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 will ich zeigen, daß die Subjekttheorie in ihrer essentiellen Verknüpfung m it e in er Theorie der Moderne der einzige Theorien- · komple x erfolgreich en Widerstands gegen die Zeitparameter von Zu- Einleitung: «Seinesgleichen geschieht»: fall und Zerfall ist und damit spezie ll dazu taugt, der europäischen Subjektverlust in Europa Verfallsgeschichte seit 1914 zu begegnen. Aus diesem Grunde bleibt ebenso Heideggers subjektfreies Dasein Während sich Restdeutschland weitgehend subjektfrei, sprachlos und von 1927 wie Horkheimers und Adorno s sprachlos e Aufklärung von ohne Bewußtsein eint, bleibt mit Hölderlin «das Ende von Etwas 1 94 4 w ie auch noch Habermas Kommune ohne B ew uß ts ei n v on 1981 (. W el ch es si ch w ie Asien ausdehnet». Es ist die Verzweiflung an zu distanzieren. Denn jedes dieser Konstrukte ist, a us w en n auch sehr der Moderne, eine neue Krankheit zum Tode. Vorbereitet ist sie unterschiedlichen Gründen, nur geeignet, der unbestrittenen Faktizi- durch die Selbstnegation Europas seit 1914. Denn dies und seinesglei- tät des Subjektverlusts zuzuarbeiten, s ta t t si ch dieser Faktizität aus- chen geschieht: der Subjektverlust in Europa. Er ist auch nicht durch reichend entgegenzustellen. Für Heidegger s ebe nso anarchische wie bloßen Machtzugewinn zu beheben. Vielmehr nur durch eine refle- schließlich totalitäre Verstrickung muß das hier nicht einmal einlei- xive Aufhebung der Sprach- und Bewußtlosigkeit, damit durch die tend ange zeigt werden. Für Horkheimer und Adorno wieder ist die Rekonstruktion des bewußten Seins, seine Wiederaufrichtung. Diese Preisgabe der Rationalitätsstandards so charakteristisch, daß sie da- ist nicht vor ste llb ar als bloße Rückkehr zum Alten. Eher anal og dem mit dem Begriff einer kritischen Theorie gar nicht genügen können. historischen Prinzip einer <Renai ss an ce>, di e au ch durch das Alte nur Schließlich ist auch Habermas «Theorie der kommunikativen Ver- a ng es to ße n, t at sä ch li ch a be r v on ih m angehoben i st, s ic h das Neue nunft» nur dem allgemeinen Subjektverlust angehängt, statt aus ver- zuzutrauen und dann auch durchzusetzen. nünftigen und lebendigen Gründen dem Untergang widerstehen zu Wir kön nen ins bes ondere nicht so zum Subjekt in der Moderne lassen. zurückkehren, daß die verlorenen J ah re v on 1914 bis 1989 durchge- strichen ren . Ohnehin ist d as w ed er biographisch noch ideenge- sch ich tli ch möglic h. Möglich ist aber die Decouvrierung einer Zeit 1. Indikatoren des Subjektverlusts und ihrer Ideen, die verantwortlich sind für die Festschreibung des Subjektverlusts n Europa. Nach der kurzen und abg elebte n Phase Bevor diese Thesen und die subjekttheoretischen Konsequenzen nä- postmodernistischer Begeisterung ist heute erkennbar, da die Pro- her ausgearbeitet w er de n, ka nn die Einleitung zunächst darauf be- klamation des Subjektverlusts tieferreichende Gründe hat, und zwar schränkt bleiben, den Subjektverlust, wie er faktisch erfahrbar i st u nd in Theorien, die einmal Avantgarde waren, nämlich den Subjektver- noch ohne expliziten philosophischen Anspruch darzustellen. Daß lust selbst auf den Begriff bringen wollten. Selbst noch die Spanne nämlich seinesgleichen geschieht, das Gebraucht- und Verbraucht- von Kants «Kritik der reinen Vernunft» (1781) bis zu H eg el s T od werden von Subjekten bis zur Vergeblichkeit, hat sich in die Ge- ( 18 31 ) g erä t dadurch in den Anschein, auch nur eine beliebige schichte dieses Jahrhunderts so sehr eingegraben, daß es als Faktum Spanne beliebiger Gedanken gewesen zu sei n. Ausgerechnet die unumstritten ist. Nur seine Qualität bleibt umstritten. Subjekttheorie, die einzige Theorie, di e dem Me nsch en als Menschen Ich beginne mit (a) der politischen Liquidation, die sich als eine Stand gab, weil sie das Subjekt im Me nschen etablierte, nämlich als Art fortgesetzte Naturgeschichte begreift. Danach schließe ich (b) den Ort der Selbstbestimmung aus Vernunft, soll nun ihrerseits auch die technische Liquidation an, in der sich die negativen Verstandes- nur hineingerissen werden in den Wirbel allgemeiner Turbulenzen, funktionen bündeln. Es ist die Liquidation d ur ch d ie Destruktions- in dem nach einer kaum wi tz i ge n P ar ol e alles geht, weil ohnehin wissenschaften, di e von der Atomtechnik über di e Biogenetik bis zur nichts geht. Computerwissenschaft reichen. Schlie ßli ch deu te i ch a uc h (c) die in- 10 11

Riedel Perda Sujeito Europa

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sujeito, decadencia, cultura, filosofia.

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  • Dagegen will ich zeigen, da die Subjekttheorie in ihrer essentiellenVerknpfungmit einer Theorie der Moderne der einzige Theorien-

    komplex erfolgreichen Widerstands gegen die Zeitparametervon Zu-Einleitung: Seinesgleichengeschieht:fall und Zerfall ist und damit speziell dazu taugt, der europischenSubjektverlust in Europa Verfallsgeschichte seit 1914 zu begegnen.

    Aus diesem Grunde bleibt ebenso Heideggers subjektfreies DaseinWhrend sich Restdeutschland weitgehend subjektfrei, sprachlos und von 1927 wie Horkheimers und Adornos sprachlose Aufklrung vonohne Bewutsein eint, bleibt mit Hlderlin das Ende von Etwas 1944 wie auch noch Habermas' Kommune ohne Bewutsein von 1981(. ..), Welches sich wie Asien ausdehnet. Es ist die Verzweiflung an zu distanzieren. Denn jedes dieser Konstrukte ist, aus wenn auch sehrder Moderne, eine neue Krankheit zum Tode. Vorbereitet ist sie unterschiedlichen Grnden, nur geeignet, der unbestrittenen Faktizi-durch die Selbstnegation Europas seit 1914. Denn dies und seinesglei- tt des Subjektverlusts zuzuarbeiten, statt sich dieser Faktizitt aus-chen geschieht: der Subjektverlust in Europa. Er ist auch nicht durch reichend entgegenzustellen. Fr Heideggers ebenso anarchische wiebloen Machtzugewinn zu beheben. Vielmehr nur durch eine refle- schlielich totalitre Verstrickung mu das hier nicht einmal einlei-xive Aufhebung der Sprach- und Bewutlosigkeit, damit durch die tend angezeigt werden. Fr Horkheimer und Adorno wieder ist dieRekonstruktion des bewuten Seins, seine Wiederaufrichtung. Diese Preisgabe der Rationalittsstandards so charakteristisch, da sie da-ist nicht vorstellbar als bloe Rckkehr zum Alten. Eher analog dem mit dem Begriff einer kritischen Theorie gar nicht gengen knnen.historischen Prinzip einer , die auch durch das Alte nur Schlielich ist auch Habermas' Theorie der kommunikativen Ver-angestoen, tatschlich aber von ihm angehoben ist, sich das Neue nunft nur dem allgemeinen Subjektverlust angehngt, statt aus ver-zuzutrauen und dann auch durchzusetzen. nnftigen und lebendigen Grnden dem Untergang widerstehen zu

