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Einstellungen gegenüber Ausländern 1
Running head: Einstellungen gegenüber Ausländern
Intergenerationale Transmissions- und Projektionsprozesse intoleranter Einstellungen zu
Ausländern in der Familie
Intergenerational transmission- and projection processes of intolerant attitudes towards
foreigner in family
Burkhard Gniewosz & Peter Noack
Friedrich Schiller-Universität Jena
Abteilung für Pädagogische Psychologie
Burkhard Gniewosz
DFG-Forschergruppe "Discrimination and Tolerance in Intergroup Relations"
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Humboldtstrasse 11
D - 07743 Jena
Tel: +49/(0)3641/ 9 45073
Fax: +49/(0)3641/ 9 45072
Email: [email protected]
Einstellungen gegenüber Ausländern 2
Abstract
The present study examines associations between adolescents’ attitudes towards foreigners and
their perceptions of parental attitudes, and actual attitudes of parents. Questionnaire assessments
including 1312 students attending 6th, 8th, and 10th grade captured students’ own attitudes and
their reports on the parents. As a second data source responses of 772 mothers and 648 fathers
could be included. Results of SEM analyses suggest a complete mediation of attitudes of parents
to adolescents through perceived parental attitudes. Processes of projection are considered as a
factor contributing to the construction of a representation of the parental positions. Projection
becomes less influential with age while representation of parental positions become more
accurate. Keywords: Adolescence, social attitudes, transmission, projection
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Zusammenhängen zwischen Einstellungen gegenüber
Ausländern von Jugendlichen und wahrgenommenen sowie tatsächlichen Positionen der Eltern
zu diesen Fragen. Fragebogenauskünfte von 1312 Thüringer Sechst-, Acht- und Zehntklässlern
sowie von 772 Müttern und 648 Vätern bilden die Basis von SEM-Analysen, die die
Transmissions- und Projektionsprozesse untersuchten. Die Ergebnisse legen eine komplette
Mediation der elterlichen Einstellungen über deren Wahrnehmung auf die Haltungen der
Jugendlichen nahe. Gleichzeitig spielen projektive Prozesse eine wichtige Rolle für die
subjektive Repräsentation der elterlichen Einstellungen. Projektionen verlieren mit steigender
Klassenstufe an Bedeutung, während die Wahrnehmung der tatsächlichen Einstellungen der
Eltern akkurater wird. Schlüsselwörter: Adoleszenz, soziale Einstellungen, Transmission,
Projektion
Einstellungen gegenüber Ausländern 3
Die Entwicklung politischer Orientierungen gilt als eine zentrale Entwicklungsaufgabe in
der Adoleszenz. Verschiedene Sozialisationsagenten spielen eine wichtige Rolle in diesem
Prozess. Diese Arbeit befasst sich mit Aspekten der familialen Sozialisation, genauer mit der
Einstellungstransmission innerhalb der Familie. Wir untersuchen, inwieweit die elterlichen
Einstellungen gegenüber Ausländern die Wahrnehmungen dieser Positionen durch die
Jugendlichen beeinflussen und auf diesem Weg wiederum auf die Einstellungen der
Jugendlichen einwirken. Parallel erwarten wir, dass projektive Prozesse zur Bildung der
Wahrnehmungen unter den Jugendlichen beitragen.
Hyman (1959) definierte politische Sozialisation als “…learning of social patterns
corresponding to ... social position as mediated through various agencies of society” (S.25). Die
Entwicklung von Toleranz gegenüber Fremdgruppen wird als ein zentrales Element dieses
Prozesses angesehen (Sherrod, Flanagan & Youniss, 2002). Intoleranz gegenüber Ausländern ist
ein Problem in der deutschen Gesellschaft. In entsprechenden Umfragen äußern sich bis zu
einem Drittel der befragten Jugendlichen negativ (Fend, 1994; Quesel, 1997). Wenngleich
Intoleranz gegenüber Fremdgruppen kein auf Deutschland begrenztes Phänomen sind, belegen
deutsche Jugendliche im Vergleich zu Gleichaltrigen aus anderen europäischen Ländern untere
Rangplätzen in der Toleranz (Torney-Purta, Lehmann, Oswald & Schulz, 2001).
In der politischen Sozialisationsforschung ist weithin akzeptiert, dass die Eltern eine
entscheidende Rolle in der Einstellungsentwicklung spielen (Cassel, 1997; Sherrod et al., 2002).
Als primäre Sozialisationsagenten prägen Haltungen der Eltern nachhaltig die Entwicklung von
Orientierungen der Filialgeneration. Für die Genese einer Eltern-Kind-Übereinstimmung werden
verschiedene latente und manifeste Sozialisationsprozesse diskutiert (Hopf & Hopf, 1997). So
spielt z.B. der Erziehungsstil der Eltern zum einen eine Rolle als genuine Einflussgröße (Klein-
Einstellungen gegenüber Ausländern 4
Allermann, Wild, Hofer, Noack & Kracke, 1995; Kracke, Noack, Hofer & Klein-Allermann,
1993; Rohan & Zanna, 1996) zum anderen als ein Moderator von Effekten der
Elterneinstellungen (Grusec & Goodnow, 2000; Rudy & Grusec, 2001; Schönpflug, 2001),
welcher Modellernprozesse entweder fördert oder hemmt. Des Weiteren beeinflusst die
Übereinstimmung zwischen den Eltern die Stärke der Transmission von Werten in
beträchtlichem Ausmaß (Cavalli-Sforza & Feldman, 1981). Weitere Moderatoren werden von
Funder (1995) oder Grusec und Kuczynski (1997) erörtert.
