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Studentenzeitschrift des Studienganges Buchhandel/Verlagswirtschaft der HTWK Leipzig Der Jubiläums-Blick auf die Branche Leipziger Lerche +++ DIY +++ Julius Fischer +++ +++ lichtblick +++ Buchmarkt im Iran +++ +++ 20 Jahre Lerche +++

Leipziger Lerche 40

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Die Jubiläumsausgabe: Do It Yourself Spezial, Julius Fischer, Lichtblick, Buchmarkt im Iran, 20 Jahre Lerche.

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Studentenzeitschrift des Studienganges Buchhandel/Verlagswirtschaft der HTWK Leipzig

Der Jubiläums-Blick auf die Branche

Leipziger Lerche

+++ DIY +++ Julius Fischer ++++++ lichtblick +++ Buchmarkt im Iran +++

+++ 20 Jahre Lerche +++

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

Editorial :: 3

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Vor 20 Jahren starteten wir mit der ersten Ausgabe der Leipziger Lerche und stellten uns von Beginn an die Frage, wie sich das Medium Buch im Laufe der Zeit entwickeln wird. Mit der 40. Ausgabe wagen nun auch wir einen weiteren Schritt in die Zukunft, da un-sere Lerche jetzt neben der Print-Version auch in elektronischer Form erhältlich ist.

In dieser Ausgabe widmen wir uns wie immer außergewöhnlichen Themen rund ums Publizieren. Wer schon immer wissen wollte, wie viele Verlage es im Iran gibt, kann das in der Buchmarktforschung nachlesen (S. 6). Da-rüber hinaus berichten wir über Deutschlands einzige unzensierte Gefangenenzeitschrift „Lichtblick“, die bei ihren Recherchen auf das Internet größtenteils verzichten muss.

Das digitale Leben boomt und via diverser Online-Supermärkte kann alles auf der Welt gekauft und direkt nach Hause geschickt wer-den. Mit dieser Möglichkeit wächst jedoch der Wunsch nach Individualität, wodurch auch der gegenwärtige „Do it yourself - DIY“-Hype zu erklären wäre. Unser Spezial widmet sich dieses Mal daher dem Thema DIY (ab S. 17), das auch vor der Buchbranche nicht halt macht (Self Publishing - S. 20), allerdings nicht immer so ganz erfolgreich umgesetzt werden kann (Verstrickt - S. 25).

Für nicht so handwerklich begabte Leser, die ihre Freizeit lieber in der Natur verbringen, schildert der Thüringer Slam-Poet Julius Fi-scher, seinen Wunsch vom Werbetexten für Outdoormarken (S. 27). Ich wünsche Ihnenviel Spaß mit dieser Ausgabe.

Thomas BrockChefredakteur

P.S.: Viel Spaß Ihnen auch beim Nachbau unserer Origami-Lerche (S. 16).

Leipziger Lerche Frühjahr 2014

Editorial

Die Leipziger Lerche auf Facebook

© Marcel Knöchelmann

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

4 :: Inhalt

Inhaltsverzeichnis

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Leipziger Lerche

Thalia-Buchhandlung | Karl-Liebknecht-Straße 8-14 | 04107 Leipzig | Telefon 0341-2131605

Treffpunkt Thalia Im Rahmen von Buchmesse Leipzig und „Leipzig liest“

Donnerstag 13. März | 19.30 Uhr Lesung

Im Rahmen der Buchmesse Leipzig und „Leipzig liest“

Diana Feuerbach„Die Reise des

Guy Nicholas Green“

Freitag 14. März | 19.30 Uhr Lesung

Im Rahmen der Buchmesse Leipzig und „Leipzig liest“

Uwe Stöß„TÄTERÄTÄ“

TThhaallliiiaa BBuuc

GGG

88--1144 || 0044110007711444 ||| 00044441111000

3 Editorial 5 Nachgefragt

BUCHMARKTFORSCHUNG

6 Das Büchermachen im Iran

BRANCHE

8 Der lichtblick10 Was macht eigentlich...?

JUBILÄUM

12 Wo sind nur die Jahre hin?

SPEZIAL

17 Handgemachtes an die Macht20 Self-Publishing 22 Der Zeitungskrise trotzen23 Mit dieser Masche hat es funktioniert24 Do it yourself!25 Verstrickt

HTWK

26 (Fast) alles neu

LEIPZIGER ALLERLEI

27 Der Outdoor-Autor30 Bildnis der Branche

REZENSIONEN

32 Aufgeschlagen

GEWINNSPIEL & IMPRESSUM

34 Das Große Lerche-Rätsel34 Impressum

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Gerade weil die Branche krieselt, fi nde ich das Thema interessant. Sich einer Branche im Um-bruch zu widmen, heißt nicht, brotlose Kunst zu studieren. Im Gegenteil, es bedeutet neue Wege zu fi nden und diese zu gehen; Altes loszuwerden, um Platz für Neues zu haben.Für mich ist es sehr spannend, diese Entwicklungen im Buchhandel und in der Verlagsbran-che zu beobachten und daran teil zu haben.Susi, Buchhandel und Verlagswirtschaft

Ich studiere Soziale Arbeit, um später Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin zu werden. Wo genau weiß ich allerdings noch nicht - es gibt eine große Auswahl an Möglichkeiten. Zum Beispiel im Bereich Krankenhaussozialdienst oder als Sozialarbeiterin im Jugendamt.Maxi Hofmann, Soziale Arbeit

Das ist ja das Schöne an meinem Studiengang - mir stehen ganz viele Felder off en und ich bin nicht von Anfang an auf etwas Bestimmtes festgelegt. Außerdem merkt man erst BEIM Studieren, was einem Spaß macht und liegt und was nicht.Nora, Kommunikations- und Informationswissenschaften

Ich werde besonders streng aussehen, nur wenig reden, da überhaupt in Bibliotheken nur wenig gesprochen, geschweige denn gelacht werden darf. Vielleicht sitze ich hinter einem großen grauen Rezeptionstisch, ummauert von braunen, muffi gen Büchern, die ich ab und zu in irgendwelche Regale stelle...Aber ganz so genau kann ich das noch nicht sagen. Kommt eben ganz darauf an, was Biblio-theken in ein paar Jahren sein und wofür sie genutzt werden.Christin, Bibliotheks- und Informationswissenschaften

Die Interviews führten Anika Matzke und Christina Flöhr, Fotos: privat

Themen, die uns bewegen :: 5

NachgefragtAh, das kann man studieren? Und was macht man dann damit?

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

6 :: Buchmarktforschung

Interview mit Herrn Dr. Shahramnia

Auf der Frankfurter Buchmesse unterhielten wir uns mit Herrn Dr. Shahramnia, Verleger und Mitbegründer des Tehran Book Gardens. Er sprach mit der Leipziger Lerche über den iranischen Buchmarkt und den Tehran Book Garden.

Leipziger Lerche: Beschreiben Sie bitte die Situation auf dem iranischen Buchmarkt. Wie viele Verlage gibt es? Welche geschicht-lichen Aspekte spielen für das Verlegen im Iran eine Rolle?Unsere Geschichte reicht viele Jahre zurück. Das Land ist über 3 000 Jahre alt. Eine der größten und wichtigsten Bibliotheken des na-hen Ostens steht in Teheran. Von daher gibt es viele Menschen die sich mit dem Bücher-machen beschäftigen. Wir haben ca. 7 000 Verlage, von denen allerdings nicht jeder eine große Anzahl von Büchern verlegt. Manche veröffentlichen nur zehn oder zwanzig Titel pro Jahr. Ungefähr 500 Verlage arbeiten sehr aktiv und publizieren über 1 000 Titel jährlich. Im Iran werden insgesamt knapp 70 000 Titel pro Jahr verlegt. Jedoch zeigte sich die Lese-statistik in Vergangenheit nicht von ihrer be-sten Seite. Die Menschen im Iran bevorzugen, sich zu unterhalten. Die Kommunikation fin-det überwiegend mündlich statt. Wenn man im Iran in die U-Bahn oder in den Zug steigt, sieht man, wie sich die Leute unterhalten. Für soziale Beziehungen ist das natürlich gut. Seit kurzer Zeit lesen die Menschen im Iran aller-dings vermehrt. Sie schenken Büchern mehr Aufmerksamkeit, sodass die Anzahl der veröf-fentlichten Titel steigt. Die Verleger möchten eine vielseitige Bandbreite an Büchern anbie-ten. Im kommenden Jahr erwarten wir 100 000 veröffentlichte Titel.

Der Iran erlebte folgenreiche Umwälzungen politischer Systeme, sei es unter der Mo-narchie des Schah oder innerhalb der Isla-mischen Republik. Liest man heute über den Iran, dreht es sich meist um Menschen-rechtsverletzungen oder das Atompro-gramm. Die Leipziger Lerche möchte sich mit einem selten angesprochenen Thema in Bezug auf den Iran auseinandersetzen: Dem Buchmarkt.

Das Büchermachen ist im Iran nicht aus-schließlich Sache der Verlage. Iranische Ver-lage befinden sich in starker Abhängigkeit des Kulturministeriums, welches darüber ent-scheidet, ob ein Buch gedruckt werden darf. Seit der islamischen Revolution 1979 greift die Regierung streng in das kulturelle Leben des Landes ein. Bücher werden zensiert, gekürzt, es werden Teile gestrichen und Zeitungen verboten. Viele Autoren, Journalisten und Künstler haben den Iran verlassen und veröf-fentlichen ihre Werke im Ausland. Eine Folge der staatlichen Eingriffe ist die Selbstzensur. Verlage und Autoren arbeiten von vornherein so an ihren Manuskripten, dass diese erst gar nicht von den Zensoren aufgegriffen wer-den – der Rotstift ist das tägliche Werkzeug. Schließlich kann ein iranischer Verleger seine Lizenz für drei Monate verlieren, sollte das Kulturministerium sein Buch prüfen müssen.

Dies kann ein erheb-licher wirtschaftlicher Schaden für den Ver-leger sein. Durch den neuen Präsidenten Hassan Rohani, der am 3. August 2013 sein Amt angetreten hat, hofft die iranische Bevölkerung auf eine Lockerung der Zensur.

Zwischen Rotstift, Motorrollern und einer Oase des Lesens

Das Büchermachen im Iran

Iran

Hauptstadt: Teheran

Fläche: 1 650 000 km²

Einwohner: 78 Millionen

Anzahl Verlage: 7 000 (2013)

Jährliche Veröffentli-chungen: 65 000 (2013)

Passend zum Thema ist die Rezension des Buches „Der Colonel“ von Mahmud Doulatabadi auf Seite 32 zu finden!

© rabinal

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

Dieser doch gewaltige Unterschied erscheint logisch, da die Kommunikation im Iran über-wiegend mündlich abläuft. In Deutschland hingegen prägen öffentliche Verkehrsmittel ein ganz anderes Bild. Meistens sitzt jeder Mensch für sich, mit einem Gepäckstück auf dem Nachbarsitz und Kopfhörern auf den Oh-ren, sodass man kaum die Möglichkeit hat, mit Fremden ins Gespräch zu kommen.

Neben der Leseförderung macht sich der Tehran Book Garden als Megastore des ira-nischen Buchhandels zur Aufgabe, eine gi-gantische Aus-wahl an Büchern zur Verfügung zu stellen.

Herr Dr. Shahr-amnia beschreibt die Buchhand-lung innerhalb der großflä-chigen Anlage als dauerhafte Buchmesse. Auf 11 200 Qua-dratmeter Fläche ist jedes zeitgenössisches Buch, welches je im Iran erschienen ist, ver-fügbar. Auch ausgewählte Titel englisch- und deutschsprachiger sowie arabischer Literatur befinden sich im Sortiment. Wichtig war den Gründern vor allem, dass man sich die Bücher nicht nur anschauen, darin stöbern und re-cherchieren kann, sondern dass auch der Kauf im Anschluss direkt möglich ist. Für die Leser in Teheran ist der Book Garden mit Sicherheit ein idealer Ort, um eine Übersicht über alle Veröffentlichungen des Landes zu erhalten. Die rund 900 Buchhandlungen in Teheran ha-ben ihren größten Wettbewerber, nicht wie in Deutschland online, sondern auf einem grü-nen Hügel im Zentrum der Stadt.

Anika Matzke

Wie lange dauert es, ein Buch im Iran zu be-ziehen?Es dauert nur ein paar Stunden, je nachdem in welcher Stadt man wohnt. Bestellt man ein Buch in Teheran, wird es innerhalb von zwei bis drei Stunden geliefert. Wir haben ein spe-zielles Transportsystem, welches wir auch für Bücher nutzen. Die Lieferung erfolgt auf Mo-torrollern, was sehr günstig ist. Bestellt man beispielsweise ein Buch im Wert von zehn Euro, fallen Kosten in Höhe von ein bis zwei Euro an. In anderen, kleineren Städten ist das natürlich anders. Dort werden Bücher per Post verschickt, was bis zu drei Tagen dauern kann.

