Leipziger Allerlei

Embed Size (px)

Citation preview

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    1/48

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    2/48

    Felix & Theo

    le ipziger A llerlei

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    3/48

    Leich te LektU renDeutsch als Frem dsprache in drei S tufenLeipziger A lle rle i Stufe 3

    Dieses Werk folgt der reformierten Rechtschreibungentsprechend den amtlichen Richtlinien.

    1999 by Langenscheidt KG, Berlin und MOnchenDruck: Druckhaus Langenscheidt, BerlinPrinted in GermanyISBN 3-468-49704-0

    0>0>8N8NN8N'"8N

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    4/48

    Die Hauptpersonen dieser Geschichte sind:Helmut Muller, Privatdetektiv. In diesem Fall wird auseinem Unfall ein Mordfall.Bea Braun, seine Sekretarin und Mitarbeiterin, machtUrlaub in Italien.Frau Bollwage, Witwe, braucht Hilfe. Ihr Mann ist tot -und wer kiimmert sich urn das Geschaft?Dagmar Olschewski, Sekretarin von Frau BollwagesMann, ist nerves - oder tut sie nur so?Rudi, der Fahrer, fahrt am liebsten auf eigene Rechnung.Raskol, der Mann mit der Sonnenbrille. Ist er ein Marder?

    5

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    5/48

    6

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    6/48

    "Wo hat denn Bea die Buchhaltung abgelegt ... 'l"Helmut Muller sucht verzweifelt nach einem Ordner.Einem Ordner mit der Aufschrift "Steuer".Helmut Muller, Privatdetektiv in Berlin, ist ratIos. Ohneseine Sekretarin Bea Braun ist er hilflos.Zumindest was die Buchhaltung betrifft. Aber Bea Braunhilft nicht nur im Buro, manchmal lost sie auch Kriminal-falle,Aber jetzt ist Bea Braun im Urlaub. Irgendwo in Italien..Llnd bestimmt nicht allein ...", wie Muller manchmal ei-fersuchtig vermutet.Muller sucht im Regal.AIle Ordner stehen ordentlich nebeneinander."A wie Auftrage, B, ah, was ist da drin ? B wie Bea Braun?"Muller schlagt den Ordner auf: Gehaltsabrechnungen vonBea Braun. Er liest die Computerausdrucke,.Eigentlich verdient Bea ziemlich wenig ... hm ..., ich soll-te mal uber eine Gehaltserhohung nachdenken."Er stellt den Ordner ins Regal zunick."e, C, ... gibt es nicht. Na dann der nachste: D ...".Drrring! Drrring!!"

    7

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    7/48

    Der Privatdetektiv erschrickt, als das Telefon klingelt.Der Schreibtisch ist mit Bergen von Papier bedeckt. Mul-ler sucht das Telefon. Der aufgeschlagene Ordner mit "D"rutscht vom Tisch. Da ist das Telefon."Mist! Ah, Muller, ah ..., Privatdetektiv Muller!""Outen Tag, Herr Muller, Mein Name ist Bollwage. EineFreundin, ah ..., ich meine, Frau Schonfeld hat mir IhreAdresse gegeben. Ich, ah, ja, wie soll ich sagen, ah ..., ichbrauchte ihre Hilfe ...".Ja, Frau Bollwage, wo brennt's denn?Was kann ich fur Sietun?".Das ist nicht so einfach zu erklaren, Herr Muller. Eigent-lich geht es urn meinen Mann ...""Aha, ich verstehe! Beschatten, uberwachen, kein Prob ...""Mein Mann ist tot.".Dh, Entschuldigung! Tut mir Leid, Frau Bollwage, aberdie meisten Frauen, die einen Privatdetektiv ...""Schon gut, Herr Muller. Konnen wir uns nicht treffen?"

    8

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    8/48

    2Helmut Muller fahrt mit der S-Bahn zur Haltestelle Belle-vue'. Er steigt aus, spaziert an der Akademie der SchonenKunste vorbei ins Hansa- Viertel..Handei-Aliee, wie war doch gleich die Numrner?"Er zieht einen Zettel aus der Tasche und steht schlieBlichvor dem richtigen Haus.Mit dem Lift fahrt er in die letzte Etage und Frau Bollwa-ge empfangt ihn an der offenen Wohnungstiir..Guten Tag, Herr Muller!""Guten Tag, Frau Bollwage. Schon haben Sie es hier ..."Muller blickt sich urn. Eine groBe helle Wohnung, antikeMobel, teure Teppiche auf dem Boden, viele Bilder an denWanden. Teuer und neureich, denkt sich der Privatdetektiv." ... und was fur eine schone Aussicht!" Muller blickt durchdie Fenster auf den gegenuberliegenden Park..Kann ich Ihnen etwas anbieten, Herr Muller?".Nur Wasser, bitte! Ich versuche gerade ein bisschen abzu-nehmen ...".Genau wie Klaus, mein Mann ..."Frau Bollwage kommt mit einer Flasche franzosischernMineralwasser und zwei Glasern aus der Kuche und bittetMuller, Platz zu nehmen.Der macht es sich in einem groBen Ledersessel bequem, be-trachtet eine Bronzefigur - eine Darstellung der antikenGottin Diana' - und trinkt einen kleinen Schluck."Tja, Frau Bollwage, erzahlen Sie mir doch einfach malvon Ihrem Mann ..."Frau Bollwage nimmt auch einen Schluck Wasser, stellt dasGlas auf den Tisch, wischt einen Tropfen von der Glasplatteund mit gesenktem Kopf beginnt sie zu erzahlen,

    9

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    9/48

    10

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    10/48

    .Also, ah ... wie soll ich anfangen? Also, mein Mann hattevor 14 Tagen einen Autounfall. Er war sofort tot ...Wissen Sie, mein Mann war geschaftlich viel unterwegs,und ich hatte immer Angst, dass ihm mal was passiert.Und dauemd diese Fahrten zu seinem Biiro in Leipzig ...Wenn er doch wenigstens den Zug genom men hatte,Ja, letzte Woche war die Beerdigung ...".Darf ich fragen, was fur Geschafte Ihr Mann gemachthat?".Fruher hat Klaus in einer Spedition gearbeitet. Transpor-te und so weiter, ja, und nach der Wende', also nach '89 hater sich selbstandig gemacht. Zuerst hatte er noch kein Buro.Er hat in unserer alten Wohnung ein Buro eingerichtet, wassag ich ... eigentlich nur einen Schreibtisch, das meiste er-ledigte er sowieso nur am Telefon. Also, er hat Umzuge or-ganisiert. Viele Firmen sind ja nach der Wende nach Ost-deutschland gezogen. Dann ist ja auch viel gebaut worden.Ja ... und dann hat er auch mit Import-Export zu tun gehabt,so genau weiB ich das nicht. Die Geschafte gingen gut. Sehrgut sogar ... Und vor zwei Jahren hat er dann das Btlro inLeipzig gemietet. Was soll ich jetzt tun, Herr Muller?"Muller dreht das Glas in der Hand und schaut seiner Gast-geberin in die Augen. Rote Rander, traurige Augen ..."Frau Bollwage, ich glaube, Sie brauchen einen Rechtsan-walt, keinen Privatdetektiv ...".Das habe ich mir auch schon uberlegt, Herr Muller. Aberim Buro geht niemand ans Telefon, nicht einmal der An-rufbeantworter ist eingeschaltet. Ich dachte, Sie konnteneinfach mal hinfahren ...Wissen Sie, ich kann das jetzt nichtselber machen ... Ich komme natiirlich fur alle Kosten auf!".Jch kann Sie sehr gut verstehen, Frau Bollwage. WartenSie mal ..."

