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GIANFRANCO MILETTO Der Mortarafall vor dem Beginn der Einheit Italiens Neue Urkunden aus dem Vatikanischen Archiv I. Der Fall Edgardo Mortara' Ende August 1852 wurde ein 17 Monate altes judisches Kind in Bologna heimlich von einem christlichen Kindermadchen aus religiosen und Gewissensgrunden getauft. Trotz jedes gesetzlichen Verbotes hatte das Madchen das Kind getauft, weil es schwer erkrankt war und sein Tod drohte. Es handelte sich um eine Nottaufe, die einem Sterbenden (in

Der Mortarafall vor dem Beginn der Einheit Italiens

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GIANFRANCO MILETTO

Der Mortarafall vor dem Beginn der

Einheit Italiens

Neue Urkunden aus dem Vatikanischen Archiv

I. Der Fall Edgardo Mortara'

Ende August 1852 wurde ein 17 Monate altes judisches Kind in

Bologna heimlich von einem christlichen Kindermadchen aus religiosen und Gewissensgrunden getauft. Trotz jedes gesetzlichen Verbotes hatte das Madchen das Kind getauft, weil es schwer erkrankt war und sein Tod drohte. Es handelte sich um eine Nottaufe, die einem Sterbenden (in

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articulo mortis, wie das kanonische Gesetz lautet) gespendet wurde. Das Kind überlebte aber und wuchs bis kurz vor Vollendung seines 6. Lebensjahres in seiner Familie auf. Das Madchen, das die Taufe spen- dete, war tief darüber betrübt dal3 das getaufte Kind als Jude erzogen wurde und gestand einer Freundin', dal3 sie einige Jahre zuvor das Kind heimlich getauft hatte. Das Heilige Offizium, das Nachricht von dem Fall erhielt, befahl daraufhin, das Kind von seiner Familie zu entfernen, um so eine christliche Erziehung zu gewahrleisten. Die papstliche Polizei (damals geh6rte Bologna noch zum papstlichen Staat) führte den Befehl aus und in der Nacht zum 25. Juni 1858 wurde das Kind nach Rom in ein kirchliches Institut gebracht. Die Entscheidung des Heiligen Offiziums loste eine heftige internationale Diskussion aus, deren Hinter-

grunde im folgenden analysiert werden sollen. Als Mortara 19 Jahre alt war, wollte er Priester werden. Nach der

piemontesischen Eroberung von Rom im Jahre 1870, mul3te er von Rom ins Ausland fliehen, um sowohl dem auf ihn ausgeübten Druck seiner Familie als auch der Wehrpflicht zu entgehen. Als Theologieprofessor und hochgebildeter Mann (er konnte 9 Sprachen), lebte er meistens im Ausland. Er starb am 11. Marz 1940 im Stift Bouhay in Belgien.

II. Politische Hintergründe und Reaktionen der Presse

Die Affare Mortara wurde kurz vor dem Gipfeltreffen von Plombières s

bekannt, als uber die Einigung Italiens verhandelt wurde und Cavour, der Kanzler des Konigreichs Sardinien (Piemont) versuchte, den unschlfs-

sigen Napoleon III. zu beeinflussen, mit dem Ziel, ein politisch-milita- risches Bfndnis mit Piemont gegen Osterreich abzuschlieBen.

Dal3 die Diskussion iiber die Taufe des kleinen Mortara nicht nur von einer humanitaren und religiosen Gesinnung, sondern auch von politi- schen Interessen verursacht wurde, ist keine neue Vermutung, aber

bislang nicht durch ausreichende Beweise belegt.3 3

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Die ersten Reaktionen erfolgten aus dem liberalen Lager aus Bologna und aus den judischen piemontesischen Gemeinden, die die englischen und franzosischen informierten.4 Besonders aktiv war die Gemeinde von

Alessandria, wo die Familie Mortara Verwandte hatte. Aus Bologna benachrichtigte der Marquis Gioacchino Napoleone

durch seinen Sekretar Federico Vellani seinen Cousin, Napoleon 5

Die Tatsache der Entfuhrung des Kindes konnte nicht mit Stillschwei-

gen ubergangen werden, insbesondere nicht in der liberalen und kirchen- feindlichen Presse.

In Piemont wurde die Nachricht durch die genuesische Zeitung Il Corriere Mercantile6 verbreitet, die ihren Korrespondenten aus Bologna am 26. Juni 1858 zitierte. Die Notiz wurde am 4. Juli von der auflagen- stdrkeren Zeitung L'Opinione' in einer Kurznachricht mit der Ober- schrift "Religiose Verfolgung" wiederholt. Das kirchenfeindliche Volksblatt La Gazzetta del Popolo8 erwähnte diesen Vorfall erst am 30. Juli.

Interessant ist, daB die beiden piemontesischen Zeitungen9 bis Mitte

August Uber die Entffhrung nicht mehr berichteten. Zum selben Zeit-

punkt richteten die piemontesischen Gemeinden einen Appell an die Gemeinden in London und Paris, um das Interesse der jeweiligen Regie- rung fiir diesen Vorfall zu gewinnen.

L'Opinione und La Gazetta del Popolo ver6ffentlichten am 12.