Sind auch E-Books bei den Lesern populär geworden?E-Books gibt es in unserem Land noch nicht sehr lange, der Trend kam viel später als in anderen Ländern. In den letzten vier Jahren ist der E-Book-Absatz rapide gestiegen. Im Vergleich zum letzen Jahr wurden doppelt so viele E-Books verkauft. 10 000 Titel wurden im letzten Jahr digital veröffentlicht.

Der Tehran Book Garden

Der Tehran Book Garden ist eine regie-rungsunabhängige, kulturelle Anlage im Zentrum Teherans, die Buchmesse und Buch-handlung vereint, sowie Theater, TV-Studios, Radiosender und Konferenzräume integriert. Um eine Buchoase zu schaffen, wurde auf Grünflächen und Bepflanzungen besonders viel Wert gelegt. Die Eröffnung findet Mitte 2014 statt. Das Lesen steht zweifelsohne im Mittelpunkt des Konzepts. Der Tehran Book Garden wurde in erster Linie geplant, um der iranischen Be-völkerung das Lesen näher zu bringen. Im Iran wird wenig gelesen. Liest man in Deutschland eine Stunde pro Tag, sei es in der Bahn, zu Hause im Sessel oder am Laptop, so wird im Iran gerade mal zwanzig Minuten gelesen.

Buchmarktforschung :: 7

© B

ezad

Ata

baki

Stu

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8 :: SPEZIAL8 :: Branche

Die unzensierte Wahrheit: Der lichtblick

Meinung frei zu äußern. Dafür sind Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunk da, häufig wird das Internet genutzt.Jeder hat das Recht auf freie Meinungsäuße-rung, auch wenn dieser Mensch ein Verbre-chen begangen hat. Lars Hoffmann, Sprecher der JVA Tegel, ver-sichert, dass es sich beim lichtblick um ein Sprachrohr der Gefangenen handelt. Die Ge-fangenenzeitschrift ist kein PR-Instrument der JVA. Die Verantwortung für die Inhalte liegt bei der Redaktion, die Anstaltsleitung hat kei-nerlei Mitspracherecht.Im lichtblick schreiben unter anderem Murat, Ralf und Vito über das Leben in Haft, Missstän-de in der Vollzugsanstalt und Justizpolitik. Die Leipziger Lerche hatte hierzu einige Fragen.

Leipziger Lerche:Der lichtblick ist eine unzensierte Zeitung - wie kritisch sind Sie innerhalb der Redakti-on? Was geht und was nicht?Murat: Der lichtblick ist die einzige unzensier-te Knastzeitung Deutschlands, presserecht-lich wird er ausschließlich von den Gefan-genen der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel verantwortet, dem entsprechend gehen alle Redakteure mit dieser Aufgabe verantwor-tungsvoll um. Wir legen oft und gerne den Finger in offene Wunden, das gefällt natür-lich nicht jedem, aber das gehört nun mal zu unseren Hauptaufgaben. Wir sind alle sehr selbstkritisch und bewegen uns meist auf einem schmalen Grat zwischen dem Mög-lichen und dem Verbotenen.Vito: Bei uns gilt, wie für jeden Journalisten (mehr oder weniger), eine moralische Selbst-bindung, die es uns verbietet Dritte durch unsere Berichterstattung persönlich zu belei-digen oder in ihrer Menschenwürde zu verlet-zen, was häufig im krassen Gegensatz zu un-serem gelebten Haftalltag steht. Unsere Kritik wird nicht von allen Beteiligten sportlich ge-sehen.

Die Redakteure der Leipziger Lerche be-schäftigen sich im Studium hauptsächlich damit, wie sich ein Verlag finanziert und welche Absatzmöglichkeiten es gibt. Wir lernen, Zielgruppen fest im Blick zu haben, das Potenzial des Marktes auszuloten und natürlich - weil überlebenswichtig - an die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu denken. Aber das ist nicht alles.

Der Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt erlebt gerade Konzentrationsprozesse, die das The-ma Meinungsvielfalt aktueller machen denn je. Redaktionen werden zusammengefasst und eingedampft, manche Zeitung wird zum austauschbaren Presseprodukt, das mit mög-lichst wenig Aufwand Umsatz bringen soll.Medien, unabhängig von Form oder Format, sind Inbegriff der Meinungsfreiheit und er-möglichen uns, eigene Ansichten zu entwi-ckeln oder die Sichtweise anderer kennen-zulernen. Jeder soll das Recht haben, seine

©Maria Hartl

Häftlinge der JVA Berlin Tegel im Gespräch mit der Leipziger Lerche

Bücher machen 3., aktualisierte und erweiterte Auflage Leseproben unter: www.bramann.de

pocketEditor die App zu(m) ›Bücher machen‹

›Bücher machen‹ bedeu-

tet inzwischen viel mehr

als bei der Erstauflage des Titels aus dem Jahr 2004. Denn digitale Medienprodukte ste-

hen mittlerweile gleichberechtigt neben dem gedruckten Fachbuchtext. Aus diesem

Grund wurde der pocketEditor entwickelt: ein einfaches, übersichtliches und flexibles

Projektmanagement-Tool.

Der pocketEditor ist im iTunes App Store und im Google Play Store erhältlich. Zum

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Zusammenhänge verstehen

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

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lichtblick - Deutschlands einzige unzensierte Ge-fangenenzeitschrift

Erscheinungsort: Berlin (Justizvollzugsanstalt Berlin Tegel)

Aufl age: 8 000 Exem-plare, nach eigenen Angaben 40 000 Leser in der JVA und außerhalb

Die Zeitschrift erscheint seit 1968 bis zu sechs Mal jährlich, ist kosten-los und kann von jedem abonniert wer-den. Der lichtblick fi nanziert sich durch Spenden und Mittel, die die JVA zur Verfügung stellt. Die Redakteure erstellen die Zeitschrift in Eigenregie in der JVA. Mehr dazu fi nden Sie auf www.lichtblick-zeitung.de

Weitere Hintergrund-informationen und die Entstehungsgeschichte dieses Interviews fi nden Sie auch auf unserem Blog.

Wie kommen Sie auf Ihre Themen und wie läuft die Recherche ab?Murat: Viele unserer Themen ergeben sich meist aus dem aktuellen Vollzugsalltag, das heißt, wir reagieren auf bestimmte Ereig-nisse und Umstände, jedoch gibt es auch be-stimmte Themenschwerpunkte, über die der lichtblick immer wieder gern berichtet, wie z. B. Besuch, Einkauf, Telefonie, Lockerungen etc. Die Recherche erfolgt in der Regel durch direkte Anfragen oder durch die Auswertung des bereits existierenden Materials, hierfür nutzen wir auch die zur Verfügung gestellten Kommunikationsmittel und Medien.Vito: Die Themen ergeben sich meistens ganz von selbst, da der deutsche Strafvollzug mit seiner antiquierten Haltung im 21. Jahrhun-dert eine Steilvorlage nach der anderen liefert. Und sollte mal eine Steilvorlage ausbleiben, so greifen wir auf die allzeit angeprangerten Vorgaben und Probleme hin, hinter denen der Vollzug seit Einführung des StVollzG vor nunmehr 46 Jahren konsequent zurückbleibt oder deren Lösung verhindert.

Welche Voraussetzungen muss man haben, um beim lichtblick mitzuschreiben?Murat: Das Wichtigste ist die Lust am Schrei-ben und natürlich die sprachliche Ausdrucks-fähigkeit. Dazu ist es oft vorteilhaft, wenn der Inhaftierte noch mindestens eine Rest-Haft-zeit von drei Jahren hat. Drogen sind absolut tabu und gute Umgangsformen sind zwin-gend erforderlich. Computerkenntnisse und Teamfähigkeit setzen wir selbstverständlich voraus.Vito: Zu den von Murat genannten Eigen-schaften kommt noch der freiwillige Verzicht auf einen Achtstundentag und die Bereit-schaft von allen Seiten Kritik einzustecken.Ralf: Neben der Lust am Schreiben und dem Verzicht auf geregelte Arbeitszeiten muss eine große Portion Engagement vorhanden sein. Persönlich sehe ich es aber so, dass ge-rade der Teamgeist, das „Gemeinsame“, ein

entscheidender Faktor ist innerhalb der Re-daktion die Mindestvoraussetzungen zu er-füllen, gemeinsam eine ordentliche Zeitung zu gestalten.

Haben Sie vor Ihrer Inhaftierung schon ge-schrieben bzw. was haben Sie vorher beruf-lich gemacht?Murat: Vor meiner Inhaftierung habe ich lange Zeit im Hotel- und Gastgewerbe und später in der Reisebranche gearbeitet. Das Schreiben beschränkte sich lediglich auf das Erstellen von Rechnungen, Angeboten und Produktbeschreibungen. Den Gefallen am journalistischen Schreiben habe ich für mich erst hier im Gefängnis entdeckt.Vito: Bis zu meiner Inhaftierung war ich die vergangenen 30 Jahre überwiegend selbst-ständig in der Baubranche tätig und hatte mit Journalismus nichts zu tun. Ralf: Ich hatte bis dato ebenfalls nichts mit Journalismus zutun und bin eigentlich vom Bau. Gelernt habe ich nämlich Zimmermann. Nichtsdestotrotz habe ich gerne selbst Ge-dichte geschrieben, das aber war es auch schon.

Welche Medien nutzen Sie persönlich und was steht Ihnen für die Recherche zur Ver-fügung?Murat: Zur Verfügung stehen Fachbücher, die täglichen Tageszeitungen, monatliche Maga-zine, Fachzeitschriften zu verschiedenen The-men wie Kriminologie und Strafvollzug, Wiki-pedia (offl ine Version), Telefon (bundesweit ohne Handy), Fax und E-Mail. Der Redaktion steht außerdem ein beschränkter Internetzu-gang zur Verfügung (lediglich das Fotoportal „fl ickr“).Laut Lars Hoff mann ist der Lichtblick ein „Ven-til“ für die Insassen der JVA, nicht nur um auf Missstände in Tegel oder im Strafvollzug ge-nerell aufmerksam zu machen, sondern diese auch scharf zu verurteilen, Kritik zu üben.Maria Hartl

©der lichtblick

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

10 :: Branche

Im Gespräch mit Annett Sommer

Was macht eigentlich...?

Annett Sommer

Geboren am 15. August 1977 in Leipzig

Studium an der HTWK von 1997 bis 2001, Ab-schlussarbeit „Marketing-konzeption für kleinere Verlage am Beispiel Faber&Faber Leipzig“

Von 2001 bis 2002 Mitarbeit im Vertrieb des Buchverlages Faber&Faber Leipzig

2003 bis 2007 im Mar-keting des Zeitverlages Gerd Bucerius Hamburg

2008 bis 2010 Projektlei-terin Medienwerkstatt der SÜDWEST PRESSE Ulm

2010 bis 2011 Beraterin für Existenzgründer der Kreativwirtschaft an der Universität Leipzig

Seit April 2011 selbst-ständig mit annodare. Agentur für Marketing Leipzig

Auch in der Jubiläumsausgabe darf ein Blick auf den Werdegang eines ehemaligen Ab-solventen des Studienganges nicht fehlen. Diesmal freut sich die Leipziger Lerche über das Interview mit Annett Sommer, Inhabe-rin der Agentur für Marketing annodare.

Leipziger Lerche: Nach Ihrem Studium an der HTWK Leipzig arbeiteten Sie fünf Jahre im Zeit Verlag. Wie kamen Sie nach Ihrem Studium zu dieser Stelle und mit welchen Aufgaben befassten Sie sich?Annett Sommer: Nach meinem Abschluss habe ich zunächst im Vertrieb des Verlages Faber&Faber mitgearbeitet. In einem der Job-Newsletter der ZEIT fand ich eines Tages die Stellenanzeige für eine Elternzeitvertretung im Marketing des Zeit Verlages. Ich bewarb mich und bekam tatsächlich eine Zusage. Ei-gentlich wollte ich Leipzig gar nicht verlassen, aber DIE ZEIT lockte natürlich sehr, einen so frühen Jobwechsel zu wagen. Ich arbeite-te zunächst im Direktmarketing und baute dann gemeinsam mit meinen KollegInnen die Marketingabteilung für die Neuen Geschäfts-felder – Editionen, ZEIT Shop und Magazine – auf. Nach diesen fünf intensiven Jahren im Hamburger Pressehaus wechselte ich nach Ulm. Dort entwickelte ich mit einem kleinen Team in einer neu gegründeten „Medienwerk-statt“ Magazin- und Buchprodukte für das do-nauschwäbische Verlagshaus Neue Pressege-sellschaft, Herausgeber der SÜDWEST PRESSE.

