Upload
others
View
0
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Aus dem Institut für Physiologie und Pathophysiologie des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität Marburg
Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Dr. J. Daut Arbeitsgruppe Neuroendokrinologie und Neurodynamik
Leiter: Prof. Dr. K. Voigt In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH,
Standort Marburg
Noradrenerge Modulation thermosensitiver Neurone
im Hypothalamus der Ratte
Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin
dem Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg
vorgelegt von
Christian Talke aus Trier
Marburg, 2007
Angenommen vom Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg am 20.09.2007.
Gedruckt mit Genehmigung des Fachbereichs.
Dekan: Prof. Dr. B. Maisch Referent: Prof. Dr. K. Voigt Korreferent: Prof. Dr. R. Flores-de-Jacoby
Ein Experiment ist eine List, mit der man die Natur dazu bringt, verständlich zu reden.
Danach muss man nur noch zuhören.
(Nobelpreisträger George Wald, amerikanischer Biochemiker)
INHALTSVERZEICHNIS 1.0 Einleitung
1.1 Der Hypothalamus als oberste Integrationseinheit vegetativer Funktionen
1.1.1 Nuclei praeoptici (PO/AH)
1.1.2 PVN und SON
1.2 Noradrenerges System
1.3 Fragestellung
2.0 Material und Methoden
1 1
5
8
16
24
26 26
29
33
39
41 41
44
49
49
53
59
63
65 65
68
72
82 86
101 101
102
103
2.1 Hirnschnitt-Technik
2.2 Präparation und Anfertigung der Hirnschnitte
2.3 Versuchsdurchführung: Der Messstand
2.4 Auswertung und Datendarstellung
3.0 Ergebnisse 3.1 Entladungsverhalten spontanaktiver Neurone des PVN und SON
3.2 Thermosensitivität spontanaktiver Neurone des PVN und SON
3.3 Wirkung von Phenylephrin auf Neurone des PVN und SON
3.3.1 Phenylephrin-Effekte bei konstanter Temperatur
3.3.2 Phenylephrin-Effekte bei sinusförmigen Temperaturwechseln
Phenylephrin-ON-OFF-Effekt
Phenylephrin-Phasenverschiebung
4.0 Diskussion 4.1 Hirnschnitt-Technik
4.2 Die Thermosensitivität hypothalamischer PVN- und SON-Neurone
4.3 Der Einfluss von Phenylephrin auf die Thermosensitivität
5.0 Zusammenfassung 6.0 Literaturverzeichnis 7.0 Anhang
7.1 Publikationen
7.2 Akademische Lehrer
7.3 Danksagung
LISTE DER ABKÜRZUNGEN aCSF Artifizielle Cerebrospinalflüssigkeit Ang II Angiotensin II AV3V Anterio-ventrale Wand des 3. Ventrikel BD Burstdauer BC Burstzyklus BP Burstpause B/P Burstzeit/Pausenzeit-Quotient CRH Corticotropin Releasing-Hormon CVO Circumventrikulär-Organ HPA-Achse Hypothalamo-Hypophysen-Nebennieren-Achse IBF Intraburstfrequenz ID (Interspike-) Intervalldauer IL Interleukin LPS Lipopolysaccharid MNC Magnozelluläre neurosekretorische Zellen MnPO Medianer präoptischer Nucleus NSAIDS Nonsteroidal antiinflammatory drugs OVLT Organum vasculosum laminae terminalis OXY Oxytozin PG Prostaglandin PHE Phenylephrin PO/AH Area praeoptica des anterioren Hypothalamus PRA Prazosin PVN Nucleus paraventricularis SFO Subfornikalorgan SON Nucleus supraopticus TC Temperaturkoeffizient VLM Ventrolaterale Medulla oblongata VSA Area septalis ventralis
Einleitung - 1 -
1.0 Einleitung 1.1 Der Hypothalamus als oberste Integrationseinheit
vegetativer Funktionen
Der Hypothalamus bildet den am weitesten basal gelegenen Teil des
Dienzephalons, sowie den Boden des dritten Ventrikels. Ihm sind folgende
zerebrale Strukturen zugeordnet: Corpora mamillaria, Tuber cinereum,
Infundibulum mit der Neurohypophyse und die Eminentia mediana.
Er erstreckt sich von der Lamina terminalis und dem Chiasma opticum bis zum
Corpus mamillare. Dorsal grenzt ihn der Sulcus hypothalamicus vom Thalamus
dorsalis ab. Ventral findet sich die Neurohypophyse als Abkömmling des
Hypothalamus. Der Sulcus hypothalamicus liegt ungefähr auf Höhe der CA-CP-
Linie (CA, Commissura anterior; CP, Commissura posterior) (s. Abb. 1.1).
1 Lamina terminalis 2 Chiasma opticum 3 Corpus mamillare 4 Sulcus hypothalamicus 5 Neurohypophyse CA = Commissura anterior CP = Commissura posterior
Abb. 1.1 Anatomische Lage des Hypothalamus (Sobotta, Bd. 1, S. 294).
Von großer Bedeutung ist auch seine enge topographische Lage zu den
Circum-Ventrikulären-Organen (CVOs), welche als die „durchlässigen Anteile“
der Blut-Hirn-Schranke (BHS) bekannt sind. Zu den CVOs gehören u.a. das
Einleitung - 2 -
Subfornikalorgan (SFO) und das Organum-Vasculosum-Laminae-Terminalis
(OVLT). Diese Strukturen machen eine Beeinflussung der ZNS-Neurone durch
im Blut befindliche Hormone möglich, wie z.B. Angiotensin II (Ang II), welches
an Rezeptoren im SFO bindet und so Signale weiterleitet (Sumners et al. 1994).