Neben den Eltern werden sowohl andere proximale Sozialisationskontexte als bedeutsam
erachtet wie Peers (Landua, Sturzbecher & Welskopf, 2001; Oswald, Kuhn, Rebenstorf &
Schmid, 1999; Smith & Roberts, 1995) oder die Schule (Dudley & Gitelson, 2002; Lopez, 2004)
als auch eher distale Kontexte wie die Gesellschaft (Heitmeyer, 1992). Ebenfalls konnte gezeigt
werden, dass Einstellung von zufällig zugeordneten Personen, im Sinne eines
Zeitgeistzusammenhangs, einen kleinen Varianzanteil bei Werten (Boehnke, 2001) und auch
fremdenfeindlichen Einstellungen (Boehnke, Ittel & Baier, 2002) aufklären konnte.
In unserer Studie betrachten wir die Transmission der Orientierungen beider Eltern auf
die Einstellungen Jugendlicher gegenüber Ausländern. Wir erwarten, dass dabei die
Wahrnehmung der elterlichen Haltungen als Mediator fungiert (vgl. Grusec & Goodnow, 1994).
Es gibt hinreichende Evidenz dafür, eine Übereinstimmung politischer Orientierungen zwischen
Jugendlichen und ihren Eltern anzunehmen. So berichten etwa Geißler (1996) sowie Niemi und
Jennings (1991) recht hohe Übereinstimmungen hinsichtlich der Parteienpäferenzen. Landua et
al. (2001) berichten Befunde, die auf intolerante Einstellungen im familiären Umfeld
ausländerfeindlicher Jugendlichen deuten. Arbeiten, welche Zusammenhänge zwischen
Einstellungen von Eltern einerseits und den Orientierungen der Jugendlichen andererseits
Einstellungen gegenüber Ausländern 5
betrachten, berichten signifikante, aber bestenfalls geringe bis moderate Korrelationen zwischen
.15 und .50 (Geißler, 1996; Hadjar & Baier, 2002; Noack, 2001; Oswald et al., 1999). Hingegen
konnten Aboud und Doyle (1996) keine signifikanten Zusammenhänge zwischen Vorurteilen
gegenüber Afroamerikanern von Eltern und Kindern zeigen, wobei sie sich auf eine deutlich
jüngere Stichprobe bezogen als die zuvor referierten Autoren und entsprechend auch andere
Erhebungsverfahren einsetzten.
Eher selten sind hingegen Arbeiten, die die Beziehungen von Einstellungen Jugendlicher
mit den wahrgenommenen Orientierungen der Eltern betrachten. In einer Untersuchung zu
Zielorientierungen fand Givvin (2001) eine hohe Korrelation zwischen den Aussagen
Jugendlicher über ihre eigenen und den wahrgenommenen Orientierungen der Eltern,
wohingegen sich der Zusammenhang mit den tatsächlichen elterliche Haltungen als
vernachlässigbar erwies. In einer Studie zu Ethnozentrismus (Wellmer, 1995) wird eine
Korrelation von .77 zwischen den eigenen und wahrgenommenen Einstellungen ermittelt.
Basierend auf einer deutschen Stichprobe ergab eine Arbeit von Gniewosz, Noack, Funke &
Wenutra (2003) ähnlich hohe Zusammenhänge. In beiden Arbeiten waren jedoch keine
Auskünfte über die tatsächlichen Haltungen der Eltern verfügbar. Die unterschiedliche Stärke der
Zusammenhänge zwischen den Einstellungen der Jugendlichen einerseits und den
wahrgenommenen gegenüber den tatsächlichen Einstellungen der Eltern andererseits legt die
Vermutung nahe, dass die höheren Korrelationen mit den Wahrnehmungen, zumindest teilweise,
auf projektiven Prozessen beruhen (vgl. Westholm, 1999).
Verschiedene sozialpsychologische Studien befassten sich mit sozialen
Projektionsprozessen (Krueger, 2000; Ross, Greene & House, 1977). In hauptsächlich
experimentellen Arbeiten konnte gezeigt werden, dass sowohl kognitive als auch motivationale
Einstellungen gegenüber Ausländern 6
Faktoren das Projektionsausmaß beeinflussen (Clement & Krueger, 2000; Marks & Miller,
1987). Ist die tatsächliche Position einer einzuschätzenden Person oder Gruppe unbekannt,
tendieren Versuchsteilnehmer dazu, Konsens zu unterstellen (Clement & Krueger, 2000; Krueger
& Zeiger, 1993; Marks & Miller, 1987). Ein unterstellter oder konstruierter sozialer Konsens
scheint dazu zu dienen, die eigenen Einstellung abzusichern (Marks & Miller, 1987). So konnten
Holtz und Miller (2001) sowie Mullen, Dovidio, Johnson und Copper (1992) zeigen, dass es
wahrscheinlicher ist, die eigenen Ansichten auf die Eigengruppe zu projizieren. Als zugrunde
liegendes Motiv wird die erhöhte Relevanz eines (konstruierten) Konsenses in der Eigengruppe
als Basis zur Absicherung eigener Orientierungen diskutiert. Obwohl es wenig Evidenz dafür
gibt, kann die Familie als eine sehr wichtige Eigengruppe und mithin als Ziel für Projektionen
angenommen werden (Kenny & Acitelli, 2001; Murray, Holmes & Griffin, 1996; Schul &
Vinokur, 2000).
Da sich Aspekte sozialer Kognition, wie Personenwahrnehmung und Perspektiven-
übernahmefähigkeiten, auch nach der Pubertät weiterentwickeln (Boehnke, Dettenborn,
Horstmann & Schmieschek, 1992; Detternborn & Boehnke, 1994; Eisenberg, Carlo, Murphy &
Van Court, 1995; Flavell, Miller & Miller, 1993; Lohaus & Larisch, 1993; Silbereisen & Ahnert,
2002), ist anzunehmen, dass subjektive Repräsentationen von Orientierungen anderer Personen
über die Adoleszenz hinweg akkurater werden. Entsprechend sollten sich die relative
Einflussstärke der Einstellungen der Jugendlichen auf der einen und der tatsächlichen Haltungen
der Eltern auf der anderen Seite hinsichtlich der subjektiven Repräsentationen (Wahrnehmungen)
zugunsten der tatsächlichen Einstellungen verändern. In der Folge sollten Korrelationen
zwischen den Einstellungen der Jugendlichen und den Wahrnehmungen der elterlichen
Positionen mit steigendem Alter abnehmen. Wir nehmen allerdings nicht an, dass
Einstellungen gegenüber Ausländern 7
Projektionsprozesse im Laufe de Jugendalters gänzlich bedeutungslos für die Konstruktion von
Einstellungswahrnehmungen werden, da selbst die elterliche Wahrnehmung der Kinder von
projektiven Prozessen beeinflusst zu sein scheint (Fingerle, 2000).
