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ORIGINALBEITRAG – ARTICLE Aphasie und verwandte Gebiete 3/2011 ISSN 1664-8595 5 Zum Zusammenhang von Spontansprache und Gestik bei Patienten mit rechtshemisphä- rischer Hirnschädigung Daniela Bartmann, Hanna Jakob, Wolfram Ziegler, Georg Goldenberg, Katharina Hogrefe Zusammenfassung Eine Hirnschädigung kann unterschiedliche sprachliche und kommunikative Beein- trächtigungen hervorrufen. Während diese bei einer linkshemisphärischen Läsion in der Regel im Rahmen einer Aphasiediagnostik klassifiziert werden können, sind die Auffälligkeiten der Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung meist schwie- riger einzuordnen. Dies liegt darin begründet, dass diese Patienten weniger sprach- systematische Auffälligkeiten zeigen, sondern vielmehr in Bereichen wie Textverar- beitung und Pragmatik Einschränkungen aufweisen. Auch hinsichtlich des Einsatzes nonverbaler Kommunikationsmittel wie der Gestik unterscheiden sich diese Patien- ten von neurologisch gesunden Personen. Bislang gibt es kaum Studien, die den Zu- sammenhang von Sprach- und Gestenproduktion bei Patienten mit Schädigungen der rechten Hemisphäre untersuchen. Im Rahmen der hier vorgestellten Studie wurden spontansprachliche Parameter mit dem Einsatz von Handgesten bei 18 Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung und 20 neurologisch gesunden Personen ver- glichen. Dabei zeigte sich, dass die Gestenproduktion der Patienten vermindert ist und zwar unabhängig von der ebenfalls verminderten Sprachproduktion. Die Ergeb- nisse weisen darauf hin, dass die kommunikativen Beeinträchtigungen von Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung insbesondere im nonverbalen Verhalten zu Tage treten. Abstract Brain lesions can evoke limitations of linguistic and communicative skills. While dif- ficulties caused by lesions of the left hemisphere can usually be diagnosed by apha- sia assessment, it is difficult to classify the problems of speakers with right brain damage. Whereas these patients rarely commit linguistic errors, their use of prag- matic and non-verbal means of communication is conspicuous. In this study, we investigate the relationship of speech and gesture production in 18 patients with right hemisphere damage and 20 healthy control persons. Data revealed that ge- sture production was reduced in the patients, independent of the also reduced ver- bal output. The results indicate that the communicative deficiencies of patients suf- fering from right hemisphere damage appear especially in their non-verbal behavi- our.

Zum Zusammenhang von Spontansprache und Gestik bei Patienten mit rechtshemisphä- rischer Hirnschädigung

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Aphasie und verwandte Gebiete 3/2011 ISSN 1664-8595 5

Zum Zusammenhang von Spontansprache und Gestik bei Patienten mit rechtshemisphä-rischer HirnschädigungDaniela Bartmann, Hanna Jakob, Wolfram Ziegler, Georg Goldenberg, Katharina Hogrefe

ZusammenfassungEine Hirnschädigung kann unterschiedliche sprachliche und kommunikative Beein-trächtigungen hervorrufen. Während diese bei einer linkshemisphärischen Läsion in der Regel im Rahmen einer Aphasiediagnostik klassifiziert werden können, sind die Auffälligkeiten der Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung meist schwie-riger einzuordnen. Dies liegt darin begründet, dass diese Patienten weniger sprach-systematische Auffälligkeiten zeigen, sondern vielmehr in Bereichen wie Textverar-beitung und Pragmatik Einschränkungen aufweisen. Auch hinsichtlich des Einsatzes nonverbaler Kommunikationsmittel wie der Gestik unterscheiden sich diese Patien-ten von neurologisch gesunden Personen. Bislang gibt es kaum Studien, die den Zu-sammenhang von Sprach- und Gestenproduktion bei Patienten mit Schädigungen der rechten Hemisphäre untersuchen. Im Rahmen der hier vorgestellten Studie wurden spontansprachliche Parameter mit dem Einsatz von Handgesten bei 18 Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung und 20 neurologisch gesunden Personen ver-glichen. Dabei zeigte sich, dass die Gestenproduktion der Patienten vermindert ist und zwar unabhängig von der ebenfalls verminderten Sprachproduktion. Die Ergeb-nisse weisen darauf hin, dass die kommunikativen Beeinträchtigungen von Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung insbesondere im nonverbalen Verhalten zu Tage treten.

