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14 CO ` MED 11/04 CHRON. DEG. ERKRANKUNGEN A. Jäger 1 , B. Dickreiter 2,4 , U.G. Randoll 3,4 Muskulo-skelettale Beschwerden Vergleichende Studie über die tiefenwirksame, rhythmische Mikroextensionstechnik (Matrix-Rhythmus-Therapie) In den letzten Jahren konnte der Gesundheits- und Fitnesssektor im präventiven so- wie rehabilitativen Bereich einerseits aus der wirtschaftlichen Notwendigkeit eines Kosten-Nutzen-Denkens auf Seiten der Krankenkassen, Landesversicherungsan- stalten und großen Unternehmen, andererseits durch eine verstärkte Egozentrie- rung des Individuums bezüglich körperlichen Wohlbefindens rapide expandieren und einige Innovationen hervorbringen. Dem systematischen Muskelaufbau, speziell bei den weitverbreiteten muskulo-skelettalen Beschwerden, ist besonderes Augenmerk entgegengebracht worden. Dabei ging jedoch der Blick für intakte mikrostruktu- relle, zellbiologische Prozesse als Voraussetzung einer leistungsfähigen, depolari- sierfähigen Muskulatur verloren. Die Matrix-Rhythmus-Therapie (MaRhy- The), die während der 90er Jahre an der Universität Erlangen entwickelt wurde und auf zellbiologischen Erkenntnissen basiert, hat ihren Ansatz direkt auf dieser Ebene und kann als eine Art Grundlagen- modul, auf welchem sich herkömmliche physikalische Therapien aufbauen, ange- sehen werden. Der Effekt dieser tiefenwirksamen, rhyth- mischen Mikro-Extensiontechnik wurde experimentell im Rahmen einer Disserta- tion an der Universität Hannover – Insti- tut für Sportwissenschaft – in einer Reha- klinik mit Dorsopathie-Patienten (N=80) untersucht und dokumentiert. Methode und Material Die Matrix-Rhythmus-Therapie geht von der Tatsache aus, dass jeder lebende Orga- nismus fein abgestimmt in einem definier- ten Mode harmonisch und kohärent schwingt. („Ohne Rhythmus kein Leben“ A. Einstein.) Bekannte Rhythmen wie der Herzrhythmus, die Hirnrhythmik insbe- sondere die Skelettmuskelrhythmik wirken auf alle biologischen Strukturen wie Takt- geber. Im Körper sind die taktgebenden Rhythmen an die gerichteten Bewegun- gen der Flüssigkeiten gekoppelt, die wie das Nährmedium in einer Zellkultur die einzelnen Körperzellen umspülen. In Kon- sequenz führen anhaltende Fehlrhythmen, aber auch Verletzungen, zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Qualität dieses die Zellen umgebenden Milieus - genannt extrazelluläre Matrix. Wird diese beispiels- weise unter Sauerstoffdefizit sauer, ent- stehen Repolarisationsdefizite an den Zell- membranen mit der Folge, dass die Zellen immer weniger Leistung erbringen kön- nen (vgl. Abb. 1). Fehlende Rhythmik be- deutet fehlende Mikroprozessdynamik. Ähnlich einer „Materialermüdung” kommt es zu sich negativ auswirkenden Gewebs- umbauten mit der begleitenden Schmerz- symptomatik. Diese Prozessveränderungen können im ganzen Nerven-, Stütz- und Bewegungssystem stattfinden, sind mit Entzündungszeichen assoziiert und haben nur selten ein strukturelles Korrelat beispielsweise im Röntgen-, CT- oder MRT-Bild. In der Skelettmuskulatur erhöht sich durch zunehmende metabolisch bedingte Repolarisierungsdefizite der Tonus mit re- sultierendem Dauerzug, der sich über die Sehnen auf den Muskelursprung und -an- satz überträgt. Palpiert werden die azidotischen Areale des dauerangespannten Muskelbauchs („Triggerpoints“) und in funktioneller Fol- 1 Universität Hannover, Institut für Sportwis- senschaft 2 Matrix-Center Rehaklinik Klausenbach / LVA Baden-Württemberg 3 Matrix-Center München, Plinganser Str. 45; 81369 München 4 Thomas-Wildey-Institut, München Abb. 1: Das physiotherapeutische Konzept basiert auf einem Qualitätsmanagement auf zellbiologischer Ebene. Erstes Ziel ist es, Zellen versorgende Transitstrecken rasch durch- gängig zu machen. Danach erfolgt die Applikation passiver Module, die, sobald Schmerz- freiheit erreicht ist, durch aktive Module ergänzt werden, unter Berücksichtigung der indi- viduellen alltagsspezifischen Beanspruchungen für die Zeit nach dem Reha-Aufenthalt. hat an der Universität Hannover ihr Er- stes Staatsexamen (Sport / Anglistik) und den akademischen Grad des Magisters (Sportwissenschaft, Engl. Literaturwis- senschaft) erworben und ist seit 19 Jah- ren im Reitsport (Trainer-B-Lizenz) aktiv. Ihre Forschungsschwerpunkte sind mus- kulo-skelettale Beschwerden bei Mensch und Pferd auf Grund von Prozessstörun- gen auf Mikroebene. Zurzeit arbeitet sie an ihrer Dissertation, die sich mit der Ef- fektivitätsüberprüfung (Wirkung und therapeutische Wirksamkeit) der Matrix- Rhythmus-Therapie beschäftigt und de- ren erste Ergebnisse nachfolgend erst- malig veröffentlicht werden. ANNE JÄGER, M. A.

