttp://www.iva.de/themen‐und‐positionen‐des‐iva/gemeinsame‐stellungnahme‐zur‐kuenftigen‐pflanzenschutzpolitik‐der‐euro(Zugriff:3.11.2011).

JAHNKE,J.(2007).EineBestandsaufnahmezumglobalenPhänomenGuerrillaGardeninganhandvonBeispieleninNewYork,LondonundBerlin.Magisterarbeit,Berlin2007.Onlineabrufbarunterhttps://docs.google.com/file/d/1Y3lh0QJwdM2OQ_O2B1ntF9z_qcv‐jnkMb‐PmmDjuxtM14YVFk7nyJAzAq1ya/edit(Zugriff:28.10.2011).

KONIJNENDIJK,C.;GAUTHIER,M.(2000):UrbanForestryforMultifunctionalUrbanLandUse.In:VANVEENHUIZEN,R.(Hrsg.):CitiesFarmingfortheFuture.UrbanAgricultureforGreenandProductiveCities.PublishedbyRUAFFoundation,IDRCandIIRR.S.411‐442.

KRIESE,U.(2012):ZeitfüreinradikalesUmdenken.In:Ökologie&Landbau40(2),S.15‐16.

KTBL(2009):Gartenbau–Produktionsverfahrenplanenundkalkulieren.KuratoriumfürTechnikundBauweseninderLandwirtschafte.V.,Darmstadt.

KWIN(2010):KwantitatieveInformatievoordeGlastuinbouw.WageningenUR2010

LANG,T.;TENZ,E.(2002):EntwicklungspotenzialeschrumpfenderostdeutscherStädte.EinPlädoyerfüreinepositivereBetrachtungsweisederStadtentwicklungsprozesse.In:PlanerIn4,S.61‐62.

LANG,T.;VOGLER,S.(2003):NeueLeitbildervordemHintergrundstadtregionalerSchrumpfungsprozesseinOstdeutschland?In:FUCHS,O.;WIECHMANN,T.(Hrsg.):PlanungundMigration.Determinanten,FolgenundraumplanerischeImplikationenvonsozialräumlicherMobilität.Hannover,2004,71.Onlineverfügbarunterhttp://www.thilolang.de/projekte/downloads/0309arl.pdf(Zugriff:29.10.2011).

LANG,T.;SCHRÖDER,A.;VOGLER,S.(2003):GeordneterRückzugoder"lessismore"?OstdeutschlandalsLaboratoriumfüreinealternativeUrbanität.In:Vorgänge161,S.41‐50.

LOHRBERG,F.(2010):UrbaneAgrarlandschaften.In:VALENTIN(Hrsg.):WiederkehrderLandschaft.Berlin,2010.S.24‐33.

LOHRBERG,F.(2011):AgrarflurenundStadtentwicklung.In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.140‐149.

Mansfeld,v.M.;Smeets,P.(2011):UrbanesAgrobusiness,Energie‐undRessourceneffizienz.PräsentationzumWorkshop„UrbaneLandwirtschaft,urbanesGärtnernundAgrobusinessinderStadt:Trends,AkteureundProjekteinWissenschaftundPraxis“,DeutschesInstitutfürUrbanistik(DifuBerlin)/BKRAachen,5.September2011,Berlin.

MEYER‐RENSCHHAUSEN,E.(2011):VonPflanzkolonienzunomadisierendemJunggemüse.ZurGeschichtedesCommunityGardeninginBerlin.In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.319‐332.

Page 58: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite52von57

MOUGET,L.J.A.(2000):UrbanAgriculture:Definition,Presence,PotentialsandRisks.In:BAKKER,N.;DUBBELING,M.;GUENDEL,S.;SABELKOSCHELLA,U;DEZEEUW,H.(Hrsg.):GrowingCities,GrowingFood.UrbanAgricultureonthePolicyAgenda.FeldafingDSE.1‐42.

MÜLLER,C.(2010):RaumschaffenfürurbaneGärten.DieNeueGartenbewegungunddiekommunalePolitik.In:AKP.FachzeitschriftfürAlternativeKommunalpolitik2/2010,S.60‐62

MÜLLER,C.(2011):UrbanGardening.GrüneSignaturenneuerurbanerZivilisation.In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.22‐53.

