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GOOD PRACTICES im IQ Netzwerk Sachsen Förderprogramm „Integraon durch Qualifizierung (IQ)“ Mein Ordner Handlungsbedarf Das Jobcenter Dresden stellte im Sommer 2015 fest, dass bei der Integraon von Geflüchteten zu viele Reibungsverluste entstehen durch ungeklärte Zuständigkeiten, mangelhaſtes Übergangsmanage- ment zwischen verschiedenen Instuonen und insgesamt die noch unzureichende Absmmung im ganzen Prozess. Im Klartext gesprochen: Abfragen von Personendaten und Qualifikaonen erfolgen mehrfach, Informaonen von beteiligten Stellen lie- gen der nächsten (Beratungs-)Stelle nicht vor, die Geflüchteten werden mitunter „im Kreis“ zu ver- schiedenen Stellen geschickt, der Datenschutz ver- hindert bzw. verlangsamt den Informaonsfluss… MEIN Ordner – typisch deutsch: Ordnung und Struktur. Dieses Instrument soll Zugewan- derten helfen beides in ihren Dokumenten umzusetzen und dazu noch nützliche Informa- onen zu erhalten. Ziel ist es, allen Beteiligten im Prozess der Integraon Doppelarbeit zu ersparen und somit die Integraon zu beschleunigen. Aus dieser Situaon heraus entstand in Zusammen- arbeit von Jobcenter Dresden, Landeshauptstadt Dresden und IQ Netzwerk Sachsen u.a. die Idee, ei- nen Ordner zu entwerfen. Einen Ordner, den der zu- gewanderte Mensch fortan zu jedem Amtstermin, zu jeder Beratungsstelle mitnimmt und in dem er alle wichgen Papiere auewahrt. Die Stadt Dresden ließ sich schnell begeistern für den Plan und steuer- te die Texte für die einzelnen Registerbläer bei. So konnten schon am 16. September 2015 die ersten Ex- emplare von MEIN ORDNER auf einer gemeinsamen Pressekonferenz des Dresdner Oberbürgermeisters, der Geschäſtsführer der Dresdner Agentur für Arbeit und des Jobcenters Dresden sowie des IQ Netzwerks Sachsen an drei Geflüchtete übergeben werden. Zusammenfassung Was? Aktenordner für Geflüchtete mit - Basisinfos zu 10 wichgen Themen - Ablageplatz für alle Dokumente, Antragskopien, Bescheide, Beratungsinfos Ausgabe an wen? Geflüchtete Menschen, regionalisiert für Städte bzw. Landkreise, bisher in Dresden und in Leipzig Ausgabe wann? Im 2. Kontakt in der Flüchtlingssozialbetreuung oder in der Arbeitsverwaltung, der Stadt-/ Landkreisverwaltung, bei Beratungsstellen In welchen Sprachen? Deutsch und Englisch parallel, Einlegebläer in anderen Sprachen dazu ausdruckbar Zusammenarbeit zwischen? Jobcenter, Agentur für Arbeit, Stadt/ Landkreis, SMGI, IQ Netzwerk Sachsen Wichg für den Erfolg? Nutzen und Wichgkeit erklären, Ordner einfordern und nachschlagen Weiterführende Informaonen über die Koordinaon des IQ Netzwerkes: Kay Tröger EXIS Europa e.V. Römerplatz 4 08056 Zwickau Tel.: 0375/ 390 93 65 E-Mail: [email protected] www.netzwerk-iq-sachsen.de Stand: April 2016 Impressum Herausgeber: IQ Netzwerk Sachsen Träger: EXIS Europa e.V. | Römerplatz 4 | 08056 Zwickau | Tel: 03 75/ 390 93 65 | [email protected] Autoren: C. Poldrack, Fotos: S.Scheibe, Layout & Satz: EXIS e.V., Redakon: S. Scheibe Alle Rechte vorbehalten © 2016 Das bundesweite Förderprogramm „Integraon durch Qualifizierung (IQ)“ hat das Ziel, die Arbeitsmarktchancen von erwachsenen Migrannnen und Migranten in Deutschland zu ver- bessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse – un- abhängig vom Aufenthaltstel – häufiger in eine bildungsadäquate Beschäſtigung münden. Handlungsschwerpunkte in IQ sind: Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung Qualifizierung im Kontext der Anerkennung Interkulturelle Kompetenzentwicklung

