6
Literaturkritik I KLIO 69 1987 ϊ 235-237 235 ISTVAN KEBTESZ Alexander der Große und Athen Rez.: Wolfgang Will, Athen und Alexander. Untersuchungeil zur Geschichte der Stadt von 338 bis 322 v. Chr., München (C. H. Beck) 1983, 175 S. (Münchener Beiträge zur Pa- pyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte, 77). Das Hauptziel seines Buches sieht der Verfasser in folgendem: „Absicht der vorliegen- den Arbeit ist, die Geschichte Athens nach Chaironeia aus der Enge einer oft an den Zielen Alexanders orientierten Betrachtung zu lösen, u. a. durch eine stärkere Gewichtung der nichtliterarischen Quellen Flexibilität und Wandel der Außenpolitik der Stadt aufzuzeigen, schließlich darüber hinaus ein Gesamtbild der Polis während der Ära Alexanders zu ent- werfen" (S. 2). W. Will verwirklicht diese Zielsetzung im Rahmen von drei verschiedenen themati- schen Abschnitten und einer Zusammenfassung. Das erste Thema ist im Kapitel „Die Bemühungen der Makedonenkönige um eine Verständigung mit Athen" abgehandelt. Hier ist kurz nacheinander die Rede von der relativen Stärkung Athens in den 340 er Jahren, der Herausbildung des hellenischen Bundes und der diplomatischen Anstrengungen mit denen Philippos II. den antimakedonischen Zusammenschluß zwischen Athen und Theben zu verhindern suchte. Sehr richtig und ausführlich stellt der Verfasser die direkten Polgen der Schlacht bei Chaironeia dar. Er beschreibt die Vorbereitungen Athens für seine Verteidigung nach der Niederlage, untersucht die inzwischen ausgebrochenen innenpoliti- schen Kämpfe und beleuchtet die politischen Porträts des Demosthenes, Hypereides, Lykurg, Phokion, Aristogeiton und Demades. Die Taten des Letzteren stellen die Verbin- dung zu den Friedensverhandlungen zwischen dem König und Athen her. Wie der Verfasser sehr richtig sieht, wurde bei den Friedensverhandlungen Philippos von folgender Zielsetzung geleitet: „Die Stadt nicht seinem Konzept unterzuordnen, sondern sie dafür zu gewinnen" (S. 12). Dementsprechend erhielt Athen sehr vorteilhafte Friedensbedingungen. Unter anderem konnte es sich mit dem Besitz von Oropos für die verlorenen thrakischen Gebiete entschädigen. Theben mußte für seine militärische Nieder- lage einen höheren Preis zahlen, zumal der mit makedonischer Unterstützung neugebil- dete Phokische Bund in Zukunft den schwächlichen Boiotischen Bund in Schach halten konnte. Den Hauptgrund für die unterschiedliche Haltung der Makedonen gegenüber Athen und Theben sieht Will darin, daß die Schwächung Thebens für die Makedonen den Aufmarsch- weg nach Mittelgriechenland und zur Peloponnes sichern konnte, während aus Athen, das vom strategischen Standpunkt keine Gefahr für das weitere makedonische Vordringen bedeutete, in Zukunft ein wertvoller Verbündeter im geplanten Rachekrieg gegen die Perser werden konnte. In dieser Hinsicht war die attische Kriegsflotte von besonderer Wichtigkeit. Wie in Mittelgriechenland mit der Gegenüberstellung des Phokischen und Boiotischen Bundes ein Stärkegleichgewicht zustande gekommen war, brachte Philippos auch in der Peloponnes ein politisches Gleichgewicht dadurch zustande, daß auf Spartas Kosten Argos, Messene und Arkadia Gebiete bekamen, obwohl der König Sparta nicht völlig schwächen wollte. Nach diesen politischen Schritten fand der Kongreß von Korinth statt. Natürlich untersucht der Verfasser den Kongreß nicht ausführlich, denn über dieses Thema gibt es schon eine äußerst umfangreiche Fachliteratur. Indem Will aber die innenpolitischen Ver- hältnisse Athens nach dem Kongreß von Korinth darstellt, führt er überzeugend aus, daß man in Athen den Sieg von Philippos bei Chaironeia eher als Fiasko der athenischen Mili- tärführung denn als Folge einer falschen Politik sah. Er untermauert diese Vorstellung Brought to you by | New York University Authenticated | 216.165.126.139 Download Date | 6/1/14 10:04 PM

document

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: document

Literaturkritik

I KLIO 69 1987 ϊ 235-237

235

I S T V A N K E B T E S Z

Alexander der Große und Athen

Rez.: Wolfgang Will, Athen und Alexander. Untersuchungeil zur Geschichte der Stadt von 338 bis 322 v. Chr., München (C. H. Beck) 1983, 175 S. (Münchener Beiträge zur Pa-pyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte, 77).