In der politischen Sozialisationsforschung wurden projektive Prozesse meist
vernachlässigt. In unserer Studie werden sowohl Transmissions- als auch Projektionsprozesse
von Einstellungen in der Familie untersucht. Wir erwarten, dass der Einfluss der tatsächlichen
Orientierungen der Eltern auf ihre Kinder vollständig durch die durch die Jugendlichen
wahrgenommenen Einstellungen mediiert wird, d.h. dass signifikante direkte Effekte der
Elterneinstellungen auf die Orientierungen der Jugendlichen vollständig ihre Bedeutsamkeit
verlieren, wenn für die wahrgenommenen Einstellungen kontrolliert wird. Wir vermuten
weiterhin, dass der Eltern-Kind-Zusammenhang innerhalb gleichgeschlechtlicher Eltern-Kind-
Dyaden maximal ausfällt, wenngleich die Literaturlage diesbezüglich eher uneinheitlich ist
(Acock, 1984; Blair, 1992; Jennings & Stoker, 2000; Steele & Barling, 1996).
Wir nehmen an, dass die Wahrnehmungen der Haltungen der Eltern nicht allein durch
deren reale Positionen, sondern ebenfalls durch die Einstellungen der Jugendlichen, unter
Kontrolle der Selbstauskünfte der Eltern, im Sinne von Projektionen, vorhergesagt werden
können.
Bei Schülern höherer Klassenstufen, die über bessere sozial-kognitive Fähigkeiten verfügen
dürften, erwarten wir korrektere Wahrnehmungen der elterlichen Positionen, d.h. einen größeren
Effekt der tatsächlichen Orientierungen der Eltern auf die Wahrnehmungen durch die
Adoleszenten. Parallel erwarten wir, dass zum einen aufgrund der besseren Perzeption und zum
anderen individuationsbedingt (Cooney, 1997; Cooper, Grotevant & Condon, 1983; Grotevant &
Einstellungen gegenüber Ausländern 8
Cooper, 1986; Youniss & Smollar, 1985) den Eltern weniger die eigenen Positionen unterstellt
werden, d.h. dass weniger projiziert wird.
Vorangeschaltete Analysen von alters-, schultyp- und geschlechtsbezognener Variationen
im Niveau fremdenfeindlicher Einstellungen stützen sich auf eine breitere Literaturbasis.
Zahlreiche Untersuchungen weisen auf tolerantere Einstellungen unter Mädchen verglichen mit
Jungen, sowie unter Gymnasiasten und älteren Schülern hin (Aboud, 1993; Aboud & Doyle,
1996; Fend, 1994; Hinsch & Langner, 1997; Hopf, 1991; Noack, 2001; Quesel, 1997; Ströhlein
& Wellmer, 1995; Wainryb & Shaw, 1998; Wellmer, 1995).
METHODE
Stichprobe
Insgesamt nahmen 1312 Jugendliche der sechsten, achten und zehnten Klassen aus 36
Thüringer Regelschulen1 und Gymnasien an dieser Untersuchung teil. Das durchschnittliche
Alter lag bei 12.3 Jahren (6.Kl.; SD = .56), 13.5 Jahren (8.Kl.; SD = .57), und 15.5 Jahren
(10.Kl.; SD = .58). Die Klassenstufen (6.Kl.: 29.1%; 8.Kl.: 35.0%: 10.Kl.: 35.9%) und das
Geschlecht (Jungen: 48%) waren annähernd gleich verteilt. Das Gymnasium war leicht
überrepräsentiert (57.8%). Als zusätzliche Datenquelle gingen die Auskünfte von 772 Müttern
und 648 Vätern in die Analysen ein. Die Schüler, deren Eltern teilnahmen, unterschieden sich in
ihren Einstellungen nicht signifikant von Schülern, deren Eltern nicht teilnahmen (F(1) = 1.11, p
> .05).
Die Schüler wurden über die Schulen kontaktiert und die Fragebögen im Unterricht
bearbeitet. Die Schulen wurden zufällig aus der Gesamtheit der entsprechenden Schulen im
Einstellungen gegenüber Ausländern 9
Bundesland gezogen. Die Stichprobe kann damit als weitgehend repräsentativ für die beiden
Schultypen in Thüringen angesehen werden.
Instrumente
Als Teil eines standardisierten Fragebogens erfassten sechs aus früheren Arbeiten (Balke
et al., 2002; Dicke et al., 2000; Kracke & Held, 1994) adaptierte Items intolerante Einstellungen
gegenüber Ausländern („Zuwanderer erhöhen die Kriminalitätsrate“, “Zuwanderer nehmen
Menschen, die in Deutschland geboren sind, die Arbeitsplätze weg“, „Ausländer, die bei uns
arbeiten, sollten irgendwann auch wieder in ihre Heimat zurückgehen“, „Im Ausland muss man
immer auf der Hut sein“, „Ausländer sollten grundsätzlich ihre Ehepartner unter ihren eigenen
Landsleuten auswählen“, „Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat
auszunutzen“). Die Schüler wurden gebeten, auf einer 4-stufigen Ratingskala (1= stimmt gar
nicht; 4= stimmt genau) sowohl die eigene Zustimmung anzugeben als auch ihre Einschätzung
der Zustimmung von Mutter und Vater. Die tatsächlichen Einstellungen der Eltern wurden über
die gleichen Items erfasst, die den Vätern und Müttern vorgegeben wurden. Die internen
Konsistenzen der Skalen und Interkorrelationen sind in Tabelle 1 angegeben.