Wie kam es dazu, dass Sie sich mit Ihrer ei-genen Marketingagentur selbstständig ge-macht haben?Nach meiner Rückkehr nach Leipzig arbeitete ich kurzzeitig in einer Start-up-Beratung an der Uni Leipzig, war aber sehr motiviert, mein „gesammeltes Wissen“ auf eigene Projekte zu übertragen. Leipzig bot und bietet zahlreiche kleinere Kreativunternehmen, denen es häu-fig an Marketingwissen fehlt. Hier sah ich mei-ne Chance. Dass sich im gleichen Atemzug

mein enger Draht zur ZEIT nach Hamburg wieder reaktivierte, war die Initialzündung für die Gründung von „annodare“.

Nebenbei sind Sie außerdem für den Ver-ein Buchkinder Leipzig ehrenamtlich enga-giert. Wie entstand diese Zusammenarbeit?Die Buchkinder traten vor einigen Jahren an die Uni Leipzig heran, auf der Suche nach Marketing- und Vertriebsexpertise für ihre Produkte. Ich erstellte für sie ein Konzept, wir erarbeiteten einen Postkartenkalender und starteten dafür die Vertriebsarbeit. Das war der Beginn meiner Unterstützung der großar-tigen Buchkinderarbeit.

Was halten Sie von den Versuchen etlicher Tageszeitungen wie der BILD oder der taz, hinter die Online-Angebote Bezahlmodelle zu stellen? Welche Faktoren müssten Ihrer Ansicht nach erfüllt sein, damit ein solches Modell erfolgreich ist?Ich finde es grundsätzlich richtig, dass für qua-litativ hochwertigen redaktionellen Content im Netz gezahlt werden muss. Allerdings halte ich es für ein ambitioniertes Ziel, ein über Jah-re hinweg gewachsenes und gelerntes Nut-zungsmuster der User so zu verändern, dass mit Bezahlmodellen langfristig Geld verdient werden kann. Ich denke, dass redaktionelle Qualität, On-Demand-Angebote sowie eine gute Usability die entscheidenden Kriterien sein werden, zahlende Online-Leser zu gewin-nen und zu halten.

Helfen Ihnen die Erfahrungen aus Ihrem früheren Berufsleben für die Arbeit in Ihrer Agentur heute?Ja, unbedingt! Ich hätte direkt nach meinem Studium zwar ausreichend theoretisches, aber keinesfalls genügend praktisches Wis-sen für das selbstständige Arbeiten in meiner Agentur haben können.

Die Fragen stellte Nadine Weichert

© A

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

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Springer Science+Business Media – Der Verlagspartner für Wissenschaft und Praxis

Springer ist ein international führender Fachverlag aus dem Bereich Wissenschaft, Technik

und Medizin. Wir entwickeln hochwertige Inhalte zu innovativen Informationsprodukten und

Dienstleistungen: Bücher und Zeitschriften, Online-Plattformen und Datenbanken, Unter-

nehmenspublikationen und Laborprotokolle.

Auf unserem erfolgreichen Weg vom führenden Print-Verlag zum ePublisher haben wir den

Wert der digitalen Publikation schon bewiesen. Wir sind heute Anbieter der weltweit größten

wissenschaftlichen eBook-Kollektion und verfügen über das umfangreichste Portfolio an

Open Access-Zeitschriften. Dank unserer innovativen Struktur können wir bedeutende Forschung

in unterschiedlichsten digitalen Formaten aufbereiten. Natürlich wird auch das gedruckte

Buch weiterleben, aber letztlich entscheidet der Leser über das Format – daher sind wir bei

Springer auch sicher: The book will never die.

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Page 12: Leipziger Lerche 40

Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

Best of: 20 Jahre Leipziger Lerche

Wo sind nur die Jahre hin?

zwischen sieben und zehntausend Bücher. Das füllt einen Raum ganz und einen zweiten zum Teil. Im dritten Raum stehen die Filmbü-cher an zwei Wänden und im Vorzimmer die Lexika in zwei Glasschränken. Das ist die Stan-dardausrüstung, die man braucht, wenn man sich mit Literatur beschäftigt.“

Lerche Nummer 2, Frühjahr 1995

Dr. Klaus G. Saur: Was heißt, und zu welchem Ende studiert man Buchhandel?Oft werden wir Buchhandel/Verlagswirt-schafts-Studenten danach gefragt, ob wir denn nicht in einer Branche arbeiten werden, die praktisch im Untergang begriffen ist; Me-dien wie Bücher würde es schließlich bald nicht mehr geben. Verleger Dr. Klaus Gerhard Saur vom Verlag K.G. Saur meinte dazu: „Das Berufsbild hat sich in den letzten Jahren un-gewöhnlich stark gewandelt - der Begriff des Buchhändlers wird mehr und mehr durch den des Informationshändlers ersetzt. Es wird immer weniger entscheidend, ob eine Pu-blikation in Buchform erscheint oder ob sie auf Mikrofiche (eine Art Mikrofilm, Anm. der Redaktion) herauskommt, im Online-Bereich angeboten wird oder in Off-Line-Technik, bei-spielsweise in CD-ROM oder CD-I-Versionen.“

Selbstverständlich ist es uns ein ganz beson-deres Anliegen, in der nun 40. Ausgabe der Leipziger Lerche zu zeigen, was in den ver-gangenen 20 Jahren bereits publiziert wur-de. Dazu machten wir uns auf, in unserem Archiv zu stöbern und selbst die ältesten Ausgaben nach Interessantem oder auch Kuriosem zu durchforsten. Wir fragten uns: Welche Themen waren für die damaligen „Lerchen“ wichtig? Wie sah es in der Buch-branche aus? Wie hat man sich damals mit dem Thema elektronisches Publizieren aus-einander gesetzt und wie war das damals ei-gentlich mit dem Online-Buchhandel? Dies sind nur ein paar spannende Aspekte, die im Folgenden gezeigt werden sollen.

Lerche Nummer 6, Frühjahr 1997

Wieviel Quadratmeter Bücherwald hat ein Kri-tiker zu Hause?Zu genau dieser Frage äußert sich der Lite-raturkritiker und das ehemalige Mitglied des Literarischen Quartetts, Hellmuth Karasek im Interview mit den Redakteuren Antje Risius und Susanne Seeberger wie folgt: „Ich besitze

12 :: Das Jubiläum

Ja, hiermit abonniere ich die Leipziger Lerche. Ich erhalte zwei Hefte pro Jahr pünktlich zu den Buchmessen kostenlos zugeschickt. Ich kann das Abonnement jederzeit kündigen.

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

Lerche Nummer 11, Herbst 1999

Nicht gegen Männer, sondern für Frauen…Weil auch unsere Redaktion nur einen Hahn im Korb hat, liegen uns natürlich auch die Frauen in der Branche am Herzen. Mit Schwer-punkt auf Frauen in der Branche wurden die BücherFrauen, die sich 1990 in Deutschland nach Vorbild der britischen Initiative „Women in Publishing“ gründeten, von den beiden Lerchen Sandra Glöckner und Marle Scheit-her vorgestellt: „Ein wichtiges Ziel der Bücher-Frauen ist es, Buchhändlerinnen, Lektorinnen, Vertriebsleiterinnen, Übersetzerinnen, Auto-rinnen, Agentinnen und alle anderen Frauen, deren Berufsleben sich um das Buch dreht, zusammen zu bringen.“

Lerche Nummer 6, Frühjahr 1997

EMMA bringt die Männerwelt zum Kochen!Bereits in Ausgabe 6 berichtete die Leipziger Lerche über das 20-jährige Jubiläum der noch heute bestehenden Frauenzeitschrift EMMA. Alice Schwarzer, Herausgeberin der EMMA, lässt verlauten: „Tatsache ist, daß EMMA von

ü b e r w i e g e n d jungen Frauen ge-macht wird … Und Tatsache ist auch, dass EMMA die vermutlich jüngste Leserinnenschaft aller deutsch-sprachigen Erwachsenenzeitschriften hat…“

Lerche Nummer 2, Frühjahr 1995

Neue Lehrbuchhandlung noch ohne BücherAn dieser Stelle möchten wir auch den Kolle-gen vom Studienschwerpunkt Buchhandels-management einen Glückwunsch zum 19-jäh-rigen Bestehen übermitteln. Zurück geht die Gründung der Lehrbuchhandlung Bumerang, damals „Bertholt-Brecht-Buchhandlung“ auf den Gründungsprofessor des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft und dama-ligen Studiendekan Prof. Dr. Christian Uhlig. Jutta Amann schrieb dazu folgendes: „Im Erdgeschoss des Fachbereiches wurde nach einjähriger Planung die 57qm große Labor-buchhandlung fertiggestellt. Der Verkaufs-raum bietet die Möglichkeit, alle anfallenden Arbeiten im Sortiment nachzuvollziehen. Die technischen Voraussetzungen sind mit Biblio-graphie- und Kassenzentrum ideal.“

Lerche Nummer 7, Herbst 1997

Preisbindung um jeden Preis?Fünf Jahre vor Einführung der Preisbindung führt die Leipziger Lerche ein Interview mit dem C.H.Beck Verlag über dieses Thema mit Schwerpunkt auf die Zukunft des da-maligen Online-Angebots. C.H.Beck Verlag: „Online-Angebote werden zwar zunehmen, aber nur einen Zusatz darstellen, der nicht mit dem Buchhandel konkurrieren wird. […] Sie (die Online-Angebote) werden we-der Bücher, noch elektronische Produkte verdrängen,allerhöchstens Fotokopien erset-zen – zumindest innerhalb der nächsten zehn Jahre.“

Das Jubiläum :: 13

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14::Das Jubiläum

Lerche Nummer 10, Frühjahr 1999

Mehr Demokratie wagenLibri und das Projekt „Books on Demand“Heute brandaktuell und in aller Munde, vor 15 Jahren eine noch unsichere Investition: Books on Demand. „Morgen ein Buch in den Händen halten, das es heute noch gar nicht gibt? Eine verlo-ckende Vorstellung. Mit Books on Demand stellt dies technisch kein Problem mehr dar. […] Neben Firmen wie IBM und anderen hat auch der Hamburger Buchgroßhändler Libri dieses neue System aufgegriffen und in sein bestehendes Vertriebssystem integriert. Be-sonders durch die Einbindung von BoD in die vorhandene Logistik ist Libri mit seinem Part-ner RankXerox den Konkurrenten eine hanse-atische Nasenlänge voraus. Diese Integration muss man sich folgendermaßen vorstellen: BoD-Titel stehen wie jeder andere Buchtitel auch in den Libri-Katalogen und werden wie üblich recherchiert. Nach eingegangener Be-stellung wird der Titel bei Libri in wenigen Stunden hergestellt und dann mit den üb-rigen Lagertiteln kommissioniert.“

Lerche Nummer 9, Herbst 1998

Der Euro kommt – die Branche wartet auf den „Big Bang“Die Währungsreform beschäftigte vor 16 Jah-ren auch die Köpfe in der Buchbranche und gab Anlass für einen Artikel in der Leipziger Lerche.„Über die Einführung des Euros wurde heftig diskutiert. Ab dem 01.01.1999 jedoch wird die gemeinsame europäische Währung zu unmit-telbarer Wirklichkeit. Grundsätzliche Debat-ten über den Sinn der europäischen Währung machen jetzt Platz für konkretes Handeln. […] Die Verlage: Die Verlagswelt sieht dem Euro-

Szenario gelassen entgegen. Davon, daß der Euro letztendlich nichts anderes als eine zu-sätzliche Währung ist und keinen größeren Aufwand verursacht, ist Dirk Pinkus von der Ravensburger Verlagsgruppe überzeugt. […] Der Sortimentsbuchhandel: Im Sortiments-buchhandel sind die Vorbereitungen von der Größe des Unternehmens abhängig. Während Hugendubel die Marktentwicklungen lang-fristig eingeplant hat, beschränken sich klei-ne Buchhandlungen auf die Anpassung der Kassen- und Warenwirtschaftssysteme. […] Die Partner des Buchhandels: Auf den Barsor-timenten und der BAG lastet ein erheblicher Druck. Die Buchhändler erwarten von ihnen technische Unterstützung und konkrete Lö-sungen. Trotzdem favorisieren Umbreit und Lingenbrink den ‚Big Bang‘.“

Felicitas Bauer und Nadine Weichert

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Do it yourselfSpezial

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DIY und die Möglichkeiten, das Leben zu überlisten

Wer sich regelmäßig in sozialen Netzwerken bewegt, stößt seit geraumer Zeit immer wieder auf eines: Anleitungen. Diese werden in unterschied-lichen Medienformaten, wie z. B. Videos, Collagen oder Fließtexten um-gesetzt. Die Themen der Anleitungen reichen vom Auswechseln eines de-fekten Fahrradschlauches über die korrekte Herstellung eines Risottos bis hin zum Stricken eines Pullovers. Der englische Ausspruch „Do it yourself“ (auf Deutsch: Mach es selbst), kurz DIY, gibt dieser Bewegung ihren Na-men.

