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Wettbewerb SS 2016 Prof. Dr. Susanne Soretz

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WettbewerbSS 2016

Prof. Dr. Susanne Soretz

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Worum wird es gehen?

Arbeitsteilung macht Koordinationsmechanismus unverzichtbar ➜

Märkte erfüllen diese Funktion am besten

bei vollkommenem Wettbewerb sind MarktergebnissePareto-optimal

Marktversagen führt zu Fehlallokationen

Unternehmen mit Marktmacht (Monopole, Oligopole) verhaltensich anders als Mengenanpasser, in der Regel geringeresAngebot zu höheren Preisen, dadurch wird dieInformationsfunktion der Preise gestört, es entstehenWohlfahrtsverluste

Wettbewerbspolitik: Regulierung soll Marktmacht reduzieren bzw.Marktergebnisse korrigieren

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Gliederung

1. Einführung und Überblick: Warum Wettbewerb?

2. Das allg. Gleichgewicht und das 1. Wohlfahrtstheorem:Pareto–Optimum — Wettbewerbsgleichgewicht — Gerechtigkeitund Wohlfahrt — Marktgleichgewichte bei unvollk. Konkurrenz —Anbieteranzahl und Kostenstruktur

3. Das Monopol:Monopolist. Preissetzung: Partialanalyse — Monopolmacht imallgemeinen Gleichgewicht — Das natürliche Monopol

4. Regulierung:Grenzkostenpreisbildung — Ramsey-Preise — Tarifgestaltung —Subvention — Ausschreibung eines natürlichen Monopols

5. Das Monopson und das bilaterale Monopol

6. Das Oligopol:Mengenwettbewerb nach Cournot — Preiswettbewerb nachBertrand — Wettbewerbsbeschränkung: Kooperation

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Literatur

Bester, H. (2012), Theorie der Industrieökonomik, Springer.

Binger, B. R., Hoffman, E. (1998) Microeconomics with Calculus,Addison Wesley.

Borrmann, J., FinsingerJ. (1999) Markt und Regulierung, Vahlen.

Henderson, J. M., Quandt, R. E. (1983) Mikroökonomische Theorie,Vahlen.

Hey, J. D. (2003) Intermediate Microeconomics, McGrawHill.

Linde, R. (1996), Mikroökonomie, Kohlhammer Verlag.

Tirole, J. (1999), Industrieökonomik, Oldenbourg.

Wied-Nebbeling, S., (2009) Preistheorie und Industrieökonomik,Springer.

Wiese, H., (2010) Mikroökonomik, Springer.

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Organisatorisches

Folien im Internet unter

www.uni-greifswald.de/soretz/lehre/

Sprechstunden Mittwoch Nachmittag nach Vereinbarung, bitte peremail anmelden:

[email protected]

Übung in 2 Gruppen(beginnt mit Außenwirtschaft und Konjunktur und Wachstum):siehe Übungsplan

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Klausuren

Scheinklausur für BWLer am Semesterende:15. Juli 2016 um 08 Uhr s.t. im HS Loe

Klausur für B.A.-Studenten:im Rahmen der AVWL Anfang September

Vorkorrekturanträge bitte per email mit Angabe des Grundes (undTermins) bis zwei Wochen vor der betreffenden Klausurbeantragen:z.B.: Vorkorrektur der AVWL wegen Fachmodulprüfung,Vorkorrektur AVWL wegen Auslandsbewerbung am 15.09.

B.A.-Studenten, die ihre Fachmodulprüfung ablegen

möchten, müssen sich innerhalb der kommenden Woche

elektronisch melden!!

mit Angabe der PO, des gewünschten Fachs, der noch fehlendenVorleistungen, der Angabe ob Masterstudium

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1 Einführung und Überblick: Warum Wettbewerb?

Wettbewerb sichert Effizienz: das Marktergebnis ist pareto-optimal

Preise komprimieren alle Informationen über die Knappheit derverschiedenen Güter

Wettbewerb ist damit allen anderen Allokationsverfahrenüberlegen

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Soziale Wohlfahrt aus der Herstellung eines Gutes:

X

P

➩ maximale soziale Wohlfahrt, wenn Grenznutzen = Grenzkosten.

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Koordination durch einen Wettbewerbsmarkt:

X

P

Konsumenten erhöhen die Nachfrage, bis Preis = Grenznutzen

Produzenten erhöhen das Angebot, bis Preis = Grenzkosten

Marktgleichgewicht (Angebot = Nachfrage) bringt Grenznutzenund Grenzkosten in Übereinstimmung

Das Gleichgewicht auf einem Wettbewerbsmarkt maximiert diesoziale Wohlfahrt!

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Der Fall vieler Güter und Produktionsfaktoren

Es müssen nicht nur Nutzen und Kosten aus der Herstellungeines Gutes gegeneinander abgewogen werden, sondern auchdie Produktionsmengen verschiedener Güter sowie die Aufteilungder Produktionsfaktoren auf die Sektoren.

Besonders in einem solchen komplexen Umfeld sindWettbewerbsmärkte allen anderen Allokationsverfahrenüberlegen.

Sowohl Grenznutzen als auch Grenzkosten eines Gutes bzw.eines Produktionsfaktors hängen auch von der Verfügbarkeitanderer Güter bzw. Produktionsfaktoren ab.

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Beispiel: Der Nutzen von Skistiefeln ist größer, wenn mehrSkiurlaube gemacht werden. Der Grenznutzen steigt bzw. dieNachfrage verschiebt sich nach oben. Die optimaleSkistiefelmenge steigt.

X

P

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Beispiel: Die Herstellungskosten von Textilien steigen, wenn derLohnsatz steigt. Die Grenzkosten steigen bzw. das Angebotverschiebt sich nach oben. Die optimale Menge Textilien sinkt.

X

P

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2 Das allgemeine Gleichgewicht und das ersteWohlfahrtstheorem

Quelle: Wiese (Kap. M) oder Henderson/Quandt (Kap. 9)

Ziel: Herleitung des 1. Wohlfahrtstheorems:„Jedes Marktgleichgewicht ist Pareto-optimal“

Weg: Charakteristische Eigenschaften des Parto-Optimums finden;zeigen, dass diese Eigenschaften auch im Marktgleichgewicht erfülltsind

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Annahmen: Das 2x2x2-Modelles gibt zwei Individuen: a und b

es gibt zwei Güter, Gut 1 und Gut 2

es gibt zwei Produktionsfaktoren: Arbeit L und Kapital K

jeder Sektor produziert mit beiden Produktionsfaktoren gemäß

X 1 = X 1(L1,K 1) bzw. X 2 = X 2(L2,K 2) (1)

beide Produktionsfunktionen sind linear homogen (konstanteSkalenerträge).

die Produktionsfaktoren sind substituierbar, wobei die Grenzrateder technischen Substitution abnimmt (konvexe Isoquanten)

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2.1 Das Pareto–Optimum

Bedingungen für Pareto–Optimalität:

1. Effiziente Produktion:

Verteilung der Produktionsfaktoren auf die Sektoren:In keinem Sektor kann die Produktionsmenge erhöht werden, ohnedafür in einem anderen Sektor die Produktionsmenge zu senken.

2. Effizienter Verbrauch:

Verteilung der Güter auf die Haushalte:Kein Haushalt kann mehr besser gestellt werden, ohne dafür einenanderen Haushalt schlechter zu stellen.

3. Effiziente Koordination von Produktion und Verbrauch:

Produktionsmengen der Güter:Durch eine Änderung der Produktionsstruktur kann kein Haushaltmehr besser gestellt werden kann.

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Effiziente Produktion

Isoquanten:

L

K

L

K

Die Produktionsbedingungen legen die Form der Isoquanten fest:

➜ je leichter die Substitution, um so weniger gekrümmt sind dieIsoquanten

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L

K

Steigung der Isoquanten:Grenzrate der technischen Substitution GRTS

dX = 0 ➩

➩ GRTS =

∣∣∣∣

dKdL

∣∣∣∣=

XL

XK(2)

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Die Edgeworth–Box der Produktion:

K 1

K 2 L1

L2

Effiziente ProduktionDie Produktionsfaktoren sind effizient auf die Sektoren aufgeteilt, wenndie Grenzraten der technischen Substitution übereinstimmen.

➩ GRTS1 = GRTS2 das heißtdK 1

dL1 =dK 2

dL2

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Die effiziente Produktion: ein Zahlenbeispiel

So lange die Grenzraten der technischen Substitution verschiedensind, ist es möglich, in einem Sektor mehr zu produzieren, ohne indem anderen Sektor weniger zu produzieren.Ausgangspunkt: Sowohl Arbeit als auch Kapital werden vollbeschäftigt. Die GRTS1 beträgt

∣∣dK 1/dL1

∣∣= 5, die GRTS2 beträgt

∣∣dK 2/dL2

∣∣= 10.

Erhöht man den Arbeitseinsatz in Sektor 2 um eine Einheit, kannman zehn Einheiten Kapital einsparen.

Wenn man diese zehn Einheiten Kapital in Sektor 1 nutzt, werdenzwei Einheiten Arbeit frei.

Eine Einheit davon braucht man in Sektor 2, mit der anderenEinheit kann man mehr als in der Ausgangssituation produzieren.

Erst wenn die GRTS in beiden Sektoren übereinstimmen, kannman durch eine Änderung der Produktionsstruktur keineMehrproduktion mehr erreichen.

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Die Transformationskurve

Die Transformationskurve ist die grafische Darstellung aller effizientenGüterkombinationen.

K 1

K 2 L1

L2

X 1

X 2

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Die Grenzrate der Transformation

in der Regel ist die Transformationskurve konkav

die Steigung der Transformationskurve heißt Grenzrate derTransformation GRT

die GRT gibt an, auf wieviel Einheiten von Gut 2 verzichtetwerden muss, um eine Einheit von Gut 1 mehr zu produzieren:Opportunitätskosten

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Opportunitätskosten und Grenzproduktivitäten:

Die Grenzrate der Transformation misst die Opportunitätskosten vonGut 1:

GRT =

∣∣∣∣

dX 2

dX 1

∣∣∣∣

(3)

Die Produktionsmengen verändern sich durch Veränderung desFaktoreinsatzes

dX 1 = X 1L1dL1 +X 1

K 1dK 1 und dX 2 = X 2L2dL2 +X 2

K 2dK 2

Eine Bewegung auf der Transformationskurve erfolgt durch dieVerlagerung von Produktionsfaktoren von Sektor 2 in Sektor 1, d. h.

dL1,dK 1 > 0 und dL2,dK 2 < 0 (4)

wobei dL1 =−dL2 und dK 1 =−dK 2 (5)

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so dass die GRT∣∣∣∣

dX 2

dX 1

∣∣∣∣= (6)

➩ GRT =X 2

K 2

X 1K 1

=X 2

L2

X 1L1

(7)

Die GRT entspricht bei effizienter Produktion dem Verhältnis derGrenzproduktivitäten von Arbeit bzw. Kapital.

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Effizienter Verbrauch

Indifferenzkurven:

X 1

X 2

X 1

X 2

Die Präferenzen bestimmen die Form der Indifferenzkurven:

➜ je besser die Güter substituierbar sind, um so weniger gekrümmtsind die Indifferenzkurven

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X 1

X 2

Steigung der Indifferenzkurve: Grenzrate der Substitution GRS

U = U(X 1,X 2) ➩ dU =

dU = 0 ➩

➩ GRS =

∣∣∣∣

dX 2

dX 1

∣∣∣∣=

UX1

UX2(8)

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Die Edgeworth–Box des Verbrauchs:

X 2a

X 2b X 1a

X 1b

Effizienter VerbrauchDie Konsumgüter sind effizient auf die Haushalte verteilt, wenn dieGrenzraten der Substitution übereinstimmen.

