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Aktuelles zum Schuljahr 2015/2016 Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Pressestelle des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Redaktion: Dr. Ludwig Unger (verantw.) Telefon: 089 2186-2106 Salvatorstraße 2 · 80333 München Telefax: 089 2186-2881 Internet: www.km.bayern.de E-Mail: [email protected] Statistiken, Grafiken: Statistikstelle des Bayerischen Kultusministeriums

Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, … · Einzug gehalten hat, werden die Lehrpläne für Mittelschule, Realschule und Gymnasi-um gerade erarbeitet und dann, wenn

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Aktuelles zum

Schuljahr 2015/2016

Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst

Pressestelle des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst

Redaktion: Dr. Ludwig Unger (verantw.) Telefon: 089 2186-2106 Salvatorstraße 2 · 80333 München Telefax: 089 2186-2881 Internet: www.km.bayern.de E-Mail: [email protected], Grafiken: Statistikstelle des Bayerischen Kultusministeriums

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

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Inhalt

A) Das Schuljahr 2015/2016 im Überblick 03

B) Zentrale Themen 07

• Über 4.000 Lehrkräfte für staatliche Schulen neu eingestellt –

Unterricht gesichert .............................................................................................. 07

• Pilotversuch Mittelstufe Plus an 47 Gymnasien…………………………………. .... 12

• Ganztagsschulen werden konsequent ausgebaut ………. ................................... 15

• Inklusion schreitet voran – Mehr Schulen mit Profil Inklusion……… .................... 18

• Schulische Angebote für junge Flüchtlinge und Asylbewerber ............................. 23

• Schulische Integration von Kindern mit Migrationshintergrund ............................. 26

• Begabungen frühzeitig erkennen und nachhaltig fördern ………………………….30

• Zwei Drittel der Landkreise und kreisfreien Städte auf dem Weg

zur Bildungsregion................................................................................................ 32

• Digitale Bildung im LehrplanPLUS stärker verankert ........................................... 34

• Schulversuch Bilinguale Grundschule ….. ........................................................... 36

• Flexible Grundschule wird um 37 Standorte ausgeweitet .................................... 37

• Eigenverantwortliche Schule ................................................................................ 39

• Gesundheit und Bewegung an Bayerns Schulen ................................................. 42

C) Verschiedenes aus einzelnen Schularten ..................................... 43

• Aus den Grundschulen ......................................................................................... 43

• Aus den Gymnasien ............................................................................................. 43

• Aus den Beruflichen Schulen ............................................................................... 45

D) Zahlen zum Schuljahr 2015/2016 ................................................... 47

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

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A) Das Schuljahr 2015/2016 im Überblick

Die Weiterentwicklung der Qualität im Schulwesen bei merklichen demographischen

Veränderungen bei einigen Schularten und der ungebrochene Zustrom von jungen

Flüchtlingen und Asylbewerbern stellen die zentralen Herausforderungen im neuen

Schuljahr 2015/2016 für das bayerische Schulwesen dar.

Den Rahmen für eine qualitätsvolle schulische Bildung bildet der Haushalt. Er doku-

mentiert auch 2015 die hohe Wertschätzung, die die Bildung beim Bayerischen Land-

tag und der Bayerischen Staatsregierung genießt. Binnen zehn Jahren, also von 2005

bis 2015, ist das Volumen des Bildungshaushalts von 8,0 Milliarden Euro auf nun 11,2

Milliarden Euro angewachsen. Das entspricht einer Steigerung von rund 40 Prozent,

und das bei einer insgesamt rückläufigen Anzahl von Schülerinnen und Schülern. 1,88

Millionen Schülerinnen und Schüler hatten 2005 allgemeinbildende und berufliche

Schulen in Bayern besucht, heute sind es noch 1,68 Millionen. Der Rückgang freilich

schwächt sich derzeit leicht ab. Ursachen dafür sind z. B. steigende Schülerzahlen in

der Grundschule, aber auch immer mehr junge Flüchtlinge und Asylbewerber, die

Bayerns Schulen besuchen.

Der Weiterentwicklung der Qualität des Unterrichts an den bayerischen Schulen die-

nen die Entwicklung und Einführung des LehrplanPLUS, eines modernen, an Kompe-

tenzen und Wissen ausgerichteten Lehrplans. Während der LehrplanPLUS zum neu-

en Schuljahr die Grundlage für den Unterricht nun auch in der 3. Jahrgangsstufe der

Grundschule bilden wird und bereits im vergangenen Jahr in der Wirtschaftsschule

Einzug gehalten hat, werden die Lehrpläne für Mittelschule, Realschule und Gymnasi-

um gerade erarbeitet und dann, wenn der erste Schülerjahrgang die Grundschule

durchlaufen haben wird, dort eingeführt werden.

Bayern hat u. a. im LehrplanPLUS die Vermittlung von Alltagskompetenzen in den

Schulen verstärkt verankert.

Qualitativ weiter entwickeln sich Bayerns Schulen auch durch eine Forcierung der

digitalen Bildung. Dabei spielt die Online-Plattform „mebis – Landesmedienzentrum

Bayern“ eine wichtige Rolle. Sie wird mittlerweile von 69.000 Lehrkräften und rund

380.000 Schülerinnen und Schülern genutzt.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

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Qualitativ weiterentwickelt wird Bayerns Schulwesen auch mit Blick auf die einzelne

Schülerin und den einzelnen Schüler. Bayerns Schulwesen richtet sich auf Initiative

von Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle stärker als je zuvor auf eine immer hetero-

genere Schülerschaft aus. Schule soll die jungen Menschen bestmöglich fördern. Das

kann nur gelingen, wenn die Begabungen, die Interessen und das sozio-kulturelle

Umfeld der einzelnen Schülerinnen und Schüler noch stärker als bisher berücksichtigt

werden. Bayern bietet deshalb den Schülerinnen und Schülern innerhalb des differen-

zierten und sehr durchlässigen Schulwesens immer mehr individuelle Lernzeiten und

hier insbesondere zusätzliche pädagogische Begleitung und Förderung, wenn diese

nötig werden:

• An 47 Gymnasien z. B. wird die Mittelstufe Plus als Pilotprojekt eingeführt.

Schülerinnen und Schüler mit pädagogischem Bedarf können die Mittelstufe in

vier statt in drei Jahren durchlaufen. Die Anzahl der Wochenstunden wird dabei

pro Schuljahr abgesenkt, insgesamt aber – in den vier Jahren zusammen – be-

suchen die Schülerinnen und Schüler bei diesem Fördermodell mehr Unter-

richtsstunden.

• Der Ausbau der Ganztagsangebote wird konsequent fortgesetzt – bedarfsge-

recht und flächendeckend. Der Ausbau erfolgt dabei zum Schuljahr 2015/2016

nicht nur quantitativ – die Anzahl von gebundenen und offenen Ganztagsange-

boten wird weiter erhöht. Er erfolgt auch qualitativ: An den Grundschulen wird

entsprechend der Beschlüsse des Ganztagsgipfels von Staatsregierung und

kommunalen Spitzenverbänden der offene Ganztag neu eingeführt, d. h. neben

den gebundenen Ganztagsklassen und der Mittagsbetreuung stehen an

Grundschulen künftig weitere pädagogische Angebote in Verantwortung der

Schule zur Verfügung. Erstmals werden auch Betreuungsangebote über die

traditionellen Zeiten schulischer Ganztagsangebote hinaus – auch in den Feri-

en – ermöglicht.

Der Besuch von Ganztagsangeboten bleibt freiwillig. Auch Erfahrungen in der

Landeshauptstadt München zeigen, dass ein verpflichtender Ganztagsunter-

richt in Bayern weder die Akzeptanz der Eltern noch der Schülerinnen und

Schüler erfährt.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

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• Die Anzahl der Flexiblen Grundschulen, in denen Kinder die grundsätzlich auf

zwei Jahre angelegte Eingangsstufe in einem, zwei oder drei Jahren durchlau-

fen können, wird um 37 Schulen ausgeweitet.

Mit Blick auf individuelle Lernzeiten können auch beispielsweise Angebote von Vor-

klassen an Fachober- und Berufsoberschulen sowie Einführungsklassen an Gymnasi-

en erwähnt werden, in denen sich junge Menschen mit mittlerem Schulabschluss auf

die angestrebte weitere schulische Qualifikation vorbereiten.

Der Qualität des Schulwesens als Ganzes dient auch die Inklusion, also ein Alltag in

der Schule als gemeinsamer Lern- und Lebensraum von jungen Menschen mit und

ohne sonderpädagogischen Förderbedarf. Bei der Zielsetzung, die Inklusion voranzu-

bringen, macht Bayern weiter Fortschritte. Diese lassen sich z. B. an einer Ausweitung

der Schulen mit dem Schulprofil Inklusion auf künftig 212 festmachen, wie auch an

einer wachsenden Zahl von Kindern mit Behinderung, die die Regelschule besuchen.

Qualitativ neu ist aber, dass sich erstmals auch Förderzentren auf den Weg machen,

das Schulprofil Inklusion zu erhalten.

Die Qualität des Schulwesens wird mit Blick auf den gesellschaftlichen Auftrag der

Chancengleichheit im Flächenstaat Bayern auch davon bestimmt, ob junge Menschen

vor Ort qualitätsvolle Bildungsangebote vorfinden, bei denen sie ihre Begabungen

entfalten können und bei denen ihre Interessen berücksichtigt werden. Für den Erhalt

von selbständigen Grundschulen auch in Gebieten, die besonders von einem Rück-

gang der Bevölkerung und vor allem der jungen Menschen dort geprägt sind, und

landesweit für ein breites wohnortnahes Schulangebot, das nach der Grundschulzeit

neben Mittelschulverbünden auch Realschulen, Gymnasien sowie vielfältige berufliche

Schulen als Angebot unterbreitet, finanziert der Freistaat die notwendigen Lehrerstel-

len.

Die Qualität des Schulwesens – ganz im Sinne der Dienstleistungsfunktion für die

jungen Menschen wie auch für die Gesellschaft als Ganzes – wird auch beeinflusst

durch die Vernetzung untereinander, durch die Vernetzung zwischen Schulen, priva-

ten Bildungsträgern, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Die Initiative „Bil-

dungsregion Bayern“ von Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle findet immer mehr

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Anklang: In 70 kreisfreien Städten und Landkreisen arbeiten die beteiligten Einrichtun-

gen daran, die Bildungschancen für die jungen Menschen weiter zu verbessern und

die Übergänge von der Schule in Ausbildung, Beruf und weitere schulische Bildung zu

optimieren sowie die Bildungsangebote für Menschen jeglichen Alters zu verstärken.

Neue Chancen eröffnet Bayern auch jungen Flüchtlingen und Asylbewerbern sowie

Migranten mit begrenzten Deutschkenntnissen, die hier nach oft schwierigsten Erfah-

rungen in ihrer Heimat einen Neuanfang suchen. Höchst engagierte Lehrkräfte helfen

den jungen Leuten z. B. in Übergangsklassen, Deutschförderklassen und -kursen an

Grund- und Mittelschulen sowie einem bundesweit einzigartigen zweijährigen Förder-

programm an Berufsschulen an der Gesellschaft in einem umfassenden Sinne teilzu-

haben. Die Zahl der Übergangsklassen wird Bayern bereits zum Schuljahresbeginn

um ein Viertel auf über 470, die Zahl der besonderen Berufsschulklassen um knapp

drei Viertel auf rund 440 ausweiten. Im Rahmen von Modellversuchen werden auch

Möglichkeiten zusätzlicher Förderung für junge Asylbewerber und Flüchtlinge an Re-

alschulen und Gymnasien in den beiden bayerischen Metropolregionen erprobt.

Fazit: Bayern stellt sich den Herausforderungen, das Schulwesen auf einem qualitativ

sehr soliden Fundament zeitgemäß weiterzuentwickeln. Die zunehmend heterogene

Schülerschaft und gleichwertige Bildungschancen sind dabei der Orientierungsrah-

men. Handlungsfelder sind z. B. die Ausweitung des Ganztags, die Inklusion, die digi-

tale Bildung, die Weiterentwicklung des Gymnasiums gerade in der Mittelstufe und der

starke Zuzug von jungen Flüchtlingen und Asylbewerbern.

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B) Zentrale Themen

Über 4.000 Lehrkräfte für staatliche Schulen neu eingestellt –

Unterricht gesichert

Knapp 1,28 Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen im Schuljahr 2015/2016 die

allgemeinbildenden Schulen und rund 402.000 Schülerinnen und Schüler die berufli-

chen Schulen im Freistaat. Das sind insgesamt rund 1,68 Millionen Schülerinnen und

Schüler an den über 6.000 Schulen in Bayern (siehe auch Datenanhang). Die Ver-

gleichszahl aus dem Vorjahr von rund 1,69 Millionen Schülerinnen und Schülern be-

legt weiter einen Schülerrückgang – allerdings mit höchst vielfältigen Facetten und mit

großen regionalen Unterschieden.