ERGEBNISSE
Deskriptive Befunde
Alle Items, die intolerante Einstellungen gegenüber Ausländern erfassten, wurden nach
Überprüfung der Faktorstruktur durch Hauptkomponentenanalyse aggregiert und durch eine
MANOVA mit Messwiederholung (Messwiederholungsfaktor: Selbstbericht, wahrgenommene
und tatsächliche Einstellungen der Eltern; Faktoren: Klassenstufe, Geschlecht, Schultyp) auf
Einstellungen gegenüber Ausländern 10
Mittelwertsunterschiede analysiert. Mittelwerte und Standardabweichungen können Tabelle 1
entnommen werden.
//Tabelle 1 hier einfügen//
Die Analyse erbrachte signifikante Effekte von Messwiederholungsfaktor (F(4) = 5.15, p
< .001), Messwiederholungsfaktor x Geschlecht (F(4) = 4.67, p < .001) und
Messwiederholungsfaktor x Klassenstufe (F(8) = 2.23, p < .05). Darüber hinaus ergaben sich
bedeutsame Haupteffekte von Geschlecht (F(1) = 9.33, p < .01) und Schultyp (F(1) = 38.14, p <
.001). Wie erwartet äußerten sich Jungen und Regelschüler intoleranter als Mädchen und
Gymnasiasten. Ebenso stimmen die Eltern von Schülern der Regelschule eher intoleranten
Einstellungen zu als Eltern von Gymnasiasten. Väter und Mütter äußerten weniger intolerante
Positionen als die Jugendlichen und als durch die Jugendlichen wahrgenommen, was
hauptsächlich bei Jungen zu beobachten war. Dieser Unterschied zwischen den Selbstauskünften
der Eltern und den Äußerungen der Jugendlichen zeigte sich vornehmlich in niedrigeren
Klassenstufen.
Einstellungstransmission und -projektion
Die Analyse von Transmissions- und Projektionsprozessen erfolgte über Tests von
Strukturgleichungsmodellen (LISREL 8.54; Jöreskog & Sörbom, 1996). Für jede latente
Variable (Einstellung Kind; wahrgenommene Eintellungen von Mutter und Vater, reale
Einstellungen Vater und Mutter) dienten die sechs Einzelitems als manifeste Indikatoren2.
Einstellungen gegenüber Ausländern 11
Alle Koeffizienten wurden über Full Information Maximum Likelihood geschätzt.
Hierbei werden fehlende Werte nicht ausgeschlossen, sondern durch den bedingten
Erwartungswert ersetzt, der simultan mit den übrigen Koeffizienten des Modells geschätzt
wird3. Die Mediationsanalysen wurden nach Baron und Kenny (1986) in der Anwendung auf
SEM von Skrondal und Rabe-Hesketh (2004) durchgeführt. Die Moderationshypothesen wurden
über Mehrgruppenvergleiche getestet. Alle getesteten Modelle folgten dem in Abbildung 1
dargestellten.
//Abbildung 1 hier einfügen//
Um der Mediationshypothese nachzugehen, wurden ein Modell für die direkten Effekte
(T1) und ein Modell der vermittelten Effekte (T2) spezifiziert. Das Modell T1 erbrachte eine
kaum akzeptable Passung (χ²(341, N=1287) = 1768.85, p<.001; RMSEA = .06) Wie aus Tabelle
2 ersichtlich, mediierten die Wahrnehmungen vollständig die Einflüsse der tatsächlichen
Einstellungen der Eltern. Die Modellpassung des Mediationsmodells (T2) erwies sich als gut
(χ²(337, N=1287) = 587.09, p<.001; RMSEA = .02). Die Modellpassung verbesserte sich im
Vergleich zum Modell der direkten Effekte (T1) signifikant (χ²cha(4) = 1181.76, p < .001).
//Tabelle 2 hier einfügen//
Das akzeptierte Modell spezifiziert Effekte der mütterlichen Einstellungen auf die
Wahrnehmung der Mütter und wiederum Effekte dieser wahrgenommenen mütterlichen
Einstellungen auf die Haltungen der Jugendlichen sowie das parallele Muster für die Väter.
Einstellungen gegenüber Ausländern 12
Keiner der direkten Effekte der elterlichen Einstellungen auf jene der Jugendlichen war indessen
bedeutsam.
Modelliert man regressive Zusammenhänge in einem querschnittlichen Design, stellt sich
zwangsläufig die Frage der Kausalrichtung. Um sich vorsichtig diesem Problem zu nähern,
veränderten wir das Modell dergestalt, dass in einem Projektionsmodell (P1) nicht die
Einstellung der Jugendlichen durch die Wahrnehmungen der Eltern, sondern diese
Wahrnehmungen durch die Position des Kindes vorhergesagt wurden. Da wir nicht von einer
vollständigen Ablösung der Elternwahrnehmung von der Realität der elterlichen Einstellungen
ausgehen, wurden Letztere als weiterer Einflussfaktor für die Wahrnehmungen zugelassen. In
beiden Modellen (T2 und P1) wird die gleiche Kovarianz unterschiedlich modelliert. Das
Projektionsmodell stimmte, was daher nicht überraschend ist, ebenfalls gut mit den Daten
überein (χ²(337, N=1287) = 538.29, p<.001 RMSEA = .02). Die geschätzten Parameter sind
ebenfalls Tabelle 2 zu entnehmen. Da Projektions- und Transmissionsmodell keine genesteten
Modelle sind, kann ein Vergleich nicht über eine χ²-Differenzstatistik erfolgen. Als ein Fit-Index
zum Vergleich nicht genester Modell kommt Akaike’s Information Criterion (AIC; Akaike,
1973) in Frage, welches eine geringfügig bessere Passung das Projektionsmodells (AIC=.57),
verglichen mit dem Transmissionsmodell (AIC=.61), andeutet.
