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Schweizergarde Abschlussarbeit von Züger Thomas

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Schweizergarde

Abschlussarbeit von Züger Thomas

Vortrag Schweizergarde Thomas Züger Seite 1 von 20

Inhaltsverzeichnis

Einleitung Seite 2

1 Geschichte Seite 2

1.1 Gründung der Garde Seite 2-4

1.2 Sacco di roma Seite 4/5

1.3 Aufhebung der übrigen Korps Seite 5

2 Vereidigung Seite 6/7

3 Ausrüstung Seite 7

3.1 Uniformen Seite 7-10

3.2 Bewaffnung Seite 10/11

3.3 Fahne Seite 11/12

4 Ausbildung Seite 12/13

5 Dienst Seite 13/14

6 Freizeit Seite 14-16

7 Aufnahmebedingungen Seite 16-18

Schluss Seite 18

Quellenverzeichnis Seite 19

Vortrag Schweizergarde Thomas Züger Seite 2 von 20

Einleitung

Ich habe das Thema Schweizergarde gewählt, weil mein Schwager 2 Jahre lang in

der Schweizergarde in Rom diente und mir viel davon erzählt hat und mich darum

neugierig gemacht hat. Von da an habe ich mich über die Schweizergarde im

Internet informiert und auch einige Bücher von meinem Schwager gelesen.

Als wir uns ein Thema für die Abschlussarbeit aussuchen durften, bin ich deshalb

sofort auf die Schweizergarde gekommen. Dieses Thema kann für viele von uns von

Interesse sein, weil man normalerweise nicht viel davon hört. Sie ist ein

Aushängeschild für unsere katholische Kirche und ihre Gemeinschaft, die in Rom

ihren Sitz hat.

Mit meiner Abschlussarbeit möchte ich den Leserinnen und Lesern eine spannende

Dokumentation der Schweizergarde vermitteln.

1 Geschichte

Im Laufe der Geschichte der Päpstlichen Schweizergarde gab es einige historische

Momente. Die drei folgenden Ereignisse dürften zu den wichtigsten der

Gardegeschichte gehören.

1.1 Gründung der Garde 1506

Die Gründung der Schweizergarde fällt in die Zeit des 16. Jahrhunderts. Nur kurz

zuvor im Jahre 1499 haben die Alten Schweizer in verschiedenen Schlachten gesiegt

und gleichzeitig dem französischen König zur Eroberung des Herzogtums Mailand

verholfen.

Vortrag Schweizergarde Thomas Züger Seite 3 von 20

Damals war der florentinische Staatsschreiber Macchiavelli der Überzeugung, dass

die Schweizer ganz Italien erobern würden und niemand auf der Welt sie daran

hindern könne.

Die kriegerische Kraft der Eidgenossen hat sich bekanntlich während mehrerer

Jahrhunderte für gutes Geld vermarkten lassen. Fremde Kriegsherren, Fürsten und

Kommunen nahmen schweizerische Knechte in ihren Dienst, einerseits als

Kerntruppen, für die begrenzte Dauer eines Feldzuges oder als Palast­ und

Leibwachen auf unbegrenzte Zeit. So auch der Papst, der sich einerseits seine

persönliche Wache (Gwardi) hielt, andererseits Schweizersöldner zu Tausenden für

seine verschiedenen Heiligen Ligen und nicht immer so heiligen politischen Pläne

nach Italien rief.

Ohne Zweifel traten Schweizersöldner schon vor Beginn des 16. Jahrhunderts immer

wieder in päpstlichen Diensten auf. Aufgrund der bisherigen Forschungen nimmt

man an, dass Julius II. della Rovere als erster Papst bei der eidgenössischen

Tagsatzung um Schweizer zum Schutze seiner Person und des Apostolischen

Palastes nachgesucht hat und dass es sich hierbei um die Gründungsgeschichte der

Päpstlichen Schweizergarde handelt.

1496 und 1497 rief Karl VIII. von Frankreich die „Compagnie des Cent Gardes du

corps du roi Suisses“ ins Leben. 1506 machte ihm das Papst Julius II. nach und

gründete die Päpstliche Schweizergarde. Beide haben an dem abenteuerlichen

Feldzug nach Neapel teilgenommen, dessen glimpflicher Ausgang einzig und allein

den Schweizern zu verdanken war.