Das Hauptziel seines Buches sieht der Verfasser in folgendem: „Absicht der vorliegen-den Arbeit ist, die Geschichte Athens nach Chaironeia aus der Enge einer oft an den Zielen Alexanders orientierten Betrachtung zu lösen, u. a. durch eine stärkere Gewichtung der nichtliterarischen Quellen Flexibilität und Wandel der Außenpolitik der Stadt aufzuzeigen, schließlich darüber hinaus ein Gesamtbild der Polis während der Ära Alexanders zu ent-werfen" (S. 2).

W. Will verwirklicht diese Zielsetzung im Rahmen von drei verschiedenen themati-schen Abschnitten und einer Zusammenfassung. Das erste Thema ist im Kapitel „Die Bemühungen der Makedonenkönige um eine Verständigung mit Athen" abgehandelt. Hier ist kurz nacheinander die Rede von der relativen Stärkung Athens in den 340 er Jahren, der Herausbildung des hellenischen Bundes und der diplomatischen Anstrengungen mit denen Philippos II. den antimakedonischen Zusammenschluß zwischen Athen und Theben zu verhindern suchte. Sehr richtig und ausführlich stellt der Verfasser die direkten Polgen der Schlacht bei Chaironeia dar. Er beschreibt die Vorbereitungen Athens für seine Verteidigung nach der Niederlage, untersucht die inzwischen ausgebrochenen innenpoliti-schen Kämpfe und beleuchtet die politischen Porträts des Demosthenes, Hypereides, Lykurg, Phokion, Aristogeiton und Demades. Die Taten des Letzteren stellen die Verbin-dung zu den Friedensverhandlungen zwischen dem König und Athen her.

Wie der Verfasser sehr richtig sieht, wurde bei den Friedensverhandlungen Philippos von folgender Zielsetzung geleitet: „Die Stadt nicht seinem Konzept unterzuordnen, sondern sie dafür zu gewinnen" (S. 12). Dementsprechend erhielt Athen sehr vorteilhafte Friedensbedingungen. Unter anderem konnte es sich mit dem Besitz von Oropos für die verlorenen thrakischen Gebiete entschädigen. Theben mußte für seine militärische Nieder-lage einen höheren Preis zahlen, zumal der mit makedonischer Unterstützung neugebil-dete Phokische Bund in Zukunft den schwächlichen Boiotischen Bund in Schach halten konnte.

Den Hauptgrund für die unterschiedliche Haltung der Makedonen gegenüber Athen und Theben sieht Will darin, daß die Schwächung Thebens für die Makedonen den Aufmarsch-weg nach Mittelgriechenland und zur Peloponnes sichern konnte, während aus Athen, das vom strategischen Standpunkt keine Gefahr für das weitere makedonische Vordringen bedeutete, in Zukunft ein wertvoller Verbündeter im geplanten Rachekrieg gegen die Perser werden konnte. In dieser Hinsicht war die attische Kriegsflotte von besonderer Wichtigkeit.

Wie in Mittelgriechenland mit der Gegenüberstellung des Phokischen und Boiotischen Bundes ein Stärkegleichgewicht zustande gekommen war, brachte Philippos auch in der Peloponnes ein politisches Gleichgewicht dadurch zustande, daß auf Spartas Kosten Argos, Messene und Arkadia Gebiete bekamen, obwohl der König Sparta nicht völlig schwächen wollte.

Nach diesen politischen Schritten fand der Kongreß von Korinth statt. Natürlich untersucht der Verfasser den Kongreß nicht ausführlich, denn über dieses Thema gibt es schon eine äußerst umfangreiche Fachliteratur. Indem Will aber die innenpolitischen Ver-hältnisse Athens nach dem Kongreß von Korinth darstellt, führt er überzeugend aus, daß man in Athen den Sieg von Philippos bei Chaironeia eher als Fiasko der athenischen Mili-tärführung denn als Folge einer falschen Politik sah. Er untermauert diese Vorstellung

Brought to you by | New York UniversityAuthenticated | 216.165.126.139Download Date | 6/1/14 10:04 PM

Page 2: document

236 L i t e r a t u r k r i t i k

z u m e inen d u r c h Un te r suchungen des demos then ischen Ep i t aph ios , z u m ande ren du rch die Ta t sache , daß größere Verände rungen im Pe r sona lbes t and der a then ischen S t aa t s -reg ierung nach Chaironeia gar n icht s t a t t f a n d e n .

