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CHF 3,80 Juli 2014 JETZT NEU 3,80 CHF NEYMAR! DAS INTERVIEW ZUR SCHICKSALS-WM MARC MáRQUEZ LüFTET SEIN DIRTY GEHEIMNIS LINKIN PARK „ROCK ’N’ ROLL IST SCHLAPP- SCHWäNZIG“ DIE TRAUM-SPOTS UNSERER ATHLETEN URLAUB EXTREM ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN JULI 2014 CHF 3,80

The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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chf 3,80 Juli 2014

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n e y m a r !D a s I n t e r v I e w z u r s C H I C k s a l s - w m

m a r C m á r q u e zl ü F t e t s e I n d i r t y G e H e I m n I s

l I n k I n Pa r k„ r o C k   ’ n ’   r o l l I s t s C H l a P P -s C H w ä n z I G “

D I e t r a u m - s P o t s u n s e r e r at H l e t e n

urlaub

extrem

Abseits des Alltäglichen

Juli 2014 CHF 3,80

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HauptsacHe zweirad Moto-GP-Champion MarcMárquez pflügt mit uns über seinen privaten Dirt Track.

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Willkommen! kein Sportler steht diesen Sommer so im mittelpunkt, keiner so unter erwartungsdruck wie Neymar: Der 22-Jährige, 64 kilo, 1,75 meter, soll Brasiliens nationalteam zum Fußball-weltmeister machen. neymar hat The Red Bulletin in Barcelona zu einem seiner seltenen interviews empfangen, die Frage nach dem Druck war die erste. er schüttelte den kopf,

„da sind nur Freude und Stolz“. Und dann sagte er ein paar Worte, in denen alle kraft und alle Zerbrechlichkeit des neymar da Silva Santos Júnior stecken: „Wenn man glücklich ist, klappen Dinge ganz von selbst; wenn man unglücklich ist, klappt gar nichts.“Viel Vergnügen mit diesem Heft!Die Redaktion

„Druck? Nie. Ich bin immerlocker.“neymar, SeITe 44

DIe Welt voN ReD Bull

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Auf einen Blick

Bunter VogelRickie Fowler bringt Farbe auf die Golf-Tour. Diese Ausrüstung verhilft ihm zu Birdies und Eagles.

81

linkin ParkDie Musikindustrie steckt tief in der Krise, doch Linkin Park geht’s besser denn je: dank Innovation, Härte und Selbstironie.

54

Die SalzwaSSer-raketeIm Super Aviator wie ein Hai durch Hawaiis Unterwasserwelt tauchen. Wir haben die Gebrauchsanleitung für Sie.

80

Bullevard 8 Gallery  Die besten Bilder14 Bullevard  Kämpfer für den Frieden: 

101 Rebellen für eine bessere Welt. 

Features

32 Vollgas mit MárquezDer Racer als Dirt-Demon: am priva-ten Track des Moto-GP-Champions.

44 interview: neymarBrasiliens WM-Hoffnung über Druck, Dribblings und Kabinen-Gospel.

50 kreativ schlafenHunter Lee Soiks Träume-App.

54 new-Metal MediaWie Linkin Park dem Niedergang der Musikindustrie trotzen. 

58 into the WildZu Wasser, zu Lande, durch die Luft: Wo Urlaub machen richtig weh tut.

70 Die perfekte RundeSimulator-Training mit Infiniti Red Bull  Racing-Pilot Daniel Ricciardo.

action! 80 Travel  Im Panorama-U-Boot81 Pro Tools  Damit golft Rickie Fowler82 ciTy-Guide  Shanghai84 cluB  Das „Fabric“ in London86 Musik Owen Palletts Playlist87 TraininG Tipps vom Hochsprungprofi88 sTarke uhren  50 Faden tief tauchen90 GaMinG  Neue Konsolen-Challenges92 Tv-hiGhliGhTs  Red Bulls TV-Fenster94 save The daTe  Events zum Merken96 read Bull  Bernhard Aichner98 MaGic MoMenT

14reBellen für Den frieDenVor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus. Wir ehren 101 Helden, die seither für eine friedvollere Welt kämpften.

58extrem reiSenUrlaub abseits des Reisebüros: Extremsportler verraten ihre aufregendsten Playgrounds.

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Juli 2014

the red bulletin 5

Page 6: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

ContributorsMit an Bord iM Juli THE RED BULLETIN

Schweiz, ISSN 2308-5886

Herausgeber und Verleger Red Bull Media House GmbH

General Manager Wolfgang Winter

Verlagsleitung Franz Renkin

Chefredaktion Alexander Macheck, Robert Sperl

Editor-at-large Boro Petric

Creative Director Erik Turek

Art Director Kasimir Reimann

Fotodirektion Fritz Schuster

Chefin vom Dienst Marion Wildmann

Managing Editor Daniel Kudernatsch

Redaktion Werner Jessner (Leitender Redakteur), Lisa Blazek, Ulrich Corazza, Florian Obkircher,

Arek Piatek, Andreas Rottenschlager

Mitarbeit Stefan Wagner

Bullevard Georg Eckelsberger, Sophie Haslinger, Holger Potye,

Clemens Stachel, Manon Steiner und das Konsorten-Kollektiv (Raffael Fritz, Marianne Minar, Martina Powell,

Mara Simperler, Lukas Wagner)

Lektorat Hans Fleißner

Grafik Miles English (Ltg.), Martina de Carvalho-Hutter, Silvia Druml, Kevin Goll, Carita Najewitz, Esther Straganz

Fotoredaktion Susie Forman (Creative Photo Director), Rudi Übelhör (Deputy Photo Director),

Marion Batty, Eva Kerschbaum

Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher

Herstellung Michael Bergmeister

Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter O. Sádaba; Matthias Zimmermann (App)

Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg

Finanzen Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits

Marketing & Country Management Stefan Ebner (Ltg.), Elisabeth Salcher,

Lukas Scharmbacher, Sara Varming

Country Management Schweiz Antonio Gasser, Melissa Burkart

Marketing-Grafik Julia Schweikhardt, Peter Knehtl

Abo und Vertrieb The Red Bulletin Leseservice, Luzern

Hotline: 041 329 22 00 Abopreis 39 CHF, 12 Ausgaben/Jahr,

www.getredbulletin.com, [email protected]

Anzeigenverkauf Mediabox AG, Zürich

Zentrale, 044 205 50 20 [email protected]

Internationaler Anzeigenverkauf Patrick Stepanian

Anzeigendisposition Sabrina Schneider

O∞ce Management/Verlagsassistenz Manuela Geßlbauer (Assistentin der Geschäftsführung),

Kristina Krizmanic

IT Michael Thaler

Firmensitz Red Bull Media House GmbH,

Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700

Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien

Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809

Kontakt [email protected]

Web www.redbulletin.com

Erscheinungsweise The Red Bulletin erscheint monatlich in

folgenden Ländern: in Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Kuwait,

Mexiko, Neuseeland, Österreich, der Schweiz, Südafrika und den USA.

Leserbriefe bitte an [email protected]

Sein aktueller Thriller „Totenfrau“ wird gerade von Feuilleton und Publikum gelobt, obwohl die Titel­heldin eine höchst aktive Serien­mörderin ist. Für das Red Bulletin ließ Aichner im Text „Der letzte Zahn des Paul Glückmann“ nicht ganz so viel Blut fließen, wiewohl

auch in dieser Kurz geschichte zu spüren ist, dass der Autor gerne auf nachdrück­liche Bilder setzt, die geeignet sind, sich im Hirn des

Lesers festzu krallen. Das hat wohl mit Aichners zweitem Beruf zu tun: Der gebürtige Tiroler ist aus­gebildeter Fotograf.

Bernd Aichner

Brasiliens Fußballstar Neymar kam, sah und wickelte sowohl Red Bulletin­Fotograf David Clarihew als auch unseren Autor Simon Kuper um den Finger. Clarihew: „Er ist cool, sieht gut aus, war entspannt – die Hälfte des Jobs war bereits vor dem ersten Foto erledigt.“ Kuper: „Kaum ein Fußballer ist pünktlich, wenn er sich mit Leuten trifft, die nichts mit Fußball

zu tun haben. Neymar schon.“ Und dann war da dieses Lächeln, das man lieben müsse, so Kolumnist („Financial Times“) und Buch­autor („Football Against the Enemy“) Kuper: „Nach seinem Dribbling sicher seine gefährlichste Waffe.“ Das Interview mit Neymar hält Kuper für das beste, das dieser

je gegeben hat – und Kuper hat sich inten­siv vorbereitet. Noch etwas fiel ihm auf: „Ist es nicht unfair, dass Barcelona nicht nur eine der bezau­berndsten Städte der Welt ist, sondern auch einen der besten Fußballklubs besitzt? Sollte sich die Stadt nicht für das eine oder andere entscheiden?“

Jim Kr AntzFür Jim Krantz und Assistent

Ethan Sharkey war es ein echter Herzensauftrag, Marc Márquez, 21, den aktuellen MotoGP­Welt­meister, zu fotografieren, sind die beiden doch selbst sportlich ambitionierte Motorrad fahrer. Die Chemie zwischen dem amerikani­schen Starfotografen und dem spanischen MotoGP­Dominator stimmte jedenfalls von der ersten Sekunde an: „Der Kerl ist ver­rückt“, lautete die wechselseitige Einschätzung nach dem gemein­samen Tag, an dessen Ende ein infizierter Krantz ein Superbike­Training buchte – allerdings nicht beim Weltmeister, sondern einem privaten Anbieter in den USA.

Simon Kuper

David Clerihew

David Clarihew (knieend), Neymar: „Es machte Spaß!“

Der Mann mit dem gefährlichen Lächeln

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Abgebildetes Modell: Infi niti Q50 Eau Rouge Concept. Dieses Modell ist ein Konzeptfahrzeug und nicht im Handel erhältlich.Serienfahrzeuge können von der Studie abweichen. Für mehr Informationen zum Infi niti Q50, besuchen sie www.infi niti.eu

I N S P I R E D P E R F O R M A N C E

INFINITI Q50 EAU ROUGE CONCEPTwww.infi niti.eu

RASSIGE LEISTUNG

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H i e n d e l ae n c i na , S pan i e n

Freizeit­vergnügen

Alfredo Gómez ist einer der besten Enduro-Piloten der Welt und als solcher üblicherweise im Gelände zu Hause. Denn Enduro heißt: das Bike über Steilhänge

prügeln, bis man erschöpft aus dem Sitz fällt. Dieses Bild zeigt den Spanier beim Freizeit vergnügen, er

pflügt seine Husqvarna über den flachen Dirt Track. Kann der Kerl nie abschalten? „Ich liebe einfach

alles, was Benzin verbrennt.“www.alfredogomez.com

Bild: Alberto Lessmann/Red Bull Content Pool

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M e lb o u r n e , Au str Ali e n

Schneller ruSSeDaniil Kvyat ist Experten zufolge eines der weltweit größten Motorsport-Talente. Beim Saisonstart in Melbourne – sei nem Formel-1-Debüt – holte der Toro Rosso-Russe Platz neun. Erstes Rennen, erste WM-Punkte mit 19 Jahren und 324 Tagen, das ist neuer Rekord. Den alten hielt kein Geringerer als Sebastian Vettel. Bei Redaktionsschluss hat Daniil seinen 20. Geburtstag hinter sich und beachtliche vier WM-Punkte auf dem Konto. Ist er ein Wunderkind? „Im Motorsport gibt’s keine Wunder“, sagt er. „Nur harte Arbeit.“ www.scuderiatororosso.com Bild: Robert Cianflone/Getty Images/Red Bull Content Pool

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Alg Arve , P o rtu g Al

Wasser-FallJari-Matti Latvala ist einer der schnellsten Rallye-piloten der Gegenwart – genau wie sein Teamkollege, der amtierende Weltmeister Sébastien Ogier. Wer das VW-interne Duell gewinnt, hat gute Chancen auf den Sieg. Bei der Portugal-Rallye – wo dieses Foto ent-stand – erwischte Jari-Matti leichtes Untersteuern und überschlug sich spektakulär. „So ist Rallye“, kommentiert er gewohnt lakonisch, um gleich da r-auf die Argentinien-Rallye souverän zu gewinnen. www.jmlatvala.com Bild: Richard Balint/Volkswagen Motorsport

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G I V E P E A C E A C H A N C E !

weihnachtswunder Nach Monaten hefti-ger Kämpfe im „Großen Krieg“ vereinbaren hunderte deutsche und britische Soldaten in Flandern einen privaten Waffenstill-stand. Das Weihnachtsfest geht vor. Und so schießen die verfeindeten Truppen einen Nachmittag lang Tore statt Blei. Das Nie-mandsland zwischen den Schützengräben wird zum Fußballplatz, Mützen werden zu Torpfosten. Die deutsche Auswahl siegt der Legende nach 3:2. Dafür spendieren die Gewinner dann auch ein Fass Bier.

LIEbEr kICkEN stAtt tötEN

1 9 1 5 Working

WomanDie Sozialistin Rosa

Luxemburg sagt: Streiken statt strei-

ten! Sie setzt sich für Arbeiterrechte und den Frieden ein –

und wird wegen „Auf-forderung zum Unge-horsam“ eingesperrt.

1 9 17 noBELPrEiSNoch bevor der Krieg zu Ende ist, bekommt

das Rote Kreuz für seine Verdienste den Friedensnobelpreis.

Bis heute sind Lazarett e und Persona l mit dem rote n Symbo l

per Völker recht im Krieg tabu.

b L u t b A N k Oswald Hope Robertson gelingt erstmals eine Transfusio n mit gelagerte m Blut. Ein medizini-scher Durchbruch, der Millionen Menschen das Leben rettet – und ein echter Fortschritt, verglichen mit der ersten bekannten „Trans-fusion“ im Jahr 1492: Damals trank der im Sterben liegende Papst Innozenz VIII. das Blut dreier zehnjähriger Knaben. Das Resultat: Erst starben die Blut-spender, dann der Papst.

19 16

Vor hundert Jahren begann der Erste Weltkrieg, ein Ausbruch des globalen Wahnsinns. Wir ehren 101 Menschen und Ideen, die seither diesem Wahn sinn trotzten und sich für Frieden und Menschlichkeit einsetzten. Krieg dem Krieg!19 14

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Page 15: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

B u l l e va r d

„ Ich g laub e n icht a n das G e set z de s Has se s . Ich ma g mei nen Idea len n icht i m mer t reu sei n , doch ich g laube a n das G e set z der L ieb e , u nd ich g laub e , das s ma n m it Has s n ichts er reichen ka n n .“c l a r e n c e da r r o w ( 18 5 7 — 1 9 3 8)

powerfrauen Ohne sie gäb’s keine Demo-kratie: Die Suffragetten der 1910er Jahre wollen nicht mehr in der Küche stehen, sie wollen ihr Kreuz auf dem Wahlzettel machen. Dafür krempeln sie die Puffärmel hoch, streiken, demonstrieren und werfen auch so manchen Pflasterstein. Nach dem Ersten Weltkrieg tragen die Bemühungen in Nordamerika und Europa Früchte – das Frauenwahlrecht kommt. Schlusslicht: die Schweiz. Im Kanton Appenzell Innerrhoden dürfen Frauen erst seit 1990 wählen.

Sie haBen die Wahl

192

5192 2

1919

C l a r e n C e d a r r o W ist ein grimmiger Mann auf großer Mission: Gerechtigkeit und Lieb e möchte der Anwalt aus Ohio verbreite n. Deshalb vertritt er in einem spektakulären Prozess eine Gruppe schwarzer Männer, denen völlig zu Unrecht der Mord an einem Weißen vorgeworfen wird. In seinem sieben stündigen Schluss-plädoyer überzeugt Darrow die Geschwo-renen von der Unschuld der Angeklagten – und rettet ihnen so das Leben. Seine Mandanten werden alle freigesprochen.

r a d i o Die British Broad-casting Company (BBC) geht on air und wird zum globalen Grund-pfeiler der Presse- und Redefreiheit. Menschen in Kriegs- und Krisen-gebieten auf der ganzen Welt hören – oft unter Lebensgefahr – die BBC News. Hear, hear!

1914 W e i h n a C h t S W u n d e r

19 1 5 r o S a l u x e m B u r g

19 16 B l u t B a n k

19 17 r o t e S k r e u z

19 1 8 n e l S o n m a n d e l a

Der spätere Über-winder der Apartheid und das große Vorbild

für Vergebung wird in Süd afrika geboren.

19 19 S u f f r a g e t t e n

192 0 e l e k t r o m u S i k

Friedlicher kann technologischer Fort-schritt nicht sein: Das

Theremin, der Vor-reiter des Synthe-

sizers, wird erfunden.

192 1 P e a C e d o l l a r

Lady Liberty schaut entspannt: Die USA prägen Friedensdol-lars im Art-déco-Stil.

192 2 B B C

192 3 h i t l e r r a u S !

Anwältin Anita Augs-purg und Frauenrecht-

lerin Lida Gus tava Heymann beantragen

Hitlers Ausweisung aus Deutschland

wegen Volksverhet-zung – erfolglos.

192 4 P e a C e aWa r d

Der von Edward W. Bok gestiftete und mit 100.000 Dollar dotierte American Peace Award wird

erstmals vergeben. Das zweite Mal: 2008.

192 5 C l a r e n C e d a r r o W

192 6 „ P u d e r B ä r “

Ferkel und Bär? Eule und Esel? Kaninchen und Tiger? Kein Pro-blem! Alle leben sie im Wald. Denn das

Wichtigste ist Freund-schaft. Und Honig.c

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193

2

192 7 1 2 . 0 0 0 P U P P E N

sendet der US-Missiona r Sidney

Gulick nach Japan, um Freundschaften zwischen Kindern

zu knüpfen.

192 8 E r i c h m a r i a r E m a r q U E

schreibt mit „Im Wes-ten nichts Neues“ den

pazifistischen Kult-roman des 20. Jahr-hunderts. Umsonst?

192 9 m U t t E r t E r E s a

kommt nach Indien. Ihre Mission: ein

Lebe n im Dienste der Ärmsten.

193 0 m a h at m a G a N d h i

lebt Gewaltfreiheit und führt Indien in die

Unabhängigkeit.

193 1 K r i E G d E m K at E r

Und Frieden dem Magen: Alka-Seltzer ist das neue Wunder-mittel gegen Brumm-schädel und Übelkeit.

193 2 E i N s t E i N U N d F r E U d

193 3 m U t i G E O m a

Die 91-jährige Julie Bonhoeffer durch-

schreitet eine Nazi-Absperrung und kauft

demonstrativ im „jüdische n“ Kaufhaus des Westens in Berlin ein. Eine große Frau!

193 4 m U t t E r m i t

t O t E m s O h N

Die deutsche Bildhauerin Käthe

Kollwitz verewigt den Schmerz von Millio-nen Frauen in Stein.

193 5 a N O N Y m E a L K O h O L i K E r

treffen einander zum ersten Mal: Bleibt trocke n und redet

darüber!

193 6 P h a N t O m

rettet als erster Strumpfhosen-Comic-

Superheld die Welt.

193 7 G U E r N i c a

Wa r U m K r i E G ? Alber t Einstein ist der klügste Kopf der Welt, aber ein Problem kann er nicht lösen: „Gibt es einen Weg, die Menschen von dem Verhängnis des Krieges zu befreien?“ Die Frage stellt er einem anderen Genie, Sigmund Freud. Der antwortet: „Ein Blick auf die Erfolglosigkeit der Bemühungen der letzten Jahrzehnte, dieses Ziel zu erreichen, lässt jeden deutlich fühlen, dass mächtige psychologi-sche Kräfte am Werke sind, die diese Bemü-hungen paralysieren.“ Heißt übersetzt? Die Menschen lieben es dummerweise, Dinge kaputtzumachen.