Von diesem Unternehmen hat sich eine wenig bekannte zeitgenössische Schilderung

des Einzugs der Schweizer in Rom in der Neujahrsnacht von 1495 von Paolo Giovio

ergeben. Voran schritten die Schweizer und Deutschen, wobei die Deutschen in der

deutschsprachigen Ausgabe von Basel 1560 nicht erwähnt sind, im Gleichschritt mit

dem Klang der Trommeln, mit kriegerischer Würde und unglaublicher Ordnung. Die

Stärksten waren mit Federbüschen auf den Baretten ausgezeichnet und ragten somit

empor. Ihre Waffen waren kurze Schwerter und zehn Fuss lange eschene Spiesse

mit schmalen Eisenspitzen.

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Etwa ein Viertel war mit gewaltigen Beilen, an deren Ende eine vierkantige Spitze

angebracht war, ausgerüstet, die sie Alabarden (heute Hellebarden) nannten. Zu je

tausend Fussknechten gehörten auch 100 Schützen, die aus kleinen Büchsen

Bleikugeln auf den Feind schossen. Danach folgten die Armbrustschützen aus

Gascogne in Frankreich, die durch ihren Kopfschmuck und glänzende Waffen

mächtig vorragten.

So ähnlich wird sich der Einmarsch im Gründungsjahr 1506 der etwa 150 Mann

zählenden ältesten bezeugten Schweizergarde in päpstlichen Diensten unter ihrem

Hauptmann Kaspar von Silenen über den Campo de´ Fiori zum Vatikan abgespielt

haben.

1.2 Sacco Di Roma

Am Morgen des 6. Mai 1527 wurde der Vatikan von spanischen Söldnern unter

Generalhauptmann Bourbon angegriffen. Sie durchbrachen die Stadtmauer,

währenddessen die Landsknechte in den Borgo Santo Spirito und in den Borgo San

Pietro einfielen. Entgegen dem Befehl und Willen des heimisch stehenden Rates war

der Zürcher Hauptmann Kaspar Röist mit seinen 147 Gardeknechten auf dem

Posten geblieben. Sie fielen wenig später vor dem Papstaltar der Peterskirche. Die

restlichen 42 konnten unter der Führung von Herkules Göldli den Papst Klemens VII.

zu seinem Zufluchtsort, der Engelsburg, begleiten.

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Am 5. Juni ergab sich Klemens VII. und musste folgende harte Bedingungen erfüllen:

die Übergabe der Festungen Ostia, Civitavecchia und Civita Castellana, den Verzicht

auf die Städte Modena, Parma und Piacenza und die Zahlung von 400 000 Dukaten.

Ausserdem musste für die Befreiung der Gefangenen ein Lösegeld bezahlt werden.

Ein grosser Teil der Goldschmiedearbeiten der Kirchen und viele andere Kunstwerke

und Reliquien von unschätzbarem Wert gingen während der Plünderung Roms

verloren.

Die päpstliche Garnison wurde durch vier Kompanien mit insgesamt 200

Landsknechten von deutscher und spanischer Herkunft ersetzt. Der Papst machte es

möglich, dass auch Schweizergardisten in die neue Garde eintreten durften. Es

nahmen jedoch nur 12 Schweizer dieses Angebot an, die anderen wollten nichts mit

den verhassten Landsknechten zu tun haben.

1.3 Aufhebung der übrigen Korps

Hier geht es nicht um eine aktive Gardetat, jedoch um einen bedeutenden Erfolg in

der Gardegeschichte. Im Laufe der Zeit waren in der Umgebung des Heiligen Vaters

ausser der Schweizergarde andere militärische Korps gegründet worden. Zunächst

entstand als Ergänzung der Schweizergarde, die Cavalleggeri, ein Gardekorps zu

Pferd. Im 19. Jahrhundert dann weitere, darunter die Nobelgarde (1801) und die

Palatin­Ehrengarde (1850) für gehobene Familien des Kirchenstaates.

Weil die religiöse Mission des Heiligen Vaters auch im äusserlichen Schein zum

Ausdruck kommen sollte, schaffte Papst Paul VI. am 15. September 1970 alle

militärischen Korps, ausser der altehrwürdigen Schweizergarde, ab. Damit hat die

Schweizergarde die höchste Anerkennung in ihrer Geschichte bekommen.

