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.17 Standfest mit Stil: Die nächste Generation der Marktstandler 38 Wie gründe ich eine Kommune? Ein Leitfaden fürs kollektive Glück 46 Marktplatz Fasten: Die Leichtigkeit des Seins. Löffelweise und ausgewogen 74 EINGEWICKELT UND ZUGEKLEBT Verpackungen im Check. Die ultimative Materialschlacht. AUSGABE 17 — MÄRZ / APRIL 2012. WWW.BIORAMA.EU — WWW.FACEBOOK.COM/BIORAMA KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR P.B.B. — 11Z038861 M — 1040 WIEN

Biorama #17

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Biorama - Magazin für nachhaltigen Lebensstil

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Page 1: Biorama #17

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Standfest mit Stil: Die nächste Generation der Marktstandler — 38Wie gründe ich eine Kommune? Ein Leitfaden fürs kollektive Glück — 46Marktplatz Fasten: Die Leichtigkeit des Seins. Löffelweise und ausgewogen — 74

EingEwickElt und zugEklEbt Verpackungen im Check. Die ultimative Materialschlacht.

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Page 3: Biorama #17

inhalt

experiment zusammenleben

Vom Bürgerschreck zum Ökodorf: das Leben in Kommunen und Gemeinschaften. Plus: eine Be-standsaufnahme beim Hofkollektiv Wieserhoisl in der Steiermark.

gewachste baumwolle

Ein treuer Begleiter durch alle Abenteuer – Funktionsbekleidung mit Stil und einer wetterfesten Geschichte. Inklusive Anlei-tung zum Selbermachen.

Biorama Nº. 17 auftakt

18

6046

05 Editorial06 Global Village

Die Welt im Großen & Kleinen

Cover:Verpackung18 Die perfekte Hülle Was ist eigentlich Verpackung?22 Intelligente Funktionalität

Was muss Verpackung können?24 Plastik am Kompost Wie grün ist Bio-Kunststoff ?28 Von Pilzen und Popcorn

Best Practice im Fokus32 Glas vs. PET

Das Dilemma am Getränkeregal36 Innen hui, außen pfui?

Materialien im Öko-Check

Magazin38 Die Neuen am Markt

Junge Marktverkäufer im Porträt44 Kompostier-Connection

Großstädter und Wurmkulturen 46 Wie gründe ich eine Kommune?

Experiment Zusammenleben 52 Die Welt, die wir uns wünschen

Der neue Commonismus 56 Eine Winterreise

Mit dem Fahrrad von Wien nach Bratislava60 Wachs in deinen Händen Hält dicht: gewachste Baumwolle64 Immer wieder sonntags

Mode für den Ausflug zu zweit77 Speis und Trank

Süß, süßer, Stevia

Marktplatz70 Kosmetik

Badewannen-Wonnen72 DIY-Rezept

Pastinaken-Sticks74 Fasten Frühjahrskuren und andere Jungbrunnen

Kolumnen54 Elternalltag79 Paniert und tiefgekühlt82 Und hinter mir die Sintflut

papier oder plastik?Die Antwort lautet: Bananenschale. Das gelbe Verpackungswunder schützt den Inhalt, lässt sich leicht öffnen, kompostieren und ist CO2-neutral. Die Natur macht es vor, die Verpackungsindustrie nimmt sich schrittweise ein Beispiel daran. Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle im Lebens- zyklus eines Produkts. Diesmal im Kern der Diskussion: die Hülle.

Page 4: Biorama #17

Gefällt der Umwelt und lässt die Abfallberge schrumpfen: Unsere Bio-Äpfel sind ab sofort in einer abbaubaren und kompostierbaren Zellulosefolie verpackt. Mehr Informationen über die ersten Bio-Äpfel in 100 % kompostierbarer Verpackung unter www.janatuerlich.at

Naturlich.

Gell Bauer, aus unseren

Verpackungen wird

wieder a Baum!

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05

HeRAUSGebeR Thomas weber CHeFReDAKTiOn Johanna stögmüller

ReDAKTiOnSleiTUnG Maximilian Zeller AUTORen Mirjam bromundt, Juliane fischer,

elisabeth gamperl, Nina Daniela Jaksch, Micky klemsch, franz knipp, sarah krobath,

andrea Lunzer, ann-christin Meermeier, Lisa Muhr, Martin Mühl, sabine Lydia Müller,

ursel Nendzig, karin Pointner, sebastian Rahs, Parvin Razavi, werner Reiter, wolfgang

smejkal, Peter stuiber, erwin uhrmann, Jonas Vogt, Maximilian Zeller PRAKTiKUM

Moritz gaudlitz, Teresa Pentzold, anna Hoffer, Patricia Ziegler FOTOGRAFie Moritz

gaudlitz, gersin Livia Paya, Teresa Pentzold, sonja Priller COVeRbilD sig ganhoer

illUSTRATiOnen andreas schörkhuber, Nicole M. boitos COMiC Leopold Maurer

ART DiReCTOR sig ganhoer GeSTAlTUnG Manuel fronhofer, sig ganhoer leKTORAT

wolfgang smejkal, adalbert gratzer AnZeiGenVeRKAUF Herwig bauer, Nina

Daniela Jaksch, Micky klemsch (Leitung), David kreytenberg, Thomas weber Web

super-fi, m-otion DRUCK Druckerei Janetschek, gußhausstraße 24–26, 1040 wien

PRODUKTiOn & MeDieninHAbeR Monopol gmbH, favoritenstraße 4–6 / III, 1040

wien GeSCHÄFTSFÜHRUnG bernhard schmidt KOnTAKT biorama c/o Monopol gmbH,

favoritenstraße 4–6 / III, 1040 wien; Tel. +43 1 9076766; www.biorama.eu,

www.monopol.at, [email protected] bAnKVeRbinDUnG Monopol gmbH, easybank,

kontonummer 20010710457, bLZ 14200 AbOnneMenT siehe website:

www.biorama.eu eRSCHeinUnGSWeiSe 6 ausgaben pro Jahr eRSCHeinUnGSORT

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Biorama Nº. 17 editorial, impressum

Willkommen heißen wir mit dieser Ausgabe un-sere neue Chefredakteurin Johanna Stögmüller. Schon seit zwei Jahren verfasst sie für uns die Schlusskolumne »Und hinter mir die Sintflut« (siehe Seite 82). Jetzt ist Hanna endlich ganz

ins biorama-Team übergelaufen – und zwar gleich als Captain. Zum Einstand hat ihr die Redaktion ein paar Fragen gestellt, das Interview ist nachzulesen auf www.biorama.eu. Bloß als Auszug hier ihre Antwort auf die Frage Wie reagierst du auf Öko-Fundament-alismus?: »Ich lehne jede Art von Fundamentalismus prinzipiell ab. Ideologien, die darauf gründen, die scheinbar einzige Wahrheit für sich zu beanspruchen, sind mir suspekt. Allerdings muss man sich im Kontext von Umweltbewegungen der historischen Veränderung von Begriffsbewertungen bewusst sein. Was in den 70er Jahren als Öko-Fundamentalismus galt, ist heute im po-litischen Mainstream verankert.«

Wir bleiben also realo. Worüber wir uns auch sehr freuen: Unsere bisherige Chefredakteurin Ursel Nend-zig, zuletzt karenziert und als Autorin für das »Wissen-schaftsbuch des Jahres« ausgezeichnet, bleibt uns als Kolumnistin erhalten. Erstmals für biorama aktiv, da-für gleich umfassend ist Andrea Lunzer. Als Kuratorin und Autorin hat sie ihr persönliches Thema zu unserem Schwerpunkt gemacht: Verpackung.

Zu guter Letzt kann man sich jetzt schon einen Ter-min vormerken: Von 13. bis 15. Juli 2012 findet im Wie-ner Museumsquartier erstmals die biorama fair fair statt – ein Markt für Fashion, Design and Food, einge-bettet in den »MQ Summer of Fashion«. Wir sehen uns, irgendwo da draußen.

Ausdrücklich hinweisen möchte ich an dieser Stelle auf unsere Website www.biorama.eu sowie auf unsere Accounts auf Facebook und Twitter twitter.com / biorama_mag. Dort wird laufend diskutiert – aktuell etwa über Clemens G. Arvays Buch »Der große Bio-Schmäh«, das eine regelrechte Grund-satzdebatte ausgelöst hat.

Wir suchen Menschen in Österreich, Deutschland und der Schweiz, die ihr Leben nach Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit organisiert haben und die darüber mit biorama und dem Österreichischen Institut für Soziale Ökologie diskutieren wollen.

Die interessantesten Beispiele werden in der nächs-ten Ausgabe von biorama vorgestellt. Bitte schreib uns bis 10. März, wer du bist, wie du lebst und welche Verkehrsmittel du nutzt. Lass deinen Lifestyle auf den Nachhaltigkeits-Prüfstand stellen!

Weitere Infos unter www.biorama.eu / footprint

Wir bleiben realo

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blATTlinie biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nach-

haltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, essays und kolumnen sind

in Deutschland, Österreich und der ganzen welt angesiedelt. sie zeigen Möglichkeiten

für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten erde. ohne dabei den Zeige-

finger zu erheben. biorama erscheint sechsmal im Jahr.

Thomas Weber, [email protected]

@th_weber

impressum

biorama sucht …

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06Biorama Nº. 17 global village

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07

Schwerindustrie trifft auf Erholung: Mit der Großskulptur »Tiger & Turtle – Magic Moun-tain« haben die Hamburger Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth den ehemaligen Gift-schlackehügel im Duisburger Angerpark in ein erlebbares Kunstwerk verwandelt. Die begeh-bare Achterbahn eröffnet den Besuchern immer wieder neue Perspektiven auf eine urbane Landschaft, die sich langsam von ihrer Vergan-genheit erholt.

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Biorama Nº. 17 global village

Bottom-up, hands-on – Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der erste Schreberplatz in Leipzig gegründet. Seither ist viel gewachsen: in Chicago, Hongkong, Istan-bul, Wien, Paris und Berlin. Seit Jahrzehnten entstehen in diesen und vielen anderen Städten immer wieder selbstorganisierte, kollektive, informelle Bewegungen und Projekte, von Architekten, Aktivisten oder Künst-lern initiiert, die urbanen Raum durch den klein- flächigen Anbau von Nahrungsmitteln und Begrünung neu definieren. Der Garten als Antwort auf die Krise? Warum nicht. Selbstorganisation ist seit jeher sowohl Reaktion auf als auch Anstoß für Stadtplanung. In Man-gelsituationen erzeugen Stadtbewohner Lösungen – in-formell, aber innerhalb des Systems.

Von 15. März bis 25. Juni 2012 widmet sich das Archi-tekturzentrum Wien in der Ausstellung »Hands On Urbanism – Vom Recht auf Grün« einer globalen Ge-schichte der Stadt aus der Perspektive von Landnahmen und Stadtentwicklung von unten.

Stadtgeschichte von unten: Städtische Gärten erzählen Geschichten aus dem Blickwinkel von Land-nahmen im urbanen Raum. Planer und Architekten reagieren und agieren in diesen Prozessen.

DieKrisemachtgrün:MitLandnahmenimStadt-gebietundinurbanenGärtenmanifestierensichMangelundZusammenhaltgleichermaßen.

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Vom recht auf Grün

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Ichpack’snochimmernicht,dassichmichgradsorichtigverliebthabe.Stimme aus dem Off

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AndreaTU-StudentinDas kommt drauf an, wie die Frage ausgelegt ist. Auf die Uni bezogen, pack ich die ganzen Prüfungen am Semesterende nicht mehr. Geht es aber darum, dass ich vom Urlaub zu Hause zurück nach Wien fahre, dann pack ich in Zukunft auf jeden Fall weniger!

AttilaHotelrezeptionistIch pack die Arroganz der Leute nicht mehr. Es gibt so viele, die sich aus irgendeinem Grund für etwas Besseres halten. Man fragt Leute auf der Straße nach dem Weg und wird total ignoriert, nur weil man keinen Anzug trägt.

NadineStudentin Technische PhysikIch hab im Moment total viel Stress. Ich arbeite neben dem Studium und muss auch meine Bachelor-Arbeit irgendwie fertig schreiben. Und das alles zusammen pack ich in letzter Zeit gar nicht mehr.

PeterRisikomanagerEs gibt eigentlich nichts, was mich im Moment total nervt. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich vor Kurzem Vater geworden bin. Klar schreit ein Baby viel und man hat auch die ein oder andere schaflose Nacht, aber letztendlich macht es mich doch eher glücklich.

EduardRestaurator und KünstlerDie Politik natürlich und die Wirt-schaft. Das stellt eine große Belas- tung dar. Das heimische Handwerk verschwindet, alles wird in China hergestellt. Da sind unsere Politiker gefordert und die tun nichts. Und das pack ich nicht mehr.

» Was packst du nicht?«

street talkWir fraGen, 5 menschen antWorten:

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10

Wo früher die Funktion eines Geräts durch mechanische Teile festgelegt war, wird bei modernen Apparaten die Wirkung mittels einer integrierten Software festgelegt. Ohne Software wären z.B. Mobiltelefone schlichtweg funktionslos. Die ist aber zumeist vor dem Benutzer verborgen – und das kann gefährlich sein.

Ein Mobiltelefon weiß, wo wir sind. Es kennt unsere Kontakte und Kommunikationsgewohnheiten. Leider wird mit diesen sensiblen Daten oft sorglos umgegan-gen, wie mehrere Fälle belegen. Oft ist es auch der Fall, dass Hersteller aus der Ferne Änderungen am Gerät vornehmen, sei es der Austausch von Software oder das Löschen von Büchern, wie zum Beispiel beim Kindle von Amazon geschehen. Ein Weg, dem Benutzer wieder die Kontrolle über sein Gerät zu geben, ist freie Software. Die Unabhängigkeit vom Hersteller ermöglicht zudem eine längere Lebensdauer und ist auch damit ein Teil der Nachhaltigkeit eines Produkts. www.fsfe.org

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Biorama Nº. 17 global village

Krautstrudelstatt Klimakrise.Sie haben richtig gelesen: Fleisch essen verursacht welt weit fast 40 % mehr Treibhaus-gase als alle Autos, Lastwägen und Flugzeuge zusammen. Entscheiden Sie sich zumindest freitags für Gemüse und schützen Sie damit Klima, Tier und Ihre Gesundheit. www.fleischfrei-tag.at

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biorama: Wie wurde aus dem klassischen Dorfgast-haus ein Kultrestaurant für die vegane Gemeinde?

charly schillinger: Nach dem Tod meines Vaters vor 25 Jahren stoppten wir die Hausschlachtungen und richteten den Schweinen neue Lebensbereiche ein. Per-sönlich änderten wir unser Leben schrittweise: zuerst fleischlos, dann auch ohne Eier und Leder, bis wir dann komplett vegan lebten. Das Gasthaus wollten wir schon 1987 vegetarisch führen, das hat damals aber überhaupt nicht funktioniert. So ist es lange ein traditionelles Dorf-gasthaus mit kleinen Gerichten geblieben. Erst 2003, als ich meinen Beruf als Fondsmanager aufgab und mit meiner Frau wieder nach Großmugl zog, stellten wir die Küche komplett um.

Worauf begründet sich der heutige Erfolg?Ich liebe die traditionelle Wiener Küche. Fleisch

schmeckt mir, mag ich aber aus ethischen Gründen nicht essen. So hat meine Frau versucht, aus Ersatzpro-dukten meine Sehnsuchtsküche zu kochen. Das setzten wir auch schrittweise im Gasthaus um. Gemüsestrudel und Bulgurauflauf hat hier niemanden interessiert, erst als wir, rein pflanzlich produziert, Cordon Bleu angebo-ten haben, sind die Menschen wieder gerne gekommen.

Und nun beraten Sie auch Großküchen?Die österreichische Geschäftsführerin des Großkü-

chenbetreibers Sodexo speist gerne in unserem Gast-

GulaschundTiramisustehenaufderSpeisekartedesGasthausSchillingerimNiederösterreichischenGroßmugl.AuftierischeProduktewirddabeiaberverzichtet.WieveganeKüchedieProvinzerobert.

VeGane küche

Gebratene ente mit ohne fleisch

haus. Im »Better-Tomorrow-Plan« des Unternehmens war eine schrittweise nachhaltigere Entwicklung der Mitarbeiterverpflegung verankert. Mit der Umstellung auf vermehrt fleischlose Küche wollte man den produk-tionsbedingten CO2-Ausstoß verringern. Nach einem ge-meinsamen Probekochen und meinen Vorschlägen wer-den nun in den größten der Sodexo-Großküchen auch zwei vegane Menüs mit Suppe und Dessert angeboten.

Womit ersetzt man dort nun das Fleisch?Am beliebtesten ist die sogenannte »Ente«. Das ist ein

Seitan-Produkt, also Weizeneiweiß, das mit Majoran und Sojasauce so gewürzt ist, dass es geschmacklich in Richtung gebratene Ente geht. Sonst wird auch textu-riertes Sojaeiweiß verwendet, das von der Konsistenz sehr nah an Fleisch ist.

Und welche Perspektiven hat dieses Projekt?Mittelfristig wollen wir, statt diese Produkte aus Fern-

ost zu importieren, die Produktion von Taiwan nach Eur-opa holen, eine Investition von 2,5 Millionen Euro. Dann könnte man auch ein größeres Augenmerk auf Bio-Soja legen, in Asien ist das momentan noch sehr schwierig. Für den Gast zählen gentechnikfreie Produkte mehr als Bio. Wenn die Sache weiter so erfolgreich läuft, hätte man natürlich ein großes Abnehmerpotenzial für einen europäischen Produktionsstandort. www.schillinger.co fo

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Biorama Nº. 17 global village

Schon länger vegetarisch, seit 1999 vegan: Charly Schillinger ist Veggie-Wirt aus Leidenschaft.

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Ihr Konzept: Stadtfarmen für eine nachhaltige Nah-rungsmittelproduktion. Sprich lokale Lebensmittel in der Stadt für die Stadt unter ökologisch-nachhaltigem Ressourceneinsatz zu produzieren. Ihre Methode: Kreis-laufwirtschaft, innovative Gewächshäuser und Aquapo-nic auf ungenutzten Dächern. Ziel der Urban Farmers ist die Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung und sozialer Netzwerke.

Künstliche Fischteiche sind das Kernstück der ur-banen Farm. Die Ausscheidungen der Fische dienen als

Dünger für Garten und Pflanzen. Wie in der Natur wer-den in der Symbiose von Fischen und Pflanzen die na-türlichen Nährstoffe zu einem geschlossenen Kreislauf verbunden und dieser für eine nachhaltige Produktion von frischen und gesunden Lebensmitteln genutzt. Ein mobiler Cargo Container, die »Urban Farmers Box«, er-möglicht es, pro Jahr eine dreiköpfige Familie mit 200 Kilogramm Gemüse und 60 Kilogramm Fisch zu ver-sorgen. Mitte 2012 soll im Zentrum von Basel, auf dem Dreispitz Industrie- und Gewerbeareal, die erste größe-re Dachfarm ihren Betrieb aufnehmen und das Stadt-bauern-Modell testen. Urban Farmers ist ein Spin-off-Unternehmen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil und erhielt 2011 den Schweizer Nachhaltigkeitspreis Prix Nature. www.urbanfarmers.ch

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EinWissenschafterundeinIndustriemanagergründeteninZürichdasCleantech-StartupUrbanFarmers,uminnerstädtischer,nachhaltigerLandwirtschaftneuePerspektivenzueröffnen.

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Auch so kann ein Bauernhof aussehen: In der Symbiose von Fischen und Pflanzen verbinden die Urban Farmers die natürlichen Nährstoffe wie in der Natur zu einem geschlossenen Kreislauf und nutzen diesen für eine nachhaltige Produktion von frischen und gesunden Lebensmitteln.

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biorama: Wofür steht Ekn?noel klein-reesink: Ekn [i’kin] bedeutet Samen und

Saatgut in einer alten osmanischen Sprache. Mytholo-gisch werden Schuhe als Symbol für Fruchtbarkeit ver-wendet. Da zur Fruchtbarkeit natürlich auch Samen ge-hören, fand ich den Namen sehr passend. Mit dem Claim »Be the seed« drücken wir aus, dass wir das Saatgut sein können für eine etwas bessere Welt.

Nach welchen Kriterien werden die Schuhmodelle produziert?

