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New York, Berlin und Kopenhagen hat Martin Schwartz bereits illustriert. Momentan arbeitet er an einem Poster von London. Und danach? Möchte Schwartz die Seele von Paris suchen. Oder die von Barcelona. Fotos: Martin Schwartz DIE ARBEIT DES ILLUSTRATORS Werdegang Schwartz wird am 20. Dezember 1974 geboren. Er besucht die Waldorfschule in Odense, Dänemark, studiert dann von 1998 bis 2004 Medienwissenschaften an der Universi- tät Kopenhagen (Master of Science). Nebenbei arbeitet er als Illustrator am Zoologischen Mu- seum Kopenhagen. Seit mehr als zehn Jahren ist Schwartz als Grafiker und Illustrator tätig. Spezialität Schwartz’ Fokus liegt auf Tier-Illust- rationen. So zeichnete er unter anderem die Tiere für die Lagepläne der Zoos von San Diego (USA), Antwerpen (Belgien) und London. Städte-Poster 2013 entwarf Schwartz das erste Poster seiner Städte-Reihe: Kopenhagen. Es folgten Berlin (2014) und New York (2015). Derzeit arbeitet er daran, London zu illustrieren (Erscheinungstermin: Ende 2016). mma Sportmoderatorin Jana Thiel gestorben V iele Sportfans werden sie vermissen. Mit nur 44 Jahren ist die ZDF- Reporterin und Moderatorin Jana Thiel gestorben. Sie er- lag in der Nacht zum Montag in der Uniklinik in Heidelberg einer kurzen schweren Krankheit, wie der Sender in Mainz mitteilte. „Wir trauern um eine wunderbare Kollegin, die uns mit ihrem Lebensmut für immer ein Vorbild sein wird“, sagte ZDF-Sport- chef Dieter Gruschwitz. Kollegen wie Zuschauer reagierten be- stürzt auf den frühen Tod der Journalistin. ARD-Sportmoderator Matthias Opdenhö- vel twitterte: „Gerade ist man froh, gesund von der EM zurückgekehrt zu sein, da muss ich diese schlim- me Nachricht lesen. RIP liebe Jana Thiel“. Auch der Deut- sche Behindertensportver- band (DSB) schrieb bei Twit- ter: „Ruhe in Frieden, Jana!“ Über die Paralympics hatte Thiel ebenso berichtet wie von der Fußballweltmeisterschaft 2006, von olympischen Som- mer- und Winterspielen wie von der Reiter- weltmeisterschaft. Noch im Mai moderierte sie den Sportteil in der Nachrichtensen- dung „heute“. „Sie war vielseitig, professio- nell und liebenswert“, sagte ein Kollege beim ZDF. Ihre besondere Liebe aber galt dem Wintersport. Hier war sie die Expertin und begleitete ein Jahrzehnt lang den alpi- nen Weltcup-Zirkus durch die ganze Saison. Geboren in Peitz im Spreewald begann Jana Thiel ihre Karriere schon mit 20 Jah- ren im Hörfunk, bei Antenne Brandenburg in Potsdam. 1994 wechselte sie zum Fern- sehen, in die Sportredaktion des Ostdeut- schen Rundfunks Brandenburg (heute RBB). Danach studierte sie in Berlin Jour- nalismus, um ihre Ausbildung zu vertiefen. Von 1999 bis 2002 moderierte sie die Sport- nachrichten bei DW-tv. Thiels Zeit beim ZDF begann im Jahr 2000, zunächst als Sportmoderatorin im „ZDF-Morgenmaga- zin“ in Berlin. Vier Jahre später zog sie nach Mainz in die ZDF-Sportredaktion. Ihre ARD-Kollegin Julia Scharf zeigte sich in einem Facebook-Eintrag bestürzt: Da merke man auf einen Schlag, „wie nebensächlich Sportereignisse und Ergeb- nisse sein können. Ich kann es nicht fassen. Mein Beileid und Mitgefühl der ganzen Fa- milie und allen Freunden.