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CHRON. DEG. ERKRANKUNGEN

A. Jäger1, B. Dickreiter2,4 , U.G. Randoll3,4

Muskulo-skelettale BeschwerdenVergleichende Studie über die tiefenwirksame, rhythmische Mikroextensionstechnik (Matrix-Rhythmus-Therapie)

In den letzten Jahren konnte der Gesundheits- und Fitnesssektor im präventiven so-wie rehabilitativen Bereich einerseits aus der wirtschaftlichen Notwendigkeit einesKosten-Nutzen-Denkens auf Seiten der Krankenkassen, Landesversicherungsan-stalten und großen Unternehmen, andererseits durch eine verstärkte Egozentrie-rung des Individuums bezüglich körperlichen Wohlbefindens rapide expandieren undeinige Innovationen hervorbringen. Dem systematischen Muskelaufbau, speziell beiden weitverbreiteten muskulo-skelettalen Beschwerden, ist besonderes Augenmerkentgegengebracht worden. Dabei ging jedoch der Blick für intakte mikrostruktu-relle, zellbiologische Prozesse als Voraussetzung einer leistungsfähigen, depolari-sierfähigen Muskulatur verloren.

Die Matrix-Rhythmus-Therapie (MaRhy-The), die während der 90er Jahre an derUniversität Erlangen entwickelt wurdeund auf zellbiologischen Erkenntnissenbasiert, hat ihren Ansatz direkt auf dieserEbene und kann als eine Art Grundlagen-modul, auf welchem sich herkömmlichephysikalische Therapien aufbauen, ange-sehen werden.

Der Effekt dieser tiefenwirksamen, rhyth-mischen Mikro-Extensiontechnik wurdeexperimentell im Rahmen einer Disserta-tion an der Universität Hannover – Insti-tut für Sportwissenschaft – in einer Reha-klinik mit Dorsopathie-Patienten (N=80)untersucht und dokumentiert.