Das Leder für die Schuhe wird in Portugal chromfrei gegerbt und nach Öko-Richtlinien weiterverarbeitet. Durch die umweltfreundliche pflanzliche Gerbung des Leders werden keine Schwermetalle über die Haut auf-genommen. Das Canvas ist aus kontrolliert biologisch angebauten Rohstoffen produziert. Die Sohlen bestehen aus Latex, der aus Kautschuk gewonnen wird. Außerdem werden nickelfreie Materialien bei den Verschlüssen

und Ösen verwendet. Bei der Herstellung der Produkte ist uns wichtig, dass für die Arbeiter in Portugal gerechte Entlohnung, geregelte Beschäftigungsverhältnisse, kei-ne überlangen Arbeitszeiten, keine Kinderarbeit und keine Diskriminierung gegeben sind. Neben Leder bie-ten wir aber auch vegane Modelle aus Kunstleder an.

Gibt es Neuentwicklungen beim Design?Wir machen uns bei allen Produkten viel Gedanken

über die Funktion und Haltbarkeit. Unser Ziel war es, die Schuhe mit einem gewissen Understatement auszustat-ten. Uns gefallen in erster Linie schlichte und klare Mo-delle mit Details, die erst auf den zweiten Blick auffallen. Insgesamt wird es je sechs unterschiedliche Modelle für Damen und Herren in jeweils zwei bis drei Farbstyles geben. Zusätzlich bieten wir handgemachte Accessoires: vier Gürtelmodelle in unterschiedlichen Farben sowie eine iPhone-Tasche. www.eknfootwear.com

NachErfahrungenbeimÖko-TextilpionierHessnaturstartetder32-jährigeFrankfurterNoelKlein-ReesinknunmitEknFootweareineeigeneSneaker-Marke,dienachstrengenÖko-undSozialstandardsproduziert.

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Just Nature ist meine Oase der Bio-Kosmetik mitten in der Ehrenstraße: www.just-nature.de direkt um die Ecke in der Palmstraße zaubert Goldschmiedin Nina Vohs wundervollen Schmuck. Ich habe mir dort grade einen Ring bestellt. Das Fair-Trade-Silber dafür stammt aus Argentinien. www.ninavohs.de

Fast jeden Mittag um 13.15 Uhr genieße ich im Bio Gourmet Club am Hans-Böckler-Platz / Bahnhof West den für mich leckersten Mittagstisch der Stadt. Nach Voranmeldung bis 10.00 Uhr wird einem hier ein saisonales und regionales veganes Drei-Gänge-Menü kredenzt. Preis inklusive Getränke: 15 Euro. Wer dann Lust auf ’s Kochen bekommt, kann das hier in den Abendkursen auch selbst lernen. Programm unter www.biogourmetclub.de

Signor Verde – das sind vegane Gerichte und die kre-ative Küche von Eric Puchert direkt hinterm Neumarkt. Absolute Spezialität ist der »Dönerstag« und im Sommer die veganen Eiskreationen nach italienischem Rezept. Herrlich! www.signorverde.de

Kiss The Inuit heißt die neue Green-Fashion-Bou-tique im Agensviertel. Inhaberin Katharina Partyka hat eine super Auswahl an grünen Labels für Frauen und Männer zusammengestellt. Dort gibt es jetzt auch meine neuen Lieblingsjeans von Sey Fashion. www.kisstheinuit.de

Und abends in den Stecken – meine absolute Lieblings-bar in der Maastrichterstraße, null öko aber 100 Prozent authentisch! Geöffnet Dienstag bis Samstag ab 23.00 Uhr. Der Stecken verzichtet auf jegliche Werbung und Schnick-Schnack, darum gibt’s auch keine Website. Wer wissen will, wie’s da aussieht, muss einfach hingehen.

Auf www.dasselbe-in-gruen.de findet man viele Adressen von nachhaltigen Unternehmen aus Köln, aber auch Öko-Modelabels aus Berlin oder Online-Shops. Eben alles, was das grüne Herz begehrt.

Biorama Nº. 17 global village

Sabine Lydia Müller ist Medienmensch und leiden-schaftliche Netzwerkerin. Nachdem sie über zehn Jahre in der TV-Branche gearbeitet hatte, gründete sie 2005 die Kommunikationsagentur Symbiose Eins, die auf PR, Marketingberatung und Social Media für nachhal-tige Produkte und Dienstleistungen spezialisiert ist. Im Sommer 2009 entwickelte sich daraus auch »Dasselbe in Grün e.V.«, ein Verband nachhaltiger Unternehmen, den die Kölnerin seither als Vorstandsvorsitzende leitet.

kolnlieblinGsplätze & eco-hotspotsVon sabine lYdia müller

meine stadt

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16Biorama Nº. 17 global village

Page 17: Biorama #17

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DasFairtrade-LabelGöttindesGlücksbesuchtdieeigenenProduktionsstätteninIndienundtrifftaufzufriedeneMenschen,diesicherfolgreichgegenmenschen-unwürdigeArbeitsbedingungenaufgelehnthaben.EinReisebericht.

bio-fairtrade baumwolle

Glückliche Gesichter

auf den spuren der produzenten

Indien, November 2011. Matt, erhitzt und gleichzeitig unterkühlt von der Klimaanlage im Auto erreichen wir das erste Ziel unserer dreiwöchigen Reise: die Swayam Academy, eine Privatschule mitten im Baumwollanbau-gebiet um Dhar. Das Gebäude ist sauber und lichtdurch-flutet. Hier gehen rund 400 Kinder aus den umliegenden Bauerndörfern zur Schule. Sie erhalten Unterricht nach einem der besten Schulstandards in Indien. Die Höhe des Schulgeldes ist trotzdem vergleichsweise gering, arme Familien müssen gar nichts zahlen.

ein brunnen im dorfSchließlich kommen wir im Dorf »unserer« Bäue-

rinnen und Bauern an. Das ist vielleicht ein Gefühl, jene Menschen zu treffen, die in mühsamer Erntearbeit das »weiße Gold«, die Biobaumwolle, für uns anbauen! Ich frage sie, wie sie vom Fairtrade-Programm persönlich profitieren. Mit der Fairtrade-Prämie konnten sie sich einen Brunnen im Dorf bauen, sodass sie nicht mehr Wasser von weit her holen müssen. Aufgrund der guten Schulen erhalten ihre Kinder bessere Berufschancen. Sie sind froh über die Fairtrade-Vorauszahlungen, weil sie damit das Saatgut finanzieren können, für das sie sonst Schulden machen und bis zu 30 Prozent Zinsen bei Geld-verleihern zahlen müssten. Dann führen uns die Bauern aufs Feld. Überall die weichen, weißen Wattebäusche, dazwischen als typisches Zeichen für biologische Misch-kulturen Chilischoten, Nüsse, Sojabohnen. Und das Be-ste: Die natürliche Schädlingsbekämpfung. Statt giftigen Insektiziden hängen überall Döschen, sogenannte Phe-romonfallen, eine natürliche Art der Schädlingsbekämp-fung mit Hilfe von Sexuallockstoffen.

Unsere nächste Station: die Spinnerei Mahima Pure-spun. Mitten im Industriegebiet liegt ein sauberes, ge-pflegtes Kleinod. Hier gibt es bunte Wohnhäuser für die Mitarbeiter, asphaltierte Straßen und eine feine Produk-tionshalle. Die Menschen lachen freundlich. Ungefähr Tausend Menschen arbeiten hier in drei Schichten. Ein

Tag in der Woche ist frei, dazu kommen jährlich neun fixe Feiertage und 24 Tage Urlaubszeit. Die Arbeiter bekommen über dem Minimumlohn bezahlt, sodass zwei Erwachsene und ein Kind von einem Gehalt leben können. Sie bekommen eine Karte für medizinische Gratis-Versorgung für die ganze Familie, es gibt eine Arbeitslosenversicherung und einen Pensionsfonds. Als wir von Mahima Purespun wegfahren, denke ich mir: »Diese Fabrik könnte auch in Europa stehen.«

das »wunder« Von kalkuttaUnsere letzte Station ist Kalkutta, wo unser zweiter

Konfektionär Rajlakshmi (neben Craft Aid auf Mauritius) sitzt. Kalkutta ist eine jener indischen Metropolen, wo das Elend an jeder Straßenecke zu sehen ist. Obdachlose teilen sich die dreckigen Straßen mit Kühen, Schweinen und Ratten. Der Smog in der Luft ist gelb und stinkend. Mitten in all dem Wahnsinn die Firma Rajlakshmi. Der Firmenchef hat sein Unternehmen vor zehn Jahren ge-gründet, mit dem Ziel, Menschen von der Straße zu holen, sie auszubilden und ihnen Arbeit zu geben. Innerhalb von zehn Jahren hat er drei Firmenstandorte aufgebaut und über 1.000 Frauen und Männer ausgebildet. Neben Fix-Gehältern gibt es Pensionsfonds, Krankenvorsorge, Ur-laubszuschüsse, auch das Schulgeld für die Kinder wird gezahlt. Als wir nach dieser letzten Station am Abend er-schöpft im Hotel ankommen, sind wir sehr glücklich: Wir verneigen uns mit großem Respekt vor den Menschen, die die Kraft aufbringen, sich in diesem Land gegen her-kömmliche Produktionsmechanismen aufzulehnen. Am nächsten Tag fahren wir wieder nach Hause. In eine Welt, in der man atmen kann, in der Gesundheit, Wasser und Nahrung in den meisten Fällen selbstverständlich sind. Wir können zurück in diese Welt, nach Wien, aber die Menschen in Indien können nirgendwo anders hin. Als Konsumenten und Unternehmer tragen wir die Verant-wortung dafür, dass es auch ihnen besser geht und mit-einander können wir ganz viel bewirken. te

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Sieistleichtzuöffnen,hältdasInnerefrischundlässtsichproblem-losentsorgen–wenndochnuralleVerpackungensopraktischwärenwiedieBananenschale.Handelsübliche Verpackungen können ihr

nicht das Wasser reichen.

im Kern der disKussion: die hülle

18Biorama Nº. 13 verpackung: was ist verpackung?

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Karton, Plastik, Glas – wir packen jetzt aus. Nahe-zu alle produzierten Güter dieser Welt sind verpackt, mit einer Hülle aus Papier, Kunststoff, Aluminium oder Ähnlichem umgeben. Oft sind Produktverpackungen groß, schwer zu öffnen und sorgen dafür, dass der Mist-kübel gleich nach dem Einkauf wieder geleert werden muss. Elektronische Kommunikations- oder Unterhal-tungsgeräte beispielsweise werden in eine Schachtel aus Karton gepackt, das Gerät befindet sich häufig in einer Halterung aus Styropor, Kabel und Adapter sind einzeln in kleine Plastiksäckchen gehüllt und nicht zu vergessen: die beigepackte 50-seitige Bedienungsanlei-tung in zehn unterschiedlichen Sprachen. Das bedeutet massig Verpackungsmüll. Elektrogeräte mögen zwar eine Sparte für sich sein, bei anderen Konsumgütern sieht es jedoch nicht viel besser aus. Bio-Lebensmittel versprechen einen nachhaltigen und sorgsamen Umgang mit der Natur, doch bei der Verpackung angelangt, schei-nen diese Vorsätze oft vergessen. Nicht nur bei Verkaufs-verpackungen wird großzügig umhüllt, gepolstert und foliert. Was der Konsument meist erst gar nicht sieht, sind Transport- und Überverpackungen. Sie bündeln einzelne Produkte zu größeren Einheiten und werden häufig schon vor dem Verkauf entfernt. In der Textil- branche zum Beispiel werden einzelne Kleidungs- stücke für die Anlieferung in die Filialen in Plastik und Karton verpackt. Diese Materialien landen danach meist auf dem Müll.

die paper-cup-causaAuch außerhalb des Einzelhandels fallen viele Ver-

packungen »hinter den Kulissen« an. In der System- gastronomie werden die Produkte großteils nicht vor Ort verarbeitet. Die Fleischlaibchen für den Burger, die zurechtgeschnittenen Käsescheiben oder auch die Pizza-Teiglinge werden in Verarbeitungsstätten produ-ziert, von denen aus die Abnehmer angeliefert werden. Auch diese Halbfertigerzeugnisse sind verpackt. Und zu guter Letzt darf auch auf den Take-Away-Bereich nicht vergessen werden: Der Trend zum Coffee-to-Go verur-sacht weltweit Milliarden von Paper Cups und damit Tonnen an Müll zum Mitnehmen. Neben dem Kaffee im

bildSig GanhoerPhilippa Grob

textAndrea Lunzer

Ausgezeichnet Leben mit dem Österreichischen Umweltzeichen

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Page 20: Biorama #17

Pappbecher ist auch Sushi im Kunststoff-Tray, Pizza im Karton und Pasta in der Plastikschale mitverantwortlich für ein erhöhtes Abfallaufkommen. Vor allem das Ver-packen sehr kleiner Mengen weist einen enorm hohen Materialverbrauch pro verpackter Einheit auf. Trotzdem oder gerade deshalb scheint der Convenience-Bereich für Verpackungshersteller ein wichtiger Markt zu sein. In Forschung und Entwicklung wird viel Geld investiert, um beispielsweise eine Komponenten-Verpackung für Sandwiches herzustellen, die durch die separate Ver-packung des Belags das Brötchen vor dem Aufweichen bewahrt. In Zeiten der Rohstoffverknappung und der Müllberge stellt sich die Frage, ob diese Forschungs- gelder sinnvoll eingesetzt wurden.

Im Allgemeinen erfüllen Verpackungen aber auch wichtige Funktionen (siehe S. 22). Produkte müssen geschützt sein, dürfen sich auf dem Weg von der Pro-duktionsstätte zum Konsumenten nicht verändern (z.B. Verdampfung bei Lebensmitteln) und müssen gekenn-zeichnet sein (Produktname, Inhalt etc.). Betrachtet man aber Produktverpackung aus ökologischer Sicht, liegt die Vermutung nahe, dass sie einen äußerst schlechten ökologischen Fußabdruck haben. Meist werden fossile Rohstoffe wie Erdöl eingesetzt, um Folien o.ä. zu produ-zieren, die ein Produkt von der Produktionsstätte zum Konsumenten bringen, um, einmal dort angekommen, sofort im Müll zu landen – hoher Ressourcenverbrauch für relativ kurzfristigen Nutzen.

Es stellt sich also die Frage: Ist dieser Umgang mit Ressourcen nachhaltig? Thomas Lindenthal arbeitet an der Universität für Bodenkultur und am Forschungs-institut für biologischen Landbau (FiBL) und spricht sich für die Bewertung von Produktverpackungen hin-sichtlich Nachhaltigkeit aus. »Sogenannte Öko-Bilanzen

sind sinnvoll, weil sie den Handel und die Industrie dazu motivieren könnten, Verpackungen mit geringen Umweltauswirkungen einzusetzen.« Zudem würde dies zur Aufklärung beim Konsumenten beitragen und eine wichtige Entscheidungsgrundlage beim Einkauf dar-stellen. Dabei müssen jedoch verschiedene Parameter berücksichtigt werden: »Es ist notwendig, die Ressour-cenintensität und Umweltwirkung von Verpackungen festzustellen: Werden fossile Rohstoffe oder Gentechnik verwendet? Welche Emissionen und andere Umweltwir-kungen entstehen bei der Herstellung? Welcher Ener-gieaufwand, Abfall und Abwässer entstehen in der Pro-duktion? Wie hoch ist der Schwermetalleinsatz beim Bedrucken der Materialien? etc.«, erklärt Lindenthal. Es dürfen aber nicht nur einzelne Packstoffe bewertet wer-den, sondern man müsse alle Alternativen in Betracht ziehen – also nicht nur Plastik, Aluminium und Papier, sondern auch keine oder geringere Verpackung bzw. Mehrwegverpackungen sollen in die Berechnung ein-fließen. Die Abfallvermeidung muss als prioritäres Ziel gesehen werden – daher ist es wichtig, Verpackungen in erster Linie zu reduzieren. www.fibl.org

»Öko-Bilanzensindeine

wichtigeEntscheidungsgrundlagebeimEinkauf.«Thomas Lindenthal, FiBL

20Biorama Nº. 17 verpackung: was ist verpackung?

Page 21: Biorama #17

Kein Verpackungsmüll! Schon 1990 hatte man bei FamilieWeiß die Nase voll vom allgemei-nen Verpackungsmüll. Deswegenerfand Agnes Ziegleder-Weiß

Emil – die Flasche®, die wiederverwendbare, trans-portsichere Pausenflasche aus Glas, damit ihre Tochter Magdalena in der Schule weder PET- oder Aluminium-Flaschen noch Dosen benutzen musste.Tochter Magdalena arbeitet heute in der Geschäfts-leitung des Familienunternehmens mit.

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Page 22: Biorama #17

22Biorama Nº. 17 verpackung: funktionen

Page 23: Biorama #17

1 // informationsträGerProduktverpackungen sind voll von Informatio-

nen, die für die Kaufentscheidung nicht unwesentlich sind. Produktname, Hersteller, Preis, Produktionsland, Inhaltsstoffe und vieles mehr sollte auf – häufig auch sehr kleinen – Verpackungen zu finden sein. Aber muss das alles direkt auf dem Produkt stehen? In Form von QR-Codes oder Ähnlichem könnten in Zukunft große Mengen an Informationen zugänglich gemacht werden, um dadurch die Informationsfunktion von der Verpa-ckung zu entkoppeln.

identifiKationEs muss klar erkennbar sein, um welches Produkt

es sich handelt. Sachbezeichnung, Type, Art oder Sor-te sind wichtige Informationen, aber auch hier ist frag-lich, ob diese direkt auf der Verpackung platziert wer-den müssen.

differenzierungHäufig findet man ähnliche Produkte von verschie-

denen Anbietern. Die Hersteller nutzen Logos und andere markentypische Gestaltungselemente, um sich von der Konkurrenz abzuheben. In-Store-Lösungen könnten diese Funktion von der Verpackung trennen.

WarenWirtschaftliche informationenHäufig sind diese Informationen in Form von Bar-

codes gespeichert und werden an der Kasse mittels Scanner ausgelesen. Neue Technologien könnten den Strichcode ersetzen.

gesetzlich verpflichtende angabenAllergenhinweise auf Lebensmitteln oder Warnhin-

weise auf elektronischen Geräten sind typische Anga-ben, die vom Gesetzgeber verlangt werden. Auch hier könnten ausführliche Informationen in digitaler Form hilfreicher sein als ein kleingedrucktes »Kann Spuren von Nüssen enthalten«.

Was müssen verpacKungen eigentlich Können?BeialldemMüll,denVerpackungenverursachen,liegtdieFragenachdemNutzenaufderHand:Was genau ist die Funktion einer Produkt-verpackung?Undsinddieseüberhauptnochzeitgemäß?

textAndrea Lunzer

2 // schutzfunktion bei laGerunG und transport

Verpackungen dienen häufig auch der Stapelbarkeit bei Lagerung und Transport. Zudem muss das Produkt vor Druck, Staub, Temperatur und anderen Umweltein-wirkungen geschützt sein. Es handelt sich dabei häu-fig um Überverpackungen, die entfernt werden, bevor die Produkte im Regal landen. Durch Mehrwegsysteme könnten hier große Mengen an Verpackungsmüll ein-gespart werden.

3 // bündelunG / entnahmeDie Bündelung zu Verkaufseinheiten hat haupt-

sächlich für flüssige Produkte und sogenannte Schütt-güter Relevanz (z.B. Milchpackung, Zahnpasta-Tube). Stückgüter hingegen könnten auch lose verkauft wer-den. Dies bietet sich vor allem im Lebensmittelbereich bei Obst und Gemüse an, wo dies teilweise auch der Fall ist.

23

Page 24: Biorama #17

im Verpackungsbereich sind Bio-Kunststoffe die Stars auf Messen – es werden sogar eigene »Bioplastic Conferences« abgehalten. Kein Wunder, wird sich doch laut Prognosen die globale Nachfrage um fast 30 Prozent erhöhen und die Bio-Plastik-Produktion bis 2015 über eine Million Tonnen pro Jahr betragen. Die ökologi-schen Kriterien sind stark: Im Gegensatz zu herkömm-lichen Kunststoffen wird kein Erdöl benötigt und Bio-Plastik lässt sich nach Gebrauch mittels Kompostierung in den natürlichen Kreislauf zurückführen. Aber nicht alles, was Bio im Namen trägt, ist grün, und so kann der Begriff häufig in die Irre führen. Bio-Kunststoffe und Bio-Tomaten haben nämlich trotz der gleichen Vorsil-be nicht viel gemeinsam. Bio-Polymere sind weder aus biologischer Landwirtschaft, noch sind sie zwingend auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt. Auch wenn die Bio-Tomate nach einem kurzen Verwesungs-prozess quasi verschwindet, können Bio-Kunststoffe nicht immer auf dem Kompost entsorgt werden.

