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Kosten derBargeldtransaktion Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher Ein Modell zur Ermittlung der Kosten der Bargeldtransaktion auf der Handelsstufe Abstract Die Bargeldmanipulatlon ist vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung von bargeldlosen Zahlungs- varianten- wie Kreditkarten und Bankomatkarten - in einem neuen Kontext zu diskutieren. Die vorllegende Untersuchung stellt einen Versuch dar, die Kosten der Bargeldtransaktion aus der Perspektive etnes Handelsbetriebes realit~tsnah abzubilden. Damit kSnnen MeBlatten gefunden werden, die einen Ver- gleich der Vorteile und Nachteile von bargeldlosen Zahlu ngsvarianten in Relation zur Bargeldtransaktion erm0glichen. Eine besondere Aktualit&t erh&lt die Thematik im Zusarnmenhang mit der Umstellung auf die neue W~hrung EURO. Insgesamt ergibt die Mo- dellrechnung, dab die Bargeldtransaktion die Han- delsuntemehmungen im Regelfall mit weniger als ein Prozent vom Umsatz belastet. Keywords: Bargeldtransaktion im Handel, Kreditkar- ten, Modellierung der Kosten der Barge/d- abwicklung 1. Problemstellung Das vorliegende Projekt versteht sich als Pilot- projekt. Es verfolgt die pdm~re Zlelsetzung, objekti- ve Daten zu allen Stufen der Abwicklung von Bargeld in einem Handelsbetrieb zu ermitteln. Erstmals er- folgt in diesem Zusammenhang eine diffenzierte und vollst~ndige Bestandsaufnahme aller Kosten, die mit der Abwicklung von Bargeld verkn0pft sind. Im Rahmen der Realisierung dieser ersten empidschen Studie zu den Kosten der Bargeldtransaktion aus der Sicht des Handels in Osterreich (vgl. Schnedlitz/ Waidacher 1996), erfolgt die Analyse und Sichtung vergleichbarer empidscher Untersuchungen und theoretischer Ausgang0bedegungen. Dabei wird evident, dab for diese Forschungszlelsetzung nur eine LJteraturquelle, eine Dokumentation des Euro- o.Unw, Prof. Dr. Peter SchnedlJtz, Irlstitut h3r AbsatzwJrtschaft/ Warenhandel, Wirtschaftsunivers=t~t Wien, Augasse2-6,A-1OgD Wlen. Mag. Dr. Ernst-Michael Waidache~.Instltut for AbsatzwlrtschaW Warenhandel,Wirtschaffsunivemit~tWien,At~jasse 2-6. A-1090 WJen. Handelsinstitutes (EHI) aus dem Jahr 1996 (Zellekens/ R0ter 1996), wichtige Ankn0pfungsm0glichkeiten bletet. Offenslchtllch ist dieses f0r die Handelspraxis besonders relevante Forschungsfeld bis dato nicht in den Fokus der Forschung gelangt. Im Mittelpunkt des vorliegenden Projektes steht somit die Kernfrage nach Kosten und Nutzen des Bargeldes als Zahlungsmittel aus der Sicht eines Handelsunternehmens. Allen Zahlungsvarlanten kommt dabei stets eine defensive Perspektive (Ver- meidung von Kosten) und eine offensive Perspektive (Erwirtschaften zus~tzlicher Ums&tze und Ertr~ige) zu. Die Kosten der Bargeldtransaktion sollen in der Folge mitjenen Kosten verglichen werden, die durch die Zahlungsabwicklung mittels Kreditkarte (Online- Variante) verursacht werden. Damit I&Bt sich ermit- teln, welche der Zahlungsvarlanten for den Handel kosteng0nstiger ist, bzw. ob es sich fOr den Einzel- handel rentiert, auch die Bezahlung mittels Kredit- karte anzubieten. 2. Methodische Vorgangsweise Nach explorativen Interviews mit Handelsunter- nehmern wurde ein einem zweiten Schdtt ein stan- dardisierter Fragebogen entwickeit. Dieser Frage- bogen diente als Leiffaden for die m0ndlichen Inter- views. Ziel dieses Erhebungsinstruments war es, allgemeine Informationen (Umsatzanteile, Entwik- klungseinsch~tzung usw.) 0ber die einzelnen Zah- lungsm0glichkeiten zu erhalten, aber auch den Zeit- aufwand der sogenannten .Hintergrundaktivit~ten" (= alle T~tigkeiten, die nicht unmittelbar mit dem Zahlungsvorgang zusammenfallen) fOr diese Zah- lungsvarianten zu ermitteln. Dan3ber hinaus wurde die Methode der bioti- schen Videoanalyse eingesetzt (vgl. Schnedlitz/ Waidacher 1996)o Die Abwicklung der Bargeld- transaktionen wird im realen Umfeld am P.O.S. auf- gezeichnet und danach reanalysiert. Diese Form der Beobachtung wird deshalb gew&hlt, da die Auf- zeichnung auf Video eine zeitlich verz6gerte Analyse dec' TnmrYJ, 1997/3+4 36. Jahrgang.Nr. 142+143. Seile 175-184 175

Ein modell zur ermittlung der kosten der bargeldtransaktion auf der handelsstufe

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Kosten der Bargeldtransaktion

Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher

Ein Modell zur Ermitt lung der Kosten der Bargeldtransakt ion auf der Handelsstufe

Abstract

Die Bargeldmanipulatlon ist vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung von bargeldlosen Zahlungs- varianten- wie Kreditkarten und Bankomatkarten - in einem neuen Kontext zu diskutieren. Die vorllegende Untersuchung stellt einen Versuch dar, die Kosten der Bargeldtransaktion aus der Perspektive etnes Handelsbetriebes realit~tsnah abzubilden. Damit kSnnen MeBlatten gefunden werden, die einen Ver- gleich der Vorteile und Nachteile von bargeldlosen Zahlu ngsvarianten in Relation zur Bargeldtransaktion erm0glichen. Eine besondere Aktualit&t erh&lt die Thematik im Zusarnmenhang mit der Umstellung auf die neue W~hrung EURO. Insgesamt ergibt die Mo- dellrechnung, dab die Bargeldtransaktion die Han- delsuntemehmungen im Regelfall mit weniger als ein Prozent vom Umsatz belastet.

