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Fischer, Grünfeld & mehr Von Christoph Nogly Master Class Band 01: Bobby Fischer Von Dorian Rogozenco, Kar- sten Müller, Mihail Marin, Oli- ver Reeh ChessBase, DVD oder Down- load (deutsch), 29,90 Das Schaffen von Bobby Fischer wird aus verschiedenen Blickwin- keln betrachtet. Neu-Bundestrainer Dorian Ro- gozenco bespricht in vier Vi- deoclips von jeweils ca. 20 Minu- ten die Eröffnungsbehandlung des amerikanischen Weltmeisters, Mihail Marin widmet sich anhand von fünf Musterpartien dessen Mittel- und Karsten Müller dem Endspiel Fischers. Dazu stellt Oli- ver Reeh 18 Video-Taktikaufga- ben. Als Bonusmaterial gibt es eine (wirkliche) Kurzbiographie, eine Datenbank mit 100 Taktikaufgaben sowie eine Datei mit allen Partien Bobbys (inklusive zahlrei- cher Simultan- und Blitzpartien), die auch Textdateien mit den Abschlusstabel- len seiner Turniere und kurze Beschrei- bungen des Verlaufs derselben beinhaltet. Alles solide Ar- beit. Vielleicht fallen die Aussagen Rogo- zencos zu Fischers Repertoire gegen Französisch und Caro-Kann etwas zu flach aus, dafür er- fährt man in seinen Ausführungen zu... R. Fischer W. Unzicker Zürich 1959 -+-tr+k+ +-+-vp+p p+q+l+p+ spz-z-Z- -+-+P+-+ +-Z-SQ+- PZL+-ZP+ T-V-T-M- Stellung nach 20. g4-g5 ... mehr über spanische Bauern- strukturen als in der ganzen DVD von Sam Collins, die speziell die- sem Thema gewidmet war (vgl. SCHACH 8/2013, S. 71). Aller- dings hätte Fischer hier nach 20... Í:g5 (statt des in der Partie ge- schehenen 20... Ìc4) 21. Ìd5 Í:d5 sicher nicht 22. e:d5? (22... Ëf6!), sondern 22. Í:g5 mit kla- rem Vorteil gespielt. Was Mihail Marin macht, hat für mich als einer seiner Fans schon fast aus Prinzip Hand und Fuß. Da verzeiht man auch, dass er hin und wieder mal nach einem deutschen Wort suchen muss oder es versehentlich durch ein engli- sches ersetzt. Und dass Karsten Müller das eine oder andere von Endspielen versteht, hat sich in- zwischen auch ’rumgesprochen. Dennoch: in vielen Fällen hätte ich mir eine tiefergehende Be- trachtung gewünscht. So wird zum Beispiel erwähnt, dass Fi- scher gegen Französisch und Caro-Kann deutlich schlechtere Ergebnisse erzielt hat als gegen Spanisch und Sizilianisch, aber woran das gelegen haben könnte, wird nicht diskutiert. Ich erfahre, dass... M. Taimanow R. Fischer Buenos Aires 1960 -+-+-+-+ +-v-+-+- -+K+-+-+ +P+-+-+- -+kV-+-+ +-+-+-+- -+-+-+-+ +-+-+-+- Stellung nach 85... Êd3-c4 Rezensionen (DVDs) 52 Schach 6/14

Rezensionen (DVDs) Fischer, Grünfeld & mehr · 2014. 6. 11. · Fischer, Grünfeld & mehr Von Christoph Nogly Master Class Band 01: Bobby Fischer Von Dorian Rogozenco, Kar-sten Müller,

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  • Fischer, Grünfeld & mehrVon Christoph Nogly

    Master Class Band 01:Bobby FischerVon Dorian Rogozenco, Kar-sten Müller, Mihail Marin, Oli-ver ReehChessBase, DVD oder Down-load (deutsch), 29,90 €

    Das Schaffen von Bobby Fischerwird aus verschiedenen Blickwin-keln betrachtet.