Methode und MaterialDie Matrix-Rhythmus-Therapie geht vonder Tatsache aus, dass jeder lebende Orga-nismus fein abgestimmt in einem definier-ten Mode harmonisch und kohärentschwingt. („Ohne Rhythmus kein Leben“ A.Einstein.) Bekannte Rhythmen wie derHerzrhythmus, die Hirnrhythmik insbe-sondere die Skelettmuskelrhythmik wirkenauf alle biologischen Strukturen wie Takt-geber. Im Körper sind die taktgebendenRhythmen an die gerichteten Bewegun-gen der Flüssigkeiten gekoppelt, die wiedas Nährmedium in einer Zellkultur dieeinzelnen Körperzellen umspülen. In Kon-sequenz führen anhaltende Fehlrhythmen,aber auch Verletzungen, zwangsläufig zueiner Verschlechterung der Qualität dieses

die Zellen umgebenden Milieus - genanntextrazelluläre Matrix. Wird diese beispiels-weise unter Sauerstoffdefizit sauer, ent-stehen Repolarisationsdefizite an den Zell-membranen mit der Folge, dass die Zellenimmer weniger Leistung erbringen kön-nen (vgl. Abb. 1). Fehlende Rhythmik be-deutet fehlende Mikroprozessdynamik.Ähnlich einer „Materialermüdung” kommtes zu sich negativ auswirkenden Gewebs-umbauten mit der begleitenden Schmerz-symptomatik.

Diese Prozessveränderungen könnenim ganzen Nerven-, Stütz- und

Bewegungssystem stattfinden, sindmit Entzündungszeichen assoziiert und

haben nur selten ein strukturellesKorrelat beispielsweise im Röntgen-,

CT- oder MRT-Bild.

In der Skelettmuskulatur erhöht sichdurch zunehmende metabolisch bedingteRepolarisierungsdefizite der Tonus mit re-sultierendem Dauerzug, der sich über dieSehnen auf den Muskelursprung und -an-satz überträgt.

Palpiert werden die azidotischen Arealedes dauerangespannten Muskelbauchs(„Triggerpoints“) und in funktioneller Fol-

1 Universität Hannover, Institut für Sportwis-senschaft

2 Matrix-Center Rehaklinik Klausenbach / LVABaden-Württemberg

3 Matrix-Center München, Plinganser Str. 45;81369 München

4 Thomas-Wildey-Institut, München

Abb. 1: Das physiotherapeutische Konzept basiert auf einem Qualitätsmanagement aufzellbiologischer Ebene. Erstes Ziel ist es, Zellen versorgende Transitstrecken rasch durch-gängig zu machen. Danach erfolgt die Applikation passiver Module, die, sobald Schmerz-freiheit erreicht ist, durch aktive Module ergänzt werden, unter Berücksichtigung der indi-viduellen alltagsspezifischen Beanspruchungen für die Zeit nach dem Reha-Aufenthalt.

hat an der Universität Hannover ihr Er-stes Staatsexamen (Sport / Anglistik) undden akademischen Grad des Magisters(Sportwissenschaft, Engl. Literaturwis-senschaft) erworben und ist seit 19 Jah-ren im Reitsport (Trainer-B-Lizenz) aktiv.Ihre Forschungsschwerpunkte sind mus-kulo-skelettale Beschwerden bei Menschund Pferd auf Grund von Prozessstörun-gen auf Mikroebene. Zurzeit arbeitet siean ihrer Dissertation, die sich mit der Ef-fektivitätsüberprüfung (Wirkung undtherapeutische Wirksamkeit) der Matrix-Rhythmus-Therapie beschäftigt und de-ren erste Ergebnisse nachfolgend erst-malig veröffentlicht werden.

ANNE JÄGER, M. A.

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Abb. 2: Links: Matrixmobil®; Mitte: Magnetisches Feld; Rechts:Spezifische harmonische Wellenform des Resonators, die me-chanisch in das Gewebe eingebracht wird und sich dort aufbaut.

