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www.weiterbildung.unibe.ch Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW UNTERWEGS Philipp Schmutz: Dem Glück auf der Spur 04 GESCHAFFT Derya Bastas-Rösch: Frauenpower im ICT-Business 07 ZUW Christina Cuonz: Botschafterin für lebenslanges Lernen 12 Januar 2018 6 Erfolgreiche Koopera- tionen Weiterbildung

UNTERWEGS Philipp Schmutz: Dem Glück auf der Spur 04 ... · 15 Jahre Weiterbildungsprogramm Evaluation Im Jahr 2002 startete am Zentrum für universitäre Weiterbil-dung ZUW der

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www.weiterbi ldung.unibe.chZentrum für universitäre Weiterbildung ZUW

UNTERWEGS Philipp Schmutz: Dem Glück auf der Spur 04

GESCHAFFT Derya Bastas-Rösch: Frauenpower im ICT-Business 07

ZUW Christina Cuonz: Botschafterin für lebenslanges Lernen 12 Januar 2018 6

Erfolgreiche

Koopera-

tionen

Weiterbildung

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Aktuell

02 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2018

Sitem-Insel: Neue Weiterbildung gestartet

Zentrum für universitäreWeiterbildung ZUWSchanzeneckstrasse 13001 BernTelefon 031 631 39 [email protected]

WEITERBILDUNGSKURS

Weiterbildungen an Hochschulen leiten Der sechstägige Kurs richtet sich an Studiengangsleiterinnen und -leiter in der Hochschulweiterbildung und gibt einekompakte und anwendungsorientierte Einführung in das Management von Weiterbildungsprogrammen.

Block I 25./26. Januar 2018Block II 1./2. März 2018Block III 22./23. März 2018

Weitere Informationen und Anmeldung: www.weiterbildungsmanagement.ch

Anfang Juli 2017 legten die Verantwortlichen auf dem Insel-Areal den Grundstein für den Sitz des nationalen Kompetenz-zentrums für translationale Medizin und Unternehmertum in Bern, das 2019 eröffnet werden soll. Das Zentrum fördert den Übergang (Translation) von der medizinischen Forschung zur praktischen Anwendung und hat zum Ziel, den Medi-zinalstandort Bern zu stärken. Aktionäre der nicht gewinn-orientierten AG – sie wurde vom Bund zur Forschungsinsti-tution von nationaler Bedeutung erklärt – sind der Verein der Chefärztinnen und Chefärzte des Inselspitals, die Inselspital-Stiftung, die CSL Behring AG, die Universität Bern und die Berner Fachhochschule.

Schon im April 2017 hat die Sitem-Insel School ihren Betrieb aufgenommen. Das Weiterbildungsprogramm «Translation and Entrepreneurship in Medicine» der Universität Bern bietet je einen CAS-, DAS- und MAS-Studiengang an. Zweck der praxisorientierten Weiterbildung ist es, Akademikerinnen und Akademiker (aus den Bereichen Naturwissenschaft, Ingenieur-wesen, Pharmazie, Medizin, Veterinärmedizin) als Führungs-kräfte auf dem Gebiet der translationalen Medizin und des biomedizinischen Unternehmertums auszubilden.

www.sitem-insel.ch

15 Jahre Weiterbildungsprogramm Evaluation

Im Jahr 2002 startete am Zentrum für universitäre Weiterbil-dung ZUW der Universität Bern die erste wissenschaftliche Weiterbildung der Schweiz in Evaluation. Seither wurde das Angebot laufend entwickelt. Aktuell bietet das Weiterbil-dungsprogramm einen CAS-, DAS- und MAS-Studiengang an, die aufeinander aufbauen. Die Module können auch

einzeln besucht werden. Nebst der Lehre ist der Bereich Evaluation am ZUW auch in der Forschung engagiert und bietet Dienstleistungen wie die Durchführung von oder Beratung zu Evaluationen an.

www.evaluationsstudium.unibe.ch

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Kooperation dank Technikversagen

Da war diese wichtige Gesundheits-Konferenz, die damals ganz modern per Sreencast aus den USA übertragen werden sollte. Doch die noch nicht so ausgereifte Technik wollte ein-fach nicht funktionieren, der Bildschirm blieb schwarz. Und so nahmen die Sitznachbarn Stefan Mühlebach von der Univer-sität Basel und Urs Mathis von der GaleniCare Management AG nach einer Zeit des erfolglosen Wartens ganz analog das persönliche Gespräch miteinander auf. Aus dieser technischen Panne entstand der erfolgreiche Studiengang CAS Betriebsfüh-rung für Apotheker/innen der Universität Basel, der schon zum siebten Mal durchgeführt wird.

An der Herbsttagung des Zentrums für universitäre Weiterbil-dung ZUW vom November 2017 zeigten die beiden Referenten aus Basel auf, was es für eine erfolgreiche Kooperation von Wissenschaft und Berufswelt im Bereich der Weiterbildung braucht. Da wäre einerseits der Zufall, den man wie die beiden Kooperationspartner nützen kann – oder auch nicht. Und dann braucht es von beiden Seiten ein klares Bedürfnis, den Wunsch, das gemeinsame Ziel zu erreichen und vor allem das Verständnis für die Welt des anderen, die sich oft stark von der eigenen Berufswelt unterscheidet.

Und am Beispiel des CAS ICT-Beschaffungen – er wurde von Matthias Stürmer vom Institut für Wirtschaftsinformatik mit Corinne Egli vom Bundesamt für Bauten und Logistik entwi-ckelt – zeigte sich, dass es vor allem auch Vertrauen braucht. Davon hat Derya Bastas-Rösch profitiert. Sie hat als erste Frau den CAS absolviert. Lesen Sie das Portrait der Strategic Pro-curement Managerin von Astrid Tomczak-Plewka ab Seite 7in dieser Ausgabe der «Weiterbildung»

Christine ValentinRedaktorin «Weiterbildung»

«Es braucht das Verständnis für die Welt des anderen, die sich oft stark von der eigenen Berufswelt unterscheidet.»

EDITORIAL

Inhaltsverzeichnis

UNTERWEGS

Philipp Schmutz: «Was macht das Leben lebenswert, was den Menschen glücklich?» 04

GESCHAFFT

Derya Bastas-Rösch: Mit Charme und Entschlossenheit ans Ziel 07

SCHWERPUNKT

Herbsttagung: Innovation beginnt an der Systemgrenze 10

Christina Cuonz: Ein Ort, wo sich die Universität mit der Gesellschaft trifft 12

PANORAMA

Kurz und bündig 14

Zahlen und Fakten 15

AGENDA 16

LEKTÜRE 17

CARTE BLANCHE

Von Judith Giovanelli-Blocher 18

ZUW

Hier schlägt das Herz der Weiterbildung 19

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«Was macht das Leben lebenswert, was den Menschen glücklich?»

Eigentlich ist es eine einzige Frage, die Philipp Schmutz im Leben umtreibt. Um sie zu beantworten, hat der 39-jährige Mann mit dem offenen Blick Psychologie studiert. Die Antworten, die der Experte zum Thema Depression und Suizidalität im Studium an der Universität Bern erhalten hat, waren ihm nicht Antwort genug. Aktuell absolviert er deshalb die Weiterbildung MAS Psychotherapie Bern.

VON CHRISTINE VALENTIN

UNTERWEGS

Wer den Namen Philipp Schmutz bei Google eingibt, stösst schon bald auf einen Hinweis zum Jugend-roman «Allan: Wenn die Farben des Lebens verblassen» sowie zu Fernsehsendungen mit dem Thema «Suizid von Jugendlichen», bei denen er als Experte auftritt. Im Roman von Philipp Schmutz wird ein Jugendlicher beschrieben, der aufgrund einer Krise Suizidgedanken hegt, diese jedoch überwindet und später wieder ein glückliches Leben führt. Das Buch wurde 2016 vom «Berner Bündnis gegen Depression» heraus-gegeben. Dort arbeitet der Berner Psychologe aktuell mit einem 30-Prozent-Pensum, zu weiteren 50 Prozent ist er beim Psychiatrie-zentrum Münsingen in der Klinik für Depression und Angst angestellt. Die restlichen 20 Prozent seiner Arbeitszeit widmet der Ehemann und Vater von zwei kleinen Töchtern der herausfordernden Weiterbildung an der Universität Bern, mit der er 2014 gestartet ist. Ende Jahr will er die letzten Anforderungen erfüllt haben, um den MAS Psychotherapie Bern abschliessen zu können.