“ dpa ZDF Die 44-Jährige ist ein Gesicht des Senders gewesen, nun ist sie nach kurzer schwerer Krankheit überraschend verstorben. Spanien Letzte Ehre für toten Torero Hunderte Spanier haben am Montag dem Torero Víctor Barrio die letzte Ehre erwie- sen, der am Wochenende bei einem Stier- kampf zu Tode gekommen war. An der Trauerfeier in Sepúlveda, wo der 29-Jähri- ge mit seiner Familie gelebt hatte, nahmen auch zahlreiche Stierkämpfer teil. König Felipe VI. und Ministerpräsident Mariano Rajoy hatten in Botschaften der Familie ihr Beileid ausgesprochen. Barrio hatte am Samstag bei einem Stierkampf in Teruel tödliche Verletzungen erlitten. Er war der erste Torero seit Jahrzehnten, der in Spa- nien in einer Arena getötet wurde. Ein Stier hatte ihm mit einem Hornstoß einen Lun- genflügel und die Herzschlagader zerris- sen. Seine Witwe, Raquel Sanz, schrieb bei Twitter: „Wir hatten immer von einem gro- ßen Erfolg in (der Madrider Stierkampfare- na) Las Ventas geträumt. Es sollte nicht sein. Das Leben ist ungerecht.“ dpa E s muss ja nicht gleich Louis Vuitton, Chanel oder Dior sein. Um in der Stadt der Liebe und der Mode zu re- üssieren, täte es bereits ein schlichtes klei- nes Schwarzes. Damit ist man für einen sol- chen Anlass gut angezogen, auch wenn beim Finale der Euro 2016 im Stade de France durchaus ein elegantes Abendkleid im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Aber das, was die schwedische Sängerin Za- ra Larsson, das musikalische Beiwerk des DJ-Messias’ David Guetta (böse Netz-Zun- gen verhöhnen ihn mit dem Slogan „Yeah, I pressed play!“), da am Leib hatte – und das in der Heimat von Coco Chanel und Jean Paul Gaultier. Die 18-Jährige präsentierte eine Art Ganzkörper-Aerobic-Anzug wie man sie in den Achtzigern in grellen Neon- Farben in der ZDF-Mitmach-Sportsen- dung „Enorm in Form“ bestaunen konnte. In Larssons Fall läuft das Vergehen unter Jugendsünden. Nachsicht kann man bei genauerem Hinsehen trotzdem nicht walten lassen. Nicht nur, dass die Farbe des hautengen Anzugs schlicht unpassend gewählt war, weil Weiß in dem Fall einfach nur billig wirkt. Auch die „Details“ sind jenseits von schick und daneben: Strass-Steinchen übersähen das Oberteil im Brustbereich bis hinunter in die Hüftpartien verlaufend und ein Haufen Western-Fransen von der lin- ken Schulter bis zum Handgelenk vol- lenden den Wischmob-Look. Eine seltsame Schnür-Optik an der Taille macht das Gan- ze nur noch schlimmer. Wir fragen uns: wie konnte das passieren? Bei einer solchen Veranstaltung müssen doch Stilberater oder Leute mit einem Auge für harmoni- sche Optik zugegen sein, die junge Künstler wie Zara Larsson vor ihrem eigenen Stil- Missempfinden bewahren! Auch die Per- formance von David Guetta und Zara Lars- son geht nicht gerade in die Geschichte der EM-Abschluss-Zeremonien-Höhepunkte ein. Der offizielle Song „This one's for you“ war ähnlich aufdringlich und prollig wie Larssons Glitzer-Fransen-Look. Stilbruch EM Die Abschlusszeremonie war modisch ein Tiefpunkt – dank Zara Larsson. Von Simone Höhn Glosse Sängerin Zara Larsson. Foto: AFP Myanmar Ärger wegen Buddha am Bein Wegen einer Buddha-Tätowierung hat ein spa- nischer Tourist die Tempelstadt Bagan in My- anmar verlassen müssen. Das Tattoo am Bein hatte dort für Missmut gesorgt, weil es religiö- se Gefühle verletzte. Einige Bewohner Bagans hatten die Polizei informiert, sagte ein Polizei- beamter am Montag. Gründe für eine Auswei- sung aus dem buddhistischen Land lägen nicht vor, teilte ein Sprecher des Ministeriums für Religion und Kultur mit. Dennoch wolle man dem Mann nahelegen, das Land seiner eigenen Sicherheit zuliebe zu verlassen. dpa Österreich Schüler über Gleise gelotst Ein in Österreich heftig diskutierter Klassen- ausflug hat nun für Wiener Lehrerinnen Konse- quenzen: Die Pädagoginnen hatten im Juni 83 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren bei ge- schlossener Schranke über Bahngleise im nie- derösterreichischen Leobendorf