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Wikipedia durchsuchen Adam im Islam Die Engel werfen sich vor Adam nieder, Illustration aus einer persischen Handschrift des 16. Jahrhunderts Adam (arabisch ﺁﺩﻡ, DMG Ādam) gilt im Islam nicht nur als Vater der Menschheit, sondern auch als ein wichtiger Prophet. Er wird an 18 Stellen im Koran erwähnt. Die Menschen werden ihrerseits im Koran als „die Söhne Adams“ (banū Ādam) bezeichnet (z.B. Sure 17:70). In den Hadith-Sammlungen, den Korankommentaren, den Werken der islamischen Geschichtsschreibung sowie besonders in der Qisas al-anbiyāʾ-Literatur werden die koranischen Aussagen über Adam durch zahlreiche Legenden, die zum Teil aus der jüdischen Tradition stammen, ergänzt. Adams Name wird von den Koranexegeten damit erklärt, dass Gott ihn aus der Oberfläche (adīm) der Erde erschaffen haben soll. Sure 2,30-37 In Sure 2:30-37 wird von der Erschaffung Adams und seiner Vertreibung aus dem Paradies berichtet. Gott kündigt den Engeln an, dass er einen Stellvertreter (chalīfa) auf Erden einsetzen werde. Obwohl die Engel Einwände äußern (2:30), erschafft Gott Adam und lehrt ihn die Namen aller Dinge. Dieses Wissen zeichnet ihn vor den Engeln aus, denn die Engel Adam im Koran

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Adam und Eve

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Adam im Islam

Die Engel werfen sich vor Adamnieder, Illustration aus einerpersischen Handschrift des 16.Jahrhunderts

Adam (arabisch آدم, DMG Ādam) gilt im Islam nicht nur als Vater der Menschheit, sondern

auch als ein wichtiger Prophet. Er wird an 18 Stellen im Koran erwähnt. Die Menschenwerden ihrerseits im Koran als „die Söhne Adams“ (banū Ādam) bezeichnet (z.B. Sure17:70). In den Hadith-Sammlungen, den Korankommentaren, den Werken der islamischenGeschichtsschreibung sowie besonders in der Qisas al-anbiyāʾ-Literatur werden diekoranischen Aussagen über Adam durch zahlreiche Legenden, die zum Teil aus derjüdischen Tradition stammen, ergänzt. Adams Name wird von den Koranexegeten damiterklärt, dass Gott ihn aus der Oberfläche (adīm) der Erde erschaffen haben soll.

Sure 2,30-37

In Sure 2:30-37 wird von der Erschaffung Adams und seiner Vertreibung aus dem Paradiesberichtet. Gott kündigt den Engeln an, dass er einen Stellvertreter (chalīfa) auf Erdeneinsetzen werde. Obwohl die Engel Einwände äußern (2:30), erschafft Gott Adam und lehrtihn die Namen aller Dinge. Dieses Wissen zeichnet ihn vor den Engeln aus, denn die Engel

Adam im Koran

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kennen die Namen der Dinge nicht (2:31-33). Die Engel werden anschließend von Gottdazu aufgefordert, sich vor Adam niederzuwerfen, was diese mit Ausnahme von Iblis, derein Ungläubiger ist, auch tun (2:34). Gott lässt Adam und seine Frau den Garten bewohnen,erlaubt ihnen, von allen Früchten des Gartens zu essen, mit Ausnahme eines bestimmtenBaumes, der ihnen verboten ist (2:35). Satan verführt die beiden, das Gebot zu übertreten,woraufhin sie von Gott vertrieben und auf der Erde ausgesetzt werden (2:36). Adam erhältjedoch anschließend von Gott bestimmte Worte, und Gott wendet sich ihm wieder gnädigzu (2:37).

Sure 20,115-122

Die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies wird außerdem in Sure 20:115-122behandelt. Zunächst wird darauf hingewiesen, dass Gott Adam eine Verpflichtungauferlegte, die dieser jedoch vergessen habe (20:115). Dazu wird erzählt, dass die Engeleinst auf Gottes Befehl vor Adam niederfielen, außer Iblīs (20:116). Gott warnte daraufhinAdam vor Iblīs und den negativen Folgen einer Vertreibung aus dem Paradies (20:117-9).Satan jedoch flüsterte Adam ein, vom „Baum der Unsterblichkeit und der Herrschaft, dienicht vergeht“ (šaǧarat al-ḫuld wa-mulk lā yablā) zu kosten (20:120). Nachdem die beidenvon dem Baum gegessen haben, wird ihnen ihre Scham (w. Schlechtigkeit) bewusst, undsie beginnen, Blätter des Paradieses über sich zusammenzuheften. Obwohl Adamungehorsam gegenüber seinem Herrn gewesen ist, (20:121) erwählt ihn dieser, wendetsich ihm wieder zu und leitet ihn recht (20:122).