Obwohl der Hypothalamus (5 g) mit 0,4% nur einen sehr kleinen Anteil des
Gesamtvolumens des Zentralnervensystems einnimmt, kann er funktionell als
die oberste Integrationseinheit aller vegetativer Funktionen (autonomes
Nervensystem und endokrine Organe) angesehen werden und hat so einen
wesentlichen Einfluss auf vitale Homeostase-Systeme, z.B. erfolgen über seine
relativ autonomen vegetativen Steuerungszentren die Regulation von
Nahrungsaufnahme („Hunger- und Sättigungszentrum“), Wasserhaushalt
(Trinkverhalten, Osmoregulation), Körpertemperatur, Arterhaltung
(Reproduktionsfunktion), Selbsterhaltung (aggressives oder defensives
Verhalten) und zirkadiane Rhythmik (z.B. Schlaf-Wach-Rhythmus). All dies
geschieht in sehr enger Verzahnung mit dem Endokrinium über
hormonproduzierende Neurone, die in bestimmten hypothalamischen
Kerngebieten lokalisiert sind und einerseits Hormone direkt in die Blutbahn
abgeben, bzw. anderseits über die Sekretion sogenannter Releasing- bzw.
Inhibiting-Hormone, die endokrinen Zellen des Hypophysenvorderlappens
kontrollieren. Zudem ist seine Konnektivität geprägt durch multiple nervale
Efferenzen aus diesen Kerngebieten ins limbische System, sowie durch
Afferenzen und Efferenzen zu weiteren vegetativen Zentren in Hirnstamm und
Rückenmark. Afferent ist die postkomissurale Fornix; efferent sind der Tractus
mamillothalamicus (Vic d’Azyr) und der Tractus mamillotegmentalis (Gudden).
Als weitere Faserbahnen sind zu nennen: Fasciculus telencephalicus medialis
(mediales Vorderhirnbündel), Fasciculus longitudinalis dorsalis (SCHÜTZ), Stria
terminalis und die basale Mandelkernstrahlung.
Der Fasciculus telencephalicus medialis ist eine locker zusammengesetzte
Bahn, die in beide Richtungen verlaufend, sich zwischen Riechhirn und
Tegmentum mesencephali erstreckt. Absteigende Fasern kommen unter
anderem vom Tuberculum olfactorium, Septum, Nucleus accumbens.
Aufsteigende Fasern stammen häufig von Transmitter-spezifischen
Projektionsneuronen wie den dopaminergen Fasern aus der Area tegmentalis
ventralis, den noradrenergen Fasern aus dem Locus coeruleus oder den
Einleitung - 3 -
serotonergen Fasern aus den Raphe-Kernen. Auch hypothalamische
Assoziationsfasern sind in diesem Bündel zu finden. Die monoaminergen
Komponenten können als Teil des ARAS (Aufsteigendes Retikuläres
Aktivierendes System) aufgefasst werden.
Der Fasciculus longitudinalis dorsalis verbindet peri- und paraventrikulär
gelegene hypothalamische Gebiete mit dem rhombenzephalen und spinalen
Eigenapparat, ebenso mit verschiedenen vegetativen Kerngebieten, wie dem
Kopfparasympathikus und dem thorakalen Sympathikus.
Die Stria terminalis und die basale Mandelkernstrahlung bestehen vor allem
aus, von der Amygdala zum Hypothalamus verlaufende Bahnen und besitzen
eine weniger starke gegenläufige Komponente. Sie sorgen für den Zugriff der
mit der emotionalen Tönung von Sinneseindrücken beschäftigten Amygdala auf
die endokrinen und vegetativen Steuerzentralen des Hypothalamus, sowie der
„FIGHT-FLIGHT-FRIGHT“-Reaktionen.
Insgesamt kann man im Hypothalamus 13 verschiedene neuronale Kerngebiete
unterscheiden (s. Abb. 1.2), die jeweils an unterschiedlichen vegetativen
Steuerungsfunktionen beteiligt sind. Die für diese Arbeit wichtigsten
Kerngebiete, die Nuclei praeoptici (PO/AH), der Nucleus paraventricularis (pars
magnocellularis) und der Nucleus supraopticus, sind im anterioren Bereich des
Hypothalamus lokalisiert und sollen im Folgenden genauer beschrieben
werden.
Einleitung - 4 -
1 Nucleus praeopticus medialis 2 Nucleus praeopticus medianus 3 Nucleus suprachiasmaticus 4 Nucleus supraopticus 5 Nucleus anterior hypothalami 6 Nucleus paraventricularis 7 Nucleus dorsomedialis hypothalami 8 Nucleus ventromedialis hypothalami 9 Nucleus arcuatus 10 Corpus mamillare 11 Nucleus posterior hypothalami 12 Laterale hypothalamische Zone 13 Zona incerta
Abb. 1.2 Schematische Darstellung der Kerne und Zonen des Hypothalamus.
Oben: Ansicht von medial; Kerne der periventrikulären Zone nur teilweise berücksichtigt. Unten: Kernprojektionen in die Horizontalebene und Zuordnung in entsprechende Längs- und Querzonen (Benninghoff, Bd. 2, S. 545).
Einleitung - 5 -
1.1.1 Nuclei praeoptici (PO/AH)
Die wichtigste vegetative Funktion, die den Neuronen der Regio praeoptica des
anterioren Hypothalamus (PO/AH) zugeschrieben wird, ist die Regulation der
Körperkerntemperatur. Hier lokalisierte Neurone zeigen eine besonders hohe
Temperatursensitivität (Boulant 1986, Hardy et al. 1964). Warmsensitive
Neurone antworten auf steigende Temperaturen mit einer Erhöhung ihrer
Entladungsfrequenz, während kaltsensitive Neurone maximale Entladungsraten
bei sinkenden Temperaturen zeigen (Boulant und Dean 1986). Dabei scheint es
eine direkte Korrelation zwischen der elektrischen Aktivität der
temperatursensitiven Neurone im PO/AH und peripheren Mechanismen der
Körpertemperaturadaptation (wie z.B. Schwitzen zur Wärmeabgabe oder
Muskelzittern und Piloerektion zur Wärmeisolation/-schutz) zu geben. So
können artifizielle Temperaturänderungen, die über Thermoden in den PO/AH
appliziert werden, entsprechende periphere Wärmeabgabe- und
Wärmeproduktionsmechanismen auslösen (Hammel et al. 1960, Jacobson und
Squires 1970).