AbstractBrain lesions can evoke limitations of linguistic and communicative skills. While dif-ficulties caused by lesions of the left hemisphere can usually be diagnosed by apha-sia assessment, it is difficult to classify the problems of speakers with right brain damage. Whereas these patients rarely commit linguistic errors, their use of prag-matic and non-verbal means of communication is conspicuous. In this study, we investigate the relationship of speech and gesture production in 18 patients with right hemisphere damage and 20 healthy control persons. Data revealed that ge-sture production was reduced in the patients, independent of the also reduced ver-bal output. The results indicate that the communicative deficiencies of patients suf-fering from right hemisphere damage appear especially in their non-verbal behavi-our.

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1. Einleitung

Sprachstörungen aufgrund von Hirn-schädigungen werden seit den Be-schreibungen durch Wernicke und Lichtheim in verschiedene Formen von Aphasien eingeteilt. Aphasische Symptome beziehen sich hierbei in der Regel auf die linke – meist sprach-dominante – Hemisphäre. Aber auch Schädigungen der rechten Hemisphä-re können zu Veränderungen im sprachlichen Verhalten führen. So zei-gen Patienten mit rechtshemisphäri-schen Läsionen häufig Auffälligkeiten im Kommunikationsverhalten. Dabei sind insbesondere die Bereiche Text-verarbeitung und Pragmatik betroffen, was sich darin äussert, dass die Pati-enten keinen eindeutigen Diskursrah-men schaffen und ihre Fähigkeit, Infe-renzen zu bilden, eingeschränkt ist. Auch das nonverbale Kommunikati-onsverhalten – wie etwa der Einsatz von Handgesten – wird bei diesen Pa-tienten als verändert beschrieben (z.B. Blonder et al., 1995). Bislang mangelt es an Studien, die das Zusammenspiel von sprachlichen und gestischen Pa-rametern näher beleuchten. Im Fol-genden werden zunächst die allgemei-nen kommunikativen Beeinträchtigun-gen der Patienten beschrieben, bevor Studien vorgestellt werden, in denen das gestische Verhalten von Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschä-digung untersucht wurde. Dabei wer-den insbesondere die Befunde hervor-

gehoben, die sich auf den Zusammen-hang von sprachlichen und gestischen Parametern beziehen.

Nicht-aphasische Kommuni-kationsstörungen bei Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung

Eine Schädigung der rechten Hemisphäre kann Beeinträchtigungen zur Folge haben, die unter dem Begriff der zentralen nicht-aphasischen Kommunikationsstörung zusammengefasst werden. Darunter werden «zentral verursachte Beeinträch-tigungen der Kommunikation verstan-den, ohne dass klassische aphasische Symptome vorliegen» (Glindemann & von Cramon 1995, S.1). Klinische Er-scheinungsbilder dieser Störungen wur-den sowohl für Schädigungen der rech-ten Hemisphäre (Brownell et al., 1995) als auch für präfrontale Läsionen be-schrieben (McDonald, 1993).Hinsichtlich expressiver sprachlicher Fähigkeiten wird bei diesen Probanden nicht von einem einheitlichen Störungs-bild ausgegangen. So kann eine vermin-derte Sprachproduktion mit wenigen Wörtern, kurzen Äusserungen, Perse-verationen und inhaltsarmer Rede auf-treten (vgl. Diggs & Basili, 1987, Glin-demann & von Cramon, 1995). Spre-cher mit diesem Kommunikationsprofil haben häufig Schwierigkeiten, zusam-menhängende Erzählungen zu produ-zieren, sie wirken initiativlos, im schlimmsten Fall verhalten sie sich

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stumm, da die Aktivierung der Sprache ausbleibt (vgl. McDonald, 1993). Ein an-deres Störungsbild zeigen Patienten mit überschiessender Sprachproduktion. Die Erzählungen dieser Patienten fallen oft weitschweifig aus und sind durch Konfabulationen, Wiederholungen und Diskursverletzungen gekennzeichnet (vgl. Hough, 1990, McDonald, 1993). Die Sprachproduktion ist allgemein er-höht, weshalb davon ausgegangen wird, dass hier ein Problem fehlender Kontrolle zu Grunde liegt (vgl. Glinde-mann & von Cramon, 1995).Auch parasprachliche Phänomene wer-den als auffällig beschrieben. So be-schreibt Brownell (1995) Besonderhei-ten in der Prosodie dieser Patienten: Während einige Patienten als exzessiv in ihrer prosodischen Variabilität be-schrieben werden, findet sich häufiger die Beschreibung einer flachen und mo-notonen Ausdrucksweise. In einer ak-tuellen Studie wurde gezeigt, dass 18 Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung im Vergleich zu einer Gruppe neurologisch gesunder Spre-cher eine signifikant geminderte Varia-bilität der Intonation aufwiesen (Hogre-fe et al., 2011). Neben den hier genannten Merkmalen der expressiven lautlichen Äusserun-gen lassen sich bei Patienten mit nicht-aphasischen Kommunikationsstörun-gen auch eine Reihe rezeptiver Auffäl-ligkeiten beobachten, die das Kommu-nikationsverhalten dieser Patienten erheblich beeinträchtigen können. So