    Wir knnen insbesondere nicht so zum Subjekt in der Moderne lassen.zurckkehren, da die verlorenenJahre von 1914 bis 1989 durchge-strichen wren. Ohnehin ist das weder biographisch noch ideenge-schichtlich mglich. Mglich ist aber die Decouvrierungeiner Zeit 1. Indikatoren des Subjektverlustsund ihrer Ideen, die verantwortlich sind fr die Festschreibung desSubjektverlusts in Europa. Nach der kurzen und abgelebten Phase Bevor diese Thesen und die subjekttheoretischen Konsequenzen n-postmodernistischer Begeisterung ist heute erkennbar, da die Pro- her ausgearbeitet werden, kann die Einleitung zunchst darauf be-klamation des Subjektverlusts tieferreichende Grnde hat, und zwar schrnkt bleiben, den Subjektverlust, wie er faktisch erfahrbar ist undin Theorien, die einmal Avantgarde waren, nmlich den Subjektver- noch ohne expliziten philosophischen Anspruch darzustellen. Dalust selbst auf den Begriff bringen wollten. Selbst noch die Spanne nmlich seinesgleichen geschieht, das Gebraucht- und Verbraucht-von Kants Kritik der reinen Vernunft (1781) bis zu Hegels Tod werden von Subjekten bis zur Vergeblichkeit, hat sich in die Ge-(1831) gert dadurch in den Anschein, auch nur eine beliebige schichte dieses Jahrhunderts so sehr eingegraben, da es als FaktumSpanne beliebiger Gedanken gewesen zu sein. Ausgerechnet die unumstritten ist. Nur seine Qualitt bleibt umstritten.Subjekttheorie, die einzige Theorie, die dem Menschen als Menschen Ich beginne mit (a) der politischen Liquidation, die sich als eineStand gab, weil sie das Subjekt im Menschen etablierte, nmlich als Art fortgesetzte Naturgeschichte begreift. Danach schliee ich (b)den Ort der Selbstbestimmung aus Vernunft, soll nun ihrerseits auch die technische Liquidation an, in der sich die negativen Verstandes-nur hineingerissen werden in den Wirbel allgemeiner Turbulenzen, funktionen bndeln. Es ist die Liquidation durch die Destruktions-in dem nach einer kaum witzigen Parole alles geht, weil ohnehin wissenschaften, die von der Atomtechnik ber die Biogenetik bis zurnichts geht. Computerwissenschaft reichen. Schlielich deute ich auch (c) die in-

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  • tellektuelle Liquidation selbst an und den mangelnden Widerstand ein Ressentiment ist. Das Resultat, die Liquidation des politischendagegen, damit die Selbstaufgabe der Moderne und die Aufreibung Subjekts, ist gleichwohl identisch, nmlich der nicht nur metaphori-der Philosophie.sche Tod. Ob die ohne Umstnde biologistisch ge-deutet wird oder auf Umwegen, nmlich ber die Verherrlichung des. . Kollektivs, pseudobiologistisch, ndert nichts an der Selbigkeit der(a) Die politische Liquidationzweifachen Lge und tatschlichen , den MenschenEiner spteren Zeit mag es verwunderlichscheinen, wie sich Europa tieranalog zu nehmen und ihn zum Tiermenschen zu machen. Dieerst von Diktaturen nach Plan berziehen lie, nach dem Ende des planmigen UnTaten des NS-Systems werden nicht geringer durchdeutschen und schlielich auch des russischen Terrors sich gegen die planmigen UnTaten des Sowjet-Systems, was prinzipiell auchAsien wie Afrika stabilisiert, um die Konfrontation mit Nordamerika umgekehrt gilt. Die divergente Ausrottungspolitik beider Systemeund dem Fernen Osten zu bestehen, es dabei aber Zufall und Zerfall wird nicht nivelliert, ist hier aber auch nicht das Thema. Dem deut-berlt, was fr andere Kontinente seine Mitte ausmacht: Hand- schen Historikerstreit wird nicht aufs neue Vorschub geleistet zugun-lungssubjekt gewesen zu sein und wieder zu werden, weil mastb- sten einer Rechtsverschiebung, die uns allgemein bevorsteht. Hierliches Existenz-, Sprach- und Bewutseinssubjekt. Da das europi- wird kein Auschwitz gegen ein Gulag verrechnet.sche und speziell das deutsche Wirtschaftszentrum nicht dadurch Nicht die gleichgltige Inkaufnahme des Todes von Millionen,bestehen kann, bloe Reproduktion US-Amerikas und Japans zu nicht die unterstellter politischer Gegner, sondern diewerden, haben die letzten Wirtschafts- und Handelskriege schon hin- planmige Herstellung des Todes auf Grund Nichtgefallen einer sog.lnglich bewiesen. Aber der deutsche und russische Terror lassen zu- Rasse bleibt konkurrenzlos, damit ein spezifischer Apparat dernchst mehr Gedanken nicht aufkommen. Beide haben Europa und Steuerung gro8rumigerVerkehrsstrme durch bald ganz Europadas Subjekt in der Moderne politisch auf lange Zeit liquidieren kn- nur zum Zweck der Ermordung in dafr installierten auch rumlichnen. Beide lhmen noch heute. Todesfabriken, und dies mit in der Tat wieWhrend die Deutschen besonderer intellektueller Anstrengungen bei der Ungeziefervernichtung:durch allerbedurften, sich selbst und andere vergessen zu machen, da ihr Land Generationen.offenbar auch in Europa liegt, konnte Ruland sich ungehemmt bis Festzuhalten bleibt: die doppelte Lhmung des politischen Sub-Berlin und Wien durchsetzen, da es schlielich das schlimmere bel jekts, und dies als spezifisches Syndrom deutscher Politik. Die dop-zu besiegen galt. Heute noch nicht fertig mit der unbewltigten deut- pelte Lhmung verdanken wir nun freilich zwei deutschsprachigenschen Vergangenheit, ist die unbewltigte russische Gegenwart eine Philosophen, geradlinig Marx, umwegig Nietzsche. Beide waren dieHypothek fr alles Subjektsein, die mit der von Deutschen zu tragen- groen Liquidatoren der Subjekttheorie im 19. Jahrhundert. Beideden Last der Geschichte immer grausamer konkurriert. Was heit, haben die Theorie der Selbsterhaltung in der Konsequenz der Subjekt-wenn Seinesgleichen geschieht, der Subjektverlust durch politische theorie von Kant bis Hegel auf den Kopf gestellt, indem sie den Men-Liquidation?

    schen prinzipiell auf das festgestellte. seiner Unbestimmtheit ledige undDie versuchte Herstellung des Menschen als des festgestellten damit unfreie Tier herabzubringen suchten. (Da das System des unge-Tiers. Diese geschieht zwar im NS-System wie im Sowjet-System un- brochenen Kapitalismus dasselbe lngst intendiert hatte, ist keine Ein-ter sehr unterschiedlichen Prmissen, einmal als der planmige So- rede. Dieses System ist bekanntlich so effizient, da es auf philo-zialdarwinismus, zum anderen als der planmige Sozialkollektivis- sophische Ahnherrenohnehin immer verzichten konnte-und da esmus. Auch mu nicht mehr darber verhandelt werden, da der Kom- philosophisch auch nur in der Abwehr der Rede wert ist.)munismus ber bedeutende und prinzipiell honorige theoretische Der neuere Subjektverlust durch politische Liquidation sei es fa-Grundlagen verfgt, der Faschismus aber ber keine, sondern nur schistischer, sei es kommunistischer Herkunft meint den bislang er-

