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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. 104 H. ERNST UND U. HAGEN wenn ihr Ausgangsgehalt aus unbekannten Gründen stark gesenkt is t10. Es sei noch erwähnt, daß sich bestrahlte kern haltige Zellen über 16 Tage hinsichtlich RNS und löslichen Proteinen zwar wie unbestrahlte kernlose Zellen verhalten, indem bei weitgehend unveränder tem RNS-Spiegel eine Synthese von Proteinen mög lich ist, nach den vorstehenden Erörterungen jedoch keine Notwendigkeit vorliegt, hieraus etwa auf gleiche Ursachen zu schließen. Untersuchungen über die Verteilung und Reaktionsfähigkeit von Sulfhydrylgruppen in der tierischen Zelle Von H anna E rnst und U lrich H agen Aus der Biophysikalischen Abteilung des Heiligenberg-Instituts, Heiligenberg, Baden (Dir. Professor Dr. H. L angendorff ) (Z. Naturforschg. 14 b, 104— 110 [1959] ; eingegangen am 6. August 1958) Rattenleber-Homogenat wurde durch fraktioniertes Zentrifugieren in Mitochondrien, Mikrosomen, Überstehendes und Zellkerne, die ihrerseits in vier Proteinfraktionen zerlegt wurden, aufgeteilt. Die darin enthaltenen Sulfhydrylgruppen wurden durch amperometrische Hg-Titration bestimmt. Alkohol denaturierung der Fraktionen erbrachte überall einen Anstieg der SH (maskierte SH-Gruppen), De naturierung mit Harnstoffderivaten, Duponol und Enteiweißungsmitteln verminderten meist die meß baren SH-Gruppen. Es konnte bewiesen werden, daß sich organische Säuren (SSS, TES, MPS) nicht zur Bestimmung von Nichtprotein-SH in tierischem Gewebe eignen. Der SH-Gehalt der Leberzelle liegt zu 60% im Kern. Dort wurden im DNS-Protein keine, im RNS-Protein erhebliche Mengen von maskierten SH-Gruppen festgestellt. Diese Proteine enthalten fünfmal soviel Sulfhydrylgruppen pro Stickstoffeinheit wie die übrigen Zellfraktionen. Kürzlich diskutierten wir ausführlich die Ansich ten, die in der Literatur über den Wirkungsmecha nismus der Sulfhydryl-Verbindungen als Strahlen schutzmittel bestehen 1. Hierbei ergab sich, daß der von E ldjarn und P ih l 2-4 vorgeschlagene Schutz mechanismus die größte Wahrscheinlichkeit besitzt. Die schützenden SH-Verbindungen verbinden sich mit ganz bestimmten SH-Gruppen der Zelle in Form eines gemischten Disulfides und lösen dadurch den Strahlenschutz aus. Einen weiteren Anhalt für einen recht spezifischen Angriffspunkt der SH-Verbindun gen geben die autoradiographischen Untersuchungen mit 3oS-Cystein von P assalacqua und K och 5. Nach diesen ist in Milz und Leber die Aktivität zum größ ten Teil an den Zellkern gebunden. Weitere Aussagen über einen möglichen Schutz mechanismus sind nach diesen Vorstellungen nur dann möglich, wenn man versucht. Näheres über die Verteilung und Reaktionsfähigkeit der SH-Gruppen in der Zelle auszusagen. Im Gegensatz zu den zahl reichen Messungen von SH-Gruppen an definierten Proteinen, fehlen unseres Wissens in der Literatur 1 U. H agen u . R. K och , Z. Naturforschg. 12 b. 240 [1957]. 2 L. E ldjarn and A. P ihl , Progr. Radiobiology, p. 249. Oliver and Boyd, London 1956. 3 L. E ldjarn u . A. P ihl , J. biol. Chemistry 223, 341 [1956]. Angaben über die Verteilung der SH-Gruppen in der Zelle, welche eine Aufstellung der Gesamt-SH- Bilanz möglich machen. Meistens wurden nur die SH-Gruppen nach Enteiweißung der Gewebehomo- genate analysiert. Im folgenden soll eine Methode geschildert werden, mit der wir versuchen, möglichst die gesamten SH-Gruppen der Zelle zu bestimmen. Die sich daraus ergebenden strahlenbiologischen Fragestellungen sollen in späteren Mitteilungen be handelt werden. Material und Methoden Versuchsmaterial Wir verwenden Rattenleber, da sie sich — im Gegen satz zur Milz — leicht entbluten läßt. So konnte der hohe SH-Gehalt des Blutes6 sich nicht störend bemerkbar machen. Die übrigen Organe entfallen für unsere Zwecke zunächst wegen ihrer geringen Größe. Wir verwenden männliche Ratten des institutseigenen Inzuchtstammes im Gewicht; yon 120 —150 g. Die Tiere erhalten als Fut ter „Latz-Rattenkekse“ und Wasser ad libitum. Alle Untersuchungen werden morgens durchgeführt. Auf diese Weise werden Fehlerquellen durch die veränderte 4 L. E ldjarn u . A. P ih l , J. Amer. chem. Soc. 79,4589 [1957], 5 F. P assalacqua u . R. K och , Strahlentherapie 105, 271 [1958]. 6 E. del P ianto u. P. S ilvestroni , Ricerca sei. 24, 3 [1954].