Keywords: Bargeldtransaktion im Handel, Kreditkar- ten, Modellierung der Kosten der Barge/d- abwicklung

1. P r o b l e m s t e l l u n g

Das vorliegende Projekt versteht sich als Pilot- projekt. Es verfolgt die pdm~re Zlelsetzung, objekti- ve Daten zu allen Stufen der Abwicklung von Bargeld in einem Handelsbetrieb zu ermitteln. Erstmals er- folgt in diesem Zusammenhang eine diffenzierte und vollst~ndige Bestandsaufnahme aller Kosten, die mit der Abwicklung von Bargeld verkn0pft sind. Im Rahmen der Realisierung dieser ersten empidschen Studie zu den Kosten der Bargeldtransaktion aus der Sicht des Handels in Osterreich (vgl. Schnedlitz/ Waidacher 1996), erfolgt die Analyse und Sichtung vergleichbarer empidscher Untersuchungen und theoretischer Ausgang0bedegungen. Dabei wird evident, dab for diese Forschungszlelsetzung nur eine LJteraturquelle, eine Dokumentation des Euro-

o.Unw, Prof. Dr. Peter SchnedlJtz, Irlstitut h3r AbsatzwJrtschaft/ Warenhandel, Wirtschaftsunivers=t~t Wien, Augasse 2-6,A-1OgD Wlen. Mag. Dr. Ernst-Michael Waidache~. Instltut for AbsatzwlrtschaW Warenhandel, Wirtschaffsunivemit~t Wien, At~jasse 2-6. A-1090 WJen.

Handelsinstitutes (EHI) aus dem Jahr 1996 (Zellekens/ R0ter 1996), wichtige Ankn0pfungsm0glichkeiten bletet. Offenslchtllch ist dieses f0r die Handelspraxis besonders relevante Forschungsfeld bis dato nicht in den Fokus der Forschung gelangt.

Im Mittelpunkt des vorliegenden Projektes steht somit die Kernfrage nach Kosten und Nutzen des Bargeldes als Zahlungsmittel aus der Sicht eines Handelsunternehmens. Allen Zahlungsvarlanten kommt dabei stets eine defensive Perspektive (Ver- meidung von Kosten) und eine offensive Perspektive (Erwirtschaften zus~tzlicher Ums&tze und Ertr~ige) zu.

Die Kosten der Bargeldtransaktion sollen in der Folge mitjenen Kosten verglichen werden, die durch die Zahlungsabwicklung mittels Kreditkarte (Online- Variante) verursacht werden. Damit I&Bt sich ermit- teln, welche der Zahlungsvarlanten for den Handel kosteng0nstiger ist, bzw. ob es sich fOr den Einzel- handel rentiert, auch die Bezahlung mittels Kredit- karte anzubieten.

2. Method ische Vorgangsweise

Nach explorativen Interviews mit Handelsunter- nehmern wurde ein einem zweiten Schdtt ein stan- dardisierter Fragebogen entwickeit. Dieser Frage- bogen diente als Leiffaden for die m0ndlichen Inter- views. Ziel dieses Erhebungsinstruments war es, allgemeine Informationen (Umsatzanteile, Entwik- klungseinsch~tzung usw.) 0ber die einzelnen Zah- lungsm0glichkeiten zu erhalten, aber auch den Zeit- aufwand der sogenannten .Hintergrundaktivit~ten" (= alle T~tigkeiten, die nicht unmittelbar mit dem Zahlungsvorgang zusammenfallen) fOr diese Zah- lungsvarianten zu ermitteln.

Dan3ber hinaus wurde die Methode der bioti- schen Videoanalyse eingesetzt (vgl. Schnedlitz/ Waidacher 1996)o Die Abwicklung der Bargeld- transaktionen wird im realen Umfeld am P.O.S. auf- gezeichnet und danach reanalysiert. Diese Form der Beobachtung wird deshalb gew&hlt, da die Auf- zeichnung auf Video eine zeitlich verz6gerte Analyse

dec' TnmrYJ, 1997/3+4 36. Jahrgang. Nr. 142+143. Seile 175-184 175

Peter Schnedlit7JErnst-Michael Waidacher

und vor allem eine beliebig oft reproduzierbare Be- obachtung ermOglicht. Diese Vorgangsweise ist bei den sehr kurzen und schnell aufeinanderfolgenden Arbeitssch dtten des Zahlungsvorganges unumg~ng- lich. Eine parallele Beobachtung und Untersuchung der Arbeitsschdtte wLkde zu ungenauen Ergebnis- sen fehren. Im Rahmen der vorliegenden Untersu- chung werden tnsgesamt 478 Zahlungsvorg~mge mittels Videobeobachtung analysiert. FOr die Aus- wertung werden die Beobachtungen von vier Stand- often herangezogen (Lebensmittelhandel, Elektro- handel, Sportartikelhandel und Duty-Free-Shop am Flughafen Wien-Schwechat). Aufgrund der geringen Fallzahlen im Sportartikelhandel, werden diese Untersuchungergebnisse in der Folge nicht getrennt ausgewiesen.

Von den beobachteten Zahlungsvorg~ingen entfal- len 410 auf Bezahlung mit Bargeld, 64 mal wurde eine Kreditkarte eingesetzt und nur 4 real wurde die Einkaufssumme mittels Scheck beglichen. Eine dif- ferenzierte Auswertung der Bezahlungen mittels Scheck ist aufgrund der geringen Fallzahl metho- disch nicht sinnvoll. Anhand dieser Verteilung lassen sich allerdings ReckschlLisse auf die Bedeutung der einzelnen Zahlungsvarianten ablesen.

. U n t e r s u c h u n g s e r g e b n i s s e zur D a u e r der Barge ld t ransakt ion

3 .1 . D i e D a u e r des Z a h l u n g s v o r - g a n g e s

Die Gesamtdauer der Abwicklung an der Kassa bei einer Bezahlung mit Bargeld dauert im Durch- schnitt 32,6 Sekunden. Dabei enffallen durchschnitt- lich 16,0 Sekunden auf die Registrierung der Waren mittels Scanner oder durch Preiseingabe (= Griff zum ersten Produkt his Bekanntgabe der Einkaufs- summe), weitere 8 Sekunden auf die GeldObergabe (= Bekanntgabe der Einkaufssumme bis Erhalt des Geldbetrages) und rund 8,6 Sekunden auf die Wechsetgeldn3ckgabe (= Erhalt des Geldbetrages bis Ubergabe des Wechselgeldes und Beleg- aush&ndlgung). Somit ergibt sich fi3r die reine Zahlungsabwicklung (ohne Registrierung) ein Mittel- wert yon 16,6 Sekunden.

Die Branchenunterschiede sind - erwartungs- gem~8 - sehr groB. FDr den Lebensmittelhandel wird beispielsweise eine relativ hohe Gesamtdauer des Zahlungsvorganges von 20,3 Sekunden festge- stellt. Diese kann auf die.unrunden" Einkaufsbetr&ge

und die damit ebenfalts verbundenen .unrunden" Wechselgeldbetr~ge zun3ckgefOhrt werden. Dadurch ergibt sich elne Dauer der GeldQbergabe yon durch- schnittlich 10,6 Sekunden und eine Dauer der WechselgeldrOckgabe von 9,7 Sekunden.

