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Zeitschrift für internationale Politik W elt T rends Gewaschenes Geld Routen des Kokains Drehscheibe Kosovo Piraterie in Südostasien WeltBlick Explosive Türkei Bürgerrevolution in Ecuador? Überschätzter Süden Links-Grün zur Außenpolitik Forum Wir und die Russen Kommentar Heiner Flassbeck zum Euro Bücher & Tagungen www.welttrends.de Nr. 91 Juli/August 2013 Kriminelle Welt

Nr. 91 Juli/August 2013 Welt Trendswelttrends.de/res/uploads/WeltTrends-91-Nachruf-Masala-Kenneth-Waltz.pdf · Nachruf 97 zum Vorwurf gemacht werden und zeugt von einem fundamen -

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Zeitschr i f t für internat ionale Pol i t ikWe l t Tr e n d s

Gewaschenes Geld

Routen des Kokains

Drehscheibe Kosovo

Piraterie in Südostasien

WeltBlickExplosive Türkei

Bürgerrevolution in Ecuador?

Überschätzter Süden

Links-Grün zur Außenpolitik

Forum

Wir und die Russen

Kommentar

Heiner Flassbeck zum Euro

Bücher & Tagungen

www.welttrends.de

Nr. 91 Juli/August 2013

Kriminelle Welt

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2 WeltTrends 89

Inhalt

1 Editorial

4 WeltBlick

5 Irans neuer Präsident Azadeh Zamirirad

9 Explosive Türkei – ein Bericht Zuhal Ye!ilyurt Gündüz

20 Bürgerrevolution in Ecuador? Jan-Erik Winzer

27 Der Süden und die Mittelschichten Henning Melber

32 Links-Grün zur Außenpolitik – ein Gespräch Interview mit Viola von Cramon und Jan van Aken

Zwischenruf: Zahnlos, aber nicht wertlos? 44 von Wolfgang Schwarz

46 Thema: Kriminelle Welt

49 Herausforderung gewaschenes Geld Anja P. Jakobi

58 Die Routen des Kokains Michael Radseck und Daniel Flemes

69 Kriminalität im Kosovo Joschka J. Proksik

78 Piraterie in Südostasien Marco Bünte

87 Statistik: Schattenökonomie und Kriminalität Kai Kleinwächter

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3Inhaltsverzeichnis

Historie: 50 Jahre Moskauer Vertrag Hubert Thielicke 89

Der letzte Neorealist? Nachruf auf Kenneth N. Waltz Carlo Masala 95

Forum: Russland und Wir 98

Kein Europa ohne Russland 99 Alexander Rahr

Berlin-Moskau: Ein polnischer Blick 103 Bogdan Koszel

Russland zwischen den Stühlen 108 Andrey Kinyakin

Für eine illusionslose Russlandpolitik 112 Joachim von Arnim

Neue Qualität der Partnerschaft? 115 Sergej Birukov

Streitplatz: Was wird aus dem Westen? 118

Grenzen des westlichen Universalismus 119 Heinz Theisen

Bücher und Tagungen 124

Rezensionen 125 Annotationen 133 Neuerscheinungen 136 Konferenzen 138 Impressum 141

Den Euro retten! Kommentar von Heiner Flassbeck 142

Wort und Strich 144

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95NachrufNach ru f

Durch den Tod von Kenneth N. Waltz hat die akademische Disziplin der Internationalen Beziehungen ihren gegen-

wärtig größten und einflussreichsten Denker verloren. In ver-schiedenen Nachrufen von Schülern und Kollegen wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass Kenneth Waltz, egal wie man zu seiner Theorie des strukturellen Realismus (der Begriff, den er dem des Neorealismus vorzog) steht, wie kein anderer die Disziplin der Internationalen Beziehungen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geprägt hat.

Die beiden Bücher, die ihn weltberühmt gemacht haben, seine 1954 erschienene Dissertationsschrift „Man, the State and War“ sowie sein 1979 erschienenes Hauptwerk „Theory of International Politics“, sind bis heute Referenzwerke, an denen kein Studierender der Internationalen Beziehungen vorbeikommt. Während Waltz im Ersteren das „level of analysis“-Problem mit Blick auf die Kriegsursachenforschung thematisiert, entwickelt er im Letzteren seine eigene, strukturelle Theorie der internati-onalen Politik. Schon allein die Abfassung von „Man, the State and War“, das sich bis heute mehr als 100.000 Mal verkauft hat, hätte ausgereicht, um Kenneth Waltz einen festen Platz in der Reihe herausragender Theoretiker der internationalen Politik zu verschaffen. Mit seinem zweiten großen Werk, der „Theory“, revolutionierte Waltz jedoch die Disziplin und beeinflusst sie bis zum heutigen Tag. Nicht nur, dass er als Erster eine strukturelle Theorie der interna-tionalen Politik entwickelte und damit die internationale Politik als eine eigenständige Analyseebene etablierte (unabhängig von der Außenpolitikfor-schung), sondern auch weil die Art und Weise, wie er diese Theorie entwickelte, die wissenschaftlichen Standards unserer Disziplin definierte und bis heute prägt. Wie gewaltig sein