Abb. 3 / 4: Unter Ausnutzung verschiedenster Lagerungshilfsmit-tel (z. B. Lojer-Spezialliege, Pezziball) werden systematischkontrakte Muskel- und Sehnenfaszien sowie Tender- und Trigger-points aufgespürt (diagnostiziert) und zeitgleich sanft eliminiert(therapiert).

ge der chronisch kontrakten(verkürzten) Muskelanteile die„Tenderpoints“. Es sind eben-falls resultierende azidotischeAreale an den Sehnen, die auf

Grund von Minderperfusionder extrazellulären Tendozy-tenmatrix und Faszienräumeentstanden sind. Sind Faszien-räume nicht mehr frei gleitend,

so irritieren sie auch das freieNervengleiten insbesondere anjenen Stellen, wo sie die Faszienperforieren, um an die Muskel-zellen zu gelangen. FixierteNerven, die bei Bewegung zufrüh unter Zug stehen bzw. be-reits „in Ruhe“ unter Zug sind,liefern sympathotone Dauer-signale (Sudeck, ausstrahlendesReizsyndrom), die die gesamteTrophik der Muskulatur, Hautund Knochen verschlechtern.

Gesamte Muskelquerschnitte,aber auch nur einzelne Berei-che können davon betroffensein, sodass intramuskuläreDysbalancen sich allein schondurch versorgungsbedingteunterschiedliche Repolarisa-tionszeiten bzw. totale Repola-risationsausfälle ergeben.

In Folge einer anhaltendenMuskelkontraktion werden dielockeren intrafusalen Kolla-genfasern der Spindelorganegestreckt. Dadurch drücken sieauf die axonalen Knoten, waseine Dauerreizung der Nerven-digungen bewirkt.

Auch psychisch bedingte mus-kuläre Anspannung findet sobereits über Prozessstörungeninnerhalb der Propriozeptorenihren strukturellen Nieder-schlag mit all ihren Folgeer-scheinungen.

Sinnvolle Vibrationen und Os-zillationen im Resonanzspek-trum der Muskulatur medizi-nisch zu nutzen, ist nicht neu.

Bereits die Väter derOsteopathie (Still,

Sutherland, Fulford,Spencer, Russell) haben sieempirisch gefunden und alsfundamentalen Bestandteil

der osteopathischenDiagnostik und Therapie

genutzt.

Durch technischen Fortschrittwissen wir heute, hundert Jah-re später, u. a. durch das mehr-jährige universitäre Projekt„Klinikgekoppelte Grundlagen-forschung“ an der UniversitätErlangen durch systematischeMessungen mit Piezosensorenan der Muskulatur sowie Be-obachtungen an zellulären Sy-stemen mit hochauflösendenVideomikroskopen, dass für dieMikrozirkulation, egal in wel-chem Organ im Körper, eine in-takte Skelettmuskulaturhauptverantwortlich ist. DieErgebnisse aus diesem For-schungsprojekt führten zur

konsequenten Entwicklung ei-nes Gerätes, welches eine Reso-nanzspektralabstimmung derSkelettmuskulatur ermöglicht.Durch Anpassung des Resona-tors an die augenblickliche Re-sonatorgüte des Muskels seinerFaszien und Sehnen wird dieservon außen in Schwingung ver-setzt und sein Schwingungs-muster in Richtung normaltaktender Muskulatur modu-liert. Indem das Verfahren in denphysiologischen Regelkreis ein-koppelt, normalisieren sich er-wartungsgemäß auch alle Stoff-wechselprozesse (entraine-ment), wodurch eine Heilungbzw. Regeneration in kürzestmöglicher Zeit eingeleitet wird(vgl. Abb. 2).

Die Wirbelsäule, insbesonderedie Bandscheibe, wird Segmentfür Segment entlastet durchdie tiefenwirksame Anwen-dung der Mikroextensions-technik unter gleichzeitigerAusnutzung der Gravitations-kräfte durch bestimmte Lage-rung. (siehe Abb. 3 und 4)

Aus der habituellen Haltungwerden zunächst Kontrak-tionsrückstände entfernt unddanach Bewegungsräume suk-zessive wieder geöffnet. Wich-tig ist die sanfte Adaptationder Schwingungen an das Ge-webe, so dass die Gefahr vonBänderüberdehnungen grund-sätzlich ausgeschlossen wer-den.