Auch während pathophysiologischer febriler Zustände unterliegt die Einstellung
der Körpertemperatur der Aktivität von Neuronen aus dem PO/AH. Evolutionär
gesehen stellt Fieber, definiert als eine Erhöhung des Sollwertes („set-point“)
der Körperkerntemperatur, eine schützende Reaktion des Körpers im Rahmen
der sogenannten Akut-Phase-Antwort dar. Auslöser für eine solche
Fieberantwort sind Produkte des Immunsystems, welche als endogene
Pyrogene bezeichnet werden und vor allem aus den Zytokinen Interleukin 1
(IL 1) und Interleukin 6 (IL 6) bestehen. IL 1 und IL 6 werden als Antwort auf
den Reiz durch exogene Pyrogene, z.B. Lipopolysaccharide (LPS) von
Immunzellen, wie zum Beispiel Phagozyten in die Blutbahn ausgeschüttet.
Beide Zytokinarten, peripher appliziert oder erzeugt, wirken zum einen
hemmend auf warmsensitive Neurone im PO/AH, sowie andererseits
aktivierend auf kaltsensitive Neurone, was im Sinne des
Temperaturregelsystems eine Sollwerterhöhung bedeutet (Blatteis 1990b,
Boulant 1986, Dascombe et al. 1989, Dinarello et al. 1991, Shibata und Blatteis
1991, Xin und Blatteis 1992).
Einleitung - 6 -
Die genaue Wirkungsweise dieser Zytokine auf zentraler Ebene wird zu Zeit
noch kontrovers diskutiert. Aufgrund der Bluthirnschranke kann eine direkte
pyrogene Wirkung peripherer Zytokine an den temperatursensitiven
hypothalamischen Neuronen des PO/AH faktisch ausgeschlossen werden
(Blatteis 1992). Allerdings wurde IL 1-Rezeptor mRNA im Endothel
postkapillärer Venolen und in Gliazellen um Arteriolen im gesamten Gehirn
gefunden, welches das Konzept des Blut-Hirn-Schranken-überwindenden-
Interleukins unterstützt (Wong und Licino 1994). Man vermutet daher eine
bidirektionale Kommunikation auf humoralem und neuronalem Wege
(Besedovsky und Del Rey 1996). Über circumventrikuläre Organe erfolgt unter
Einwirkung von IL 1 oder IL 6, die zentrale Ausschüttung von Prostaglandin E2
(PGE2) als Mediator durch Astrozyten oder Neurone (lokalisiert an den
fenestrierten Endothelzellen, besonders im OVLT), welches über cAMP als
second messenger den Stoffwechsel der thermoregulatorischen PO/AH-
Neurone moduliert (Blatteis und Sehic 1997, Elmquist et al. 1997, Watkins et al.
1995). Gleichfalls erreichen neuronale Afferenzen aus der Peripherie via
Nervus vagus (Sehic und Blatteis 1996) den Nucleus tractus solitarius (NTS)
und die noradrenergen Kerngebiete (A1/A2) in der Medulla oblongata, die
ihrerseits über das ventrale noradrenerge Bündel (VNB) anteriore präoptische
Kerne und die magnozellulären PVN- und SON-Neurone innervieren (Day und
Sibbald 1989, Sehic und Blatteis 1996).
Um jedoch den febrilen Zustand steuern und diesen gegebenenfalls limitieren
zu können, aktivieren die o.g. Zytokine IL 1 und IL 6 (vermutlich auch
Prostaglandin-abhängig) die Hypothalamo-Pituitar-Adrenale-Achse (HPA-
Achse), die als Glied der neuroimmunologischen Rückkopplung fungiert.
Hypothalamische PVN-Neurone mit warmsensitiven Eigenschaften werden
daraufhin zur Freisetzung der antipyretisch wirksamen Hormone CRH und ADH
stimuliert (Berkenbosch et al. 1987, Blatteis 1990a, Braun et al. 1994a, Ericson
et al. 1994, Inenaga et al. 1987, Sapolsky et al. 1987, Shibata und Blatteis
1991, Yasin et al. 1994). Beide bewirken an den Zellen der Adenohypophyse
eine erhöhte Synthese von Proopiomelanocortin-mRNA und stimulieren die
Freisetzung von ACTH (ACTH= Adrenocorticotropes Hormon). ACTH
schließlich führt zu einer Ausschüttung von immunsuppressiven
Glukokortikoiden in der Nebennierenrinde (Besedovsky et al. 1991, Van de
Einleitung - 7 -
Pavert et al. 1997), welche über einen weiteren Rückkopplungskreis, der das
endokrine System mit dem Immunsystem verbindet (Besedovsky und Del Rey
1996), die PVN-Neuronenaktivität inhibiert (Chen et al. 1991, Saphier und
Feldmann 1988).
Einleitung - 8 -
1.1.2 PVN und SON
Abb. 1.3 Frontalschnitt durch den menschlichen Hypothalamus auf Höhe des Ncl. paraventricularis (PAV) und Ncl. supraopticus (SOp). Immunhistochemischer Nachweis von Neurophysinen, der Trägerproteine von Vasopressin und Oxytozin. Man beachte die Bahnen (PFEIL), welche nach ventral zum Hypophysenhinterlappen ziehen. 3V= III. Ventrikel (Benninghoff, Bd. 1, S.550).
Der Hypothalamus fungiert sowohl als neuronales Netzwerk, als auch als
endokrine Drüse (Neuroendokrinie). Hier besitzen die magnozellulären
neurosekretorischen Zellen (MNCs) des Nucleus paraventricularis und Nucleus
supraopticus einen hohen Stellenwert im sogenannten hypothalamo-
neurohypophysären System (s. Abb. 1.3). Sie synthetisieren die beiden
Effektorhormone Vasopressin
(ADH, Adiuretin) und Oxytozin
(OXY) und leiten diese zur
Neurohypophyse. Hierbei
verlaufen die Axone des
Tractus hypothalamohypo-
physialis zu ihrem „Zielgebiet“,
der Pars nervosa, wo sie bei
nervalen Reizen hin in den
Blutkreislauf sezerniert
werden. Im Hypophysen-
hinterlappen finden sich häufig
Speichervesikel (HERRING-
Körperchen), die den
Charakter der Pars nervosa
als Speicher- und Abgabeort
(aber keine Synthese) von
Hormonen unterstreichen
(siehe Abb. 1.4).
