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SPECIAL: BIO IN ÖSTERREICH SPECIAL : BIO IN ÖSTERREICH

BIORAMA #29a Bio in Österreich

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Ein Special zum Thema Bio aus und in Österreich: Wir liefern Bio-Fakten, porträtieren Produzenten, interviewen Vermarkter, Pioniere und Wegbereiter des „Bio-Musterlands“ Österreich.

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special: bio in österreich

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special: bio in österreichMacht Morgens Mut

BIO vom BERG steht für Lebensmittel aus der kleinstrukturierten Berglandwirtschaft Tirols.

Die Biobauern sind in einer Genossenschaft verbunden und liefern seit über 10 Jahren an

MPREIS. Nur durch diese faire Kooperation konnte ein einzigartiges Sortiment mit inzwi-

schen über 100 Bio-Produkten entstehen.

Das Beste kommt vom BeRG

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special: bio in österreichMacht Morgens Mut

BIO vom BERG steht für Lebensmittel aus der kleinstrukturierten Berglandwirtschaft Tirols.

Die Biobauern sind in einer Genossenschaft verbunden und liefern seit über 10 Jahren an

MPREIS. Nur durch diese faire Kooperation konnte ein einzigartiges Sortiment mit inzwi-

schen über 100 Bio-Produkten entstehen.

Das Beste kommt vom BeRGSAVE THE DATE: FAIR FAIR 11.–13.07.2014

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Biorama Nº. 29 inhalt

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impressumHERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Johanna Stögmüller

AUTOREN Mirjam Bromundt, Anne Erwand, Lisa Feitsch, Hassaan Hakim, Sarah Krobath, Jürgen Schmücking, Thomas Stollenwerk COVERBILD BMLFUW / Rita Newman, AMA Bio-Gütesiegel

Stand 30.1.2014, vorbeh. Genehmigung durch die Europäische Kommission ART DIRECTOR Sig Ganhoer GESTALTUNG Sig Ganhoer, Annemarie Sauerbier, Thomas Wieflingseder LEKTORAT

Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Wolfgang Hoffer, Nina Daniela Jaksch, Micky Klemsch (Leitung), Thomas Weber WEB Super-Fi, m-otion DRUCK Druckerei

Janetschek, Gußhausstraße 24–26, 1040 Wien PRODUKTION & MEDIENINHABER Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT

Biorama c/o Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766; www.biorama.eu, www.monopol.at, [email protected] BANKVERBINDUNG Monopol GmbH, easybank,

Kontonummer 20010710457, BLZ 14200 ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien

DIESE BEILAGE ENTSTAND ALS ENTGELTLICHE KOOPERATION

MIT DER AMA MARKETING GESMBH.

fakten und datenWas erwarten Konsumenten von Bio und wie hat sich die Branche entwickelt? Das Bio-Land Öster-reich in Zahlen und Fakten.

bio around the world»Tiroler Bio-Ziegenkäse in Dubai? In anderen Teilen der Welt stoßen Bio-Ideen aus Österreich auf großes Interesse.

20 jahr’ natürlichSeit den Anfängen von Ja Natürlich hat sich viel getan. Ein Interview zum Jubiläum der erfolgreichsten österreichischen Bio-Eigenmarke.

viele wege führen zu bioDirekt ab Hof oder bis vor die Haus-türe – wie Bioprodukte schließlich in österreichischen Kühlschränken landen.

free bio!Kommentar von Bio-Branding-Ex-perte Hassaan Hakim zur Fachhan-delstreue in Deutschland – und was man aus Österreich lernen kann.

gütesiegel-guideGütesiegel helfen Konsumenten Bio-Produkte zu erkennen. Der biorama-Guide durch den Güte-siegel-Dschungel.

ein land steht modellÖsterreich liegt im Bio-Vergleich ganz weit vorn. Die Konzepte der Bio-Modell regionen werden sogar ins Ausland exportiert.

alles bio, herr minister?Wie ist der Status in Sachen Bio in Österreich und wohin soll sich Bio entwickeln? Bundesminister Andrä Rupprechter im Interview.

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special: bio in österreich

In Europa wird mehr Agrarfläche für den Anbau von Bioprodukten benutzt als in Nordamerika, Asien und Afrika zusammen.

2012 gab es in Österreich 21.843 biologisch wirtschaftende land-wirtschaftliche Betriebe.

Österreich ist Weinland: Bereits 10 % der Weingartenflächen werden biologisch bewirtschaf-tet. Auch im Qualitätsweinsektor gewinnt die Bio-Produktion an Bedeutung.

60 % der Konsumenten halten einen Mehrpreis bei Bioprodukten für gerechtfertigt.

Österreich nimmt im Ranking der Länder mit dem größten Bio-Flä-chenanteil Platz 3 hinter den Falk-landinseln und Liechtenstein ein.

Die EU-Bio-Verordnung fordert bei Rindern ab 2014 einen Zugang zu Weideland.

Warum kaufen Sie Bio? 26 % der Befragten geben »Gesundheit« als Kaufmotiv an. 11 % begrün-den ihren Kauf mit »besserer Geschmack«, für 8 % ist »Umwelt« der wichtigste Grund.

Länger haltbare, sogenannte esl-Milch und Frischmilch sind die umsatzstärksten Bioprodukte im Lebensmitteleinzelhandel. Spit-zenreiter sind auch Backwaren, gefolgt von Eiern, Kartoffeln und Gemüse.

Als Begründung, warum mehr Bio-Produkte als noch vor fünf Jahren gekauft werden, geben 46 % der Befragten an, dass das Angebot größer und die Auswahl besser geworden ist. 22 % geben an, dass sie mehr auf die Gesundheit achten als vor fünf Jahren. 12 % begrün-den den häufigeren Griff zu Bio mit mehr Information und Aufklärung.

04Biorama Nº. 29 bio-konsum

quellen: statistik österreich / ama-marketing, fibl-ifoam erhebung 2012, rollama motivanalyse april 2010, bio austria

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FAkten und dAten runD um

»Bio in ÖSTErrEicH«

bio-betriebe

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special: bio in österreich

Die Bio-Obstanlagen stiegen 2012 leicht an (+ 2 %) und betrugen 17 % von allen Obstanlagen. Der-zeit stammt die Hälfte des konsu-mierten Bio-Obstes aus Österreich.

Mit 71.721.000 kg verzehrten Äpfeln war der Apfel im Jahr 2012 das Lieblingsobst der Österreicher.

Der Pro-Kopf-Verbrauch an Gemü-se in Österreich ist von 1995 bis 2012 von 85,8 kg auf 111,2 kg jähr-lich gestiegen.

Auf die Frage, woran man sich nor-malerweise beim Kauf von Bio-Produkten orientiert, gaben 19 % der Befragten das Güte- oder Prüf-siegel an. 7 % der Befragten achten darauf, ob das Wort Bio auf dem jeweiligen Produkt steht.

Je höher das Einkommen ist, desto bereitwilliger wird für Bio mehr bezahlt.

Nur 7 % vermuten keine Qualitäts-unterschiede zwischen Bio- und konventionellen Produkten. 37 % erkennen »geringe Qualitätsun-terschiede«, 45 % geben an, »eher größere Qualitätsunterschiede« zu sehen und 10 % vermuten »große Qualitätsunterschiede«.

38 % der Österreicher vertrauen Bio-Produkten nur, wenn sie aus Österreich stammen.

70 % der Befragten stimmen zu, dass mit der Bio-Kennzeichnung eine Qualitätsgarantie einhergeht.

61 % der Befragten meinen, dass Lebensmittel aus regionaler Land-wirtschaft in Zukunft an Bedeu-tung gewinnen werden, 44 % meinen, dass Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft an Bedeutung gewinnen werden. 25 % glauben, dass Fair Trade-Lebens-mittel wichtiger werden und 8 % glauben, dass eine vegetarische Lebensweise bedeutungsvoller wird.