    11

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    11/48

    Helmut Muller zieht einen Terminkalender aus der Jacken-tasche und blattert.Natiirlich hat er keinen Termin. Termine regelt immer BeaBraun. Und Bea Braun ist im Urlaub. Aber das braucht jaFrau Bollwage nicht zu wissen..Ja, nachste Woche konnte ich mir das einrichten ..."Frau Bollwage bittet Helmut Muller, kurz zu warten, undgeht ins Nebenzimmer."Hier, Herr Muller. Fur Ihre Unkosten. Wenn Sie mehrbrauchen, lassen Sie es mich bitte wissen!"Frau Bollwage legt Muller einen Scheck auf den Tisch. Miteinem kurzen Blick sieht er die Summe: vierstellig!Fur einen kurzen Moment uberlegt er, ob er ein "... aber dasware doch nicht notig ..." anmerken sollte, aber das wareunprofessionell. Muller verabschiedet sich und geht ver-gnugt durch den Englischen Garten zum Schloss Bellevue.Ein kleiner Umweg, bevor er mit der S-Bahn zunick insBuro fahrt.

    3.Bollwage, Umziige, Import-Export. 3. Etage ..."

    3.Etage

    BollwageUmziige Import-Export

    12

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    12/48

    Helmut Muller steht vor einem neuen Burohaus. Ein glan-zendes Messingschild mit dem Firmennamen neben demEingang.Er geht durch eine groBe Glastiir ins Foyer. Viel Marmor,vie1Glas.Auf der rechten Seite die Aufzuge. Eigentlich sollte erbesser Treppen steigen, wegen seinem Fitness-Programm,aber nach der Zugfahrt von Berlin nach Leipzig ist ereinfach zu rnude.Der Aufzug kommt, die Tur offnet sich und Muller drucktauf den Knopf mit der Zahl 3.Die Kabine ist aus Chrom und Mahagoni, eine Mischungaus schlechtem Geschmack und viel Geld. Neben denKnopfen sind kleine Schilder mit den Firmennamen. Beider Halfte der Knopfe fehlen die Schilder."Typisches Abschreibeobjekr' ...", schirnpft Muller unddenkt an seine Steuererklarung.Mit einem Ruck halt der Lift, die Tur offnet sich und Mul-ler sucht in dem langen Flur nach dem Buro von Bollwage.Tatsachlich stehen die rneisten Buros leer, oder die Mietersind schon wieder ausgezogen, wie die Locher neben eini-gen Tiiren zeigen..Bollwage, Umzuge ... Na dann versuchen wir mal unserGluck ..."Der Privatdetektiv klopft.Niemand antwortet.Er klopft noch einmal, diesrnal heftiger und die Tur springtauf.Erstaunt geht Muller einen Schritt zuruck. Er buckt sich..Jst das Schloss kaputt? Oje, aufgebrochen!"

    13

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    13/48

    Vorsichtig offnet MOller die TOr und blickt auf ein Chaos.Papiere liegen auf den beiden Schreibtischen und auf demBoden. In den Regalen noch ein paar Aktenordner, diemeisten Ordner liegen auf dem Boden. Ein Glasschrank mitkaputten Scheiben, ein umgekippter Papierkorb und in demDurcheinander das Telefon und ein zerstorter Anrufbeant-worter..Da hat jemand was gesucht, aber was? Und wann? Tja, _Herr Meisterdetektiv, jetzt streng dich mal an ... " iMOller hebt das Telefon vom Boden aufund steckt es in dieSteckdose. Er hebt den Horer ab:"Tuut, tuut, tuut, ... ""Zum GlOck!".Bollwage. ".Hallo, Frau Bollwage! MOller hier! Ich bin in Leipzig, ge-nauer gesagt im Buro Ihres Mannes ... A.h, ich hatte da maleine Frage: Wann haben Sie zuletzt versucht, hier anzuru-fen? ... Aha, und niemand hat abgehoben? ... Und haben Sievielleicht die Adresse von der Sekretarin Ihres Mannes? ...Ja, ja, ich hole nur schnell etwas zum Schreiben .... Ja, da -bin ich wieder .... Wie bitte? ... O.k., ich notiere: Olschews-ki, Dagmar Olschewski, Beethovenstr. 12. Haben Sie aucheine Telefonnummer? ... Prima. Danke! Ich melde mich 9 " ;wieder!"

    -.

    14

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    14/48

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    15/48

    Helmut Muller raumt ein paar Akten vom Schreibtisch,legt seinen Notizzettel neben das Telefon und ruckt denStuhl zurecht.Er wahlt die Telefonnummer der Sekretarin..Olschewski ...""Guten Tag, Frau 01schewski, mein Name ist Muller. FrauBollwage hat mir ..."Klick!Aufgelegt.Muller legt den Horer auf. Er lehnt sich im Drehstuhlzuruck und blickt auf das Chaos. Dann steht er auf, wuhltunter den verstreuten Papieren und mit einem Stadtplan vonLeipzig verlasst er vorsichtig das Buro,Gegenuber dem Burohaus ist ein Taxistand. Muller iiber-quert die StraBe."Sind Sie frei?".Klar, Mann! Wo soll's denn hingehen?".Beethovenstrabe!"

    4.Gehen Sie weg! Ich habe mit der Sache nichts zu tun!""Frau Olschewski, bitte machen Sie auf. Ich mochte nur mitIhnen sprechen. Bitte, Frau Olschewski!"Muller klopft jetzt heftiger an die Tur,"Urn Gottes willen, machen Sie doch nicht so einen Krach!Was sollen denn die Nachbarn denken?"Vorsichtig offnet sich die Tiir, Eine Frau schaut durch denSpalt, der mit einer Kette gesichert ist..Jch kann Ihnen nichts sagen. Gehen Sie weg! Ich habe ..."