Beide Hormone sind aus neun
Aminosäuren bestehende Polypeptide und unterscheiden sich nur in zwei
Aminosäuren.
Die Sekretion von ADH erfolgt als Antwort auf einen Druckabfall an den
peripheren Barorezeptoren oder einen Anstieg der Plasmaosmolarität. Es
steigert den Blutdruck über Vasokonstriktion der peripheren Widerstands-
gefäße und fördert die Rückresorption von Wasser (H2O) aus den
Einleitung - 9 -
Sammelrohren der Nierentubuli, durch Einbau von Aquaporinen
(Wasserkanäle).
Oxytozin regt die in der Schwangerschaft sensibilisierte glatte Muskulatur des
Uterus (Geburtseinleitung) und der Brustdrüsenendstücke zur Kontraktion an
(Laktation). Als Reiz für die Sekretion von OXY gilt eine Uterus-Dehnung, sowie
das Stimulieren der Brustwarze.
Abb. 1.4 Hypothalamus-Hypophyse: Portalkreislauf (Benninghoff, Bd. 1, S.187).
Einleitung - 10 -
Im Gegensatz zum SON besitzt der PVN (pars parvocellularis) zu den
magnozellulären Zellen noch separate zusätzliche parvozelluläre
Neuronenverbände, welche zum hypothalamo-adenohypophysären
(parvozelluläres) System (Nucleus paraventricularis, Nuclei praeoptici, Nucleus
periventricularis, Nucleus arcuatus) gehören und über hypophysiotrope
Hormone die Stimulation oder Hemmung der Freisetzung von glandotropen
oder Effektor-Hormonen der Adenohypophyse steuern.
Zur elektrophysiologischen Differenzierung von magnozellulären oxytozinergen
und vasopressinergen Neuronen wurden physiologische Stimuli in Kombination
mit einer antidromischen Reizung gegeben. Die elektrische Stimulation
axonaler Projektionen im Hypophysenstiel, sowie die mechanische Reizung der
Mammillen laktierender Ratten führten zu kurzen (2-4 s), aber sehr
hochfrequenten (30-60 Hz) Entladungen der oxytozinergen Neurone (Poulain et
al. 1977). Ohne applizierte Stimuli wurde eine unregelmäßige, langsame
Aktivität („random-firing“) registriert.
Vasopressinerge Neurone reagierten auf hypovolämische (Blutentnahme) oder
hyperosmotische Reize (Infundieren einer hyperosmotischen NaCl-Lösung in
die Carotis) mit einer verstärkten rhythmisch phasischen Aktivität. Es
wechselten sich sekundenlange Phasen kontinuierlicher Aktivität (15-45 s), mit
Gruppen von oft mehr als 100 Impulsen, von entsprechend langen
Entladungspausen ab.
Mittels Injektion von „Lucifer-Yellow“ über die Ableitelektrode und
anschließender immunhistochemischer Identifizierung mit entsprechend
markierten Antikörpern gegen ADH-Neurophysin oder OXY-Neurophysin
konnten immunzytochemische Charakterisierungen vorgenommen werden
(Andrew und Dudek 1984, Dudek et al. 1980, Gähwiler und Dreifuss 1980,
Smithson et al. 1984). Korrelierte man das Entladungsverhalten mit den
immunzytochemischen Befunden, so zeigten auch hier vasopressinerge
Neurone vor allem phasische Entladungen (Brimble und Dyball 1977, Cobett et
al. 1986, Poulain et al. 1977, Yamashita et al. 1983), sowie kurze rhythmische
Gruppenentladungen (Bursts) mit wenigen Impulsen und schnellem Rhythmus
(Gähwiler und Dreifuss 1979, Mason 1983).
Von größter Bedeutung für das Maß der Sekretion sind die markanten
Entladungsmuster (Impulsfolge der Aktionspotentiale) der spontanaktiven
Einleitung - 11 -
PVN-/SON-Neurone (Brimble und Dyball 1977, Cazalis et al. 1985, Dutton und
Dyball 1979, Dyball 1971, Harris 1947, Poulain et al. 1977, Poulain und
Wakerley 1982). Dabei wird die Sekretionsrate vor allem durch Modifikationen
der applizierten Gruppenentladungen, hier besonders durch die Frequenz
innerhalb dieser bestimmt. Kürzere Intervalle, vor allem zu Beginn der Bursts
(hochfrequent) waren effektiver in der Sekretionsrate als konstante
Intraburstintervalle. Aber auch die Pause zwischen neuronaler burstender
Aktivität war ausschlaggebend. Nach Gabe von Gruppenentladungen gleichen
Musters, aber mit unterschiedlichen Pausen zwischen diesen, zeigte sich, dass
eine bestimmte Pausenlänge notwendig ist, damit wieder optimale
Bedingungen für hohe Sekretionsraten gegeben waren.
Die spontane Aktivität unterliegt zusätzlich dem Einfluss der Körpertemperatur,
bedingt durch eine intrinsische Temperatursensitivität im Rahmen der
Thermoregulation durch die PO/AH (Boulant 1986, Braun et al. 1994b, Inenaga
et al. 1987). Durch thermale Stimulation der Regio praeoptica wurden die
neuroendokrinen Zellen des PVN und SON in ihrer Entladungsrate
mitbeeinflusst (Matsumura et al. 1983, 1985). So führten Injektionen
hypertonischer Lösungen verschiedenster Temperaturen in die Carotis zu
Veränderungen der Neuronenaktivität (Brooks et al. 1966). Dabei zeigten einige
Neurone bei Temperaturerniedrigung eine verminderte Entladungsrate
(warmsensitives Verhalten). Gegensätzlich führte eine Abkühlung des Gehirns,
mittels einer Thermode an der Carotis-Arterie bei etwa der Hälfte der
extrazellulär abgeleiteten Neurone zu einer Aktivitätssteigerung (Ferguson et al.
1984). Der exzitatorische Effekt korrelierte gut mit einem erhöhten
Vasopressin-Spiegel in der Peripherie und ließ sich mit einer in dieser Phase
auftretenden Antidiurese in Zusammenhang bringen, einer der wohl wichtigsten
Aufgaben im Sinne der zentralen Regulation des osmotischen Verhältnisses in
der Extrazellulär-Flüssigkeit.