Der Unterricht für die Schülerinnen und Schüler ist im Schuljahr 2015/2016 gut abge-

deckt. Der Freistaat Bayern hat über 4.000 Lehrkräfte neu eingestellt, darunter rund

300 Fach- und Förderlehrer an den allgemeinbildenden Schularten.

Dabei erfolgt die Einstellung der Lehrkräfte vor allem nach folgenden Kriterien:

• Entwicklung der Schülerzahlen in den einzelnen Schularten,

• Ausscheiden von Lehrkräften in den Ruhestand,

• sonstige Fluktuation von Lehrkräften,

• Bedarf der Schulen sowie zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten gerade

beim Ausbau z. B. der Ganztagsangebote.

Darüber hinaus spielen bei einzelnen Schularten wie dem Gymnasium die im Studium

gewählten und von den Schulen vor Ort gesuchten Fächerverbindungen der Bewerbe-

rinnen und Bewerber eine wichtige Rolle.

Situation an Grund-, Mittel- und Förderschulen

Für Grund- und Mittelschulen stellt der Freistaat zum September 2015 insgesamt rund

2.470 Lehrkräfte (darunter über 2.250 unbefristet) ein, ferner rund 220 Fachlehrer und

rund 90 Förderlehrer. Sie helfen rund 425.600 Grundschüler (davon etwa 104.300

Schulanfänger an Grundschulen) und etwa 204.100 Mittelschüler zu unterrichten.

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Die Förderzentren und Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung werden im

Schuljahr 2015/2016 von insgesamt rund 66.400 Schülerinnen und Schülern besucht

werden. Für diese stellt der Freistaat Bayern zum September 2015 insgesamt rund

540 Einstellungsmöglichkeiten für Lehrkräfte für Sonderpädagogik (rund 450 unbefris-

tet) zur Verfügung.

Die Anzahl von Schülerinnen und Schülern an den Mittelschulen ist auf rund 204.100

im Schuljahr 2015/2016 leicht angestiegen. Die durchschnittliche Klassengröße wird

an den Mittelschulen im neuen Schuljahr in etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre,

nämlich bei rund 19,7 Schülern, liegen, die an Grundschulen wie in den Vorjahren bei

rund 21 Schülerinnen und Schülern.

Mobile Reserven stellen Unterricht sicher

Die bewährte Praxis des Einsatzes von Mobilen Reserven zur Sicherung des Unter-

richts an Grund-, Mittel- und Förderschulen behält der Freistaat Bayern bei. Wie in den

Vorjahren werden auch in diesem Schuljahr Lehrkräfte im Umfang von insgesamt

2.130 Vollzeitstellen (davon 1.900 Vollzeitstellen ab September, 150 ab November

und 80 ab Januar), 212 Fachlehrern und 20 Vollzeitstellen für Sprachförderung als

Mobile Reserven an den Grund- und Mittelschulen bereitstehen. Sie übernehmen für

Lehrkräfte, die z. B. erkrankt sind, den Unterricht.

Im Februar wird zudem der gesamte Ersatzbedarf für die im ersten Schulhalbjahr in

den Ruhestand eingetretenen oder anderweitig ausgeschiedenen Lehrkräfte durch

zusätzliche Einstellungen gedeckt.

An den Förderschulen werden im Schuljahr 2015/2016 ebenso wie in den Vorjahren

Mobile Reserven im Umfang von 285 Vollzeitstellen im Bedarfsfall für notwendige

Vertretungen sorgen.

Die Situation an Realschulen

Demographisch bedingt geht die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an den Real-

schulen zum Schuljahr 2015/2016 weiter, wie prognostiziert, zurück. Insgesamt haben

sich in Bayern rund 231.500 Schülerinnen und Schüler für den Besuch einer Real-

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schule in staatlicher, kommunaler oder privater Trägerschaft entschieden – und damit

ca. 4.100 weniger als im Vorjahr. Davon besuchen mehr als 168.200 Schülerinnen

und Schüler die staatlichen Realschulen.

Die durchschnittliche Klassenstärke an den staatlichen Realschulen wird nach Stand

der Unterrichtsplanung voraussichtlich leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Im

Schuljahr 2014/2015 betrug die durchschnittliche Klassenfrequenz 26,2 Schülerinnen

und Schüler pro Klasse, im Schuljahr 2007/2008 lag diese noch bei 28,6.

Die Versorgung des Unterrichts an Realschulen kann zum neuen Schuljahr erneut

leicht verbessert werden. Zum Schuljahr 2015/2016 werden vom Freistaat 76 Real-

schullehrkräfte und 16 Fachlehrer neu in den staatlichen Realschuldienst unbefristet

eingestellt. Hauptgründe für die Einstellungssituation sind der demographisch beding-

te Schülerrückgang und das niedrige Durchschnittsalter der Lehrerkollegien.

Seit dem Schuljahr 2013/2014 steht den Realschulen eine integrierte Lehrerreserve

zur Verfügung, um den Unterricht zu sichern. Einer durchschnittlich großen staatlichen

Realschule stehen auf diese Weise z. B. etwa 10 Lehrerwochenstunden als integrierte

Lehrerreserve zusätzlich zum Grundbudget zur Verfügung. Kurzfristige Abwesenhei-

ten von Lehrkräften werden auf diese Weise vom jeweiligen Lehrerkollegium aufge-

fangen. Im Bedarfsfall können die Realschulen auch im Schuljahr 2015/2016 Mittel

abrufen, um für längerfristige Vertretungsfälle Aushilfslehrkräfte zu beschäftigen.

Lehrersituation an Gymnasien

Auch bei den Schülerzahlen an den Gymnasien ist die demographische Entwicklung

sichtbar. Etwa 330.600 Schülerinnen und Schüler – das sind rund 8.600 weniger als

im Vorjahr – besuchen im neuen Schuljahr 2015/2016 die Gymnasien in Bayern. Mehr

als 275.000 Schülerinnen und Schüler haben sich dabei für staatliche Gymnasien

entschieden.

Das Bayerische Bildungsministerium hat zum Schuljahr 2015/2016 insgesamt rund

350 Lehrkräfte für die staatlichen Gymnasien unbefristet eingestellt. Die Einstellung

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der Gymnasiallehrkräfte ist wieder stark von der Fächerverbindung der Bewerberinnen

und Bewerber abhängig.

An den Gymnasien wurde in den jüngsten Jahren eine integrierte Lehrerreserve auf-

gebaut, um die Unterrichtsversorgung auch beim Ausfall von Lehrkräften noch ver-

lässlicher als bisher sicherzustellen. Im Schuljahr 2015/2016 wird dazu jedem staatli-

chen Gymnasium je nach Größe durchschnittlich eine Lehrerstelle zusätzlich zuge-

wiesen.

Darüber hinaus hat das Bildungsministerium den Gymnasien – je nach Zahl ihrer

Schülerinnen und Schüler – durchschnittlich eine halbe Lehrerstelle zur Verfügung

gestellt, um das Förderkonzept „individuelle Lernzeit“ für die Schülerschaft der Mittel-

stufe zu ermöglichen.

Die durchschnittliche Klassenstärke an den staatlichen Gymnasien für die Jahrgangs-

stufen 5 bis 10 wird in diesem Schuljahr voraussichtlich bei etwa 26,0 Schülerinnen

und Schülern liegen. Sie lag im Schuljahr 2007/2008 noch bei 27,8.

Rund 360 Planstellen für berufliche Schulen besetzt

Die Schülerzahl an den beruflichen Schulen wird gegenüber dem Vorjahr geringfügig

zunehmen und sich im Schuljahr 2015/2016 auf rund 402.500 belaufen. Zum Redakti-

onsschluss dieser Broschüre Anfang September lässt sich die Schülerzahl für die

sieben beruflichen Schularten allerdings noch nicht mit abschließender Sicherheit

feststellen. Es haben noch nicht alle Schülerinnen und Schüler endgültig ihre Berufs-

bzw. Ausbildungsentscheidung getroffen. Es gibt auch Schulabsolventinnen und

-absolventen, die noch auf Zusagen auf ihre Bewerbungen um Ausbildungsplätze

warten.

Für die staatlichen beruflichen Schulen in Bayern kann das Ministerium für das Schul-

jahr 2015/2016 insgesamt rund 360 Planstellen besetzen, davon rund 160 für die

Berufsschulen und Wirtschaftsschulen sowie knapp 200 für die Fachober- und Berufs-

oberschulen. Ferner stellt der Freistaat rund 60 Fachlehrkräfte für gewerblich-

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technische Berufe, für Ernährung und Versorgung, für sozialpädagogische und sozial-

pflegerische Berufe, Gesundheitsberufe und Pflegeberufe ein.

Neben Absolventen des Lehramts Berufliche Schulen wurden auch Gymnasiallehr-

kräfte sowie Realschullehrkräfte mit der Fächerverbindung Mathematik und Physik

eingestellt, die im Rahmen von Sondermaßnahmen nachqualifiziert werden.

Darüber hinaus wurden weitere befristete Verträge für berufliche Schulen vergeben, u.

a. um den fachpraktischen Unterricht sicherzustellen.

Mit den eingestellten Lehrkräften kann der Bedarf in einzelnen Fachrichtungen jedoch

nicht ganz abgedeckt werden. Angespannt erweist sich die Situation für die berufli-

chen Schulen in den Fachrichtungen Metall-, Elektro- und Informationstechnik, da hier

nicht in ausreichendem Maße entsprechend qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber

zur Verfügung stehen.

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Pilotversuch Mittelstufe Plus an 47 Gymnasien

An 47 Gymnasien wird ab dem Schuljahr 2015/2016 in einem zweijährigen Pilotversuch

die Mittelstufe Plus erprobt. Sie bietet den Schülerinnen und Schülern mit pädagogischem

Bedarf ein Jahr mehr Lernzeit. Sie ist die Antwort des Freistaats Bayern auf die wachsen-

de Heterogenität der Schülerschaft und zugleich das Ergebnis eines intensiven Dialog-

prozesses, zu dem Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle die gymnasiale Schulfamilie,

aber auch die Landtagsfraktionen sowie Vertreter von Hochschulen, Gesellschaft und

Wirtschaft im Jahr 2014 eingeladen hatte.

Die pädagogischen Besonderheiten der Mittelstufe Plus:

1. Die Mittelstufe Plus bietet ein Jahr zusätzlicher Lernzeit. Schülerinnen und Schüler,

die die Mittelstufe Plus besuchen wollen und entsprechenden pädagogischen Bedarf

anmelden, haben damit für den Stoff mehr Zeit zur Verfügung.

2. Kernfächer werden besonders gefördert. Grundlagenfächer wie z. B. Deutsch,

Mathematik und Fremdsprachen werden in der Mittelstufe Plus durchgehend vier Jahre

unterrichtet. Sie werden in der Regel mit jeweils drei zusätzlichen Wochenstunden ange-

boten. Der Stoff wird, wo immer möglich, von drei Jahren auf vier Jahre gedehnt.

3. Weniger Fächer pro Schuljahr. Einzelne Fächer werden aus den Jahrgangsstufen 8,

9 und 10 in der Regel in die Jahrgangsstufe 9+ verlegt. Es kommt zu einer Reduzierung

der Fächeranzahl und der Stundenzahl pro Jahrgangsstufe. In der Mittelstufe Plus wer-

den die Schülerinnen und Schüler verpflichtend nur 30 Stunden (in den Jahrgangsstufen

8, 9, 9+) bzw. 32 in der Jahrgangsstufe 10 besuchen. Das bedeutet eine deutliche Entlas-

tung der Schülerinnen und Schüler. Sie können freiwillig zusätzliche Förderstunden bele-

gen.

4. Nur einmal verpflichtend Nachmittagsunterricht. In den ersten drei Schuljahren

sind je 30 Wochenstunden vorgesehen. Im 10. Schuljahr werden 32 Wochenstunden zur

pädagogischen Vorbereitung der Oberstufe belegt. Das bedeutet, dass nur in der Jahr-

gangsstufe 10 verpflichtend Nachmittagsunterricht stattfindet.

5. Gymnasien erhalten zusätzliche Lehrerwochenstunden für konzeptionelle Arbeit.

Die Gymnasien, die sich in der Pilotphase engagieren, werden durch vier zusätzliche

Lehrerwochenstunden für konzeptionelle Arbeit unterstützt. Die Schulen behalten zudem

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all die Lehrerwochenstunden, die aufgrund der geringeren Wochenstundenzahlen pro

Schuljahr in der Mittelstufe Plus frei werden.

Nach einer Abfrage bei den Pilotschulen besuchen im Durchschnitt etwa 60 Prozent der

Achtklässler dort eine „Plusklasse“. Dabei gibt es mit Blick auf die Nachfrage zwischen

den Schulen erhebliche Unterschiede, die Quoten differieren zwischen gut einem Viertel

und rund 90 Prozent. An einem Gymnasium wurde aufgrund geringer Nachfrage keine

einzige Plusklasse eingerichtet.

Die 47 Pilotschulen waren unter Einbindung der Ministerialbeauftragten als Experten der

gymnasialen Strukturen in einem regionalisierten Verfahren ausgewählt worden. Ziel des

Auswahlverfahrens war es, die gymnasiale Schullandschaft möglichst umfassend abzu-

bilden. So wurden z. B.:

- große wie auch kleine Gymnasien,

- Gymnasien in Städten, Großstädten wie auch im ländlichen Raum

- und Gymnasien mit unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen und Sprachenfolgen

einbezogen.