Die e r s t en pol i t ischen Erfo lge der P r o - M a k e d o n e n zeigten sich in A t h e n seit d e m W i n t e r 337/336. Diese Ta t sache stel l t der Verfasser a n h a n d des D e m a d e s - A u f t r a g e s zuguns ten von E h r u n g e n f ü r die Makedonen u n d a n h a n d der K o n t r o v e r s e zwischen K t e s i p h o n u n d Aischines ü b e r die B e k r ä n z u n g des Demos thenes da r . U n d auch das k ö n n e n wir als Zeichen der wachsenden B e d e u t u n g der P ro -Makedonen wer ten , d a ß A t h e n auch nach d e m Tod von Ph i l i ppos u n d t ro tz der poli t ischen Schwierigkei ten des gerade ers t auf den T h r o n gest ie-genen A l e x a n d e r keine wicht igen Schr i t te gegen die makedonische H e r r s c h a f t r iskieren wollte. So vermied A t h e n das Schicksal T h e b e n s u n d gewann das Wohlwol len Alexanders , in e rs te r Linie durch Phok ion und Demades . Will h a t R e c h t , wenn er fes t s te l l t ; „ I n F o r t -se tzung der Pol i t ik seines Va te r s war Alexander an e inem raschen u n d gü t l i chen E inve r -n e h m e n mi t A t h e n interess ier t" (S. 36).

D u r c h die Großzügigkei t Alexanders gegenüber A t h e n u n d wegen der e indeu t ig ü b e r -legenen S t ä rke Makedoniens war auch D e m o s t h e n e s schließlich in seiner an t imakedon i -schen Po l i t i k uns icher geworden. E s ist ein wicht iges Verd iens t des Verfassers , den poli-t i schen S t a n d p u n k t des großen R e d n e r s vielseitig und in seiner E n t w i c k l u n g dargestel l t zu h a b e n .

D a s zweite Kap i t e l , „ L y k u r g s R e f o r m p r o g r a m m und die A n n ä h e r u n g A t h e n s a n den M a k e d o n e n k ö n i g " , analysier t die Bez iehungen zwischen A t h e n und A l e x a n d e r bis z u m E n d e der 330er J a h r e . Wie es die K a p i t e l ü b e r s c h r i f t widerspiegelt , h ä l t der Verfasser be i d iesen Bez iehungen die pos i t iven E l e m e n t e f ü r charak te r i s t i sch . U n t e r den Ergebn issen Wills is t sein Hinweis auf das massenweise im H e e r bef indl iche griechische P r o l e t a r i a t besonders b e d e u t s a m . E s ist ferner sehr wicht ig, d a ß er die durch die makedon i schen E r o b e r u n g e n z u n e h m e n d e n und neuen wi r t s cha f t l i chen Möglichkei ten aufze ig t . F rag l ich ble ib t jedoch, ob sich die Bürger der S t a d t wirkl ich ers t nach der Schlacht a m Gran ikos da rau f besannen , wie das der Verfasser auf S. 57 v e r m u t e t .

I n e inem schönen Abschn i t t seines Buches s te l l t Will das Bau - und R e f o r m p r o g r a m m L y k u r g s da r . D e r Verfasser a rgumen t i e r t hier überzeugend gegen die Vors te l lung, die in L y k u r g e inen an t imakedonischen Pol i t iker s ieht . W i r ha l t en die fo lgenden A u s f ü h r u n g e n Wills f ü r sehr akzep tabe l : „Der R e d n e r L y k u r g w a r ein, nach heut igen Begr i f fen , konser-va t ive r P a t r i o t , der R e t t u n g u n d Möglichkeit A t h e n s in der Wiede rbes innung auf die Vergangenhe i t sah. Aber er war P r a g m a t i k e r genug, u m spä tes tens seit Issos zu sehen, d a ß ein Wiederaufs t i eg Athens — in modif iz ie r te r F o r m — n ich t gegen Alexander , sondern nu r i nne rha lb der Grenzen seines I m p e r i u m s zu realisieren w a r " (S. 100).

I m d r i t t e n K a p i t e l seines Buches , „Die A b k e h r Alexanders von Griechenland und das Schei te rn der a thenischen Außenpol i t ik" , ver fo lg t Wil l die Beziehungen zwischen A t h e n u n d Alexander bzw. dem makedonischen Wel t re ich bis zum Lamischen Kr ieg . Die interes-s a n t e s t e n T h e m e n sind hier fo lgende: D e r poli t isch-finanziel le H i n t e r g r u n d des Harpa los -Skanda ls , d a s a thenische Echo auf das V e r b a n n t e n d e k r e t Alexanders , sowie endl ich die A n e r k e n n u n g der Göt t l ichkei t Alexanders durch A then .