Rund 15 % der verkauften Eier wer-den direkt beim Hof-Verkauf oder beim Bauernmarkt gekauft, im Ver-gleich dazu: rund 8 % der Milch und nur 0,7 % des Käse werden am Weg der Direktvermarktung ver-kauft.

Nur 15 % von 1.000 befragten Per-sonen gaben 2012 an, dass ein Bio-Siegel bei Milch und Butter für sie einer der drei wichtigsten Grün-de für die Kaufentscheidung war. Demgegenüber gaben 44 % einen günstigen Preis als Grund für die Kaufentscheidung an.

Der Preis für ein Kilogramm Fleisch ist von 2010 (6,16 Euro) bis 2013 (7,04 Euro) um mehr als 14 % angestiegen. Dabei verzeichne-te der Preis für Geflügel mit einer Steigerung von fast 20 % den größ-ten Anstieg.

Biorama Nº. 29 bio-konsum

quellen: sensor marktforschung / ama marketing 2012, rollama motivanalyse mai / juni 2013, bmlfuw / grüner bericht 2013

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tonnen verzehrte äpfel

euro für 1 kg fleisch

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special: bio in österreich

Wir schreiben das Jahr . Ein Mann

macht sich auf, seinen Traum vom perfekten Öl zu verwirklichen. Weil wir an seine Vision

glauben, verfolgen wir diesen Weg seit Generationen

entschlossen weiter. Und machen

Jahre später den nächsten Schritt: Wir können die Natur, die in unseren mehr als

reinsortigen Ölen steckt, nicht verbessern, also haben

wir sie zu einer spannenden Serie von Cuvées kombiniert. Mit der ganzen

Erfahrung unserer Pressmeister und ihrem . Sinn

für das Besondere entstanden Öle, wie sie die Welt

noch nicht gesehen hat – die Öl-Cuvées von Fandler.

ÖLMÜHLE FANDLER, Prätis 1, 8225 Pöllau, Steiermark, WWW.FANDLER.AT

Die Öle unserer Cuvées sind natürlich und unverfälscht. Sie werden – wie alle Fandler Öle – im traditionellen Stempelpressverfahren hergestellt, reinsortig gepresst, weder raffiniert, noch

gefiltert und enthalten keinerlei Zusatzstoffe. EIN TROPFEN VOLLKOMMENHEIT.

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special: bio in österreich

Wir schreiben das Jahr . Ein Mann

macht sich auf, seinen Traum vom perfekten Öl zu verwirklichen. Weil wir an seine Vision

glauben, verfolgen wir diesen Weg seit Generationen

entschlossen weiter. Und machen

Jahre später den nächsten Schritt: Wir können die Natur, die in unseren mehr als

reinsortigen Ölen steckt, nicht verbessern, also haben

wir sie zu einer spannenden Serie von Cuvées kombiniert. Mit der ganzen

Erfahrung unserer Pressmeister und ihrem . Sinn

für das Besondere entstanden Öle, wie sie die Welt

noch nicht gesehen hat – die Öl-Cuvées von Fandler.

ÖLMÜHLE FANDLER, Prätis 1, 8225 Pöllau, Steiermark, WWW.FANDLER.AT

Die Öle unserer Cuvées sind natürlich und unverfälscht. Sie werden – wie alle Fandler Öle – im traditionellen Stempelpressverfahren hergestellt, reinsortig gepresst, weder raffiniert, noch

gefiltert und enthalten keinerlei Zusatzstoffe. EIN TROPFEN VOLLKOMMENHEIT.

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Tolles Produkt, stimmiges Marketing, praktische Lie-ferung oder mit dem gewissen Extra – damit Biopro-dukte und Konsumenten auch wirklich zusammen-kommen, muss so einiges stimmen. Ein fragiles Glied in dieser vielteiligen Kette ist vor allem der Vertrieb, der den Kauf für den Konsumenten so einfach als möglich gestalten sollte.

Wissen, wo’s herkommt und direkt vor die Haustüre – immer mehr Höfe, vom Vorarlberger Vetterhof bis zum Achleitner Biohof in Oberösterreich, bieten ihren Kon-sumenten den Service der Biokiste an. Oft gekoppelt an einen Onlineshop wählt man sich die Befüllung aus: Von allerlei Obst und Gemüse über Fleisch- oder Käsepakete bis hin zu frischem Brot und manchmal sogar zugekauf-te Convenience- und Drogerieprodukte. Was als eine Art Supermarktlieferservice funktioniert, wird mittlerweile auch von Spezialprodukten entdeckt. So beispielsweise

ViElE WEgE füHrEn zu BIoDirekt ab Hof oder bis vor die Haustüre – wie Bioprodukte schließlich in österreichischen Kühlschränken landen.

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von Porcella, die Biofrischfleisch unter anderem von sel-tenen Nutztierrassen wie vom Waldviertler Blondvieh oder dem Turopolje-Schwein per Übernacht-Express in ganz Österreich und Deutschland zustellen. Schinken, Wurst, Geräuchertes oder Schmalz finden sich übrigens auch im Sortiment.

BIo vom BAueRnNicht ganz so nah an der Haustüre, aber dennoch am

Verbraucher sind (Bio-)Wochenmärkte, wo vor allem auch kleinere Höfe ohne Versandkapazitäten vertre-ten sind. In Wien gibt es zum Beispiel vier temporäre Wochen- und 17 fest installierte Märkte, wobei kleine-re oft als Nahversorger dienen und vor allem größere wie der Naschmarkt tausende Einheimische und Gäste anziehen. Wer den Rummel umgehen möchte, hat bei vielen Biohöfen auch die Möglichkeit, die Produkte

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vor Ort selbst abzuholen und gleich einen Blick auf die Produktionsabläufe zu werfen. Zur Vertriebserleich-terung schließen sich Biohöfe einer Region auch gerne zusammen und etablieren sich als eigene Marke. So zum Beispiel die bei der Supermarktkette MPreis stark ver-tretene Marke Bio vom Berg, in der sich kleine Tiroler Bio-Bergbauernbetriebe zusammengetan haben, um mittlerweile rund 80 Produkte vom Apfel bis zum Zil-lertaler Käse in ganz Tirol anbieten zu können.

eRnte Am eIgenen FeldUm den direkten Draht zu den Erzeugern geht es

den in Foodcoops organisierten Bezugs- und Vertriebs-gemeinschaften, in denen sich Hauhalte und Personen zusammenschließen. Im Kollektiv werden Bioprodukte ohne lange Transportwege direkt beim Bauern bestellt und teils sogar in kleinen Läden für die Mitglieder ver-trieben. Solidarität ist auch das Stichwort bei Community Supported Agriculture. Betriebe wie beispielsweise der Biohof Mogg in Niederösterreich vergeben Ernte anteile an Interessierte, die das Jahresbudget des Hofes vorfi-nanzieren und sich schlussendlich die landwirtschaftli-chen Produkte selbst untereinander aufteilen. Erzeuger und Konsument tragen so gemeinsam Ernte erfolge, aber auch das Risiko eines schlechten Erntejahres.

nAhveRsoRgeR und nAtuRkostlädenEtwas kommerzieller wird es mit kleinen Naturkost-

läden wie beispielsweise Rupert Matzers Bio-Laden in Graz, wo überzeugte Pioniere jene Produkte in ihr Sor-

Biorama Nº. 29 bio-vertriebswege

Community Supported Agriculture (csa): Am Biohof Mogg in Niederösterreich teilen sich Konsument und Erzeuger die Ernte.

oben: Käsermeister Hubert Rendl stellt Tiroler Bergkäse aus Bio-Rohmilch her – mit Bio vom Berg wird die Spezialität ver-marktet. unten: Vom Feld in die Gemüsekiste: Der Vetterhof in Vorarlberg liefert jede Woche frisches Bio-Gemüse von den eigenen Feldern.

textMiriam Bromundt

bildLe FoodinkVetterhofBio vom BergBiohof Mogg

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timent aufnehmen, die sie selbst verwenden (würden). Diese komprimierten Supermärkte fungieren meist als Nahversorger in ihrer Umgebung und füllen jene Biolü-cken auf, die herkömmliche Supermärkte dort nicht abdecken. Die steigende Nachfrage nach Bioproduk-ten lässt sich auch am Erfolg der Biosupermarktkette Denn’s ablesen. Mit 13 Standorten in Österreich versucht der Bioladen mit Supermarktatmosphäre die Markt-durchdringung von Bio zu steigern und führt neben großen Marken ganz bewusst auch regionale Biopro-dukte. Zudem werden Biotiefkühlkost oder Biotiernah-rung angeboten – beides ist in kleinen Naturkostläden nur schwer zu finden.