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  • folgreichsten Versuch einer Widerlegung moderner Subjekttheorie durch die zweimalige Herrschaft der Mongolen in seiner wesentlichen Kraftberhaupt. An deren Stelle tritt die Trieblehre. Die einen treibt es geknickt worden zu sein; besonders Timur entsetzlich mit seinen Schdel-. pyramiden und seinen Mauern aus Stem, Kalk und lebenden Menschen. Es istdazu, sich durch Augen-und Haarfarbe ausgezeichnet zu whnen, die gut, da man sich beim Bilde eines solchen Zerstrers, wie er seinen undanderen durch Arbeiter- und Bauernverwandtschaft. Beide Systeme seines Volkes Egoismus im Triumph durch die rauchenden Ruinen der Weltsind regressive Fassungen eines Stndestaats, untaugliche Antworten spazieren fhrt, davon Rechenschaft gebe, mit welcher Wucht das Bse sichauf den ungebrochenen Kapitalismus, unter dessen Einflu mit Marx zu Zeiten vordrngen darf. (In solchen Lndern wird man auf ewig nie mehr

    an Recht und an menschliche Gte glauben.) Und doch hat er vielleicht Eu-gerade alles Stndische und Stehende verdampft. Nun kann man -ropa vor den Osmanen gerettet: man denke sich ihn hinweg und Bajazeth undentgegen landlufiger Anstrengungen einer pseudolinken Nachhut die Hussiten zugleich sich ber Deutschland und Italien werfend! Die spte-Stalin vom Kommunismus nur so viel trennen wie Hitler vom Faschis- ren Osmanen, Volk und Sultane, so schrecklich sie fr Europa waren, habenmus. Beide Mordregime sind blamiert und deshalb Marx selbst auch - doch nicht mehr jenen Hhepunct der Kraft erreicht.2wie Nietzsche schon lange. Es geschieht in beiden Systemen nicht ein-fach dasselbe, aber seinesgleichen: Burckhardt, der dem angeblichen Gesetz der Kompensation durch-

    aus auf das skeptischste gegenbersteht, kalkuliert zu Recht gleich-Sie sieht unsicher und verfilzt aus, unsere Geschichte, wenn man sie in der wohl den Fall des noch Schlimmeren. Dieser Kalkl hat auch noch dieNhe betrachtet, wie ein nur halb festgetretener Morast, und schlielich luft Niederwerfungdes NS-Systems durch das Sowjet-System begrendann sonderbarerweise doch ein Weg ber sie hin, eben jener , von dem niemand wei, woher er gekommen ist. Dieses Der Ge-schichte zum Stoff Dienen war etwas, das (...) emprte. Es emprte dieses eines politischen Subjekts geradlinig gutheien, ohne zugleich immerwehrlose Hinnehmen von Vernderungen und Zustnden, die hilflose Zeitge- der Zerstrung eingedenk zu bleiben? Auch dies wre nur ein Wegnossenschaft, das planlos ergebene, eigentlich menschenunwrdige Mitma- der fortgesetzten Lhmung durch den Terror, ihn nun vergessen zuchen der Jahrhunderte.'wollen.

    Was hilflose Zeitgenossenschaft war, blieb fr die Zeitgenossen Musils Heute ist es leichtgemacht, Europer zu werden, wenn nur das ver-und die Zeitnachfahrenauf besonders eindringliche Weise bestim- bliebene Vakuum als Vakuum kenntlich bleibt: als die Leerstelle allermend: Sie waren dem rationalisierten und deshalb technifizierten Selbstbestimmung. Selbstbestimmung aber meint anfnglich die je-Terror ausgesetzt, dem nicht mehr auszuweichen war, wie es Tiere denfalls versuchte Herstellung des Subjektseins noch vor aller theore-tun, die sich scheintot stellen: denn durch diesen Terror war der inten- tischen Selbstdurchsichtigkeit und praktischen Selbstmchtigkeit.dierte festgelegte Aktor selbst an der Macht, der durch seine techni- Selbstbestimmung meint daher die Gegenwendung zur bewutlosensche Potenz gerade jeder Lebens-Reaktion berlegen blieb, indem er Selbstvernachlssigung und vorzglich zur planmig intendiertenihr den Garaus machte. Nicht das unmanipulierte Tier ist die eigent- Herstellung des manipulierten Menschen. Wie wir wissen, ist derliche Herausforderungdes Subjektseins, sondern der manipulierte bislang nicht herstellbar, sondern noch ein Fabelwesen.Mensch. Seine deutsch-sterreichische wie russisch-asiatische Va- Es war bislang nur nherungsweise zu gewinnen: als der Lager-riante sind noch heute das eigentlich politische rgernis der Welt- mensch, und dies auch auerhalb fester Einschlieung. Geblieben istGeschichte als einer verhinderten Geschichte der Subjektkonstitu- uns davon die Naturgeschichte einer Destruktion, die uns noch auftion. Generationen in den Knochen steckt, die aber doch prinzipiell als

    aufhebbar erscheint. Die Ideologie von Marx und Lenin, NietzscheEs giebt (wenigstens scheinbar) absolut zerstrende Mchte, unter deren und Heidegger bleibt dadurch freilich auf Dauer blamiert.Hufschlag kein Gras mehr wchst. Asien scheint dauernd und auf alle Zeiten

    J. Burckhardt: ber das Studium der Geschichte (Weltgeschichtliche Betrach-' R. Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Hrsg. A. Fris. Hamburg 1952, S.369. tungen). Hrsg. P. Ganz. Mnchen 1982, S. 241.

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    wie sich versteht, der Absicht auf Tier-Haltungdoch nicht entsprechen(b) Die technische Liquidation