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Förderprogramm „Integrati on durch Qualifi zierung (IQ)“

Mein Ordner

Handlungsbedarf

Das Jobcenter Dresden stellte im Sommer 2015 fest, dass bei der Integrati on von Gefl üchteten zu viele Reibungsverluste entstehen durch ungeklärte Zuständigkeiten, mangelhaft es Übergangsmanage-ment zwischen verschiedenen Insti tuti onen und insgesamt die noch unzureichende Absti mmung im ganzen Prozess. Im Klartext gesprochen: Abfragen von Personendaten und Qualifi kati onen erfolgen mehrfach, Informati onen von beteiligten Stellen lie-gen der nächsten (Beratungs-)Stelle nicht vor, die Gefl üchteten werden mitunter „im Kreis“ zu ver-schiedenen Stellen geschickt, der Datenschutz ver-hindert bzw. verlangsamt den Informati onsfl uss…

MEIN Ordner – typisch deutsch: Ordnung und Struktur. Dieses Instrument soll Zugewan-derten helfen beides in ihren Dokumenten umzusetzen und dazu noch nützliche Informa-ti onen zu erhalten. Ziel ist es, allen Beteiligten im Prozess der Integrati on Doppelarbeit zu ersparen und somit die Integrati on zu beschleunigen.

Aus dieser Situati on heraus entstand in Zusammen-arbeit von Jobcenter Dresden, Landeshauptstadt Dresden und IQ Netzwerk Sachsen u.a. die Idee, ei-nen Ordner zu entwerfen. Einen Ordner, den der zu-gewanderte Mensch fortan zu jedem Amtstermin, zu jeder Beratungsstelle mitnimmt und in dem er alle wichti gen Papiere aufb ewahrt. Die Stadt Dresden ließ sich schnell begeistern für den Plan und steuer-te die Texte für die einzelnen Registerblätt er bei. So konnten schon am 16. September 2015 die ersten Ex-emplare von MEIN ORDNER auf einer gemeinsamen Pressekonferenz des Dresdner Oberbürgermeisters, der Geschäft sführer der Dresdner Agentur für Arbeit und des Jobcenters Dresden sowie des IQ Netzwerks Sachsen an drei Gefl üchtete übergeben werden.

Zusammenfassung

Was?Aktenordner für Gefl üchtete mit- Basisinfos zu 10 wichti gen Themen- Ablageplatz für alle Dokumente, Antragskopien, Bescheide, Beratungsinfos

Ausgabe an wen?Gefl üchtete Menschen, regionalisiert für Städte bzw. Landkreise, bisher in Dresden und in Leipzig

Ausgabe wann?Im 2. Kontakt in der Flüchtlingssozialbetreuung oder in der Arbeitsverwaltung, der Stadt-/ Landkreisverwaltung, bei Beratungsstellen

In welchen Sprachen?Deutsch und Englisch parallel, Einlegeblätt er in anderen Sprachen dazu ausdruckbar

Zusammenarbeit zwischen?Jobcenter, Agentur für Arbeit, Stadt/ Landkreis, SMGI, IQ Netzwerk Sachsen

Wichti g für den Erfolg?Nutzen und Wichti gkeit erklären, Ordner einfordern und nachschlagen

Weiterführende Informati onen über die Koordinati on des IQ Netzwerkes:

Kay TrögerEXIS Europa e.V.Römerplatz 408056 ZwickauTel.: 0375/ 390 93 65E-Mail: [email protected] www.netzwerk-iq-sachsen.de Stand: April 2016

Impressum

Herausgeber: IQ Netzwerk SachsenTräger: EXIS Europa e.V. | Römerplatz 4 | 08056 Zwickau | Tel: 03 75/ 390 93 65 | [email protected]: C. Poldrack, Fotos: S.Scheibe, Layout & Satz: EXIS e.V., Redakti on: S. ScheibeAlle Rechte vorbehalten © 2016

Das bundesweite Förderprogramm „Integrati on durch Qualifi zierung (IQ)“ hat das Ziel, die Arbeitsmarktchancen von erwachsenen Migranti nnen und Migranten in Deutschland zu ver-bessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse – un-abhängig vom Aufenthaltsti tel – häufi ger in eine bildungsadäquate Beschäft igung münden. Handlungsschwerpunkte in IQ sind:

• Anerkennungs- und Qualifi zierungsberatung• Qualifi zierung im Kontext der Anerkennung• Interkulturelle Kompetenzentwicklung

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GOOD PRACTICES im IQ Netzwerk Sachsen

Umsetzung

MEIN ORDNER ist ein Aktenordner in einem auf Sachsen zugeschnittenen Layout. Vorn mittig die wichtigste Bot-schaft: Willkommen in Sachsen.