➩ GRSa = GRSb das heißtdX 2a

dX 1a=

dX 2b

dX 1b

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Effizienter Verbrauch: ein Zahlenbeispiel

So lange die Grenzraten der Substitution verschieden sind, ist esmöglich, einen Haushalt besser zu stellen, ohne den anderen Haushaltschlechter zu stellen.Ausgangspunkt: Sowohl Gut 1 als auch Gut 2 werden vollständigverbraucht. Die GRSa beträgt dX 2a/dX 1a = 2, die GRSb beträgtdX 2b/dX 1b = 1.

Erhöht man den Konsum an Gut 1 von Haushalt a um eine Einheit,kann man seinen Konsum von Gut 2 um zwei Einheiten senken.Wenn man diese zwei Einheiten von Gut 2 nun Haushalt b gibt,dann werden zwei Einheiten des Gutes 1 frei.Eine Einheit davon braucht man, um Haushalt a so gut zu stellenwie zuvor, die andere Einheit kann zur Nutzensteigerungverwendet werden.Erst wenn die GRS beider Haushalte übereinstimmen, kann mandurch eine Änderung der Verbrauchsstruktur keineNutzensteigerung mehr erreichen.

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Effiziente Koordination von Produktion und Verbrauch

Produktionsmöglichkeiten ➩ Transformationskurve

daraus resultierende Konsummöglichkeiten ➩ Edgeworth-Box desVerbrauchs

X 1

X 2

Effiziente Koordination vonProduktion und VerbrauchProduktion und Verbrauch sindeffizient koordiniert, wenn dieGrenzraten der Substitution derGrenzrate der Transformationentsprechen ➩ GRT = GRS.

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Effiziente Koordination von Produktion und Verbrauch: ein

Zahlenbeispiel

So lange die Grenzraten der Substitution von der GRT abweichen, istes möglich, durch Änderung der Produktionsstruktur einen (beliebigen)Haushalt besser zu stellen.Ausgangspunkt: Sowohl Gut 1 als auch Gut 2 werden vollständigverbraucht. Die GRSa = GRSb = GRS beträgt dX 2/dX 1 = 2, die GRTbeträgt dX 2/dX 1 = 1.

Wird um eine Einheit mehr von Gut 1 produziert, kann um eineEinheit weniger von Gut 2 produziert werden.

Die Haushalte verzichten aber auf zwei Einheiten von Gut 2, wennsie eine Einheit mehr von Gut 1 bekommen.

Die „übrige“ Einheit von Gut 2 kann somit nutzensteigerndverwendet werden.

Erst wenn die GRS mit der GRT übereinstimmen, kann mandurch eine Änderung der Produktionsmengen keineNutzensteigerung mehr erreichen.

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2.2 Das Wettbewerbsgleichgewicht

Annahmen: vollkommener/vollständiger Wettbewerb:

viele kleine Anbieter und Nachfrager auf allen Märkten

ein homogenes Produkt je Markt

kein technischer Fortschritt

Annahmen: kein Marktversagen

Rivalität im Konsum

Anwendbarkeit des Ausschlussprinzips

keine externen Effekte und Unteilbarkeiten

➜ Marktverhalten: Anbieter und Nachfrager sindMengenanpasser/Preisnehmer

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Die Faktormärkte

Faktornachfrage gewinnmaximierender, mengenanpassenderUnternehmen:

maxL1,K 1

G1 = p1X 1(K 1,L1)−wL1− rK 1 (9)

➩X 1

L1

X 1K 1

=wr

➩ GRTS1 = Faktorpreisverhältnis (10)

genauso: maxL2,K 2

G2 = p2X 2(K 2,L2)−wL2− rK 2 (11)

➩X 2

L2

X 2K 2

=wr

➩ GRTS1 = GRTS2 (12)

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Faktornachfrage:

L1

w

L2

w

➜ Wenn sich alle Firmen an dem gleichen Faktorpreis orientieren,stimmen die jeweiligen Wertgrenzprodukte überein.

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noch einmal Faktornachfrage:

L1

K 1

L2

K 2

➜ Wenn sich alle Firmen an dem gleichen Faktorpreisverhältnisorientieren, stimmen die jeweiligen GRTS überein.

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Ergebnis: effizienzte Produktion

Da sich alle Unternehmen am gleichen Faktorpreisverhältnisorientieren, stimmen alle GRTS überein.

Faktorpreise bündeln alle relevanten Informationen über dieKnappheit der Faktoren.

Die Allokation der Produktionsfaktoren auf Wettbewerbsmärktenist Pareto-optimal.

Zentral dafür ist, dass alle Firmen den selben Faktorpreisengegenüber stehen.

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Die Gütermärkte

Güternachfrage nutzenmaximierender, mengenanpassenderHaushalte:

maxX1a,X2a

Ua(X 1a,X 2a) u. N.ya = p1X 1a +p2X 2a (13)

➩Ua

X1a

UaX2a

=p1

p2 (14)

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genauso: maxX1b ,X2b

Ub(X 1b,X 2b) u. N.yb = p1X 1b +p2X 2b

➩Ub

X1b

UbX2b

=p1

p2 (15)

➩ GRSa = GRSb (16)

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Güternachfrage:

X 1a

X 2a

X 1b

X 2b

➜ Wenn sich alle Haushalte an dem gleichen Güterpreisverhältnisorientieren, stimmen die jeweiligen GRS überein.

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Ergebnis: effizienter Konsum

Da sich alle Haushalte am gleichen Güterpreisverhältnisorientieren, stimmen alle GRS überein.

Die Güterpreise bündeln alle relevanten Informationen über dieKnappheit der Güter.

Der Verbrauch der Güter erfolgt auf WettbewerbsmärktenPareto-optimal.

Zentral dafür ist, dass alle Haushalte den selben Güterpreisengegenüber stehen.

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Die Koordination von Produktion und Verbrauch

Aus gewinnmaximierender und mengenanpassender Faktornachfrageder Unternehmen folgte (s.o.):

p1X 1L1 = w = p2X 2

L2 bzw. p1X 1K 1 = r = p2X 2

K 2 (17)

Daraus bestimmt man die GRT im Marktgleichgewicht:

GRT =

∣∣∣∣

dX 2

dX 1

∣∣∣∣=

X 2L2

X 1L1

=X 2

K 2

X 1K 1

=p1

p2 (18)

Aus nutzenmaximierender und mengenanpassender Güternachfrageder Haushalte folgte (s.o.):

GRS =

∣∣∣∣

dX 2

dX 1

∣∣∣∣= GRSa = GRSb =

p1

p2(19)

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Zusammenfügen beider Bedingungen ergibt

GRT =p1

p2 = GRS (20)

Ergebnis: effiziente Koordination

Da Produzenten und Konsumenten den selben Güterpreisengegenüber stehen, stimmen GRT und GRS überein.

Die Güterpreise vermitteln die Knappheit der Güter zwischenProduktion und Verbrauch.

Die Koordination von Produktion und Verbrauch ist imWettbewerbsgleichgewicht Pareto-optimal.

Zentral dafür ist, dass Unternehmen und Haushalte den selbenGüterpreisen gegenüber stehen.

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Zusammenfassung

Das erste Wohlfahrtstheorem:Unter der Bedingung vollständigen Wettbewerbs (sowie derAbwesenheit von Marktversagen) gilt:Jedes Marktgleichgewicht ist Pareto-optimal.

Die Aufteilung der Produktionsfaktoren ist effizient(GRTS1 = w/r = GRTS2), da alle Unternehmen auf der Basis desgleichen Faktorpreisverhältnisses entscheiden.

Die Aufteilung der Konsumgüter auf die Haushalte ist effizient(GRSa = p1/p2 = GRSb), da alle Haushalte auf der Basis desgleichen Güterpreisverhältnisses entscheiden.

Die Koordination von Produktion und Verbrauch ist effizient(GRT = p1/p2 = GRS), da Unternehmen und Haushalte auf derBasis des gleichen Güterpreisverhältnisses entscheiden.

Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2016 40 / 190

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Die Preise erfüllen damit ihre Lenkungsfunktion, sie signalisierendie Knappheit von Produktionsfaktoren und Gütern.

Die Preise können ihre Lenkungsfunktion nur erfüllen, wenn sienicht verzerrt werden: bspw. verschiedene Mehrwertsteuersätzefür verschiedene Güter; Wohngeld als Preissubvention fürmanche Haushalte; vergünstigter Kinoeintritt für Studenten; sozialgestaffelte Kindergartengebühren; geringere Ökosteuer fürenergieintensive Branchen.

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2.3 Gerechtigkeit und Wohlfahrt

Quelle: Linde Kap. 6.3 oder Hey Kap. 9

Wie gut geht es den beteiligten Haushalten in den jeweiligenPareto-Optima?

Es gibt Pareto-Optima, die wir als ungerecht empfinden,beispielsweise wenn Haushalt a nichts bekommt und Haushalt balles.

Gerechtigkeitsvorstellungen werden in sozialenWohlfahrtsfunktionen erfasst, die Auskunft darüber geben,welches Pareto-Optimum sozial besser bewertet wird als welchesandere.

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Wenn die Gütermengen vorgegeben sind, dann kann man aus derKontraktkurve die zugehörigen Nutzenniveaus ableiten:

X 2a

X 2b X 1a

X 1b

Ua

Ub

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Auf der Basis gegebener Technologien und gegebener Faktormengensind viele Güterkombinationen möglich (sh. Edgeworth-Box derProduktion). Entsprechend ist die Nutzenmöglichkeitenkurve dieUmhüllende:

Ua

Ub

Die Nutzenmöglichkeitenkurve gibt alle realisierbaren Kombinationenvon Nutzenniveaus zweier Haushalte an.

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Die Nutzenmöglichkeitenkurve verläuft immer fallend: Der Nutzeneines Haushalts ist nur zu erhöhen, wenn dafür der Nutzen desanderen Haushalts gesenkt wird (andernfalls wäre die ersteSituation nicht effizient gewesen).

Genauere Aussagen über den Verlauf derNutzenmöglichkeitenkurve sind ohne weiteren Annahmen überdie Präferenzen nicht möglich.

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Welcher Punkt auf der Nutzenmöglichkeitenkurve soll realisiert

werden?

➩ Welche Nutzenverteilung ist gerecht?Gerechtigkeit hat immer etwas mit Gleichheit zu tun, es gibt aber sehrverschiedene Ansichten, was gleich sein soll:

Startgerechtigkeit: gleiche Anfangsausstattung aller Haushalte

Leistungsgerechtigkeit: gleiches Einkommen bei gleicher Leistung

Regelgerechtigkeit: auf alle Wirtschaftssubjekte sollen diegleichen Regeln angewendet werden

Ergebnisgerechtigkeit: gleiche Güterausstattung (oder gleicheNutzenniveaus) für alle Haushalte

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Wohlfahrtsfunktionen

Die Überlegungen bezüglich sozialer Gerechtigkeit werden in derRegel in Form von sozialen Wohlfahrtsfunktionen zusammengefasst:

Soziale Wohlfahrtsfunktion:Eine soziale Wohlfahrtsfunktion gibt an, welche Größen für dasWohlergehen einer Gesellschaft (eines Landes) maßgeblich sind undin welcher Weise das gesellschaftliche Wohlfahrtsniveau von ihnenabhängt.

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Zwei verschiedene Ansätze: Leontief-Lerner und Bergsson

Die Leontief-Lerner-Wohlfahrtsfunktion unterstellt, dass dasWohlergehen einer Gesellschaft von der Menge an Güternabhängt, die ihr zur Verfügung stehen (und nicht von derVerteilung der Güter auf die Individuen):

W = W (X 1, ...X n) (21)

Die Bergsson-Wohlfahrtsfunktion unterstellt, dass dasWohlergehen einer Gesellschaft von den Nutzenniveaus derIndividuen abhängt:

W = W (Ua, ...Um) (22)

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Leontief-Lerner-Wohlfahrtsfunktion:

X 1

X 2

Die Leontief-Lerner-Wohlfahtsfunktion wird beispielsweise in derAußenhandelstheorie viel benutzt. Für die Indifferenzkurven wirddie übliche konvexe Gestalt angenommen. Sie macht keineAussagen über die gesellschaftlichen Konsequenzen derVerteilung.