    Neu-Bundestrainer Dorian Ro-gozenco bespricht in vier Vi-deoclips von jeweils ca. 20 Minu-ten die Eröffnungsbehandlung desamerikanischen Weltmeisters,Mihail Marin widmet sich anhandvon fünf Musterpartien dessenMittel- und Karsten Müller demEndspiel Fischers. Dazu stellt Oli-ver Reeh 18 Video-Taktikaufga-ben. Als Bonusmaterial gibt eseine (wirkliche)Kurzbiographie,eine Datenbank mit100 Taktikaufgabensowie eine Datei mitallen Partien Bobbys(inklusive zahlrei-cher Simultan- undBlitzpartien), dieauch Textdateien mitden Abschlusstabel-len seiner Turniereund kurze Beschrei-bungen des Verlaufsderselben beinhaltet.

    Alles solide Ar-beit. Vielleicht fallendie Aussagen Rogo-zencos zu FischersRepertoire gegenFranzösisch undCaro-Kann etwas zuflach aus, dafür er-fährt man in seinenAusführungen zu...

    R. Fischer

    W. Unzicker

    Zürich 1959

    -+-tr+k++-+-vp+pp+q+l+p+spz-z-Z--+-+P+-++-Z-SQ+-PZL+-ZP+T-V-T-M-Stellung nach 20. g4-g5

    ... mehr über spanische Bauern-strukturen als in der ganzen DVDvon Sam Collins, die speziell die-sem Thema gewidmet war (vgl.

    SCHACH 8/2013, S. 71). Aller-dings hätte Fischer hier nach 20...Í:g5 (statt des in der Partie ge-schehenen 20... Ìc4) 21. Ìd5Í:d5 sicher nicht 22. e:d5? (22...Ëf6!), sondern 22. Í:g5 mit kla-rem Vorteil gespielt.

    Was Mihail Marin macht, hatfür mich als einer seiner Fansschon fast aus Prinzip Hand undFuß. Da verzeiht man auch, dasser hin und wieder mal nach einemdeutschen Wort suchen muss oderes versehentlich durch ein engli-sches ersetzt. Und dass KarstenMüller das eine oder andere vonEndspielen versteht, hat sich in-zwischen auch ’rumgesprochen.

    Dennoch: in vielen Fällen hätteich mir eine tiefergehende Be-trachtung gewünscht. So wirdzum Beispiel erwähnt, dass Fi-scher gegen Französisch undCaro-Kann deutlich schlechtereErgebnisse erzielt hat als gegenSpanisch und Sizilianisch, aberworan das gelegen haben könnte,wird nicht diskutiert.

    Ich erfahre, dass...

    M. Taimanow

    R. Fischer

    Buenos Aires 1960

    -+-+-+-++-v-+-+--+K+-+-++P+-+-+--+kV-+-++-+-+-+--+-+-+-++-+-+-+-Stellung nach 85... Êd3-c4

    Rezensionen (DVDs)

    52 Schach 6/14

  • ... ein Paradebeispiel für Centuri-nis Regel ist. Auch der BegriffStoppdiagonale fällt. Aber...?

    Vieles wird angerissen, aberkein Thema erschöpfend behan-delt. Mir bleiben dabei zu vieleFragen offen.

    FRITZTRAINER Eröffnung:Taktikturbo SpanischVon IM Sam CollinsChessBase, DVD oder Down-load (englisch), 27,90 €

    Eine interessante Idee, jemandemeine Eröffnung näher zu bringen!Collins orientiert sich nicht anTheorievarianten oder typischenStrategien in bestimmten Stellun-gen, sondern an typischen takti-schen Motiven, die in den ver-schiedenen Spanisch-Variantenanzutreffen sind. Er argumentiert,dass die Kenntnis dieser Motiveauch das strategische Verständnisfür eine Eröffnung vertieft.