wird der rechten Hemisphäre eine ent-scheidende Rolle bei der Verarbeitung nicht-wörtlicher Sprache zugeschrie-ben. Brownell et al. (1986) stellten Schwierigkeiten bei der Inferenzbil-dung bei Patienten mit rechtshemi-sphärischer Hirnschädigung fest. Die Fähigkeit, eine einmal aufgenommene Information in einem neuen Kontext zu reinterpretieren und somit eine einmal gefasste Interpretation zu revidieren, ist bei dieser Patientengruppe im Ver-gleich zu neurologisch gesunden Per-sonen beeinträchtigt. Auch haben die Patienten Schwierigkeiten, metaphori-sche Bedeutungen zu interpretieren so-wie Ironie oder Witze zu verstehen (vgl. z.B. Brownell et al., 1984, Ferstl & Spurr, 2010).Läsionen der rechten Hemisphäre kön-nen Beeinträchtigungen in der Verar-beitung prosodischer Informationen hervorrufen. So finden sich Studien, die eine Beeinträchtigung der Verarbeitung von Wortakzent, Satzakzent und pros-odisch markierten Phrasengrenzen be-legen (für eine Überblicksarbeit verglei-che Wunderlich & Ziegler, 2004). Auch die interaktionale Prosodie kann betrof-fen sein: So sind die Patienten nur be-grenzt dazu in der Lage, konversations-relevante prosodische Informationen, wie die Markierung eines bevorstehen-den Sprecherwechsels, zu verarbeiten (Geigenberger & Ziegler, 2001).Schädigungen der rechten Hemisphä-re können zudem Auswirkungen auf das Erkennen von Emotionen haben,

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die durch Mimik oder Prosodie ausge-drückt werden. Charbonneau et al. (2003) stellten fest, dass die Fähigkeit, bildlich dargestellte Emotionen zu er-kennen und nachzuahmen bei Patien-ten mit rechtsseitigen Läsionen beein-trächtigt war. Eine für die zwischenmenschliche Kommunikation besonders wichtige Fähigkeit ist das Vermögen, sich in an-dere Menschen hineinzuversetzen. Diese Fähigkeit kann bei Patienten mit rechtshemisphärischer Läsion beein-trächtigt sein. So wurde gezeigt, dass diese Patienten Schwierigkeiten hat-ten, sich in den Protagonisten einer Ge-schichte hineinzuversetzen und aus dessen Sicht Fragen zu beantworten (Champagne-Lavau et al., 2009).

Gestik bei Patienten mit rechts-hemisphärischer Hirnschädigung

Darstellungen des Verhaltens von Pa-tienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung beinhalten häufig auch Aspekte der nonverbalen Kommunika-tion. So werden Körperhaltung, Mimik und Gestik bei diesen Patienten häufig als reduziert beschrieben (z.B. Ross & Mesulam, 1979; Blonder et al., 1995). Im Folgenden werden Studien referiert, die sich mit der nonverbalen Kommu-nikation bei Patienten mit rechtshemi-sphärischer Hirnschädigung beschäfti-gen. Dabei steht die Produktion von Handgesten als ein wichtiges Aus-drucksmittel nonverbaler Kommunika-

tion im Mittelpunkt. Der Zusammen-hang von Gesten- und Sprachprodukti-on findet in den Untersuchungen nur wenig Berücksichtigung.Bei Menschen mit rechtsseitiger Läsion könnte laut Blonder et al. (1995) eine Ab-nahme der nonverbalen Kommunikation auf mehreren Kanälen stattfinden, so-dass neben Prosodie und Mimik auch die Gestik beeinträchtigt sein könnte. Die Autoren gehen davon aus, dass die Pro-duktion von Gesten, die emotionale Zu-stände ausdrücken, bei diesen Patienten reduziert ist, während bildhafte und em-blematische Gesten erhalten sind. Zur Überprüfung dieser Hypothese wurden sieben männliche Probanden mit rechts-hemisphärischer Hirnschädigung, sieben gesunde männliche Sprecher und sieben Männer mit linkshemisphärischer Hirnlä-sion verglichen. Mit allen Probanden wurde ein semistandardisiertes Inter-view im häuslichen Umfeld gemeinsam mit den Ehefrauen der Probanden durch-geführt, um eine möglichst natürliche In-teraktionssituation zu erfassen. Die Aus-wertung der Gesprächssituation ergab zum einen, dass – im Vergleich zu den beiden anderen Probandengruppen – der zeitliche Abstand zwischen zwei Gesten bei den Patienten mit rechtsseitiger Lä-sion grösser war. Weiterhin stellten die Autoren fest, dass diese Patienten ent-gegen der Erwartungen mehr gestiku-lierten als die anderen beiden Gruppen. Allerdings belegte eine genauere Analy-se der Handbewegungen, dass die Pati-enten vorwiegend nicht-kommunikative,