Modern family life 2018

Wie sieht denn bei diesem anspruchs-vollen Pensum mit drei Arbeits-schwerpunkten die Beteiligung von Philipp Schmutz an der Erziehungs- und Hausarbeit aus? «Meine Frau

ist sicher mehr daheim als ich», so Schmutz, «aber ich bin ein Fami-lienmensch und deshalb vor und nach der Arbeit meist daheim. Dann kümmere ich mich – im Rahmen mei-ner Möglichkeiten – intensiv um die Familie.» Dazu kommen die Kita und die Grosseltern, welche regelmässig die Betreuung der Kinder überneh-men. Modern family life 2018 halt, in dem Philipp Schmutz dennoch ab und zu die Musse findet, um mit dem Velo durch den Wald zu flitzen oder ein Buch zu lesen. Oder mit seinen Liebsten irgendwohin zu reisen. «Fasziniert bin ich von Nordeuropa, Holland aufwärts», erzählt er mit leuchtenden Augen, «aber auch Südeuropa oder Südostasien gefal-len mir gut. Ich fühle mich an vielen Orten wohl.»

Doch von den Ferien zurück zur Arbeit und zur Weiterbildung. Was ist es denn genau, das den durchaus fröhlichen Psychologen so am Thema Depression und Suizid interessiert, dass er mit diesen Themen die meiste Zeit des Tages verbringt? «Das hat keinen persönlichen Hintergrund, das interessiert mich einfach. Begonnen habe ich damit bei meiner früheren Arbeitsstelle, bei der Berner Ge-sundheit», erinnert sich der Psycho-loge, «dort ging es vor allem um das Thema Prävention.» Die Frage von damals, wie man einen Suizid verhindern kann, hat sich gewandelt.

«Heute», so Schmutz, «will ich vor allem eines wissen: Was macht das Leben lebenswert? Was braucht der Mensch für ein glückliches, sinner-fülltes Leben?» Für den angehenden Psychotherapeuten ist das eine der zentralsten Fragen überhaupt, die uns alle betrifft.

Das Leben vom Ende her denken

«In der Arbeit mit Patienten, die in einer Lebenskrise stecken», so Schmutz, «nutze ich diese Frage manchmal, indem ich mit ihnen das Leben vom Ende her anschaue. Wie hat ihr bisheriges Leben ausgesehen, welches sind ihre Wünsche – und werden diese erfüllt, wenn es so wie bisher weitergeht? Daraus ergibt sich dann fast automatisch die Frage: «Was muss sich ändern, damit ich am Ende meiner Zeit mit meinem Leben glücklich bin?»

Diese Frage war für Philipp Schmutz auch ausschlaggebend, um den «nicht ganz billigen» MAS in Psy-chotherapie an der Universität Bern zusammen mit drei anderen Männern und sechzehn Frauen anzupacken – und dafür von seinem Lohn jeweils einen rechten Teil abzuzwacken. Ihm geht es nicht darum, eine eigene Psychotherapiepraxis zu eröffnen, seine Zukunft sieht er weiterhin in der Klinik. Aber im Gedankengut von Klaus Grawe, der den Studiengang

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1992 gestartet und geprägt hat, und seinem Nachfolger Franz Caspar (siehe Kasten) findet er die entschei-denden Antworten auf seine Frage. «Es geht in der Weiterbildung nicht nur darum, wie man die Symptome psychischer Störungen wegbekommt, sondern um die Frage: Was macht den Menschen glücklich? Grawe konnte mit Forschungen belegen», so der Berner Psychologe, «dass es

UNTERWEGS

verschiedene Grundbedürfnisse des Menschen gibt. Da gibt es das Bedürfnis nach Bindung sowie das Bedürfnis nach Lust und Unlust-vermeidung – das heisst, ich möchte möglichst viel Freude in meinem Leben haben und so wenig Schmerz wie möglich. Es gibt das Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung», fährt er fort, «und auch das Bedürfnis nach einer Erhöhung des

Selbstwerts. Heute wird zudem das Bedürfnis nach dem Sinn dis-kutiert, nach der Sinnhaftigkeit des Lebens. Die Theorie dazu lautet: Wenn es jemandem gelingt, diese Grundbedürfnisse seines Lebens zu befriedigen, wird er ein glück-licher Mensch. Und falls nicht, wird er unglücklich. Das ist dann ein fruchtbarer Boden für psychische Störungen.»

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UNTERWEGS

Wer als Psychologin oder Psychologe eine Psychotherapie-Praxis aufmachen will, braucht seit 2013 eine anerkann-te wissenschaftliche Weiterbildung wie etwa den MAS Psychotherapie der Universität Bern. Das postgradua-le Masterstudium wurde schon 1992 vom renommierten Psychothera-pieforscher Klaus Grawe (1943–2005) initiiert und aufgebaut. Grawe hatte von 1979 bis zu seinem Tod den Lehr-stuhl für Klinische Psychologie der Universität Bern inne. Später wurde der Studiengang von seinem Nach-folger Franz Caspar weiterentwickelt, der den Master-Studiengang heute noch leitet.

Die berufsbegleitende und praxis-orientierte Weiterbildung dauert rund vier Jahre, kostet etwa 35 000 Franken und führt zum Abschluss «Master of Advanced Studies in Psychotherapy, Universität Bern (MASPT Unibe)». Einen Schwerpunkt setzt der Studiengang auf die Kon-zepte und Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Der MAS Psycho-therapie Bern ist jedoch nicht an einer Therapieschule orientiert, sondern bezieht auch interpersonale, system- und klärungsorientierte Ansätze mit ein, soweit sie sich empirisch als wirksam erwiesen haben.

Der Werkzeugkasten für den riskanten Alltag

Philipp Schmutz hat in den letzten Jahren viel gelernt und dank der Weiterbildung einen – wie er sagt – umfangreichen, forschungsbasierten Werkzeugkasten erhalten, der mit jedem Kurstag und den Praxiserfah-rungen weiter gefüllt wird. «Mit die-sen Instrumenten kann ich massge-schneiderte Interventionen anbieten, um Personen in einer Lebenskrise zu helfen. Ich schaue mir den Patienten und seine Situation an und ent-scheide erst dann, welches Werkzeug ich aus dem Kasten für diesen Fall anwende. Gelernt habe ich auch», re-sümiert er, «mit interaktionell schwie-rigen Menschen gut und konstruktiv umzugehen, weil ich heute erkennen

kann, was dieser Mensch braucht. In der Therapie verhalte ich mich dann so, dass die Bedürfnisse und Ziele dieser Patientinnen und Patienten gestillt werden können. Das ist eine der grössten Stärken dieser Weiter-bildung, die sie sicher von anderen Weiterbildungen abgrenzt.»

Zu seinem Beruf gehört aber auch das Risiko zu scheitern, laut Philipp Schmutz ist das einfach Teil der Realität. «Wir müssen akzeptieren, dass wir mit Menschen arbeiten, die schwer krank sind und oft auch seit Jahren suizidal. Mir ist das zum Glück erst einmal passiert. Eine Patientin hat sich nach dem Austritt aus der Klinik umgebracht. Das ist eine ganz gefährliche Zeit, die Zeit nach dem Austritt. Ich hatte vorher viele

Die ersten zwei Jahre des MAS Psychotherapie Bern sind nach einem Lehrplan strukturiert. Die rund 80 Kurs- tage werden am Freitag oder Freitag/Samstag angeboten. Zur Weiterbildung gehören auch die klinische Tätigkeit und die Durchführung eigener Thera-pien an der Psychotherapeutischen Praxisstelle der Universität Bern sowie regelmässige Supervision und Selbster-fahrung. Insgesamt dauert die Weiter-bildung mindestens vier Jahre, bis man den begehrten Titel in der eigenen Praxis an die Wand hängen kann.

www.kpp.psy.unibe.ch/weiter- bildung/mas_psychotherapie_bern

EIN VIERTELJAHRHUNDERT QUALITÄT: MAS PSYCHOTHERAPIE BERN

Abklärungen gemacht, die ergaben, dass die Patientin nicht suizidgefähr-det war. Sie hat sich dann trotz-dem das Leben genommen.» Dank Gesprächen auf der Station konnte Philipp Schmutz den Vorfall gut verarbeiten: «Ich habe geschaut, was ich daraus lernen kann und gewisse Konsequenzen gezogen.» Sein Ziel hat er auf alle Fälle nicht aufgegeben: Die Antwort auf die Frage zu finden, was den Menschen glücklich macht.