August auf der Titelseite in grol3er Aufmachung den von den piemontesischen Gemeinden erlassenen Aufruf. Darauf folgten lange Leitartikel, die die

ganze Titelseite ausfullten, in La Gazzetta del Popolo am 13. August und in L'Opinione am 15. August. In diesen Artikeln wurde die Verquickung von weltlicher und geistlicher Macht und ihre Folgen betont.

L'Opinione beabsichtigte, wie die ganze liberale Presse (zu der auch die offizielle Zeitung der piemontesischen Regierung, La Gazzetta

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Piemontese gehörte), "den herzzerre10enden Vorfall von Bologna" zu verbreiten und ,;diese barbarische Tat, deren sich jede Regierung, die weder pdpstlich noch tiirkisch ist, schamen wurde," hart zu verurteilen.

L'Opinione verglich die tiirkische Regierung, die "wegen der Barbarei des Landes ... der Unwissenheit und mohammedanischen Fanatismus" nicht imstande sei, die Reformen durchzusetzen, mit dem papstlichen Staat, und fiihrte aus: "einerseits gibt es ein Volk, das nach jenen Rechtsgebilden, die Zivilisation bezeugen und Erbe der freien Staaten sind, strebt, das die Freiheit fiir alle liebt und mag, und regiert werden mochte, wie alle zivilen Staaten regiert werden, auf der anderen Seite

gibt es eine Regierung, die in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts das Geistliche mit dem Weltlichen vermengt, das Heilige Offizium erhalt, und obwohl sie unfdhig ist, die offentliche Sicherheit zu schützen, die Provinzen von Raubern zu saubern und das Leben sowie das Eigentum der Untertanen zu verteidigen, prunkt sie damit, mit ihrer Kraft ein

sechsjahriges Kind der mftterlichen Brust zu entreiBen!" 10 Es wurde der

Gegensatz zwischen dem Naturrecht der vaterlichen Gewalt, das verletzt wurde, und dem gesetzten kanonischen Recht, das die Taufe eines

unmundigen Kindes ohne Einverstandnis seiner Eltern fiir gultig halt, nachdriicklich betont. Die Kirche, setzte die Zeitung fort, sei nur gegen- iiber den Schwachen stark, aber sie werde vorsichtiger, wenn es sich um

protestantische Untertanen von machtigen Regierungen, wie GroBbri- tannien, Holland und Deutschland handele. Wie hatte sich die Kirche verhalten, wenn Mortara franz6sischer Untertan gewesen ware ? Die Gewalttat, die die Kirche gegenuber den Schwacheren und Schutzlosen verube, mache ihr Verhalten noch verabscheuungswurdiger. "Der Graf von Cavour muB auch dieses Ereignis zu den vielen anderen, die die

MiBregierung von Rom beweisen, hinzuffgen. Der papstliche Hof über- nimmt es selbst, taglich Beweise iiber die von dem Grafen Cavour wahrend des Kongresses von Paris kfhn behauptete Wahrheit zu erbrin-

gen." Die papstliche Regierung ist,,eine theokratische Regierung, in der die weltliche mit der geistlichen Ordnung vermengt wird ... eine Regie- rung, die ein wahrer Anachronismus und eine Beleidigung fiir die Zivilisation des 19. Jahrhunderts geworden ist"."

Ahnlich, wenn auch mit groberen und heftigeren Tonen, wurde in dem Artikel der La Gazzetta del Popolo argumentiert.

Die piemontesischen, regierungsfreundlichen Zeitungen wiederhol- ten die Behauptungen, die der Graf von Cavour vor den europaischen Machten auf3erte: die italienische Lage sei explosiv gewesen und drohte, den europaischen Frieden zu gefahrden. Eine Lage, die durch die MiB-

regierung in den nach veralteten Grundsatzen regierten papstlichen Staaten, wo die offentliche Verwaltung katastrophal war und das Banditenwesen herrschte, noch komplizierter geworden sei.

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Die Artikel, die bis Anfang Oktober erschienen, 12 berichteten iiber die von verschiedenen Seiten eingereichten Bittschriften fiir die Freilassung von Mortara und iiber Artikel der auslandischen, insbesondere der franzosischen Presse.

In Frankreich hatte die liberale Presse (zum Beispiel: Le Journal des D6bats, Le Pays, Le Constitutionnel, La Presse, Le Courrier de Paris; und die auf französisch erschienenen belgischen Zeitungen L'Independence Belge, La Revue des Deux Monds) gleichzeitig und in Obereinstimmung mit den piemontesischen Zeitungen heftige Anklagen gegen Rom erho- ben und den Heiligen Stuhl streng kritisiert. Sie forderten die franzbsi- sche Regierung, die damals mit ihren Truppen den papstlichen Staat

verteidigte, auf, dem Heiligen Offizium keine Hilfe zu leisten. Die Stellung von Napoleon III. war in der Tat sehr schwierig. Es war

Frankreich, das mit seinem Kontingent in den papstlichen Staaten die Ordnung und die Unabhangigkeit sicherte. Fur die 6ffentliche Meinung war die franz6sische Regierung diejenige, die den grol3eren Einflul3 auf die papstliche Regierung ausuben konnte. Die liberalen piemontesischen und franzbsischen Zeitungen versaumten es nicht, darauf hinzuweisen.