Existiert ein Ungleichgewicht in der Wasserbilanz, so werden regulatorische
humorale und nervale Mechanismen wirksam, um das Körperwasser auf ein
isoosmotisches Niveau zu bringen. Bei Abnahme des Blutvolumens und damit
des Blutdruckes (Volumenmangel) wird der osmoregulierende Signalstoff
Angiotensin II freigesetzt. Ang II gehört zu den potentesten Vasokonstriktoren
und ist zugleich ein wichtiges Glied in der Regulation des Flüssigkeitsvolumens,
Einleitung - 12 -
da es die Natrium-Rückresorption im distalen Tubulussystem der Niere erhöht
und somit auch eine zusätzliche Retention von Wasser auslöst. Eine zentrale
Applikation von Ang II in die anterioventrikuläre Region des 3. Ventrikels
(AV3V-Region; CVO= Circumventrikulär-Organ) mit dem Organum Vasculosum
der Lamina terminalis (OVLT) und dem Subfornikalorgan (SFO) (Ferguson
1992, Müller et al. 1994), als die für das periphere Angiotensin durchlässigen
Anteile, führt zu einer Erhöhung der spontanen Entladung von PVN-/SON-
Neuronen (Ferguson und Renaud 1986, Johnson 1985). Dabei haben die
Terminalen der SFO-Neurone eine direkte Verbindung zu den Somata der
magnozellulären und parvozellulären PVN- und SON-Neurone, deren Axone mit
dem Neurotransmitter Ang II zu kardiovaskulären Kontrollzentren im Hirnstamm
und autonomen Kerngebieten der Medulla projizieren (Bains und Ferguson
1995, Changaris et al. 1978, Fuxe et al. 1976, Gehlert et al. 1986, Hwang et al.
1986, Li und Ferguson 1993). Somit können als Reaktion auf osmotische
Veränderungen in der Peripherie freigesetzte humorale Faktoren (Ang II),
Informationen über das CVO an den PVN und SON weitergeben und
Mechanismen der Gegenregulation im Sinne einer gesteigerten ADH-
Freisetzung aus dem Hypophysenhinterlappen (Okuya et al. 1987, Thrasher
und Keil 1987), einhergehend mit erhöhtem Durstempfinden und Blutdruck
(„neurohumorale Kontrolle“) ausgelöst werden.
Neben diesem Ang II-Mechanismus werden nervale Signale von zentralen und
peripheren Rezeptoren dem nervösen Zentrum über den osmotischen IST-Wert
vermittelt. Sie messen Unterschiede in der Osmolalität der extrazellulären
Flüssigkeit und Schwankungen der Natrium-Konzentration. Zentral lokalisierte
osmorezeptive Zellen finden sich im SFO, OVLT und der AV3V-Region im
Hypothalamus (Bourque et al. 1994, Müller et al. 1994), mit den bereits
beschriebenen Efferenzen zu den magnozellulären Neuronen des PVN und
SON, wo sich auch osmosensitive Zellen nachweisen lassen (Han et al. 1992,
Silva und Boulant 1984) und mit diesen im neuronalen Verbund einen
Osmorezeptor-Komplex bilden (Honda et al. 1990).
Neben zentralen rezeptiven Einheiten existieren auch extrakraniale
Osmorezeptoren in der Leber (Adachi et al. 1984) und im Carotissinus (Kunze
und Brown 1977), die zu den osmoregulatorisch relevanten Gebieten im
vorderen Hypothalamus projizieren. Zusätzlich existieren Afferenzen von
Einleitung - 13 -
Barorezeptoren, Chemorezeptoren und atrialen Dehnungsrezeptoren zu
noradrenergen A1-Zellen der Medulla oblongata und des NTS (= Nucleus
tractus solitarii), die wiederum magnozelluläre PVN- und SON-Neurone
innervieren (Kubo et al. 1985). Über afferente Nerven (N. glossopharyngeus
und N. vagus) die im NTS synaptisch verschaltet werden, gelangen die Impulse
zu den vegetativen Zentren in der ventrolateralen Medulla oblongata (VLM).
Über den Sympathikus erfolgen dann regulierende efferente Signale, die eine
Dilatation bzw. Konstriktion der Widerstandsgefäße zur Folge haben. Zuvor
jedoch ziehen von der VLM afferente Neurone unter Verwendung
verschiedenster Transmitter zu den Kerngebieten des Hypothalamus (Sladek
und Sladek 1985), woraufhin ein Durstgefühl ausgelöst und ADH freigesetzt
wird (1963: Gauer-Henry-Reflex: ADH-Sezernierung entsprechend der
Vorhofdehnung).
Impliziert man nun einen dehydrierten Zustand, so käme es aufgrund
gemeinsamer Konnektiven zwischen Osmoregulation und Thermoregulation zu
einem höheren Körpertemperatur-Anstieg als bei einem physiologisch
homöostatischen Körper (Pitts et al. 1944). Einerseits erniedrigt eine
Hyperosmolarität die Sensitivität der Schweißdrüsen für neuronale Afferenzen
(Nielsen 1974), was eine verminderte Wärmeabgabe bedeutet, aber
andererseits wird der Sollwert („set-point“) im thermoregulatorischem Zentrum
erhöht (Mitchell et al. 1971). Mittels in den Hypothalamus von Enten und
Hunden implantierten Thermoelektroden, konnte eine kälteinduzierte Diurese
und eine wärmeinduzierte Antidiurese eine neuronale Vernetzung beider
Regelsysteme deutlich machen (Simon-Oppermann und Gunther 1990,
Szcepanzka-Sadowska 1974). Zudem ist der Plasmaspiegel von ADH der
Säuger und AVT der Vögel nicht nur von osmotischen Bedingungen abhängig,
sondern zusätzlich auch von der Körpertemperatur (Keil et al. 1994, Simon und
Nolte 1990, Takamata et al. 1995). So beeinflussen lang andauernde Kühlung
bzw. Erwärmung des Hypothalamus die durch Hyperosmose erhöhte ADH-
Konzentration im Blut kaum, doch führen kurzzeitige Temperaturänderungen im
Hypothalamus zu einer veränderten ADH-Konzentration (gesteigerte Diurese
bzw. Antidiurese unter Hyperosmose) (Keil et al. 1994). In-vitro-
Untersuchungen an Hirnschnitten der Ratte im PO/AH und MnPO (= Mediane
präoptische Region) zeigten, dass sich diese integrative Verarbeitung osmo-
Einleitung - 14 -
und thermoregulatorischer Interaktionen bereits auf neuronaler Ebene in der
Entladungsrate abzeichnet (Nakashima et al. 1985, Silva und Boulant 1984,
Travis und Johnson 1993). Einhergehend steigt die Aldosteron- und
Corticotropin-Konzentration im Blut, bedingt durch die Kolokalisation und
-freisetzung von ADH und CRH, welche gemeinsamen Einfluss auf die ACTH-
Freisetzung haben (Cobett et al. 1986).