    16

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    16/48

    "Frau Olschewski, Sie waren doch bei der Firma Bollwagebeschaftigt, oder?""Herr Bollwage ist tot ...".Ja, das weiB ich und darum bin ich auch hier, Frau Boll-wage hat mich beauftragt, hier nach dem Rechten zu sehen.Warum sind Sie nicht mehr im Buro? Warum ...""Schon gut, leise bitte, kommen Sie rein ..."Die Kette wird entfemt und Muller betritt die kleine Woh-nung..Warum gehen Sie nicht mehr ins Buro, Frau Olschewski?""Ah, ich wollte ja, aber ... vor drei Tagen, also, vor drei Ta-gen ...".Jmmer mit der Ruhe. Erzahlen Sie bitte der Reihe nachoUnd konnen wir uns vielleicht setzen?""Nein, ich habe keine Zeit, ich muss gleich weg. Ich woll-te nur sagen, dass vor drei Tagen, also, vor drei Tagen warich zum letzten Mal im Btiro ..."

    17

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    17/48

    .Llnd warum seither nicht mehr?"

    .Jch fuhle mich nicht wohl, ich bin krank, ich muss jetztauch gleich zum Arzt. Bitte gehen Sie!"Wieder auf der StraBe faltet Helmut Muller den Stadtplanauseinander und sucht seinen Weg zum Hotel.Er spaziert den Martin-Luther-Ring entlang und biegtrechts in die Altstadt ein. Uberall wird gebaut, renoviert.Muller weiB wenig tiber Leipzig und sucht eine Buchhand-lung, urn sich einen Stadtfuhrer zu kaufen.Er hat Gluck und wenige Minuten spater geht er wie eintypischer Tourist mit dem aufgeschlagenen Fuhrer durchdie Altstadt.

    .Altes Rathaus. Altestes deutsches Renaissance-Rathaus,1556. 1m Alten Rathaus das Museum fur Geschichte derStadt Leipzig, geoffnet von 9 - 17 Uhr ..."18

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    18/48

    MUller bewundert die Fassade und nimmt sich einen Be-such des Museums vor. Aber jetzt sucht er vor allemeinen gernutlichen Platz, urn sein Mineralwasser zutrinken..Kaffeebaum. Sachsens altestes Kaffeehaus, 1694! Hm,das ist hier gleich urn die Ecke. Vielleicht machen wir heu-te eine Ausnahme mit dem Mineralwasser ..."1m .Kaffeebaum" erfahrt MUller, dass hier schon sehrberuhmte Gaste saBen: Goethe, Robert Schumann, Les-sing..Aber vielleicht bin ich der erste Privatdetektiv', denkt Mul-ler und bestellt einen groBen Mi1chkaffee und Baumku-chen',

    Zum Hotel Merkur, in der Nahe des Bahnhofs, war es nichtmehr weit und auf seinem Zimmer plant MUller seine nach-sten Schritte."So, dann wollen wir mal notieren, was wir bisher alleserfahren haben:Also, da ist die Firma Bollwage, Herr Bollwage hatte vor14 Tagen einen Autounfall und ist tot.Frau Bollwage, meine verehrte Auftraggeberin, hat wohlwenig Ahnung von den Geschaften ihres Mannes.Dann haben wir hier in Leipzig ein Buro, das durchsuchtworden ist.Eine Sekretarin, Frau Olschewski, die seit drei Tagen krankist und sehr nervos ..."Helmut MUller zeichnet auf einem Blatt Papier Ovale, indie er Namen und Informationen schreibt.Dann verbindet er einige Ovale, macht Pfeile mit Stich-wortern und Fragezeichen.

    19

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    19/48

    5.Einen Moment bitte, da muss ich Sie verbinden ..."Muller hat die Polizei in Leipzig angerufen und wird mitder Abteilung fur Verkehrsunfalle verbunden..Ja bitte?""Guten Tag! Mein Name ist Helmut Muller. Ich mochtemich im Auf trag von Frau Bollwage nach dem Unfall ihresMannes erkundigen. Ah, konnten Sie mir etwas uber dieUmstande mitteilen ...?""Moment mal, bitte."Muller wartet einige Minuten und dann meldet sich wiederdie Stimme.20

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    20/48

    "Horen Sie bitte? Also, der Unfall ist am 3. Juni urn 8.15Uhr passiert. Am Autobahnkreuz Schkeditz in der Nahe vonder Raststatte Kockern. Die Untersuchung hat ergeben,dass das Fahrzeug mit zu hoher Geschwindigkeit in dieLeitplanken gerast ist. Der Fahrer, also Herr Bollwage, istdann nach Leipzig in die Klinik gebracht worden. Aber wieSie ja schon wissen, kam arztliche Hilfe zu spat. Urn 11Uhrist er verstorben. Ja, und das Fahrzeug ist von der FirmaSchrenk abgeholt worden ...".Herzlichen Dank fiir Ihre Hilfe! Auf Wiederhoren."Muller hat mitgeschrieben und sucht im Telefonbuch dieNummer der Abschleppfirma.

    -

    6"Schaut ja ziemlich wust aus ...".Tja, bei dem Affentempo, mit dem der in die Leitplankengedonnert ist, hilft auch kein Mercedes."Helmut Muller und ein Mechaniker der Firma Schrenk ste-hen vor dem Autowrack.Das Auto ist vollig zerbeult, das Dach eingedruckt, dieWindschutzscheibe zertnimmert."Was soll jetzt mit dem Schrott passieren?"

    21

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    21/48

    .Jch werde Frau Bollwage fragen. Wenn sie entschiedenhat, rufe ich Sie an. Und, ah, vielleicht konnen Sie den Wa-gen ja noch mal ein bisschen genauer anschauen, wegen derUnfallursache ..."MUller gibt dem Mechaniker zweihundert Mark und grinst."Geht klar, Herr MUller! Wo kann ich Sie erreichen?"MUller gibt dem Mechaniker seine Telefonnummer im Ho-tel und geht zum Buro. Uber der TUrein nagelneues Schild:"Schrenk - KFZ-Reparatur und Abschleppdienst"."In diesen Karton haben wir aIle Sachen aus dem Auto ge-packt."Die junge Dame schiebt MUller eine Schachtel mit Land-karten, Sonnenbrille, Taschentuchern, Audio- Kassettenuber den Tisch. Alles Dinge, die in einem Auto liegen.MUller stochert mit dem Zeigefinger in der Schachtel her-um."War das alles, ich meine ...1".Ja, das ist der Rest. Die personlichen Sachen, also seineAktentasche und einen Mantel, hat neulich so ein Typ ab-geholt ..."