Es gibt zehn themenspezifischen Registerblätter mit kur-zen Erklärungen in einfacher deutscher und englischer Sprache plus die zu den Themen gehörigen Kontaktadres-sen. Die Themen sind:

1 Ankommen in Dresden2 Geld3 Wohnen4 Deutsch5 Kinder und Familie6 Arbeit7 Berufsausbildung und Studium8 Gesundheit9 Beratung und Hilfe10 Weitere Dokumente

Die Kontaktdaten sind mit QR-Codes versehen, sodass die Internetseiten der zuständigen Stellen schnell auffindbar sind. Zusätzlich enthält der Ordner einen Stadtplan, in dem die Ausländerbehörde, die Agentur für Arbeit und die Informations- und Beratungsstelle Arbeitsmarkt Sach-sen des IQ Netzwerks Sachsen markiert sind.

Hier der Link zum Dresdner Ordner: https://www.dresden.de/media/pdf/sozialamt/Willkommensordner_Dresden.pdf

MEIN ORDNER ist also ein erstes Informationsmedium. Der Ordner dient darüber hinaus zur Ablage der Doku-mente der zuwandernden Menschen. Zum einen finden hier alle mitgebrachten Papiere und Zertifikate Platz. Zum anderen sollen hier alle Antragskopien, Informations- oder Beratungsschreiben abgeheftet werden, sodass die nächste (beratende) Stelle weiß, auf welcher Vorarbeit sie aufbauen kann. Abfragedopplungen können so ver-mieden werden und die Beratenden kommen schneller zu ihrem eigentlichen Geschäft. So ist ein schnellerer Zugang zu Deutschkursen und zur Unterstützung durch die Ar-beitsverwaltung möglich und die (schnellere) Integration in den Arbeitsmarkt wird befördert.

MEIN ORDNER soll Bestandteil in allen Beratungssituati-onen werden. Dafür wird er idealerweise durch Flücht-lingssozialbetreuerinnen und –betreuer im 2. Gespräch ausgegeben. Aber auch die Agentur für Arbeit, das Sozial-amt, das Jobcenter oder das IQ Netzwerk kann die Ordner verteilen.

Aktuell gehen die Ordner an geflüchtete Menschen, doch sind sie für alle nach Sachsen Zuwandernden nutzbar.

Herzlich Willkommen in Dresden! Dieser Ordner soll Ihnen beim Ankommen und Orientieren in der neuen Stadt helfen.

Tipp: Heften Sie wichtige Dokumente in diesen Ord-ner ein. So behalten Sie immer den Überblick.

In Dresden gibt es Sozialarbeiter mit viel Erfahrung. Sie helfen Ihnen gern.

Tipp: Notieren Sie hier die Kontaktdaten:

Welcome to Dresden! This document file is in-tended to help you organise your first steps in a new city.

Tip: Collect all your important documents in this file. In that way, you will always have everything at your fingertips.

Dresden has a large pool of social workers with wide experience. They are there to help you whe-rever they can.

Tip: Note their contact details here:

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Die deutschen Behörden (=offizielle Institutionen) werden Sie manchmal nach Ihrem Aufenthaltsdo-kument fragen. Das Aufenthaltsdokument bekom-men Sie vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) oder von der Ausländerbehörde.

Tipp: Heften Sie eine Kopie in diesen Ordner ein.

Bei Fragen zu Ihrem Aufenthaltsrecht fragen Sie bitte hier:

The German authorities and other official institu-tions will sometimes ask to see your residence per-mit. You receive your residence permit from the Federal Office for Migration and Refugees (BAMF) or from the local Foreign Nationals Office.

Tip: Keep a copy of your permit in this document file.