NEUMANN,K.(2010):UrbaneFreiräumeimWandel‐ParadigmenwechselbeimöffentlichenGrün‐undFreiraum.BundesverbandfürWohnenundStadtentwicklunge.V.,ForumWohnenundStadtentwicklung2/2010,S.83.

NEUMANN,K.;HÜLS,M.(2005):FreiraumundGärtenalsMarketing‐undSicherungsinstrumentefürdenStandortWohnen.ForschungsberichtTechnischeFachhochschuleBerlin.S.98.Onlineverfügbarunterhttp://www.beuth‐hochschule.de/fileadmin/forschung/Forschungsdokumentation/forschung_fb_tfh_2005.pdf(Zugriff:6.10.2011).

NKGCF(2009):ToughChoices–LandUseunderaChangingClimate.GermanNationalCommitteeonGlobalChangeResearch.ReportontheGerman‐USConferenceBerlin,2.und3.10.2008.Onlineverfügbarunterhttp://usg08.nkgcf.org/PDF/toughchoices.pdf(Zugriff:17.4.2011).

NUGENT,R.(2000):TheImpactofUrbanAgricultureontheHouseholdandLocalEconomies.In:BAKKER,N.;DUBBELING,M.;GUENDEL,S.;SABELKOSCHELLA,U;DEZEEUW,H.(Hrsg.):GrowingCities,GrowingFood.UrbanAgricultureonthePolicyAgenda.FeldafingDSE.S.67‐97.

PAECH,N.(2011):PerspektiveneinerPostwachstumsökonomie:FremdversorgungoderurbaneSubsistenz?In:MÜLLER,C.(Hrsg.):UrbanGardening.ÜberdieRückkehrderGärtenindieStadt.München:oekom,S.88‐103.

PEARSON,C.J.(2010):Challenging,multidimensionalagricultureincities.In:PEARSON,C.;PILGRIM,S.;PRETTY,J.N.(Hrsg.):Urbanagriculture:diverseactivitiesandbenefitsforcitysociety.InternationalJournalofAgriculturalSustainability,8(1&2),S.3‐4.

PEREZ‐VAZQUEZ,A.,ANDERSON,S.,ROGERS,A.W.(2008):AssessingBenefitsfromAllotmentsasaComponentofUrbanAgricultureinEngland.In:MOUGEOT,L.J.A.(Hrsg.):Agropolis.TheSocial,Political,andEnvironmentalDimensionofUrbanAgriculture.London:Earthscan,S.239‐266.

PIORR,A.(2011):Foodandfarming.In:PIORR,A.;RAVETZ,J.;TOSICS,I.(Hrsg.):Peri‐UrbanisationinEurope.TowardsEuropeanPoliciestoSustainUrban‐RuralFutures.Abschlussbericht,Kopenhagen,S.65‐71.

RIFKIN,G.(2011).CashCropsUnderGlassandUpontheRoof.In:TheNewYorkTimes.18.Mai2011.Onlineverfügbarunterhttp://www.nytimes.com/2011/05/19/business/smallbusiness/19sbiz.html?_r=2&pagewanted=all(Zugriff:15.11.2011).

RINK,D.;ARNDT,T.(2011):UrbaneWälder:ÖkologischeStadterneuerungdurchAnlageurbanerWaldflächenaufinnerstädtischenFlächenimNutzungswandel.EinBeitragzurStadtentwicklunginLeipzig.HelmholtzZentrumfürUmweltforschungUFZ.Onlineverfügbarunterhttp://www.leipziger‐kubus.ufz.de/data/ufz%20bericht%20urbaner%20wald15780.pdf(Zugriff:18.1.2012).

ROSOL,M.(2006):GemeinschaftsgärteninBerlin.EinequalitativeUntersuchungzuPotenzialenundRisikenbürgerschaftlichenEngagementsimGrünflächenbereichvordemHintergrunddesWandelsvonStaatundPlanung.Onlineverfügbarunterhttp://edoc.hu‐berlin.de/dissertationen/rosol‐marit‐2006‐02‐14/html(Zugriff:15.11.2011).