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2 Vereidigung

Der 6. Mai, der Tag des „Sacco di Roma“, der Plünderung Roms ist ein Datum, das

für die Schweizergarde im Vatikan heute noch eine ganz besondere Bedeutung hat

und gleichzeitig eng mit der Geschichte der Kirche verknüpft ist. 1527 bedeutete

dieses Datum für 147 Gardisten den Tod, heute ist es für die neuen Gardisten ein

Ehrentag, denn jedes Jahr legen an diesem Tag die neuen Rekruten ihren feierlichen

Eid ab. Es ist eine eindrucksvolle Feier, die in einem besonderen Rahmen, im Cortile

di San Damaso (Damasushof) stattfindet und bei der wichtige Persönlichkeiten des

Vatikans anwesend sind. Hunderte von Personen nehmen daran teil, politische und

militärische Vertreter der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Verwandte, Freunde

und Sympathisanten. Die Garde, vom Kommandanten bis zum Hellebardier, tritt in

Galauniform an und zieht alle Blicke auf sich. Der Kaplan der Garde liest den

ungekürzten Text des Eides vor:

„Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst (…) und

seinen rechtmässigen Nachfolgern, und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen,

bereit, wenn es erheischt sein sollte, selbst mein Leben für sie hinzugeben. Ich

übernehme dieselbe Verpflichtung gegenüber dem Heiligen Kollegium der Kardinäle

während der Sedis­Vakanz des Apostolischen Stuhls. Ich verspreche überdies dem

Herrn Kommandanten und meinen übrigen Vorgesetzten Achtung, Treue und

Gehorsam. Ich schwöre, alles das zu beobachten, was die Ehre meines Standes von

mir verlangt.“

Dann treten die neuen Rekruten, die namentlich aufgerufen werden, hervor und jeder

schwört in seiner Muttersprache mit der linken Hand an der Gardefahne und die

rechte mit drei gespreizten Fingern, die die Dreifaltigkeit symbolisieren, zum Schwur

erhoben:

„Ich,…, schwöre, alles das, was mir soeben vorgelesen wurde, gewissenhaft und

treu zu halten, so wahr mir Gott und seine Heiligen helfen.“

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Der Eid gilt persönlich dem Oberhaupt der Katholischen Kirche, die in ihrer

zweitausendjährigen Geschichte unzählige politische Gebilde aller Art überdauert

hat. Als katholischer Soldat weiht der Gardist dem Nachfolger Petri sein Leben.

Diese jährliche Feier, an welcher in der Morgenfrühe der Papst oder ein hoher Prälat

für die Garde eine Messe zelebriert und dann im Ehrenhof vor dem Denkmal für die

Gefallenen einen Kranz niederlegt, ruft den Opfertod der Vorangegangenen in das

Bewusstsein zurück.

3 Ausrüstung

Die Schweizergarde setzt sich aus dem Kommandanten, den Offizieren, dem

Feldweibel, dem Kaplan und aus drei Geschwadern zusammen. Ein Geschwader

setzt sich aus zirka 32 Unteroffizieren und Hellebardiere zusammen. Alle Offiziere

haben nebenbei bestimmte Funktionen und verrichten ihren täglichen Wachtdienst

bei verschiedenen Messen, Audienzen, Empfänge etc. Ausserdem sind allen

Offizieren Aufgabenbereiche zur selbständigen Leitung zugeteilt.

3.1 Uniformen

Die Offiziere und der Feldweibel leisten gewöhnlich in ziviler Kleidung Dienst. Die

Uniform wird nur zum Exerzieren und zu repräsentativen Anlässen getragen.

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Die heutige Uniform der Schweizergarde ist weitgehend dem Entwurf des

Kommandanten Jules Répond (1910­1921) zu verdanken, der einen ausgeprägten

Sinn für Formen und Farben hatte. Nach langer Zeit und in Gedanken an die Fresken

Raffaels schaffte er die Hüte ab und ersetzte sie durch die heute noch übliche

Baskenmütze, an der die Rangabzeichen befestigt sind. Er führte den weissen

Kragen an Stelle der gefältelten Halskrause ein. Er bemühte sich auch um die

Rüstungen, die er nach alten Abbildungen anfertigen liess. Nur zur Galauniform

gehört die auffallende Halskrause, neben weissen Handschuhen und einem hellen

Metallhelm mit weisser Straussenfeder.