Frequenz- und amplitudenmo-dulierend erzielt der Therapeuteine ganzheitliche Resonanz-spektralabstimmung durch dieHautschichten und die darun-ter liegende Skelettmuskulatur

Abb. 3

ist Leitender Arzt; Facharztfür Innere Medizin; Facharztfür Physikalische und Reha-bilitative Medizin; Sozialme-dizin; Klinische Geriatrie undNaturheilverfahren. Nebender Facharztausbildunglangjährige Weiterbildung inverschiedenen Bereichen derNaturheilkunde. Rehafor-schung mit Schwerpunkt fürregulative Therapieverfahrenauf zellbiologischer Grundla-ge vor dem Hintergrund derneuen Physik.

DR. MED. BERNHARDDICKREITER

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ist Arzt in Forschung und Praxis im Ma-trix-Center München. Im Rahmen meh-rerer Forschungsprojekte (1989-1997Abt. für Kieferchirurgie und Unfallchi-rurgie der Universität Erlangen) hat er anzellbiologischen Fragestellungen derZelldifferenzierung und Dedifferenzie-rung gearbeitet. Sein Augenmerk richte-te er von der zelleigenen Rhythmik vide-omikroskopischer Betrachtung auf diekörpereigene Rhythmik. Aus dem Blick-winkel kohärenter Felder entwickeltesich die Grundlage der Matrix-Rhyth-mus-Therapie.

DR. MED. ULRICH G. RANDOLL

mit begleitenden Faszien, welche ihre ent-spannende Wirkung selbst in feinsten Ein-zelstrukturen im Körperinneren entfaltet.Als Ergebnis der Therapie erhöht sich dieResonatorgüte des Gesamtkörpers subjek-tiv spürbar und objektiv sichtbar.

Dabei ist darauf zu achten, dass die Ge-samtresonatorgüte des Gewebes ein-schließlich der propriozeptiven Stellglieder(Muskelspindelapparat, Golgisehnenappa-rat) wieder hergestellt wird.

Die Auswahlkriterien der stationärenProbanden für die empirische Erhebungwaren:• eine genehmigte Reha-Maßnahme der

Landesversicherungsanstalt (LVA) aufGrund von Rückenbeschwerden im Rah-men der ICD Nr. 723-724,

• der Ausschluss von Kontraindikationenfür die Matrix-Rhythmus-Therapie (z. B.Herzschrittmacher, etc.),

• die Möglichkeit der beruflichen Reinte-gration des Patienten (kein Antrag aufAU),

• berufsfähiges Alter (35-60 Jahre) und• eine erkennbare Bereitschaft zur Mitar-

beit.

Das Probandengut der Gruppe der statio-nären Patienten (N=46) setzte sich aus 32männlichen und 14 weiblichen Arbeiter(in-nen) zusammen. Der größte Teil (N=21) derstationären Patienten war vorrangig aufGrund von chronischer Lumboischialgie inder Reha-Maßnahme, gefolgt von kombi-nierten Schmerzen im HWS- und LWS-Be-reich (N=14) und idiopathischen Be-schwerden im Schulter-Nacken-Bereich(N=9) (Cervicobrachialgien). SchmerzhafteEinschränkungen im Bereich der BWS wur-den als vorrangiges Problem von zwei Pro-banden angegeben.

Die ambulante Kontrollgruppe (N=34) be-stand aus 18 Männern und 16 Frauen. Dergrößte Teil hatte chronische HWS-Be-schwerden (N=16), gefolgt von Problemenim LWS-Bereich (N=10), Schmerzen inHWS und LWS (N= 5) und begrenzte Area-le der BWS (N=3).

Die stationären Patienten wurden währendihres dreiwöchigen Reha-Aufenthaltsgleichmäßig in die Gruppen A (erst 4x30Minuten Matrix-Rhythmus-Therapie, dannkonservativ Krankengymnastik (KG) / Mas-sage) und B (konservativ KG / Massage unddann 4x30 Minuten Matrix- Rhythmus-Therapie) eingeteilt und der Behandlungs-verlauf mit „Medimouse-Messungen“ (IDI-AG) zur Beweglichkeitsüberprüfung,Schmerzskalen-Bewertungen (NRS) undBlutwerte- Untersuchungen begleitet.