Schulspezifische Stundentafeln

Die Pilotschulen haben in der Vorbereitungsphase im Frühjahr 2015 ihre schulspezifi-

schen Stundentafeln erstellt und dabei pädagogisch und profilorientiert Schwerpunkte

gesetzt.

Die Arbeit an den Pilotschulen wird durch eine Projektgruppe begleitet. Dieser gehö-

ren Mitarbeiter der Gymnasialabteilung des Kultusministeriums und externe Lehrkräfte

mit Erfahrung in der Schulentwicklung und -organisation an. Die Erfahrungen des

Pilotprojekts werden ausgewertet. Das Ministerium erhofft sich von dem Pilotversuch

auch Erkenntnisse und Impulse für die Weiterentwicklung der Gymnasialpädagogik.

Dabei können die Pilotschulen auch auf Erfahrungen zurückgreifen, die bereits von

anderen bayerischen Gymnasien gesammelt worden sind. Diese wurden im März vom

Bayerischen Kultusministerium und dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungs-

forschung in der Publikation „Gymnasium 2020“ und auf dem Internetportal

www.gymnasium2020.bayern.de veröffentlicht.

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Diese Schulen können die Mittelstufe Plus ab Schuljahr 2015/16 erproben: in Mittelfranken: Georg-Wilhelm-Steller-Gymnasium Bad Windsheim Christoph-Jacob-Treu-Gymnasium Lauf Hardenberg-Gymnasium Fürth Gymnasium Höchstadt a. d. Aisch Neues Gymnasium Nürnberg Pirckheimer-Gymnasium Nürnberg in Niederbayern: Robert-Koch-Gymnasium Deggendorf Karl-von-Closen-Gymnasium Eggenfelden Gymnasium Leopoldinum Passau Gymnasium Pfarrkirchen Tassilo-Gymnasium Simbach a. Inn in Oberbayern-Ost: Karlsgymnasium Bad Reichenhall Gymnasium Berchtesgaden Rottmayr-Gymnasium Laufen Gymnasium Miesbach Annette-Kolb-Gymnasium Traunstein in Oberbayern-West: Gymnasium Geretsried Katharinen-Gymnasium Ingolstadt Descartes-Gymnasium Neuburg Gymnasium Puchheim

in Oberfranken: E.T.A. Hoffmann-Gymnasium Bamberg Gymnasium Christian-Ernestinum Bayreuth Gymnasium Burgkunstadt Gymnasium Fränkische Schweiz Ebermannstadt Schiller-Gymnasium Hof Frankenwald-Gymnasium Kronach Caspar-Vischer-Gymnasium Kulmbach in der Oberpfalz: Gymnasium Neustadt a. d. Waldnaab Regental-Gymnasium Nittenau Ortenburg-Gymnasium Oberviechtach Gymnasium Parsberg Albrecht-Altdorfer-Gymnasium Regensburg Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium Schwandorf Stiftland-Gymnasium Tirschenreuth

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in Schwaben: Gymnasium bei St. Anna Augsburg Johann-Michael-Sailer-Gymnasium Dillingen Gymnasium Hohenschwangau Carl-von-Linde-Gymnasium Kempten Simpert-Kraemer-Gymnasium Krumbach Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium Oberstdorf in Unterfranken: Spessart-Gymnasium Alzenau Friedrich-Dessauer-Gymnasium Aschaffenburg Rhön-Gymnasium Bad Neustadt Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld Frobenius-Gymnasium Hammelburg Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg Röntgen-Gymnasium Würzburg

Ganztagsschulen werden konsequent ausgebaut

Bayern baut die gebundenen und offenen Ganztagsangebote sowie die Mittagsbe-

treuung im Schuljahr 2015/2016 weiter deutlich aus. Es ist das Ziel der Bayerischen

Staatsregierung, den Eltern mit ihren Kindern eine flächendeckende und bedarfsorien-

tierte Versorgung mit verschiedenen Formen von Ganztagsangeboten unterbreiten zu

können. Die Eltern haben dabei die Wahlfreiheit, ob ihre Kinder ein Ganztagsangebot

besuchen oder nicht.

Die Anzahl der offenen Ganztagsgruppen – gut 3.900 Gruppen im Vorjahr – kann

um voraussichtlich knapp 200 neue Gruppen ausgeweitet werden. Darüber hinaus

kann als ein Ergebnis des Ganztagsgipfels, zu dem die Bayerische Staatsregierung

die kommunalen Spitzenverbände eingeladen hatte, zum Schuljahr 2015/2016 erst-

mals die Form der offenen Ganztagsschule auch an Grundschulen und Förder-

schulen für die Jahrgangsstufen 1 bis 4 eingerichtet werden. Rund 300 offene Ganz-

tagsgruppen werden hier zum neuen Schuljahr in einer Pilotphase realisiert werden.

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Insgesamt wird es an bayerischen Schulen damit rund 4.400 offene Ganztagsgrup-

pen im Schuljahr 2015/2016 geben.

Zum neuen Schuljahr wird die Anzahl der Schulen weiter wachsen, die gebundene

Ganztagsklassen einrichten. Rund 30 weiteren Schulen wurde genehmigt, ein ge-

bundenes Ganztagsangebot einzurichten. Darüber hinaus wurden zahlreiche Anträge

von Schulen, das bei ihnen bereits bestehende Ganztagsangebot auszuweiten, ge-

nehmigt. Insgesamt gibt es an rund 1050 Schulen gebundene Ganztagsklassen.

Die Anzahl der Gruppen der Mittagsbetreuung und verlängerten Mittagsbetreuung

kann zum neuen Schuljahr von bisher knapp 6.900 auf nun rund 7.000 angehoben

werden.

Ein wichtiges Ergebnis des Ganztagsgipfels der Bayerischen Staatsregierung mit den

Kommunen ist das Modellprojekt „offene Ganztagsangebote in Kooperation von

Schule und Jugendhilfe“. Mit diesem wollen Freistaat und Kommunen Betreuungs-

zeiten für Kinder an Grund- und Förderschulen an Wochentagen bis 18 Uhr und in den

Schulferien in Schulen oder in unmittelbarer Nähe von Schulen ermöglichen. Erste

Modelle dieser intensiven Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe werden ab

dem Schuljahr 2015/2016 erprobt.

An den Schulen können weiterhin über die schulischen Ganztagsangebote hinaus

Schülerinnen und Schülern während der Schulzeit Bildungs- und Betreuungsange-

bote am späten Nachmittag zwischen 16 und 18 Uhr und auch freitags unterbreitet

werden. Diese werden allerdings nicht in Trägerschaft des Freistaats Bayern durchge-

führt.

Im vergangenen Schuljahr 2014/2015 finanzierte der Freistaat Bayern allein für die

gebundenen Ganztagsklassen rund 1.750 Lehrerstellen sowie mehr als 7 Millionen

Euro für die Kooperation mit externen Partnern. Für die offenen Ganztagsgruppen

brachte der Freistaat rund 85 Millionen Euro auf, für die Mittagsbetreuung und die

verlängerte Mittagsbetreuung mehr als 41 Millionen Euro. Zu den genannten Beträgen

kommen noch die Beiträge der Sachaufwandsträger hinzu. Diese haben z. B. allein für

die gebundenen Ganztagsschulen rund 18,5 Millionen Euro und für die offenen Ganz-

tagsgruppen knapp 20 Millionen Euro aufgebracht. Dazu kamen Mittel der Kommunen

für die Mittagsbetreuung.

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Die Ganztagsangebote ermöglichen es den Lehrkräften, die Schülerinnen und Schüler

– unabhängig vom Elternhaus – zusätzlich fördern zu können. Für viele Eltern sind

Ganztagsangebote zudem eine wichtige Voraussetzung, um Familie und Beruf besser

vereinbaren zu können. Ganztagsangebote stellen einen wichtigen pädagogischen

und gesellschaftlichen Beitrag zur Weiterentwicklung des bayerischen Schulwesens

dar. Der schulische Ganztag darf durch sein Mehr an Zeit und Mehr an pädagogischer

Zuwendung für die Schülerinnen und Schüler auch als Instrument der Chancenge-

rechtigkeit verstanden werden.

Projekt „Gebundene Ganztagsangebote in Übergangsklassen“

Mit Hilfe des Programms „Perspektiven in Bayern – Perspektiven in Europa. ESF

Bayern 2014-2020“ des Europäischen Sozialfonds setzt der Freistaat das Projekt

„Gebundene Ganztagsangebote im Bereich von Übergangsklassen“ im Schuljahr

2015/2016 fort. Damit können der Erwerb der deutschen Sprache und die Integration

von jungen Menschen mit Migrationshintergrund weiter gefördert werden. Den Kindern

und Jugendlichen können so zusätzliche Chancen auf eine begabungsgerechte Teil-

habe am Bildungsangebot eröffnet werden. Dazu erhalten die Klassen – über die

zusätzlichen Lehrerwochenstunden und finanziellen Mittel für die gebundenen Ganz-

tagsklassen hinaus – noch weitere pädagogische Begleitung. Zum neuen Schuljahr

können zu den bereits bestehenden 30 Ganztags-Übergangsklassen weitere 20 ein-

gerichtet werden.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

18

Inklusion schreitet voran – Mehr Schulen mit Profil Inklusion

Inklusive Förderung Kernherausforderung des Schulwesens

Die „Inklusive Förderung von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem

Förderbedarf“ gehört zu den Kernherausforderungen des bayerischen Schulwesens.

Im Jahr 2011 hatte der Bayerische Landtag fraktionsübergreifend ein Gesetz zur Um-

setzung der UN-Behindertenrechtskonvention über Rechte und Chancen von Men-

schen mit Behinderung beschlossen. Danach besteht für Schülerinnen und Schüler

mit sonderpädagogischem Förderbedarf ein grundsätzlich gleichberechtigter Zugang

zur Regelschule. Schulartspezifische Regelungen für Aufnahme, Vorrücken, Schul-

wechsel und Prüfungen bleiben in Kraft.

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die

von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, steigt. Waren es im Schuljahr 2012/2013

noch rund 18.200 Schülerinnen und Schüler, die an allgemeinbildenden Regelschulen

sonderpädagogisch gefördert wurden, so waren es im vergangenen Schuljahr

2014/2015 schon knapp 20.000. Die meisten davon werden an ihrer Schule vor Ort

unterrichtet. Dazu kommen rund 2.000 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädago-

gischem Förderbedarf an Förderschulen, die nach dem Partnerklassenkonzept oder in

der offenen Klasse der Förderschule gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern ohne

sonderpädagogischen Förderbedarf unterrichtet werden.

Einzelne Schüler stehen im Mittelpunkt

Bei den Maßnahmen zur Umsetzung der Inklusion stehen in Bayern die Schülerinnen

und Schüler mit ihrem konkreten Förderbedarf im Mittelpunkt.

Bayern folgt bei der Umsetzung der inklusiven Förderung daher dem Grundsatz „In-

klusion – eine Vielfalt schulischer Angebote“: D. h. in Bayern werden unterschiedliche

Formen inklusiven Unterrichts praktiziert. Kinder mit und ohne sonderpädagogischen

Förderbedarf werden nicht nur an den Schulen mit dem Profil Inklusion gemeinsam

unterrichtet. Die Lehrkräfte im Mobilen Sonderpädagogischen Dienst spielen zur Rea-

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

19

lisierung der Inklusion eine wichtige Rolle, ebenso die Kooperations- und Partnerklas-

sen. Die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler besucht eine wohnortnahe Schule.

Förderschulen bleiben als Kompetenzzentren und Lernorte bestehen. Sie können

nach Beschluss des Bayerischen Landtags auch das Profil „Inklusion“ erhalten, was

zu diesem Schuljahr erstmals von Förderzentren praktiziert wird.

Zum Schuljahr 2015/2016 werden wie bereits in den vergangenen vier Schuljahren

weitere 100 Planstellen für die Inklusion bereitgestellt. Diese Lehrkräfte werden vor-

wiegend an den Schulen mit dem Profil Inklusion eingesetzt.

Weitere Schulen entwickeln das Profil Inklusion

Die Inklusion als gemeinsames Lernen und Leben in der Schule von jungen Men-

schen mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf wird in Bayern weiter umge-

setzt.

Die Anzahl der Schulen mit dem Profil Inklusion wird zum neuen Schuljahr erneut

deutlich, nämlich um rund ein Drittel, ausgeweitet. Im Schuljahr 2015/2016 werden

212 Schulen das Schulprofil Inklusion entwickelt haben, im vorhergehenden Schuljahr

waren es 164 Schulen. Unter den 212 Schulen befinden sich 27 Förderschulen, die

sich in besonderer Weise der Thematik annehmen und Inklusion als Kompetenzzent-

rum in der Regelschule oder selbst voranbringen, indem sie ihren Schülerinnen und

Schülern gemeinsamen Unterricht und gemeinsames Schulleben mit Kindern und

Jugendlichen ohne sonderpädagogischen Förderbedarf ermöglichen.

Um das Schulprofil Inklusion zu erhalten, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt

werden, u. a.:

- Die Schule muss ein entsprechendes Bildungs- und Erziehungskonzept vorle-

gen, das von Schulfamilie und Sachaufwandsträger mitgetragen wird.

- Die Schule muss schon Erfahrungen im Unterricht mit Schülern mit sonderpä-

dagogischem Förderbedarf gesammelt haben.

