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Vergiftungen mit Pflanzentoxinen -
toxikologische Relevanz und Möglichkeiten der
analytischen Bestimmung
Abschlussarbeit
Postgradualstudium Toxikologie
der Universität Leipzig
Dr. Jörg Pietsch
Dresden, den 07. Juni 2004
1
Inhaltsverzeichnis
Seite
1 Einleitung und Problemstellung ..........................................................................2
2 Grundlagen zu Vergiftungen und toxikologischer Risikobewertung..................3
3 Auswertung der Statistik der Vergiftungsverdachtsfälle.....................................5
3.1 Vergiftungsgeschehen in der BRD und in der Schweiz 1998 bis 2002 ..............5
3.1.1 Übersicht ..............................................................................................................5
3.1.2 Vergiftungsverdachtsfälle von Kindern mit giftigen Pflanzenteilen.................10
4 Pflanzentoxine als Wirkstoffe in Medikamenten..............................................14
5 Chemisch-toxikologische Eigenschaften und analytische Bestimmung aus-
gewählter Pflanzentoxine ..................................................................................19
6 Zusammenfassung und Ausblick.......................................................................51
7 Kapitelübergreifende Literatur ..........................................................................53
Abkürzungsverzeichnis .....................................................................................55
Anhang
2
1 Einleitung und Problemstellung
Jährlich werden in Deutschland ca. 200.000 Vergiftungsverdachtsfälle bei Menschen doku-
mentiert [1-7]. Davon treten zwischen 80.000 und 100.000 Fälle bei Kindern im Alter unter
14 Jahren auf. Der überwiegende Teil betrifft akzidentelle Vergiftungen von Kleinkindern.
Neben Medikamenten, Kosmetika, Lampenölen, Genussmitteln, Haushalt- und Garten-
chemikalien spielen Vergiftungen mit Pflanzen oder Pflanzenteilen in Haus, Garten oder in
der freien Natur eine große Rolle (ca. 23 % aller Intoxikationen im Kindesalter). Hierbei kann
der Verzehr („Ingestion“) von Pflanzenteilen (Blätter, Blüten, Beeren, Wurzeln) zu Vergif-
tungen führen bzw. das Berühren einiger Pflanzenarten kann Hautreizungen oder Allergien
auslösen.
Diagnose, Therapie und Prognose von Pflanzen-Intoxikationen werden derzeit häufig erheb-
lich erschwert, da in vielen Fällen zwar Name und Wirkstoff der mit der Vergiftung in
Verdacht stehenden Pflanze bekannt sind, aufgrund fehlender spurenanalytischer Bestim-
mungsmethoden jedoch keine Wirkstoffkonzentration in biologischen Materialien (Blut,
Urin) ermittelt werden kann.
Spurenanalytische Bestimmungsmethoden für Pflanzentoxine zur Identifizierung akuter Ver-
giftungen mit Pflanzen oder Pflanzenteilen und zur Absicherung therapeutischer Maßnahmen
(Verlaufs- und Entlassungskontrollen) könnten daher zu einer effizienteren Behandlung und
zu einer Kostendämpfung in den Kliniken, zu einer verbesserten Beratungs- und Handlungs-
grundlage des Giftnotrufes der Giftinformationszentren (GIZ) sowie zu einer Aktualisierung
der Risikobewertung in toxikologischen Studien beitragen.
Im Rahmen dieser Arbeit soll anhand der Statistik der Vergiftungsverdachtsfälle in
Deutschland und der Schweiz im Zeitraum von 1998 bis 2002 [1-8] sowie der Gefährlichkeit
der Pflanzentoxine eine Abschätzung der Relevanz des Auftretens potenzieller Vergiftungen
von Kindern mit giftigen Pflanzenteilen und pflanzlichen Medikamenten vorgenommen
werden. Auf Grundlage dessen werden in der Folge Pflanzentoxine ausgewählt, bei denen der
Bedarf der spurenanalytischen Bestimmung zur eindeutigen Identifizierung und Quanti-
fizierung des Wirkstoffes besteht. Für diese giftige Pflanzenwirkstoffe wird das Ergebnis
einer Recherche zu chemisch-physikalischen und toxikologischen Eigenschaften sowie zum
derzeitigen Kenntnisstand bezüglich ihrer Analytik vorgestellt. Abschließend wird der
analytische Entwicklungsbedarf für Pflanzentoxine abgeleitet.
3
2 Grundlagen zu Vergiftungen und toxikologischer Risikobewertung
Als Vergiftung (Intoxikation) wird ein Komplex von Störungen biologischer Funktionen
und/oder Strukturen, der durch ein Gift verursacht wird, bezeichnet. Die Vergiftung und ihre
Folgen bestimmen das Vergiftungsbild als Spezialfall eines Krankheitsbildes [9].
Man unterscheidet zwischen akuten (rasch, i.d.R. einmalig auftretende Symptome nach
eimaliger Einwirkung der Noxe) und chronischen (länger anhaltend auftretende Symptome
nach einmaliger oder wiederholter Einwirkung der Noxe) sowie zwischen akzidentellen
(unabsichtlich herbeigeführten) und suizidalen (absichtlich herbeigeführten) Vergiftungen.
Ca. 250.000 Vergiftungen pro Jahr kommen in Deutschland zur stationären Aufnahme. 5 %
aller Einsätze im Notarztwagendienst betreffen akute Vergiftungen [10].
Suizidale akute Vergiftungen treten vor allem im 2. bis 3. Lebensjahrzehnt auf. Einen zweiten
Häufigkeitsgipfel im Alter gibt es nicht, jedoch steigt die Letalität im hohen Alter erheblich.
Die Häufigkeit suizidaler Vergiftungen korreliert mit der Depressionshäufigkeit. So treten
Suizidversuche vor allem im Frühjahr und Herbst sowie montags/dienstags bei Älteren und
freitags/samstags bei Jüngeren auf [10].
Besondere Risikogruppen für Vergiftungen sind Kleinkinder, alte Menschen, Schwangere,
geistig Behinderte, psychisch Kranke, Suchtkranke sowie Arbeitnehmer mit Kontakt zu
gefährlichen Arbeitsstoffen [10].
Die Exposition erfolgt bei Vergiftungen zumeist oral, inhalativ, kutan oder parenteral.
In Deutschland existiert keine generelle Meldepflicht für Vergiftungen. Eine Ausnahme
besteht nach § 16e des Chemikaliengesetzes [11] in der Meldepflicht für behandelnde Ärzte
an das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bei Verdacht der Einwirkung von
chemischen Stoffen und Produkten, soweit diese im Haushalt verwendet werden, Pflanzen-
und Holzschutzmitteln, beruflich verwendeten Chemikalien und gesundheitsschädigenden
chemischen Stoffen in der Umwelt [12]. Für Tabakerzeugnisse, kosmetische Artikel, Arznei-
mittel sowie Zubereitungen im Rahmen des Arzneimittelgesetzes, Pflanzen oder andere
Naturprodukte, Abfälle und Altöle, radioaktive Abfälle und Abwässer besteht ebenfalls keine
Meldepflicht in Deutschland [12].
Als Risiko wird die Wahrscheinlichkeit, mit der unter anzugebenden Bedingungen nach
Exposition und Giftaufnahme toxische Wirkungen zu erwarten sind, bezeichnet [13]. Das
Risiko wird dabei von der Toxizität (Stoffeigenschaft, unveränderbar, tierexperimentelle
4
Daten, Erfahrungen beim Menschen) und der Exposition (Dosis, variabel, Szenario,
Messungen, Modelle) bestimmt [14].
Zur Risikobewertung eines Naturstoffes oder einer Chemikalie stehen direkte und indirekte
Methoden zur Verfügung. Bei der direkten Bewertung des Risikos wird aus der Wirkung
beim Tier {NO(A)EL: no-observed-(adverse)-effect- level} unter Einbeziehung von Sicher-
heitsfaktoren (Inter-Spezies, Intra-Spezies, Sicherheit der Datenlage) ein Grenzwert für den
Menschen (z.B. ADI: acceptable daily intake, EPA-RfD: EPA-reference dose) wissenschaft-
lich extrapoliert. Die indirekte Risikobewertung basiert ebenfalls auf der Wirkung beim Tier
(NO(A)EL). Mit Hilfe von Daten von Expositionen beim Menschen, die aus bewerteten
Praxisfällen mit Symptomatik gewonnen wurden, kann ein Sicherheitsabstand (MOS: margin
of safety) abgeleitet werden [14, 15].
In die umfassende Bewertung des Risikos von Vergiftungsfällen sind weiterhin Einfluss-
größen wie Toleranzen nach wiederholter Aufnahme, Reversibilität der Effekte, Interaktionen
zwischen mehreren Noxen sowie toxikokinetische und toxikogenetische Faktoren einzube-
ziehen.
Eine Abschätzung des Risikos von Intoxikationen mit Pflanzentoxinen bei Kindern ist anhand
der vorliegenden, in den folgenden Abschnitten detailliert wiedergegebenen Daten der Gift-
informationszentren leider nicht möglich, da bei den dokumentierten Vergiftungsverdachts-
fällen keine Angaben zur die Exposition bestimmenden Dosis der aufgenommenen Pflanzen-
toxine zugänglich sind. Dass die aufgenommene Dosis aber ein entscheidender Parameter bei
der Bewertung des Risikos der Vergiftung mit Pflanzentoxinen ist, wird durch die, auch in der
vorliegenden Arbeit dargestellte, weitverbreitete Verwendung von Pflanzentoxinen in Medi-
kamenten unterstrichen, da besonders für die betrachteten Wirkstoffe das von Theophrast von
Hohenheim, genannt PARACELSUS, um 1540 entwickelte Paradigma
„Wenn ihr jedes Gift wollt recht auslegen, was ist, das nit Gift ist? Alle Ding sind Gift und
nichts ohn Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ [Die Kärntner Schriften,
Ausgabe des Landes Kärnten, besorgt von K. Goldammer u.a., verlegt vom Amt der Kärtner
Landesregierung, Klagenfurt 1955, zitiert nach : Paracelsus: Das Licht der Natur. Philo-
sophische Schriften, RUB 534, Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1973]
gilt.
5
3 Auswertung der Statistik der Vergiftungsverdachtsfälle
3.1 Vergiftungsgeschehen in der BRD und in der Schweiz 1998 bis 2002
3.1.1 Übersicht
Relevante Aussagen zum Auftreten von Vergiftungen im deutschsprachigen Raum können am
ehesten durch die Daten der Giftinformationszentren (GIZ) erhalten werden.
Da es derzeit noch keine zentralisierte Erfassung der Daten der GIZ in Deutschland gibt,
wurden die verfügbaren Jahresberichte der deutschen Giftinformationszentren in Berlin,
Bonn, Erfurt, Freiburg, Göttingen, Mainz und München retrospektiv für die Jahre 1998 bis
2002 ausgewertet [1-7]. Daten der GIZ in Nürnberg und Saarbrücken konnten nicht in die
Studie einfließen, da von diesen Einrichtungen keine Jahresberichte zugänglich waren. Zur
Erweiterung der Datenbasis erfolgte eine Auswertung der Jahresberichte des Schweizerischen
Toxikologischen Informationszentrums (STIZ) im Erhebungszeitraum [8].
Neben der Summe aller jährlichen Verdachtsfälle konzentrierte sich die Auswertung vor
allem auf den darin enthaltenen Anteil von Vergiftungen bei Kindern, deren Altersstruktur
sowie der Differenzierung der die Vergiftung verursachenden Noxen.
Leider ist die Dokumentation der Vergiftungsverdachtsfälle in den einzelnen Giftinforma-
tionszentren unterschiedlich und die zur Verfügung stehende Datenbasis folglich sehr hete-
rogen.
Relativierend muss des weiteren ausgeführt werden, dass die an die GIZ gemeldeten Vergif-
tungsverdachtsfälle die einzigen verfügbaren Daten zum Auftreten von Vergiftungen dar-
stellen, vorsichtigen Schätzungen von Fachkollegen zufolge damit aber maximal ein Viertel
der tatsächlichen Vergiftungsverdachtsfälle erfasst wird [16].
Für die Altersstruktur der Vergiftungsverdachtsfälle im Kindesalter wurden drei Gruppen
(Säuglinge, Kleinkinder, Schulkinder) definiert, um die in den Jahresberichten verschiedenen
Altersbegrenzungen (0-14 Jahre, 0-18 Jahre) zu nivellieren. Die in Tabelle 1 angegebenen
Noxen und Noxengruppen wurden ebenfalls per Definition festgelegt. Im Einzelfall mussten
jedoch sowohl bei der Altersstruktur als auch bei den Noxen Abschätzungen vorgenommen
werden, da entweder keine genauen Zahlenangaben verfügbar waren oder eine abweichende
Einteilung der Noxen (z.B. Publikums- und Reinigungsmittel, Chemikalien) in den Jahres-
berichten vorlag.
6
In Tabelle 1 sind die in den genannten Giftinformationszentren gemeldeten Vergiftungsver-
dachtsfälle jährlich für den Zeitraum von 1998 bis 2002 zusammengefasst.
Die zusammengestellten Daten zeigen, dass im Erhebungszeitraum ca. 150.000 bis 180.000
Vergiftungsverdachtsfälle pro Jahr in Deutschland durch die genannten GIZ dokumentiert
wurden. Je nach Einzugsgebiet schwankten die Zahlen der Vergiftungsverdachtsfälle zwi-
schen ca. 10.000 (GIZ Erfurt) und ca. 50.000 (GIZ Berlin). Vergiftungsverdachtsfälle bei
Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren machen davon 51 ± 23 % (ca. 60.000 - 80.000 Fälle)
aus. Hierbei erscheint bemerkenswert, dass die am GIZ Berlin erfasste Anzahl der Verdachts-
fälle mit Kindern mit ca. 70 % erheblich über dem Durchschnitt der Angaben der anderen
GIZ lag. Die Daten aus der Schweiz bewegten sich im Mittel der in Deutschland gemeldeten
Vergiftungsverdachtsfälle.
Tabelle 1: Vergiftungsverdachtsfälle in Giftinformationszentren (GIZ) der BRD und der
Schweiz 1998 – 2002 [1-8]
(B: Berlin, BN: Bonn, EF: Erfurt, FB: Freiburg, GÖ: Göttingen, MZ: Mainz,
M: München, CH: Schweiz, PBSM: Pflanzenbehandlungs- u. Schädlings-
bekämpfungsmittel, k.A.: keine Angaben verfügbar)
1998 B BN EF FB GÖ MZ M CH
Verdachtsfälle, gesamt 46379 20568 8534 k.A. 20080 18837 k.A. 22672
Kinder [%]
33043 71,2
11184 54,4
3500 41,0
k.A. 10096 50,3
8500 45,1
k.A. 12348 54,5
Säuglinge (0-1 Jahr) 3500 2183 369 k.A. 1254 1588 k.A.
Kleinkinder (2-6 Jahre) 26000 7295 2458 k.A. 7479 6030 k.A.
8845
Schulkinder (7-14 Jahre) 3000 1057 581 k.A. 1363 869 k.A. 1517
Medikamente 8900 2994 1167 k.A. 2605 k.A. k.A. 3672
Publikums- und Reinigungs-mittel/Kosmetika
17661 3986 545 k.A. 711 k.A. k.A. 4677
Pflanzliche Gifte/Pilze 4300 3050 636 k.A. 2235 k.A. k.A. 2202
Lebensmittel/Genussmittel k.A. 881 92 k.A. 687 k.A. k.A. 687
Farben/Lösungsmittel/Chemikalien k.A. 448 103 k.A. 2712 k.A. k.A. 412
PBSM/Düngemittel 272 303 93 k.A. 413 k.A. k.A. 403
Tierische Gifte k.A. 42 27 k.A. 46 k.A. k.A. 140
Gift unbekannt k.A. k.A. 59 k.A. 464 k.A. k.A. 155
7
(Fortsetzung)
1999 B BN EF FB GÖ MZ M CH
Verdachtsfälle, gesamt 48000 21517 9070 k.A. 22393 19676 23517 22905
Kinder [%]
33302 69,4
9684 45,0
3595 39,6
k.A. 11657 52,1
8986 45,7
11204 47,6
12230 53,4
Säuglinge (0-1 Jahr) k.A. 3222 366 k.A. 1377 1705 k.A.