E i n e Z u s a m m e n f a s s u n g bie te t noch e inmal die wicht igs ten Ergebnisse des Buches . Der zweite Teil dieser Z u s a m m e n f a s s u n g b r ing t im G r u n d e ein neues Kap i t e l , das eigent l ich n ich t von den vorangegangenen A b s c h n i t t e n h ä t t e g e t r e n n t und isoliert werden d ü r f e n . H i e r i n ve r such t der Verfasser, die sozial-polit ischen H i n t e r g r ü n d e der a then i schen Po l i t ik dieser Zei t darzuste l len . Wegen des Mangels an Quellen v e r m a g er die gese l l schaf t l ichen K r ä f t e , die h in t e r den zu verschiedenen pol i t i schen G r u p p e n gehörenden Po l i t ike rn s tan-den, n ich t zu b e s t i m m e n . Dies i s t na tü r l i ch n ich t nu r ein Feh le r des Verfassers . Aber im Hinb l i ck auf d a s ganze W e r k läß t sich die E m p f i n d u n g eines Mangels n ich t u n t e r d r ü c k e n : W o der Verfasser die a thenischen innenpol i t i schen K ä m p f e analys ier t , ve r such t er k a u m e inmal die H a l t u n g der einzelnen Sozia lgruppen zu bewer ten . M a n c h m a l s ieht es so aus, als ob n a c h Wil l die poli t ischen F ü h r e r n u r von ganz persönl ichen Vors te l lungen b e s t i m m t d a s Schicksal der S t a d t gelenkt h ä t t e n u n d die Volksmassen völlig pass iv u n d bedeu tungs -los gewesen wären .

Zweifel los h ä t t e der Verfasser , wenn er sich f ü r die gesel lschaf t l ichen G r ü n d e der a t h e -n i schen I n n e n - u n d Außenpol i t ik m e h r in teress ier t h ä t t e , auch in dieser H ins i ch t gu te E r -

Brought to you by | New York UniversityAuthenticated | 216.165.126.139Download Date | 6/1/14 10:04 PM

Page 3: document

Literaturkr i t ik 237

gebnisse erzielen können. Mit seiner philologiechen Genauigkeit und imponierenden Quellen -und Fachliteraturkenntnissen wäre ihm eine entscheidende Förderung durchaus zuzutrauen.

Im folgenden noch ein paar kurze Bemerkungen: Nach der Niederlage bei Chaironeia forderte Hypereides Notmaßnahmen zur Verteidigung der bedrohten Stadt . Vielleicht ließe sich hier als spätere Parallele die Inschrift OGIS Nr. 338 anführen, einen Beschluß von Pergamon aus dem Jahre 133 v. u. Z. bezüglich der durch den Aufstand des Aristo-nikos drohenden Gefahr. Der pergamenische Volksbeschluß enthält ähnliche Maßnahmen, wie sie in der Forderung des Hypereides enthalten waren. — In Anmerkung 33 auf Seite 7 häl t der Verfasser die von Diodor für das Fußvolk des Philippos bei Chaironeia überlieferte Stärke von 30000 Mann für f ikt iv . J . R . El l is1 und G. T. Griffiths haben diese Frage näher «rörtert und daran das Problem der Entwicklung des makedonischen Heeres geknüpft . Sie halten die Angabe des Diodor nicht für f ikt iv . — Wie der Verfasser richtig feststellt, strebte Philippos im Jahre 338 danach, in Mittel-Griechenland und auf der Pelopponnes ein Stärkegleichgewicht herzustellen. Der Verfasser hätte hier die Konsequenz ziehen müssen, daß die Herstellung dieses Stärkegleichgewichts zwischen geschwächten Feinden und wenig gestärkten Freunden nur ein vorbereitender Schritt für die endgültige Macht-übernahme in diesem Gebiet war. Auch Hellas wurde 150 Jahre später zunächst in gleicher Weise von Rom pazifiziert und dann erobert.3 — Der Verfasser hätte vielleicht auf Traditio-nen bezüglich der freundlichen Haltung Alexanders und Philippos' gegenüber Athen hin-weisen können. Hier ist in erster Linie an Alexander I. zu denken.4 Es gab auch schon Traditionen der Vergöttlichung der makedonischen Herrscher (d. h. Philippos' II . ) ; und in diesem Zusammenhang kann auch der in Athen schon ältere Begriff des göttlichen Mannes erwähnt werden.5 Diese Erscheinung muß man auch berücksichtigen, wenn man die posi-t ive Haltung Athens zur Frage der Vergöttlichung Alexanders analysiert . Auf Seite 68 ist durch einen bedauernswerten Druckfehler statt der Jahreszahl 333 fälschlich 335 geschrie-ben worden. — In der sehr reichen Bibliographie wird man gleichwohl einige wichtige Werke vermissen, wie ζ. B. F. Taeger: Charisma.