Die Offiziere tragen dunkelviolette Federn auf ihren Helmen.

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Die Helme der Unteroffiziere und Hellebardiere sind mit roter Feder geschmückt.

Und die Trommler und Pfeifer tragen eine gelb­schwarze Straussenfeder auf

schwarzem Helm.

Die Farben Blau­Rot­Gelb, die die Gardeuniformen so auffallend machen, sind die

Traditionsfarben des Hauses Medici. Dazu passt das Weiss der Handschuhe und

des Kragens sehr gut. Die blauen und gelben Stoffstreifen unterbrechen das Rot der

Weste und der Hose.

Die Alltagsuniform ist vollständig in blauer Farbe gehalten. Es hat also im Laufe der

Jahrhunderte Veränderungen an den Uniformen der Schweizergarde gegeben, auch

wenn es sich manchmal nur um Details handelte.

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Bei der wichtigsten Uniform, die nur für besondere Anlässe getragen wird, der

„Gran Gala“ werden Brustpanzer mit speziellen Armschienen und silberweisse

Helme getragen.

Der Entwurf der Uniformen wird gewöhnlich Michelangelo zugeschrieben, doch

vermutlich hat er sich nie damit befasst. Allerdings hat Raffael durch seine Malerei

den Geschmack der italienischen Renaissance mitbestimmt. Und somit hat

Michelangelo indirekt einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung der Uniform

gehabt.

3.2 Bewaffnung

Ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammt die Bewaffnung. Die Hellebarde ist die

altschweizerische Standardwaffe, mit welcher die historischen Siege erfochten

worden sind. Verzichtet wird heute auf den Schweizerdolch, der damals als

Ergänzung zum Schwert getragen wurde.

Von grosser Bedeutung sind die mächtigen Zweihänder, die bei feierlichen Anlässen

erscheinen und nach der Gardeüberlieferung aus der legendären Burgunderbeute

stammen sollen. Die Alten Schweizer haben sie jedoch kaum eingesetzt. Die

zeremoniellen Schwerter vom 16. Jahrhundert sind insbesondere bei offiziellen

Auftritten mitgeführt worden.

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Von den kriegerischen Kanonen, die früher samt Feuerwerkern zum Bestand des

Korps gehörten, zieren heute einige friedlich den Ehrenhof.

Heutzutage wird jedoch häufig die modern angepasste Gefechtsbewaffnung, mit dem

Schweizer Sturmgewehr 90 und der Pistole SIG Sauer P 225, benützt. Bei gewissen

Anlässen; Situationen darf der Gardist jedoch nur einen Pfefferspray einsetzen um

eine mögliche Massenpanik zu vermeiden.

3.3 Fahne

Die Fahne der Schweizergarde wird durch ein weisses Kreuz in vier Felder unterteilt,

von welchen das erste das Wappen des regierenden Papstes trägt und das vierte

jenes von Papst Julius II., des Gardegründers, beide auf rotem Grund. Das zweite

und das dritte Feld tragen die Farben des Korps, welche blau, rot und gelb sind.

Der Schnittpunkt des Kreuzbalkens ist mit dem Wappen des Kommandierenden

Hauptmanns besetzt.

Die Korpsfarben blau, rot und gelb erinnern an den Sacco di Roma von 1527, als die

Schweizergardisten Papst Klemens VII. de Medici retteten. Die Farben der Medici

sind blau, rot und gelb.

Im Mittelpunkt des Kreuzes werden traditionellerweise die Farben des

Herkunftskantons des Hauptmanns abgedruckt. Im Falle von Oberst Mäder sind es

die Farben des Kantons St. Gallen.

Das Fahnentuch hat ein Ausmass von 2.2 m x 2.2 m und besteht aus Seidendamast,

dem so genannten Juliusbanner­Damast.

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Zu besonderen Feiertagen hängt die Fahne am Hauptdienstposten Portone di

Bronzo. Am 6. Mai legt der Rekrut seinen feierlichen Eid ab und hält dabei mit der

linken Hand das Fahnentuch fest.

4 Ausbildung

Die Garde führt drei Mal im Jahr für die neueintretenden Gardisten eine 24 tägige

Garde­Rekrutenschule durch, in welcher die jungen angehenden Gardisten auf die

spezifischen Verhältnisse ihres Dienstes vorbereitet werden.