gelotst. Die Gruppe sei spät dran gewesen, und sie wollten ihren Zug nicht verpassen, rechtfertigten sich die Frauen. Nur wenige Sekunden nach dem letzten Kind passierte laut Augenzeugen ein Regionalzug die Stelle. Drei Lehrerinnen wurde nun wegen „schwerwiegender Dienstpflicht- verletzungen“ die Entlassung angekündigt, wie der Wiener Stadtschulrat am Montag mitteilte. Gegen eine weitere Frau wird ein Disziplinar- verfahren eingeleitet. dpa Berlin Haftstrafe für Mord an Briten Nach einem tödlichen Schuss auf einen in Ber- lin lebenden Briten ist der Angeklagte zu elf Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt worden. Der 63-Jährige sei des Mordes schul- dig, befand das Landgericht Berlin am Montag. Der 31-jährige Jurist war vor zehn Monaten mit einem Schrotgewehr erschossen worden, als er vor einem Lokal im Stadtteil Neukölln stand. Die Anklage ging von einem Zufallsopfer aus. Aus Sicht der Nebenklage war Fremdenhass das Motiv. Bei dem Angeklagten waren Waffen und Nazi-Devotionalien gefunden worden. dpa Kurz berichtet Wie New York und Berlin wirklich ticken W as macht Kopenhagen aus, was Berlin oder New York? Der däni- sche Illustrator Martin Schwartz hat sich mit den Städten auseinanderge- setzt. Seine Poster sollen ihre DNA zeigen. Herr Schwartz, Ihre Poster von Kopenhagen, Berlin und New York findet man inzwischen in fast jedem Museumsshop. Wie kamen Sie auf die Idee? Ich mich gefragt, was genau die Seele der Städte ausmacht, welche Gebäude typisch für sie sind. Und stellte fest: Es sind nicht nur die alten Museen oder Kirchen – son- dern weit mehr. Zum Beispiel die histori- schen Bars, in denen die Leute schon seit Jahrhunderten zusammen trinken. Oder die Graffitis, die die Menschen täglich auf dem Weg zu ihrer Arbeit sehen. Auch sie sind Teil der Identität dieser Stadt. Weshalb haben Sie sich nach Kopenhagen für Berlin als zweites Motiv entschieden statt für Rom oder Paris? Ich habe einmal ein Jahr in München ge- lebt. Seitdem komme ich immer wieder her. Berlin ist für mich eine besondere Stadt, weil sie so dynamisch und vielfältig ist. Al- lein in Berlin leben rund 200 000 Türken. Mit ihrem Stil gestalten sie die Atmosphäre in der Stadt mit. Dieses Miteinander der Religionen wollte ich abbilden. Deshalb zeigt das Poster neben einer katholischen und einer protestantischen Kirche auch eine Synagoge und eine Moschee. Was unterscheidet Berlin von Kopenhagen? Berlin ist die dynamischere, vielfältigere Stadt. Es gibt mehr Beton und Plattenbau- ten. Außerdem wird hier ständig gebaut. Ein Baukran musste auf dem Poster des- halb selbstverständlich auch zu sehen sein. Was ich ebenfalls spannend finde: Zwei Drittel der Stadt waren nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört. Es fasziniert mich, dass die ganze Stadt wiederaufgebaut wurde. Für mich ist Berlin wie das unauffälligste Mädchen einer Schulklasse: Erst, wenn du sie näher kennengelernt hast, bemerkst du ihre Schönheit, fängst an, sie zu lieben. Ihr neuestes Poster zeigt New York. New York ist solch eine kolossale Stadt. Einfach jeder hat einen Bezug zu ihr. Ent- weder, weil er schon einmal da war, oder, weil er sie im Film gesehen hat. Außerdem hat New York sehr viele verschiedene architektonische Aspekte: große Häuser, kleine Häuser, Wolkenkratzer – und das in jeder nur denkbaren Farbe. Dazu kommen die emblematischen Gebäude: das Chrysler Building, die vielen Brücken und natürlich die Freiheitsstatue. Das Poster zeigt auch eine Werbeanzeige von Pepsi-Cola. Welche Rolle spielt die aktu- elle Popkultur in Ihrer Arbeit? Die Anzeige hat