Wortfiihrer der Mil3billigung der franzosischen Regierung iiber den Mortarafall war der franzosische Botschafter beim Heiligen Stuhl, der

Herzog von Grammont, der,,nicht ohne Scharfe und Härte" 13 sowohl bei Kardinal Antonelli, Staatssekretdr, als auch beim Papst selbst, Pius IX., protestierte. Dal3 diese Proteste nichts bewirkten, verargerte die franzo- sische Regierung, die den Plan hatte, den kleinen Mortara rauben und mit Hilfe der piemontesischen Regierung nach Genua bringen zu lassen.

So schrieb der piemontesische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Graf Pes della Minerva, an Cavour am 9. Oktober: "... die Reizung des

Herzogs von Grammont far den Fall des Juden Mortara hatte in den letzten Tagen den Hohepunkt erreicht: als der Herzog mit mir spazieren- ging, fragte er mich, ob es Schwierigkeiten geben wurde, das Kind in

Empfang zu nehmen, wenn es in Genua ausgeschifft wurde ; ich sagte nein, wenn nur jemand das Kind hinbrdchte, und jemand da ware, um es in Empfang zu nehmen. Dann brachte er die Idee auf, das Kind entffhren zu lassen und mit einem franzosischen Schiff wegzubringen.

Er bat mich jedoch um absolutes Stillschweigen, damit der Plan nicht

gefahrdet wurde und den Priestern ein mauvais tour vorgespielt werden k6nnte." ??

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Auch der papstliche Nuntius in Paris, Mons. Carlo Sacconi, teilte dem Kardinal Antonelli am 22. Oktober mit, daB der franzosische AuBenmi- nister, Graf Walewski, ihm den VerdruB Napoleons III., und auch seinen

eigenen ausgesprochen hatte, weil der Heilige Stuhl hartndckig darauf bestand, das Kind seiner Familie nicht zurfckzugeben. Walewski be-

hauptete, daB Druck von verschiedenen Seiten und verschiedenen Regie- rungen ausgeübt wurde, damit sich die franz6sische Regierung beim

Heiligen Stuhl fiir die Familie Mortara einsetzen würde.15 Auch der papstliche Internuntius in Den Haag, Mons. Settimio Vecchiotti, berich- tete am 23. Oktober durch seine Depesche uber ein Gesprach mit dem hollandischen AuBenminister, Freiherr von Gottstein. Der hollandische AuBenminister wurde von franzosischen Diplomaten ausführlich iiber den Fall von Bologna aufgeklart und zeigte sich besser informiert als der Nuntius selbst. Dennoch akzeptierte die hollandische Regierung, daf3 der

Heilige Stuhl nicht mehr von seinem Standpunkt abrucken konnte und beschrankte sich darauf, einen formellen Protest einzulegen, "um den

judischen Druck zu befriedigen" und zu verlangen, daB man zukfnftig daffr Sorge tragen musse, daB ahnliche Vorfalle nicht mehr geschehen k6nnten. 16

Der Heilige Stuhl hatte solche Protestreaktionen weder von der Presse noch von der Diplomatie erwartet. Man mul3te Abhilfe schaffen, d.h., die Offentlichkeit iiber die theologischen Grundsatze, die das Handeln des

Heiligen Stuhles bestimmten, unterrichten und die politische Isolierung von den europaischen Machten vermeiden.

Der Heilige Stuhl war ubrigens nicht ohne Grund wegen der Haltung der franzosischen Regierung besorgt. So teilte der Nuntius in Paris dem Staatssekretdr Kardinal Antonelli in einem Postskriptum der Depesche vom 22. Oktober mit, daB ein am 16. Oktober in Le Constitutionnel erschienener Artikel, obwohl er vom Chef-Redakteur Monsieur Rene unterschrieben war, moglicherweise direkt von der Regierung beeinflul3t worden sei. Trotz seines ehrfurchtsvollen Tones war der Artikel sehr kritisch gegenuber dem Heiligen Stuhl, so daB der Nuntius seine Vermu-

tung bestdtigt fand. "Monsieur Mir6s", schrieb der Nuntius, "hat einen seiner Angestellten zur Redaktion der L' Univers17 geschickt, um ver6f- fentlichen zu lassen, daB die Eigentfmer der Zeitung mit diesem Artikel nichts zu tun hatten. Dieser Artikel wurde der Redaktion aufgezwungen.