Der praktische Teil umfasst Soldatenschule (Grüssen, Einzel­ und

Verbandsexerzieren mit der Hellebarde und die Wachablösung), Sport und

Selbstverteidigung, Umgang mit Schusswaffen und Geräten. Der theoretische

Unterricht umfasst die allgemeinen und besonderen Gegebenheiten des Dienstes

sowie der neuen Umgebung, was für die Rekruten Gardequartier, Apostolischer

Palast und Vatikanstadt bedeutet.

Zum Grundpensum zählt auch der obligatorische Italienischunterricht, wenn auch

das Erlernen einer Fremdsprache nicht allen liegt.

Tests & Inspektionen 4h

Theorie Spezialdienst 10h

Theorie Dienst 20h

Allgemeine Ausbildung 60h

Exerzieren 50h

Diverses 40h

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Nach beendeter Rekrutenschule nehmen die Hellebardiere ihren Dienst auf, wobei

ein grosser Teil der Schildwache zugeteilt wird. Hier findet die Ausbildung ihre

Fortsetzung, indem ältere Gardisten (die so genannten Postenchefs), Vizekorporale

und Korporale, ihre mehrjährige Diensterfahrung an die Jungen weitergeben.

Ausserhalb der Einsätze sind noch wiederholte Selbstverteidigungskurse,

Kommunikationsunterricht, Religion, sowie einige Theorien vom Kommandanten und

Exerzierstunden zu absolvieren.

Ein Jahr nach der Rekrutenschule findet teilweise in italienischer Sprache die „Sankt

Anna Prüfung“ über die Dienstkenntnisse des Gardisten statt. Wer hier im

Italienischen nicht besteht, wird vom abwechslungsreichen und unterhaltsamen

Dienst, wo Kontakt mit dem Publikum unerlässlich ist, ausgeschlossen.

5 Dienst

Folgende fünf verschiedene Dienstarten sind voneinander zu unterscheiden, nämlich

Kontroll­, Wacht­, Ordnungs­, Ehren­ und Nahschutzdienst.

Unter Kontrolldienst versteht man den Dienst an den unter der Aufsicht der

Päpstlichen Schweizergarde stehenden Zugängen zum Vatikanstaat und das sind

Sant`Uffizio, Arco delle Campane, Portone die Bronzo und Porta Sant`Anna. Dies

sind die Posten, die der Vatikantourist vom Petersplatz aus zu Gesicht bekommt.

Etwa 80% des Dienstes werden als Wachtdienst geleistet. Die Hauptaufgabe der

Schweizergarde ist es, mit dem Wachtdienst die Sicherheit an den Eingängen des

Vatikanstaates und im Apostolischen Palast (der Residenz des Heiligen Vaters) zu

gewährleisten. Die Bereiche des Vatikans, in denen Gardisten Wache schieben, sind

grundsätzlich nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Ordnungsdienst leisten die Gardisten bei Audienzen und Messen. Sie kontrollieren

die Teilnehmer und weisen die Besucher in die einzelnen Sektoren ein.

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Die Garde hält Zufahrts­ und Fluchtwege frei, erteilt Auskünfte und stellt die

Verbindungen, insbesondere zum Sanitätsdienst, sicher.

Mit dem Ehrendienst wird die besondere Bedeutung eines Anlasses oder einer

Person, insbesondere auch des Allerheiligsten Sakramentes, präsentiert. Der Papst

ist bei Audienzen und Messen von Thronwachen umgeben. Staatsoberhäupter, neue

Botschafter, Minister und andere wichtige Personen werden je nach den

protokollarischen Vorschriften mit Ehrenformationen der Schweizergarde empfangen.

Botschafter z.B. werden anlässlich der Überreichung ihres Beglaubigungsschreibens

von einer Geleitmannschaft durch die Räume des Apostolischen Palastes geführt.

Die unmittelbare Sicherheit des Heiligen Vaters ist die alleinige Aufgabe der

Schweizergarde, die dies im Nahschutzdienst leistet. Hierfür benötigt man Lebens­

und Diensterfahrung, Beobachtungsgabe, Konzentrationsfähigkeit und

Reaktionsvermögen. Die Gardisten werden deshalb auch speziell für diesen Dienst

professionell ausgebildet. Das Mass an Sicherheit bestimmt die zu schützende

Person jedoch immer selbst.