Generell I&Bt sich dazu auch festhalten, dab die beobachteten Transaktionszeiten vonder HShe des Einkaufs- bzw. Wechselgeldbetrages abh~ngig sind. Je hSher diese sind, desto I~mger wircl auch fOr diese Arbeitsschritte benStigL Dabei kSnnte auch das bereits angefi3hrte Argument der erhOhten Vor- sicht aller Beteiligten, die bei hohen Einkaufsbetr~gen wirksarn wird, eine Rolle spielen.

Vergleicht man diese Ergebnisse mit der vom EuroHandelsinstitut (Zellekens/R~er 1996) durch- gef~hrten Studie, so wird ersichtlich, dab sich die Ergebnisse yon Osterreich zumindest in den kleine- ren Umsatzgr(38en klassen mit jenen for Deutschland ann~hemd decken.

Ein besonders kontr~es Bild ergibt die Analyse des Elektroeinzelhandels. FOr diese Branche zeigt sich eine Gesamtdauer der Zahlungsabwicklung von 13,8 Sekunden. Auff~illig ist hier die geringe Zeitdau- er der Geld0bergabe (4,3 Sekunden). Dies kann dadurch erkl&rt werden, daB die Konsumenten im Elektrohandel durchschnittlich nut ein bis zwei Arti- kel kaufen und somit den Gesamtbetrag ihres Ein- kaufes vor dem Kassiervorgang bereits wissen und diese Summe vorbereiten. Weiters d0rften die Kun- den in dieser Branche auch eher dazu neigen, mit .groSen" Banknoten zu bezahlen. Diese Faktoren erkl~ren den deutlichen Unterschied bei der Geld- ebergabe im Vergleich zum Lebensmtttelhandel, w~hrend die Zeiten fOr die Wechselgeldn3ckgabe ann~hemd ident sind.

Im Duty-Free-Handel werden haupts~chlich Wa- ren mit ,,runden" Preisen angeboten. Dadurch ver- kQr-zt sich die ben0tigte Zeit der Wechselgeld- r0ckgabe (4,4 Sekunden), w&hrend die Dauer der Geld~bergabe - bier kaufen vor allem Touristen ein, die noch ihr .Kleingeld" ausgeben wollen - in etwa dem Wert des Lebensmittelhandels entspdcht. Ins- gesamt werden in diesem Handelsbereich durch- schnittlich 15,1 Sekunden for den Zahlungsvorgang mit Bargeld ben6tigt.

Die Dauer der Bezahlung mtttels Kreditkarte wurde im Duty-Free-Handel ermittelt. Grunds~tzlich waren zwei Gn3nde for die Wahl dieses Erhebungsortes ausschlaggebend: Einerseits wird die Kreditkarte in

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Kosten der Bargeldtransaktion

Abbildung 1: Dauer des Zahlungsvorganges mit Bargeld (ohne Registrieren; n=468)

diesem Bereich sehr h&uflg eingesetzt (bier wird ein Umsatzanteil yon bis zu 50 % erzieit), wodurch die notwendige Erhebungszelt verk0rzt werden konnte, andererseits stellt das dort verwendete System eine Simulation eines optimalen Online-Systems dar. Obwohl diese Kassenterminals nicht direkt mit der Kreditkartenfirma verbunden sind, mu8 fiJr die G01tigkeitsfJberprOfung der Karte und fur den auto- matischen Belegausdruck die Karte eingelesen wer- den. Somit entspricht dieses System der Online- Varlante unter der Annahme, dab bei einer optimalen Daten 5bertragung zwischen Terminal und GroBrech- her keinerlei Ver-zbgerungen auftreten.

Die Gesamtdauer des Zahlungsvorganges mittels Kreditkarte dauert durchschnittlich 26 Sekunden. Dabei enffallen 13,6 Sekunden auf die Registrierung der Karte und auf den Ausdruck des Zahlungs- beleges. Weitere 12,4 Sekunden werden f(Jr die Unterschriftenleistung und dem Aush&ndigen des Beleges ben6tigt. Somit ist auch unter optimalan Bedingungen die Bezahlung mit Kreditkarte um fast 10 Sekunden langsamer als die Abwicklung mit Bargeld. Dieses Ergebnis wird auch durch die Um- frage best~tigt. Hier stimmen 78,4 % der Handels- untemehmer der Aussage zu, dal] die Bezahlung mit Bargeld im Vergleich zu den anderen Zahlungs- m6glichkeiten schneller abgewickelt werden kSnne (58,3 % ,,diese Aussage trifft vSIlig zu =, weitere 20,1 % ,,diese Aussage trifft zu"; siehe Schnedlitz/ Waidacher 1996).

3 . 2 . D i e D a u e r d e r Z u s a t z a r b e i t e n

Unter dem Begriff ,Zusatzarbeiten" bzw. ,,Hinter- g rundaktivit&ten" werden hier jene Arbeiten verstan- den, die bei den einzelnen Zahlungsmbglichkeiten -

abgesehen vom reinen Zahlungsvorgang - anfallen. Diese beinhalten also all jane T&tigkeiten, die die Zahlungsabwicklung vorbereiten bzw. die bei einer notwendigen Nachbearbeitung anfallen k6nnen. Der Zeitaufwand fOr diese Arbeiten wurde mittels Frage- bogen erhoben, wobei den Untersuchungspersonen die einzelnen Arbeitsschritte, welche im Rahmen einer Voruntersuchung ermittelt wurdan, genau vor- gegeben wurden. Grunds~tzlich ist festzuhalten, da~ die ben6tigte Zeit nat0dich vonder Umsatzbedeutung der elnzelnen Zahlungsvadante abh&ngig ist. Die erhobenen Mittelwerte ergeben jedoch einen guten Einblick, wie lange durchschnittlich fur diese Ar- beitsschritte ben6tigt wird.

F~r die Bargeldabwicklung werden nach den vor- liegenden Untersuchungsergebnissen - abgesehen vom Zahlungsvorgang - durchschnittlich 46 Minuten pro Tag aufgewendet. Dieser Zeitaufwand kann un- terteilt werden in:

- Wechselgeldabwicklung (Beschaffung von Wech- selgeld in anderen Gesch~ften oder au! der Bank, Wechselgeld in Kassa einlegen). Dafor werden durchschnittlich 9,9 Minuten benStigt.

-Kassaabsch6pfung (Teilentleerung der Kassa w~hrend des Tages, Geld z~hlen, Einlegen dieses Betrages in den Tresor). Der Zeitaufwand fOr diese T&tigkeiten liegt t&glich bei 4,6 Minuten.

-Kassaaufnahme (,Kassa machen" am Abend, Kassabericht schreiben, Umsatzrneldung an die Zentrale). Durchschnittlich dauert dies 18,8 Minu- ten.