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selbstberührende Gesten verwendeten. Als Grund für die erhöhte Anzahl von Selbstberührungen werden von den Au-toren gehemmte Erregungsmechanis-men sowie beschädigte intentionale mo-torische Mechanismen angenommen (Blonder et al., 1995). Eine Analyse der verbalen Äusserung wurde in dieser Stu-die nicht vorgenommen.McNeill & Pedelty (1995) untersuch-ten Nacherzählungen von Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschä-digung. Dabei beschrieben sie eine re-duzierte Gestik der Patienten im Ver-gleich zu den Kontrollpersonen. Die Patienten produzierten primär einzel-ne Gesten, die nicht zu grösseren Se-quenzen verbunden werden. Es fan-den sich nur wenige bildhafte Gesten. Die Autoren beschrieben auch, dass die Patienten für die Ausführung ihrer Gesten den so genannten Gesten-raum anders bzw. eingeschränkter nutzten als gesunde Sprecher. Anhand von Beispielen wurde erläutert, dass die Patienten ihre Sätze zwar gut for-mulierten, es aber sowohl an sprach-lichen als auch an gestischen Mitteln mangelte, die entscheidend für die Gestaltung einer kohärenten Erzäh-lung sind. Die Autoren folgerten, dass bei Patienten mit rechtshemisphäri-scher Hirnschädigung die Fähigkeit be-einträchtigt ist, eine übergeordnete Diskursstruktur zu schaffen. In dieser Studie wurden qualitative Beschrei-bungen vorgestellt, quantitative Mas-se wurden nicht erhoben.

Cocks et al. (2007) untersuchten den Zusammenhang von Gestik mit Proso-die und visuell-räumlichen Beeinträch-tigungen sowie den Einfluss unter-schiedlicher Diskursgenres auf die Ges-tenproduktion. Bei fünf Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung und 19 gesunden Kontrollpersonen wurden Daten im Rahmen von vier ver-schiedenen Diskursgenres erhoben (persönliche Erzählung, Vorgangsbe-schreibung, emotionale Erzählungen, Beschreibung einer Bildergeschichte). Bei drei der fünf Patienten konnte eine Verminderung spontaner kommunika-tiver Gestik festgestellt werden. Vor al-lem hinsichtlich der emotionalen Ges-tik ergab sich ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. So verwendeten die gesunden Sprecher in der emotio-nalen Erzählbedingung mehr Gesten als in den anderen Bedingungen, wäh-rend sich bei den Patienten eine um-gekehrte Tendenz zeigte. Ausserdem wiesen die Patienten wie schon bei Blonder et al. (1995) mehr Selbstberüh-rungen auf als die gesunden Sprecher. Hinsichtlich des Zusammenhangs von Prosodie und Gestik fanden die Auto-ren keinen klaren Zusammenhang. Nur bei einem Patienten zeigte sich eine parallele Reduktion der intonatorischen Variabilität und der Gestik. Auch ein Zu-sammenhang zwischen Gestik und vi-suell-räumlichen Einschränkungen fand sich nicht.Hadar et al. (1998) verglichen je eine Gruppe von Patienten mit links- und