    . .zu knnen. In dieser gengend-ungengenden Mampulation wird Je-Nicht vergehen will unterdessen die von politischen Systemen unab- denfalls erreicht, da Menschen als Menschen sich selbst entgehen:hngige technische Liquidation des Menschen, seine tatschliche Er- ebenso nach der Seite ihrer Vernnftigkeit wie nach der Seite ihrerrichtung als das festgestellte Tier, ein mit dem bloen und Endlichkeit. Entscheidend ist nicht die Liquidation der Vernnftig-eher strenden Akzidens . Die Technik ist der verstndige keit fr sich noch die der Endlichkeit fr sich, sondern die ProduktionWille zum Menschen als Tier. Was nicht grob destruierbar ist durch der Besinnungslosigkeit: Mit dem Bewutsein der Endlichkeit nimmtABC-Angriffe, wird durch gentechnologischen Umbau erreicht und die Technik alles Bewutsein. Ihr Ideal ist die Bewutlosigkeit desdurch informationelle Auensteuerung jedenfalls anvisiert. Die tech- Tiers, das so am besten berechenbar bleibt. Entsprechend bedarfesnische Destruktion des Menschen zum Tier ist der Versuch seiner der Austreibung des Todesbewutseins aus dem Menschen.endgltigen Festlegung. Diese geschieht durch physische Vernich- Im Sinne dann auch einer Naturgeschichte des Geistes scheint unstung der menschlichen Gattung (atomaren, biologischen und/oder einmal ein Rationalittstypus zugefallen, der noch anderes inten-chemischen Holozid), physische Reduktion der Gattung (durch pro- dierte als technische Rationalitt, und lngst wieder zerfallen, weilgrammierte Klimakatastrophen), physischen Umbau der Gattung aufgegangen in lediglich technischer Rationalitt, die sich mit strate-(durch biogenetische Manipulation). Die informationelleKorruption gischer und demagogischer paart, vorzglich also mit politischer undarbeitet dem zu. intellektueller Liquidation. Frhneuzeitliche Theorie-Impulse, dieDie Lhmung durch technische Liquidation erweist sich als noch das ratiocinari als verdolmetscht haben, sind dann zu allenfundamentaler denn die Lhmung durch den politischen Terror, zu- Impulsen mglicher Theorie geworden. Die Menschheitsgeschichtemal dieser ansatzweise auch schon ein technizistischer war. Entschei- selbst wird zur Biologie eines besonders entarteten Wesens, was ein-dend fr die Vorstellung eines Subjektsverlusts durch technische Ver- mal geheien haben mochte, zur Folklore undnichtung ist die alle technische Zerstrung begleitende Vorstellung Freizeitbeschftigung.der Irreversibilitt, die die Unurnkehrbarkeitder Erfolge politischen Nun ist eben dies unstreitig der Fall. Und eben deshalb auch dieTerrors noch weit berbietet. Die technisch mglichen Revisionen Prognose fr das zuknftige Europa ungnstig. Denn es hat sich bis-der bereits hergestellten technischen Liquidation sind wiederum nur lang nur auf den Weg gemacht, eine vergrerte Schweiz sein zu wol-neue Prozesse der Liquidation. Der Proze der externen Manipula- len. Das kann nicht anders sein angesichts des Proletarisierungsef-tion unserer Lebensbedingungen wird nur anhaltend verschrft. Die fekts, der nach der politischen Liquidation vorzglich der technischenVerbiegung wird perfektioniert, wobei die Grenzen der Machbarkeit Liquidation zu verdanken ist. Der Subjektverlust durch technischenur durch das aktuell vorgezeichnet sind und jeder neue Liquidation fhrt zur Gleichheit unter Entmndigten, die nun alleSchritt nur ein Schritt nher auf die Katastrophe zu ist. Im Wesen gleichermaen in Anspruch nehmen, aberdieses Fortschritts liegt nur weiterer als weiterer Rck- immer unwissender werden. Die Verwaltung auch der wird damit an pseudo-demokratisch legitimierte InstanzenWenn die politische Natur-Geschichte der Destruktion erst einmal gebunden und sinkt, wie in anderen Weltregionen ohnehin, weit un-durch eine technische Natur-Geschichte der tendenziell vollstndigen ter den Standard der berufsmigen Frderung des Berufssports ab.Vernichtung berholt ist, scheint auch der Subjektverlust perfektio- Fr die europischen Bedingungen bedarf dies besonderer Erwh-niert. Die technisch hergestellte Ordnung ist auf neue Umordnung nung, weil es sich dabei anders als in anderen Erdteilen um einenangelegt und ihrem Wesen nach immer nur UnOrdnung. Die Herstel- Proze der Selbstliquidation handelt. Die europische Technik hatlung des Menschen als Tier stt an die Grenze, ihn ebenso stillstellen die europische Kultur liquidiert (andere Kulturen ohnehin). Derzu knnen wie immer wieder nur aufgeregte Tiere herzustellen, also, Proze der Selbstliquidation ist deshalb von besonderem Interesse,16

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  • weil er die Subjekttheorie am neuralgischsten Punkt ihrer eigenen Re- vivere non necesse> hat sich ihm in den Freihandelsgrundsatz verwan-flexivitt trifft: bei der Selbstbezglichkeit der Selbstauflsung. Das delt: anything goes, amuzing ourselves to death. Auf diese und vor-Subjekt wird jedenfalls in der Selbstauflsung zeitanalog. Wie Chro- zglich franzsische Satyrspiele der Subjektdestruktion gehe ich nichtnos vorgestellt wird als einer, der seine eigenen Kinder verschlingt ein, wohl auf diejenigen Dekonstruktionen, die wir einerseits Heideg-und deshalb als selbst und ihre chaotische Verschlingung in sich ger und Horkheimer/Adorno, andererseits Habermas verdanken.gilt, so ist die Autodestruktivitt des Subjekts beispielhaft abzulesen Ihre Modernitt geht der Postmoderne vorauf, arbeitet ihr zu oderin der Weise der technischen Liquidation aller non-technischen Ra- opponiert ihr nicht zureichend. Noch in ihrer Modernitt bleiben sietionalitt. daher mit dem Jahrhundert der Zerstrung viel zu konform, als da

    Das zeitanaloge Subjekt ist die uerste technische Verzerrung des sie ihm zureichend widerstnden. Nicht die nachredenden Erben desSubjekts, nur berboten durch das zeitgeme Subjekt intellektueller , eines und blankSelbstliquidation. Schon sich zeitanalog denken zu lassen, ist Ruin befreiender sind also mein Thema, sondern diegenug: ein Ruin, der eingetreten ist seit dem, was andere den nennen. In diesem Zusammen- sprachlose Aufklrung und die Kommune ohne Bewutsein sollenbruch nicht der Theorien von Kant bis Hegel, wohl aber der durch sie indizieren, wie hier auf getrenntesten Wegen doch dasselbe ge-konstruierten europischen Subjektitt, hat sich die technische Liqui- schieht: die mutwillig-unwillige Zuarbeit zur postmodernen Ver-dation jedes Subjektseins bereits durchgesetzt: durch Aufsaugung der zweiflung.Rationalitt in die Mortalitt - statt Absorption dieser durch jene. Heidegger ist immer noch der magebliche Protagonist einer Zer-War aber erst einmal das Subjektsein auf ein Endlichsein reduziert strung der Subjekttheorie im 20. Jahrhundert. Dafr bedurfte es be-und damit die Vernunft des Subjektseins auf die Seite getan, konnte sonderer Strke im Aufspren von deren Schwchen, die nun deshalbauch das Ziel gelingen, den technisch festgestellten Menschen als ganze untauglich sein sollte: ebenso nach der Seite ihrer Herkunftschlielich noch um das Bewutsein seiner Endlichkeit zu bringen - wie Gegenwart wie Zukunft. Das intendierte subjektfreie Dasein warund damit als Tier festzustellen- gleichwohl, wie zu zeigen sein wird, wesentlich nicht erreichbar, nur

    Aus dieser - beinahe gelungenen - Zukunft gibt es solange kein die Abkippung in einen anderen Mythos des 20. Jahrhunderts.Entrinnen, wie die technische Bestimmung des Restsubjekts zum ex- Horkheimer/Adorno haben mit verzweifelter Hellsichtigkeit diepliziten oder doch impliziten Standard noch verbliebenerSelbstzu- Selbstgefhrdung der Aufklrung erschlossen und dabei doch nur derschreibungen wird und alleiniger Standard bleibt. Denn solange ist sprachlosen Aufklrung zugearbeitet, derjenigen, die sich selbst ent-das Subjekt nur als technisch fungibel gedacht, dem technischen Im- geht, weil sie sich im Erschrecken ber sich selbst an der eigenen Ver-perativ selbst unterstellt, weil nur dem zeitlichen Impuls der Selbst- nunftaufgabe versieht und deshalb auch am Subjekt. So mssen bei-aufreibung untergeordnet. Das Subjekt ist dann wesentlich nicht dervernunft-wiesubjekttheoretischeAnstrengungenweithinterdemmehr , weil immer schon der Zeit-Technik unterworfen. Projekt einer Selbstkritik zurckbleiben, die gegenber postmoder-

    ner Vernutzung tatschlich resistent macht.. . . - Habermas schlielich hat im - unverzichtbaren und zunchst be-(c) Die mtellektuelle Liquidation . .freienden - Rekurs auf die kommumkativen Strukturen der Vernunft