Der DIY-Trend steht im Kontrast zu der steigenden medialen Reizüberflu-tung und der Konzentration innerhalb der Märkte. Die Handarbeitsszene wächst und verjüngt sich laut einer GfK-Erhebung aus dem Jahr 2013 stetig. Die Beschäftigung der Menschen mit herstellenden Tätigkeiten führt zu ei-ner Entschleunigung des alltäglichen Lebens und zu einer Rückbesinnung auf die eigenen Fähigkeiten. Insbesondere Anleitungen zu den Themen Mode, Kochen und Dekoration finden in Blogs und anderen sozialen Netzwerken eine neue Plattform. In Zeiten der Globalisierung vereinheitlichen international agierende Unter-nehmen, wie zum Beispiel große Modeketten, den Stil ganzer Generati-onen. Das kreative Auseinandersetzen mit eigenen Ideen und deren Um-setzung sowie auch der Kauf von handgemachten Produkten bietet den Konsumenten die Möglichkeit, die eigene Individualität wieder stärker aus-leben zu können.

Der Trend

Seit 2010 ist der DIY-Trend regelmäßig Thema in den Medien. Als sein Ur-sprung wird jedoch der bereits 2002 entstandene Hype um Kochshows wie die von Tim Mälzer oder dem englischen Koch Jamie Oliver angesehen. Die-se haben nach wie vor hohe Einschaltquoten und die Kochbücher der Pro-tagonisten landen auf den Bestsellerlisten. In den vergangen zehn Jahren sind mit Sendungen wie „Ab ins Beet“, „Einsatz in vier Wänden“ und weite-ren Umbau- und Dekorationsserien immer mehr TV-Formate entstanden, die ihren Zuschauern Trends und Ideen vorstellen und ihnen zeigen, wie diese praktisch umgesetzt werden können.Seine Renaissance erlebt der DIY-Trend etwa seit 2008 in den sozialen Me-dien. Ganze Blogs widmen sich Themen wie Heimwerken, Mode, Kochen, Dekoration und vielem mehr. Nicht nur das klassische Blog bietet sich als Verbreitungs- und Austauschplattform der genannten Anleitungen an. Insbesondere auch die Plattform Youtube wird zur Bereitstellung von Vide-obeiträgen, so genannten Vlogs, genutzt. Die Viralität der Blogposts und Vlogs wird durch deren Verbreitung in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter erhöht.

Handgemachtes an die Macht

Diogenes Autoren auf der Leipziger Buchmesse

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Das Debüt!»Stark, mitreißend und sehr unterhal-tend. Unbedingt empfehlenswert.«Christopher Paolini, Autor von Eragon

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seiner Familie in eine Schickse, eine Nichtjüdin.

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Eine große Auswahl an DIY-Projekten findet sich des Weiteren auf der Platform Pinterest, welche in den Vereinigten Staaten bereits zu einem der meistgenutzten sozialen Netz-werke zur Verbreitung von Bildern geworden ist.Als zwei besondere Ausprägungen des DIY-Trends können das Upcycling sowie die so genannten Life Hacks identifiziert werden. Letztere sollen den Nutzern das Leben er-leichtern. Sie können allen Bereichen des all-täglichen Lebens entstammen und sollen den Ausführenden helfen, ihre Zeit effizienter zu nutzen. Upcycling bezeichnet das Wiederver-wenden abgelegter oder beschädigter Mate-rialien sowie Wegwerfartikeln zur Schaffung eines neuen Endprodukts. So können mit ein paar Handgriffen z. B. aus leeren PET-Flaschen Handyhalterungen, aus Paletten Betten und aus ein paar alten T-Shirts des Kaisers neue Kleider werden.Viele DIY-Projekte abseits des Upcyclings sind mit einer finanziellen Hürde verbunden, da die Preise für Materialien im Einzelhandel hoch sind und die Auswahl vielerorts gering ist. In vielen Bereichen sinken die Kosten für ein Endprodukt stark, wenn der Nutzer größe-re Mengen des benötigten Materials einkauft. Viele Menschen betreiben Handarbeit nicht nur aus dem Bedürfnis nach dem Produkt heraus, sondern aus Freude an der Tätigkeit. Die Entstehung einer Vielzahl kleiner und jun-ger Labels ist daher ein Begleiteffekt des DIY-Trends.

Beruf: Lieblingsbeschäftigung

Ein Beispiel für diese Entwicklung ist Helke Rath, die unter dem Namen Hellicopter „Illus-trationen mit Herz auf Geschirr und Papier“ vertreibt.„Ich liebe es, Ideen auszutüfteln, zu Zeich-nen, mit meinen Händen etwas Schönes zu erschaffen und dann zu merken, dass ande-

re sich daran erfreuen können. Durch Platt-formen wie DaWanda, durch die Handmade-märkte, die es mittlerweile ja zuhauf gibt und die vielen kleinen Läden ist es mir möglich, meine liebste Beschäftigung quasi zum Beruf zu machen. “ Helke Rah von Hellicopter.Die Plattformen DaWanda und Etsy bieten ih-ren Nutzern die Möglichkeit, Artikel zu verkau-fen und zu kaufen, ohne dafür einen eigene Webseite mit Shopsystem aufsetzen zu müs-sen. Bei den genannten Plattformen handelt es sich um E-Commerce-Marktplätze, welche den Nutzern das Erstellen eines Profils in Ver-bindung mit einem eigenen, begrenzt indivi-dualisierbaren Shop kostenfrei ermöglichen. Diese Art des Vertriebs wird auch als Social Commerce bezeichnet, da zwischen Kunden und Anbietern eine direkte Kommunikation entsteht. Die Möglichkeit von Kommentaren und das Erstellen von Favoritenlisten verstär-ken den sozialen Charakter der Plattformen. Abseits von DIY-Produkten können dort auch Materialien und Anleitungen erworben wer-den.Neben den genannten Plattformen haben sich auch stationäre Märkte als Vertriebs-möglichkeit von handgemachten Artikeln etabliert. Regionale Handarbeitsmessen und kleine Märkte werden ergänzt durch natio-nale Konzepte wie das Holy.Shit.Shopping, welches an den vier Adventswochenenden junges Design in vier deutschen Großstädten präsentiert. Des Weiteren sind in vielen Groß-städten Läden entstanden, welche mit dem Vertrieb einer selbst zusammengestellten Auswahl handgemachter Artikeln ihre Nische gefunden haben.

DIY abgedrucktDer DIY-Trend hat auch auf dem Buch- und Zeitschriftenmarkt übergegriffen. In den ver-gangenen Jahren sind viele Magazine auf den Markt gekommen, die sich DIY-Anleitungen für diverse Themenbereiche widmen. Beson-

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ders auffällig ist die Flut neuer Mode-, Dekorations- und Kochzeitschriften. Auch traditionsreiche Formate wurden an die vergrößerte und vielschich-tigere Zielgruppe angepasst. So wurde z. B. das traditionsreiche Burda Nähmagazin in Burda Style umbenannt und ist nun nicht mehr nur als Print-Version erhältlich, sondern wird durch eine moderne Online-Plattform er-gänzt.

Zeitschriften können auf Grund ihres Erscheinungszyklus neue Entwick-lungen in der Szene schneller abbilden als es in Büchern möglich wäre.Bei DIY-Büchern handelt es sich daher oft um Kompendien, welche se-lektierte Inhalte zu einem bestimmten Thema abbilden und ihren Lesern so die Entscheidung zwischen der Vielzahl der online verfügbaren Anlei-tungen abnehmen. Beispielsweise sind von dem Erfolgstitel „So geht das! - Das Anleitungsbuch!“, erschienen im Moewig Verlag, seit 2009 sieben ebenso erfolgreiche Supplementbände entstanden. Dass die Selektion re-levanter Inhalte auch durch den Kunden als Nutzenversprechen und Exi-stenzberechtigung für DIY-Bücher angesehen wird, wird bei Betrachtung des Kochbuchmarktes deutlich. Nach einem Umsatzhoch im Jahr 2002 sank der Kochbuchumsatz in den vergangenen Jahren. Diese Entwicklung wur-de in den Medien vor allem auf das Aufkommen von Foodblogging-Por-talen wie Chefkoch.de zurückgeführt. Seit dem Frühjahr 2013 knüpfen die Kochbuch-Umsätze laut BuchMarkt Magazin jedoch wieder an ihre Erfolge im Jahr 2002 an. Der stark gestiegene Umsatzanteil von Themenkochbü-chern wird als treibender Faktor identifiziert.

Die medienübergreifende Präsenz des Phänomens „Do it Yourself“ und der Wunsch nach mehr Individualität hat zu einer starken Vergrößerung der Handarbeitsszene und ihres Einflussbereiches geführt. Diese Entwick-lung ist nicht unbeobachtet von Wirtschafts-unternehmen abgelaufen, so dass diese Wege gefunden haben, Profit aus dem DIY-Trend zu generieren. Laut einer Studie der Initiative Handarbeit ist der Gesamtmarkt für Handar-beitsbedarf im Jahr 2012 um 15 Prozent ange-stiegen. Die Handarbeitsszene hat das Image der stri-ckenden Oma abgelegt und entwickelt sich

von einer Nische zum Massenphänomen. Tomke Marie Dünnhaupt

Diogenes Autoren auf der Leipziger Buchmesse

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Die neue Noll: Der Wohnungsmarkt ist ausgetrocknet. Eine Weinheimer Villa hat ihren Preis. Eine rabenschwarze Komödie.

Allmens vierter Fall: Kaum ist das

wertvolle Dahlien-bild wieder da,

verschwindet Carlos’ Freundin

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DIY im Netz:blog: www.helkerah.blogspot.com

DaWanda - Products with love

Das Unternehmen wurde 2006 in Berlin gegründet.Aktuell bieten rund 230 000 DIY-Unternehmer ihre Artikel über diese Plattform an.DIY live shoppen:Oh Supermarket Leipzig (Bild)

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Der Weg aus der Krise?

Ausschau nach Verlagspost halten. Und den morgendlichen Kaffee kann ich auch endlich wieder genießen, ohne dass mir ein Ableh-nungsschreiben oder Anweisung vom Verlag die Laune verhagelt.

So ganz ohne Hilfe geht es natürlich nicht. Ty-pische Verlagsaufgaben wie das Korrektorat, die Herstellung und den Vertrieb überneh-men zumeist externe Dienstleister. Books on Demand wäre da ein gutes Beispiel. Sie stel-len das Buch nicht nur her, sondern verpassen ihm auch eine ISBN und sorgen dafür, dass es von öffentlichen Buchhandlungen und On-line-Handelsplattformen als E-Book vertrie-ben werden kann. Das Korrektorat existiert meistens als zubuchbare Option (wobei hier natürlich auch Beta-Leser und diverse PC-Pro-gramme wie Papyrus nicht unterschätzt wer-den sollten). Doch auch hier gilt: Das letzte Wort hat immer der Auftraggeber – ich.

Der Leser bleibt nicht außen vor

Noch bleibt bei vielen Self-Publishern der große finanzielle Erfolg aus. Wofür es sich aber trotzdem lohnt, Self-Publishing zu be-treiben, ist der Kontakt zu den Lesern. Gerade bei Internet-Veröffentlichungen ist schnelles Feedback durch Rezensionen und Bewer-tungssysteme die Regel. Dadurch kann der Leser schnell auch selbst zur Inspiration seiner neuen Lieblingsgeschichte werden.Der Leser findet Gefallen und auch der Autor liebt seine neue Freiheit. Doch was ist mit den Verlagen? Denen rennen ja nicht nur die Le-ser, sondern auch die Schreiber weg. Müsste es also nicht heißen: Todfeind Self-Publishing? Mitnichten!