Und auch im herkömmlichen Supermarkt wird Bio immer wichtiger. Waren es zunächst nur ein paar Milch-produkte, gibt es mittlerweile zu sehr vielen konventi-onellen Angeboten eine biologische Alternative. Wie wichtig Bio für diesen Sektor geworden ist, zeigt sich an den vielen Bioeigenmarken, die wegen der großen Produktionsmenge günstiger angeboten werden können. Von Ja Natürlich bei Billa und Merkur und Natur pur bei Spar, über Bio Bio bzw. Natürlich für uns bei Ziel-punkt und B!O bei Penny bis zu Zurück zum Ursprung bei Hofer oder Alverde-Drogerieartikeln bei DM gehö-ren Bioeigenmarken längst zu den jeweiligen Super-marktprofilen. Ob beim täglichen Einkauf im Laden ums Eck oder als solidarischer Bezugsverein mit Mehrwert

– biologische Produkte sind beim Konsumenten auf vie-len Wegen gefragt. Zum Glück lässt die Auswahl keine Wünsche offen.

BIO-SENF

BIO SÜSSER HAUSMACHERSENF

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LUSTENAUER SENF BÖSCH GMBH RHEINSTRASSE 15 . 6890 LUSTENAU

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BIO SENF SCHARF PIKANT

Biorama Nº. 29 bio-vertriebswege

Porcella: Biofrischfleisch – unter anderem von seltenen Nutztierrassen wie Waldviertler Blondvieh oder Turopolje Schwein – per Versand.

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10Biorama Nº. 29 Bio-Know-how im Export

Bio around the world

Der Exportkaiser unter den österreichischen Biowinzern: Werner Michtlits vom Weingut Meinklang fällt mit extravaganten Ideen und Innovationen auch im Ausland auf.

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Österreich ist Bio-Weltmeister« ist ein Slogan, der den österreichischen Branchenmenschen gern über die Lippen kommt und den andere heimische Branchen-menschen immer wieder gerne hören. Er stimmt auch. In allen wesentlichen Bereichen findet sich das Bioland Österreich im Spitzenfeld wieder. Bei der Ackerfläche zum Beispiel. Diese stagniert zwar, dafür liegen wir da mit knapp 20 Prozent mit komfortablen Vorsprung in Pole Position. Auch bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Bioprodukte spielt Österreich vorne mit. Und wir kön-nen exportieren. Auch das hat A bewiesen. Warum soll-ten Ziegenkäse und Bio-Schnaps nicht erreichen, was Mozartkugel & Co längst geschafft haben? Hier ein paar Beispiele von Ideen, Produkten und Betrieben, die auf gutem Weg sind. Aus völlig unterschiedlichen Gründen.

AufbAu von StrukturenDie Bio-Hotels sind praktisch eine österreichische

Erfindung. Natürlich hat sich in den zehn Jahren ihres Bestehens einiges getan. Die Zahl der Betriebe ist rasant gestiegen, der Anteil der deutschen Mitglieder ebenso. Begonnen hat es aber in Tirol, im Kopf eines quirligen Oberländers. Ludwig Gruber war damals Mitarbeiter beim Tiroler Ableger des österreichischen Bio-Verbands. Er sammelte ein paar Gastgeber um sich, die zwar wuss-ten, dass mit unseren Lebensmitteln einiges im Argen lag, jedoch keine Ahnung hatten, wie sie es anstellen sollten, ihre Betriebe mit Bio-Produkten zu versorgen.

Eine Bio-Selbsthilfegruppe quasi mit dem Ziel, Netz-werke und Strukturen aufzubauen, um die Versorgung mit Bio-Lebensmitteln zu gewährleisten. Die einzelnen Betriebe, der Verein Bioland und Bio Austria und natür-lich die Kontrollstellen wie abcert oder die Austria Bio Garantie haben gemeinsam ganze Arbeit geleistet, um »Bio-Urlaub mit nachvollziehbaren, zukunftsweisenden Ideen und Leitlinien anzubieten«.

Jetzt macht das Modell Schule. Mit dem Know-how der Bio-Hotels entstehen bereits Betriebe in Spanien, Griechenland, Frankreich und Slowenien. Der jüngste Coup der Idee ist allerdings ein exotischer. Vor einigen Monaten wurde in Tokio die Bio-Hotels Japan Associ-ation gegründet. Mit den gleichen Anliegen und Zielen, wie die Bio-Hotels damals vor zehn Jahren hier bei uns. Aufmerksam wurden die Japaner auf die Bio-Hotels durch deren Präsenz bei der Biofach in Tokio, ein Able-ger der Biobranchen-Weltleitmesse in Nürnberg. Zwar war nie ein eigener Stand geplant, viel zu unsicher der Markt, viel zu weit der Weg. Trotzdem. Japanische Gäs-te kommen nun einmal gerne nach Österreich, warum also nicht zeigen, dass sich dafür auch ausgezeichnete ökologisch orientierte Häuser anbieten. Das Interes-se wuchs und bald tourten die ersten Journalisten und Fotografen von Bio-Hotels zu Bio-Hotels. Umfangreiche Berichte in japanischen Lifestyle-Hochglanzmagazinen führten tatsächlich zu Buchungen und – und das ist viel bedeutender – bei einigen traditionellen Hotels in Japan,

text & bildJürgen Schmücking

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Bio-Hotels nach österreichischem Vorbild in Japan? Tiroler Bio-Ziegenkäse in Dubai? In anderen Teilen der Welt

stoßen Bio-Ideen aus Österreich auf großes Interesse.

Bio around the world

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12Biorama Nº. 29 Bio-Know-how im Export

den Ryukans, zum Wunsch etwas Ähnliches auf die Bei-ne zu stellen. Noch wird heftig an den Richtlinien und dem gemeinsamen Auftritt gearbeitet. Bald wird es die ersten Bio-Hotels in Hokkaido und den Präfekturen Okayama und Akita geben und heimisches Know-how wird maßgeblich daran beteiligt gewesen sein.

wAchStumSpotenziAle Auf neuen märktenDie Idee der Bio-Hotels verbreitet sich in der Welt

aufgrund ihrer Strahlkraft. Das ist allerdings nicht der einzige Grund, weshalb Bio-Produkte oder Innovatio-nen den Weg ins Ausland suchen. Gesamtwirtschaftlich gesehen hat der Bio-Markt in Österreich zwar ein unver-gleichlich hohes Niveau erreicht, stagniert allerdings auf diesem Level. Für viele Betriebe bedeutet das, dass sie Wachstumspotenziale auf neuen Märkten suchen. Ent-sprechende Initiativen werden von Bio Austria, ama und der Wirtschaftskammer unterstützt. In ganz konkreten Fällen ist es oft viel weniger abstrakt.