„ Ich bi n m i l ita nter

Pa z i f ist . Ich w i l l f ü r den F r ie den

kä mpfen .“a l b e r t e i n s t e i n

1 9 37 GUERNICADeutsche Bomber zer-stören im Spanischen Bürgerkrieg die baski-sche Stadt Gernika. Pablo Picass o bannt die Ruinen und Leiden in seinem berühmten Gemälde auf Leinwand und verfügt, das Bild soll der künftigen spanischen Republik gehören. Das Geschenk wird erst 44 Jahre später, nach Ende der faschistischen Franco-Diktatur, übergeben. Picasso ist da schon acht Jahre tot.

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B U L L E va r d

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193 8 N E I N s a g E N !

„Dieser Zug fährt in die Hölle“, soll der fromme Franz Jäger-

stätter im Traum gehört haben, wes-

halb er als Einziger in seinem Heimatdorf

gegen den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland stimmt.

193 9 J o s E p h I N E b a k E r

19 4 0 s p o r T a L s p r o T E s T

Als Norwegen von Hitler besetzt wird, radelt der Marine-

offizier Olaf Kullmann protestierend durch

das ganze Land.

19 4 1 M u T T E r C o u r a g E

zieht in Bertolt Brechts Theaterstück

durch den Dreißig-jährigen Krieg.

19 4 2 a N N E F r a N k

bekommt zum 13. Ge-burtstag ein rot-weiß kariertes Notizbuch

geschenkt. Eigentlich als Poesie album ge-dacht, verwendet sie es als Tagebuch und schreibt darin statt über die erste Liebe

über den Krieg. Anne stirbt 1945 im KZ.

19 4 3 E h r E N s a C h E

Der albanische Ehren-kodex Besa rettet

nahezu allen Juden des Landes das Leben. Besa besagt: In Zeiten

der Not muss jeder die Verantwortung für

das Leben anderer übernehmen.

19 4 4 L E b E N s L I s T E

Der deutsche Indus-trielle Oskar Schindler

listet für die Nazi-Büro kratie alle Mitar-beiter auf, die für den Betrieb seiner Muni-tionsfabrik unersetz-bar sind – und rettet so 1098 Juden das

Leben. Ein Gerechter unter den Völkern.

19 4 5 V E r E I N T E N aT I o N E N

193

9josephine baker Ein Mädchen aus Mis­souri tanzt sich in skandalösen Revuen zuerst in die Herzen des Pariser Publikums und bezaubert dann ganz Europa. Als die Nazis 1940 Frankreich besetzen, will sie „nicht mehr singen“. Stattdessen arbeitet sie für die Résistance, bezirzt Offiziere, um ihnen Informationen herauszulocken, und schmuggelt geheime Dokumente über die Grenzen. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg: Baker unterstützt nun die afro­amerikanische Bürgerrechtsbewegung.

Das rEVuE-gIrL DEr résIsTaNCE

1 9 4 5 G r ü n d u n G d e r V e r -e i n t e n n at i o n e n„Den Frieden auf der Welt dauerhaft zu sichern“, lautet die Mission der interna-tionalen Organisation mit 51 Gründungsmit-gliedern (heute: 193). Auch wenn nicht alle ihre Aktionen erfolg-reich sind: Ambitio-nierter kann man einen Auftrag wohl nicht formulieren.

Was ist der größere Skandal: nackte Frauen auf der Bühne – oder Männer in Uniform? Josephine Baker kennt die Antwort.

b u L L E Va r D

18

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Page 19: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Lass dir dieses Erlebnis nicht entgehen. Mit «Voilà ma Suisse» hast du die einmalige Chance, dich ans Steuer eines Streetview-Autos

zu setzen und der Welt deine ganz persönliche Sicht auf die Schweiz zu zeigen. Erzähl uns deine Geschichte und entdecke eine Schweiz, wie du sie noch nie gesehen hast.

Reserviere deine Strecke und sichere dir einen Platz unter

WWW.STREETVIEW – VMS.CH

Wir legen grossen Wert auf den Schutz der Privatsphäre. Unter www.voila-ma-suisse.ch sind Einzelheiten zum Zeitpunkt und Verlauf der gefahrenen Strecken ersichtlich. Bis Ende Juni sind wir in den Regionen Genf (12.6. — 15.6.) und im Tessin (18.6. — 22.6. und 26.6. — 29.6.). Wir schalten die Aufnahmen jeweils innerhalb ca. drei Wochen nach der Aufnahme auf www.voila-ma-suisse.ch auf. Auf allen Aufnahmen machen wir Gesichter und Autokennzeichen vor der Veröffentlichung unkenntlich. Falls jemand eine zusätzliche Anonymisierung wünscht, kann er einfach auf den Link «Anonymisierung verlangen» klicken oder an Mazda (Suisse) SA, av. des Morgines 12, 1213 Petit-Lancy schreiben.

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Page 20: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

1946 V O L L B R I G H T

Das Fulbright-Stipen-dium lässt Studenten die Welt entdecken. Ein Projekt für die

Völkerverständigung.

1 9 4 7 G e G e n G e n O z i d

Raphael Lemkin prägt den juristischen

Begrif f des Genozids und schafft damit die Grundlage der Verhü-tung und Bestrafung

von Völkermord.

19 4 8 F r i e d e n s t r u p p e n

Die junge UNO ent-sendet erstmals

Peacekeeper – nach Israe l und Palästina.

19 4 9 F r i e d e n s ta u b e

19 5 0 H e L G O L a n d

Zwei Studenten bewahren die Nord-seeinsel vor militäri-

scher Nutzung.

19 5 1 r e c H t a u F F L u c H t

Die UNO regelt den humanitären Umgang

mit Flüchtlingen.

19 52 „ M a d “

Satire und Kritik des US-Magazins inspirie-ren Studentenbewe-gungen in aller Welt.

19 5 3 i M r e n a G Y

setzt sich im kommu-nistischen Ungarn für Neutralität und

Demokratie ein.

19 5 4 a L b e r t s c H W e i t z e r

warnt vor den Gefahren des atoma-

ren Wettrüstens.

19 5 5 r O s a pa r K s

19 5 6 n i K i ta c H r u s c H t s c H O W

Leitet die Ent-stalinisierun g der Sowjetunion ein.

19 57 s p u t n i K 1

19 5 8 p e a c e - z e i c H e n

195

8

19 57

e i n z e i c H e n Gerald Holtom soll für die „Campaign for Nuclear Disarmament“ ein Logo entwerfen. Dafür wählt er zwei Buch-staben aus dem Winker alphabet: N und D für N(uclear) D(isarmament). Bei den Matrosen sehen diese Zeichen halt etwa s ungewöhnlich aus: nämlich wie ein „I“ und ein verkehrtes „V“. Übereinandergelegt in eine m Kreis bilden sie das Peace Sign.

s p u t n i K 1 wird vom heu-tigen Kasachstan aus in den Weltraum geschos-sen. Mit dem sowjeti-schen „Weggefährten“ beginnt das Zeitalter der Raumfahrt. Und es eröffnet sich ein neuer Blick auf die Erde: Denn bald reift die Erkenntnis, dass unser Planet kleiner und schützens-werter ist, als wir immer angenommen haben.

pablo picasso erfindet das Symbol nicht neu – denn schon in der Bibel steht die weiße Taube mit Olivenzweig im Schnabel für Frieden. Doch der Maler aus Málaga ist es, der den Vogel zum Wappentier der modernen Friedensbewegung macht. Als er gebeten wird, für den Pariser Weltfriedens-kongress ein Plakat zu entwerfen, setzt Picasso die weiße Taube ins Zentrum des Sujets. Vielleicht hat er sich aber auch bloß von seinem Vater inspirieren lassen, der in Pablos Kindheit am liebsten Bilder von Vögeln malte – fürs heimische Esszimmer.

das Genie Für Frieden

194

9

r O s a pa r K s , eine afroamerikanische Sekretärin aus Alabam a, weigert sich, im Bus ihren Sitzplatz einem weiße n Fahrgast zu überlassen – der Beginn der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den USA.

195

5

„ E s dauer t seh r la n ge , bis ma n ju n g w i rd .“pa b l o p i c a s s o( 18 8 1 — 1 9 7 3)

b u L L e Va r d

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Page 21: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

19 59 E i s i G E R F R i E D E N i M K A LT E N K R i E G

Zwölf Staaten, dar­unter die Sowjetunion und die USA, einigen sich darauf, dass die

unbewohnte Antarktis ausschließlich fried­lich und zur wissen­

schaftlichen For­schung genutzt

werden soll.

19 6 0 i M R E K E R T É s Z

19 6 1A M N E s T Y

i N T E R N AT i O N A L

19 6 2 D A s T E L E G R A M M

Der britische Philo­soph Bertrand Russell meldet sich mit Tele­

grammen an Kennedy und Chruschtschow in der Kuba­Krise zu

Wort. Er warnt vor den Folge n des drohenden

Atomkriegs – und finde t Gehör.

19 6 3 M A R T i N L U T H E R K i N G

hunderttausende Menschen versam­meln sich vor dem Lincoln Memorial in Washington, D. C., als der Bürgerrechtler Martin Luther King seine Rede über Gleichheit und gegen Rassismus hält. Eigent lich hatten ihm seine Berater die Passage „I have a dream …“ schon raus­gestrichen, King improvisiert den Satz jedoc h wieder hinzu und geht damit in die Geschichte ein.

icH HAbE EiNEN TRAUM

19 6 31 9 6 0

Buch des schicksals

Das ungarische Re­gime übt politischen

Druck auf ihn aus, doch der ungarische Autor Imre Kertész schreibt weiter. An

seinem „Roman eines Schicksallosen“ – einem der bedeu­

tendsten Werke über den Holocaust – wird

er 13 Jahre lang schreiben.

Z w E i s T U D E N T E N stoßen in Lissabon auf die Freiheit an und werden deshalb festgenommen. Diese krasse Ungerechtigkeit soll der Anlass für die Gründung von Amnesty International gewesen sein. Ob das nun stimmt oder nicht: Die Organisation kämpft fort­an für politische Gefangene in aller Welt – nicht nur für Studenten.

19 6 1

„T rot z der Schw ier i g keiten von heute u nd morgen hab e ich ei nen T rau m . . .“m a r t i n l u t h e r k i n g

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Page 22: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

19 6 4 „ D r . S e lt S a m

oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“.

Der verrückte US- General Jack D. Ripper versucht einen Atom-krieg anzuzetteln, den keine der beiden Sei-ten überleben würde. Stanley Kubrick führt in seinem satirischen Kultfilm den Unsinn des Wettrüstens vor.

19 6 5 F l o w e r - P o w e r

Der Slogan der Anti-kriegsbewegung fiel

dem US-Poeten Allen Ginsberg vermutlich während eines LSD-Trips ein. Oder war’s

doch Marihuana?

19 6 6 S t i m m e D e S F r i e D e n S

Abie Nathan fliegt mit der „Shalom 1“ von Is-rael nach Ägypten, um Friedensgespräche zu erwirken. 1973 grün-det er ein israelisch-

palästinensisches Piratenradio an Bord

des „Peace Ship“.

19 67 G ä n S e b l ü m c h e n

Jane Rose Kasmir hält bei einer Demo

vor dem Pentagon ein Gänseblümchen vor

die Bajonette der Sol-daten und wird zur Ikone der Anti-Viet-

namkriegs-Bewegung.

19 6 8 b l a c k P o w e r

Die 200-m-Sprinter Tommi e Smith und

John Carlos strecken bei der olympischen

Siegerehrung in Mexi-co City die Faust em-

por aus Protest gegen den US-Rassismus.

19 69 b e D i n

19 70 Ó S c a r r o m e r o

Unermüdlich kämpft der Geistliche gegen Armut und kriminelle Banden in El Salvador.

19 7 1 G r e e n P e a c e

Tierschützer aus Vancouve r ziehen mit

Schlauchboot und Video kamera gegen

Walfänger.

F r i e D e n i m b e t t So verbringen John Lennon und seine große Liebe Yoko Ono ihre Flitterwochen. In der Prä­sidenten suite des Amsterdamer Hilton Hotels emp­fangen sie eine Woche lang Journalisten, um den Weltfrieden zu promoten. Die Pressemeute erwartet einen großen Skandal – doch das Pärchen bleibt züchtig. Sie sitzen einfach da zwischen Polstern und Postern. „Wie Engel“, soll John Lennon gesagt haben. 19 6 9

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Page 23: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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Page 24: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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rumble in the jungle Muhammad Ali und George Foreman schlagen sich die nase n blutig – und das soll Frieden sein? nicht unmittelbar im Ring, aber auf der ganzen Welt: Der legendäre Kampf in Kinshasa, in der heutigen Demokratischen Republik Kongo, hebt das selbstwert­gefühl eines ganzen Kontinents. noch nie hatte ein solches Mega­sportereignis mit angehängtem Großkonzert in Afrika statt­gefunden. Es gewinnt Muhammad Ali, der Kriegsdienstverweigerer.

Fäuste Für den Frieden

19 7 5 Star PeaceIn 230 Kilometer Höhe herrscht in den 1970ern höchstens George Lucas’ „Krieg der Sterne“. Im echten Leben kuschelt der Kosmonaut Alexei Leono w schwerelos mit dem Astronauten Deke Slayton (li.). Die Apollo-Sojus-Mission ist das erste russisch-amerikanische Welt-raummeeting – zehn Jahre vor Perestroika.

19 741 9 72

n a p a l m - m ä d c h e n

Nick Úts Foto flüch-tender Kinder ist der

Anfang vom Endes des Vietnamkrieges.

19 7 3 a l o h a F r o m h awa i i

Über eine Milliarde Menschen sehen ein

Elvis-Presley-Konzert, das als erstes live via Sat übertragen wird.

19 74 r u m b l e i n t h e J u n g l e

19 7 5 F r e u n d e i m a l l

19 76 c o m m u n i t y o F p e a c e p e o p l e

ist Nord irlands erste Friedensbewegung, die von Katholiken und Protestante n

getrage n wird.

19 7 7 m u t i g e g r o s s m ü t t e r

In Argentinien wollen die Abuelas de Plaza de Mayo wissen, was mit ihren Enkeln pas-siert ist, die während

der Militärdiktatur verschleppt wurden.

19 78 b o b m a r l e y

versöhnt on stage verfeindete jamaika-nische Politiker beim

One Love Peace-Konzer t in Kingston.

19 7 9 „ a p o c a ly p s e n o w “

kommt ins Kino.

Gib endlich Frie-den! Muhammad Ali gegen George

Foreman – und für Menschen rechte

24 the red bulletin

Page 25: The Red Bulletin Juli 2014 - CH
Page 26: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

198

5b r e n n s t o f f Hexenverbrennungen sind so „1586“ – und helfen wirklich niemandem. Vierhundert Jahre später brennt am Baker Beach in San Francisco zum ersten Mal die namensgebende Holzskulptur des Burning-Man-Festivals. Mittlerweile treffen sich die Pyromanen in der Black-Rock-Wüste, Nevada, und huldigen ihren zehn Geboten: radikale Inklusion, Beschenken, Dekommodifizierung, radikale Selbstverantwortung, radikale Selbstverwirklichung, gemeinschaftliche Bemühungen, bürgerliche Verantwortung, keine Spuren hinterlassen, Teilnahme und Unmittelbarkeit. Kurz gesagt: Peace!

klingelbeutel Wenn Queen, Elton John, Madonna, Tina Turner und Bryan Adams gemeinsam gratis ein Konzert geben, hat wohl Bob Geldof wieder mal eine Rund-mail geschickt (pardon, 1985 nannte man das noch Kettenbrief). Für die Bekämpfung des Hungers in Äthiopien (und ein biss-chen Publicity) tun sich sogar Led Zeppe-lin, The Who und Black Sabbath wieder zusammen. Über 1,5 Milliarden Menschen schauen zu – und spenden (umgerechnet) über 100 Millionen Euro für Live Aid.

Wir singen, lasst Was springen

198

6

19 8 0 e i n b a u m

Jadav Payeng pflanzt einen Baum am öden

Ufer des Brahma-putra in Indien, heute stehen dort über fünf

Millionen Bäume.

1 9 8 1 e i n Z e lt

William Thomas schlägt aus Protest gegen Atomwaffen

vor dem Weißen Haus sein Zelt auf. Er wird

27 Jahre bleiben.

19 8 2 e i n b r i e f

Samantha Smith, 10, schreibt einen Brief an Juri Andropow,

KPdSU-Generalsekre-tär. Der antwortet ihr. Samantha erkennt:

„Die sind ja wie wir!“

19 8 3 m u h a m m a d y u n u s

gründet die Grameen Bank. Sie vergibt

Mikro kredite an die Ärmsten der Armen.

19 8 4 e i n t- s h i r t

Designerin Katharine Hamnett mogelt sich zu einem Shakehands mit Margaret Thatcher – angetan mit einem großen „58 % don’t

want Pershing“-T-Shirt gegen Atomraketen.

19 8 5 l i v e - a i d - k o n Z e r t

19 8 6 b u r n i n g - m a n - f e s t i va l

19 87 W ü t e n d e o m a s

In Kanada protes-tieren die Raging

Grannies gegen das atomare Wettrüsten.

19 8 8 „ d i e l e t Z t e n

g l ü h W ü r m c h e n “

Einer der stärksten Antikriegsfilme (Zei-chentrick aus Japan)

kommt ins Kino.

19 89 b e r l i n e r m a u e r

David Hasselhoff singt vor 100.000

Berlinern „Looking for Freedom“. Und die

Mauer bricht zusam-men. So erzählt es

zumindest The Hoff.

b e st e P e ac e - s o n g s d e r P o P - g e s c h i c h t e

19 67 t h e y o u n g b l o o d s

„ g e t to g e t h e r “

„Come on people now. Smile on your brother.

Everybody get together. Try to love one another.

Right now! “

19 8 5 Q u e e n

„ o n e v i s i o n “

„No hate no fight Just excitation!

All through the night It’s celebration.

Wowowowo yeah.“

2 0 03 m i c h a e l f r a n t i

„ b o m b t h e W o r l d “

„We can chase down all our enemies, bring them to their knees.

We can bomb the world to pieces. But we can’t bomb

it into peace.“

19 7 1 c at s t e v e n s

„ p e a c e t r a i n “

„Everyone jump upon the peace train

Come on, come on, come on.

Yes, come on the peace train.

Yes, it’s a peace train.“

„Give u s a s much money as we k now you have .“b o b g e l d o f

b u l l e va r d

26 the red bulletin

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Page 27: The Red Bulletin Juli 2014 - CH
Page 28: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

1 9 9 0 t i m B e r n e r s - L e e

erfindet das World Wide Web. Dank ihm

können wir heute Liebesbotschaften als

Hyperlink twittern.

19 9 1 B r u d e r k u s s

19 92 c e L L i s t v o n s a r a j e v o

1 9 9 3 W i k t o r P o P k o W

Der russische Pazifist liefert Lebensmittel in von Russen belagerte

Städte Georgie ns.

19 9 4 s e x B o m B

1 9 9 5 P e a c e v i L L a g e s

schaffen gewaltfreie Zonen in krisen­

gebeutelten Regionen Lateinamerikas.