SÄUMEL,I.,KOTSYUK,I.;HÖLSCHER,M.;LENKEREIT,C,WEBER,F.;KOWARIK,I.(2012):Howhealthyisurbanhorticultureinhightrafficareas?TracemetalconcentrationsinvegetablecropsfromplantingswithininnercityneighbourhoodsinBerlin,Germany;In:EnvironmentalPollution165;S:124‐132.

SCHEIDLER,A.(2007):Dr.AlfredScheidlerüberdielandwirtschaftlicheundgewerblicheTierhaltungausSichtdesBau‐undImmissionsschutzrechts.Onlineverfügbarunterhttp://www.schweine.net/dr_alfred_scheidler_ueber_die_landwirtschaftliche.html(Zugriff:17.1.2012).

SHARMA,A.;ASHWATH,N.(2006):Landdisposalofmunicipaleffluents:importanceofchoosingagroforestrysystems.In:Desalination187(1‐3),S.361‐374.

SENATSVERWALTUNGFÜRFINANZEN(2010):Waskostetwowieviel?BerlinerBezirkeimKostenvergleich.Haushaltsjahr2009.S.102.Onlineverfügbarunter

Page 59: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite53von57

http://www.berlin.de/imperia/md/content/senatsverwaltungen/finanzen/haushalt/wkw09.pdf?start&ts=1285849941&file=wkw09.pdf(Zugriff:28.3.2012).

SENATSVERWALTUNGFÜRSTADTENTWICKLUNG(2010):OffenerlandschaftsplanerischerWettbewerb.ParklandschaftGatow–UrbaneLandwirtschaft.Berlin.

SIEVERTS,T.(2000):DieverstädterteLandschaft–verlandschafteteStadt.ZueinemneuenVerhältnisvonStadtundNatur.In:Wolkenkuckucksheim,4(2).Onlineverfügbarunterhttp://www.tu‐cottbus.de/theoriederarchitektur/Wolke/deu/Themen/992/Sieverts/sieverts.html(Zugriff:14.2.2012).

SMIT,J.;NASR,J;RATTA,A.(2001):UrbanAgriculture.Food,JobsandSustainableCities.UrbanAgricultureNetwork,Inc.;gefördertdurchUnitedNationsDevelopmentProgramme(UNDP)

SMUL(2004):Gewächshaustomaten‐HinweisezumumweltgerechtenAnbau,Managementunterlage.SächsischeLandesanstaltfürLandwirtschaft,FachbereichGartenbau.Onlineverfügbarunterwww.smul.sachsen.de/lfl/publikationen/download/557_1.pdf(Zugriff:15.11.2011).

SMWA(2012):AusbauundVerbesserungderInfrastrukturfüreinnachhaltigesWirtschaftswachstum.SächsischesStaatsministeriumfürWirtschaft,ArbeitundVerkehr.Onlineabrufbarunterhttp://www.smwa.sachsen.de/de/Foerderung/Strukturfonds_in_Sachsen/Ausbau_und_Verbesserung_der_Infrastruktur_fuer_ein_nachhaltiges_Wirtschaftswachstum/120588.html(Zugriff:15.2.2012).

STATBA(2010):NachhaltigeEntwicklunginDeutschland.Indikatorenbericht2010.StatistischesBundesamt.Onlineverfügbarunterhttp://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Fachveroeffentlichungen/UmweltoekonomischeGesamtrechnungen/Indikatorenbericht2010,property=file.pdf(Zugriff:15.11.2011).

TENZ,E.;LANG,T.(2003):StadtschrumpfunginOstdeutschland‐Hintergründe,Folgen,Perspektiven.GastvortragTechnischeUniversitätBerlin7/2003.Onlineverfügbarunterhttp://www.thilolang.de/projekte/downloads/0304tu_b.pdf(Zugriff:17.11.2011).