Kleinkinder (2-6 Jahre) k.A. 5568 2684 k.A. 8806 6420 k.A.
9381
Schulkinder (7-14 Jahre) k.A. 642 465 k.A. 1474 843 k.A. 1578
Medikamente 9240 2514 1086 k.A. 2745 2599 2566 3533
Publikums- und Reinigungs-mittel/Kosmetika
13200 3181 580 k.A. 894 1768 4072 4736
Pflanzliche Gifte/Pilze 5300 2367 791 k.A. 2857 2685 2395 2122
Lebensmittel/Genussmittel 1650 498 97 k.A. 752 256 605 698
Farben/Lösungsmittel/Chemikalien k.A. 315 96 k.A. 3229 1074 730 403
PBSM/Düngemittel 660 131 92 k.A. 435 231 528 432
Tierische Gifte 100 k.A. 8 k.A. 53 49 102 146
Gift unbekannt k.A. k.A. 64 k.A. 389 511 20 158
2000 B BN EF FB GÖ MZ M CH
Verdachtsfälle, gesamt 49448 23726 10855 k.A. 24537 21100 25365 23667
Kinder [%]
36908 74,6
10487 44,2
4375 40,3
k.A. 12662 51,6
9347 44,3
11884 46,9
12448 52,6
Säuglinge (0-1 Jahr) 4000 2181 450 k.A. 1463 1661 1884
Kleinkinder (2-6 Jahre) 30000 4595 3292 k.A. 9526 6735 9184
9636
Schulkinder (7-14 Jahre) 2908 725 539 k.A. 1673 930 816 1570
Medikamente k.A. 2424 1111 k.A. 2768 2719 3107 3511
Publikums- und Reinigungs-mittel/Kosmetika
21976 3497 719 k.A. 894 1849 4227 4878
Pflanzliche Gifte/Pilze k.A. 3477 1055 k.A. 3319 2659 2805 2273
Lebensmittel/Genussmittel k.A. 483 123 k.A. 785 293 733 720
Farben/Lösungsmittel/Chemikalien 4000 280 96 k.A. 3739 1208 696 386
PBSM/Düngemittel 772 259 108 k.A. 460 224 409 409
Tierische Gifte k.A. k.A. 26 k.A. 92 75 80 119
Gift unbekannt k.A. k.A. 67 k.A. 308 553 2 152
8
(Fortsetzung)
2001 B BN EF FB GÖ MZ M CH
Verdachtsfälle, gesamt 49260 24295 11275 10226 25022 22788 k.A. 24920
Kinder [%]
35389 71,8
10447 43,0
4496 39,8
6527 63,8
12320 49,2
9780 42,9
k.A. 12591 50,5
Säuglinge (0-1 Jahr) 4000 2380 485 883 1415 1804 k.A.
Kleinkinder (2-6 Jahre) 26200 7136 3409 4884 9240 6941 k.A.
9412
Schulkinder (7-14 Jahre) 3345 592 530 760 1665 1011 k.A. 1717
Medikamente 9000 2900 1230 1444 2921 2990 k.A. 3723
Publikums- und Reinigungs-mittel/Kosmetika
14000 3500 740 444 963 2151 k.A. 4786
Pflanzliche Gifte/Pilze 5140 2904 1044 1670 2770 2715 k.A. 2148
Lebensmittel/Genussmittel 2100 48 124 420 842 294 k.A. 725
Farben/Lösungsmittel/Chemikalien 650 318 103 1894 3549 1289 k.A. 391
PBSM/Düngemittel 520 302 123 193 475 237 k.A. 477
Tierische Gifte 150 k.A. 25 53 54 74 k.A. 136
Gift unbekannt 360 k.A. 60 171 289 367 k.A. 205
2002 B BN EF FB GÖ MZ M CH
Verdachtsfälle, gesamt 46764 25423 11241 13719 25778 22913 k.A. 24772
Kinder [%]
34181 73,1
10847 42,6
4840 43,0
8613 62,8
12781 49,6
10038 43,8
k.A. 12541 50,6
Säuglinge (0-1 Jahr) 3700 2281 530 1119 1500 1829 k.A.
Kleinkinder (2-6 Jahre) 24400 7385 3642 6242 9577 7219 k.A.
8831
Schulkinder (7-14 Jahre) 3100 1181 584 759 1248 990 k.A. 1715
Medikamente 8500 3206 1314 1897 3140 2896 k.A. 3561
Publikums- und Reinigungs-mittel/Kosmetika
13500 3257 832 619 952 2184 k.A. 4815
Pflanzliche Gifte/Pilze 5000 3132 1169 2303 2819 2926 k.A. 2394
Lebensmittel/Genussmittel 1900 434 148 584 820 326 k.A. 663
Farben/Lösungsmittel/Chemikalien 600 270 112 2455 3683 1341 k.A. 357
PBSM/Düngemittel 450 183 182 297 584 243 k.A. 411
Tierische Gifte 130 k.A. 25 62 91 70 k.A. 148
Gift unbekannt 330 k.A. 49 231 383 271 k.A. 192
9
Wie erwartet kristallisierte sich die Altersgruppe der Kleinkinder (2-6 Jahre, Maximum 2 bis
4 Jahre) mit ca. 80 % der kindlichen Verdachtsfälle als besonders gefährdet heraus (Tab. 1).
Dieses kann mit der normalen statomotorischen Entwicklung von Kindern (Erlernen des
Laufens und Kletterns, „Schluckneugier“) erklärt werden.
Im Unterschied zu Erwachsenen (überwiegend suizidale Vergiftungen) waren bei Kindern
mehr als 90 % aller Giftexpositionen durch einen Unfall bedingt (akzidentell). Selbstmord-
versuche durch eine absichtliche Fremdstoffaufnahme traten vorwiegend bei Schulkindern ab
12 Jahren auf.
Bei im Mittel ca. 97 % der Vergiftungsverdachtsfälle bei Kindern kam es zur Heilung. Dieser
Anteil beinhaltet sowohl primär und im Verlauf asymptomatisch gebliebene Fälle als auch
symptomatische Fälle mit restitutio ad integrum (lat., durch Abheilung bedingte vollständige
Wiederherstellung der ursprünglichen Verhältnisse) im Verlauf. Mittelschwere und schwere
Verläufe traten in 1-2 % der Verdachtsfälle auf. Todesfälle wurden sehr selten (< 0,1 %) beo-
bachtet [17].
Wie aus den in Tabelle 1 zusammengefassten Angaben der GIZ zu ersehen ist, geschahen die
meisten Vergiftungsunfälle im Kindesalter mit Medikamenten, Publikums- und Reinigungs-
mitteln/Kosmetika sowie mit Teilen giftiger Pflanzen und Pilze. Eine eher untergeordnete
Rolle als Vergiftungsursache bei Kindern spielten Lebens- und Genussmittel, Chemikalien,
Pflanzenbehandlungs- und Düngemittel sowie tierische Gifte. Eine Wichtung der Vergif-
tungsursache zwischen Medikamenten und Publikums- und Reinigungsmitteln/Kosmetika
kann wegen der uneinheitlichen Noxeneinteilung der GIZ jedoch nicht vorgenommen werden.
Der durch Teile giftiger Pflanzen und Pilze vor allem in den Monaten Mai bis Oktober
verursachte Anteil der Verdachtsfälle an den kindlichen Vergiftungen variierte zwischen den
einzelnen GIZ, blieb innerhalb einer Einrichtung im Erhebungszeitraum aber nahezu unver-
ändert (Berlin: 13-15 %, Bonn: 24-33 %, Erfurt: 18-24 %, Freiburg: 25-26 %, Göttingen: 22-
26 %, Mainz: 27-29 %, München: 21-23 %, Schweiz: 17-19 %, Tab. 1).
In die im folgenden Abschnitt dargestellte Auswertung der Statistik der GIZ zu Vergiftungs-
verdachtsfällen mit Giftpflanzen und -pilzen bei Kindern werden nur Fälle mit giftigen
Pflanzenteilen einbezogen, da Vergiftungen mit Pilzen äußerst selten (< 0,1 % der Fälle mit
Pflanzen) dokumentiert wurden.
10
3.1.2 Vergiftungsverdachtsfälle von Kindern mit giftigen Pflanzenteilen
Eine detaillierte, nach Pflanzengattungen differenzierte Darstellung von Vergiftungsver-
dachtsfällen im Kindesalter war nur den Berichten der Giftinformationszentren Bonn, Erfurt,
Freiburg, Göttingen und der Schweiz [2-5, 8, 18] sowie persönlichen Mitteilungen des GIZ
Mainz zu entnehmen [19]. Um die Vergiftungssituation besser charakterisieren zu können,
wurden daher auch vor dem Berichtszeitraum erstellte Langzeitstudien der GIZ Berlin und
München in die Auswertung mit einbezogen [1, 7].
In Tabelle A1 im Anhang sind die den GIZ gemeldeten Vergiftungsverdachtsfälle mit giftigen
Pflanzenteilen bei Kindern, geordnet nach den einzelnen Pflanzengattungen, zusammenge-
fasst. Des weiteren können aus Tabelle A1 sowohl eine Kurzeinschätzung der Gefährlichkeit
als auch die wichtigsten Wirkstoffe der jeweiligen Pflanzengattung entnommen werden.
In die Auswertung wurden alle Pflanzengattungen einbezogen, die eine oder mehrere der
folgenden Voraussetzungen erfüllten:
- Dokumentation von Vergiftungsverdachtsfällen bei Kindern in mindestens zwei Jahres-
berichten der GIZ,
- Einstufung des Gefährdungspotenzials der Pflanzengattung in „++“ (Vergiftungen mit
weniger schwerem Verlauf möglich) und „+++“ (schwere bis tödliche Vergiftungen
möglich) und Relevanz der Pflanzengattung für Mitteleuropa [12, 13, 20-27],
- Einstufung als giftige Pflanzengattung im Bundesanzeiger des Ministeriums für Justiz
[28].
Trotz der nicht einheitlichen Dokumentation der Daten durch die Giftinformationszentren
(Pflanzenspektrum, Erhebungszeitraum) wird im Folgenden versucht, aus den in Tabelle A1
zusammengefassten Daten eine Systematisierung des Auftretens von Vergiftungen mit gif-
tigen Pflanzenteilen bei Kindern vorzunehmen. Hierzu wurden anhand der Vergiftungsver-
dachtsfälle und des Gefährdungspotenzials der Pflanzengattungen sechs Gruppen definiert. In
Auswertung der Vergiftungsverdachtsfälle (Tab. A1) wurden die einzelnen Pflanzengattungen
den jeweiligen Gruppen wie folgt zugeordnet (Einstufung des Gefährdungspotenzials: o -
wenig giftig, + - leichte Vergiftungen möglich, ++ - Vergiftungen mit weniger schwerem
Verlauf möglich, +++ - schwere bis tödliche Vergiftungen möglich [21]).
1. Pflanzengattungen (o und +) mit wenigen Verdachtsfällen (< 100 Fälle):
Amaryllis, Anemone, Anthurium, Ardisia, Bellis, Caragana, Catalpa, Chlorophytum,
Coffea, Coronilla, Crateagus, Crocus, Cucurbita, Cyclamen, Dracaena, Fritillaria,
Galanthus, Heracleum, Hibiscus, Hyacinthus, Kalanchoe, Lilium, Malus, Muscari,
11
Orchideen-Gattungen, Pachypodium, Parthenocissus, Phytolacca, Pulsatilla, Rhamnus,
Ribes, Saintpaulia, Schlumberga, Sedum
2. Pflanzengattungen (o und +) mit vielen Verdachtsfällen (> 100 Fälle):
Aesculus, Amelanchier, Berberis, Clivia, Cornus, Cotoneaster, Crassula, Epipremnum,
Euphorbia, Ficus, Fuchsia, Lathyrus, Ligustrum, Lonicera, Mahonia, Monstera, Nar-
cissus, Philodendron, Physalis, Prunus, Pyracantha, Quercus, Rosa, Sambucus, Scheff-
lera, Sorbus, Spathiphyllum, Symphoricarpos, Taraxacum, Tulipa, Viburnum, Vicia,
Viscum, Yucca
3. Pflanzengattungen (++ und +++) bzw. im Bundesanzeiger [28] ausgewählte Pflanzen-
gattungen ohne Eintrag in der Verdachtsfallstatistik:
Andromeda, Apocynum, Brunfelsia, Cicuta, Cynanchum, Eranthis, Erysium, Frangula,
Gloriosa, Gratiola, Hyoscyamos, Lactuca, Mandragora, Podophyllum, Rauwolfia, Sco-
polia, Sophora, Spartium, Strophanthus, Ulex, Urginea, Veratrum
4. Pflanzengattungen (++ und +++) bzw. im Bundesanzeiger [28] ausgewählte Pflanzen-
gattungen mit einzelnen Einträgen in der Verdachtsfallstatistik (max. 3 Fälle):
Abrus, Adonis, Aethusa, Agrostemma, Artemisia, Conium, Helleborus, Hippeastrum,
Ipomoea, Jatropha, Lophophora, Toxicodendron
5. Pflanzengattungen (++ und +++) bzw. im Bundesanzeiger [28] ausgewählte Pflanzen-
gattungen mit wenigen Verdachtsfällen (< 30 Fälle):
Aconitum, Bryonia, Buxus, Catharanthus, Chelidonium, Colchicum, Cytisus, Delphinium,
Genista, Juniperus, Lantana, Lobelia, Lycium, Papaver, Primula, Ranunculus, Ricinus,
Robinia
6. Pflanzengattungen (++ und +++) bzw. im Bundesanzeiger [28] ausgewählte Pflanzen-
gattungen mit vielen Verdachtsfällen (> 100 Fälle):
Arum, Atropa, Brugmansia, Convallaria, Daphne, Datura, Digitalis, Euonymus, Hedera,
Ilex, Laburnum, Lupinus, Nerium, Nicotinia, Phaseolus, Rhododendron, Solanum, Taxus,
Thuja
Die Pflanzengattung Dieffenbachia stellt eine Ausnahme dar und ist deshalb keiner Gruppe
zugeordnet. Vielen gemeldeten Vergiftungsverdachtsfällen steht eine sehr unterschiedliche
Bewertung der Gefährlichkeit der Pflanze, die durch Kalziumoxalatnadeln in den Schießzel-
len der Blätter hervorgerufen wird, in den verfügbaren Quellen gegenüber. So schwanken die
Angaben von sehr stark toxisch [20, 29] bis zu wenig toxisch [21, 25]. Durch die nach wie vor
sehr unterschiedliche Toxizität - manche Pflanzen enthalten noch die Scharfstoffe der Wild-
12
pflanzen - und mangels einer äußerlichen Möglichkeit der Differenzierung der Dieffenbachien
treten nach wie vor Vergiftungen in Form von Entzündungsreaktionen mit der weitverbrei-
teten Zimmerpflanze auf [16].
Vergiftungen mit Tabakerzeugnissen (z.B. Zigaretten, Zigarren) werden in der Dokumenta-
tion der Giftinformationszentren offenbar überwiegend den Genussmitteln und nur vereinzelt
(GIZ Göttingen, Mainz) der Tabakpflanze Nicotinia zugeordnet, so dass die in Tabelle A1
dokumentierten Fälle wahrscheinlich nur einen geringen Anteil der tatsächlichen Verdachts-
fälle widerspiegeln.
Bei der Auswertung der Vergiftungsverdachtsfälle bei Kindern fiel auf, dass sich ein Teil der
im Bundesanzeiger des Ministeriums für Justiz [28] genannten Pflanzen (Andromeda, Cicuta,
Frangula, Fritillaria, Hyoscyamos, Lactuca, Urginea, Veratrum) als nicht relevant für das
Vergiftungsgeschehen erwies.