1 9 9 6 W u n s c h z e t t e L

Yoko Ono bittet Fans, Wünsche auf Papier­blättern auf den Wish Trees in ihren Ausstel­lungen zu befestigen.

i n d e n r u i n e n s a r a j e v o s sitzt Vedran Smajlovic und spielt auf seinem Cello das Adagio in g­Moll von Remo Giazotto, während die Stadt von bosnisch­serbischen Truppen umzingelt ist und heftig beschossen wird. Es wird tausende Tote geben. 22 Zivilisten, die um Brot anstehen, zählen zu den ersten Opfern. Für sie gibt der Cellist an 22 aufeinanderfolgen­den Tagen 22 Solokonzerte – exakt am Ort und zum Zeitpunkt des verhängnisvollen Granatein­schlags, jedes Mal im Frack und stets unter eigener Lebensgefahr.

polit-erotische kunst Leonid Breschnew und Erich Honecker haben sicherlich viel Zeit miteinander verbracht. Dieser Kuss war jedoch keine Liebesbekundung, son-dern politisches Statement zweier kommu-nistischer Politbonzen: Der Bruderkuss sollte für Solidarität und Gleichheit stehen. 1991 zeigt sich die UdSSR endlich mit der DDR solidarisch und vertschüsst sich aus der Weltgeschichte. Und auf der Berliner Mauer, als Teil der East Side Gallery, malt der Moskauer Künstler Dmitri Wrubel sein berühmtestes Bild – ein Abschiedsbussi.

aBschiedskuss für kommunisten

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2

DrogenMusikSex-Hormone Körperduft

„ Ich bi n ei n Tei l d ie ser Stadt . Ich t ue , was ich ka n n .“

v e d r a n s m a j l ov i c ( i m b i l d i n s a r a j e v o s z e r b o m b t e r n at i o n a l b i b l i o t h e k )

L o v e k i L L s Das US-Pentagon entwickelt das Konzept dieser neuartigen „Waffe“: der Sex Bomb – produziert sie aber (leider?) nie. Aphrodisiaka sol-len den Gegner in sexuelle Eks-tase bringen und ihn ganz ohne Waffengewalt außer Gefecht setzen. Auch in die Schublade verbannt: die Mundgeruchs-Bombe.

die sex-BomBe

Liebe19 94

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28 the red bulletin

Page 29: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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2 0 0 1 Friedens-

crashkursDer Koreaner Okhwan Yoon macht sich auf

den Weg. Er radelt zehn Jahre lang um die

Welt, um Nord- und Südkorea zu versöh-nen. Bereiste Länder:

192. Autounfälle: 6.

yoga: Für den inneren Frieden„sonnengruß“ und „ruhender Berg“. Yoga sorgt seit Jahrtausenden für harmonie von körper und geist. Die verschiedenen Yoga-stellungen hat aber erst Bellur krishna-machar sundararaja iyengar (*1918) sys-tematisiert. so wurde Yoga im Westen populär. vom „time“-Magazin wurde der guru dafür sogar unter die 100 einfluss-reichsten Menschen der Welt gewählt. eine ehre, die Yoga-starlet tara stiles (o.) wohl nie zuteil werden wird. Dafür, finden wir, sieht sie weit besser aus als der alte guru.

2 0 0 41 9 9 8

Geile PilleBei der Suche nach eine m Mittel gegen Bluthochdruck wird

ausgerechnet ein Wirkstoff entdeckt, der an einer ganz speziel-len Stelle Hochdruck auslöst. Fortan sorgt

Viagra für Bettfrieden.

2 0 0 0 PenG!

Die britische Royal Navy befiehlt ihren

Soldaten, keine schar-fe Munition mehr zu

verwenden. Statt-dessen sollen sie nur „Peng!“ rufen. Leider gilt das nur während

des Trainings. Und nur für neue Rekruten.

1 9 9 7 B ü c h e r - e s e l

Luis Soriano reitet mit seinen Eseln durch entlegene Dörfer Ko-lumbiens und verleiht von ihren Rücken aus Bücher (Biblioburro). Von 70 Titeln wuchs seine Bibliothek in

den folgenden Jahren auf über 4500 an.

19 9 8 v i a g r a

1 9 9 9 a n n a P o l i t k o w s k a j a

Die russische Journalisti n beginnt

ihre Kreml-kritischen Kolumnen über die

Schrecken des Tsche-tschenien-Kriegs.

Sieben Jahre fällt sie einem Schussatten-

tat zum Opfer.

2 0 0 0 P e n g !

2 0 0 1 r a d t o u r u m d i e w e lt

2 0 02 s P o r t s u n i t e d

bringt Amerikaner ins Ausland und Jugend-liche aus aller Welt in die USA, um gemein-sam Sport zu treiben. Soll internationalen Dialog und Zusam-menarbeit fördern.

2 0 03 P e a c e r a c e

Tegla Loroupe ge-winnt als erste Afrika-

nerin den New York City Marathon. In ihrer

Heimt Kenia organi-siert sie ein alljähr-

liches „Peace Race“: Politiker und Soldaten

aus ganz Ostafrika laufen gemeinsam, statt einander zu

bekriegen.

2 0 0 4 y o g a

2 0 0 5 F u s s B a l l- F r i e d e

Als die Elfenbeinküste sich für die Fußball-WM in Deutschland

qualifiziert, bittet Didier Drogba die

Bürgerkriegsparteien seines Landes via TV: „Legt die Waffen nie-der!“ Und es passiert.

B u l l e va r d

„ Hör t au f, euch z u be schweren . Wen n i h r et was

n icht mög t, ä nder t e s .“

ta r a s t i l e s

Page 30: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

2 0 0 6 g r e n z ö f f n u n g

Nach 44 Jahren wird der Grenzübergang

zwischen Indien und China am Nathu-La-

Pass wieder geöffnet.

2 0 0 7 S k at e i S ta n

2 0 0 8 f u S S b a l l- d i p l o m at i e

Der armenische Präsiden t Sersch Sargsjan und der

türkisch e Präsident Abdulla h Gül schauen gemeinsam das WM-

Qualifikationsspiel ihre r beiden Länder im TV. Hoffnung auf

eine Versöhnung nach dem osmanischen Völker mord an den

Armeniern im Ersten Weltkrieg.

2 0 0 9 k r i e g e r i S C H e k l Ä n g e

Das britische Post War Orchestra macht

aus alten Waffen Musik instrumente.

Aus Schädlingen werde n Nützlinge.

2 0 1 0 d o p p e lt g u t

spielen der Inder Rohan Bopanna und der Pakistani Aisam-ul-Haq Qureshi und zeigen, dass Sport

politische Differenzen überbrücken kann.

Die beiden erreichen das Doppelfinale bei

den US Open.

2 0 1 1 t o m o k r i ž n a r

2 0 1 2 b r o w n m o S e S

2 0 1 3 k i d p r e S i d e n t

2 0 14 p e a C e e V e n t S a r a J e V o

100 Jahre nach dem Attentat von Sarajevo, das den Ersten Welt-

krieg auslöste: In Bosniens Hauptstadt treffen sich tausende Jugendliche, Aktivis-

ten und Friedens-forscher aus aller

Welt – zum Informie-ren, zum Diskutieren

und zum Feiern. Za mir u svijetu! Für Frieden auf der Welt!

20 07oliver percovich reist 2007 zum ersten Mal aus seiner Heimat

Australien ins kriegsgebeutelte Kabul. Mit drei Skateboards im Gepäck. Es dauert nicht lange, und die Bretter entfalten ihre

Magie: Die Kids fahren drauf ab, soziale Grenzen verschwinden, Glück erhellt den Alltag. Ollie hat eine Idee, und er nennt sie

„Skateistan“. Er gibt Lehrgänge, organisiert den Bau einer Skate-Halle. Bald sieht man seine jungen Freestyle-Schüler überall

in der Stadt. Fast die Hälfte davon sind übrigens Mädchen.

ein ollie in afgHaniStan

Ska

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Page 31: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

anonymous hacken für mehr Freiheit, mehr Un-abhängigkeit und mehr großspurige Sprüche im Netz.

Frieden auF KnopFdrucK

motivierst du dich

selbst vorm spiegel?

Gehst du gerne feiern?j

Kony 2012 wollte gleich ganz Afrika retten. Die naive Mega-Kampagne wurde mega kriti-siert und verpuffte. 2

012

Kid president hält Motivations-reden auf YouTube. Danach glaubst du an das Gute im Menschen.2

013

#royalbaby war 2013 einer der häufigsten Hash- tags. Bringt gar Knuddel-George den Weltfrieden?2

013

brown moses analysiert Waffen aus dem syrischen Bürgerkrieg – anhand von You-Tube-Videos.2

012Katzenvideos

Wer stundenlang der Nyan Cat zu-schaut, kann nicht an Böses denken.2

011

tomo Križnar bringt Kameras zu den Nuba in den Südsudan. Sie solle n Kriegs-verbrechen filmen.2

011

Kennst du dich mit

waffen aus?

nschaust du

gerne videos auf youtube?

j

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n

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das internet hat den peace-aktivismus entdeckt: wofür setzt du dich ein? welcher pazifismus-typ bist du? ein peace-test.

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peace partys gibt es überall auf der Welt, nicht nur in Sara jevo. Tanz mit Freunden. Setze dein persönliches Zeichen für eine bessere Welt. Oder stoße ganz einfach nur auf den Frieden an.

j n

sind soziale medien dein

revier?

20

14

teilst du inhalte,

ohne nach- zudenken?

2 014

schreibst du gerne in

nullen und einsen?

sitzt du am liebsten vor dem

computer?

j

j

j

n

legst du dich gerne mit

politikern und Konzernen an?

nj Ja nein

B u l l e va r d

schnurrst du, wenn dir was

gefällt?

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Page 32: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

MáRQU EZDEMonof DiRt

LLeida, Spanien, ein Schöner FrühLingStag: heimSpieL bei motogp-WeLtmeiSter marc márquez. KumpeLS, biKeS, girLS, dirt tracK. Keine VorderbremSe, Kein FührerSchein, aber VieL SpaSS. auFSteigen bitte! text: Werner JeSSner, biLder: Jim Krantz

32

Page 33: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

MáRQU EZ

Page 34: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

„Motocross schult die Kreativität“, sagt Marc Márquez.

„die strecKe ändert sich in jeder runde, du Musst perManent

iMprovisieren. diese FähigKeit hilFt dir auF der rundstrecKe.“

34

Page 35: The Red Bulletin Juli 2014 - CH
Page 36: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

„An mein erstes mAl An einer rennstrecke kAnn ich mich nicht erinnern. ich wAr erst ein JAhr Alt, dA hAt mich mein VAter schon zu motocross-rennen mitgenommen.“

36

Page 37: The Red Bulletin Juli 2014 - CH
Page 38: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

38

Page 39: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Training in der gruppe machT mehr SpaSS.

die herauSforderung iST, Schneller alS die anderen

zu Sein. und Sie wollen den welTmeiSTer Schlagen.

Page 40: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

„Mein perfekter tag? Motocross in der früh, dirt track zu Mittag, Motogp aM nachMittag. und abends vielleicht essen Mit einer schönen frau.“

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Page 41: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

or 30 Jahren platzte ein junger Mann in die Straßen-motorrad-Rennszene und machte allen Rekorden den Garaus: Debüt in der Königsklasse mit 19 Jahren, Weltmeister mit 21. Die Experten waren sicher: Nie-mals würden diese Rekorde gebrochen werden. Der Name des Genies war „Fast“ Freddie Spencer, und Dirt Track war sein Geheimnis: Eine Jugend auf den amerikanischen Sandbahnen hatte sein motorisches Feingefühl geschult. Dirt Track Bikes haben keine Vorderbremse. Man lenkt sie mit Gas und Gewichts-verteilung, permanent sideways im leichten Drift.

2013 platzte wieder ein junger Mann in die Königsklasse. Er war so gut, dass speziell für ihn die Regeln geändert wurden: Normalerweise müssen sich Rookies in Satelliten-Teams hochdienen, bevor sie in Werksteams fahren dürfen. Doch der mächtige Honda-Konzern sah im amtierenden Weltmeister der „kleinen“ Moto2-Kategorie die Zukunft: Man würde ihm auf jeden Fall ein Werksmotorrad geben. So kam es, dass Marc Márquez, gerade 20 Jahre alt geworden, bei Repsol Honda fahren durfte, an der Seite seines erfahrenen Landsmanns Dani Pedrosa. Im ersten MotoGP-Rennen fuhr Márquez aufs Podium, sein zweites gewann er. Im Herbst wurde er, mit 20 Jahren und 266 Tagen, jüngster MotoGP-Weltmeister der Geschichte. Sein Erfolgsgeheimnis: Dirt Track.

Die Wiege von Marcs Erfolgen ist idyllisch in die

Weinberge eingebettet, die seine Heimatstadt Lleida umgeben, 135 Kilometer westlich von Barcelona gelegen. Unten im Flachen ein gepflegter Dirt Track und eine Motocross-Piste, Container zum Umziehen und für eine kleine Kantine. Nicht unbedingt der Platz, an dem man einen Weltmeister vermuten würde, der in seinem Heimatland – wie sonst nur noch Fußball-stars – nicht mehr unerkannt vor die Tür gehen kann: „Das erste gemeinsame Foto mit einem Fan löst in der Regel eine Kettenreaktion aus. Auf einer Tribüne in Spanien habe ich ein Transparent entdeckt, auf dem stand: ‚Ich ziehe meine Unterwäsche aus für ein Foto mit dir.‘ Letztes Jahr habe ich Frauen brüste signiert, einen Männerhintern, ein Baby und einen 500-Euro-Schein. Wahrscheinlich hofft der Besitzer, dass der im Wert steigt.“

Hier in Lleida trainieren Marc Márquez, sein jüngerer Bruder Álex, selbst erfolgreicher Rennfahrer in der Moto3, und „Tito“ Rabat aus der Moto2: „Sie wollen mich schlagen; ich will eine halbe Sekunde pro Runde schneller sein als sie.“ Genau wie in der Moto-GP schenken sich die Jungs auf der Strecke nichts: „Ich mag harte Kämpfe. Siege mit vier, fünf Sekunden Vorsprung geben mir nicht so viel wie ein adrenalin-sattes Rennen, das in der letzten Kurve entschieden wird. Als mich zum Beispiel Jorge Lorenzo in Silver-stone in der letzten Kurve aus der Bahn rempelte, hat

Vthe red bulletin 41

Page 42: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

„Der MoMent bis zuM Crash Dauert ewig, vor alleM wenn siCh

ein highsiDer ankünDigt. Du käMpfst, käMpfst, käMpfst – unD

Bamm!, Dann geht es blitzsChnell.“

Page 43: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

mich das nicht aufgeregt. Es gibt ein Limit, aber es ist situationsabhängig. In der letzten Kurve versucht jeder alles.“ Einschätzung seiner Gegner: „Lorenzos Stärke ist seine Konstanz, Rossi ist vor allem in der letzten Runde eine Macht.“ Márquez sieht auf jedem Bike aggressiv aus, driftend, scheinbar außer Kontrolle: „Wenn ich schnell sein will, muss ich so fahren. Ein runder, entspannter Stil funktioniert bei mir nicht.“

Obwohl er WM-Titel in allen Kategorien gewonnen hat, wohnt Marc noch zu Hause in seinem Jugend-zimmer, an den Wänden Poster des FC Barcelona und Valentino Rossis. „Rossi war mein Vorbild, Pedrosa mein Maßstab.“ Inzwischen hat er beide hinter sich gelassen und ist Team-Leader des traditionsreichen HRC-Teams: „Vielleicht wird es diese Saison härter, weil jeder Großes von mir erwartet. Aber ich mag Druck.“ Auf die japanische Arbeitsweise hat er sich inzwischen eingestellt: „Japaner evaluieren und be-sprechen gern. Beim ersten Test wollte ich die Lenker-griffe tauschen. Das hatte nichts mit der Performance des Bikes zu tun, bloß mit persönlichem Geschmack. Es hat ein Meeting gebraucht, um sie zu wechseln. Aber diese Akribie macht Hondas Erfolg aus.“

Marc, der „Big Balls“-Strecken wie Phillip Island mit ihren blinden Vollgaskurven liebt, verbindet Furcht-losigkeit mit tiefer Entspanntheit: „In der Nacht vor Rennen schlafe ich exzellent: neun, manchmal zehn Stunden.“ Einziges Zugeständnis an den Renntag: „Im Training trage ich blaue Unterhosen, im Rennen rote.“

Eine Überlegung war, diesen Winter endlich den Motorrad-Führerschein zu machen. Der weltschnellste Mann auf zwei Rädern darf auf der Straße zwar legal Auto fahren, nicht aber Motorrad. Doch wenige Tage nach dem entspannten Tag mit Kumpels und dem Red Bulletin in Lleida ist Marc Márquez eine Haupt-meldung der Motorsportnachrichten: Er habe sich ein Bein gebrochen – beim Dirt-Track-Fahren. Was war passiert? „Der Crash war ein bissl blöd: Ein Freund kam vor mir zu Sturz. Ich wich ihm aus, die Situation war schon bereinigt, da drehte ich mich noch mal um, um nach ihm zu sehen. Dabei blieb ich mit einem Fuß an der Streckenbegrenzung hängen. Kein Sturz, aber das rechte Wadenbein war durch.“ Erst zu Saison-beginn konnte er wieder auf steigen und begann eine große Siegesserie, als wäre nichts gewesen. Ist nun trotzdem Schluss mit Dirt Track? „Aber wo. War ja das erste Mal, dass ich mir dabei weh getan habe.“

Als amtierender MotoGP-Weltmeister hätte Marc Márquez das Recht auf Startnummer 1. Er behält aber seine vertraute 93.

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„On Any Sunday: The Next Chapter“ mit Marc Márquez, Travis Pastrana und Co ab Herbst im Kinowww.onanysundayfilm.com

43

Page 44: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Seit Sommer 2013 spielt Neymar in Europa, bei Barcelona, an der Seite des großen Argentiniers Lionel Messi. „Ich habe ihm schon mal gesagt: Diesmal gehört der Pott uns!“

Page 45: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Neymar im iNterview am vorabeNd jeNer weltmeisterschaft, die das lebeN voN

192 millioNeN meNscheN veräNderN wird. UNd seiN eigeNes.

I n t e r v I e w : S I m o n K u p e r , B I l d e r : d a v I d C l e r I h e w , p r o d u K t I o n : J o S e f S I e g l e

das Erste, was einem bei der persönlichen Begegnung an Neymar auffällt, am einzigen wirklich großen Fußballer, den Brasilien im letzten Jahrzehnt hervorgebracht hat, am Mädchenschwarm, am globalen Superstar: Der Bursche ist noch viel dünner und kleiner als im Fernsehen. Der Stürmer, der mit 22 Jahren die Hoffnungen seines Landes auf den sechsten WM-Titel auf seinen Schultern trägt, wirkt zerbrechlich.

Als er das alte, zum Studio umgebaute Industrie-Loft in einer ruhigen Ecke Barce-lonas betritt, grüßt er uns mit diesem magischen Lächeln, mit dem er dich zugleich um den Finger wickelt und auf Distanz hält. Dann geht er in die Umkleidekabine, und wir bekommen das zu sehen, wofür einige wohl töten würden: Neymar zieht sein Shirt aus. Unter den Tätowierungen steckt ein zierlicher, sehniger Körper. Man wundert sich fast darüber, wie unversehrt der nach einem Jahr in Europa aussieht, Ende Juli des Vorjahres bestritt er sein erstes Spiel für den FC Barcelona.

Die Kamera liebt Neymar. Er ist nicht klassisch schön, nicht im David-Beckham-Sinn schön, doch sein Lächeln ist zauberhaft, und er hat Ginga – diese ureigene brasilianische Art, sich rhythmisch-schwungvoll zu bewegen, es ist fast ein Tanzen.