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Bergsson-Wohlfahrtsfunktionen:

Ua

Ub

Die Gruppe der Bergsson-Wohlfahrtsfunktionen lässt sich weiterunterteilen, je nach dem, wie groß die Ungleichheitsaversion derGesellschaft ist:Konvexe Indifferenzkurven zeigen Ungleichheitsaversion. Wenigerungleiche Nutzenverteilungen führen zu Punkten auf höhergelegenen Indifferenzkurven.

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Die Wohlfahrtsfunktion nach Rawls: W = min[U1, ...,Um]

Ua

Ub

Die gesellschaftliche Wohlfahrt hängt ausschließlich von demNutzen des am schlechtesten gestellten Mitglieds derGesellschaft ab.

Die Wohlfahrtsfunktion nach Rawls impliziert unendlicheUngleichheitsaversion.

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Die Wohlfahrtsfunktion nach Bentham: W = ∑mj=1 U j

Ua

Ub

Die gesellschaftliche Wohlfahrt kann durch die Summe derindividuellen Nutzenniveaus dargestellt werden.Die Senkung des Nutzens eines Haushalts kann durch eine gleichgroße Erhöhung des Nutzens eines anderen Haushaltsausgeglichen werden.Selbst Umverteilung von Armen zu Reichen ist wohlfahrtsneutralmöglich: Es gibt keine Ungleichheitsaversion

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Die Wohlfahrtsfunktion nach Nash: W = (U1 − U1) · . . . · (Um − Um)

Ua

Ub

Die gesellschaftliche Wohlfahrt hängt multiplikativ von denÜberschüssen der individuellen Nutzen über gewisseMindestnutzenniveaus ab.Für niedrige Nutzenniveaus sind die Indifferenzkurven starkgekrümmt (hohe Ungleichheitsaversion), mit steigendenNutzenniveaus werden die Indifferenzkurven weniger gekrümmt,die Ungleichheitsaversion nimmt ab.

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Das gesellschaftliche Wohlfahrtsmaximum

Ua

Ub

Nur Punkte auf der Nutzenmöglichkeitenkurve (d. h. nur effizientePunkte) können ein Wohlfahrtsmaximum sein.➩ 1. Schritt: Herstellung von Effizienz

Der wohlfahrtsmaximierende Punkt ist der Tangentialpunkt vonNutzenmöglichkeitenkurve und Indifferenzkurve.➩ 2. Schritt: Herstellung von Verteilungsgerechtigkeit

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und warum das Wohlfahrtsmaximum i.d.R. nicht bestimmbar ist:

„Die richtige“ soziale Wohlfahrtsfunktion ist im Allgemeinen nichtfestzulegen, denn:

Die Mitglieder einer Gesellschaft haben verschiedene Ansichtenüber soziale Wohlfahrtsfunktion, bspw. die Ungleichheitsaversion,aber auch über die relevanten Variablen.

Unmöglichkeitstheorem von Arrow: Konsistente (aberverschiedene) individuelle Präferenzen lassen sich nichtwiderspruchsfrei zu einer konsistenten gesellschaftlichenWohlfahrtsfunktion aggregieren.

➜ deshalb nutzen wir die Effizienz des Wettbewerbs(Pareto-Kriterium) und ergänzen um sozialpolitische Maßnahmen(Umverteilung, sozialer Ausgleich)

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Wettbewerb — Neoliberalismus — Marktradikalismus?

Liberalismus (liberalis = freiheitlich)

ist im 17. Jahrhundert entstanden

zunächst insbesondere als Gegenbewegung zu

Ungleichheit der Menschen: Fürsten, Könige, Leibeigene...

Merkantilismus: strikte Regelung der Wirtschaft durch Königebzw. Fürsten, vor allem Exportförderung zur Generierung vonStaatseinnahmen und Importbeschränkung durch Zölle, keineBerufsfreiheit

Kameralismus: Fürsten organisierten die Wirtschaft so, dass ihreEinnahmen maximiert wurden

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wichtige Wegbereiter:

John Locke (1632–1704)

Philosoph

früher Wegbereiter der Aufklärung

Adam Smith (1723 – 1790)

Moralphilosoph, Begründer der klassischenNationalökonomie

➜ Wealth of Nations ➜ unsichtbare Hand

John Stuart Mill (1806 – 1873)

Philosoph und Nationalökonom

Utilitarismus ➜ wichtig ist wie gut es den Menschengeht (nicht die Macht der Nation)

➜ forderte Bildung, Gleichberechtigung, Erbschaftssteuer

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Liberalismusjeder Einzelne darf selbst bestimmen, was er produziert und wemer es verkauft

bedeutet nicht ungezügelten Egoismus, sondern vor allemNutzung der Wettbewerbskräfte statt Interventionismus

selbstverständlich gibt es Grenzen, beispielsweise durch Gesetze

es soll der Gesellschaft möglichst gut gehen(Utilitarismus ➜ dafür muss es den Bürgern möglichst gut gehen)

freiheitliches Weltbild und unsichtbare Hand➜ Privateigentum; Wettbewerb als Koordinationsmechanismus

die Weltwirtschaftskrise und die große Rezession zeigten die Grenzender reinen Marktkräfte

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Gegenbewegung: Keynesianismus

John Maynard Keynes (1883 – 1946)

Mathematiker und Ökonom (und Philosophund Historiker, mathematische Dissertation)

propagierte nach Weltwirtschaftskrise undDeflation nachfrageorientierteWirtschaftspolitik

Keynesianismus

Staat soll Nachfragerückgang der privaten Haushalte ausgleichen

Marktwirtschaft kann sich nicht alleine aus Deflation befreien:sinkende Löhne ➜ sinkende Nachfrage ➜ sinkendeUnternehmensgewinne ➜ sinkende Löhne

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Reaktion auf Keynesianismus: Neoliberalismus

Chicagoer Schule

wichtig: Milton Friedman, Nobelpreis 1976

betonen besonders stark die Nachteile vonStaatseingriffen

Österreichische Schule

wichtig: Friedrich von Hayek, Nobelpreis 1974

heben Ungleichgewichte und Anpassungsprozesse anGleichgewichte hervor(Keynes’sche Unterkonsumption unglaubwürdig)

Ordoliberalismus (ordo (lat.) = Ordnung)

wichtig: Walter Eucken

der Staat gibt den Ordnungsrahmen vor für den freienWettbewerb

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in Deutschland: Soziale Marktwirtschaft

Ludwig Erhard (1897 – 1977)

Wirtschaftswissenschaftler

deutscher Wirtschaftsminister 1949 – 1963(danach Bundeskanzler)

gilt als Vater des Wirtschaftswunders und derSozialen Marktwirtschaft

Soziale Marktwirtschaftsoll „auf der Basis der Wettbewerbswirtschaft die freie Initiative miteinem gerade durch die wirtschaftliche Leistung gesichertensozialen Fortschritt verbinden“ (Müller-Armack)

entstanden im Weltbild des Ordoliberalismus

aber stärkere soziale Komponente (nach EntwicklerMüller-Armack und auf Betreiben Adenauers)

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Zusammenfassung:

freie Entscheidung des Einzelnen und Koordination durch Märkteerfüllen unsere Vorstellung einer freiheitlichen Grundordnung

Marktgleichgewicht ist Pareto-effizient (sh. erstesWohlfahrtstheorem), aber erfüllt nicht unsere Vorstellungen vonGerechtigkeit

deshalb wird umverteilt ➜ soziale Marktwirtschaft

dabei entsteht ein Zielkonflikt zwischen Effizienz undGerechtigkeit (equity-efficiency trade off)

heute geht es bei „Neoliberalismus“-Diskussion primär um:

➜ wie viel Umverteilung empfinden wir als gerecht?

➜ wie wägen wir die Nachteile von Staatseingriffen gegen dieNachteile der ungerechten Marktergebnisse ab?

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2.4 Überblick: Marktgleichgewichte beiunvollkommener Konkurrenz

Quelle: Wied-Nebbeling (Kap. I)

Marktergebnisse in der Realität sind nicht immer Pareto–optimal:es gibt Marktversagen ➜ Ursachen:

Gütereigenschaften wie Nichtrivalität im Konsum (Leuchtturm)oder mangelnde Ausschließbarkeit (Straßennetz)➜ Behandlung in Finanzwissenschaft

externe Effekte (Umweltverschmutzung)➜ Behandlung in Umweltökonomie (und Finanzwissenschaft)

Marktmacht: Unternehmen verhalten sich dann nicht mehrmengenanpassend (Oligopol auf dem Strommarkt)➜ Thema hier im Folgenden

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Die Marktstruktur: das morphologische Marktformenschema

Die Marktstruktur hängt wesentlich davon ab, wie vieleMarktteilnehmer es auf den beiden Marktseiten gibt:

Nachfrager

einer wenige viele

einerbilateralesMonopol

beschränktesMonopol

Monopol

Anbieter wenigebeschränktesMonopson

bilateralesOligopol

Oligopol

viele Monopson Oligopson Polypol

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Relativierung des Marktformenschemas

Contestable Markets nach Baumol/Panzar/Willig (1982):

Nicht alleine die Anzahl der auf dem Markt befindlichenUnternehmen entscheidet über deren Verhalten. Genau so wichtigist der potentielle Wettbewerb. Ist der Marktzugang frei und derMarktaustritt kostenlos, dann ist der Markt bestreitbar und hoheMarktanteile führen nicht zu Preissetzungsspielraum.In der Realität überwiegen jedoch Märkte mit beschränktemZugang.

Abgrenzung wenige versus viele Anbieter:

Abgrenzung erfolgt in der Regel über die Spürbarkeit der Aktioneneinzelner Anbieter für die Mitkonkurrenten. Die Resultate sindaber nicht immer eindeutig.

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Abgrenzung des Marktes:

Für die Anzahl der Marktteilnehmer ist der relevante Marktentscheidend (Bsp.: Markt für Werbung auf Litfaßsäulen, Markt fürWerbung in allen Medien). Kriterium für den relevanten Markt sinddie Substitutionsmöglichkeiten, gemessen anhand derKreuzpreiselastizität

ηX1,P2 =dX 1/X 1

dP2/P2

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2.5 Anbieteranzahl und Kostenstruktur

Mengenanpassende Unternehmen:

maxx

G(x) = Px −C(x)

➩ (23)

x

➜ individuelle Angebotsfunktion entspricht GK -Funktionaggregiertes Angebot = Anbieteranzahl × individuelles Angebot

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Kurzfristiges versus langfristiges Marktgleichgewicht:

X

P

(kurzfristiges) Marktgleichgewicht: Preis und Menge konstant

verändert sich die Anbieteranzahl, dann verlagert sich dieAngebotsfunktion

➜ dann passen sich Preis und Menge im Marktgleichgewicht an

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positive Gewinne ➜ Markteintritte ➜ Anbieteranzahl steigtnegative Gewinne ➜ Marktaustritte ➜ Anbieteranzahl sinkt

langfristiges Marktgleichgewicht:

Im langfristigen Marktgleichgewicht bleibt die Anbieteranzahl konstant.Dafür müssen die Gewinne null sein ➜ Nullgewinnbedingung.

Wann sind die Gewinne null?