- Bankabwicklung (Bankbelegeschreiben, auf Bank gehen, Tageslosung in Nachttresor einwerfen). F~r die Abwicklung mit der Bank werden t&glich 12,7 Minuten aufgewendet.

Die ermittelten Zeitspannen unterscheiden sich nicht wesentlich zwischen den einzelnen Branchen. Ledtglich im Lebensmittelhandel dauem die Arbeits- schritte .KassaabschSpfung" (8,5 Minuten) und .Kassaaufnahme" (23 Mtnuten) aufgrund des hShe- ren Bargeldanteils etwas I&nger. Sehrwohl kbnnen jedoch Unterschiede bei einer Einteilung nach Um- satzklassen festgestellt werden. Tabelle 1 belegt, daP., abgesehen yon der unerkl&dich hohen Dauer der Bankabwicklung in der kleinsten Umsatzklasse, ein dlrekter Zusammenhang zwischen dem t~igli- chen Umsatz und der ben6ttgten Zeit for diese Hintergrundaktivit~ten besteht.

tier ~la.z'kt, 1997/3+4 177

Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher

~ ab- auf- lb- aldwalld ~Tsd.) wicldung sch6p~lng mdm~ wk;Idung irr, ggsaml

~

0-20 S.3 3.0 12,7 18,3 39,3

20-50 7.2 3.6 16,7 11,7 392

50-100 8.7 2.8 18.9 12,2 42,6

13 bc, t 100 15,8 8,5 26,6 14,6 63,5

Ir~s~c=e, amt 9.9 4.6 18,8 12,7 46,0

Tabelle 1: Zusatzarbeiten bei Bargeldzahlung (Mit- telwert der Angaben in Minuten, n=468)

Bei den Zusatzarbeiten die bei einer Bezahlung mittels Kreditkarte anfallen, ist grunds~tzlich zu un- terscheiden, ob der Zahlungsvorgang mit oder ohne einem Online-System durchgef0hrt wird. Aus die- sere Grund m(]ssen diese beiden Systeme getrennt behandelt werden. Wegen der geringen Fallzahlen (insgesamt wird dieses System nur von jeweils ca. 45 untersuchten Untemehmen angeboten) wurden die- se Zeiten nicht getrennt nach Branchen bzw. Um- satz- oder Verkaufsfl~ichengr6Ben ermittelt.

(A) Kreditkarte ohne Online:

Der Zeitaufwand fLir die ,Hintergrundaktivit~iten" betr~gt bei diesem System t~glich durchschnittlich 16,8 Minuten und kann auf folgende Arbeitsschritte aufgeteilt werden:

�9 Aufbereitung der Belege (Liste der Zahlungsbe- lege schreiben, Belege kopieren, Summenbildung der Belege) Der Einzelhandel ben6tigt hierfi]r durchschnittlich 7,7 Minuten.

�9 Versenden der Belege Der Zeitaufwand fi3r diese T~itigkeiten liegt t~iglich bei 4,4 Minuten.

�9 Kontrolle der Gutschriften Diese dauert durchschnittlich 4,7 Minuten.

(13) Kreditkarte mit Online:

Wird bei der Bezahlung mittels Kreditkarte eln Online-System angeboten, so mSssen for die Zu- satzarbeiten t&glich nur 7,7 Minuten aufgewendet werden. Dieser Zeitaufwand setzt sich aus den Ar- beitsschritten ,,Tagesabrechnung ausdrucken" (2,3 Minuten), welcher durch das Einlesen einer spezietl

dafSr geeigneten Karte erfolgt, und der .Kontrolle der Gutschriften" (5,4 Minuten) zusammen. Bei die- sem System f~ltt somit im Vergleich zur Bargeldvor- und -nachbearbeitung ein um fast 40 Minuten kOrze- rer Zeitbedarf an. FCJr die Dauer dieser ,Htntergrund- aktivit&ten ~ konnte festgestellt werden, dab sie we- der yon den mittels Kreditkarte erzielten Ums~itzen, noch yon der Anzahl der Kunden, die dieses Zah- lungsmittel einsetzen, abh~ngig sein d0rfte.

4. Modellierung der Transaktionsko- sten fOr Bargeld und Kreditkarte

Grunds&tzlich wird bei dieser Betrachtung yon den Kosten pro Tag ausgegangen, was bedingt, dab die Anschaffungskosten for Gerate (Kassenterminal, Leseger~t der Kreditkarte usw.) nicht ber~cksich- Ugt werden. Erfahrungsgem.~B stellen diese aus der Sicht des Handels eine Hemmschwelle bei der Ent- scheidung 0ber die Einf0hrung der Kreditkarte als Zahlungsmittel dar.

4.1. Transaktionskosten-Modell fiir Bargeld

Vom Tagesumsatr unabh-~ngige Kosten:

(1) Die Nachttresorgeb0hr:

In diesem Modell wird von einem Idealfall der Bargeldabwicklung ausgegangen. Daher wird un- terstellt, daft jeder Einzelh&ndler seine Tageslosung nach DienstschluB im Nachttresor seiner Hausbank deponiert.

Bei der Break-Even-Analyse wird von fixen t&gli- chen Einwurfkosten ausgegangen, obwohl teilwelse von Banken auch andere Spesenvarianten angebo- ten werden.

(2) Personalkosten des Zahlungsvorganges:

Wle bereits festgestellt wurde, dauert die Zahlungs- abwicklung rnittels Bargeld (ohne Registderung, da diese vonder Art des Zahlungsmittels unabh~ngig ist) im Durchschnitt 16,6 Sekunden und verursacht dadurch auch Personalkosten. Dieser Kostenblock 1st nicht vonder H6he des t~,glichen Umsatzes, son- dem vonder Anzahl der Kundenkontakte abh&ngig.

178 der m~.rkt, 1997/3+4

Kosten der Bargeldtransaktion

Vom Tagesumsatz abh~ingige Kosten:

(3) Personalkosten der Nachbearbeitung:

Unter diesen Kostenblock fallen die Personalko- sten, die durch sogenannte Hintergrund-aktivit~ten verursacht werden. Dieser selzt sich, wie oben be- reits behandelt, aus den folgenden Teilbereichen zusammen:

�9 Wechselgeldabwicklung (Beschaffung von Wech- selgeld in anderen Gesch~ften oder auf der Bank, Wechselgeld in Kassa einlegen)

�9 KassaabschSpfung (-reilentleerung der Kassa w~h- rend des Tages, Geld z~hlen, Einlegen dieses Be- trages in den Tresor)

�9 Kassaaufnahme (,,Kassa rnachen" am Abend, Kassabedcht schreiben, Urnsatzmeldung an die Zentrale)

�9 Bankabwicklung (Bankbelege schreiben, auf Bank gehen, Tageslosung in Nachttresor einwerfen)

FOr diesen Kostenblock wurde mittels Regres- sionsanalyse eine lineare Abh~ngigkeit von der HOhe der durchschnittlichen Tagesurnsatze nach- gewiesen, d.h. je hOher die t~glichen Ums&tze rnit Bargeld sind, desto I&nger wird auch for die Surnnrne dieser Hintergrundaktivit&ten ben6tigt.