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Er hatte sich wohl davor gehütet, diese Meinungen zu aul3ern, schon weil seine Frau und seine Tochter katholisch sind und er nichts gegen diese

Religion hat und auch, weil er der pdpstlichen Regierung sehr dankbar ist."Il Aber ausschlaggebend sei gewesen, fdhrt der Nuntius fort, was ihm von einem "gut informierten Herrn, Senator des Kaiserreiches", Teilhaber von Mires & C. und deshalb auch Teilhaber der Zeitungen Constitutionnel und Pays, mitgeteilt worden sei. Die Eigentfmer der

Zeitung hatten mit diesem Artikel nichts zu tun, habe ihm der Senator mit der grol3ten Diskretion anvertraut, weil diese im Tausch gegen unbe- stimmte Vorteile, unter anderem auch den, als erste von allen anderen

Zeitungen die Ministerialbeschliisse zu erfahren, "die Redaktion des

politischem Teils beider Zeitungen vollig dem Willen der Regierung unterstellt haben. Deswegen haben sie den Wunsch der Regierung, Monsieur Rene, frfher Beamter im Kriegsministerium, als Chef-Redak- teur einzustellen, akzeptiert." "Monsieur Rene", enthiillte der Senator dem Nuntius, "geht regelmal3ig zu den Ministerien, um die Artikel abzuholen und Anleitungen zu erhalten, um sie nach den Wünschen der

Regierung zu verfassen." Der Nuntius riet Antonelli, um eine offizielle

Auseinandersetzung mit der franzosischen Regierung zu vermeiden, sich nicht bei der franzosischen Regierung zu beschweren, damit sich die schon schwierigen diplomatischen Beziehungen nicht weiter verschlech- terten. Er riet, sich nicht zu aul3ern "uber die hemmungslose Freiheit und, ich wurde sagen, fast Ausschweifung, die in diesem Moment der fran- zosischen demokratischen Presse erlaubt wird, die papstliche Regie- rung, den Heiligen Stuhl, den Heiligen Vater selbst und den Katholizis- mus anzugreifen und sogar zu behaupten, dal3 derselbe nicht mehr der modernen Zivilisation entspricht und deshalb mit einer anderen Religion auszutauschen ist", und schldgt vor: "sehr vorsichtig und feinfiihlig zu handeln, so dal3 man auch nicht den geringsten Grund findet, beleidigt zu sein. Da es Vorurteile gibt und vielleicht in diesem Moment auch die

Stimmung uns gegenuber nicht so gut ist, konnen wir, wenn das Selbst-

gefiihl dieser Regierung, oder dessen, der ihre Angelegenheiten fuhrt, verletzt wurde, Gefahr laufen, sie noch mehr zu verargern und sie noch mehr abweichen zu sehen, statt sie auf jenen Weg zum Heiligen Stuhl zu leiten, den sie verfolgen muB."11

Der Artikel war sonntags, einen Tag nach der Ministerversammlung, erschienen. Man konnte also vermuten, daB wahrend der Sitzung des

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Ministerrates iiber diesen Artikel gesprochen, wenn er nicht sogar dort verfal3t worden war. Der Nuntius machte darauf aufmerksam, dal3 sich die Kirche in einer peinlichen Lage befande : einerseits mJsse man die

Glaubigen, die von so vielen Skandalblattern verwirrt seien, unterrich- ten, aber andererseits vermeiden, den Eindruck zu erwecken, man recht- fertige sich und wolle die Beschlusse des Heiligen Stuhles der Offent- lichkeit unterbreiten. Es mJsse eine geeignete Art gefunden werden, wie zum Beispiel die Veroffentlichung eines an die Bisch6fe gerichteten Briefes, "ohne den Anschein zu erwecken, der Offentlichkeit eine ver-

langte und schon erwahnte Rechtfertigung zu geben". Antonelli bemtihte sich, den oben dargestellten Richtlinien entsprechend zu handeln, also das Handeln des Heiligen Stuhles zu verteidigen, ohne die Empfindlich- keit der europaischen Regierungen zu reizen, im besonderen Frankreich.

Al Kardinal Milesi-Pironi-Ferretti, ptpstlicher Ge sandter in Bologna forderte, die franzosische Zeitung Le Debats auf den Index zu setzen, 20 entgegnete Antonelli, "es ist weder gelegen noch vorsichtig, jetzt diese

Zeitung in jene einzuschliel3en, deren Einfiihrung in den pdpstlichen Staat untersagt ist".21

Um die Beweggründe des Heiligen Stuhles der Offentlichkeit darzu-

legen, zog Antonelli es vor, Vermittler einzuschalten und lie8 in den italienischen und europaischen Zeitungen vom Staatssekretariat verfaf3- te Artikel veroffentlichen.

Die Kampagne begann am 13. Oktobermiteinem Artikel, den Antonelli dem papstlichen Vertreter in Mailand mit der Vorgabe sandte, ihn in der reaktionaren Zeitung La Bilancia22 durch einen Mittelsmann zu publizie- ren.23 Einen anderen Artikel, den das Staatssekretariat bei Giacinto De Ferrari am 8. Oktober 1858 bestellte, sandte Antonelli dem papstlichen Nuntius in Madrid mit dem Auftrag, diesen "in einer der guten spani- schen Zeitungen" erscheinen zu lassen. 21

Um die Nuntien in die Lage zu versetzen, die Position der Kirche hinsichtlich des Mortarafalles zu verteidigen, versandte das Staats- sekretariat am 25. Oktober 1858 als Argumentationshilfe ein Rund-

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schreiben25, in dem die von dem Ehepaar Mortara vorgebrachten Griin- de26 fiir die Freilassung ihres Sohnes durch historische, theologische und kanonische Auslegungsbelege angefochten wurden.