Schließlich setzt er sich hin, die Schultern hochgezogen, dieses Lächeln im Gesicht, und spricht eine Stunde lang darüber, wie es ist, Neymar zu sein.

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the red bulletin: Wie erträgt man den Druck von 192 Millionen Menschen, die einen WM-Titel von einem erwarten?neymar: Von der WM träume ich, seit ich ein Kind war. Jetzt ist dieser Traum zum Greifen nah. Ich bin Brasiliens Nummer zehn, ich werde an der Weltmeis-terschaft teilnehmen, noch dazu in meiner Heimat. Da ist kein Druck. Nur Freude und Stolz.Kein bisschen Unsicherheit, Angst?Ich höre zwar ständig: „Du stehst unter Druck, weil du der große Name in der Mannschaft bist“, ich höre es von allen Seiten. Aber ich stehe nicht unter Druck. Ich bin glücklich. Nichts als glücklich. Wissen Sie, ich habe die Dinge immer schon auf meine Art gemacht. Seit ich dreizehn bin, stehe ich unter Beobachtung der Presse, der Öffentlichkeit. Ich bin jemand, der sich über so was nicht wirklich den Kopf zerbricht. Ich verspüre keinen Druck. Vielleicht fehlt mir das Sinnesorgan, mit dem man Druck wahrnimmt.Sie waren zehn Jahre alt, als Brasilien 2002 zuletzt Weltmeister wurde. Ihre Erinnerungen?Ich bin noch vor Tagesanbruch aufgestanden, um mir das Finale anzusehen, es wurde ja in Japan gespielt. Ich trug sogar Ronaldos Frisur. Meine Eltern und meine Schwester sahen sich das Spiel gemeinsam mit mir an. Danach grillten wir bei meiner Oma, und wie es sich für richtige Fans gehört, brüllten wir die ganze Zeit „Wir sind die Champions!“.Wie war Ihre Kindheit?Wir hatten wenig Geld, aber mein Vater sorgte dafür, dass ich nie hungern musste. Ich glaube nicht, dass ich jemals unglück-lich war – auch wenn ich nicht alles hatte, was meine Freunde hatten. Zu meiner Mutter sagte ich mal: „Wenn ich reich werde, kaufe ich mir eine Keks-Fabrik. Dann kann ich Kekse essen, wann immer ich will.“ An solche Dinge erinnere ich mich. Aber ich habe mich nie beschwert, habe nie gejammert. Ich habe immer um alles gekämpft. Meine ganze Familie tat das. Sie gelten als begnadeter Dribbler. Haben Sie sich Tricks von anderen Spielern abgeschaut?Ich habe Robinho studiert, als ich zu Santos kam, er war dort der absolute Star. Ich habe mir Ronaldinho, Ronaldo, Messi und Cristiano Ronaldo angesehen. Von jedem talentierten Spieler habe ich mir immer wieder Videos angesehen, bis zu Zidanes „Roulette“. Im Training oder beim Rumkicken habe ich dann jeden

Trick so lange probiert, bis er mir in Fleisch und Blut übergangen war. So sehr, dass ich ihn in einem Match einsetzen konnte.Woher kommt dieses Talent zum Dribbling?Es ist nicht so sehr eine Frage des Talents. Es geht ein-fach um Üben, Üben, Üben. Ich beobachte, kopiere, übe. Ich habe noch keinen Trick selbst entwickelt. Ihr Fußball sieht nach purer Freude aus. Emp-finden Sie noch immer Freude beim Spielen, oder ist es mittlerweile eher ein Job?Es ist geordneter Spaß. Ja, so kann man das sagen, geordneter Spaß. Spaß, den man ernst nehmen muss. Aber ich bin immer glücklich, wenn ich spiele. Wenn man glücklich ist, klappen Dinge ganz von selbst; wenn man unglücklich ist, klappt gar nichts.Was würden Sie über Ihre erste Saison in Barce-lona rückblickend sagen?Sie war nicht perfekt, aber sie war auch nicht schlecht. Es ist das erste Mal, dass ich außerhalb meines Heimat-landes lebe. Ich vermisse meine Freunde und meine Familie. Anfangs war das wirklich hart. Aber ich habe in Europa vor allem eine Menge gelernt, auf profes-sioneller wie auf persönlicher Ebene. Ich lerne von meinen Mitspielern, worüber sie sprechen, wie sie mit anderen Leuten umgehen. Ich schaue mir von vielen Spielern Kleinigkeiten ab und passe sie meinem Stil an. Manche Leute sind gut auf dem Spielfeld, andere abseits davon, manche zeigen besonders gutes Ver-

halten im Training. Man kann von jedem lernen.Hat Sie an Lionel Messi etwas über-rascht, nachdem Sie ihn ja nun jeden Tag sehen?Er hat mich in jeder Hinsicht überrascht. Bevor ich hierher kam, hörte ich nur die Dinge, die die Leute über ihn erzählen: dass er sehr reserviert sei und mit nie-mandem rede. Aber er ist völlig anders. Abgesehen davon, dass er auf dem Feld ein Genie ist, ist er auch sonst immer toll zu mir – und nicht nur zu mir. Es gibt nur Gutes, was ich über ihn sagen könnte.Beschreiben Sie uns die Stimmung in der Barça-Kabine.Es geht echt lustig zu, jeder plaudert, albert rum, ähnlich wie bei den Brasilia-nern. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum sie so gut zusammenspielen. Es wird auch Musik gespielt in der Kabine – vor dem Match und danach, wie in Brasilien. Auch bei Santos haben wir immer Songs gespielt, wenn wir aufs Feld gelaufen sind.

NameNeymar da Silva Santos Júnior

Geburtsdatum/-ort5. Februar 1992, Mogi das Cruzes, São Paulo

Größe, Gewicht175 cm (das sind 6 mehr als Lionel Messi), 64 kg (3 weniger als Messi)

Vereine2003 – 2013 FC Santos (Brasilien), ab Sommer 2013 FC Barcelona (Spanien, Vertrag läuft bis 2018)

Rückennummer10 (Seleçao), 11 (Barcelona)

Erfolge (Auswahl)Copa Libertadores 2011, Olympia-Silber 2012, spanischer Supercup 2013, Confed-Cup 2013

Ich bIn glucklIch, wenn Ich spIele.Wenn man glücklich ist, klappen Dinge ganz von selbst. Wenn man unglücklich ist, klappt gar nichts.“

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Beim exklusiven Shooting für The Red Bulletin in Barcelona:

Neymar und sein Lächeln, mit dem er

zugleich Nähe und Distanz schafft.

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Oh GOtt, L ass michein so berühmter Fussballer werden, damit ich meiner Familie alles geben kann, was sie will – darum habe ich schon als kind gebetet.“

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Es könnte passieren, dass Sie bei der WM gegen einige Teamkollegen von Barça spielen. Sprechen Sie mit denen über so was?Wir scherzen rum, klar. Jeder von uns sagt: „Wir gewinnen die WM!“ Wir wissen, dass die WM für uns alle ziemlich schwierig wird. Deshalb machen wir Witze. Ich habe mit Messi rumgeblödelt und ihm schon mal gesagt: „Diesmal gehört der Pott uns!“Wie kam es zu Ihrer Social-Media-Kampagne #somostodosmacacos („Wir sind alle Affen“) gegen Rassismus? Das Bild von Ihnen und Ihrem Sohn mit Bananen ging um die Welt …Rassismus ist eine Sache von Hirnlosen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, aus anderen Spielen, wie es sich anfühlt, von Rassismus betroffen zu sein. Also wollten wir etwas dagegen tun. Ich sprach mit meinem Vater und mit ein paar Leuten, die für uns arbeiten, und wir entwarfen diese Kampagne. Die war quasi startklar, dann passierte dieser Zwischenfall mit Dani Alves (Barça-Teamkollege, hob eine Banane, die man während eines Matchs nach ihm geworfen hatte, ein-fach auf und aß sie; Anm.). Ich dachte, das ist der richtige Moment, um die Kampagne zu starten.Sie stehen mit Ihren Fans über Social-Media-Platt-formen in engem Kontakt, aber die Fans verlangen Ihnen auch eine Menge ab. Stört Sie das?Nicht wirklich. Was mich stört, ist, wenn man vor meinem Privatleben nicht haltmacht. Ich verstehe, dass die Fans gerne alles wissen wollen, aber wenn’s um mein Privatleben geht, bin ich wie jeder andere. Das soll meine Sache sein und bleiben.Diego Maradona hat sich nach den Tagen vor dem Ruhm zurückgesehnt. Geht es Ihnen auch so?Nein. Ich verstehe aber, worum es ihm geht. Es ist schwierig für mich, Dinge zu machen, die eine normale Person macht. Zum Beispiel kann ich nicht mit meinem Sohn in Santos an den Strand gehen. Unmöglich. Wir hätten sofort eine Menschenmenge um uns, die Leute würden Fotos machen und alles. Auf der Straße erkennt mich ein Brasilianer aus einem Kilometer Entfernung. Dann kommt er angerannt und brüllt „Neymar, Neymar!“. Hier in Barcelona sind die Leute relaxter, mehr in die Richtung „Neymar, dürfte ich ein Foto mit dir machen?“.Fehlt Ihnen dieses normale Leben?Man vermisst es natürlich, mit seinem Kind an den Strand gehen zu können, ganz normale Sachen zu machen. Ich glaube, das ist, was Maradona gemeint hat. Aber ich beklage mich nicht darüber, denn ein berühmter Fußballer zu werden ist das, worum ich Gott gebeten habe. Ich habe immer zu Ihm gesagt: Ich möchte als Fußballer so gut werden, dass ich meiner Familie alles geben kann, was sie will. Da gehört die

Kehrseite dazu. Wenn ich mit fünfzig Leuten reden muss, rede ich eben mit fünfzig Leuten. Sobald ich auf die Straße gehe, muss ich mich daran erinnern, dass ich Neymar bin, dass das jeder weiß, dass ich mich entsprechend verhalten muss. Aber zu Hause bin ich der Neymar, den die Familie kennt. Zu Hause bin ich nicht mal „Neymar“. Da bin ich „Juninho“. Sprechen wir über die brasilianische National-mannschaft, die Seleção. Wer wählt die Musik in der Umkleidekabine aus?Mal der, mal der. Die Stereoanlage ist da, und jeder kann sich einen Song aussuchen. Am häufigsten spielen wir Pagode, Funk, Sertanejo. Auf meinem Weg zum Stadion höre ich immer Gospelmusik aus dem Kopfhörer. Bevor wir rausgehen, spielen wir in der Kabine einen Pagode-Song über die Stereoanlage, laut. Wir stehen da, scherzen rum, die Egos bleiben draußen vor der Tür. Wir wissen, wir haben nur ein Ziel, und das ist ein gemeinsames Ziel. Brasiliens Nationaltrainer Felipe Scolari gewann die WM 2002. Was erzählt er darüber?Er sagt, dass die WM das härteste aller Turniere ist. Weil sie ein so kurzes Turnier ist, darfst du dir keine Fehler erlauben. Du musst von der ersten Sekunde an alles geben. Und er spricht häufig darüber, wie phan-tastisch es sich anfühlt zu gewinnen.Wie unterscheidet sich das Spiel Brasiliens vom Spiel Barcelonas?Taktisch und technisch ist es sehr ähnlich. Mit weniger brasilianischem Ginga bei Barcelona?Mit ein bisschen weniger, ja.Während des Confed-Cups im Vorjahr gab’s in Bra-silien Proteste gegen Korruption, den Zustand des öffentlichen Diensts und die Kosten der Stadien. Auf einem der Banner war zu lesen: „Ein Lehrer ist mehr wert als Neymar.“ Was sagen Sie dazu?Lehrer sollten genauso viel verdienen wie Leute in anderen Berufen. Auch wie Fußballer, denn man vergisst so leicht, dass vielleicht fünf Prozent von uns mehr verdienen als die anderen. Ich stimme voll zu, dass wir alle für eine bessere Welt mit Bildung, Gesundheit und Sicherheit kämpfen müssen. Soll auch während der WM protestiert werden?Solange es ohne Gewalt passiert, sehe ich kein Pro-blem darin, dass Leute für ein besseres Brasilien kämpfen. Ich stehe auf ihrer Seite. Aber wir sollten die WM genießen, denke ich. Wir haben die Gelegen-heit, der Welt zu zeigen, was für ein Gastgeber wir sind, und wir sollten vor allem zeigen, was toll ist an Brasilien, nicht nur die schlechten Seiten. Wird Brasilien Weltmeister?Das wünsche ich mir mehr als alles andere.www.neymaroficial.com

Die WM ist Das harteste turnier.

Sie iSt So kurz, du darfSt dir keinen fehler erlauben. du muSSt von der erSten biS

zur letzten Sekunde alleS geben.“

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F ä n g e rApp-Entwickler Hunter Lee Soik in Berlin: Technik-Mönch auf Weltreise

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D a s i s t H u n t e r L e e S o i k . E r h ä l t

T r ä u m e f e s t , g i b t i h n e n W o r t e u n d

B i l d e r , v e r n e t z t s i e i n e i n e r w e l t w e i t e n

T r a u m - D a t e n b a n k . U n d r e t t e t d i e

n ä c h s t e R e l a t i v i -t ä t s t h e o r i e .

Text: Andreas RottenschlagerBilder: Norman Konrad

F ä n g e re

s ist lang nach Mitternacht, als Hunter Lee Soik die Tür seines Hotelzimmers in Berlin-Mitte hinter sich schließt und seinen Reisekoffer öffnet – einen klei-nen Trolley. „Mehr brauche ich nicht“, sagt Soik und beginnt T-Shirts auszupacken, schwarze

T-Shirts, eines nach dem anderen. Soik besitzt überhaupt nur schwarze Kleidung. „In diesen Koffer“, sagt er, „passt mein ganzer Besitz.“

Soik, 32, durchtrainiert, trägt eine schwarze Jogginghose, ein Ladekabel baumelt zwischen linker und rechter Seitentasche. Das Kabel verbindet Soiks iPhone 5 (schwarz) mit einem zigaretten-schachtelgroßen Power-Akku. „Ich hasse die Abhängigkeit von Steckdosen.“

Soik ist Medien-Entwickler und Auto-didakt. Er hat zwei Produktionsfirmen gegründet, iPad-Programme für Stella McCartney geschrieben und 2011 das Backstage-Video-Konzept für die gemein-same Tour von Kanye West und Jay-Z rea-lisiert. Die Tour hieß „Watch the Throne“ und spielte 75 Millionen Dollar ein.

Nun ist er selbst seit Monaten auf Welt-tournee. Um „Shadow“ vorzustellen – ein Programm, das Träume speichert.

Technisch gesehen ist Shadow ein intelligenter Wecker mit integrierter Sprachsoftware. Ein in der Lautstärke an-steigender Alarmton führt den Nutzer sanft durch die hypnopompe Phase – den

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Grenzbereich zwischen Schlafen und Erwachen. Sobald der User den Wecker stoppt, kann er den Traum in sein Smart-phone diktieren. Die Spracherkennungs-software identifiziert Schlüsselwörter im transkribierten Text – etwa „rotes Auto“, „Felsen“, „großer Hund“ – und weist ihnen Fotos aus einer Bilderdatenbank zu, um den Traum zu visualisieren.

Mit Shadow können Nutzer private Tagebücher führen oder ihre Träume in anonymisierter Form mit einer weltweiten Community teilen. Über Monate hinweg sollen so erstmals globale Traum-Trends ermittelt werden, erklärt Soik: „Träumen Top-Athleten anders als Künstler? Wie viele Schweden träumen von roten Autos? Erhöhen Naturkatastrophen die Zahl der Albträume im betroffenen Land?“

Shadow kann, so Soik, auch die Welt verändern: „Einstein hat Teile seiner Relativitätstheorie zuerst geträumt, Sal-vador Dalí sofort nach dem Aufwachen gemalt. Die Idee des gewaltlosen Wider-standes geht auf einen Traum von Gandhi zurück, und Frankensteins Monster nahm erstmals in einem Albtraum Mary Shelleys Gestalt an. Das Problem: Der Mensch vergisst 95 Prozent seiner Träume – eine gewaltige Menge an Daten und Ideen, die jeden Morgen verschwindet. Genau diese Daten kann Shadow bewahren.“

Soiks Idee hat enormes Medienecho ausgelöst. Seit er sein Projekt vergangenen Oktober auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter vorgestellt hat, erschienen weltweit mehr als 150 Artikel über sein Programm, das es offiziell noch gar nicht gibt. Seither verbringt Soik sein Leben entweder auf Konferenzen oder in Flug-zeugen und Hotelzimmern.

„Ich lebe wie ein Mönch“, sagt Soik. Sein Apartment in New York hat er ver-mietet. Er reist mit vier T-Shirts und zwei Paar Jeans, die er in den Waschbecken seiner Hotelbadezimmer wäscht. Zum Frühstück und Mittagessen mixt er sich Vitamin-Shakes. „Geht schneller“, sagt er.

Soik hat Schlafforscher der Harvard Medical School und des Massachusetts Institute of Technology für sein Team engagiert. Sie sollen das Programm mit Updates füttern, etwa Fragebögen, die dem User helfen, sich detaillierter an seine Träume zu erinnern. Ab 10. August wird Shadow gratis im iTunes Store erhältlich sein. „Wir rechnen bis Ende 2014 mit einer Million Downloads.“

In Berlin ist es mittlerweile drei Uhr früh. Soik erzählt vom seltsamsten Traum seines Lebens: „Ich besuchte mit Michael Jordan eine Party im Berliner Reichstag. Wir stiegen die Treppen in die Glaskuppel hinauf. Über uns schwebte ein Holo-gramm, das Michaels spektakulärste Slam Dunks zeigte. Als wir oben in der Kuppel ankamen, wachte ich auf.“

Soik hatte diesen Traum in der Nacht vom 10. auf den 11. November 2012 in einem stickigen Hotelzimmer in Mexiko. Warum er das Datum so genau weiß? „Der Traum hielt mich auf eigenartige Weise beschäftigt und war letztlich der Anstoß, der mich auf die Idee mit der App brachte“, sagt er. „Ich wollte herausfinden, ob irgendwer sonst wo auf der Welt den-selben Traum träumt.“ Vergangenes Jahr speicherte er den Traum als ersten Daten-satz in seine App. Kann ja sein, dass jemand mit Michael Jordan im Berliner Reichstag Party machen möchte.

W e l t g e s c h i c h t e d e s t r ä u m e n sDie Idee, Träume aufzuzeichnen, ist 4700 Jahre alt und findet sich bereits im Gilga-mesch-Epos. Roms erster Kaiser Augustus († 14 n. Chr.) soll seinen Bürgern sogar be-fohlen haben, Träume, die den Staat betref-fen, zu melden. Um 1900 fragt sich Sigmund Freud, warum wir Träume vergessen. Nun soll eine App (oben) das Problem lösen.

Träume am Handy: „Shadow“-Mann Soik rechnet mit

einer Million Nutzern bis Ende 2014.

„ D e r M e n s c h v e r g i s s t 9 5 P r o z e n t s e i n e r

T r ä u m e – e i n e M e n g e D a t e n , d i e w i r j e d e n

M o r g e n v e r l i e r e n . “

„Shadow“-Download für Red Bulletin-Leser:www.discovershadow.com/redbulletin

52 the red bulletin

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/redbulletin

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Chester Bennington, Dave Farrell, Brad Delson, Joe Hahn, Rob Bourdon, Mike Shinoda (v. li.). Oder mit zwei Wörtern: Linkin Park

d i g i t a ld i e M u s i k i n d u s t r i e s t e c k t i n d e r k r i s e , l i n k i n P a r k g e h t ’ s b e s s e r d e n n j e : 6 0 M i l l i o n e n v e r k a u f t e a l b e n , 6 2 M i l l i o n e n f a n s a u f f a c e b o o k . M e h r a l s j e d e a n d e r e b a n d .