Thomas Eberharter ist Bio-Ziegenbauer – ebenfalls in Tirol. Seine Herde der Toggenburger Rasse steht im Hai-dacherhof zwischen Reith und Alpbach. Bei der Suche nach neuen Absatzmöglichkeiten zeigte der Landwirt Kreativität und Courage und meldete seinen Betrieb für die Gulfood in Dubai an, die größte Lebensmittelmes-se im arabischen Raum. Auf dieser Messe überzeugte Eberharter durch Qualität, Kompetenz, Authentizität und durch seinen handwerklichen Zugang. Die »Suche nach neuen Absatzmöglichkeiten« war dabei nicht ein-fach nur ein Spleen, sondern vielmehr eine wirtschaft-liche Notwendigkeit, stellt doch die Vermarktung bio-logischen Ziegenkäses in Rohmilchqualität im oberen Preissegment eine nicht geringe Herausforderung dar. Regionalität alleine reicht da nicht aus. Mit einem luk-rativen Auftrag im Rucksack machte sich Eberharter jedenfalls auf den Weg zurück nach Tirol. Sein Kun-de in Dubai ist für Österreichs Bio-Produzenten dabei kein Unbekannter. Nils El Accad ist Geschäftsführer von Organic Foods and Café und die klare Nummer eins in

Thomas Eberharter, Bio-Ziegenbauer in Tirol, kann seinen handwerklichen Zugang auch in Dubai unter Beweis stellen. Und die Idee der österreichischen Bio-Hotels fasst bereits in Japan Fuß.

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Biorama Nº. 29 Bio-Know-how im Export

WENIGER Müllproduktion: Konzentrate zum Selber-Mischen

WENIGER Transporte= weniger CO

2- Emmission

WENIGER verschiedene Einzelprodukte: Nicht jeder Fleck braucht ein eigenes Putzmittel

WENIGER Gefahren für Kinder und auch Haustiere:

keine giftigen Inhaltsstoffe

WENIGER Umweltbelastung: zertifi ziert durch IMO und EcoControl

WENIGER Hautirritationen: milde Kosmetikrohstoffe

WENIGER Kosten: Wir verkaufen Ihnen kein Wasser -

Nachrechnen lohnt sich

WENIGERIST

MEHR

WENIGER Kosten: Wir verkaufen Ihnen kein Wasser - Wir verkaufen Ihnen kein Wasser - Wir verkaufen Ihnen kein Wasser -

Nachrechnen lohnt sich

SEIT 1984

Mehr Informationen unter www.uni-sapon.com

Sachen Bio in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In seinen Shops finden gesundheits- und genussorientierte Käufer auch Chutneys und Senf vom steirischen Lukas-hof und Bio-Rind aus Österreich.

eine frAge der gröSSeFinnland, Kanada, Dänemark, Amerika, Polen,

Schweiz. Und das sind bei Weitem nicht alle. Wenn es unter den Biowinzern Österreichs einen Exportkaiser gibt, dann ist das Werner Michtlits vom Weingut Mein-klang. Das ist auch eine Frage der Größe. Mit 55 Hektar Weingartenfläche ist Meinklang der größte Bioweinbau-Betrieb Österreichs und auch bei gesamter Betrachtung der Betriebe in Österreich vorne dabei. Ein Exportan-teil von über 50 Prozent bedeutet da schon eine ganze Menge Wein. Werner Michlits fällt immer wieder durch extravagante Ideen und Innovationen auf. Vor einigen Jahren auf der Pro Wein, einer der Leitmessen für den europäischen Weinmarkt, zog er enorme Aufmerk-samkeit auf sich, indem er auf seinem Messestand (die eigentlich immer sehr kleine Ständchen sind) ein 900 Liter Beton-Ei aufstellen ließ, um der Fachwelt seine – damals – neue Ausbauform so anschaulich wie möglich zu präsentieren. Der Erfolg gibt ihm Recht, der Preis sind ausgedehnte Reisen, unzählige Präsentationen und lange Verhandlungen.

Bio-Produkte aus Österreich haben noch ein enormes Potenzial auf neuen Märkten. Aufgrund der hohen Flä-chenanteile und des bisherigen Wachstums brauchen wir auch kein schlechtes Gewissen zu haben, da der Eigenbedarf so gut wie gesichert ist. Ideen wie die der Bio-Hotels sind so zwingend logisch, dass sie sich prak-tisch von selbst verbreiten. Exportiert wird hier nur das Wissen, wie es geht. Produkte wie die vom Ziegenbauer Eberharter sind so gut, dass wir damit nicht nur Spezia-litäten, sondern auch eine gewaltiges Maß an Reputati-on in die Welt tragen und auch der Wein ist so stark mit unserem Land verbunden, dass die touristischen Effekte mehr als nur Nebenwirkungen sind.

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special: bio in österreich

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Free Bio! Ein Kommentar von Hassaan

Hakim zur Fachhandelstreue in Deutschland. Und was man aus

Österreich lernen könnte.

Vertrauen ist ihr engster Verbündeter und Loyali-tät ihr bester Freund: Treue. So wahrhaftig (true) und unbestechlich besiegelt sie Partnerschaften und steht für Verlässlichkeit, die Zeit und Zustände überdauert. Wir sollen treu sein, gegenüber unseren Ehefrauen und -männern, Geschäftspartnern und Freunden. Aber auch Marken und Märkte möchten uns dauerhaft und lang-fristig binden. Sie belohnen uns mit Status, Rabatten und Punkten, verlangen Ergebenheit und Einkaufsmonoga-mie. Treue ist die kleine Schwester des blinden Vertrau-ens, die tugendhafte Tochter des Glaubens an eine ewig heile Welt.

Fachhandelstreue: Eine solide und werteorientierte Absatzstrategie, die nicht Massen bedient, dafür ein Pro-dukt ausschließlich denen zum Vertrieb bereitstellt, die etwas davon verstehen. Das Konzept Fachhandelstreue war immer vernünftig und durchaus tauglich für Mar-ken, deren Preis jenseits von Otto-Normalmaßstäben nach Rechtfertigung verlangte.

Jahrzehntelang wurden Bio-Lebensmittel in Deutsch-land ausschließlich über den Fachhandel vertrieben. Bio-Läden waren die Spezialisten auf ihrem Gebiet, die den Wert des ökologischen Landbaus glaubwürdig vermitteln und verkaufen konnten. Historisch bedingt waren Biomarken und Naturkostläden miteinander liiert und sich im Grunde auch immer einig: »Wir sind uns treu, weil uns eine gemeinsame Gesinnung verbindet.« Als Produkt der Umweltbewegung war der Bio-Laden

anfangs mehr als ein simpler Öko-Vertriebsweg. Die Laden-Betreiber waren ebenso wie die Bio-Produzenten getragen von der Vision eines alternativen Lebensstils im Einklang mit der Natur.

Den FachhanDels-Treueschwur leisTenAllerdings ist aus der festen Beziehung inzwischen

eine Zwangsehe geworden, die Wachstum und Ent-wicklung von Naturkostherstellern hemmt. Die Fach-handelstreue ist schon lange kein freiwilliges Bündnis mehr, sondern eine vom Fachhandel und seinen Groß-händlern auferlegte Bedingung.

Nun ist Bio kein exklusives Kaufargument mehr, son-dern als Ernährungskonzept in der Mitte des Konsu-malltags angekommen. Als Standard sind Bio-Lebens-mittel schon lange im Sortiment von Supermärkten und Discountern verfügbar, die ihr Produktport folio intelligent erweitern. Genau diese Entwicklung ist der Grund jenes scheinbar unlösbaren »Fachhandels-Paradoxons«: Einerseits ist die ökologische Wende und der breite Bio-Konsum das allseits deklarierte Ziel der Naturkost-Akteure. Andererseits wird der konventio-nelle Vertrieb von Bio vom Fachhandel als existenzge-fährdend betrachtet. Die Lösung: Bio-Markenhersteller leisten den Fachhandels-Treueschwur, womit sie dem Lebensmitteleinzelhandel (leh) »abschwören« und sich verpflichten, die altbewährte Vertriebsstruktur nicht zu verlassen.