    Dies ist die Stunde auch der intellektuellen Liquidation der Subjekt- und mit der - allerdings forcierten - Erklrung, das sog. Paradigmatheorie. Zum Ideal wird nun der letzte Mensch, die Einheit von Tier- des Bewutseins hinter sich gelassen zu haben, gegen seine eigenenmensch und Tier, der Blinzler, der das Glck erfunden hat und nun Absichten einer Kommune ohne Bewutsein Raum gegeben und da-den pursuit of happiness verfolgt, der die Platonische Idea vollendet mit einer in ihren bestechenden Einsichten doch nur neuen Theorienimmt im postmodernen Video. Das Hansische

  • die Zeitstrmung der Postmoderne den Subjektverlust feiern, wel- durch die Annahme einer Aufhebung des Bewutseins in Daseinchen Habermas in anderem Kontext als Sieg ber die Bewut- (Existenz), Habermas durch die korrelative Annahme einer Aufhe-scinstheorie hinnahm und deshalb nicht aufhalten konnte. bung desselben Bewutseins cartesisch-husserlscher Provenienz inUnbestritten ist freilich gerade das vorwrtstreibende Moment die Intersubjektivitt der Sprache. Heidegger wie Habermas sindebenso bei Heidegger wie bei Horkheimer/Adorno wie vorzglich beide bestimmt durch die (nicht unpolemische) Konfrontation mit derbei Habermas. Inwiefernsie aber gegen ihren Willen oder doch gegen klassischen Subjekttheorie als Bewutseinstheorie. Beide hebenihre eigentliche Intention die ihnen selbst entfremdete Subjekttheorie diese Theorie an. wenn wir uns nur von beiden lsen und ihren indi-am Ende durch ihre Resignation hindurch gleichwohl vorantreiben rekten Ertrag zum Ausgang nehmen fr die Restitution des bewutenmssen, wird sich gerade in dem Proze der Zerstrung, an dem sie Seins und damit des Subjekts der Moderne selbst.mageblich teilhaben, durch sich selbst erweisen. Im subjektfreien Das Existenzsubjekt als wie das Sprachsubjekt als sind beide sehr spte Antworten auf das hoch-Bewutsein sind Widerstandspotentiale virulent, die der Resurrek- gradig defizitre Bewutseinssubjekt der Tradition. Dieses hatte vontion des Subjekts dienstbar gemacht werden knnen. Besonders Hei- Kant bis Hegel ebenso das leibliche wie das sprachliche Fundamentdeggers Rekurs auf das , Horkheimers und Adornos des Subjektseins weitgehend ignoriert. nach Mglichkeit weggeschla-Rekurs auf das und Habermas' Rekurs auf das erschlieen uns am Ende Potenzen der Selbstbehauptung der Vernunft des bewuten Seins aufzuheben, ohne da sie doch jemalsVernunft, die der Rckkehr zum Subjekt dienlich bleiben. als solche zureichend anerkannt worden wre. Ein Beleg exzeptionel-ler Art dafr ist Hegels weitgehend metaphorischer, christlich getrb-ter Umgang mit dem Tod. So war andererseits die Sprachlichkeit der2. Was meint dagegen ? Vernunft als quasi selbstverstndlich unterstellt, jedenfalls mit jedemAusdruck des bewuten Seins genutzt, aber nicht als solche themati-Gegen die politische, technische und intellektuelle Liquidation be- siert, und zwar weder die Fallgrube der bloen Vereinzelung des Den-stimmt sich das Subjekt in der Moderne als das Unersetzbarsein des kers thematisch noch gar die befreiende Lsung in der Intersubjekti-bewuten Seins. Das meint aber gerade kein Vorbeisehen an der Li- vitt sprachlich sedimentierter Vernunft zugnglich.quidation, sondern das genaue Hinsehen auf die Prozesse der Ver- Auf beide Defizite antworten Existentialanalytik und Sprachprag-nichtung. Das heit: Das Subjekt in der Moderne ist frei von der Bor- matik, strikt voneinander getrennt, immer nur so, da sie sich auf einnierung auf eine Vernunft, die den Tod nicht sieht oder fr gering Defizit konzentrieren, das jeweilig andere aber beiseite setzen odererklrt. Eine solche Vernunft hat sich lngst als sehr wohl ersetzbar ganz ignorieren. Jede der beiden Antworten auf die klassische Be-erwiesen. Sie war tatschlich selbst nur eine subjektvergessene Ver- wutseinstheorie behauptet entsprechend, die ganze Antwort zu sein.nunft, solange sie den Tod verga. Das Subjekt in der Moderne kon- Davon sind aber beide weit entfernt, weil sie (a) eine Aufhebbarkeitstituiert sich dagegen aus der Einheit der Vernunft und des Todes. des Bewutseins behaupten, die weder das Existenzsubjekt noch dasDas Subjekt des bewuten Seins mu sich zu diesem Zwecke mit Sprachsubjekt gewhrleisten kann, und weil sie (b) diese Aufhebbar-zwei Prusubjekten vermitteln: dem der Existenz und dem der Spra- keit nicht einmal dann gewhrleisten knnten, wenn sie sich zuvorche. Das Prsubjekt der Existenz, in der Ausarbeitung wesentlich untereinander als Existenz- und Sprachsubjekt vermittelt htten.Heidegger zu verdanken, und das Prsubjekt der Sprache, profiliert DasSubjektinderModernebleibtalsonichtsoberzustellen,dademdurch Habermas und andere, sind in ihrer Vereinzelung und Isolation Bewutsein nur Existenz und Sprache beide hinzuzufgen und da-gegeneinander freilich untauglich, dem Subjekt des bewuten Seins durch einseitige Bewegungen lediglich zu ergnzen wren bei gleich-zuzuarbeiten. Sie suchen es beide ja gerade zu negieren: Heidegger zeitiger Anerkennung der Antiquiertheit des Bewutseins. Vielmehr