Die vorstehenden Bemerkungen sollen keineswegs den wissenschaftlichen Wert des interessanten Buches von Wil l herabsetzen, das ohne Zweifel dem Erforscher der helleni-stischen Zeit Nutzen und Gewinn bringt.

1 J . R . Ellis, The Unification of Macedonia, in : Phil ip of Macedon, edited by Miltiades Β. Hatzopoulos and Louisa D. Loukopoulos, Athens 1980, 36ff.

2 G. T. Griffith, Philip as a General and the Macedonian Army, in: a. O., 58ff. J S. besonders Ε. Badian, Rome and Antiochus the Great: A Study in Cold war, in: Stu-

dies in Greek and Roman History. Oxford 1968, 122 ff. '< N. G. L. Hammond - G. T. Griffith, A History of Macedonia II (550-336 B.C.), Ox-

ford 1979, 98ff (mit Fachliteratur) . x> S. auch I. Kertesz, Religionsgeschichtliche Voraussetzungen zur Herausbildung des

Herrscherkultes in Athen, in: Oikumene (Budapest) 4 [1983], 61 ff. (mit Fachliteratur) .

Brought to you by | New York UniversityAuthenticated | 216.165.126.139Download Date | 6/1/14 10:04 PM

Page 4: document

238 Li t e ra tu r k r i t ik

K L I O 69 1987 1 2 3 8 - 2 4 0

J a n a K e p a r t o v a

Zu neuen Inschriften aus Italien

Rez . : Supp lementa I ta l ica, Nuova serie 2, R o m (Edizioni di Storia e L e t t e r a t u r a ) , 1983, 214 S., zahlr. Abb. 4 K t . (Unione Accademica Nazionale) ; Insor ipt iones I ta l iae, Academiae I ta l icae consociatae ediderunt , vol. X — regio X , fasc . V — Brixia , pa r s 1, curavi t Albinus Garzett i , R o m ( Is t i tu to poligrafico e zecca dello s ta to) 1984, L X I u. 204 S., 2 K t . , zahlr. Abb. (Unione Accademica Nazionale) .

E s ist erfreulich zu sehen, daß nicht ganz zwei J a h r e nach dem Erscheinen des e rs ten Bandes der neuen Serie der «Supplementa I ta l ica» , der das Material aus F e r e n t i n u m (von H . Solin), P i s a u r u m (von G. Mennella und G. Cresci Marroni), Fa ler i i Novi (von I . D i Stefano Manzella) und ein Supplement zu den Namenindizes von CIL V (von G. Mennel-la) beinhal te te , je tz t der zweite Band vorliegt. U n d wie die Leiter des du rchaus nütz-lichen Un te rnehmens , M. Guarducci und S. Panciera , in ihrer Presen ta t ione (S. 7) ver-sprechen, werden ziemlich regelmäßig in Abs tänden von höchstens e inem J a h r auch weitere B ä n d e dieser Serie zur Publ ika t ion vorberei tet . E s ist von großer B e d e u t u n g , daß der Appell der « Commissione per le Inscr ipt iones I ta l iae » zur Zusammenarbe i t einen gu ten Widerhal l bei den Forschern ge funden ha t .

E s ist gleichzeitig wohltuend zu hören, daß auch das U n t e r n e h m e n der « Inscr ip t iones I ta l iae » t ro tz größerer Schwierigkeiten vorangeht .

Der rez. Sammelband der « Supplementa I ta l ica » en thä l t das epigraphische Mater ial aus Veli trae (Regio I — La t ium und Campania) , bearbei te t von H . Solin und R . Yolpe (S. 9—94), aus His ton ium und Teate Marrucinorum (Regio I V — Sabina et Samnium) , beide behande l t von M. Buonocore (S. 95—144; 145—194) und aus V a d a Saba t i a (Regio I X — Liguria), gesammelt von G. Mennella (S. 195—214).

Die S t r u k t u r der einzelnen Beiträge bleibt dieselbe wie in dem ers ten B a n d . Als Ver-b indungssprache wird italienisch beibehal ten (siehe dazu Klio 66 [1984], 667). Auch in diesem B a n d f inde t m a n fast bei allen Inschr i f t en ein P h o t o oder eine Zeichnung.