eigentlich nichts mit einem bestimmten künstlerischen Genre zu tun. Es ist einfach so, dass fast jeder, der in der Stadt lebt, sie kennt. Sie hängt am East Ri- ver, da kommt früher oder später jeder New Yorker einmal vorbei. Ich möchte die Ge- bäude nicht künstlerisch interpretieren, sondern sie in ihrer ursprünglichen Schön- heit zeigen – so, wie der Betrachter sie in der Stadt sieht. Das spiegelt auch die Aus- wahl der Farben wider: Im unteren Teil des Posters sind vor allem rote und braune Farbtöne zu sehen – er zeigt Brooklyn, Har- lem und China Town. Oben dominieren helle Grau- und Brauntöne: die Wolken- kratzer von Manhattan. Wie gehen Sie bei Ihrer Arbeit vor? Ich lese viel über die Stadt, schaue Filme über sie. Das dauert etwa eine oder zwei Wochen. Anschließend fahre ich in die Stadt selbst, bleibe dort für eine Woche. Ich leihe mir ein Fahrrad, fahre herum und fotografiere alle ikonenhaften Gebäude. In Berlin waren das zum Beispiel das Bran- denburger Tor, die großen Museen und die Gedächtniskirche, dazu sehr viele Platten- bauten. Außerdem spreche ich mit den Ein- heimischen, frage sie, welche Gebäude ihrer Meinung nach die Stadt am besten re- präsentieren. So bin ich in Berlin etwa auf die Currywurstbude „Curry 36“ gestoßen und auf die besetzten Häuser in der Rigaer Straße. Für mich sind auch sie ein wichtiger Teil der Geschichte Berlins. Und wie geht es dann weiter? Nach einer Weile habe ich ein Gespür da- für, was die Stadt ausmacht, welche Ge- bäude ich auf dem Poster haben möchte. Sobald ich sie ausgewählt habe, fahre ich zurück. Zuhause fange ich an, sie mit Il- lustrator am Computer zu malen. Das al- lein dauert drei Monate. Mir ist es sehr wichtig, dabei keine Kompromisse einzu- gehen. Ich will die Gebäude mit all ihren Details zeigen. Sobald ich alle beisammen habe, setze ich sie mit Photoshop zum fer- tigen Poster zusammen. Bis dahin sind vier bis fünf Monate vergangen. Sie zeigen die Gebäude auf Ihren Postern in der Frontalaufnahme, perfekt stilisiert. Ich zeige die Gebäude perspektivlos. In der Realität ist es nicht möglich, ein Gebäude so zu sehen. Dieser künstlerische Griff er- laubt es mir jedoch, jedes Detail zu zeich- nen. Das war eine grafische Entscheidung. Frontal zeige ich die Gebäude aber auch deshalb, weil man auf Straßenhöhe die Fas- saden am besten sieht – ihre Farben, die Verzierungen. Es ist offensichtlich der schönste Blick auf ein Gebäude. Welche Städte sind als nächstes dran? Wahrscheinlich werde ich mich nun um London kümmern. Dort sind immer viele Touristen, also ein großer potenzieller Markt für meine Pos- ter. Barcelona wäre eine weitere Option. Außerdem würde ich gerne ein Poster von Paris anfertigen – mit dem Eiffelturm, Mou- lin Rouge, der Seine und dem Montmartre. Dürfen die Stuttgarter auf ein Poster hoffen? In naher Zukunft eher nicht. Aber mein Plan ist es, eine Stadt nach der nächsten zu illust- rieren – solange es für mich Sinn ergibt und die Leute die Poster kaufen. Vielleicht ent- werfe ich irgendwann ein Stuttgart-Poster. Ich war einmal da und könnte mir gut vor- stellen, dass die Stadt ein schönes Bild ab- geben würde – mit der Königstraße im Vor- dergrund und hinten die Berge. Das Gespräch führte Melanie Maier. Interview Graffiti, Currywurstbuden, Plattenbau: Für den Illustrator Martin Schwartz ist Berlin mehr als nur das Brandenburger Tor. „Etwa vier bis fünf Monate dauert die Arbeit an einem Poster“ Martin Schwartz Grafiker und Illustrator Foto: privat ZDF-Moderatorin Jana Thiel Foto: dpa 11 Dienstag, 12. Juli 2016 | Nr. 159 STUTTGARTER ZEITUNG AUS ALLER WELT