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

104 H. ERNST UND U. HAGEN

wenn ihr Ausgangsgehalt aus unbekannten Gründen

stark gesenkt is t10.

Es sei noch erwähnt, daß sich bestrahlte kern­

haltige Zellen über 16 Tage hinsichtlich RNS und

löslichen Proteinen zwar wie unbestrahlte kernlose

Zellen verhalten, indem bei weitgehend unveränder­

tem RNS-Spiegel eine Synthese von Proteinen mög­

lich ist, nach den vorstehenden Erörterungen jedoch

keine Notwendigkeit vorliegt, hieraus etwa auf

gleiche Ursachen zu schließen.

Untersuchungen über die Verteilung und Reaktionsfähigkeit

von Sulfhydrylgruppen in der tierischen Zelle

Von H a n n a E r n s t und U l r ic h H a g e n

Aus der Biophysikalischen Abteilung des Heiligenberg-Instituts, Heiligenberg, Baden (Dir. Professor Dr. H. L a n g e n d o r f f )

(Z. Naturforschg. 14 b, 104— 110 [1959] ; eingegangen am 6. August 1958)

Rattenleber-Homogenat wurde durch fraktioniertes Zentrifugieren in Mitochondrien, Mikrosomen, Überstehendes und Zellkerne, die ihrerseits in vier Proteinfraktionen zerlegt wurden, aufgeteilt. Die darin enthaltenen Sulfhydrylgruppen wurden durch amperometrische Hg-Titration bestimmt. Alkohol­denaturierung der Fraktionen erbrachte überall einen Anstieg der SH (maskierte SH-Gruppen), De­naturierung mit Harnstoffderivaten, Duponol und Enteiweißungsmitteln verminderten meist die meß­baren SH-Gruppen. Es konnte bewiesen werden, daß sich organische Säuren (SSS, TES, MPS) nicht zur Bestimmung von Nichtprotein-SH in tierischem Gewebe eignen.

Der SH-Gehalt der Leberzelle liegt zu 60% im Kern. Dort wurden im DNS-Protein keine, im RNS-Protein erhebliche Mengen von maskierten SH-Gruppen festgestellt. Diese Proteine enthalten fünfmal soviel Sulfhydrylgruppen pro Stickstoffeinheit wie die übrigen Zellfraktionen.

Kürzlich diskutierten wir ausführlich die Ansich­

ten, die in der Literatur über den Wirkungsmecha­

nismus der Sulfhydryl-Verbindungen als Strahlen­

schutzmittel bestehen 1. Hierbei ergab sich, daß der

von E l d j a r n und P i h l 2-4 vorgeschlagene Schutz­

mechanismus die größte Wahrscheinlichkeit besitzt.

Die schützenden SH-Verbindungen verbinden sich

mit ganz bestimmten SH-Gruppen der Zelle in Form

eines gemischten Disulfides und lösen dadurch den

Strahlenschutz aus. Einen weiteren Anhalt für einen

recht spezifischen Angriffspunkt der SH-Verbindun­

gen geben die autoradiographischen Untersuchungen

mit 3oS-Cystein von P a s s a l a c q u a und K o c h 5. Nach

diesen ist in Milz und Leber die Aktivität zum größ­

ten Teil an den Zellkern gebunden.

Weitere Aussagen über einen möglichen Schutz­

mechanismus sind nach diesen Vorstellungen nur

dann möglich, wenn man versucht. Näheres über die

Verteilung und Reaktionsfähigkeit der SH-Gruppen

in der Zelle auszusagen. Im Gegensatz zu den zahl­

reichen Messungen von SH-Gruppen an definierten

Proteinen, fehlen unseres Wissens in der Literatur

1 U. H a g e n u . R. K o c h , Z. Naturforschg. 12 b. 240 [1957].2 L. E l d ja r n and A. P i h l , Progr. Radiobiology, p. 249. Oliver

and Boyd, London 1956.3 L. E l d ja r n u . A. P ih l , J. biol. Chemistry 223, 341 [1956].

Angaben über die Verteilung der SH-Gruppen in

der Zelle, welche eine Aufstellung der Gesamt-SH-

Bilanz möglich machen. Meistens wurden nur die

SH-Gruppen nach Enteiweißung der Gewebehomo-

genate analysiert. Im folgenden soll eine Methode

geschildert werden, mit der wir versuchen, möglichst

die gesamten SH-Gruppen der Zelle zu bestimmen.

Die sich daraus ergebenden strahlenbiologischen

Fragestellungen sollen in späteren Mitteilungen be­

handelt werden.

Material und Methoden

V e r s u c h s m a t e r i a l

Wir verwenden Rattenleber, da sie sich — im Gegen­satz zur Milz — leicht entbluten läßt. So konnte der hohe SH-Gehalt des Blutes6 sich nicht störend bemerkbar machen. Die übrigen Organe entfallen für unsere Zwecke zunächst wegen ihrer geringen Größe. Wir verwenden männliche Ratten des institutseigenen Inzuchtstammes im Gewicht; yon 120 — 150 g. Die Tiere erhalten als Fut­ter „Latz-Rattenkekse“ und Wasser ad libitum. Alle Untersuchungen werden morgens durchgeführt. Auf diese Weise werden Fehlerquellen durch die veränderte

4 L. E l d ja r n u . A. P ih l , J. Amer. chem. Soc. 79,4589 [1957],5 F. P a s s a l a c q u a u . R. K o c h , Strahlentherapie 105, 271

[1958].6 E. d e l P ia n t o u. P . S il v e s t r o n i , Ricerca sei. 24, 3 [1954].

