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_____ Eine der naheliegenden Maßnah- men zur Steigerung der Leistung von Pulverbeschichtungsanlagen ist der Ersatz von alten Komponenten. Bei den Steuermodulen haben die Anbieter den Umstieg von der analogen zur digitalen Steuerung bereits vor einiger Zeit vollzo- gen. Besonders die Stromlimitierung hat nachweislich positive Beschichtungsre- sultate zur Folge. Die aktuelle Generation von Pulverpis- tolen beschichtet effizienter und mit höherer Genauigkeit. Zudem wird der Pulververbrauch messbar reduziert. Eine große Bedeutung kommt den Ach- sen zu. Diese sorgen für eine gleichmä- ßige und Ausstoß optimierte Beschich- tung, was wiederum der Qualität und der Effizienz zu Gute kommt. Gut ausgebildete Fachkräfte Schnellere Farbwechsel dank automati- scher Farbwechselsysteme, Strombe- grenzung, Programmierungen, optimier- te Achsensteuerungen — all dies trägt wesentlich zur Leistungssteigerung bei. Aber die moderne und komplexe Technik bedingt auch gut ausgebildete Fachkräf- te. Die Zeit des „Lackierers“ ist definitiv passé, denn gefordert sind heute Fach- spezialisten mit hohem Prozessverständ- nis für den Gesamtablauf in einer Pul- verbeschichtung. Zur Leistungssteige- rung von Anlagen ist es also unabding- bar, dass die Anlagenführer entspre- chend geschult sind und sämtliche Steueroptionen moderner Applikations- technik optimal einsetzen können. Last but not least wird die Leistung einer Pulverbeschichtungsanlage durch regelmäßige Reinigung und Wartung sowie den Austausch von Verschleißtei- len garantiert. Der Zeit- und Geldauf- wand zur Instandhaltung von Kompo- nenten ist gut investiert und macht sich auf jeden Fall bezahlt. Gehängeraum optimal nutzen Oft lässt sich an Pulverbeschichtungsan- lagen beobachten, dass an riesigen Gehängen nur gerade zwei Winkel oder Bleche hängen. Oder die Mitarbeiter hängen die Komponenten genau auf Augenhöhe auf, da es zu mühsam ist, ober- und unterhalb ebenfalls Teile anzu- bringen. Wertvoller Gehängeraum bleibt somit ungenutzt. Abhilfe schafft der Ein- bau einer Hub-Senkstation, die ein ein- faches und ermüdungsfreies Bestücken der Gehänge durch die Mitarbeiter ermöglicht. Eine weitere effektive Maßnahme zur besseren Ausnutzung der Gehänge ist deren optimierte Gestaltung. Speziali- sierte Unternehmen planen und fertigen kundenspezifische Gehänge, auf denen sich Teile mit verschiedenen Geometrien optimal anbringen lassen. Damit kann der Betreiber den Teiledurchsatz mess- bar steigern. Schneller trocknen Wie lässt sich eine Leistungssteigerung im Trockner erzielen? Die einfachste Lösung wäre es, die Temperatur zu erhö- hen. Dies macht aber in den meisten Fällen aus energietechnischer Sicht kei- nen Sinn. Wesentlich zielführender sind konstruktive Maßnahmen, wie zum Bei- spiel die Installation von Düsentrock- nern, welche die Restflüssigkeit aus der Vorbehandlung gezielt mit Druck von den Teilen abblasen. Eine beidseitige Montage verhindert dabei das uner- wünschte Schwingen der Teile. Ebenso effizient sind Air-Knife-Systeme, die unmittelbar nach der Vorbehandlung die Teile abblasen. Auf der Anlagenseite gibt es zahlrei- che Ansatzpunkte für eine Leistungsstei- gerung. Dazu ein Praxisbeispiel: Bei einem Anlagenbetreiber war mit der alten Steuerung die Ursache von Anla- genstillständen nicht zu eruieren, der Fehler musste durch die Mitarbeiter visuell gesucht werden. Eine neue SPS- Steuerung führte zu höherer Stabilität im Prozess. Fehler werden jetzt klar angezeigt und können zielgerichtet behoben werden. Als weitere Maßnahme wurde bei die- sem Anwender vor dem Ofen eine Ange- lierzone eingebaut. Aus Platzgründen musste die Beschichtungskabine leicht versetzt werden, was sich aber bezahlt machte. Dank der neuen, mit der Abwär- me des Ofens betriebenen, Angelierzone können bis zu 25 % mehr Gehänge pro Stunde gefahren werden. Leistungssteigerung Pimp up my Pulverbeschichtung Wie lässt sich mehr Leistung aus der Pulverbeschichtungsanlage holen? Hersteller von Applikationstechnik, Anlagenbauer und Anwender geben Tipps, wie sich mittels weniger, einfacher Maß- nahmen messbar mehr Leistung und Gewinn erzielen lässt. 16 JOT 2.2011 pulverbeschichten DOI: 10.1365/s35144-011-0021-x

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_____ Eine der naheliegenden Maßnah-men zur Steigerung der Leistung von Pulverbeschichtungsanlagen ist der Ersatz von alten Komponenten. Bei den Steuermodulen haben die Anbieter den Umstieg von der analogen zur digitalen Steuerung bereits vor einiger Zeit vollzo-gen. Besonders die Stromlimitierung hat nachweislich positive Beschichtungsre-sultate zur Folge.