Anfang Oktober begannen die katholischen Zeitungen, die bis dahin

geschwiegen hatten, eine Kampagne zur Verteidigung des Heiligen Stuhles und inszenierten bis Mitte November eine heftige Auseinander-

setzung mit den liberalen und kirchenfeindlichen Zeitungen. In Frankreich war es vor allem L' Univers, die diese Rolle fbernahm,

in Piemont L' Armonia.27 Die katholischen Zeitungen griffen die Verteidigungsstrategie der

Zeitschrift der Jesuiten La Civiltd Cattolica auf.28 Sie bestand aus drei

Hauptpunkten: 1) es sei historisch bewiesen, daB die Kirche immer versucht habe zu verhindern, daB die Taufe den Nichtkatholiken heim- lich und mit Gewalt gespendet werde. Die kanonische Verordnung, die

den judischen Familien die Anstellung von christlichem Dienstpersonal verbiete, habe auch die Intention, ahnlichen von zu eilfertigen Christen verursachten Vorfallen, wie dem Mortarafall, vorzubeugen; 2) die for- mell gespendete Taufe, auch wenn invitis parentibus, solle in jeder Hinsicht fiir gfltig gehalten werden. Die Kirche sei verpflichtet, die Gnade des Sakraments zu verteidigen, das als Gottesrecht uber jedem anderen Recht, das Naturrecht der vaterlichen Gewalt inbegriffen, stehe; 3) auch im Falle des Ehepaares Cremieux, dessen Neugeborenes ohne Wissen der Eltern 1840 von einer christlichen Amme getauft worden sei, habe die Kirche die gleiche Haltung eingenommen, ohne zu berdcksich-

tigen, dal3 es sich um Untertanen eines machtigen Staates wie Frankreich handele. Das Kind sei mit der Bedingung zurückgegeben worden, da(3 die franz6sische Regierung die christliche Erziehung des Kindes ge- wdhrleisten werde.

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Die heftigen Auseinandersetzungen, die der Mortarafall ausloste, machen deutlich, dal3 nicht die Freilassung des Kindes, sondern vielmehr

politische Kraftspiele im Vordergrund standen. Dies belegt ein Brief, den Cavour am 25. November 1858 dem Marquis Salvatore Pes di

Villamarina, piemontesischer Botschafter in Paris, schrieb: "Die mir von Ihnen übermittelten Nachrichten Rom betreffend sind offenbar vollig korrekt: sie stimmen mit anderen fberein, die mir aus verschiedenen Quellen zugekommen sind. Es ist positiv, daB Grammont witend ist, wenn nicht auf den Papst, so doch wenigstens auf den papstlichen Hof. Er hat den guten Einfall gehabt, den kleinen Mortara entfiihren zu lassen und nach Piemont zu bringen. Er hat dies Minerva 21 anvertraut, dem ich befohlen habe, Grammont zu unterstftzen, ihm aber die Hauptrolle in dieser Affare zu uberlassen. Nachdem Grammont gez6gert hat, hat er den Plan, vermutlich auf Befehl von Paris, aufgegeben. Der Kaiser war von dem Mortarafall angetan, wie von allem, was den Papst in den Augen Europas und der gemal3igten Katholiken blof3stellen konnte. Je mehr Beschwerden wir gegen den Papst vorbringen konnen, desto einfacher wird es fiir den Kaiser sein, dem Papst jene Opfer, die die Reorganisation Italiens fordert, aufzuerlegen.

In dieser Hinsicht ist unsere Aufgabe sehr einfach. Wir mussen auf alle Falle die Bemuhungen des Kaisers hervorheben, um den Papst dahin zu bringen, eine vernunftigere politische Linie zu verfolgen. Wir mussen den Mut und die Energie von Grammont uberbetonen, und bedauernd zu dem SchluB kommen, dal3 die Haltung des Papstes deutlich macht, dal3 dessen weltliche Macht sich nicht mehr uber die Mauern von Rom hinaus s erstrecken darf. 1130

Aber die polemisch gefuhrte Auseinandersetzung überstieg die Wfn- sche der franzosischen Regierung. Die katholischen Zeitungen, von der L' Univers angeführt, hatten die Katholiken aufgerufen, ihre Kirche zu

verteidigen, weil sie sich vor Ausschweifungen der kirchenfeindlichen

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Zeitungen ffrchteten. Im Inland brauchte Napoleon III. jedoch die

Unterstutzung der katholischen Partei und deshalb konnte er au Ben-

politisch nicht die von Cavour favorisierte Losung der problematischen Angelegenheit, namlich die Abschaffung der weltlichen Macht des

Papstes, vertreten. Der Nuntius in Paris schickte schon am 2. November eine Depesche

nach Rom, in der er iiber die Fortschritte von L' Univers im Kampf gegen die kirchenfeindlichen Zeitungen berichtete. Die Redakteure von L' Univers wurden vom Nuntius nicht beeinflul3t, sie bekamen von ihm nur Aus- künfte mit grol3er Diskretion. Danach fuhr der Nuntius fort: "Jedoch habe ich Grund zu glauben, dal3 diese Regierung weder weiterhin insistieren noch in dieser Sache einen unangemessenen Druck auf den Heiligen Stuhl ausfben will.