Die Aufnahmehäufigkeit der einzelnen Pflanzenteile bei Vergiftungsverdachtsfällen von Kin-
dern stuft sich wie folgt ab: Früchte > Blätter > Blüten > Rhizome [16, 25].
Bei der Beurteilung der Gefährlichkeit von Vergiftungen mit Pflanzenteilen sind verschiedene
Besonderheiten zu beachten. So ist bei der Aufnahme von Pflanzenteilen nicht allein die
Toxizität des reinen, in der betreffenden Pflanze enthaltenen Wirkstoffes sondern vor allem
die Freisetzung des Wirkstoffes aus den Pflanzenteilen und die Resorption des Wirkstoffes im
Körper, zumeist im Gastrointestinaltrakt, von Bedeutung (Toxikokinetik). Zudem variiert der
Wirkstoffgehalt sowohl in den einzelnen Pflanzenteilen als auch abhängig vom Wachs-
tumsstadium der Pflanzen erheblich.
Systemische Wirkungen sind bei der Exposition von Pflanzenteilen mit Ausnahme der Nacht-
schattengewächse relativ selten, da die systemische Toxizität einer Selbstlimitierung unter-
liegt, die durch von lokalen Reizwirkungen ausgelöstes Erbrechen verursacht wird.
Bei der Aufnahme von Nachtschattengewächsen (z.B. Atropa, Brugmansia, Datura, Hyoscya-
mos, Nicotiania, Solanum) treten dagegen überwiegend systemische Wirkungen ohne initiale
Symptomatik auf, da die Freisetzung der Wirkstoffe (z.B. Atropin, Scopolamin, Nicotin, Ana-
basin, Solanin) erst im Gastrointestinaltrakt erfolgt. Vergiftungen mit Nachtschattenge-
wächsen, zunehmend durch den Missbrauch als Rauschdrogen (Atropa, Brugmansia, Datura,
Rauchen von Tabak-Waschpulver-Gemischen) verursacht, stellen nach Angaben der Gift-
informationszentralen [16] die derzeit häufigste und bedrohlichste Gefährdung für Kinder und
Jugendliche dar.
13
Ein ähnliches Gefährdungspotenzial besteht beim unzerkauten Verschlucken von Samen und
Früchten (z.B. Ricinus - Ricin, Phaseolus - Phasin), da auch hier keine initiale Symptomatik
und Selbstlimitierung durch Erbrechen auftritt.
Lokale Wirkungen von Teilen giftiger Pflanzen (z.B. Euphorbia - Amyrinester, Aronstab-
gewächse - Oxalate, Heracleum - Bergapten) können zum Teil erheblich sein (schmerzhafte
Augenentzündungen – Euphorbia spec., großflächige Verbrennungen – Heracleum mante-
gazzianum), werden aber überwiegend als weniger gefährlich eingeschätzt [16, 25].
Studien zu Vergiftungsverdachtsfällen mit Pflanzentoxinen aus den USA [30-33] zeigen ein
mit Deutschland vergleichbares Bild. Von den im Zeitraum von 1992 bis 1999 durch das
American Association of Poison Control Centers Toxic Exposure Surveillance System
(AAPCC TESS) dokumentierten 53.081 Vergiftungsverdachtsfällen (Kinder und Erwachsene)
mit Pflanzentoxinen verliefen ca. 85 % ohne Symptome [33]. Unter den 20 Pflanzen mit den
häufigsten Verdachtsfällen [33] waren mit Dieffenbachia, Philodendron, Phytolacca, Epi-
premnum, Euphorbia, Ficus, Narcissus und Spathiphyllum Gattungen mit eher geringem
Gefährdungspotenzial. Die in Deutschland mit vielen Vergiftungsverdachtsfällen dokumen-
tierten stark giftigen Pflanzengattungen Datura, Brugmansia, Ilex und Hedera gehörten auch
in den USA zu den 20 am häufigsten vorkommenden Vergiftungsursachen durch Pflanzen.
Dagegen spielen die in den USA oft zu Vergiftungsverdachtsfällen führenden Pflanzen-
gattungen Capsicum (Spanischer Pfeffer), Caladium (Kaladie), Zantedeschia (Zimmercalla),
Iris (Sumpf-Schwertlilie), Eucalyptus (Eukalyptus), Ephedra (Ephedra), Arisaema (Drachen-
wurzel), Piper (Pfeffer) und Begonia (Begonie), da sie zumeist nur im tropischen Klima
wachsen, in den deutschen Vergiftungsstatistiken keine Rolle.
Neben den in den Giftinformationszentren dokumentierten Vergiftungsverdachtsfällen mit
giftigen Pflanzenteilen sind für Intoxikationen mit Pflanzentoxinen auch die in Medikamenten
auf pflanzlicher Basis bzw. deren Zubereitungen enthaltenen Wirkstoffe von wachsender
Bedeutung. Diese Thematik wird im folgenden Abschnitt diskutiert.
14
4 Pflanzentoxine als Wirkstoffe in Medikamenten
Die Anwendung von Medikamenten auf pflanzlicher Basis bzw. deren Zubereitungen zur
Selbstmedikation erfreut sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit. Das bei unsach-
gemäßem Gebrauch derartiger Arzneimittel und Zubereitungen bestehende Risiko von Ver-
giftungen wird in der Öffentlichkeit nahezu nicht wahrgenommen bzw. stark unterschätzt.
Leichtsinniger Umgang mit Medikamenten auf pflanzlicher Basis bzw. deren Zubereitungen
kann dabei zu akzidentellen Verwechslungen, vor allem durch Kinder und ältere Menschen,
sowie zu Überdosierungen führen. Dies ist umso gefährlicher, da Zubereitungen (Lösungen,
Tropfen) pflanzlicher Arzneimittel die Wirkstoffe teilweise hochkonzentriert enthalten.
Im Vergleich zu der bei der Aufnahme von giftigen Pflanzenteilen häufig zu beobachtenden
Selbstlimitierung der toxischen Wirkung durch Erbrechen entsteht nach der Ingestion von
Pflanzentoxinen in medikamentöser Form zumeist keine initiale Symptomatik. Es kommt
überwiegend zu systemischen Wirkungen und kann damit bei Verwechslung oder Über-
dosierung zu schwerwiegenden Intoxikationen führen [16]. Erschwerend kommt im Kindes-
alter hinzu, dass eine Hemmschwelle beim Umgang mit pflanzlichen Arzneimitteln kaum
existiert, da Medikamente auf pflanzlicher Basis bzw. deren Zubereitungen den Kindern
häufig aus der therapeutischen Anwendung heraus bekannt sind und darüber hinaus teilweise
angenehm riechen und schmecken (z.B. Husten- und Erkältungssäfte).
Einen auf der Basis einer Recherche in der Roten Liste [34] erstellten Überblick über die in
Medikamenten auf pflanzlicher Basis bzw. deren Zubereitungen enthaltenen toxischen Wirk-
stoffe gibt Tabelle 2 wieder. Die Auswahl der Wirkstoffe erfolgte nach ihrer Gefährlichkeit
(vergleiche Tab. A1).
15
Tabelle 2: Auswahl von Pflanzentoxinen in Medikamenten [34]
(alle Medikamente )
Pflanzentoxin Medikament
Aconitin Meditonsin, Arnica Oligoplex, Rheumodoron, Hevert-Migräne, Finil “Schuh”, Gelsemium, Glonoin, Mato Erkältungstropfen, Agnesin, Zincum valerianicum, Influtruw, Nisylen, toxi- loges, Tussistin, Angiopas, Aurum-Gastreu, Anginovin, Rheuma-Hevert, Asthmavoven
Aescin Essaven, opino, Proveno, Reparil, Revicain, Sportupac, Veno-Kattwiga, Venoplant, Venostasin, Venacton, Gastriselect, Augentropfen Stulln, Aescosulf, Aescusan, Amphodyn, Dyscornut
Ajmalin Antihypertonicum forte-Hevert, Löwe-Komplex Nr. 3 Rauwolfia, Rauwol-san, Visconisan, Viscum album H
Andromedo-toxin
Lumbago-Gastreu, Rheuma-Pasc, Rheuma-Gastreu, Antihypertonicum S Schuck, Toxicerna
Atropin Leber-Galletropfen, Atropin-EDO, Atropin-POS, Atropinol, Dysurgal, Gastro-Pasc, Hevert-Migräne, Meditonsin, Presselin MIG, Sensiotin, Arnica Oligoplex, gastri-L90, Mato Erkältungstropfen, Asthma-Bomin, Habstal-Pulm, Influtruw, Pertudoron, Enuroplant, Entzündungstropfen S, Lympha-den-Hevert, Septonsil, Cocculus Oligoplex, Ulco-cyl Magen-Darm-Kom-plex, Asthmavoven, Antihypertonicum forte-Hevert, Cimicifuga, Angina-Gastreu, Belladonnysat Bürger, Contramutan, Jutussin, Influtruw, Pascosa-bal, Pertudoron
Berberin Arthriselect, Arthrixyl, Berberis Oligoplex, Calculi, Doloject, Rheucastin, Harnsäuretropfen F Syxyl, Hepar, Hevertnier, Lumbago-Gastreu, Rheuma-Pasc, Myolosyx, Rheumaselect, Sponwiga
Bryonin Gastro-Pasc, Arthrixyl, Hevertnier, Rheumaselect, Derivatio, Mato Erkäl-tungstropfen, Bronchiselect, Influtruw, Nisylen, toxi- loges, Tussistin, Bryo-rheum, Entzündungstropfen S, Girha „Schuh“, Hewerheum, Rheumeda, Rheuma-Hevert, Bronchi-Do
Cicutoxin Cuti-Do
Colchicin Anore rheumatic, Arthrixyl, Berberis Oligoplex, Doloject, Agnesin, Hepar, Harnsäuretropfen F Syxyl, Rheucastin, rheuma-loges, Rheuma-Pasc, Girha „Schuh“, Salicort, Rheumodoron, Colchicum-Dispert, Colchysat Bürger, Unguentum lymphaticum, Arthrorell, Hewerheum
Coniin Pankreas M, Zincum valerianicum, Rauwolsan, Unguentum lymphaticum, Lymphaden-Hevert, Bomapect Hustentropfen, Urologicum-Echtroplex, Cereginkgo, Coradol, Multojod-Gastreu, Prostata-Gastreu, Vertigopas, Ver-tigoheel, Zerisorin, oto-cyl Ohr-Complex, Ulco-cyl Magen-Darm-Komplex
Convallatoxin Angioton, Löwe-Komplex Nr. 10, Miroton, Oxacant, Scillacor, Glonoin, Zincum valerianicum, Confludin, Conva-cyl Kreislauf-Complex, Gold-Komplex, JuCor, Presselin Gold, Schwörocard, Steicardin, Convacard, Valdig-N Bürger, Aesrutal, Convallocor, Convastabil, Corguttin, Laecordin, Viscorapas, Guttacor, Löwe-Komplex Nr. 13, cor- loges, Sedocardin
16
Pflanzentoxin Medikament
Cyclamin Antimast, Antimigren, Femin-Do, Mastodynon, Neuro-Do, UPELVA
Cymarin Angioton, Cor-Select, Miroton, Oxacant, Scillacor
Digitoxin Derivatio, Conva-cyl Kreislauf-Complex, Coramedan, Digimed, Digimerck, Digophton Augentropfen, Tardigal, Augentropfen Stulln, Unguentum lym-phaticum, Löwe-Komplex Nr. 13
Digoxin Digacin, Dilanacin, Lanicor, Lenoxin, Novodigal
Germarin Scillacor, Femin-Do, Upelva, Arnica Oligoplex, Finil “Schuh”, Mato Erkältungstropfen, Pertudoron, Cardibisana
α-Hederin Bronchoforton, Bronchostad, Bronchosyx, Cefapulmon, Gallith, Hedelix, Monapax, Muc-Sabona, Naranopect, Prospan Hustentropfen, Sedotussin, Sinuc akut, Speci-chol, Clautarakt
Hellebrin, Helleborin
Femi-cyl Frauen-Complex, Pascorenal
Mezerein Gelsemium, Herpes-Gastreu, Naraocut, Dercut, Diluplex
Nicotin (Cotinin)
Procordal, Arteria-cyl Durchblutungs-Complex, Nicorette Nasal-Spray, Cardinorma, Antinicoticum sine, Clauparest, dysto- loges, Herztropfen CM, Clautarakt, Kollaps-Gastreu, metaginkgo, oto-cyl Ohr-Complex
Oleandrin Miroton, Hypotonie-Gastreu, Cardinorma, Sedocardin
Proscillaridin Löwe-Komplex Nr. 13, Scillacor, Asthmakhell, Confludin, cor-L90 N, cor-loges, Corodoc, Digitalysat Bürger Scilla-Digitaloid, Nephrisan, Presselin, Scillase N
Rutin Hevert-Migräne, Hevertotox-Erkältungstabletten, Sponwiga, Rutosid, Araniforce-forte, Steirocall
Scopolamin Boro-Scopol, Scopoderm TTS
Spartein Derivatio, Regasinum cardiale, Venacton, Cocculus Oligoplex
Strophanthin Corodoc, Derivatio, Cardibisana, Gold-Komplex, JuCor, Steicardin, Pawa-Rutan, Strophantab, Toncard-Do, Strodival, Kombetin, Strophanthin-Herz-tabletten, Presselin, Habstal-Cor
Thujon Antimast, rheuma-loges, Hepar-Hevert, Pascorenal, Entzündungstropfen S, Esberitox, Hevertotox, Muco-cyl Schleimhaut-Complex, Nierano, Pascoleu-cyn, Pharysyx, Prostata-Komplex N, Ricura, Sinuselect, Sinisyx, Thuja Oligoplex, Ulco-cyl Magen-Darm-Komplex, Cimicifuga, Phyto-Hypo-physon, Rheumodoron
Urushiol Lumbago-Gastreu, Myolosyx, rheuma-loges, Rheuma-Pasc, Arthrorell, Rheumaselect, Gelsemium, Mato Erkältungstropfen, Schwöneural, Girha „Schuh“, Rheuma-Hevert, Atemaron, Bryorheum, Echinacea Oligoplex, Entzündungstropfen S, Herpes-Gastreu, Hewerheum, Lymphaden-Hevert, Regena-Haut-Fluid, Rheumeda, Salicort
17
Unabhängig davon, dass die Pflanzentoxine in den in Tabelle 2 aufgeführten Medikamenten
und Zubereitungen in sehr unterschiedlichen Konzentrationen enthalten sind, verdeutlicht
diese Zusammenstellung allein durch die Anzahl der genannten Arzneimittel das große Ver-
giftungspotenzial derartiger Medikamente. Aufgrund ihrer teilweise hohen Wirkstoff-Kon-
zentrationen sind dabei Arzneimittel, die z.B. die Alkaloide Colchicin, Aconitin und Atropin
sowie die Herzglykoside Digitoxin, Convallatoxin und Oleandrin enthalten, von besonderer
Relevanz.
Die Pflanzentoxine der in Tabelle 2 zusammengestellten Medikamente haben ein weitge-
fächerte Anwendungsspektrum und sind beispielsweise in den Arzneimittelgruppen
- Homöopathika (Aconitin, Cyclamin, Hellebrin, Helleborin, Colchicin, Urushiol, Thujon,
Coniin, Rutin, Strophanthin, Mezerein, Cicutoxin),
- Gichtmittel (Colchicin),
- Herzglykoside (Cymarin, Digitoxin, Digoxin, Convallatoxin),
- Anticholinergika (Atropin, Scopolamin),
- Antiphlogistika (Aescin),
- Gallenwegstherapeutika (Berberin),
- Kardiaka (Aconitin, Strophanthin, Convallatoxin, Bryonin, Coniin, Proscillaridin,
Oleandrin),
- Analgetika (Aconitin, Colchicin, Bryonin, Convallatoxin),
- Antitussiva (α-Hederin),
- Antirheumatika (Bryonin, Colchicin),
- Spasmolytika (Atropin),
- Entwöhnungsmittel (Nicotin) und
- Antihypertonika (Ajmalin, Andromedotoxin)
enthalten.