G ≷ 0 ⇐⇒

⇐⇒ P ≷ DK (24)

Zwischenfazit:

Gewinnmaximierung ➜ P = GK

Gewinne versus Verluste ➜ P ≷ DK

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Beziehung zwischen Grenzkosten und Durchschnittskosten:

x

normal: steigende Grenzkosten, Fixkosten

DK sind bei geringer Menge groß (Fixkosten) und sinkenzunächst (Fixkostendegression), später dominieren diesteigenden GK ➜ U-förmige DK

DK sinken, solange GK < DK und steigen, sobald GK > DK

➜ die GK schneiden die DK in deren Minimum

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Maximal realisierbarer Gewinn:

x

Angebot gemäß GK -Funktion

➜ positiver Gewinn, falls P > DK ➜ Markteintritte ➜

Angebotsfunktion verlagert sich nach rechts ➜ Preis sinkt ➜

Gewinn sinkt

➜ Verlust, falls P < DK ➜ Marktaustritte ➜ Angebotsfunktionverlagert sich nach links ➜ Preis steigt ➜ Gewinn steigt

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langfristiges Marktgleichgewicht:

x X

P

sei am Anfang n gering ➜ Preis hoch ➜ Gewinne ➜ Markteintritte

Preis sinkt so lange bis P = DK und damit Nullgewinne

erst dann Anbieteranzahl konstant ➜ Preis und Menge konstant

➜ langfristig produziert das einzelne Unternehmen im Minimum derDK und die Anbieteranzahl ergibt sich aus n∗x∗ = X ∗

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Zusammenfassung Marktgröße:

die Anbieteranzahl ist nur konstant, wenn der Preis denDurchschnittskosten entspricht

Mengenanpasser wählen ihre Angebotsmenge immer so, dassder Preis den Grenzkosten entspricht

Nullgewinne und Gewinnmaximierung gleichzeitig sind nurmöglich, wenn Durchschnittskosten und Grenzkostenübereinstimmen

langfristig produziert jedes Unternehmen im Minimum derDurchschnittskosten

➜ die Anbieteranzahl hängt davon ab, wievielfach dieNachfragemenge die individuelle Produktionsmenge übersteigt

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➜ je höher die Fixkosten, um so größer die Produktionsmenge, beider die Durchschnittskosten minimal sind ➜ um so wenigerAnbieter im langfristigen Marktgleichgewicht(wenige Flugzeugproduzenten, aber viele Friseure)

➜ je größer die Nachfrage, um so mehr Unternehmen könnenkostendeckend in dem Markt anbieten(wenige Panzerproduzenten, aber viele Bäcker)

X

P

X

P

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3 Das Monopol

Quelle: Wied-Nebbeling (Kap. II.1) und Tirole (Kap. 1.1.1, 10.1)

Der Monopolist nutzt seine Marktmacht, um das Marktergebnis zuseinen Gunsten zu verändern:

In der Regel setzt er einen höheren Preis, so dass diekonsumierte Menge sinkt.

Dadurch entstehen Wohlfahrtsverluste.

Der soziale Überschuss auf dem betroffenen Markt sinkt. Es wirdsuboptimal wenig in dem monopolisierten Sektor produziert, unddadurch subpotimal viel in den anderen Sektoren.

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Einschränkung:

Der untersuchte Fall des sogenannten reinen Monopols istrealitätsfern.

Die Marktmacht ist beschränkt, wenn es Substitute gibt oder derMarkt bestreitbar ist.

Die Marktmacht kann auch zeitlich beschränkt sein, wenn neueAnbieter in den Markt kommen, bspw. weil Patente auslaufen oderwegen der Monopolgewinne.

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3.1 Monopolistische Preissetzung: Partialanalyse

Der Monopolist maximiert seinen Gewinn

maxP

G = PX (P)−C(X (P))

➩∂G∂P

=

➩PM −C′

pM =−1η

prozentualer Preisaufschlag

Monopolgrad nach Lerner(25)

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Mengensetzung führt zum gleichen Gewinnmaximum

maxX

G = P(X )X −C(X )

➩∂G∂X

=

➩PM −C′

pM=−

➩ preissetzende und mengensetzende Monopolisten erheben dengleichen Preisaufschlag und realisieren beide den Cournot’schenPunkt

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Die Marktmacht des Monopolisten:

Erhöht der Monopolist den Preis, dann bekommt er für jedeverkaufte Einheit etwas mehr (positiver Bestandteil X aus demGrenzerlös).

Andererseits sinkt die nachgefragte Menge, so dass derMonopolist weniger Einheiten verkaufen kann als vorher(negativer Bestandteil PXP).

Je elastischer die Nachfrage, um so stärker sinkt die nachgefragteMenge.

Die Monopolmacht und damit der relative Preisaufschlag sind umso größer, je unelastischer die Nachfrage ist, da sichPreisaufschläge dann leichter durchsetzen lassen. (Bspw. relativgeringe Preiselastizität des Energieverbrauchs ➩ großeMarktmacht der Energieversorger.)

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Statische Ineffizienz durch Marktmacht

X

P

Das Gewinnmaximum impliziert GE != GK

➩ Angebot im Cournot’schen Punkt.

Für das Wohlfahrtsmaximum gilt Preis!= Grenzkosten.

Es entsteht ein Wohlfahrtsverlust aus dem monopolistischenPreisaufschlag: Harberger Dreieck oder Dead-Weight Loss.

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Wird außerdem ineffizient produziert?

Monopolist würde trotz höherer Kosten nicht vom Markt verdrängtaber: sein Gewinn würde sinken!➜ auch Monopolisten produzieren zu minimalen Kosten

Sind Eigentumsebene (Aktionäre) und Entscheidungsebene(Management) getrennt, hat das Management vielleicht andereZiele neben der Gewinnmaximierung➜ dann ist ein Monopolist schwerer zu kontrollieren als einKonkurrenzunternehmen➜ bei Monopolen wird eher sog. X-Ineffizienz auftreten

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falls ineffiziente Produktion, zusätzlicher Wohlfahrtsverlust:

X

P

bei höheren GK sinkt die Menge und steigt der Preis weiter

WFV steigt noch über den Wohlfahrtsverlust gemäß HarbergerDreieck hinaus

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Dynamische Ineffizienz durch Marktmacht

Kernproblem:

technischer Fortschritt reduziert bspw. Produktionskosten odererhöht die Produktqualität, aber es erfordert Aufwand,technischen Fortschritt zu erreichen (Forschungsabteilung)

Monopole sind oft wenig innovativ (Bsp. Deutsche Bahn)

Grund: geringere Anreize zu Innovationen im Monopol, da sich dieKostenreduktion nur auf eine geringere Stückzahl auswirkt;außerdem keine Gefahr, durch innovative Konkurrenz aus demMarkt vertrieben zu werden

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Referenzsituation „soziales Optimum“:

Wann sollte eine Innovation durchgeführt werden?

X

P

sinken die Grenzkosten von c auf c, dann steigt die Wohlfahrt umWFG∗ =

∫ cc X D(P∗(c))dc

➜ Innovation durchzuführen ist sinnvoll, wenn die Kosten derInnovation geringer als WFG∗ sind

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Konkurrenzgleichgewicht:

X

P

KR steigt um gleiche Fläche wie WFG∗ im sozialen Optimum,Konsumenten würden Innovation befürworten

aber Gewinne der Unternehmen bleiben null, also können Kostender Innovation sich nicht amortisieren

➜ Innovation wird nicht durchgeführt

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Konkurrenzgleichgewicht mit Patentschutz:

➩ innovatives Unternehmen ist das einzige, das über die neueTechnologie verfügt

X

P

falls Cournot’scher Preisgrößer als c:inkrementelle Innovation

Erfinder unterbietet die anderen infinitesimal ➜ setzt gesamteMenge X D(c) ab ➜ Gewinnsteigerung aus Innovation ist:GK = (c −c)X D(c)< WFG∗

Innovation lohnt sich nur, wenn Kosten < GK

➜ falls GK < Kosten < WFG∗, wäre Innovation sinnvoll, wird abernicht durchgeführt

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Konkurrenzgleichgewicht mit Patentschutz:

X

P

falls Cournot’scher Preiskleiner als c:drastische Innovation

Erfinder setzt Monopolpreis PM < c ➜ verkauft MonopolmengeX D(PM ) ➜ Gewinnsteigerung aus Innovation istGK = (PM −c)X D(PM)< WFG∗

Innovationsanreiz wieder kleiner als im sozialen Optimum➜ falls GK < Kosten < WFG∗, wäre Innovation sinnvoll, wird aber

nicht durchgeführt

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Monopolist:

X

P

gewinnmaximierender Preis sinkt durch Innovation, Absatzmengesteigt, Gewinn steigt

wie viel genau steigt der Gewinn? ➜ entscheidend für denInnovationsanreiz des Monopolisten

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Veränderung des optimalen Gewinns mit den Grenzkosten:

dGM

dc=

d((PM∗−c)X D(PM∗))

dc

=∂ (PM∗−c)X D(PM∗)

∂c︸ ︷︷ ︸

=−XD(PM∗)

+∂ (PM∗−c)X D(PM∗)

∂PM∗︸ ︷︷ ︸

=0 im Opt.

∂PM∗

∂c

=−X D(PM∗) (26)

Gewinnsteigerung aus Innovation ist:

∆GM = GM(PM(c))−GM(PM(c))

=

=

∫ c

cX D(PM∗)dc (27)

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X

P

Monopolist führt Innovation durch, wenn die Kosten der Innovationgeringer sind als ∆GM < GK < WFG∗

Innovationsanreiz des Monopolisten ist ebenfalls zu klein, es gibtalso sozial wünschenswerte Innovationen, die nicht durchgeführtwerden.

falls ∆GM < Kosten < WFG∗, wäre Innovation sinnvoll, wird abernicht durchgeführt

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Ergebnisse:

im Konkurrenzgleichgewicht ohne Patentschutz fehlt derInnovationsanreiz völlig

im Konkurrenzgleichgewicht mit Patentschutz ist derInnovationsanreiz zu gering (GK < WFG): da eine suboptimalgeringe Menge produziert wird, sind die Auswirkungen derKostensenkung zu gering

im Monopol ist der Innovationsanreiz noch geringer als imKonkurrenzgleichgewicht mit Patentschutz (∆GM < GK )

bei Konkurrenz profitieren Unternehmen davon, durch InnovationMarktanteile zu gewinnenMonopolist profitiert aber nur von Absatzsteigerung durchsinkenden Preis:„ersetzt sich selbst“ ➜ replacement effect (Arrow)

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Die Preissetzung des Mehrproduktmonopolisten

Ein Monopolist, der zwei Güter anbietet, maximiert seinen Gewinn:

maxP1,P2

G =P1X 1(P1,P2)+P2X 2(P1,P2)

−C(X 1(P1,P2),X 2(P1,P2))

∂G∂P1 =

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➩P1 −C1′

P1 =−1

η1 − (P2 −C2′)X 2

P1

P1X 1P1

(28)

analog∂G∂P2

!= 0

➩P2 −C2′

P2 =−1

η2 − (P1 −C1′)X 1

P2

P2X 2P2

(29)

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entscheidend ist die Beziehung zwischen den beiden Gütern:

Sind die Güter substitutiv, dann ist die Kreuzableitung positiv

∂X 2

∂P1 > 0 und∂X 1

∂P2 > 0 (30)

da die Nachfrage nach Gut 2 (Gut 1) steigt, wenn der Preis desGutes 1 (des Gutes 2) zunimmt.

Sind die Güter komplementär, dann ist die Kreuzableitung negativ

∂X 2

∂P1< 0 und

∂X 1

∂P2< 0 (31)

da die Nachfrage nach Gut 2 (Gut 1) sinkt, wenn der Preis desGutes 1 (des Gutes 2) zunimmt.

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Preissetzung bei substitutiven Gütern (X 2P1 > 0):

Der Mehrproduktmonopolist erhebt in beiden Sektoren einenhöheren (prozentualen) Aufschlag auf die Grenzkosten als einMonopolist, der nur Sektor 1 oder nur Sektor 2 beliefert.