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GESCHAFFT

Derya Bastas-Rösch:Frauenpower im ICT-Business

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08 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2018

GESCHAFFT

«Halbe Sachen gibt es bei mir nicht», sagt Derya Bastas-Rösch. Und trotz ihres offenen Lachens und ihrer herz-lichen Art, auf Menschen zuzugehen, zweifelt man keine Sekunde an der bedingungslosen Entschlossenheit dieser Frau. Seit knapp fünf Monaten arbeitet die 42-Jährige im Strategic Procurement von PostFinance und sorgt dafür, dass die «internen Part-ner» das bekommen, was sie brau-chen. Das kann eine neue Software, eine IT-Beratung oder eine Kommuni-kationskampagne sein. «Am Schluss eines Beschaffungsprozesses steht ein verhandelter Vertrag», erklärt Bastas. «Je verbindlicher dieser formuliert ist, umso einfacher ist es für alle Beteilig-ten.» Damit ist klar: Beschaffungen sind weit komplexer als etwa der Wocheneinkauf für eine Familie. Zur Illustration nimmt Derya Bastas-Rösch Bezug auf ein Alltagsgeschäft. Wer sich privat einen neuen Kühlschrank anschafft, sollte sich überlegen, wie gross und leistungsfähig dieser sein soll, Anbieter vergleichen, die Lebensdauer definieren – und im Idealfall auch bereits die Entsorgung antizipieren.

Komplexe Beschaffungsgeschäfte können bis zu zwei Jahre dauern

Im täglichen Leben haben wir die einzelnen Schritte eines solchen Kaufs verinnerlicht und handeln ohne de-taillierte Planung. Komplexe Beschaf-

fungsgeschäfte hingegen müssen gut geplant sein und können bis zu zwei Jahre dauern. Jeder einzelne Schritt – von der Planung bis zum Abschluss – setzt spezifisches Know-how voraus. Wissen und Kenntnisse, die sich Derya Bastas-Rösch im Laufe ihrer Berufskarriere erworben hat. Die Deutsch-Türkin hat in Deutschland eine Ausbildung zur Industriekauf-frau gemacht und ist schon mit 23 Jahren in den Einkauf «gerutscht», wie sie sagt. Die Konsequenz daraus: Eine Weiterbildung zur diplomierten Einkäuferin. «Diese Ausbildung ist sehr praxisbezogen nach dem Prinzip learning by doing», betont sie. Der Praxisbezug war und ist ihr sehr wichtig. Ausbildungen nur um des Titels willen, das ist nichts für sie. «Es muss schon was bringen», sagt sie, die praktisch jede Gelegenheit genutzt hat, Neues zu lernen, sei es durch interne oder externe Weiter-bildungen. Und, hat es immer etwas gebracht? Derya Bastas-Rösch denkt nach. «Manchmal kann man vielleicht nicht alles zu hundert Prozent sofort anwenden, sondern erst später», sagt sie. «Aber ich konnte immer irgend-wie profitieren.» Und sei es auch nur von neuen Kontakten: «Nichts geht über ein gutes Netzwerk.»

Wie so viele andere ist Derya Bastas-Rösch der Liebe wegen in die Schweiz gezogen – «das ist doch ein schöner Grund, oder?» – und hat 2010 bei der

Mit Charme und Entschlossenheit ans Ziel

Als eine der ersten Frauen hat Derya Bastas-Rösch an der Universität Bern den CAS-Studiengang zur ICT-Beschaffung absolviert – und hat es bis heute nicht bereut: Sie hat sich damit das Rüstzeug für ihren Job als Strategic Procurement Managerin bei der PostFinance geholt.

VON ASTRID TOMCZAK-PLEWKA

SBB als strategische Einkäuferin für Telekomsysteme angefangen. Sie hat beim Vorstellungsgespräch schnell gemerkt, dass ihr eine «gewisse Komplexität und Schwierigkeit» liegt. «Kein Kies und Schotter», wehrt sie lachend ab. Derya Bastas-Rösch kennt keine Berührungsängste, wenn es um neue Technologien und die Digitali-sierung geht. Deshalb war sie auch sofort interessiert, als sie vom neuen CAS ICT-Beschaffungen der Univer-sität Bern hörte. «Insbesondere die juristischen und technischen Kompo-nenten haben mich angesprochen», sagt sie. «Wie funktioniert ein erfolg-reiches Outsourcing? Wie entwickelt man eine IT-Strategie?» Dass sie im rund 30-köpfigen Klassenverband die einzige Frau war, habe sich kaum bemerkbar gemacht – oder höchstens positiv: «Ich konnte manchmal den Lead in Gruppenarbeiten überneh-men, weil Männer sich eher in Details verlieren.» Sehr positiv hat sie den Austausch unter den Teilnehmern erlebt – den sie auch heute noch aktiv mit drei Mitabsolventen pflegt: Da ist er wieder, der Netzwerkgedanke.

Die Business Risk Managerin als Coach

Zwar hat Derya Bastas-Rösch schon vor ihrer Weiterbildung komplexe Beschaffungsgeschäfte verantwor-tet. Aber: «Durch den CAS bin ich sicherer geworden in dem, was ich

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ICT-BESCHAFFUNG: WEITERBILDUNG BLEIBT AM BALL

Verschiedene Skandale in den vergan-genen Jahren haben es gezeigt: Die Be-schaffung von Informatiklösungen stellt insbesondere im öffentlichen Sektor eine grosse Herausforderung dar.

Neben der technischen Komplexität solcher Systeme gibt die Beschaffungs-gesetzgebung zahlreiche Regelungen vor, die sowohl die Behörden wie auch die Anbieter einhalten müssen. Die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern hat den Bedarf nach einer fundierten Weiterbildung zu Beschaffung von Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) erkannt und ein Certificate of Advanced Studies (CAS) entwickelt. Mit Unterstüt-zung des Bundesamts für Bauten und Logistik (BBL) und der Schweizerischen Informatikkonferenz (SIK) führte die Universität Bern im Jahr 2015 erstmals den berufsbegleitenden, 16-tägigen Studiengang «CAS ICT-Beschaffungen» durch. Darya Bastas-Rösch war eine der ersten Absolventinnen – mittlerweile sind ihr zahlreiche Frauen gefolgt.

In den letzten Jahren hat die For-schungsstelle Digitale Nachhaltigkeit das Angebot um Weiterbildungs-tage und Roundtables erweitert. Die Roundtables richten sich an Fach- und Führungskräfte mit Beschaffungsver-antwortung und bieten als Abendver-anstaltungen die ideale Plattform für den Erfahrungsaustausch zwischen den Referentinnen, Referenten und den Teilnehmenden. Profilierte Fachleute, Entscheidungsträger und Expertinnen diskutieren dabei jeweils ein aktuelles Thema aus dem Bereich der ICT-Beschaffungen. Ausserdem soll ab 2019 ein eidgenössischer Fachausweis «Spezialist/-in öffentliche Beschaffung» angeboten werden. Aus diesem Grund ist geplant, den CAS ICT-Beschaffungen anzupassen und zu einem Master of Advanced Studies MAS auszubauen.

www.cas-ictbeschaffungen.unibe.ch

www.roundtable.unibe.ch

www.iaoeb.ch/

tue. Ich führe mir die Prozessabläufe klarer vor Augen und kann die Pro-zesse besser begleiten.» Sie sieht sich nicht zuletzt auch als Coach für die diversen Projektleitenden. «Ich will sie herausfordern», so Bastas-Rösch, «und voranbringen.»

Viel habe sie durch ihre Abschluss-arbeit zu «Chancen und Risiken bei ICT-Beschaffungen» gelernt. «Dadurch ist mir erst richtig bewusst gewor-den, dass jedes Beschaffungsgeschäft Risiken birgt, die uns unbewusst in Entscheidungen beeinflussen.» Daraus hat sich dann auch der Jobwech-sel beziehungsweise zunächst eine einjährige Stage innerhalb der SBB als Business Risk Managerin ergeben. «Ich wollte das Erlernte aus der Ab-schlussarbeit im Business Risk Manage-ment anwenden. Nach Abschluss der Stage habe ich mir überlegt, welche Branchen von meinem Know-how profitieren könnten.» Schnell ist sie aufs Bankengeschäft gekommen und hat sich erfolgreich bei PostFinance beworben. Dort ist sie zu 80 Prozent angestellt, die Betreuung ihrer vierein-halbjährigen Tochter teilt sie sich mit ihrem Mann und der Kita.