Man unterscheidet drei Kategorien von Bio-Kunst-stoffen: 1) auf Basis nachwachsender Rohstoffe und abbaubar 2) auf Basis nachwachsender Rohstoffe und nicht abbaubar und 3) auf Basis fossiler Rohstoffe und abbaubar.

Somit sind nicht alle Bio-Kunststoffe auf natürlicher Basis hergestellt und biologisch abbaubar. Während die einen fossile Rohstoffe aufbrauchen und die anderen ein Entsorgungsproblem darstellen, kommen nur jene der ersten Kategorie als nachhaltige Alternative in Fra-ge. Die wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind:

stärkeDer derzeit bekannteste Bio-Kunststoff ist thermo-

plastische Stärke. Als Rohstoff dienen stärkereiche Pflanzen, das Material wird meist zu Schalen und Beu-tel, aber auch zu Verpackungschips verarbeitet. Aller-dings muss vor allem bei Mais der häufige Einsatz von gentechnisch modifiziertem Material beachtet werden.

Kunststoff aus der naturBio-Plastik boomt.VielederneuenMaterialienhabendieMarkteinführungsphasehintersichundsindaufdembestenWeginunsereHaushalte.

24Biorama Nº. 17 verpackung: bio-plastik

Page 25: Biorama #17

celluloseFür Verpackungsprodukte aus Cellulose dient häu-

fig Holz als Rohstoff, manchmal werden aber auch Baumwolle, Sisal, Flachs und andere Faserpflanzen herangezogen. Die daraus hergestellten Folien sind wasserdampfdurchlässig und können Kondenswasser entweichen lassen, wodurch sie sich sehr gut zum Ver-packen von Lebensmitteln eigenen. Zu dieser Gruppe gehört auch das seit den 1920er Jahren verbreitete Cel-lulosehydrat, das unter dem Markennamen Cellophan geläufig ist.

pla (polYmilchsäure)Polymilchsäure wird durch Fermentation von Milch-

säure aus Zucker oder Stärke hergestellt. Die Quelle dafür können unterschiedliche Pflanzen sein, häufig wird auch hier Mais eingesetzt. Den Rohstoff könn-te aber auch Grünlandbiomasse (Gras, Klee, Luzerne etc.) liefern. Dazu läuft seit 2009 ein Versuch in einer oberösterreichischen Bio-Raffinerie. Generell ähneln die Materialeigenschaften denen von PET. PLA hat aber eine höhere Sauerstoff- und CO2-Durchlässig-keit, wodurch sich das Material für kohlensäurehältige Getränke nicht eignet.

pha (polYhYdroxYfettsäuren)Hierbei wird Zucker und Stärke, gewonnen aus

Zuckerrüben oder Kartoffeln, durch das Einwirken von Bakterien oder Pilzen zu einem Bio-Polymer umge-wandelt. Im Gegensatz zur Polymilchsäure ist dieses Material fast genau so sauerstoffdicht wie herkömm- liche Kunststoffe.

kann ohne ökoloGische bedenken Verpackt werden?

Bei all den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und ökologischen Vorteilen stellt sich nur noch die Frage, ob das schon der Weisheit letzter Schluss ist. Sind bio-logisch abbaubare Verpackungen auf Basis nachwach-sender Rohstoffe eine nachhaltige Alternative? Können wir jetzt Verpacken, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? So einfach ist es leider nicht. Alle Verpackun-gen durch Bio-Kunststoffe zu ersetzen wäre nicht sinn-voll. Je nach Eigenschaften muss das passende Materi-al gewählt werden. Und auch hier gilt die Prämisse der Abfallwirtschaft: Müll vermeiden. Außerdem kann es in der Landwirtschaft beim Anbau der nachwachsenden Rohstoffe Probleme geben. Viele der Bio-Kunststoffe nutzen gentechnisch modifiziertes Material. Das führt vor allem beim Verpacken von Bio-Lebensmitteln zu Widersprüchen mit den Grundsätzen der biologischen Landwirtschaft. Zudem wird z.B. Mais häufig in Form von Monokulturen angebaut, die dem Boden auf Dau-er Nährstoffe entziehen und die Qualität erheblich ver-schlechtern. Als ungeklärt gilt auch die Entsorgung von Bio-Plastik-Verpackungen. Die sogenannten kompos-tierbaren Materialien sind häufig nur in industriellen Kompostieranlagen zu verwerten und zersetzen sich im hauseigenen Garten gar nicht oder nur sehr langsam. Die MA 48, das Wiener Magistrat für Abfallwirtschaft und -entsorgung, kann beispielsweise Bio-Kunststoffe, die mit der Bio-Tonne eingesammelt wurden, nicht aus-sortieren. Große Bio-Plastikteile kommen daher nicht in die Kompostanlage. Entsorgt man die Verpackungen via Kunststoffsammlung (Gelbe Tonne), werden sie der thermischen Verwertung zugeführt.

Nicht nur im Hinblick auf die Entsorgung, sondern auch angesichts des Rohstoffeinsatzes muss auf die Reinheit geachtet werden. Viele Verpackungsmateri-alien sind aus mehreren Stoffen gefertigt, die zum Teil auch unterschiedliche – also fossile und nachwachsen-de – Rohstoffquellen nutzen. Für eine sinnvolle Nut-zung und eine exakte Beurteilung der ökologischen Auswirkungen, müssen die jeweiligen Materialien indi-viduell mittels Öko-Bilanzierung bewertet werden.

textAndrea Lunzer

bildEuropean Bioplastics

was heisst eiGentlich »bioloGisch abbaubar«?Laut Europäischer Norm (EN 13432) dürfen jene Stoffe als »biologisch ab-baubar« bezeichnet werden, die inner-halb von sechs Monaten zu mindestens 90 Prozent in organisches Material (Wasser, CO2, Biomasse) umgewandelt werden. Zudem sind alle Inhaltsstoffe offenzulegen und Schwermetallgrenz-werte einzuhalten. Allerdings bezieht sich diese Norm nur auf industrielle Kompostierung, da hier im Gegensatz zur Kompostierung im eigenen Garten bestimmte Voraussetzungen für den Abbauprozess (z.B. Temperatur) ge-währleistet werden können.

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Page 26: Biorama #17

intervieWElisabeth Gamperl

bildJa!Natürlich

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biorama: Ja!Natürlich stellt die Produktverpa-ckungen von Obst und Gemüse schrittweise auf die abbaubare Zellulosefolie um. Warum verzichten Sie nicht gänzlich darauf? Konventionelles Obst und Gemüse ist auch nicht verpackt.

martina hörmer: Das ist gesetzlich nicht möglich. Der Kunde muss per Gesetz Bioprodukte von konven-tionellen Produkten optisch unterscheiden können. Da im Supermarkt beides angeboten wird und konventio-nelles Obst und Gemüse den größeren Anteil im Regal ausmacht, bleiben sie unverpackt und Bio wird ver-packt. Einzige Ausnahmen: Wird ausschließlich Bio-gemüse angeboten, besteht keine Verwechslungsgefahr und Bio wird lose verkauft. So bei Ja!Natürlich Bio-Zuc-chinis. Außerdem zu bedenken: Würde man das gesam-te konventionelle Obst und Gemüse einpacken, wäre der Müllberg um ein Vielfaches größer.

Kann man die Produkte in der Gemüseabteilung nicht auch anders trennen?

Leider nein – bis dato haben wir keine andere Lösung gefunden.

Warum hat sich Ja!Natürlich für Zellulosefolien entschieden?

Es war uns wichtig, dass unsere Verpackung nicht in Konkurrenz mit Lebensmitteln tritt, also kam unter anderem Maisstärke nicht in Frage. Außerdem sollte sie aus garantiert gentechnik-freiem Material sein. So lan-deten wir beim Rohstoff Holz, aus dem die Folien pro-

duziert werden. Das Holz ist mit einem FSC-Gütesiegel zertifiziert, versteht sich. Wir sind Vorreiter auf dem Gebiet, nur wenige Marken nutzen bislang diese Folien. Solche Zellulosefolien werden ausschließlich in Eng-land produziert.

Die Folien müssen von England nach Österreich transportiert werden. Das hört sich nicht gerade ressourcenschonend an.

Dies ist der einzige Produzent europaweit. Natür-lich achten wir auf die Transportwege, billigere Folien aus Asien wären keine Option.

Tomaten, Paprika, Heidelbeeren, Äpfel: Warum haben Sie nicht gleich Ihr gesamtes Produktsorti-ment auf die Folien umgestellt?

Das muss sukzessive passieren. Wir müssen die Folie für jedes einzelne Produkt testen. Ein Apfel reagiert anders auf Verpackung als ein Radieschen. Und da die Zellulosefolien Feuchtigkeit leicht aufnehmen, kann nicht alles damit eingepackt werden.

An eine Verpackung haben wir außerdem eine Men-ge Ansprüche; sie ist unsere sprichwörtliche »eierlegen-de Wollmilchsau«: hochwertig, ansprechend, umwelt-freundlich, biologisch abbaubar. Sie muss lang halten, das Produkt schützen, Informationen geben und auf den Kompost geworfen werden können. Wir wollten uns bei der Umsetzung keine Fehler leisten, deshalb muss ausgiebig geprüft werden, bevor etwas auf den Markt kommt.

ein apfel ist Kein radieschen EinBlickindenSupermarkt:Bio-Obst und -Gemüse sind verpackt,konventionelleWarenicht.Warumistdasso?WirhabenbeiJa!Natürlich,derBio-EigenmarkevonRewe,nachgefragt.

Biorama Nº. 17 verpackung: interview

Martina Hörmer ist Geschäftsführerin von Rewes Bio-Marke Ja!Natürlich.

Page 27: Biorama #17

THE POWER OF NATURE

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Page 28: Biorama #17

Biorama Nº. 17 verpackung: interview

biorama: Frau Schweig, wann ist eine Verpackung innovativ?

carolina schweig: Im Allgemeinen wird der Begriff »innovativ« leider viel zu häufig und oft auch anstatt »schick« verwendet. Für mich muss da mindestens eine neue Herangehensweise, eine neue Technik oder ein neues Material dahinter stehen, ansonsten kann man nicht von einer Innovation sprechen.

Wie definieren Sie nachhaltige Verpackungen?Ich beziehe mich hier auf die drei Säulen der Nach-

haltigkeit: ökonomische, ökologische und soziale Krite-rien. Die Kosten müssen im Rahmen einer vergleichba-ren Verpackung sein, Natur und Umwelt dürfen dabei nicht geschädigt werden und ein guter Umgang mit den Mitarbeitern wird vorausgesetzt. Für mich gibt es noch ein Kriterium, quasi eine vierte Säule: Wenn sozi-ale Aspekte auch in den Unternehmenszielen meines Auftraggebers berücksichtigt werden, ist das Projekt besonders nachhaltig.

Wie stark ist die Tendenz der Verpackungsindus-trie in Richtung Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist ja ein Modewort. Ich denke, die meisten Menschen wissen nicht, was Nachhaltigkeit bedeutet. Auch im Verpackungsbereich wurde die-ser Begriff in den letzten Jahren sehr häufig verwen-det, aber die Bedeutungen gehen auseinander. Manche meinen damit nachhaltige Materialien, andere denken etwas weiter und berücksichtigen vielleicht auch Pro-duktion und Transport. Dieser komplexe, ganzheitliche

best practiceVerpackungsexpertinCarolinaE.SchweigkenntdieBrancheschonseitdenfrühen80erJahrenundweiß,wie die Industrie zur Nachhaltigkeit steht.

intervieWAndrea Lunzer

bildVerpackungsberatung C.E. Schweig

Ansatz, der ökonomische, ökologische und soziale Kri-terien zugleich berücksichtigt, ist in der Praxis kaum zu finden. Also das Wort Nachhaltigkeit wird meist dafür benutzt, was man gerade verkaufen möchte.

Besteht die Gefahr von Greenwashing?Ja, weil natürlich Tür und Tor geöffnet ist und es kei-

ne gesetzlichen Regelungen und Verpflichtungen gibt.Würden Sie es befürworten, wenn ökologische

Anforderungen für Verpackungen von einer zentra-len, unabhängigen Stelle kämen?

Ja, ich befürworte eine saubere Diskussion darüber, welche Bewertungskriterien hier relevant sind. Aller-dings müsste man das auf internationaler Ebene durch-führen und das könnte schwierig werden.

Was zeichnet Best Practice im Verpackungsbe-reich aus?

Best Practice ist die beste Umsetzung in einem bestimmten Bereich. In meinem Unternehmen setzen wir diese Beispiele als Bench-Marks ein, um unsere Pro-jekte zu verbessern. Aktuelle Best-Practice-Beispiele im Verpackungsbereich stechen durch nachhaltige Aspek-te hervor. Es wird nicht nur das Material berücksichtigt, sondern die gesamte Prozesskette. Wo wird das produ-ziert, wie sind die Transportwege, woher sind die Roh-stoffe, wie kann die gesamte Supply-Chain – also bis hin zum Kunden – optimiert werden? Theoretische Ansätze aus Öko-Bilanzierungen müssen in die Praxis umgesetzt werden. Best Practice sind Verpackungsprojekte, die es schaffen, solche Ansätze zu verwirklichen.

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Den Kunden, den Markt und den Konsumenten verstehen – Verpackungsexpertin Carolina E. Schweig sucht mit ihrem Beratungsunternehmen nach ganzheitlichen Lösungen.

Page 29: Biorama #17

Biorama Nº. 17 verpackung: best practice

best practice

FUEllpopcornNicht gesalzen und auch nicht gezuckert, fettfrei und biologisch abbaubar: Popcorn ist eine umweltfreundliche alternative zu synthetischem füllmaterial, das elektro- geräte oder andere sensible Produkte vor beschädigun- gen beim Transport schützen soll. als nachwachsender Rohstoff findet Mais längst als kompostierbares geschirr oder als bestandteil von bio-Plastik Verwendung. bei der Produktion von Verpackungspopcorn wird spezieller Mais mit sehr hohem stärkeanteil verwendet, der bei erwär-mung sein Volumen besonders vergrößert. füllpopcorn absorbiert Luftfeuchtigkeit, lässt sich mit einem relativ geringen energieaufwand herstellen und ist mehrfach verwendbar. für den Verzehr durch den Menschen ist das Material nicht geeignet ist. Der endverbraucher kann das Popcorn allerdings an Tiere verfüttern, kompostieren oder in die biotonne werfen.

BEST PRACTICE — BEST PRACTICE — B

EST

PRAC

TICE —

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Page 30: Biorama #17

Biorama Nº. 17 verpackung: best practice

best practice

EcocrADlE»wir haben das Material unter unseren betten wachsen lassen«, erinnert sich gavin McIntyre an die ersten Versuche, die pilzbasierte bio-Verpackung zu entwickeln. gemeinsam mit seinem damaligen studienkollegen eben bayer hat er ein Verfahren entwickelt, bei dem landwirt-schaftliche Nebenprodukte wie getreidespelzen oder baumwollhülsen mit Hilfe von Pilzwurzeln innerhalb von fünf bis zehn Tagen zu einem stabilen Material zusammen-wachsen. ecocradle haben sie das Material genannt, das ähnliche eigenschaften wie styropor besitzt, jedoch aus biologischen Rohstoffen besteht, vollständig kompostier-bar, feuerfest, isolierend, feuchtigkeits- und dampfab-weisend ist. Das Ökostyropor kann daher nicht nur als Verpackungsmaterial, sondern auch als Isoliermaterial eingesetzt werden.

BEST PRACTICE — BEST PRACTICE — B

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best practice

Eco TrAyDie Musikindustrie gilt gemeinhin nicht gerade als Musterbeispiel für nachhaltige unternehmungen. Mit dem eco Tray der niederländischen firma Paper foam kann aber zumindest, was die Verpackung von Tonträgern und DVDs angeht, auf umweltverträglichkeit gesetzt werden: Zu 100 Prozent kompostierbar, produziert aus kartoffel- oder Maniokstärke und natürlichen fasern, kann eine cD-Verpackung von Paper foam im Vergleich zu herkömm-lichen cD-Verpackungen auf eine bis zu 85 Prozent gerin-gere kohlendioxid-bilanz verweisen. Nach dem gebrauch kann der eco Tray mit dem altpapier entsorgt und recycled werden. Das fertigungsverfahren ist energieeffizient und wird in kompakten Produktionseinheiten durchgeführt. Der modulare aufbau von kleinen, kostengünstigen Maschinen bedeutet, dass potenzielle Lizenznehmer den eco Tray mit überschaubarem aufwand produzieren können.

BEST PRACTICE — BEST PRACTICE — B

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Page 32: Biorama #17

textMirjam Bromundt

bildMark Fallander, CCHBCAndi Bruckner

Glas oder PET, Ein- oder Mehr-weg oder doch besser Zweiweg?

UndbedenktmanHerstellung,Transport,ReinigungundRecycling

–sichökologischrichtigzuentscheidenistnichteinfach.

Waren in Österreich 1994 noch 96 Prozent der Mineralwasserflaschen mit Pfand belegt, waren es 2010 nur noch 17,3 Prozent. Ein Großteil des in Österreich konsumierten Mineralwassers wird heute somit aus Ein-wegflaschen getrunken, aus Glas oder dem Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET). Mit der 1990 gesetzlich festgeschriebenen Abfallvermeidung hat dies so gut wie nichts mehr zu tun – seit 2001 existiert nur mehr eine freiwillige Selbstverpflichtung des Handels, Getränke in umweltfreundlichen Mehrwegflaschen anzubieten, und in der bis 2017 gültigen Nachhaltigkeitsagenda kommen Mehrwegflaschen gar nicht mehr vor. Der Triumph der Einwegflasche ist ökonomisch logisch: Der Handel spart beim Personal, die Verpackungsindustrie in der Produktion. Bei dem anhaltenden Abwärtstrend von Mehrwegflaschen prognostiziert eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Pricewaterhouse Coo-pers im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) für 2017 allein durch Getränkeverpackungen in Österreich 331.000 Tonnen mehr CO2 als vor zehn Jahren. Durch das mehrfache Wiederbefüllen von Getränkeflaschen (PET rund 20 Mal, Glasflaschen ca. 40 Mal) fiele im Ver-gleich zu Wegwerfflaschen 95 Prozent weniger Abfall an und würde 80 Prozent der Energie eingespart.

Woraus trinKst du?

32Biorama Nº. 17 verpackung: glas vs. pet

Recycling galore: Mehrweg ist im Getränkeregal die ökologischere Entscheidung.

Page 33: Biorama #17

bildMark Fallander, CCHBCAndi Bruckner

die crux der entscheidunGsfreiheitMehrweg ist also besser als Einweg – und das laut

Umweltbundesamt (UBA) Deutschland bis zu einem Transportweg von 750 Kilometern zwischen Abfüllan-lage und Verkauf. In Österreich sind im Gegensatz zu Deutschland seit 2009 keine Mehrwegflaschen aus PET mehr im Handel erhältlich, obwohl diese pro 1.000 Liter Füllgut ca. 40 Prozent weniger Rohstoffe verbrauchen und rund 50 Prozent weniger klimaschädliche Treib- hausgase emittieren. Die in Österreich erhältlichen PET-Pfandflaschen von Vöslauer werden nicht wiederbefüllt, sondern im Zweiwegsystem recycelt. Die zurückgenom-menen Flaschen werden zerkleinert und als Rohstoff mit 50 Prozent neuem Material zu neuen Flaschen. Die Studie der DUH zeigt, dass Zweiwegflaschen ökologisch gesehen zwischen Ein- und Mehrwegflaschen liegen. In Deutschland werden nämlich 99 Prozent der bepfande-ten Getränkeverpackungen gesammelt – doppelt so viel wie die Einweg-Pendants – und ermöglichen durch die Sortenreinheit nicht nur ein quantitativ sondern auch qualitativ besseres Recycling.