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i s t b e s s e rW i e s i c h d i e k a l i f o r n i s c h e n P l a t i n - r o c k e r s e i t 1 4 J a h r e n a n d e r s P i t z e h a l t e n ? M i t t e c h n i s c h e r i n n o v a t i o n , M u s i k a l i s c h e r h ä r t e – u n d s e l b s t i r o n i e . i n t e r v i e W : a n n d o n a h u e

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Page 56: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

the red bulletin: Euer neues Album klingt entschlossen und hart. Härter als die meisten Rockplatten momentan. Woher kommt dieses Feuer?mike shinoda: Da war vor kurzem ein Artikel im Internet mit einer coolen Über-schrift: „Aktueller Rock ’n’ Roll klingt scheiße und depressiv.“ Der Schreiber ver-glich die Musik zur Zeit von Nirvana mit der von heute. Er meinte: „Mumford and Sons geht heute als Rockmusik durch? Ernsthaft?“ Er beschrieb die Bands der Gegenwart als „schlappschwänzig“. Was du wohl auch so empfindest?shinoda: Ich fand das sehr treffend. Es gibt derzeit zu wenig geile, harte Bands. Und dieses Vakuum wollen wir mit unse-rem neuen Album füllen. Wir holten uns dazu Inspiration von den Helden unserer Jugend. Von Bands wie Refused, Helmet und At the Drive-In. Wenn du die frühen Platten dieser Gruppen anhörst, spürst du diese Spontaneität, diese Räudigkeit, die der Rockmusik heute fehlen. Songs, die dich zum Schwitzen und Mit-grölen bringen … dave farrell: Ja, Mann! Ein wichtiges Kriterium beim Schreiben eines neuen Songs war: Wird er auf der Bühne ab-

or knapp 14 Jahren veröffentlichten Linkin Park ihr Debütalbum „Hybrid

Theory“. Im Jahr 2000. Als Alben noch auf Kassette veröffentlicht wurden, Napster

sich im Teststadium befand und die Men-schen Radio noch mit, ähm, Radiogeräten

hörten. Viele Bands überlebten den radikalen Wandel der nächsten Jahre nicht. Linkin Park dagegen sind populärer denn je. Das neue Album der Kalifornier erscheint dieser Tage – und stürmt garantiert auf Num-mer eins der US-Charts. Warum so sicher? Weil dem Sextett das auch mit den letzten vier Platten gelang. Dabei klingt „The Hunting Party“ richtig ungestüm. Es ist ein Album, das in seiner Härte an die Anfangstage der Band erinnert. Als wir Rapper Mike Shinoda und Bassist Dave Farrell trafen, wollten wir wissen: Wie begeistert man eine junge Generation für den Nu-Metal-Sound?Und wie hält man 62 Millionen Facebook-Fans bei Laune? The Red Bulletin und Linkin Park, ein Gespräch über Technologie, Telefonzellen und Schlappschwänze-Rock.

V56 the red bulletin

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Ihr komponiert Tracks für Computer-spiele und entwickelt Musik-Software: Habt ihr als Band die digitale Revo-lution aufgrund eurer Technologie-Affinität überlebt?shinoda: Das könnte sein. Technologie war immer ein wichtiger Motor der Band. Nicht, weil wir das Gefühl hatten, mit dem Zeitgeist mithalten zu müssen. Es hat uns einfach immer interessiert. Schon als Kin-der waren wir verrückt nach Videospielen auf der Amiga-Konsole. Heute teste ich ständig neue Apps am Smartphone.Eine Empfehlung? shinoda: Kennst du Facetune? Damit kannst du Falten auf Porträtfotos weg-retuschieren. Die meisten Leute ver-wenden die App, um sich hübscher zu machen. Ich mache genau das Gegenteil damit: Menschen entstellen. Erst jage ich das Foto durch meine Zombify-App, damit das Gesicht schön halbtot aussieht – und dann lasse ich Facetune die Visage glatt-bügeln. Sieht irre aus: wie ein Zombie, geschminkt für einen Fernsehauftritt. Solche Dinge machen mir Spaß.Klingt, ähm, nach einem amüsanten Zeitvertreib.shinoda: Ich finde Technologie nicht deshalb spannend, weil man damit die Welt verändern kann. Sondern weil du damit Zeit totschlagen und deine Freunde zum Lachen bringen kannst. Für jemanden, der 62 Millionen Face-book-Fans hat – mehr als jede andere Band –, klingt das aber gar kokett, nicht?farrell: Da musst du unterscheiden: Klar ist Facebook für Künstler heute extrem wichtig. Auf unserem Band-Profil geben wir uns Mühe, unsere Fans zu ver-wöhnen. Wir haben Online-Spiele für sie, posten Videos aus dem Studio und lassen unsere Fans so gut wie möglich am Band-Geschehen teilhaben. Aber daneben hab ich noch mein privates Profil, auf dem ich meinen eigenen Sinn für Humor pflege. Der mit der Band nicht unbedingt etwas zu tun hat.… das heißt?farrell: Nimm zum Beispiel mein Instagram-Profil. Da habe ich kein Inter-esse daran, den Leuten unter die Nase zu reiben, wie geil das Rockstarleben ist. Viel lieber poste ich Fotos von den hässlichsten Dingen, die ich finden kann. Nicht, weil ich ein schlechter Mensch bin. Es ist mehr ein soziales Experiment: Folgen mir Leute auch, wenn ich nur Bilder meiner Müll-tonne hochlade?Noch hast du 31.000 Instagram-Fans.farrell: Verdammt, wirklich? Dann muss ich wohl noch radikaler werden (lacht).www.linkinpark.com

kommende Tour einen neuen Weg finden, um unsere Fans zufriedenzustellen – und die Konzerte für uns spannend zu halten. Der Plan: Wir gestalten die Setlist flexibel. Jedes Konzert klingt anders. Und wir mischen die Songs des neuen Albums unter die Hits, bei jeder Show neu. Euer erstes Album wurde 2000 auch noch als Musikkassette veröffentlicht. Das sagt ziemlich viel über eure Karriere aus, findet ihr nicht?shinoda: Du wirst es nicht glauben, aber unsere Alben werden heute noch auf Kas-sette gehört. In Asien erleben wir das oft. Die stehen total auf Kassetten.farrell: Genau wie Trucker in Nashville.shinoda: Es ist schon absurd. Als wir mit der Band anfingen, fragten wir Besucher bei Konzerten nach ihren Adressen, um sie über die Band auf dem Laufenden zu halten. Per Brief! E-Mail-Adresse hatte ja damals noch kaum wer.Und keine Handys.farrell: Ja! Hahaha! Wenn wir auf Tour telefonieren wollten, zum Beispiel, um den Club in der nächsten Stadt anzurufen, musste sich der Busfahrer auf die Suche nach einer Telefonzelle machen. Bizarr!Statt Briefe zu schreiben, promotet ihr eure Musik heute über den Musik-Identifikationsdienst Shazam.shinoda: Weil die App genial und sehr verbreitet ist. Ich verwendete sie zum ersten Mal in einer Hotelbar in Mexiko. Im Radio lief ein Song, den ich großartig fand. Aber ich hatte keine Ahnung, von wem er stammte. Ich startete also Shazam, und binnen Sekunden hatte ich Künstler und Songtitel auf meinem Handy-Display. Wie hilft das euren Albumverkäufen?shinoda: Wir arbeiten mit den Jungs zusammen. Wenn du einen unserer Songs via Shazam suchst, bekommst du das Er-gebnis – und dazu einen Link zu unserer neuen Single. Die kannst du dann auf Shazam exklusiv vorab hören.

Als Neunzehnjähriger gründete Mike Shinoda (re.) Linkin Park mit zwei Schulfreunden. In-

zwischen hat man weltweit 60 Millionen Plat-ten verkauft und zwei Grammys gewonnen.

gehen? Werden wir Spaß daran haben, ihn live zu spielen?Wird der Plan aufgehen?shinoda: Das sehen wir auf unserer Sommer-Tour mit 30 Seconds to Mars. Wir haben uns dafür viel vorgenommen und uns eine ganz neue Show einfallen lassen.Mit Laser-Blitzen und Pyro-Kanonen?shinoda: Das nicht (lacht). Es geht nicht um eine pompöse Lichtshow. Sondern wie wir unsere Konzerte aufbauen.Was meinst du damit?shinoda: Als wir mit unserer ersten Platte auf Tour gingen, mussten wir alle Songs spielen, die wir hatten – einfach um auf Konzertlänge zu kommen. Nach dem zwei-ten Album konnten wir selektieren. Bei der dritten Platte wurde es dann aber heikel. Wir hatten schon so viele Hits und Songs, die unsere Fans unbedingt hören wollten, dass es immer schwieriger wurde, einige davon wegzulassen. Weil das Publikum bei Konzerten lautstark danach verlangte.Das nennt man Jammern auf sehr hohem Niveau …shinoda: Klar. Trotzdem wird es einfach langweilig, immer wieder die gleichen Songs in der gleichen Reihenfolge ab-zuspulen. Deshalb wollen wir für die

„ A n f A n g s f r A g t e n w i r B e s u c h e r B e i K o n z e r t e n n A c h i h r e n A d r e s s e n , u m s i e ü B e r u n s A u f d e m L A u f e n ‑d e n z u h A L t e n . P e r B r i e f ! e ‑ m A i L‑ A d r e s s e h A t t e j A n o c h K A u m w e r . “

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Page 58: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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K l e t t e r n i n e i n e r g l ü h e n d e n Wa n d , W i l d Wa s s e r - K a j a K fa h r e n ü b e r r u i n e n .

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Page 59: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Die zweistufigen Toketee-Wasserfälle im US-Bundes-

staat Oregon – 36 Meter hoch, abgeschieden, an-

spruchsvoll, gefährlich – ziehen Extrem-Kajakfahrer

unwiderstehlich an. Fred Norquist (USA) nahm eini-

ges auf sich, seilte sein Kajak und sich ab, um zu

den Fällen zu gelangen. „Die Belohnung rechtfertigte

alle Strapazen: ein grandio-ser Ausblick und am Ende

ein 20-Meter-Freifall im tosenden Wasser. Herrlich!“

Page 60: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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Page 61: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

D a s s a g t D e r P r o

Vor zehn Jahren wollte die Stadt den verfallenen Damm wieder aufbauen. Zum Glück haben sie es nicht getan. Die Ruinen werfen extreme Wellen auf, die größ-ten, die ich kenne. Das bedeutet: enorme Airtime bei Sprüngen – du kannst also Tricks performen wie nirgendwo sonst. Dazu ist der Fluss verdammt schnell, stark und konstant. Du musst nie auf eine Welle warten. Oder anders gesagt: Du kommst nie zu Atem. Ein Paradies!

Dane JacksonRegierender Freestyle-Kajak-Weltmeister

o t t a w a r i v e r · K a n a d aFaszinierend und gefährlich: die Deschênes-Stromschnellen des Ottawa River kurz vor Kanadas Metropole Ottawa. „The Ruins“, die Ruinen eines staudamms aus dem 19. Jahrhundert, ver-wandeln die stromschnellen in ein kajak-Paradies aus strudeln und Wellen. Vor allem wenn der Fluss im Frühjahr Hochwasser führt, gibt es für Wildwasser-Freaks keinen besseren Platz.

W i l d W a s s e r k a j a k

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Page 62: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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Page 63: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

D a s s a g t D e r P r o

Ein Sandsteinparadies. Du kannst aus einem genial großen Ange-bot anspruchsvoller, unberührter Routen wählen. Das Allerbeste ist die Felsqualität: Der kompakte Sandstein hat nur angenehme Gri≠flächen ohne scharfe Kan-ten oder Risse. Ein echter Luxus, selbst wenn der Fels bei Hitze so sehr aufheizt, dass Freiklettern in diesem Schwierigkeitsgrad un-möglich wäre. Apropos: aufpas-sen auf die Affen hier! Sie sind wieselflink und überzeugte Klepto-manen. Egal ob Essen, Rucksack oder Feuerzeug. Niemals deinen Kram aus den Augen lassen!

KiliAn FiSchhubeRSportkletterer & Boulderer der absoluten Weltklasse

B a d a m i · I n d i e nEtwa 150 Kilometer südöst-lich des bekannten indischen Boulder-Spots Hampi liegt die Kleinstadt Badami – ein Ge-heimtipp für Sportkletterer. herrlich zu kletternder Sand-stein, viele unberührte Routen. Dass badami touristisch kaum erschlossen ist, hat den Vorteil der freien Routenwahl und des erfrischenden Abenteuer-Fee-lings. und den nachteil, sagen wir, authentisch indischer infra-struktur und hygienestandards.

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Page 64: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

D a s s a g t D e r P r o

Auf Tahiti findet das Leben im Wasser statt. Und wir haben mit Teahupoo einen der berüchtigts-ten Surfspots der Welt: Seine kraftvollen Wellen und das knapp unter der Wasserober­fläche liegende Riff sind eine gefährliche Kombination und jagen auch Top­Surfern Angst ein. Mein Tipp für deinen ersten Teahupoo-Surf-Trip: Warte auf die harmlosesten Bedingungen! Am besten paddelst du bei Ebbe raus, so zwischen fünf und neun Uhr früh. Optimal wären noch Wellen von Südwest, Nordwind und klares Wasser. Viel Glück!

MichEl BoUREzFrankreichs Top-Surf-Pro, Sieger des Margaret River Pro 2014

ta h i t i · F ra n z ö s i s c h -P o l y n e s i e nGesurft wird auf Tahiti seit den 1960er Jahren. Besonders von Mai bis September herr­schen konstant gute Bedingun­gen. Da erzeugt der Wind in den sogenannten „Roaring Forties“, also rund um den 40. Breiten­grad, permanent Wellen, die vor Tahitis Küste brechen.

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Page 65: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

D a s s a g t D e r P r o

Ein echtes Paradies für uns Sky­diver. Ein riesiges Gebiet, perfekt isoliert mitten in der Wüste – also garantiert kein Stress mit Anrai­nern –, Himmel, so weit das Auge reicht, über die Wüste und Berge kannst du im Freifall sogar nach Mexiko hinübersehen. Ein unver­gessliches Erlebnis: Sprünge bei Sonnenuntergang. Herrlich, wenn sich in der Wüste Sand, Felsen und Kakteen in orangenes Licht hüllen, während du mit 300 Sachen kopf­über auf die Erde zurast.

Jon DeVore17.000 Ab­sprünge, 500 BASE­Jumps. Leader der„Red Bull Air Force“

e l o y ( a r i z o n a ) · U S A„Skydive Arizona“ nennt sich das größte Skydive-Areal der USA, und das Städtchen eloy mitten in Arizonas Wüste ist sein Zentrum. Die Bedingungen an dieser Pilgerstätte für un-zählige Skydiving-Clubs aus aller Welt sind phantastisch: ganzjährig mildes Klima, kaum regen, Wind und Wolken, atem-beraubende Fernsicht.

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extrAtiPPBASE­Jump­Hot­spot: Navagio­Strand, Zakyn­thos (GRE). Sonne, Meer und 200 Meter hohe Klippen.

Page 66: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

D a s s a g t D e r P r o

Um fünf Uhr früh flogen wir mit Motorschirmen los, bei Sonnenauf-gang, knapp über den Bäumen. Der Plan: ein – nicht ganz legaler – Rundflug über die Victoria Falls, bevor die ersten Sightseeing-Hubschrauber kommen. Denn dann wird’s gefährlich: Touristen-Helis in der Luft, Militär, das Para-gleiter hier gar nicht gern sieht, und keine Lande-Option, falls der Motor Probleme hat. Aber alles ging gut, das Erlebnis war atem-beraubend: unglaubliche Regen-bögen im Nebel, das gewaltige Tosen des Wassers. Angesichts des weltgrößten Wasservorhangs fühlten wir uns wie Livingstone, der 1855 die Falls als Erster sah.

THomaS De DoRloDoTParagleit-Star, längster Flug: 225 km in acht Stunden

V i c t o r i a Fa l l s · S a m b i a / S i m b a b w eDie Victoria Falls im Grenz­gebiet von Simbabwe und Sam­bia sind Afrikas größte Was­serfälle: auf fast 1700 meter Breite stürzt der Sambesi über 100 meter tief in eine kleine Schlucht. Den dabei entstehen-den 300 meter hohen Sprüh-nebel nennen einheimische „mosi-oa-Tuny“ („donnernder Rauch“). Wer die Falls von oben sehen will, muss einen hiesigen Helikopter mit Pilot buchen. andere arten des Sightseeings aus der luft sind verboten.

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Page 67: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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Page 68: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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Page 69: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

L a b r a d o r · K a n a d aNur 400 Einwohner zählt das Nest Makkovik an Kanadas Nordküste. Jahres-Durch-schnittstemperatur: null Grad Celsius. Das heißt: Selbst im Hochsommer ziehen zahlreiche Eisberge an der Küste vorbei. Eine Besonderheit der weißen Kolosse: Die enormen Tempe­raturunterschiede zwischen Kern und Oberfläche setzen sie unter derart große Spannung, dass der Eisberg jederzeit explodieren und in zahllose Teile zer brechen kann.

D a s s a g t D e r P r o

Wer in Makkovik Eisberg klet­tern will, muss zunächst Locals überzeugen, einen per Boot zum Eisberg zu bringen. Nicht einfach, denn die Leute halten dich für ver­rückt, wenn du sagst, was du vor­hast. Der Eisberg rollt ständig und kann dabei brechen, was ihn ex­trem gefährlich macht: Jeder Eis­pickelschlag fuhr mir bis in die Zehen. Das Eis schrie! Bei jedem Einschlag glaubte ich, der Teil, an dem ich hing, würde abbrechen und mich in die Tiefe reißen. Als ich wieder im Boot saß, wusste ich: Das Klettern war ein unglaub­liches Erlebnis, aber ich werd’s nie – niemals! – wiederholen.

WiLL GaDDEiner der erfahrensten und besten Eiskletterer der Welt

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Page 70: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Die perfekteDaniel Ricciardo, 24, legt exklusiv fürs Red Bulletin eine flotte virtuelle Runde in Spielberg hin.

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Page 71: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

B e v o r d a s e r s t e A u t o s t a r t e t , k e n n e n d i e

T e a m s l ä n g s t j e d e n M e t e r : S o f ü h l t s i c h S p i e l b e r g

i m S i m u l a t o r v o n I n f i n i t i R e d B u l l R a c i n g a n .

Text: Werner Jessner, Bilder: Jürgen SkarwanRunde

Wo es passiert: Der Simulator von Infiniti

Red Bull Racing. Sechs Hydraulikzylinder

lassen das Chassis über alle Ebenen

rollen, kippen und vibrieren wie im

wahren F1-Leben.

F1 R e d B u l l R i n gs p e z i a l

Page 72: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Daniel am Ausgang der heutigen Würth Kurve, früher als Berger Kurve bekannt. Die Techniker im Simulator nennen sie schlicht „T5“.

Page 73: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

D i e F a h r e r s i t z e n i n e i n e m o r i g i n a l e n

M o n o c o q u e , v o r s i c h d a s 1 8 0 - G r a d - P a n o r a m a

d e r R e n n s t r e c k e , d i e m i t t e l s d r e i e r B e a m e r

a u f d e n s c h w a r z e n H i n t e r -g r u n d p r o j i z i e r t w i r d . D i e S i m u l a t i o n i s t d e r m a ß e n

r e a l i s t i s c h , d a s s N e u l i n g e h ä u f i g s e e k r a n k w e r d e n .