Der Mehrproduktmonopolist nutzt aus, dass er beide Preisegleichzeitig anheben kann und damit den Konsumenten dieMöglichkeit nimmt, auf das günstigere Gut auszuweichen.

Die Marktmacht des Monopolisten steigt, wenn er nicht nur einenMarkt, sondern weitere Märkte für substitutive Güter kontrolliert(Bsp.: (frühere) lokale Energieversorger, die frühere Post).

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Preissetzung bei komplementären Gütern (X 2P1 < 0):

Der Mehrproduktmonopolist erhebt in beiden Sektoren einenkleineren (prozentualen) Aufschlag auf die Grenzkosten als einMonopolist, der nur Sektor 1 oder nur Sektor 2 beliefert.

Durch Preiserhöhungen auf einem Markt verschlechtern sich dieGewinnmöglichkeiten auf dem anderen Markt. Wenn derMonopolist von der Verschlechterung selbst getroffen wird, senktdas seinen Preisaufschlag.

Hier spürt der Monopolist einen Teil der verzerrenden Wirkungseiner Preissetzung selbst auf dem zweiten Markt, so dass sichsein Preissetzungsspielraum verringert.

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3.2 Monopolmacht im allgemeinen Gleichgewicht

Monopolisten nutzen ihre Marktmacht, um den Preis zu erhöhenund dadurch ihren Gewinn zu steigern.

Inwieweit ist das allgemeine Gleichgewicht verzerrt?

Wird in der Ökonomie insgesamt „zu wenig“ produziert, das heißtweniger als bei effizientem Faktoreinsatz produziert werdenkönnte?

Wir werden zeigen, dass auch Monopolisten wegen ihrerGewinnerzielungsabsicht effizient produzieren.

Somit ist die Faktorallokation trotz Marktmacht effizient(Produktion auf der Transformationskurve).

Aber die Abstimmung zwischen Produktion und Konsum istineffizient, so lange nicht alle Märkte den gleichen Monopolgradaufweisen.

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Effiziente Produktion?

Faktornachfrage des Monopolisten in Sektor 1:

maxK 1,L1

G1 = P1(X 1(K 1,L1)) ·X 1(K 1,L1)− rK 1 −wL1 (32)

➩∂G1

∂K 1 = (33)

∂G1

∂L1 = (34)

(35)

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K 1

r

L1

w

➜ Monopolist produziert weniger als Mengenanpasser

➜ dafür benötigt er weniger Kapital bzw. Arbeit

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➩ GRTS1 =X 1

L1

X 1K 1

= (36)

=wr

(37)

genauso für den Monopolist in Sektor 2:

➩ GRTS2 =X 2

L2

X 2K 2

=wr

➩ GRTS1 = GRTS2 (38)

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K 1

K 2 L1

L2

X 1

X 2

Ergebnis: effiziente Produktion

(Gütermarkt-)Monopolisten sind Mengenanpasser auf denFaktormärkten

sie sind mit dem gleichen Faktorpreisverhältnis konfrontiert

ineffiziente Produktion (GRTS 6= w/r ) würde den Gewinn desMonopolisten reduzieren

es werden Produktionspunkte auf der Kontraktkurve undentsprechend auf der Transformationskurve realisiert

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Effizienter Verbrauch?

Haushalte sind Mengenanpasser und maximieren ihren Nutzen➩ Marktergebnis wie bei vollkommenem Wettbewerb:

GRSa = GRSb =p1

p2(39)

Ergebnis: effizienter Verbrauch

Haushalte sind Mengenanpasser auf den Gütermärkten.

Auch bei Monopolmacht werden Konsumpunkte auf derKontraktkurve realisiert.

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Effiziente Koordination von Produktion und Verbrauch?

Die Grenzrate der Transformation:

GRT =

∣∣∣∣

dX 2

dX 1

∣∣∣∣=

X 2L2

X 1L1

=X 2

K 2

X 1K 1

(40)

➩ GRT =p1

(

1+ 1η1

)

p2(

1+ 1η2

) (41)

Die Grenzrate der Substitution:

GRSa = GRSb = GRS =p1

p2 (42)

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Übereinstimmung von GRT und GRS?

p1(

1+ 1η1

)

p2(

1+ 1η2

)??=

p1

p2 (43)

Wenn die Monopolgrade 1/η i nicht genau übereinstimmen —oder wenn nur ein Sektor monopolisiert ist — dann unterscheidetsich die Grenzrate der Transformation von der Grenzrate derSubstitution.

Beispiel: Monopol nur in Sektor 1

p1(

1+ 1η1

)

p2<

p1

p2(44)

Die GRT ist kleiner als die GRS, die Koordination von Produktionund Verbrauch ist ineffizient.

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Monopol nur in Sektor 1:

X 1

X 2

Ergebnis: keine effiziente Koordination von Produktion undVerbrauch

der Produktionspunkt liegt auf der Transformationskurve, jedochist die GRT kleiner als die GRS

es wäre eine Pareto–Verbesserung, wenn mehr von Gut 1 unddafür weniger von Gut 2 produziert würde

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3.3 Das natürliche Monopol

Bei steigenden Kosten ist das Monopol keine stabile Marktform.Langfristig werden zusätzliche Anbieter in den Markt drängen.Dies senkt die Produktionskosten für alle Anbieter.

Anders ist das bei sinkenden Kosten. In diesem Fall sind dieKosten am geringsten, wenn nur ein Unternehmen den gesamtenMarkt bedient. Zentrale Ursachen sind Unteilbarkeiten undNetzeffekte.(Beispiele: Elektrizitätsnetze, Müllabfuhr, Postzustellung)

Ein Monopol ist dann gesellschaftlich wünschenswert. Und es isteine stabile Marktform: Deshalb nennt man diesen Fall dasnatürliche Monopol.

Trotzdem muss die monopolistische Preissetzung verhindertwerden, um keine Wohlfahrtseinbußen zu erleiden.

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Subadditivität

Eine Kostenfunktion ist subadditiv, wenn die Herstellung einerbestimmten Produktionsmenge in nur einer Produktionsstättekostengünstiger ist als die Herstellung in zwei (oder mehr)Produktionsstätten:

C(X )< C(X1)+ . . .+C(Xn) mit X = X1 + . . .+Xn (45)

Subadditivität tritt im Wesentlichen in zwei Fällen auf:

bei steigenden Skalenerträgen

bei Fixkosten (Unteilbarkeiten)

In jedem Fall ist davon auszugehen, dass bei hinreichend hoherProduktionsmenge die Kosten wieder steigen.

➩ Ein natürliches Monopol liegt vor, wenn die Kostenstruktur imrelevanten Bereich subadditiv ist.

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Skalenvorteile

Im Einproduktunternehmen liegen Skaleneffekte vor, wenn bei einerMengenerhöhung die Kosten nur unterproportional steigen, d. h. wenndie Kostenelastizität kleiner als 1 ist:

ηC,X =dC/CdX/X

< 1 (46)

Daraus folgen sinkende Durchschnittskosten:

ηC,X < 1 ➩d(C/X )

dX< 0 (47)

und Durchschnittskosten, die über den Grenzkosten liegen:

ηC,X < 1 ➩CX

>dCdX

(48)

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Ursachen für Skalenvorteile

Technische Ursachen: Das Volumen steigt schneller als dieOberfläche. Dadurch kann beispielsweise die beförderteWassermenge verdoppelt werden, während die Kosten für Rohrenur weniger stark steigen.

Spezialisierte Produktionsfaktoren: Bei einer Ausweitung derProduktionsmenge können spezialisierte Produktionsfaktorenbesser ausgelastet werden. Es ist dann lohnend, spezialisierteArbeitskräfte einzustellen oder Spezialmaschinen anzuschaffen.

Transaktionskosten: In der Regel steigen die Transaktionskostenunterproportional: Beschaffung größerer Mengen je Transaktion;häufigere Transaktionen

Gesetz der großen Zahl: Störungen im Produktionsprozesswerden besser kalkulierbar, so dass beispielsweise Ersatzlageroder Überkapazitäten geringer ausfallen können.

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Die Kosten bei Subadditivität

X X

bei Produktionsmengen bis zum Minimum der DK herrschenSkalenvorteile, danach überwiegen die steigenden Kosten(Überstunden, etc.)

bei erheblichen Skalenvorteilen wird das Minimum der DK erst beieiner großen Produktionsmenge erreicht

falls die Skalenvorteile immer wirken, haben die DK kein Minimum

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Marktverhalten im natürlichen Monopol

Mengenanpassendes Verhalten ist unmöglich:

maxX

G =PX −C(X )

➩∂G∂X

= (49)

➩ P = GK (50)

X

P

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➜ die Erlöse sind kleiner als die Kosten

➜ es entstehen Verluste

➜ bei sinkenden DK führt mengenanpassendes Verhalten immer zuVerlusten

➜ der größte Produzent kann alle anderen Produzenten unterbietenund vom Markt verdrängen

dann ist der Weg frei für monopolistische Preissetzung

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Monopolistische Preissetzung im natürlichen Monopol:

X

P

die Höhe des Gewinns richtet sich nach der Differenz zwischenPreis im Cournot’schen Punkt und Durchschnittskosten bei dieserProduktionsmenge

denkbar ist auch der Fall, dass der Monopolist im Cournot’schenPunkt Nullgewinne oder gar Verluste macht

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Therapien des natürlichen Monopols

Dilemma:

einerseits ist die Produktion in nur einem Unternehmen mitgeringeren Kosten verbunden: Effizienzvorteil der Größe

andererseits führt Monopolmacht zu ineffizienter Allokation:GRS 6= GRT

Drei mögliche Lösungen: (Milton Friedman: „Drei Übel“)

1. Lösung: das Monopol zum Staatsbetrieb machen (Bsp.: früherePost oder Bahn, Müllabfuhr)

Vorteil: Es kann (theoretisch) Pareto-effizienteProduktionsmenge „befohlen“ werdenNachteil: Tendenz zur Bürokratisierung, sog.X-Ineffizienz; deshalb heute selten

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2. Lösung: das Monopol in privater Hand belassen und staatlichregulieren (Bsp.: Gasversorgung)

heute am häufigsten gewähltes „geringstes“ Übel,z.B. Eingriff in die Preisgestaltung

➜ detaillierte Besprechung im folgenden Kapitel

3. Lösung: Nichtstun, d. h. das Monopol unter vollständiger privaterVerfügungsmacht belassen➜ insbesondere, wenn

man mit Nachfragewachstum rechnet, so dass dieKosten nicht mehr subadditiv sindder Markt bestreitbar ist, so dass potenzielleKonkurrenz den Monopolisten diszipliniertdie Lösungen 1. und 2. noch schlechter sind

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4 Regulierung

Quelle: Borrmann/Finsinger (Kap. 6,7 und 10)Die wichtigsten Formen der Regulierung sind:

Preissetzung durch den Staat:Grenzkostenpreisbildung würde zum sozialen Optimum führen,allerdings entstehen Verluste, die durch den Staat ausgeglichenwerden müssen.Durchschnittskostenpreisbildung (auch: Ramsey-Preise,Eigenwirtschaftlichkeitsgebot, Gebot der Kostendeckung)vermeidet das Verlustproblem, allerdings bleiben das Effizienz-und das Informationsproblem bestehen.

Regulierung der Tarifgestaltung: Der zweigliedrige Tarifermöglicht, die bei Grenzkostenpreisen entstehenden Verlusteüber Grundgebühren zu decken.

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Eingriff in die Preisgestaltung durch Subventionen: DurchSubventionen kann der Grenzerlös des Monopolisten so weiterhöht werden, dass sein Gewinnmaximum gerade bei der sozialoptimalen Produktionsmenge liegt.

Ausschreibung des Monopols: Wer bereit ist zum geringsten Preisanzubieten, darf Monopolist sein. Ersetzt Wettbewerb im Marktdurch Wettbewerb um den Markt.