Im Vergleich von PET und Glas kommt der Verband österreichischer Umweltberatungsstellen auf über- raschende Ergebnisse: Die Ökobilanz von PET-Flaschen bei Mehr- sowie Einweg sei besser als jene von Flaschen aus Glas. Ausschlaggebend ist das geringe Gewicht, das sich bei Transport und Logistik positiv auswirkt. Im Ein-wegsegment wird PET knapp vor Glas gereiht. Die Pro-duktion von Einwegflaschen aus Glas ist sehr energiein-tensiv und verbraucht laut DUH 50 Mal mehr Rohstoffe als Mehrweggebinde gleicher Größe und Güte. PET bis zu 17 Mal mehr.

Ob PET oder Glas – Mehrweg wäre am Getränke- regal also die ökologische Entscheidung. Maßnahmen zur Stärkung von Mehrwegsystemen sind in Österreich wie Deutschland jedoch nur auf dem Papier gegeben. Das vom Umweltministerium 2010 erarbeitete Öko- bonus-Modell sah vor, den Anteil an Mehrwegflaschen im Handel per Bonus / Malus-System erreichter Quote zu steigern. Die Umsetzung scheiterte am Druck aus der Wirtschaft. Die aktuelle Nachhaltigkeitsagenda spielt den Ball an die Firmen, die wiederum mit der Ent-scheidungsfreiheit der Kunden argumentieren. Auch in Deutschland fehlt eine entsprechende Regelung seitens der Politik. Die 2003 eingeführte Pfandpflicht, die das Mehrwegsystem stärken sollte, hat ihr Ziel laut UBA ver-fehlt: Es werden mehr Getränke denn je in umweltschäd-liche Verpackungen abgefüllt. Der Naturschutzbund Deutschland schlägt statt der geplanten Ausweitung der Pfandpflicht eine Umweltabgabe vor, die sich am CO2-Ausstoß der Verpackungsherstellung orientiert.

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Page 34: Biorama #17

Biorama Nº. 17 verpackung: interview

intervieWMirjam Bromundt

bildVöslauer

biorama: Schmecken Sie den Unterschied zwischen Wasser aus der Glas- bzw. der PET-Flasche?

alfred hudler: Beide enthalten pures Vöslauer Mineralwasser aus unse-rer Quelle in Bad Vöslau. Nein, ich schmecke keinen Unterschied. Wäre es in Bezug auf die Umwelt betrachtet nicht sinnvoller, Glas statt Plastik zu verwenden?

Das glaube ich nicht. Vergangenes Jahr hat eine Studie des ifeu-Instituts gezeigt, dass u.a. die getrennte Sammlung und das Recycling die Öko-Bilanz von PET-Flaschen in Österreich entscheidend verbessert haben. Die Studie belegt, dass der ökologische Fußabdruck von PET-Flaschen etwa auf dem Niveau von Mehrweg-Flaschen liegt.

Ist der Umschwung nicht eher ökonomisch motiviert?PET als Material ist leichter, flexibler und unzerbrechlich, aber auch wirt-

schaftlich gesehen sind diese Getränkeverpackungen sinnvoll. Vor allem in Verbindung mit einem funktionierenden PET-Wertstoffkreislauf wie in Österreich sind PET-Flaschen besser als ihr Ruf.

Vöslauer positioniert sich u.a. bewusst im Bereich der LOHAS. Wie kann da der Einzug der PET-Flasche gerechtfertigt sein?

Ja, Vöslauer ist ganz klar im Lifestyle-Bereich positioniert. Aber gerade die LOHAS sind bestens informiert und extrem kritisch. PET ist gerecht-fertigt, da es Produkte erlaubt, die einem modernen, urbanen Lifestyle entsprechen. Da sind das leichte Gewicht und Unzerbrechlichkeit wich-tig. Es ist aber ebenso gerechtfertigt, dass der Ruf nach neuen Lösungen laut wird und wir darauf Antworten finden müssen. So haben wir in den letzten Jahren unser Verpackungsvolumen drastisch reduziert, unseren Recyclat-Anteil auf 50 Prozent erhöht und sind Gesellschafter der PET to PET Recycling Österreich.

Inwiefern hängt der Erfolg von Vöslauer von der Strategie ab, früh-zeitig auf PET- statt auf Glasflaschen gesetzt zu haben?

Natürlich sind Innovationen und das rechtzeitige Erkennen von Trends ein wesentlicher Teil unseres Erfolges. Die PET-Flasche hat den Markt stark verändert und neue Konsumgewohnheiten geschaffen. Plötzlich wurde Wasser trinken auch unterwegs üblich und lag ganz im neu erwachenden Gesundheitstrend.

Wie wird der Getränkeverpackungsmarkt in Zukunft aussehen? Recycling, Nachhaltigkeit und der ökologische Fußabdruck werden eine

noch stärkere Rolle spielen als bisher. Der Trend geht hin zu gewichtsop-timierten Lösungen und höheren Recyclat-Anteilen. Es wird auch viel mit Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen experimentiert. Bislang hat sich aber PET als alltags- und handelstauglichste Verpackung erwiesen.

AlfredHudler,VorstandsvorsitzenderderVöslauerMineralwasserAG,hatsichimHandelfür PET entschieden.

Wasser für unterWegs

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Page 35: Biorama #17

bildVöslauer

www.lessismore.at

Page 36: Biorama #17

die schlechte Nachricht zu Beginn: Detaillierte Aus-sagen darüber, welche Produktverpackungen nachhaltig sind und welche nicht, lassen sich nur nach Durchfüh-rung produktspezifischer Öko-Bilanzen treffen. Kunst-stoff ist nicht gleich Kunststoff und Metall ist nicht gleich Metall. Unterscheidungen zwischen Papier, Kar-ton, Recyclingpapier, ungebleichtem oder beschichtetem Papier nehmen ebenfalls auf die ökologischen Bewertun-gen starken Einfluss. Zudem ist das Mengenverhältnis zwischen Packgut und Packmittel – also zwischen Fülle und Hülle – nicht unrelevant. Abgesehen von den detail-lierten Aussagen gibt es dennoch einige Gesichtspunkte, die bei den einzelnen Verpackungsmaterialien hervor-stechen und sie zu einem ökologisch sinnvolleren oder bedenklicheren Packmittel machen.

sind alle verpacKungen böse?...odersindmancheausökologischerSichtbetrachtetbesseralsandere?Ein Leitfaden für nachhaltige Verpackungen.

textAndrea Lunzer

Biorama Nº. 17 verpackung: materialcheck

pApiEr / kArTonDer große Vorteil an Verpackungen aus Papier und karton ist die Herstellung aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Das Material hat ein geringes Transportgewicht und lässt sich getrennt entsorgen. als Nachteil kann der hohe wasserverbrauch in der Produktion angeführt werden. Trotzdem, Papier und kartonagen sind nicht zuletzt durch die hohe Recycling-Quote eine sinnvolle alternative.

MEhrwEgvErpAckUngEnProduktverpackungen haben nicht zuletzt aufgrund der einmaligen Verwendung eine negative Öko-bilanz. Durch den mehrmaligen einsatz der Packmittel könnten umwelt-auswirkungen stark reduziert werden. eine Mehrwegfla-sche spart bei 30-maliger befüllung den Rohstoffeinsatz, die Herstellungsenergie und die schadstoffemissionen von 30 neuen flaschen. Mehrweg-PeT-flaschen sind aufgrund ihres geringen gewichts am ökologisch sinn-vollsten. Leider sind sie, so wie viele andere Mehrwegver-packungen, im Handel selten zu finden.

kUnsTsToFFDie in der Verpackungsindustrie verwendeten kunststoffe (Pe, PP, PeT) werden auf basis von fossilen Rohstoffen (erdöl) hergestellt. angesichts der erdölverknappung werden hier Ressourcen uneffizient eingesetzt. obwohl der Rohstoffeinsatz in den letzten Jahrzehnten deutlich reduziert und u.a. durch den einsatz von recyceltem kunststoffgranulat verbessert wurde, müssen die auswirkungen auf Mensch und umwelt – einerseits durch Inhaltsstoffe, andererseits durch abrieb, der sich im Meer wiederfindet – berücksichtigt werden.

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ad personamAndrea Lunzer (30) hat sich während ihres Marketingstudiums in Wiesel-burg auf erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe speziali-siert. Gemeinsam mit David Golde-nits gründete sie eine Initiative zur Förderung nachhaltiger Verpackungs-lösungen. Für den Verpackungs-Schwerpunkt dieser Ausgabe stand sie biorama als Autorin und Expertin zur Seite.—— www.unfold.or.at

METAllkonservierte Nahrungsmittel, getränke, Öle, Lacke und Lösungsmittel werden häufig in Metall verpackt. Vor allem beim einsatz von aluminium ist aus ökologischer sicht Vorsicht geboten, da es in der Produktion einen enorm hohen energieeinsatz aufweist. Zudem können aus dem Rohstoff (bauxit) nur maximal 60 Prozent aluminiumoxid gewonnen werden. Der Rest muss deponiert werden. generell sollte Metall eher für langlebige Produkte verwendet werden.

bio-plAsTikkunststoffe auf basis nachwachsender Rohstoffe sind sinnvolle alternativen zu petrochemisch hergestelltem Plastik. folien auf basis von Holz, Pflanzenölen, kartoffel- oder Maisstärke sind hierfür beispiele. Leider kommen häufig gentechnisch veränderte saaten zum einsatz. Zudem sind die Pflanzen meist nicht aus biologischem an-bau und werden häufig in großen Monokulturen angebaut.

ohnE vErpAckUngam besten wäre es natürlich, die Verpackung ganz wegzulassen. Die meisten Produkte werden aber direkt beim Hersteller verpackt und nur wenige Produkte werden lose angeboten. oft ist das auch gar nicht möglich, wie zum beispiel bei flüssigen gütern. sinnvoll ist in diesem Zusammenhang der Verzicht auf einweg-Tragetaschen beim einkauf. Leider sind im einzelhandel die Plastiktüten meist gratis und werden nur auf ausdrücklichen wunsch weggelassen.

glAsglas ist ein sehr hochwertiges Produkt und benötigt in der Herstellung viel energie. bei der Verwendung als einwegverpackung werden diese Ressourcen nicht aus-reichend genutzt. Darum eignet sich glas für langlebige güter und zur Mehrwegnutzung. Übrigens: glas-Recycling fällt nicht unter Mehrwegnutzung, da das altglas erneut eingeschmolzen wird – und dabei wird wieder energie verbraucht.

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Page 38: Biorama #17

38Biorama Nº. 17 marktleben

die neuen am marKt

unsere nette stammkundschaft und die kollegen. Die 23-jährige Juliane aus Deutschland ist vor eineinhalb Jahren ausgewandert und versorgt seitdem das toastverliebte England mit Brot aus ihrer Heimat. »Das Beste ist die Arbeit mit den anderen Tradern – das deutsche Wort dafür hab ich vergessen.« — Stand: backhaus bakery, borough Market london

Page 39: Biorama #17

text und bildSarah Krobath

vom lebendigen Umfeld, dem direkten Feedback der Kunden und der täglichen Arbeit an der frischen Luft bis hin zur Verbundenheit mit den anderen Standbe-treibern und den Rabatten, die man bei seinen Kolle-gen bekommt – ein eigener Marktstand bringt viele Vorteile mit sich. Um 7.30 Uhr, bei frostigen drei Grad und Nieselregen fällt es einem allerdings schwer, sich diese ins Gedächtnis zu rufen. Dazu bleibt Jürg auch gar keine Zeit. Gemeinsam mit seinem Team lädt er am Borough Market in London Kisten aus dem Lieferwagen aus, baut den Marktstand auf und bestückt ihn mit rund 30 verschiedenen Käsesorten aus dem Hause Jumi mit kuriosen Namen wie Summerhimu oder Hanfmutschli. Seit einem halben Jahr sind die Schweizer bei Wind und Wetter auf verschiedenen Märkten im Vereinigten Königreich anzutreffen. Kaum steht der Stand, tummeln sich auch schon die ersten neugierigen Kunden davor, fragen einem Löcher in den Bauch und füllen den ihren mit Käse-Kostproben. Jürg ist im Stress, aber zufrieden, denn anders als zuhause in Bern muss sich Jumi in Lon-don erst einen Namen machen.

der arbeitsplatz als Gelebte kulturWenigstens darüber musste sich Tommi Brunnader

bei der Eröffnung seines Marktstandes OAN – Organic and Natural keine Gedanken machen. Der Naturkostla-den, den seine Eltern seit über 30 Jahren betreiben, ist am Wiener Kutschkermarkt allen ein Begriff. »Wir sind mit offenen Armen empfangen worden. Die Marktbe-wohner freuen sich, dass sich was tut«, berichtet der 28-Jährige über seine Anfänge als Marktstandler. Die positiven Reaktionen der anderen Standler erklärt er

Gewitter,Minusgrade,ArbeitsbeginninallerFrühundHochbetriebamWochenende–einenMarktstandzubetreibenistkeinZuckerschlecken.Trotzdem ziehen immer mehr junge Menschen das Marktleben einem klimatisierten Büro und bezahltem Urlaub vor.Warum,verräteinBesuchbeidernächstenGenerationderMarktverkäufer.

Investoren aller Art profi tieren von der Spekulation mit Nahrungsmitteln. Agrarkonzerne zerstören die Lebensgrundlage von Kleinbauern. Auf Äckern, die einst der lokalen Bevölkerung Kartoff eln, Bohnen und Mais lieferten, wachsen heute Biospritpfl anzen und Viehfutter für den weltweit steigenden Fleischkonsum. Der Hunger nicht nur in den ärmsten Ländern der Welt ist eine gemachte Katastrophe – und eine vermeidbare.

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MIT DEM ESSEN SPIELT MAN NICHT

DAS NEUE HEFT DER EDITION LE MONDE DIPLOMATIQUE

Mit Beiträgen von Katharina Döbler, Benedikt Haerlin, Hilal Sezgin, Harald Schumann, Jean Ziegler u.a.

Page 40: Biorama #17

40Biorama Nº. 17 marktleben

jeder tag ist anders. Mit dem oan wollen Tommi Brunnader (28) und seine Geschwister dem Wiener Kutschkermarkt neues Leben einhauchen und jungen Menschen den Markt schmackhaft machen. Bei Null anfangen musste der gelernte Koch nicht, der elterlich geführte Naturkostladen liegt gleich gegenüber. — Stand: oan, kutschkermarkt wien

Page 41: Biorama #17

damit, dass Alt und Jung dasselbe Ziel verfolgen: den Markt mit Leben füllen. Statt einen Ort, an dem man sich mit Lebensmitteln eindeckt, sieht Tommi seinen Arbeitsplatz als Teil der gelebten Kultur, zu der er mit seinen frischen Mittagsmenüs, Salaten, Säften und Espresso in Bio-Qualität wie auch dem modernen Stand-Design etwas beitragen will. Dasselbe möchte auch Aus-wanderin Juliane mit ihrem Backhaus-Stand am 1.236

Kilometer entfernten Londoner Borough Market. »Für unser echt deutsches Brot und die traditionellen Mehl-speisen nehmen unsere Stammkunden zum Teil sogar zwei Stunden Fahrt in Kauf«, erzählt die gelernte Kos-metikerin stolz. Die anderen Marktstandler sind für die 23-Jährige mittlerweile zur Familie geworden und die-se greifen den Jungen gerne unter die Arme, wenn sie ab und zu etwas unorganisiert sind. Dass sich die alten Hasen auch etwas von der neuen Generation am Markt abschauen können, beweist Marianna von Oliveology. Die ästhetisch auf ihrem Stand arrangierten Olivenöle, Kalamata Oliven, Döschen mit Olivenblütentee und der griechische Honig sind richtige Eye-Catcher. »Wir Jun-gen sind kreativer und legen bei der Präsentation unserer Waren mehr Wert aufs Detail«, ist die Produktdesignerin überzeugt. Seit sie 2009 ihren Job an den Nagel gehängt hat, steht sie Woche für Woche am Markt. Im Büro hätte sie nicht so viele interessante Gespräche mit Menschen aus aller Welt geführt, da ist sich Marianna sicher. „»Den ganzen Tag von köstlichem Essen umgeben zu sein, ist natürlich auch fantastisch, aber man wird schon ganz schön verzogen«, fügt sie hinzu.

»WasistdasBesteamMarktleben?«

—»DieMittagspause.«Harrison, 20

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Page 42: Biorama #17

42Biorama Nº. 17 marktleben

die jahreszeiten im freien erleben. Statt im Büro hinter dem Computer zu sitzen, steht Marianna (31) lieber in der frischen Luft am Markt. Vor drei Jahren hat die Produktdesignerin den Schreibtisch gegen ihren Marktstand getauscht, wo sie Olivenprodukte von griechischen Bio-Bauern verkauft. — Stand: Oliveology, borough Market london

Page 43: Biorama #17

43

besser als jede studie. In der Schweiz kennt Jürg (31) und die Käse von Jumi jeder. Jetzt will er mit seinem Team auch die Bedürfnisse der Londoner Genießer stillen. »Am Markt erfahren wir aus erster Hand, was die Leute brauchen und was wir in Zukunft produzieren müssen.« — Stand: Jumi, Münstergasse bern, borough Market & Patridges Market london

Page 44: Biorama #17

ein Viertel im Pariser Osten. Postkartenmoti-ve und Touristen sucht man hier vergebens. Dafür überschattet ein Komplex aus 15-stöckigen Sozial-wohngebäuden die Straße. Ein Gewirr von Durch-gängen und Treppen verläuft unterhalb der Wohn-türme und dann, ganz im Inneren der Anlage, nicht etwa ein grauer Innenhof, sondern kleine Gemüse-beete und Himbeerhecken, durch die Bäume scheint die Wintersonne. Um lustig bunt bemalte Holzkis-ten hat sich eine Gruppe Menschen versammelt, die einem Mann in roter Schürze und Gummistiefeln zuhört. Dieser öffnet soeben den Deckel einer Kiste und stochert mit einer Metallspirale darin herum. Es dampft. »40 Grad hat der Kompost jetzt«, erklärt der Mann den Umstehenden. Die Temperatur steige aber noch auf ungefähr 60 Grad an, vorausgesetzt der Kompost wird regelmäßig durchgemischt. Denn die aeroben Bakterien, die hier Apfelkippen und welke Salatblätter zersetzen, benötigen Sauerstoff. Wenn der Kompost ordentlich durchgelüftet wird, laufen sie zur Höchstform auf und die Temperatur steigt. Das beschleunigt die Zersetzung des Abfalls.

Das ist eine der ersten Lektionen, die Jean-Jac-ques Fasquel den Teilnehmern seiner Seminare mit auf den Weg gibt. »Maître Composteur« nennt er sich, Kompostiermeister. Der 46-Jährige hat in sei-nem Leben schon viel gemacht, er war Kinodirektor, Eventmanager, zuletzt Leiter eines Einkaufszen-trums. Jetzt weiht er Großstädter in die Geheim-nisse des Kompostierens ein und bildet sogenannte Kompostier-Referenten aus. Sie sollen demnächst nachbarschaftlich betriebene Anlagen betreuen.

»kompostieranlaGen sind soziale orte«Angefangen hat alles 2007. Fasquel wollte etwas gegen

die Verschwendung des organischen Abfalls tun. Er ver-teilte in seinem Wohnhaus Zettel in den Briefkästen und warb für seine Idee: einen gemeinschaftlichen Kompost auf dem ungenutzten Grundstück hinter seinem Wohn-haus. Er überzeugte nicht nur seine Nachbarn, sondern auch den Vermieter und so entstand der erste Gemein-schaftskompost in Paris. Fasquel präsentierte das Projekt der Stadt und es machte Schule. Heute, fünf Jahre spä-ter, gibt es in Paris bereits 80 solcher Kompostanlagen, in denen Nachbarn ihre Küchenabfälle gemeinsam zu Humus werden lassen. Die Millionenmetropole will ihre Müllberge und den Entsorgungsaufwand reduzieren und Kosten einsparen. Kompostieranlagen sind eine nahelie-gende Lösung. Denn von den 522 Kilo Müll, die jeder Pariser durchschnittlich im Jahr erzeugt, sind 30 Pro-zent organischer Abfall. Doch damit der ordnungsgemäß zu Humus wird, braucht es Fachleute, die von Menschen wie Jean-Jacques Fasquel ausgebildet werden. Kompos-tieren könnte in der Großstadt bald zu einem Volkssport werden. In Fasquels Viertel entstand aus dem Kompost sogar ein weiteres Projekt – der Gemeinschaftsgarten. Hier ziehen Nachbarn zusammen auf ihrem eigenen Humus Tomaten, Himbeeren und Zucchini. »Eins bedingt das andere«, erklärt der Kompostiermeister. »Mit dem ersten eigenen Humus wächst die Lust, die-sen selbst zu verwenden.« Kompostieren ist mehr als reine Abfallentsorgung. So kommen Fasquels Nach-barn regelmäßig an den Holzkisten zusammen. Wenn die Haufen mal wieder umgeschichtet werden müssen, wenn eine neue Kiste aufgestellt wird oder wenn sich

text & bildAnn-Christin Meermeier

44Biorama Nº. 17 urban composting

die Kompostier -connectionGroßstädterdiskutierenangeregtüberWurmkulturen,haltenstolzihrenersteneigenenHumusindenHänden.EinegrüneUtopie?Nein.In Paris wird Kompostieren langsam zu einer Art Volkssport.