Der Vorreiter: Neobooks

Die traurige Wahrheit: 99 Prozent aller unver-langt eingeschickten Manuskripte landen ent-weder direkt im Müll oder auf dem Schreib-

Es herrscht Krieg, meine Damen und Herren. Vorbei sind die Zeiten eines Peter Weiss und Siegfried Unseld, in denen Autor und Verle-ger noch eine harmonische Beziehung füh-ren konnten. Heute sind beide Parteien, so scheint es zumindest, chronisch zerstritten; Autoren klagen ihr Leid über Intransparenz und lange Wartezeiten, Verleger über den großen Andrang und mangelnde Qualität. Warum ausgerechnet das Self-Publishing der Weg aus der Krise sein könnte, erfährt man hier.

Dabei träumt doch fast jeder Schriftsteller davon, seine Werke bei einem der großen Ver-lage wie dem Carlsen Verlag oder der Ravens-burger AG zu veröffentlichen. Kein Wunder, denn hinter dem Namen verbirgt sich mei-stens neben einem gewissen Prestige auch die Garantie für Qualität. Dass trotzdem im-mer mehr Autoren den Schritt in die Freiheit wagen, liegt vor allen Dingen an den neuen Möglichkeiten, die das Internet schafft: Noch nie war es so einfach, seine Inhalte innerhalb kürzester Zeit einem so großen Publikum zu präsentieren – und das zu geringen Kosten.

Selbst ist der Mann

Seien wir doch ehrlich: Es ist befreiend, an sein Werk herangehen zu können, ohne die nervige Abgabefrist einhalten zu müssen, oder die vom Verlag vorgegebene Seitenzahl. Mit dem weißen Blatt vor mir kann ich endlich das machen, was ich will. Schließlich gibt es im Self-Publishing keinen Verlagsvertrag und meine Nutzungsrechte verbleiben auch bei mir. Dadurch, dass ich alle Fäden in der Hand halte, werde ich praktisch zu Lektor, Product Manager und Schriftsteller in einem – ich pla-ne neben meinem Plot auch das Marketing, habe den Überblick über meine Finanzen und lege fest, wie der Vertrieb organisiert wird. Und noch ein Plus: Wenn ich morgens meinen Briefkasten leere, muss ich nicht wie ein Adler

Self-Publishing

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tisch vom Praktikanten, um den Arbeitsberg für den Lektoren in einem überschaubaren Maß zu halten. So können auch echte litera-rische Juwelen schnell übersehen werden. Das begriff auch der Verlag Droemer Knaur – und zog seine Konsequenzen daraus. 2010 startete er das Projekt neobooks. Das Beson-dere hieran ist, dass diese Plattform vor allen Dingen an Self-Publisher gerichtet ist.

Mit neobooks können Autoren ihre Werke im Rahmen der Community veröff entlichen. Ähnlich wie auf Fanfi ction-Plattformen haben diese dann die Möglichkeit, Texte zu bewer-ten und Rezensionen zu verfassen. Die neo-books-Nutzer übernehmen also die Arbeit des Verlagslektors. Der kommt eigentlich erst wieder ins Spiel, wenn es darum geht, viertel-jährlich aus dem neobooks-Kontingent Texte auszuwählen, um sie offi ziell im Verlagspro-gramm zu veröff entlichen. Durch die bereits erfolgten Bewertungen stellt dies aber so gut wie kein Problem dar. Doch auch so haben die neobooks-Autoren die Möglichkeit, ihr Buch zu veröff entlichen, selbst wenn dieses nicht ins Verlagsprogramm aufgenommen wurde: Der Self-Publishing-Vertrieb befi ndet sich ge-rade in der Beta-Phase.

Raus aus dem Trott

Und auch hier gilt wieder: Der Kontakt zum Leser ist direkter als je zuvor. Anhand von Plattformen wie neobooks lassen sich schnell Trends im Leseverhalten erkennen und Um-fragen einfach und leicht durchführen – ein wahres Geschenk für die Marketing-Abtei-lung. Über das Internet ist es einfach, sich schnell und dynamisch den neusten Entwick-lungen anzupassen und sowohl für Autor als auch Leser attraktiver zu werden.

Ganz zu schweigen von der Chance, die sich im multimedialen Bereich bietet. In Zukunft könnte man parallel zu den geschriebenen

Texten auch Audio- und Videodateien anbie-ten und das normale Lesespektrum ergänzen.

Fazit: Self-Publishing ist es wert

Noch ist neobooks ein Zuschussgeschäft und kann fi nanziell nicht auf eigenen Beinen ste-hen. Doch im Zeitalter des Self-Publishings ist dies nur noch eine Frage der Zeit. Lasst Au-toren wieder ihr eigener Herr sein und gebt Verlagen die Möglichkeit, wieder den Kontakt zum Leser zu fi nden – es ist nicht die Lösung aller Dinge. Aber es hat das Potenzial. Und vielleicht bringt das auch Autoren und Ver-lage einander wieder näher.

Christina Flöhr

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Getreu dem Motto „Mach’s dir selbst!“ er-möglicht das Start-up-Unternehmen niiu beim Thema Zeitung Raum zum Austoben. Vorbei sind die Zeiten, in denen man den Sportteil nur halbherzig überflogen und beim Kulturteil einige Artikel mehr vermisst hat: Der Traum der eigens kreierten Zeitung konnte mit Hilfe von Hendrik Tiedemann und Wanja Sören Oberhof bereits 2009 auf Papier umgesetzt werden. Erste Anlaufschwierigkeiten Aller Anfang ist schwer, das galt auch für die Print-Umsetzung, die die beiden Wirtschafts-studenten 2009 zu etablieren versuchten. Die selbst zusammengestellte Tageszeitung sollte den Leser stets in gedruckter Form bis vor die Haustür erreichen. Dabei war es möglich, sich beispielsweise den Wirtschaftsteil aus dem Hamburger Abendblatt, den Sportteil aus der BILD oder die internationale Politik aus der New York Times auszusuchen. Das gestaltete sich aufgrund von technisch - und produkti-onsbedingten Problemen leider so schwie-rig, dass bereits 2011 die Vision gescheitert schien. Trotzdem konnte niiu bereits damals seinen Abonnenten mit 18 Vertragspartnern und 600 Internetquellen eine nicht unbeacht-liche Auswahl zum Durchstöbern vorweisen.

Auf zu neuen Ufern Im April 2013 hieß es dann „Go digital!“. Als ko-stenpflichtige News-App für das iPad ging niiu mit rund 25 Medienanbietern, darunter NZZ, BILD, Tagesspiegel, Grazia oder die Computer Woche, wieder an den Start. Die Partnerme-dien werden mit einer variablen Provision am Vertrieb und den Werbeeinnahmen beteiligt. Anders als bei den meisten News-Anbietern wurden direkte Lizenzverträge mit den Verla-gen geschlossen, welche diesen gleichzeitig einen neuen Distributionsweg für Paid Con-tent ermöglichen, so Oberhof in einem Inter-

view. Ein weiteres Sahnehäubchen stellt die Benutzerfreundlichkeit dar. Neben der varia-blen Schriftgröße und der mehrfach täglichen Aktualisierung der Artikel, ist niiu auch offline verfügbar.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit, die App 14 Tage lang gratis zu testen. Danach steht man vor der Wahl: Zwischen drei verschie-denen niiu-Paketen kann gewählt werden. Je nach Laufzeit ergeben sich unterschiedliche Preise, wobei mit steigender Laufzeit das Mo-natsabo umso günstiger wird. Auch wer kein iPad besitzt muss nicht traurig sein, denn dafür haben die Macher eine clevere Lösung parat. Auf der Internetseite kann man sich ein iPad aussuchen, das wie bei einer Flatrate mo-natlich abbezahlt wird. Die günstigste Version ist ab 19,58 Euro monatlich erhältlich.

Damit zeigt niiu einen Trend, der die Zukunft bestimmen könnte: Personalisierte Angebote, ganz auf den Kunden zugeschnitten.

Nadine Weichert

Zwei Berliner Studenten starten mit ihrer App voll durch

Der Zeitungskrise trotzen

Mehr Informationen unter:www.niiu.de

© http://www.niiu.de/

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Mit dieser Masche hat es funktioniert

Alles begann mit einer Reise nach Japan. Die zwei Studenten Thomas Jaenisch und Felix Rohland aus Franken wollten dort eigentlich nur fünf Wochen lang als Skilehrer arbeiten, doch an den langen Abenden in den Skihüt-ten brachte ihnen eine Spanierin das Häkeln von Mützen bei. Einige Monate später ent-wickelte sich daraus das Unternehmen my-boshi.

Die beiden Reisenden dachten zuerst nicht daran, dass man die selbstgemachten Mützen verkaufen könnte, doch als sie auch nach ih-rer Rückkehr im Jahr 2009 immer öfter auf ihre Häkel-Kreationen, die sie auf dem Kopf tru-gen, angesprochen wurden, entwickelten sie die Idee und das Konzept hinter dem Namen.

Was ist myboshi? „Die Mützen von myboshi sind absolut indi-viduell. Darum heißen sie ja auch myboshi, boshi bedeutet nämlich Mütze auf Japanisch. Die Massenproduktion überlassen wir den anderen. Bei uns kann sich jeder seine eige-ne Mütze gestalten. Jedem Kopf sein Deckel dank unterschiedlich kombinierbaren, to-paktuellen Formen, Mustern und Farben. Mit deiner maßgeschneiderten Boshi zeigst du, welcher Charakterkopf darunter steckt. Eine Mütze mit Köpfchen sozusagen.“So beschreiben Rohland und Jaenisch auf ih-rer Internetseite, die gleichzeitig als Webshop fungiert, die Philosophie hinter myboshi. Der Verkauf der Mützen läuft gut und mittlerwei-le halten die Unternehmer die Häkelnadeln längst nicht mehr selbst in den Händen, denn sie haben sich schnell Verstärkung suchen müssen: 30 Rentnerinnen arbeiten für my-boshi und produzieren die trendigen Mützen, die man sich im Webshop individuell desig-nen kann.

Aus der Häkelmütze wird ein Buch

Diese Erfolgsgeschichte erreichte 2011 auch den Stuttgarter Frechverlag, dessen Team sich im Internet auf der Suche nach neuen Trends im Ratgebersegment begeben hatte. Im Jahr 2012 erschien dann das erste Buch von Thomas Jaenisch und Felix Rohland „My-boshi – Mützenmacher“ und hält sich seitdem ganz oben in den Bestsellerlisten der Ratge-ber. Mittlerweile soll der Frechverlag von die-sem Titel bereits eine sechsstellige Summe verkauft haben, während sich die Auflagen des Verlags sonst circa 8 000 Stück betragen. Auch der Nachfolger „Myboshi – Mützen und mehr“ findet bei den Lesern großen Anklang und mit Spannung werden im Verlag die Re-aktionen auf den, im Herbst erschienenen, dritten Teil erwartet.

Auch Buchhändler sind schon lange auf die Erfolgswelle aufgesprungen und präsentie-ren die Titel nicht nur meistens frontal und im Zentrum der Regale, sondern bieten ihren Kunden auch Veranstaltungen rund um das Häkeln der Mützen an. Gemeinsam mit der Marketingabteilung des Verlags organisierte beispielsweise die Buchhandlung Osiander in Reutlingen ein gemeinsames Häkeln für Kunden und Buchhändler, genau nach den myboshi-Anleitungen.Ohne Frage liegt es nicht nur an den beliebten Mützen, dass die drei Titel solche Umsätze erzielen konnten, sondern auch zu einem großen Teil an der Geschichte dahinter. Denn man findet als Leser in den Büchern nicht nur Anleitungen, sondern auch persönliche Er-fahrungsberichte und Hintergrundinformati-onen der Autoren. Doch es bleibt abzuwarten, wie lange sich der Erfolg der Reihe noch hal-ten kann, denn das Ratgebergeschäft ist kurz-lebig und nach zwei bis drei Jahren kommt oft schon die nächste Trendwelle angerollt.

Felicitas Bauer

© http://www.myboshi.net/Download/

Die Erfolgsgeschichte hinter myboshi

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

Vom Gärtnern in der Großstadt, Schmuck herstellen, Kleidung nähen, Partydekorati-on basteln bis hin zum Bauen und Aufwer-ten ganzer Möbelstücke: „DIY“, kurz für „Do it yourself“, ist in aller Munde. Der englische Trendbegriff für den deutschen Ausdruck „Mach es selbst“ ist nicht nur im Internet to-paktuell, sondern auch in der Warengruppe Ratgeber für Verlage ein großes Thema.