In der Statistik der Giftinformationszentren werden Vergiftungsverdachtsfälle mit Medika-
menten auf pflanzlicher Basis bzw. deren Zubereitungen überwiegend unter „Vergiftungen
mit Medikamenten“ dokumentiert. Es erfolgt jedoch keine einheitliche Zuordnung zu den
oben genannten Arzneimittelgruppen, so dass keine genauen Zahlenangaben möglich sind.
Für die Gruppe der Homöopathika, zu der allerdings auch Mittel ohne Pflanzentoxine gezählt
werden, sind in Abbildung 1 die von den GIZ in Bonn, Erfurt, Freiburg und Göttingen von
18
1998 bis 2002 dokumentierten Vergiftungsverdachtsfälle bei Kindern (0-14 Jahre) dargestellt
[2-5].
1998 1999 2000 2001 2002
Bonn
Erfurt
Freiburg
Göttingen
0
20
40
60
80
100
120
Ver
gift
ungs
verd
acht
sfäl
le
Abbildung 1: Vergiftungsverdachtsfälle der GIZ mit Homöopathika bei Kindern (0-14 Jahre)
Die in Abbildung 1 gezeigten Daten unterstreichen die tendenzielle Zunahme von Vergif-
tungsverdachtsfällen mit Homöopathika bei Kindern in den letzten Jahren.
Der aufgrund der gesundheitspolitischen Situation in Deutschland auch in Zukunft anhaltende
oder sich noch verstärkende Trend zur Selbstmedikation und eine in der Öffentlichkeit ver-
breitete Sorglosigkeit beim Umgang mit Medikamenten und Zubereitungen auf pflanzlicher
Basis lassen den Schluss zu, dass sich Vergiftungsverdachtsfälle mit Wirkstoffen aus der-
artigen Arzneimitteln vor allem bei den bekannten Risikogruppen (Kinder, ältere Menschen)
auch zukünftig tendenziell erhöhen werden.
19
5 Chemisch-toxikologische Eigenschaften und analytische Bestimmung aus -
gewählter Pflanzentoxine
Zur Beurteilung von Vergiftungsverdachtsfällen mit Pflanzentoxinen sind neben der Kenntnis
der die Vergiftung auslösenden Pflanzenteile und Medikamente vor allem Informationen zu
den in den betreffenden Pflanzen und Medikamenten enthaltenen Wirkstoffen von ent-
scheidender Bedeutung. Hierzu zählen Angaben zum Vorkommen der Wirkstoffe in Gift-
pflanzen, zu chemischer Struktur, Molekulargewicht, Gefährdungspotential und toxikolo-
gischen Eigenschaften (akute Toxizität) der Pflanzentoxine sowie zu Vergiftungssymptomen
bei einer Exposition mit diesen Wirkstoffen. Des weiteren müssen zur Identifizierung und
Quantifizierung einer potenziellen Vergiftung Möglichkeiten der analytischen Bestimmung
der Pflanzentoxine bekannt und im günstigsten Fall sofort verfügbar sein.
Nachfolgend werden die in einer umfangreichen Literatur- und Internetrecherche erhaltenen
Angaben zum Vorkommen in Giftpflanzen, chemisch-toxikologischen Eigenschaften [26, 27]
der ausgewählten Pflanzentoxine sowie zu den Möglichkeiten ihrer analytischen Bestimmung
(Internet-Datenbanken Web of Science und Medline, [35]) dargestellt. Die Pflanzentoxine, die
den Auswahlkriterien orale Aufnahme, hohes Gefährdungspotenzial [12, 13, 20-27, 35] und
große Wahrscheinlichkeit von Vergiftungsverdachtsfällen (Tab. A1) entsprechen, wurden in
die Recherche einbezogen.
Die zur Toxizität dargestellten Angaben [26, 27] wurden überwiegend aus Tierexperimenten
gewonnen. Ihre Aussagekraft ist für die klinische Toxikologie beim Menschen dahingehend
zu relativieren, dass häufig die Gefahr einer „Überbewertung“ der Toxizität von Pflanzen-
toxinen besteht [16]. Die für den Menschen angeführten Toxizitätsangaben sowie die ange-
gebene Vergiftungssymptomatik wurden durch die Auswertung von Human-Vergiftungs-
fällen erhalten [12, 26, 27].
Die Zusammenstellung beinhaltet eine methodenspezifische Systematisierung und Beur-
teilung der derzeitigen analytischen Möglichkeiten und die Ableitung des analytischen For-
schungsbedarfes für jeden einzelnen Wirkstoff.
Des weiteren sind die bibliographischen Daten der über die kapitelübergreifende Literatur
hinausgehenden, in die toxikologische und analytische Auswertung einbezogenen Quellen für
jedes Pflanzentoxin angegeben.
20
Abrin
Giftpflanze: Paternostererbse (Abrus precatorius)
Strukturformel:
Gruppe: Lectin, Toxalbumin
Molekulargewicht: ca. 62.057 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Maus, i.v.): 0,7 µg/kg
LD50 (Kaninchen, i.v.): 0,05 µg/kg
Symptome: Durchfall, Erbrechen, Koliken, ZNS-
Depression
Analytische Bestimmung:
Immunochemie: Immunserum [1], RIA [4]
Elektrophorese [5, 8, 9]
Chromatographie: Affinitäts- [3], Austausch- [8, 9]
Fazit:
keine etablierten Verfahren vorhanden
→ großer Forschungsbedarf
Literatur: [1] Clarke, E.G., Humphreys, D.J.: J Forensic Sci Soc 11, 109-112 (1971). [2] Davies, J.H.: J Fla Med Assoc 65, 188-191 (1978). [3] Olsnes, S.: Methods Enzymol 50, 323-330 (1978). [4] Godal, A., Olsnes, S., Pihl, A.: J Toxicol Environ Health 8, 409-417 (1981). [5] Olsnes, S., Refsnes, K., Christensen, T.B., Pihl, A.: Biochim Biophys Acta 405, 1-10 (1975). [6] Fodstad, O., Johannessen, J.V., Schjerven, L., Pihl, A.: J Toxicol Environ Health 5, 1073-1084 (1979). [7] Griffiths, G.D., Lindsay, C.D., Upshall, D.G.: Toxicology 90, 11-27 (1994). [8] Hedge, R., Podder, S.K.: Eur J Biochem 204, 155-164 (1992). [9] Hedge, R., Maiti, T.K., Podder, S.K.: Anal Biochem 194, 101-109 (1991). [10] Herrmann, M.S., Behnke, W.D.: Biochim Biophys Acta 667, 397-410 (1981). [11] Lin, J.Y., Ju, S.T., Shaw, Y.S.: Toxicon 8, 197-201 (1970). [12] Lin, J.Y., Shaw, Y.S., Tung, T.C.: Toxicon 9, 97-101 (1971). [13] Olsnes, S., Refsnes, K., Pihl, A.: Nature 249, 627-631 (1974).
21
Aconitin
Giftpflanze: Gelber Eisenhut (Aconitum)
Strukturformel:
Gruppe: Diterpen-Alkaloid
Molekulargewicht: 645,7 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Maus, i.v.): 0,12 mg/kg
LD50 (Maus, oral): 1,8 mg/kg
LD (Mensch, p.o.): 1,5-5 mg Ac. (= 2-4 g Wurzel)
Symptome: Parästhesie, Schweißausbrüche, Taub-
heitsgefühl, Dysästhesie, Hypothermie, Erbrechen,
Atemlähmung, Bradykardie, Kammerflimmern
Analytische Bestimmung:
Elektrochemie: Elektrocephalographie [6, 8], Potentiometrie [13, 14]
Colorimetrie [11, 17]
Chromatographie: GC/MS [1, 3, 5, 15, 20], HPLC/UV [9, 10, 16, 19], HPLC/MS [9, 10, 16,
19], DC [3, 12, 18, 22]
Fazit:
etablierte Verfahren vorhanden (GC/MS, HPLC/UV, MS)
→ kein Forschungsbedarf
Literatur: [1] Yoshioka, N., Gonmori, K., Tagashira, A.; Boonhooi, O., Hayashi, M., Saito, Y., Mizugaki, M.: Forensic
Sci Int 81, 117-123 (1996). [2] Dickens, P., Tai, Y.T., But, P.P., Tomlinson, B., Ng, H.K., Yan, K.W.: Forensic Sci Int 67, 55-58 (1994). [3] Saito, Y., Mitsura, A., Sasaki, K., Satake, M., Uchiyama, M.: Eisei Shikenjo Hokoku 98, 32-35 (1980). [4] Feldkamp, A., Köster, B., Weber, H.P.: Monatsschr Kinderheilk 139, 366-367 (1991). [5] Mizugaki, M., Ito, K., Ohyama, Y., Konishi, Y., Tanaka, S., Kurasawa, K.: J Anal Toxicol 22, 336-340
(1998). [6] Poy, J.Y., Racle, J.P., Benkhadra, A., Colas, A., Brenez, M.: Cah Anesthesiol 34, 429-433 (1986). [7] Chan, T.Y., Tomlinson, B., Critchley, J.A.: Aust N Z J Med 23, 268-271 (1993). [8] Nicolas, G., Desjars, P.H., Godin, J.F., Rozo, L.: Toxicol Eur Res 1, 45-49 (1978). [9] Tong, Y.: Zhongguo Zhong Yao Za Zhi 15, 127-128 (1990). [10] Elliott, S.P.: Sci Justice 42, 111-115 (2002). [11] Karawya, M.S., Diab, A.M. : J Pharm Sci 66, 1331-1332 (1977). [12] Wang, K., Tong, Y.Y.: Yao Xue Xue Bao 25, 387-390 (1990). [13] Lü, T., Si, X., Chen, B., Yin, G.: Hua Xi Yi Ke Da Xue Xue Bao 21, 416-419 (1990). [14] Liu, W.Z., Zuo, A.L.: Yau Xue Xue Bao 27, 294-298 (1992). [15] Ito, K., Tanaka, S., Konno, S., Konishi, Y., Mizugaki, M.: J Chromatogr B Biomed 714, 197-203 (1998). [16] Wang, Y., Liu, Z., Song, F., Liu, S.: Rapid Comm Mass Sprctrom 16, 2075-2082 (2002). [17] Xiong, T.Q., Liao, G.T., Xie, G.L.: Sichuan Yi Xue Yuan Xue Bao 16, 24-28 (1985). [18] Wang, R., Su, Y.B., Chen, Y.Z.: Zhong Yao Tong Bao 13, 33-34 (1988).
22
[19] Ohta, H., Seto, Y., Tsunoda, N., Takahashi, Y., Matsuura, K., Ogasawara, K.: J Chromatogr B Biomed Sci Appl 714, 215-221 (1998).
[20] Mori, A., Mukaida, M., Ishiyama, I., Hori, J., Okada, Y., Sasaki, M., Mii, K., Mizugaki, M.: Nippon Hoigaku Zasshi 44, 352-357 (1990).
[21] Chen, L., Huang, G.: Fa Yi Xue Za Zhi 13, 215-217 (1997). [22] Pang, Z., Wang, B., Shen, W.: Zhongguo Zhong Yao Za Zhi 16, 485-486 (1991).
Aethusin
Giftpflanze: Hundspetersilie (Aethusa cynapium)
Strukturformel:
Gruppe: Polyin
Molekulargewicht: 170,2 g/mol
Toxikologie: ++
LD50 (Maus, p.o.): > 100 mg/kg
2 kg Pflanze (oral) symptomlos bei Schafen
Symptome: Durchfall, Leibschmerzen, Krämpfe,
Bewusstseinstrübung, Atemlähmung
Analytische Bestimmung:
keine Angaben verfügbar
Fazit:
keine Analytik beschrieben
→ Forschungsbedarf vorhanden
Amyrin
Giftpflanzen: Stechpalme (Ilex aquifolium), Schneeball (Viburnum opulus), Mistel (Viscum
album)
Strukturformel:
Gruppe: Triterpen
Molekulargewicht: 426,7 g/mol
Toxikologie: ++
keine Daten verfügbar
Symptome: Brechreiz, Durchfall, Unterleibs-
schmerzen
23
Analytische Bestimmung
Chromatographie: GC/MS [1], HPLC/UV [1]
Fazit:
keine etablierte Analytik vorhanden
→ großer Forschungsbedarf
Literatur: [1] Ntsourankoua, H., Artaud, J.: OCL-Oleagineux Corps Gras Lipides 4, 147-151 (1997).
Andromedotoxin (Grayanotoxin I)
Giftpflanzen: Alpenrose, Azalee (Rhododendron-Arten), Rosmarinheide (Andromeda
polifolia)
Strukturformel:
Gruppe: Diterpen
Molekulargewicht: 412,5 g/mol (Andromedotoxin)
Toxikologie: ++
LD50 (Meerschwein, i.v.): 1,3 mg/kg
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, arterielle Hypo-
tonie, Bradykardie, Muskelschwäche, Parästhesien,
Ataxie, Krämpfe
Analytische Bestimmung:
Chromatographie: DC [2]
Fazit:
keine etablierte Analytik vorhanden
→ großer Forschungsbedarf
Literatur: [1] Baris, Y.I., Ozesmi, M., Artvinli, M.: Turk Tip Cemiy Mecm 39, 309-322 (1973). [2] Humphreys, D.J., Stodulski, J.B.: J Appl Toxicol 6, 121-122 (1986). [3] Sütlüpinar, N, Mat, A., Satganoglu, Y.: Arch Toxicol 67, 148-150 (1993). [4] Gössinger, H., Hruby, K., Pohl, A., Davogg, S., Sutterlütti, G., Mathis, G.: Dtsch Med Wochenschr 108,
1555-1558 (1983). [5] von Malottki, K., Wiechmann, H.W.: Dtsch Med Wochenschr 121, 936-938 (1996). [6] Petkov, W., Tzonev, I.: Arztl Forsch 20, 40-46 (1966).
24
Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin
Giftpflanzen: Tollkirsche (Atropa belladonna), Stechapfel (Datura), Engelstrompete
(Brugmansia), Bilsenkraut (Hyoscyamos niger), Alraune (Mandragora officinarum)
Strukturformeln:
Atropin
Hyoscyamin
Scopolamin
Gruppe: Tropan-Alkaloide
Molekulargewicht: 289,3 g/mol (Atropin), 289,3
g/mol (Hyoscyamin), 303,3 g/mol (Scopolamin)
Toxikologie: +++
LD50 (Maus, p.o.): 400 mg/kg (Atropin)
LD (Kind, oral): 1-10 mg (Atropin)
LD (Erw., oral): >100 mg (Atropin)
LD (Erw., oral): 10 mg (Hyoscyamin)
LD50 (Maus, i.v.): 163 mg/kg (Scopolamin)
LD (Mensch, oral): 14 mg (Scopolamin)
Symptome: anticholinerges Syndrom mit
Gesichtsrötung, Trockenheit der Schleimhäute,
Pulsbeschleunigung, Mydriasis, Erregung →
Lähmung ZNS (Atemlähmung, Koma)
Analytische Bestimmung:
Immunochemie [7]
Elektrophorese: CZE [7, 9, 10, 18, 23], CZE/MS [13, 17]
Chromatographie: GC/MS [4, 21, 22, 25, 26], HPLC/UV, FLD [2-6, 8, 11, 16, 20, 22, 24, 27-
30], HPLC/MS [15], DC [12, 19], SFC [14]
Fazit:
etablierte Methoden vorhanden (GC/MS, HPLC/UV, FLD)
→ kein Forschungsbedarf
Literatur: [1] Ramirez, M., Rivera, E., Ereu, C.: Vet Hum Toxicol 41, 19-20 (1999).
