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68 Astron. Nachr. 314 (1993) 2 Buchbesprechungen W. Winnenburg: Einmhrung in die Astronomie. Mann- heim; Wien; Zirich: BI-Wiss-Verl., 1990. 575 Seiten, Preis: DM 58.- . Der Autor dieses Buches verfolgt das Ziel, hiermit eine Liicke zwischen populirwissenschaftlicher und anspruchs- voller Spezialliteratur auf dem Gebiete der Astronomie zu schlieSen. Gerichtet ist es vor allem an Schiiler, Studen- ten und Lehrer der Astronomie, Physik und angrenzender Disziplinen, die sich mit astronomischem Grundlagenwissen ausriisten wollen. Aus dieser Sicht ist der Zweck dieses Wer- kes voll erreicht. Interessant an diesem Buch ist, neben dem Inhaltlichen, auch die gewihlte Form der Darstellung des Wissens. Mit seinen rund 130 Teiliiberschriften bildet es ein Zwischending von Nachschlagewerk einerseits, so kurz sind manche Artikel gehalten, und einem Lehrbuch andererseits. Inhaltlich wird kein astronomisches Thema ausgelassen. Beginnend mit unserem unmittelbaren Nahfeld gehen die Be- trachtungen iiber die Galaxien und die Materieverteilung im Raum bis in die entferntesten Tiefen des Universums. Da- bei verdienen die Darlegungen zur Kosmologie und Kosmo- gonie besonders hervorgehoben zu werden. In wunderbar klarer Form wird dem Leser das sehr anspruchsvolle Thema der zur Zeit diskutierten theoretischen Weltmodelle erlautert und verstindlich gemacht. Angenehm auch die stets kritische Betrachtungsweise bisheriger Resultate und das Vermeiden jeglicher Spekulationen. In einem kleinen letzten Abschnitt setzt sich der Autor rnit der Astrologie und deren Stellen- wert in der Wissenschaft auseinander, in dem neben dem Aufzeigen objektiver Sachverhalte auch sehr deutlich seine pers6nliche Meinung herauszulesen ist. Begleitet werden die einzelnen Themen jeweils rnit eini- gen Ubungsaufgaben zum Testen des Gelernten, deren Er- gebnisse im Anhang nachgeschlagen werden konnen. Eine Form des programmierten Lernens, die sich immer mehr durchsetzt. In einem 70-seitigen Anhang sind eine Fulle von ISBN 3-411-14441-6 Standardtabellen, Literaturhinweisen und Sternkarten zu- sammengefaat. Den AbschluB bilden ein Personen- und ein ausfiihrliches Sachwortregister. Kritisch anzumerken sind drei Punkte. Auf Seite 38 wird eine Tabelle der unterschiedlichen ,,Helligkeitssysteme” dar- gestellt. Hier erwartet der Astronom dann aber auch die Auf- listung des sehr verbreiteten Striimgren-Systems (u,v,b,y). Im Text ist es allerdings erwiihnt. AuSerdem wiire es besser, diese als photometrische Systeme zu bezeichnen. Auf der Seite 280 oben spricht der Autor uber die A p Sterne. Die dort getitigte Aussage: ”Bei einem Teil dieser Sterne sind die Variationen sogar periodisch. Wihrend die irreguliren Variationen bis heute unverstanden sind, glaubt man .... kann, zumindest in dieser Scharfe, so nicht hinge- nommen werden. Die langjihrigen Arbeiten des Rezensenten auf diesem Gebiet haben ergeben, daJ3 die aus den 60-er Jah- ren stammende Einteilung in regulire, halbregulire und irre- gulire Ap-Sterne nichts anderes darstellte als ungenigende und in den meisten Faillen zu ungenaue photometrische Be- obachtungen. Man darf heute davon ausgehen, daB die A p Sterne in der Regel periodischen Lichtwechsel zeigen, hervor- gerufen durch die Rotation des Sterns, der fleckige Struktu- ren auf der OberflLhe aufweist. Moderne Frequenzanalyse- methoden bilden dabei eine wertvolle Hilfe. Verkomplizieren kann sich das Bild allerdings, und damit scheinbar irreguliir aussehend, wenn dem geometrisch verursachten Lichtwech- sel dieser Sterne ein zusitzlicher Pulsationslichtwechsel mit moglicherweise noch mehreren Frequenzen iiberlagert wird. Pulsationen wurden schon bei einer Reihe von ApSternen nachgewiesen. Auf Seite 377 oben ist die Entfernung des Sonnensystems zum Zentrum der MilchstraBe nicht mit 85 kpc, sondern mit 8.5 kpc anzugeben. Dies diirfte allerdings in den Bereich der Druckfehler gehtiren, die in diesem Buch jedoch erfreulich wenig vertreten sind. G. Hildebrandt, Potsdam-Babelsberg

W. Winnenburg: Einmhrung in die Astronomie. Mann-heim; Wien; Zirich: BI–Wiss–Verl., 1990. 575 Seiten, Preis: DM 58.– . ISBN 3-411-14441-6