    Die DVD beinhaltet 63 Video-lektionen sowie eine Datenbankmit den Partien zu den Videos und38 weiteren Beispielen. Die Tak-tikaufgaben sind nach Variantensortiert (Smyslow 3... g6, Bird,Klassisch, Berliner Mauer, Anti-Berlin, Abtausch, Archangelsk,Breyer, Marshall, Anti-Marshall,Tschigorin etc.) und behandelntaktische Schläge für Weiß undfür Schwarz. In Einführungsvi-deos von 30-60 Sekunden Längeführt Collins kurz in die Lage aufdem Brett ein. Dann ist es an demKonsumenten, den ersten Zug sei-ner Lösung auf dem Analysebretteinzugeben (alternativ kann mansich die Lösung auch sofort zeigenlassen).

    Im Vergleich zu Taktikbüchernbietet eine interaktive DVD einigeVorteile. Wer erinnert sich nichtan das nervige Blättern zur Lö-sungssektion am Ende eines Bu-ches – wenn (noch schlimmer) dieLösung nicht schon neben der

    Aufgabe stand und man immer dieHälfte einer Seite abdecken muss-te. Dumm auch, wenn man nichtdie richtige Lösung gefunden hat-te, aber durch das Nachschauenkeinen zweiten Versuch mehr be-kam. Oder wenn man aus Verse-hen auch noch einen Blick auf dieLösung der nächsten Aufgabe ge-worfen hatte. All diese Fallstrickelauern hier nicht.

    Durch den Trainingsmodussieht man nur die aktuelle Stellungund den letzten Zug, der zu derAufgabenstellung geführt hat. Aufdem Brett kann man seine Lösungeingeben. Liegt man arg daneben,macht einen das Programm wenigzartfühlend darauf aufmerksam.Manchmal gibt Collins einenTipp, in welche Richtung mandenken sollte. Ist man auf der rich-tigen Spur, wird anhand von Vari-anten erläutert, warum der eigeneVorschlag nicht funktioniert, oderman wird darauf hingewiesen,dass die eigene Lösung zwar gutsei, es aber etwas noch Besseresgibt.

    Das funktioniert schon ganzgut, aber diese Form des Trainingsstößt dann an Grenzen, wenn dietaktische Pointe nicht (nur) im er-sten Zug einer Variante enthaltenist. Denn was danach kommt, wirdnicht abgefragt.

    Daneben sind mir einige Klei-nigkeiten negativ aufgefallen.Manche Stellungen (zum BeispielKasparow-Khalifman, rechtsoben) haben erkennbar nichtsmehr mit der Eröffnung zu tun,andere dagegen nichts mit Taktik.Amonatow-Alexandrow (rechtsunten): g7-g5 gefolgt von h6-h5-h4 und Ìf6-h5 ist ein Angriff, aberkeine taktische Lösung.

    Einige Lösungen, zum Beispielbei einer Partie Hübner-Kort-schnoj (umblättern! ;-)), sind mirzu lückenhaft, andere (Carlsen-Beljawski, dito) werden gar nurangedeutet.

    G. Kasparow 2838

    A. Khalifman 2698

    Moskau (rapid) 2002

    -m-t-v-t+p+-+pzp-+-+-+-++P+-T-+--sNz-+-++-+-+-+-P+q+-ZPZT-VQ+-M-Stellung nach 19... Ëf5-c2

    F. Amonatow 2584

    A. Alexandrow 2630

    Minsk 2005

    r+lwk+-tzp+-+pz--vpz-s-z+-+-z-+-L+-+P+-V+-ZP+-+-PZ-+-ZPZTN+Q+R+KStellung nach 11. Êg1-h1

    Rezensionen (DVDs)

    Schach 6/14 53

  • R. Hübner 2610

    V. Kortschnoj 2630

    Tilburg 1987

    -+-t-tk++-zqspzpp+-+-+-++p+pZ-+lnZ-+-+-++-Z-+N+-P+L+-ZPZT-VQT-M-Stellung nach 17... Ìc5-a4

    Zwar wird auf 18. Í:h7+ die Ant-wort 18... Êh8 analysiert, abernach 18... Ê:h7 19. e6! der Zwi-schenzug 19... Í:f3 nicht er-wähnt.