25
[2] Ting, S.: J AOAC Int 80, 331-333 (1997). [3] Lau, O.W., Mok, C.S.: J Chromatogr A 766, 270-276 (1997). [4] Zarate, R., Hermosin, B., Cantos, M., Troncoso, A.: J Chem Ecol 23, 2059-2066 (1997). [5] Lehr, G.J.: J AOAC Int 79, 1288-1293 (1996). [6] Takahashi, M., Nagashima, M., Shigeoka, S., Nishijima, M., Kamata, K.: J Chromatogr A 775, 137-141
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(2001). [17] Cherkaoui, S.,Rudaz, S., Varesio, E., Veuthey, J.L.: Electrophoresis 22, 3308-3315 (2001). [18] Li, Q.F., Zhang, J.Y., Chen, X.G., Hu, Z.D.: Anal Letters 34, 2447-2456 (2001). [19] Zhebentyaev, A.I., Drobyshevskii, A.M., Alekseev, N.A.: Rus J Phys Chem 76, 1489-1495 (2002). [20] Chiap, P., Rbeida, O., Christiaens, B., Hubert, P., Lubda, D., Boos, K.S., Crommen, J.: J Chromatogr A
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Cicutoxin
Giftpflanze: Wasserschierling (Cicuta virosa)
Strukturformel:
Gruppe: Polyin
Molekulargewicht: 258,3 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Hund, i.v.): 21 mg/kg
LD50 (Katze, p.o.): 50 mg/kg
LD (Erw., oral): 2-3 g Wurzelstock
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe,
Lähmung des Atem- u. Vasomotorenzentrums
Analytische Bestimmung:
Chromatographie [1]
Elektrocephalographie [4]
26
Fazit:
keine etablierte Analytik vorhanden
→ großer Forschungsbedarf
Literatur: [1] Heath, K.B.: Vet Hum Toxicol 43, 35-36 (2001). [2] Knutsen, O.H., Paszkowski, P.: J Toxicol Clin Toxicol 22, 157-166 (1984). [3] Panter, K.E., Keeler, R.F., Baker, D.C.: J Anim Sci 66, 2407-2413 (1988). [4] JAMA 271, 1475 (1994). [5] Starreveld, E., Hope, E.: Neurology 25, 730-734 (1975). [6] Rizzi, D., Basile, C., Di Maggio, A., Sebastio, A., Introna, F., Rizzi, R., Scatizzi, A., De Marco, S.,
Smialek, G.: Nephrol Dial Transplant 6, 939-943 (1991).
Colchicin
Giftpflanzen: Herbstzeitlose (Colchicium autumnale), Prachtlilie (Gloriosa superba)
Strukturformel:
Gruppe: Tropolon-Alkaloid
Molekulargewicht: 399,4 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Kaninchen, i.v.): 6 mg/kg
LD50 (Ratte, s.c.): 4 mg/kg
LD (Erw., oral): 2-5 g Blätter
LD (Kind, oral): 1,0-1,5 g Blätter
Symptome: Durst, Schluckbeschwerden, Übelkeit,
Erbrechen, choleraähnliche Durchfälle, Krämpfe,
Hypotemperatur, Atemlähmung
Analytische Bestimmung:
Elektrochemie [26]
Spektrometrie [3]
Chromatographie: GC/MS [14], HPLC/UV [4, 5, 9, 10, 13, 17-23, 25], HPLC/MS [1, 2, 6-8,
11], DC [16, 17]
Fazit:
etablierte Methoden vorhanden (HPLC/UV, MS)
→ kein Forschungsbedarf
27
Literatur:
[1] Traqui, A., Kintz, P., Ludes, B., Rouge, C., Douibi, H., Mangin, P.: J Chromatogr B Biomed Appl 675, 235-242 (1996).
[2] Hoja, H., Marquet, P., Verneuil B., Lotfi, H., Dupuy, J.L., Dreyfuss, M.F., Lachatre, G.: Analusis 24, 391-394 (1996).
[3] Wang, Y., Wang, K.M., Liu, W.H., Shen, G.L., Yu, R.Q.: Anal Sci 13, 447-451 (1997). [4] Rosso, A., Zuccaro, S.: J Chromatogr A 825, 96-101 (1998). [5] Dehon, B., Chagnon, J.L., Vinner, E., Pommery, J., Mathieu, D., Lhermitte, M.: Biomed Chromatogr 13,
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(1999). [26] Wang, J., Ozsoz, M.: Talanta 37, 783 (1990).
Coniin
Giftpflanze: Schierling (Conium maculatum)
Strukturformel:
Gruppe: Piperidin-Alkaloid
Molekulargewicht: 127,2 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Maus, i.v.): 19 mg/kg
LD (Mensch, oral): 50 g Früchte
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,
Krämpfe, Atemlähmung, Bradykardie
28
Analytische Bestimmung:
Elektrochemie [6, 8]
Spektrometrie [6, 8]
Chromatographie: GC/MS [3, 4, 10]
Fazit:
keine etablierten Methoden vorhanden
→ großer Forschungsbedarf
Literatur: [1] Panter, K.E., James, L.F., Gardner, D.R.: J Nat Toxins 8, 117-134 (1999). [2] Lopez, T.A., Cid, M.S., Bianchini, M.L.: Toxicon 37, 841-865 (1999). [3] Keeler, R.F.: Clin Toxicol 7, 195-206 (1974). [4] Panter, K.E., Keeler, R.F., Buck, W.B.: Am J Vet Res 46, 1368-1371 (1985). [5] Griaznova, E.O., Kramarenko, V.P., Vergeichuk, T.K.: Farm Zh 29, 44-46 (1974). [6] Ianchishin, V.M.: Farm Zh 29, 76-78 (1974). [7] Ianchishin, V.M.: Farm Zh 30, 56-58 (1975). [8] Ianchishin, V.M.: Farm Zh 30, 52-55 (1975). [9] Frank, B.S., Michelson, W.B., Panter, K.E., Gardner, D.R.: West J Med 163, 573-574 (1995). [10] Galey, F.D., Holstege, D.M., Fisher, E.G.: J Vet Diagn Invest 4, 60-64 (1992).
Convallatoxin
Giftpflanze: Maiglöckchen (Convallaria majalis)
Strukturformel:
Gruppe: Steroid (Cardenolidglykosid)
Molekulargewicht: 550,6 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Katze, i.v.): 0,07-0,08 mg/kg
toxisch für Kinder: mehr als 5 Beeren
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, ventrikuläre
Extrasystolie, Bradykardie, Kammerflimmern,
Hypotension, Asystolie
Analytische Bestimmung:
Chromatographie: DC [1]
Fazit:
keine etablierte Analytik vorhanden
→ großer Forschungsbedarf
29
Literatur:
[1] Hipsz, M., Kowalski, J., Strzelecka, H.: Acta Pol Pharm 32, 695-701 (1975). [2] Bryne, E., Nestaas, E., Falke, M., Haugen, S., Jacobsen, D.: EAPCCT -Congress, Barcelona 05/2001.
Cyclobuxine
Giftpflanze: Buchsbaum (Buxus)
Strukturformel:
Cyclobuxin D
Gruppe: Steroid-Alkaloide
Molekulargewicht: 386,6 g/mol (Cyclobuxin D)
Toxikologie: ++
LD (Hund): 0,1 g/kg (Cyclobuxin D)
LD (Pferd): 750 g Blätter
Symptome: Erbrechen, Durchfall, Krämpfe
Analytische Bestimmung:
keine Angaben verfügbar
Fazit:
keine Analytik beschrieben
→ Forschungsbedarf vorhanden
Cymarin
Giftpflanzen: Strophanthus (Strophanthus), Adonisröschen (Adonis vernalis), Hundswürger
(Apocynum cannabinium)
Strukturformel:
Gruppe: Steroid (Cardenolidglykosid)
Molekulargewicht: 548,6 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Katze, i.v.): 0,11-0,13 mg/kg
toxisch für Menschen: 2 g Blätter
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, ventrikuläre
Extrasystolie, Bradykardie, Kammerflimmern,
Hypotension, Asystolie
30
Analytische Bestimmung:
Massenspektrometrie [1]
Chromatographie: DC [2], HPLC/UV [3]
Fazit:
keine etablierte Analytik vorhanden
→ großer Forschungsbedarf
Literatur: [1] Crow, F.W., Torner, K.B., Looker, J.H., Gross, M.L.: Anal Biochem 155, 286-307 (1986). [2] Kavalali, G.: Lloydia 36, 426 (1973). [3] Skorzova, Z.B., Shniakina, G.P.: Sud Med Ekspert 32, 35-36 (1989).
Cytisin
Giftpflanzen: Goldregen (Laburnum anagyroides), Ginster (Genista), Schnurbaum (Sophora
japonica), Blauregen (Wisteria)
Strukturformel:
Gruppe: Chinolizidin-Alkaloid
Molekulargewicht: 190,2 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Hund, s.c.): 4 mg/kg
LD50 (Katze, s.c.): 3 mg/kg
LD (Kleinkind, oral): 15-20 Samen
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe,
Kollaps, Atemlähmung
Analytische Bestimmung:
Spektrometrie: NMR [10, 13], IR [10, 13], MS [10]
Elektrophorese [9]
Chromatographie: GC [15], GC/MS [1-5, 7], HPLC [6, 14, 16], DC [10, 15]
Fazit:
chromatographische Methoden beschrieben, teilweise nicht etabliert (HPLC)
→ Forschungsbedarf vorhanden
31
Literatur: [1] Kirch, J., Veit, M., Watzig, H., Greinwald, R., Czygan, F.C.: Biochem Syst Ecol 23, 635-643 (1995). [2] ElShazly, A., Ateya, A.M., Witte, L., Wink, M.: Z Naturforschung C-A J Biosci 51, 301-308 (1996). [3] ElShazly, A., Sarg, T., Ateya, A., Aziz, E.A., Witte, L., Wink, M.: Pharmazie 51, 768-772 (1996). [4] delPinto, M.C., Barcelo, A.R.: J Plant Physiology 150, 5-8 (1997). [5] Asres, K., Tei, A., Wink, M.: Z Naturforschung C-A J Biosci 52, 129-131 (1997). [6] Woldemariam, T.Z., Betz, J.M., Houghton, P.J.: J Pharm Biomed Anal 15, 839-843 (1997). [7] Asres, K., Tei, A., Wink, M.: Biochem Syst Ecol 24, 305-308 (1997). [8] Luo, W.C., Li, Y.S., Mu, L.Y., Chiu, S.F.: Pest Biochem Physiology 65, 1-5 (1999). [9] Song, Y.Z., Xu, H.X., Tian, S.J., But, P.P.H.: J Chromatogr A 857, 303-311 (1999). [10] Tosun, F., Akyuz, C.D.: Pharm Biol 37, 343-345 (1999). [11] Ruiz, M.A., Sotelo, A.: J Agri Food Chem 49, 5336-5339 (2001). [12] Lo, W.L., Chang, F.R., Liaw, C.C., Wu, Y.C.: Planta Medica 68, 146-151 (2002). [13] Gornicka, E., Raczynska, E.D.: Talanta 57, 609-616 (2002). [14] Sariev, A.K., Zherdev, V.P., Sologova, S.S., Litvin, A.A., Rodionov, A.P., Kolyvanov, G.B., Vasilev,
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Daphnetin, Daphnetoxin, Daphnin
Giftpflanzen: Heideröschen (Daphne cneorum), Seidelbast (Daphne mezereum)
Strukturformeln:
Daphnetin - Aglykon von Daphnin
Daphnetoxin
Gruppe: Cumarin (Daphnetin), Diterpen
(Daphnetoxin)
Molekulargewicht: 178,1 g/mol (Daphnetin),
482,5 g/mol (Daphnetoxin)
Toxikologie: +++
LD50 (Maus, p.o.): 0,27 mg/kg (Daphnetoxin)
Symptome: oral: Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe,
Kollaps, Schwindel; Auge: Konjunktivitis; Haut:
Schwellung, Blasen, Gewebsnekrosen
Analytische Bestimmung:
keine Angaben verfügbar
Fazit:
keine Analytik beschrieben
→ großer Forschungsbedarf
32
Literatur: [1] Mitova, M.I., Anchev, M.E., Panev, S.G., Handijeva, N.V., Popov, S.S.: Z Naturforschung C-A J Biosci
51, 631-634 (1996). [2] Cottiglia, F., Loy, G., Garau, D., Floris, C., Casu, M., Pompei, R., Bonsignore, L.: Phytomedicine 8, 302-
305 (2001). [3] De Rosa, S., Mitova, M., Handijeva, N., Calis, I.: Phytochemistry 59, 447-450 (2002).
Digitoxin, Lanatoside
Giftpflanzen: Fingerhut (Digitalis-Arten)
Strukturformeln:
Digitoxin
Lanatosid A
Gruppe: Steroide (Cardenolidglykoside)
Molekulargewicht: 764,9 g/mol Digitoxin, 969,1
g/mol (Lanatosid A), 985,1 g/mol (Lanatosid B)
Toxikologie: +++
LD50 (Katze, i.v.): 0,24-0,62 mg/kg (Digitoxin)
LD50 (Katze, i.v.): 0,36-0,38 mg/kg (Lanatosid A)
LD (Mensch, oral): 2-3 g getrocknete Digitalis-
Blätter
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, ventrikuläre
Extrasystolie, Bradykardie, Kammerflimmern,
Hypotension, Asystolie
Analytische Bestimmung:
Immunochemie: ELISA [37], RIA [14, 22, 23], FPIA [3, 4, 6, 7, 13]
Spektrometrie [5]
Elektrophorese [15]
Chromatographie: GC [17], HPLC/FLD [1, 8, 18, 20], HPLC/UV [11, 19, 23, 25-28, 32, 34-
38], HPLC/RIA [8, 30, 31], HPLC/MS [2, 9, 12], DC [10, 16, 21, 24, 29, 33]
33
Fazit:
immunochemische und flüssigchromatographische Methoden etabliert
→ kein Forschungsbedarf
Literatur: [1] Tzou, M.C., Sams, R.A., Reuning, R.H.: J Pharm Biomed Anal 13, 1531-1540 (1995). [2] Traqui, A., Kintz, P., Ludes, B., Mangin, P.: J Chromatogr B 692, 101-109 (1997). [3] Datta, P., Dasgupta, A.: Therap Drug Monit 19, 465-469 (1997). [4] Dasgupta, A., Hart, A.P.: Amer J Clin Path 108, 411-416 (1997). [5] HarryOkuru, R.E., Abbott, T.P.: Indust Crops Prod 7, 53-58 (1997). [6] Okazaki, M., Tanigawara, Y., Kita, T., Komada, F., Okumura, K.: Therap Drug Monit 19, 657-662
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(2000). [13] Lehmann, G., Ndrepepa, G., Schmitt, C.: Int J Cardio 75, 109-113 (2000). [14] Ikeda, Y., Fujii, M., Yamazaki, M., Fujii, Y.: Clin Chim Acta 314, 245-247 (2001). [15] Mayer, M., Muscate-Magnussen, A., Vogel, H., Ehrat, M., Bruin, G.J.M.: Electrophoresis 23, 1255-1262
(2002). [16] Lugt, C.B.: Planta Med 23, 176-181 (1973). [17] Meilink, J.W., Lenstra, J.B., Svendsen, A.B.: J Chromatogr 170, 35-41 (1979). [18] Shepard, T.A., Chandrasekaran, A., Sams, R.A., Reuning, R.H., Robertson, L.W., Caldwell, J.H.,
Donnerberg, R.L.: J Chromatogr 380, 89-98 (1986). [19] Fujii, Y., Ikeda, Y., Yamazaki, M.: J Chromatogr 479, 319-325 (1989). [20] Adamczyk, M., Chen, Y.Y., Grote, J., Mattingly, P.G.: Steroids 64, 283-290 (1999). [21] Carvalhas, M.L., Figueira, M.A.: J Chromatogr 86, 254-260 (1973). [22] Molin, L.: Acta Pharmacol Toxicol 59, 1-62 (1986). [23] Jortani, S.A., Trepanier, D., Yatscoff, R.W., Valdes, R.: Clin Chem 43, 1805-1808 (1997). [24] Storstein, L.: J Chromatogr 117, 87-96 (1976). [25] Desta, B., McErlane, K.M.: J Pharm Sci 71, 1018-1020 (1982). [26] Fujii, Y., Ikeda, Y., Yamazaki, M.: J Chromatogr Sci 28, 288-291 (1990). [27] Castle, M.C.: J Chromatogr 115, 437-445 (1975). [28] Desta, B., Kwong, E., McErlane, K.M.: J Chromatogr 240, 137-143 (1982). [29] Boisio, M.L., Esposito, M., Merlo, F.: Minerva Med 84, 627-632 (1993). [30] Santos, S.R., Kirch, W., Ohnhaus, E.E.: J Chromatogr 419, 155-164 (1987). [31] Plum, J., Daldrup, T.: J Chromatogr 377, 221-231 (1986). [32] Hage, D.S., Sengupta, A.: J Chromatogr B Biomed Appl 724, 91-100 (1999). [33] Ikeda, Y., Fujii, Y., Umemura, M., Hatakeyama, T., Morita, M., Yamazaki, M.: J Chromatogr A 746,
255-260 (1996). [34] Braga, F.C., Kreis, W., Recio, R.A., deOliveira, A.B.: Phytochemistry 45, 473-476 (1997). [35] Orosz, F., Nuridsany, M., Ovadi, J.: Anal Biochem 156, 171-175 (1986). [36] Ikeda, Y., Fujii, Y., Nakaya, I., Yamazaki, M.: J Nat Prod 58, 897-901 (1995). [37] Eremenko, S.N., Sukhov, I.E., Miroshnikov, A.I.: Biorg Khim 19, 955-960 (1993). [38] Nachtmann, F., Spitzy, H., Frei, R.W.: J Chromatogr 122, 293-303 (1976).