    2 2

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    22/48

    Den Kopf auf beide Hande gestutzt, sitzt Helmut Mullerwieder in seinem Hotelzimmer. Vor sich auf dem Tisch derInhalt der Sehaehtel."Wer hat die Aktentasehe abgeholt? Und warum? Wovorhat Frau Olsehewski Angst? Gibt es eine Spur, die ich nichtkenne ..."Das Klingeln des Telefons reiBt ihn aus seinem Selbstge-spraeh."Ja, Muller ...""Herr Muller, ieh hab mir den Wagen noeh mal angesehen,also den Mercedes von dem Unfall ...""Ja, und?""Ah, ja, wie soll ieh das sagen. Also, an den Bremsenstimmt was nieht, da hat jemand rumgesehraubt. Das istsieher nieht vom Unfall, die waren schon vorher mani-puliert ...""Sind Sie sicher?".Absolut sieher!".Jch danke Ihnen! Und, ah, vielleieht behalten Sie dieNeuigkeit erst mal fur sieh, ah, Sie verstehen, was iehmeine ...".Klar doeh, Herr Muller! Ich kann sehweigen wie einGrab!"

    Muller lehnt sich in seinem Sessel zuruck..Ein Mord! Kein Autounfall, ein Mord!"Jetzt ist die ganze Saehe plotzlich ein eehter Krirninalfall.Aber unser Privatdetektiv kann am besten mit vollem Ma-gen denken. Kurz entsehlossen nimmt Muller den Stadtplanund den Reisefuhrer und verlasst das Hotel.

    23

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    23/48

    7Vom Hotel spaziert MUller wieder in Richtung Altstadt.Uber den Sachsenplatz, am Markt vorbei fuhrt sein Weg.Gelegentlich bleibt er stehen und betrachtet die Gebaude,liest im Reisefuhrer, Jetzt steht er vor einem prachtvollenGebaude."Alte Borse. Barockgebaude, 1678 - 87, heute genutzt furKulturveranstaltungen ... Vnd davor das Goethedenkmalvon Carl Seffner, erinnert an Goethes Leipziger Studien-jahre ... Aha, sehr interessant. Der alte Goethe wusste auch,wo es schon war ..."MUller liest weiter."Goethe war es auch, der Auerbachs Keller in seinem Faustweltberiihmt machte ... Genau!"MUller uberlegt beim Weitergehen, ob ihm noch ein Zitataus dem Faust einfallt, mit dem man ihn auf dem Gymna-sium gequalt hat, aber wie schon gesagt, am liebsten denktunser Privatdetektiv mit vollem Magen.Im Restaurant bestellt MUller ein Gericht, das ihm am ty-pischsten erscheint: Leipziger Allerlei"!

    24

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    24/48

    Muller liegt auf dem Bett, die Beine hochgelegt. Sieschmerzen vom vielen Laufen.Er ist mude, Seine Gedanken kreisen urn seinen Auf trag,und fur den nachsten Tag hat er sich einen zweiten Besuchbei Frau Olschewski vorgenommen. Aber bis dahin ist nochZeit, und Muller schlaft in seinen Kleidem ein."Frau Olschewski, bitte machen Sie auf!"Muller klopft lautstark an die Wohnungstiir. Er weiB, wiepeinlich Frau Olschewski das ist, aber das ist seine einzigeChance hereingelassen zu werden."Seien Sie doch leise, ich bitte Sie!"Die Wohnungstur offnet sich, diesmal ohne Kette, und Miil-ler tritt in den kleinen Flur."Was wollen Sie denn schon wieder? Ich habe Ihnen dochgestem schon gesagt ...".Jetzt horen Sie mir mal zu, Frau Olschewski! Der Unfallvon Ihrem Chef war gar kein Unfall, das war glatter Mord!Und Sie erzahlen mir endlich alles, was Sie wissen, oderwir beide gehen jetzt sofort zur Polizei und Sie erzahlen dasmeinen Kollegen ... l"Muller als Schau spieler. Mit emster Miene blickt er strengauf die Frau, mit Erfolg."Mord? Kein Unfall? Aber wer sollte denn Herm Bollwa-ge ermorden ...? Kommen Sie bitte ..."Sie bittet Muller in die kleine Kiiche. Sehr ordentlich undsauber. Und Muller ist sich sicher, dass sie von dem Chaosim Buro keine Ahnung hat..Jch hare, Frau Olschewski!".Jch kenne Herm Bollwage schon langer, D.h. wir habenschon friiher zusammengearbeitet. Ah, ich war vor der

    25

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    25/48

    Wende in einem Transportuntemehmen beschaftigt und wirhaben mit der Spedition von Herm Bollwage, also, ich mei-ne, in der Herr Bollwage beschaftigt war, ofter zusammen-gearbeitet. Ja, und dann vor zwei Jahren hat er hier seinBuro eroffnet und mich gefragt, ob ich fur ihn arbeitenmochte ... Ja, und seither arbeite ich fur Herm Bollwage. Erwar immer korrekt und ich habe auch ein bisschen besserverdient und ...""Was fur Geschafte hat die Firma gemacht?".Ja, alles was halt eine Spedition so macht. Umzuge, Trans-porte. Ich habe immer nur im Buro gearbeitet und HerrBollwage war viel unterwegs ... ""Was halten Sie davon, wenn wir beide jetzt ins Biiro fah-ren und Sie erzahlen mir dort weiter? Vielleicht finden wirja eine Spur ..."MUller geht hinter Dagmar Olschewski den langen Flur imBurogebaude entlang. Er ist gespannt, wie sie reagierenwird, wenn sie das durchwuhlte Zimmer sieht. Sie steht vorder TUr, holt ihren Schltissel aus der Tasche und versuchtaufzusperren..Nanu, was ist denn mit dem Schloss ... Urn Gottes willen!Was ... wer hat ... wie ... ?"Entsetzt blickt die Sekretarin auf das Chaos im Buro..Tja, liebe Frau Olschewski, kaum sind Sie drei Tage nichtim Buro ...""Sehr witzig, Herr MUller! Hier ist eingebrochen worden!Ich muss sofort die Polizei verstandigen! Ich ... ""Moment, Moment! Sollten wir nicht erst einmal nachse-hen, ob wirklich etwas gestohlen worden ist? Der Compu-ter steht noch da, die Einrichtung auch. Ich helfe Ihnenbeim Aufraumen und dann konnen wir ja noch immer diePolizei verstandigen."26