    M. Carlsen 2625

    A. Beljawski 2626

    Wijk aan Zee (B) 2006

    r+-w-tk++-z-+pzppv-z-s-+s-+-+-V-P+-zP+-++-Z-+NS-R+-+-ZPZ+-+Q+RM-Stellung nach 17... e5:d4

    18. Ìh5! »und Weiß gewinnt« istarg dünn.

    Alles in allem ein interessanterVersuch – aber mit zu vielenSchwächen. Wenn man den Ver-gleich zu Taktikbüchern zieht,schneiden die 62 Aufgaben für27,90 Euro im Vergleich zu gün-stigeren Printprodukten mit meh-reren Hundert Aufgaben schlechtab.

    Schachendspiele 14Die goldenen EndspielregelnVon GM Karsten MüllerChessBase, DVD oder Down-load (deutsch), 29,90 €

    Wahrscheinlich ist meine Schach-bibliothek von ihrer Struktur herziemlich repräsentativ: tonnen-weise Eröffnungsliteratur, einDutzend Klassiker à la Mein Sy-stem oder New York 1924, undganz hinten in der Ecke (in mei-nem Fall) genau drei Endspielbü-cher: Awerbachs Was man überdas Endspiel wissen muss (gele-sen), Smyslow/Löwenfisch Theo-rie und Praxis der Turmendspiele(zum Teil gelesen) sowie der jüng-ste Zugang Dworetzkis: Endspiel-Universität (ungelesen). Im fort-geschrittenen Alter fehlt halt dieMuße, sich mit den Feinheiten desEndspiels auseinanderzusetzen.Den »Brückenbau« im Turmend-spiel bekomme ich noch hin undder Kelch »matt setzen mit Läuferund Springer« ist zum Glück bis-lang an mir vorüber gegangen.

    Diese endspielverneinende Ein-stellung könnte sich jetzt aber än-

    dern! »Schuld« daran istdie inzwischen 14. End-spiel-DVD, die KarstenMüller für ChessBase pro-duziert hat. Während ersich in den 13 Vorgängernmit jeweils sehr spezifi-schen Fragen intensiv be-schäftigte (zum Beispielwidmet er eine ganze DVDdem Thema »Turm gegenSpringer«), findet man indieser Ausgabe über alleEndspieltypen hinweg eineSammlung von – wie derTitel treffend sagt – Golde-nen Regeln! BesonderenWert legt Müller dabei aufdie Regeln, die dank ihrerGeometrie besonders ein-prägsam sind (das »W« desSpringers beim mattsetzen

    mit Läufer und Springer, die Qua-dratregel, Dreiecksmanöver etc.).

    Während ich im Bereich der Er-öffnungen persönlich das Buchimmer noch der DVD vorziehe,haben mich die Endspiel-Videosauf dieser DVD heiß auf mehr ge-macht! Statt nach den neuesten Er-öffnungsfeinheiten in den Partiender Kindergartenmeisterschaftvon Nowosibirsk zu forschen,werde ich mich jetzt mit der Bähr-schen Regel, Lucena-Stellungen,Capablancas Theorem und Cen-turinis Regel (Sie erinnern sich?)beschäftigen.

    Ab der nächsten Saison werdendie Damen getauscht!

    Kaufen!