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Biorama Nº. 29 kommentar

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Seit Jahren wächst die Nachfrage nach Bio-Qualität konstant mit dem Bedürfnis der Konsumenten nach Gesundheit und höherer Lebensmittelqualität. Dabei ist das Vertrauen in die gesamte Handels- und Verar-beitungskette eines Produkts dem Verbraucher immer wichtiger und hat sich in den letzten Jahren zu einem Kaufentscheidungsfaktor entwickelt. Einher geht die-se nachhaltige Entwicklung mit einer Spiritualisierung der gesellschaftlichen Werte. Verantwortungsvolles Handeln, persönliches Wachstum und Sinnsuche sind Bedürfnisse, die den zukünftigen Konsumhabitus noch stärker beeinflussen werden.

Erkannt und erschlossen wird der öko-soziale Wachs-tumsmarkt bereits von großen Handelsketten und Food-Konzernen, die mit eigenen Fair Trade- und Bio-Linien den verantwortungsbewussten Mainstream sättigen. Zwar mangelt es den Bio-Quereinsteigern oft an ech-ter ökologischer Überzeugung, dafür besitzen sie die nötige Professionalität sowie die Ressourcen, schnell zu handeln. So positionieren konventionelle Hersteller sich mittlerweile erfolgreich im Bio-Fachhandel und Supermarktketten entwickeln eigene Bio-Marktkon-zepte. Bio-Unternehmen dagegen versuchen zwischen-zeitlich über White Labeling oder Einzelhandelshybride den Spagat zwischen Fachhandel und leh zu meistern

– mit mehr oder minder großem Erfolg.

GelebTe unTernehmenswerTeIst es nicht an der Zeit, den Naturkostherstellern offi-

ziell die »Freiheit« zu schenken, damit diese mit Kompe-tenz und Qualitätsvorsprung das nachhaltige Konsum-bedürfnis »konventioneller« Käufer bedienen können?

Fairer Handel, klimafreundliche und regionale Pro-duktion sind neben einer gesunden ethischen Gesin-nung im wirtschaftlichen und unternehmerischen Han-deln bei vielen Bio-Markenherstellern bereits gelebte Unternehmenswerte. Daher sind traditionelle Bio-Unternehmen aufgrund ihrer hohen Qualitätsstandards dazu prädestiniert, im gesamten Lebensmittelsektor die ideelle Führerschaft im Bereich Nachhaltigkeit zu über-nehmen. Dazu müssen Bio-Marken aus dem Schatten ihrer Fachhandelsnische heraustreten.

www.yool.de

Biorama Nº. 29 kommentar

15kommentarHassaan Hakim

bildyool, Basic

aD Personam

Hassaan Hakim ist Bio-Branding-Experte

und Geschäftsführer von Yool – Werbe-

agentur für Nachhaltigkeit. Mit seinem

Team realisiert er erfolgreich Projekte für

Kunden aus dem Bereich Ökologie, Nachhal-

tigkeit und Soziales.

Bio füllt ganz Supermärkte – wie hier beim Bio-Supermarkt Basic – und das ist gut so. Hassaan Hakim: »Traditionelle Bio-Unternehmen sind aufgrund ihrer hohen Qualitätsstandards dazu prädestiniert, im gesamten Lebensmittelsektor die ide-elle Führerschaft im Bereich Nachhaltigkeit zu übernehmen.«

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ein Land steht ModeLL »High in the Alps, the organic movement is on top of the world« – so kommentierte die Fachzeitschrift Nature im Jahr 2004 die Rolle Österreichs im internationalen Bio-Vergleich. die modellregionen leben das vor.

Wenn man den Anteil der ökologisch bewirt-schafteten Anbaufläche in Relation zur gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche betrachtet, liegen im internationalen Vergleich nur Liechtenstein und die Falkland-Inseln vor Österreich. Mit rund 21.500 Biobetrieben und einer ökologischen Nutzfläche von etwa 533.000 Hektar haben sich in der Alpenrepub-lik mittlerweile auch Modellregionen gebildet, deren Konzepte sogar ins Ausland exportiert werden.

Beispielhaft dafür ist die Ökoregion Kaindorf. Sechs Gemeinden im Bundesland Steiermark haben sich 2007 zusammengeschlossen, um gemeinsam einen ökologischen und nachhaltigen Weg zu beschreiten. Ziel ist nicht nur die Förderung biologischer Land-wirtschaft, die Region will auch eine weitestgehend autarke Versorgung mit erneuerbaren Energien errei-chen und bis 2020 CO2-neutral sein. Damit ist Kain-dorf so erfolgreich, dass die kroatische Stadt Velika Gorica, südlich von Zagreb, das Modell der Ökoregi-on in Zukunft komplett übernehmen will – vom Logo über die Statuten bis hin zum Arbeitsgruppensystem. Die Stadt und ihr Umland mit insgesamt rund 60.000 Bewohnern werden damit zur ersten eko regija Kro-atiens.

urlaub im bioParaDiesAuch das Bundesland Salzburg bekennt sich zu einer

nachhaltigen Wirtschaftsweise. Die Region gilt einer-seits als klassisches Urlaubsziel und ist andererseits österreichweiter Vorreiter bei der Produktion biologi-scher Lebensmittel. Über 50 Prozent der dort ansässigen Landwirte betreiben ökologische Landwirtschaft. Mit der Marke Bioparadies Salzburger Land soll nun eine Verbindung zwischen diesen beiden Elementen geschaf-fen werden. Das Ziel: die Etablierung eines ökologisch und sozial nachhaltigen Tourismus.

Das Mühlviertel in Oberösterreich hat ebenso ambi-tionierte Ziele. Mehr als die Hälfte der Biobetriebe des Bundeslandes sind in dieser Bioregion angesiedelt. Doch die Gegend will nicht nur innerhalb Österreichs, son-dern auch europaweit ins Spitzenfeld kommen. Über 1.200 engagierte Bürger haben sich deshalb in den letz-ten Jahren in einer Reihe von Workshops getroffen und gemeinsam ein Entwicklungskonzept für die Region erarbeitet. Aus dieser Zusammenarbeit sind nicht nur ein Biokompetenzzentrum, sondern u.a. auch ein Gast-ronomie-Projekt und eine Wanderausstellung mit Bio-Lerninhalten für Schulen entstanden.

Im Bundesland Tirol ist 2002 mit Bio vom Berg eine

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Initiative gegründet worden, die sich mittlerweile als Qualitätsmarke der Tiroler Bio-Bergbauern etabliert hat. Da die Landwirtschaft vor Ort sehr kleinstruktu-riert ist, bietet der Zusammenschluss den Landwirten die Chance, sich untereinander besser und eigenständi-ger zu organisieren. Und das mit Erfolg – das Angebot ist mittlerweile von acht auf über 100 Produkte ange-wachsen.

sTraTeGien Für Die ZukunFTDass Entwicklungen wie diese überhaupt stattfinden

können, ist auch der gestiegenen Nachfrage zu verdan-ken: Seit 2008 ist die Menge verkaufter Bio-Lebensmit-tel in Österreich um 18 Prozent gestiegen. Dieser Wan-del im Bewusstsein und Handeln brachte schließlich auch das Bundesland Vorarlberg, das bisher nicht gerade als Bioland bekannt war, dazu, sich neu zu positionieren. Von 500 auf 1.000 Bio-Betriebe bis ins Jahr 2020 – so lautet die ehrgeizige Strategie im Ländle. Ähnlich ambi-tioniert sind auch die Bundesländer Kärnten und das Burgenland. Ihr bisher noch relativ geringer Anteil an biologisch bewirtschafteter Fläche (18 bzw. 20 Prozent) soll in den nächsten Jahren sukzessive erhöht werden.