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    26/48

    Gemeinsam raumen sie das Buro auf. Muller erfahrt, dassder Anrutbeantworter schon vorher kaputt war.Der oder die Einbrecher haben etwas ganz anderes gesucht."Die Buchhaltung ist komplett, da fehlt nichts!"Dagmar Olschewski heftet die herausgerissenen Papierewieder ein und stellt die Ordner ins Regal zuruck.Muller denkt an seine Buchhaltung in Berlin. Vielleichtkann ihm ja Frau Olschewski einen Tipp geben, wie er dieam besten organisiert."Darf ich mal?"Muller nimmt den letzten Ordner aus dem Regal und liestdie Bankauszuge..Das ist ja sehr interessant! Am Tag vor dem Mord, ah, vordem Unfall hat Herr Bollwage 50.000 Mark abgehoben.Wussten Sie das?""Natiirlich, ich habe das Geldja selbst von der Bank geholt.So viel Bargeld! Ich hatte ganz schon Angst.".Haben Sie so was ofter gemacht?""Natilrlich! Nicht immer solche Mengen, aber der Chef hatafter Geschafte gemacht, fur die er Bargeld gebraucht hat.Die Geschafte mit Herro Raskol hat er praktisch immer barbezahlt!""Merkwiirdig ist das schon, so viel Bargeld ... Was fur eineArt Geschafte waren das mit Herro ...?".Raskol! Ich kenne ihn nicht, bin ihm nie begegnet. Hatteihn nur after am Telefon. Eine Stimme mit Akzent, ah, sowie Russisch. Meistens haben sich die beiden an der Rast-statte getroffen. Das war der Lieblingstreffpunkt vonHerrnBollwage. Ach, der arrne ...""Welche Raststatte? Die an der Autobahn? ~~~ ..nicht ...?".Kockern, ja, die meine ich."

    27

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    27/48

    "Wollen Sie ein bisschen Detektivin spielen, Frau 01-schewski? Am besten fahren wir da gleich mal hin ... !"

    8

    :::--,~.. 4

    Etwas spater sitzen beide in dem VW Golf der Sekretarin..Das Geld ist wohl weg?"Die Sekretarin fahrt Richtung Autobahn und blickt fragendzu Miiller..Denk ich schon, Frau Olschewski. Wenn Sie es nicht ha-ben, wer dann?"Emport schaut die Sekretarin zu Muller."Wieder einer Ihrer schlechten Scherze! Das Geld hatjetztwohl Raskol. Die Frage ist nur, wofiir?"Die nachsten Minuten sitzen die beiden schweigend ne-beneinander..Konnten Sie bitte langsam fahren. Da vome kommt jetztdas Autobahnkreuz.".Haben Sie Angst, Herr Privatdetektiv? Frau am Steuer undso ... ?""Nein, ich mochte mir nur mal die Unfallstelle ansehen.Hier ist Ihr Chef verungluckt ..."Die Autobahn macht eine lange Rechtskurve und die bei-den konnen die Spuren des Unfalls noch deutlich sehen:kaputte Leitplanken, Spuren im Gras, aber keine Brems-spuren auf der StraBe.28

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    28/48

    "Urn Gottes willen, der arme Bollwage ... Ich helfe Ihnen,Herr Miiller! Sie haben mir aber noch nicht gesagt, warumSie glauben, dass es kein Unfall war ...?".Jch war in der Werkstatt, wo der kaputte Wagen steht. DieBremsen waren manipuliert, d.h. irgendjemand hat daranrumgefummelt. Jemand, der genau wusste, wohin Bollwa-ge fahrt ... Ach, da vome kommt ja schon die Raststatte?".Ja, sie ist nicht weit von der Stadt. Ein beliebter Treffpunktfur Durchreisende. Die miissen dann nicht in die Stadt. Daswar schon zu DDR-Zeiten so ... Wir sind da! Soll ich zumRasthaus vorfahren? He! Schauen Sie mal! Da steht ja un-ser Lieferwagen!""Ihr Lieferwagen?".Ja, da driiben! Sehen Sie, der weiBe Transporter mit derAufschrift! "MUller blickt auf die Reihe parkender Autos. Dann sieht erden weiBen Ford-Transit. .Bollwage, Umziige, Import-Ex-port", die gleiche Aufschrift wie auf dem Messingschild amBurohaus,Die Sekretarin sucht eine Parkliicke und zieht MUller eilighinter sich her.

    29

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    29/48

    "Los, kommen Sie! Wir gehen bei den Toiletten rein, damiter uns nicht sieht!""Wer denn? Was ist eigentlich los?"Muller hat Muhe, dem Tempo der Sekretarin zu folgen..Das erklare ich Ihnen spater! Erst mal mir nach!"Die beiden laufen urn die Raststatte herum. An der Ruck-seite gibt es einen Eingang zu den Waschraumen undToiletten. Dann stehen sie vor einer breiten Treppe zumRestaurant."Gehen Sie vorl Sie kennt er nicht!"Dagmar Olschewski schiebt Muller wie einen Schutzschildvor sich her und zieht ihn zu einem Tisch im Nichtraucher-Bereich des Restaurants..Sehen Sie! Da driiben, der Typ mit der Baseball-Mutze,das ist Rudi, unser Fahrer!".Jhr Fahrer? Wieso haben Sie mir nichts von ihm erzahlt?Vorhin sagten Sie noch, Sie wollten mir helfen ...1""Will ich auch! Ich hab mir nur gedacht, dass es besser ist,wenn Rudi uns nicht sieht. Er ist seit dem Unfall nicht mehrin der Firma gewesen. Ich habe immer wieder versucht ihnanzurufen. Aber das harte ich mir ja denken konnen: Machtblau und fahrt mit dem Firmenwagen durch die Gegend!Dem traue ich glatt zu, dass er im Bi.iro eingebrochen hat,urn die Auftragsbucher zu stehlen, und jetzt arbeitet er aufeigene Rechnung, der Gauner!"Muller betrachtet staunend die Sekretarin, Sie wirkt jetztgar nicht mehr zerbrechlich, ganz im Gegenteil..Schauen Sie malt"Sie zupft Muller am Armel und deutet auf den Parkplatz.Ein silberfarbener Mercedes- Kombi parkt direkt hinter demFirmentransporter und ein Mann mit Sonnenbrille winkt inRichtung Restaurant, Fast zur gleichen Zeit steht Rudi auf,30

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    30/48

    druckt seine Zigarette aus und wirft den leeren Kaffee-becher im Hinausgehen in einen Mulleimer,Nach einer kurzen Begruliung offnet der Mann mit derSonnenbrille die Ladeklappe und Rudi die Tur des Trans-porters. Beide laden langliche Holzkisten vom Kombi inden Transit. Sie schlieBen die Ttiren, verabschieden sichund beide Autos verlassen den Rastplatz."Wir mussen hinterher! Los, die hauen ab!".Jm mer mit der Ruhe, Frau Privatdetektivin! Wem wollenSie denn hinterher? Wir konnen ja nicht beiden gleichzei-tig folgen. Ich schlage vor, wir fahren zuruck ins Buro undSie geben mir die Adresse von diesem Rudi."