Die aktuelle Generation von Pulverpis-tolen beschichtet effizienter und mit höherer Genauigkeit. Zudem wird der Pulververbrauch messbar reduziert. Eine große Bedeutung kommt den Ach-sen zu. Diese sorgen für eine gleichmä-ßige und Ausstoß optimierte Beschich-tung, was wiederum der Qualität und der Effizienz zu Gute kommt.

Gut ausgebildete FachkräfteSchnellere Farbwechsel dank automati-scher Farbwechselsysteme, Strombe-grenzung, Programmierungen, optimier-te Achsensteuerungen — all dies trägt wesentlich zur Leistungssteigerung bei. Aber die moderne und komplexe Technik bedingt auch gut ausgebildete Fachkräf-te. Die Zeit des „Lackierers“ ist definitiv passé, denn gefordert sind heute Fach-spezialisten mit hohem Prozessverständ-nis für den Gesamtablauf in einer Pul-verbeschichtung. Zur Leistungssteige-rung von Anlagen ist es also unabding-

bar, dass die Anlagenführer entspre-chend geschult sind und sämtliche Steueroptionen moderner Applikations-technik optimal einsetzen können.

Last but not least wird die Leistung einer Pulverbeschichtungsanlage durch regelmäßige Reinigung und Wartung sowie den Austausch von Verschleißtei-len garantiert. Der Zeit- und Geldauf-wand zur Instandhaltung von Kompo-nenten ist gut investiert und macht sich auf jeden Fall bezahlt.

Gehängeraum optimal nutzenOft lässt sich an Pulverbeschichtungsan-lagen beobachten, dass an riesigen Gehängen nur gerade zwei Winkel oder Bleche hängen. Oder die Mitarbeiter hängen die Komponenten genau auf Augenhöhe auf, da es zu mühsam ist, ober- und unterhalb ebenfalls Teile anzu-bringen. Wertvoller Gehängeraum bleibt somit ungenutzt. Abhilfe schafft der Ein-bau einer Hub-Senkstation, die ein ein-faches und ermüdungsfreies Bestücken der Gehänge durch die Mitarbeiter ermöglicht.

Eine weitere effektive Maßnahme zur besseren Ausnutzung der Gehänge ist deren optimierte Gestaltung. Speziali-sierte Unternehmen planen und fertigen kundenspezifische Gehänge, auf denen sich Teile mit verschiedenen Geometrien optimal anbringen lassen. Damit kann

der Betreiber den Teiledurchsatz mess-bar steigern.

Schneller trocknenWie lässt sich eine Leistungssteigerung im Trockner erzielen? Die einfachste Lösung wäre es, die Temperatur zu erhö-hen. Dies macht aber in den meisten Fällen aus energietechnischer Sicht kei-nen Sinn. Wesentlich zielführender sind konstruktive Maßnahmen, wie zum Bei-spiel die Installation von Düsentrock-nern, welche die Restflüssigkeit aus der Vorbehandlung gezielt mit Druck von den Teilen abblasen. Eine beidseitige Montage verhindert dabei das uner-wünschte Schwingen der Teile. Ebenso effizient sind Air-Knife-Systeme, die unmittelbar nach der Vorbehandlung die Teile abblasen.

Auf der Anlagenseite gibt es zahlrei-che Ansatzpunkte für eine Leistungsstei-gerung. Dazu ein Praxisbeispiel: Bei einem Anlagenbetreiber war mit der alten Steuerung die Ursache von Anla-genstillständen nicht zu eruieren, der Fehler musste durch die Mitarbeiter visuell gesucht werden. Eine neue SPS-Steuerung führte zu höherer Stabilität im Prozess. Fehler werden jetzt klar angezeigt und können zielgerichtet behoben werden.

Als weitere Maßnahme wurde bei die-sem Anwender vor dem Ofen eine Ange-lierzone eingebaut. Aus Platzgründen musste die Beschichtungskabine leicht versetzt werden, was sich aber bezahlt machte. Dank der neuen, mit der Abwär-me des Ofens betriebenen, Angelierzone können bis zu 25 % mehr Gehänge pro Stunde gefahren werden.