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eine mit rechtshemisphärischer Hirn-schädigung mit je einer Gruppe neu-rologisch gesunder Sprecher. Die Gruppen bestanden jeweils aus vier Probanden, die Bildergeschichten be-schreiben sollten. Es wurde berech-net, wie viele Wörter und wie viele Bil-dergeschichten ein Proband benötig-te, um eine Gesamtanzahl von 20 Gesten zu produzieren. Dabei wurden nur Gesten berücksichtigt, die mit der rechten Hand ausgeführt wurden. Zwei der Patienten mit rechtshemi-sphärischer Hirnschädigung produzier-ten weniger als die geforderten 20 Gesten; bei diesen Probanden wurde anhand der vorhandenen Daten hoch-gerechnet, wie viele Wörter und wie viele Bildergeschichten sie benötigt hätten, um 20 Gesten zu produzieren. Obwohl die Patienten mehr Bilder be-nötigten, um die geforderte Anzahl an Gesten zu produzieren, zeigte sich kein signifikanter Unterschied hin-sichtlich der Anzahl der verwendeten Wörter, um auf 20 Gesten zu kom-men. Die Geste-zu-Wort Rate der Pa-tienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung war hier also überra-schender Weise nicht geringer als die der Kontrollpersonen. Die Autoren weisen darauf hin, dass dieses Ergeb-nis in erster Linie einer grossen Vari-anz innerhalb der Patientengruppe zu-zuschreiben ist. Dabei verzichten sie leider darauf, die Rohwerte der Daten anzugeben. Eine zusätzliche Analyse der Gestentypen ergab, dass die Pati-

enten mit rechtshemisphärischer Hirn-schädigung weniger bildhafte Gesten produzierten als die anderen beiden Gruppen. Im Gegensatz zu McNeill & Pedelty (1995), die davon ausgehen, dass bei den Patienten grundlegende Prozesse der Diskursformulierung be-einträchtigt sind, nehmen Hadar et al. (1998) an, dass allgemeine Konzeptu-alisierungsprozesse unbeschädigt sind. Sie schliessen dies aus einer grundsätzlich erhaltenen Erzählfähig-keit. Die Autoren gehen davon aus, dass bei den Patienten mit rechtshe-misphärischer Hirnschädigung ein Mechanismus gehemmt ist, der für die Produktion von bildhaften Gesten zuständig ist und eine Art Mediations-stufe zwischen Konzeptualisierungs-prozessen und Gestenproduktion dar-stellt.

Fragestellungen

Die zitierten Studien weisen darauf hin, dass die Gestenproduktion bei den Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung insgesamt gemindert ist. Dabei stellt sich die Frage, ob die-se Reduktion mit einem verminderten verbalen Output einhergeht. In den ge-nannten Studien wurde zum einen be-schrieben, dass die Sprachproduktion von Patienten mit rechtshemisphäri-scher Hirnschädigung in manchen Fäl-len gesteigert, häufig aber auch gemin-dert ist. Die einzige Studie, die Sprache und Gestik bei einer kleinen Patienten-

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gruppe untersucht, liefert uneindeuti-ge Ergebnisse (Hadar et al., 1998). Es fehlen Studien, die den Zusammen-hang der beiden Modalitäten bei Pati-enten mit rechtshemisphärischer Hirn-schädigung näher beleuchten.In dieser Studie wurden spontansprach-liche Parameter sowie die Frequenz der Handgesten bei neurologisch gesunden Sprechern und Sprechern mit rechtshe-misphärischer Hirnschädigung erhoben. Innerhalb beider Gruppen wurde analy-siert, ob die spontansprachlichen Para-meter mit der Gestenproduktion in Zu-sammenhang stehen.

2. Methode

Stichprobe

Im Rahmen dieser Studie wurden Vi-deoaufzeichnungen von 20 neurolo-gisch gesunden Kontrollpersonen ana-lysiert (KON; 10 w; 25 – 72 Jahre, Durchschnittsalter 48,9). Ferner wur-den Videodaten von 18 Personen mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung (RBD, 11 w; 40 – 66 Jahre, Durch-schnittsalter 53,3) ausgewertet. Bei 17 der 18 Patienten lagen ein Neglect oder eine Hemianopsie vor. Eine Hemipare-se der linken Körperhälfte lag bei 15 der Patienten vor, zwei litten an einer Resthemiparese.

Durchführung

Die Probanden hatten die Aufgabe, Ausschnitte aus «Silvester und Tweety»-Zeichentrickfilmen nachzuer-zählen. Die Filme waren 30 bis 90 Se-kunden lang und sprachfrei. Den Pro-banden war nicht bekannt, dass in der Studie ihre Gestik untersucht würde. Während der Erzählung sass der Pro-band dem Untersucher gegenüber und wurde über ein Standmikrophon und eine Videokamera in Ton und Bild auf-genommen. Dabei wurde versucht, eine möglichst natürliche Gesprächssi-tuation zu schaffen, in der der Proband Blickkontakt zum Versuchsleiter hatte. Dieser produzierte affirmative Äusse-rungen wie z.B. «hm»und «ja»; ver-mied es aber, Handgesten zu produzie-ren. Der Proband wurde vom Untersu-cher nicht unterbrochen.Für diese Studie wurden die Daten von zwei Filmen analysiert. Film1 hatte eine Dauer von 48 Sekunden, Film2 dauer-te 84 Sekunden.