If you have any questions about your residence status, please contact:

Ausländerbehörde / Sachgebiet Ausreise- und Asylangelegenheiten Foreign Nationals Office / Dept. for Migration and Asylum-Related Affairs

Theaterstraße 11, 01067 Dresden Telefon: 0351-4886456, Telefax: 0351-4886493 E-Mail: [email protected]/aufenthaltsrecht

Dresden hat gute öffentliche Verkehrsmittel. Dazu gehören Busse, Straßenbahnen, Fähren über die Elbe. Sie erreichen in wenigen Minuten die wichtigs-ten Punkte in der Stadt. Bitte denken Sie daran: Sie müssen immer einen gültigen Fahrschein haben.

Dresden has a well developed public transport system, with numerous bus routes, tram lines and ferries across the Elbe. All the important places in the city can be reached in just a few minutes. Please remember: You must always hold a valid ticket to use public transport.

ANKOMMEN IN DRESDEN ARRIVAL IN DRESDEN

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INHALT

1 Ankommen in Dresden

2 Geld

3 Wohnen

4 Deutsch

5 Kinder und Familie

6 Arbeit

7 Berufsausbildung und Studium

8 Gesundheit

9 Beratung und Hilfe

10 Weitere Dokumente

CONTENTS

1 Arrival in Dresden

2 Money

3 Accommodation

4 Learning German

5 Children and family

6 Work

7 Vocational training and studies

8 Health

9 Advice and assistance

10 Further documents

für soziale und berufliche Teilhabe in Dresden for social and vocational participation in Dresden

Name/ name:__________________________________________________________________________________________________

Vorname/ first name:__________________________________________________________________________________________________

Geburtsdatum/ date of birth:__________________________________________________________________________________________________

Nationalität/ nationality:__________________________________________________________________________________________________

MEIN ORDNER MY FILE

Herausforderungen

In welchen Sprachen sollten die Registertexte herausge-geben werden? Wegen einer möglichst einfachen Hand-habbarkeit fiel die Entscheidung für parallel gestaltete Texte auf Deutsch und auf Englisch. Inzwischen gibt es Einlegeblätter in anderen Sprachen, z.B. in Tigrinya.Ein anderer Punkt ist die Akzeptanz des Ordners: MEIN ORDNER funktioniert nur, wenna) den geflüchteten Menschen die Wichtigkeit des Ord-ners bewusst gemacht wird und sie• Dokumente, Formulare, Antragskopien, Beratungsin-

fos einheften,• den Ordner zu jeder Stelle mitbringen,• den Ordner hüten.

b) jede Behörde, jedes Amt, jede Beratungsstelle• den Ordner einfordert,• reinschaut, Infos abgleicht,• beim Befüllen des Ordners hilft.

Gerade die ersten Stellen sind in der Pflicht, den Umgang mit MEIN ORDNER anzuschieben (zusammen Formular ausfüllen, kopieren, lochen, abheften).

Diese Punkte wurden auf zentralen Informationsver-anstaltungen in Dresden und Leipzig insbesondere den Flüchtlingssozialbetreuern und Mitarbeitenden von Stadt und Arbeitsverwaltung ans Herz gelegt.

Ergebnisse und Erfahrungen

Dresden hat bis jetzt 4000 Exemplare von MEIN ORDNER ausgegeben, in Leipzig wurden ebenfalls 4000 Ordner ver-teilt.

Das Sächsische Staatsministerium für Gleichstellung und Integration finanziert weiterhin eine große Zahl Ordner-hüllen, die je nach Interessensmeldung der Landkreise/Städte in Zusammenarbeit mit dem IQ Netzwerk Sachsen befüllt werden sollen. IQ liefert das Layout und achtet bei den Registertexten auf einfache Sprache. Die Akteure vor Ort steuern die Registertexte bei und übernehmen die Konfektionierung der Ordner.

Die Erfahrung zeigt, dass Nutzung und damit Erfolg des Ordners stark von Anspruch und Haltung der zuständigen Personen abhängen. Beispiele: • Während einzelne Mitarbeitende des Jobcenters

Dresden schon bei der Terminvergabe auf das Mit-bringen des Ordners hinweisen und ihn auch im Ge-spräch einfordern, läuft es an anderer Stelle schlep-pender.

• Einzelne Akteure in Dresden kritisieren die Größe der Ordner und fehlende Locher.

• Jobcenter und Agentur für Arbeit in Leipzig haben in kurzer Zeit fast alle ihre Ordner verteilt. Sie erklärten die Nutzung und hatten bislang nur gute Reaktionen. Die Kundinnen und Kunden heften tatsächlich ihre Pa-piere ein und bringen den Ordner zu allen Terminen mit.