Page 74: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Bestzeit!

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„Hängt nach außen. Man verliert leicht das Heck.“

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„Hart auf der Bremse. Radius ist enger, als er scheint.“

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„Das ist der lustigste Teil der gesamten Strecke.“

Würth Kurve

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„Schnelle Doppel-Links. Ist in einem Zug zu fahren.“

Pirelli Kurve

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„Geht bergab. Die Autos neigen zum Untersteuern.“

Rauch Kurve

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157 km/h

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270 km/h267 km/h

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74 the red bulletin

Page 75: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Quali Lap Time: 1:15,5Race Lap Time: 1:17,0

R e d B u l l R i n g

8 Kurven, 4,326 km: Insgesamt 71 Runden oder 307,146 km wird der Sieger des 33. Großen Preises von Österreich am 22. Juni 2014 hier in Spielberg zurücklegen.

T 2

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300 km/h

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„Überholen? Bergauf vor der

Remus Kurve.“

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„Öffnet im Exit, Tempo mitnehmen für die Gerade.“

Red Bull Mobile Kurve

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„Schnell und bergab, mit den höchsten Fliehkräften.“

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„Im Ausgang so weit als möglich über die Curbs.“

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215 km/h

254 km/h 260 km/h

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Page 76: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

eute ist der Groß­vatersitz montiert“, grinst ein gut ge­launter Daniel, als er pünktlich um halb neun Uhr in den Simulator in der Fabrik von Red Bull Technology klettert. „Normaler­weise verwendet jeder Fahrer seine eigene Sitzschale.“ Und das aus gutem

Grund: Bis zu acht Stunden pro Tag ver­bringen die Piloten in diesem fensterlosen, schwarz ausgemalten und nicht sonderlich gut klimatisierten Raum in Milton Keynes, um ihre Simulationen zu absolvieren. Die Lampen der drei Beamer und die Hitze der Rechner heizen den Raum so stark auf, dass man eine kleine Lufthutze ans Cock­pit montiert hat, durch die ein kleiner Ventilator den Fahrern Luft zufächelt.

Daniel hat viele, viele Runden in Spiel­berg absolviert. „Am Freitag wird die Strecke noch ziemlich grün sein. Je mehr Gummi auf den Asphalt kommt, desto schneller werden die Rundenzeiten sein. Das müssen wir in der Simulation für das Rennen berücksichtigen. Ich mag es, wenn sich die Bedingungen ändern.“ Virtuell auch schon im Regen gefahren? „Klar, aber ich hoffe, dass wir ein schönes Sommerwochenende in Österreich erleben werden.“ Anders als in der DTM darf die asphaltierte Auslaufzone hinter der ersten Kurve nicht befahren werden, sondern nur die Curbs. Die Daten aus dem Simulator ergeben, dass vor allem der linke Vorder­reifen stark beansprucht wird. Die Strate­gie: „Ich glaube, dass wir mit zwei Boxen­stopps durchkommen.“

Das Fahren im Simulator von Infiniti Red Bull Racing hat nichts mit PlayStation spielen zu tun, bestätigt Ricciardo: „Bloß zu wissen, ob es nach links oder rechts weitergeht, reicht nicht. Das Fahrverhalten ist dem des echten Autos sehr ähnlich. Neulinge schaffen es vielleicht, langsam um die Strecke zu kriechen. Sobald man aber zu beschleunigen versucht, ist das geschulte Sensorium eines Rennfahrers gefragt. Näher als hier kann man dem echten Feeling nicht kommen.“

Sprach’s und drehte sich ausgangs der Rindt Kurve ins Kiesbett. „Besser jetzt als im Juni“, lacht der sympathische Aus­tralier übers ganze Gesicht, während in der Kommandozentrale dahinter Driver Development Manager Andy Damerum das Auto wieder auf die Strecke bringt.

Andy Damerum ist der Mann in der Zentrale. Der Tech­niker hat nicht nur Kontrolle über das hydraulische Hexa­pod, sondern sieht auch jede Bewe­gung des Piloten.

Der Fahrer im Simulator ist per Interkom mit der Zentrale verbunden – genau wie im echten Rennfahrer­alltag. Prominent platziert: der Not­Aus­Knopf.

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Das spektakuläre Video von Spielberg aufwww.redbulletin.com

76 the red bulletin

Page 77: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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Page 78: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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iPhone-Boxen aus Holz: bambustischer Sound ohne Strom. Seite 86

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Page 80: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Action !travel

torpedoooh!  U n t e r wa s s e r e x t r e m   D e r k n a p p s i e b e n m e t e r l a n g e s U p e r av i at o r s c h w i m m t n i c h t, e r f l i e g t.

Tipps vom profivideospielen

„Beim Tauchgang mit dem super Aviator gibt es keine passagiere. nur piloten“, sagt John lewis. „Beide Cockpits sind mit steuergeräten ausgestattet. das Tolle dran: Jeder mit etwas videospiel-erfahrung gewöhnt sich mühelos an

den Umgang mit Joystick und steuerpedal.“

H a w a i i m a l d r e iWAs sie im insel-pArAdies sonsT

noCh UnTer-nehmen sollTen

Sagen Sie niemals U-Boot zu ihm. Der Super Aviator, 6,7 Meter lang und 1,7 Tonnen schwer, sieht aus wie eine ins Meer gefallene Rakete und verhält sich – zu-mindest ein bisschen – auch so: schnell, stark, wendig. Der Zweisitzer mit der völlig intuitiven Steuerung kann abrupt anhalten und auf der Stelle schweben, enge Kurven ziehen. Und jetzt das Allerbeste: Wenn der Super Aviator gerade nicht für Film- oder Wissen-schaftsprojekte im Einsatz ist, kann man ihn tage-weise mieten. Freilich nicht für den romantischen Ausflug mit der Dame des Herzens, sondern mit John Lewis als Co-Pilot, dem Geschäftsführer von Sub Aviator Systems. Trotzdem geil. „Der Unterwasser-Flieger beschleunigt auf immerhin 11 km/h“, sagt er. „Bubble-Subs (motorisierte Glaskuppeln; Anm.) sind nur halb so schnell. Das reicht, wenn du in der Nähe eines Riffs tauchst. Aber bei Strömung kommst du nicht voran. Mit dem Super Aviator dagegen kannst du als Taucher völlig neue Gefilde erkunden.“ Der US-Ozeanograph John Englander verwendete das Vehikel vor der Küste von Hawaii. „Ich steckte schon tausende Stunden in Taucheranzügen“, sagt er, „ich steuerte U-Boote und Flugzeuge. Aber den Ozean im Super Aviator zu erforschen war selbst für mich eine

neue, faszinierende Erfahrung: Die Ausrüstung ist dir nicht im Weg. Es ist faszinierend: Du sitzt im Trockenen und hast einen ganz klaren Blick auf die Meeres-welt um dich herum.“

der Unterwasser-flieger taucht bis 300 meter tief.

Unterwasser-cabrio„Wer den Film ‚Das Boot‘ gesehen hat, erwartet, dass eine Unterwasserfahrt zur klaustrophobi-schen Grenzerfahrung gerät“, sagt John englander. „Aber wenn der super Aviator ins Wasser eintaucht, verschwin-det die Glaskuppel scheinbar. der Ausblick ist klar, es fühlt sich an, wie in einem offenen doppeldecker zu fliegen.“

die Tagesmiete für den super Aviator auf hawaii beginnt bei 3350 dollar. www.incredible- adventures.com

pAddelnein 25-Kilometer-

Kajak-Trip durch die raue see entlang

Kauais abgelegener na-pali-Küste ist nichts für schwa-che oberarme – aber ein unver-

gessliches erlebnis für Abenteurer.hawaiiactive.com

sChWiTzendie Besteigung

des Kilauea, eines der aktivsten vul-kane der erde, ist spektakulär: man kann sich den glü-henden lava-Aus-läufern bis auf we-nige meter nähern.kalapanalavaboat.com

sTAUnenes gibt nicht viele surfer, die es mit

den Wellen der Jaws-Bucht auf-

nehmen. Aber die Weltbesten dabei zu beobachten ist schon ein erlebnis

für sich.gohawaii.com

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Page 81: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Action !Profi-Gear

B i s s i gRickie FowleR

spielt schlägeR deR MaRke cobRa.

sein equipMent:

2009 tauchte Rickie Fowler als Zwanzigjähriger auf der PGA Tour auf. Und fiel nicht nur mit seinem Spiel auf (der Kalifornier war 2010 „Rookie of the Year“), sondern auch mit individuellen Fashion-State-ments. Einen Hang zu extravagan-ten Outfits drückt er auch in seinem neuen Schuh aus (gibt’s derzeit in

sechs verschiedenen Farben), den er gemeinsam mit Wissenschaftlern und Technikern entwickelt hat. „Flexibilität, Seitenhalt und Trage-komfort sind perfekt – der Biofusion ist der beste Schuh, den ich je ge tragen habe, die perfekte Unter-stützung für meinen Schwung.“www.rickiefowler.com

Farbenspiel  G o l f   R i c k i e f o w l e R b R i n G t fa R b e a u f d i e G R ü n s . s e i n H i G H -t e c H -s c H u H i s t a b e R w e i t m e H R a l s e i n m o d e G a G .

Jungstar Rickie Fowler, 25, gilt bei den 114. us open

(12. bis 15. Juni) als einer der Mit-

favoriten.

GebundenDas Schnürsystem ist vom Ober­material abgesetzt und verbessert dadurch den Halt am Mittelfuß.

Angepasst Die 1,4 mm dünne Power­Frame­ Außensohle mit Flex­Fugen macht sämtliche Fuß­bewegungen mit.

Tiefer gelegtStandfest: Die

austausch baren Swing Speed Quill Spikes reduzieren

die Standhöhe um 32 Prozent.

ErleichtertDie neue Roven­cia­Plus­Mikro­faser reduziert

das Gewicht des Schuhs auf

366 Gramm.

cobRa bio cell eisen

Mehr Fehlertole-ranz: lange und

mittlere eisen sind an spitze und Ferse mit dem schwer-metall wolfram

gewichtet.

cobRa bio cell pRo dRiveR

acht verschiedene loft-einstellun-

gen: Über die nei-gungswinkel der

schlagfläche lässt sich die Flugkurve

des balles fein-justieren.

cobRa bio staFF bag

Rund 20 kilo aus-rüstung und ver-

pflegung schleppt Fowlers caddie auf

der Runde.www.cobragolf.com

the red bulletin 81

Page 82: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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H u a n g p u r i v e r

Fuxing Park2 gaolan road

dieser Park im französischen stil steckt für mich voller jugend­erinnerungen. du triffst dort leute aus allen schichten, junge liebespaare ebenso wie groß­mütter beim täglichen tai­Chi.

Yongkang road, die Bar-Meile

globalisierungs­trubel neben chinesischer Kontemplation. ich lebte hier und castete meine nachbarin, eine elegante ältere dame, für einen meiner Filme.

ShanShan reStaurant774 xianxia road

ein völlig unscheinbares restau­rant, aber für mich ein Fixpunkt. ich frühstücke immer hier. hier gibt es die besten gedämpften teigtaschen, die man sich vor­stellen kann, zu unschlagbaren Preisen.

SchloSS aM FluSS400 north Suzhou road

Für mich schanghais schönstes gebäude im Kolonialstil. am

ufer des suzhou gelegen, briti­sches art déco, innen erinnert es an ein labyrinth. ein kleines hotel ist darin untergebracht, die aussicht aus den Zimmern ist schlicht phantastisch.

Action !City Guide

„Das Besondere an Schanghai? Es ist eine Metropole, in der sich die modernsten und traditionellsten Seiten der chinesischen Gesellschaft zeigen“, sagt Cheng Liang, einer der wenigen jungen Regisseure, die sich intensiv mit Schanghai auseinandersetzen. Und das mit Erfolg: Sein Kurzfilm „City of Black and White“ wurde über zwei Millionen Mal gesehen, in diesem Jahr will Cheng in Cannes an den Start gehen. „Schanghai hat als Kolonialstadt Weltoffenheit ge-lernt, ja lernen müssen“, sagt er. „Die westliche und die chinesische Kultur sind hier miteinander ver-schmolzen wie nirgends sonst.“ Cheng absolvierte die Pekinger Filmakademie, kehrte aber nach dem Studium bald in seine Heimatstadt zurück. „Keine andere Stadt inspiriert mich so wie Schanghai.“bit.ly/1rYhkjZ

cheng liang, regisseur und Filmemacher aus Schanghai

T O p F i v echengS citY-highlightS

WanShang FloWer & Bird Market

417 South xizang roadFür mich der beste Blumen­ und vogelmarkt in ganz China: ein einziges atemberaubendes spektakel mit grillenkämpfen und traditionellen spielen wie dem „goldfischschöpfen“.

D a c h & F a c hindoor-SPaSS in Schanghai

Schanghai, china

sChanghai

1

2

5

3

4

diSc karteine geniale in-

door-rennstrecke, 4500 Quadrat-

meter groß, und dazu eine Bar, die alle Stücke spielt. „drive and drink“,

genau in dieser reihenfolge.

kartingchina.com

Big e enter-tainMentlasergames,

Minigolf? na ja. aber wer in chinas einzigem fluores-

zierendem Freizeit-park weiße kla-

motten trägt, hat garantiert Spaß.

bigecn.com

cr Windlust auf Skydiving-

abenteuer, aber keine lust auf Sky-diving-risiko? die einfachste art, die

Schwerkraft zu überwinden, bietet

chinas einziger vertikaler indoor-

Windtunnel.www.crwind.com

Der Westen im osten Sch a ngh a i  R e g i S S e u R c h e n g L i a n g ü b e R f ü n f L i e b L i n g S p L ät z e i n S e i n e R h e i m at S ta d t – z w i S c h e n g e d ä m p f t e n t e i g ta S c h e n , k ä m p f e n d e n g R i L L e n u n d g R o S S m ü t t e R n b e i m ta i - c h i .

82 the red bulletin

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Page 83: The Red Bulletin Juli 2014 - CH
Page 84: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Fabric77a charterhouse StreetLondon Ec1M 6HJ, Englandwww.fabriclondon.com

C l u b -K l a n g

SEit 13 JaHrEn vEröFFEntLicHt Fabric Mix-cDS SEinEr StaMM-DJS. DiE bEStEn DrEi von biSHEr

150 rELEaSES:

Action !Feierabend

Bass-Massage  l o n d o n   V o m K ü h l h a u s z u m c o o l s t e n c l u b d e r I n s e l : s e I t 15 J a h r e n s e t z t Fa b r I c a u F u n d e r g r o u n d - m u s I K u n d e I n e n V I b r I e r e n d e n F l o o r .

volles Fabric, das heißt: 2500 tänzer, drei nächte pro Woche

after-PartyES iSt Sonntag, 8 UHr

FrüH. DaS Fabric MacHt DicHt, DocH DU biSt nocH

HELLWacH. WaS tUn?

FrüHStückEnIm Fox & Anchor nebenan treffen einander morgens Marktarbeiter und Raver,

Speck und Spiegelei.115 Charterhouse Street,

London EC1M 6AA

StöbErnVom Fabric aus sind’s vier U‑Bahn‑Stationen bis zum

coolsten Flohmarkt: Am Brick Lane Market gibt’s

Hipster‑Klamotten und Retro‑Möbel zu fairen Preisen.

Brick Lane, London E1 6PU

WEitErtanzEnLondons beste Afterhour‑

Party heißt Jaded und star‑tet sonntags um 5 Uhr. Aus‑

dauer‑Tänzer sowie Früh‑aufsteher feiern dort bei Tee

und Techno‑Beats. Corsica Studios, 4 Elephant

Road, London SE17 1LB

Früher baumelte im Fabric Fleisch von der Decke. Vor der Club-Eröffnung 1999 war das Gebäude in Ostlondon ein Kühlhaus des Fleischmarkts nebenan. „Kulturell war die Gegend damals Brachland. Keine Szene, nicht einmal Taxis“, erinnert sich Betreiber Cameron Leslie. „Wie wir die Besucher anlockten? Wir starteten par-allel ein billiges Taxi-Unternehmen. Vor dem Club standen immer Wagen, die dich heimbrachten.“ Die Raver waren begeis-tert. 2300 m² Tanzfläche, bassige Under-ground-Sounds von Techno bis Dubstep, drei Floors. Einer davon heißt Bodysonic: Der Boden ist mit 400 Sensoren aus-gestattet, die Schallwellen in Vibrationen umwandeln. Dreimal wurde Fabric vom Szene-Organ „DJ Mag“ zum besten Club der Welt gewählt. Was liebt Leslie an sei-nem Laden? „Viele finden den labyrinth-artigen Aufbau des Clubs verwirrend“, sagt Leslie. „Aber genau darin liegt seine Stärke: Oft landest du zufällig in einem Raum – und entdeckst so neue DJs.“

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Der britische rapper JME ist Stammgast auf der Fabric-bühne.

JacqUES LU cont

Ultimativer Party-Mix des Madonna-Produzenten. Sein

eleganter über-gang von „also

sprach zarathus-tra“ auf „Sweet

Dreams“ von Eurythmics ist bis heute unerreicht.

FoUr tEtDer Meister der feingliedrigen

Electronica trat mit diesem Mix ein revival des

britischen Dance-genres garage los: vergessene klassi-ker treffen auf Hits junger talente wie

der Floating Points.

DaviD roDiganDer bald 63-jährige

radio-DJ gilt als volksheld, weil er

reggae in den 1970ern in England

populär machte. auf seiner cD mixt er sich durch vier Dekaden jamaika-

nischer Musik.

84 the red bulletin

Page 85: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Ich möchte die Zeitschrift «Schwingen Hornussen Jodeln» kennenlernen und bestelle meino Jahresabonnement (49 Ausgaben) für Fr. 57.–o Gratis-Probeabonnement für 2 Monate X Zutreffendes bitte ankreuzen

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Oktober 2013

39

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JEDE WOCHE NEUHORNUSSER NEWS

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Page 86: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

F e i e r n m i t

P l a nDrei Must-haves

für Den festival-soMMer:

opteka Bp-sC4000

solar-ladegerät, kleiner als ein

smartphone. nach acht sonnen-

stunden reicht die energie, um han-dys oder kameras

voll aufzuladen.

YelpieDer mobile tresor

für kleine Wert-sachen. Wird seine position ohne ein-

gabe der num-mernkombi ver-

ändert, ertönt ein 90-Dezibel-alarm.

In den letzten zehn Jahren hat sich Owen Pallett den Ruf eines Paganini des Pop erarbeitet: 2004 heuerte er als Violinist bei Arcade Fire an und schreibt seit-dem alle Streicher-Arrangements für ihre Alben. Heute lassen auch Kollegen wie Robbie Williams und The National ihre Songs von ihm symphonisch veredeln. Palletts Herzensangelegenheit ist aber sein

Soloprojekt. Seine emotionalen, melodiös komplexen Indie-Pop-Songs klingen, als würde Brian Eno den jungen David Bowie auf einer Stradivari begleiten. Im Februar war Palletts Soundtrack für Spike Jonzes Film „Her“ für einen Oscar nominiert, nun veröffentlicht er sein viertes Album „In Conflict“. Welche Songs ihn bei der Arbeit daran inspirierten, verrät er hier.www.owenpalletteternal.com

1als ich fünf Jahre alt war, hörte ich fast nur klassische Musik – Bach, Mozart. aber eurythmics passten auch irgendwie

dazu. Weil der synth-pop des Duos so präzise und mathematisch ist, so durch-dacht wie ein schachspiel. Dieser song ist die perfekte fusion aus sterilen, syn-thetischen klängen und emotionaler tiefe in der Melodie.