Wenn sie auf ihre Weiterbildung zurückblickt, spricht sie eine be-dingungslose Empfehlung aus – für Projektleiterinnen und Projektleiter, Einkaufs-Verantwortliche, aber auch für selbständige Consultants. Eine

kleine Anregung an die Adresse der Kursverantwortlichen hätte sie den-noch: «Vielleicht könnte man in je-dem Modul eine kleine Arbeit schrei-ben, statt nur auf die Abschlussarbeit zu fokussieren.» Dadurch wäre der Lerneffekt vermutlich noch grösser.

Klar ist schon jetzt: Derya Bastas-Rösch hat noch nicht ausgelernt. Was steht auf ihrer Wunschliste? Eine Vertiefung im Bereich Strategie und Nutzwertanalyse vielleicht, ein noch etwas tieferer Einblick in die tech-nischen Abläufe bei der ICT-Beschaf-fung. Und wo will sie in fünf Jahren stehen? Derya Bastas-Rösch lacht wie-der ihr offenes Lachen, zögert etwas. «Ich möchte im Einkauf bleiben, das ist sehr abwechslungsreich», sagt sie schliesslich. «Vielleicht eine Führungs-aufgabe übernehmen.» Man zweifelt nicht daran, dass sie ihr Ziel erreichen wird. Denn bei Derya Bastas-Rösch gibt es keine halben Sachen.

GESCHAFFT

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SCHWERPUNKT

Innovation beginnt an der Systemgrenze

Die Ausgangslage ist – wenigstens aus Sicht der Hochschulen und der Weiterbildung – verlockend: Der Struk-turwandel, der durch den technolo-gischen Fortschritt ausgelöst wurde, gewinnt weiter an Fahrt. Von Jahr zu Jahr steigt deshalb der Anteil der Bevölkerung, die eine Weiterbildung absolviert, und auch die Unternehmen investieren zunehmend in die Ent-wicklung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie Adrian Ritz, Präsident der Weiterbildungskommission der Universität Bern, in seinem Eröffnungs-beitrag an der gut besuchten Tagung aufzeigte, geht der Trend eindeutig in Richtung Hochqualifizierung. So sind gemäss dem Geschäftsleitungsmitglied des Kompetenzzentrums für Public Management in den letzten Jahren in der Schweiz zwar 250 000 Arbeits-plätze abgebaut oder ausgelagert worden. Diese umfassten vor allem Routinetätigkeiten. Im gleichen Zeit-raum entstanden jedoch gemäss dem Professor für Betriebswirtschaftslehre hierzulande 900 000 neue Arbeits-

Worin liegen die Vorteile und Chancen, wenn wissenschaftliche Weiterbildung und Berufswelt zusammenspannen und neue Projekte – wie etwa gemeinsame Studiengänge – zusammen aufgleisen? Und welche Stolpersteine gilt es bei solchen Koopera-tionsprojekten allenfalls zu beachten? Diesen Fragen widmete sich vergangenen November die 8. Herbsttagung des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW der Universität Bern.

plätze, die höhere Anforderungen an die Qualifikation stellen. In diesem Wandel sieht Adrian Ritz ein grosses Potenzial für die Weiterbildung an den Hochschulen. Denn die Universitäten und Fachhochschulen sind mit ihren anspruchsvollen Studiengängen (MAS, DAS, CAS) und Kursangeboten seit über einem Vierteljahrhundert an der Grenze zwischen der Bildungs- und der Berufswelt aktiv und kennen somit die Bedürfnisse der Arbeitswelt.

Von Nacktmullen und Vampir-fledermäusen lernen

In ihrer Reflexion zum Tagungsthe-ma «In Kooperation mit … .… wenn Hochschulweiterbildung und Berufs-welt zusammenspannen» liess sich Christina Cuonz von der Tierwelt in-spirieren. Die Direktorin des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW zeigte am Beispiel der Nacktmulle und Vampirfledermäuse drei Prinzipien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit auf. So hat die Kooperation gemäss

VON CHRISTINE VALENTIN

Cuonz erstens an und für sich keinen Eigenwert. Nur wenn die Partner ihre «biologische Fitness» erhöhen können, indem sie miteinander kooperieren, lohnt sich der Einsatz für beide. Eben-so muss man gemäss dem zweiten Prinzip nicht artverwandt sein, um zusammen ein Ziel zu erreichen. Und drittens empfiehlt es sich gemäss Cuonz, dem Prinzip des guten Rufs zu folgen. Erfolgreiche Partner denken bei den Zielsetzungen von Koope-rationen immer an sich und an das Gegenüber.

In den Referaten, Praxisbeispielen und der Podiumsdiskussion zeigte sich schliesslich, wo die Stolpersteine aber auch die Chancen solcher Koope-rationen liegen. Immer wieder zur Sprache kamen die unterschiedlichen Kulturen des Hochschulsystems und der Arbeitswelt, die eine Zusammen-arbeit erschweren. Beide Seiten kennen Berührungsängste. Die Univer-sitäten fürchten Profilverlust oder die Gefährdung der Freiheit von For-

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«Weiterbildung», Universität Bern, 2018 | 11

SCHWERPUNKT

schung und Lehre, wenn sie sich mit der Berufswelt ‹verbandeln›. Zudem kommen sich die Arbeitsweise der Hochschulen – die genaue, detailge-treue Forschung, die in die Tiefe geht – mit den Rahmenbedingungen der Wirtschaft in die Quere, für die Flexi-bilität, Geschwindigkeit und eine gute Kundenansprache zentral sind. Für die Arbeitswelt hingegen sind die Uni-versitäten und Fachhochschulen zwar renommierte, aber oft auch intrans-parente, anonyme Bildungsmonster, die von bürokratischen Strukturen, langwierigen Prozessen und einer speziellen Kommunikationskultur ohne klare Ansprechpartner geprägt sind.

Just do it

Da die Hürden zwischen den beiden Welten hoch sind, braucht es in der Regel gute, persönliche Beziehungen, damit eine Kooperation zustande kommt. Doch wenn man dann dem Motto «Just do it» folgt, ist vieles möglich. Das zeigte das Praxisbeispiel

des Studiengangs CAS ICT-Beschaf-fungen, der von Matthias Stürmer vom Institut für Wirtschaftsinformatik mit Corinne Egli vom Bundesamt für Bauten und Logistik entwickelt wurde. Im Vorfeld brauchte es lange Diskussi-onen, eine Zusammenarbeitsvereinba-rung und das gegenseitige Vertrauen. Seither profitieren die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs aber davon, dass ein früher rein inter-ner Abschluss der Bundesverwaltung an Attraktivität gewonnen hat und inzwischen zu einem anerkannten Hochschulabschluss führen kann. Und die Universität Bern konnte dank der Kooperation laut Stürmer mehrere For-schungsprojekte starten und gewann zudem einen Preis des Schweizerischen Nationalfonds im Bereich der Nachhal-tigen Beschaffung. Der Zusatzaufwand hat sich gelohnt.

Auch der CAS Betriebsführung für Apotheker/innen der Universität Basel mit der GaleniCare Management AG entstand übrigens aufgrund einer

Zufallsbegegnung an einer Konferenz. Beide Studiengänge konnten beim Entstehen von der Unterstützung der Weiterbildungsstellen der beiden Hochschulen profitieren, die ihnen den Weg durch den Dschungel Universi-tät von der Finanzierung bis hin zum rechtsgültigen Reglement aufzeigten. Laut Martin Liechti von den Advanced Studies der Universität Basel bilden die Weiterbildungszentren die Schnittstel-le zwischen Theorie und Praxis – und sind deshalb für innovative Projekte prädestiniert. «Denn der Fortschritt», so Liechti «findet immer an den Rän-dern der Wissenschaft statt.»

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SCHWERPUNKT

Ein Ort, wo sich die Universität mit der Gesellschaft trifft

Christina Cuonz, als Direktorin des ZUW sollten Sie mit gutem Beispiel vorangehen: Wann haben Sie zuletzt eine Weiterbildung absolviert?

Ich habe im Sommer 2017 an der Universität St. Gallen einen CAS in General Management abgeschlossen, was gut zu meiner neuen Tätigkeit passt. In der Abschlussarbeit habe ich eine Management-Auslegeordnung zum ZUW gemacht.

Seit April 2017 leiten sie das ZUW. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?