THOMAIER,S.;KARBE,J.(2010):EssprießtwasinderStadt–UrbaneLandwirtschaftalsBeitragzurnachhaltigenStadtentwickelung.EndberichtdesBA‐Projektes,TechnischeUniversitätBerlin,InstitutfürStadt‐undRegionalplanung.

UN(2010):WorldUrbanizationProspects,the2009Revision:Highlights.VereinteNationen.Onlineverfügbarunterhttp://esa.un.org/unpd/wup/Documents/WUP2009_Highlights_Final.pdf(Zugriff:15.2.2012).

VEENHUIZEN,V.R.(2006):Introduction,Citiesfarmingforthefuture.In:VEENHUIZEN,V.R.(Hrsg.):CitiesFarmingfortheFuture.UrbanAgricultureforGreenandProductiveCities.RUAFFoundation,IDRCundIIRR.S.1‐18.

VILJOEN,A.;BOHN,K.(2009):ContinuousProductiveUrbanLandscape(CPUL):EssentialInfrastructureandEdibleOrnament.In:openhouseinternational34(2)June,S.50‐60.

WBGU(2009):PolitikberatungzumGlobalenWandel.WissenschaftlicheBeiratderBundesregierungGlobaleUmweltveränderungen.Berlin:3.Auflage.Onlineverfügbarunterhttp://www.wbgu.de/wbgu_broschuere_dt.pdf(Zugriff:19.7.2011).

WEITH,T.,SCHULZ,K.,GAASCH,N.,SEPPELT,R.,WERNTZE,A.,EPPINK,F.(2010):TowardsIntegration:SustainableLandManagament.ANewGermanFundingMeasure.In:localland&soilnews34/35(2),S.21‐22.

WENK,A.(2007):BeweidungsprojektPaunsdorf.In:NullEuroUrbanismus.S.34‐35.

WILT,J.;DOBBELAAR,T.(2005):Agroparks‐theconcept,theresponses,thepractice.InnovationNetwork.Amsterdam.

ZBG(2010):KennzahlenfürdenBetriebsvergleichimGartenbau.ZentrumfürBetriebswirtschaftimGartenbaue.V.,Heft53,EigenverlagZBG.

Page 60: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite54von57

10 Anhang

Tabelle8:VergleichendeDeckungsbeitragsrechnungzwischenUnterglas‐undFreilandgemüsebau(Quelle:KTBL2009)

5000-10000 m² über 10000 m² 3 bis 8 AK über 8 AK26 Betriebe 23 Betriebe 21 Betriebe 20 Betriebe

EinheitBetriebsfläche in ha ha 1,95 12,39 13,61 76,77Glasfläche in m² qm 7.757 21.253 0 0Einheitsquadratmeter Eqm 76.965 299.328 147.786,0 692.370

Unternehmensertrag (UE) € 328.515 1.630.056 313.371 1.997.137

Betriebsertrag (BE) € 322.047 1.595.958 304.215 1.957.434Betriebsaufwand € 243.204 1.431.737 252.908 1.671.890Vermögen in 1000 € 306 1.304 399 1.638kalkulatorischer Zinssatz 21.420 91.280 27.930 114.660Lohnansatz € 68.781 95.193 62.119 110.691

Betriebsaufwand mit Lohnansatz € 311.985 1.526.931 315.027 1.782.581

Unternehmensaufwand 255.945 1.491.988 270.351 1.790.011Aufw and Fremdkapital (Zinsen, Kap.-kosten) 8.809 32.988 4.239 13.732Aufw and Miete, Pachten, neutraler Aufw . 3.932 27.263 13.204 104.389

% BE 39,2 46,5 32,9 27,3€ 126.242 742.120 100.087 534.379

dav. Saat- und Pflanzgut % BE 12,0 5,7 13,7 11,2Düngemittel + Pflanzenschutz % BE 4,9 4,4 6,7 5,8Heizmaterial % BE 12,6 10,3 0,0 0,0Kulturgefäße, Substrate, Verpack. % BE 4,1 13,4 3,2 2,5