(4) Bedarf an Kleingeld:

Bei diesem Kostenfaktor wurde yon der Annahme ausgegangen, dab alle Einzelh~indler ihr Kleingeld bei ihrer Bank in Rollen beziehen. FOr diese Rollen werden yon den Banken teilweise bereits Spesen eingehoben.

Auch hier konnte mittels Regressionsanalyse fest- gestellt werden, dab der Bedarf an Kleingeld vom durchschnittlichen Tagesumsatz mittels Bargeld abh~.ngig ist.

(5) Wechselgeldbestand:

Der notwendige Wechselgeldbestand stellt grund- s&tzlich unverzinstes Kapital dar und ist ebenfalls vonder HShe der Bargeldurns~tze abh~ngig (Re- gressionsanalyse).

(6) Versicherung des Bargeldbestandes:

Bargeld stellt ein gewisses Risiko dar. Urn dieses zu quantifizieren, wird in der Break-Even-Analyse davon ausgegangen, daB nur der durchschnittliche Bargeldbestand (= durchschnittlicher Bargeldurn- satz + durchschnittlicher Wechselgeldbestand) ver- sichert werden kann. Dies wird aber in der Praxis nicht mOglich sein, da meist nicht der durchschnitt- liche Bargeldbestand sondern der maximal rnSgli- che Bestand als Basis for die Berechnung der Versi- cherungspr~rnie dienen wlrd. Hier soil jedoch von einern vollkommen flexiblen System mit t~glicher Pr&rnienberechnung ausgegangen werden.

(7) Bargeldschwund:

Bargeld stellt auch ein gewisses Manipulations- risiko dar. MSgliche Ursachen far einen Bargeld- schwund kSnnen das Ver-z~hlen beim ,Kassa rna- chert", falsches Herausgeben, aber auch bewuBtes Enffemen durch Mitarbeiter sein. Das dieses Risiko nicht unbedeutend ist, wird auch durch die Ergeb- nlsse der Befragung best~tigt. Insgesarnt stirnmten 32,6 % der Handelsunternehrner der Aussage zu, dab dieses Manipulationsrisiko bei Bargeld sehr hoch sei. FiJr die Berechnungen geht diesbez0glich der Erfahrungswert yon Experten ein, da angenorn- men werden muSte, dab eine Erhebung im Rahmen der durchgefL]hrten Interviews kein genaues Ergeb- nis wiedergegeben h&tte.

(8) Verzbgerung der Gutschrift:

Auch wenn das Bargeld sofort auf die Bank ge- bracht wird, erfolgt die Gutschdft am Firrnenkonto durchschnittlich mit elner VerzSgerung yon einem Tag. Auch Bargeld stellt f(Jr diese Zeitdauer unverzinstes Kapital dar.

Aus diesen Elementen 1~St sich somit folgende Funktion for die t~glichen Kosten der Bargeldab- wicklung ermitteln:

KOSTEN DES BARGELDES (variable Personalko- sten):

Kb(var) = NT + L" ZDb(x~) ~ KUbE ~ + L" H(xb) +

p~ MCi(xb) + z" WG(xb) + v" (X b +

WG(xb)) + s * XbE ~ + t * z ~ XbE ~

Ci~ z~J~t, 1997/34-4 1 79

Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher

Vom Einzelhandel wird jedoch oft argumentiert, dab die Personalkosten Fixkostencharakter aufwei- sen, da das Personal ohnehin im Gesch&ft anwe- send sein muB. Unter dieser Annahme ergibt sich folgende Funktion"

KOSTEN DES BARGELDES (fixe Personalkosten):

Kb(fix) = NT + p" MO(xb) + z" WG(xb) + v" (X b +

WG(xb)) + s "XbE ~ + t "z" XbE ~

ABKORZUNGEN:

Kb(var)

Kb(fix)

Xbd)

NT L ZDb(xE))

KUbE)

H(x b)

P MLi(xb)

z

WG(xb)

V

S

t

Kosten der Bargeldabwicklung pro Tag (bei variablen Personalkosten) Kosten der Bargeldabwicklung pro Tag (bei fixen Personalkosten) durchschnittlicher t&gllcher Bargeldum- satz t&gliche NachttresorgebiJhren Personalkosten je Minute durchschnittliche Zeitdauer des Zahlungs- vorganges mit Bargeld t&gliche durchschnitUiche Kundenanzahl mit Bargeld vom ~gl. Bargeldumsatz abh~ingiger Zeit- aufwand d. Hintergrundarbeiten Preis je Rolle Kleingeld vom t~igl. Bargeldumsatz abh&ngiger M~inzbedarf in Rollen Tageszinssatz (auf Girokonto) vom ttigl. Bargeldumsatz abh~ngiger Wechselgeldbedarf Versicherungspr~nie pro Tag Bargeldschwund Zeitverz6gerung his zur Gutschrift (in Tage)

4.2. Transakt ionskosten-Model l f0r K r e d i t k a r t e n

Bei der Betrachtung der Kosten, die durch die Bezahlung mlttels Kreditkarte verursacht werden, wird von einem Online-System ausgegangen, d.h., dab die Karte durch ein Leseger~t gezogen wird, um die GiJltigkeit der Karte zu 8berpr~fen. AnschlieBend wird automatisch ein Belegexemplar ausgedruckt, welches dem Konsumenten zur Unterschriften- leistung vorgelegt werden muB.

Bei diesem System fallen folgende Kosten an:

Vom Tagesumsatz unabh~ngige Kosten:

(1) Personalkosten des Zahlungsvorganges:

Grunds&tzlich unterscheidet sich dieser Kosten- anteil nicht von jenem bei Bargeld. Auch hier gilt, dab die Kosten nicht vom t~glichen Umsatz, sondem von der Anzahl der Kundenkontakte abh~ngig sind. Die durchschnittliche Zahlungsabwicklung mittels Kre- ditkarte dauert 26 Sekunden.

(2) Personalkosten der Nachbearbeitung:

Bei der Bezahlung mittels Kreditkarte fallen, wie ebenfalls schon behandelt, grunds~tzlich folgende Hintergru ndaktivit&ten an:

Tagesabrechnung ausdrucken (nach Ladenschlu8 wird eine spezielle Karte durch das Leseger~t gezogen, wodurch automatisch eine Auflistung der Tagesums~tze mit Kreditkarte ausgedruckt wircl)

Kontrolle der Gutschriften (nach Eingang der Ums&tze auf dem Firmenkonto mu8 deren Voll- st~ndigkeit und Richtigkeit 0berprtift werden)

Bei dieser Untersuchung konnte festgestellt wer- den, dab der Zeitaufwand for diese Arbeiten wecJer vonder H6he der t~glichen Ums~tze mit Kreditkarte noch von der Anzahl der Konsumenten, die dieses Zahlungsmittel einsetzen, abh~ngig ist. Daher wird fOr diese Dauer bei der Break-Even-Analyse der Durchschnittswert der Stichprobe (7,73 Minuten) herangezogen.