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VERTEILUNG UND REAKTIONSFÄHIGKEIT VON SULFHYDRYLGRUPPEN 105

Stoffwechsellage der Leber zu verschiedenen Tageszeiten vermieden7,8. Eine 12-stdg. Futterkarenz der Tiere be­wirkte keine Änderung der von uns gemessenen SH- Werte, wie insgesamt 6 Bilanzversuche ergaben. Zudem besteht auch bei hungernden Tieren eine relativ große Stabilität in der Zusammensetzung der Zellkernpro­teine9, also in der Fraktion, die uns hier am meisten interessierte.

Zur Entblutung der Leber wird nach Äthernarkose des Tieres und Durchtrennung der Vena cava inf. durch die Aorta descendens 30 —50 ml eiskalte 0,25-m. Sucrose gespült. Hierdurch kühlt sich die Leber sehr rasch auf etwa +10° C ab. Das Gewebe wurde nach Entfernen der großen Leberstämme bei 0° weiter verarbeitet.

F r a k t i o n i e r u n g und S u b f r a k t i o n i e r u n g

10 g Leber — von 2 Tieren — werden mit 50 ml 0,25-m. Sucrose bei 0° im Glashomogenisator homoge­nisiert. Die Zellbestandteile werden durch fraktioniertes Zentrifugieren nach S c h n e id e r 10 in Kerne (A), Mito- chondrien (B), Mikrosomen (C) und „Überstehendes“ (D) getrennt. Die Kerne werden vor den Waschungen durch ein Perlonnetz filtriert. Die vereinigten Wasch­wässer werden in den SH-Messungen als eigene Frak­tion behandelt und dann den Meßwerten des „Über­stehenden“, dem Zellplasma zugerechnet. Eine licht­mikroskopische Kontrolle der Zellfraktionen zeigte bei Zellkernen und Mitochondrien eine befriedigende Rein­heit.

Als „Subfraktionierung“ bezeichnen wir im folgenden die weitere Auftrennung von Zellbestandteilen in ein­zelne Proteine.

Die Subfraktionierung der Zellkerne erfolgt im we­sentlichen nach dem von W e in m a n n 11 angegebenen Schema. Die Zellkernfraktion wird 1-mal mit Sucrose und 2-mal mit 0,9% NaCl hochtourig gewaschen; die Waschwässer bilden die Subfraktion I. Die Extraktion der Nucleoproteide wird mit 1 -m. NaCl12 (10 min bei 0°, durchgeführt. Nach Abzentrifugieren (5 min 20000g) wird aus dem Überstand das Nucleoproteid durch Ver­dünnen auf 0,14-m. NaCl ausgefällt. Die Fällung wird mit 0,1-ra. NaOH wieder gelöst und der SH-Gehalt so­fort bestimmt (Subfraktion III). Aus dieser Fraktion löste W e in m a n n 11 mit 0,1-«. H2S04 noch den Histon- anteil heraus. Wir fanden in ihm keine SH-Verbindun- gen und unterließen später diese Extraktion.

Aus dem Sediment der NaCl-Extraktion läßt sich mit 0,1-n. NaOH eine Eiweißfraktion gewinnen, die Sulf- hydryle enthält (Subfraktion II). Nach der Lage ihres

7 L. v. Beck, V. D . R ie c k u. B . D un can , Proc. Soc. exp. B io l .

Med. 97, 229 [1958].8 J. W. G o l d z ie h e r , W. B. R a w l s u . M. A. G o l d z ie h e r , J. biol.

Chemistry 203, 519 [1953].9 C . A l l a r d , G . d e L a m ir a n d a u . A . C a n t e r o , Exp. Cell R e s .

13, 69 [1957],10 W . C. S c h n e id e r , J. biol. Chemistry 176, 259 [1948].11 W . D . W e in m a n n , Protoplasma 47, 259 [1956].12 A. E. M ir s k y u . A. W. P o l l is t e r , J. gen. Physiol. 30, 117

[1946].13 Z. D is c h e u . K. S c h w a r z , Mikrochim. Acta [Wien] 2, 13

[1937],

isoelektrischen Punktes bezeichnet sie W einmann als „saures Protein“ und charakterisiert sie als Phospho-

proteid. Der verbleibende kleine Rest der Zellkerne aus Lipoproteinen und Phosphatiden wird mit 1-n. NaOH

extrahiert (Subfraktion IV ). Auch darin sind meßbare Mengen an SH-Gruppen enthalten. Die zurückbleiben­

den Reste der Kerne erwiesen sich sulfhydrylfrei.Nach qualitativen Bestimmungen von Desoxyribo-

nucleinsäure (DNS) und Ribonucleinsäure (RNS) in den einzelnen Proteinen (Methode nach Dische 13 und