- Die Inklusion muss von zentraler Bedeutung bei der Schulentwicklung sein.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

20

Für Schülerinnen und Schüler mit einem sehr hohen sonderpädagogischen Förderbe-

darf können Grund- und Mittelschulen mit Schulprofil Inklusion sog. Tandemklassen

bilden, in denen der Unterricht gemeinsam von einer Lehrkraft einer allgemeinen

Schule und einer Lehrkraft für Sonderpädagogik gestaltet wird.

Das Kultusministerium hat einen wissenschaftlichen Beirat für die Inklusion eingerich-

tet, dem Wissenschaftler der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Ludwig-

Maximilians-Universität München angehören. Dieser hatte im Schuljahr 2012/2013

einen „Leitfaden“ zur inklusiven Schulentwicklung vorgelegt. Der wissenschaftliche

Beirat setzt seine Arbeit bis 2018 fort. Im Februar 2016 wird der Beirat die Ergebnisse

des Begleitforschungsprojekts „Inklusive Schulentwicklung“ in München vorstellen.

Modellprojekt beruflicher Schulen wird fortgeführt

Das bundesweit einzigartige Modellprojekt „Inklusive berufliche Bildung in Bayern“

(IBB), das die Stiftung Bildungspakt Bayern im Schuljahr 2012/2013 zusammen mit

dem Bayerischen Kultusministerium gestartet hat, wird im Schuljahr 2015/2016 fortge-

führt. Allgemeine Berufsschulen und Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förde-

rung sind dabei an neun Standorten Kooperationen in Tandems eingegangen. Sie

entwickeln Modelle, wie inklusiver Unterricht an beruflichen Schulen bestmöglich ge-

staltet werden kann. Jugendliche mit Förderbedarf im Bereich Lernen und/oder emoti-

onale und soziale Entwicklung werden dabei intensiv unterstützt, so dass sie einen

regulären Berufsabschluss erreichen. Der Modellversuch wird wissenschaftlich von

Prof. Dr. Roland Stein von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg begleitet.

Inklusionsberatung vor Ort

Im Schuljahr 2015/2016 werden an 75 Standorten, und damit an rund 20 Standorten

mehr als im vergangenen Schuljahr, Lehrkräfte von Grund-, Mittel- und Förderschulen

schulartübergreifend Inklusionsberatung an den Staatlichen Schulämtern anbieten.

Sie sind mit der Eingliederungshilfe und den kommunalen Schulaufwandsträgern im

Dialog und helfen Eltern, ein möglichst passgenaues Schulangebot für ihr Kind zu

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

21

finden. Damit steht in Bayern nach nur drei Jahren durch Kooperation mit den Kom-

munen ein flächendeckendes Beratungsangebot zur Verfügung.

Überörtliche, neutrale, interdisziplinäre und vernetzte Inklusionsberatung am staatlichen Schulamt 2015/16 (neue Standorte in blauer Farbe)

Oberbayern 1. Staatliches Schulamt im Landkreis Altötting 2. Staatliches Schulamt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen 3. Staatliches Schulamt im Landkreis Berchtesgadener Land 4. Staatliches Schulamt im Landkreis Ebersberg 5. Staatliches Schulamt im Landkreis Eichstätt 6. Staatliches Schulamt im Landkreis Freising 7. Staatliches Schulamt im Landkreis Fürstenfeldbruck 8. Staatliches Schulamt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen 9. Staatliches Schulamt in der Stadt Ingolstadt 10. Staatliches Schulamt im Landkreis Landsberg am Lech 11. Staatliches Schulamt im Landkreis Miesbach 12. Staatliches Schulamt im Landkreis Mühldorf 13. Staatliches Schulamt im Landkreis München 14. Staatliches Schulamt in der Landeshauptstadt München 15. Staatliches Schulamt im Landkreis Pfaffenhofen 16. Staatliches Schulamt in der Stadt und im Landkreis Rosenheim 17. Staatliches Schulamt im Landkreis Starnberg 18. Staatliches Schulamt im Landkreis Weilheim-Schongau 19. Staatliches Schulamt im Landkreis Dachau 20. Staatliches Schulamt im Landkreis Erding 21. Staatliches Schulamt im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 22. Staatliches Schulamt im Landkreis Traunstein

Niederbayern

23. Staatliches Schulamt im Landkreis Deggendorf 24. Staatliches Schulamt im Landkreis Freyung-Grafenau 25. Staatliches Schulamt im Landkreis Kelheim 26. Staatliches Schulamt im Landkreis Regen 27. Staatliches Schulamt im Landkreis Rottal-Inn 28. Staatliches Schulamt im Landkreis Straubing-Bogen 29. Staatliches Schulamt Landshut 30. Staatliches Schulamt Dingolfing-Landau 31. Staatliches Schulamt Passau

Oberpfalz

32. Staatliche Schulämter im Landkreis Amberg-Sulzbach und in der Stadt Amberg

33. Staatliches Schulamt im Landkreis Neumarkt/Oberpfalz

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

22

34. Staatliche Schulämter im Landkreis Neustadt an der Waldnaab und in der Stadt Weiden in der Oberpfalz

35. Staatliche Schulämter im Landkreis und in der Stadt Regensburg 36. Staatliches Schulamt im Landkreis Schwandorf 37. Staatliches Schulamt im Landkreis Tirschenreuth 38. Staatliches Schulamt im Landkreis Cham

Oberfranken

39. Staatliche Schulämter in der Stadt und im Landkreis Bayreuth 40. Staatliche Schulämter im Landkreis und in der Stadt Bamberg 41. Staatliches Schulamt in der Stadt Coburg 42. Staatliches Schulamt im Landkreis Forchheim 43. Staatliches Schulamt im Landkreis Kronach 44. Staatliches Schulamt im Landkreis Lichtenfels 45. Staatliche Schulämter im Landkreis und in der Stadt Hof 46. Staatliches Schulamt im Landkreis Kulmbach 47. Staatliches Schulamt im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge

Mittelfranken

48. Staatliche Schulämter im Landkreis und in der Stadt Ansbach 49. Staatliches Schulamt im Landkreis Nürnberger Land 50. Staatliches Schulamt in der Stadt Nürnberg 51. Staatliche Schulämter im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach 52. Staatliches Schulamt im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 53. Staatliche Schulämter in der Stadt und im Landkreis Erlangen 54. Staatliche Schulämter in der Stadt und im Landkreis Fürth (in Planung) 55. Staatliches Schulamt im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (in Planung)

Unterfranken 56. Staatliches Schulamt im Landkreis Haßberge 57. Staatliches Schulamt im Landkreis Bad Kissingen 58. Staatliches Schulamt im Landkreis Kitzingen 59. Staatliches Schulamt im Landkreis Main-Spessart 60. Staatliches Schulamt im Landkreis Miltenberg 61. Staatliche Schulämter in der Stadt und im Landkreis Schweinfurt 62. Staatliches Schulamt in der Stadt und im Landkreis Aschaffenburg 63. Staatliches Schulamt im Landkreis Rhön-Grabfeld 64. Staatliches Schulamt in der Stadt Würzburg 65. Staatliches Schulamt im Landkreis Würzburg

Schwaben

66. Staatliches Schulamt in der Stadt Augsburg 67. Staatliches Schulamt im Landkreis Augsburg 68. Staatliches Schulamt im Landkreis Donau-Ries 69. Staatliches Schulamt im Landkreis Günzburg 70. Staatliche Schulämter in den Landkreisen Oberallgäu/Lindau und in der Stadt Kempten 71. Staatliche Schulämter im Landkreis Ost-Allgäu und in der Stadt Kaufbeuren 72. Staatliches Schulamt im Landkreis Aichach-Friedberg 73. Staatliches Schulamt im Landkreis Dillingen 74. Staatliches Schulamt im Landkreis Neu-Ulm 75. Staatliche Schulämter im Landkreis Unterallgäu und in der Stadt Memmingen

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

23

Weitere Stellen für inklusiven Unterricht

Bayern setzt seinen Weg zur Gestaltung eines inklusiven Schulsystems fort. Im Schul-

jahr 2015/2016 wird Bayern wie bereits in den vergangenen vier Jahren jeweils 100

weitere Lehrerplanstellen für den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne

sonderpädagogischen Förderbedarf zusätzlich zur Verfügung stellen. Um die Lehrkräf-

te für die damit verbundenen Anforderungen zu qualifizieren und sie dabei zu beglei-

ten, werden Fortbildungen angeboten.

Schulische Angebote für junge Flüchtlinge und Asylbewerber

Der Zustrom von jungen Asylbewerbern und Flüchtlingen hält weiter an. Bayern hat für

das Schuljahr 2015/2016 seine Angebote für junge Flüchtlinge und Asylbewerber

massiv ausgeweitet. Beispielsweise werden weitere 180 besondere Klassen an den

Berufsschulen und nahezu 100 zusätzliche Übergangsklassen an Grund- und Mittel-

schulen bereits für den Unterrichtsbeginn eingerichtet. Das Kultusministerium hat dazu

entsprechend mehr Stellen für Übergangsklassen an Grund- und Mittelschulen sowie

für die Angebote der Berufsschulen mehr Stellen und zusätzliche Mittel bereitgestellt.

Zu Beginn des Schuljahrs 2015/2016 sind an Bayerns Grund- und Mittelschulen

rund 470 Übergangsklassen für schulpflichtige Flüchtlinge und Asylbewerber

vorgesehen, das sind rund 100 mehr als gegen Ende des Schuljahres 2014/2015. Für

die Bildung zusätzlicher Übergangsklassen nach Beginn des Schuljahres 2015/2016

stehen bayernweit zunächst Lehrerwochenstunden im Umfang von 50 Stellen zur

Verfügung, die bei Bedarf und vorbehaltlich des dazu nötigen Beschlusses des Baye-

rischen Landtags im Nachtragshaushalt 2016 verdoppelt werden können. In den

Übergangsklassen lernen die jungen Menschen u. a. Grundlagen der deutschen

Sprache, um später am Regelunterricht teilzunehmen. An vielen Grund- und Mittel-

schulen werden den jungen Menschen weitere Sprachförderangebote etwa in

Deutschförderklassen und Deutschförderkursen unterbreitet. Diese beiden Modelle

bieten im Sinne einer ganzheitlichen Integration besondere Chancen.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

24

In Bayern können im Schuljahr 2015/2016 rund 8.100 berufsschulpflichtige Flüchtlinge

und Asylbewerber an Berufsschulen in rund 440 Klassen an einem zweijährigen und

bundesweit nach wie vor einzigartigen Programm teilnehmen. Gegen Ende des Schul-

jahres 2014/2015 lag die Anzahl der besonderen Klassen für junge Asylbewerber und

Flüchtlinge an Berufsschulen in Bayern bei 260.

In den besonderen Klassen erlernen die Schülerinnen und Schüler die deutsche Spra-

che und können sich in einer kooperativen Maßnahme in Zusammenarbeit mit einem

Bildungsträger und Unternehmen auf eine Berufsausbildung vorbereiten.

Zum aktuellen Schuljahr 2015/2016 starten das Bayerische Bildungs- und Wissen-

schaftsministerium und die Stiftung Bildungspakt Bayern – unterstützt durch die Verei-

nigung der Bayerischen Wirtschaft – an 21 Schulen zudem das Projekt „Perspektive

Beruf für junge Asylbewerber und Flüchtlinge“. Es geht darum, wirksame Instru-

mente und Konzepte für den Unterricht und die Förderung junger Asylbewerber und

Flüchtlinge an den Berufsschulen zu identifizieren und weiterzuentwickeln.

An dem Projekt nehmen folgende Schulen teil: Oberbayern:

• Staatliche Berufsschule I Rosenheim

• Staatliche Berufsschule Altötting

• Staatliche Berufsschule Weilheim i. OB

• Staatliche Berufsschule Eichstätt

• Staatliche Berufsschule Dachau

• Städtische Berufsschule zur Berufsvorbereitung am Bogenhauser Kirchplatz München Niederbayern:

• Staatliche Berufsschule Kelheim

• Staatliche Berufsschule Vilshofen a. d. Donau Oberpfalz:

• Staatliche Berufsschule Schwandorf

• Staatliche Berufsschule Weiden i. d. Opf. Oberfranken:

• Johann-Vießmann-Schule, Staatl. Berufsschule Hof - Stadt und Land

• Lorenz-Kaim-Schule, Staatl. Berufsschule Kronach

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

25

Mittelfranken:

• Staatliche Berufsschule II Ansbach

• Staatliche Berufsschule Erlangen

• Städtische Berufsschule 5 Nürnberg (Körperpflege, Textil/Bekleidung, Floristen, JoA, Berufsvorb.)

• Städtische Berufsschule 11 Nürnberg für Bau-, Maler- und Holzberufe Unterfranken:

• Staatliche Berufsschule I Aschaffenburg

• Franz-Oberthür-Schule Würzburg, Städt. Berufsschule Schwaben:

• Staatliche Berufsschule Höchstädt a. d. Donau

• Staatliche Berufsschule Mindelheim

• Staatliche Berufsschule Immenstadt i. Allgäu

Modellprojekte an Realschulen und Gymnasien

An der Staatlichen Realschule München II und der Staatlichen Realschule Nürnberg

III werden erstmals SPRINT-Klassen für junge Asylbewerber und Flüchtlinge sowie

Migranten mit geringen Deutschkenntnissen eingerichtet. Die Schülerinnen und Schü-

ler erfahren in den Klassen, die in der Wahlpflichtfächergruppe Mathematik-

Naturwissenschaften angesiedelt sind, zunächst eine intensive Förderung in der deut-

schen Sprache und werden sukzessive in den Regelunterricht integriert.