6 Freizeit

Der Dienst eines Schweizergardisten bietet gewöhnlich nicht viel Bewegung. Ein

Ausgleich in der Freizeit wird darum von zahlreichen Gardisten gesucht.

Die Garde hat eine eigene Fussballmannschaft den FC Guardia. Vor allem werden

Freundschaftsspiele mit Mannschaften aus der vatikaninternen Meisterschaft

ausgetragen. Der Dienst hat jedoch immer Vorrang und darum kommt es manchmal

vor, dass Spiele wieder abgesagt werden müssen.

Im Keller eines Kasernengebäudes steht ein kleiner, jedoch modern eingerichteter

Fitnessraum zur Verfügung und eine kleine Turnhalle ist ebenfalls im Quartier

vorhanden. Wer sich mehr oder anders sportlich betätigen will, muss bereits das

Quartier verlassen; Joggen in den vatikanischen Gärten, Tennisspielen, Radfahren

oder Schwimmen im Meer stehen zur Auswahl.

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Die Gardemusik ist Mitglied des Schweizerischen Blasmusikverbands. Die

Vereidigung am 6. Mai ist zugleich ihr Musikfest. Militärmusik ist wohl allen

Musikanten sehr bekannt, vor allem, da diese während den letzten Jahren sehr

grossen Aufschwung hatte und professioneller wurde. Das Spiel der Schweizergarde

ist hauptsächlich für die Unterhaltung zuständig und zu ihrem Repertoire gehören

nicht nur Märsche, sondern auch der Zeit angemessene moderne Stücke.

Im Vergleich zu einer Schweizer Musikgesellschaft sind es nur wenige Proben und

Konzerte, die die Gardemusik absolvieren kann. Deshalb werden alle Musikanten in

dasselbe Geschwader verlegt. Für das Spiel ist vom Januar bis zur Vereidigung die

strengste Zeit, wegen der Proben, die zusätzlich zum parallel laufenden Dienst

anfallen.

Die Garde hat einen Sollbestand von 110 Mann und somit ist es immer noch jedes

Jahr möglich, ein eigenes Spiel mit zehn bis fünfzehn Musikanten aufrecht zu

erhalten. Leider ist es nicht mehr möglich an einem grösseren Musikfest

teilzunehmen. Dafür darf man vor prominenten Personen und den Schweizer

Musikgesellschaften, die den Weg nach Rom auf sich nehmen, auftreten oder sogar

ein Gemeinschaftskonzert abhalten.

Mit Tagesausflügen zu Sehenswürdigkeiten der Stadt Rom oder in die nähere

Umgebung fördert die Garde die kulturellen Bedürfnisse der Truppe. Häufig werden

diese Veranstaltungen vom Gardekaplan organisiert und geleitet. Kürzere

Wallfahrten finden ihren Abschluss meistens bei einem gemütlichen gemeinsamen

Nachtessen in einem Restaurant. Zweitagesausflüge sind heute kaum vorstellbar, da

es die dienstliche Einteilung, respektive die Verfügbarkeit der Gardisten, nicht mehr

erlaubt.

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Vor allem dienstältere Gardisten begeben sich gerne mal auf Streifzüge durch die

umliegende Gegend, während sich die jüngeren Gardisten ihnen gerne anschliessen.

7 Aufnahmebedingungen

Die folgenden wichtigen Eigenschaften muss ein Gardist bei seinem Eintritt erfüllen.

Katholischer Glaube

Der Schweizergardist ist praktizierender Katholik. Er arbeitet täglich im Herzen des

Palastes, begegnet ständig Menschen, die zum Grab des Apostelfürsten Petrus

pilgern und sich für zahlreiche heilige Feiern in den Vatikan begeben.

Es ist daher nur selbstverständlich, dass sich der Schweizergardist auch in seiner

Glaubensauffassung und ­praxis als „Visitenkarte“ des Heiligen Vaters präsentiert.

Schweizer

Nicht nur das Schweizer Bürgerrecht ist Voraussetzung für den Eintritt in die

Schweizergarde, der Kandidat muss sich auch darin integrieren können, denn das

Korps will seinen typischen schweizerischen Charakter erhalten. Daher wird erwartet,

dass der Kandidat in der Schweiz verwurzelt ist.