    31

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    31/48

    9.Kennen Sie die Umsatze der Firma?"MUller blattert in den Bankauszugen."Naja, im Prinzip schon, ich mache ja die Buchhaltung.""Gingen die Geschafte schon mal besser?""Besser? Was meinen Sie damit?""Wenn Sie die Wohnung von Bollwage in Berlin gesehenhatten ... Schaut alles nach viel Geld aus!Und wenn ich mir hier die Auszuge ansehe, dann zweifleich daran, ob sich mit den Umsatzen dieser Lebensstilfinanzieren lasst ...".Jch bin ja keine Steuerexpertin. Aber es hat doch einenGrund, warum er mit seiner Firma nach Leipzig gezogenist. Da hat er doch bestimmt Steuervorteile. Ich meine, Ab-schreibungen und so ...""Noch mehr Vorteile hat er allerdings, wenn er Geschaftemacht, die nicht in den Abrechnungen auftauchen!""Sie meinen, ah, der Chef und krumme Geschafte? Daskann ich mir nicht vorstellen!".Llnd die merkwurdigen Bargeldgeschafte? Hat Sie das niegewundert?""Naja, manchmal schon. Ich muss Ihnen noch was sagen,Herr MUller ..."

    32

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    32/48

    Helmut Muller liegt wieder auf seinem Hotelbett und denktdariiber nach, was ihm die Sekretarin erzahlt hat.Sie hatte fur ihren Chef Geld auf Sparbucher eingezahlt, un-ter ihrem Namen. Davon hat sie auch immer Geld abge-hoben, wenn diese Treffen mit dem merkwurdigen Ge-schaftspartner Raskol geplant waren. Ziemlich naiv dieDame - oder raffiniert. Und dieser Rudi? Warum hatte sieihm nichts von ihm erzahlt?"Morgen werden wir dir mal auf den Zahn fuhlen, meinLieber!"Muller liest den Zettel mit der Adresse und dem Platz, woer sich mit der Sekretarin treffen wird.Und wer war der Mann mit der Sonnenbrille? Raskol?Jedenfalls einer von beiden, Rudi oder Raskol, war in derWerkstatt und hat die Aktentasche geholt ...

    Helmut Muller steht an der Ecke KeillstraBe-GerberstraBeund wartet auf den roten Golf der Sekretarin. Gemeinsamwollen sie zu Rudis Wohnung fahren. Wenn Mullers Plangelingt, dann wird er nach dem Besuch mehr wissen.Hinter ihm, auf der anderen StraBenseite hupt ein Auto.Muller dreht sich urn und entdeckt den roten Golf.

    33

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    33/48

    Grinsend ilberquert er die StraBe."Guten Morgen, Kollegin!""Wie, ah, verstehe, wieder einer Ihrer Witzel Guten Mor-gen!"Frau Olschewski tragt eine groBe Sonnenbrille.,,1st es weit?""Nein, nicht weit. Aber eine ziemlich finstere Gegend."Sie fahren in ein Viertel mit hasslichen Hausern: Platten-bauten', d.h. schnell gebaute Wohnhauser aus Beton. DieSekretarin biegt in eine StraBe ein und fahrt langsamer."Sie schauen rechts und ich links.".Da verne! Parken Sie hier, das Stuck gehen wir zu FuB."Fiinfzig Meter vor ihnen parkt der Ford-Transit.MUller schaut durch die Fensterscheiben. 1mWagen liegenimmer noch die Holzkisten, halb zugedeckt mit einer Plas-tikplane. In einer Ecke des Wagens liegt eine Aktentasche."Frau Olschewski, schauen Sie mal. Kennen Sie dieseTasche?".Klar, das ist die Aktentasche vorn Chef!""Na dann mal los!".Llnd was ist mit Ihrem Plan? Was passiert jetzt?""Lassen Sie mich nur machen, spiel en Sie einfach mit!"Muller geht zum Hauseingang und tiber ein ziemlichschmutziges Treppenhaus erreichen sie den 2. Stock..Wenn er fragt, wer da ist, sagen Sie Ihren Narnen!" DerPrivatdetektiv klingelt und stellt sich hinter die Sekretarin.Sie horen Schritte hinter der Ttir und ohne Fragen wirdgeoffnet.Rudi sieht ziemlich verschlafen aus. In T-Shirt und Jog-ginghose blickt er erstaunt auf die Sekretarin,

    34

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    34/48

    "Dagmar? Was machst du denn hier? Und wer sind Sie?"Helmut Muller schiebt Rudi zur Seite und betritt das Ap-partement. Uberall stehen Kartons, zum Teil mit Auf-schriften: Computer, Stereoanlagen, Lautsprecher-Boxen,viel technisches Gerat."Tja, mein Lieber, kleine Uberraschung! Ich bin der Bru-der von Klaus! Und ich dachte, dass ich am besten malselbst nach dem Rechten sehe! Seit dem Unfall von KlausIauft das Geschaft nicht mehr ...""Der Bruder, ah ... , ich wusste nicht, aber ...""Klaus in Leipzig, ich in Berlin! Wir waren nicht nur Bru-der, wir waren auch Partner! Was ist mit der letzten Liefe-rung? Das Geschaft geht weiter! Ich hoffe, du arbeitestnicht auf eigene Rechnung ... Was ist mit all dem Zeughier?"Rudi ist ziemlich blass geworden. Ratlos schaut er zu Dag-mar Olschewski, die ebenfalls ziemlich erstaunt auf Mul-ler blickt."Ah, die Knarren sind unten imAuto, die muss ich noch lie-fern ... und ah, heute Nachmittag wollte Raskol die Com-puter holen ... Ich arbeite nicht auf eigene Rechnung, ichwollte ...".Erzahl keinen Scheib, Mann! Wo ist das Geld?".Das weiB ich nicht! Ich war in der Werkstatt und hab dieSachen von Klaus geholt ..., kein Geld! Ehrlich!"Muller spielt immer noch den bosen Ganoven und mit fins-terer Miene blickt er auf die Sekretarin,"Was sehen Sie mich so an, Herr Muller? Ich weiB vonnichts !"