Auswertung

Die Transkriptionsdaten der Gestik wur-den dem Projekt «Kognitive und neu-ronale Grundlagen sprachersetzender Gestik»(GO 968/3-2) entnommen. In einem gesonderten Auswertungs-schritt transkribierte und analysierte die Erstautorin die Sprachdaten.

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Spontansprachanalyse

Die Auswertung der Sprachdaten erfolg-te mit Hilfe der Aachener Sprachanaly-se (ASPA; Huber et al., 2005). ASPA ist ein Computerprogramm, mit dem ver-schiedene Parameter der Spontanspra-che analysiert werden können. Zunächst wurde eine Nacherzählung (Film1) komplett transkribiert. Für die-se Geschichte wurden die Anzahl der Wörter sowie die Erzählzeit (Dauer in Sekunden) bestimmt. Des Weiteren wurden Transkripte gleicher Länge mit je 30 Phrasen von jedem Probanden er-stellt, anhand derer verschiedene Ba-sisparameter der Spontansprache be-stimmt wurden. Zu diesem Zweck wur-den jeweils die ersten 15 Phrasen aus Film1 und Film2 analysiert.Die Transkription erfolgte nach den AS-PA-Konventionen. Der Untersucher be-stimmte die Phrasen. Eine Phrase ist eine Äusserung, die eine Sinneinheit (Proposition) beinhaltet und höchstens ein finites Verb oder einen satzwerti-gen Infinitiv enthält (Huber et al., 2005). Jede Phrase wurde auf ihre Vollstän-digkeit hin geprüft. Eine Phrase galt als vollständig, «wenn das Verb und die vom Verb geforderten obligatorischen Ergänzungen (…) vorhanden»waren (Huber et al., 2005, S.38). Dabei wur-de in ASPA anhand der Phrasenmarkie-rungen ein Komplexitätswert berech-net. Dieser spiegelt wider, wie gross der Anteil an Phrasen in Satzgefügen bezogen auf alle Phrasen ist.

Die einzelnen Wörter wurden einer Wortklasse zugeordnet, wobei zwi-schen Inhaltswörtern (= Wörter der offenen Klasse), Funktionswörtern (= Wörter der geschlossenen Klasse), Interjektionen/Partikeln, Neologis-men, neologistischen Silben und un-verständlichen Äusserungen unter-schieden wurde. Zu den Parametern der Spontansprache zählten auch Pausen. Entsprechend der ASPA-Konventionen wurden kurze Pau-sen (1-2 Sekunden), mittlere Pausen (2-5 Sekunden) und lange Pausen (län-ger als 5 Sekunden) unterschieden.

Auswertung der Gestik

Jede Bewegung der ganzen Hand, die zwischen zwei Ruhephasen ausgeführt wurde, wurde als Geste erfasst. Auto-stimulative Selbstberührungen und kur-ze rhythmische Gesten (z.B. Finger tap-pen) wurden nicht in die Auswertung einbezogen (vgl. Hogrefe, 2011 für eine detaillierte Beschreibung der Metho-de). So wurde die Anzahl der in der Nacherzählung Film1 produzierten Ges-ten festgelegt. Anhand dieser Zahl und der Anzahl der Wörter in diesem Film konnte dann die Geste-zu-Wort Rate berechnet werden.

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Statistische Analyse

Unterschiede zwischen den beiden Gruppen wurden jeweils mit dem Mann-Whitney-Test errechnet, wäh-rend für Korrelationen zwischen einzel-nen Variablen eine Berechnung nach Pearson beziehungsweise nach Spear-man durchgeführt wurde.

3. Ergebnisse

Sprachliche Parameter

Die Patienten wiesen hinsichtlich der Anzahl der verwendeten Wörter in Film1 eine ähnliche Spanne wie die Kontrollpersonen auf, allerdings ver-wendeten sie durchschnittlich weniger Wörter (Z = -2,13, p < 0,05; vgl. Abb. 1). So erreichte die Patientengruppe ei-nen Mittelwert von 137,4 Wörtern, während sich für die Kontrollgruppe ein Mittelwert von 172,1 ergab.