    Power Play 20Praxiskurs AngreifenVon GM Daniel KingChessBase, DVD oder Down-load (deutsch), 29,90 €

    Ein naher Verwandter der Taktik-Toolbox. Im Gegensatz zu Collinsgeht es hier jedoch nicht (nur) umtaktische Schläge, sondern um dasVortragen von Angriffen. Dies

    Rezensionen (DVDs)

    54 Schach 6/14

  • wird anhand von zehnBeispielpartien (so-wie einer Datenbankmit weiteren 50 Parti-en mit identischenIdeen/Motiven) ge-tan, die King intensivanalysiert.

    Eine interaktiveDVD verlangt ein gutdurchdachtes »Dreh-buch«. Denn als Au-tor weiß man nicht,welchen Weg derUser nimmt. Manch-mal findet er sofortden richtigen Zug,manchmal nicht. Alsomuss der Autor dar-auf achten, dass derKonsument auf allenWegen auch alle rele-vanten Informationen erhält. Dasmisslingt hier leider ab und zu.Zum Beispiel kommt es vor, dassbei Kommentaren zu einer fal-schen Lösung die richtige verratenwird.

    Auch ist die ChessBase-Navi-gation in einigen Fällen zwar nichtüberfordert, aber suboptimal:

    G. Kjartansson 2446

    A. Fedortschuk 2660

    Legnica/EM 2013

    -+-+-m-++-+-w-v-p+p+p+-++r+-+pS--+-+P+-W+P+-+R+--+-+-Z-++-+-+-+KStellung nach 30... Îb8-b5

    Hier gibt es eine bessere Fortset-zung als das in der Partie gesche-hene 31. Ëh5. Um aber wieder zuder Stellung zu gelangen, in der

    nach der besten Fortsetzung ge-fragt wird, muss man ein paar Ver-renkungen vollführen.

    Insgesamt gefällt mir KingsDVD jedoch deutlich besser alsdie von Collins. Denn hier stehtnicht nur das einzelne taktischeMotiv im Mittelpunkt, sondernder Betrachter erlebt den zum ent-scheidenden Schlag führendenEntwicklungsprozess des Identifi-zierens bzw. Provozierens einerSchwäche und des Umgruppie-rens der eigenen Streitkräfte mit.Gut finde ich auch, wie King nachjeder Partie die kritischen Mo-mente noch einmal Revue passie-ren lässt.

    Empfehlenswert!

    60 MinutenHow to fight the Queen’sPawn OpeningsVon IM Valeri LilovChessBase, Download (eng-lisch), 9,90 €

    Thema dieser DVD sind – ausschwarzer Sicht – die Damenbau-ernspiele, alle weißen Systemenach 1. d4 also, in denen er nicht

    c2-c4 folgen lässt. Das sind dasLondoner System (3. Íf4), Torre(3. Íg5), Trompowsky (2. Íg5),Colle (3. e3), Weresow (2. Ìc3),Blackmar-Diemer (2. e4) und –aus mir nicht ersichtlichem Grund– Katalanisch. Lilow empfiehlt inder Regel schwarze Aufstellungenmit e7-e6 und d7-d5, Anhängervon Königs- oder Grünfeldindischkönnen mit seinen Systemennichts anfangen.

    Allerdings rate ich auch allenanderen potenziellen Interessen-ten von diesem Download ab. DieVarianten sind, wenn nichtschlecht, so doch zumindest sehrlückenhaft.

    Gegen das Londoner Systemempfiehlt Lilow nach 1. d4 d5 2.Ìf3 Ìf6 3. Íf4 e6 4. e3 Íd6 5.Íg3 0-0 6. Ìbd2 c5 7. c3 Ìc6 8.Íd3 Ëe7 9. Ìe5 den Zug 9...Ìd7, um nach 10. f4 entweder mit10... f6 oder 10... f5 fortzusetzen.Er hätte aber zumindest erwähnensollen, dass auf 10. Ì:d7 das häss-liche 10... Ë:d7 erzwungen ist, daSchwarz laut Awruch (Beating 1.d4 sidelines) nach 10... Í:d7? 11.Í:d6 Ë:d6 12. d:c5 Ë:c5 13.