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  • kann von einem Subjekt des bewuten Seins gar nicht gelassen wer-(b) Das Dasein in der Existentialanalytikden, es selbst bleibt erst noch zu gewonen, und es lt sich erst gewin-

    nen nach dem Durchgang durch das Existenz- wie das Sprachsubjekt. Existenz vollzieht sich bei Heidegger der Absicht nach prinzipiellDas Bewutseinssubjekt ist zu frh erschienen, vor der Ausarbeitung subjektfrei>. heit nicht: Selbstttigkeit im Sinne einerdes Existenz- wie des Sprachsubjekts. Als Subjekt des bewuten Seins Selbstbestimmung aus Vernunft, sondern Selbstndigsein aus derlt es sich erst nach der Abarbeitung des Existenz- wie des Sprach- Selbstberlassenheit an die eigene Endlichkeit, vorzglich den eige-subjekts erkennen. Entsprechend bleibt auch die Moderne selbst erst nen Tod. Dasein soll alles Subjektsein absorbieren und dadurch sub-noch herzustellen. Wenn wir uns nach vorne kehren, dann ist auch das stituieren.eine Art Rckkehr, aber eine solche, die erst einen verborgenen Es ist ein Vereinzeltes, nur in sich Gekehrtes, insoweit noch ver-Reichtum ans Licht bringt. Hierauf gehe ich ein in vier Stufen: gleichbar der tendenziellen Vereinzelung des klassischen Bewut-

    seinssubjekts, aber immer weniger als dieses, da intersubjektiv nicht. . zu verankern, jedenfalls weder aus Vernunftgrnden der theoreti-(a) Das Subjekt in der klassischen Bewutsemstheone .schen noch gar der praktischen Selbstbeziehung. Dasein ist Titulatur ist seit Descartes (1596-1650) bis zu Hegel (1770 bis des Versuchs, tiefer zu graben und die Vernunft des Verstehens auf1831) Gegenbegriff gegen materielles Sein und wird in dieser tradi- die Faktizitt des Sichbefindens zu beziehen und so das Bewutseintionellen Gegenstellung noch bis zu Marx (1818-1883) einerseits, durch das befindliche Verstehen zu unterlaufen. Wir sind dadurchHusserl (1859-1938) andererseits weitertransportiert.Aktuell ist der reicher geworden in der Weise, den Reichtum des bewuten SeinsGegensatz konserviert im sog. mind-body-Problemals der Beziehung auch jenseits der berkommenen Rationalittsstandards zu begrei-von immateriellem und materiellem Sein. Die klassische Bewut- fen. Aber wir sind vor allem dadurch rmer geworden: denn die Ra-seinstheorie bis hin zur aktuellen Leib-Seele-Forschung hlt prinzi- tionalittsstandards sind vorzglich von Heidegger solange randun-piell einen Gegensatz aufrecht, der, statt das Subjekt zu sich zu be- scharf gehalten worden, ihr Gehalt wurde solange ausgednnt, bis dasfreien, es nicht zureichend freisetzt oder gerade auch verschttet, weil Subjekt in der Moderne sich selbst entgeht und der Kontramodernedas bewute Sein in der Absetzung vom materiellen Sein wie in der zum Opfer fllt, sei es in der unmittelbaren Linie Heideggers, also inBeziehungsetzung zu ihm immer noch blo isoliertes Sein ist. Das der Weise der reaktiven Herstellung der Subjektlosigkeit durch Sub-Subjekt bleibt sich selbst dadurch fremd, da es sich als bewutes Sein jektaufhebung ins angebliche , sei es in der komplexeren Liniemit dem ihm Nchsten der Existenz wie der Sprache gerade nicht ver- der Selbstaufgabe des Subjekts durch Verzweiflung an seiner Mg-mittelt, sondern nur opponiert, nmlich das materielle Sein nur als lichkeit in einem von anderen hergestellten , wie dies Horkheimer und Adorno nahelegten, deren Re-Einheit der Materie nur entweder getrennt sein oder von ihm absor- kurs auf das Eingedenken mit der Natur schlielich zu Heideggersbiert werden. Es kommt als Cartesisches cogito existo nicht zu sich Regression nur noch komplementr ist.und kann gerade als essentiell Opponierendes nur (und allerdings) in

    praktischer Absicht bedeutsam bleiben, vorzglich seit Kant undFichte. (c) Der Intersubjektivittsgehalt der Sprachpragmatik

    In der Deutung von Habermas (und Apel) erschlieen sich besondersdie Parameter der Wahrheit und der Richtigkeit als intersubjektiv ge-teilte. Die Theorie der theoretischen Wahrheit des Erkennens wirddadurch ebenso wie die Theorie der praktischen Richtigkeit des Han-delns befreit von einem Ballast, nmlich der berkommenen Brde,

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  • das Hinzufgenmssen des einen Erkennenden zum anderen und des Bleiben wir bei (a) der klassischen Subjekttheorie stehen, ermangelteinen Handelnden zum anderen nie zureichend leisten zu knnen, die Moderne der entscheidenden neueren Impulse und ist gar nicht beiweil die berlieferungsich nicht zureichend von der Vereinzelung des sich. Bleiben wir einseitig oder auch in bloer Kopulation bei (b) undErkennenden und auch der Isolation des Handelnden freigemacht (c), streichen wir den anfnglichen Anspruch auf Selbstbestimmunghatte. Wenn unser Erkennen wie das legitim von uns zu fordernde der Moderne. Gehen wir ber auf (d) die Transsubjektivittdes be-Handeln immer schon durch universal- (bzw. transzendental-)prag- wuten Seins, so bleibt dagegen das Subjekt ebenso in seiner Vernnf-matische Geltungsansprche auf intersubjektiv geteilte Wahrheit und tigkeit wie in seiner Endlichkeit sich selbst gegenwrtig, und damit istintersubjektiv beanspruchte Richtigkeit geleitet ist, dann knnen zugleich verhindert, da die Moderne in Postmoderne abkippen kann.diese Ansprche zwar weiterhin verfehlt werden, bleiben aber Ziel- Der Sachverhalt der Aufhebunglt sich am besten so verbildlichen,vorgaben, die nicht durch Anstckung des Einen zum Anderen als da wir schreiben:blo Fremden doch immer wieder nur verfehlt werden knnen, son- (d)dern durch diskursive Verstndigung der Argumentationsteilnehmerprinzipiell erreicht werden.Damit ist neuer Selbstdurchsichtigkeit des Intellekts das Wort ge- (b) (c)redet, auch wenn erstaunlicherweise besonders von Habermas derSubjekttheorie das Recht bestritten wird. Sie ist nun tatschlich Inter-subjekttheorie. Freilich eine solche, die sich im wesentlichen an der (a)Endlichkeit versieht. Die theoretische wie die praktische Diskursra- (a) Die traditionelle Bewutseinstheorie treibt aus sich hervordietionalitt schwebt bei Habermas (wie bei Apel) im wesentlichen frei. Opposition in (b) der Existentialanalytik wie (c) der Sprachpragmatik.Sie reduziert uns auf Argumentationsteilnehmer, die wir auch sind, Wenn sich dabei das Subjekt nicht erschpfen und die Moderne nichtaber nicht nur sind. Sie proklamiert Kommunikation, ignoriert aber im Selbstwiderspruch aufreiben lassen will, bleibt nur, (b) und (c)das existentialpragmatische Fundament der Kommunikation. Sie in- wieder zusammenzufhren. Das ist nun freilich keine Bewegung dertendiert Selbigsetzung unserer selbst in der Rationalitt, leistet aber Zusammenfgung nur auf dem Niveau (a) oder dem Niveau (b) undnicht, worauf es vorzglich ankommt: Identifikation jedes Einzelnen (c), sondern die Bewegung der Sache selbst, nmlich der Identifika-mit sich und in der Gemeinsamkeit aller.

    tonsgemeinschaft des bewuten Seins gerecht zu werden, einer Ge-meinschaft ebenso Vernnftiger wie Widerstndiger gegen den Tod.