Leistungssteigerung

Pimp up myPulverbeschichtungWie lässt sich mehr Leistung aus der Pulverbeschichtungsanlage holen? Hersteller von Applikationstechnik, Anlagenbauer und Anwender geben Tipps, wie sich mittels weniger, einfacher Maß-nahmen messbar mehr Leistung und Gewinn erzielen lässt.

16 JOT 2.2011

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Kleinserien kanalisieren„Ich bin doch ein guter Kunde, kannst du mir nicht noch schnell diese Teile beschichten...“. Welcher Beschichter kennt diese Frage nicht? Besonders in der Lohnbeschichtung beanspruchen solche Kleinaufträge und Sonderwün-sche von Kunden viel Zeit und Ressour-cen und drücken auf die Gesamtleistung der Anlage.

Diese — unvermeidbaren — Kleinauf-träge können kanalisiert, an die Rand-zeiten gelegt oder während Totzeiten aufgehängt werden, um Leerzeiten zu vermeiden. Ein Lohnbeschichter hat das Problem so gelöst: „Kleinserien und Spe-zialfarben werden bei uns auf einer eige-nen Handbeschichtungsanlage abgear-beitet. Der Beschichter dort ist im eigent-lichen Sinn ein Profit Center und orga-nisiert sich komplett selbstständig. Dies bringt ihm eine höhere Wertigkeit und somit auch eine höhere Zufriedenheit bei der Arbeit.“

Planen und ausprobierenGerade für Lohnbeschichter sind auf-grund der eminent großen und auch nicht vorhersehbaren Produkt- und Materialvielfalt die Anforderungen in der Planung und Organisation sehr hoch. Hier ist für jede Farbe eine voraus-

schauende Planung unabdingbar und es muss zum Beispiel bekannt sein, wann, wo, wieviel „Weiß“ gefahren wird, um in kurzer Zeit auch möglichst viel „Weiß“ abarbeiten zu können. In diesen Pla-nungsprozess muss auch der Kunde aktiv mit einbezogen werden. Die beste Planung nutzt nichts, wenn der Kunde nicht einmal sagen kann, welche Seite von seinen Teilen beschichtet werden soll.

In der Planungsphase sollten die unterschiedlichen verarbeiteten Materi-alien wie Stahl und Aluminium effizient aufgeteilt werden. Stahl hat andere Eigenschaften bezüglich Aufwärmzeiten und Abkühlung als Aluminium. Die dar-aus resultierenden Taktzeiten müssen ausgelotet werden um die optimalen Abläufe zu eruieren, denn mit Stahl ist es schwieriger die Taktzeiten zu reduzie-ren, wogegen Aluminium eher Möglich-keiten bietet. „Planen und Ausprobieren, dann weiß man es“, empfiehlt ein Anwender.

Ein nicht unwesentlicher Aspekt zur Leistungssteigerung ist auch die Ord-nung am Arbeitsplatz. Wertvolle Zeit geht verloren, wenn Teile zur Aufhän-gung gesucht werden müssen oder Haken nicht vorhanden sind. Bei getak-teten Anlagen kann es so schon mal vor-

kommen, dass ein nur teilweise belegtes Gehänge auf die Reise geschickt wird, da die Zeit fehlte, es vollständig zu behängen.

Das breite Teilespektrum bei Lohnbe-schichtern erfordert umfangreiches Knowhow über den gesamten Beschich-tungsprozess. Die Flexibilität der Mitar-beiter ist ein entscheidender Faktor für den wirtschaftlichen Betrieb einer Anla-ge. „Das heißt nicht einfach, dass bei uns eine zweite Schicht gefahren wird, son-dern wir fördern bei den Mitarbeitern die Bereitschaft für Überstunden, wenn sie notwendig sind“, berichtet ein Lohn-beschichter.

FazitPulverbeschichtende Betriebe sollten prüfen, ob sie an ihrer Anlage alte Applikationsgeräte ersetzen und die Gehänge, den Arbeitsplatz oder die Pla-nung verbessern können. Bereits bei Umsetzung von einem oder zwei dieser Tipps lassen sich in kurzer Zeit Leis-tungssteigerungen erzielen. Ein unschätzbarer Faktor zur Leistungsstei-gerung sind zufriedene, qualifizierte, gut geschulte und flexible Mitarbeiter. Mit diesem wertvollen „Treibstoff“ lässt sich aus einer Anlage beste Leistung herausholen. Matthias Horber

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KABE Pulverlack Deutschland GmbHD-76676 Graben-NeudorfTel. +49 (0) 7255 99 [email protected]

Weitere infos: Karl Bubenhofer AGCH-9200 GossauTel. +41 (0)71 387 41 [email protected]

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