Doch worum geht es bei „Do it yourself“ ge-nau? Alles dreht sich um das Selbermachen, eine Fähigkeit, die uns in der heutigen Ge-sellschaft oft verloren geht. Denn anstatt mit eigenen Ideen und Fertigkeiten unsere Wünsche zu verwirklichen, geht es meistens doch einfacher und schneller, Massenware zu kaufen. Die entspricht zwar vielleicht nicht ganz unseren Vorstellungen, ist dafür aber viel leichter zu bekommen. Doch die Vertreter der „DIY“-Bewegung grenzen sich von dieser Haltung ab und berufen sich auf die eigenen Möglichkeiten: „Produzieren statt konsumieren“ heißt es hier.

Die Verlage machen mit

Auch Verlage haben diesen Trend gesichtet und die Warengruppe Ratgeber in den letz-ten Jahren erfolgreich ausgebaut, denn seit langer Zeit kann das Genre statt mit düsteren

Zukunftsaussichten mit Um-satzzuwächsen aufwarten.Die Basis für diese Erfolge bildet eine breite Zielgruppe. Diese reicht vom gestandenen Heim-werker über die vielbeschäf-tigte Hausfrau bis zu der digi-talaffinen jüngeren Generation, die als Kunden ein besonders großes Potenzial bieten, nicht zuletzt weil Selbstgemachtes nicht mehr peinlich sondern cool ist. Allerdings sind Verlage in diesem Gebiet bei weitem

nicht ohne Konkurrenz: Das Internet ist vol-ler Online-Portale, Youtube-Videos sowie Blogs, die mit ähnlichen Themen und großer kreativer Eigenleistung aufwarten und der interessierten Zielgruppe eine Vielzahl an Anleitungen mit ebenso nützlichen Tipps zur Verfügung stellen aber in den meisten Fällen kostenfrei.

Erfolgsrezept ?

Was einen Ratgeber zum gelungenen Titel für Leser, Autor und Verlag macht, ist in erster Linie ein packendes Thema: Hier heißt es für die Verlage Augen und Ohren offen halten und Trendgespür beweisen. Daneben spielt die gute Gestaltung eine Rolle. Bilder, Texte und das Layout müssen qualitativ hochwertig und hilfreich sein, sodass aus dem Buch mehr als nur eine Anleitung wird, die der Leser im Internet schneller und billiger finden kann. Durch diese Faktoren bekommt der Ratgeber Tiefe und strahlt Persönlichkeit aus und ist dem Kunden auch einen gewissen Preis wert. Viele der Titel haben eine Preissteigerung hin-ter sich und kosten jetzt oft knapp über 15 Euro. Aber diese Preise werden gerne gezahlt, zumal immer mehr Ratgeber über zusätzliche Features wie Arbeitsmaterialien oder Vide-oanleitungen verfügen, die über QR-Codes auffindbar sind. So macht Werken, Basteln, Kochen, Schnei-dern und Kleben nach Anweisung Spaß, und auch wenn die Kanten krumm und schief sind, der Kleber durch das Papier durchscheint oder die Säge nicht ganz gerade gehalten wurde: Das Selbermachen macht uns wahrscheinlich viel zufriedener als gekaufte Massenware. Und wer es überhaupt nicht hinbekommt, kann sich bei „Dawanda“ oder „Etsy“ in die Reihe der zwei Millionen Nutzer einfinden und das Selbstgemachte anderer erwerben.

Felicitas Bauer

Selbermacher erobern die Regale

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Leipziger Lerche 39 | Herbst 2013

Es ist so unglaublich schwer, das richtige Geschenk für jemanden zu fi nden, der schon alles hat und dem man zeigen möchte, dass er geliebt wird. Da passt unser aktuelles Spezialthema ja haargenau.

Es gibt doch nichts Schöneres, als etwas schiefes und krummes zu ver-schenken, um zu sagen „Ich mag dich - ach, und ich bin total abgebrannt“. Doch was soll denn Man(n) nun verschenken? Da sich Geschenk-Genie Si-gnior Valmano nirgends blicken lässt, komme ich nach kurzer Zeit darauf, etwas Wärmendes zu verschenken. Aus Wolle soll es sein, da diese Frau immer zu frieren scheint. Etwas das wärmt und kuschelt muss her, denn das ist genau ihr Ding. So schwer kann das ja nicht sein. Überall sehe ich strickende Frauen um mich herum. Selbst beim letzten Filmabend hat eine Freundin während des gesamten dreistündigen Horrorfi lms ge-strickt. Nicht nur das, sie adaptierte sogar ihr Stricktempo am Spannungs-bogen des Films. Wobei sie nur Pausen einlegte, um mit zugekniff enen Augen zu schreien. Zuerst einmal brauche ich, ganz der Buchhändler, ein Buch über das Stricken. Da Handarbeit in meinem Haus keine Unbekann-te ist, geht‘s einfach ran an das Bücherregal. Zwischen der Bastelanlei-tung für das Weichspülerfl aschen-Sparschwein und dem Lehrbuch „Der Experimentator Molekularbiologie/Genomics“ fi nde ich dann endlich, was ich suchte:

Stricken für DummiesAch ja, die immer nützliche Dummie-Reihe. Man(n) braucht nur ein Ziel, auf das er hinarbeiten kann, ich für meinen Teil habe eins: Stricken im Auf-trag der Liebe und des häuslichen Friedens. Schon auf dem Cover sagt mir Julia Roberts, dass Stricken total einfach ist. Also wenn die Roberts das kann, dann bekomme ich das auch hin. Als Pendler habe ich aber auch wirklich genug Zeit dafür. Bei einer 40-Kilometer-Fahrt pro Strecke kommen in der Woche schon einige Stunden zusammen. Danke Deut-sche Bahn - na, wenn das nichts wird.

Die erste harte Lektion war, dass ich nur dann stricken kann, wenn der Zug steht, da mir sonst schlecht wird. Zum Glück steht er ziemlich oft. Nach langer Recherche, wie beim Stricken der Anschlag funktioniert - Youtube zeigt beim Suchbegriff Anschlag allerdings wenig Brauchbares zum Thema Stricken - merke ich, wie ich immer bei der gleichen Masche hängen bleibe. Zudem musste ich dann meine Sitznachbarin darum bit-ten, mir aus dem selbstgemachten Gordischen- Wollknoten zu helfen. Ich bin leider immer noch nicht viel weiter - doch schon um 30 Euro ärmer. Wer hätte gedacht, dass bunte Fäden doch so teuer sind. Nach wunden Fingern, Peinlichkeiten im Zug, viel Arbeit, Geld und Stress habe ich dann letztendlich Socken bei Müller gefunden. Hüttensocken 4,99 Euro - „Soll ich‘s als Geschenk verpacken?“ Nein, danke das mach ich selbst. Thomas Brock

13. bis 16. März 2014auf der Neuen Messe

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Leipziger Lerche 40 | Frühjahr 2014

(Fast) alles neuVom (Zusammen-)Wachsen einer Fakultät

Zum Wintersemester 2013/14 hat sich an der Fakultät Medien der HTWK Leipzig so einiges geändert. Zwei neue Gesichter sind in der Dozentenriege zu begrüßen; außer-dem ist der polytechnische Zweig des Fach-bereichs nun ebenfalls am Hauptcampus an der Karl-Liebknecht-Straße zu finden.

Zwei Professuren galt es im letzten Semester neu zu besetzen: Die Lehrstühle für Pres-sewirtschaft und Marketing in Medienun-ternehmen waren vakant. Dem Ruf an die Hochschule folgten schließlich Prof. Dr. Heiko Hartmann und Prof. Dr. Gunter Janssen. Beide waren jahrelang in Verlagen tätig und kennen die Tücken der Branche.

Erfahrung und Know-how als Lehrbasis

So war Prof. Dr. Hartmann, der nun im Marke-tingbereich lehrt, als Cheflektor und späterer Editorial Director lange für die Verlagsgruppe De Gruyter tätig. Zuvor absolvierte er Prakti-ka bei Reclam Leipzig und dem Bertelsmann Lexikon Verlag; 2010 folgte er dann einem Ausschreiben der Oldenbourg Verlagsgruppe und wurde Verlagsleiter des Akademie Ver-lages, den er noch bis Mai 2013 führte. Die Tätigkeit der Lehre ist ihm jedoch auch nicht neu. Neben Vorträgen zu aktuellen Branchenthemen hatte er ab 2009 auch eine Honorarprofessur für „Praktische Verlagskun-de“ an der Freien Universität Berlin.

Prof Dr. Janssen hingegen lässt sich als echter Medien-Tausendsassa beschreiben. Sieben Jahre lang war er beim Fernsehen tätig; da-nach zog es auch ihn in den klassischen Printverlagsbereich. 1995 gründete er einen Fachverlag für Musikzeitschriften, aus dessen operativen Geschäft er sich nun zurück gezo-gen hat. Sein multimediales Know-how spielt heute nicht nur an der Hochschule, sondern auch in seiner Arbeit als Medienberater eine große Rolle.

Wie Prof. Dr. Hartmann hat auch Prof. Dr. Jans-sen bereits Erfahrungen als Dozent gesam-melt – so war er wissenschaftlicher Mitarbei-ter am Marketing-Institut der Universität in Karlsruhe und ab 2008 Professor an der Stutt-garter Macromedia-Hochschule.

Schon im Sommersemester waren die Pro-fessoren Hartmann und Janssen in Vorle-sungen zu erleben; so unterstützten beide die Schwerpunktarbeit im Studiengang Buch-handel/Verlagswirtschaft in den Bereichen Kommunikations- und Pressemanagement. Zudem trat Prof. Dr. Hartmann als Initiator zur Ringvorlesung „Current Trends in Publishing“ in Erscheinung.Die Fakultät wächst zusammen

Doch nicht nur bei den geisteswissenschaft-lichen Studiengängen der Fakultät hat sich etwas getan. Nach abgeschlossener Renovie-rung konnte der technische Bereich endlich in die alte Hochschulbibliothek am Hauptcam-pus – nun Gutenberg-Bau – ziehen. Offizi-ell eingeweiht wurde dieser am 17. Oktober 2013 auf dem multimedialen Fakultätsfestival Phänomedia. Das Gebäude am Gutenbergplatz, welches zuvor von den Polygraphen genutzt wurde, wird nun vom Studentenwerk Leipzig über-nommen und soll zukünftig zum Wohnheim mit integrierter Kindertagesstätte umgebaut werden.

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© Gunter Janssen

© Heiko Hartmann

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Als Schriftsteller muss man sich Nischen su-chen. Sonst geht man in der Masse unter. Die Idee, dass man alleine vom Schreiben le-ben kann, ist ungefähr so realistisch wie der Wunsch kleiner Mädchen, auf dem Bauernhof zu leben oder Prinzessin zu werden, wenn sie groß sind.

Die meisten landen in der Nagelpflege.Vom Schreiben leben kann man im Grunde

genommen nur, wenn man entweder gleich am Anfang, so mit zwölf, etwas total Krasses veröffentlicht, Herr-der-Ringe-mäßig, und dann ein Leben lang gefeiert wird, oder in-dem man am Fließband produziert.

Jedes Jahr einen historischen Roman, zack, oder einen Krimi, zack, Themen gibt’s ja viele.

Die dritte Möglichkeit ist die Drittmittelsub-ventionierung, sprich: Man wird Werbetexter, nur literarisch.

So wie bestimmte Theater Hausschreiber oder Hausphilosophen haben, könnten sich auch Hersteller von Gebrauchs- und Genuss-mitteln einen Autor an Bord holen, der mit seinem Namen und vor allem seiner gewun-denen Sprache für deren Produkte wirbt, zum Beispiel Prostata-Pastillen.

Wenn man David Foster Wallace Glauben schenken darf, wird das in Amerika schon seit Langem gemacht – nichts, was unbedingt überrascht. Hier ein nicht wortwörtliches Gedächtniszitat aus einem von ihm zitierten literarischen Werbeessay über ein Kreuzfahrt-schiff:

Unter der lapislazuliblauen Himmelskuppel treibt das luxuriöse Schiff, die Seabull, das Aus-hängeschild der Reederei Ocean Dreams, einem neuen Tag entgegen. Ich liege auf dem Ober-deck in einem gemütlichen Rattan-Sessel der Firma Rattan-Möbel, in der Hand einen Johnnie Walker. Meine Tommy-Badehose spannt ä bissl, weil das Essen hier so lecker ist usw. usf.

So etwas sollte ich auch machen, habe ich mir gedacht, damit es mir nicht so ergeht wie den

Zwergfächern an den Univer-sitäten, die nach und nach wegrationalisiert werden.

Wer braucht denn bitte noch Germanistische Litera-turwissenschaft oder Philo-sophie?

Lächerlich. Steht doch heu-te alles im Internet.