Um zu wenig biologisch bewirtschaftete Betriebe

braucht sich das Land Niederösterreich dagegen keine Sorgen machen. Die Bio Austria, die Organisation der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern, ver-zeichnet im Gebiet Wien und Niederösterreich rund 3.600 Mitgliedsbetriebe – ein starker Impulsgeber der heimischen Bio-Landwirtschaft. Im Fokus steht hier die Spezialisierung auf Produktsparten. So ist etwa die Etablierung einer biologischen Zuckerrüben- und Speisesojaproduktion gerade im Gange.

Die zahlreichen Modellregionen, Initiativen und Entwicklungen zeigen, dass sich Österreich seinen Platz als Bio-Vorreiter nicht so schnell streitig machen lassen wird. Das eingangs erwähnte Fazit des Maga-zins Nature wird also hoffentlich auch in den nächsten Jahren nicht an Gültigkeit verlieren.

www.oekoregion-kaindorf.atwww.salzburgerland.com/bioparadieswww.bioregion-muehlviertel.at

Der Anteil der Bio-Betriebe an der Gesamtbetriebszahl erreichte 2012 16,5 Prozent, damit ist jeder sechste landwirt-schaftliche Betrieb ein Bio-Betrieb. In manchen Bezirken (hier grün eingefärbt) beträgt die Zahl der Bio-Betriebe sogar über 30 Prozent.

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17textAnne Erwand

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biorama: Vor 20 Jahren war Ja Natürlich mit dem Ziel, biologische Lebensmittel für jedermann erhält-lich und erschwinglich zu machen, Pionier. Mittler-weile ist Bio im Mainstream angekommen. Wie sieht die Zukunftsvision der Marke aus?

martina hörmer: Die erste Version hat geheißen »Bio für alle « – das haben wir erreicht. Wir haben an die 2.000 Standorte in Österreich, an denen die Konsu-menten unsere Produkte kaufen können. Es kostet zwar mehr, ist aber leistbar und das muss es auch bleiben, das ist das Erfolgsgeheimnis. Zwischendurch hatten wir den Gedanken » A lles Bio«, den haben wir dann aber verwor-fen, weil wir erkannt haben, dass nicht alles bio sein kann und auch nicht soll. Die neue Vision lautet » ein Ja! Natürliches Leben « – wir möchten die Marke soweit in den Alltag der Menschen hineinbringen, dass sie damit ein »Ja! Natürliches Leben« führen können. Das ist nicht nur aufs Produkt bezogen, in diese Richtung gehen auch unsere Kochkurse, unser Garten – und unser Urlaubs-programm. Wir möchten die Marke öffnen, damit sie Lebens- und nicht nur Essensprogramm ist. Unter der Marke werden Lebensmittel aus acht Qua-litätsregionen angeboten. Was zeichnet diese aus?

Das Prinzip dahinter ist » die besten Produkte aus der

besten Region «. Jede Region ist aufgrund ihrer geogra-fischen und klimatischen Lage für gewisse Produkte prädestiniert – so etwa der Pinzgau mit seiner Almwirt-schaft für Milch und Rinder. Der Flachgau war immer schon Heumilchland. Die angrenzenden Gebiete rund um die Nationalparks sind besonders wertvoll, weil sie häufig biologisch bearbeitet werden. Der Seewinkel ist für Obst und Gemüse zuständig. Aus der Nationalpark Region Gesäuse kommen die Fische. So kann jede Regi-on etwas anderes besonders gut.

Welche Wege werden zukünftig in Sachen Green Packaging beschritten?

Ich würde sagen, wir sind in der Mitte des Weges. Wir haben gerade die Plastiknetze bei Orangen und Zitronen auf Zellulosenetze umgestellt, bei Zwiebeln und Roten Rüben hatten wir diese schon. Wir haben fast alle Pla-stiktassen durch Kartonagen ausgetauscht. Bei dem einen oder anderen Lebensmittel dauert die Umstel-lung ein bisschen länger, weil wir sie mit den einzelnen Bauern abstimmen müssen. Dann widmen wir uns den nächsten Produktgruppen – die Wurst zum Beispiel ist ein typischer Bereich mit sehr viel Plastik, das ist ein schwieriger Weg.

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20 jahr’ natürLich »Seit den Anfängen von Ja Natürlich 1994 hat sich viel getan – heute ist die Biomarke die österreichische Nummer eins. Geschäftsführerin Martina Hörmer verrät, was Jubiläumsjahr und Zukunft bringen.

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Ein großes Thema ist auch die Biodiversität. Topaz Äpfel, Green Zebras (Tomaten) und Blaue Elisen (Erdäpfel) gibt es schon unter der Marke. Erwarten uns 2014 weitere Raritäten?

Da gibt es einen ständigen Wechsel. Wir haben mit den Paradeisern begonnen, dann sind die Chilis und Paprika gekommen. Wir haben mit bunten Karotten experimentiert, die sind nicht so gut angenommen wor-den. Man muss vieles ausprobieren und lernt dazu. Auf der einen Seite steht die Vielfalt der Möglichkeiten und auf der anderen Seite das, wozu der Kunde greift. Bei den Karotten haben es die Kunden lieber orange, wäh-rend die Tomaten klein und groß, runzelig, lang und bunt sein dürfen. Wir haben die Vielfalt auch in die Pflanzen gebracht und bieten bei den Raritäten-Samen-päckchen im heurigen Jahr ein größeres Sortiment an. Wir bleiben dran, denn das Thema ist wichtig und wird Schritt für Schritt auch größer werden.Stichwort Ethik – Ja Natürlich setzt sich für artge-rechte Tierhaltung ein und kooperiert mit der Tier-schutzorganisation Vier Pfoten. Was hat in diesem Jahr Priorität?

Die letzten beiden Jahre waren die Gockel ganz vorne. Insgesamt haben wir zwei Herden mit je 4.000 Gockeln aufgezogen und diese im Herbst vorigen Jahres erst-malig als Spezialität in den Merkur-Märkten vermark-tet. Was uns auch nach wie vor beschäftigt, sind die schmerzfreie Ferkelkastration in der Schweinezucht und die Anbindehaltung bei den Milchkühen. Was die Tierhaltung von Schweinen betrifft, ist Ja Natürlich bei-spielsweise schon lange kastenstandfrei.Ja Natürlich ist nicht nur im TV, sondern auch am Bio-Blog, auf Instagram, Facebook, Twitter und You-tube sehr präsent und liegt im Bioranking ganz vor-ne. Welche Rolle spielt Social Media für die Marke?

Die Werbung von Demner, Merlicek & Bergmann spielt generell eine riesige Rolle, weil sie die Marke ver-ständlich, leichtfüßig und lustig gemacht hat. Sowohl die Jungen als auch die Alten können die Geschich-ten erzählen. Dann haben wir begonnen, die Linie auf die unterschiedlichen Medien umzulegen. Inzwischen haben wir einen ausgeklügelten Mix aus TV und Hör-funk, Printmedien und Online. Seit mindestens zwölf Jahren sind wir mit einer Homepage und seit vier Jah-ren in Social Media vertreten. 2006 waren wir die Ersten mit einem Weblog auf den Spuren der Qualitätssiche-rung, bevor dann Facebook modern geworden ist. Wir haben an die 50.000 Fans und eine Gemeinde, die sehr interaktiv und interessiert ist und von der sehr viele detaillierte Fragen kommen.

BIO In social meDiaWie nutzt die bio-branche das vorhandene Potenzial von sozialen netzwerken? Fast 300 bio-marken aus Österreich, deutsch-land und der Schweiz werden zurzeit im bioranking beobachtet.

Das Bioranking basiert auf einem Score, der sich aus Reichweite, Aktivität und Interakti-on in Social-Media-Netzwerken zusammen-setzt. In das Bioranking werden grundsätz-lich alle österreichischen, deutschen oder schweizer Marken aus der Bio-Branche, die in Social Media aktiv sind, aufgenommen.