4 5Diese schot-tische Band brachte in den 1980ern zwei alben raus. Das erste trägt den titel dieses songs – und ist ein

Meisterwerk. seine eisige stimmung und klangliche klarheit hatten großen einfluss auf meinen song „the secret seven“: Die stille am anfang, dazu tril-lernde synthesizer – den aufbau hab ich mir von the Blue nile abgeschaut.

2ich war 19, als mir ein schall-plattenver-käufer diese scheibe in die hand drückte.„Brauchst du“, meinte er. und hatte recht.

Der trockene Beat dieses psychedelic-klassikers ist genial. auf meinem album kopierte ich den Drum-sound. Der trick: Mein schlagzeuger spielte ohne tempo-vorgabe. Dadurch klingen songs wie „the sky Behind the flag“ sehr lebendig.

Bis vor kurzem konnte ich mit house- Musik wenig anfangen. Das änderte sich, als ich auf die-sen klassiker aus Chicago

stieß. er besteht aus zwei primitiven rhythmus-Mustern, die übereinander-geschichtet einen extrem packenden Groove erzeugen. ebendiese rohe atmo-sphäre versuchte ich auch mit den Beats auf meiner platte zu kreieren.

3Das haupt-instrument dieser kana-dischen Band heißt Mood-swinger. eine kreuzung aus Zither und Gi-tarre, die aus-

sieht, als hätte sie ein kind entworfen. Der klang ist gespenstisch, die sounds der saiten verschwimmen ineinander. Genial! auf songs wie „the passions“ stellte ich den klang mit meiner Geige und vielen effekten nach.

Songs, durch­dacht wie ein Schachspiel  P l ay l i s t   G e s P e n s t i s c h e G i ta r r e n , Pr imit i v e Groov es: Der a rca De-F ir e-G e i G e r ü b e r D i e F ü n F P l at t e n , D i e i n s e i n e m n e u e n a l b u m s t e c k e n .

Action !laden & lauschen

Eurythmics„Love Is a Stranger“

the Blue nile„A Walk Across the Rooftops“

Silver Apples„Program“

Green Velvet„The Stalker“

the Luyas„Moodslayer“

owen pallett, 35, kanadischer indie-pop- Musiker und film komponist

m o b i l e s m i x e nGaDGet Des Monats

Monster Go-DJDas erste profi-DJ-pult für die Jacken-tasche: auf den zwei touchscreens die am Gerät gespeicherten tracks aus-wählen und in echtzeit bearbeiten. Mit dem Mikro-Mischpult in der Mitte die stücke einfach ineinandermixen. Danach an die Clubanlage anschließen und loslegen!

speakaBoohandlicher Bam-bus-lautsprecher fürs iphone. ver-stärkt die Musik

ohne stromquelle, daher perfekt für lauschige partys am lagerfeuer.

PETE

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86 the red bulletin

Page 87: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

„Mein tägliches Training ist ein brutales Ganzkörper-Workout“, sagt Raphael Holz-deppe, 24, seit vier Jahren einer der besten Stabhochspringer der Welt, „denn für unseren Sport brauchst du jeden Muskel: starke Beine für einen schnellen Anlauf, einen durchtrainierten Oberkörper, um dich am Stab aufwärts zu ziehen, aus-geprägte Bauchmuskeln für einen raschen Hüftknick in der Luft sowie einen kräf-tigen Rumpf für die Stabilität: Je stabiler und ruhiger du deinen Körper in der Luft halten kannst, desto mehr Höhe gewinnst du.“ Der Zweibrücker trainiert sechs-einhalb Stunden täglich von Montag bis Freitag: „Gewichte stemmen in der Kraftkammer, Sprints auf der Laufbahn, Balancetraining mit Medizinbällen – und nicht zu vergessen: Stabhochsprünge, rund hundert die Woche.“raphael-holzdeppe.net

Action !workout

Höhen­training  L e i c h tat h L e t i k   W i e m a c h t s i c h s ta b -h o c h s p r i n g e r r a p h a e L h o L z d e p p e z u m c h a m p i o n ?

Schneller, härter, höher: „Als Stabhochspringer darfst du keinen Muskel vernachlässigen.“

T r a i n i n g m i T m e h r z w e c kRumpf und Bauch kräftigen, Gleichgewichtssinn fördern – alles mit nur einer Übung.

1 2

Teil 1: Seitenlage, Arme und Beine strecken, Körper-spannung aufbauen, Oberkörper und Unterschenkel

anheben, die Balance zehn Sekunden halten.

Es folgt Teil 2 für die Bauchmuskeln: Oberschenkel und Arme zusammenführen, Balance zehn Sekunden

halten. Gesamte Übung fünfmal wiederholen.

Stabhochsprung: das Parade beispiel leicht athletischer

Körperbeherrschung

Raphael Holzdeppe holte 2012 in London Olympia-Bronze und wurde 2013 in Moskau Weltmeister.

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R o l l e n s p i e l eAUf diESES TOOL ScHWöRT dER WELTMEiSTER.

BLAcKROLL„die Blackroll ist Trainingsgerät, Physiotherapeut und Masseur in einem. für mich ein unverzichtbares Tool. die Blackroll legst du unter eine beliebige Muskelpartie, etwa den Unterschenkel, und rollst aktiv mit deinem Körpergewicht hin und her. das ding löst Verspannungen und fördert die Regene-ration in Re-kordzeit. Und passt in jede Reisetasche.“

the red bulletin 87

Page 88: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Action !Starke Uhren

Taucheruhren? Haben keine Zukunft. Das war die generelle Meinung der Schweizer Uhren­hersteller zu Beginn der 1950er Jahre. Ein Mann sah das jedoch anders: der Sporttaucher Jean­Jacques Fiechter. Er war CEO von Blancpain und tüftelte gerade an seiner ersten Taucheruhr.

Etwa zur selben Zeit gründete Hauptmann Robert „Bob“ Malou­bier die „École des Nageurs de Combat“, eine Kampfschwimmer­Einheit der französischen Armee. Maloubier suchte Armbanduhren, die seine Männer bei Unterwasser­einsätzen tragen konnten.

Fiechter und Maloubier fanden zusammen. Der Hauptmann wünschte sich eine bis zu 100 Meter wasserdichte, robuste, gut ablesbare Uhr mit drehbarer Lünette (Ring am Außenrand der Uhr). Zifferblatt und Lünette sollten schwarz sein, die Indexe und Zahlen hell, groß und auch im Dunkeln ablesbar.

Fiechter entwickelte ein doppeltes Kronen­Dichtungssys­tem, verpasste dem Gehäuse einen verschraubten Boden, verbaute ein Automatikwerk, schützte es durch einen Weicheisen­Innenkäfig vor Magnetfeldern und brachte am Zifferblatt auf sechs Uhr einen Feuchtigkeitsindikator in Form eines blau­rosa Kreises an. Wurde er feucht, wechselte er seine Farbe von Blau­Rosa zu Rosa.

Nebenbei revolutionierte Fiech­ter die Lünette: Sie war nur noch gegen den Uhrzeigersinn drehbar. Drehte man versehentlich an ihr, so veränderte man den markierten A

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Beginn des Tauchgangs in Rich­tung „früher“, aber nicht „später“. Tauchgänge konnten also nicht irrtümlich (und damit über den Atemluftvorrat hinaus) „verlän­gert“ werden.

Maloubier bekam mit der „Fifty Fathoms“ (50 Faden

entsprechen einer Tiefe von 91,44 Metern) die erste moderne Taucheruhr der Welt. Aber nicht nur er, auch amerikanische, deutsche, israelische und spanische Spezialeinheiten und sogar Jacques Cous­teau kauften sie. Letzterer verschaffte der „Fifty

Fathoms“ einen prominenten Auf­tritt in dem preisgekrönten Unter­wasserfilm „Silent World“.

Radioaktiv? Besonders beliebt unter Sammlern sind alte „Fifty Fathoms“ mit einem „No Radia­tions“­Zeichen auf dem Zifferblatt. Hintergrund: Für eine „Mil­Spec 1“­ Einstufung durch das US­Militär ist die uneingeschränkte Ablesbar­keit der Uhrzeit bei Dunkelheit erforderlich. Deshalb kam bei eini­gen Modellen ein Promethium­Iso­top als Leuchtmittel zum Einsatz. Am Gehäuseboden dieser US­Navy­

KLassischDie „Fifty“ von

heute ist bis 300 Meter wasserdicht.

MassivgoLDDie Edelmetall-

version des Blanc-pain-Klassikers

Uhren war eingraviert: „Danger. If found return to nearest military facility.“ Um damals rein zivile Ausführungen klar von militäri­schen zu unterscheiden, ersetzte Blancpain den Feuchtigkeitsindi­kator durch das gelbe Radioaktiv­Zeichen, strich es zweimal durch und schrieb „No Radiations“ dar­unter. Eine Legende war geboren.

Die taucher-U(h)rmutter  B l a n c pa i n „ F i F t y Fat h o m s “  E i n v i s i o n ä r E r t ü F t l E r u n d E i n K a m p F s c h w i m m E r E n t­w i c K E lt E n d i E E r s t E m o d E r n E ta u c h E r u h r d E r w E lt.

Eine „Fifty Fathoms“ aus dem Jahr 1953

„No RaDia-tioNs“-ZEichEN

auf dem Ziffer-blatt einer „Fifty“

aus 1968

Robert „Bob“ Maloubier heute (li.) und 1955 (u.) bei der Rückkehr von einem tauch-gang, mit seiner „Fifty“ am handgelenk

F r i s c h e F i F t i e s

aKtuELLE vERsio-NEN DER LEgENDE:

500 FathoMsauf 500 stück

limitiert. Wasser-dicht bis 914,4 m

88 the red bulletin

Page 89: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

LIVE IN DER ARD

1.– 3. AUgust

Spielberg2014

LIVE-KONZERT GLASPERLENSPIEL

TICKETS DTM.COMODER 0720 303097-72

AUGUSTO FARFUS BMWMERCEDES-BENZGARY PAFFETT MIKE ROCKENFELLER AUDI

QUALIFYING SAMSTAG 18:00 UHR RENNEN SONNTAG 13:15 UHR

Folge der #DTM

Page 90: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Shinji Mikami (nicht im Bild) ist persönlich vergleichsweise umgänglich.

Böse zugerichtete Leichen, verwüstete Gebäude und zer-trümmerte Rettungswagen. Eine Nervenklinik, die von jemandem … oder etwas … in ein Schlachtfeld verwandelt wurde. Man kennt solche Kulissen aus der Survival-Horror-Gaming-Ecke. Doch hier ist der Schrecken wunderbarer als sonst: „The Evil Within“ entsprang dem Gehirn von Shinji Mikami, dem Mastermind von „Resident Evil“.

Der erste Teil von „Resident Evil“ (1996) hatte Survival Horror zu einer Säule der Gaming-Welt gemacht und Zom-bies neues Leben eingehaucht. Ohne „Resident Evil“ hätte es weder die Games „The Walking Dead“ noch „The Last of Us“ gegeben, noch die Remakes der „… of the Dead“-Filme. Die ersten drei aus dieser Reihe, „Die Nacht der lebenden Toten“ („Night of the Living Dead“, 1968), „Zombie“ („Dawn of the Dead“, 1978) und „Zombie 2“ („Day of the Dead“, 1985), hat-ten Mikami bei der Arbeit an seinem ersten Spiel besonders beeinflusst. „Im Prinzip hat sich nicht viel geändert: Es geht

nach wie vor darum, dem Spieler Angst und Schrecken einzuflößen“, so Mikami, „aber genau das ist mitt-lerweile zu einer ziemlichen Heraus-forderung geworden.“ Doch keine Panik: Niemand kann Games so schrecklich machen wie Mikami.

„The Evil Within“ erscheint Ende August für Windows, PS3, PS4, Xbox 360 und Xbox One. theevilwithin.com

Fürchtet euch!  T H E E V I L W I T H I N   S c H r E c k L I c H g u T: D a S S u p E r H I r N H I N T E r „ r E S I D E N T E V I L“ m E L D E T S I c H z u r ü c k .

Sieh mal einer an!Die XBoX, jetzt alS tVDer Fund alter Steckmodule des „e. t.“-Games in der Wüste von New Mexico ist zum

einen als Nerd-Schatz beachtenswert. zum anderen wegen der tV-Serie rund um die expedition, die exklu-siv via Xbox zu sehen sein soll. Wie Netflix und amazon möchte auch Xbox traditionellem Fernsehen Konkur-renz machen. Die erste eigenproduzierte Show gibt’s bereits diesen Monat zu sehen; Serien zu „Halo“ und über „Street Soccer“ folgen.xbox.com

u p n e x t

P L A Y M o b i L

DoN’t leaVe HoMe WitHout it:

Drei coole GaMeS Für uNterWeGS.

oVerKill MaFia

Neues Shoot ’em up von den Ma-

chern der overkill-Spiele. „Sin city“-Flair dank comic-artiger retro-Welt

voller Gangster und Kanonen. Für android und ioS.

craneballs.com

WarBitSunter der kunter-bunten, cartoon-mäßigen rüstung

dieses Schlachten-simulations-

Games für Westen-taschengeneräle schlägt ein ent-

schlossenes Stra-tegie-Herz. Für ioS.

riskylab.com

BotaNiculaMix aus adventure

und rätselspiel. Drollige Käfer ver-suchen, den letz-ten Samen ihres Baums zu retten. tricky und schön zugleich. exklusiv

für iPad. botanicula.net

Leeblingea SPortS uFc läSSt Bruce lee auFerSteHeNMit dem release von „ultimate Fighting championship“ (17. juni) wird die

ea-Sports-Palette erweitert. Wie schon bei „FiFa“ und „tiger Woods“ wird eine Sportart kompromisslos und umfassend in ein Game gepackt – diesmal die Königs-klasse der Mixed Martial arts, wo in einem achteckigen Käfig mit 9,75 Meter Durchmesser gekämpft wird. Wichtige Nachricht für Kampfsport-Nostalgiker: einer der freischaltbaren charaktere ist Bruce lee. easports.com

Action !games

90 the red bulletin

Page 91: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

1 SUUNTO AMBIT – DIE GPS-UHR FÜR ENTDECKER UND ATHLETEN

Die Suunto Ambit ist ein echter Vorreiter. Sie war die erste GPS-Uhr, die modernste Out-door- und Trainingsfunktionen mit tausenden einfach integrierbaren, herunterladbaren Sport-Apps kombinierte. Und mit jeder Ver-öffentlichung von neuen Apps wächst der Funktionsumfang der Ambit weiter. Mit Multi-sport-Funktionen der nächsten Generation für das Radfahren, das Schwimmen und weitere Sportarten führen Suunto Ambit2 und Ambit2 S diese Tradition fort.Verkaufspreis: je nach Modell ab CHF 299.–www.suunto.com/de-CH

2 LOGITECH G502 PROTEUS CORE TUNABLE GAMING MOUSE

Die weltweit erste Gaming-Maus verfügt über den leistungsstärksten und präzisesten Sensor der Welt und nutzt dafür die exklusive Delta Zero™ Technologie von Logitech G. Mit einer Auflösungsbandbreite von 200 bis 12.000 dpi ohne Sensorbeschleunigung, ohne Smoothing oder Filterung bietet die Maus eine beispiellose Abtastperformance und Reaktionsgeschwindigkeit und kann Bewegungen mit einer Geschwindigkeit von 750 Zentimetern pro Sekunde erfassen.Verkaufspreis: CHF 99.90www.logitech.com

3 DANNy MacASKILLS TRAUMwELT – jETzT AUF DVD/BLU-RAy

Ein riesiges Kinderzimmer mit lebensgroßen Spielfiguren und Fahrmanöver auf allerhöchs-tem Niveau – so verwirklichte Street- Trial-Legende Danny MacAskill seinen Kindheits-traum im jüngsten Meisterwerk „MacAskill’s Imaginate“. Dieses gibt es ab sofort zusam-men mit einer packenden Behind-the-Scenes-Doku und dem Bonusfilm „Way back Home“ als DVD (CHF 20.–) und Blu-ray Disc (CHF 22.–) zu kaufen. www.imaginate.redbull.com

4 LOOP ACTIVITy TRACKERFür alle, die ihre Aktivität rund um die Uhr tracken möchten und Anleitung zum Erreichen ihres Aktivitätsziels wünschen. Activity Guide hilft dir dabei, den ganzen Tag in Bewegung zu bleiben. Activity Benefit gibt dir Feed-back über deine tägliche, wöchentliche und monatliche Aktivität. Zeigt Tagesaktivität, verbrauchte Kalorien, Anzahl der Schritte, Uhrzeit, gibt kostenlose Anleitung über Polar Flow App und Polar Flow Web-Service, ist kompatibel mit Polar H6 und H7 Bluetooth Smart Herz frequenz-Sensoren. Und wasser-dicht: misst die Aktivität auch beim Schwim-men (ohne Herzfrequenz).Verkaufspreis: CHF 129.90www.polar.com/ch

Must-haves!p r o m o t i o n

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Page 92: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Volles Programmd a s r e d b u l l t v- f e n s t e r b e i s e r v u s-t v

Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster

nicht auf Ihrem Fernsehgerät?

Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70

Freitag, 20. 6., 20.15 Uhr

Das Comeback der Formel 11997 bestritt Gerhard Berger in Spielberg seinen letzten Großen Preis von Österreich. 2014 fährt Sebastian Vettel auf dem Red Bull Ring seinen ersten – und dreht zuvor mit Berger einige Aufwärmrunden. Berger sitzt dabei in einem 1988er-Ferrari, Vettel im RB8 (mit dem er 2012 Weltmeister wurde). Und die Kamera ist dabei. Zudem gibt’s auf ServusTV noch zwei Sendungen zum Thema Motorsport am Ring („Drehmomente“, 16./23. 6., 20.15 Uhr).

1979 stürzt in der Antarktis ein Jet mit 257 Passagieren ab. Elf Polizisten sollen dar-aufhin das mysteriöse Un-glück vor Ort untersuchen.

ACtion !TV-HigHligHTs

M u s ts e e

HEldEN AUF IHREm BIldScHIRm

Für den Grand Prix von monaco 1971 hatte Jackie Stewart, briti-scher Formel-1-Weltmeister 1969, nur ein Ziel – zu gewinnen, um jeden Preis. Filmemacher Roman Polanski begleitete Stewart da-mals das gesamte Wochenende mit seiner Kamera und gewann Einblick in das leben des Renn-fahrers, auf der Strecke und ab-seits davon. 40 Jahre später tref-fen die zwei erneut aufeinander.

mittwoch, 18. 6., 21.15 Uhr

Weekend of a Champion

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lErstbegehung: Berger (hi.) und Vettel (2. v. re.) 2011 bei der Eröffnung des Red Bull Rings mit Bernie Ecclestone, Niki lauda und Heinz Kinigadner (3. v. li.)

mittwoch, 2. 7., 21.15 Uhr

operation Erebus

RING FREI FüRdIE SPEEdGANGdie Speedgangs-

ter rund um david coulthard treiben Schabernack mit schellen Geräten.