Das K l a m m e r s y s t e m wird hier nicht nochmals erklär t , was zwar auf der einen Seite als n icht nöt ig angesehen werden mag, auf der anderen Seite spar t dies aber e inem F o r -scher, der sich mi t der Ep igraph ik nicht sys temat isch befaß t , nicht die Mühe, nach d e m ersten B a n d zu greifen (falls dieser auch ohne weiteres zugänglich ist). W a s soll m a n also eher spa ren : Pap ie r oder Zeit und Mühe der Forscher?

I n den einzelnen Bei trägen f inden sich einige interessante Texte, die ein neues Lich t auf verschiedene Probleme werfen können. Ζ. B. Personenident i f iz ierung (e. g. Nr . 9 aus Velitrae), bis je tz t unbekann te Ä m t e r (redemptor intestinarius Nr . 25 aus Veli trae, fucinalis Nr . 5 aus His tonium), Formel , die meistens in Sakral inschr i f ten v o r k o m m t , aber hier in einer Sepulkral inschrif t a u f t a u c h t (Nr. 30 ex viso aus Veli trae), Einzelvor-kommen von N a m e n in allen Terri torien (ζ. B. Marcii Nr. 43 aus Veli trae [R. Volpe be-merk t , daß die gens in Sora und Praenes te bekann t ist, P . Castren, Ordo populusque Pompeianus , R o m 1975, 188 Nr . 241, kenn t auch andere Beispiele aus Campanien und den nahegelegenen Regionen schon aus republikanischer Zei t : I 2 1617 aus Puteol i , I 2

1566 aus Fund i , Ρ 1555 aus Tarracina, I 2 1734 aus Beneven tum und I 2 2241, 2251 a u s Delos], Vipstanius Nr . 12 aus His ton ium, Mamilius ad. n. 3023 aus Teate , Summa Nr . 2 aus Vada Sabat ia , u m aus jedem Terr i tor ium wenigstens ein Beispiel zu nennen) .

I n der Bea rbe i tung des inschrif t l ichen Materials entspr icht auch dieser B a n d dem ho-hen Qua l i t ä t sanspruch , den m a n berecht ig termaßen an solche Pub l ika t ionen stell t .

Brought to you by | New York UniversityAuthenticated | 216.165.126.139Download Date | 6/1/14 10:04 PM

Page 5: document

Literaturkritik 239-

2 Im J . 1984 erschien der erste von insgesamt drei angekündigten Teilen der « Inscriptio-nes Italiae » X, Y, die den Inschriften aus Brixia in der Regio X vorbehalten sind.

Gleich am Anfang des Heftes stehen der Stadtplan und der Plan des ager Brixianus et Brixiae adtributus. Außer zahlreichen Photos bzw. Zeichnungen der Inschriften, sind dem Buch zwischen S. XIV und XV ein Photo und eine Zeichnung von drei Häusern, in deren Fassade Inschriften (auf der Zeichnung beziffert mit den Nummern dieses Hef-tes) eingelassen sind und auf S. XV ein Photo aus dem Museo Romano beigegeben.

In der praefatio (S. IX—XVIII) ist von Geschichte, Namen, Bevölkerung, dem Be-griff ager Brixianus, von den Straßen, dem privaten und öffentlichen Leben, von Göt-terverehrung und Christentum in Brixia die Rede. Es wird auch über das Museum in Brixia berichtet, und der Benutzer der Inschriftensammlung wird über die Anordnung der Texte belehrt. Der Name Brixia ist römisch und ist das erste Mal bei Catull (67, 32. 34) belegt, aber sein Ursprung reicht bis in vorrömische Zeit, ja vielleicht sogar bis zu den Liguren zurück (der Stamm bric- scheint mons praeruptus zu bezeichnen).

Dem Vorwort folgt der index auctorum (S. XIX—LXI), ein umfangreiches Register,, das nicht mit der eigentlichen Bibliographie zu verwechseln ist. Diese wird man wahr-scheinlich im letzten Teil des V. Faszikels finden. Die zitierten Werke moderner For-scher werden zwar meistens so abgekürzt, daß man den Titel identifizieren kann, aber bei Wiederholung weiter abgekürzt. Man muß also oft in dem ganzen Band tüchtig blät-tern. Ein Verzeichnis moderner Autoren im Anhang hätte vielleicht die Lage schon ver-bessert.

Der eigentliche Katalog ist in üblicher Weise für sich, mit arabischen Zahlen, pagi-niert. Er umfaßt 308 Inschriftentexte. Die meisten werden mit einem Photo (mitunter auch mehreren) dokumentiert, manche statt dessen mit Zeichnungen oder Umschrift in Majuskel wiedergegeben. Dazu tritt regelmäßig eine Minuskelumschrift. In diesem Teil, des V. Faszikels befinden sich keine Inedita oder inscriptiones falsae vel alienae.