Webb 14, liegt die gesamte DNS in der Subfraktion I I I vor; wir bezeichnen sie deshalb hier als DNS-Protein. Daneben enthält sie etwa 20% der vorhandenen RNS. Die übrige RNS findet sich in Subfraktion II, hier als RNS-Protein bezeichnet. Waschwässer (I) und Mem­

branproteine (IV) sind frei von Nucleinsäuren. Es sei

darauf hingewiesen, daß die Subfraktionen I I und I I I neben den Nucleoproteinen zweifellos noch andere Ei­weißverbindungen enthalten. Doch läßt sich der unter­schiedliche Gehalt an RNS oder DNS gut zur Charak­

terisierung der Extrakte heranziehen.Eine Subfraktionierung der Mitochondrien nach

K ielly 15 oder der Mikrosomen nach Hultin 16 erbrachte keine Zunahme der meßbaren SH-Gruppen; sie war für unsere Bilanzbetrachtungen deshalb auch nicht not­

wendig. Eine Übersicht über den gesamten Trennungs­

gang gibt die Tab. 1.Von allen Fraktionen und Subfraktionen werden

0,5 ml zur Stickstoffbestimmung in CoNWAY-Zellen17

verwendet. Die Fraktionen wurden gelegentlich papier­chromatographisch auf ihren Gehalt an niedermoleku­

laren SH-Körpern sowie freien Aminosäuren überprüft.

S u l f h y d r y l - B e s t i m m u n g

Trotz der großen Zahl der in der Literatur beschrie­

benen Sulfhydryl-Nachweise 18,19 konnten wir nur die amperometrische Titrationsmethode verwenden. Sie er­laubt verläßliche SH-Messungen auch im nativen Ei­weiß. Die meisten übrigen Methoden zur SH-Messung im Eiweiß verlangen eine optisch klare Lösung, was jedoch bei den Zellfraktionen nicht zu verwirklichen ist.

Bei der amperometrischen Titration reagiert die SH-

Gruppe mit dem zugegebenen Ag® oder Hg2®-Ion unter Mercaptidbildung. Der Endpunkt des Schwermetall-

Verbrauches wird durch das Auftreten eines Diffusions­stromes zwischen zwei Elektroden angezeigt. W ir ver­

wenden 0,05-m. HgCl2 als Titrationslösung, da es spe­

zifischer als AgN03 reagiert 20’21. Im allgemeinen bindet ein Hg2®-Ion eine Sulfhydrylgruppe, 1 //Mol SH ( = 33 y

SH) entspricht dann 0,02 ml 0,05-m. HgCl2 . Bei

14 J. M . W ebb u . H . B . Levy , J. b io l. C h e m is try 213, 107 [1955].

15 R . K . K ie l ly , B io ch im . b io p h y s ic a A c ta [A m ste rd am ] 21, 574 [1956]’.

16 T. H u l t in , E x p . C e ll R es . 12, 290 [1957],17 H. W ü s t , K l in . W sch r. 33, 185 [1955].18 J. W . P a tte rs o n u . A . L a za row , in „ G lu ta th io n e “ , A c a d e m ic

Press, In c . N ew Y o rk 1954.19 K . H e id e , B e h r in g w e rk - M itte ilu n g e n 30 [1955].20 R . E . Bennesch, H . A . L a rd y , R . Bennesch, J. b io l. C hem is try

216, 663 [1955].21 V. M . Ing ram , B iochem . J. 59, 653 [1955].

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106 H. ERNST UND U. HAGEN

Leberhomogenat

Kerne (A)

1 Waschung mit Sucrose2 Waschungen mit 0,14-m. NaCl

Mitochondrien (B) Mikrosomen (C) Uberstehendes (D)

---> auswaschbare (diflund.) SH-Gruppen (I)

Extraktion mit 1 -m . NaCl

SedimentExtraktion mit 0,1-n. NaOH

Sediment Extraktion mit

1-ra. NaOH 5' 55°

Kernmembran-Protein (IV)

Uberstand Saures Protein (II)

Uberstand auf 0,14-/n. NaCl verdünnt

iNucleoproteinfällung

Sediment mit 0,1-n. NaOH gelöst

Überstand verwerfen!

Nucleoprotein (III)

Tab. 1. Schema der Gewebefraktionierung.

günstiger sterischer Anordnung der Sulfhydryle im Pro­tein kann das Hg20-Ion aber auch zwei SH-Gruppen binden21-23. So finden wir bei der Titration nieder­molekularer SH-Körper meistens ein höheres Bindungs­vermögen des Quecksilbers als stöchiometrisch zu er­warten ist. Zur Berechnung der SH-Menge in den Zell­fraktionen müssen wir jedoch zunächst eine stöchio­metrische Reaktion im Verhältnis 1 : 1 zum verbrauch­ten Hg2®-Ion annehmen, da Einzelheiten der Reaktion des Hg mit den Protein-SH-Gruppen noch nicht bekannt sind.

Die Titration wurde im KCl-Phosphatpuffer (pil 7,4)24,25 im Stickstoffstrom durchgeführt (Doppel­bestimmung) . Die Pufferkapazität reichte aus, um 5 ml 0,1-n. NaOH-Extrakt in neutralem Bereich zu halten. Der 1-n. NaOH-Auszug (Subfraktion IV) mußte nach Pufferzugabe noch etwas angesäuert werden. Bei der Bestimmung der Eichkurven mit niedermolekularen SH- Körpern setzten wir nach B ennesch und Mitarbb.20 0,05% Gelatine zu, um eine Vergiftung der Platinelek­trode durch die Eichsubstanz zu verlangsamen.