Die Freisetzung von ADH aus dem PVN/SON spielt zudem eine wichtige Rolle
während eines Fiebers, da das Hormon eine antipyretische Wirkung besitzt und
somit diesen Zustand limitieren kann. Das Hormon entfaltet seine Wirkung in
der Area septalis ventralis (VSA) des limbischen Systems (Kiss 1988), wo
Mikroinfusionen von ADH eine dosisabhängige signifikante Fieberreduktion
bewirken, während die Applikation eines ADH-Antagonisten zu einer
Fiberinduktion mit verlängerter Intensität führt (Blatteis 1990b, Cooper et al.
1987, Merker et al. 1989). Eine Applikation dorsal oder lateral von der VSA,
sowie eine Applikation des strukturähnlichen Peptides OXY zeigen keinen
antipyretischen Effekt. Die Fieberreduktion ist also dosisabhängig, sowie Ort-
und Peptid-spezifisch (Naylor et al. 1986). Die VSA-vermittelte endogen
antipyretische Wirkung von ADH erklärt man sich einerseits durch neuronale
Projektionen von der VSA zu hypothalamischen thermoregulatorischen
Strukturen, die pyrogen-induzierte Veränderungen unterdrücken können.
Andererseits fand man von der VSA stammende perivaskuläre ADH-Fasern im
OVLT, die zu der Überlegung führten, dass ADH an dieser Stelle die
Permeabilität oder Interleukin-Bindung behindern könnte, um somit die
Fieberentwicklung in einem sehr frühen Glied der Signalkette zu inhibieren
(Zeisberger und Merker 1992).
Bei afebrilen oder passiv erwärmten Tieren wird jedoch keine
Temperatursenkung vermittelt und es kommt auch nicht zu einer basal erhöhten
ADH-Freisetzung in der VSA. ADH wirkt somit nicht generell Körpertemperatur-
senkend, sondern nur als Antipyretikum (Horowitz et al. 1992, Wilkinson et al.
1994).
Bedeutsam ist auch die Tatsache, dass unter besonderen physiologischen
Zuständen (Neugeborene, präpartale Schwangere, chronische Hypertoniker)
eine verminderte Fieberreaktion auf Pyrogene vorliegt. Bei allen diesen
Bedingungen konnte entweder ein erhöhtes ADH in der VSA oder Reversibilität
Einleitung - 15 -
der natürlichen Antipyrese durch Applikation eines ADH-Antagonisten in der
VSA festgestellt werden (Cooper et al. 1988, Pittman und Wilkinson 1992, Roth
und Zeisberger 1992).
Wie aus den oben stehenden Abschnitten ersichtlich wird, können eine Vielzahl
von regulatorischen Kontrollmechanismen genannt werden. Doch von größter
Bedeutung für diese hier vorliegende Arbeit sind die Projektionen noradrenerger
A1/A2-Zellen der Medulla oblongata zu den relevanten Gebieten im vorderen
Hypothalamus, die im folgenden Kapitel ausführlich behandelt werden.
Einleitung - 16 -
1.2 Noradrenerges System
Synthese und Funktion
Abb. 1.5 Synthese von Noradrenalin.
Das Hormon Noradrenalin (lat.: glandula adrenalis= Nebennierenmark;
Synonym: Norepinephrin) ist ein zur Gruppe der Katecholamine (Synonym:
Brenzkatechinamin) gehöriges
Neurohormon. Unter Kate-
cholaminen versteht man die
Gruppe der biogenen Amine
Noradrenalin und Dopamin
(primäre Katecholamine), sowie
Adrenalin und deren Derivate
(sekundäre Katecholamine). Auf-
grund ihrer chemischen Struktur
v.a. der Polarität der Hydroxyl-
Gruppen sind die Katecholamine
weder in der Lage, die Blut-Hirn-
Schranke zu durchdringen, noch
können sie oral appliziert werden. Ihre Wirkungsdauer ist eher kurz, bedingt
durch die zirkulierenden Abbau-Enzyme Monoaminooxidase (MAO) und
Catechol-O-Methyltransferase (COMT).
Noradrenalin wird im menschlichen Organismus aus den Aminosäuren
Phenylalanin bzw. Tyrosin synthetisiert (siehe Abb. 1.5). Im ersten Schritt der
Noradrenalin-Biosynthese wird das Tyrosin-Molekül am C3-Atom mit einer
zweiten Hydroxylgruppe hydroxyliert und liegt damit als 3,4-
Dihydroxyphenylalanin (DOPA) vor. Danach decarboxyliert das Enzym DOPA-
Decarboxylase das entstandene Molekül zum biogenen Amin Dopamin. Durch
die Hydroxylierung der Seitenkette mit Hilfe der Dopamin-Hydroxylase und der
Ascorbinsäure als Kofaktor, entsteht schließlich Noradrenalin.
Synthetisiert wird Noradrenalin in Zellen des Nebennierenmarks, in den
postsynaptischen (noradrenergen) Neuronen des Sympathikus, sowie in Zellen
des Hirnstammes (entwicklungsgeschichtlich gleicher Ursprung der Zellen).