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96 WeltTrends 91

intellektueller Einfluss auf die akademische Disziplin gewesen ist, lässt sich daran bemessen, dass bis zum heutigen Tag jede „neue“ Theorie der internationalen Politik, jeder neue turn der Disziplin entweder an Waltz anknüpft oder sich an diesem abarbeitet. Tim Dunn ist beizustimmen, wenn er formuliert, dass es ohne Waltz wohl keinen Wendt oder Walker gegeben hätte und es ließen sich sicherlich noch weitere prominente Namen hinzufügen. Und genau diese Bedeutung, die Kenneth Waltz für die akademische Disziplin der Internationalen Beziehungen hatte und hat, macht ihn zu diesem herausra-genden Vertreter unserer Zunft. Dies bedeutet nicht, dass es neben Waltz nicht auch andere wichtige und bedeutende Theoretiker gegeben hat und auch noch gegenwärtig gibt, jedoch hat keiner von ihnen einen solch nachhaltigen Einfluss auf die intellektuelle Entwicklung der Internationalen Bezie-hungen gehabt wie Kenneth Waltz. Insofern ist Daniel Nexon zuzustimmen, wenn er davon spricht, dass mit Waltz ein Gigant unserer Disziplin von uns gegangen ist.

In Deutschland konnte der strukturelle Realismus nie richtig Fuß fassen. Außer Werner Link und seine Schüler, die in ihren Schriften auf die Theorie von Waltz Bezug nehmen und diese weiterentwickelten bzw. mit anderen Theorien kombinierten, hat meines Wissens kein deutscher Akademiker positiv auf Waltz Bezug genommen. Dies liegt sicherlich daran, dass sich die im Nachkriegsdeutschland neu gegründete Politikwissen-schaft primär als Demokratiewissenschaft und somit auch normativ verstand. Zwar wurde auch in Deutschland die Diszi-plin der Internationalen Beziehungen in den 1960er und 1970er Jahren wissenschaftlich professioneller, aber eher im szientis-tischen Sinne. Ein weiterer Grund mag auch darin zu suchen sein, dass Theorien, die Macht und nationale Interessen so prominent in den Vordergrund rückten, wie es der strukturelle Realismus (aber auch der klassische Realismus) macht, aufgrund der exzessiven Machtpolitik des Dritten Reiches im Nachkriegs-deutschland verpönt waren und der strukturelle Realismus eines Kenneth Waltz mit amoralischer Machtpolitik und Machtaus-übung gleichgesetzt wurde.

Aber eben diese Gleichsetzung von machtpolitischer Theorie und Apologetik realer Machtpolitik kann Kenneth Waltz nicht

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97Nachruf

zum Vorwurf gemacht werden und zeugt von einem fundamen-talen Missverständnis des strukturellen Realismus als analy-tisch-deskriptiver und nicht als normativer Theorie. Waltz, der als junger Mann im Koreakrieg gekämpft hatte, erwies sich als vehementer Gegner amerikanischer Interventionspo-litik im Ost-West-Konflikt. Auch nach dem Ende des macht- und ordnungspolitischen Konfliktes zwischen den USA und der Sowjetunion war Waltz skeptisch, was den Einsatz militä-rischer Macht seitens der USA und des Westens anbetraf. Für ihn kämpften die USA zumeist „pointless wars“ gegen schwä-chere Staaten.

Insbesondere nach 1990 war es die unbalancierte amerikanische Macht auf der globalen Ebene, in der Waltz eine Bedrohung für die Stabilität des internationalen Systems sah. In der Existenz einer oder mehrerer Gegenmächte, die die amerikanische Übermacht in Schach halten würden, sah Waltz eine friedens-fördernde Wirkung. Die Balance of Power, das Gleichgewicht der Mächte, war aus seiner Perspektive der einzige stabilisie-rende Mechanismus (im Sinne von kriegsverhindernd), der in der internationalen Politik vorherrschend ist.

In der Logik dieses Denkens liegt es auch, dass Waltz in seiner letzten Veröffentlichung einem nuklear bewaffneten Iran das Wort redete. Anders als der Mainstream der Politikwissenschaft sah Waltz in einem nuklear bewaffneten Iran die Möglichkeit zur Stabilisierung des gesamten Mittleren und Nahen Ostens, selbst wenn der Preis, den es dafür zu zahlen gelte, die Intensi-vierung von asymmetrischen Konflikten sei.

Man muss mit Waltz nicht übereinstimmen, um festzustellen, dass mit ihm einer der letzten großen originellen Denker der Internationalen Beziehungen gegangen ist, ohne dessen Wirken unsere Disziplin heute anders (und wahrlich nicht besser) dastehen würde. Als solchen sollten wir ihn in Erinne-rung behalten und uns vor einem großen Wissenschaftler verneigen.

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