(Lacht). Es war eine steile Lernkurve. Ich habe mich gefühlt wie am Anfang meines Studiums in Lausanne, als alles für mich neu war. Hier am ZUW wollte und musste ich mir schnell einen Überblick über mein neues Auf-gabengebiet verschaffen und habe dementsprechend viel gelesen und viele Gespräche geführt. Ich will die Geschichte des Weiterbildungszen-trums der Universität Bern verstehen, damit ich in die Zukunft blicken kann. Dabei hatte ich das grosse Glück, dass mich mein Vorgänger Andreas Fischer in diesem Prozess noch ein paar Wochen lang begleitet hat.

Was prädestiniert Sie für Ihre Aufgabe?

Die Breite des Bildungsspektrums hat mich schon als Schülerin interessiert.

Sie hat sich schon immer für die Vielseitigkeit der Bildung interessiert – jetzt hat sie ihr Interesse zum Beruf gemacht: Christina Cuonz will als neue Direktorin die Position des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW als «Lifelong Learning Center» festigen.

Ich bin damals von Sarnen nach Luzern in die Studienberatung ge-pilgert und war von der Vielfalt der Studienangebote fasziniert. Dass ich dieses Thema jetzt zum Beruf ma-chen kann, ist toll. Meine berufliche Laufbahn ist durch drei «rote Fäden» geprägt: Ich habe immer mit und für Hochqualifizierte gearbeitet; ich habe regelmässig gestalterische Aufga-ben mit Pioniercharakter übernom-men, wobei mir die Kommunikation und der enge Kontakt mit anderen Menschen sehr wichtig sind; und als Drittes war für mich die Nähe zu Forschung und Wissenschaft relevant. In meiner neuen Funktion laufen diese drei Fäden zusammen.

Was zeichnet das ZUW aus, das Sie weiterführen wollen?

Ich habe das ZUW schon früher als sehr professionell und der Zeit voraus wahrgenommen. Das zeigt sich etwa in den Themen der Herbsttagung: 2012 war sie den neuen Professionen an den Hochschulen gewidmet. Dieser «third space» interessiert mich sehr. Ein weiterer Punkt ist die Stellung des ZUW innerhalb der Universität, die meines Erachtens in der Schweiz einzigartig ist. Das ZUW ist nämlich nicht «nur» eine Koordinations- und Beratungsstelle, es tritt mit eigenen Weiterbildungs-projekten auch als Anbieterin auf.

Was ist Ihnen ein besonderes Anliegen?

Weiterbildung ist ein People-Business. Dahinter stecken sehr viel Arbeit und Herzblut. Ich möchte, dass es für die Universitätsangehörigen attraktiv ist, Weiterbildungen anzubieten und zu besuchen. Diese Weiterbildungen müssen aber auch gewissen Qualitäts-standards genügen, für die wir nach aussen bürgen. Das bedeutet: Wir müssen Rahmenbedingungen bieten, die es den Leuten ermöglichen – ohne zu grosse bürokratische Hürden und in angemessener Freiheit – Angebote zu schnüren, die ein klares Profil ha-ben. Eine Herausforderung dabei ist die Konkurrenz: Im Vergleich zu den 1990er-Jahren tummeln sich heute sehr viele Player auf dem Markt, und wir müssen uns gut überlegen, wie wir uns behaupten können.

Besteht nicht die Gefahr, dass man zu sehr nach den Bedürfnissen des Marktes schielt? Die Universität ist ja schliesslich keine Migros-Klub-schule …

Die Universität ist eine wichtige Institution im Bereich «lebenslanges Lernen», gerade bei den Hochqua-lifizierten. Dass sie sich deshalb im Weiterbildungsmarkt positioniert, ist logisch und naheliegend. Auch in der Strategie der Universität Bern ist die Weiterbildung als eine der vier Kern-aufgaben definiert.

VON ASTRID TOMZCAK-PLEWKA

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SCHWERPUNKT

Aber: Die Weiterbildung muss ko-stendeckend sein und kann nicht am Markt vorbei agieren. Zudem soll in der Weiterbildung auch die Volluni-versität gespiegelt werden. Ich sehe deshalb keine Gefahr der einseitigen Marktorientierung, weil das Angebot bottom-up entsteht: Jemand aus den Reihen der Universität Bern hat eine Idee. Bevor wir ein Angebot starten, wird eine Bedarfs- und Konkurrenz-analyse gemacht um zu prüfen, ob diese Idee auch Erfolg verspricht. Wir wollen schliesslich nachhaltige Angebote. Wir können es uns nicht leisten, einfach einmal etwas auszu-probieren.

Wo liegen die aktuellen Herausforde-rungen in der Weiterbildung?

Ein Thema ist natürlich die Digita-lisierung, im Bereich Didaktik das E-Learning. Ich spreche allerdings

lieber von «blended learning», also Aktivitäten, welche die Präsenzstun-den mit digitalen Angeboten kom-binieren. Wir müssen diese Aspekte bei allen Weiterbildungen mitdenken. Im Bereich des lebenslangen Lernens müssen wir uns vermehrt überlegen, was die Menschen in der letzten Pha-se der Erwerbstätigkeit tun, respekti-ve darüber hinaus.

Welche Prägung wollen Sie dem ZUW geben?

Es wäre schön, wenn wir unsere Stellung als Lifelong Learning Center festigen und ausbauen könnten. Denn die Weiterbildung ist einer der Orte, wo sich die Universität mit der Gesell-schaft trifft. Ich möchte dem ZUW im Kurs-und Beratungsangebot meine Handschrift verpassen. So liegt mir beispielsweise das Thema Kommuni-kation sehr am Herzen.

Haben Sie Ihren Traumjob gefunden?

Ja, ich denke schon. Mein Team ist sehr engagiert, bunt gemischt und lebt vor, was Weiterbildung bedeutet – es pflegt den aktiven Wissensaus-tausch über die Disziplinen hinweg. Das ermöglicht es auch, frühzeitig Trends in der Weiterbildung zu erken-nen.

Welche Weiterbildung packen Sie als nächstes an?

(Lacht). Ich muss mich disziplinieren, nicht gleich die nächste zu machen. Aber wenn der Zeitpunkt gekommen ist, würde ich gerne etwas im Bereich Rhetorik & Moderation beziehungs-weise Beratung machen.

DIE VERSIERTE KOMMUNIKATORIN

Die Sprachwissenschaftlerin Christina Cuonz (40) ist in Sarnen (OW) gebo-ren und aufgewachsen. Sie hat von 1997 bis 2003 Anglistik, Germanistik und Journalistik an den Universitäten Lausanne, Fribourg und Oslo studiert und danach eine einjährige Ausbil-dung zur PR-Referentin in Tübingen absolviert. Von 2004 bis 2007 arbei-

tete Christina Cuonz als Forschungs-assistentin in einem SNF-Projekt der Universität Lausanne. Im Anschluss war sie bis 2012 in unterschiedlichen Positionen an der Universität Basel tätig, im Jahr 2011 promovierte sie dort im Fach Allgemeine Sprach-wissenschaft. Zuletzt leitete Christina Cuonz seit 2012 als wissenschaft-

liche Geschäftsführerin die Graduate School of Humanities and Social Sciences der Universität Luzern. Christina Cuonz lebt mit ihrem Part-ner und zwei Kindern in Bern.

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PANORAMA

Kurz und bündig

Mehr Personen besuchen Weiter-bildungen

Die Weiterbildungsfreudigkeit in der Schweiz steigt weiterhin an: 63% der Bevölkerung nahmen gemäss neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik (2017) entsprechende Ange- bote wahr – 5% mehr als bei der letzten Erhebung 2011. Mit zuneh-mendem Bildungsniveau steigt der Anteil: Während 81% der Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe eine Weiterbildung besucht haben, taten dies lediglich 40% der Personen ohne nachobligatorische Ausbildung. Der Anteil der Unternehmen, welche die Weiterbildungen ihrer Mitarbeiten-den unterstützen, stieg auf 89% (plus 6%).

Lehrpreis für Moritz Bigalke

Dr. Moritz Bigalke vom Geographi-schen Institut der Universität Bern – Absolvent des CAS Hochschullehre am ZUW – erhielt den Lehrpreis 2017 des Verbands der Geographen an Deutschen Hochschulen. Moritz Bigalke hat in seiner Vorlesung «Fort-geschrittene Labormethoden in der Physischen Geographie» als einer der ersten an der Universität Bern das Konzept des «inverted classroom» umgesetzt: Die Studierenden erar-beiten sich die theoretischen Inhalte mittels Screencasts im Selbststudium, in den Präsenzveranstaltungen werden Fragen diskutiert und die behandel-ten Labormethoden zur Anwendung gebracht.