% BE 0,3 0,6 0,5 2,1€ 966 9.576 1.521 41.106

% BE 1,8 1,9 0,0 0,0€ 5.797 30.323 0 0

% BE 23,1 20,8 31,4 22,7€ 74.393 331.959 95.524 444.338

dav. Abschreibungen (ohne Sonder-Afa) % BE 8,1 7,3 10,1 4,5Fuhrpark (mit Afa-Fuhrpark) % BE 3,5 2,1 5,3 3,3Unterhaltungsaufw and % BE 4,9 3,9 4,8 4,7Vermarktungsaufw and % BE 0,5 0,5 1,0 2,6

% BE 11,2 19,9 18,3 33,2€ 36.069 317.596 55.671 649.868

% BE 21,4 6,0 20,4 5,7€ 68.918 95.757 62.060 111.574

= Betriebsaufwand mit Lohnansatz % BE 96,9 95,7 103,6 91,1

Lohnaufwand je entlohnte AK € 17.928 20.573 21.062 15.879Heizmaterial in € / m2 heizbare Glasfläche € 5,72 7,84 1.638 1.002Betriebsaufwand mit Lohnansatz / Eqm € 4,05 5,10 23.773 23.492Arbeitskräfte insgesamt AK 4,04 17,21 4,42 42,90

% AK 49,8 89,7 59,8 95,4AK 2,01 15,44 2,64 40,93

% AK 65,8 86,3 66,8 22,4AK 2,66 14,85 2,95 9,61

Gemeinkosten I% 39 30 49 34€ 95.549 423.402 123.559 561.196

€/Eqm 1,24 1,41 0,84 0,81€/ Tqm 0,03 0,05

€/ha 9.079 7.310Gemeinkosten/Betriebsertrag 29,67 26,53 40,62 28,67

Fremd-AK in % AK

Ständige AK in % AK

nicht zurechenbarer Betriebsaufwand (Betriebsaufwand - Spezialaufwand)

Gemüsebaubetriebe 2008-2008\2009Unterglas-Gemüsebau indirekter

Absatz nach GlasflächeFreiland-Gemüsebau indirekter Absatz

nach AK

+ Lohnansatz

Spezialaufwand Eigenproduktion

+ Spezialaufwand Handelsware

+ Spezialaufwand Dienstleistungen

+ Allgemeiner Betriebsaufwand

+ Lohnaufwand

Page 61: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite55von57

Tabelle9:VergleichendeDeckungsbeitragsrechnungfürAquaponic‐Systeme

Wirtschaftlichkeit von AquaponicBetreibermodelle & Praxisbeispielevon Fischproduzenten

Fischzuchtanlagen für Gärtnereien, Betreiber von Biogas – Anlagen und Landwirte:Empfehlungen für interessierte Betreiber

Verfahren Einheit Aquaponic Egli 50 m3 = 8.7 t/a Aquaponic Egli 30 m3 = 4,6 t/aMastdauer Monate 6 6Tragekapazität (Fischdichte) kg/m3 50 50Schlachtgewicht kg 0,12 0,1Erntmenge/Monat kg 729Ernte Fische/Monat Anzahl 6076 3833Stromverbrauch kWh 2000Ertrag Tomate kg 7000Ertrag Feldsalat Stk 108Produktionskapazität kg 8748 4599,6Preis (nicht filetiert) €/kg 7,26 4,24Preis (Filet) €/kg

Preis Tomate €/kg 3,9Preis Feldsalat €/kg 27,5

Leistungen Erlös Fisch €/Tier 63510,48 19502,304Erlös Tomate €/ 9730Erlös Feldsalat 7,128Düngerwert €/Tier

Leistungen gesamt €/Tier und Jahr 63.510,48 29.239,43

variable Kosten pro Jahr FischJungfische/ Bestandsergänzung € 24718 12121Transportkosten Jungfische 1452Fischfutter €/Tier 10167 13272,7Analysen (Wasser, Fisch) 1614,4Heizkosten €/Tier 5892,1 4641,3Stromkosten kWh/Jahr 3520,7 2000Frischwasser 2946 909,1Versicherungen 36,3Überwachung 403,5VerpackungEntsorgung SchlachtabfälleZinsanspruch (Betriebskapital, Boden) €/Tier 2578

variable Kosten pro Jahr TomateSaatgut/Pflanzgut 1212,1Substrat (Steinwolle) 1818,2Sonstige Kosten (Stromkosten) 6060,6

variable Kosten pro Jahr Saatgut/Pflanzgut 1818,2Substrat (Steinwolle)Sonstige Kosten (Stromkosten) 5454,5