Zum Schulhalbjahr und zum Schuljahresende wird eine eingehende Schullaufbahnbe-

ratung für die Schülerinnen und Schüler erfolgen. Ziel ist es, dass die entsprechenden

Schülerinnen und Schüler den Realschulabschluss erwerben.

Am Martin-Behaim-Gymnasium Nürnberg und am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium

München werden Schülerinnen und Schüler, die kurzfristig aus dem Ausland zuzie-

hen, im Rahmen des Modellprojekts INGYM-Klassen zusätzlich sprachlich gefördert:

In eigenen Ganztagsklassen werden Schülerinnen und Schülern bis Februar 2016

Deutsch, aber auch Inhalte der MINT-Fächer und der Gesellschaftswissenschaften

vermittelt. Ab dem Schulhalbjahr sollen sie am Unterricht in den Regelklassen ihrer

Stammschulen teilnehmen, der um Zusatzangebote ergänzt wird. Nach Ablauf des

Schuljahres werden sie nach einer Aufnahmeprüfung reguläre Schülerinnen und

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

26

Schüler des Gymnasiums. Siehe auch Kapitel „Schulische Integration von Kindern mit

Migrationshintergrund“.

Deutschangebote in Erstaufnahmeeinrichtungen

Um die zunächst noch nicht vollzeitschulpflichtigen Kinder und Jugendlichen

nach ihrer Ankunft in Bayern entsprechend auf den Schulbesuch vorzubereiten, wur-

den vom Kultusministerium in den Erstaufnahmeeinrichtungen in München, Zirn-

dorf, Deggendorf und Regensburg Deutschkurse eingerichtet. Diese entlasten

auch den Unterricht an den Schulen, da die Schülerinnen und Schüler dadurch bereits

Basiskenntnisse in der deutschen Sprache mitbringen.

Die bayerischen Schulen können allein nicht alle Herausforderungen meistern. Sie

müssen das Netz von Angeboten von Fachstellen, u. a. von Jugendsozialarbeit, Ge-

sundheitsämtern und Jugendhilfe, in Anspruch nehmen. Bei der Bereitstellung von

Räumen beispielsweise tragen die Sachaufwandsträger die Verantwortung.

Schulische Integration von Kindern mit Migrationshintergrund

Die Schule ist ein zentraler Lern- und Lebensort für alle Kinder und Jugendlichen und

kann bei der Integration wesentlich mitwirken. Kindern und Jugendlichen aus Zuwan-

dererfamilien, die langfristig in Bayern bleiben, durch eine gezielte Förderung zu mehr

Bildungserfolg zu verhelfen, ist ein wichtiges Anliegen des Bayerischen Bildungsminis-

ters Dr. Ludwig Spaenle. Auf diese Weise will er ihre Teilhabechancen an der Gesell-

schaft erhöhen.

Geeignete Maßnahmen hatte der Minister bereits im Jahr nach seiner Amtsübernah-

me in einem „Gesamtkonzept zur Förderung der schulischen Integration von Kindern

und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ bündeln lassen und dabei Leitlinien für

zentrale Handlungsfelder festgelegt. In diesem Gesamtkonzept, das gemeinsam mit

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

27

Vertretern von Zuwanderern entwickelt wurde, spielt die deutsche Sprache als

„Schlüssel“ zur Teilhabe eine zentrale Rolle.

Die Deutschkenntnisse bei Kindern aus Zuwandererfamilien werden gestärkt z. B.

durch:

• Vorkurse mit 240 Stunden Deutsch im vorletzten und letzten Kindergartenjahr

• besondere Angebote der Sprachförderung in Grund- und Mittelschule.

Zum Gesamtkonzept zur schulischen Integration gehören darüber hinaus:

• der Aufbau interkultureller Kompetenzen bei allen Schülerinnen und Schülern,

• die kulturelle Integration durch nachhaltige Werte- und Demokratieerziehung,

• die verstärkte Beteiligung der Eltern am Schulleben

• und Verbesserungen an den Schnittstellen, besonders beim Übergang von der

Schule zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.

Kleinere Klassen – mehr Sprachförderung – mehr Ganztagsklassen

Elemente zur Umsetzung des Gesamtkonzepts zur schulischen Integration von Schü-

lerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund sind u. a.:

- eine Absenkung der Klassenstärke: Bei der Klassenbildung werden an Grund- und

Mittelschulen in allen Klassen mit einem Anteil von jungen Menschen mit Migrations-

hintergrund von mehr als 50 Prozent Teilungen vorgenommen. Dazu stellt das Kul-

tusministerium den Schulen im Schuljahr 2015/2016 mehr als 410 Planstellen zur

Verfügung.

- die Vergabe eines Integrationszuschlags: Ein Teil davon wird in Großstädten ein-

gesetzt, um vor allem Kinder und Jugendliche mit besonderen Startschwierigkeiten,

nicht zuletzt auch Zuwandererkinder, fördern zu können.

- eine Erhöhung der Lehrerwochenstunden für Vorkurse, Deutschförderklassen und

Deutschförderkurse im Umfang von 50 Vollzeitstellen.

- Staatlichen Realschulen mit einem hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit

Migrationshintergrund bzw. mit besonderen pädagogischen Projekten zur Sprachför-

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

28

derung werden Budgetzuschläge gegeben. Im Schuljahr 2015/2016 werden 45 Real-

schulen mit insgesamt 210 Lehrerwochenstunden zusätzlich unterstützt.

- In vergleichbarer Weise erhalten im Schuljahr 2015/2016 insgesamt 45 Gymnasien

mit einem vergleichsweise hohen Anteil an jungen Migrantinnen und Migranten einen

Zuschlag an Lehrerwochenstunden zu ihrem Budget, weil sie am Förderprojekt

„Sprachbegleitung“ teilnehmen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten dabei eine

zusätzliche sprachliche Förderung. Dafür stellt Bayern insgesamt 404 Lehrerwochen-

stunden zur Verfügung.

- mehr Ganztagsschulen: Um die Chancen – nicht nur der Kinder mit Migrationshin-

tergrund – auf schulischen Erfolg unabhängig vom Elternhaus zu erhöhen, baut Bay-

ern die Ganztagsangebote aus. Die Fortführung des Projekts mit gebundenen Ganz-

tags-Übergangsklassen kommt Kindern mit Migrationshintergrund zugute.

- gezielte Ausbildung von Lehrkräften auch im Schuljahr 2015/2016: Seit fünf

Jahren werden die Anforderungen, die Lehrkräfte in Grund- und Mittelschulen im Un-

terricht mit Kindern mit Migrationshintergrund zu bewältigen haben, in der ersten und

zweiten Phase der Ausbildung stärker berücksichtigt. Dazu wurden die Möglichkeiten

zum Studium des Fachs „Deutsch als Zweitsprache“ für alle Lehramtsanwärter für

Grund- und Mittelschulen erweitert sowie ein verpflichtender Ausbildungstag zu die-

sem Thema in der zweiten Ausbildungsphase eingeführt. Jede Lehrkraft erwirbt so

Basiskompetenzen in gezielter Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund.

- Informationen für Lehrkräfte: Um Lehrkräften zielgerichtet Hintergrundinformatio-

nen bereitzustellen, hat die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dil-

lingen (ALP) ein Internetportal zusammengestellt, das zu Beginn des Schuljahres

2015/2016 freigeschaltet wird. Lehrkräfte können sich dort informieren, wie die Auf-

nahme von jungen Flüchtlingen und Asylbewerbern in der Schule gelingen kann. Die

Lehrkräfte können Unterrichtsbeispiele einsehen. Sie erhalten Informationen über

Anlauf- und Beratungsstellen sowie zu Deutsch als Zweitsprache bzw. Deutsch als

Fremdsprache.

Durch spezielle Fortbildungsangebote auf allen Ebenen werden Lehrerinnen und Leh-

rer auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund vorbereitet.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

29

Unter anderem ist an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP)

ein Lehrgang eingerichtet worden, der die Teilnehmer auf die Erweiterungsprüfung im

Fach „Deutsch als Zweitsprache“ vorbereitet.

- Talentförderung: Bayern begleitet gemeinsam mit der Robert-Bosch-Stiftung mit

dem Stipendiatenprogramm „Talent im Land – Bayern“ (TiL) pro Jahr 50 ausgewählte

Schülerinnen und Schüler auf ihrem schulischen Weg bis zur Hochschule. Das Pro-

gramm umfasst neben einer materiellen Förderung auch ein umfangreiches Bildungs-

angebot. Bei der Fortschreibung des Programms wurde die Zielgruppe auf Schülerin-

nen und Schüler mit schwierigeren Startbedingungen ausgedehnt.

Um die Chancen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund am Übergang zur Be-

rufsausbildung zu verbessern, sollen Schlüsselqualifikationen eingeübt und Bewer-

bungen speziell an Mittelschulen trainiert werden. Dazu dienen ein interkulturelles

Job-Coaching sowie Betriebspatenschaften. Eine spezielle Deutschförderung gibt

es auch an Berufsschulen in den JoA- (Jugendliche ohne Ausbildungsplatz) und BVJ-

Klassen (Berufsvorbereitungsjahr) sowie in Klassen des kooperativen Berufsintegrati-

onsjahrs.

Interkulturelle Kompetenzen stärken

Der verstärkten Vermittlung interkultureller Kompetenzen bei Schülerinnen und Schü-

lern sowie Lehrkräften dienen auch vielfältige Angebote der Lehreraus- und

-fortbildung. Über ein Internet-Portal können Lehrkräfte unter www.kompetenz-

interkulturell.de z. B. Praxisbeispiele für Sprachförderung sowie interkulturelle Päda-

gogik abrufen.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

30

Begabungen frühzeitig erkennen und nachhaltig fördern

Bei der Begabtenförderung orientiert sich Bayern an der Situation der einzelnen

Schülerin und des einzelnen Schülers. Mit seiner Gesamtstrategie zur Begabtenförde-

rung fördert der Freistaat die Entwicklung des Einzelnen und zugleich die Durch-

lässigkeit zwischen den einzelnen Bildungseinrichtungen.

Bayern geht von einem breiten Begabungsbegriff aus, hat aber auch die Spitzenbe-

gabungen im Blick.

Bayern fördert Talente unabhängig von ihrer sozialen Herkunft – sozial gerecht und

pädagogisch differenziert im Instrumentarium und hinsichtlich der schulischen

Herkunft der begabten jungen Menschen. Deshalb muss Begabtenförderung Men-

schen an allen Schularten einbeziehen. Bayern will junge talentierte und leistungs-

starke Menschen möglichst frühzeitig erkennen und ihnen bei ihrem Weg durch

Schule und Hochschule die Hand reichen.

Um junge Menschen effektiv und nachhaltig fördern zu können, müssen ihre Bega-

bungen erkannt werden und die Schülerinnen und Schüler intensiv beraten wer-

den. Anschließend ermöglicht der Freistaat die weitere Entfaltung der Begabungen

der jungen Leute von der Schule bis zur Hochschule, vom Schüler bis zum Postdok-

toranden.

Im Schulwesen ist die Diagnosefähigkeit der Lehrkräfte von zentraler Bedeu-

tung. Die Lehrkräfte erleben die jungen Leute beispielsweise täglich im Unterricht,

bei der Vorbereitung und Teilnahme von Wettbewerben in den unterschiedlichen

Fächern und zu den unterschiedlichsten Fragestellungen sowie in ihrem gesellschaft-

lichen Engagement.

Um die Diagnosefähigkeit bei Lehrkräften zu stärken, arbeitet Bayern seit Jahren an

der Aus- und Fortbildung von Multiplikatoren der Begabtenförderung. Im Oktober

2015 wird die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen (ALP)

ein spezielles Informationsportal „Besondere Begabungen finden und fördern“ bereit-

stellen.

Bayerns Schulberatungsstellen helfen bei der Diagnose und beraten die Schülerin-

nen und Schüler sowie deren Eltern bei der Schullaufbahn.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

31

Im schulischen Alltag geht es darum, die passenden Instrumente zur Begabten-

förderung anzuwenden:

- z. B. die Flexible Grundschule, die Kinder mit besonderer Begabung dabei unter-

stützt, die Eingangsstufe der Grundschule in einem Jahr zu durchlaufen;

- z. B. Seminare für besonders begabte und engagierte Schülerinnen und Schü-

ler an allen Schularten – an der Mittelschule, der Realschule und dem Gymnasium;

- z. B. der Mittlere-Reife-Zug an der Mittelschule;

- z. B. der Schulversuch „Talente finden und fördern an der Mittelschule“

(TAFF) der Stiftung Bildungspakt Bayern und des Bayerischen Kultusministeriums an

26 Mittelschulen;

- z. B. Talentklassen an 21 Realschulen auf dem Grundsatz des Enrichments. Die

Schülerinnen und Schüler belegen hier eine zusätzliche Fremdsprache oder Natur-

wissenschaft und machen darin auch ihre Abschlussprüfung;

- z. B. das Programm „Talent im Land Bayern“, das in der ersten Phase vor allem

junge Migranten intensiv fördert, sich in der zweiten Phase auch einheimischen Ju-

gendlichen mit schwierigeren Startbedingungen zuwendet.