2. Swiss Maker Week: «Digitalisie-rung in der Hochschullehre – Fokus E-Learning & Video»

Die Digitalisierung in der Hochschul-lehre schreitet voran, und mit den neuen Möglichkeiten und Tools eröff-nen sich vielversprechende didaktische Perspektiven und Chancen. 2017 lancierte die Universität Bern die erste Swiss Maker Week zum «Digital Turn» in der Hochschullehre. Vom 13.–17. August 2018 findet die zweite der-artige Sommerakademie statt: Ganz im Zeichen der «Maker-Bewegung» erstellen die Teilnehmenden eigene digitale Lernmaterialien und planen den sinnvollen Einsatz dieser Materi-alien in ihren Lehrveranstaltungen.

www.hd.unibe.ch

CAS «Religious Care im Migrations-kontext» erfolgreich gestartet

Das Thema Seelsorge gehört zu den Schwerpunkten der Theologischen Fakultät der Universität Bern – auch in der Weiterbildung. Das Angebot an Studiengängen wird laufend ausge-baut: Nach den positiven Erfahrungen mit dem trifakultären CAS «Spiritual Care» startete im vergangenen Jahr der neue CAS «Religious Care im Mi-grationskontext», der die Grundlagen psychologisch fundierter Gesprächs-führung sowie einen vertieften Einblick in die politischen, rechtlichen und institutionellen Strukturen des Asyl-wesens in der Schweiz vermittelt. Die Zertifizierungsfeier dieses CAS findet am 28. Mai 2018 statt.

www.theol.unibe.ch

25 Jahre MiG – ein einzigartiger Studiengang feiert Jubiläum

Seit 25 Jahren bietet das Zentrum für Gesundheitsrecht und Management im Gesundheitswesen der Universität Bern den Masterstudiengang «Management

im Gesundheitswesen» (MAS MiG) an; die Nachfrage hat die verfügbaren Studienplätze jeweils bei weitem über-stiegen. Der MAS für Führungskräfte im Gesundheitswesen ist nicht nur eines der erfolgreichsten Weiterbildungsange-bote im Gesundheitswesen: Bern ist die erste und nach wie vor einzige Schwei-zer Universität, welche – als Abschluss dieses MAS – die Titel «Master of Health Administration (MHA)» und «Master of Public Health (MPH) mit Schwerpunkt Gesundheitsökonomie und Manage-ment im Gesundheitswesen» verleiht.

www.mig.unibe.ch

Executive Master of Public Admini-stration: International akkreditiert

Der Executive Master of Public Admi-nistration (MPA) der Universität Bern wurde durch die European Association for Public Administration Accreditation (EAPAA) reakkreditiert. Dies beglaubigt erneut, dass der Lehrgang die hohen Qualitätsanforderungen der EAPAA erfüllt und somit weiterhin als inter-national zertifizierter Weiterbildungs-lehrgang auftreten darf.

www.mpa.unibe.ch

Das weitverzweigte Netzwerk der MPA unibe Alumni

Die Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs Executive Master of Public Administration (MPA) profitieren nach dem Abschluss von einem breiten Netzwerk in der öffentlichen Verwal-tung sowie von regelmässigen Anläs-sen, die ihnen für ihren beruflichen Alltag als Führungskräfte Mehrwert bieten. So trafen sich im vergangenen November die MPA-Alumni am kosten-losen Refresher-Day zum Thema «Wer regiert die Schweiz?», an dem unter anderen Regierungspräsident Dr. Pulver und die ehemalige Bundes-kanzlerin Dr. Huber-Hotz referierten.

www.mpa.unibe.ch

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PANORAMA

Zahlen und Fakten

Die Universität Bern bietet aktuell über 90 CAS-, DAS- und MAS-Weiterbil-dungsstudiengänge an. Im Jahr 2016 waren 2356 Personen in diesen Studiengängen eingeschrieben und

Die Statistik der Weiterbildung

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7000

6000

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6000

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Abschlüsse Kursstunden und Teilnehmende

Teilnehmende 2016

Frauen 55%

Männer 45%

CAS Stunden

2007

2008

2009

2010

2011

2012

TeilnehmendeDAS MAS

2008

2009

2010

2011

2012

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016*

Kurse 216 383 448 255 325 262 259 257 273 104

Teilnehmende 4 789 6 056 6 299 4 263 5 578 5 005 4 469 5 608 4 991 6 667

Kursstunden 8 553 9 968 10 337 10 227 10 724 10 946 10 929 12 768 13 135 17 926

Abschlüsse 240 298 205 377 268 426 474 509 545 623

623 Studierende machten ihren Ab-schluss. Die Schwankungen bei den Abschlusszahlen sind eine Folge davon, dass die DAS- und MAS-Angebote oft zwei oder drei Jahre dauern.

Mit allen Einzelveranstaltungen und Kursen zählte die Weiterbildung der Universität Bern im letzten Jahr fast 6600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

2014

650

600

550

500

450

400

350

300

250

200

150

100

50

0

2014

StundenTeilnehmende

2013

2013

Wechsel im Bereich Kommunikation am ZUW

Christine Valentin, Kommunika-tionsbeauftragte am Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW, hat die Universität Bern per Ende Juni verlassen, um in ihrer Heimatstadt Basel eine neue Kommunikationsauf-gabe zu übernehmen. Im Laufe ihrer langjährigen Tätigkeit hat sie diverse Publikationsgefässe für das ZUW und die gesamtuniversitäre Weiterbildung geschaffen und mit ihrem redakti-onellen Können wesentlich geprägt – dieses Magazin ist ein Beispiel unter vielen. Das ZUW dankt Christine

Valentin für die geleistete Arbeit und die zahlreichen kommunikativen Spuren, die sie hinterlässt.

Seit dem 1. November 2017 kommu-niziert Claudia Kaufmann für das ZUW und unterstützt die Weiterbildungs-programme bei der Positionierung und Vermarktung ihrer Dienstleistungen. Die Germanistin kann dabei auf viel-seitige Erfahrungen aus diversen Bran-chen zurückgreifen – ihre bisherigen Stationen waren unter anderem die Swisscom, die SBB Konzern Kommu-nikation, das Zentrum Paul Klee oder zuletzt das Einrichtungs- und Innen-architekturunternehmen Teo Jakob.

2015

2015

2016

2016

*2016 sind unter «Kurse» erfasst: Weiterbildungsstudiengänge (WBS) und Weiter-bildungseinzelangebote; Module von WBS wurden nicht mehr mit einberechnet.

Christine Valentin Claudia Kaufmann

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Termine

AGENDA

16. Februar 2018, 9.00–15.00 Uhr

6. Tag der LehreVoller Bildschirm, leerer Hörsaal? Präsenzlehre in Zeiten der Digitalisierung Von «Blended Learning» bis zum «Flipped Classroom»: In Referaten, innovativen Praxisbeispielen diverser Hochschulen und anschliessenden Ge-sprächsrunden wird diskutiert, wie E-Learning-Elemente lernwirksam mit Präsenzveranstaltungen verknüpft werden können. Der Tag der Lehre wird vom Vizerektorat Lehre und dem Bereich Hochschuldidaktik & Lehrent-wicklung des ZUW organisiert.

www.tag-der-lehre.unibe.ch

08. März 2018, 17.00 Uhr, Bern27. März 2018, 17.30 Uhr, Zürich30. Oktober 2018, 17.30 Uhr, Bern20. November 2018, 18.00 Uhr, Zürich

Informationsveranstaltungen Executive Master of Public AdministrationErfahren Sie am Kompetenzzentrum für Public Management alles Wissenswerte

Veranstaltungsreihe 2017/18

Digitale WeltAnaloge ErfahrungLicht und Schatten der Digitalisierung4. November 2017

Digitalisierung in der Lehre25. November 2017

Arbeitswelt im digitalen Wandel27. Januar 2018

Digitalisierung und Privatsphäre24. Februar 2018

Digitale Medien und Kunst17. März 2018

Jeweils um 9 Uhr in der UniS, Raum A 003, Schanzeneckstrasse 1, Bern Eintritt frei, Anmeldung erforderlich. Informationen: www.forum.unibe.ch oder fug @ fug.unibe.ch