Abbildung 1: Anzahl der Wörter in Film1

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Auch im Erzählverhalten fanden sich Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Kontrollpersonen verwendeten deutlich mehr Interjektionen als die Probanden mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung (Z = -2,77, p < 0,01). Die Patienten hingegen machten viel häufiger Pausen (Z = -4,63, p < 0,01; vgl. Abb. 2). Diese Pausen unterschie-

den sich ausserdem in der Länge von denen der neurologisch gesunden Per-sonen: Die Patienten produzierten ins-gesamt 70 mittlere Pausen (2-5 Sekun-den) und 16 lange Pausen (ab 5 Sekun-den), während in der Kontrollgruppe neben einer mittleren Pause nur kurze (1-2 Sekunden) vorkamen.

Abbildung 2: Pausen und Interjektionen

Dagegen verhielten sich die beiden Gruppen hinsichtlich der Parameter des Satzbaus sowie der Dauer der Erzäh-lung von Film1 ähnlich. So zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hin-sichtlich der Parameter Komplexität (Z = -0,50, p = 0,62), Vollständigkeit der Phrasen (Z = -1,49, p = 0,14), Mittlere Phrasenlänge (Z = -1,25, p = 0,21) und Erzählzeit in Sekunden (Z = -0,81, p = 0,42).

Gestik

Die Patientengruppe produzierte signi-fikant weniger Gesten als die Gruppe der Kontrollpersonen (Mann-Whitney-Test, Z= -2,50, p < 0,05; vgl. Abb. 3).

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Abbildung 3: Gestenanzahl in Film1

Zusammenhang von Sprache und Gestik

Die Geste-zu-Wort Rate fiel bei der Pa-tientengruppe signifikant niedriger aus als bei der Kontrollgruppe (Z = -2,11, p < 0,05; vgl. Abb. 4). Die Anzahl der Gesten war bei den Patienten also un-abhängig von der ebenfalls verminder-ten Anzahl der Wörter reduziert. Des Weiteren fanden sich eine Reihe von Zusammenhängen von Sprach- und Gestenproduktion bei den Kontroll-personen: Je mehr Wörter ein Proband verwendete, desto mehr Gesten pro-duzierte er (r = 0,71, p < 0,01) und umso länger war die Dauer der Erzählung von Film1 (r = 0,59, p < 0,01). Ferner fan-den sich negative Zusammenhänge von der Anzahl der Gesten mit der An-zahl der Pausen sowie mit der Vollstän-digkeit der Phrasen: Je weniger Ges-ten ein Sprecher verwendete, desto mehr Pausen machte er (r = -0,46, p <

0,05) und desto mehr vollständige Phrasen enthielten seine Erzählungen (r = -0,54, p < 0,05). Keiner dieser Zu-sammenhänge zeigte sich bei den Pa-tienten.

4. Diskussion

Wir verglichen zunächst die Sprachpro-duktion der beiden Gruppen. Die Grup-pen wiesen keine Unterschiede hin-sichtlich Vollständigkeit und Länge der Phrasen sowie hinsichtlich der Komple-xität des Satzbaus auf. So produzierten beide Gruppen ähnlich komplexe Satz-strukturen und kombinierten in glei-chem Ausmass Haupt- mit Nebensät-zen. Zudem waren die produzierten Phrasen beider Gruppen im Durch-schnitt ungefähr gleich lang und gleich häufig vollständig. Diese Ergebnisse stimmen mit Berichten überein, denen zufolge Bildbeschreibungen (vgl. Hadar

Abbildung 4: Geste-zu-Wort Rate

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et al., 1998, S. 72) und Nacherzählun-gen von Patienten mit rechtshemisphä-rischer Hirnschädigung gut formuliert waren («well-constructed speech»; McNeill & Pedelty, 1995, S. 73). Auch hinsichtlich der Gesamtdauer der Er-zählungen in Sekunden unterschieden sich die Gruppen nicht voneinander. Al-lerdings zeigte sich, dass die Patienten in dieser Zeit weniger Wörter produ-zierten: Während beide Gruppen hin-sichtlich der Wortanzahl eine vergleich-bare Spanne erzielten, zeigte sich je-doch über die Gruppe eine signifikant niedrigere Wortanzahl für die Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädi-gung. Für die hier untersuchte Patien-tengruppe zeigte sich also insgesamt eine verminderte Sprachproduktion. Auch die Verwendung von Pausen und Interjektionen unterschied sich bei den beiden Gruppen. So produzierte die Kontrollgruppe insgesamt mehr Inter-jektionen, während die Patienten mehr und längere Pausen machten. So er-klärt sich, dass die Patienten bei glei-cher Erzählzeit (Dauer in Sekunden) weniger Wörter produzierten. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die Gruppen weniger hin-sichtlich rein sprachlicher Parameter als vielmehr hinsichtlich ihres Kommuni-kationsverhaltens unterschieden. Ins-besondere die Beobachtung, dass die Patienten eine grössere Anzahl an Pau-sen machten, die im Vergleich zu de-nen der Kontrollgruppe auch länger wa-ren, war auffällig. Die Personen der