34
Digoxin
Giftpflanzen: Fingerhut (Digitalis-Arten)
Strukturformel:
Gruppe: Steroid (Cardenolidglykosid)
Molekulargewicht: 780,9 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Katze, i.v.): 0,23-0,28 mg/kg
LD (Mensch, oral): < 5 mg Digoxin
LD (Mensch, oral): 2-3 g getrocknete Digitalis-
Blätter
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, ventrikuläre
Extrasystolie, Bradykardie, Kammerflimmern,
Hypotension, Asystolie
Analytische Bestimmung:
Immunochemie: ELISA [17], RIA [9]
Spektrometrie [20]
Elektrophorese [6]
Chromatographie: HPLC/FLD [1, 3, 7, 19], HPLC/UV [5, 11, 12, 15-18], HPLC/RIA [3, 13],
HPLC/MS [2, 4], DC [8, 10, 14]
Fazit:
immunochemische und flüssigchromatographische Methoden etabliert
→ kein Forschungsbedarf
Literatur: [1] Tzou, M.C., Sams, R.A., Reuning, R.H.: J Pharm Biomed Anal 13, 1531-1540 (1995). [2] Traqui, A., Kintz, P., Ludes, B., Mangin, P.: J Chromatogr B 692, 101-109 (1997). [3] Chen, S.H., Wu, H.L., Chang, J.C., Wu, S.M., Lin, S.J.: J Liquid Chromatogr Rel Technol 22, 2321-2335
(1999). [4] Guan, F.Y., Ishii, A., Seno, H., Watanabe-Suzuki, K., Kumazawa, T., Suzuki, O.: Anal Chem 71, 4034-
4043 (1999). [5] Adrian, T., Freitag, J., Maurer, G.: Biotech Bioengin 69, 559-565 (2000). [6] Mayer, M., Muscate-Magnussen, A., Vogel, H., Ehrat, M., Bruin, G.J.M.: Electrophoresis 23, 1255-1262
(2002). [7] Shepard, T.A., Chandrasekaran, A., Sams, R.A., Reuning, R.H., Robertson, L.W., Caldwell, J.H.,
Donnerberg, R.L.: J Chromatogr 380, 89-98 (1986). [8] Carvalhas, M.L., Figueira, M.A.: J Chromatogr 86, 254-260 (1973). [9] Molin, L.: Acta Pharmacol Toxicol 59, 1-62 (1986). [10] Storstein, L.: J Chromatogr 117, 87-96 (1976). [11] Castle, M.C.: J Chromatogr 115, 437-445 (1975). [12] Desta, B., Kwong, E., McErlane, K.M.: J Chromatogr 240, 137-143 (1982). [13] Plum, J., Daldrup, T.: J Chromatogr 377, 221-231 (1986).
35
[14] Ikeda, Y., Fujii, Y., Umemura, M., Hatakeyama, T., Morita, M., Yamazaki, M.: J Chromatogr A 746, 255-260 (1996).
[15] Braga, F.C., Kreis, W., Recio, R.A., deOliveira, A.B.: Phytochemistry 45, 473-476 (1997). [16] Orosz, F., Nuridsany, M., Ovadi, J.: Anal Biochem 156, 171-175 (1986). [17] Eremenko, S.N., Sukhov, I.E., Miroshnikov, A.I.: Biorg Khim 19, 955-960 (1993). [18] Ponder, G.W., Stewart, J.T.: J Pharm Biomed Anal 12, 713-717 (1994). [19] Bloch, D.E.: J Assoc Off Anal Chem 63, 707-708 (1980). [20] Coates, M.L., Wilkins, C.L.: Biomed Environ Mass Spectrom 13, 199-204 (1986).
Evomonosid, Evonosid, Evobisid, Evonin
Giftpflanze: Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)
Strukturformeln:
Evomonosid
Evonin
Gruppe: Steroid (Cardenolidglykosid, Evomono-
sid), Alkaloid (Evonin)
Molekulargewicht: 520,7 g/mol (Evomonosid),
761,7 g/mol (Evonin)
Toxikologie: ++
LD50 (Katze, i.v.): 0,28 mg/kg (Evomonosid)
LD50 (Katze, i.v.): 0,84 mg/kg (Evonosid)
LD (Mensch, oral): 36 Früchte
toxisch für Menschen: einige Samen
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe,
ventrikuläre Extrasystolie, Bradykardie,
Kammerflimmern, Hypotension, Asystolie
Analytische Bestimmung:
keine Angaben verfügbar
Fazit:
keine Analytik beschrieben
→ großer Forschungsbedarf
36
Gitoxin
Giftpflanzen: Fingerhut (Digitalis-Arten)
Strukturformel:
Gruppe: Steroid (Cardenolidglykosid)
Molekulargewicht: 780,9 g/mol
Toxikologie: +++
LD50 (Katze, i.v.): 0,50-0,81 mg/kg
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, ventrikuläre
Extrasystolie, Bradykardie, Kammerflimmern,
Hypotension, Asystolie
Analytische Bestimmung:
Spektrometrie [11]
Chromatographie: HPLC/FLD [10], HPLC/UV [6-9], HPLC/MS [2], DC [1, 3-5, 12]
Fazit:
chromatographische Analytik (HPLC, DC) beschrieben, aber nicht etabliert
→ Forschungsbedarf vorhanden
Literatur: [1] Holstege, D.M., Francis, T., Ruschner, B., Booth, M.C., Galey, F.D.: J Agric Food Chem 48, 60-64
(2000). [2] Lacassie, E., Marquet, P., Martin-Dupont, S., Gaulier, J.M., Lachatre, G.: J Forensic Sci 45, 1154-1158
(2000). [3] Lugt, C.B.: Planta Med 23, 176-181 (1973). [4] Boisio, M.L., Esposito, M., Merlo, F.: Minerva Med 84, 627-632 (1993). [5] Jelliffe, R.W., Stephenson, R.G.: Am J Clin Pathol 51, 347-357 (1969). [6] Castle, M.C.: J Chromatogr 115, 437-445 (1975). [7] Desta, B., Kwong, E., McErlane, K.M.: J Chromatogr 240, 137-143 (1982). [8] Fujii, Y., Ikeda, Y., Yamazaki, M.: J Chromatogr 479, 319-325 (1989). [9] Ponder, G.W., Stewart, J.T.: J Pharm Biomed Anal 12, 713-717 (1994). [10] Bloch, D.E.: J Assoc Off Anal Chem 63, 707-708 (1980). [11] Coates, M.L., Wilkins, C.L.: Biomed Environ Mass Spectrom 13, 199-204 (1986). [12] Ponder, G.W., Stewart, J.T.: J Chromatogr A 659, 177-183 (1994).
37
α-Hederin, Hederacosid C
Giftpflanze: Efeu (Hedera helix)
Strukturformel:
α-Hederin
Gruppe: Triterpen-Saponine
Molekulargewicht: 750,9 g/mol (α-Hederin),
1221,0 g/mol (Hederacosid C)
Toxikologie: +
LD50 (Maus, p.o.): > 4 g/kg (α-Hederin)
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
Analytische Bestimmung:
Bioassay [3]
Spektroskopie: NMR [5, 6, 9, 10], MS [5, 6, 8-10]
Elektrophorese [3]
Chromatographie: HPLC [6, 9, 10], HPLC/MS [1], DC [8]
Fazit:
chromatographische Analytik (HPLC) beschrieben, aber nicht etabliert
→ Forschungsbedarf vorhanden
Literatur: [1] Gaillard, Y., Blaise, P., Darre, A., Barbier, T., Pepin, G.: J Anal Toxicol 27, 257-262 (2003). [2] Zhong, H.M., Chen, C.X., Tian, X., Chui, Y.X., Chen, Y.Z.: Planta Med 67, 484-488 (2001). [3] Trute, A., Gross, J., Mutschler, E., Nahrstedt, A.: Planta Med 63, 125-129 (1997). [4] Woldemichael, G.M., Wink, M.: J Agric Food Chem 49, 2327-2332 (2001). [5] Jhoo, J.W., Sang, S.M., He, K., Cheng, X.F., Zhu, N.Q., Stark, R.E., Zheng, Q.Y., Rosen, R.T., Ho, C.T.:
J Agric Food Chem 49, 5969-5974 (2001). [6] Shinoda, T., Nagao, T., Nakayama, M., Serizawa, H., Koshioka, M., Okabe, H., Kawai. A.: J Chem Ecol
28, 587-599 (2002). [7] Kawata, Y., Kizu, H., Miyaichi, Y., Tomimori, T.: Chem Pharm Bull (Tokyo) 49, 635-638 (2001). [8] Kirmizigül, S., Anil, H., Rose, M.E.: J Nat Prod 59, 415-418 (1996). [9] Jayasinghe, L., Shimada, H., Hara, N., Fujimoto, Y.: Phytochemistry 40, 891-897 (1995). [10] Zhang, Q.W., Ye, W.C., Che, C.T., Zhao, S.X.: Yao Xue Xue Bao 35, 756-759 (2000).
38
Hellebrin, Helleborin
Giftpflanzen: Grüne Nieswurz (Helleborus viridis), Christrose (Helleborus niger)
Strukturformel:
Hellebrin
Gruppe: Steroid-Glykosid (Hellebrin), Steroid-
Saponin (Helleborin)
Molekulargewicht: 724,8 g/mol (Hellebrin)
Toxikologie: +++
LD50 (Katze, i.v.): 0,1 mg/kg (Hellebrin)
toxisch für Kinder: 3 Samenkapseln
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,
ventrikuläre Extrasystolie, Bradykardie, Kam-
merflimmern, Hypotension, Asystolie (Hellebrin),
Neurotoxizität (Helleborin)
Analytische Bestimmung:
Spektroskopie [3]
Fazit:
keine etablierte Analytik vorhanden
→ großer Forschungsbedarf
Literatur: [1] Cioaca, C., Cucu, V.: Planta Med 26, 250-253 (1974). [2] Wissner, W., Kating, H.: Planta Med 26, 364-374 (1974). [3] Vinczene, U.M., Verzarne, P.G., Erdei, I.: Acta Pharm Hung 47, 162-166 (1977).
Mezerein
Giftpflanzen: Seidelbast (Daphne-Arten)
Strukturformel:
Gruppe: Diterpen
Molekulargewicht: 654,7 g/mol
Toxikologie: +++
LD (Kind, oral): > 10-12 Beeren
Symptome: oral: Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe,
Kollaps, Schwindel; Auge: Konjunktivitis; Haut:
Schwellung, Blasen, Gewebsnekrosen
39
Analytische Bestimmung:
Bioassay [1]
Spektroskopie [2, 3]
Fazit:
keine etablierte Analytik vorhanden
→ großer Forschungsbedarf
Literatur: [1] Saraiva, L., Fresco, P., Pinto, E., Portugal, H., Goncalves, J.: Planta Med 67, 787-790 (2001). [2] Ronlan, A., Wickberg, B.: Tetrahedron Lett 49, 4261-4264 (1970). [3] Lotter, H., Jones, A., Sturm, M.: Z Naturforsch 32, 678-682 (1977).