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01 Zurück Zum urSPrung02 ja natürlicH03 Sonnentor04 Zotter ScHokoladen manuFaktur05 all i need06 joSePH brot07 biorama magaZin 08 makava deligHted ice tea09 verival 10 FogS liFeStyle

Alle Infos zum Gesamtranking und Rankings aus Deutschland und der Schweiz:

www.biorankinG.eu

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interviewSarah Krobath

bildJa! Natürlichapa-Fotoservice / Rossboth

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ama GüTesieGelDas ama-Gütesiegel garantiert die nachvollziehbare Herkunft der Rohstoffe, eine ausgezeichnete Qualität und unabhängige Kontrollen. Alle Rohstoffe, auf die es ankommt, müssen aus Österreich stammen. Ausnahmen gibt es nur bei Zutaten, die nicht in Österreich erhält-lich sind, aber auch diese Zutaten dürfen nicht mehr als maximal ein Drittel des Produkts ausmachen.

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eu-bio-sieGelDas Logo mit dem grünen Blatt ist das Siegel der EU-Bio-Verordnung. Diese enthält Rechtsvorschriften zu Produktion, Kontrolle und Sanktionsmaßnahmen im ökologischen Landbau. Seit 1. Juli 2010 sind alle vor-verpackten Produkte aus zumindest 95 Prozent biolo-gischer Landwirtschaft im EU-Raum damit zu kenn-zeichnen.

ama-bio-sieGelSeit Jänner 2014 werden österreichische bzw. nicht-österreichische Bio-Produkte mit dem neuen ama-Bio-Siegel gekennzeichnet. Das neue Qualitätssiche-rungssystem des ama-Bio-Siegels baut sowohl auf der EU-Bio-Verordnung als auch auf den Bio-Richtlinien des Österreichischen Lebensmittelbuchs, dem Codex Alimentarius Austriacus, auf.

DeuTsches bio-sieGelDas Deutsche Bio-Siegel wird seit 2001 vom Bundesmi-nisterium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-cherschutz deutschlandweit vergeben und basiert auf dem Öko-Kennzeichengesetz, das sich auf die EU-Bio-Verordnung bezieht. Auch importierte Bio-Produkte können das Deutsche Bio-Siegel tragen.

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der BioraMa-guide durch den gütesiegeL-

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textLisa Feitsch

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Biorama Nº. 29 bio-Siegel

bio-anbauverbände und ihre Kennzeichnungen

bio ausTria 01 Die Kennzeichnung von Bio Austria basiert auf der EU-Bio-Verordnung, dem Österreichischen Lebensmittel-buch und eigenen Verbandsrichtlinien.

DemeTer 02 Demeter repräsentiert, neben der Basis der EU-Bio-Verordnung und dem Österreichischen Lebensmittel-buch, die biologisch-dynamische, anthroposophische Arbeitsweise.

biolanD 03

Bioland e.V. ist der deutsche Verband mit den meisten Bio-Betrieben. Die Verbandsrichtlinien gehen über die rechtlichen Anforderungen der EU-Bio-Verordnung hinaus.

naTurlanD 04 Naturland ist weltweit einer der größten ökologischen Anbauverbände, die Verbandsrichtlinien gehen eben-falls über die des EU-Bio-Siegels hinaus.

bio suisse 05 Bio Suisse ist ein Dachverband der Schweizer Knospe-Bauern, die nach der EU-Bio-Verordnung und nach den strengen Bio Suisse-Richtlinien arbeiten.

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MarKen österreichischer handelsKetten

Diese Gütesiegel werden von privatwirtschaftlichen Han-delsketten auf Basis der EU-Bio-Verordnung an die Bio-Produkte der jeweiligen Marke vergeben.

Ja naTürlich 06 — Billa, Merkur, Adeg Zurück Zum ursPrunG 07 — HofernaTur akTiv 08 — Hofer naTur Pur 09 — Spar naTürlich Für uns 10 — Zielpunkt echT bio 11 — Penny bio TrenD 12 — Lidl bio vom berG 13 — MPreis

3 Fragen an barbara köcher-schulZ, BIO-KOOrdInatIOn aMa MarKetIng

biorama: Mit Januar 2014 ist das neue ama-Bio-Sie-gel in Kraft getreten. Warum braucht Österreich ein neues Bio-Siegel?

barbara köcher-schulz: Das ama-Bio-Siegel ist ja kein neues Zeichen, sondern bereits seit fast 20 Jahren als »ama-Biozeichen« etabliert. Es garantierte bisher schon die biologische Produktion sowie die absolut nachvoll-ziehbare Herkunft der Rohstoffe. Jetzt wird es zusätz-lich um Qualitätskriterien für die Produkte erweitert, die vor allem die hygienischen Parameter der Lebensmittel sowie eine Reduktion der erlaubten Zusatzstoffe auf ein absolutes Minimum betreffen. Dieser Aspekt sollte durch den Zusatz im Siegel »geprüfte Bio-Qualität« auch auf den ersten Blick besser erkennbar sein.In welchen Punkten unterscheidet sich das neue ama-Bio-Siegel zum einen von der EU-Bio-Verord-nung, zum anderen von gängigen privatwirtschaft-lichen Bio-Siegeln?

Der allerwichtigste Punkt: Unser Siegel ist unab-hängig. Wir vergeben unser Siegel und damit unseren Namen an Produzenten, die unsere Richtlinien einhal-ten und dies von unabhängigen Stellen regelmäßig kont-rollieren lassen. Unsere Richtlinien werden dem zustän-digen Ministerium vorgelegt und von diesem genehmigt. Salopp ausgedrückt: Unser Siegel ist kein selbstverliehe-nes Pickerl, sondern eine staatliche Auszeichnung für höchste Qualität und nachvollziehbare Herkunft.Glauben Sie, dass die Konsumenten dabei einen Unterschied zum alten Siegel machen werden?

Die Bio-Konsumenten haben diesem Zeichen schon bisher hohe Glaubwürdigkeit und Vertrauen entgegen-gebracht, wie Marktforschungsdaten immer wieder belegen. Der jetzige Relaunch im Hintergrund rechtfer-tigt dieses Vertrauen noch mehr als in der Vergangen-heit durch die Erweiterung um Qualitätsaspekte. Gleich bleibt: Wenn das rot-weiße ama-Bio-Siegel drauf ist, sind garantiert heimische, biologische Rohstoffe drinnen.

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biorama: Wie ist der Status Quo in Sachen Bio in Österreich?

andrä rupprechter: Die Bio-Betriebe werden seit 2011 weniger: Gab es im Jahr 2011 22.058 Biobetriebe, sind wir 2013 bei 21.792 Biobetrieben. Der Anteil der Biobetriebe an den Gesamtbetrieben wächst jedoch, derzeit sind es rund 17 Prozent. Die Bioflächen stag-nieren im Wesentlichen. Der Anteil des Bio-Marktes am Gesamtlebensmittelmarkt liegt bei etwa acht Pro-zent. Bio Austria mit rund 12.000 Mitgliedern ist eine starke treibende Kraft und ein wichtiges Gegenüber für Handel und Verarbeitung. Der Entwurf des österreichi-schen Programms zur Ländlichen Entwicklung – inklu-sive der Bio-Maßnahmen – soll im März an die Europä-ische Kommission gehen. Die Kommission arbeitet an einer Neufassung der EU-Bio-Verordnung. Sie hat das Ziel, die Regeln für die Bio-Produktion restriktiver zu gestalten, konkret soll es weniger Ausnahmen geben.

Wohin soll sich Bio in Österreich langfristig ent-wickeln?