Page 45: Biorama #17

neue Kompostierwillige finden. Dann organisiert Fas-quel sogar eine kleine Zeremonie, in der die Neulinge feierlich eine Verpflichtung unterschreiben. Auf die Fei-erstunde folge dann ein Apéro-Bio, man trinke Wein und erzähle, berichtet Fasquel. »Kompostieranlagen werden zum sozialen Ort«, ist er überzeugt. In anonymen Wohn-türmen begegnen sich Nachbarn plötzlich regelmäßig, wenn sie ihre Haushaltsabfälle entsorgen.

flieGenschwärme und GestankAber nicht jeder Pariser ist gleich Feuer und Flamme.

Natürlich gebe es viele, die Angst vor Geruch oder Flie-genschwärmen haben, berichtet Fasquel. Neulich habe sich eine Dame vehement gegen einen Gemeinschafts-kompost in ihrem Haus gewehrt. Alle Argumente waren vergebens. »Wir sind hier doch nicht auf dem Land«, beendete die Dame die Diskussion. Dass die Wirklich-keit in einer Stadt mit der höchsten Bevölkerungsdichte Europas mit Landleben wenig gemein hat, bedauert die 33-jährige Emeline Beneche manchmal. Sie teilt sich mit ihrem Freund Emmanuel eine 30-Quadratmeter-Wohnung ohne Balkon. Emeline liebt das Gärtnern, aber »Balkone und Gärten sind in dieser Stadt nur etwas für Reiche«, sagt sie. Trotzdem, den Kurs »Techniken des Kompostierens«, den das Haus des Gärtnerns anbietet, lässt sie sich nicht entgehen. Für sie und ihren Freund kommt allerdings nur der Lombrikompost in Frage. Ein Modell aus ineinander gestapelten Eimern, das man the-oretisch auch in der Wohnung verwenden kann. Wie in einem herkömmlichen Kompost draußen, fressen sich auch im Lombrikompost Würmer durch die Haushalts-abfälle. Die Tierchen sind in jedem Gartenfachgeschäft

erhältlich, aber sie sind anspruchsvoll. »Wenn es zu kalt oder zu warm wird, arbeiten sie nicht mehr. Wenn es an Platz oder Nahrung mangelt, auch nicht«, erklärt die Umweltpädagogin den Seminarteilneh-mern. Deswegen hat auch der Kompost Saison. Am besten läuft es im Herbst oder im Frühling, dann sind die Temperaturen für die Würmer am ange-nehmsten und schon nach drei Monaten könnte der erste Humus geerntet werden.

Seminarteilnehmer Charles kompostiert schon seit drei Jahren auf seinem Balkon. Den Humus verteilt der Rentner in seinen Blumentöpfen oder verschenkt ihn an die Nachbarn. Jetzt wirbt er in seinem Haus für einen Gemeinschaftskompost. Warum die Lust am Kompostieren? »Es amüsiert mich«, antwortet der 63-Jährige schlicht. Die sonst so fragilen Balkonpflanzen wüchsen jetzt prima, mit dem Kompost kamen die Würmer und mit denen die Vögel. Ob er für sein Hobby nicht manchmal komisch angeschaut werde, noch dazu in einer Großstadt wie Paris? »Wieso«, fragt er verblüfft, »auf dem Land sind die Leute doch noch engstirniger. Hier kann jeder tun, was er will.«

Emeline Beneche erklärt sich die neue Lust am Kompostieren damit, dass die Menschen wissen wollen, wie die ursprünglichsten Prozesse der Natur ablaufen. In der Stadt, die aus allen Nähten platzt, sehnen sich alle nach dem Essenziellen, nach Luft und Erde – und die stellen sie im Zweifelsfall selbst her. Für Kompostiermeister Fasquel ist der Fall sowieso klar: »Compostage, c’est la vie«, sagt er.

Kompost-Kumpels: Im Kompost tummeln sich nicht nur Regenwürmer, auch Steinfüßler wie diesen hier findet man dort.

Sie machen ihrerseits Jagd auf Regenwürmer und Insekten.

45

Page 46: Biorama #17

46

die Vorstellung von der staatszersetzenden Kollek-tivbewegung, die die Bürgerschreck-Kommunen der 60er-Jahre in der gesellschaftlichen Wahrnehmung hinterlassen haben, ist längst verblichen. Doch das allgegenwärtige Konkurrenzprinzip des Kapitalismus hat dafür gesorgt, dass für den Einzelnen individuelle Freiheit und Kooperation im Widerspruch zueinander stehen. Dazu kommt, dass Gemeinschaft immer noch stark mit Unterordnung und Gleichschaltung assozi-iert wird. Die Sehnsucht nach Verständnis und Zugehö-rigkeit trifft dabei auf die Angst vor einer zermürben-den Alle-entscheiden-alles-Basisdemokratie, an deren Ende man sich entmündigt und seiner Individualität beraubt sieht.

soziale innoVationAuch im gegenwärtigen Nachhaltigkeitsdiskurs wird

häufig vernachlässigt, dass zur Lösung der sozialen und ökologischen Krise neue gemeinschaftliche Lebensfor-men mit ihren Organisationsstrukturen und sozialen Prinzipien immens an Bedeutung gewinnen. Die Bün-delung von Ressourcen und Energie spart Kosten, der gemeinsame Besitz von Alltagsgütern, Gebäuden und Produktionsmitteln eröffnet Alternativen in ökologi-scher und wirtschaftlicher Hinsicht. Bereits bestehen-

die Konturen des KolleKtivs – experiment zusammenlebenIneinerZeit,diestarkvonWandelundVeränderunggeprägtist,wächstdieBereitschaft,mitAlternativenzuexperimentieren.EinwagemutigerAnsatzbestehtdarin,seinLeben in einer Gemeinschaft oder Kommune zu organisieren.

de Projekte zeigen, wie man mit weniger finanziellem Einsatz und weniger Energieverbrauch trotzdem die persönliche Lebensqualität steigern kann.

In gemeinschaftlichen Zusammenhängen werden seit Jahren neue kommunikative Werkzeuge zum Umgang miteinander erfunden, erprobt und weiter-entwickelt. Intentionale Gemeinschaften mit gemein-samen Zielsetzungen wie Ökologie, landwirtschaftli-che Selbstversorgung, Kindererziehung, solidarische Ökonomie, Arbeitskooperative, Selbstentfaltung und Altersversorgung gründen sich in urbanen wie ländli-chen Regionen. In der aktuellen Ausgabe von »Euro-topia«, dem umfassendsten Verzeichnis von Gemein-schaftsprojekten in Deutschland und Europa, stellen sich knapp 400 Gemeinschaften und Ökodörfer dar: mit ihren Visionen und Zielen, ihren Charakteristika und Besonderheiten. Darin finden sich auch zahlrei-che aufschlussreiche Beiträge, zu welchem Gemein-schaftswissen die Szene in jahrzehntelanger Praxis und Reflexion gekommen ist. Menschen aller Alters-gruppen haben im Gemeinschaftsmodell inzwischen eine Lebensform gefunden, die eine ökologische Lebensweise nachhaltig unterstützt und auch die sozi-alen Bedürfnisse und das Miteinander »menschenge-rechter« regelt und befriedigt.

Biorama Nº. 17 wie gründe ich eine kommune?

Page 47: Biorama #17

47textWolfgang Smejkal

illustrationAndreas Schörkhuber

am anfang stehen verschiedene Menschen mit ihren sorgen

und sehnsüchten. sie wollen ökologisch leben und sehnen sich

nach lebendigem kontakt mit anderen. Das ist oft der tiefste

wunsch, der aber gleichzeitig auch mit Ängsten beladen ist:

»werde ich in einer gruppe bestehen? wo bleibt meine freiheit?«

Nach dem amerikanischen sozialpsychologen scott Peck kann

eine gruppe nur dann zu einer echten gemeinschaft werden,

wenn die Mitglieder durch eine Phase der selbstreflexion

gehen. erst wenn man sich seiner eigenen Verhaltensmuster

klar geworden ist, kann man anderen unvoreingenommen und

offen begegnen, was die grundlage für die Vertrauensbildung

im gemeinschaftsprozess darstellt. als Idealzustand nennt

Peck eine »friedliche atmosphäre der wertschätzung«.

schritt 1: wer macht mit?wenn man keine fixe gruppe aus dem persönlichen umfeld hat,

benötigt man werbung für sein Vorhaben. flyer, Info-workshops,

online-anzeigen, Referenten aus bestehenden gemeinschaften

– wichtig ist dabei vor allem ausdauer und fantasie.

schritt 2: was & warumHat sich eine gründungsgruppe gebildet, ist es hilfreich,

gemeinsam eine erklärung zu formulieren, die sowohl die

Vision (wie die gruppe die welt gerne hätte) als auch die

aktivitäten, die dazu beizutragen, diese andere welt her-

beizuführen, beschreibt. sie ist der Prüfstein, zu dem man

zurückkehrt, wenn es im entscheidungsprozess einen kon-

flikt gibt und sie hilft, weitere Mitglieder anzuziehen.

unglücklicherweise zeigt die erfahrung, dass 90 Pro-

zent der Projekte in dieser Phase steckenbleiben.

schritt 3: wie?wenn es keinen chef gibt, ist es müßig, sich über Recht- und

Nichtrechthaben zu streiten. also muss man eine gerechte

Methode zur entscheidungsfindung wählen. Die meisten

gemeinschaften benutzen strukturen wie Plenum, forum

und kleingruppen sowie konsensgestützte abstimmung

mit qualifizierter Mehrheit. entscheidungsprozesse sollten

schriftlich dokumentiert und für alle nachvollziehbar sein.

leitfaden: wie Gründe ich eine kommune?

— www.austrotopia.net

— www.eurotopia.de

— www.kommuja.de

— www.gemeinschaftsbildung.com

— www.wohnprojekte-portal.de

Page 48: Biorama #17

48

schritt 4: wer noch?einen klaren Prozess der Mitgliedschaft für die aufnahme in die

gruppe schaffen, der leicht verständlich für alle Interessierten

ist, die sich vom was, warum & wie angesprochen fühlen.

schritt 5: du schon wieder!oft vertreten Menschen unterschiedliche strategien, um das-

selbe Ziel zu erreichen. konflikte können reduziert werden, wenn

die gemeinschaftsmitglieder effektive kommunikationsformen

erlernen und diese auch regelmäßig anwenden, um miteinander

auf freundliche, offenherzige und transparente weise zu reden.

schritt 6: wo?kriterien für ein wohngebäude oder grundstück auswählen und mit

der suche beginnen. eine Liste der eigenschaften erstellen, die das

ideale objekt haben sollte. Dieser suchprozess kann mehrere Jahre

dauern und wird häufig von fluktuationen in der gruppe begleitet.

schritt 7: wem Gehört was?es gibt gemeinschaften mit einem einzeleinkommens-Modell

oder mit gemeinsamer Ökonomie. Davon ist auch abhängig, ob

man im fall eines ankaufs gemeinsam als besitzer auftritt. Dies

benötigt eine Rechtsform, die diese art von besitzverhältnis unter-

stützt (z.b. eine genossenschaft oder kooperative). gleichzeitig

werden die eintrittsbeiträge festgelegt und spätere austritte

geregelt. eine andere Möglichkeit ist, mehrere wohnungen anzu-

mieten und eine davon als gemeinschaftszentrum zu nutzen.

schritt 8: was nun?Normalerweise planen Projekte ihr scheitern nicht, passieren

kann es aber trotzdem. Von den gegründeten gemeinschaftten

überdauern lediglich zehn Prozent die ersten drei bis fünf Jahre.

Die meisten davon sind nie in die wichtige Regenerationsphase

eingetreten: wie erfolgreiche Projekte zeigen ist es notwen-

dig, jede aktivität, die zum aufbau und zum Zusammenhalt der

gemeinschaft beiträgt, zu würdigen und zu feiern – das ist ein

ganz wesentliches element der stabilisierung und bewusst-

werdung. Nur so bleibt eine gruppe mit ihrer ursprünglichen

Vision verbunden und vermeidet den burnout-effekt.

leitfaden: wie Gründe ich eine kommune?

Biorama Nº. 17 wie gründe ich eine kommune?

Page 49: Biorama #17

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3 fraGen an iris kunze,gemeinschaftsforscherin

biorama: Was genau ist der Unterschied zwischen einer Kommune und einer Gemeinschaft?

iris kunze: Die Kommune ist eine spezielle Form von Gemeinschaft, die als Gegenentwurf zum Kapitalismus eine politische Motivation hat. Leben, Wohnen und Wirtschaften im Sinne einer gemeinsamen Ökonomie, um andere Gerechtigkeitsverhältnisse zu schaffen. Ein Paradebeispiel ist die Kommune Niederkaufungen, die seit 20 Jahren mit einer Größe von mehr als 70 Leuten Vorbild für viele andere ist. Alle Mitglieder arbeiten in den gemeinschaftlichen Betrieben – Schreinerei, Schlosserei, Altenbetreuung, Bioladen, Landwirtschaft. Es gibt keinen Chef, und es gibt keine Gehaltsauszahlun-gen. Fast alle arbeiten nach eigener Facon in den kollek-tiv verwalteten Betrieben, um sich im Rahmen der Ver-antwortung für das Ganze einzubringen, und nehmen sich dann aus der Kasse, was sie für sich brauchen.

Kann man statistisch von einem Anstieg bei Gemeinschaftsgründungen sprechen?

Ja, absolut. Im Gemeinschaftsverzeichnis »Euroto-pia« sind die Hälfte der insgesamt 200 für Deutschland eingetragenen Gemeinschaftsprojekte in den letzten beiden Jahren hinzugekommen, andererseits sind viele, die in den Jahren zuvor drin waren, nicht mehr da. Es gibt also eine hohe Fluktuation, und auch ein Scheitern von vielen Projekten.

Welche Fähigkeiten sollte man für ein Leben in Gemeinschaft mitbringen?

Es geht vor allem darum, eine kooperative Haltung zu entwickeln. Auf der einen Seite ist man Individu-um, auf der anderen Seite Gemeinschaft. Dazu gibt es Methoden, mit denen man lernen kann, eine Trans-formation vom »harten« zum »weichen« Individualis-muszu vollziehen. Man muss als Gruppe nicht in allen Themenbereichen einen Konsens finden. Es geht ja auch darum, dass die Gemeinschaft einen Rahmen bildet, in dem verschiedene Lebensarten möglich sind. In den meisten Gemeinschaften wohnen Singles, ältere Menschen, und Familien zusammen. Und es ist im Grunde so: Da, wo der Mix am größten ist, ist auch die Gemeinschaft am stabilsten. www.uni-muenster.de/gemeinschaftsforschung

Die deutsche SozialgeographinIris Kunze forscht seit zehn Jahren über nachhaltige Lebensweisen und intentionale Gemeinschaften.

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vom aussteigen & anKommenDasHofkollektiv WieserhoislhatsichfüreinautarkesundnachhaltigesLebenaufdemBauernhofentschieden.SeitvierJahrenleben,essenundarbeitenhierachtErwachsenezusammen.EineBestandsaufnahme.

ein Bauernhof am Rande einer kleinen Gemeinde in der Steiermark, 45 Kilometer südwestlich von Graz. Die Straße, die zum Hof führt, ist schmal und steil. Die Gegend wirkt menschenleer und es lässt sich kaum erah-nen, dass nach der Abzweigung auf einen rumpligen Waldweg ein alternatives Idyll wartet. Trotz Winter ist es frühlingshaft warm und auf dem zwölf Hektar großen Grundstück mit Wald wuselt das Leben. Eine Schar Gän-se watschelt zwischen Traktor und Wiese umher, Schafe blöken im Stall, Hunde bellen und rund um den Gemü-segarten und das kleine Gewächshaus gackern Hüh-ner. Umrahmt wird die Atmosphäre hoch oben auf dem Berghang vom Panoramablick auf die 8.000-Einwohner-Gemeinde Deutschlandsberg. Eigentlich die perfekte Kulisse für einen Heimatfilm, wäre da nicht auf dem Stall ein weißes Transparent mit der Aufschrift »No border, no nation«. Denn anstatt einer hiesigen Großfamilie lebt hier seit Anfang 2008 das Hofkollektiv Wieserhoisl: Acht Erwachsene und zwei Kleinkinder sind gemeinsam auf den Bauernhof gezogen, um sich selbst zu versorgen und ohne Hierarchien zu leben.

das Gute lebenElke und Katharina sind zwei von den Erwachsenen.

Sie sitzen am großen dunklen Holztisch in der üppigen Gemeinschaftsküche und erzählen von den Erfahrun-gen als Teil ihrer selbstgebauten Parallelgesellschaft. »In einem Kollektiv zu leben kann sehr mühsam sein, aber im Endeffekt ist es so wie das Leben in einer Groß-familie«, sagt Elke, während sie ihren Gipsfuß, den sie sich beim Joggen zugezogen hat, auf einen Holzsessel stützt. Beide widersprechen dem Bild, das gerne auf Kollektiv-Mitglieder projiziert wird. Anstatt wie anno ’68 im Batik-Shirt freie Liebe zu propagieren, wirken die blonde Brillenträgerin Katharina und Elke mit ihrer brünetten Kurzhaarfrisur sehr nüchtern und boden-

ständig. Immer wieder müssen sie herzhaft lachen, wenn ihnen eine klischeehafte Frage, wie etwa »Habt ihr auch sowas wie eine Waschmaschine?« gestellt wird. Sie teilen sich drei Autos und – je nach persön-licher Präferenz – bauen die einen Obst, Gemüse und Kräuter an, während sich die anderen um Geflügel und Schafe kümmern. Sie produzieren für die Selbstversor-gung, den Überschuss verteilen sie an Familienange-hörige oder an städtische Netzwerke, die sich für eine regionale Lebensmittelverteilung aus naturnaher Pro-duktion engagieren.

neuzeit-bauernDie Gemeinschaft, die sonst noch aus drei Paaren

besteht, hat sich durch das studentisch selbstverwalte-te Studentenbeisl TÜWI an der Universität für Boden-kultur in Wien kennengelernt. Jeder für sich wollte danach auch beruflich mit Landwirtschaft arbeiten, aber nicht im traditionellen Sinn. Viel eher wollten sie aus dem gängigen Bewertungssystem von Arbeit und Zusammenleben ausbrechen und in »bedürfnisorien-tierter Autonomie leben«, wie sie es in einer Selbst-darstellung beschreiben. Durch familiäre Beziehungen hatten die einen bereits einen Hof gefunden, während Elke und Katharina zur gleichen Zeit gerade einen suchten. Ohne viel zu grübeln zogen sie zusammen und eröffneten ein gemeinschaftliches Konto und eine Kasse. »Am Anfang gilt es, eine Gesprächsbasis auf-zubauen und eine gemeinsame Vision zu definieren. Hat man das erst mal geschafft, führen pragmatische Themen wieder zu Spannungen, wie etwa, ob wir mit Medien reden oder wer von uns den Geschirrspüler repariert«, sagt Elke. Es sei aber ein Klischee, dass die einzelnen Mitglieder ihre Individualität in einer Gemeinschaft verlieren, sondern es gehe einfach dar-um, flexibler zu werden. »Wer nicht gern redet oder

Biorama Nº. 17 wie gründe ich eine kommune?