Wenn diese Regierung, wie ich denke, eindeutig zu dieser Ansicht

gekommen ist, so geschieht dies - und das sollte man wiederholen - nicht, weil sie ihre Meinung Uber die Natur dieser Sache geandert hatte und auch nicht, weil sie die Uberzeugung gewonnen hatte, der Heilige Stuhl habe richtig gehandelt, sondern weil sie gemerkt hat, dal3 sie im

Begriff war, die Wunsche der Revolutionare zu sehr zu begunstigen und zu unterstützen, und dal3 den guten Katholiken zu einem grol3en Teil die

Augen ge6ffnet wurden und sie bereit waren, fiir den Heiligen Stuhl kuhn anzutreten ... Die kirchenfeindliche Presse selbst hat entweder ihren Ton

geandert oder angefangen zu schweigen. 1131 Eine Bestatigung der Weisung der franzbsischen Regierung, allen

Zeitungen jeglichen Kommentar in der Angelegenheit zu verbieten, wurde vom Nuntius in Paris am 23. November an den Staatssekretar

geschickt. 31 Auch der piemontesische Botschafter in Rom, Graf Pes della Minerva,

aul3erte sich am 23. November gegenuber Cavour dementsprechend: "... Es scheint, daB der Mortarafall begraben wird: einige Tage zuvor sprach der Herzog Grammont daraber und warf den Juden Dummheit vor, weil sie das Kind schon selbst hatten befreien mussen. Was aber hatten diese

Unglacklichen machen k6nnen, da ihnen die franzosische Polizei in keiner Weise geholfen hat? Der Papst hat sich hinter seiner Harmlosig-

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keit verschanzt. Vergeblich waren offizielle Einspr3che, die der franz6- sische Botschafter erhoben hat."33

III. Schluj3bemerkungen

Das letzte Jahrhundert hatte eine besondere Bedeutung fiir die Eini-

gung des italienischen Volkes. Die Unfahigkeit sowohl der piemontesischen Politiker als auch der romischen Kurie, eine friedliche und annehmbare

Losung der ,,r6mischen Frage" zu finden, verursachte einen erbitterten Streit, in dem die laizistischen und kirchenfeindlichen Parteiungen mit allen Mitteln versuchten, die Kirche anzugreifen und in Verruf zu

bringen. Der Mortarafall gab genug AnIaB, politischen Nutzen zu ziehen und ein geschickter Politiker wie Cavour nutzte gern diese Gelegenheit.

Er erkannte, dal3 Piemont ohne die Unterstutzung der europaischen Machte nie die Oberhand iiber Osterreich, das damals direkt oder indirekt auf mehrere italienische Fürstentümer einen groBen Einflul3 hatte, gewinnen wurde.

Deshalb mul3te die Frage der italienischen Einheit und des papstli- chen Staates zu einer internationalen Frage gemacht werden. Schon wahrend des Pariser Kongresses war es Cavour gelungen, Piemont die

Sympathie und Hilfe von England und Frankreich sicherzustellen. Vor allem konnte Frankreich als unmittelbarer und machtigster Nach-

bar Piemont sehr nutzlich sein. Cavour setzte alles daran, um den

unschltissigen Napoleon III. fir Piemont zu gewinnen. Napoleon III. seinerseits betrieb eine zweigleisige Politik. Seine

Innenpolitik war vom Konservatismus gepragt und von den Katholiken

gesttitzt, in der AuBenpolitik gefiel es ihm andererseits, sich liberal zu

geben. Zudem strebte Napoleon III. danach, daB Frankreich und nicht mehr

Osterreich die Vorherrschaft in Italien haben sollte. Daraus konnte Cavour geschickt Nutzen ziehen und beeinf1u13te Napolen III. dahinge- hend, ein politisches und militarisches BUndnis mit Piemont abzuschlie- l3en (Plombieres 20.-21. Juli 1858). Dieses Bfndnis hatte den II.

Unabhdngigkeitskrieg (26. April-10. November 1859) und die Ausrufung der italienischen Einheit (aul3er Rom und Venedig) am 17. Marz 1861 zur

Folge. Als Cavour merkte, daB der Mortarafall fiir Napoleon III. eine Recht-

fertigung seiner liberalen piemontfreundlichen AuBenpolitik gegenuber den reaktionaren katholischen Krdften sein konnte, zweifelte er nicht,

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einen politischen Nutzen daraus zu ziehen. Es ist in diesem Zusammen- hang bedeutungsvoll, dal3 die piemontesische regierungsfreundliche Presse in Übereinstimmung mit der franz6sischen erst Mitte August den Mortarafall in grol3er Aufmachung thematisierte.

Der Heilige Stuhl, seinerseits schon isoliert, wollte sicher nicht einen direkten diplomatischen Streit mit Frankreich, dessen Hilfe er brauchte. Es waren franzosische Truppen, die die Unabhangigkeit des papstlichen Staates, der kein eigenes Heer hatte, sicherten. Um die Stellung des Heiligen Stuhls zu verteidigen, wandte Staatssekretar Kardinal Antonelli die gleichen Waffen wie seine Gegner an: Die katholische Presse wurde mobilisiert.