Kontrollgruppe machten ausschliess-lich kurze ungefüllte Pausen, die nie länger als zwei Sekunden waren. Zu-dem zeigte sich hier eine grössere An-zahl an Interjektionen. Die gesunden Sprecher verwenden Interjektionen als gesprächsorganisierende Elemente, um Pausen zu füllen und dem Ge-sprächspartner zu signalisieren, dass sie die Erzählung noch nicht beendet haben. Dagegen wiesen die Erzählun-gen der Patienten teilweise ungefüllte Pausen von über 5 Sekunden Dauer auf. Die Patienten verzichteten also häufiger auf die Möglichkeit, den Ge-sprächsfluss anhand von Interjektionen aufrechtzuerhalten. Es zeigte sich, dass die Patienten auch deutlich weniger Gesten produzierten als die gesunden Kontrollpersonen. Da-bei war wichtig zu überprüfen, ob die verminderte Gestenproduktion auf die ebenfalls geminderte Sprachprodukti-on zurückzuführen war, da die Patien-ten ja auch weniger Wörter produzier-ten. Dies war nicht der Fall: Die Geste-zu-Wort Rate war bei den Patienten ebenfalls gemindert. Die Patienten ver-wendeten also unabhängig von der An-zahl der Wörter eine reduzierte Anzahl an Gesten. Dieses Ergebnis stärkt die Vermutung von Hadar et al. (1998), dass in ihrer Studie der fehlende Un-terschied hinsichtlich der Geste-zu-Wort Rate zwischen den Gruppen auf methodische Einschränkungen (grosse Varianz bei kleiner Stichprobe) zurück-zuführen sein könnte.

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Innerhalb der Gruppen wurden ausser-dem weitere Vergleiche zwischen Spontansprach- und Gestenparametern durchgeführt. Dabei zeigten sich eini-ge Zusammenhänge innerhalb der Kon-trollgruppe: So spiegelten unsere Er-gebnisse bestimmte Sprechertypen wi-der. Der erste Sprechertyp zeichnete sich dadurch aus, dass er sich in lan-gen Erzählungen wortreich mit wenig Pausen äusserte. Dabei produzierte er einen höheren Anteil an unvollständi-gen Phrasen und eine grössere Anzahl an Gesten. Dagegen schien ein ande-rer Sprechertyp seine Äusserungen sorgfältiger zu formulieren: Die Spre-cher dieses Typs machten viele Pau-sen, äusserten sich vorwiegend in voll-ständigen Phrasen und produzierten dabei wenige Gesten. Diese unter-schiedlichen Sprechertypen fanden sich nicht bei den Patienten. Hier konn-ten keine Zusammenhänge zwischen Sprach- und Gestenproduktion festge-stellt werden.Unsere Ergebnisse bestätigen die Hy-pothese, dass Patienten mit rechtshe-misphärischer Hirnschädigung Beein-trächtigungen im Kommunikationsver-halten aufweisen. So setzten die in unserer Studie untersuchten Patienten in der verbalen Kommunikation weni-ger gesprächsorganisierende Elemen-te ein und produzieren sehr lange, un-gefüllte Pausen. Sie produzierten ins-gesamt weniger Wörter als die gesunden Kontrollpersonen. Die Ges-tik der Patienten war stark reduziert

und zwar unabhängig von der reduzier-ten Sprachproduktion, wie die ebenfalls geminderte Geste-zu-Wort Rate zeig-te. Insgesamt weisen die Ergebnisse darauf hin, dass die kommunikativen Beeinträchtigungen von Patienten mit rechtshemisphärischer Hirnschädigung insbesondere im nonverbalen Verhal-ten zu Tage treten.

Danksagung

Diese Studie entstand als Bachelorarbeit der Erstautorin im Studiengang Sprach-therapie an der Ludwig-Maximilians-Uni-versität München. Sie wurde im Projekt «Kognitive und neuronale Grundlagen sprachersetzender Gestik»(Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, GO 968/3-2) durchgeführt und betreut und basiert auf Videoaufzeichnungen, die im Rahmen des Projekts gemacht wurden. Die teilnehmenden Patienten waren zum Zeitpunkt der Untersuchung in Be-handlung in der Klinik für Neuropsycho-logie, Klinikum Bogenhausen, Städti-sches Klinikum München GmbH. Wir danken den Patienten herzlich für ihre Teilnahme an der Untersuchung!

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