SH-Mes s u ngen im Gewebe

Bei der amperometrischen SH-Messung an wohl­definierten Proteinen werden schon im nativen Zustand sehr unterschiedliche Werte gemessen21; einwandfrei reproduzierbare Bestimmungen gelingen erst nach De­naturierung der Proteine, die zudem eine deutliche Zu­nahme der meßbaren SH-Gruppen bringt. Diese Ver­hältnisse waren bei unserem eigenen heterogenen Material besonders zu beachten.

Ergebnisse

Im folgenden möchten wir nach der Nomenklatur

von B a r r o n 26 als freie SH-Gruppen diejenigen SH-

Mengen bezeichnen, die in der unveränderten Sus­

pension sofort nach Extraktion meßbar sind. Die

maskierten SH-Gruppen werden nach irreversibler

Auffaltung der Protein-Kettenmoleküle durch or­

ganische Lösungsmittel frei. Die trägen SH-Grnppen

B a r r o n s haben wir nicht untersucht. Bei unseren

Bilanzversuchen bestimmten wir neben den freien

fiMol f 8,0SH

6.0

HO

2.0

ZellfrakHonen Kernproteine

1 1

1

11

a b c o i u m. wKerne Mito. Mikro. Plasma diffund. RNS- DNS- Kern-

SH Protein Protein membran

| | maskierte SH ^ freie SH

Abb. 1. Verteilung der SH-Gruppen in der Rattenleber.

24 J. M . K o l t h o f f , W. S t r ic k s u . L. M o r r e n , Analytic Chem. 26, 366 [1954].

25 V. M . I n g r a m , Biochem. J. 65, 760 [1957].

22 L. A. Ä . S l u y t e r m a n , Biochim. biophysica Acta [Amster­dam] 25, 402 [1957],

23 M . M u r a y a m a , J. biol. Chemistry 228, 231 [1957],26 E. S . G. B a r r o n , Advances in Enzymol. 11, 201 [1951],

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VERTEILUNG UND REAKTIONSFÄHIGKEIT VON SULFHYDRYLGRUPPEN 1 0 7

Fraktion Zahl der Versuche

jWMol SH/g Leber (Feuchtgewicht) mg N/g

Leber

//M ol SH/mg N

frei maskiert frei maskiert

A 16 3,05 ± 0,7 4,12 ± 0,1 6,5 ± 1,33 0,52 ± 0,13 0,67 ± 0,14B 10 1,81 ± 0,26 2,05 ± 0,24 4,06 ± 0,33 0,39 ± 0,04 0,47 ± 0,11C 12 1,54 ± 0,13 1,88 ± 0,24 4,00 ± 0,26 0,38 ± 0,026 0,45 ± 0,046D 11 5,8 ± 0 ,3 8 6,42 ± 0,36 8,13 ± 0,49 0,74 ± 0,052 0,83 ± 0,065I 10 1,00 ± 0,17 1,28 ± 0,145 1,86 ± 0,05 0,64 ± 0,22 0,64 ± 0,14II 5 5,89 ± 0,11 7,33 ± 0,67 2,33 ± 0,22 2,10 ± 0,44 2,58 ± 0,27III 11 4,14 ± 0,56 4,21 ± 0,47 1,17 ± 0,14 3,54 ± 0,5 3,10 ± 0,44IV 5 1,45 ± 0,10 1,73 ± 0,25 1,10 ± 0,11 1,3 ± 0 ,0 7 1,65 ± 0,37

Tab. 2. Verteilung der SH-Gruppen in der Leberzelle.

A u to r ^ M o l S H /m g N P r o te in B e s t im m u n g s-M e th o d e

L o n t ie u . B e c k e r s 27

L o n t ie u . B e c k e r s 28

Hom m es, D ozy u . H u ism an 29

N ish iy a m a 30

0 ,0 3 7

0 ,6 7

0 ,6 7„ / M o l S H \0 , 7 9 --------- —

\ m g N /

H u m a n -A lb u m in

E ie r -A lb u m in

H a e m o g lo b in

R ib o n u c le o p r o te in

a m p . A g N 0 3-T itr a t io n

a m p . A g N 0 3-T itr a t io n

a m p . A g N 0 3-T itr a tio n

F e r r ic y a n id

Tab. 3. Sulfhydrylgehalt ein iger definierter Proteine.

SH-G ruppen die m askierten SH-Gruppen nach De­natu rie rung m it Ä thylalkohol (50% E ndkonzentra­tion) .

In der Abb. 1 sind unsere Meßwerte an freien und m askierten SH-Gruppen dargestellt. D er m itt­lere Fehler dieser M essungen findet sich in Tab. 2, in ih r ist auch der Stickstoffgehalt der Fraktionen angegeben und der SH-Gehalt auf ihn bezogen.