Summe var. Kosten €/Tier 53.328,00 49.307,70

Direktkostenfreie Leistung € 10.182,48 -20.068,27

Arbeitskräftestunden Fisch h/Jahr 2000 1062Lohnkosten (Filitierer)Arbeitskräftestunden Tomate 376Arbeitskräftestunden Feldsalat 147Arbeitskosten €/h 10,7 18,26

Arbeitskosten €/Jahr 21.400,00 28.942,10

Deckungsbeitrag pro Jahr €/Jahr -11.217,52 -49.010,37bei Nutzung von Abwärme €/Jahr -5.325,42 -44.369,07je Fest- und Familien-Akh €/Jahr -5,61 -30,92je Flächeneinheit €/Jahr -14,96 -73,04

Hochschule Wädenswil:

Datenbasis

Page 62: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite56von57

Abbildung7:TestaufSignifikanznachdemMann‐Whitney‐U‐Test

Abbildung8:TestaufSignifikanznachdemMann‐Whitney‐U‐Test

Page 63: Schulz2013 Urbane Landwirtschaft - Nachhaltiges ...nachhaltiges-landmanagement.de/uploads/tx_t3documents...iv Abstract The current discussion about soil as a limited resource reveals

Seite57von57

InformationenzudenAutorenKristinSchulz,M.Sc.

AkademischeMitarbeiterinamFachbereichLandschaftsnutzungundNaturschutzderHochschulefürNachhaltigeEntwicklungEberswalde(FH)

EhemaligeWissenschaftlicheMitarbeiterinamInstitutfürSozioökonomiedesLeibniz‐ZentrumsfürAgrarlandschaftsforschung(ZALF)e.V.

EhemaligeMitarbeiterinimWissenschaftlichenBegleitvorhabensimNachhaltigenLandmanagement(ModulB)

PDDr.‐Ing.ThomasWeith

KoordinatordesWissenschaftlichenBegleitvorhabensimNachhaltigenLandmanagement(ModulB)

LeiterdesForschungsschwerpunktes„Landmanagement,RegionaleStrategienundEvidenz“amInstitutfürSozioökonomiedesLeibniz‐ZentrumsfürAgrarlandschaftsforschung(ZALF)e.V.

PrivatdozentamInstitutfürGeographie,UniversitätPotsdamProf.Dr.rer.nat.habil.WolfgangBokelmann

LeiterdesFachgebiets„ÖkonomikderGärtnerischenProduktion“anderLandwirtschaftlich‐GärtnerischenFakultät,Humboldt‐UniversitätzuBerlin

VerantwortlicherLeiterdesEU/EdulinkProjekts„ValueLEad:ValueChainsforpovertyreductionintheagri‐foodsector‒Problem‐basedlearninginhighereducation”sowiedesEU‐ALFAIIIProgramms“SERIDA:RuralSociety,EconomyandNaturalResources‒IntegratingCompetenceinRuralDevelopment”

Teilprojektleiter“Wissensmanagement”imBMBF‐Verbundprojekt“WeGa“sowiedesVerbundprojekts“ZukunftsinitiativeNiedrigenergie‐Gewächshaus“

NicolePetzke,M.Sc.

AkademischeMitarbeiterinamFachbereichLandschaftsnutzungundNaturschutzderHochschulefürNachhaltigeEntwicklungEberswalde(FH)

EhemaligeWissenschaftlicheMitarbeiterinamInstitutfürAgrar‐undStadtökologischeProjekte(IASP)Berlin

EhemaligeWissenschaftlicheMitarbeiterinamFachgebiet„ÖkonomikderGärtnerischenProduktion“derLandwirtschaftlich‐GärtnerischenFakultätanderHumboldt‐UniversitätzuBerlin