Upload
others
View
5
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
20 bremer kirchenzeitung September 2018 · www.kirche-bremen.de www.kirche-bremen.de bremer kirchenzeitung September 2018 21
Das bekannteste Gebet der Christen weltweit
ist das Vaterunser. Die Bibel berichtet, dass
Jesus Christus selbst dieses Gebet seine Jünger
gelehrt hat: „Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor
ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten“,
heißt es im Matthäus-Evangelium.
Vater unser im HimmelGeheiligt werde dein Name.Dein Reich komme.Dein Wille geschehe,wie im Himmel, so auf Erden.Unser tägliches Brot gib uns heute.Und vergib uns unsere Schuld,wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.Und führe uns nicht in Versuchung,sondern erlöse uns von dem Bösen.Denn dein ist das Reichund die Kraft und die Herrlichkeitin Ewigkeit. Amen.
Die Bibel, Matthäusevangelium
Kapitel 6, Vers 9-13
Das aramäische Vater-Mutter-Unser
Tanz- und Gebets-Workshop
Jesus sprach Aramäisch, eine sehr bildhafte Sprache.
Für jedes aramäische Wort gibt es mehrere, unterschied-
liche Übersetzungen. Der Anfang Vaterunser „Abwûn“
lässt sich mit „göttliche Eltern“ übersetzen. „Gott ist
demnach kein „Er“, sondern vereint das männliche und
das weibliche Prinzip“, erklärt Raaja Fischer, Tanz- und
Chorleiter. In der der Christophorus-Gemeinde bietet er
demnächst einen Workshop zum „Vater-Mutter-Unser“
an, bei dem die Teilnehmenden das zentrale christliche
Gebet tanzen und mit den Worten Jesu in seiner Mut-
tersprache singen.
Tanz-Gebets-Workshop mit Raaja Fischer
19. bis 21. Oktober
in der Christophorusgemeinde Aumund/Fähr
Kosten: 115/ermäßigt 95 Euro
Weitere Infos: Pastorin Jennifer Kauther
Telefon 0421/68 59 148
Anmeldung
Büro Gemeindeverbund Aumund-Vegesack,
Telefon 0421/664 664
kirche-bremen.de
Von Jesus selbst gelehrt
Nach biblischer Überlieferung ist es das einzige Gebet,
das Jesus seine Zuhörer selbst gelehrt hat, wahrschein-
lich in seiner Bergpredigt. Die Bibelforschung geht
davon aus, dass das Vaterunser möglicherweise aus
einer Sammlung von Zitaten des historischen Jesus
stammt, aus der sich die Evangelisten später bedienten.
Eine vertrauliche Anrede für Gott
Jesus war Jude, und so ist es nicht verwunderlich, dass
das Vaterunser auch an jüdische Gebetstraditionen
anknüpft, etwa Psalm 103. Neu war für Jesu Zeitgenos-
sen sicherlich die sehr vertrauliche Anrede Gottes als
„Vater“ und die Vorstellung, dass die Betenden geliebte
„Kinder Gottes“ sind.
Inspiration für die Kunst
Das Vaterunser hat Literatur und Malerei beeinflusst
und vor allem die Musik, von berühmten Orgelwerken
bis hin zum „Millennium Prayer“, einem Song, mit dem
Cliff Richard 1999 die englischen Singlecharts stürmte.
Im handlichen Taschenformat mit
zahlreichen Übersetzungen und mit
eingeprägter Blindenschrift erhältlich
im Evangelischen Informationszentrum
Kapitel 8, Domsheide 8.
Auslegung für mein Leben
„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“ – Die Übersetzung der sechsten Bitte des Vater-
unser ist missverständlich. Sie stelle den guten Gott mit dem bösen Teufel gleich, lautet ein Vorwurf. „Lass mich nicht in
Versuchung geraten“ sei treffender, meinte kürzlich Papst Franziskus. Es sei nicht Gott, der in Versuchung führe, sondern
der Satan. Damit hat der Papst die katholischen Gläubigen ermutigt zu hinterfragen, was diese Verse bedeuten.
Das ist eigentlich gut evangelisch. Durch die Jahrhunderte sind die biblischen Texte durch den Scheuersack der Überlie-
ferung gegangen, mündlich weitererzählt, aufgeschrieben und abgeschrieben worden - Irrtümer nicht ausgeschlossen,
denn vielleicht ist in der Schreibstube eines Klosters auch mal ein Tintenfass umgekippt. Deshalb sind in der evangeli-
schen Kirche Bibelübersetzungen nicht in Stein gemeißelt. Z.B. heißt es in der reformierten Bibelausgabe „Neue Genfer
Übersetzung“ schon lange „Und lass uns nicht in Versuchung geraten“.
Weltweit gebetet
Man kennt das Vaterunser auch unter den Bezeichnun-
gen „Unser Vater“, „Gebet des Herrn“ oder „Paternos-
ter“. In der Bibel gibt es im Matthäusevangelium eine
längere Fassung mit insgesamt sieben Bitten und im
Lukasevangelium eine kürzere mit fünf Bitten. Die län-
gere wird von Christen aller Kirchen und Konfessionen
gebetet, gleichwohl ist es ein vergleichsweise kurzes
und einprägsames Gebet. In jedem Gottesdienst beten
Menschen das Vaterunser.
Volksgebet in allen Sprachen
In allen Sprachen des Abendlandes gehört das Vaterun-
ser zu den ältesten überlieferten Texten. Schon lange,
bevor die Bibel übersetzt wurde, betete man es in den
Vokssprachen – von Gotisch über Ostfränkisch bis Alt-
hochdeutsch.
Dieses Gebet verbindet Christen weltweit. Heute beten
es Menschen in vielen Sprachen und deutschen Dia-
lekten. Ob auf Afrikaans, Ukrainisch oder Maori: Mehr
als 700 Aufnahmen des Vaterunser in verschiedenen
Sprachen und Dialekten kann man online hören. Man
erkennt das Gebet auch in fremden Sprachen sofort
wieder, egal ob „Onze Vader, die in de hemel zijt“ (Nie-
derländisch), „Padre nuestro, que estás en el cielo“ (Spa-
nisch) oder „Fader vor, du som er i Himlen“ (Dänisch).
Wer schon immer mal Plattdeutsch lernen wollte, kann
mit dem Vaterunser anfangen:
„Uns Vader, de du büst in Himmel, geheiligt was din
Naam, din Königriek sall kommen. Din Will sall pesse-
ren, in Himmel als ook up Eer. (...)“
Das Vaterunser
Englisch
KreolEwe
Die Vaterunser-Broschüre
Griechisch
Arabisch