Geschlechtsunterschiede
Der erste Schritt zur Testung der Moderationshypothesen über Mehrgruppenvergleiche
bestand darin, das Modell auf Messmodellinvarianz über die Subgruppen zu testen. Die Modell-
passung des restringierten Modells (Faktorladungen invariant) war nicht schlechter als im
unrestringierten Fall (p (Δχ²/Δdf) > .01), somit kann Messmodellinvarianz angenommen werden.
Einstellungen gegenüber Ausländern 13
Der Test auf Unterschiede in den Strukturkoeffizienten zwischen den Gruppen (männlich /
weiblich) deutete auf signifikante Moderationseffekte hin (p (Δχ²/Δdf) < .01). Die Schätzungen
der Regressionskoeffizienten können Tabelle 2 entnommen werden. Im Transmissionsmodell
ergaben sich keine signifikanten direkten Einflüsse der Eltern auf die Einstellungen der
Jugendlichen. Diese Pfade wurden durch alle Subgruppen mitgeführt, um auch hier die
Mediation zu testen.
Mädchen nahmen die Einstellungen der Mütter signifikant korrekter wahr als Jungen
(Mutter Wahrnehmung: Mädchen: β=.38 vs. Jungen: β=.23). Des Weiteren fiel der
Zusammenhang zwischen den wahrgenommenen Einstellungen der Mutter und den
Einstellungen der Jugendlichen (β=.62) bei Mädchen stärker aus als bzgl. der wahrgenommenen
väterlichen Positionen (β=.26). Alle weiteren bivariat getesteten Geschlechtsunterschiede
erreichten nicht die Signifikanzschwelle.
Die Varianzaufklärung der Wahrnehmungen war im Transmissionmodell gering (männlich –
Mutter: .05, Vater: .10; weiblich - Mutter: .15; Vater: .17). Gleichzeitig wurden die Varianzen
der Einstellung der Kinder fast vollständig durch die Wahrnehmungen der Eltern erklärt (Jungen:
.75; Mädchen: .73).
Zur Moderationsanalyse der Projektionsprozesse wurde das Modell P1 spezifiziert. Die
Regressionskoeffizienten sind Tabelle 2 zu entnehmen. Die Unterschiede zwischen den
Geschlechtsgruppen waren signifikant (p (Δχ²/Δdf) < .05). Nur innerhalb gleichgeschlechtlicher
Eltern-Kind-Dyaden gab es signifikante direkte Eltern-Kind Zusammenhänge. Auf die Eltern
projizierten Jungen und Mädchen ihre Einstellungen in gleichem Maße. Aus der Vorhersage der
Wahrnehmungen durch die Position der Kinder und die tatsächlichen Haltungen der Eltern,
resultierten hohen Varianzaufklärungen (Jungen - Mutter: .71, Vater: .75; Mädchen - Mutter: .75,
Einstellungen gegenüber Ausländern 14
Vater: .69). Nur 12 % (Jungen) und 23% (Mädchen) der Varianz der Einstellungen der
Jugendlichen konnte durch die elterlichen Positionen aufgeklärt werden. Der Vergleich von
Transmissions- mir Projektionsmodell über AIC wies auf eine leicht bessere Passung des
Projektionsmodells (.34 vs. .38) hin.
Klassenstufenunterschiede
Auch über die Klassenstufen hinweg, erwies sich das Messmodell als invariant (p
(Δχ²/Δdf) > .01). In weiteren χ² Differenzen-Tests unterschied sich jede Permutation von
Klassenstufen als signifikant unterschiedlich (ps (Δχ²/Δdf) < .01). Die Regressionskoeffizienten
sind Tabelle 2 zu entnehmen. Im Transmissionsmodell zeigte in keiner Klassenstufe die
tatsächliche elterliche Einstellung einen signifikanten Zusammenhang mit der Einstellung der
Jugendlichen. Die Regressionsgewichte der elterlichen Einstellung auf die Wahrnehmungen
nahmen von der sechsten zur achten Klasse zu und leicht zur zehnten hin ab. Die Einflüsse der
Wahrnehmungen der Mutter auf die Haltungen der Jugendlichen stiegen leicht von der sechsten
zur achten Klasse und verringerten sich zur zehnten Klasse. Hinsichtlich der Wahrnehmungen
des Vaters gab es einen Abfall zur achten Klasse hin, gefolgt von einem geringen Anstieg zur
zehnten Klasse. Generell scheinen die Übereinstimmungen in den Wahrnehmungen größer für
die Mutter auszufallen. Die erklärte Varianz der jugendlichen Einstellungen verringerte sich
kontinuierlich über die Klassenstufen hinweg (6.Kl.: .86; 8.Kl.: .77; 10.Kl.: .59). Für die
Wahrnehmungen stiegen die Varianzaufklärungen zur achten Klasse hin an und gingen zur
zehnten Klasse hin wieder leicht zurück (Mutter – 6.Kl.: .03, 8.Kl.: .17, 10.Kl.: .12; Vater – 6Kl.:
.05; 8Kl.: .19, 10.Kl.: .16).
Einstellungen gegenüber Ausländern 15
In unserem Projektionsmodell erwiesen sich direkte Pfade der Eltern auf die
Jugendlichen als signifikant. Bei Sechstklässlern prädizierten die Einstellungen des Vaters deren
Einstellungen, wohingegen bei Acht- und Zehntklässlern der Pfad der Mutter signifikant wurde.
Die Einflüsse der tatsächlichen Haltungen der Eltern auf die Wahrnehmungen waren stärker in
höheren Klassenstufen, während die Projektionspfade an Stärke verloren. Der Anteil der Varianz
der Wahrnehmungen, der durch Projektionen und tatsächliche Einstellungen der Eltern erklärt
wurde, nahm mit steigender Klassenstufe ab (Mutter – 6.Kl.: .85, 8.Kl.: .78, 10.Kl.: .61; Vater –
6.Kl.: .85; 8.Kl.: .77, 10.Kl.: .60). Die Varianzaufklärung der Einstellungen der Jugendlichen
sank zur achten Klasse hin und stieg zur zehnten Klasse wieder an (6.Kl.: .17; 8Kl.: .14; 10Kl.:
.21). Wie zuvor war die Modellpassung das Projektionsmodells (AIC:.20) etwas besser als die
des Transmissionsmodells (AIC:.24).