Ich wünsche mir, dass die-ser Satz irgendwann einmal aus dem Zusammenhang gerissen auf Muskote-Packungen steht oder in einem Aphorismenband von Rowohlt.

Lächerlich. Steht doch heute alles im Internet. – Julius Fischer (Autor und Mensch)

Ich will mit meinen Texten stellvertretend für ein Unternehmen stehen, aber natürlich nur für so intellektuelle Sachen wie Gauloises oder Whisky.

Oder für Lebensmittel. Zum Beispiel Rü-genwalder Mühle, die haben immer so gute Lieder. Man könnte meinen dicken Charme noch erhöhen, wenn man mir Kindersachen anziehen und eine Zahnlücke schminken würde.

Am liebsten wäre ich allerdings Outdoor-Autor. Ich mag Funktionskleidung. Sie hat spitzenmäßige Eigenschaften: Bequemlich-keit, Temperaturausgleich, Praktikabilität.

Ich würde gerne für The North Face den dichtenden Wikinger geben, Figur und Fresse würden auf jeden Fall dazu passen.

Ich stelle mir eine Blockhütte vor, in Nor-wegen, der Morgen graut nach einer klaren Polarnacht, Auftritt ich, in der einen Hand mein Frühstück, einen halben Haifisch, in der anderen Hand das Goldene Vlies von meinem letzten Raubzug, am Leibe trage ich nur einen Schlüpfer von The North Face, den man aberdurch eine ausgefeilte Falttechnik in eine Windjacke oder ein Acht-Mann-Zelt umfunk-tionieren kann.

Der Outdoor-Autorvon Julius Fischer

Julius Fischer

ist einer der bekanntes-ten und beliebtesten jungen Bühnenpoeten im deutschsprachigen Raum.

„Der Outdoor-Autor“ erschien in seinem aktuellen Kurzgeschich-tenband „Die schönsten Wanderwege der Wan-derhure“, Verlag Voland & Quist, 2013.

© Voland & Quist

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28 :: Leipziger Allerlei

Schritte bis zum Gipfel. Ich nahm für einen Mo-ment meine Jack-Wolfskin-Sonnenbrille ab, die mir in den letzten Tagen einen guten Dienst ge-leistet hatte. Gewöhnliche Sonnenbrillen wären bei diesen Temperaturen längst geschmolzen, aber diese hier aus Jack-Wolfskin-Kryptonit machte einen guten Job. Alles war gut, fast.Ich musste an John denken. Er hatte nicht so viel Glück gehabt und war auf 6 000 Metern einfach an einem Felsvorsprung festgefroren. Der Wär-meaustausch in seiner Thermojacke und die veraltete Goretex-Beschichtung seiner Kleidung waren letztendlich ausschlaggebend für seinen schnellen Tod. Schade!Ich setzte meine Sonnenbrille wieder auf, schul-terte meinen vollen, aber federleichten Rucksack und machte mich auf den Weg. Und ich wusste: Mit Jack Wolfskin erreiche ich mein Ziel.

In den halbjährlichen Kollektionskatalogen gäbe es auf manchen Seiten kleine Aphoris-men und gereimte Empfehlungen:

Der neue Wolfskin-Trekkingschuhträgt dich sogar bis Kathmandu!

Oder:

Sei kein Held.Investier dein Geldin ein Zelt,das hält.

Oder:

Der Outdoor-Autor empfiehlt:das Wolfspelz-Wärmekissen – starker Geruch, starke Wirkung.

Oder:

Bei abgefrorenen Zehen – der praktische Zehenhammer im Schweizer-Taschenmesser-Format, jetzt neu mit eingravierten Aphorismen

Ich blicke über meine Siedlung hinunter in die Bucht, wo eine riesige Flotte abfahrbe reit auf mein Zeichen wartet. Ich rufe meine Unterge-benen zusammen, auch sie tragen Funktions-unterwäsche und Netzhemden. Ich breite die Arme aus und deklamiere:

Damit du uns nicht fortwehst,wenn du auf den Fjord gehst,kleide dich in North Face,weil du auf Komfort stehst.

Dann ein schwarzer Bildschirm, atmosphä-risches Atmen oder Herzklopfen, Schriftzug: The North Face, fertig ist der Werbespot.

Das Ganze ginge natürlich auch bei Jack Wolfskin, müsste dann aber eher in die India-nerrichtung gehen.

Amerikanische Ostküste, Golfstrom, ich bin der Häuptling eines Piraten-Indianerstammes, der sich aus den Bastardkindern von amerika-nischen Ureinwohnern und Wikingern zusam-mensetzt. Ich komme aus meinem Zelt, nackt, in der einen Hand, mein Frühstück, eine Bä-renlende, in der anderen die Freiheitsstatue von meinem letzten Raubzug, falte das Zelt zusammen und schlüpfe in den so entstan-denen Funktionsslip, schnappe mir die Anwe-senheitsliste und sage:

Thunderbird – Check!Reebok – Check!Wolfskin – Jack!

Schwarzer Bildschirm, atmosphärisches Wolfsgeheul, Jack-Wolfskin-Schriftzug, fertig.

Das wäre ein Aufgabenbereich. Der andere wären natürlich schriftliche Arbeiten. Epische Werke, Gedichtbände, großes Theater.

Denkbar ist da vieles, in erster Linie wären es sicherlich Abenteuergeschichten, so in der Art:

Da stand ich nun an diesem Eisfeld, hinter mir 8000 Meter tödliche Leere, vor mir die letzten

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Die Nichtbenutzung unserer Produkte führt zu Krebs.

Diesen Text nicht bis zum Ende zu lesen gefährdet die Gesundheit Ihres Kindes bereits vor der Geburt. Der Text entstand mit freund-licher Unterstützung von Lenovo/IBM, der Deutschen Bahn, Evian Mineralwasser, Mister Wok, Moleskine, Billigstifthersteller XY, NIL, Ardbeg Whisky 12 Years und Mutter.

Unser Autor wurde ausgestattet von Jack Wolfskin.

Schwarzer Bildschirm, atmosphärisches Wolfsgeheul, Jack-Wolfskin-Schriftzug, fertig!

unseres Hausautors Julius Fischer:Lieber Zeh ab als total kalte Füße!

Ich bin mir sicher, dass das ziehen würde. Man muss die Leute in der Werbung eh noch mehr bei ihrer Angst packen. Die Produktbeschrei-bung muss so wirken wie eine Schutzgelder-pressung:

Kaufen Sie diese Kletterstiefel, sonst schickenwir Ihnen morgen eine Bergsteigerko-lonne mit Höhenluftentzug vorbei!

Ohne diesen auf den Rücken schnallbarenWasserbeutel werden Sie morgen auf dem Arbeitsweg einfach sterben.

Nur Jack-Wolfskin-Kondome schützen effektiv vor Aids und sind wiederverwendbar. Einfach umdrehen, ausschütteln, fertig.

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Universitätsbuchhandlung Leipzig

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Ein Kommentar zwischen Polemik und Weltuntergang

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trägt, sich dort im Internet einwählt, den auf der Karte abgedruckten Code abtippt, das E-Book herunterlädt und dann irgendwann auch liest. Famose Technik.

Zum Glück gibt es aber diesen Tolino. Der sieht zwar in echt etwas trister aus, als der lockere Werbe-Schmetterling vermuten lässt, doch sei es drum – es geht ja um den Content. Etwas gemein ist allerdings, dass die Allianz der ohnehin viel größeren Buddys nun wieder nicht mit den Kleinen kooperiert.

Vielleicht wollen Hugendubel, Thalia und Co. diesen unabhängigen Hochstaplern eins auswischen. Schließlich waren jene mit ihren Superbookstores bis vor kurzem noch die Ziel-scheibe des allgemeinen Unmuts. Jetzt bauen sie wieder ab und werfen mit den Backsteinen zurück.

Werbung als Allheilmittel

Rückhalt hatten Buchhandlungen zumindest vom klassischen Vielleser. Jene Spezies, die Haptik mag, die an Papier riecht, die Mike Krü-ger von Michael Krüger unterscheiden kann und die es schätzt, dass Friedrich Forssman Reclam wieder eine angemessene Form ge-geben hat; diese Spezies stärkte den kleinen Buchhandlungen den Rücken – und fällt dort nun mit gewetztem Messer ein. Jens Jessen etwa oder Roland Reuß geben als bekannte Größen in Zeit und FAZ zum besten, was sie von den Entwicklungen halten. Grundsätzlich seien die Probleme hausgemacht. Wie könne man auch Non-Books verkaufen oder wegen moderner Datenbanken verlernen, zu recher-chieren. Nun riecht es nicht mehr nach Papier, sondern nach Frühstücksbrettchen und Tee. Gut, Frühstücksbrettchen riechen nicht, aber das macht es nicht besser. Es geht doch ums Buch.

Alle unglücklichen Branchen gleichen ei-nander, jede glückliche Branche ist auf ihre eigene Weise glücklich. Angenommen, ich sei Außenstehender und beobachtete die-se Branche: Bücher verkaufen. Inhalt vom Autor zum Leser bringen. Es ging Jahrhun-derte gut und jetzt ist alles vorbei. Der Le-ser liest nicht mehr, der Autor denkt nicht mehr und der Verlag ist kaum noch Mit-telsmann. Die Buchhändler? Meckern nur, grundsätzlich. Die Berichte reißen nicht ab, von außen sieht es schlecht aus für die Bü-cher. Ich gebe ihnen noch drei Jahre. Drei-einhalb, wenn der Tolino strauchelt.

Technik und Substanz

Im Einzelnen sehe ich die Digitalisierung und ihre vernichtende Kraft. Dieser Kindle ist die Ausgeburt eines Psychopathen. Nachdem 2003 das Rocket ebook von Nuvomedia ge-scheitert war, sah es gut aus für die Papier-schinken. 4 000 Seiten hatten auf dem strau-chelnden Ur-E-Reader Platz. Jedoch gab es kaum E-Books, die man hätte lesen können. Erst der aufstrebende Knechter der Buch-branche trieb die Verlage zur Vernunft. Und gleich ins Verderben: Jeff Bezos unterbot jede Preisempfehlung und schuf neben dem neu-en Markt gleich die Ausstrahlung, E-Books seien nichts wert. 9,99 US-Dollar das Stück, zum ersten, zum zweiten, und raus.

Heute gibt es E-Books en masse. Viele sind unter typografischen Gesichtspunkten leider weit vor den Bleisatz zurückgefallen, doch so scheint es nunmal zu sein. Disruptive Innova-tion eben – man muss sich erst kennenlernen. Schade nur, dass die kleinen Buchhändler nicht mitmachen dürfen. Manche versuchen es mit eigenen Onlinestores; andere bieten gedruckte Karten an, die ein Kunde, der in ei-nen Laden geht, kaufen kann, mit nach Hause

Bildnis der Branche als wirres Straucheln

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Leipziger Allerlei :: 31

Die Buchhandlungen wollen gegensteuern, das öffentliche Bild aufpolieren. Mit Werbung lässt sich was machen. Also werden Straßen mit Plakaten gepflastert. Ich fahr dann mit der Bahn vorbei und sehe dort seltsame Men-schen, die etwas gelesen haben. Fast so wie die, die mit mir in der Bahn reisen und lesen, nur etwas farbloser.

Oder man kennzeichnet Buchhandlungen, die im Regionalgeschäftsverein mitmischen. Dann weiß jeder, der sowieso dorthin geht, dass sein Geld in der Region bleibt. Wesent-lich bleibt aber die Schwierigkeit: Man kann Verbraucher mit der Moralkeule nicht dazu überreden, in der zweiten Etage die Toilette zu benutzen, wenn es im Erdgeschoss das gleiche Angebot gibt. Erst wenn das Erlebnis den Treppengang rechtfertigt, werden die Verbraucher wieder hochgehen – ansonsten bleiben sie beim 1-Click im Erdgeschoss. In verschiedenen Studien rangiert das Buch bei den Produkten, die bald gar nicht mehr in Ladengeschäften anzutreffen sind. Bis zu 55 Prozent der Befragten glauben das. Werbung kann da nicht gegensteuern, sie könnte nur Stärken bekannt machen.

Parallelwelten zum Printprodukt

Gut gelernt haben das die Millionen neuer Autoren, die allesamt in den Markt strömen und die – dem vielen Gerede zufolge – die großen Belletristikurgesteine in den Ruin trei-ben werden: Selfpublisher. Neben den Social-Reading-Akteuren sind die Selfpublisher die Stars der Messen; mit Bühnen, Signierstun-den und Medienrummel. Verkaufszahlen sind erstmal geheim, außer bei den paar, die zum echten Verlag kommen. Das ist dann die Refe-renzgruppe: Selfpublishing wirkt.