Einleitung - 17 -
Nach Ausschüttung in den synaptischen Spalt kann Noradrenalin teilweise
wieder vom präsynaptischen Neuron aufgenommen werden. Besonders das
aus der Nebenniere freigesetzte Hormon muss jedoch enzymatisch inaktiviert
werden. Dabei wird mittels katalytischer Hilfe des Enzyms Catechol-O-
Methyltransferase (COMT) eine Methylgruppe von S-Adenosyl-Methionin auf
das Katecholamin übertragen und anschließend durch eine Monoaminooxidase
(MAO) zu Vanillinmandelsäure desaminiert.
Im peripheren Nervensystem sind Noradrenalin und in geringem Maße auch
Adrenalin Überträgerstoffe der sympathischen postganglionären Endigungen.
Ferner fungiert Noradrenalin nach Ausschüttung aus dem Nebennierenmark
auch als Hormon. Es führt z.B. zur Kontraktion der Widerstands- und
Kapazitätsgefäße, Dilatation der Koronararterien und Steigerung von Blutdruck
und Herzfrequenz.
Pathophysiologisch kann eine Überproduktion von Noradrenalin beim
sogenannten Phäochromozytom vorkommen, dessen Leitsymptome
Hypertonie, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen und Tachykardie sind. Darüber
hinaus sind verschiedene Defekte der Enzyme des Noradrenalin-Stoffwechsels
beschrieben.
Pharmakologisch findet es Verwendung in der Notfall- und Schocktherapie, z.B.
als Medikament erster Wahl bei der kardiopulmonalen Reanimation, sowie zur
akuten Hebung des Blutdruckes bei Hypotonie.
Seine Wirkung entfaltet Noradrenalin an selektiven Adrenozeptoren (siehe Abb.
1.6), von denen die vier Haupttypen als α1-, α2-, β1- und β2-Rezeptoren
bezeichnet werden. Sie unterscheiden sich in ihrem Ansprechen auf
verschiedene Agonisten bzw. Antagonisten, aber auch in ihren
postsynaptischen Effekten. Die spezifischen α1-Agonisten Ephedrin,
Phenylephrin (chemische Bezeichnung: (R)-3-Hydroxy-a-[(methylamino)-
methyl]benzenmethanol), sowie Terbutalin gehören zu den Nicht-
Katecholaminen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen chemischen Struktur haben
diese eine längere Halbwertszeit, bedingt durch einen fehlenden Angriffspunkt
für das Abbau-Enzym COMT. Auch kann eine orale Applikation der Nicht-
Katecholaminen erfolgen. Jedoch am bedeutendsten ist die Tatsache, dass
eine Überwindung der Blut-Hirn-Schranke möglich ist. Pharmakologisch finden
α1-Agonisten Anwendung als Vasokonstringentien v.a. in Lokalanästhetika, zur
Einleitung - 18 -
therapeutischen Behandlung von chronischen Hypotonien und der Rhinitis,
sowie in der Ophthalmologie als Mydriatika (Alphasympathomimetika: Reizung
des M. dilatator pupillae).
In dieser Arbeit wurde die Auswirkung des α1-Agonist Phenylephrin auf die
neurosekretorischen Zellen des PVN und SON untersucht. Dabei entfaltet der
Agonist seine Wirkung nicht direkt über eine Konformationsänderung der
Membrankanäle, sondern führt über eine intrazelluläre Gq-Protein-Kaskade zur
Aktivierung der „second-messengers“ Inositoltriphosphat (IP3) und
Diacylglycerol (DAG). Daraus resultiert die Freisetzung von Ca2+-Ionen aus
intrazellulären Calciumspeichern und die Phosphorylierung von
Membrankanälen, was exzitatorisch auf die Neurone wirkt.
Prazosin ist, wie seine pharmakologischen Verwandten Terazosin, Doxazosin,
Alfuzosin ein sogenannter α1-Rezeptorantagonist und wird peripher vorrangig
zur Behandlung der arteriellen Hypertonie eingesetzt. Seine Halbwertszeit
beträgt 2,5-2,9 Stunden. Seine genaue chemische Bezeichnung lautet:
4-Amino-2-[4-(2-furoyl)-1-piperazinyl]-6,7-dimethoxychinazolin.
Bei Therapie mit α-Rezeptorantagonisten müssen einige Nebenwirkungen
beachtet werden. So verursachen sie relativ häufig orthostatische
Beschwerden. Demzufolge wird Prazosin in der Behandlung von
hypertonischen Beschwerden nur als Mittel zweiter Wahl eingesetzt. Weiterhin
wurden als Nebenwirkungen u.a. beschrieben: Müdigkeit, Unwohlsein,
Schwächegefühl, Gewichtszunahme, Leberfunktionsstörungen, Pankreatitis.
Einleitung - 19 -
Agonist
Phenylephrin
Adrenozeptoren
Alph
a 1
Alpha 1: α1B, α1A, α1D
G-Protein: Gq, GiGo
Effektor-Mechanismus: ↑ Phospholipase C, D, A2
Antagonist
Prazosin
Agonist
Clonidin
Alph
a 2
Alpha 2: α2A, α2B, α2C
G-Protein: Gi, Go
Effektor-Mechanismus: ↓ cAMP
Antagonist
Yohimbin
Agonist
Dobutamin
Beta
1
Beta 1:
G-Protein: Gs
Effektor-Mechanismus: ↑ cAMP, ↑ L-Typ Ca 2+
Antagonist
Metoprolol
Agonist
Albuterol
Abb. 1.6
Adrenozeptoren.
Beta
2
Beta 2:
G-Protein: Gs
Effektor-Mechanismus: ↑ cAMP
Antagonist
Butoxamin
Einleitung - 20 -
Zentrale noradrenerge Zellgruppen
Die Formatio reticularis, lokalisiert im Mesencephalon (Pons, Medulla
oblongata), beinhaltet eine große Gruppe an Nervenkernen, die noradrenerge,
dopaminerge und serotonerge Neurone enthalten. Sieben noradrenerge
Zellgruppen, als A1 bis A7 bezeichnet, wurden bei Nagern beschrieben. Die
meisten dieser Gruppen wurden auch bei Primaten gefunden. Diese
Zellgruppen entsenden sich stark verzweigende, auf- und absteigende
Fasersysteme, die in Längsrichtung der „Neuraxis“ verlaufen und terminale
Netzwerke in den verschiedenen Grisea bilden.