    35

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    35/48

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    36/48

    Bei dem Wort "Muller" schubst Rudi die Sekretarin zurSeite und rennt aus der Wohnung..Das war ein Fehler, meine Liebe!""Mist, tut mir Leid. Sollen wir ihn verfolgen ...'I""Nein, nieht notig. Hier liegt der Autoschliissel und zuFuB kommt er nicht weit. Das ist jetzt Angelegenheit derPolizei!"Muller telefoniert mit der Polizei, erklart die Situation undnach einer Viertelstunde kommen Beamte in Zivil.Der Privatdetektiv erklart den Beamten die Geschichtenoch einmal..Jch mochte nur die Aktentasche mitnehmen fur Frau Boll-wage.".Kein Problem. Den Wagen lassen wir stehen, als Kader furden Fisch, der heute Nachmittag kommt. Und Rudi habenwir zur Fahndung ausgeschrieben ..."

    10Muller und die Sekretarin sitzen im VW Golf und fahrenzum Hotel. Die Aktentasche von Klaus Bollwage liegt aufMulIers Knien."Was ich Sie fragen wollte, Frau Olschewski ... ah, wollenSie nieht die Firma weitermachen, serios, meine ieh?Ich konnte mit Frau Bollwage daruber sprechen ..."

    37

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    37/48

    .Nein, Herr Muller, dafur bin ich zu alt. Bis zur Rente kannich nebenbei die Buchhaltung fur ein paar private Kundenubernehmen ... Aber danke fur das Angebot!"Am Hotel verabschiedet sich Muller von der Sekretarin, be-dankt sich fur ihre Hilfe und erkundigt sich an der Rezep-tion nach den Zugverbindungen Leipzig-Berlin.Muller hat Gluck, in zwei Stunden fahrt der nachste Zug.Er packt, bezahlt die Hotelrechnung und mit seinemGepack und der Aktentasche spaziert er das kurze Stuckzum Bahnhof. Aus dem Reisefuhrer weiB er, dass der mo-numentale Hauptbahnhof Anfang des Jahrhunderts der be-deutendste Personenbahnhof Europas war.Es gabe noch viele Sehenswurdigkeiten in Leipzig - dasnachste Mal.1mZug offnet Muller die Aktentasche. Neben allerlei Stif-ten, Taschentiichern, Zigaretten und Kleinkram steckt dasNotizbuch. Mit Bleistift sind viele Termine eingetragen.Muller blattert zum Tag des Unfalls: ,,8.30 Uhr, Rastplatz,Termin Raskol", Muller versucht sich zu erinnem, was ihmdie Sekretarin erzahlt hat.

    08

    22. Woche\5 5

    SA 4.09 SU 20.3 \MA 23.58 MU 6.26Jun\

    Freitag 3

    \0

    38

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    38/48

    .Jrgendetwas hat sie am Vormittag gemacht, was mit die-sem Termin zu tun hatte ..."MOller hat keine Idee. Er legt sieh bequem in seinen Sitzund fasst in Gedanken noeh einmal die Gesehichte zusam-men:Bollwage betreibt eine Spedition, eigentlich nur als Tar-nung fur seine wirkliehen Geschafte: Import-Export.Import von Waffen, gestohlenen Antiquitaten und so wei-ter, Export von Computern und teuren elektronisehenGeraten, vermutlieh ebenfalls gestohlen. Und wer ist die-ser Raskol? Der Auftraggeber, der Boss? Und Rudi, nurein Ausfahrer, oder Komplize? Nun, das ist nieht seinProblem, darum muss sieh jetzt die Leipziger Polizeikummern,Das monotone Gerausch des Zuges wirkt wie ein Sehlaf-lied. MOller schlaft ein.Zwei Tage spater sitzt er wieder im Wohnzimmer mit derschonen Aussieht."Tja, das war's dann wohl, Frau Bollwage. Die Polizei wirdSie sieher verstandigen, wenn der Fall geklart ist. Am bes-ten, Sie bespreehen die ganze Saehe mit Ihrem Reehtsan-walt. Tut mir Leid ...""Sie haben Ihr Bestes getan, Herr MOller. Wenn ieh dasgeahnt hatte ... Aber jedenfalls ist Ihr Auf trag beendet lindwir konnten gleieh abreehnen.".Ja, ah, ieh hab hier mal zusammengestellt, was ieh fur Un-kosten hatte ... ah, meine Sekretarin ist noeh im Urlaub ..."Moller gibt Frau Bollwage einen handgesehriebenenZettel..Kein Problem!"Frau Bollwage holt ein Packchen, eingewiekelt in braunesPaekpapier.

    39

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    39/48

    "Sehen Sie, das kam gestern mit der Eilpost. Ich kann Siesogar bar bezahlen!"Das Packchen beinhaltet ein Bundel Geldscheine.50.000 DM! Mit einem kleinen Zettel: "Sie konnen esbesser brauchen, Dagmar ..."Die Witwe zahlt dreitausend Mark ab und gibt sie Muller."Stimmt so!"Zuruck im Buro uberlegt Muller, ob er das Geld iiberhauptbehalten darf. Er sollte seinen Freund Ernst, den Rechts-anwalt, anrufen. Wahrend er die Telefonnummer sucht,klingelt das Telefon..Hallo, Chef! Ich bin wieder da! Ein toller Urlaub, Super-wetter! Ich bin total erholt! Morgen komm ich wieder insBuro! Und wie war's hier in Berlin? Was haben Sie denn sogemacht, so ganz allein ...?""Na ja, so allerlei ... l"

    ENDE

    40

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    40/48

    Landeskundliche Anmerkungen1 Schloss Bellevue ist der Amtssitz des Bundesprasidenten.Bellevue und das Hansa- Viertel sind im nordwestlichenTeil des Bezirks Tiergarten.2 Diana - romische Gottin der Jagd.3 Wende bedeutet hier die Zeit nach der Offnung der Gren-zen durch die DDR im Jahre 1989 bis zurVereinigung derbeiden deutschen Staaten im Jahre 1990.4 Abschreibeobjekt kann z.B. ein Auto, ein Haus, eineMaschine sein. Reduziert die Steuerzahlung.5 Ein Baumkuchen ist ein hoher, zylindrisch geformterKuchen aus Biskuitteig.6 Leipziger Allerlei: Junges Friihlingsgemiise mit Mor-cheln (Pilzart) und Krebsschwanzen. Wird auch als Beila-ge gereicht.7 Plattenbau bezeichnet ein mehrstockiges Gebaude, dasaus vorgefertigten (Stahl- )Betonplatten errichtet ist.

    41

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    41/48

    Ubungen und Tests

    1. Beantworten Sie bitte die Fragen:Warum ist Muller verzweife1t?

    Was sucht er?

    Was will er mit Beas Geha1t machen?

    Warum ruft Frau Bollwage Muller an?