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diskutiert, tut sich in einer Gemeinschaft sehr schwer. Daran, und dass Prozesse länger dauern, muss man sich gewöhnen.« Damit auch allen Themen genügend Platz eingeräumt wird, gibt es neben einem wöchentlichen Plenum zwei Mal im Monat ein Organisations- und ein Gruppendynamiktreffen. Letzteres wird Emo-Plenum genannt und soll zwischenmenschliche oder persön-liche Probleme lösen. »Ich war eingangs sehr nervös wegen diesem Experiment. Mich stressten die finanzi-ellen Details und ich hatte Angst, mit dieser solidari-schen Ökonomie nicht zurechtzukommen. Es hat sich bis jetzt aber noch keine Angst bewahrheitet. Ich wur-de eher romantisiert als entromantisiert, seitdem ich hier wohne«, erzählt Katharina, die ebenso wie zwei Mitbewohner auch außerhalb des Kollektivs einem Erwerb nachgeht. »Lohnarbeit zählt bei uns gleichviel wie die landwirtschaftliche Arbeit oder gesellschafts-politische Tätigkeiten.«

GemeineiGentumDas Hofkollektiv Wieserhoisl versteht sich nicht

als abgekapseltes System, sondern als agrarpolitischer »Teil einer internationalen Bewegung von Höfen, Initiativen und Projekten, die für eine bessere Welt kämpfen«. So bekochten sie 2011 um die 400 Teil-nehmer mit der Volxküche Naschkatze beim Nyele-ni Forum für Ernährungssouveränität in Krems oder demonstrierten vergangenes Jahr in Form einer Ern-teaktion von Kartoffeln, wie vielfältig die Natur ist: »Es gibt weit über 35 Sorten, kennen tun wir im Super-markt aber nur zwei: speckig und mehlig.« Durch ihr politisches Engagement und die solidarische Ökono-mie könnten sie sich eigentlich als Kommune anstelle von Kollektiv bezeichnen. »Das trauen wir uns nicht. Ich habe keine Lust, jedem zu erklären, dass wir kein Sex-and-drugs-Leben führen«, sagt Katharina, die als Lehrerin an einer landwirtschaftlichen Schule öfters mit Klischeevorstellungen konfrontiert wird. »Die Gesellschaft scheint für das Wort Kommune noch nicht bereit zu sein.«

Ein heikles Thema ist auch die Finanzierung des Ankaufs der Liegenschaft als Voraussetzung für die Lösung der dringenden Platzprobleme. Bei 120 m2 Wohnfläche leben derzeit vier Personen in Bau- bezie-hungsweise Zirkuswägen neben dem Wohnhaus. »Einerseits müssten wir Geld für einen Kauf sparen, andererseits sollten wir dringend am Haus Reparatu-

ren vornehmen, aus- und umbauen. Das ist ein ständi-ges Abwägen, was Vorrang hat«, sagt Elke. Daher sind sie im Moment am Aufbau einer Finanzierungskampa-gne, um Menschen zu finden die bereit sind, den Kauf des Hofes finanziell zu unterstützen.

Im Hofkollektiv steigen immer wieder Menschen ein oder aus, jedoch sind mehr als die Hälfte der Bewoh-ner seit Anfang an dabei. Ein Grund dafür ist unter anderem auch, dass bestehende Partnerschaften auf-gelöst oder neu eingegangen werden. »Niemand weiß, wie sein Lebensplan in ein paar Jahren aussehen wird. Auch weil zwei Paare Kinder haben, die einmal in eine Schule gehen müssen. Aber sowas bereitet uns kein Unbehagen, sondern wird akzeptiert. Wir sind mit den Jahren gelassener geworden«, sagt Elke. Eigent-lich das einzige, was die beiden einstimmig am Leben in der Pampa hin und wieder stört, ist das Gefühl des Abgeschottetseins vom urbanen Leben. »Man stellt sich sozial ins Abseits, wenn man aufs Land zieht«, sagt Katharina. »Während meine Freunde in Wien feiern, sitze ich oft an einem Samstagabend da und nähe vor mich hin. Oder ich wasche meine Wäsche. Wir haben nämlich eine Maschine.«

hofkollektiV wieserhoislbauernhof am fuß der koralm in der südwestlichen

steiermark. Gründungsjahr: frühjahr 2008 mitglie-derstand: 8 erwachsene (fünf frauen, drei Männer)

zwischen 30 und 35 Jahren, 2 kinder Ziele: solidaröko-

nomie und subsistenzlandwirtschaft; hierarchiefreies

Zusammenleben; ökonomische Praxis außerhalb der

kapitalistischen Logik Grundfläche: 12 ha landwirt-

schaftliche fläche, davon, 4,5 ha wald tierbestand: 20 schafe, ca. 30 Hühner, 8 enten, 6 gänse,

3 Hunde, 2 katzen selbstversorgung: Der gemüse-

bedarf kann bis auf 3 Monate pro Jahr gedeckt werden,

der eierbedarf komplett. aus dem eigenwald wird der

brenn- und bauholzbedarf versorgt.

kontakt: kollektiv wieserhoisl, Deutschlandsberg

— www.wieserhoisl.at

textElisabeth Gamperl

illustrationAndreas Schörkhuber

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allmende: Wem gehört die Welt von morgen?GemeingütersinddergedanklicheRahmenfüreineGesellschaft,die–jenseitsvonMarktundStaat–bessereLebensqualitätfürallebietet.Dochsiewerdensicherstdannentfalten,wennesunsgelingt,dieWeltmitanderenAugenzusehen–nämlichradikal dezentral.

dass Schafe und Kühe auf den Weiden nur hinter den Zäunen ihrer Besitzer grasen dürfen, ist keineswegs so logisch, wie wir das heute finden. Jahrhundertelang haben Bauern das Land um ihre Dörfer gemeinsam als Allmendewiesen genutzt, als Gemeingut also. Allerdings wecken Gemeingüter auch wirtschaftliche Interessen und laden zur Übernutzung ein. Die US-amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom beschäf-tigt sich seit vier Jahrzehnten mit dem Problem gemein-schaftlich genutzter, aber knapper Ressourcen. In ihrem aktuellen Buch »Was mehr wird, wenn wir teilen« geht sie dieser Entwicklung an drei Beispielen – Wälder, Mee-re und Atmosphäre – nach und erklärt, wie es gelingen kann, dass Gemeinschaften wieder Verantwortung für ihre Ressourcen übernehmen und sie miteinander nut-zen, ohne sie zu zerstören. Für Elinor Ostrom liegt der Schlüssel dabei in der Selbstverwaltung: »Die Menschen vor Ort müssen wieder an der Lösung ihrer ureigenen Probleme beteiligt werden und lernen, miteinander zu kooperieren.« Markt und Staat sind an dieser komplexen Aufgabe gescheitert, jetzt gerät etwas Drittes wieder in den Fokus: die Allmende (Gemeingüter, Commons).

weder staat, noch priVatAls Commons gelten gemeinsam genutzte Güter aus

der Natur, dem sozialen Leben (öffentlicher Raum), in der Kultur (Wissen) und im digitalen Raum (Open Access). Sie sind nicht »herrenlos«, sondern werden von Nut-zergruppen gestaltet, bewahrt und auch entwickelt. So hat Elinor Olstrom u.a. am Beispiel von Schweizer Alm-bauern und dem Bewässerungssystem der Reisbauern in Nepal aufgezeigt, dass sich Nutzer von Gemeinschafts-

gütern eigene Regeln setzen, die einen vernünftigen und nachhaltigen Umgang mit diesen Gütern gewährleisten. Ihre Beobachtungen wiederlegen das Argument, eine produktive Ökonomie erfordere staatliche Regulierung oder privatwirtschaftliches Unternehmertum. Daraus folgt die Erkenntnis: Können die Menschen die Nut-zungsregeln selbst bestimmen, dann sind diese meist sehr gut an die spezifischen lokalen Bedingungen ange-passt. Sie spiegeln die Bedürfnisse der Beteiligten wider, zu denen gehört, die Ressourcen langfristig zu erhalten, weil sie Teil ihrer Lebensgrundlage sind. Sei es Fisch-bestand, sauberes Wasser oder die Aufnahmekapazität der Atmosphäre an Kohlendioxid – es gilt, diese Gemein- güter auf Dauer gerecht zu verteilen.

der neue commonismusWas bedeutet es nun, die Idee der Gemeingüter in

der eigenen Nachbarschaft oder Region umzusetzen? Allerorts in Europa ergreifen Bürger die Initiative für öffentliche Infrastrukturdienstleistungen und zeigen Unzufriedenheit mit ihren Regierungen. Staatliche Programme zur kommunalen Bürgerbeteiligung beste-hen meist aus langweiligen Sitzungen und zielen kaum darauf ab, die Verantwortung wirklich an die Betroffe-nen zu übertragen. Erfolgreiche Commons-Projekte sind hingegen unternehmungslustig und kreativ, mit dem gemeinsamen Ziel, öffentliche Räume zu beleben, Sozialbeziehungen aufzubauen, Bedürfnisse festzustel-len und Bewusstsein zu schaffen. Es gibt nicht die eine Lösung zur Rettung der Welt, sondern viele dezentrale, die jeweils unterschiedlich ausgestaltet werden müssen

– und das kann gemeinsam richtig Spaß machen.

Biorama Nº. 17 die welt, die wir uns wünschen

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textWolfgang Smejkal

stadt-ackerauf dem Tempelhofer feld in berlin liegt die vermutlich größte

Hochbeetanlage der welt: auf 5.000 m2 mitten in der Hauptstadt,

ohne wasseranschluss und auf böden, die für obst- und gemüse-

anbau noch nicht freigegeben sind, wurden bisher 280 selbstge-

zimmerte Hochbeete errichtet – zum Teil wahre kunstwerke.

— www.tempelhoferfreiheit.de

freies obst für freie bürGerJedes Jahr verderben herrliche früchte an tausenden von

herrenlosen oder vergessenen obstbäumen. Mundraub ist eine

Plattform für obst-allmende, die fundstellen können auf einer

interaktiven karte im Internet eingetragen und abgerufen werden.

— www.mundraub.org

landfreikaufLand sollte niemandes besitz sein, dachte sich ein freundeskreis

in Mecklenburg-Vorpommern vor zehn Jahren und gründete einen

allmende-Verein, um ein waldhaus mit angrenzender Lichtung

zu kaufen. Inzwischen wurden dem Verein weitere grundstücke

angeboten, die niemand gehören sollen – Hauptsache, sie werden

ökologisch verwaltet.

— www.allmende-ev.de

bodenrente statt Grundbesitzboden ist kein Produktionsgut und nicht vermehrbar. In der

Restrukturierung des bodenzugangs liegen zentrale Herausfor-

derungen der biodiversität, der ernährung, der stadtentwicklung

und des wohnens. Die stiftung Trias nutzt für gemeinschaftlich

organisierte, ökologische wohnprojekte die bodenrente als

finanzierungswerkzeug, um grundstücke in gemeinschaftsgut

umzuwandeln.

— www.stiftung-trias.de

wasser Gehört uns allenDer berliner wassertisch ist ein lokales Netzwerk unterschied-

licher gruppen und Initiativen, das sich darauf konzentriert, die

Teilprivatisierung der berliner wasserbetriebe aufzuheben. bei

einem Volksentscheid im Vorjahr stimmten 666.000 bürger dafür,

die rechtswidrigen Verträge für nichtig zu erklären.

— www.berliner-wassertisch.net

wir machen die enerGiewende klar!unser Netz Hamburg kämpft dafür, die lokalen Verteilernetze für

strom, gas und fernwärme der kontrolle der kohle- und atomkon-

zerne zu entziehen und wieder kommunal zu betreiben. Ziel ist eine

sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte

energieversorgung aus erneuerbaren energien. 116.000 stimmen

wurden bereits zur abhaltung eines Volksentscheids gesammelt.

— www.unser-netz-hamburg.de

d.signwerk.com

Wie sagt man so schön: Gegen Alles ist ein Kraut gewachsen! Das Wissen um die Kraft der Natur ist so alt wie die Menschheit. Daraus haben wir die neue Kräuterteelinie „Wieder gut!“ entwickelt. Sieben besondere Teemischungen in Aufguss-beuteln unterstützen in vielen Lebenslagen.Da wächst die Freude. www.sonnentor.com

Mutter Natur macht’swieder gut!

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en»es seI eIN wuNDeR, sagTe DeR besucHeR, Dass DIe MeNscHHeIT NocH

NIcHT ausgesToRbeN wÄRe, weNN MaN Das HIeR so beobacHTeTe.«

Kürzlich hatte das Elternteil Besuch. Ein Freund aus Studientagen kam für ein Wo-chenende in die Stadt. Es wurde gelacht, gefeiert, getrunken, geredet, gelästert, ge-

tanzt und geschwärmt. Der Besuch schwärmte. Von seinem perfekten Job, der Verantwortung, dem Er-folg. Wie sie ihn alle fragen würden, wenn sie nicht weiter wüssten. Wie er schon gar nicht mehr wüsste, wohin mit der Kohle, weil er ohnehin nur am arbei-ten wäre. Der Besuch schwärmte weiter. Von der Wohnung. Die so zentral liege, dass man gleichzei-tig der Mittelpunkt der Erde sei und überallhin maximal drei Sekunden brauchen würde. Davon, dass die angesagtesten Kneipen, lässigsten Clubs und geheimtippigsten Geheimtipps einmal ums Eck wären. Davon, wie alle ihn beneiden wür-den, so eine tolle Wohnung in so einem hippen Viertel überhaupt gefunden zu haben. Und der Besuch schwärmte in den allerhöchsten Tö-nen von den Vorzügen des Singlelebens. Von der Freiheit, dem Spaß, den Exzessen, den Feierabendbierchen (im Club um die Ecke), die oft bis in die Morgenstunden dauern und auf irgendeiner Couch oder in irgend-einem Bett endeten.

Das Elternteil schwärmte an diesem Wochenende nicht.

Es freute sich über einen Abend wie damals, ließ mal wieder so richtig die Sau raus und kam betrunken mitten in der Nacht nach hause. Um die restli-che Nacht dem Kind zu widmen, das auch beschlossen hatte, nachts die Sau raus zu lassen. Am nächsten Tag war es entsprechend platt und genervt und verkatert und müde. Der Besucher schlief bis mittags

und schwärmte dann weiter. Das Elternteil versuchte, die eigene Mü-digkeit und die des Kindes zu über-

spielen. Das Kind jammerte, weinte und bockte den ganzen Tag. Das

Elternteil begann, sich zu beklagen. Darüber, wie abhängig es war von den

Launen des Kleinen. Darüber, wie sel-ten es mal abends zum Feiern kam und

wie es dann meistens am nächsten Tag die Rechnung zu bezahlen hatte. Darü-

ber, wie schrecklich müde es meistens sei. Darüber, wie spießig und routiniert doch das Leben geworden wäre. Und lief damit

offene Türen beim Besucher ein. Denn der schwärmte nun noch mehr davon, kein

Kind zu haben. Und das Elternteil jammerte noch mehr darüber, eines zu haben. Es sei ein

Wunder, sagte der Besucher, dass die Mensch-heit noch nicht ausgestorben wäre, wenn man das hier so beobachtete. Im Hintergrund wein-

te und jammerte das Kind und das Elternteil fühlte sich so elend.

Als das Wochenende vorbei und der Besucher weg war, fühlte sich das Elternteil noch viel elen-der. Wie konnte das passieren? Wie konnte es

seine kleine Familie, sein wundervolles Kind, die Herzenswärme, die Lebensfreude, das ganze Glück so verleugnen und verraten? Wie konnte es nur in

diese Falle tappen und das Leben des Anderen – mit all seinen unbestreitbaren Vorzügen – so verherrli-

chen? Das Elternteil schlief eine Nacht darüber. Und als das Kind zu ihm ins Bett gekrochen kam, Mama sagte und ganz kuschelig war, sah sie den Besucher vor

sich, wie er ständig auf der Suche nach Action, Party und unverbindlichem Sex war.

Und hatte Mitleid. illu

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Biorama Nº. 17 elternalltag / Ursel Nendzig

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das fahrradrennen, das Keines istAllesbegannmitdemSchmiedenzweierRinge.UnddemVerbindeneben-diesermiteinerpulverbeschichteten1/8-Zoll-KettevonKMC:Fixed-Gear.OderdieebensobeliebteundwenigerradikalvertreteneVariante:Single-Speed.Und dann fuhren wir von Wien nach Bratislava.

fixed-Gear ist ein Trend oder – wie es manch Hard-liner gerne darstellt – eine Lebenseinstellung, bei der sich alles um technische Reduktion und optische Höchstleis-tung dreht. »It’s a Zen-thing«, zitiert man. Ein Fahrrad, ein Gang, eine Übersetzung. Im Extremfall kein Frei-lauf. Die Füße strampeln mit, ohne Pause. Keine Brem-sen. Entschleunigung wird durch langsamer Treten oder »Abkontern« erreicht. Dafür jede Menge Bling-Bling, edle japanische Komponenten, italienische »New-Old-Stock«-Ware aus den 1960ern (per Online-Auktions-haus ergattert in Übersee), individualisierte Rahmen. Diese Form von Materialfetischismus, gepaart mit einer ordentlichen Portion Selbstdarstellung, basierend auf sportlicher Betätigung und dem damit verbundenen Drang, sich zu messen, scheint der ideale Nährboden zu sein, um daraus für Unbeteiligte verrückt erscheinende Freizeitbeschäftigungen keimen zu lassen. Und wie es sich für das erste Hundertstel des neuen Jahrtausends gehört, kanalisiert sich all das mittels Online-Medien.

die ideeDie mittlerweile jährlich stattfindende Rad-Rei-

se nach Bratislava beginnt im Oktober 2008 in einem Unterforum der Online-Plattform bikeboard.at. Der Administrator und selbsternannte Leiter von fixedgear.at, von anderen auch »der Diktator« genannt, unterbreitet seine neueste Idee:

Rätselrallye revisited: Alle Wege führen raus aus der Stadt – aber welche führen zu den Checkpoints, die es zu passieren gilt?

textSebastian Rahs

bildwww.larseberhart.com

56Biorama Nº. 17 radrennen wien – bratislava

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Nachdem sich bei den Rennen, die während der letz-ten Treffen mehr oder weniger geplant entstanden, nun-mehr schon regelmäßig zumindest der harte Kern des Forums – immerhin bis zu zehn Personen – blicken lie-ßen, wäre es an der Zeit, auch das triste Winterloch zu stopfen und ein Experiment zu wagen. Diese Idee, im Jänner bei jeder Witterung in Zweierteams den unge-fähr 80 Kilometer langen Weg nach Bratislava – Wiens Zwillingsstadt – zu befahren und somit auch die erste »Ausfahrt mit Renncharakter« des Jahres zu bestreiten, findet bei den Partizipanten, nach dem obligaten Inter-mezzo bezüglich der Helmtragepflicht, großen Anklang. Schnell finden sich erste Paare, um dem Dreck der Stadt-ausfahrten, möglichem Schnee auf dem Hubertusdamm entlang der Donau und gemeinen LKW-Fahrern auf der B9 zu trotzen. Schnell findet sich auch ein Name. »The Slovakia Experiment«. Es durfte nicht mehr daran gerüt-telt werden. Der Diktator eben. TSE also.