    Als essentiell fr das Subjekt des bewuten Seins wird sich erweisen,(d) Die Transsubjektivitt des bewuten Seins

    .da das cogito existo berfhrt wird in ein cogito resisto, d. h. in denJenseits des blo vereinzelten Bewutseins und der blo vereinzelten Widerstand der Vernunft selbst gegen ihre eigene Vernutzung und denExistenz wie jenseits der bloen Allgemeinheit intersubjektiverGel- Mibrauch der Vernnftigen wie der Endlichen. Transsubjektiv ist dastungsansprche sind wir erst dann. wenn wir (a) das klassische Be- bewute Sein als der Zusammenschlu der Intersubjektivittdes Ver-wutseinssubjekt nicht blo negieren, (b) den Gehalt des Prsubjekts stehens mit der bloen Subjektivitt der Endlichkeit. Ohne diese Ver-der Existenz bewahren und (c) die Intention des Prsubjekts der mittlungsleistung entfllt die Moderne und entgeht sich die Philo-sprachlich sedimentierten Vernunft weiterverfolgen. Dann wird er- sophie. Um deren Rekonstruktion im Zeitalter der Zerstrung ist eskennbar, da gar kein Grund dazu besteht, irgendein Moment der aber zu tun. Es kann freilich nicht genug sein, sich bei der PhilosophieSubjekttheorie preiszugeben, vielmehr aller Grund, das Getrennte, der Moderne zu begngen. Wir mssen eintauchen in das Verhngniseinander angeblich blo berholende zu vereinigen, wenn das Sub- des Jahrhunderts selbst.jekt und damit die Moderne einmal noch zu sich kommen sollen.24

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  • \3. Welche Last bleibt dem Subjekt? aktionsfhig sein mu, beschrnkt allein durch das Prinzip des mora-lisch legitimierten Rechts selbst. Damit wird ein einziger kollektiverMelancholie und Moderne gehren enger zusammen, als gern aner- Machthaber erforderlich,dessen moralische Struktur nicht auf Dauerkannt. Wenn nmlich seinesgleichen geschieht: Subjektverlust in gewhrleistet ist, so da aus moralisch-rechtlichen Grnden im Inter-Europa, und auch wenn sich seinesgleichen aufheben lt, bleibt die esse des berlebens der Gattung auch noch ein neuer GlobalterrorMglichkeit der Selbstnegation des bewuten Seins die erschreckend- wenn schon nicht begnstigt, so jedenfalls nicht ausgeschlossen wird.ste Last des Jahrhunderts. Mit dieser Brde bleiben wir ebenso im Die Tradition ist diesem Risiko ausgewichen durch Bevorzugungallgemeinen Chaos der Zeit konfrontiert wie in der UnOrdnung der antagonistischer Konzepte. Die Pluralitt der Weltmchte ist aber ge-Technik, fr die Zukunft aber vorzglich durch die Erinnerung an rade kein Garant des Weltfriedens, auch wenn wir gegenwrtig eineEuropas verlorene Jahre 1914 bis 1989 und die Aussicht auf den tota- relative Entspannungsphase durchlaufen. Auch Organisationsstruk-len Staat. Es sind diese spezifischen Lasten, die es heute nahelegen, turen wie die der UNO sind langfristig keine Antwort mehr. Denn aufdas Projekt der Moderne wiederaufzugreifen

    -ebenso nach dem poli- den global mglichen Terrorismus wird man sofort und ohne Verzugtischen Verrat der Vergangenheit wie mit der Aussicht auf den zu- antworten mssen, wenn es nicht sehr schnell und fr alle zu spt seinknftigen Verratsoll.Nach einer allgemeinen Theorie des menschlichen Zeitgeschehens, Dies ist eine schwer zu ertragende Weglosigkeit der Subjekttheo-einer Naturgeschichte als Kriminalgeschichte, und einer Technikkri- rie: sich der Forderung nach einem Weltstaat oder jedenfalls einertik der ungehemmten Verstandespotentiale bleibt als gravierendste neuen Weltstaatengemeinschaft nicht entziehen zu knnen, nmlichAufgabe der Vorgriff der Subjekttheorie auf die antizipierbare Zu- im Interesse des berlebens der Gattung, und zugleich die Gefahrkunft selbst. Nur darauf soll einleitend noch verwiesen sein, damit eines neuen, weil konkurrenzlosen Terrors anerkennen zu mssen,erkennbar bleibt. da6 die eigentliche Provokation der Subjekttheorie eine Gefahr der Zerstrung aller Moralitt und allen Rechts im Inter-erst noch bevorstehtesse blo der Mglichkeit weiterer Reproduktion der menschlichenRechtsstaatliche Verhltnisse Art sind angesichts des Gattung.berdrucks der Population und verschrfter Verteilungskmpfe bei Auf Dauer kann es freilich kein sinnvolles Leben geben, das sichsinkenden Ressourcen nur noch in einem kleinen Teil der Erdoberfl-

    I blo noch als berleben und Weiterleben ereignete. Der Kampf frche behauptungsfhig. Und auch hier droht weitere Domestikationi ein Mehr als das bloe berleben ist die einzige Tradition, die unein-des Rechtssubjekts durch die Prophylaxe angesichts zu erwartender geschrnkt verbindlich bleibt. Der Tod des Subjekts tritt zuerst da-fortschreitender ABC-Schden. Die ist heute durch ein, da Subjekte sich selbst fr tot erklren. Das vernnftigegar nicht anders vorstellbarals so, da die Staatengemeinschaft sich Sterbewesen, zu dem das Subjekt des bewuten Seins erst noch wer-als Diktatur der Kontrollapparate etabliert, Im Interesse des ber- den mu, bleibt dagegen fhig, an der Vernunftabsicht auf Verbesse-lebens der Menschheit besteht die Gefahr progressiver Entmchti- rung unabsehbar festzuhalten: gegen alle Einreden einer zunchstgung der einzelnen Rechtssubjekte

    bermchtigen Realitt.Aufgabe der Zukunft bleibt, einem kollektiven Terror der Auto- Philosophie ist von vornherein gegen Einreden der sog. Wirklich-destruktion zu begegnen. Dafr mssen nicht nur die Nationalstaaten keit entstanden. Sie hat sich von Platon bis zu Hobbes und speziell imSouvernitutsverzichte leisten, sondern absehbar auch die einzelnen 20. Jahrhundert immer wieder unter Brgerkriegsbedingungen be-Rechtssubjekte. Angesichts der atomaren, biologischen und chemi- haupten mssen. Zwar sind die Einreden gewichtiger geworden, alsschen Selbstgefhrdung der Gattung und im Gegenzug gegen die in- sie es je waren, die Zerfallsprozesse der Wissenschaften und so auchstabile computertechnologische Steuerungsinstanz bleibt ein globaler der Philosophie selbst bedrngender als in irgendeiner Zeit zuvor. IchRechtsstaat noch durchzusetzen, der bewaffnet und unbeschrnkt sehe aber nicht, wie es zulussig sein knnte, deshalb von einer Sache26

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  • zu lassen, die uns allein der Befreiung des Subjekts nherbringenkann. Die Philosophie mu schon Flagge zeigen, nmlich als Subjekt-theorie, und zwar im Interesse des Menschen, der seine selbst ver- schuldete Unmndigkeitsoll verlassen knnen. . l