Der Schultyp erwies sich nicht als Moderator (p (Δχ²/Δdf) > .01). Die Zusammenhänge
im Strukturmodell fielen in Gymnasien und Regelschulen identisch aus.
DISKUSSION
Das Hauptziel der Arbeit bestand in der Untersuchung von intrafamilialen Transmissions-
prozessen von Einstellungen gegenüber Ausländern. Unsere Ergebnisse stehen im Einklang mit
der Annahme, dass die Haltungen der Eltern vermittelt über deren Wahrnehmung auf die
Position der Jugendlichen einwirken. Die geringe Größe der Regressionskoeffizienten von den
tatsächlichen auf die wahrgenommenen Einstellungen der Eltern weisen auf eine ungenaue
Perzeption durch die Jugendlichen hin, welche genug Spielraum für Konstruktionen lassen. Die
Einschränkungen des querschnittlichen Designs verbieten allerdings kausale Interpretationen.
Einstellungen gegenüber Ausländern 16
Vor diesem Hintergrund modellierten wir die hohe Kovarianz zwischen den tatsächlichen
Einstellungen der Eltern und jenen der Jugendlichen im Sinne von Projektionen der eigenen
Ansichten auf die Eltern. Diese Projektionsmodelle zeigten etwas bessere Modellpassungen als
die Transmissionsmodelle. Vergleicht man die Zusammenhänge mit den Wahrnehmungen, fielen
die Koeffizienten von den Einstellungen der Jugendlichen (Projektion) größer aus als die
Koeffizienten von den elterlichen Positionen (Transmission). In experimentellen Studien zum
false consensus effect belegten Ross et al. (1977) projektive Prozesse bei politischen
Einstellungen. Im Bezug auf Peers konnte auch längsschnittlich gezeigt werden, dass parallel
Transmissions- und Projektionsprozesse wirksam werden (Marks, Graham & Hansen, 1992).
Überblicksarbeiten diskutieren kognitive und motivationale Komponenten, die projektive
Prozesse beeinflussen (Marks & Miller, 1987). Diese (konstruierte) Bestätigung der eigenen
Positionen im sozialen Umfeld trägt zur Reduktion einer als unangenehm erlebten Unsicherheit
bei (Hogg & Mullin, 1999; Sedikides, 1993). Mitglieder der Ingroup und Partner in engen
Beziehungen, wie Familienmitglieder, scheinen sich dabei besonders als Projektionsflächen
anzubieten (Clement & Krueger, 2002; Holtz, 2003; Karasawa, 2003; Kenny & Acitelli, 2001).
Zwar kann die eigene Studie letztlich keine klare Trennung von Projektions- und
Transmissionsprozessen leisten, allerdings ziehen unsere Ergebnisse voreilige Aussagen über die
Schlüsselrolle der Wahrnehmungen des sozialen Kontextes als Mediator in Zweifel. Es scheinen
erhebliche Vorbehalte angebrachthinsichtlich Arbeiten, in denen solche Wahrnehmungen
unhinterfragt als Proxy für den Kontext gedeutet werden (Acock & Bengtson, 1980).
Unsere Ergebnisse legen Moderationen dieser Prozesse durch das Geschlecht und die
Klassenstufe nahe. Mädchen nehmen offenbar die Einstellungen der Eltern (signifikant nur für
die Mutter; tendenziell auch für den Vater) akkurater wahr als Jungen. Sowohl die Größe der
Einstellungen gegenüber Ausländern 17
Regressionskoeffizienten für Zusammenhänge zwischen den wahrgenommenen bzw.
tatsächlichen Positionen der Eltern einerseits und den Einstellungen der Adoleszenten
andererseits als auch die Varianzaufklärungsverhältnisse deuten darauf hin, dass Mädchen
stärker von den elterlichen Positionen beeinflusst werden als Jungen.
Weiterhin scheinen Mädchen eher von den wahrgenommenen mütterlichen Positionen
geprägt zu werden als von den väterlichen. Vor dem Hintergrund der sozial-kognitiven
Lerntheorie (Bandura, 1979) sind diese Unterschiede zu erklären. Für eine Transmission von
Werten oder Eintellungen ist es eine Grundvoraussetzung, dass diese möglichst akkurat
wahrgenommen werden (Grusec & Goodnow, 1994). Perzipierte Nähe fördert nun zum einen
eine Wahrnehmung der elterlichen Positionen (Funder, 1995) und zum andern die Effektivität
von Modelllernprozessen (Bandura, 1979). Nun berichten Mädchen bezogen auf ihre Mutter
eine maximale Nähe zu den Eltern (Schneewind & Ruppert, 1995). Daraus resultieren eine
bessere Wahrnehmung und somit eine höhere Korrespondenz zwischen den Einstellungen.
Die Ergebnisse der Moderationsanalysen die Klassenstufe betreffend deuten darauf hin,
dass die Wahrnehmungen der elterlichen Orientierungen mit steigendem Alter zutreffender
werden. So ist beispielsweise die Varianzaufklärung der Wahrnehmungen durch die
tatsächlichen Einstellungen der Eltern unter älteren Jugendlichen höher. Parallel dazu werden die
Pfade von den Einstellungen der Jugendlichen auf die Wahrnehmungen geringer, was den
Schluss nahe legt, dass ältere Schüler im geringeren Ausmaß projizieren (vgl. Gniewosz et al.,
2003).