Um das »Experiment« im Experiment zu erklären: 80 Kilometer auf einem Radweg zurückzulegen, gehört nicht zu den letzten großen Versuchen der Fahrrad-welt. Ganz im Gegenteil, gilt doch die equivalente Stre-cke Wien-Wachau als äußert beliebt bei den unzähligen Senioren-Radlern während der Sommerzeit. Auch wur-den schon die ganz großen Randonneur-Veranstaltun-gen à la Paris-Brest-Paris (1.200 km, 10.000 hm, 90 h) mit Ein-Gang-Rädern gemeistert. »Freilaufrad und fixes Rit-

zel – wir trinken Bier und essen Schnitzel«, so der Leit-spruch der sich gefundenen Gruppe, die, abgesehen von den Zugpferden, größtenteils aus gewöhnlichen Alltags-radlern besteht, und der Vermutungen über den selbst- auferlegten sportlichen Anspruch zulässt. Ebenso die Tatsache, dass das Wetter in dieser Zeit des Jahres zu Kapriolen neigt und sich gerne von seiner zermürben-den und unberechenbaren Seite zeigt, was die Wahl der »Waffen« und der Bekleidung erheblich erschwert. Das beweist auch ein Rückblick über die letzten vier Jah-re. Jänner 2009: minus 14 Grad, Eisfahrbahn und Son-nenschein; 2010: Temperaturen um den Gefrierpunkt, Schneefahrbahn am Radweg, später Schnürlregen auf der Bundesstrasse; 2011: Frühlingseinbruch und Hoch-wasser; 2012: bewölkt und trocken, massiver Rücken-wind. Um die Teilnahme an dieser dem Spaß gewidme-ten Sternfahrt ins Nachbarland noch interessanter zu gestalten, wird das Reglement zu Gunsten aller gelockert und nur ein Part des Teams ist mit nur einem fahrbaren Gang restriktioniert.

die fahrtDa sich, bedingt durch die unterschiedlichen Auffas-

sungen von »schnell fahren«, die Teilnehmer-Ziehhar-monika schon nach Kurzem über mehrere Kilometer erstreckt, bleibt der Start wohl das imposanteste Bild im Verlauf. Die Wahrzeichen Wiens bilden dann für einen

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Page 58: Biorama #17

im Nationalpark Donau-Auen verläuft, ist sie für den Automobilverkehr gesperrt und somit nur selten und in Teilabschnitten geräumt. Bei Schneelage beinahe unüberwindbares Terrain – beinahe, wie das berüchtig-te Donauradweg-Quartett 2010 mit ihrer knapp sieben Stunden dauernden Odyssee durch Schnee und Matsch bewiesen hat. Bei gutem Wetter zeigt sich der direkte Weg von seiner schönsten Seite, immer wieder verleiten Rastplätze zum Absteigen und Verschnaufen. Hier wer-den sogar Pannen zur willkommenen Pause. Zumindest die ersten drei.

das zielScheinbar schnurgerade entfaltet sich der größte

Abschnitt der Fahrt entlang der Donau. Wie war das? »It’s a Zen-thing?« Hier findet das Bild seinen Rahmen. Erst das Überqueren der Donau-Brücke nach Hainburg ändert den Charakter der Fahrt erneut. Wer sich dem Stress hupender, mit 100 km/h überholender Autos nicht aussetzen will, tut gut daran, dem der Bundesstraße 9 entlang mäandernden Radweg zu folgen und den letzten Abschnitt durch Hainburg über Wolfsthal bis zur Ein-fahrt nach Bratislava ruhig anzugehen und zu genießen. Kurz vor der Stadtgrenze zweigt nach der alten Zollstati-on eine für Radfahrer geöffnete Betonplatten-Piste nach links direkt in den Stadtkern ab. Hier könnte man noch einmal einen Patschen riskieren und sich selbst ein letz-tes Mal die Sporen geben. Könnte man.

flüchtigen Moment die Kulisse für einen Start, der Ver-gleiche zu jenem von Le Mans nicht zu fürchten braucht. Nach einer kurzen, leisen Begrüßung durch den Diktator, der Ausgabe des Streckenverlaufes und dem eher über-raschend kommenden Startsignal bestimmt reges Radl-Suchen, Sich-im-Weg-Stehen und simultanes Rätseln über die erste Aufgabe die Situation. Das alleine ringt sogar den durchfrorensten und verschlafensten Gesich-tern ein Schmunzeln ab.

TSE steht nicht nur für eine Strecke, die es zurück-zulegen gilt, es behält auch, ganz der Fahrrad-Szene verpflichtet, den Charakter eines Alleycats – eines Gue-rilla-Straßenrennens – bei, welches sich durch vorher unbekannte Aufgaben oder kreativ gewählte Check-points auszeichnet. So wird aus dem direkten Weg raus aus der Stadt schnell eine Irrfahrt auf der Suche nach dem Strauß-Denkmal, aus 50 Radfahrern eine karten-stempelnde Menschentraube vor einem U-Bahn-Aus-gang, und so manch einer musste auch schon eine kurze Portage über Böschungen auf sich nehmen, wenn einmal der falsche Weg eingeschlagen wurde.

Den Stadtverkehr hinter sich gelassen, kommt zum ersten Mal das Wetter zu tragen. Die Bundesstraße 3 über Groß-Enzersdorf ist ein bequemer Umweg, sogar bei starker Schneelage würde die Straße mit dünnen Rennrad-Slicks ohne große Geschwindigkeitseinbu-ßen befahrbar sein. Da die Diretissima – der Donaurad-weg östlich von Wien bis Hainburg – zu großen Teilen

58Biorama Nº. 17 radrennen wien – bratislava

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Wir von Janetschek beein-

drucken unsere Umwelt.

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Die Umwelt

Vorbei am UFO an der Neuen Brücke beginnt die Suche nach dem Treffpunkt. Ab hier riecht das Rennen nur noch nach besungenem Bettlerschnitzel und slo-wakischem Bier. Das Eintreffen, Ankommen, Erreichen wird ganz fair und nach englischer Sportsmanier bis zum Letzten mit Applaus untermalt. Die Verleihung der Sach-preise für die Schnellsten der Schnellen wird neben der lang erwarteten Alimentation zur wohlwollend nickend anerkannten Nebensache, zu groß ist die Zufriedenheit über das selbst Geleistete, das warme Essen und die aus-gezogenen Schuhe, die durchnässt vom Holzofen triefen.

Auch nachdem sich die Teilnehmerzahl von anfangs knapp unter 50 Personen auf 73 Zweierteams aus fünf verschiedenen Nationen im Vorjahr verdreifachte und sogar die Neuanmeldungen gestoppt werden mussten, behält die Sternfahrt ihren familiären Charakter bei.

Nicht nur die oft erkannte geringe Menge an Spandex und die große Akzeptanz bei der Helmwahl verbindet, es ist vor allem der Spaß, an einem Fahrradrennen teil-zunehmen, das dezidiert keines ist, mit dem gemeinsa-men Ziel, anzukommen, im 1st Slovak Pub der Brotsuppe zu verfallen und später gemeinsam auf der von der slo-wakischen Fahrradszene organisierten Ridersparty im Sub Club oder im U O�cka das Überwinden des inneren Schweinehunds zu feiern.

www.uocka.sk

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Wie Wachs in deinen händenObaufdemMeer,imWald,amFlussoderinzugigenGroßstadtschluchten–gewachsteBaumwolleistweitmehralsbloßwetterfestesOutdoor-Material.Es ist eine Frage des Stils.ÜberdenSiegeszugderFunktionsbekleidung.

Biorama Nº. 17 gewachste baumwolle

Schöne Jacke in schöner Natur – die schwedische Outdoor-Marke Fjäll Räven verbindet seit über 50 Jahren solide Funktionalität mit schlichtem Design.

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Was dem Néo-Coureur das Holzhackerhemd und die handgefertigte Axt, ist dem Alpineuropäer, so scheint es, die schwarze Mammut-Jacke und das Schweizer Offi-ziersmesser. Will man die im urbanen Raum beobachtete Häufigkeit des dunklen Oberkleids als Indikator sehen, ist der Wunschgedanke, jederzeit aus dem Großstadt-Dschungel ausbrechen zu können, um sich in seinen angestammten, natürlichen Lebensraum zurückzuzie-hen, weiter verbreitet denn je zuvor. Auch wenn nur ein Bruchteil dieser hochtechnologisierten Bekleidungsstü-cke ihrer angedachten Funktion zugeführt wird, ist doch die Entscheidung, den funktionellen Schutz mit der modischen Ausgeliefertheit im großstädtischen Kontext aufzuwiegen, einiges an Sympathie entgegenzubringen. Und zugegebenermaßen hat man sich ja an die langsam eingeschlichene, schwarz-satin-glänzende Charakterlo-sigkeit von Funktionsbekleidung dieser Kategorie auch unmerklich gewöhnt.

Doch was tun, wenn man sich eben dieser nicht hinge-ben möchte? Einfach zu mehr Farbe und somit zur über-triebenen Sportlichkeit greifen? Ein kleiner Einblick in die Welt der Funktionsbekleidung mit Charakter.

am anfanG war das fellWas als naheliegender Wunsch begann – nämlich die

positiven Eigenschaften des beäugten Tieres zu über-nehmen –, ist heute noch als Prämisse in jedem Las-tenheft von Bekleidungserzeugern zu finden: Schutz vor Wind und Wasser und trotzdem uneingeschränkte Atmungsaktivität. Doch das Mammut ist lange tot und das Leder, auf dem die sich ehemals selbstfettenden und somit wasserabweisenden Haare wuchsen, wird porös und die Poren funktionieren auch nicht mehr wie einst. Auch das deutlich einschränkende Mehrgewicht dichter Fremd-Körperbehaarung ist nicht zu vernach-lässigen. Mit der Erfindung des Webstuhls wurde diese Frisur endgültig gezähmt und die Vorteile des genialen Ausgangsmaterials wurden so nicht nur besser beibehal-ten, es konnten auch speziell gewünschte Eigenschaften verstärkt herausgearbeitet werden. Der nachwachsende Rohstoff Wolle trat also seinen tausende Jahre langen und scheinbar nicht enden wollenden Siegeszug in unse-ren Breitengraden an.

Während der Industriellen Revolution traf vermehrt günstige Bauwolle aus Indien in Europa ein. Damit wuchs auch der Wunsch, dem daraus erzeugten Textil

ähnliche Eigenschaften wie der Wolle angedeihen zu lassen, die es von Natur aus nicht besaß.

Die damaligen Handelswege im Blick ist es nicht weiter verwunderlich, dass britische Firmen als erste den Ruf erlangten, Bekleidung aus Baumwolle erzeugen zu kön-nen, die an ein dem Wetter ausgesetzten Leben am Land angepasst war. Allen voran ist die Firma J. Barbour & Sons zu erwähnen, welche mit der »Barbour-Jacke« beinahe auch einen Gattungsnamen institutionalisiert hat.

1908, keine 15 Jahre nach der Gründung seiner Beklei-dungsfirma für Ölzeug, konnte Firmenchef John Bar-bour mit seiner innovativen Bekleidungslinie nicht nur Farmer, Jäger und die edlen Gutsherren Englands über-zeugen, er bewies mit dem damals eher unüblichen Ser-vice eines Bestellkatalogs auch Spürsinn für zukunfts-trächtige Verbreitungsmethoden. So konnte er seinen Kundenkreis bald bis nach Chile und Hongkong auswei-ten. Nachdem Barbour während des Ersten und Zweiten Weltkriegs auch noch zum Lieferanten für das britische Militär berufen wurde, standen die nach Kriegsende weithin bekannten Kleidungsstücke besonders bei der neuen Gattung der Freizeit-Motorradfahrer hoch im Kurs. Ikonen wie der US-amerikanische Schauspieler Steve McQueen, die willig – weil aus purer Überzeugung

– für die Produkte als Testimonials herhielten und die in den 70er und 80er Jahren folgenden Zufriedenheits-bescheinigungen des Britischen Königshauses sorgten dafür, dass die gewachsten Kleidungsstücke – jetzt als Kultobjekte – bis in die Gegenwart aktuell geblieben sind.

Als Firma mit einer ähnlichen Geschichte und sel-bem besagten Status ist an dieser Stelle Belstaff zu nen-nen. Als Kompagnie für Motorradfahrerbekleidung gegründet, konzentrierte sich der ebenfalls britische Bekleidungshersteller auf den wachsenden Markt der Hobby-Piloterie und erarbeitete sich so einen außerge-wöhnlichen Rang im Kleiderschrank eines jeden Drauf-

textSebastian Rahs

bildFjäll RävenBarbour

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Verlassen Sie mit uns die Trampelpfade des Tourismus und entdecken Sie eine neue, aufregende Art zu reisen. Eine Art zu reisen, bei der Sie nicht nur Ländern und Menschen näher kommen, sondern vor allem auch sich selbst und Ihren Idealen treu bleiben. Denn „anders reisen“, das bedeutet, im Einklang mit der Natur einzigartige und unvergessliche Reiseerfahrungen zu machen.

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gängers und Lebemanns. Oder dessen Nachahmern.Doch nicht nur Großbritannien kann mit solchen

modisch-funktionellen Charakterstücken aufwarten. Als der Schwede Åke Nordin Ende der 60er Jahre, kurz nach der Gründung seiner heute weltweit bekannten Firma Fjäll Räven, auf der Suche nach einem passen-den Funktionsmaterial für seine Bekleidungslinie mit Zeltplanen-Textil aus Baumwoll-Polyester-Mischgewe-be experimentierte, gelang ihm ein ähnlich großartiger Wurf wie Barbour und Bellstaff Jahrzehnte zuvor. Grön-land-1000 nannte er sein Material. Diverse Expeditionen in das namengebende Land machten es zumindest im Outdoor-Universum zur Legende.

Doch nicht nur die Möglichkeit, sich von traditionel-ler Nutzbekleidung optisch zu distanzieren und endlich auch das nach Freiheit riechende Lebensgefühl nach außen hin sichtbar tragen zu können, verhalfen diesen

– um es klar zu machen – legendären Kultbekleidungsstü-cken zu ihrem Status.

Es war vor allem die Haltbarkeit und Einfachheit, die diese – aus heutiger Sicht – eher schlichten Jacken zu einem treuen Begleiter durch alle Abenteuer mach-ten. Haltbarkeit durch ein abriebfestes, dicht gefer-tigtes Gewebe und Einfachheit durch eine Ausstat-tung oder Imprägnierung mit der Bedienbarkeit eines Commodore-Joysticks.

how to … wetterfestIm Selbstversuch ist es ein Leichtes zu erfahren, was

das im Alltag oder in nicht ganz alltäglichen Situatio-nen bedeuten kann. Ausgangsmaterial sollte eine Jacke, Mantel oder Anorak aus festem und unbehandeltem Baumwoll- oder -Mischgewebe (der Baumwoll-Anteil sollte zumindest 65 Prozent sein) bilden, der zumin-

dest in Grundzügen dem entspricht, was man für sich als bequem und praktisch empfindet. Je nach Selbstan-spruch auf echtes Abenteuer können diese Züge stärker oder milder ausgeprägt sein.

Um daraus eine wortwörtlich waschechte Funkti-onsjacke zu machen, genügt der Griff zu einem zum Gewebe passenden, qualitativ hochwertigen Impräg-nierwachs wie zum Beispiel Nikwax oder Fjäll Rävens Greenland Wax. Beide sind aus natürlichen und bio-logisch unbedenklichen Inhaltsstoffen zusammenge-setzt und unterscheiden sich praktisch nur in der Art des Auftragens.

Die wichtigste Erkenntnis kommt mit dem Moment, in dem man überlegt, wo man mit der Stoffbehandlung beginnen soll. Denn nicht überall will man mehr Näs-seschutz auf Kosten von geringerer Atmungsaktivität in Kauf nehmen – eine Entscheidung, die einem die Hersteller von Membran-Textilien nur zu gerne abneh-men. Sie versprechen homogene Wasserdichtheit und Atmungsaktivität. Dass dies oft auf Kosten der Halt-barkeit geht und zumeist auch nur bedingt der Realität entspricht, ist eine Wahrheit, die jeder für sich selbst finden muss. Für die Wachsimprägnierung gilt jedoch universell: Eine Schicht bedeutet wasserabweisend. Drei Schichten bedeuten wasserdicht. Aber: Keine Schicht bedeutet größtmögliche Atmungsaktivität. Und Fehler beim Auftragen gibt es keine, denn der Vorgang kann über Jahrzehnte geübt werden. Nikwax bietet auch pas-sende Waschmittel an, um etwaige erkannte Überschüs-se an Wachs schnell revidieren zu können, Greenland Wax ist nach spätestens drei Waschgängen zur Gänze entfernt und muss oder darf erneuert werden. Ein Vor-gang, der nicht nur für die Funktionsbekleidung charak-terbildend sein dürfte.

Nicht nur die großen Klassiker, nahezu jede Jacke mit hohem Baumwollgehalt lässt sich mit Nikwax zu einer waschechten Outdoor-Jacke umfunktionieren.

barbour desert jacket, 1936

fjäll räven greenland jacket, 1968

fjäll räven gutulia anorak, 2012

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anna: Camelfarbener Parka von Zimtstern, Hose aus dem modeleigenen Kleiderschrankpaul: Olivefarbener Parka von Zimtstern, Hose von Knowledge Cotton Apparel

64Biorama Nº. 17 mode

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immer Wieder sonntags

fotosMatthias Hombauer

produktionSebastian RahsJohanna Stögmüller

modelsAnna und Paul

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Biorama Nº. 17 mode

anna und paul: Hoodies von Zimststern, Hosen aus dem Second-Hand-Store, Bio-Apfel vom Bauernmarkt, Bio-Orange aus Italien

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Biorama Nº. 17 mode

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anna: Kapuzenkleid von Zimtstern, Strumpfhose aus Bio-Baumwolle von Grüne Erdepaul: Karohemd von Zimtstern, Hose von Knowledge Cotton Apparel

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Biorama Nº. 17 marktplatz kosmetikBiorama Nº. 17 marktplatz kosmetik

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WanneWonnen fur grosse und Kleine bademeister

Ob lieber in Schaum, Milch, Salz, Kräuteressenz oder Öl gebadet wird, hängt von persönlichen Präferenzen ab, wichtig aber ist in jeden Fall die Qualität: naturreine ätherische Öle und hochwertige, naturbelassene Bade-zusätze, die unsere Haut rückfetten und pflegen. Auch die Temperatur des Wassers und des Raums (25–30 °C) sowie die Badedauer beeinflussen den Wohlfühlfaktor. Eine japanische Badeweisheit lautet (damit die Badelust nicht im Kreislaufkollaps endet): »Je jünger der Tag, de-sto kühler das Badewasser.« Bis 36 Grad belebt das Bad, ab 38 °C wirkt es entspannend; ideal für ein Entspan-nungsbad sind 38–39 °C. Und die optimale Badedauer liegt bei 15–20 Minuten.

1 // schaumbad – in duftenden flutenAuf Basis von milden, hautfreundlichen Zuckertensiden und Tensiden auf pflanzlicher Basis wie Kokosöl, die die Haut nicht austrocknen. Naturreine ätherische Öle von Vanille, Benzoe, Tonka und Sandelholz umhüllen Nase und Körper wohltuend im Aroma-Schaumbad Gebor-genheit. Feiner, cosy Duft. Dosierung: 2 EL pro Vollbad.www.farfalla.ch

2 // kräuterbad – ideal für morGenmuffelDuftet frisch und würzig. Das vitalisierende Rosma-rinbad von Dr. Hauschka wirkt aufmunternd bei Er-müdung und Erschöpfung, wenn wir mal schlecht oder wenig geschlafen haben oder uns ausgepowert fühlen. Ätherisches Rosmarinöl aus der sonnendurchfluteten, heißen Mittelmeerregion regt an, wärmt und belebt und bringt den Kreislauf in Schwung. Eignet sich auch hervorragend als Zusatz bei Teilbädern für Hände oder Füße, zum Beispiel während einer Frühjahrskur oder nach dem Sport.www.drhauschka.de

3 // cremebad – haut wie samt und seideAus der Manufaktur eines österreichischen Familien-unternehmens stammt die Linie Ecoworld mit fein duftenden, cremigen Badezusätzen, die man am lieb-sten aufessen würde: Badesticks und Badeschokolade in vielen verschiedenen Duftrichtungen. Erstklassige Pflanzenöle von Olive, Cranberry, Sanddornfrucht-fleisch oder Nachtkerze pflegen die Haut intensiv, damit

ImBadezimmernehmenwirunsZeitfürunsselbst,fürunserenKörperundfürunserWohlbefinden.WannenbädersindGefühls-doping für Körper und Seele,idealzumEntspannen,zumBalancefinden,sichwohligräkelnoderumdieLebensgeisterzuwecken.