    Rezensionen (DVDs)

    Schach 6/14 55

  • Gewinnen gegenGrünfeldVon GM Mihail MarinChessBase, DVD oderDownload (deutsch),29,90 €

    Habe ich nicht eben ge-schrieben, dass ich seitmehr als 20 Jahren nacheiner Waffe gegen Grün-feld suche? Und habemich weiter oben als Fanvon Mihail Marin geou-tet? Und eben der kommtjetzt mit einer DVD na-mens Gewinnen gegenGrünfeld daher...

    Marin empfiehlt die –ich nenne sie der Ein-fachheit halber mal –Kramnik-Variante, dieich bei Swidler schon ge-streift habe. In seiner Einführungnennt Marin einen großen Vorzugdieses Abspiels: Weiß bekommtmeistens eine angenehme und gutspielbare Stellung, und das fastohne Verlustgefahr.

    In vielen Fällen decken sich dieVarianten mit denen von Korne-jew. Dieser geht zwar auf mehr(Neben-)Varianten ein, dafür ge-fallen mir die Erläuterungen vonMarin jedoch deutlich besser.

    Ein Beispiel:

    -+-+-tk++p+rz-vpp+n+-+p++-+-Zp+--+RZ-+-++-+-VN+-P+-+KZPZ+R+-+-+-

    Kornejew: »19. g3 e6 20. Îb6À,Olszewski-Kanarek«.

    Marin folgt der gleichen Partie,erklärt aber detailliert, dass der

    Ìf3 die am schlechtesten postier-te weiße Figur ist, den man viellieber auf f4 hätte. Das erklärt denZug 19. g3: der Springer soll be-weglich gemacht werden, aktuellkonnte er wegen f5-f4 und demFall des Ïd4 nicht ziehen.

    Da fühlt man sich »heimischer«.

    Interessant ist Marins Meinungzu dem Abspiel, das bei Kornejewdie absolute Hauptvariante dar-stellt. Nach 10... Îd8...

    rslt-+k+zp+-zpvp-+-+-+p+w-z-+-+--+-ZP+-++-Z-VN+-P+-W-ZPZ+-T-ML+R

    ... spielt Weiß fast immer 11. d5.Bei Kornejew ergibt sich nach11... e6 und einer bekannten Da-menopfervariante die folgendeStellung...

    r+-+-+k+zp+-s-vp-+-+Pzp++-+-+-+--+-+-+-++Lw-VN+-P+-+KZPZ+-+R+-+R

    ... die unter Angabe einiger Vari-anten mit weißem Vorteil angege-ben wird.

    Marin ist da nicht so überzeugt.Stattdessen präsentiert er mit 11.Íe2 eine eigene Idee. SeineHauptvariante führt zu dieser Stel-lung, die er für vorteilhaft fürWeiß hält:

    r+-t-+k+zp+-+pvp-+n+-+p+w-zP+-+--+-+-+-++-Z-V-+-P+-WLZPZ+-T-+RM-

    Man vergleiche diese Stellung mitder, die in der Swidler-Rezensionabgebildet ist. Fast identisch!

    Abschließend zu der Frage, diemir (und vielleicht auch Ihnen)unter den Nägeln brannte: Wasempfiehlt Marin gegen das Swid-ler-Repertoire? Die Antwort ist et-was enttäuschend, aber einfach:Nichts! Zwar ist 10. Îb1 auch beiMarin die Hauptvariante, Swid-lers Rezept mit 11... f5 wird abernicht erwähnt.

    Das hindert mich jedoch nichtdaran, die Marin-DVD all jenenans Herz zu legen, die ein solidesund relativ einfach zu erlernendesSystem gegen Grünfeld suchen!

    Rezensionen (DVDs)

    58 Schach 6/14