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Mindestgröße 174cm

Das bekannte „Gardemass“ soll nicht unterschritten werden. Repräsentation ist ein

wichtiger Bestandteil des Dienstes. Das Erscheinungsbild ist im dienstlichen Umgang

mit Pilgern, Touristen oder Auskunft suchender Personen wichtig.

Gute Gesundheit

Wer in die Schweizergarde eintritt, muss eine medizinische Voruntersuchung in der

Schweiz absolvieren und ebenfalls eine gründliche sanitärische Eintrittsmusterung

inklusive eines Psychologietests bestehen. Nur wer kerngesund ist, kann

Schweizergardist werden.

Guter Leumund

Wer im näheren Umfeld des Papstes arbeitet und wohnt, von dem wird ein

einwandfreier Leumund verlangt.

Bestandene Rekrutenschule in der Schweizer Armee

Jeder Gardist muss in der Schweiz die Rekrutenschule absolviert haben und

waffentauglich sein. Dies ist zwingend, da man im Militär den Begriff Disziplin

hautnah kennen lernt.

Abgeschlossene Berufsausbildung

Es braucht tüchtige, leistungsfreudige und leistungsfähige Kandidaten. Eine

abgeschlossene Berufsausbildung oder die Matura ist zwingend.

Männlich

Die Gardisten leben zu zweit und zu dritt in einfachen Kasernenzimmern. Zu Beginn

der Dienstzeit sind die Gardisten in Gemeinschaftsschlafsälen untergebracht.

Die Pflege einer Junggesellenkameradschaft ist ein nicht zu unterschätzendes

Element der Gardegemeinschaft.

Unverheiratet

Da die Garde aus dienstlichen Gründen verpflichtet ist im Vatikan zu leben sind die

Platzverhältnisse sehr beschränkt und es können nur wenige Wohnungen zur

Verfügung gestellt werden.

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Um heiraten zu können, muss der Gardist 25 Jahre alt sein, mindestens drei Jahre

gedient haben, sich für weitere drei Jahre zu dienen verpflichten und mindestens den

Grad eines Korporals erreicht haben.

Alter beim Eintritt unter 30

Wer Gardist werden will, sollte sich früh entscheiden. Die Zusammensetzung der

Schweizergarde besteht aus einem jungen Korps, wer älter ist, hat es oft schwer sich

zu integrieren. Sie nehmen daher keine Kandidaten über 30 Jahren auf.

Ein Wiedereintritt ehemaliger Gardisten ist unter bestimmten Bedingungen möglich.

Beim Eintritt in die Garde verpflichten sich die jungen Männer zu einer Dienstleistung

von zwei Jahren. Die meisten, vielleicht drei Viertel, verlassen den Dienst nach

dieser Zeit. Die Verbleibenden werden in der Regel für ihre Treue belohnt, indem sie

nach Bestehen einer Eignungsprüfung bei nächster Gelegenheit befördert werden.

Die erste Beförderung, diejenige zum Vizekorporal, dürfte etwa nach drei Jahren

fällig sein, die nächstfolgende zum Korporal noch einmal drei Jahre später.

Schluss

Dieses Thema zu erforschen und zu dokumentieren hat mir sehr gut gefallen. Ich

fand die Arbeit spannend und habe von dieser Abschlussarbeit sehr viel profitiert.

Es wird mir hoffentlich auch ein gutes Beispiel sein für mein zukünftiges Berufsleben,

wie man sich mit einem Thema auseinandersetzen kann.

Ich hoffe, dass diese Abschlussarbeit den Leserinnen und Lesern auch gefällt und

dass sich viele davon auch weiterhin mit der Schweizergarde verbunden fühlen.

Es würde mich auch freuen, wenn sich dadurch jemand bewegen lassen könnte eine

Schnupperwoche in den Vatikan zu unternehmen.

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Quellenverzeichnis

Schaufelberger Walter, Begegnung mit der Päpstlichen Schweizergarde, Tipografia

Vaticana, Vatikan, 2000

Oertle Vincenz, Vom „Remington“ zum Sturmgewehr 90, Thesis Verlag, Zürich, 2001

http://www.schweizergarde.org/cfm/index.cfm?CFID=109561&CFTOKEN=38519884,

1.5.07

http://www.vatican.va/roman_curia/swiss_guard/index_ge.htm, 1.5.07