Die Auseinandersetzung zwischen kirchenfeindlicher und kirchen- freundlicher Presse dauerte solange, bis Napoleon III. merkte, daB die konservativen katholischen Krafte anfingen, ihm Feind zu sein. Als er die Basis seiner Politik in Gefahr sah, zog er es vor, nachzugeben und jede antipapstliche Polemik in der Presse zu unterdrfcken.

Auch wenn personliche Uberzeugungen neben politischem Kalkfl sicher eine Rolle spielten, kann davon ausgegangen werden, dal3 viele Mitglieder der laizistischen und liberalen Partei nicht so sehr an Mortara und seiner Familie als vielmehr an der politischen Zweckmal3igkeit interessiert waren.

In dem damaligen politischen Spiel wurde das menschliche Drama der Familie Mortara schliel3lich zu einem vorubergehenden Werkzeug, das verwandt wurde, solange es nutzte.

Bei aller menschlichen Tragik, die die Familie Mortara traf, mul3 der Fall in der historischen Betrachtung wesentlich als politisches Ereignis betrachtet werden. In ihm fokussieren sich die verschiedenen Parteien.

Dokumentenanhang

1. Text der Depesche des Staatssekretars Kard. Giacomo Antonelli an den papstlichen Vertreter in Mailand.3a

Sig. Agente del Governo Pontificio Milano

Roma, 13 ottobre 1858

Si desiderebbe che nel giomale La Bilancia venisse con sollecitudine riportato sotto la rubrica "Corrispondenze particolari" 1'articolo redatto negli acclusi fogli. Nel farne pero 1'invito alla Direzione di quel giornale occorre che la S.V.I. prescinda del tutto dalle vie di ufficio: e quindi potra da Lei affidarsi la relativa pratica a persona di Sua fiducia,

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affinch6 la cosa abbia il carattere come di un invito di qualche privato corrispondente dell'azienda giornalistica. Ben s'intende che, ritenuta la materia dell'articolo, e in facolta della Direzione stessa il dare ai testi nostri quel cambiamento che possa meglio convenire in ragione dello stile proprio dei giornali.

Per cio che riguarda la spesa all'uopo occorrente, Ella avra cura di soddisfarvi, riportandone poscia la corrispondente partita nella consueta nota di spesa di officio.

2. Brief Kardinal Antonellis an den papstlichen Gesandten in Bologna Kard. Milesi-Pironi-Ferretti. 35

Em.ma Legato di Bologna,

Roma, 22 ottobre 1858

Tanto giusti sono i rilievi che V.E. affida al pregevole Suo foglio n.

1598, in ordine allo spirito, che anima il giornale francese D6bats, da dovere in essi onninamente convenire.

Peraltro, al molto di Lei accorgimento, non possono isfuggire i motivi

pei quali si renderebbe forse men opportuno o men prudenziale di porre ora il periodico medesimo nel novero di quelli, cui 6 vietata 1'introduzione nei Dominj Pontificj.

Formando quindi voti perch6 i suoi redattori, servendo alla verita e non alle passioni, recedano dal cattivo cammino in cui si trovano, io Le bacio devotissimamente le mani.

3. Depesche Nr. 97013 Kard. Antonelli an Mons. Carlo Sacconi, papstlichen Nuntius in Paris, vom 23. Oktober 1858.36

Ill.mo e Rev.mo Signore,

Roma, 23 ottobre 1858

Mi giungeva il dispaccio di V.S.Ill.ma e Rev.ma n.1129 nell'atto, che io disponevami a comunicarLe uno scritto a stampa col quale per opera di valente teologo si presero a confutare in ogni punto gli argomenti addotti in un Pro-memoria ed in un elenco di autorita allegatisi in corredo ed appoggio dell'istanza che i coniugi Mortara inoltrarono al S. Padre per la restituzione del neofito lor figliuolo Edgardo.

La confutazione, com'e naturale, colpisce ancor le prove di fatto onde

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si pretende avvalorare dai ricorrenti il loro reclamo: e quindi si 6 messa una speciale cura a mostrare come si passassero le cose nel 1840 circa il fatto della battezzata bambina figlia dei coniugi Montel-Cremieux risultando, com'Ella vedra, dalla relazione e dai riportati documenti, che la S. Sede si ricuso onninamente allarestituzione della fanciulla reclamata dai detti coniugi con intervento anche di ufficii della Legazione di Francia; e che nel concorso di alcune circostanze, tra le quali quella della sudditanza francese della medesima, divenne al partito di farla consegnare al Regio Rappresentante, esigendo pero da lui e riportandone preventivamente, qual condizione indeclinabile, la ufficiale assicurazione in nome del suo Governo dell'impegno che questo andrebbe ad assumere di far educare la reclamata bambina nella religione cattolica.

Dalla quale assicurazione la S.V. scorgera il tenore nella qui unita

copia conforme del relativo riscontro dato allora dal Rappresentante francese.

Per di Lei norma, debbo avvisarLa, che quanto Le viene da me trasmesso, deve servire per solo di Lei uso, dappoich6 tal comunicazione ha unicamente lo scopo di renderLa in grado di parlare nelle occorrenze con pieno possesso della materia e di rettificare le altrui idee in un fatto sul quale alcuni sono ben lungi dal formarsene un giusto concetto, perch6 preoccupati di un certo spirito d'indifferentismo; altri poi presero ad elevare importuni ed ingiuriosi clamori secondo il costume che hanno di cercare ogni occassione per dare alle cose un aspetto e carattere conforme al maligno loro genio di mettere odio contro la S. Sede.