Wie konstruieren Jugendliche ihre Repräsentationen der Einstellungen ihrer Eltern? Wir
nehmen an, dass es sich bei dieser Einschätzung um das Ergebnis sozialer Vergleichsprozesse
handelt. Mussweiler (2003) stellte ein Modell auf, das für soziale Vergleichsprozesse drei
Einstellungen gegenüber Ausländern 18
Schritte annimmt: 1. holistische Einschätzung der Ähnlichkeit; 2. positive / negative
Teststrategie, wobei konsistente Gedächtnisinhalte aktiviert bzw. selektiv gesucht werden; 3.
Evaluation. Dieses selective accessibility model macht wenige konkrete Annahmen über den
ersten Schritt. Motivationale und fähigkeitsbezogene Mechanismen werden in diesem
Zusammenhang erwähnt. Die Annahme lautet, dass eine positive Teststrategie in Normalfall
angewendet wird (ebd.). Unsere hohen Korrelationen zwischen den eigenen Einstellungen der
Jugendlichen und den Wahrnehmungen könnten in dieser Weise interpretiert werden. Die erste
Einschätzung wird durch leicht zugängliche Eigenschaften von Judge und Target beeinflusst. Die
dargestellten Ergebnisse zeigen, dass die Projektionen bzgl. der Mutter für Mädchen höher sind
als bzgl. des Vaters. Folgt man der vorgeschlagenen Interpretation für die Unterschiede in der
Wahrnehmungsakkuratheit, ist die perzipierte Nähe hier maximal (Schneewind & Ruppert,
1995). Diese Beziehungsqualität kann in dieser ersten holistischen Einschätzung als Indikator für
eine a priori-Ähnlichkeitsannahme dienen. Projektive Prozesse können nun in der folgenden
positiven Hypothesenteststrategie greifen, indem vorrangig hypothesenkonforme, sprich
Kongruenz konstruierende, Gedächtnisinhalte abgerufen werden. Projektionen können als
Aktivierung selbstreferenzieller Gedächtnisinhalte in der Einschätzung der elterlichen Positionen
verstanden werden, d.h. die Unterstellung der eigenen Sichtweise.
Gleichzeitig ergaben sich in der jüngsten Altersgruppe maximale Projektionspfade. Wir
können anhand unserer Daten motivationale und fähigkeitsbasierte Prozesse nicht trennen, aber
beide scheinen plausibel. Fortschritte in der sozial-kognitiven Entwicklung auch nach der
Pubertät sind belegt (Detternborn & Boehnke, 1994; Eisenberg et al., 1995; Flavell et al., 1993;
Lohaus & Larisch, 1993). Weiterhin fördern kognitive Kompetenzen die empathic accuracy
(Davis & Kraus, 1997; Lippa & Dietz, 2000). Ältere Schüler in unserer Untersuchung nehmen
Einstellungen gegenüber Ausländern 19
die Positionen von Vater und Mutter akkurater wahr. Es wird argumentiert, dass Projektionen am
stärksten zum Tragen kommen, wenn der tatsächliche Konsens unklar ist (Hogg & Mullin,
1999). Sind die realen Einstellungen bekannt (z.B. akkurat wahrgenommen), gibt es weniger
Spielraum für Projektionen. Auf der anderen Seite sinkt die Wahrscheinlichkeit, den
Vergleichsprozess mit einer Ähnlichkeitshypothese zu beginnen, wenn Jugendliche anfangen,
sich im Individuationsprozess von den Eltern abzugrenzen (Cooney, 1997; Cooper, Grotevant &
Condon, 1983; Grotevant & Cooper, 1986; Youniss & Smollar, 1985). Ältere Jugendliche sollte
demnach weniger motiviert sein, ihre Positionen auf die Eltern zu projizieren.
Die gesamte Argumentation folgt der Logik, dass Projektionen und akkurate
Wahrnehmungen in einem negativen Zusammenhang stehen. Wenn Positionen akkurat
wahrgenommen werden können, wird weniger projiziert. Da sich vermutlich die verschiedenen
Bedingungen für eine effektive Transmission (Cavalli-Sforza & Feldman, 1981; Funder, 1995;
Grusec und Kuczynski, 1997) über eine bessere Perzeption der elterlichen Positionen auf die
Projektionsneigungen auswirken werden, sollten diese ebenso Antezedenzbedingungen für das
Zusammenspiel von Perzeption, Transmission und Projektion darstellen. Wenn das familiäre
Umfeld so gestaltet ist z.B. über einen autoritativen Erziehungsstil, dass eine effektivere
Transmission stattfindet, impliziert dies, dass die Haltungen der Eltern wahrgenommen werden.
In der Folge sinkt vermutlich die Wahrscheinlichkeit, den Eltern die eigenen Positionen zu
unterstellen.
Weiterhin sind es die Eltern nicht allein, welche die sich entwickelnden Einstellungen
ihrer Kinder beeinflussen. Gerade bei älteren Schülern beginnen andere Sozialisationsagenten,
für die Bildung einer politischen Identität wichtig zu werden (Sherrod et al., 2002; Silbiger,
1977), was sich in geringerer elterlicher Transmission niederschlagen sollte.
Einstellungen gegenüber Ausländern 20
Bei der Interpretation unserer Ergebnisse sind einige Einschränkungen gegeben. Wie
schon angesprochen ist es in unserem querschnittlichen Design nicht möglich, Aussagen über
Wirkrichtungen zu treffen. Trotz unseres Versuches, Transmissions- und Projektionsprozesse zu
modellieren, sind Längsschnittanalysen erforderlich, um klare Evidenz für beide Prozesse zu
erhalten. Darüber hinaus können wir nicht ausschließen, dass die hohen Korrelationen zwischen
den Einstellungen der Jugendlichen und den Wahrnehmungen durch Methodenkovarianz
gestiftet wird, da die Schüler nacheinander ihre eigene Zustimmung und die angenommenen
Zustimmungen der Eltern zu den vorgelegten Items angeben sollten. Allerdings ist
hervorzuheben, dass Arbeiten, die Auskünfte von Jugendlichen, deren Wahrnehmungen der
Eltern und die tatsächlichen Eintellungen der Eltern einbeziehen, unseres Wissens nach eine
Ausnahme in diesem Feld darstellen. Ein weiterer Vorteil unserer Arbeit besteht darin, dass sie
auf einer beträchtlichen Stichprobe von Jugendlichen über drei Altersstufen hinweg mit
verschiedenen sozialen Hintergründen basiert. Auch wenn die Studie nur ein erster Schritt sein
kann, bietet sie doch neue Einsichten in die sozial-kognitive Entwicklung Jugendlicher sowie die
Entwicklung von sozialen Einstellungen in der Adoleszenz und ergänzt die Arbeiten zu sozialen
Projektionsprozessen, die hauptsächlich aus experimentellen Settings stammt, um die Feld- und
Entwicklungsperspektive.