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4.1 Grenzkostenpreisbildung

Grenzkostenpreisbildung führt (theoretisch) zur Realisierung dessozialen Optimums:

X

P

Mengenausweitung ist so lange wohlfahrtssteigernd, wie derGrenznutzen (sh. Nachfrage) über den Grenzkosten liegt

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In der Praxis entstehen jedoch Probleme:

Effizienzproblem:➩ keine Notwendigkeit zur Kostenminimierung ➩ ineffizienteProduktion➩ kein Anreiz zur Umsetzung technischen Fortschritts

Informationsproblem:➩ Grenzkostenfunktion muss bekannt sein, auch Veränderungender Grenzkosten bei Kapazitätsveränderungen➩ wenig verlässliche Informationen aus dem Unternehmen ➩

Grenzkosten werden zu hoch und Nachfrage zu gering ausgeben

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Anpassung an veränderte Bedingungen:➩ Anpassung administrativ festgelegter Preise nicht hinreichendflexibel➩ Anpassungen u. U. auch politisch schwer durchsetzbar

Mittelaufbringung:➩ Wohlfahrtsverluste (bspw. aus Steuern auf anderen Märkten)zusätzlich zu der zu erhebenden Summe➩ Subvention zum Verlustausgleich an einen Monopolistenerzeugt u. U. politischen Widerstand

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4.2 Ramsey-Preise

Durchschnittskostenpreise maximieren die soziale Wohlfahrt unter derNebenbedingung der Kostendeckung:

X

P

➜ es entsteht ein Wohlfahrtsverlust gegenüber Grenzkostenpreisen

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Spezialfall: (teilweise) preisunelastische Nachfrage

Beispiele: Telefon, Strom, Gasversorgung

X

P

Preis kann ohne Wohlfahrtsverlust erhöht werden

Verlustdeckung durch höhere Preise ist wohlfahrtsneutral

aber höhere Preise entsprechen einer regressiven Besteuerung,somit aus Verteilungssicht problematisch

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Bewertung der Durchschnittskostenpreise:

Effizienzproblem so wie bei Grenzkostenpreisen:➩ kein Anreiz zu effizientem Faktoreinsatz➩ kein Anreiz zur Umsetzung von kostensparendem technischenFortschritt

Informationsproblem so wie bei Grenzkostenpreisen:➩ zu regulierendes Unternehmen ist im Besitz der Informationenund hat keinen Anreiz, diese preiszugeben

Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen: unverändertproblematisch

Durchschnittskostenpreise verhindern Verluste und das damitverbundene Mittelaufbringungsproblem

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Ramsey-Preise im Mehrproduktfall:

Durchschnittskostenpreis lässt sich nicht mehr sinnvoll definieren

viele Preiskombinationen denkbar, die die Nullgewinnbedingungerfüllen

welche Preise sollten für ein Wohlfahrtsmaximum gesetzt werden?

Gesucht ist der maximale soziale Überschuss bei Kostendeckung(sog. Ramsey-Problem)

maxP1,P2

KR+PR u. N. G = 0 (51)

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maxP1,P2

KR1+KR2+P1 ·X 1(P1)+P2 ·X 2(P2)−C(X 1,X 2)

u. N. P1 ·X 1(P1)+P2 ·X 2(P2)−C(X 1,X 2) = 0 (52)

➩ L = (53)

➩∂L

∂P1 = (54)

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➩(P1 −CX1)/P1

(P2 −CX2)/P2=

η2

η1(55)

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Ergebnisse:

Der (Gemeinkosten-)Aufschlag auf die GK sollte um so größersein, je geringer die Preiselastizität der Nachfrage für dasjeweilige Gut ist.

Bei unelastischer Nachfrage wirkt ein Preisaufschlag so wie eineKopfsteuer: verzerrungsfreie Möglichkeit der Verlustabdeckung.

Je nach der Höhe der Preiselastizitäten kann es sozial optimalsein, Güter mit elastischer Nachfrage nahe an den Grenzkostenanzubieten und die Fixkosten durch um so höherePreisaufschläge auf Güter mit weniger elastischer Nachfrage zudecken ➩ interne Subventionierung

Beispiel: Im Fernverkehr der Bahn werden höhere Preiseberechnet, um im Nahverkehr die Preise reduzieren zu können.

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noch Ergebnisse:

Ramsey-Preise stehen im Widerspruch zu verbreitetenGerechtigkeitsvorstellungen: besonders hohe Preisaufschlägesollen den Nachfragern auf Märkten „aufgebürdet“ werden, wo esschlecht möglich ist auszuweichen.Oft sind davon insbesondere geringer verdienende Nachfragerbetroffen (Reiche können auf den Privatjet ausweichen, Armemüssen die Preiserhöhung im öffentlichen Nahverkehrhinnehmen)

Bei Neueinführung von Ramsey-Preisen sind die Lasten ungleichverteilt, das reduziert u. U. die politische Durchsetzbarkeit.

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4.3 Tarifgestaltung

Wenn es möglich ist, verschiedene Preise in Abhängigkeit vomVerbrauch zu setzen, dann können Verluste trotzGrenzkostenpreisen vermieden werden.

Das geht nur, wenn Güter nicht weiterverkauft werden können,sonst gäbe es Zwischenhändler, die zu den jeweils günstigstenBedingungen einkaufen.

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Varianten:Zweigliedrige Tarife, d. h. Grundgebühr + Stückpreis, mit demSpezialfall des PauschaltarifsBlocktarife, d. h. verschiedene Stückpreise in verschiedenenMengenintervallenoptionale Tarife, d. h. verschiedene Kombinationen vonGrundgebühren und Stückpreisen nach Wahl des Konsumenten

Beispiele: Vesorgungsbetriebe (Strom, Gas, Wasser, Telefon),Bahncard (optional), Jahreskarten für Zoo/Schwimmbad o. ä.

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Zweigliedriger Tarif:

Grundgebühr L fällt für den Zugang zum Konsum an

Stückpreis P fällt für die Nutzung einer Einheit an

Idee:

die konsumierte Menge richtet sich nach dem Stückpreis

der entstehende Verlust kann durch die Grundgebühr gedecktwerden

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Funktionsweise des zweigliedrigen Tarifs:

Wie viel des Gutes wird der Konsument nachfragen?➩ Ausweitung der Nachfrage lohnt sich, so lange der Grenznutzengrößer ist als der Stückpreis (unveränderte Argumentation)

Wird das Gut überhaupt nachgefragt?➩ Das Gut wird nachgefragt, wenn der Gesamtnutzen positiv ist,d. h. nach Zahlung der Grundgebühr positiver Nutzen verbleibt.

X

P

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Ergebnisse:

So lange der Nutzen groß genug ist (der Stückpreis gering genug),verändert sich die Nachfrage durch die Grundgebühr nicht.

bei Grenzkostenpreisen wird somit die optimale Menge realisiert

durch die Grundgebühr entstehen keine Verluste

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der gewinnmaximierende zweigliedrige Tarif:

X

P

Stückpreis im Cournot’schen Punkt maximiert den Gewinn

Grundgebühr erlaubt darüber hinaus Abschöpfung derKonsumentenrente und weitere Erhöhung des Gewinns

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Bewertung des zweigliedrigen Tarifs:

Effizienzproblem bleibt erhalten: wenn der Nutzen der Haushaltehinreichend groß ist, können Gebühren auch über das notwendigeMaß erhöht werden ➩ auch größere Verluste können gedecktwerden

Informationsproblem: bleibt erhalten, da Stückpreis undGrundgebühr staatlich festgelegt werden müssen

Problem der Anpassung an veränderte Rahmenbedingungenbleibt erhalten

Mittelaufbringung: erfolgt durch die Nutzer des Gutes, dadurchkeine zusätzlichen Verzerrungen auf anderen Märkten

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4.4 Subvention

Durch Zahlung einer Subvention können monopolistischeGewinnmaximierung und soziales Optimum in Übereinstimmunggebracht werden:

X

P

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Ergebnisse:

(Stück-)Subvention erhöht den Grenzerlös, ergo weitet derMonopolist seine Produktionsmenge aus

bei optimaler Subvention liegt der Cournot’scher Punkt imsozialen Optimum

der sozialer Überschuss ist dann maximal

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Bewertung der Regulierung durch Subvention:

Effizienzproblem: ist gelöst durch Gewinnmaximierung desMonopolisten

Informationsproblem: wesentlich geringer, da kein direktesInteresse des Unternehmens an Falschinformation besteht

Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen: Subventionssatzmuss neu bestimmt und festgelegt werden, aber auch hierVereinfachung, da das Unternehmen keinen Anreiz zuFalschinformation mehr hat

Mittelaufbringung: Subventionszahlung ist noch höher als der beiGK-preisen nötige Verlustausgleich➩ Verzerrung durch Mittelaufbringung ist groß➩ massiver Eingriff in die Verteilung: Monopole nutzen ihreMarktmacht zur Gewinnerzielung und bekommen darüber hinausSubvention➩ politische Probleme bei der Umsetzung: geringe Akzeptanzeiner Subvention an einen gewinnmaximierenden Monopolisten

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4.5 Ausschreibung eines natürlichen Monopols

Idee: Wettbewerb im Markt wird durch Wettbewerb um den Marktersetzt.

Bestreitbare Märkte hätten den gleichen Effekt: Ein Monopolist,der fürchten muss, durch seinen Monopolgewinn Konkurrenten inden Markt zu locken, wird zu Durchschnittspreisen (➩ Nullgewinn)anbieten.

Die meisten natürlichen Monopole sind aber durch hohe Marktein-oder -austrittskosten gekennzeichnet, somit nicht bestreitbar.

Der fehlende Wettbewerbsdruck kann dann durch regelmäßigwiederkehrende Ausschreibungen des Monopols ersetzt werden.

Beispiele: Ausschreibung der Müllabfuhr, Ausschreibung vonNahverkehrslinien

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Funktionsweise der Ausschreibung:

Konzession/Lizenz, einen Markt zu bedienen, wirdausgeschrieben

Gebote um die Lizenz sind die Güterpreise

Zuschlag geht an das Unternehmen, das den geringsten Preisgeboten hat

X

P

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Bewertung des Ausschreibungsverfahrens:

Effizienzproblem: gelöst durch die Nutzung der Wettbewerbskräfte(ineffizient produzierende Unternehmen werden unterboten)

Informationsproblem: gelöst, da Informationen überKostenverläufe und Nachfrage nur innerhalb des Unternehmensbenötigt werdenjedoch:

Auswahl der geeigneten Qualität durch den Staat (andernfallsQualitätsminimierung durch Monopolisten)Beurteilung von Angeboten bei mehrteiligen Tarifen oder imMehrproduktfall erfordert detaillierte Kenntnisse derNachfragefunktion, z. T. auch der KostenverläufeKollusion zwischen den Bietern muss ausgeschlossen werden

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Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen: immer dannproblematisch, wenn während des Lizenzzeitraums Anpassungennötig werden

Mittelaufbringung: gelöst durch Durchschnittskostenpreise

versunkene Kosten können entweder durch geeignete Wahl desLizenzzeitraums unbedeutend werden (Bsp. Lizenzzeitraum =Lebensdauer eines Müllwagens) oder durch staatlicheBereitstellung der irreversiblen Investitionen aus dem Marktgenommen werden (Bsp. Schienennetz versus Betreibung derBahnlinie)

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5 Das Monopson und das bilaterale Monopol

Quelle: Wied-Nebbeling Kap. II.3 und II.4; Wiese Kap. O.4

Monopson: Ein Nachfrager trifft auf viele Anbieter

Der Nachfrager übt Marktmacht aus und wählt den für ihn bestenPunkt auf der Angebotsfunktion.