Nicotin, Cotinin, Anabasin
Giftpflanzen: Tabak (Nicotinia tabacum), Tabakbaum (Nicotinia glauca)
Strukturformeln:
Nicotin
Cotinin
Anabasin
Gruppe: Pyridin-Alkaloide
Molekulargewicht: 162,2 g/mol (Nicotin), 176,2
g/mol (Cotinin), 162,2 g/mol (Anabasin)
Toxikologie: +++
LD (Erw., oral): 40-100 mg (Nicotin)
LD (Kind, oral): 30-40 mg (Nicotin)
keine Daten für Cotinin und Anabasin verfügbar
Symptome: Übelkeit, Durchfall, Krämpfe,
Bewusstlosigkeit, Atemlähmung
Analytische Bestimmung:
Immunochemie: EIA [33, 41], RIA [27, 38]
Elektrophorese [2, 3, 10, 23, 39]
Chromatographie: GC [9, 14, 19, 22, 26, 27, 30, 36], GC/MS [4, 7, 15, 28, 32, 35], HPLC/UV
[1, 5, 8, 11, 12, 20, 21, 24, 25, 29], HPLC/MS [13, 20, 27, 31, 34, 40], IC [6], DC [35, 37]
40
Fazit:
etablierte Methoden vorhanden (GC/MS, HPLC/UV, MS)
→ kein Forschungsbedarf (Nicotin, Cotinin)
→ Forschungsbedarf vorhanden (Anabasin)
Literatur: [1] Troje, Z.S., Frobe, Z., Perovic, D.: J Chromatogr A 775, 101-107 (1997). [2] Ralapati, S.: J Chromatogr B 695, 117-129 (1997). [3] Lu, G.H., Ralapati, S.: Electrophoresis 19, 19-26 (1998). [4] Kintz, P., Henrich, A., Cirimele, V., Ludes, B.: J Chromatogr B 705, 357-361 (1998). [5] Zander, A., Findlay, P., Renner, T., Sellergren, B., Swietlow, A.: Anal Chem 70, 3304-3314 (1998). [6] Ayers, G.P., Selleck, P.W., Gillett, R.W., Keywood, M.D.: J Chromatogr A 824, 241-245 (1998). [7] Clement, B.A., Goff, C.M., Forbes, T.D.A.: Phytochemistry 49, 1377-1380 (1998). [8] Ciolino, L.A., Fraser, D.B., Yi, T.Y., Turner, J.A., Barnett, D.Y., McCauley, H.A.: J Agric Food Chem
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48, 1460-1471 (2002). [14] Yang, S.S., Smetena, I., Huang, C.B.: Anal Bioanal Chem 373, 839-843 (2002). [15] Wu, W.J., Ashley, D.L., Watson, C.H.: Anal Chem 74, 4878-4884 (2002). [16] Woolf, A., Burkhart, K., Caraccio, T., Litovitz, T.: J Toxicol Clin Toxicol 34, 691-698 (1996). [17] Woolf, A., Burkhart, K., Caraccio, T., Litovitz, T.: Pediatrics 99, 4 (1997). [18] Furbee, B., Wermuth, M.: Crit Care Clin 13, 849 (1997). [19] Sims, D.N., James, R., Christensen, T.: J Forensic Sci 44, 447-449 (1999). [20] Steenkamp, P.A., van Heerden, F.R., van Wyk, B.E.: Forensic Sci Int 127, 208-217 (2002). [21] Xu, A.S., Peng, L.L., Havel, J.A., Petersen, M.E., Fiene, J.A., Hulse, J.D.: J Chromatogr B Biomed Appl
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2291 (1997). [28] Davoli, E., Stramare, L., Fanelli, R., Diomede, L., Salmona, M.: J Chromatogr B 707, 312-316 (1998). [29] Oddoze, C., Pauli, A.M., Pastor, J.: J Chromatogr B 708, 95-101 (1998). [30] Klaffenbach, P., Kronenfeld, D., Peterson, T.A.: J High Res Chromatogr 21, 649-652 (1998). [31] Bentley, M.C., Abrar, M., Kelk, M., Cook, J., Phillips, K.: J Chromatogr B 723, 185-194 (1999). [32] Siegmund, B., Leitner, E., Pfannhauser, W.: J Chro matogr A 840, 249-260 (1999). [33] Dempsey, D., Moore, C., Deitermann, D., Lewis, D., Feeley, B., Niedbala, R.S.: Forensic Sci Int 102,
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41
Oleandrin
Giftpflanze: Oleander (Nerium oleander)
Strukturformel:
Gruppe: Steroid (Cardenolidglykosid)
Molekulargewicht: 576,7 g/mol
Toxikologie: ++
LD50 (Katze, i.v.): 0,20 mg/kg
LD (Mensch, oral): 5-15 Blätter
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, ventrikuläre
Extrasystolie, Bradykardie, Kammerflimmern,
Hypotension, Asystolie
Analytische Bestimmung:
Immunochemie: FPIA [4, 5, 16]
Chromatographie: HPLC/UV [14], HPLC/FLD [1, 9], HPLC/MS [2, 3, 8, 10, 15], DC [6, 7,
11, 13]
Fazit:
immunochemische Methode (FPIA - Digitoxin) etabliert, chromatographische Analytik vor-
handen (HPLC/MS)
→ Forschungsbedarf vorhanden (HPLC/UV, FLD)
Literatur: [1] Tor, E.R., Holstege, D.M., Galey, F.D.: J Agric Food Chem 44, 2716-2719 (1996). [2] Traqui, A., Kintz, P., Branche, F., Ludes, B.: Int J Legal Med 111, 32-34 (1998). [3] Traqui, A., Kintz, P., Ludes, B., Mangin, P.: J Chromatogr 692, 101-109 (1997). [4] Datta, P., Dasgupta, A.: Therap Drug Monit 19, 465-469 (1997). [5] Dasgupta, A., Hart, A.P.: Am J Clin Patho 108, 411-416 (1997). [6] Blum, L.M., Rieders, F.: J Anal Toxicol 11, 219-221 (1987). [7] Holstege, D.M., Francis, T., Puschner, B., Booth, M.C., Galey, F.D.: J Agric Food Chem 48, 60-64
(2000). [8] Wang, X.M., Plomley, J.B., Newman, R.A., Cisneros, A.: Anal Chem 72, 3547-3552 (2000). [9] Hamada, K., Iwamoto, A., Miyazaki, S., Yamanaka, N., Guruge, K.S.: J Chromatogr Sci 40, 515-518
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Brown, F.: J Vet Diagnostic Invest 8, 358-364 (1996). [12] Langford, S.D., Boor, P.J.: Toxicology 109, 1-13 (1996). [13] Boisio, M.L., Esposito, M., Merlo, F.: Minerva Med 84, 627-632 (1993). [14] Namera, A., Yashiki, M., Okada, K., Iwasaki, Y., Kojima, T.: Nippon Hoigaku Zasshi 51, 315-318
(1997). [15] Arao, T., Fuke, C., Takaesu, H., Nakamoto, M., Morinaga, Y., Miyazaki, T.: J Anal Toxicol 26, 222-227
(2002). [16] Dasgupta, A., Emerson, L.: Life Sci 63, 781-788 (1998).
42
Phasin (Phythämagglutinin, PHA)
Giftpflanzen: Gartenbohne (Phaseolus vulgaris), Feuerbohne (Phaseolus coccineus),
Robinie (Robinia pseudoacacia)
Strukturformel:
nicht verfügbar
Gruppe: Lectingemisch, Toxalbumine
Molekulargewicht: ca. 136000 g/mol
Toxikologie: ++
Orale Aufnahme von mehr als 2 Bohnen führt zu
gastrointestinalen Störungen.
Symptome: Erbrechen, Durchfall, Leibschmerzen
Analytische Bestimmung:
keine Angaben verfügbar
Fazit:
keine Analytik beschrieben
→ Forschungsbedarf vorhanden
Literatur: [1] Spiewak, R., Dutkiewicz, J.: Ann Agric Environ Med 7, 55-59 (2000).
Ricin
Giftpflanze: Ricinus communis (Wunderbaum)
Strukturformel:
Gruppe: Lectin, Toxalbumin
Molekulargewicht: ca. 66000 g/mol
Toxikologie: +++
LD (Mensch, oral): 1,0 mg/kg (ca. 8 Samen)
LD (Mensch, parenteral): 1-3 µg/kg
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Tachy-
kardie, Krämpfe, Fieber, Atemlähmung
43
Analytische Bestimmung:
Immunochemie: ELISA [22], RIA [8, 14, 23], Immunosensor [3, 4]
Immunochromatographie [24]
Spektrometrie [22]
Elektrophorese [17, 21, 23]
Chromatographie: GC/MS [1], HPLC/MS [1], Ionenaustausch- [2, 18], Affinitäts- [18-20,
22], Gel- [18, 23]
Fazit:
verschiedenartigste Methoden beschrieben, kein routinetaugliches Verfahren
→ Forschungsbedarf vorhanden
Literatur: [1] Darby, S.M., Miller, M.L., Allen, R.O.: J Forensic Sci 46, 1033-1042 (2001). [2] Woo, B.H., Lee, J.T., Lee, K.C.: Protein Expr Purific 13, 150-154 (1998). [3] Taitt, C.R., Anderson, G.P., Lingerfelt, B.M., Feldstein, M.J., Ligler, F.S.: Anal Chem 74, 6114-6120
(2002). [4] Puu, G.: Anal Chem 73, 72-79 (2001). [5] Wilhelmsen, C.L., Pitt, M.L.M.: Vet Patho 33, 296-302 (1996). [6] Fu, T., Burbage, C., Tagge, E.P., Brothers, T., Willingham, M.C., Frankel, A.E.: Int J Immunopharm 18,
685 (1996). [7] Olsnes, S., Kozlov, J.V.: Toxicon 39, 1723-1728 (2001). [8] Godal, A., Olsnes, S., Pihl, A.: J Toxicol Environ Health 8, 409-417 (1981). [9] Mack, R.B.: N C Med J 43, 584-589 (1982). [10] Greif, Z., Weinstein, M., Cohen, A., Freundlich, E.: Harefuah 109, 390-393 (1985). [11] Palatnick, W., Tenenbein, M.: J Toxicol Clin Toxicol 38, 67-69 (2000). [12] Abdu-Aguye, I., Sannusi, A., Alafiya-Tayo, R.A., Bhusnurmath, S.R.: Hum Toxicol 5, 269-274 (1986). [13] Levin, Y., Sherer, Y., Bibi, H., Schlesinger, M., Hay, E.: J Emerg Med 19, 173-175 (2000). [14] Kopferschmitt, J., Flesch, F., Lugnier, A., Sauder, P., Jaeger, A., Mantz, J.M.: Hum Toxicol 2, 239-242
(1983). [15] Fine, D.R., Shepherd, H.A., Griffiths, G.D., Green, M.: Med Sci Law 32, 70-72 (1992). [16] Aplin, P.J., Eliseo, T.: Med J Aust 167, 260-261 (1997). [17] Lin, J.Y., Tserng, K.Y., Tung, T.C.: Taiwan Yi Xue Hui Za Zhi 69, 48-52 (1970). [18] Olsnes, S.: Methods Enzymol 50, 330-335 (1978). [19] Simmons, B.M., Russel, J.H.: Anal Biochem 146, 206-210 (1985). [20] Sperti, S., Montanaro, L., Rambelli, F.: Biosci Rep 6, 1035-1040 (1986). [21] Tavasolian, B., Kharrazy, P.: Pahlavi Med J 9, 21-26 (1978). [22] Poli, M.A., Rivera, V.R., Hewetson, J.F., Merrill, G.A.: Toxicon 32, 1371-1377 (1994). [23] Ramakrishnan, S., Eagle, M.R., Houston, L.L.: Biochim Biophys Acta 719, 341-348 (1982). [24] Shyu, R.H., Shyu, H.F., Liu, H.W., Tang, S.S.: Toxicon 40, 255-258 (2002).
44
Solanin
Giftpflanzen: Nachtschatten, Tomate, Kartoffel (Solanum-Arten)
Strukturformel:
Gruppe: Steroid-Alkaloid
Molekulargewicht: 868,0 g/mol
Toxikologie: ++
LD50 (Maus, p.o.): 1000 mg/kg
LD (Erw., oral): 3-6 mg/kg
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen,
Durchfall, Krämpfe
Analytische Bestimmung:
Immunochemie [8, 11, 17]
Spektroskopie: MS [1, 3, 16, 20, 25]
Elektrophorese [10, 13, 18]
Chromatographie: GC [19, 21], HPLC/UV [2, 3, 5, 7, 9, 12, 24], HPLC/EC [4], DC [14, 15]
Fazit:
etablierte Methoden vorhanden (HPLC/UV)
→ kein Forschungsbedarf
Literatur:
[1] Claeys, M., VandenHeuvel, H., Chen, S., Derrick, P.J., Mellon, F.A., Price, K.R.: J Am Soc Mass Spectrom 7, 173-181 (1996).
[2] Asano, M., Goto, N., Isshiki, K.: J Jap Soc Food Sci Technol 43, 593-597 (1996). [3] Abell, D.C., Sporns, P.: J Agric Food Chem 44, 2292-2296 (1996). [4] Dao, L., Friedman, M.: J Agric Food Chem 44, 2287-2291 (1996). [5] Edwards, E.J., Cobb, A.H.: J Agric Food Chem 44, 2705-2709 (1996). [6] Friedman, M., Mc Donald, G.M.: Crit Rev Plant Sci 16, 55-132 (1997). [7] Hellenäs, K.E., Branzell, C.: J AOAC Int 80, 549-554 (1997). [8] Friedman, M., Bautista, F.F., Stanker, L.H., Larkin, K.A.: J Agric Food Chem 46, 5097-5102 (1998). [9] Vaananen, T., Kuronen, P., Pehu, E.: J Chromatogr A 869, 301-305 (2000). [10] Driedger, D.R., LeBlanc, R.J., LeBlanc, E.L., Sporns, P.: J Agric Food Chem 48, 1135-1139 (2000). [11] Glorio-Paulet, P., Durst, R.A.: J Agric Food Chem 48, 1678-1683 (2000). [12] Sotelo, A., Serrano, B.: J Agric Food Chem 48, 2472-2475 (2000). [13] Driedger, D.R., LeBlanc, R.J., LeBlanc, E.L., Sporns, P.: J Agric Food Chem 48, 4079-4082 (2000). [14] Bodart, P., Kabengera, C., Noirfalise, A., Hubert, P., Angenot, L.: J AOAC Int 83, 1468-1473 (2000). [15] Simonovska, B., Vovk, I.: J Chromatogr A 903, 219-225 (2000). [16] Driedger, D.R., Sporns, P.: J Agric Food Chem 49, 543-548 (2001). [17] Korpan, Y.I., Volotovsky, V.V., Martelet, C., Jaffrezic-Renault, N., Nazarenko, E.A., El’skaya, A.V.,
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2912 (2002). [19] King, R.R.: J Assoc Off Anal Chem 63, 1226-1230 (1980). [20] Chen, S., Derrick, P.J., Mellon, F.A., Price, K.R.: Anal Biochem 218, 157-169 (1994). [21] Herb, S.F., Fitzpatrick, T.J., Osman, S.F.: J Agric Food Chem 23, 520-523 (1975).
45
[22] Jadhav, S.J., Sharma, R.P., Salunkhe, D.K.: Crit Rev Toxicol 9, 21-104 (1981). [23] Coates, M.L., Wilkins, C.L.: Biomed Environ Mass Spectrom 13, 199-204 (1986). [24] Hellenäs, K.E., Nyman, A., Slanina, P., Lööf, L., Gabrielsson, J.: J Chromatogr 573, 69-78 (1992). [25] Driedger, D.R., Sporns, P.: J AOAC Int 82, 908-914 (1999). [26] McMillan, M., Thompson, J.C.: Q J Med 48, 227-243 (1979).
Taxanderivate (Taxine, Taxole)
Giftpflanze: Eibe (Taxus baccata)
Strukturformel:
Taxin A
Gruppe: Diterpene
Molekulargewicht: 641,4 g/mol (Taxin A)
Toxikologie: ++
LD (Erw., oral): Auszug aus 50-100 Nadeln
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen,
Schwindel, Krämpfe, Bradykardie, Arrhythmie,
Koma, Atemlähmung
Analytische Bestimmung:
Immunochemie [12, 19, 20, 28]
Spektroskopie: NMR [2, 11, 30], MS [10, 11, 23, 29]
Chromatographie: GC/MS [13, 16, 30], HPLC/UV [1-3, 5, 6, 8, 17, 18, 21, 22, 24-26, 30],
HPLC/MS [1, 7, 21, 24, 27], DC [30]
Fazit:
etablierte immunochemische und chromatographische (GC/MS, HPLC/UV, MS) Methoden
vorhanden
→ kein Forschungsbedarf
Literatur: [1] Theodoridis, G., Laskaris, G., van Rozendahl, E.L.M., Verpoorte, R.: J Liq Chromatogr 24, 2267-2282
(2001). [2] Jenniskens, L.H.D., van Rozendaal, E.L.M., van Beek, T.A., Wiegerinck, P.H.G., Scheeren, H.W.: J Nat
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[10] Stefanowicz, P., Prasain, J.K., Yeboah, K.F., Konishi, Y.: Anal Chem 73, 3583-3589 (2001). [11] Prasain, J.K., Stefanowicz, P., Kiyota, T., Habeichi, F., Konishi, Y.: Phytochemistry 58, 1167-1170
(2001). [12] Vanhaelen, M., Duchateau, J., Vanhaelen-Fastre, R., Jaziri, M.: Planta Med 68, 36-40 (2002). [13] Lang, D.G., Smith, R.A., Miller, R.E.: Vet Hum Toxicol 39, 314 (1997). [14] Riano-Galan, I., Cobo, A., Lopez, I., Garijo, M.G., Orejas, G., Dia z, C.: An Esp Pediatr 49, 211 (1998). [15] Wehner, F., Gawatz, O.: Arch Kriminol 211, 19-26 (2003). [16] Sinn, L.E., Porterfield, J.F.: J Forensic Sci 36, 599-601 (1991). [17] Theodoridis, G., de Jong, C.F., Laskaris, G., Verpoorte, R.: Chromatographia 47, 25-34 (1998). [18] Poupat, C., Ahond, A., Potier, P.: J Nat Prod 57, 1468-1469 (1994). [19] Guo, Y., Vanhaelen-Fastre, R., Diallo, B., Vanhaelen, M., Jaziri, M., Homes, J., Ottinger, R.: J Nat Prod
58, 1015-1023 (1995). [20] Grothaus, P.G., Bignami, G.S., O’Malley, S., Harada, K.E., Byrnes, J.B., Waller, D.F., Could, T.J.,
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Biomed Appl 15, 301-306 (1994). [26] Mattina, M.J., MacEachern, G.J.: J Chromatogr A 679, 269-275 (1994). [27] Hoke, S.H., Cooks, R.G., Chang, C.J., Kelly, R.C., Qualls, S.J., Alvarado, B., McGuire, M.T., Snader,
K.M.: J Nat Prod 57, 277-286 (1994). [28] Grothaus, P.G., Raybould, T.J., Bignami, G.S., Lazo, C.B., Byrnes, J.B.: J Immunol Met 158, 5-15
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43 (1990). [33] von Dach, B., Streuli, R.A.: Schweiz Med Wochenschr 118, 1113-1116 (1988).