Chiamandomi inteso di quanto Ella mi riferisce sopra altri importanti punti nel succitato dispaccio, Le confermo i sensi della mia pi6 distinta stima.

4. Depesche Nr. 97040 Kard. Antonelli an Mons. Lorenzo Barili, papstlicher Nuntius in Madrid, vom 23. Oktober 1858.11

Ill.mo e Rev.mo Signore,

Roma, 23 ottobre 1858

Atteso ho il volume a stampa che viene da me inviato a V.S.R.ma col mio contemporaneo dispaccio. Le trasmetto ne' qui annessi fogli un

progetto di articolo giornalistico ideatosi da zelante persona ecclesiastica a cagione dei tanti clamori che suscitavansi sul battesimo dell'ebreo fanciullo Mortara. Parrebbe opportuno che di tale articolo facesse inserzione in qualcuno de' buoni giornali spagnuoli a somiglianza di quel che si disse da primi periodici di altre parti in giustificazione del caso e delle

disposizioni prese dalla Chiesa sul battezzato fanciullo.

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Ella del resto avra facolta di dare all'articolo quelle modificazioni che nel molto suo sapere ed accorgimento Le sembrera forse poter convenire.

In attenzione di riscontro, mi pregio di confermarmi.

5. Rundschreiben des Staatssekretariats an die Nuntien in Wien, Munchen, Portugal, Spanien, Briissel, Neapel, Den Haag, Florenz, Luzem, und den Abt Tortone von Turin.38

Circolare n. 97015

Roma 25 ottobre 1858

Col mezzo di un valente teologo si prende a confutare i vari argomenti addotti in un Pro-memoria e Sillabo, onde si corredava la istanza inoltrata al S. Padre dai ben noti coniugi Mortara a fine di venir loro restituito il neofito figliuolo Edgardo.

In tale scritto a stampa, di cui per sola istruzione della S.V.I. e R.ma rimetto qui acclusa una copia, trovera Ella quanto puo servire e metterLa in grado di parlare nelle occorrenze con pieno possesso della materia, e di rettificare le altrui idee in un fatto, sul quale elevonsi importuni e

ingiuriosi clamori per parte di quelli che hanno il costume di cercare ogni occasione per mettere odio contro la S. Sede.

Con i sensi di vera stima mi confermo di V.S.Ill.ma

6. Depesche Nr. 1147 von Mons. Carlo Sacconi, papstlichem Nuntius in Paris an Kard. Antonelli, 23. November 1858.39

Oggetto: Determinazione presa da questo Governo per far cessare le attuali polemiche religiose

Parigi, 23 novembre 1858

Eminenza Reverendissima,

Quest'lmperiale Governo mosso dalle meritate lagnanze e da quelle di piu Vescovi, e di tanti benpensanti; inquietato dalle vaste proporzioni che il giornalismo rivoluzionario, per favorire i suoi pravi disegni aveva fatto prendere alla polemica dallo stesso suscitata per 1'affare Mortara,

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ed estesa a tanti altri punti religiosi; e malcontento per una certa attitudine aggressiva che s'era presa dall'Univers, e da altri buoni

giornali contra gl'Israeliti, ed in modo speciale contra il celebre rapporto del Principe Napoleone ed il decreto di nomina di quattro individui, perche ebrei, alla carica di Consiglieri di Dipartimento nell'Algeria; quest'lmperiale Governo, ripeto, s'e finalmente risoluto per tali motivi ad ordinare Domenica ora scorsa alla redazione di tutti i giornali di por termine ad ogni polemicareligiosa. Quest'ingiunzione cosi genericamente ed estesamente concepita, non potra essere strettamente osservata; ma

porra senza dubbio una remora alla intemperanza di tanti giornali, e fara tra qualche giorno completamente cessare ogni polemica sorta a motivo dell'affare Mortara. Dico tra qualche giorno, perch6, avendo li radattori dell'Univers voluto finire di riportare su quest'affare tutto 1'articolo della Civilta Cattolica, ch'essi avevano in parte stampato al ricevere il

suespresso avviso, i cattivi giornali si crederanno autorizzati a fare

qualche relativa osservazione, e replica, ed il Governo forse la tollerera . Siffatta disgustosa polemica mentre da un lato ha fatto un male non

lieve, per che vi han tratto motivo i nemici della S. Sede a tanti sfavorevoli commenti contra la stessa, li quali hanno fatto impressione sulle masse mancanti d'istruzione, o portate a giudicare le cose a seconda dei loro sentimenti di famiglia; ha da un altro lato prodotto qualche vantaggio coll'aprire gli occhi a tanti buoni cattolici qui malprevenuti, e col porre in evidenza certe verita, che in questo Paese erano prima ignorate anche da non pochi ecclesiastici.

Inchinato al bacio della Santa Porpora, ho 1'onore di confessarmi con

profondissimo ossequio di Vostra Eminenza Reverendissima.

Umilissimo, Devotissimo, Obbedientissimo S.re Carlo Vescovo di Nicea Nunzio Apostolico.