- z. B. die Hochbegabtenzentren an acht Gymnasien und die Qualifikation weiterer

Lehrkräfte an Gymnasien mit Hochbegabtenklassen. Bayern baut hier in Zusam-

menarbeit mit der Karg-Stiftung auf den Ergebnissen der PULSS-Studie (Projekt für

die Untersuchung des Lernens in der Sekundarstufe) auf. Die Kompetenzzentren

sollen künftig auch als Multiplikatoren für Begabtenförderung an anderen Gymnasien

dienen.

- die erfolgreiche Teilnahme an nationalen Spitzenwettbewerben wie beispielsweise

dem „Bundeswettbewerb Mathematik“, „Jugend forscht“, „Fremdsprachen“ und „Ju-

gend debattiert“.

- z. B. die Vernetzung von Schule und Hochschule mit zielgruppenbezogenen

Angeboten wie dem TUM-Kolleg an Gymnasien wie Gauting und Garching, aber

auch an anderen Standorten, sowie Formen des Frühstudiums.

Und am Ende der schulischen Laufbahn begleitet Bayern besonders begabte Ab-

solventinnen und Absolventen auf dem Weg in die Hochschulen: Auf der Grund-

lage der Begabtenprüfung können die Studierenden dann z. B. nach dem Bayeri-

schen Eliteförderungsgesetz und dem Max-Weber-Programm während des Studiums

gefördert werden.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

32

Zwei Drittel der Landkreise und kreisfreien Städte auf dem Weg

zur Bildungsregion

Mehr als zwei Drittel der insgesamt 71 Landkreise und 25 kreisfreien Städte beteiligen

sich mittlerweile an der Initiative von Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle, sich zu

Bildungsregionen zu entwickeln, um damit die Bildungs-, Ausbildungs- und Teilha-

bechancen vor allem für die jungen Menschen vor Ort zu verbessern. Am Ende des

Prozesses, der sich je nach Gebietskörperschaft verschieden gestaltet und unter-

schiedlich viel Zeit in Anspruch nimmt, steht das Gütesiegel „Bildungsregion in Bay-

ern“. Dieses verleiht das Kultusministerium in Abstimmung mit dem Sozialministerium

nach einer Prüfung des jeweiligen Konzepts und der Umsetzungsschritte.

37 Landkreise und kreisfreie Städte konnten aus den Händen von Kultusminister Dr.

Ludwig Spaenle sowie der Staatssekretäre Georg Eisenreich und Bernd Sibler das

Gütesiegel „Bildungsregion in Bayern“ bereits entgegennehmen, darunter sieben aus

Oberbayern, sechs aus Niederbayern, drei aus der Oberpfalz, fünf aus Oberfranken,

fünf aus Mittelfranken, vier aus Unterfranken und sieben aus Schwaben.

Bildungseinrichtungen der Region entwickeln am Runden Tisch Konzepte

Die Landräte und Oberbürgermeister bringen dazu Schulen, Kommunen, Jugendhilfe,

Bildungsträger und Vertreter der Wirtschaft vor Ort am Runden Tisch zusammen mit

dem Ziel, Bildungsangebote und -qualität vor Ort vorwiegend für Kinder und Jugendli-

che, aber auch für Erwachsene zu verbessern. „Es ist unser Ziel, die Kinder und Ju-

gendlichen und vor allem diejenigen unter ihnen, die unsere Unterstützung besonders

brauchen, noch intensiver zu begleiten – vom Kindergarten über die Schulen bis zu

Beruf oder Hochschule, aber auch die Erwachsenen und älteren Menschen in die

Initiative Bildungsregion in Bayern miteinzubeziehen“, so Kultusminister Dr. Ludwig

Spaenle.

Die Gestaltung von Bildungsregionen darf als Beitrag verstanden werden, die Teilha-

bechancen der Menschen weiter zu verbessern und gemäß dem Verfassungsauftrag

gleichwertige Lebensbedingungen im ganzen Land zu sichern. Dazu vernetzen sich

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

33

vor Ort alle Einrichtungen, die sich um die Bildung junger Menschen, aber nicht nur

dieser, kümmern, eng miteinander – von der vorschulischen Bildung bis zu den beruf-

lichen Schulen, Hochschulen und zur Erwachsenenbildung.

Übergänge zwischen Einrichtungen fließender gestalten

Fünf Handlungsfelder stehen bei der Gestaltung der Bildungsregionen im Mittelpunkt:

1. Übergänge zwischen einzelnen Einrichtungen fließender gestalten, etwa von

Kindergärten zu Schulen, von Schulen zu Unternehmen usw.,

2. schulische und außerschulische Bildungsangebote vernetzen,

3. jungen Menschen in schwierigen Lebenssituationen helfen,

4. die Bürgergesellschaft stärken und dazu auch z. B. die Schulen und die Ju-

gendarbeit enger verbinden und

5. die Herausforderungen des demographischen Wandels proaktiv gestalten.

Lösungen aus der Region und für die Region

Die Kommunen werden bei der Gestaltung der Bildungsregionen von den Konferen-

zen der Schulaufsicht und dafür eigens bestellten Koordinatoren unterstützt. Eine

Arbeitshilfe liefert Anregungen. Das Kultusministerium hat im April seinen Bericht

„Unsere Erfahrungen und Erkenntnisse“ im Landesschulbeirat vorgestellt.

Siehe auch: www.bildungsregionen.bayern.de

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

34

Digitale Bildung im LehrplanPLUS stärker verankert

Junge Menschen müssen sich in einer digitalisierten Welt zurechtfinden. Und zwar

nicht als unkritische Anwender, sondern als kritische User, die auswählen und wissen,

warum sie etwas nutzen und was sie mit einzelnen Instrumenten erreichen können.

Die bayerischen Schulen leisten dazu ihren Beitrag. Digitale Bildung gehört im Zu-

sammenhang mit der Medienbildung mehr denn je zu den Aufgaben der Schulen im

Freistaat und wird als fächerübergreifendes Bildungsziel im LehrplanPLUS noch stär-

ker als bisher verankert. Viele bayerische Schulen beteiligen sich an der Initiative

„Medienführerschein Bayern“ der Stiftung Medienpädagogik Bayern, Schülerinnen und

Schüler erwerben dabei wichtige Kompetenzen.

Ein wichtiges Element der digitalen Bildung an Bayerns Schulen ist die Internetplatt-

form „mebis – Landesmedienzentrum Bayern“, über die bayerische Lehrkräfte

sowie Schülerinnen und Schüler digitale Bildungsmedien sowie Beratungs- und Fort-

bildungsangebote abrufen und virtuelle Klassenzimmer einrichten können. „mebis“

bietet:

- eine Online-Mediathek mit über 13.000 digitalen Bildungsmedien,

- eine Lernplattform, um digital gestützten Unterricht zu gestalten,

- ein Archiv mit Prüfungsaufgaben zu Abschlussprüfungen und Jahrgangsstufenarbei-

ten, damit Schülerinnen und Schüler diese üben können,

- sowie ein Informationsportal, um schulische Aktivitäten zur Medienbildung zu bün-

deln.

Zunächst stand dieses Angebot nur den „Referenzschulen für Medienbildung“ zur

Verfügung. Der Bayerische Ministerrat hat 2014 eine Öffnung für alle Schulen be-

schlossen. Mittlerweile haben sich 2.330 Schulen, darunter 1.024 Grundschulen, 379

Mittelschulen, 256 Realschulen und 394 Gymnasien, sowie rund 69.000 Lehrkräfte

und knapp 380.000 Schülerinnen und Schüler bei „mebis“ registriert. „mebis“ wurde

durch Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München evaluiert. Der

Evaluationsbericht ergab: „Die befragten Lehrkräfte nehmen die Weiterentwicklung

von ,mebis‘ positiv wahr und sehen ,mebis‘ als ein bereicherndes Angebot für die

Nutzung digitaler Medien im Unterricht.“

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

35

siehe: www.mebis.bayern.de

Bei dem Schulversuch „lernreich 2.0 – üben und feedback digital“, der vom Baye-

rischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium gemeinsam mit der Stiftung Bil-

dungspakt Bayern durchgeführt wird, erproben 45 Schulen eine flexiblere Unterrichts-

organisation, bei der

- Schülerinnen und Schüler im Schulalltag stärker als bisher ganz nach ihren individu-

ellen Bedürfnissen Inhalte und Kompetenzen einüben können,

- Schülerinnen und Schüler interaktive Übungs- und Lernangebote nutzen,

- neue Formen des Feedbacks von Lehrkräften zum Wissens- und Kompetenzerwerb

von Schülerinnen und Schülern genutzt werden

- und digitale Prüfungsformate eingesetzt werden.

Im Schuljahr 2015/2016 starten das Bayerische Kultusministerium und die Stiftung

Bildungspakt Bayern das Modellprojekt „Unterricht digital“, das an den Schulver-

such „lernreich 2.0 – üben und feedback digital“ anknüpft. Schulartübergreifend sollen

mit Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien interaktive Video-Tutorials entwickelt

werden, die eigenständiges Lernen der Schülerinnen und Schüler fördern, beispiels-

weise beim häuslichen Wiederholen, bei der Vorbereitung auf Prüfungen und bei län-

gerer Abwesenheit vom Unterricht, etwa im Krankheitsfall.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

36

Schulversuch Bilinguale Grundschule

Kinder sollen bei dem Schulversuch „Lernen in zwei Sprachen – Bilinguale Grund-

schule Englisch“, den das Bayerische Bildungs- und Wissenschaftsministerium ge-

meinsam mit der Stiftung Bildungspakt Bayern zum Schuljahr 2015/2016 startet, ler-

nen können, sich in zwei Sprachen auszudrücken. Konkret werden 20 Modellschulen

und die St.-Anna-Grundschule Augsburg als erfahrene Referenzschule für vier Jahre

das Lernen in den zwei Sprachen Deutsch und Englisch für Kinder anbieten, deren

Eltern dies wünschen.

Beim bilingualen Unterricht können die Schulen bei einigen Kindern auf der Sprach-

förderung in Englisch im Kindergarten aufbauen.

Der Unterricht findet an den Modellschulen in den Fächern Kunst, Musik und Sport

sowie in geeigneten Bereichen des Grundlegenden Unterrichts bilingual statt. So wird

den Kindern ein altersgemäßer und praxisorientierter Zugang ermöglicht, ohne dabei

den Vorrang der deutschen Sprache in Frage zu stellen.

In den bilingualen Klassen unterrichten Lehrkräfte, die Englisch an der Universität

studiert haben und sich kontinuierlich weiterqualifizieren. Wissenschaftlich begleitet

wird der Schulversuch von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

An dem Schulversuch nehmen folgende Schulen teil:

Oberbayern:

- Grundschule Eichstätt - Am Graben

- Grundschule Kaufering

- Grundschule Ingolstadt-Zuchering

- Grundschule München an der Waldmeisterstraße

- Josef-Dosch-Grundschule Gauting

- Grundschule München an der Feldbergstraße

- Anni-Pickert-Grundschule Poing

Niederbayern:

- Hans-Carossa-Grundschule Pilsting

- Grundschule Offenstetten

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

37

Oberpfalz:

- Hans-Scholl-Grundschule Burglengenfeld

- Grundschule Großberg

Oberfranken:

- Kilian-Grundschule Scheßlitz

- Lucas-Cranach-Grundschule Kronach

Mittelfranken:

- Loschge-Grundschule Erlangen

- Cunz-Reyther-Grundschule Niederndorf

Unterfranken:

- Dreiberg-Schule Knetzgau – Grundschule

- Herigoyen-Grundschule Sulzbach am Main

Schwaben:

- St.-Anna-Grundschule Augsburg

- Grundschule Bobingen an der Singold

- Grundschule Asbach-Bäumenheim

- Westpark-Grundschule Augsburg-Pfersee

Flexible Grundschule wird um 37 Standorte ausgeweitet

Das Bayerische Kultusministerium weitet zum Schuljahr 2015/2016 die Flexible

Grundschule von bisher 151 Standorten um weitere 37 auf dann 188 Grundschul-

standorte aus. Die Flexible Grundschule war zum Schuljahr 2010/2011 als Modellver-

such mit 20 Schulen gestartet worden.

In Flexiblen Grundschulen werden die ersten beiden Jahrgangsstufen der Grundschu-

len pädagogisch und organisatorisch in einer flexiblen Eingangsstufe zusammenge-

fasst. Diese können die Schülerinnen und Schüler je nach ihrer persönlichen Leis-

tungsfähigkeit in ein, zwei oder drei Jahren durchlaufen.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

38

An der Flexiblen Grundschule können sich die Kinder jeweils nach ihrem individuellen

Lerntempo die Grundfertigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens zuverlässig

aneignen. Dann können sie ihre weitere Schullaufbahn auf einem soliden Fundament

erfolgreich aufbauen.