Sure 7,11-27

Ein drittes Mal findet sich die Erzählung über Adam und Iblīs in Sure 7:11-27. Iblīsverweigert hier die Prosternation vor Adam mit dem Hinweis, dass er besser sei als Adam,weil er aus Feuer erschaffen sein, Adam jedoch aus Erde (7:12). Daraufhin wird er von Gottaus dem Paradies verwiesen, erbittet sich aber Aufschub bis zum Tag des jüngstenGerichts, um nun zu versuchen, die Menschen ebenfalls abirren zu lassen (7:13-18). Satanflüstert Adam und seiner Frau ein, von dem verbotenen Baum zu essen, diesmal mit demArgument, dass Gott mit dem Verbot nur verhindern wolle, dass sie unsterbliche Wesenwürden (7:20). Die beiden lassen sich verführen und werden, nachdem sie bereut und umVergebung gebeten haben, von Gott auf die Erde hinabgestürzt, wo sie als Sterbliche lebendürfen (7:21-25). Die Menschen als Söhne Adams (banū Ādam) werden schließlichgewarnt, ihre Blöße zu bedecken und sich nicht von Satan verführen zu lassen, damit esihnen nicht ergeht wie ihren Eltern, als diese aus dem Paradies vertrieben wurden (7:26-27).

Weitere Stellen

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Adam wird noch an verschiedenen anderen Stellen im Koran kurz erwähnt. Für das spätereislamische Bild von dieser Figur war noch die Aussage in Sure 3:33 sehr wichtig, dass GottAdam zusammen mit Noah, der Familie Abrahams und der Familie Amrams erwählt habe.

Bei der Exegese der verschiedenen koranischen Stellen, die sich mit Adam befassen,haben die muslimischen Gelehrten schon früh die mündliche Tradition des Judentums,wie sie in Talmud und Midrasch festgehalten ist, herangezogen.[1] Auf diese Weise habenauch verschiedene Elemente aus dem Alten Testament Eingang in die islamische Adam-Überlieferung gefunden, die im Koran nicht enthalten sind. Hierzu gehören insbesondereder Name Evas, der im Koran nicht erwähnt ist, sowie die Schlange aus dem biblischenSündenfallbericht, die ebenfalls im Koran nicht vorkommt. Nach den Koranexegeten az-Zamachscharī und al-Baidawi verbarg sich Satan im Kopf der Schlange, um so nachseinem Sturz erneut in das Paradies gelangen zu können.[2]

In der islamischen Tradition wurde das Bild Adams insgesamt mit vielen legendenhaftenElementen angereicht. Ein weit verbreitetes Hadith berichtet, dass Gott Adam an einemFreitag erschaffen habe.[3] Allgemein wurde angenommen, dass Adam besonders großgewesen sei. Seine Länge soll 60 Ellen betragen haben, wobei es einen Dissens über dieFrage gab, ob dies seine ursprüngliche Größe gewesen war oder er erst nach demSündenfall auf dieses Maß verkürzt wurde.[4]

Landung auf der Erde und Wanderung nach Mekka

Der Adam's Peak, über den Adam ausdem Paradies zur Erdeherabgestiegen sein soll

Der Ort, an dem Adam auf der Erde landete, als er aus dem Paradies vertrieben wurde, wirdmit Indien bzw. Sarandīb angegeben.[5] Sarandīb ist der alte arabische Name für die InselSri Lanka. Später identifizierten die Muslime den Ort, über den Adam auf die Erde

Adam in der islamischen Tradition

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hinabgestiegen sein soll, mit dem Adam's Peak. Als der maghrebinische Reisende IbnBattuta im 14. Jahrhundert die Insel Sarandīb besuchte, bestieg er diesen Berg, um denauf ihm befindlichen Fußabdruck Adams zu sehen.[6]

Von Indien bzw. Sarandīb soll Adam auf Befehl Gottes die Reise nach Mekka angetretenhaben. Dort errichtete er die Kaaba und vollzog die ʿUmra.[7] Anschließend führte ihn einEngel nach ʿArafāt, wo er am ʿArafa-Tag Eva wiederfand und vom Engel die Riten desHaddsch beigebracht bekam, die die Menschen bis zum heutigen Tag vollziehen.[8]

Weit verbreitet ist auch die Vorstellung, dass Indiens Fruchtbarkeit und Reichtum anGewürzen auf Adam zurückgeht. ʿAbd Allāh ibn ʿAbbās wird mit der Aussage zitiert: "AlsAdam vom Paradies herabstieg, hatte er Gewürzpflanzen (ṭīb) bei sich. Er pflanzte dieBäume Indiens in den Tälern des Landes, ihr Ursprung ist im Paradies. So füllte sich dasLand dort mit Gewürzpflanzen. Deshalb holt man die Gewürze aus Indien. Ihr Ursprung istAdams Duft, sein Duft ist der Duft des Paradieses."[9] Der ostiranische Traditionarier al-Chuttalī (st. 896) überliefert die Aussage: "Als Adam das Paradies verließ, hatte er einBündel (ḍiġṯ) von abgeschnittenen Zweigen bei sich. Er pflanzte sie in Indien ein. Was manan Gewürzpflanzen in Indien erwähnt, kommt alles von jenem Bündel."[10]