Das Buch schließt abrupt mit dem Kompnentar zum letzten Inschrifttext. Die Indi-zes, ohne die man sich kaum eine Inschriftensammlung vorstellen kann, erwarten wir im dritten Teil des Faszikels, obwohl es nicht ohne Sinn, aber freilich sehr aufwendig ge-wesen wäre, sie jedem Teil beizufügen, um die Inschriften so bald wie möglich zu wei-teren Forschungen ohne viel Mühe für den Benutzer zur Verfügung zu stellen. Man kann nur hoffen, daß die zwei weiteren Teile nicht lange auf sich warten lassen. Es gibt hier auch keine Konkordanz zu CIL V und zu den früheren Editionen der Inschriften.

Auch in diesem Faszikel wie in l i t I, I von V. Bracco, fehlt die Erläuterung des Klam-mersystems. In der Umschrift gibt es Ungewöhnlichkeiten. So werden die Praenomina-Abkürzungen C und CN wie Zeichen behandelt: Wie man ζ. B. (centuria) für 7 schreibt, so gibt Garzetti die genannten Abkürzungen überall durch (Gaius), (Gnaeus) wieder. Auf diese Weise werden die üblichen, der Aussprache widersprechenden Umschriften C(aius), Cn(aeus) vermieden, eine Verfahrensweise, die durchaus der Erwägung wert ist. (G wird selbstverständlich mit G(aius) umschrieben, ζ. B. Nr. 61.) Wenn der Bearbeiter aller-dings statt c, das mitten im Wort für g vorkommt, stillschweigend g schreibt (Nr. 72 DVCIVS =Dugius), ist dieses Vorgehen nicht zu billigen. Oder trügt das Photo? Denn in Nr. 158 schreibt der Bearbeiter richtig cocnatus (=cognatus). Nr. 210 wird folgender-maßen umgeschrieben: Cr {α} exio. Gewöhnlich steht das Fragezeichen zwar innerhalb der Klammern, aber hinter dem fragliehen Buchstaben. Eradierte, aber leserliche Text-stellen werden unterpunktet (Nr. 103), in den neueren Editionen aber üblicherweise von doppelten eckigen Klammern umgeben. Der Bearbeiter des vorliegenden Faszikels ver-wendet diese Klammern nur bei unleserlichen Rasuren (Nr. 285). In Nr. 32 sollte I VSIA (sie) nicht Ius(t)a, sondern vielmehr Iusta umschrieben werden. (Der Bearbeiter gebraucht in dem Faszikel keine halben eckigen Klammern, sondern verwendet spitze Klammern zur Kennzeichnung von Zusätzen und Änderungen durch den Editor.) In Nr. 71 ist laut Photo [sacjrum und nicht [sajerum zu lesen. Warum steht in der Inschrift Nr. 136 die Auflösung des F bei dem weiblichen Namen ganz in runden Klammern und nicht f(eminae) ? Der Buchstabe ist doch richtig gemeißelt und deshalb nicht als Zeichen zu ver-stehen.

Brought to you by | New York UniversityAuthenticated | 216.165.126.139Download Date | 6/1/14 10:04 PM

Page 6: document

240 L i t e r a t u r k r i t i k

Dies sind die einzigen B e a n s t a n d u n g e n , die die Rezensen t in vorb r ingen möch te . E s is t sehr lobenswer t u n d verdienstvol l , d a ß P u b l i k a t i o n e n wie « Insc r ip t iones I t a l i a e » u n d « S u p p l e m e n t a I t a l i c a » auf solchem Niveau ersche inen; sie e n t h a l t e n o f t auch I n -sch r i f t en , die in wenig zugängl ichen Ze i t schr i f t en u n d S a m m l u n g e n veröf fen t l i ch t w o r d e n waren . M a n k a n n sie als Bücher bezeichnen, auf die viele Fo r sche r ungedu ld ig w a r t e n u n d die b e s t i m m t eine gu t e Quelle zu verschiedens ten Fo r schungen dars te l len .

K L I P | 69 | 1987 [ 1 | 2 4 0 - 2 4 1 [

J a n a Kepab tovä

Zu den Ausgrabungen in Pompeji

R e z . : R ice rche a P o m p e i : L ' insu la 5 della regio V I dalle origini al 79 d.C. (Campagne di scavo 1976—1979), a cura di Maria Bongh i J o v i n o , I—II, R o m ( L ' E r m a di Bretschnei -der) 1984, 424 S., 184 Tafe ln , 9 K t .