Die Flexible Grundschule stellt ein wichtiges Element in der Konzeption von Bil-

dungsminister Spaenle dar, Schülerinnen und Schülern je nach ihrer eigenen Entwick-

lung ihre individuelle Lernzeit zu ermöglichen. Vergleichbare Ansätze lassen sich etwa

ablesen an: - den Vorklassen an Fach- und Berufsoberschulen,

- den Einführungsklassen an Gymnasien und

- der Entscheidung zugunsten der Mittelstufe Plus und des Flexibilisie-

rungsjahres in der Mittelstufe der Gymnasien.

Diese Grundschulen werden ab Schuljahr 2015/2016 zusätzlich Flexible Grundschule:

• Grundschule Stammham (Lkr. Altötting)

• Grundschule Mitteleschenbach (Lkr. Ansbach)

• Grundschule Heigenbrücken (Lkr. Aschaffenburg)

• Grundschule Burkardroth (Lkr. Bad Kissingen)

• Grundschule Motten (Lkr. Bad Kissingen)

• Grundschule Mistelbach (Lkr. Bayreuth)

• Alexander-von-Humboldt-Grundschule Goldkronach (Lkr. Bayreuth)

• Grundschule Windischbergerdorf (Lkr. Cham)

• Grundschule Weidhausen (Lkr. Coburg)

• Grund- und Mittelschule Sonnefeld (Lkr. Coburg)

• Grundschule Rödental-Einberg (Lkr. Coburg)

• Grundschule Deiningen (Lkr. Donau-Ries)

• Grundschule Hainsfarth (Lkr. Donau-Ries)

• Grundschule Langensendelbach (Lkr. Forchheim)

• Grundschule Unterammergau (Lkr. Garmisch-Partenkirchen)

• Elisabeth-Schlemmer-Grundschule Stammbach (Lkr. Hof)

• Grundschule Weißdorf-Sparneck (Lkr. Hof)

• Grundschule Schwarzacher Becken (Lkr. Kitzingen)

• Grundschule Tettau (Lkr. Kronach)

• Grundschule Johannisthal-Schmölz (Lkr. Kronach)

• Grundschule Wallenfels (Lkr. Kronach)

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

39

• Grundschule Erlenbach (Lkr. Main-Spessart)

• Grundschule Arnstein-Schwebenried (Lkr. Main-Spessart)

• Martin-Kneidl-Grundschule Grünwald (Lkr. München)

• Grundschule Schirmitz (Lkr. Neustadt a. d. Waldnaab)

• Grundschule Sonthofen-Rieden (Lkr. Oberallgäu)

• Grundschule Heiligkreuz-Kempten (Lkr. Oberallgäu)

• Grundschule Bad Hindelang (Lkr. Oberallgäu)

• Grundschule Altenthann (Regensburg-Stadt)

• Grundschule Bach an der Donau (Lkr. Regensburg)

• Grundschule Saaletal (Lkr. Rhön-Grabfeld)

• Grundschule Au/Bad Feilnbach (Lkr. Rosenheim)

• Zwieseltal-Grundschule Schwabach (Lkr. Roth)

• Grundschule St. Englmar-Perasdorf (Lkr. Straubing-Bogen)

• Grundschule Legau (Lkr. Unterallgäu)

• Primus-Koch-Grundschule Hohenpeißenberg (Lkr. Weilheim)

• Grundschule Bütthard (Lkr. Würzburg)

Eigenverantwortliche Schule

Mit der Eigenverantwortlichen Schule will das Bayerische Kultusministerium die Quali-

tät von Schule und Unterricht zugunsten der Kinder und Jugendlichen weiter stärken.

Das Projekt Eigenverantwortliche Schule befindet sich seit zwei Jahren in der Umset-

zung. Ein wesentliches Ziel ist dabei der Ausbau der Mitwirkungsmöglichkeiten der

Schulfamilie. Diese drücken sich z. B. in folgenden Maßnahmen aus:

1. Änderung der Zusammensetzung des Schulforums wie folgt:

- Der Schulaufwandsträger entsendet eine Vertretung als ständiges Mitglied in das

Schulforum.

- Die Lehrkräfte entsenden statt bisher zwei ebenso wie Eltern und Schülerschaft

jeweils drei Mitglieder.

- Die eigenständige Rolle des Schulleiters wird unterstrichen.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

40

2. Der Ausbau der Beteiligungsrechte des Schulforums umfasst:

- die Festlegung von Zielen der Schulentwicklung,

- die Festlegung eines eigenen Konzepts der Schule zur Erziehungspartnerschaft. In

diesem kann von bisher verbindlichen Vorgaben der Schulordnungen in der Zusam-

menarbeit mit den Eltern abgewichen werden.

Eigenverantwortung dient Qualität des Unterrichts

Ein hohes Maß an Eigenverantwortung sichert die Qualität und die Ergebnisse der

Bildungsarbeit an jeder einzelnen Schule. Das dient der Ausbildung der jungen Men-

schen. Denn die Schule vor Ort kann rascher, flexibler und zielgenauer auf Verände-

rungen in der Gesellschaft reagieren und Antworten auf konkrete Herausforderungen

finden. Im Mittelpunkt der Entwicklung zur Eigenverantwortlichen Schule stehen:

• die Qualität von Schule und Unterricht mit entsprechenden Instrumenten der

Qualitätssicherung, dem Abschluss von Zielvereinbarungen und der Erstellung

eines Schulentwicklungsprogramms,

• die Kommunikationsarbeit zum Schulentwicklungsprogramm und zur pädagogi-

schen Arbeit,

• mehr Mitwirkungsmöglichkeiten der Schulfamilie und der Schulaufwandsträger

sowie

• eine entsprechende Führungskultur und -struktur innerhalb der Schule mit klar

geregelten Zuständigkeiten.

Die bayerischen Schulen arbeiten an der Entwicklung zur Eigenverantwortlichen

Schule weiter.

Erweiterte Schulleitung

Im Rahmen der Weiterarbeit an der Eigenverantwortlichen Schule wird auch die Ein-

führung der erweiterten Schulleitung zum Schuljahr 2015/2016 fortgesetzt. So werden

zum neuen Schuljahr insgesamt 190 staatliche Schulen über eine erweiterte Schullei-

tung verfügen, darunter sind 77 Realschulen, 66 Gymnasien, 46 berufliche Schulen

und eine Schule besonderer Art.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

41

Die erweiterte Schulleitung ermöglicht es, die Leitungsspannen an der jeweiligen

Schule deutlich zu verkürzen. Die Mitglieder der erweiterten Schulleitung übernehmen

als Vorgesetzte für die ihnen zugeordneten Lehrkräfte Führungs- und Personalver-

antwortung und können ihnen differenziert Rückmeldungen geben und sie unterstüt-

zen. Sie erhalten zusätzliche Leitungszeit und können die Unterrichtsentwicklung und

Qualitätsarbeit in überschaubaren Einheiten intensiver begleiten. Die erweiterte Schul-

leitung ermöglicht es, dass sich auch die Schulleiterinnen und Schulleiter intensiver

ihren Kernaufgaben widmen können.

Im Rahmen der Schulversuche MODUS F und Profil 21, die in die Entwicklung der

Eigenverantwortlichen Schule eingebunden worden sind, waren insbesondere neue

Führungsstrukturen in der Leitung einer Schule erprobt worden, um die Personalent-

wicklung und die Begleitung der Lehrkräfte intensiver gestalten zu können. Die Ergeb-

nisse flossen in die Entwicklung der Eigenverantwortlichen Schule mit ein.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

42

Gesundheit und Bewegung an Bayerns Schulen

„Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“

Die „Schule des Wohlbefindens“ steht im Mittelpunkt der „Woche der Gesundheit und

Nachhaltigkeit“ an den bayerischen Schulen vom 12. bis 16. Oktober 2015.

Mit der „Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“ will das Kultusministerium die

Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler auf Fragen der nachhaltigen Entwick-

lung von Gesellschaft und Umwelt wie auch auf Fragen der Gesundheit für die Le-

bensqualität der Menschen richten.

Die „Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“ wird vom Bayerischen Bildungs- und

Wissenschaftsministerium zusammen mit den Staatsministerien für Gesundheit und

Pflege sowie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gestaltet und von Partnern

wie Ärzten, Apothekern und Umweltverbänden begleitet.

„Sport nach 1 in Schule und Verein“ steigert Kooperationen

Mit 3.978 Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen erreichte das Modell „Sport

nach 1 in Schule und Verein“ im vergangenen Schuljahr 2014/15 einen neuen Höhe-

punkt seiner Erfolgsgeschichte. Im Rahmen dieses Modells kooperiert heute bereits

jede dritte Schule in Bayern mit einem Sportverein und eröffnet damit Schülerinnen

und Schülern über den Sportunterricht hinaus attraktive Sport- und Bewegungsmög-

lichkeiten.

Das bayerische Kooperationsmodell „Sport nach 1“ spielt neben dem schulischen

Sportunterricht und den Schulsportwettbewerben eine zentrale Rolle im Gesamtkon-

zept der Sport- und Bewegungserziehung im Freistaat. „Sport nach 1“ motiviert Schü-

lerinnen und Schüler dazu, sich lebensbegleitend zu bewegen und auch über das

Schulalter hinaus Sport zu treiben.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

43

C) Verschiedenes aus einzelnen Schularten

Aus den Grundschulen

Lernentwicklungsgespräch hat sich an Grundschulen bewährt

Im Schuljahr 2015/2016 haben die Grundschulen in Bayern zum zweiten Mal die Mög-

lichkeit, in den Jahrgangsstufen 1 bis 3 das Zwischenzeugnis durch ein dokumentier-

tes Lernentwicklungsgespräch zu ersetzen. Die Entscheidung darüber trifft die Lehrer-

konferenz zu Beginn des Schuljahres im Einvernehmen mit dem Elternbeirat. An dem

Gespräch nehmen Klassenleitungen, Erziehungsberechtigte sowie die Schülerin bzw.

der Schüler teil.

Die Möglichkeit, ein dokumentiertes Lernentwicklungsgespräch anstelle des Zwi-

schenzeugnisses treten zu lassen, wurde im Schuljahr 2014/2015 erstmals allen baye-

rischen Grundschulen aufgrund der positiven Erfahrungen beim Schulversuch Flexible

Grundschule eröffnet.

Aus den Gymnasien

Ein neues Gymnasium

Die Schullandschaft in Bayern befindet sich aufgrund des demographischen Wandels

und der Schulwahl von Eltern und Schülern im Wandel. Die Gymnasien erfreuen sich

dabei nach wie vor einer sehr großen Beliebtheit.

Zum Schuljahr 2015/2016 wird das Gymnasium Mering im Landkreis Aichach-

Friedberg förmlich errichtet.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

44

Lehrkräfte für Türkisch als Fremdsprache qualifizieren

Im neuen Schuljahr werden Lehrkräfte für den Unterricht in der spät beginnenden

Fremdsprache Türkisch an bayerischen Gymnasien – dabei wird die Sprache in den

Jahrgangsstufen 10 bis 12 unterrichtet – nachqualifiziert. Die Schülerinnen und Schü-

ler können in der spät beginnenden Fremdsprache auch eine mündliche Abiturprüfung

ablegen. Mit der Maßnahme der Nachqualifikation will das Ministerium das Angebot

an Türkisch-Pflichtunterricht ausweiten.

An der modularen Fortbildungsmaßnahme an der Akademie für Lehrerfortbildung und

Personalführung in Dillingen nehmen 16 Personen teil. Nach Abschluss der modula-

ren Nachqualifizierungsmaßnahme, der Erstellung einer Hausarbeit und einem erfolg-

reich absolvierten Lehrversuch können die neuen Lehrkräfte ab dem Schuljahr

2016/17 in den bayerischen Gymnasien eingesetzt werden. Der Türkisch-Unterricht

soll dann in den Regionen München, Augsburg und Nürnberg ausgeweitet und auch

erstmals an folgenden Schulstandorten angeboten werden: Bamberg, Erlangen, Fürth,

Region Ingolstadt, Kempten, Neu-Ulm, Waldkraiburg und Würzburg.

Der Unterricht in Türkisch wird in Form von Kursen erteilt, an denen Schülerinnen und

Schüler verschiedener Gymnasien teilnehmen.

Neues Wahlangebot: Zwei Fremdsprachen ab der 5. Jahrgangsstufe

Zum neuen Schuljahr wird es allen Gymnasien aller Ausbildungsrichtungen ermög-

licht, dass ihre Schülerinnen und Schüler bereits ab der Jahrgangsstufe 5 parallel zwei

Fremdsprachen, nämlich Latein bzw. Französisch und Englisch, erlernen können. Der

frühzeitige Unterricht in zwei Fremdsprachen kann ein vergleichendes und vernetztes

Fremdsprachenlernen ermöglichen. In den vergangenen fünf Jahren war in einem

Schulversuch „Latein bzw. Französisch + Englisch ab Jahrgangsstufe 5“ die Möglich-

keit erfolgreich erprobt worden.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

45

Aus den Beruflichen Schulen

Neue Berufliche Schulen

Zum Schuljahr 2015/2016 werden folgende Berufliche Schulen neu errichtet:

• Staatliche Fachoberschule Starnberg

• Staatliche Fachakademie für Sozialpädagogik Kaufbeuren

Neu geordnete Ausbildungsberufe an der Berufsschule

Zahlreiche Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrpläne für Ausbildungsberufe wur-

den zum Schuljahr 2015/2016 an Berufsschulen in Kraft gesetzt.