Die ambulante Kontrollgruppe, bei der derReha-Effekt herausgefiltert werden sollte,erhielt nur 4x30 Minuten Matrix-Rhyth-mus-Therapie und wurde ebenfalls in ihrerBeweglichkeit und Befindlichkeit geprüft.

Um einen Gewöhnungseffekt an einen be-stimmten Therapeuten zu verhindern undeinen objektiveren Eindruck des Geräts zubekommen, gab es ein Rotationsverfahrenhinsichtlich der Behandler.

ErgebnisseDie Kurve mit den Schmerzwerten ver-schiebt sich in der Gruppe A in die Rich-tung eines geringeren Schmerzindex undgibt eine durchschnittliche Verbesserungum 3,0 Punkte nach vier MaRhyThe-Be-handlungen an. Nach der Behandlungsse-rie mit traditioneller Reha-Maßnahme inder Gruppe B lag die durchschnittliche Ver-besserung bei 1,0 Punkten. Zwei Proban-den teilten sogar eine Verschlechterungum 2 Punkte mit.

Bezüglich des Matrixmobilerfolgs in Wer-ten auf der NRS (Numeric Rating Scale 1-10) verglichen mit dem jeweiligen Rücken-bereich, der mit Werten von 1-3 paraver-tebral absteigend durchcodiert wurde, er-gab sich für die ambulanten Probandinnenein signifikanter Koeffizient von r = - 0,719(p< 0,01). Die Messungen mit der Medi-mouse lieferten verbesserte Bewegungs-amplituden in sagittaler und frontaler Ebe-ne bis zum Erreichen des Schmerzpunkts.Hinsichtlich der Verbesserung gab es zwi-schen der ambulanten und stationärenGruppe keine auffälligen Unterschiede.

Vergleicht man die ersten und zweiten La-borwerte der Gruppen A und B, so erkenntman bei der Gruppe A im ersten Behand-lungsabschnitt einen Anstieg des pO2-Werts um 1,255 mmHg und in der anderenGruppe um 0,456 mmHg. In der zweitenHälfte steigern sich die A-Probanden umweitere 1,871 mmHg und die B-Probandenunter der Matrixtherapie um 1,165 mmHg.

Bei 80 Prozent der Probanden wurde einverbessertes Schlafverhalten angegeben.

DiskussionBei der statistischen Zwischenauswertungeiniger Variablen mit der Software SPSSkonnten in deskriptiver und analytischerForm einige interessante Ergebnisse zur

Wirkung bzw. Wechselwirkung des Matrix-mobils erzielt werden. Der größte Teil Pro-banden, unabhängig von der Gruppenzu-gehörigkeit (A, B oder C), hatte die subjek-tive Empfindung einer Schmerzreduktionbzw. in einzelnen Fällen sogar einer kom-pletten Schmerzbefreiung. Unter der Mas-sage oder Krankengymnastik trat das sehrviel seltener auf. Die Laborwerte der sta-tionären Probanden bescheinigten einendurchschnittlich verbesserten Sauerstoff-partialdruck unter der Therapie mit demGerät und damit eine erhöhte Durchblu-tung der therapierten Areale. Die Ergeb-nisse der Messungen mit der Medimousegeben einen Eindruck von der Verbesse-rung der Bewegungsamplitude und einerHarmonisierung des segmentalen Wirbel-säulenverlaufs in dreidimensionaler Weiseinsbesondere nach der Matrixmobilbe-handlung, d. h. vorher muskulär feste Wir-belsegmente konnten unter der Matrix-Rhythmus-Therapie mobilisiert werden.

Von der Testleitung vermutete Korrelatio-nen zwischen dem Matrixmobilerfolg undRückenarealen, dem Body-Mass-Indexoder der Therapievorgeschichte bei N=80haben sich nicht bestätigt.