Diese Arbe i t übe r die Ausg rabungen in der In su l a 5 der Regio V I in P o m p e j i von 1976 bis 1979 v o n M. B o n g h i J o v i n o u n d ihren Mi ta rbe i t e rn ist ein wicht iger Be i t r ag zur Er -fo r schung der U r s p r ü n g e der S t a d t . Diese In su l a wurde auch n ich t zufäll ig, sondern ab-sichtl ich gewähl t , d e n n gerade hier h a t m a n viel m e h r als w o a n d e r s Spu ren der u r sp rüng -l ichen Bevö lke rung , besonders aus der e t rusk ischen E p o c h e , e r w a r t e t . Die A r b e i t e n wur-den im le t z t en J a h r z e h n t vom I s t i t u t o di Archeologia della Univers i ty S t a t a l e di Milano sys t ema t i sch u n d wissenschaf t l ich d u r c h g e f ü h r t . D a b e i h a b e n auch die Sopr in t endenze archeologiche u n d zahlreiche Fach leu te u n d S t u d e n t e n an der Lösung der a u f t a u c h e n d e n h is tor i schen P r o b l e m e mi tgewi rk t . Die Be i t räge von Bongh i J o v i n o u n d C h i a r a m o n t e Trere in d iesem Buche (S. 357-385) und der Ar t ike l von B o n g h i Jov ino , i n : Scavi e Ricerche Archeologiche degli ann i 1976-1979, vol. I I , R o m 1985, 2 3 7 - 2 5 5 (Quadern i de « L a ri-cerca scient i f ica »), m i t d e m Titel « Ricerche archeologiche a P o m p e i . C a m p a g n e di scavo 1976—1979 » werden auch b e s t i m m t neue Diskuss ionen anregen .

D a s W e r k zer fä l l t in Tex t - u n d T a f e l b a n d . A u s d e m k u r z e n V o r w o r t von P . Or l and in i (S. 5) k a n n der B e n u t z e r des Buches ein Bild von der S i tua t ion bei d e n A u s g r a b u n g e n u n d ih ren A u f g a b e n gewinnen. N ä h e r geh t Bongh i J o v i n o in ihrer « P r e m e s s a » auf die P r o b l e m a t i k ein (S. 21—25). Dazwischen s tehen die A b k ü r z u n g e n (S. 11—19), die ge-schickt m i t der Bibl iographie kombin ie r t werden. I n den F u ß n o t e n f i n d e n sich aber noch weitere L i t e r a t u r a n g a b e n (eine Bibl iographie auf S. 355). Die Ze i t sch r i f t en wer-den n a c h den « F a s t i archeologici » zi t ier t .

U b e r die Geschichte der Ausg rabungen der I n s u l a 5 der Regio V I werden w i r von L. A. Scatozza H o e r i c h t un te r r i ch t e t (S. 27—35). Drei H ä u s e r dieser I n s u l a w e r d e n gründl i -cher vorges te l l t : Casa della Colonna E t r u s c a (C. C h i a r a m o n t e Trere , S. 37—39) u n d Casa dei F ior i oder Casa del Cinghiale (Trere-Jovino, S. 41—68; f r ü h e r w u r d e n diese zwei H ä u -ser als ein Ganzes angesehen. N a c h H . Eschebach , Die s t äd t ebau l i che E n t w i c k l u n g des a n t i k e n P o m p e j i , Heide lberg 1970, 169, ist aber die Casa del Cinghiale e n t w e d e r V I I I , 3, 8 oder V I I I , 2, 26.27!).

I m wei te ren werden die mater ie l len Gegens tände n a c h archäologischen K r i t e r i e n in G r u p p e n eingetei l t (S. 69—355). D e n Auswer tungen dieser F u n d e (S. 357—385) v o n J o -v ino-Trere fo lgen eine Tabelle über die Ver te i lung auf die e inze lnen R ä u m e u n d Schich-t en (S. 387—395), eine K o n k o r d a n z der I n v e n t a r n u m m e r n zur Tabel le der Ver te i lung (S. 397—401) u n d schließlich ein I n d e x des Mater ia l s n a c h I n v e n t a r n u m m e r n (S. 402 bis 424).

Der zweite B a n d e n t h ä l t P läne , Zeichnungen, F ä r b - u n d Schwarzwe ißpho tos auf 184 Tafe ln u n d 9 K a r t e n des u n t e r s u c h t e n F u n d k o m p l e x e s .

Brought to you by | New York UniversityAuthenticated | 216.165.126.139Download Date | 6/1/14 10:04 PM