Adams Prophetentum

Die Vorstellung von Adams Prophetentum ergab sich aus Sure 3:33 und verschiedenenÜberlieferungen wie etwa der Miʿrādsch-Erzählung, in denen Adam in einer Reihe mitanderen vorislamischen Propheten erwähnt wird.[11] Diese Prophetenreihen, in denenAdam erscheint, hatten darauf Einfluss, dass Adam bald selbst als Prophet betrachtetwurde. Bereits al-Hasan al-Basri soll Sure 3:33 in dem Sinne verstanden haben, die die hiergenannten Person, worunter auch Adam war, mit dem Prophetentum ausgezeichnetworden waren.[12] Zur Stützung der Vorstellung von Adams Prophetentum wurde auch einHadith angeführt, wonach Mohammed seinem Gefährten Abū Dharr al-Ghifārī diesesbestätigt hatte.[13] Als Prophet soll Adam eine eigene Religion gegründet haben, die auchRechtsvorschriften (šarāʾiʿ) und Pflichten (farāʾiḍ) kannte.[14]

Nachkommenschaft und Urvertrag

Eva soll Adam zwanzig Mal Zwillinge geboren haben, jeweils einen Jungen und einMädchen, außer Seth, den sie als Einzelkind gebar. Die Söhne und Töchter wurden dannjeweils kreuzweise miteinander verheiratet. Adam soll erst gestorben sein, nachdem er40.000 Kinder und Kindeskinder gesehen hatte.[15]

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Von großer Bedeutung für das islamische Bild Adams war auch die Vorstellung von demUrvertrag (mīṯāq). Sie knüpft an Sure 7:172-3 an, wo davon die Rede ist, dass Gott „aus derLende der Kinder Adams deren Nachkommenschaft nahm“ und diese bezeugen ließ, dasser ihr Herr sei, damit sie am Tag der Auferstehung nicht sagen könnten, dass sie davonnichts gewusst hätten. Obwohl hier gar nicht von Adam, sondern nur von den KindernAdams die Rede ist, stellte man sich diesen Vorgang so vor, dass Gott die gesamteMenschheit in Form von präexistenten Wesen „aus dem Rücken Adams“ nahm und siebezeugen ließ, dass Gott ihr Herr sei. Adam selbst soll bei diesem Vorgang, derunterschiedlich lokalisiert und zeitlich eingeordnet wird, leblos auf dem Boden gelegenhaben.[16] Sehr wichtig war dieser "Bund in der Präexistenz" auch innerhalb derislamischen Diskussionen über die Prädestination.[17] Ein Hadith, der dieprädestinatianische Sichtweise stützen sollte und von Mālik ibn Anas in seinem Muwattaʾüberliefert wird, lässt den Propheten Mohammed sagen:

Durch die Vorstellung, dass sich Adams Nachkommenschaft bereits fertig in seinenLenden befand, wurde auch eine direkte Verbindung zwischen Adam und Mohammedhergestellt, denn dann musste sich ja auch schon Mohammed in Adams Lenden befundenhaben. Mohammeds Präexistenz in Adams Lenden stellte man sich dabei in Form einesLichtes vor. Verschiedene Überlieferungen berichten, wie dieses Licht im Laufe der Zeitvon den Lenden Adams durch die Lenden von Noah und Abraham über die Quraisch bis indie Lenden von Mohammeds Vater wanderte.[19]

Adams Tod und Begräbnis

„Gott schuf Adam. Dann strich er ihm mit der Rechten

über den Rücken und holte aus ihm Nachkommen heraus;

er sagte: Diese habe ich für das Paradies geschaffen; wie

für das Paradies bestimmte werden sie handeln. Dann

strich er ihm wieder über den Rücken und holte aus ihm

Nachkommen heraus; er sagte: Diese habe ich für das

(höllische) Feuer geschaffen; wie für das (höllische) Feuer

bestimmte werden sie handeln.[18]“

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Der Ali-Schrein in Nadschaf, in demsich nach schiitischer Tradition derKenotaph Adams befindet

Wie in der biblischen Erzählung, wird Adam in der islamischen Tradition ein besondershohes Alter zugeschrieben. Ursprünglich hätte er 1.000 Jahre alt werden sollen, doch alser erfuhr, dass David nur kurze Zeit leben sollte, schenkt er ihm vierzig Jahre seinereigenen Lebenszeit, so dass er nur 960 Jahre alt wurde.[20]

Über den Ort der ursprünglichen Grabstätte Adams gab es unterschiedliche Angaben. EineÜberlieferung lokalisierte sie am Berg Abū Qubais in Mekka. Nach einer bekanntenLegende, die der christlichen Tradition aus der syrisch-aramäischen Schatzhöhle folgt,brachte Noah bei der Sintflut den Sarg Adams in die Arche und begrub ihn nach dem Endeder Flut in Jerusalem.[21] Nach der schiitischen Tradition begrub Noah dagegen Adamnicht in Jerusalem, sondern in Nadschaf, wo sich auch das Grab von ʿAlī ibn Abī Tālibsbefindet. Schon Ibn Battūta berichtete, dass hier in dem Mausoleum ʿAlīs auch die GräberAdams und Noahs gezeigt wurden.[22]

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