Österreich hat europaweit eine Vorreiterrolle für bio-logische Landwirtschaft und genießt mit seinem Erfolgs-modell auch wirtschaftlich internationale Anerkennung. Im Bereich der Schädlingsbekämpfung ist es wichtig, dem beträchtlichen Potenzial biologischer Pflanzen-schutzmethoden die notwendige Aufmerksamkeit zu

widmen. Österreich ist für mich ein Land der Vielfalt und nicht der Monokultur. Als Landwirtschafts- und Umweltminister steht für mich ein verantwortungsvol-les Lebensraummanagement an erster Stelle. Das öster-reichische Umweltprogramm ist dafür ein Leuchtturm in Europa. Dass diese Spitzenposition Österreichs wei-ter abgesichert wird, garantieren engagierte Biobauern, professionelle Verarbeitung, Vermarktung, Bio-Kon-trollstellen sowie umweltbewusste Konsumenten. Mir geht es darum, die Biolandwirtschaft durch effiziente und vielfältige Förderungen zu unterstützen.

Was sind Ihre Ziele beim Thema Bio?Das Arbeitsprogramm der Regierung, das für mich

eine wesentliche Basis meiner Arbeit darstellt, enthält Ansätze einer Stärkung der biologischen Landwirt-schaft, die einen wesentlichen Aspekt im Hinblick auf eine naturnahe und ressourcenschonende Wirtschafts-weise darstellt.

So soll es etwa einen Fünf-Prozent-Bonus für Bio-bauern bei Investitionsförderungen geben. Das Agrar-umweltprogramm braucht eine Weiterentwicklung mit dem Ziel einer flächendeckenden produktiven Land-wirtschaft unter Beachtung von Effizienz und eines nachhaltigen Ressourcenschutzes, der Biodiversität, des Schutzes von Natur und Tieren, der Produktionsgrund-lage Boden und der Stärkung des Biolandbaus.

Biorama Nº. 29 bio in auStria

alles bio, herr minisTer?

IntervIew miT bunDesminisTer anDrä ruPPrechTer

Mir geht es darum, die Biolandwirtschaft durch effiziente und vielfältige Förderungen zu unterstützen.

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special: bio in österreich

Das AMA-Biosiegel mit HerkunftsangabeBeim rot-weiß-roten AMA-Biosiegel mit der Herkunftsangabe Austria stammen alle wertbestimmenden landwirtschaftlichen Bio-Rohstoffe ausschließlich aus Österreich. Das gilt auch für verarbeitete Lebensmit-tel, die aus mehr als einer Zutat bestehen.

Das AMA-Biosiegel ohne HerkunftsangabeBeim AMA-Biosiegel ohne Herkunftsangabe ist der Ort der Be- und Verarbeitung sowie die Herkunft der Bio-Rohstoffe nicht auf das Inland eingeschränkt.

Egal mit welchem AMA-Biosiegel ein Lebensmittel gekennzeichnet ist – die chemischen, mikrobiologi-schen sowie sensorischen Eigenschaften müssen ge-mäß der AMA-Biosiegelrichtlinie einwandfrei sein.

Höchste Auszeichnung für BIO-Lebensmittel: Das neue AMA-BiosiegelAus dem AMA-Biozeichen wird das AMA-Biosiegel – auf Basis einer deutlich verschärften AMA-Biosiegel-Richtlinie. Damit wird künftig neben einer gesicherten biologischen Herstellung erstmals auch eine hohe Produktqualität garantiert.

Die AMA-Biosiegel-Richtlinie i.d.g.F. setzt zur Qualitätssicherung auf wesentliche Säulen der Lebensmittel-herstellung: 100 Prozent biologische Zutaten landwirtschaftlichen Urpsrungs, optimale Transparenz bei der Herkunft, gute Herstellerpraxis/HACCP, maximale Produktqualität sowie rigorose Endproduktanalysen.

100 % BioBei verarbeiteten Bio-Lebensmitteln, die mit dem AMA-Biosiegel gekennzeichnet werden, müssen die Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs zur Gänze aus kontrolliert biologischer Produktion stammen. Nur wenn Natur-därme, Gelatine, Hefe und Pektin nicht aus biologischer Produktion verfügbar sind, können diese bis max. fünf Gewichtsprozent der Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs auch aus nicht biologischer Produktion eingesetzt werden. Voraussetzung ist die Einhaltung der rechtlichen Bestimmungen sowie der AMA-Biosiegelrichtlinie.

Das AMA-Biosiegel mit Herkunftsangabe*

Das AMA-Biosiegel ohne Herkunftsangabe*

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22 interviewThomas Stollenwerk

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special: bio in österreich

Das AMA-Biosiegel mit HerkunftsangabeBeim rot-weiß-roten AMA-Biosiegel mit der Herkunftsangabe Austria stammen alle wertbestimmenden landwirtschaftlichen Bio-Rohstoffe ausschließlich aus Österreich. Das gilt auch für verarbeitete Lebensmit-tel, die aus mehr als einer Zutat bestehen.

Das AMA-Biosiegel ohne HerkunftsangabeBeim AMA-Biosiegel ohne Herkunftsangabe ist der Ort der Be- und Verarbeitung sowie die Herkunft der Bio-Rohstoffe nicht auf das Inland eingeschränkt.

Egal mit welchem AMA-Biosiegel ein Lebensmittel gekennzeichnet ist – die chemischen, mikrobiologi-schen sowie sensorischen Eigenschaften müssen ge-mäß der AMA-Biosiegelrichtlinie einwandfrei sein.

Höchste Auszeichnung für BIO-Lebensmittel: Das neue AMA-BiosiegelAus dem AMA-Biozeichen wird das AMA-Biosiegel – auf Basis einer deutlich verschärften AMA-Biosiegel-Richtlinie. Damit wird künftig neben einer gesicherten biologischen Herstellung erstmals auch eine hohe Produktqualität garantiert.

Die AMA-Biosiegel-Richtlinie i.d.g.F. setzt zur Qualitätssicherung auf wesentliche Säulen der Lebensmittel-herstellung: 100 Prozent biologische Zutaten landwirtschaftlichen Urpsrungs, optimale Transparenz bei der Herkunft, gute Herstellerpraxis/HACCP, maximale Produktqualität sowie rigorose Endproduktanalysen.

100 % BioBei verarbeiteten Bio-Lebensmitteln, die mit dem AMA-Biosiegel gekennzeichnet werden, müssen die Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs zur Gänze aus kontrolliert biologischer Produktion stammen. Nur wenn Natur-därme, Gelatine, Hefe und Pektin nicht aus biologischer Produktion verfügbar sind, können diese bis max. fünf Gewichtsprozent der Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs auch aus nicht biologischer Produktion eingesetzt werden. Voraussetzung ist die Einhaltung der rechtlichen Bestimmungen sowie der AMA-Biosiegelrichtlinie.

Das AMA-Biosiegel mit Herkunftsangabe*

Das AMA-Biosiegel ohne Herkunftsangabe*

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Genmais und Chlorhuhn auf unseren Tellern?

Jetzt aktiv werden undPetition unterzeichnen:

SMS mit „NEIN” an 0664 - 660 30 30*

*Mit dem Absenden der SMS stimmen Sie zu, dass Greenpeace Sie kontaktieren darf.

Was in den USA erlaubt ist, wünschen sich US-Konzerne wie Monsanto auch für Europas Supermärkte:

genmanipulierte Lebensmittel

in Chlor desinfi ziertesHühnerfl eisch

mit krebserregendenHormonen versetztes Fleisch

Die nächste Verhandlungsrunde fi ndet in weni-gen Wochen statt. Fordern wir daher noch heute von unseren Abgeordneten im Nationalrat und im EU-Parlament, die Bedrohung für Umwelt- und Verbraucherschutz zu stoppen!

Seit Jahrzehnten kämpft Greenpeace in Österreich für gesundes Essen auf unseren Tellern. Die Erfolge der Vergangenheit wer-den nun massiv bedroht: Die USA und die EU verhandeln – im Verborgenen – über die weltgrößte Freihandelszone TTIP.

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