9. Mai 2018, 17.30–18.30 UhrInformationsveranstaltung CAS General Management für VerwaltungsräteDie Verantwortlichkeiten von Ver-waltungsratsmandaten haben stark zugenommen. Es ist daher auch für Verwaltungsräte wichtig, gezielt in ihre Expertise zu investieren. Rochester-Bern Executive Programs vermittelt in diesem CAS die Kernkompetenzen erfolgreicher Verwaltungsräte, dabei liegt der Fokus auf den spezifischen Bedürfnissen von kleinen und mittelgrossen Unter-nehmen (KMU).

www.rochester-bern.ch/event

9. November 2018, 13.30–17.45 Uhr

9. Herbsttagung des ZUWAnfang November findet die jährliche Herbsttagung des ZUW statt. Die Refe-rate, Praxisbeispiele und Diskussionsrun-den widmen sich jeweils einem aktuellen Thema aus der Hochschulweiterbildung.

www.zuw.unibe.ch/herbsttagung

zum zweijährigen Studiengang Executive Master of Public Administration (MPA) für Kadermitarbeitende des öffentli-chen Sektors. Die Programmleitung und Alumni stehen Ihnen Rede und Antwort; auf Anfrage kann auch ein Unterrichts-tag besucht werden.

www.kpm.unibe.ch, Infos unter www.mpa.unibe.ch

14. März 2018, 12.00–14.00 Uhr, Bern28. März 2018, 12.00–14.00 Uhr Zürich

Info-Lunch Rochester-Bern Executive Master of Business AdministrationDas Rochester-Bern Executive MBA der Universitäten Rochester (New York, USA) und Bern zählt zu den Top-Programmen für Führungskräfte in der Schweiz. Die Teilnehmenden erwerben theoretisches und praktisches Manage-mentwissen auf höchstem Niveau sowie zwei Universitätsabschlüsse. Internatio-nal ausgewiesene Dozierende und die auf die Bedürfnisse von Führungskräften abgestimmte Methodik zeichnen das Programm aus.

www.rochester-bern.ch/events

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LEKTÜRE

Publikationen

Bibliothek

Rund 13 500 Publikationen und über 50 Zeitschriften – diesen gut sortierten und aktuellen Wissensschatz bietet die öffentliche Spezialbibliothek ‹Weiter-bildung› des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW an.

Der Bestand umfasst Bücher, Zeitschrif-ten und Dokumentationsmaterial der folgenden Bereiche:• Bildung / Pädagogik – mit den Schwer- punkten Weiterbildung, Erwachsenen- bildung und Didaktik• Hochschulforschung• Wissen / Wissenschaft• Evaluation• Technologie, Arbeit und Gesellschaft

Alle Medien der Bibliothek sind im Katalog des Informationsverbundes Deutschschweiz (IDS) verzeichnet und können online reserviert werden. Die Zeitschriften liegen in der Bibliothek auf. Es werden nur die gebundenen Jahr-gänge ausgeliehen.

ÖffnungszeitenMontag 10–12 UhrDienstag 9–12 Uhr / 14–17 UhrMittwoch 10–12 Uhr / 14–17 UhrDonnerstag 9–12 Uhr / 14–17 Uhr

AdresseUniversität Bern Zentrum für universitäre Weiterbildung Schanzeneckstrasse 1 (UniS, 1. Stock) 3001 BernTelefon 031 631 33 [email protected]/wblib

Evaluation im politischen System der Schweiz

Die neue Fachpublikation aus der Reihe «Politik und Gesell-schaft in der Schweiz» des NZZ Verlags geht der Bedeutung der Evaluation im politischen System der Schweiz auf den Grund. Das Buch ist aus dem SNF-Projekt «SynEval» hervor-gegangen, an dem der Fachbereich Evaluation des ZUW der Universität Bern beteiligt war.

Fritz Sager, Thomas Widmer, Andreas Balthasar (Hrsg.): Evaluation im politischen System der Schweiz. Entwicklung, Bedeutung und Wechselwirkungen, NZZ Libro, Zürich, 2017, 336 Seiten.ISBN 978-3-03810-244-1

Bildungspartnerin Universität

Universitäten haben in den vergangenen Jahren eine Viel-zahl neuer Weiterbildungsangebote geschaffen und dabei Kontakte zu vielfältigen Berufsfeldern erschlossen. Abseits der traditionell angebotsorientierten Studien entstand eine produktive Verbindung zwischen wissenschaftlichem und berufspraktischem Wissen, welche die Nachfrage sowohl auf Seiten der Berufswelt wie der Lernenden verstärkt in den Blick nimmt. Das Buch analysiert anhand von Konzepten und Praxisbeispielen diese Neugestaltung des universitären Weiterbildungsauftrags und ihre Auswirkungen.

Rudolf Egger, Martin Heinz Bauer (Hrsg.): Bildungspartnerin Universität. Tertiäre Weiterbildung für eine erfolgreiche Zukunft, Springer Verlag, Wiesbaden, 2017, 184 Seiten.ISBN 978-3-658-15012-9

Weiterbildung an Hochschulen

Weiterbildungsangebote an Hochschulen haben stark zu-genommen. Die Studien-Formate sind dabei oft traditionell geblieben, während das Bedürfnis nach Individualisierung gestiegen ist. Das Buch skizziert Perspektiven für innovative Weiterbildung an Hochschulen: Wie können vorhandene Kompetenzen von Teilnehmenden berücksichtigt, wie der Kompetenzerwerb «on the job» unterstützt werden? Und wie lassen sich Weiterbildungen sozial, örtlich und medial flexibilisieren?

Tobias Zimmermann, Geri Thomann, Denise Da Rin: Weiterbildung an Hochschulen. Über Kurse und Lehrgänge hinaus, hep Verlag, Bern, 200 Seiten. Erscheint im Februar 2018ISBN 978-3-0355-0845-1

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Lob des Nachdenkens

CARTE BLANCHE

Diese Anekdote entspricht einem verbreiteten Denken. Sie beschreibt nur die technische Seite einer Sache. Die Beantwortung des Warum müsste wohl weit ausgreifen, würde zu historischen und gegenwartsbezogenen Zusammen-hängen, vielleicht sogar zu Widersprü-chen und Streitfragen führen. Man gerät meist ins Sinnieren, wenn man über den Sinn und Zweck von etwas nachdenkt und Zusammenhänge sucht.

Vor Jahren habe ich in Rüschlikon an einem Weiterbildungskurs für Orga-nisationsberater teilgenommen. Der renommierte Referent betonte immer wieder: «Stellen Sie nur keine Warum-Fragen, das ist eine Sackgasse, führt nicht weiter! Wir brauchen Lösungs-ansätze!»

Keine Warum-Fragen?

Daten, Budgets, funktionale Dimen-sionen eines Projektes beherrschen die Diskussionen, ohne dass man sich genügend klarmacht, was das Ziel einer Sache ist, welche Zusammenhänge betroffen sind.

Natürlich – Warum-Fragen führen gerne ins Uferlose, wenn nicht sogar Auswegslose. Aber können wir es uns leisten, drauflos zu arbeiten, ohne regelmässig darüber zu «hirnen», was

Sinn und Zweck unserer Arbeit ist? Kommt echte Bildung nur noch im Philosophie-Seminar vor, alles andere fällt dem «Machbaren» zum Opfer? Lösungsorientiert ohne das Problem begriffen, das Ziel im Auge behalten zu haben?

Ich bin ein altes Semester und auf einen Rollator angewiesen, kann also keine weiten Sprünge mehr machen. Dafür habe ich Zeit, nachzudenken und Warum-Fragen nachzugehen, auch Irrtümer, eigene und die von anderen, zu entdecken. Immer wieder müssen wir Zweifeln Raum geben.

Der Vater von Effi Briest in Theodor Fontanes gleichnamigen Roman pflegte ein Gespräch oder einen Prozess des Nachdenkens gerne abzuschliessen, indem er über das Land vor ihm blickte und seufzte: «Das ist ein weites Feld …!» In dieses weite Feld von offenen Fragen hinein sollten wir uns immer wieder wagen, denn dort liegt vielleicht die Zukunft.

Judith Giovanelli-Blocher, 1932, war Sozialarbeiterin, Organisations- beraterin und Schriftstellerin. Heute schreibt sie hauptsächlich über gerechtes Zusammenleben und das Älterwerden.

Sie ist mit einem italienisch-schwei-zerischen Industrie-Arbeiter und Schriftsteller verheiratet.

Auf einem Kalenderblatt ist zu lesen, wie an einem Sonntagmorgen ein japanischer Tourist auf der Strasse einen Einheimischen fragt: «Warum läuten denn nun die Kirchenglocken?» Antwort: «Na, weil einer dran zieht!»