Vom Tagesumsatz abh~ngige Kosten:

(3) Disagio:

Den bedeutendsten Kostenblock stellt das von der Kreditkartenfirma for die Abwicklung verlangte Dis- agio dar.

(4) Verz6gerung der Gutschrifh

Auch bei der Kreditkartenabwicklung mittels On- line-System werden die um das Disagio verminder- ten Zahlungsbetr~ge nicht sofort dem Bankkonto des Handelsuntemehmens gutgeschrieben. W~ih- rend dieser Ver-z6gerung stellen die Zahlungsbetr~ge mit Kreditkarte unverzinstes Kapttal dar.

180 dec mA~kT. 1997/3+4

Kosten der Bargeldtransaktion

Aus diesen Kostenelementen 1~13t sich folgende Funktion der Bezahlung mittels Kreditkarte ableiten:

KOSTEN DER KREDITKARTE (variable Personal- kosten):

Kk(var) = L" ZDk(xo ) ~ KUkE~+ L" Hk(x{a) +

d" Xk~ + t " z ' ( X k ~ - d" X k ~

Geht man auch hier von der Annahme aus, dab die Personalkosten Fixkostencharakter haben, ergibt sich folgende Funktion:

KOSTEN DER KREDITKARTE (fixe Personalko- sten):

Kk(flx ) = d ~ Xk~ + t * z" ( Xko- d" XkE~)

ABKURZUNGEN:

Kk(var)

Kk(fix)

XkE~

L ZDk(x~))

KUkE~

Hk(x~)

d Z

t

Kosten der Kreditkartenabwicklung pro Tag (bei variablen Personalkosten) Kosten der Kreditkartenabwicklung pro Tag (bei fixen Personalkosten) d urchschnittlicher t~iglicher Kreditkarten- umsatz Personalkosten je Minute durchschnittliche Zeitdauer des Zahlungs- vorganges mit Kreditkarte t~gliche durchschnittliche Kundenan- zahl durchschnittticher Zeitaufwand der Hinter- grundarbeiten Disagio Tageszinssatz (fOr Girokonto) Zeitverz~gerung bis zur Gutschrift (in Tage)

4 . 3 . W e i t e r e A n n a h m e n f ( l r d ie M o - d e l l - S i m u l a t i o n

(1) Personalkosten je Stunde:

FrJr die Break-Even-Analyse werden die Personal- kosten mit 150,- OS je Stunde angesetzt. Dieser Wert kann, wie jede andere Rahmenbedingung auch, bei einer individuellen Berechnung jederzeit ge&n- dert werden.

(2) Nachttresor: Den Berechnungen liegen Kosten for den Nacht-

tresor von 70- OS je Einwurf zugrunde. Dieser Betrag entspricht den Geb0hren, die fur diese Dienstlei- stung yon zwei 5sterreichischen GroBbanken in Rech- hung gestellt werden.

(3) Bankzinsen (in %): F0r die Grundeinstellung wurde ein Zinssatz yon

0,5 % (= Habenbest~nde auf Girokonten) herange- zogen. Dieser sehr ,vorsichtige" Zinssatz k~nnte auch durch einen intemen Kalkulationszinssatz bzw. einem Zinssatz einer altemativen Geldanlage ersetzt werden.

(4) Preis je Rolle: FOr die Kleingeldmllen wird hier ein Preis von 1,-

OS je Rolle angesetzt. Auch dieser Wert entspricht in etwa den bank0blichen Geb0hren dieser Dienstlei- stung.

(5) Versicherung (in %0): W0rde man den d urchschnittlichen Bargeldbestand

und die Boteng~inge von und zur Bank als erstes Risiko (= nur dieses Risiko) versichem wollen, so erscheint eine Versicherungspr~mie zwischen 5 und 10 %o der Versicherungssumme als markt0blich (= Auskunff mehrerer Versicherungsuntemehmen). FOr die Berechnungen in diesem Modell wurde ein Zins- satz von 8 %o angenommen.

(6) Kunden je Tag: Die durchschnittliche Anzahl der Kunden ist je

nach Branche sehr unterschtedllch. FCir die Grund- einstellung der Break-Even-Analyse wurde hypo- thetisch angenommen, dab t~glich 100 Konsumen- ten in einem Gesch&ft einkaufen.

(7) Disagiosatz (in %): AIs Disagiosatz, der vonder Kreditkartenfirrna als

Gegenleistung fOr die Dienstleistung verrechnet wird, wurde eine Provision von 4 % angenommen.

(8) Dauer der Gutschrift: Nach Auskunft der Einzelh~ndler werden die Ums&t- ze mit Kreditkarte bei elnem Online-System durch- schnittlich mit einer Verz6gerung von 12 Tage gutge- schrieben.

(9) Bargeldschwund (in %): Nach Auskunft von Experten betr~lgt der Mani-

pulationsschwund bei Bargeld rund 0,2 % vom

dec m~t~, 1997/3+4 181

Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher

Umsatz. Auch dieserWert k0nnte selbstverst~ndlich fOr eine individuelle Berechnung beliebig ge~indert werden.

(10) Deckungsbeitrag (in %): Bei der Break-Even-Analyse wird yon einem hypo-

thetischen Deckungsbeitrag yon 20 % ausgegan- gen. Der hier einzugebende Wert stellt den durch- schnittlichen Deckungsbeitrag for das gesamte an- gebotene Sortiment dar.

(11) Bargeldanteil (in %) und Kreditkartenanteil (in %):

Zur Berechnung des notwendigen Zusatzumsatzes nach der Einf0hrung der Kreditkarte ist es notwendig abzusch&tzen, wie sich in Zukunft die bereits vor- handenen Urns~tze auf die beiden Zahlungsrnbg- lichkeiten .Bargeld" und .Kreditkarte" verteilen wet- den. Hier wird grunds~ttzlich davon ausgegangen, dab rund 20 % der bestehenden Bargeldums~tze in Zukunft rnit Kreditkarte beglichen werden.

Alle anderen Rahrnenbedingungen, wie z.B. die Dauer des Zahlungsvorganges bzw. die Dauer der Hintergrundaktivit~ten der einzeinen Zahiungs- rn0glichkeiten stellen bei der Break-Even-Analyse Fixeinstellungen dar. Diese Gr0Ben, die sich eben- falls aus der Untersuchung mittels m0ndlicher Befra- gung ergeben, k0nnen nicht ver~nden werden.