Aus der Abb. 1 w ird deutlich, daß der größte Teil der Sulfhydrylgruppen im Zellkern zu finden ist. In der Suspension der intakten Kerne erhält man sehr unterschiedliche W erte, die S treuung des M ittel­wertes ist relativ hoch. Zum Teil bestehen technische Schwierigkeiten bei der Messung, da in der Puffer­lösung lange Fäden von N ucleoproteinen ausfallen, die die P latinelektrode verlegen und die Meßwerte beeinflussen; außerdem vermögen wohl die H g2®- Ionen nicht den ganzen Zellkern zu durchdringen *. Zerlegt m an die Kerne in die einzelnen Subfraktio­nen, so ist die Summe der gemessenen SH-Gruppen wesentlich höher; sie beträgt 58% des Gesamt-SH der Zelle. Die beiden anderen Partikelfraktionen, die M itochondrien und die Mikrosomen, enthalten n u r etwa je 1/12 der Gesamt-SH-Gruppen.

Zählen w ir den SH-Gehalt der Fraktionen zusam­men, so ergibt sich 24,9 //M ole SH pro g Frisch­gewicht, das sind 82,1 mg-% SH. Dieser W ert ist

* Befriedigende Ergebnisse wurden später bei der Messung im Tris-Puffer erzielt.

wesentlich höher als der anderer A utoren (14 bis28 mg-%) ; es w ird weiter unten noch gezeigt wer­den, daß diese n u r einen Teil der Zell-SH-Gruppen erfaßten.

E ine bessere C harakterisierung des SH-Gehaltes der einzelnen F raktionen b ring t die Berücksichti­gung des Stickstoffgehaltes. Aus den W erten der Tab. 2 wird deutlich, daß die K ernproteine II undIII die 4 — 6-fache SH-K onzentration gegenüber den C ytoplasm a-Fraktionen aufweisen. Auch das mit 1-ra. NaOH extrah ierte K ernm em bran-Protein ent­hält noch m ehr SH-Gruppen als das P lasm a. In der Subfraktion I und im Überstehenden finden sich papierchrom atographisch reichlich niederm olekulare SH -V erbindungen.

Zum Vergleich der einzelnen SH-Konzentrationen (SH /m g N) in der R attenleber seien Sulfhydryl- Bestim m ungen in einigen definierten Proteinen her­angezogen .

U nsere C ytoplasm a-Fraktionen weisen also eine ähnliche SH-K onzentration auf wie Ovalbum in und H äm oglobin. D ie von N ish iy a m a 30 gemessene SH- K onzentration im R N S-Protein ist m it unseren W er­ten nur bedingt vergleichbar, da die M ethoden ver­schieden sind.

Zwei F ragen sind für die Deutung der oben ge­schilderten M essungen zu beachten: 1. Welche Ver­

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1 0 8 H. ERNST UND U. HAGEN

luste an SH-Gruppen entstehen w ährend der A uf­arbeitung der einzelnen F rak tionen? H ier w ar be­sonders die A lkalilabilität der SH-Gruppen bei der Extraktion der K ernproteine zu prüfen. 2. Ist die D enaturierung der Proteine m it Alkohol geeignet, alle „m askierten SH-Gruppen“ zu erfassen oder sind andere V erfahren der D enaturierung oder A uffal­tung der P roteinketten geeigneter?

A l k a l i - L a b i l i t ä t d e r S H - G r u p p e n

Sulfhydrylgruppen werden im allgem einen ( B a r ­

r o n 26) in alkalischem Milieu wesentlich rascher oxy­diert als in neutralem oder saurem . So w aren die in Sucrose suspendierten Zellfraktionen kaum durch A utoxydation gefährdet; 24-stdg. E infrieren ver­änderte den erfaßbaren SH-Gehalt nicht. E ine Oxy­dation war aber bei der Laugeextraktion der Sub­fraktion II und III zu befürchten.

Fraktion

0,1 ■n. NaOH - 20° C

sofort 10' 15' 20' 30' 5'rühren

D 100 100 80 50d N2 100 85II 100 80 50IlN2 100 90 35 35III 100 10I I I \ 2 100 55 55

Tab. 4. Alkali-Labilität der SH-Gruppen (in % der freien SH).

Entsprechende Versuche (Tab. 4) zeigten, daß die einzelnen Fraktionen unterschiedlich alkalilabil sind. Subfraktion I II ist empfindlicher als D oder II. Ex­trah iert m an unter Stickstoff, so w ird die A utoxyda­tion von SH-Gruppen verringert, nicht aber un ter­bunden. Rühren oder Schütteln füh rt zu besonders starken SH-Verlusten. Dies ließ uns darau f achten, die K ernproteine unm ittelbar nach der Laugen­

extraktion zu titrieren und unnötigen Luftsauerstoff- Z utritt in die Lösungen zu vermeiden.

Versuche, die S tabilität der SH-Gruppen durch eine Zugabe von K om plexbildnern als O xydations­schutz zu erhöhen, m ißlangen. Der „SH-Gehalt“ der F raktionen steigt zwar nach Zugabe von Natrium - äthylendiam intetraessigsäure (EDTA) beträchtlich an, doch beruht dies auf der K om plexbindung der titrierten Hg20-Ionen. W ir fanden, daß 1 ml 0,1-m. Na-EDTA 0,167 ml 0,05-m. HgCl2 bindet.

S H - G r u p p e n n a c h D e n a t u r i e r u n g d e r P r o t e i n e

Neben der M essung der „m askierten“ SH-G rup­pen versuchten wir, den SH-Gehalt durch E inw ir­kung von Harnstoff, Guanidinchlorid, Duponol und verschiedenen S äuren zu verändern.