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textNina Daniela Jaksch

bildSonja Priller

sind die Badesticks auch für empfindliche Hauttypen ge-eignet. Naturreine ätherische Öle entfalten sich wohl-tuend durch die Wärme des Badewassers. Eine Tafel Badeschokolade reicht für drei bis sechs Vollbäder, ein Badestick für ein Wannenbad.www.bademeisterei.com

4 // salzbad – duftiGes wasserVerGnüGenSalz aus Palästina zählt zu den kostbarsten der Welt und zeichnet sich durch eine besonders hohe Konzentration an Mineralstoffen aus. Das Badewasser wird weich und wirkstoffreich, regt die Sinne und den Stoffwechsel an und unterstützt die Hautfunktionen. Im Badesalz Vel-vet-Rose wird Salz mit Jojobaöl und frischem Aloe-Ve-ra-Pflanzengel kombiniert, zusammen mit ätherischem Rosenblütenöl. Sehr gut für empfindliche Haut geeig-net. Besonders schön: Der Glasbehälter mit handge-schmiedetem Deckel ist eine echte Augenweide im Bad.www.pharmos-natur.de

5 // milchbad – kleopatras schönheitstippMilchfett erhält den natürlichen Schutzmantel der Haut und Milcheiweiß hat eine beruhigende und glättende Wirkung auf trockene Haut. Das Organische Blumen-milchbad von Saint ist ein wahrhaft verwöhnender Ge-nuss für Haut und Seele. Milchenzyme exfolieren sanft die Haut, während Rose und Geranie regenerieren. Der Körper wird geschmeidig und gewärmt. Enthält biolo-gisches Milchpulver und Blüten sowie naturreine äthe-

rische Öle. Besonders angenehm: Die Duftkomposition ist sehr gelungen und exquisit.www.saint.info

6 // schaum- & sprudelbad – für kleine bademeisterSchaumkronen bauen oder lieber Blubberblasen ge-nießen? Speziell für Kinder wurde die Badelinie Dreckspatz entwickelt. Gefärbt mit reinen Naturfar-ben, reinigend mit milden Zuckertensiden, pflegend mit Pflanzenzusätzen wie Sesam, Calendulaextrakt und Weizenproteinen und auf der Basis von Meersalz hergestellt. Mütter und Kids können wählen zwischen Schaum-, Sprudel- und Pulverbädern. BDIH-zertifiziert.www.dresdner-essenz.de

7 // ölbad – ätherisches ritualIdeal für ein Abendbad: Lavendel ist ein Botschafter der Entspannung. Er harmonisiert bei Anspannung, lässt ab-schalten, Momente des Innehaltens genießen und Kraft für Neues schöpfen. Ätherische Öle werden nicht nur über die Haut aufgenommen, sie werden mit dem aufstei-genden Dampf auch eingeatmet und entfalten so ihre Wir-kung im Organismus. Sie fördern die Entspannung und steigern das Wohlbefinden. Das Aromaölbad Lavendel-Vanille von Primavera mit biologischem Nachtkerzenöl, Lavendelöl und Vanilleextrakt ist reich an rückfettenden Inhaltsstoffen und pflegt trockene, sensible und strapa-zierte Haut. Sehr feiner, einhüllender Duft.www.primavera.de

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Wenn sich nachmittags der kleine Hunger bemerkbar macht und man nicht schon wieder ein belegtes Brot essen will, dann ist dieser Jausensnack garantiert eine sehr willkommene Abwechslung und sollte unbedingt mal ausprobiert werden. Ein wunderbares Zwischen-durch-Essen für Groß und Klein!

Pastinaken sind eine wiederentdeckte regionale Gemüsesorte, die sich großer Beliebtheit erfreut und mittlerweile sogar in Bioqualität in fast je-

dem Supermarkt zu bekommen ist. Wenn man Cumin nicht mag, einfach weglassen oder durch ein anderes be-liebtes Gewürz wie zum Beispiel dem Blütenzaubersalz von Sonnentor ersetzen.

Pastinaken schälen und längs vierteln oder bei großen Stücken sechsteln. Die Gemüsesticks auf ein Backblech legen um sie direkt auf dem Blech

zu würzen.

Pastinaken mit Olivenöl, Cumin, Agavendick-saft, Salz und Pfeffer anmachen und mit den Händen gut durchmischen. 15–20 Minuten bei

200° Heißluft in den vorgeheizten Ofen schieben. So be-kommen sie ein Art Schockröstung und werden außen knusprig und innen ganz weich.

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textParvin Razavi

bildGersin Livia Paya

Biorama Nº. 17 diy-rezept

das rezept im bild. diesmal: pastinaKen-sticKs mit selbstgemachtem Ketchup (asian-style)

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Selbstgemachtes Ketchup mag kompliziert klingen, ist es aber gar nicht, denn einmal pro-biert, will man nie wieder Industrie-Ketchup

zu seinen Snacks! Dazu Zucker karamellisieren lassen und Koriandersamen, Knoblauch sowie Chilli ( je nach Geschmack) beifügen. Tipp: Das Ketchup lässt sich in einem verschließbaren Glas problemlos über mehrere Tage aufbewahren.

Sobald die Gewürze zu duften beginnen, Toma-tenmark hinzufügen, kurz durchrühren und mit 300 ml Wasser ablöschen.

Das Ketchup immer wieder umrühren, bis sich die Flüssigkeit halbiert hat. Anschließend den Topf vom Herd nehmen, salzen, abschmecken

und den frisch gehackten Koriander unterheben.

Die Pastinakensticks aus dem Ofen nehmen, mit dem selbstgemachten Ketchup servieren und genießen.

Weitere Rezepte von Parvin Razavi gibt’s in ihrem Thx4cooking-Blog auf www.biorama.at

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ZUTATEN(für 4 Personen)

Sticks

» 1 kg Pastinaken

» 1 TL Cumin

» 1 EL Agavendicksaft

» 1½ TL Rosensalz oder Fleur de Sel

» 2 EL Olivenöl

Ketchup

» 7 EL Vollrohrzucker

» 2 TL Koriandersamen

» Halbe rote Chilli, entkernt und in Streifen geschnitten

» 2 Knoblauchzehen, in Streifen geschnitten

» 150 g Tomatenmark

» 2 EL Koriandergrün, gehackt

» Salz und Pfeffer

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Page 74: Biorama #17

Das klassische Fasten ist eine Erfahrung wert. Aber es will gelernt sein. Eine Lösung fürs schnelle Abspecken ist es meist nicht, weil viele den Jojo-Effekt unterschät-zen und gepurzelte Kilos flugs wieder auf der Hüfte sit-zen. Entlastungstage hingegen sind weniger dramatisch und nutzen allen, die neue Ernährungsimpulse setzen wollen. Wichtig bei allen Kuren: Die Natur ist glücksge-steuert, daher sollten wir uns nicht mit Verzicht herum-quälen, sondern uns langfristig durch bewusstes Essen und Trinken wohler fühlen. Wir haben einige Fitmacher zusammengestellt, die helfen, Schwung ins Getriebe zu bekommen und das Fasten oder einen Fastentag unter-stützen.

1 // wellnesselNicht jeder hat Zeit für handgesammelten Brennnes-selsalat, aber es gibt fertige feine Zubereitungen, die in zertifizierten Wildsammelgebieten geerntet und mit bi-ologischen Zutaten verarbeitet werden. In Süßes Grün beispielsweise werden Brennnesselsamen und Wildblü-tenhonig nach altem Wissen kombiniert. www.gruenevogtei.com

2 // tee-toxDie Aufnahme von viel Flüssigkeit ist von großer Bedeu-tung, um die Entgiftungsorgane des Körpers zu unter-stützen. Angenehm im Geschmack ist die Kräutermi-schung Fasten-Tee mit altbekannten Kräutern aus der Volks- und Naturheilkunde, die anregend auf Leber und Niere wirken. Der Tee schmeckt fein kräutrig und kann warm oder kalt getrunken werden.www.herbaria.de

Frühjahrskur,FastenundandereJungbrunnen–dieJahreszeitlädtein,Ballast abzuwerfen,egalobWinterspeck,schlechteEssgewohnheitenoderErnährungsfehler.

die leichtigKeitdes seins

3 // VitaminkickAuch einen Saftfastentag ab und an einzulegen hebt die Fitness und hilft, neue Aktivität zu entfalten, wieder be-wusster zu essen und zu trinken. Bio-Apfel-Holunder-Saft ist ein naturbelassener, 100-prozentiger Direktsaft ohne Zucker oder Farb- und Konservierungsstoffe und wird von einem Familienbetrieb in Oberösterreich pro-duziert.www.hasenfit.at

4 // aromawunderAbgestimmte und ausgewogene Kräuterteemischungen haben eine angenehme Wirkung auf das Wohlbefinden und können beim Fasten unterstützend wirken. Fa-stenkräuter Kräuterteemischung mit Zitronengras, Zitronenverbena, Zitronenmyrte, Holunderblüte und Mate schmeckt zitronig-frisch und wirkt anregend und belebend.www.lebensbaum.de

5 // bauchlächelnSchwarze Flohsamen sind die reifen Samen einer We-gerich-Art, ein orientalisches Gewürz, das Harmonie schenkt. Dank der großen Menge an Schleimstoffen, die in der Schale enthalten sind, können Flohsamen die Verdauung und den Stoffwechsel unterstützen. Morgens einfach ein bis zwei Esslöffel Flohsamen vorquellen las-sen und mit viel Flüssigkeit oder in Joghurt, Müsli etc. essen. www.sonnentor.com

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74Biorama Nº. 17 marktplatz fasten

textNina Daniela Jaksch

bildSonja Priller

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6 // meisterreiniGerBirke und Brennnessel enthalten wertvolle Flavonoide und lösliche Mineralsalze und sind altbewährte Pflan-zen für die Frühjahrskur. Eine super Idee als täglicher Begleiter sind die trinkfertigen Kräuter-Frucht-Elixire namens One-A-Day Liquid Sticks, die bio-zertifi-zierten Birken- und Brennnesselsaft mit Fruchtsäften kombinieren, praktisch portioniert sind – und richtig gut schmecken.www.naturvital.at

7 // Gemüse-balance»Natur gesund genießen« ist das Motto der Gemüse-saftmanufaktur Voelkel, die bereits seit 1936 eine große Auswahl von Demeter- und Bio-Säften anbietet. Gemü-sesaft feldfrisch ist ein 100-prozentiger Direktsaft aus samenfesten Gemüsesorten wie aromatischen Karotten, Rote Beete und würzigem Sellerie. Ideal für einen Saft-fastentag oder als Vitaldrink. www.voelkeljuice.de

8 // schlanker-leben-müsliFür eine gesunde und figurbetonte Ernährung haben die Müsli-Meister zusammen mit der Ernährungsberaterin Kathrin Kittl einen 3-Phasen-Plan entwickelt. Für jede Phase gibt es ein spezielles Bio-Müsli mit unterschied-lichem Anteil aus Plantago-Samen. Der Same beinhaltet einen natürlichen Quellstoff und dehnt sich mit Flüssig-keit zusammen aus und wirkt sättigend. In den Müsli-Phasen 1 bis 3 wird der Samenanteil schrittweise gesenkt, der Magen gewöhnt sich an ein geringeres Volumen. Zum My Muesli Schlanker Leben 6-Wochen-Paket (Schokotraum + Energiezauber + Knuspertraum) gibt es auch einen Schlanker-Leben-Guide mit guten Tipps zu einer ausgewogenen Ernährung.www.mymuesli.com

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Spielend einfach:Handarbeiten

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Page 76: Biorama #17

Gula Java Matcha von Amanprana: Fokus, innere Ruhe, Energie und Antioxidantien

in einer Tasse

AMANPRANA

AUSGEGLICHENE LEBENSKRAFT

Verbessere Deine Konzentration beim Sport, bei der Arbeit und im Verkehr. Mehr Fokus beim Stu-dieren und anderen Tätigkeiten. Nicht mehr so schnell abgelenkt sein und konzentrierter arbeiten für bessere Resultate. Die natürliche Kombination der Aminosäure L-theanin mit Koffein in Gula Java Matcha sorgt für Aufmerksamkeit, Fokus und Kon-zentration.

Matcha wird in Japan schon jahrhundertelang als zeremonieller Tee verwendet. Zen-Buddhisten trin-ken Matcha zur Meditation, um sich selbst zu fin-den und für innerliche Ruhe. Für Zen.

Gula Java gibt Dir die Energie der Kokosblüten. Der süße Nektar ist ein geschätzter Rohstoff. Mitarbeiter ernten ihn in großer Höhe aus den Kokosbäumen. Danach wird er über einem Holzfeuer in einem Kessel langsam gerührt, bis er süß ist und jede Menge konzentrierte Energie enthält. Du bist damit während des ganzen Tages optimal mit Energie versorgt.

Antioxidantien helfen die Alterung zu bremsen und geben dem Körper die Kraft, die Angriffe der Oxidantien zu neutralisieren. Sie verbessern das Immunsystem, also die Gesundheit. Der ORAC-Wert beschreibt den antioxidativen Wert der Nah-rung. Täglich empfohlen wird 3.000 bis 5.000

ORAC. 1 Teelöffel (8,5 g) Gula Java Matcha enthält 3.500 ORAC. Die aktiven Antioxidantien in Gula Java Matcha sind eine natürliche Kombination aus 4 Catechinen, Taninen, Chlorophyll und weiteren Mineralen und Aminosäuren. Die antioxidative Kraft des Gula Java Matcha ist vielfältig höher im Vergleich zu reinem Vitamin C oder E.

Gula Java ist konzentrierter Kokosblüten-Nektar, dessen Energie langsam freigesetzt wird. Matcha besteht aus dem feingemahlenem Teeblatt der Camellia Sinensis. Man trinkt bei Gula Java Matcha das ganze Blatt. Bei grünem Tee wirft man die Blätter weg. Die Amanprana Matcha-Qualität wird mit einer Granitmühle sehr schonend gemahlen (nur 40 g pro Stunde). Amanprana verwendet ausschließlich grüne Teeblätter, die sehr jung und nicht beschädigt sind. Das nennt man ‘Kotobuki’-Qualität. ‘Kotobuki’ bedeutet in der japanischen Sprache ‘lang leben’ – und das ist nicht zufällig die Amanprana-Qualität. Tel.: 00 32 3 653 25 41, www.

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Nehmen Sie 1 Kaffeelöffel (nur 28 kcal) Gula Java Matcha. Rühren Sie es in kaltes oder warmes Wasser, Milch (Gula Java Matcha Latte)

oder einen Getreidedrink. Auch für Suppen, Brot oder Gebäck. Oder als Garnitur über Müsli, Joghurt, Salate und Fertiggerichte streuen.

Erhältlich im Reformhaus und Bioladen oder ins Haus geliefert von www.amanvida.de

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SUPER FOOD

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gerade eben mal Weihnachten überstanden, steht mit dem Februar der Monat ins Haus, in dem man sta-tistisch gesehen immer seinen Gewichtshöchststand erreicht. In den Lifestylemedien dominiert dann wie-der einmal das Thema Diäten. Und Ernährungswissen-schaftler stimmen ein: Wir essen zu süß, zu fett und sowieso viel zu viel. Süß ist aber nun mal gut. Es wird als angenehm empfunden, schmeckt und wirkt beruhi-gend. Herkömmlicher Zucker macht uns aber nicht nur dick, sondern verursacht auch die weltweit am meisten verbreitetste Gesundheitsstörung: Karies.

Zu Beginn dieses Winters zeichnete sich allerdings die Lösung des Problems ab: Das als natürlicher Süßstoff angepriesene Stevia wurde von den EU-Behörden für verschiedene Lebensmittelgruppen zugelassen. Stevia hat keine Kalorien, ist nicht kariogen und auch für Dia-betiker geeignet.

Von mYthen umranktGenau genommen geht es um die Steviolglykoside,

die aus der Stevia Rebaudiana extrahiert werden. Sie wächst vornehmlich in Paraguay und sieht mit Ihrer Größe von bis zu 80 Zentimeter eher wie Unkraut aus. Schon Jahrhunderte lang soll sie von der indige-nen Bevölkerung zum Süßen des Mate-Tees verwendet worden sein. Meinem aktuellen Wissensstand nach ist es bis heute noch nicht wirklich gelungen, die Pflanze in Europa längerfristig zu kultivieren. Es ranken sich auch viele Mythen und Gerüchte um Stevia: Indianer sollen

DenNimbusdesnatürlichenSüßstoffshatSteviamitseinerZulassungalsE960verloren.AberimmerhinmussichmeinenTeenunnichtmehrmitBadezusatzsüßen.

sWeet zucKerbaby

es vorbeugend zu Verhütungszwecken eingesetzt haben. Potenzängste braucht Mann nun aber nicht zu haben, denn Tests haben diese Behauptung nicht bestätigen können. Man hörte auch immer wieder, dass sich die mächtige Zuckerlobby gegen die Zulassung von Stevia in Lebensmitteln wehrte. Die europäischen Lebens-mittelbehörden wiederum beriefen sich auf zu wenige Langzeitversuche, um die Unbedenklichkeit bestätigen zu können. Dies führte zu einer skurrilen Marktlage: Erste Anlaufstelle für alternative Ernährung sind Biolä-den. Dort, und auch in Apotheken und Drogerien, sind Stevia-Produkte schon längere Zeit erhältlich gewesen. In Form von getrockneten Blättern sowie als Granulat oder Flüssigextrakt standen sie versteckt im Regal. Aller-dings nicht als Lebensmittel. Das war bis letzten Dezem-ber verboten. Die Verkäuferin im Naturkostladen musste mich jedes Mal explizit darauf hinweisen, dass sie mir dieses Produkt nur als Badezusatz oder zur Verwendung im Bereich der Dentalkosmetik verkaufen darf.

Seit wenigen Monaten ist Steviolglykosid nun als Lebensmittelzusatzstoff E960 zugelassen. Eine Bezeich-nung, die viele Konsumenten aber auch abschrecken wird, da E-Nummern als unnatürliche Chemie gelten. Die Extraktion des Süßstoffes aus der Pflanze ist ein aufwendiger Vorgang und nimmt der Stevia etwas von ihrem »natürlichen« Nimbus. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist E960 nicht als Zusatzstoff für zertifizierte Bio-Lebensmittel erlaubt. Und genau das wird in Zukunft wohl für weitere Rechtsstreitigkeiten sorgen.

textMicky Klemsch

Biorama Nº. 17 speis & trank

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79Biorama Nº. 17 leopold maurer

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80Biorama Nº. 17 leopold maurer

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Ktum

*»kÖNNTe Ja seIN, Dass sIe gLaubeN, DIe weLT seI gaNZ IN oRDNuNg.«

Schwören Sie! Wenn Sie Futurzwei besu-chen möchten, müssen Sie sich verpflich-ten, mindestens eine der Geschichten, die Ihnen begegnen werden, weiter-

zuerzählen. Reine Konsumhaltung ist nicht.« Dann hab ich auf »Ja, ich mach’s« geklickt. Eine halbe Stunde später wusste ich, das alles gut wird. Denn auf Futurzwei entdeckt man eine Welt, in der das, was sich viele wünschen, be-reits funktioniert. Vollendete Zukunft eben. Futurzwei erzählt von Menschen, die der gegenwärtigen Kultur der Verschwendung nicht nur Ideen, sondern auch Taten ent-gegensetzen. In einer Art virtuellen Enzy-klopädie werden hier Geschichten über nachhaltige Gegenstrategien gesammelt

– und davon gibt es viele:Forum Anders Reisen fördert nachhal-

tigen Tourismus und innovative Reise-Ideen. In Zürich ist es den Bürgern zu verdanken, dass Energiesparen und die Minimierung des Autoverkehrs in der Gemeindeordnung festgeschrieben sind. Ilona Parsch machte aus der Not – die Allergie – eine Tugend und hat ein Öko-Reinigungsmittel ent-wickelt, das aus dem Saft von Roten Rüben gewonnen wird. Ein Arbeits-losenprojekt in Köln baut Wohn- und Ausstellungsräume aus alten

Übersee-Containern. Tausende Freiwilli-ge unterstützen das Bergwaldprojekt zum

Schutz von Waldökosystemen. In mehreren belgischen und deutschen Städten kommt

in Kantinen und Schulmensen weniger Fleisch auf die Teller. Das Berliner Modelabel Schmidttakahashi macht aus Altkleidern Haute

Couture. Die Klimaschutz+ Stiftung fördert er-neuerbare Energien, Gerechtigkeit und Frieden

und vervielfacht dabei ihre Geldbeträge. Und so-gar eine Bank geht mit gutem Beispiel voran: Bei

der GLS Bank kann jeder Kunde sehen, wer wofür einen Kredit bekommt. Größtmögliche Transpa-

renz eben. Und eine klar Ansage: »Wer von uns Geld will, muss die Welt nicht nur retten wollen, sondern auch glaubhaft machen, dass er es kann«, sagt Tho-

mas Jorberg, der Chef der Bank. Ich habe es geschworen. Jetzt hab ich euch davon

erzählt. www.futurzwei.org

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