Thujone
Giftpflanzen: Lebensbaum (Thuja-Arten), Wermut (Artemisia absinthum), Sadebaum
(Juniperus sabina)
Strukturformeln:
α-Thujon β-Thujon
Gruppe: Monoterpene
Molekulargewicht: 152,2 g/mol
Toxikologie: ++
LD50 (Maus, s.c.): 87,5 mg/kg (α-Thujon)
LD50 (Maus, s.c.): 442 mg/kg (β-Thujon)
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,
Sehstörungen, Krämpfe, Leber- u. Nierenschädi-
gung, Arrhythmie
47
Analytische Bestimmung:
Chromatographie: GC/MS [1, 3-11, 13]
Fazit:
etablierte Methode vorhanden (GC/MS)
→ kein Forschungsbedarf
Literatur: [1] Perry, N.B., Anderson, R.E., Brennan, N.J., Douglas, M.H., Heaney, A.J., McGimpsey, J.A., Smalfield,
B.M.: J Agric Food Chem 47, 2048-2054 (1999). [2] Jahodar, L., Klecakova, J.: Chem Listy 93, 320-326 (1999). [3] Vernin, G.A.: J Essent Oil Res 12, 143-146 (2000). [4] Umano, K., Hagi, Y., Nakahara, K., Shoji, A., Shibamoto, T.: J Agric Food Chem 48, 3463-3469 (2000). [5] Sirisoma, N.S., Hold, K.M., Casida, J.E.: J Agric Food Chem 49, 1915-1921 (2001). [6] Goren, N., Demirci, B., Baser, K.H.C.: Flav Fragr J 16, 191-194 (2001). [7] Farhat, G.N., Affara, N.I., Gali-Muhtasib, H.U.: Toxicon 39, 1601-1605 (2001). [8] Carnat, A.P., Chalchat, J.C., Fraisse, D., Lamaison, J.L.: J Essent Oil Res 13, 336-339 (2001). [9] Milosavljevic, S., Djokovic, D., Stevanovic, B., Glisic, O., Slavkovska, V.: J Essent Oil Res 13, 448-449
(2001). [10] Velasco-Negueruela, A., Perez-Alonso, M.J., Pala-Paul, J., Jimenez, N.G., Jimenez, R.G.: J Essent Oil
Res 13, 401-402 (2001). [11] Tunalier, Z., Kirimer, N., Baser, K.H.C.: Chem Nat Comp 38, 43-47 (2002). [12] Albert-Puleo, M.: JAMA 246, 42 (1981). [13] Galli, C.L., Galli, G., Tragni, E., Caruso, D., Fiecchi, A.: J Appl Toxicol 4, 273-276 (1984). [14] Arnold, W.N.: JAMA 260, 3042-3044 (1988).
Urushiol
Giftpflanzen: Giftsumach (Toxicodendron-Arten)
Strukturformel:
Gruppe: Polyketid, Brenzkatechin-Derivat
Molekulargewicht: 316,4 g/mol
Toxikologie: +++
stark haut- und schleimhautsensibilisierend
(Kontaktallergen)
Symptome: Schwellung, Blasen, Pusteln, Der-
matitis (ab 1 µg auf die Haut); Übelkeit, Er-
brechen, Durchfall, Gastroenteritis (oral);
Bindegewebs- u. Hornhautschäden, Verlust
Sehvermögen (Auge)
48
Analytische Bestimmung:
Spektroskopie: MS [2]
Chromatographie: GC [6, 7], GC/MS [1, 3], HPLC/MS [1]
Fazit:
keine etablierte Analytik
→ Forschungsbedarf vorhanden
Literatur: [1] Draper, W.M., Wijekoon, D., McKinney, M., Behniwal, P., Perera, S.K., Flessel, C.P.: J Agric Food
Chem 50, 1852-1858 (2002). [2] Schötz, K.: Pharmazie 57, 508-510 (2002). [3] RiveroCruz, J.F., Chavez, D., Bautista, B.H., Anaya, A.L., Mata, R.: Phytochemistry 45, 1003-1008
(1997). [4] Vogl, O.: J Polymer Sci A 38, 4327-4335 (2000). [5] Folster-Holst, R., Hausen, B.M., Brasch, J., Christophers, E.: Hautarzt 52, 136-142 (2001). [6] Elsohly, M.A., Turner, C.E.: J Pharm Sci 69, 587-589 (1980). [7] Craig, J.C., Waller, C.W., Billets, S., Elsohly, M.A.: J Pharm Sci 67, 483-485 (1978). [8] Murphy, J.C., Watson, E.S., Harland, E.C.: Toxicology 26, 135-142 (1983).
In Auswertung der Literaturrecherche wird in Tabelle 3 der Forschungsbedarf zur Ent-
wicklung von Bestimmungsmethoden für die ausgewählten Pflanzentoxine zusammengefasst.
Dieser Einschätzung liegt die Notwendigkeit zugrunde, dass zur toxikologischen Beurteilung
von Vergiftungsverdachtsfällen mit Pflanzentoxinen die Konzentration der betreffenden
Wirkstoffe spurenanalytisch mittels chromatographischer Verfahren bestimmt werden muss.
Tabelle 3: Forschungsbedarf zur Entwicklung analytischer Verfahren für ausgewählte
Pflanzentoxine
1. großer Forschungsbedarf
vorhanden:
Abrin, Amyrin, Andromedotoxin, Cicutoxin, Coniin, Con-
vallatoxin, Cymarin, Daphnetin, Daphnetoxin, Daphnin,
Evomonosid, Evonin, Hellebrin, Helleborin, Mezerein
2. Forschungsbedarf
vorhanden:
Aethusin, Anabasin, Cyclobuxin, Cytisin, Gitoxin, Hedera-
cosid C, α-Hederin, Oleandrin, Phasin, Ricin, Urushiol
3. kein Forschungsbedarf
vorhanden:
Aconitin, Atropin, Scopolamin, Colchicin, Digitoxin, Dig-
oxin, Lanatoside, Nicotin, Cotinin, Solanin, Taxanderivate,
Thujone
49
Die Auswertung der Literaturrecherche zeigt, dass für einen großen Teil der Pflanzentoxine
noch keine bzw. noch nicht etablierte spurenanalytische Bestimmungsmethoden zur Ver-
fügung stehen und erheblicher Forschungsbedarf besteht [35]. Auch die Veröffentlichungen
zu Wirkstoffen, für die bereits analytische Methoden vorliegen, sind häufig Kasuistiken und
nur in wenigen Fällen liegen systematische Methodenentwicklungen zugrunde.
Schlussfolgernd kann aus der Literaturrecherche zur Analytik von Pflanzentoxinen abgeleitet
werden, dass ein großer Bedarf an spurenanalytischen Bestimmungsmethoden für derartige
Wirkstoffe besteht, um folgende toxikologische und therapeutische Fragestellungen zu klären:
- Werden die Pflanzentoxine aufgenommen, wenn ja, wie schnell?
- Ist das aufgenommene Toxin für die toxische Wirkung verantwortlich?
- Wie schnell und in welcher Form erfolgt die Ausscheidung?
- Muss nach der Ingestion von Pflanzentoxinen eine giftentfernende Maßnahme erfolgen
und wie lange ist sie sinnvoll?
- Wie kann die toxische Wirkung aufgehoben werden?
- Kann die Ausscheidung beschleunigt werden?
Für die Pflanzentoxine, für die in oben stehender Zusammenstellung Forschungsbedarf aus-
gemacht wurde, sind Vorschläge zur Entwicklung von spurenanalytischen chromatogra-
phischen Verfahren in Tabelle 4 zusammengefasst. Diese Vorschläge basieren auf den
chemisch-physikalischen Eigenschaften (z.B. Struktur, Molekulargewicht, Flüchtigkeit, Pola-
rität) der betreffenden Wirkstoffe und ersten publizierten Ansätzen zu ihrer analytischen Be-
stimmung.
50
Tabelle 4: Vorschläge zur Entwicklung spurenanalytischer chromatographischer Ver-
fahren für ausgewählte Pflanzentoxine
Pflanzentoxin Analytische Verfahren
Abrin, Ricin, Phasin spezifische Proteinspaltung, HPLC/MS Kapillarelektrophorese
Anabasin, Coniin, Cytisin LLE/SPE, Derivatisierung, GC/MS LLE/SPE, HPLC/UV Kapillarelektrophorese
Amyrin, Coniin, Convallatoxin, Cyclobuxin, Cymarin, Evomono-sid, Gitoxin, Hederacosid C, α-Hederin, Helleborin, Hellebrin, Oleandrin
LLE/SPE, Derivatisierung, HPLC/UV, FLD LLE/SPE, HPLC/MS
Aethusin, Cicutoxin HS/SPME, GC/FID, MS
Andromedotoxin, Daphnetin, Daphnetoxin, Evonin, Mezerein
Derivatisierung, LLE/SPE, HPLC/MS Kapillarelektrophorese
Urushiol Derivatisierung, LLE/SPE, GC/MS, HPLC/UV, MS
Abgesehen von flüchtigen Substanzen, die nach Anreicherung über GC/MS detektiert werden
können, sehr polaren Wirkstoffen, für die die Kapillarelektrophorese eine erfolgversprechende
Methodik sein könnte, und aufwendigen Derivatisierungsverfahren mit anschließender
HPLC/FLD-Analytik, ist für den überwiegenden Anteil der in Tabelle 4 genannten Pflanzen-
toxine die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie gekoppelt mit der Massenspektrometrie
(HPLC/MS oder HPLC/MS-MS) als Methode der Wahl für eine eindeutige Identifizierung
und Quantifizierung anzusehen (Tab. 4).
Die HPLC/MS-Methodik wird perspektivisch insbesondere dann ohne Alternative sein, wenn
die Pflanzentoxin-Analytik als notfalldiagnostisches Wirkstoffgruppen-Screening für z.B.
Alkaloide, Polypeptide und Herzglykoside gemeinsam durchgeführt werden soll.
51
6 Zusammenfassung und Ausblick
Im Erhebungszeitraum von 1998 bis 2002 wurden in Deutschland ca. 150.000 bis 180.000
Vergiftungsverdachtsfälle pro Jahr durch die Giftinformationszentren (GIZ) dokumentiert.
Davon traten ca. 50 % (60.000 - 80.000 Fälle) Vergiftungsverdachtsfälle bei Kindern im Alter
von 0 bis 14 Jahren auf. Als besonders gefährdet ist die Altersgruppe der Kleinkinder (2-6
Jahre) mit ca. 80 % der kindlichen Verdachtsfälle einzustufen.
Im Unterschied zu Erwachsenen, bei denen überwiegend suizidale Vergiftungen eine Rolle
spielten, waren bei Kindern mehr als 90 % aller Giftexpositionen durch einen Unfall (akzi-
dentell) bedingt. Die meisten Vergiftungsunfälle im Kindesalter wurden im Zusammenhang
mit Medikamenten, Publikums- und Reinigungsmitteln/Kosmetika sowie mit Teilen giftiger
Pflanzen und Pilze dokumentiert.
In Auswertung der in der Arbeit zusammengestellten Statistiken der Giftinformationszentren
erfolgte eine Systematisierung des Auftretens von Vergiftungen mit giftigen Pflanzenteilen
bei Kindern. Hierzu wurden anhand der Anzahl der dokumentierten Vergiftungsverdachtsfälle
und des Gefährdungspotenzials der Pflanzengattungen sechs Gruppen definiert und diesen die
einzelnen Pflanzengattungen zugeordnet. Als besonders gefährlich {Pflanzengattungen (++
und +++) mit mehr als 100 Vergiftungsverdachtsfällen} sind danach Arum, Atropa, Brug-
mansia, Convallaria, Daphne, Datura, Digitalis, Euonymus, Hedera, Ilex, Laburnum,
Lupinus, Nerium, Nicotinia, Phaseolus, Rhododendron, Solanum, Taxus und Thuja ein-
zustufen.
Da bei der toxikologischen Beurteilung von Vergiftungsverdachtsfällen mit Pflanzentoxinen
systemische Wirkungen von besonderem Interesse sind, diese bei der Aufnahme von Pflan-
zenteilen aber selten auftreten (Ausnahmen: Nachtschattengewächse, unzerkaute Samen und
Früchte), wurde ein Überblick über die in Medikamenten auf pflanzlicher Basis bzw. deren
Zubereitungen enthaltenen toxischen Wirkstoffe erarbeitet.
Aufgrund der großen Anzahl solcher auf dem Markt befindlichen pflanzlichen Arzneimittel
sowie ihrer teilweise hohen Wirkstoff-Konzentrationen (z.B. Colchicin, Aconitin, Atropin,
Digitoxin, Convallatoxin und Oleandrin) ergibt sich ein erhebliches Vergiftungspotenzial,
welches sich durch den starken Trend zur Selbstmedikation und eine in der Öffentlichkeit
verbreitete Sorglosigkeit beim Umgang mit Medikamenten und Zubereitungen auf pflanz-
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licher Basis vor allem bei den bekannten Risikogruppen (Kinder, ältere Menschen) auch
zukünftig tendenziell erhöhen wird.
In Auswertung einer umfangreichen Literatur- und Internetrecherche wurden Informationen
zum Vorkommen von ausgewählten Pflanzentoxinen in Giftpflanzen, ihren chemisch-toxi-
kologischen Eigenschaften sowie zu den Möglichkeiten der analytischen Bestimmung dieser
Wirkstoffe zusammengestellt.
Es zeigte sich, dass für einen großen Teil der Pflanzentoxine noch keine bzw. noch nicht
etablierte spurenanalytische Bestimmungsmethoden zur Verfügung stehen.
Für den sich daraus ergebenden Forschungsbedarf wurden Vorschläge zur analytischen
Realisierung abgeleitet, um bei Vergiftungsverdachtsfällen eine toxikologische Beurteilung
vornehmen und therapieunterstützend wirken zu können. Als Methode der Wahl für eine
eindeutige Identifizierung und Quantifizierung der Pflanzentoxine ist die Hochleistungs-
flüssigkeitschromatographie gekoppelt mit der Massenspektrometrie (HPLC/MS oder
HPLC/MS-MS) anzusehen.
Die HPLC/MS-Methodik wird perspektivisch insbesondere dann ohne Alternative sein, wenn
die Pflanzentoxin-Analytik als notfalldiagnostisches Multi-Wirkstoffgruppen-Screening für
z.B. Alkaloide, Polypeptide und Herzglykoside durchgeführt werden soll.
53
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55
Abkürzungsverzeichnis
ADI: acceptable daily intake, duldbare tägliche Aufnahmemenge) BfR: Bundesinstitut für Risikobewertung CZE: Kapillarzonenelektrophorese DAD: Diodenarraydetektor DC: Dünnschichtchromatographie EC: elektrochemischer Detektor EIA: Enzymimmunoassay ELISA: enzyme linked immunoabsorbent assay EPA-RfD: Environmental Protection Agency reference dose FID: Flammenionisationsdetektor FLD: Fluoreszenzdetektor FPIA: Fluoreszenzpolarisationsimmunoassay GC: Gaschromatographie GIZ: Giftinformationszentren HPLC: Hochleistungsflüssigchromatographie HS: Headspace, Dampfraumanalyse IC: Ionenchromatographie IR: Infrarotspektrometrie i.v.: intravenös LD: letale Dosis LLE: Flüssig-flüssig-Extraktion MALDI-TOF: matrix-assisted laser desorption/ionisation-Flugzeitmassenspektrometer MOS: margin of safety MS: Massenspektrometrie NO(A)EL: no observed (adverse) effect level NMR: Kernresonanzspektrometrie p.o.: peroral RIA: Radioimmunoassay s.c.: subcutan SFC: supercritical fluid chromatography SPE: Festphasenextraktion SPME: Festphasenmikroextraktion UV: UV/VIS-Detektor ZNS: Zentralnervensystem)