Alkohol- oder Acetonzugabe (Endkonzentration 50%) führt in allen Fraktionen zu einer Zunahm e der erfaßbaren SH-Gruppen (Tab. 5 ) . Eine ähnlich konstante und erhöhte SH-Ausbeute beschreiben nach M ethanol-D enaturierung Ingbar und K a s s 31.

Nach B a r r o n 26 sollen hierdurch die H-Brücken frei und dam it versteckt liegende SH-Gruppen fü r die H g-Ionen zugänglich werden.

W eitaus am meisten m askierte SH-Gruppen ent­hält das RN S-Protein. Sie fehlen dagegen im DNS- P ro te in . D araus ist auch zu entnehmen, daß das sulfhydryl-haltige Eiweiß des RN S-Proteins nur in geringer K onzentration im D N S-Protein als V er­unreinigung enthalten sein kann; die beiden SH- T räger in den beiden Subfraktionen sind also durch unsere A ufarbeitung gut voneinander getrennt w or­den. Ergänzend ist zu bemerken, daß das SH-haltige P ro te in der II. F raktion nicht in naher V erbindung m it der R ibonucleinsäure stehen kann, denn sonst m üßten sich m askierte Sulfhydryle in der III . K ern­

Fraktion frei SH mask. SH (50% Alk.)

SH-Gehalt nach Denaturierung mit

Harnstoff(5-ra.)

Guanidin Sulfosalicylsäure(3-m.) | (2%)

Duponol(2,5%)

A 100 159 100B 100 114 103 100 108 110C 100 122 100 80 123 100D 100 111 82 100 41 102I 100 128 80 68II 100 125 54 100 76III 100 102 44 53 100 0IV 100 119 1

Tab. 5. SH-Gruppen nach Eiweiß-Denaturierung (in % der freien SH-Gruppen. n = 4 —12).

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VERTEILUNG UND REAKTIONSFÄHIGKEIT VON SULFHYDRYLGRUPPEN 109

fraktion nachweisen lassen. Ähnliches ergib t sich bei der DNS, denn der säure-extrahierte H istonanteil des D esoxyribonucleoproteids erwies sich frei von Sulfhydrylen.

Harnstoff- und G uanidinchlorid-Lösungen öffnen, wie Tab. 5 zeigt, in keiner Fraktion die Eiweißkette soweit, daß alle m askierten SH-Gruppen durch die H g-Titration erfaßt werden können. In den Sub­fraktionen II und III sind bedeutend weniger SH- Gruppen zu messen, vielleicht infolge neuer F altun­gen und V erknäuelungen oder durch das alkalische Milieu der Agentien. Diese Beobachtungen stimmen m it denen der L itera tur weitgehend überein 2027’32-31, nach denen eine H arnstoff-D enaturierung in den verschiedenen Proteinen zu einer stark unterschied­lichen Zu- oder A bnahm e der am perom etrisch m eß­baren SH-Gruppen führt.

Bessere Ausbeuten lassen sich durch Behandeln der Fraktionen m it Duponol (Dodecylsulfat) erzie­len 3o. Die von B a r r o n definerten „m askierten SH- G ruppen“ werden nach unseren M essungen aber auch nicht durch D uponol erfaßt.

S H - G r u p p e n n a c h S ä u r e d e n a t u r i e r u n g d e r P r o t e i n e

Die Behandlung unserer F raktionen m it verschie­denen Säuren zur E iw eiß-D enaturierung gibt uns die Möglichkeit, die A ngaben der L ite ra tu r über den SH-Gehalt von tierischem Gewebe m it unseren eige­

27 R. L o n t i e u . G. B e c k e r s , J. Indian ehem. Soc. 3 4 , 9 3 [ 1 9 5 7 ] .28 R. L o n t i e u . G. B e c k e r s , J. Indian ehem. Soc. 3 3 , 2 8 9 [ 1 9 5 6 ] .29 F. A. H o m m e s , A. D o z y u . T. H . J. H u is m a n , Biochem. J. 68,

3 0 9 [ 1 9 5 8 ] .3° T. N is h iy a m a , J. Biochemistry [Tokyo] 4 2 , 627 [1955].31 S. H. I n g b a r u . E. H. K a s s , Proc. Soc. exp. Biol. Med. 7 7 ,

7 4 [ 1 9 5 1 ] .

nen W erten zu vergleichen. Bei den verschiedenen kolorim etrischen SH-Nachweisen fällte m an in den Gewebshomogenaten die trübenden P roteine mit M etaphosphorsäure, T ridiloressigsäure oder Sulfo- salicylsäure aus. Die SH-Gruppen, die so gemessen wurden, bezeichnet man allgemein als „Nicht-Pro- tein-SH “ = NP-SH.

M ißt man am perometrisch die trübe Suspension, die aus den einzelnen Fraktionen nach Sulfosalicyl- säure-D enaturierung entsteht, so werden die SH- Gruppen in den Partikelfraktionen nicht wesentlich verändert (Tab. 5 ) . Im Überstehenden (D) und in den Kern-W aschwässern erfolgt sogar eine A b­nahm e der m eßbaren SH-Gruppen.