Beispiele: Lebensmittelketten als Nachfrager von Agrarprodukten,VW als Nachfrager von spezifischen Zwischenprodukten

bilaterales Monopol: Ein Nachfrager trifft auf einen Anbieter

Sowohl Nachfrager als auch Anbieter verfügen über Marktmacht.

Das Marktergebnis hängt davon ab, wessen Macht größer ist, daskann von der Existenz substitutiver Güter abhängen, aber auchsituationsabhängig sein.

Beispiel: Arbeitsmarkt, Rüstungsgüter.

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5.1 Das Monopson

Nachfrage des Monopsonisten:

Für einen Monopsonisten ist der Güterpreis nicht mehr exogen.

Der Zusammenhang zwischen Güterpreis und Güterangebot istdurch die Angebotsfunktion beschrieben.

Wenn der Monopsonist mehr nachfragt, steigt der Preis, den er fürdas Gut bezahlen muss.

Der Monopsonist wählt den für ihn optimalen Punkt auf derAngebotsfunktion.

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Marktmacht im Monopson: Partialanalyse

X

P

Erhöht der Monopsonist seine Nachfrage, dannsteigt sein Nutzen um den Grenznutzensteigen seine Ausgaben um die Grenzausgabe

∂P(X )X∂X

=∂P(X )

∂X︸ ︷︷ ︸

>0

X +P(X )> P (56)

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Der Monopsonist wird seine Nachfrage ausweiten, bis derGrenznutzen mit der Grenzausgabe übereinstimmt:

GN =∂P(X )

∂XX +P(X )

➩GN −P

P=

1ηA

Monopsongrad (57)

der Monopsonist nutzt seine Marktmacht, um den Preis unter denGrenznutzen zu senken

der Monopsonist reduziert die Nachfrage (im Vergleich zumMengenanpasser), weil dadurch der Preis sinkt

dadurch kann er seinen Nutzen insgesamt steigern

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Der Monopsongrad 1/ηA:

der Monopsongrad ist positiv und liegt zwischen null undunendlich

die prozentuale Abweichung des Preises vom Grenznutzen ist umso größer, je unelastischer das Güterangebot ist, d. h. je größerder Monopsongrad ist

geringe Elastizität des Güterangebots bedeutet, dass einPreisabschlag leicht durchgesetzt werden kann, ohne dafür dienachgefragte Menge stark senken zu müssen, der Monopsonisthat also große Marktmacht

wenn es nahe Substitute gibt (andere Güter, die die Anbieterstattdessen produzieren können), dann liegt der Monopsongradnahe null, die Marktmacht des Monopsonisten ist gering

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X

P

durch den Preisabschlag sinkt die angebotene Menge

➜ es entsteht ein Wohlfahrtsverlust

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Ergebnisse Monopson:der Monopsonist nutzt seine Marktmacht, um das Marktergebniszu seinen Gunsten zu verbessern

er reduziert seine Nachfrage, um den Preis (unter denGrenznutzen) zu senken

die Marktmacht ist um so größer, je geringer die Preiselastizitätder Angebots ist

es entsteht ein Wohlfahrtsverlust, da die nachgefragte Mengesinkt

alle Ergebnisse des Monopols sind übertragbar

in der Regel dürfte ein Monopson keine stabile Marktform sein

staatliche Regulierung kann erforderlich sein

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Marktmacht im Monopson: allgemeines Gleichgewicht

Monopson in Sektor 1:

Gewinnmaximierung mengenanpassender Unternehmen➩ GRTS1 = w/r = GRTS2

➩ effiziente Produktion➩ GRT = p1/p2

Nutzenmaximierung des Nachfragers:

maxX1,X2

U(X 1,X 2) u. N. y = p1(X 1)X 1 +p2X 2

L =

∂L

∂X 1 =

∂L

∂X 2=

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➩UX1

UX2=

p1(

1+ 1η1

A

)

p2>

p1

p2(58)

➩ GRS > GRT ➩ ineffiziente Koordination

X 1

X 2

X 1

X 2

Die Wohlfahrt würde steigen, wenn mehr von Gut 1 und dafür wenigervon Gut 2 produziert würde.

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Realistischer: Monopsonist auf dem Arbeitsmarkt

Für einen Monopsonisten auf dem Arbeitsmarkt ist der Lohnsatznicht mehr exogen.

Der Zusammenhang zwischen Lohnsatz und Arbeitsangebot istdurch die Arbeitsangebotsfunktion beschrieben.

maxK ,L

G(K ,L) = PX (K ,L)−w(L)L− rK

∂G∂K

= (59)

∂G∂L

= (60)

(61)

➜ Grenzausgabe w(1+ηw ,L)> w

➜ der Lohn für alle Beschäftigten muss erhöht werden

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Monopsongrad:

PXL −ww

=1

ηL,w(62)

Der Monopsongrad ist positiv und liegt zwischen null undunendlich.

Die prozentuale Abweichung des Lohnsatzes vomWertgrenzprodukt der Arbeit ist um so größer, je unelastischerdas Arbeitsangebot ist.

Geringe Elastizität des Arbeitsangebots bedeutet, dass dieArbeiter schlecht ausweichen können (stark spezialisierteArbeiter, regional einziger Arbeitgeber)

Wenn es gute Substitute gibt (andere Arbeitgeber), dann liegt derMonopsongrad nahe null.

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L

w

Ein Monopsonist nutzt seine Marktmacht, um zu einemgeringeren Lohn weniger Arbeit nachzufragen. Die produzierteMenge ist dadurch suboptimal gering.

Es entsteht ein Wohlfahrtsverlust (Dreieck). Zusätzlich erfolgt eineUmverteilung zu Gunsten des Monopsonisten.

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5.2 Das bilaterale Monopol

Bilaterales Monopol auf dem Gütermarkt:

Ein Monopsonist würde gemäß „Grenznutzen = Grenzausgabe“entscheiden und dadurch eine geringere Güternachfrage beigeringerem Preis realisieren (s.o.).Ein Monopolist würde gemäß „Grenzerlös = Grenzkosten“entscheiden.

X

P

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Der Preis, den der Monopsonist zahlen würde, ist geringer als P∗.

Der Preis, den der Monopolist setzen würde, ist größer als P∗.

Der Preis als Verhandlungsergebnis im bilateralen Monopol hängtvon der Verhandlungsmacht der beiden Seiten ab: AlternativeProduktion, alternative Konsumgüter,...

Der Preis im bilateralen Monopol kann größer oder kleiner als P∗

sein.

Die Menge wird auf jeden Fall geringer sein als X ∗!

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Beispiel Arbeitsmarkt:

Der Monopsonist ist einziger Arbeitsnachfrager am Ort, würdegemäß „Wertgrenzprodukt = Grenzausgabe“ entscheiden unddadurch eine geringere Arbeitsnachfrage bei geringeremLohnsatz realisieren (s.o.).

Der Monopolist ist einziger Anbieter von Arbeit oderAngebotskartell (d. h. Gewerkschaft) und würde gemäß„Grenzerlös = Grenzkosten“ entscheiden,

Grenzkosten signalisieren das Arbeitsleid, entsprechen derArbeitsangebotskurve, Grenzausgabe resultiert aus derArbeitsangebotskurve

Wertgrenzprodukt entspricht der Arbeitsnachfragekurve,Grenzerlös resultiert aus der Arbeitsnachfrage

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L

w

Der Monopsonist würde wM.pson < w∗ setzen, die Gewerkschaftals Monopolist würde wM.pol > w∗ setzen.

Der Lohn als Verhandlungsergebnis im bilateralen Monopol hängtvon der Verhandlungsmacht der beiden Seiten ab:Glaubwürdigkeit von Streiks/Aussperrungen, Höhe derArbeitslosigkeit, politische Einflussnahme, etc.

Im bilateralen Monopol kann der Lohn größer oder kleiner als w∗

sein, auf jeden Fall ist Lbil < L∗.

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Ergebnisse bilaterales Monopol:

das Verhandlungsergebnis im bilateralen Monopol hängt von derMacht der beiden Marktseiten ab

über die Höhe des resultierenden Preises sind ohneweitergehende Annahmen keine Aussagen möglich

die gehandelte Menge wird eindeutig suboptimal gering sein

es entsteht ein Wohlfahrtsverlust

auch das bilaterale Monopol ist inhärent instabil, da dieExtragewinne neue Marktteilnehmer anziehen

sollte die Marktmacht länger bestehen bleiben, ist staatlicheRegulierung nötig

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6 Das Oligopol

Quelle: Borrmann/Finsinger (Kap. 3) und Wied-Nebbeling (Kap.IV.1-IV.3 und VI.2)

Oligopol:wenige Anbieter stehen vielen Nachfragern gegenüber

➩ jeder Anbieter hat Marktmacht, das Marktergebnis hängt aber auchvom Verhalten der anderen Anbieter ab

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Erinnerung: Wie viele Anbieter auf einem Markt tätig sind, hängt vonder Kostenstruktur ab:

X X

wenn die Kostenstruktur im relevanten Bereich der Nachfragesubadditiv ist, kann langfristig nur ein Anbieter auf dem Marktbestehen

wenn die Größenvorteile bei sehr kleinen Mengen schonverschwinden, ist Platz für sehr viele Anbieter ➜ vollkommeneKonkurrenz (Bsp. Friseure, Bäcker)

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Oligopol:

X

„wenige“ Anbieter sind auf dem Markt tätig, wenn Subadditivitätzwar nicht bis in den relevanten Bereich der Nachfrage reicht,aber den Marktzutritt neuer Anbieter behindert

➜ jeder Anbieter spürt die Auswirkungen des Verhaltens deranderen Anbieter

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Marktverhalten:

Jeder Anbieter muss Vorstellungen über das Verhalten deranderen Anbieter entwickeln. (Beispiel: Marktführer undMarktfolger)

Jeder Anbieter kann Mengen- oder Preisstrategie verfolgen.Realistisch: Zunächst Mengenfestlegung(Kapazitätsentscheidung), dann Preisfestlegung.

Wegen der Möglichkeit zu strategischem Verhalten sind vieleVerhaltensweisen im Oligopol möglichBeispiele:

Mengenwettbewerb mit verschiedenen MachtverteilungenPreiswettbewerbKollusion

Das konkrete Ergebnis hängt von den jeweiligenRandbedingungen und den beteiligten Entscheidungsträgern (!)ab.

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6.1 Mengenwettbewerb nach Cournot

Die Anbieter stehen der gemeinsamen Marktnachfrage gegenüber:

Gi = P(X )Xi −Ci(Xi) wobei X = X1 + . . .+Xn (63)

Gegeben das Verhalten (Ausbringungsmenge) der anderen Anbieter,kann man das optimale Verhalten des Anbieters i bestimmen:

maxXi

Gi = P(X )Xi −Ci(Xi) (64)

➩∂Gi

∂Xi=

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➩P −Ci

P=−

Xi

X1η

(65)

Die Oligopolisten nutzen ihre Marktmacht, um den Preis über dieGrenzkosten anzuheben.

Der relative Preisaufschlag ist um so größer, je größer derMarktanteil Xi/X ist. Bei Symmetrie (gleich große Oligopolisten)ist der Marktanteil um so größer, je weniger Anbieter auf demMarkt sind.

Der relative Preisaufschlag ist um so größer, je unelatischer dieMarktnachfrage reagiert, wie beim Monopol.

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Ergebnisse:

Da der Preis höher ist als die Grenzkosten, entsteht einWohlfahrtsverlust.

Es resultiert wettbewerbspolitischer Eingriffsbedarf wie beimnatürlichen Monopol.

Je weiter das Oligopol ist (mehr Oligopolisten), um so näher istdas Marktergebnis am sozialen Optimum.

Je enger das Oligopol ist (weniger Oligopolisten), um so eher istmit Verzerrungen zu rechnen, die der Regulierung bedürfen.