Unter Annahrne dieser Bedingungen und der oben entwickelten Funktionen for die Kostenbelastung der einzelnen Zahlungsm0glichkeiten werden die Gesamtkosten der Bargeld- bzw. Kreditkartenab- wicklung for den eingegebenen durchschnittlichen Tagesumsatz errnittelt.

Bei der folgenden Berechnung wird yon einem durchschnittlichen Tagesumsatz yon 100.000,- 0S ausgegangen. Wenn diese Ums~tze ausschlieBlich mittels Bargeld erzielt werden, ergibt sich daraus for das Handelsuntemehmen eine Kostenbelastung yon 489,92 OS (= 0,49 % vom Umsatz) bei variablen Personalkosten bzw. 281,92 OS (= 0,28 % yore Umsatz) bei fixen Personalkosten. W0rden diese Ums~tze jedoch ausschlieBlich mittels Kreditkarte erzielt, so w0rde die Kostenbelastung 4.143,65 OS (= 4,14 % vom Umsatz) bei variablen Personalkosten bzw. 4.016,- OS (= 4,02 % vom Umsatz) bei fixen Personalkosten ausmachen. In diesem Fall w0rden also bei einer ausschliel311chen Bezahlung mit Bar- geld um rund 3,7 % (vorn Umsatz) weniger Kosten anfallen.

Abbildung 2: Transaktionskostenvergleichzwischen Bargeld und Kreditkarte (n=468)

Die Abbildung 2 zetgt den prozentuellen Anteil der Zahlungskosten vorn t~glichen Umsatz. Bei diesen Berechnungen wird von einer durchschnittlichen Ein- kaufssumme yon 1.000,- 0S ausgegangen (die Er- gebnisse bei einer durchschnittlichen Einkaufs- summer von 200,- OS zeigen ein nur unwesentlich vePandertes Bild). W~hrend bei vadablen Personal- kosten die durch die Bezahlung mittels Bargeld entstandene Kostenbelastung bei einern Tagesurn- satz yon 5.000,- noch 3,42 % betr~gt, sinkt dieser Anteil bereits bei einem Umsatz von 10.000,- auf 1,88 %. Die 0,6-%-Marke wird hier bereits bel einem t,~glichen Umsatz von 60.000,- unterschritten.

In der Folge soil auch untersucht werden, warm es sich for den Elnzelh~ndler Sinn macht, dab er auch eine Bezahlung mittels Kreditkarte ermSglicht. Da- bei wlrd grunds~tzlich davon ausgegangen, da8 sich durch das Anbieten dieser Zahlungsm0glichkett zu- s~tzliche Ums~tze erwirtschaffen lassen. Diese Ums&tze wirken sich beim Unternnehrner durch einen zus&tzltchen Deckungsbeitrag positiv auf das Be- triebsergebnis aus, was wiederurn indirekt die Ko- sten des Kreditkarteneinsatzes reduziert.

Aus dieser 0berlegung ergibt slch folgende Glei- chung: Die Kostenbelastung for beide Zahlungs- varianten ist gleich, wenn die Kosten der Bargeldab- wicklung (bei einem gegebenen durchschnittlichen Tagesumsatz) den Kosten der Kreditkartenab- wicklung (bei demselben durchschnittlichen Tages- urnsatz) reduziert um die positiven Auswirkungen durch den zus&tzlichen Kreditkartenurnsatz ent- spdcht. Diese Auswirkungen ergeben sich aus dem zus~tzlich erzielten Deckungsbeitrag minus dem Dis- agio und der Kostenbelastung durch die Zeit- verzOgerung his zur Gutschdft des um das Disagio reduzierten UrnsatzerlSses.

182 tier EJ.a~kl; 1997/3,4

Kosten der Bargeldtransaktion

Kb(x) = Kk(x) - (DB O * X z - d "X z - t "z "(X z - d

Xz))

ABKURZUNGEN:

Kb(x)

Kk(x)

DB|

d

t

z

Kosten der Bargeldabwicklung bei ge- gebenem Tagesumsatz Kosten der Kreditkartenabwicklung bei gegebenem Tagesumsatz durchschnittlich erzielter Deckungsbei- trag Disagio zus~itzlich erzielter Tagesumsatz Zeitverz6gerung bis zur Gutschrift (in Tage) Tageszinssatz

Mit dieser Formel 1~St sich einerseits der notwen- dige Zusatzumsatz for eine .Entweder-Oder-Ent- scheidung" (alle Ums~itze mit Bargeld oder alle Ums&tze mit Kreditkarte) berechnen. Dieser betr~gt fiJr einen durchschnittlichen Tagesumsatz von 100.000,- OS unter den angegebenen Rahmenbe- dingungen 23.361,34 OS, was einer Umsatzsteige- rung von 23,4 % entspricht. Andererseits besteht die MSglichkeit, diese Berechnungen auch fOr einen kombinierten Einsatz der beiden Zahlungsm6g- lichkeiten aufzustellen. Dieser 0bedegung liegt das bei den Rahmenbedingungen eingegebene zuki~nf- tig zu erwartende Verh&ltnis zwischen Bargeld- und Kreditkartenbezahlung zugrunde. Im vorliegenden Fall (80 % Bargeld, 20 % Kreditkarte) mOBte ein Handelsuntemehmen seinen t&glichen Umsatz nur mehr um mindestens 4,764,93 OS steigern. K6nnen also durch den Einsatz der Kreditkarte die durch- schnittlichen Tagesums&tze um 4,76 % erhSht wer- den, wird sich diese Entscheidung positiv auf das Betriebsergebnis auswirken,

Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, dab der notwendige prozentuelle Zusatzumsatz nicht von der H6he des Tagesumsatzes abh~ingig ist, sondern dab dieser Break-Even-Punkt des Kredit- karteneinsatzes vor allem von den Faktoren .durch- schnittlicher Deckungsbeitrag", .Disagio" und .er- wartetes Einsatzverh~iltnis von Bargeld und Kredit- karte" bestimmt wird. Die Auswirkungen einer Ver- &nderung dieser einzelnen Faktoren soUen in der Folge unter einer .Ceteris-Paribus-Annahme = (= alle anderen Rahmenbedingungen werden konstant ge- halten) untersucht werden.