Wie New York und Berlin wirklich tickenNicht nur, dass die Farbe des hautengen Anzugs schlicht unpassend gewhlt war, weil Weiû in dem Fall einfach nur billig wirkt. Auch die ¹Detailsª

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Page 1: Wie New York und Berlin wirklich tickenNicht nur, dass die Farbe des hautengen Anzugs schlicht unpassend gewhlt war, weil Weiû in dem Fall einfach nur billig wirkt. Auch die ¹Detailsª

New York, Berlin und Kopenhagenhat Martin Schwartz bereits illustriert.Momentan arbeitet er an einemPoster von London. Und danach?Möchte Schwartz die Seele von Paris suchen. Oder die von Barcelona. Fotos: Martin Schwartz

DIE ARBEIT DES ILLUSTRATORS

Werdegang Schwartz wird am 20. Dezember 1974 geboren. Er besucht die Waldorfschule in Odense, Dänemark, studiert dann von 1998 bis 2004 Medienwissenschaften an der Universi­tät Kopenhagen (Master of Science). Nebenbei arbeitet er als Illustrator am Zoologischen Mu­seum Kopenhagen. Seit mehr als zehn Jahren ist Schwartz als Grafiker und Illustrator tätig.

Spezialität Schwartz’ Fokus liegt auf Tier­Illust­rationen. So zeichnete er unter anderem die Tiere für die Lagepläne der Zoos von San Diego (USA), Antwerpen (Belgien) und London.

Städte­Poster 2013 entwarf Schwartz das erste Poster seiner Städte­Reihe: Kopenhagen. Es folgten Berlin (2014) und New York (2015). Derzeit arbeitet er daran, London zu illustrieren (Erscheinungstermin: Ende 2016). mma

Sportmoderatorin Jana Thiel gestorben

Viele Sportfans werdensie vermissen. Mit nur44 Jahren ist die ZDF­

Reporterin und ModeratorinJana Thiel gestorben. Sie er­lag in der Nacht zum Montag in der Uniklinik in Heidelbergeiner kurzen schwerenKrankheit, wie der Sender inMainz mitteilte. „Wir trauernum eine wunderbare Kollegin,die uns mit ihrem Lebensmut für immerein Vorbild sein wird“, sagte ZDF­Sport­chef Dieter Gruschwitz.

Kollegen wie Zuschauer reagierten be­stürzt auf den frühen Tod der Journalistin. ARD­Sportmoderator Matthias Opdenhö­vel twitterte: „Gerade ist man froh, gesund

von der EM zurückgekehrt zusein, da muss ich diese schlim­me Nachricht lesen. RIP liebeJana Thiel“. Auch der Deut­sche Behindertensportver­band (DSB) schrieb bei Twit­ter: „Ruhe in Frieden, Jana!“Über die Paralympics hatteThiel ebenso berichtet wie vonder Fußballweltmeisterschaft2006, von olympischen Som­

mer­ und Winterspielen wie von der Reiter­weltmeisterschaft. Noch im Mai moderiertesie den Sportteil in der Nachrichtensen­dung „heute“. „Sie war vielseitig, professio­nell und liebenswert“, sagte ein Kollegebeim ZDF. Ihre besondere Liebe aber galtdem Wintersport. Hier war sie die Expertin

und begleitete ein Jahrzehnt lang den alpi­nen Weltcup­Zirkus durch die ganze Saison.

Geboren in Peitz im Spreewald begannJana Thiel ihre Karriere schon mit 20 Jah­ren im Hörfunk, bei Antenne Brandenburgin Potsdam. 1994 wechselte sie zum Fern­sehen, in die Sportredaktion des Ostdeut­schen Rundfunks Brandenburg (heute RBB). Danach studierte sie in Berlin Jour­nalismus, um ihre Ausbildung zu vertiefen.Von 1999 bis 2002 moderierte sie die Sport­nachrichten bei DW­tv. Thiels Zeit beimZDF begann im Jahr 2000, zunächst alsSportmoderatorin im „ZDF­Morgenmaga­zin“ in Berlin. Vier Jahre später zog sie nach Mainz in die ZDF­Sportredaktion.

Ihre ARD­Kollegin Julia Scharf zeigtesich in einem Facebook­Eintrag bestürzt:Da merke man auf einen Schlag, „wienebensächlich Sportereignisse und Ergeb­nisse sein können. Ich kann es nicht fassen.Mein Beileid und Mitgefühl der ganzen Fa­milie und allen Freunden.“ dpa

ZDF Die 44­Jährige ist ein Gesicht des Senders gewesen, nun ist sie nach kurzer schwerer Krankheit überraschend verstorben.