JUDITH GIOVANELLI-BLOCHER

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ZUW

Mitten drin: Hier schlägt das Herz der Weiterbildung

Erleichterung: Dieses Gefühl verspüren Studentinnen und Studenten, wenn sie die Bachelor- oder Masterprüfung erfolgreich absolviert und den Abschluss auf sicher haben. Feiern und nichts wie weg hier – so lautet oft die Parole. Nach einigen Jahren Erfahrung in der Arbeits-welt wächst bei vielen Ehemaligen aber der Wunsch, ihr Fachwissen aus Studium und Berufspraxis mit einer Weiterbildung zu vertiefen oder zu ergänzen. Hier setzt die universitäre Weiterbildung als wirksame und wirtschaftliche Form des Transfers von Wissen und Können an. Sie verbindet die Wissenschaft mit der Arbeitswelt – und mit der Gesellschaft.

Studiengänge mit Potential

Die Universität Bern bietet eine grosse Auswahl von weiterbildenden Studiengängen, modular aufgebauten Programmen und Einzelkursen an (siehe Rückseite des Magazins ‹Weiter-bildung›). Die Zertifikats-, Diplom- und Master-Studiengänge richten sich grundsätzlich an Personen mit Univer-sitätsabschluss (für Master of Advanced Studies MAS) oder Hochschulabschluss

(für Diploma of Advanced Studies DAS, Certificate of Advanced Studies CAS), die Erfahrungen aus der Berufs-praxis mitbringen. Je nach Studiengang sind Zulassungen ‹sur dossier› möglich. Um die hohe Qualität zu gewährleisten, werden alle Weiterbildungsstudiengänge durch Hochschullehrende gesteuert.

«Studium nach dem Studium»

Seit über 27 Jahren setzt sich das ZUW für die wissenschaftliche Weiterbildung ein. So unterstützt das Zentrum die Fakultäten und Institute der Universität Bern beim Aufbau ihres Weiterbildungs- angebotes. Zudem nutzen Dozentinnen und Dozenten sowie Forschende die breite Kurspalette der Hochschul-didaktik, die zu den rasch ausgebuchten Angeboten des ZUW gehört.

Zeitgemässe Neuentwicklungen

Von der Erfahrung und der Kompetenz des ZUW profitieren auch externe Kundinnen und Kunden. So bietet das ZUW für Wissensdurstige eine breite Palette eigener Studiengänge und Kurse

Bis kurz nach der Jahrtausendwende erblickten im 1. Stock des Altbaus der UniS zarte Bébés das Licht der Welt. Heute schlägt in den gleichen Räumen – dem ehemaligen Berner Frauenspital – das Herz der wissenschaftlichen Weiterbildung der Universität Bern. Das ZUW, wie das Zentrum für universitäre Weiterbildung kurz und bündig genannt wird, unterstützt und fördert an der Alma Mater Bernensis die wissenschaftliche Weiterbildung.

an. Die inhaltlichen Schwerpunkte des Zentrums liegen in den Bereichen Bildungsmanagement, Forschungs- management, Evaluation, Hochschul-didaktik und in der weiterbildungs- relevanten Forschung. In den eigenen Studiengängen entwickelt das ZUW – wie in einem Labor – neue didaktische und organisatorische Formen der Weiterbildung.

Davon profitieren die Auftraggeber von Studien und Projekten – öffentliche Institutionen, Dienststellen der Verwal-tung sowie Unternehmen. Sie nutzen die ausgewiesenen Kenntnisse des Zen-trums in Bildungs- und Weiterbildungs-fragen und im Bereich der Evaluation.

Die ZUW-Herbsttagung belebt die Debatte

Das Zentrum profiliert sich seit 2010 mit der Herbsttagung, an der mit hochkarätigen Referentinnen und Podiumsteilnehmern wichtige Themen der wissenschaftlichen Weiterbildung zur Debatte gestellt werden.

Impressum

Herausgeber: Universität Bern, Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW

Redaktion: Christine Valentin, Claudia Kaufmann

Bildnachweise: Titelbild und Fotos Seiten 3, 5, 6, 7, 8, 10, 11, 13, 14, 17© Alexander Egger, www.eggerx.chSeite 14 und 18 zVg

Gestaltung: Nadine Fontana, www.pushandpull.ch

Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern

Auflage: 13 100 Ex., erscheint einmal jährlich

Abonnement: Das Magazin ‹Weiterbildung› der Universität Bern kann kostenlos abonniert werden. ISSN 2296-0171

Bestellungen: Universität Bern, Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW, Schanzeneck-strasse 1, Postfach, 3001 Bern, Telefon 031 631 39 28, [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck von Artikeln und Fotos nur mit Genehmigung der Redaktion.

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Informationen zu allen Studiengängen, zu den modular aufgebauten Weiterbildungsprogrammen und zahlreichen Weiterbildungskursen

www.weiterbildung.unibe.ch

MAS Master of Advanced Studies / EMBA DAS Diploma of Advanced Studies CAS Certificate of Advanced Studies

Studiengänge universitäre Weiterbildung 2018

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Bildung, Didaktik, Forschung Ausbildungspfarrerin / Ausbildungspfarrer Dance Science: Psychology & Education Dance and Performing Arts: Vermittlung Forschungsmanagement Hochschullehre / Higher Education Medizindidaktik

Evaluation, Statistik

Angewandte Statistik Epidemiologie und Biostatistik Evaluation Gesundheitsökonomie und gesundheitsökonomische Evaluation

Gesundheitswesen

Bewegungs- und Sporttherapie: Innere Erkrankungen / Herz-, Gefäss- und Diabetes-Erkrankungen

Bewegungs- und Sporttherapie: Orthopädie, Traumatologie und Rheumatologie

Bewegungs- und Sporttherapie: Psychische Erkrankungen Dance Science: Health & Performance / Motor

Learning & Training Epidemiologie und Biostatistik Geschäftsleitungspolitik im Gesundheitswesen Gesundheitsförderung und Prävention Gesundheitsökonomie und gesundheitsökonomische Evaluation Gesundheitssysteme Leadership in Organisationen des Gesundheitssystems Management im Gesundheitswesen Psychotherapie Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie Public Health Spiritual Care Zusammenarbeit im Gesundheitswesen

Human- und Zahnmedizin

Hepatology Implantologie Kariologie, Endodontologie und Kinderzahnmedizin Kieferorthopädie Klinische Epidemiologie Klinische Ernährung Medizindidaktik Nephrologie Oralchirurgie und Implantatchirurgie Parodontologie und Implantatzahnmedizin Rekonstruktive Zahnmedizin und Implantologie Specialist Palliative Care Translation and Entrepreneurship in Medicine

Information und Dokumentation, ICT

Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft ICT-Beschaffungen

Kultur

Dance and Performing Arts Dance and Performing Arts: Performative Künste Dance Science

Nachhaltigkeit, Entwicklung, Umwelt Altlastenbearbeitung Gender, Justice, Globalisation Nachhaltige Entwicklung

Politik, Recht

Capital Market Law Criminology Financial Regulation Gender, Justice, Globalisation International Criminal Law and Corporate Crime International Law and Economics MILE Migrationsrecht Public Administration Rechtswissenschaften Seelsorge im Straf- und Massnahmenvollzug

Psychologie

Bewegungs- und Sporttherapie: Psychische Erkrankungen Dance Science: Psychology & Education Laufbahn- und Personalpsychologie Psychotherapie Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie Spiritual Care Sportpsychologie

Theologie und Seelsorge

Alters- und Krankenheimseelsorge Ausbildungspfarrerin / Ausbildungspfarrer Clinical Pastoral Training Lösungsorientierte Seelsorge Religious Care im Migrationskontext Seelsorge im Straf- und Massnahmenvollzug Seelsorge und Pastoralpsychologie Spiritual Care Systemische Seelsorge-Ausbildung

Wirtschaft, öffentliche Verwaltung, Management

Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft Banking Capital Market Law Digital Transformation Entrepreneurship Executive MBA General Management (Rochester-Bern) Executive MBA Marketingmanagement Executive Master of Public Administration Financial Regulation General Management General Management für Verwaltungsräte ICT-Beschaffungen International Law and Economics Investment Policy and Promotion Markenmanagement und Kommunikation Marketingmanagement und Verkauf Marktorientierte Betriebswirtschaft Migrationsrecht Online Marketing und Social Media Public Administration (CeMaP) Finance

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