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68 Astron. Nachr. 314 (1993) 2

Buchbesprechungen

W. Winnenburg: Einmhrung in die Astronomie. Mann- heim; Wien; Zirich: BI-Wiss-Verl., 1990. 575 Seiten, Preis: DM 58.- .

Der Autor dieses Buches verfolgt das Ziel, hiermit eine Liicke zwischen populirwissenschaftlicher und anspruchs- voller Spezialliteratur auf dem Gebiete der Astronomie zu schlieSen. Gerichtet ist es vor allem an Schiiler, Studen- ten und Lehrer der Astronomie, Physik und angrenzender Disziplinen, die sich mit astronomischem Grundlagenwissen ausriisten wollen. Aus dieser Sicht ist der Zweck dieses Wer- kes voll erreicht. Interessant an diesem Buch ist, neben dem Inhaltlichen, auch die gewihlte Form der Darstellung des Wissens. Mit seinen rund 130 Teiliiberschriften bildet es ein Zwischending von Nachschlagewerk einerseits, so kurz sind manche Artikel gehalten, und einem Lehrbuch andererseits.

Inhaltlich wird kein astronomisches Thema ausgelassen. Beginnend mit unserem unmittelbaren Nahfeld gehen die Be- trachtungen iiber die Galaxien und die Materieverteilung im Raum bis in die entferntesten Tiefen des Universums. Da- bei verdienen die Darlegungen zur Kosmologie und Kosmo- gonie besonders hervorgehoben zu werden. In wunderbar klarer Form wird dem Leser das sehr anspruchsvolle Thema der zur Zeit diskutierten theoretischen Weltmodelle erlautert und verstindlich gemacht. Angenehm auch die stets kritische Betrachtungsweise bisheriger Resultate und das Vermeiden jeglicher Spekulationen. In einem kleinen letzten Abschnitt setzt sich der Autor rnit der Astrologie und deren Stellen- wert in der Wissenschaft auseinander, in dem neben dem Aufzeigen objektiver Sachverhalte auch sehr deutlich seine pers6nliche Meinung herauszulesen ist.

Begleitet werden die einzelnen Themen jeweils rnit eini- gen Ubungsaufgaben zum Testen des Gelernten, deren Er- gebnisse im Anhang nachgeschlagen werden konnen. Eine Form des programmierten Lernens, die sich immer mehr durchsetzt. In einem 70-seitigen Anhang sind eine Fulle von

ISBN 3-411-14441-6

Standardtabellen, Literaturhinweisen und Sternkarten zu- sammengefaat. Den AbschluB bilden ein Personen- und ein ausfiihrliches Sachwortregister.

Kritisch anzumerken sind drei Punkte. Auf Seite 38 wird eine Tabelle der unterschiedlichen ,,Helligkeitssysteme” dar- gestellt. Hier erwartet der Astronom dann aber auch die Auf- listung des sehr verbreiteten Striimgren-Systems (u,v,b,y). Im Text ist es allerdings erwiihnt. AuSerdem wiire es besser, diese als photometrische Systeme zu bezeichnen.

Auf der Seite 280 oben spricht der Autor uber die A p Sterne. Die dort getitigte Aussage: ”Bei einem Teil dieser Sterne sind die Variationen sogar periodisch. Wihrend die irreguliren Variationen bis heute unverstanden sind, glaubt man ....” kann, zumindest in dieser Scharfe, so nicht hinge- nommen werden. Die langjihrigen Arbeiten des Rezensenten auf diesem Gebiet haben ergeben, daJ3 die aus den 60-er Jah- ren stammende Einteilung in regulire, halbregulire und irre- gulire Ap-Sterne nichts anderes darstellte als ungenigende und in den meisten Faillen zu ungenaue photometrische Be- obachtungen. Man darf heute davon ausgehen, daB die A p Sterne in der Regel periodischen Lichtwechsel zeigen, hervor- gerufen durch die Rotation des Sterns, der fleckige Struktu- ren auf der OberflLhe aufweist. Moderne Frequenzanalyse- methoden bilden dabei eine wertvolle Hilfe. Verkomplizieren kann sich das Bild allerdings, und damit scheinbar irreguliir aussehend, wenn dem geometrisch verursachten Lichtwech- sel dieser Sterne ein zusitzlicher Pulsationslichtwechsel mit moglicherweise noch mehreren Frequenzen iiberlagert wird. Pulsationen wurden schon bei einer Reihe von ApSternen nachgewiesen.

Auf Seite 377 oben ist die Entfernung des Sonnensystems zum Zentrum der MilchstraBe nicht mit 85 kpc, sondern mit 8.5 kpc anzugeben. Dies diirfte allerdings in den Bereich der Druckfehler gehtiren, die in diesem Buch jedoch erfreulich wenig vertreten sind.

G. Hildebrandt, Potsdam-Babelsberg