Spanien

Letzte Ehre für toten ToreroHunderte Spanier haben am Montag demTorero Víctor Barrio die letzte Ehre erwie­sen, der am Wochenende bei einem Stier­kampf zu Tode gekommen war. An derTrauerfeier in Sepúlveda, wo der 29­Jähri­ge mit seiner Familie gelebt hatte, nahmen auch zahlreiche Stierkämpfer teil. KönigFelipe VI. und Ministerpräsident MarianoRajoy hatten in Botschaften der Familie ihrBeileid ausgesprochen. Barrio hatte amSamstag bei einem Stierkampf in Terueltödliche Verletzungen erlitten. Er war der erste Torero seit Jahrzehnten, der in Spa­nien in einer Arena getötet wurde. Ein Stierhatte ihm mit einem Hornstoß einen Lun­genflügel und die Herzschlagader zerris­sen. Seine Witwe, Raquel Sanz, schrieb beiTwitter: „Wir hatten immer von einem gro­ßen Erfolg in (der Madrider Stierkampfare­na) Las Ventas geträumt. Es sollte nichtsein. Das Leben ist ungerecht.“ dpa

Es muss ja nicht gleich Louis Vuitton,Chanel oder Dior sein. Um in derStadt der Liebe und der Mode zu re­

üssieren, täte es bereits ein schlichtes klei­nes Schwarzes. Damit ist man für einen sol­chen Anlass gut angezogen, auch wennbeim Finale der Euro 2016 im Stade deFrance durchaus ein elegantes Abendkleidim Bereich des Möglichen gewesen wäre.Aber das, was die schwedische Sängerin Za­ra Larsson, das musikalische Beiwerk desDJ­Messias’ David Guetta (böse Netz­Zun­gen verhöhnen ihn mit dem Slogan „Yeah, Ipressed play!“), da am Leib hatte – und dasin der Heimat von Coco Chanel und JeanPaul Gaultier. Die 18­Jährige präsentierteeine Art Ganzkörper­Aerobic­Anzug wieman sie in den Achtzigern in grellen Neon­Farben in der ZDF­Mitmach­Sportsen­dung „Enorm in Form“ bestaunen konnte.In Larssons Fall läuft das Vergehen unterJugendsünden.

Nachsicht kann man bei genaueremHinsehen trotzdem nicht walten lassen.Nicht nur, dass die Farbe des hautengenAnzugs schlicht unpassend gewählt war,weil Weiß in dem Fall einfach nur billigwirkt. Auch die „Details“ sind jenseits vonschick und daneben: Strass­Steinchenübersähen das Oberteil im Brustbereich bishinunter in die Hüftpartien verlaufend undein Haufen Western­Fransen von der lin­ken Schulter bis zum Handgelenk vol­lenden den Wischmob­Look. Eine seltsameSchnür­Optik an der Taille macht das Gan­ze nur noch schlimmer. Wir fragen uns: wiekonnte das passieren? Bei einer solchenVeranstaltung müssen doch Stilberateroder Leute mit einem Auge für harmoni­sche Optik zugegen sein, die junge Künstlerwie Zara Larsson vor ihrem eigenen Stil­Missempfinden bewahren! Auch die Per­formance von David Guetta und Zara Lars­son geht nicht gerade in die Geschichte derEM­Abschluss­Zeremonien­Höhepunkte ein. Der offizielle Song „This one's for you“ war ähnlich aufdringlich und prollig wieLarssons Glitzer­Fransen­Look.

Stilbruch EM Die Abschlusszeremonie war modisch

ein Tiefpunkt – dank Zara Larsson.

Von Simone Höhn

Glosse

Sängerin Zara Larsson. Foto: AFP

Myanmar

Ärger wegen Buddha am BeinWegen einer Buddha­Tätowierung hat ein spa­nischer Tourist die Tempelstadt Bagan in My­anmar verlassen müssen. Das Tattoo am Bein hatte dort für Missmut gesorgt, weil es religiö­se Gefühle verletzte. Einige Bewohner Bagans hatten die Polizei informiert, sagte ein Polizei­beamter am Montag. Gründe für eine Auswei­sung aus dem buddhistischen Land lägen nicht vor, teilte ein Sprecher des Ministeriums für Religion und Kultur mit. Dennoch wolle man dem Mann nahelegen, das Land seiner eigenen Sicherheit zuliebe zu verlassen. dpa