Betrachtet man die telefonische Befragungder ersten 50 (44 erreichten) Probandennach drei Monaten der erfolgten Behand-lungsserie, so kristallisiert sich eine durch-weg positive Resonanz auf die noch wenigbekannte Therapieform mit einer durch-schnittlich vergebenen Note 1,7 heraus. Le-diglich acht von 44 befragten Probandengaben an, dass der Effekt nicht angehaltenhat und der Zustand wie vor der Behand-lung im Anschluss an die Studie wiedereingetreten ist. Von diesen acht Teilneh-mern wurde allerdings bei sechs in den ver-gangenen drei Monaten ein struktureller(nicht muskulär bedingter) Schaden amRücken diagnostiziert, der von der Matrix-Rhythmus-Therapie, die auf der Prozess-ebene ansetzt, nicht ausgeglichen werdenkann.

Mit der Erkenntnis, dass muskulo-skeletta-le Schmerzen durch die rhythmische, tie-fenwirksame Mikro-Extensionstechnik sig-nifikant verbessert werden, erscheinenRückentrainingsprogramme, deren Ziel esist, Schmerzfreiheit durch schnellstmögli-che Ermüdung der Muskulatur durch hoheGewichte zu erzielen, fragwürdig. Es fehltzumindest jegliche zellbiologische undauch physiologische Grundlage dafür.

Verstärktes Krafttraining verschlimmert dieErnährungssituation der Muskelzellen,auch wenn kurzzeitig auf Grund einer trai-ningsbedingten Durchblutungssteigerungein Schmerz verschwinden kann.

Auf Grund dessen, dass die Muskulatur im-mer weniger in der Lage ist, ihren ur-sprünglichen Nichtgleichsgewichtszustand(Bereitschaftspotenzial) zu erreichen, wirdes immer schwieriger, harmonische Bewe-

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CO MED 11/04

Anmerkung:Mit freundlicher Unterstützung der Matrix-Center®-Society mit angeschlossenen Matrix-Centern®.

Literatur:Bei den Verfassern

Korrespondenzadressen:Dr. med. Ulrich G. RandollMatrix-CenterPlinganser Str. 45 D-81369 München

[email protected]

Dr. med. Bernhard DickreiterReha-Klinik der LVA Baden-WürttembergKlausenbach 1D-77787 Nordrach

Tel.: 07838 / 82250

gungsabläufe zu koordinieren, mit der Fol-ge, dass Schonhaltungen und Schonbewe-gungen resultieren.

Offensichtlich ist nicht ein starker Rückenein gesunder Rücken – sondern ein bis infeinste Bereiche der Muskulatur, Bänder,Sehnen und Knochen schwingender, elas-tischer Rücken.

Nur „wohlernährte“ und normotonezelluläre Strukturen sind in der Lage,unvoreingenommen Kraftvektoren aus

allen Richtungen des Raums durchreizadäquate Kontraktion entgegen zu

wirken bzw. frei aufzubauen.

AusblickDie Ausführungen basieren auf wissen-schaftlich aktuellen Therapiemodellen undzeigen neue praktisch-therapeutische Kon-sequenzen auf, die Grundlage dafür sind,auch die Effektivität von Rückenschulpro-grammen besser zu verstehen und gegebe-nenfalls zu optimieren.

Wünschenswert wäre, dass auf dem neuenVerständnis der zellulären und extrazellu-lären Matrixregulation, wo zelluläre Reizeund Reizantworten zu einem koordinieren-den Gesamten zusammenfließen, wider-spruchsfreie Konzepte für weitere wissen-schaftliche Studiendesigns entwickelt wer-den.

Das hier vorgestellte kausal ansetzendePhysiotherapiekonzept, bestehend aus ei-ner Basissanierung mit passiven und akti-ven Aufbaumodulen zur Therapie musku-lo-skelettaler Beschwerden, erachten wirvor dem Hintergrund von knapper werden-der Ressourcen nicht nur als sinnvoll, son-dern auch volkswirtschaftlich für notwen-dig.

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