Dabei zeigt sich, dab vor allem fOr Untemehmen mit sehr geringen Spannen bzw. Deckungsbeitr~gen (z.B. im Lebensmittelhandel) die finanztelle Mehrbe- lastung durch das Anbieten einer Bezahlung mittets Kreditkarte nur sehr schwierig durch zus~tzliche Ums&tze auszugleichen ist. W~ihrand bei einem durchschnittlichen Deckungsbeitrag yon 10 % noch eine Umsatzsteigerung yon 12,73 % erzielt werden miJ6te, betragen die Vergleichswerte f0r einen 30%igen Deckungsbeitrag 2,93 % und f0r einen 50%igen Deckungsbeitrag nur mehr 1,66 %. Geht man davon aus, dab die Bezahlung mittels Kredit- karte auch Impulsk~ufe und versttirkte Einkaufe von Toudsten, die nicht geniJgend Landesw~hrung bei sich f0hren, bewirkt, so mEJBten sich diese Umsatz- erhOhungen zumlndest in einigen Branchen realisie- ren lassen. Andererseits wiJrde alleine eine 25%ige K~rzung des Disagiosatzes yon 4 auf 3 % den erforderlichen Mehrumsatz um mehr als 30 % (yon 4,76 auf 3,31%) reduzieren. Dlese MaBnahme kSnn- te die Entscheidung for den Einzelh~mdler zugunsten der Kreditkarte wesentlich beeinflussen (siehe Ab- bildung 3).

Wie bereits erw&hnt, h&ngt die HOhe des notwen- dlgen Zusatzumsatzes auch yon dem zu erwarten- den Verh~iltnis des Einsatzes der Kreditkarte durch den Konsumenten ab. Je 6fter dabei die Kreditkarte angewendet wird, desto gr68er wird die Notwendig- keit, Umsatzsteigerungen zu erzielen. So ergibt sich bei einem gesch~tzten Umsatzanteil der Kreditkarte von 30 %, ein notwendiges Umsatzplus von 7,15 %. Diese Steigerung reduziert slch bereits auf 3,57 % bei einer erwarteten Einsatzh~ufigkeit von 15 %.

Abbildung 3: Erforderlicher Zusatzumsatz bei ge- gebenem Dtsagiosatz

5. SchluBfolgerungen und Ausblick

Den Autoren ist bewuBt, dab das diskutierte Mo- dell nur eine erste Ann&herung zur Problematik dar- stellt. Die groBe Liste an Annahmen und die Verwen-

c].eI' maz,l~ 1997/3,4 183

, Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher

dung der empidsch erhobenen Mittelwerte, ohne BerOcksichtigung von Versteilungsstrukturen, stellt aus statistischer Sicht keine OptimallOsung dar.

Zusammenfassend I~:Jt sich auf der Grundlage der vodiegenden Untersuchungsergebnisse anmerken, dab die Bezahlung mittels Bargeld nachwlevor die for den Einzelhandel im Regelfall die g0nstigere Variante darstellt. Des Angebot einer Bezahlung mittels Kreditkarte zeigt jedoch relativ rasch positive Auswirkungen auf den Untemehmenserfolg, wenn von einem zus~itzlichen akquisitodschen Impuls aus- gegangen werden kann. Ein Beispiel for ein Textil- gesch~ft: Ein zus~tzlich verkaufter Anzug pro Tag, der auf diesen Impuls zun3ckgeffJhrt werden kann, I~il]t die Break-Even-Schwelle (Jberspdngen. Bedin- gung daffJr ist allerdings, dab die 0brigen Verk~iufe weiterhin mit Bargeld abgewickelt werden. Weiters tst aber auch festzuhalten, dab bis dato keine ein- deutigen empirischen Befunde vorliegen, die eine generelle akquisitorische Kaufimpulswirkung von Kreditkarten best~itigen. Eine derartige Wirkung ist nur unter bestimmten Rahmenbedingungen (Touds- musgebiete, Flugh~fen etc.) oder in Richtung Finan- zierungsfunktion (verst~rkte Verwendung der Kre- ditkarte gegen Monatsende) eindeutig belegt.

FOr die Zukunft wird jedoch, unabh~ngig yon die- sen Berechnungen, das Anbieten von .Vielfalt" und ,Convenience" einen wesentlichen Erfolgsfaktor for den Einzelhandel darstellen.

Faktum ist, dab die Gesamtkosten der Bargeldab- wicklung for den Handel im Regelfall weniger als 0,6 % vom Umsatz betragen. Bei einer isolierten Kosten- betrachtung schneiden deshalb alle bargeldlosen Zahlungsvarianten schlechter ab. Jeder Kaufakt, der for die Bargeldvadante verloren geht - etwa durch die Verwendung einer Kreditkarte - schm~llert somit die Ertr~ge des Handels. Alle bargeldlosen Varianten verursachen hOhere Kosten.

Nicht zuletzt sollte dazu festgehalten werden, dab auch in der Abwicklung des Bargeldhandlings weite- res Rationalisierungspotential steckt. Ein konkretes

Beispiel: Die Coop Schweiz verzichtet seit einiger Zeit auf Tagesabschl0sse. Eine Kassenabrechnung erfolgt nur ein- bis zweimal monatlich. Bis zur Ab- rechnung werden in der Regel ein- bis zweimal am Tag die Geldbest~inde aus der Kassa abgeschSpft und mit dem Kassen-Sollbestand saldiert. Jede Kassafrau verf0gt L~ber eine eigene Geldkassette und ein Tresorfach. Coop Schweiz spart mit dieser Variante etwa dreieinhalb Arbeitsstunden je Kassa- mitarbeiterin und Monat und insgesamt mehr als eine Million Franken im Jahr (vgl. Schnedlitz] Waidacher 1996).

Den H~ndlem ist aber klar, dab das Convenience- Argument der Konsumenten zum Durchbruch der modernen Zahlungsoptionen fOhren wird. 61,7 % der befragten H~indler gehen trotz der damit assozi- ierten erh6hten Kostenbelastung davon aus, dab die Bedeutung der Bargeldk&ufe abnehmen werde.

,,Einfach-bequem-sicher-schnell", nur wenn diese vier Bedingungen erf011t sind, substituieren die Kon- sumenten die Bargeldzahlung durch die Zahlungs- varianten der ,Multioptionsgesellschaft". Vieles spricht dafi3r, dab die Entscheidung nicht nur for oder gegen eine Zahlungsvariante ausf&llt. Sowohl Bargeldzahlung als auch alle Varianten der bargeld- Iosen Zahlungsabwicklung werden ihren Marktanteil finden. NatiJrlich k@nnten auch gesellschaftliche Ver~inderungen, wie eine erhShte Kriminalit~lt oder konkret die Zunahme des Falschgeldumlaufes das Szenario in der Zukunft ver~indem. Besondere Im- pulse lassen sich auch yon der Umstellung auf den EURO erwarten.

L i t e r a t u r

Schnedlitz, P, Waidacher E.-M (1996), Kosten der Bargeldtransaktion for den Handel, in: Schdftenrei- he Handel und Marketing, hrsgg, von P. Schnedlitz, Band 6, Wien 1996.

Zellekens, H.-J., R~er, H. (1996), KartengestOtzte Zahlungssysteme, in: EnzyldopQdie des Handels, hrsgg, vom EuroHandelsinstitut, K~ln 1996

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