Österreich

Schüler über Gleise gelotstEin in Österreich heftig diskutierter Klassen­ausflug hat nun für Wiener Lehrerinnen Konse­quenzen: Die Pädagoginnen hatten im Juni 83 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren bei ge­schlossener Schranke über Bahngleise im nie­derösterreichischen Leobendorf gelotst. Die Gruppe sei spät dran gewesen, und sie wollten ihren Zug nicht verpassen, rechtfertigten sich die Frauen. Nur wenige Sekunden nach dem letzten Kind passierte laut Augenzeugen ein Regionalzug die Stelle. Drei Lehrerinnen wurde nun wegen „schwerwiegender Dienstpflicht­verletzungen“ die Entlassung angekündigt, wie der Wiener Stadtschulrat am Montag mitteilte. Gegen eine weitere Frau wird ein Disziplinar­verfahren eingeleitet. dpa

Berlin

Haftstrafe für Mord an BritenNach einem tödlichen Schuss auf einen in Ber­lin lebenden Briten ist der Angeklagte zu elf Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt worden. Der 63­Jährige sei des Mordes schul­dig, befand das Landgericht Berlin am Montag. Der 31­jährige Jurist war vor zehn Monaten mit einem Schrotgewehr erschossen worden, als er vor einem Lokal im Stadtteil Neukölln stand. Die Anklage ging von einem Zufallsopfer aus. Aus Sicht der Nebenklage war Fremdenhass das Motiv. Bei dem Angeklagten waren Waffen und Nazi­Devotionalien gefunden worden. dpa

Kurz berichtet

Wie New York und Berlin wirklich ticken

Was macht Kopenhagen aus, wasBerlin oder New York? Der däni­sche Illustrator Martin Schwartz

hat sich mit den Städten auseinanderge­setzt. Seine Poster sollen ihre DNA zeigen.

Herr Schwartz, Ihre Poster von Kopenhagen,Berlin und New York findet man inzwischenin fast jedem Museumsshop. Wie kamen Sieauf die Idee? Ich mich gefragt, was genau die Seele derStädte ausmacht, welche Gebäude typisch für sie sind. Und stellte fest: Es sind nichtnur die alten Museen oder Kirchen – son­dern weit mehr. Zum Beispiel die histori­schen Bars, in denen die Leute schon seitJahrhunderten zusammen trinken. Oder die Graffitis, die die Menschen täglich aufdem Weg zu ihrer Arbeit sehen. Auch siesind Teil der Identität dieser Stadt.

Weshalb haben Sie sich nach Kopenhagenfür Berlin als zweites Motiv entschiedenstatt für Rom oder Paris? Ich habe einmal ein Jahr in München ge­lebt. Seitdem komme ich immer wieder her.Berlin ist für mich eine besondere Stadt,weil sie so dynamisch und vielfältig ist. Al­lein in Berlin leben rund 200 000 Türken.Mit ihrem Stil gestalten sie die Atmosphärein der Stadt mit. Dieses Miteinander derReligionen wollte ich abbilden. Deshalbzeigt das Poster neben einer katholischenund einer protestantischen Kirche aucheine Synagoge und eine Moschee.

Was unterscheidet Berlin von Kopenhagen? Berlin ist die dynamischere, vielfältigere Stadt. Es gibt mehr Beton und Plattenbau­ten. Außerdem wird hier ständig gebaut.Ein Baukran musste auf dem Poster des­halb selbstverständlich auch zu sehen sein.Was ich ebenfalls spannend finde: Zwei Drittel der Stadt waren nach dem ZweitenWeltkrieg zerstört. Es fasziniert mich, dassdie ganze Stadt wiederaufgebaut wurde.Für mich ist Berlin wie das unauffälligste Mädchen einer Schulklasse: Erst, wenn du sie näher kennengelernt hast, bemerkst duihre Schönheit, fängst an, sie zu lieben.

Ihr neuestes Poster zeigt New York. New York ist solch eine kolossale Stadt.Einfach jeder hat einen Bezug zu ihr. Ent­weder, weil er schon einmal da war, oder, weil er sie im Film gesehen hat. Außerdemhat New York sehr viele verschiedene architektonische Aspekte: große Häuser,kleine Häuser, Wolkenkratzer – und das injeder nur denkbaren Farbe. Dazu kommendie emblematischen Gebäude: das ChryslerBuilding, die vielen Brücken und natürlichdie Freiheitsstatue.