11. 6., 22.20 Uhr

POlEN-RAllyEAuf der Strecke in mikołajki steht er im mittelpunkt:

lokalmatador und Ex-Formel-1-Pilot Robert Kubica. 30. 6., 22.45 Uhr

mOUNTAIN BIKE WORld cUP

In leogang will Steve Smith

(cAN), Gesamt-sieger 2013, neu-erlich gewinnen.21. 6., 10.30 Uhr

Samstag, 5. 7., 12.00 Uhr

X-Fighters: Madrid

Samstag, 21. 6., 12.00 Uhr

Red Bull Cliff Diving: USA

die weltbesten Freestyle-motocrosser gastieren ein-mal mehr in madrids gewal-tiger Stierkampfarena Plaza de Toros de las Ventas.

Nach ihrem ersten Stopp in der kubanischen Haupt-stadt machen die Red Bull cliff diver nun Halt im texanischen Fort Worth.

92 the red bulletin

Page 93: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

Kostenlose Schaltung.

David Coulthard.13-facher Formel 1-Grand Prix Sieger und Wings for Life Botschafter.

DaS SChiCKSaLFraGtniCht.ES KönntE auCh miCh trEFFEn. ODEr SiE.

QuErSChnittSLÄhmunG muSS hEiLBar WErDEn.Durch die auswahl und Finanzierung der weltweit besten Forschungsprojekte zur heilung des verletzten rückenmarks gewährleistet die Wings for Life Stiftung medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritt auf höchstem niveau.

www.wingsforlife.com

ihre Spende ist entscheidend.Wings for Life. Stiftung für rückenmarksforschung. Post Finance. Kontonummer: 8520 60152. iBan: Ch12 0900 0000 8520 6015 2.Bankleitzahl: 09000. BiC: POFiChBEXXX.

Page 94: The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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Die Art Basel, die längst etablierte Schwesterveranstaltungen in Hong­kong und Miami unterhält, ist die

weltweit wichtigste Messe für zeit­genössische Kunst: 2014 stellen 300

Galerien rund 4000 Werke internationa­ler Künstler zur Schau. Die künstleri­sche Palette reicht von Malerei, Fotogra­fie, Bildhauerei bis zu Performance und Installationen. Bild: Striding Figure II (Thomas Houseago; Hauser & Wirth).

Weltbeste Motocross­Stunts, 30 Meter weit, 15 Meter hoch: Die Red Bull X­Fighters kehren nach München zurück. Mit dabei der Schweizer Mat Rebeaud.

Kräftemessen der Leichtathletik­Weltelite im Rahmen der Diamond League, der Königs­klasse. Mit am Start: Hoch­springer Bohdan Bondarenko, der 2013 die Zuschauer mit dem weltweit höchsten Sprung (2,41 m) seit 1994 begeisterte. Und Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (re.): Der Deutsche – in Lausanne 2013 Zweiter – beehrt die Athletissima als aktueller Stabhochsprung­Weltmeister.

19. – 22. 6., Basel

Art Basel

19. 7., München, Olympiapark

Red Bull X-Fighters

3. 7., Lausanne

Diamond League: Athletissima

Action !EvEnts

vor zehn Jahren noch ein geheimtipp, heute das grösste Schweizer Skydive-event: am hella-herb 2014 können Zuschauer vier tage lang rund 150 Fallschirmspringer bei atemberauben-den Stunts und Formationen im freien Fall (bei geschwindigkeiten bis zu 300 km/h) erleben. Mit dabei: international renommierte Skydiver wie domitille kiger oder amy chmelecki (red bull air Force). nebenprogramm: dropzone-Party, tagesvideos und bbQ.

Kopfüber Richtung Erde: eine Skydive­

Formation im freien Fall über Neudorf

17. – 20. 7., Flugplatz Beromünster, Neudorf

HellaHerb 2014

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ein elektromusik-Festival verwandelt das Zürcher hallenstadion für zwei nächte in den grössten dancefloor der Schweiz. Was techno- und deep-house-Fans erwartet: atemberaubende led- und lasershows sowie Sounds von Weltstars wie Paul kalkbrenner, Steve aoki, luciano & nina kraviz (bild). und als extra: Zusatzfloors mit nationalen dJ-grössen sowie ein für konzert besucher exklu-sives open-air-areal.

4./5. 7., Hallenstadion, Zürich

Cubik Festival

Mit 800.000 dollar Preisgeld ist der gstaad grand Slam eines der höchstdotierten beachvolleyball-turniere der Welt. 2014 mit am Start: chinas Weltmeisterinnen chen Xue/Xi Zhang oder brasi-liens zur Zeit bestes herren-duo ricardo Santos/ Álvaro Filho, die in gstaad jeweils den titel ver-teidigen. nebenprogramm: Festwirtschaft, beach-partys sowie ein live-konzert von William White.beachworldtour.ch

8. – 13. 7., Gstaad, Bern

Beach World TourDer Geheimtipp im Schweizer Festivalsommer: Mitten in der Altstadt, vor der Kulisse des Herrenackers, feiert Schaffhau-sen ein Open Air mit den Rock-legenden Status Quo und Uriah Heep, der Britpop-Band Hurts, dem deutschen Funk-Musiker Jan Delay sowie Ausnahme-talent Amy Macdonald und der Soulsängerin Alex Hepburn (u.). Tickets und Infos:starsintown.ch

Dieser Top-Event des Freestyle-Sports lockt jährlich 25.000 Zuschauer an den Neuenburger See. Am Programm: packende Jet-Ski-Rennen mit internatio-nalen Top-Ridern, Wakeboard-Shows und Jet-Surf-Contests sowie als Höhepunkt der FMX-Bewerb mit Stars wie Mat Re-beaud, Levi Sherwood u. v. a. auf der Plaza Nova Friburgo.

6. – 9. 8., Schaffhauser Altstadt

Stars in Town

4. – 6. 7., Estavayer-le-Lac

Free4Style

11. – 13. 7., Rotsee, Luzern

Ruderweltcup RotseeMitte Juli beehrt die ruder-Weltelite den luzerner rot-see: beim ruder-Weltcup-Final kämpfen rund tausend athleten aus über 45 nationen (darunter die Schweizer vizeweltmeister im leichten doppelzweier, Simon Schürch und Mario gyr) um Siege in 23 disziplinen – und testen zugleich ihre Form für die bevorstehende ruder-WM in amsterdam. das highlight: die Finalrennen in den olympischen bootsklassen am Sonntag, 13. Juli. Zuschauer-Stehplätze sind an allen drei eventtagen gratis. details zu anreise, unterkunft, tickets & weitere infos auf:www.ruderwelt-luzern.ch

S a v e t h e

D a t eUNvERZICHTBARE TERMINE IN DEN 

NäCHSTEN WOCHEN

„BRICK  MANSIONS“

Der 2013 tragisch ums Leben ge-kommene Holly-woodstar Paul 

Walker in seiner letzten vollstän-dig abgedrehten Hauptrolle – als Undercover-Cop.  5. 6.: Kinostart in der  

Deutschschweiz cineman.ch

5Juni

MONTREUX JAZZ FESTIvALZum ersten Mal überhaupt wird Soul-Legende 

Stevie Wonder bei Europas grösstem Jazz-Festival per-formen. Weitere 

Acts: Pharrell Wil-liams, Outkast, Babyshambles.4. – 19. 7., Montreux

4Juli

SUISSE OPEN GSTAAD

Chance zur Wie-dergutmachung für Roger Federer und Stan Wawrin-ka: 2013 verlor 

 Federer beim pres-tigeträchtigen Tennisturnier in 

Runde 1, Wawrinka im viertelfinale.

19. – 27. 7., Roy Emerson Arena, 

Gstaad

19Juli

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Immer schon war ich neugierig. Ich will mehr wissen, frage nach, höre zu. Es sind diese Momente, die überraschen und schockieren, die inspirieren und wärmen. Irgendwo aufgeschnappt, eingeatmet, bewegende Schicksale, Begegnungen, einfach das

Leben. Wahre Geschichten. Oder auch nicht.Irgendwo in Südamerika war ich. Unterwegs im Spät-

herbst, um meinen Thriller fertig zu schreiben. Auszeit von Familie und Alltag, nur mein Text und ich, irgendwo am Ende der Welt, auf einer Hochebene in einem kleinen Dorf. Exotisch alles, was ich gesehen, gerochen und gegessen habe, drei Wochen lang nur mein Schreiben, die Landschaft und die Menschen, die dort lebten. Anders alles, langsamer, stille Tage, die am Abend bei einem Bier zu Ende gingen. In der einzigen Bar weit und breit saß ich und schaute der untergehenden Sonne und spielenden Kindern zu, als der Zahnarzt sich einfach neben mich setzte. Der einzige Mensch weit und breit, der Deutsch sprach. Er wollte sich unterhalten und trinken mit mir. Begeistert war ich von dem, was er erzählte. Über das Leben im Hochtal, über einen jungen Sportler, den er behandelt hatte. In langen Schlucken die Geschichte von Paul Glückmann.

Einer der weltbesten Kletterer, verschollen seit Jahren. Von heute auf morgen verschwunden. Glückmann, ein Star in der Szene, einer, der tatsächlich gut von diesem Sport leben konnte, einer, der ständig Rekorde brach, immer noch weiter ging als andere. Schneller, höher. Ein Verrückter. Lebensmüde, sagten die einen, visionär, die anderen. Free Solo heißt dieser Sport, beeindruckend und verstörend zugleich. Klettern ohne Seil und Sicherung, kein Karabiner, kein Haken, nur der Mensch und der Fels, hunderte Meter über dem Boden. Nur die Luft unter den Füßen, immer bereit, zu sterben, das Leben in sich aufzusaugen, Adrenalin, wo man hinfühlt, russisches Roulette. Momente des Glücks. Solange man nicht fällt.

Ich fand ihn dort, wo mich sein Zahnarzt hingeschickt hatte. Eine kleine Holzhütte am Waldrand, ein Mann und eine Frau, wie sie nebeneinandersaßen und Kartoffeln schälten. Ein offenes Feuer und ein Topf, in dem eine Suppe kochte. Kein Luxus, kein Strom, nur das Leben. Reduziert alles, nur das Wesentliche war an diesem Ort, Paul Glück-mann und seine Frau Luiza. Wie sie mich anlachten und einluden, zu bleiben. Mit eigenen Worten erzählte er mir alles noch einmal. Noch eindringlicher war alles. Dieses Gesicht vor meinen Augen, unwirklich alles, ein Aussteiger mitten im Nirgendwo, diese Zufriedenheit, der ich nicht trauen wollte, die mir unangenehm war. Mit so wenig glück-lich zu sein, auf so vieles zu verzichten. Kein Strom, kein Telefon, nichts. Was sein Name sagte, es stand in seinem Gesicht. Glück war in seinen Augen. Ich hatte den Ein-druck, dass er alles hatte, als er mit mir zu dieser Wand ging und mir zeigte, wo es passiert war.

Der letzte Zahndes Paul Glückmann

R E A D B U L L

Von Bernhard Aichner

Bernhard Aichner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller in Innsbruck. Für seine Arbeiten erhielt Aichner bereits mehrere Literatur-preise und -stipendien. Neben Romanen schreibt er Theater-stücke und Hörspiele, er veröffentlicht in Zeitschriften und Anthologien. Nach den Spannungsromanen „Nur Blau“ und „Schnee kommt“ erschienen drei Krimis mit dem auf eigene Faust ermittelnden Totengräber Max Broll, „Die

Schöne und der Tod“ (2010), „Für immer tot“ (2011) und „Leichen-spiele“ (2012). Der Thriller „Totenfrau“ erschien im März 2014 bei btb und schaffte es auf Anhieb in die Bestsellerlisten. Die „Totenfrau“ wurde bereits in mehr als 15 Länder verkauft, unter anderem in die USA und nach Groß-britannien, eine Verfilmung ist in Vorbereitung.

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Siebenhundert Meter steil nach oben. Spiegelglatter Fels, fast kein Griff. Unvorstellbar war es für mich, dass er ohne Hilfsmittel sein Ziel erreicht hatte. Wie ein Hohn, dass er es sich zugetraut hatte und dass es ihm tatsächlich gelungen war. Nach zwei Stunden und vierunddreißig Minuten war er oben angekommen. Das YouTube-Video, das seinen Aufstieg zeigte, habe ich mir mittlerweile unzählige Male angesehen. Der Blick nach oben, nach unten, die Kamera auf seinem Kopf befestigt. Der Beweis, dass es gelungen ist, dass er geschafft hat, woran viele vor ihm gescheitert waren. Eine der schwierigsten Wände der Welt, Paul Glückmann hat sie bezwungen, heil und glücklich am Ende seines Traumes. Dann der Abstieg. Auch den sieht man auf dem Video. Der Weg zurück. Wie er atmet, der Fels, wie sich seine Finger festklammern. Und dann wie er fällt.

Dokumentiert alles. Zuerst rutscht Paul Glückmann die Wand entlang, dann der freie Fall. Wie er den Halt verliert, wie er schreit, wie er versucht, sich irgendwo festzuhalten. Man sieht einen Mann kurz vor seinem Tod. Keine Sekunde glaubt man daran, dass es gut ausgehen könnte, dass er über-leben würde. Man hat gesehen, wie er nach oben gestiegen ist, wie weit es nach unten ging. Keine Hoffnung mehr in diesem Moment, vier Millionen Klicks, vier Millionen Mal Angst. Die Welt kann zusehen, wie er stirbt. Neugier, Voyeu-rismus, auch ich habe es mir immer wieder angesehen, weil ich es nicht glauben konnte, dass seine Hand diesen Griff noch finden würde. Dass er weiterleben würde. Finger, die sich festhalten. Und sein Kopf, der wild auf den Stein schlägt.

M it Wucht verschont. Wie ein Tausch war es, sagte er. Seine Zähne für sein Leben. Fünf Stück hat er verloren, zwei oben, drei unten. Paul Glück-

mann hat den Absturz wie durch ein Wunder überlebt. Kein Schädeltrauma, kein Kieferbruch, nur eine Gehirn-erschütterung, ein gebrochener Arm und seine verlorenen Zähne. Aus seinem Mund in die Tiefe. Wie es ihm gelang, nach unten zu kommen, zurück ins Dorf zu laufen. Der Schock ließ ihn einfach immer weiter rennen, er spürte keine Schmerzen, er lief einfach. Ein junger Mann am Ende. Wie er am Dorfplatz stand und nach Hilfe schrie. Kaputt alles in diesem Moment, sein Leben, seine Träume, nichts mehr war ganz. Da war nur noch ein Mund voller Blut.

Paul Glückmann beschrieb es. Alles, woran er sich noch erinnerte. Der Transport in die Klinik, der Arzt, der ihm sagte, dass er die Zahnhälse und die Wurzeln entfernen müsse, die Narkose, aus der er erwachte. Ein Albtraum war es. Alles, was kurz vorher noch gut gewesen war, war jetzt kaputt. Von diesem Tag an war da nur noch Angst. Angst zu sterben, Angst zu leben, Angst, nie wieder zurückzufinden, dorthin, wo er hergekommen war. Angst. Ein Gefühl, das er nicht gekannt hatte, gegen das er sich immer gestellt hatte. Von diesem Tag an beherrschte sie ihn, lähmte ihn. Paul hatte sein Glück verloren.

r E A D B U L L

A ber Paul blieb. Anstatt nach Hause zu fliegen, versuchte er mit den Löchern in seinem Mund zu leben. Keine Brücken, kein Zahnersatz, nur die

Erinnerung an den Sturz, jedes Mal, wenn er in den Spiegel starrte. Ein widerliches Bild. Und trotzdem weigerte er sich, neue Zähne machen zu lassen. Paul hörte nicht auf den Zahnarzt, er wollte nicht, dass sein altes Leben damit auf-hörte. Er wollte es zurück. Mit Gewalt hielt er daran fest, er war davon überzeugt, dass sein Glück nicht zurückkommen würde, solange er seine Zähne nicht wiedergefunden hatte. Aberglaube, der ihn immer wieder zu dieser Wand gehen ließ. Gesichert stieg er nach oben und suchte den Fels ab, die Wiese unten. Jeden Zentimeter Erde grub er um. Er suchte nach seinen Zähnen. Kleine weiße Stummel, die sich vor ihm versteckten. Paul Glückmann wollte daran glauben, dass die Angst verschwinden würde, wenn er alles wieder-herstellte, wie es gewesen war. Zahn für Zahn zurück. Vier Monate lang suchte er. Besessen am Anfang. So, als wäre ihm nichts wichtiger. Als würde er sterben müssen, würde er scheitern. Ein Mann am Boden. Wie er herumkroch und seine Zähne suchte. Ein Spinner, über den man sich lustig machte im Dorf.

Woche um Woche verging. Und Paul begann wieder zu leben. Aber anders als vorher. Früher sei da nur diese Leiden-schaft gewesen, sagte er. Plötzlich war da noch vieles andere mehr. Der Alltag im Dorf, die Hütte, die er sich baute, die Menschen, die er kennenlernte, der Tischler, bei dem er arbeitete. Und Luiza. Zahn für Zahn veränderte sich alles. Der Wunsch, in sein altes Leben zurückzukehren, wurde von Tag zu Tag kleiner. Der Wunsch, in die Wand zu steigen, verging. Weit weg war plötzlich alles.

Vier Zähne hat Paul Glückmann gefunden. Vier implantate hat er sich von dem deutschen Zahnarzt ein-setzen lassen. Vier, nicht fünf. Eine Zahnlücke ist geblieben. Als ich ihn fragte, warum er aufgegeben hatte, nach dem letzten Zahn zu suchen, schüttelte er nur den Kopf. ich habe nicht damit aufgehört, sagte er. Zufrieden schaute er mich an. Paul Glückmann lächelte.

Read Bulllesevergnügen im Red Bulletin: Jeden Monat widmet ein namhafter autor unseren lesern eine Kurzgeschichte. diesmal der Österreicher Bernhard aichner, der aktuell mit seinem Krimi „Totenfrau“ (btb Verlag) von sich reden macht.

Vier Millionen Klicks, vier Millionen Mal Angst. Die Welt kann zusehen, wie er stirbt.

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Die nächste AusgAbe Des ReD bulletin eRscheint Am 8. Juli 2014.

Donautal, Österreich, 4. Mai 2014 35.397 Läufer legten gleichzeitig an 34 Orten weltweit insgesamt 530.928 Kilometer im Dienst der Rückenmarksforschung zurück, ehe sie von den Catcher Cars, die ihnen mit zunehmendem Tempo folgten, eingeholt wurden. Last Man Running war der Äthiopier Lemawork Ketema. Nach 78,58 km setzte er sich gegen den Peruaner Remigio Huamán Quispe durch – der in Lima, 11.200 km entfernt, um bloß 90 Meter zurücklag. www.wingsforlifeworldrun.com

Nach 78 Kilometern: „Ich wusste, am Ende muss ich sprinten. Dafür sparte ich Kraft.“ Lemawork Ketema, 28, aus Äthiopien, Sieger des Wings for Life World Run

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Daniel Ricciardo für Pepe Jeans London

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Colombian Old Fashioned

50 ml Rum Dictador 20 years10 Tropfen frischer Orangensaft2 Tropfen Orange Bitters

Der DICTADOR 20 YO stammt aus einer kleinen, im Jahre 1913 erschaffenen Rum-Destille an der atlantischen Nordküste Kolumbiens. Im Solera-System über viele Jahre gereift, überzeugt er durch seine feinwürzigen Aromen und süsslichen Anklängen von Karamell und cremiger Vanille. Er eignet sich ausgezeichnet für einen klassischen Colombian Old Fashioned.

Vertrieb Schweiz: Haecky Import AG, Haecky Drink & Wine, Duggingerstrasse 15, 4153 Reinach (BL), www.haecky.ch