    Was im weiteren intendiert ist, bleibt ein durchaus Einfaches, nm-lich die Unverzichtbarkeitder philosophischen Reflexion, weil Uner- Zufal I und Zer fal Illichkeit des Subjektseins zu bezeugen. Das ist keine Sache vonSiegen, sondern im 20. Jahrhundert weit eher eine von Niederlagen.Aber gerade in den Niederlagen, in der zunehmenden MiBachtungimmer grerer Teile der Weltpopulation, in den allzuoft chancen-losen berlebenskmpfen unterdrckter Minderheiten, aber auch Wenn die Zeitspanne seit Heidegger bis zu Habermas versucht hat,unterdrckter Mehrheiten zeigt sich, da es zum Subjektsein gar sich von der Subjekttheorie abzukehren, so mu diese Bewegung so-keine Alternative gibt als die, sich wegzuwerfen. Damit dies nicht wenig fortgesetzt werden wie die politischen Untergnge des Jahr-geschieht, jedenfalls sich nicht auf Dauer einspielt, gibt es philo- hunderts. Es mu freilich gegenwrtig sein, was Destruktion der Sub-sophische Reflexion. Einer bedarf deshalb gerade die jekttheorie meint, wenn es gelingen soll, Philosophie selbst zu rekon-Subjekttheorie nicht. Legitimieren mssen sich die, die auf sie Ver- struieren. Die Spanne seit Heidegger bis zur Gegenwart insinuiertzicht leisten wollen, genau dies aber nicht knnen, ohne sich im einen Zerflill, dementsprechend dann auch die Subjekttheorie vonSelbstwiderspruch aufzureiben. Kant bis Hegel wie Zuf2rll erscheint. Eine Selbstdeutung des Men-

    Dieser Band ist also eine Werbung fr Philosophie, nmlich , aber auch dies nicht im Sinne einer Motivation> zur gewiesen, und in dem Mae, wie diese Deutung zersetzt wird, scheintPhilosophie. Niemand kann von auen zur Philosophie sie uns dann ursprnglich auch nur zugefallen wie irgend andereswerden. Es kann sich nur jeder selbst dazu bewegen. Die philo- Beliebiges auch. Mit dem beabsichtigten Zerfall der Subjekttheoriesophische Reflexion als die ausdrckliche und auf das Subjektsein kann nur anregen und anstoen. werden. Zwar hat sich Heidegger gegen die bloe historistischeSich selbst setzen mu jeder allein. Dies freilich nicht im Interesse Einebnung verwahrt durch Konstruktion eines Seinsgeschicks, zwarblo eines Einzelnen, sondern mit dem Ziel der Erhaltung und wo- haben Horkheimer und Adorno entfernt analoge Versuche mit demmglich Steigerung der Gattung als ganzer. Konzept eines Verblendungszusammenhangs unternommen, zwar

    weigert sich Habermas, die Vernunftpotentialeseit Kant preiszuge-ben. Aber die Subjekttheorie von 1781 bis 1831 bleibt gleichwohl ein-geebnet, , in das Gleichmal3 des Ungltigen, weil angeb-lich ungltig Gewordenen. In der Konsequenz verliert der Menschseinen Stand. Er wird wieder ortslos. wie er es zuvor war, bestenfallsillusioniert durch religise oder pseudoreligise Mystifikation. DerBewegung der Einebnung der Subjekttheorie, damit der Preisgabe derModerne bleibt so lange nachzugehen, bis das scheinbar eliminierteSubjekt in der Moderne hinterrcks wieder zum Vorschein kommt.Es soll sich erweisen, da das Subjekt verzichtbar ist, und es erweistsich gerade das Gegenteil. Darin zeigt sich die untilgbare Stiirke des

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  • Subjekts, da ihm sein Recht und seine Existenz selbst bestritten wer-den knnen und dieses Bestreiten doch leer ist, weil es gerade bestrei-tende Subjekte voraussetzt. So aber behauptet sich das Subjekt desbewuten Seins und dadurch die Moderne selbst. So wird schon in der A: Heidegger: Geschick und Ungeschickinsinuierten Einheit von Zufall und Zerfall das Gesetz der Vernunftvorbereitet,da alles ersetzbar sein mag, nur nicht das Subjekt selbst. Da der bedeutendste Angriff auf die Subjekttheorie derjenige Hei-Spter wird sich erweisen, da der Cartesianismus untilgbar bleibt, deggers ist, bleibt noch einmal mit ihm der Anfang zu machen. Seinwenn er nur angemessen verwandelt ist, nmlich ins Prinzip der Philo- Angriff auf die Vernunft ist Voraussetzung fr seinen Ausfall inssophie gekehrt wird. Seinsgeschick und schlielich den Zerfall im Seinsgeschick selbst. Der

    Angriff auf die Vernunft wird hier dargestellt als der Verlust der Frei-heit, der Verlust der Moral und der Verlust des Rechts ( 1-3). Essind Defizienzen, die durch das ganze Werk Heideggers hindurch aufKontinuitt angelegt sind. Es gengt, sie in Ausschnitten zu vergegen-wrtigen. Gleich wichtig, wenn nicht wichtiger ist Heideggers Ausfallins Seinsgeschick, welches gegen Heidegger demonstriert wird alsdas christliche, das faschistische und das marxistische Ungeschick(4-6), also als ein Proze von Zufall und Zerfall, bei dem wir dergroen Worte durchaus entraten knnen, wenn nur die Sache einesder Intention nach subjektfreien Daseins dadurch deutlicher wird -und auch schon dessen Unvertrglichkeit mit sich selbst. Schlielichwird der Zerfall im Seinsgeschick selbst belegt durch den verlorenenGott, den verlorenen Fhrer und auch noch den verlorenenGegner(7-9).

    1. Der Angriff auf die Vernunft

    Immer gibt es Grnde, sich der Vernunft zu entziehen, denn immergilt sie als unbequem. Seit Platons Hhlengleichnis von der ange-schmiedeten Dummheit ist dies vertraut. Die Auszeichnung desTriebs bei Schopenhauer und des Leibes bei Nietzsche hatte es Hei-degger erleichtert, neben das Verstehen des Verstandes die Befind-lichkeit unseres Verstehens zu setzen. Wissenschaftliches Verstehenist dann der Versuch einer Neutralisierung unseres jeweiligen Ge-stimmtseins und der Indifferenz gegenber ihm zugunsten einer Einsicht in die Sachverhalte selbst. Diese richtige Be-grenzung der theoretischen Potentiale des Verstandes und auch derVernunft geht bei Heidegger einher mit einer signifikanten Verken-

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  • Manfred RiedelFr eine zweite

    Philosophie iid

    Vortrge und Abhandlungen cete

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    Die Themen des vorliegenden Bandes variieren das neuzeitliche Leitmotivder alia ratio philosophandi in jener Wendung, die es durch das auf Hegelgemnzte Diktum vom Ende der Philosophie genommen hat. Was mitHegels System endet, ist der Weg zur ersten Philosophie als metaphysi-scher Grndewissenschaft, whrend das Denken nach ihm auf Gegenwe-gen zu seinem anderen Grund zurckfindet. Es sind Wege zu einer .zwei-ten- Philosophie, die heute nicht mehr im Gegensatz zur .ersten- steht,sondern sich dazwischen bewegt und im berschreiten von GrenzenGrunderfahrungen des Lebens, der Geschichte, der Natur auslegt.Manfred Riedel ist Professor fr Philosophie an der Universitt Erlangen-Nrnberg. Verffentlichungen: Theorie und Praxis im Denken Hegels,Stuttgart :965, 1976; Zwischen Tradition und Revolution, Frankfurt/M.:969, 11982; Metaphysik und Metapolitik, Frankfurt M. :97; ; Verstehenoder Erklren? Stuttgart 1978; Lineamenti di Etica Communicatwa, Pa-dua 1982; Fra Mito e Scienza. L'inizio della filosofia greca, Neapel :986 Suhrkamp