Konkret handelt es sich dabei um die modernisierten Ausbildungsberufe:

- Automatenfachmann und Automatenfachfrau - Betonfertigteilbauer und Betonfertigteilbauerin - Werksteinhersteller und Werksteinherstellerin - Bogenmacher und Bogenmacherin - Geigenbauer und Geigenbauerin - Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik - Gießereimechaniker und Gießereimechanikerin - Holzmechaniker und Holzmechanikerin - Kerzenhersteller und Wachsbildner sowie Kerzenherstellerin und Wachsbildnerin - Orthopädieschuhmacher und Orthopädieschuhmacherin - Rechtsanwaltsfachangestellter und Rechtsanwaltsfachgestellte - Patentanwaltsfachangestellter und Patentanwaltsfachangestellte - Textil- und Modenäher sowie Textil- und Modenäherin - Textil- und Modeschneider sowie Textil- und Modeschneiderin - Werkfeuerwehrmann und Werkfeuerwehrfrau

Erzieherinnenausbildung mit optimierten Praxisphasen wird entwickelt

Das Bayerische Bildungs- und Wissenschaftsministerium entwickelt derzeit im Dialog

mit allen an der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern Beteiligten Varianten

einer Erzieherinnenausbildung mit optimierten Praxisphasen. Diese sollen zwar erst

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

46

ab dem Schuljahr 2016/2017 in einem Schulversuch erprobt werden. Allerdings sollen

sich interessierte Fachakademien für Sozialpädagogik bis 18. Dezember 2015 beim

Bayerischen Kultusministerium um die Teilnahme an dem Schulversuch bewerben.

Die Erzieherinnenausbildung ist eine Aufstiegsfortbildung, die in der Regel auf eine

einschlägige Erstausbildung aufbaut.

Derzeit zeichnen sich drei Varianten ab:

- Variante 1 für Bewerberinnen und Bewerber mit mittlerem Schulabschluss

- Variante 2 für Bewerberinnen und Bewerber mit Hochschulreife

- Variante 3 für Bewerberinnen und Bewerber mit einer fachfremden Berufsausbildung

(sog. Berufswechsler)

Bei dem Modellversuch „Erzieherinnenausbildung mit optimierten Praxisphasen“ soll

die Praxis in die theoretische Ausbildung integriert und durch die vorgesehene Vergü-

tung die Ausbildung zur „Staatlich anerkannten Erzieherin“ und zum „Staatlich aner-

kannten Erzieher“ attraktiver und für neue Bewerbergruppen geöffnet werden.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

47

Veränderung zum Vorjahr2015/16 2014/15 absolut %

EinschulungenAbc-Schützen1: 109 300 110 551 - 1 251 -1,1%

Schülerzahlen an

allgemein bildenden Schulen 1 277 700 1 285 652 - 7 952 -0,6%

beruflichen Schulen 402 500 401 311 + 1 189 +0,3%

insgesamt 1 680 200 1 686 963 - 6 763 -0,4%

Grundschulen, Mittel-/Hauptschulen

Veränderung zum Vorjahr2015/16 2014/15 absolut %

Schulen2

Grundschule 2 406 2 405 + 1 +0,0%

Mittel-/Hauptschule 997 1 005 - 8 -0,8%

Schülerzahlen

Grundschule 425 600 420 117 + 5 483 +1,3%

Mittel-/Hauptschule (5-10) 204 100 202 810 + 1 290 +0,6%

zusammen 629 700 622 927 + 6 773 +1,1%

Schüler in Jgst. 10 15 500 15 954 - 454 -2,8%

Klassen 30 630 30 286 + 344 +1,1%

Klassenstärken

Grundschule 21,0 21,0 0,0 0,0%

Mittel-/Hauptschule 19,7 19,7 0,0 0,0%

1 Einschulungen an Grundschulen, Förderzentren und an Freien Waldorfschulen.

schulartübergreifend

2 Schulen, die Jahrgangsstufen in der Grundschule und der Mittel-/Hauptschule führen, sind doppelt gezählt.

D) Zahlen zum Schuljahr 2015/16

Hinweis zur Darstellung der Ergebnisse:Schülerzahlen für das Schuljahr 2015/16 sind in der Regel auf Hunderter gerundet, Klassenzahlen auf Zehner.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

48

FÖRDERSCHULEN

Veränderung zum Vorjahr

2015/16 2014/15 absolut %

Förderzentren

Schulen 351 351 0 0,0%

Schüler 53 100 53 423 - 323 -0,6%

Klassen 4 960 5 008 - 48 -1,0%

Klassenstärke 10,7 10,7 0,0 0,0%

Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung

Schulen 47 47 0 0,0%

Schüler 13 300 13 167 + 133 +1,0%

Klassen 1 270 1 260 + 10 +0,8%

Klassenstärke 10,5 10,5 +0,1 +0,5%

REALSCHULEN

Veränderung zum Vorjahr

2015/16 2014/15 absolut %

Realschulen insgesamtSchulen 374 374 0 0,0%

Schüler3

231 500 235 632 - 4 132 -1,8%

Staatliche Realschulen3

Schulen 236 236 0 0,0%

Schüler 168 200 171 561 - 3 361 -2,0%

Klassen 6 420 6 555 - 135 -2,1%

Klassenstärke 26,2 26,2 0,0 0,0%

GYMNASIEN

Veränderung zum Vorjahr

2015/16 2014/15 absolut %

Gymnasien insgesamtSchulen 426 424 + 2 +0,5%

Schüler 330 600 339 164 - 8 564 -2,5%

Staatliche GymnasienSchulen 320 319 + 1 +0,3%

Schüler insgesamt 275 000 282 163 - 7 163 -2,5%

Schüler in 5 - 10 207 500 214 697 - 7 197 -3,4%

Klassen 5 - 10 7 980 8 254 - 274 -3,3%

Klassenstärke 5 - 10 26,0 26,0 0,0 0,0%

3 ohne Schüler im Realschulzweig der Gesamtschule Hollfeld

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

49

BERUFLICHE SCHULEN

BERUFSSCHULENVeränderung zum Vorjahr

2014/15 2013/14 absolut %

Berufsschulen insgesamt

Schulen 181 179 + 2 +1,1%

Schüler 254 107 257 218 - 3 111 -1,2%

Klassen 11 201 11 305 - 104 -0,9%

Klassenstärke 22,7 22,8 -0,1 -0,4%

Staatliche Berufsschulen

Schulen 119 119 0 0,0%

Schüler 174 473 176 320 - 1 847 -1,0%

Klassen 7 879 7 964 - 85 -1,1%

Klassenstärke 22,1 22,1 0,0 0,0%

BERUFSFACHSCHULEN(Ohne Berufsfachschulen des Gesundheitswesen und ohne Wirtschaftsschulen)

Veränderung zum Vorjahr

2014/15 2013/14 absolut %

Berufsfachschulen insgesamt

Schulen 315 315 0 0,0%

Schüler 20 784 21 376 - 592 -2,8%

Klassen 1 022 1 034 - 12 -1,2%

Klassenstärke 20,3 20,7 -0,4 -1,9%

Staatliche Berufsfachschulen

Schulen 137 138 - 1 -0,7%

Schüler 9 239 9 354 - 115 -1,2%

Klassen 433 435 - 2 -0,5%

Klassenstärke 21,3 21,5 -0,2 -0,9%

BERUFSFACHSCHULEN DES GESUNDHEITSWESENSVeränderung zum Vorjahr

2014/15 2013/14 absolut %

BFS des Gesundheitswesens insgesamtSchulen 470 467 + 3 +0,6%

Schüler 29 564 29 048 + 516 +1,8%

Klassen 1 388 1 371 + 17 +1,2%

Klassenstärke 21,3 21,2 +0,1 +0,5%

Staatliche BFS des GesundheitswesensSchulen 25 25 0 0,0%

Schüler 1 970 1 995 - 25 -1,3%

Klassen 90 90 0 0,0%

Klassenstärke 21,9 22,2 -0,3 -1,4%

Lediglich an den Fachoberschulen und Berufsoberschulen liegen derzeit (vorläufige) Zahlen für das neue Schuljahr

2015/16 vor, allerdings nur für den staatlichen Bereich. Für die übrigen beruflichen Schulen wird weitgehend von den

Entwicklungen im vergangenen Schuljahr ausgegangen.

Wie in den vergangenen Jahren lassen sich die Zahlen für das anlaufende Schuljahr derzeit noch nicht mit

hinreichender Sicherheit für alle beruflichen Schularten mit ihren zahlreichen Ausbildungsrichtungen und

Fachklassen angeben. Dies erklärt sich daraus, dass noch nicht alle Jugendlichen ihre Berufsentscheidung getroffen

haben und in mehreren Schularten die Anmeldefristen bis zum Unterrichtsbeginn laufen.

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

50

WIRTSCHAFTSSCHULEN

Veränderung zum Vorjahr

2014/15 2013/14 absolut %

Wirtschaftsschulen insgesamt

Schulen 83 84 - 1 -1,2%

Schüler 19 866 21 489 - 1 623 -7,6%

Klassen 883 923 - 40 -4,3%

Klassenstärke 22,5 23,3 -0,8 -3,4%

Staatliche Wirtschaftsschulen

Schulen 32 33 - 1 -3,0%

Schüler 7 440 7 814 - 374 -4,8%

Klassen 324 332 - 8 -2,4%

Klassenstärke 23,0 23,5 -0,6 -2,5%

FACHSCHULEN

Veränderung zum Vorjahr

2014/15 2013/14 absolut %

Fachschulen insgesamt

Schulen 240 232 + 8 +3,4%

Schüler 17 302 17 024 + 278 +1,6%

Klassen 829 807 + 22 +2,7%

Klassenstärke 20,9 21,1 -0,2 -0,9%

Staatliche Fachschulen

Schulen 110 108 + 2 +1,9%

Schüler 4 921 4 853 + 68 +1,4%

Klassen 243 240 + 3 +1,3%

Klassenstärke 20,3 20,2 0,0 0,0%

FACHAKADEMIEN

Veränderung zum Vorjahr

2014/15 2013/14 absolut %

Fachakademien insgesamt

Akademien 92 90 + 2 +2,2%

Studierende 8 746 8 658 + 88 +1,0%

Klassen 410 398 + 12 +3,0%

Klassenstärke 21,3 21,8 -0,4 -1,8%

Staatliche Fachakademien

Akademien 8 8 0 0,0%

Studierende 494 453 + 41 +9,1%

Klassen 25 21 + 4 +19,0%

Klassenstärke 19,8 21,6 -1,8 -8,3%

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

51

FACHOBERSCHULEN UND BERUFSOBERSCHULEN

2015/16 2014/15 2013/14 absolut %

Staatliche Fachoberschulen

Schulen 65 64 64 + 1 +1,6%

Schüler 40 400 37 892 35 710 + 2 508 +6,6%

darunter FOS 13 3 600 2 676 2 775 + 924 +34,5%

Klassen 1 580 1 524 1 444 + 56 +3,7%

Klassenstärke 25,6 24,9 24,7 +0,7 +2,8%

Staatliche Berufsoberschulen

Schulen 61 61 60 0 0,0%

Schüler 10 100 10 410 11 076 - 310 -3,0%

Klassen 430 491 508 - 61 -12,4%

Klassenstärke 23,5 21,2 21,8 +2,3 +10,8%

Bei den Fachoberschulen und Berufsoberschulen liegen bereits (vorläufige) Zahlen für das neue Schuljahr

2015/16 vor, allerdings nur für die staatlichen Schulen.

Veränderung zum Vorjahr

– Neuerungen im Schuljahr 2015/2016 –

52

GANZTAGESANGEBOTE

Veränderung zum Vorjahr

Mittagsbetreuung 2015/16 2014/15 absolut %

(einschließlich verlängerter Mittagsbetreuung)

Gruppen 7 000 6 858 + 142 +2,1%

Schüler 103 500 101 800 + 1 700 +1,7%

Ganztagsangebote (Gruppen) 2015/16 2014/15(offene Ganztagsschule)

Mittel-/Hauptschule 1 270 1 200 + 70 +5,8%

Förderschule 210 205 + 5 +2,4%

Realschule 970 961 + 9 +0,9%

Wirtschaftsschule 100 88 + 12 +13,6%

Gymnasium 1 570 1 477 + 93 +6,3%

insgesamt 4 120 3 931 + 189 +4,8%

Ganztagsschulen42015/16 2014/15

(gebundene Ganztagsschule)

Grundschule 408 397 + 11 +2,8%

Mittel-/Hauptschule 412 406 + 6 +1,5%

Förderschule 115 107 + 8 +7,5%

Wirtschaftsschule5

6 6

Realschule5

45 41 + 4 +9,8%

Gymnasium5

63 61 + 2 +3,3%

insgesamt 1 049 1 018 + 31 +3,0%

5 Ausgewiesen sind nur die entsprechenden Angebote im Bereich der staatlichen Schulen.

4 Angaben beziehen sich für das Schuljahr 2015/16 auf die Anzahl der Schulen, die die Möglichkeit haben,

gebundene Ganztagsangebote einzurichten.