Manche gehen so weit, ihre Blogs vorzu-weisen; ich blogge, also publiziere ich. Ich bin Autor und Content-Manager. Bloß wer soll das alles lesen? Und wer will? Nur gut, dass all das keine Bücher sind; dass die Di-gitalisierung Parallelwelten entwickelt, die zahlreiche Kanäle liefern, die wiederum alle erstmal nichts mit dem Verlagswesen zu tun haben. Es kristallisieren sich weni-ge wirksame Modelle heraus, doch vielen dieser gehypten Publishingwelten fehlt das wesentliche Element: Es mangelt am Inhalt.

So ist es dann das Buch, dass ich als Außen-stehender suche. Wenn ich mich durch-geklickt habe, durch tausendfach gelikte Facebook-Seiten, Twitter-Feeds und Seo-gepuschte Wordpress-Blogs; wenn ich mich unter den Tisch gelacht habe, we-gen des hundertsten Grumpy-Cat-Tum-blr-Blogs und den zahlreichen anderen Formaten, die durch das World Wide Web schon in der Experimentierphase publik sind; dann irgendwann freue ich mich, einen gebunden Stoß Papier in den Hän-den zu halten. Mit Inhalten, die ein Autor sich zusammengereimt hat, die ein Lektor sortiert hat und die ein Typograph gesetzt hat. Inhalte zum Lesen, nicht zum Teilen, Kommentieren oder Verlinken. Das ist mei-ne Geschichte, ich versinke darin.

Die Branche kann mir viel erzählen und soll mich lügen strafen. Das gedruckte Buch ist das weitaus stabilste Medium und wird es lange bleiben.

Marcel Knöchelmann

Marcel Knöchelmann

ist großer Fan von Innova-tionen und daher äußerst interessiert an der Arbeit von Amazon oder Google. Darüber hinaus mag er Bücher. Wie Jeff Bezos, nur bibliophiler.

Mehr Texte:

www.lepublikateur.de

© Marcel Knöchelmann

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32 :: Rezensionen

Unsere Buchtipps

Aufgeschlagen

Es ist eine Kleinstadt im Iran in der Zeit kurz nach der islamischen Revolution. In einer reg-nerischen, tiefschwarzen Nacht stehen Mitar-beiter der Staatsanwaltschaft vor der Tür des Colonels. Dem ehemaligen Offizier der Schah-Armee ist sofort klar, dass ein Besuch zu dieser späten Stunde nichts Gutes heißt. Der Leich-nam seiner ermordeten Tochter, die sich den Revolutionären anschloss, muss vom Colonel abgeholt und beerdigt werden - im Verbor-genen der Nacht. Während und nach dem Begräbnis seiner Tochter durchlebt er die Vergangenheit in sei-nen Gedanken erneut. Geisterhaft erscheinen seine von ihm ermordete Frau und der alte Colonel vor dem inneren Auge, die mit ihm zu sprechen scheinen. Die retrospektiven, verhängnisvollen Handlungen seiner Kinder tauchen immer wieder in der irrenhaften Ge-

Unionsverlag Zürich223 Seiten,Taschenbuch9,90 Euro978-3-293-20499-7

Heyne Verlag304 SeitenTaschenbuch9,99 Euro978-3453411524

dankenwelt des Colonels auf. Mahmut Doula-tabadi kennzeichnet den Übergang zwischen Realität und Gedankenwelt nicht, was für den Leser anfangs sehr verwirrend ist. Doch ist diese Art und Weise perfekt, um das verwor-rene Gedankenkonstrukt zu verdeutlichen.

Der Roman spiegelt das Scheitern einer Ge-sellschaft wider, nicht nur einer einzelnen Familie. Doulatabadi erzählt in einer großar-tigen Sprache, wenngleich blutig und unmiss-verständlich. Es ist ein Buch, welches sich ein-prägt und erschüttert. Durch seine Brutalität fragt man sich häufig, wann es endlich vorbei ist und doch wird man es nicht weglegen.

Anika Matzke

„Erwin, Mord & Ente“ von Thomas Krüger

Erwin Düsedieker war schon immer etwas sonderbar. Mit Gummistiefeln, Jogginghose und Papas alter Polizeimütze auf dem Kopf stapft er im heimischen Versloh-Bramsche-beck tagaus, tagein über Äcker und Wiesen. Immer dabei: Die getreue Laufente Lothar.Dabei wird er von den anderen Dorfbewoh-nern stets belächelt, denn trotz seiner Her-zensgüte gilt Erwin als beschränkt.Als eines Tages am Waldrand die Knochen ei-ner jungen Frau gefunden werden, befinden sich Erwin und Lothar plötzlich in einem Kri-minalfall, der im ganzen Dorf Kreise zu ziehen scheint. Was geschah tatsächlich im Frühjahr 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg? Und wes-halb wird die Wand des Schweigens nur grö-ßer, je tiefer Erwin in die dunkle Vergangen-heit von Versloh-Bramschebeck vordringt?

In seinem ersten Krimi nutzt Thomas Krüger eine sehr bildliche und detailreiche Sprache, an die dialektischen Eigenheiten der Bewoh-ner seines fiktiven Handlungsortes angepasst. Was zu Beginn eine unerwartete Herausfor-derung für den überraschten Leser darstellen kann, entwickelt sich im Laufe des Buches zu einer geschätzten Eigenheit der Charaktere.Überhaupt beschönigt Krüger in keiner Weise, vertraut im Gegenteil sogar auf die Figur des Erwin, der von allen stets unterschätzt und als dumm dargestellt wird. So versucht er mit vie-len Vorurteilen aufzuräumen. Dennoch kann nichts über den heimlichen Star des Buches hinwegtäuschen – Laufente Lothar, die oft-mals detektivischen Spürsinn beweist.

Franziska Steinat

„Der Colonel“ von Mahmud Doulatabadi

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Rezensionen :: 33

„Woyzeck“ von Georg Büchner

„Das ultimative Studenten-Kochbuch“

NG Verlagsgruppe192 Seitengebunden9,99 Euro978-3-625-13315-5

Das Buch wird als optimale Lösung für alle Studenten angepriesen, die die Nase voll vom Mensaessen haben und die Karte vom Pizza-dienst schon auswendig kennen. Die Rezepte sind allgemein auf wenige Vor-kenntnisse und ein geringes Budget ausge-legt und schaffen es, durch angegebene Va-riationsmöglichkeiten, für Abwechslung zu sorgen. Einfache Snacks für zwischendurch und unterwegs, Hauptgerichte, Essen wie bei Mutti, Party-Food, WG-Gerichte, Kreationen zum „Angeben“ und Dessertideen:

Mit ausführlichen Anleitungen, Einkaufs-listen und informativen Tipps und Tricks kön-nen auch absolute Neueinsteiger in ihrer er-sten eigenen Küche schmackhafte Gerichte zaubern und nebenbei bekommt man noch praktisches Hintergrundwissen zu Arbeits-

techniken und Küchenzubehör vermittelt. Auch die Bilder, die zu jedem Rezept vorhan-den sind, passen gut in das Gesamtbild und machen Lust zum Nachkochen.

Auch wenn teilweise etwas außergewöhn-lichere Zutaten, wie Anisschnaps und La-vendelblüten, zu besorgen sind, ist das Buch für alle, die sich beim Kochen ausprobieren möchten und auf Ideensuche für neue Mahl-zeiten sind, eine tolle Anschaffung.Besonders zu empfehlen: Die Nussecken und die verschiedenen Suppenrezepte!

Felicitas Bauer

Reclam Verlag211 Seiten,Taschenbuch 5,00 Euro978-3-15-018007-5

„Geht doch alles zum Teufel, Mann und Weib.“Gut: Büchners Woyzeck zweimal lesen. Bes-ser: Büchners Woyzeck hören. Fragmentarisches Gehetze durch die Ka-serne und das Wirtshaus, übers freie Feld mit dem dubiosen Arzt, dem Judenklischee und dem Tambourmajor - der schönen und verruchten Marie hinterher. Bis der Woyzeck den Spieß sprichwörtlich umdreht und einen „ächten schönen Mord“ begeht. Wenig Text, viel Gewicht.

Georg Büchner wurde am 17. Oktober 1813 geboren, hundert Jahre später wurde sein Drama „Woyzeck“ uraufgeführt. Der Autor starb im Alter von 23 Jahren und hatte das Werk nicht vollendet. Trotzdem zählt es zu den Klassikern deutscher Literatur.

Persönliche Empfehlung: Sätze, die gehört werden wollen, am besten als Hörspiel. Und dann Ruhe. Und die Wirkung abwarten.

Tipp für Weltgeschmerzte: Das im Woyzeck vorkommende „Märchen von der Welt“ gibt es als sehr schönes Bilderbuch. Erschienen beim Nord-Süd Verlag - ein must have für jeden Melancholiker!

Gehört wurde „Georg Büchner - Die Hör-spiel-Edition (der Hörverlag)“

Maria Hartl

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Gewinne eines von drei spannenden Büchern

Impressum „Leipziger Lerche“

ISSN: 1430-0737

Aufl age: 3 500 Exemplare

Herausgeber: Hochschule für Technik, Wirtschaft und

Kultur Leipzig, Fakultät Medien,

Studiengang Buchhandel/Verlagswirtschaft,

Karl-Liebknecht-Str. 145, 04277 Leipzig

Internet: www.fbm.htwk-leipzig.de

E-Mail: [email protected]

V. i. S. d. P.: Prof. Gunter Janssen

Chefredakteur: Thomas Brock

Redaktion: Thomas Brock, Anika Matzke, Maria Hartl, Nadine

Weichert, Felicitas Bauer, Christina Flöhr

Anzeigen: Felicitas Bauer, Maria Hartl, Nadine Weichert,

Thomas Brock, Christina Flöhr, Anika Matzke

Layout: Thomas Brock, Felicitas Bauer, Maria Hartl, Nadine

Weichert, Anika Matzke, Christina Flöhr

Titelbild: © Thomas Brock

Editorial: © Thomas Brock

Titelbild Spezial: © Anika Matzke

Reproduktion/Druck: Anke Schlegel, Roger Troks,

Hausdruckerei der HTWK,

Gustav-Freytag-Str. 40, 04277 Leipzig

Weiterverarbeitung: IGT Colordruck GmbH,

Mommsenstraße 2, 04329 Leipzig

Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung bei der

Papierfabrik Schleipen und der Lehrbuchhandlung Bumerang.

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Sendet eine E-Mail mit dem Lösungswort sowie eurem vollständigen Namen und Anschrift bitte an :

[email protected] . Einsendeschluss ist der 30.09.2014. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Waagerecht4. leipziger Gebäck5. engl. für Selbermachen6. jap. für Mütze7. deut. Zwischenbuchhändler

10. Name des neuen HTWK Gebäudes13. DIY-Zeitungs-APP14. Abk. für eine Leipziger Hochschule15. Überregionale Teil einer Regionalzeitung16. Internetseite für DIY-Sachen

Senkrecht1. Nr. dieser Ausgabe2. deut. Buchmesse Stadt3. Berliner Knastzeitung8. Abk. Wohngemeinschaft9. neuer Prof. an der HTWK

11. E- Reader-Marke12. Hauptstadt des Iran

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Eine Heldin zum Verfluchenund VerliebenEin wildes und herzzerreißendes Debüt mit der unvergesslichen Heldin Anais Hendricks.

kunstmannwww.kunstmann.de

verlag antje

Jenni Fagandas mädchen mit dem haifischherz Roman

336 Seiten, gebunden mit SchutzumschlagEuro 19,95 (D) | 20,50 (A) ISBN 978-3-88897-925-5

leipziger lerche_Layout 1 10.01.14 12:08 Seite 1

Page 36: Leipziger Lerche 40

Studiengang Buchhandel / VerlagSwirtSchaftStudiengang Buchhandel / VerlagSwirtSchaft

HTWK Leipzig

Dezernat StudienangelegenheitenPostfach 30 11 6604251 Leipzigwww.htwk-leipzig.de

Regelstudienzeit:6 Semester (inkl. Praxissemester)

Voraussetzungen: allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife

Studienabschluss:Bachelor of Arts » Buchhandel / Verlagswirtschaft «

Studium rund umS Buch

Besuchen Sie den Gemeinschaftsstand der Hochschulen auf der Leipziger Buchmesse 2014,Halle 5, am Stand C510.

13. März 201415:00 Uhr Lesung mit Johannes Groschupf,„Lost Places“

17:00 Uhr Alumnitreffen

15. Mai 201409:00 - 14:00 Uhr Hochschulinformationstag

fakultät medien