    2. Was erfahrt Muller tiber Herrn Bollwage?Fruher ...1989 ...Vor 2 Jahren .Vor 14Tagen .Letzte Woche .Welchen Eindruck hat Muller von Frau Bollwage? Ent-werfen Sie einen Steckbrief von Frau Bollwage und ihrerWohnung.42

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    42/48

    3. Was steht im Text tiber das Burohaus und das Buro vonHerrn Bollwage. Kreuzen Sie an.Das Burohaus ist ein Neubau. 0Das Haus gefallt Muller gut. 0Es gibt nur einen Aufzug in dem Haus. 0AIle Biiros sind vermietet. 0Bollwages Burotur ist nicht verschlossen. 0In Bollwages Biiro wurde eingebrochen. 0

    MUller telefoniert mit Frau Bollwage. Was sagt Frau Boll-wage? Rekonstruieren Sie das Telefonat.Muller: Wann haben Sie zuletzt versucht, hier anzurufen?BoLLwage: _Muller: Aha, und niemand hat abgehoben?BoLLwage: _Miiller: Haben Sie vielleicht die Adresse von der SekretarinIhres Mannes?BoLLwage: _Miiller: Ja, ja, ich hole nur schnell etwas zum Schreiben.Ja, da bin ich wieder.BoLLwage: _Miiller: Wie bitte?BoLLwage: _Miiller: O. k., ich notiere. Haben Sie auch eine Telefon-nummer?BoLLwage: _Miiller: Prima. Danke! Ich melde mich wieder.

    43

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    43/48

    4. Wie konnte die vollstandige Skizze von MUller aussehen(vgl. S. 19)? FUllen Sie die Ovale aus und verbinden SieNamen und Informationen, die in einem Zusammenhangstehen konnten,

    1. - 6. Versuchen Sie, mit den bisherigen Informationen denFall zu losen. Benutzen Sie das Raster.

    Ereignissebeteiligte PersonenVerdachtsmomente

    verdachtige PersonenTatmotive. . .

    ~. . . .Schreiben Sie einen Bericht an Frau Bollwage.44

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    44/48

    7. - 8. Muller macht sich im Laufe des Tages mit Frau 01-schewski immer wieder Notizen. Leider ist seine Schriftnicht sehr leserlich - konnen Sie die LUcken fullen?F r a u O . n a t s e n o l t f r a n e r m i t H e r r l t B . ' " . S i e n a t a m T a j v o r d e mJ i . o r d . . . . B . n a t G e s e n i i f t e m i t . . .j e m a e l r . t . D i e R a s t s t i i t t e 1 s t e t ~. . . f a r D u r c n r e i s e l t d e . V O l t. . . n a t F r a u O . m i r b i s n e r I t t c n t s . . . . S i ej l a u b t , d a s s e r i m B a r o . . . . D e : J i . a I t I tm i t d e r S O l t l t e l t b r t l l ef i i n r t e i -Mit .., . D i e b e i d e J i . i iM e r v e r l a d e l t . ., .4. - 9. Das Verhaltnis zwischen Helmut MUller und DagmarOlschewski hat sich im Verlauf der Abschnitte 4 bis 9 ver-andert. Wie sieht er sie, wie sieht sie ihn?

    Dagmar MUller1. Begegnung2. Begegnungim BuroimAutoin Rudis Wohnung

    Beschreiben Sie; die Wortkiste kann Ihnen helfen.

    streng energisch unvorsichtig

    finsterraffiniert

    beherzt zielstrebigentsetzt

    netterstaunt. kooperativnarv unfreundlichschlagfertigabweisend witzig

    freundlichzerbrechlich

    45

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    45/48

    10. In Abschnitt 6 haben Sie die Geschichte zu Ende ge-schrieben. Wie sehen Sie den Fall jetzt? Welche der ange-botenen Antworten halten Sie fiir die wahrscheinlichste?Herr Bollwage hat illegale Geschaftegemacht.Rudi und Raskol haben ohne Wissenvon Bollwage zusammengearbeitet. 0Dagmar und Bollwage haben gegenRudi und Raskol zusammengearbeitet. 0

    o

    Wer ist in Bollwages Buro eingebrochen?Dagmar 0Ruili 0Ruk~ 0

    Rudi und Dagmar haben die Bremsenvon Bollwages Auto manipuliert. 0Raskol wollte Bollwage toten, 0Bollwage hat Selbstmord begangen. 0

    Frau Bollwagewusste von einem Komplottgegen ihren Mann. 0steckte mit Dagmar unter einer Decke. 0hat an einen Unfall geglaubt. 046

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    46/48

    Was tun Sie, wenn Sie einen Kriminalfall losen? Was tunSie, wenn Sie einen Text in einer fremden Sprache lesen?

    Fragen Fragen an den Strategienan den Text Kriminalfall und TechnikenWas verstehe ich? Was weiB ich? Notizen machenWas verstehe ich Was ist mehrmalslesenlnicht? unbekannt? nachdenken,

    kombinieren,spekulieren

    Was verstehe ich Was weiB ich Neues mitjetzt zusatzlich? jetzt mehr? BekanntemWas davon ist Was davon ist verbindenwichtig? wichtig?

    ~v.-..Finden Sie noch mehr Gemeinsarnkeiten?

    47

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    47/48

    Siimtliche bisher in dieser Reihe erschienenen Biinde:

    Stufe 1Oh,Maria ... 32 Seiten Bestell-Nr. 49681Ein Mann zu viel 32 Seiten Bestell-Nr. 49682Adel und edle Steine 32 Seiten Bestell-Nr. 49685Oktoberfest 32 Seiten Bestell-Nr. 49691Hamburg - hin und zurtick 40 Seiten Bestell-Nr. 49693Elvis in KOin 40 Seiten Bestell-Nr. 49699Donauwalzer 48 Seiten Bestell-Nr. 49700

    Stufe 2TOdlicher Schnee 48 Seiten Bestell-Nr. 49680Das Gold der alten Dame 40 Seiten Bestell-Nr. 49683Ferien bei Freunden 48 Seiten Bestell-Nr. 49686Einer singt falsch 48 Seiten Bestell-Nr. 49687BUd ohne Rahmen 40 Seiten Bestell-Nr.49688Mord auf dem Golfplatz 40 Seiten Bestell-Nr. 49690Barbara 40 Seiten Bestell-Nr. 49694Ebbe und Flut 40 Seiten Bestell-Nr. 49702Grenzverkehr am Bodensee 56 Seiten Bestell-Nr. 49703

    Stufe 3Der Fall Schlachter 56 Seiten Bestell-Nr. 49684Haus ohne Hoffnung 40 Seiten Bestell-Nr. 49689Muller in New York 48 Seiten Bestell-Nr.49692Leipziger Allerlei 48 Seiten Bestell-Nr. 4970448

  • 5/13/2018 Leipziger Allerlei

    48/48

    Leich te Lekturen 1o u~oh fills Fremd p~oh In