Das Poster zeigt auch eine Werbeanzeigevon Pepsi­Cola. Welche Rolle spielt die aktu­elle Popkultur in Ihrer Arbeit?Die Anzeige hat eigentlich nichts mit einembestimmten künstlerischen Genre zu tun.Es ist einfach so, dass fast jeder, der in der Stadt lebt, sie kennt. Sie hängt am East Ri­ver, da kommt früher oder später jeder NewYorker einmal vorbei. Ich möchte die Ge­bäude nicht künstlerisch interpretieren,sondern sie in ihrer ursprünglichen Schön­heit zeigen – so, wie der Betrachter sie inder Stadt sieht. Das spiegelt auch die Aus­wahl der Farben wider: Im unteren Teil desPosters sind vor allem rote und brauneFarbtöne zu sehen – er zeigt Brooklyn, Har­lem und China Town. Oben dominieren

helle Grau­ und Brauntöne: die Wolken­kratzer von Manhattan.

Wie gehen Sie bei Ihrer Arbeit vor?Ich lese viel über die Stadt, schaue Filme über sie. Das dauert etwa eine oder zweiWochen. Anschließend fahre ich in dieStadt selbst, bleibe dort für eine Woche. Ichleihe mir ein Fahrrad, fahre herum undfotografiere alle ikonenhaften Gebäude. InBerlin waren das zum Beispiel das Bran­denburger Tor, die großen Museen und die Gedächtniskirche, dazu sehr viele Platten­bauten. Außerdem spreche ich mit den Ein­heimischen, frage sie, welche Gebäudeihrer Meinung nach die Stadt am besten re­präsentieren. So bin ich in Berlin etwa auf die Currywurstbude „Curry 36“ gestoßenund auf die besetzten Häuser in der RigaerStraße. Für mich sind auch sie ein wichtigerTeil der Geschichte Berlins.

Und wie geht es dann weiter? Nach einer Weile habe ich ein Gespür da­für, was die Stadt ausmacht, welche Ge­bäude ich auf dem Poster haben möchte.Sobald ich sie ausgewählt habe, fahre ich zurück. Zuhause fange ich an, sie mit Il­lustrator am Computer zu malen. Das al­lein dauert drei Monate. Mir ist es sehrwichtig, dabei keine Kompromisse einzu­gehen. Ich will die Gebäude mit all ihrenDetails zeigen. Sobald ich alle beisammenhabe, setze ich sie mit Photoshop zum fer­

tigen Poster zusammen. Bis dahin sindvier bis fünf Monate vergangen.

Sie zeigen die Gebäude auf Ihren Postern inder Frontalaufnahme, perfekt stilisiert. Ich zeige die Gebäude perspektivlos. In derRealität ist es nicht möglich, ein Gebäudeso zu sehen. Dieser künstlerische Griff er­laubt es mir jedoch, jedes Detail zu zeich­nen. Das war eine grafische Entscheidung. Frontal zeige ich die Gebäude aber auchdeshalb, weil man auf Straßenhöhe die Fas­saden am besten sieht – ihre Farben, die Verzierungen. Es ist offensichtlich derschönste Blick auf ein Gebäude.

Welche Städte sind als nächstes dran? Wahrscheinlich werde ich mich nun um London kümmern. Dort sind immer vieleTouristen, also ein großer potenzieller Markt für meine Pos­ter. Barcelona wäreeine weitere Option.Außerdem würde ichgerne ein Poster vonParis anfertigen – mitdem Eiffelturm, Mou­lin Rouge, der Seineund dem Montmartre.

Dürfen die Stuttgarterauf ein Poster hoffen? In naher Zukunft ehernicht. Aber mein Planist es, eine Stadt nachder nächsten zu illust­rieren – solange es fürmich Sinn ergibt unddie Leute die Posterkaufen. Vielleicht ent­werfe ich irgendwann ein Stuttgart­Poster.Ich war einmal da und könnte mir gut vor­stellen, dass die Stadt ein schönes Bild ab­geben würde – mit der Königstraße im Vor­dergrund und hinten die Berge.

Das Gespräch führte Melanie Maier.

Interview Graffiti, Currywurstbuden, Plattenbau: Für den Illustrator Martin Schwartz ist Berlin mehr als nur das Brandenburger Tor.

„Etwa vier bis fünf Monate dauert die Arbeit an einem Poster“Martin SchwartzGrafiker und Illustrator

Foto: privat

ZDF­Moderatorin JanaThiel Foto: dpa

11Dienstag, 12. Juli 2016 | Nr. 159STUTTGARTER ZEITUNG AUS ALLER WELT