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Einstellungen gegenüber Ausländern 30
Tabelle 1
Cronbachs Alphas, Mittelwerte und Standardabweichungen der Einstellungsskalen nach
Geschlecht, Schultyp und Alter sowie Interkorrelationen
Kind Wahrn.
Mutter
Wahrn.
Vater
Mutter Vater
Männlich 2.57 (.76) 2.46 (.70) 2.55 (.75) 2.31 (.68) 2.34 (.72)
Weiblich 2.46 (.72) 2.51 (.67) 2.60 (.69) 2.48 (.72) 2.53 (.74)
Regelschule 2.75 (.72) 2.69 (.65) 2.79 (.68) 2.63 (.75) 2.67 (.75)
Gymnasium 2.35 (.71) 2.34 (.67) 2.42 (.70) 2.29 (.65) 2.34 (.71)
Klasse 6 2.53 (.72) 2.51 (.71) 2.53 (.74) 2.39 (.69) 2.44 (.71)
Klasse 8 2.59 (.73) 2.55 (.68) 2.63 (.70) 2.37 (.72) 2.45 (.78)
Klasse 10 2.43 (.76) 2.42 (.65) 2.55 (.72) 2.45 (.70) 2.46 (.72)
Gesamt 2.52 (.74) 2.47 (.68) 2.58 (.72) 2.40 (.70) 2.43 (.73)
Cronbachs Alpha .83 .79 .80 .84 .84
Wahrnehmung Mutter .81**
Wahrnehmung Vater .79** .86**
Mutter .32** .39** .39**
Vater .30** .34** .40** .65**
Einstellungen gegenüber Ausländern 31
Tabelle 2
Regressionskoeffizienten der Grundmodelle und in Abhängigkeit von Geschlecht und
Klassenstufe
T 1a MK VK MWM VWV WMK WVK
Gesamt .22 .21 n.g. n.g. n.g. n.g.
T2b MK VK MWM VWV WMK WVK
Gesamt n.s. n.s. .31 .37 .52 .36
männlich n.s. n.s. .23 .32 .42 .48
weiblich n.s. n.s. .38 .41 .62 .26
Klasse 6 n.s. n.s. .17 .22 .54 .41
Klasse 8 n.s. n.s. .41 .44 .59 .36
Klasse 10 n.s. n.s. .35 .40 .42 .38
P1c MK VK MWM VWV K WM KWV
Gesamt .22 .21 .15 .22 .78 .74
männlich n.s. .29 .11 .19 .80 .78
weiblich .36 n.s. .15 .22 .79 .72
Klasse 6 n.s. .33 .08 .11 .89 .87
Klasse 8 .32 n.s. .21 .25 .78 .76
Klasse 10 .34 n.s. .19 .27 .68 .64
Anmerkungen: N=1287; n.s. = nicht signifikant
a Transmissionsmodell 1
b Transmissionsmodell 2
c Projektionsmodell
Einstellungen gegenüber Ausländern 33
WVK WMK
VK MK
MWM VWV
Intoleranz
Kind
Intoleranz
Mutter
Wahrn. Intoleranz
Mutter
Intoleranz
Vater
Wahrn. Intoleranz
Vater
M - Intoleranz Mutter
V - Intoleranz Vater
WM - Wahrnehmung
Intoleranz Mutter
WV - Wahrnehmung
Intoleranz Vater
K - Intoleranz Kind
Einstellungen gegenüber Ausländern 34
Fußnoten
1 Die Regelschule umfasst in Thüringen Haupt- und Realschulklassen und stellt die zweite
wesentliche Schulform neben den Gymnasien dar.
2 In der Fehlerkovarianzmatrix (TE) wurden die Diagonale (Fehlervarianzen) und die
Kovarianzen der Fehler jener manifesten Variablen, die sich auf parallel für alle Personen
formulierte Items beziehen, frei geschätzt (vgl. correlated uniqueness; Marsh, 1992), um die
daraus resultierende Methodenvarianz zwischen den Items zu kontrollieren. Die Skalierung der
latenten Variablen erfolgte indirekt (eine Ladung wurde auf den Wert 1 fixiert; die Varianzen
frei geschätzt). Die Kovarianzen zwischen den Fehlern der latenten Variablen (PS-Matrix),
welche Ähnlichkeiten zwischen Mutter und Vater (sowohl bzgl. tatsächlicher als auch
wahrgenommener Einstellungen) abbilden, wurden frei geschätzt.
3 Da zu einem erheblichen Anteil die tatsächlichen Elternauskünfte nicht verfügbar waren und
somit geschätzt werden mussten, wurden um zu testen, ob die Ersetzung der fehlenden Werte
über die FIML-Methode zu Verzerrungen in den Ergebnissen führt, die Ausgangsmodelle für
eine Stichprobe mit fallweisem Ausschluss der fehlenden Werte wiederholt. Die Ergebnisse der
Analysen, nun basierend auf 535 vollständigen Triaden unterschieden sich nur unbedeutend von
den berichteten, so dass in der Folge weiter mit dem Ausgangsdatensatz von 1312 Schülern
gearbeitet wurde. Die Ergebnisse dieser reduzierten Stichprobe werden aus
Übersichtlichkeitsgründen nicht berichtet, können allerdings beim Erstautor angefordert werden.