Um unsere M ethode mit den kolorim etrischen Methoden vergleichen zu können, titrierten w ir auch den klaren, filtrierten Ü berstand der m it den ge­nannten Säuren denaturierten Fraktionen sowie eine Aufschwemmung der ausgefällten Eiweiß-Stoffe in Pufferlösung.

Die Verluste an SH-Gruppen, die durch die S äure­fällung entstehen, sind augenfällig. F iltra t + Sedi­ment ergeben niemals den SH-Gehalt der Gesam t­suspension oder den W ert der freien SH-Gruppen. Im F iltrat, das fü r die kolorim etrischen Bestim ­mungsm ethoden verwendet wurde, finden sich g rö ­ßere SH-Mengen nur im Plasm a. Die W irkung der einzelnen Säuren ist zudem sehr unterschiedlich.

In diesem Zusam m enhang seien die Messungen verschiedener A utoren an Leberhom ogenaten ver­glichen.

32 H. N e u r a t h , J . P , G r e e n s t e i n , F. W. P u t n a m u . J . O. E r i c k ­s o n , Chem. Reviews 3 4 , 1 5 7 [ 1 9 4 4 ] .

33 J . P . G r e e n s t e i n u . W. V. J e n r e t t e , J . nat. Cancer. Inst. 1, 91 [ 1 9 4 0 ] .

34 C. M. K a y u . J . T. E d s a l l , Arch. Biochem. Biophysics 65, 3 5 4 [ 1 9 5 6 ] .

35 M. L. A n s o n , Science [New York] 90, 2 5 6 [ 1 9 3 9 ] .

ausSHTab. 5

Sulfosalicylsäure 2% Endkonz.

Metaphosphorsäure 2% Endkonz.

T richloressigsäure 2% Endkonz.

Fraktion Sus- Fil­ Sediment- Sus- Fil­ Sediment- Sus- Fil­ Sediment-frei mask. pens trat Auf- pens. trat Auf- pens trat Auf-

schwemmg. schwemmg. schwemmg.

A 100 159 100 11 8B 100 114 108 0 0 120 50 25 100 33 0C 100 122 123 17 6 33 18 10 70D 100 119 41 25 10 90 0 30 60II 100 125 10 0 0 0 0 60III 100 102 0 50

Tab. 6. SH-Verteilung in der Leberzelle nach Säure-Denaturierung.

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110 VERTEILUNG UND REAKTIONSFÄHIGKEIT VON SULFHYDRYLGRUPPEN

Autor mg-* SH Tierart Enteiweißung Bestimmungs-Methode

G o l d z ie h e r 36 14,6 Ratte Sulfosalicylsäure amp. TitrationG o l d z ie h e r 37 31,3 Ratte Sulfosalicylsäure-EDTA amp. TitrationS c h e r e r 38 23,6 Ratte M etaphosphorsäure DiaminJ a f f e 39 28,7 Maus V ( F u jit a u . N u m a t a 40)

eigene Messung B - D und I - I V frei und m askiert

82,1 Ratte Nitroprussiat ( G r u n e r t u . P h il l ip s '

Tab. 7. Nichtprotein-SH

D ie u n tersch ied lichen E rgeb n isse von G o ld ­z ie h e r 36 und von S c h e r e r 38 s ind nach der T ab. 6 erk lärlich . In den Ü b erstan d der m it M etap h osp h or­säu re d enatu rierten P ro te in e geh en dreim al sov ie l SH -G ruppen über a ls in den S u lfo sa licy lsä u re- E xtrakt. D en w esentlich höh eren SH -W ert, den G o ld z ie h e r 1953 37 g em essen hat, m öchten w ir nach u n seren E rfa h ru n g en a u f den Zusatz von E D T A zu ­rückführen.

Auf G rund dieses Vergleiches müssen wir bei allen NP-SH-M essungen in tierischen und pflanz­

36 J. G o l d z ie h e r , P. K. B e sc h u . M. E. V e l e z , J. biol. Che­mistry 231, 445 [1958].

37 J. G o l d z ie h e r , W. B . R a w l s u . M. A. G o l d z ie h e r , Endo­crinology 52, 580 [1953].

38 E. S c h e r e r , Klin. Wschr. 34, 95 [1956].

(NP —SH) im Lebergewebe.

liehen Geweben die erhaltenen Ergebnisse als P lasm a-Protein-SH bezeichnen. Dies gilt auch für am perom etrische Bestim mungen, die im klaren, ent- eiweißten F iltra t durchgeführt wurden. Unsere oben ausgeführten M eßergebnisse zeigen aber, daß die m eisten SH-Gruppen der Zelle sowie die SH-reich- sten P ro te ine im Zellkern zu finden sind. Nicht nur für eine strahlenbiologische, sondern auch für jede biologische Betrachtung des SH-Stoffwechsels, dürfte dieser Reichtum des Zellkerns an SH-Gruppen zu beachten sein.

39 W. G . J a f f e , Proc. Soc. exp. Biol. Med. 97, 665 [1958].40 A. F u j it a u . J . N u m a t a , Biochem. Z. 300, 264 [1938].41 G r u n e r t und P h il l i p s , a u s : Methods of Biochemical Analy­

sis, Chinard u. Hellerman, p. 21. Interscience Publishers Inc., New York 1954.