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Beispiel: Oligopol mit linearer Nachfrage und gleichen, linearen

Kosten

lineare Nachfrage P = a−bX = a−b(X1+ . . .+Xn)

identische, lineare Kosten Ci′ = c ∀i

Für die Anbieter i bzw. j folgt:

∂Gi

∂Xi=

∂Gj

∂Xj=

➩ Xi = Xj (Symmetrie wg. identischer Kosten) (66)

Spezialfall Duopol:

X1 +X =a−c

b➩

➩ X1 =a−c2b

−X2

2und analog X2 =

a−c2b

−X1

2

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X2

X1

Das Gleichgewicht liegt im Schnittpunkt der beidenReaktionsfunktionen und ist stabil.Wegen Symmetrie X1 = X2:

➩ X1 = X2 =13

a−cb

➩ X =23

a−cb

Cournot’sche 2/3-Lösung (67)

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Gleichgewicht bei n Oligopolisten:

X = nXi ➩

➩ X =n

n+1a−c

b(68)

X

P

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Erweiterung: Marktführerschaft nach Stackelberg

Einer der Oligopolisten könnte die Reaktion des anderenantizipieren: n könnte die Reaktionsfunktionen der anderenkennen und berücksichtigen.

Dann wählt n auf den Reaktionsfunktionen der anderenOligopolisten denjenigen Punkt, der seinen Gewinn maximiert.

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Alle Marktfolger i = 1, . . . ,n−1 betrachten die Gesamtmenge als vonihrer eigenen Entscheidung unabhängig (wie oben):

maxXi

Gi = P(X )Xi −Ci(Xi) mit P = a−bX und C′i = c (69)

➩∂Gi

∂Xi=

∂Gj

∂Xj=

➩ Xi = Xj (70)

Marktfolger verhalten sich wie Cournot-Oligopolisten.Gesamtangebot X = (n−1)Xi +Xn

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Die Reaktionsfunktion der Marktfolger ist:

−bXi +a−bX −c = 0 mit X = (n−1)Xi +Xn

➩ Xi =a−cbn

−Xn

n(71)

➩∂Xi

∂Xn= (72)

Der Marktführer maximiert seinen Gewinn

maxXn

Gn = P(X )Xn −Cn(Xn) mit P = a−bX und C′n = c

➩∂Gn

∂Xn=

und beachtet dabei die Reaktionsfunktionen der MarktfolgerProf. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2016 172 / 190

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➩ Xn =a−c2b

Monopolmenge, unabhängig von n (73)

➩ Xi =

➩ X = (74)

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Beispiel Duopol: n = 2Marktführer 2 bietet Monopolmenge an:

X2 =a−c2b

(75)

Marktfolger 1 bietet halbe Monopolmenge an:

X1 =a−c4b

(76)

Ergebnisse:

Der Marktführer hat einen größeren Marktanteil als imCournot-Gleichgewicht.

Der Marktfolger produziert eine geringere Menge.

Die Gesamtmenge ist größer, der Wohlfahrtsverlust geringer.

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X

P

(Hier) ohne Erklärung: die Festlegung von Marktführer undMarktfolger ➜ Marktfolger könnte versuchen, zum Marktführer zuwerden ➜ beide Duopolisten würden dann je (a−c)/2b anbieten,insgesamt würde die Konkurrenzmenge erzeugt ➜ beideDuopolisten würden sich aber verbessern, wenn sie ihr AngebotreduziertenGenerell gilt: Je geringer das „Einvernehmen“ zwischen denOligopolisten, um so größer ist die Gesamtmenge und um sogeringer ist der Wohlfahrtsverlust.

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6.2 Preiswettbewerb nach Bertrand

Setzen die Oligopolisten direkt die Preise, so ist dasGleichgewicht grundlegend anders: Es resultierenGrenzkostenpreise und somit das soziale Optimum.

Argumentation:

Wenn einer der Oligopolisten seinen Preis marginal senkt, sozieht er die gesamte Nachfrage auf sich.

Die Umsatzeinbuße durch die Preissenkung wird durch denstarken Zuwachs der abgesetzten Menge mehr als ausgeglichen,so dass der Gewinn steigt.

Da den anderen Oligopolisten so der Verlust der gesamtenAbsatzmöglichkeit droht, senken sie ihrerseits den Preis.

Dieser Prozess setzt sich fort, bis Grenzkostenpreise erreichtsind; eine weitere Preissenkung wäre gewinnmindernd.

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Würdigung:

Die Ergebnisse des Preiswettbewerbs nach Bertrand sind nichtrobust: Bei Kapazitätsgrenzen der einzelnen Anbieter odersteigenden Grenzkosten kann nicht mehr sicher vonGrenzkostenpreisen ausgegangen werden.

Auch Produktdifferenzierung würde Grenzkostenpreiseverhindern, da ein Oligopolist dann nicht mehr durch marginalePreissenkungen die gesamte Nachfrage auf sich ziehen kann.

Aus dem Bertrand-Gleichgewicht darf nicht der Optimismusabgeleitet werden, dass trotz Marktmacht im Oligopol sozialoptimale Marktergebnisse resultieren.

Das Bertrand-Modell belegt vor allem die Bedeutung derAnnahmen über das Unternehmensverhalten und die strategischeInteraktion im Oligopol.

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Nobelpreis 2014 an Jean Tirole

Jean Tirole erhielt 2014 den Nobelpreis fürWirtschaftswissenschaften

„for his analysis of market power andregulation“

Tirole hat viel über Oligopole gearbeitet

er zeigt, dass man nicht einfache Prinzipienauf alle Oligopole anwenden kann (z.B.Preisobergrenzen), sondern dieWettbewerbspolitik immer die speziellenBedingungen einer Industrie berücksichtigenmuss

seine Ideen haben Eingang in dieWettbewerbspolitik gefunden: heute sind vielstärker Ökonomen beteiligt, nicht nurJuristen

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6.3 Wettbewerbsbeschränkung: Kooperation

Quelle: Wied-Nebbeling (Kap. VI 2.2)

Da sich die Gewinnmöglichkeiten der Oligopolisten durchMachtkämpfe verschlechtern, liegt es nahe, „gemeinsame Sache“ zumachen.

Implizite (stillschweigende) Kooperation (geringsterKooperationsgrad)

Einigung auf Wettbewerbsregeln (auch: Niedrigstpreisgarantien ➜

reduzierte ein Anbieter den Preis, so würden alle anderen denPreis übernehmen ➜ Preissenkungen erhöhen nicht den Gewinn➜ Preise über den GK können aufrecht erhalten werden)

Verhaltensabstimmung (Quotierung, Preisabsprachen)

Kartellbildung

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gemeinschaftliche Maximierung des Gesamtgewinns durchKartellbildung/Kollusion:

G = P(X )X −C1(X1)− . . .−Cn(Xn) mit X = X1 + . . .+Xn

➩∂G∂X1

=

➩∂G∂Xi

=

die Gesamtproduktionsmenge wird so auf die Unternehmenverteilt, dass die Grenzkosten gleich hoch sind

der (gemeinsame) Grenzerlös muss gleich den (einheitlichen)Grenzkosten sein

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lineare Nachfrage P(X ) = a−bX und konstante Kosten c

∂P∂X

X +P = C′i ➩

➩ X =a−c2b

(77)

Die Gesamtmenge entspricht dann der Monopolmenge.Die Summe des Gewinns ist so maximal, ebenso derWohlfahrtsverlust.

X

P

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Die Mengenverteilung auf die Unternehmen hängt von denKostenverläufen ab:

Bei gleichen und konstanten Grenzkosten ist die Aufteilungirrelevant ➜ Aufteilung nach Marktanteilen vor Kartellbeginn odergleichmäßig

Bei steigenden und in allen Unternehmen identischenGrenzkosten erfordert Gewinnmaximierung einheitlicheProduktionsmengen, was schwer durchsetzbar ist, wennUnternehmen vor Kartellbeginn verschiedene Größen hatten.

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Bei steigenden und unterschiedlichen GK muss das Unternehmenmit den höchsten GK die geringste Menge produzieren ➜

Durchsetzung problematisch:

Xi

P

X

P

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Würdigung:

Gewinnaufteilung ist problematisch, insbesondere beiunterschiedlichen Produktionsmengen müssenAusgleichszahlungen ausgehandelt werden.Kartelle sind (wegen des Wohlfahrtsverlustes) verboten ➜

Zusammenschluss zu einem Unternehmen nicht möglich ➜

(illegale) Absprachen über das Marktverhalten:Mengenkontingente, Mindestpreise.So lange der einzelne Oligopolist damit rechnen kann, dass dieanderen Kartellmitglieder sich an die Absprache halten, kann erunter Umständen seinen Gewinn durch eine Mengenausweitungerhöhen (siehe unten).Wegen der schlechten Sanktionsmöglichkeiten illegalerAbsprachen sind Kartelle inhärent instabil (siehe OPEC),insbesondere bei vielen Oligopolisten.Je nach dem tatsächlichen Verhalten der Kartellteilnehmerkönnen sie aber auch über lange Zeit gut funktionieren (sh.Mineralölkonzerne, Zucker)

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Kartellstabilität:

Ein Kartell ist dann instabil, wenn es eine vorteilhafteAußenseiterposition gibt.Erhöht ein Anbieter seine Produktionsmenge, dann

steigt sein Gewinn, da die Kartellabsprache P > GK impliziert

sinkt sein Gewinn, da der Preis bei hinreichendem Einfluss desAnbieters sinkt

Eine vorteilhafte Außenseiterposition gibt es, wenn der Preis nicht zustark fällt, so dass der Gewinnanstieg dominiert.Dann ist es für alle Kartellmitglieder lohnend, die Menge auszudehnen➜ das Kartell bricht zusammen.

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der Außenseiter ist der Einzige, der seine Produktionsmenge erhöht:

Xi

P

X

P

der erzielbare Preis sinkt weniger schnell, wenn nur derAußenseiter seine Menge erhöht, nicht alle Kartellmitglieder

wenn jedoch alle Kartellmitglieder die Außenseiterpositioneinnehmen, bricht das Kartell zusammen

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Wann gibt es eine vorteilhafte Außenseiterposition?

Beispiel: lineare Nachfragefunktion P = a−bX , konstanteGrenzkosten c

➩ Kartellmenge X K =a−c2b

X Ki =

a−c2bn

(78)

Der Preis beträgt dann

P = =a+c

2(79)

und der Gewinn eines Kartellmitglieds ist

GKi =

a+c2

a−c2bn

−ca−c2bn

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Der Außenseiter bestimmt seine gewinnmaximierendeProduktionsmenge bei gegebenem Verhalten der Kartellmitglieder:

P =a−b(X K +XA) =

=a+c

2−bXA (80)

Der maximale Gewinn des Außenseiters ergibt sich aus

GA =

(a+c

2−bXA

)

XA −cXA =

∂GA

∂XA=

➩ XA =a−c4b

➩ PA = =a+3c

4

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➩ GA =a+3c

4a−c4b

−ca−c4b

=

Die Außenseiterposition ist vorteilhaft, wenn der Gewinn höher ist alsim Kartell:

GA ≷ GKi ➩

➩ n ≷ 4 (81)

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Ergebnisse:

Die Gewinnsteigerung durch Kooperation ist nur durchsetzbar,wenn alle Kartellmitglieder die Menge reduzieren.

Aus dem Kartell auszubrechen (wenn alle anderen sich an dieMengenbeschränkung halten) ist lukrativ, wenn der Preis nicht zustark sinkt.

Der Preisrückgang wird um so größer ausfallen, je enger dasOligopol ist.

Bei konstanten Grenzkosten und linearer Nachfragefunktion istdas Kartell instabil, sobald n > 4.

Dann ist der Einfluss des einzelnen Anbieters auf den Preis sogering, dass die gewinnsteigerne Wirkung derMengenausdehnung überwiegt.

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