Die größte noradrenerge Zellgruppe ist der Locus coeruleus (v.a. A4, A6, A7)
am Boden der Rautengrube, ein makroskopisch sichtbarer blauschwarzer
Gewebestreifen in Höhe der rostralen Ponsabschnitte. Er enthält beinahe die
Hälfte der Gesamtzahl aller Noradrenalin-synthetisierenden Zellen und ist
quantitativ das bedeutendste noradrenerge Zentrum des Gehirns. Dieser Kern
besteht aus nur etwa 1000 Zellen, deren Axone sich jedoch so vielfach
verzweigen, dass die zugehörigen noradrenergen Endigungen an vielen Stellen
des ZNS zu finden sind.
Von größter Bedeutung sind jedoch die Gruppen A1, A2, A5 und A7, von denen
ein aufsteigendes Fasersystem ausgeht, das als ventraler noradrenerger
Bahnzug bezeichnet wird. Die Gruppen A1 und A2 liegen in der unteren
Medulla oblongata. Die Neurone der Gruppe A1 umgeben den Kern des
Funiculus lateralis und erstrecken sich dorsomedial in den lateralen Anteil der
Formatio reticularis; die der Gruppe A2 liegen dorsal und lateral des Nucleus
nervi hypoglossi, nahe der ventrikulären Oberfläche. Die Gruppe A5 besteht
aus ziemlich locker angeordneten Zellen, die den Nucleus nervi facialis und die
obere Olive umgeben. In den rostralen pontinen Abschnitten der lateralen
Formatio reticularis befinden sich die Zellen der Gruppe A7.
Der ventrale noradrenerge Bahnzug (Fasergruppen A1, A2, A5 und A7) verläuft
durch das retikuläre Gebiet des Hirnstamms und setzt sich nach vorn
hauptsächlich im medialen Vorderhirnbündel fort. Terminationsgebiete sind der
ventrolaterale Anteil der Substantia grisea im Mesencephalon, die Formatio
reticularis, der gesamte Hypothalamus im Diencephalon, insbesondere die
Einleitung - 21 -
Nuclei dorsomedialis, periventricularis, infundibularis, supraopticus,
paraventricularis und die innere Schicht der Eminentia mediana, die Area
praeoptica im Telencephalon und der Binnenkern der Stria terminalis. Ebenfalls
beschrieben ist eine noradrenerge Innervation des Bulbus olfactorius (Swanson
und Hartman 1975).
1 Interstitialkern der Stria terminalis 2 Commissura anterior 3 Nucleus paraventricularis 4 Nucleus praeopticus 5 Nucleus dorsomedialis 6 Bulbus olfactorius 7 Nucleus supraopticus 8 Nucleus infundibularis
9 Griseum centrale mesencephali 10 Formatio reticularis mesencephali 11 Zellgruppe A7 12 Zellgruppe A5 13 Nucleus solitarius 14 Nucleus dorsalis nervi vagi 15 Zellgruppe A2 16 Zellgruppe A1
Abb. 1.7 Noradrenerges System (Rudolf Nieuwenhuys: The Human Central Nervous System, 1988).
Somit hat der ventrale noradrenerge Bahnzug einen erheblichen modulierenden
Einfluss z.B. auf Reifungsprozesse und Lernvorgänge, Verarbeitung von
Sinnesreizen, Schlafregulation und endogene Schmerzhemmung. Der Locus
Einleitung - 22 -
coeruleus wird indessen als „Alarmsystem des Gehirns“ in körperlichen und
seelischen Stress-Situationen aktiviert und ist dabei entscheidend an der
Entstehung charakteristischer Symptome wie Angstempfindung oder
Tachykardie beteiligt.
Der ventrale noradrenerge Bahnzug projiziert aber auch gleichzeitig über zwei
absteigende noradrenerge bulbospinale Fasern. Zum einen über den Funiculus
anterior, welcher im Vorderhirn endet und zum anderen über den dorsolateralen
Teil des Funiculus lateralis mit der Endigung im Nucleus intermediolateralis und
in der Substantia gelatinosa. Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass auch
die Nuclei dorsalis nervi vagi und solitarius noradrenerge Fasern beziehen,
hauptsächlich aus A1 und A2 (Bourque und Renaud 1990).
Die Projektionen der noradrenergen Zellgruppen ins limbische System spielen
klinisch eine Rolle bei depressiven Erkrankungen. Angenommen wird eine
Unterfunktion, weshalb man mit Medikamenten die Wirkung noradrenerger
Neurone verstärkt und den Kranken erheblich Linderung schafft.
Abb. 1.8 Schematische Darstellung der afferenten und efferenten Hauptverbindungen der hypothalamischen Kerngebiete (Sawchenko und Swanson 1983).
Einleitung - 23 -
Der PVN und SON erhalten direkten exzitatorischen Input von den
noradrenergen A1-Neuronen in der kaudalen ventrolateralen Medulla oblongata
(Alonso und Assenmacher 1984, Day und Renaud 1984) (s. Abb. 1.8). Dieser
besitzt eine große Bedeutung für die Stimulation der Vasopressin-Freisetzung
auf modulierenden Blutdruck (Raby und Renaud 1989). Eindeutige Studien, die
Noradrenalin als alleinigen primären Transmitter belegen, waren jedoch nicht
erfolgreich (Day et al. 1990). Neuere Experimente bestätigten die Vermutung,
dass Noradrenalin seine exzitatorische Wirkung via α1-Rezeptoren
magnozellulärer Neurone im Hypothalamus mittels Kotransmitter entfaltet. In
Zusammenhang mit Noradrenalin werden unterschiedlichste Substanzen
(Neuropeptid Y, Substanz O, ATP), ebenfalls lokalisiert in der A1-Zellgruppe,
parallel zu Noradrenalin freigesetzt (Everitt et al. 1984, Sawchenko et al. 1985).
So aktivieren noradrenerge Projektionen aus den A1/A2-Zellgruppen in der
Medulla oblongata glutamaterge Interneurone im Hypothalamus z.B. PVN, die
intranukleäre exzitatorische Projektionen zu den magnozellulären Neurone
senden (Daftary et al. 1998). Andererseits führt man die exzitatorische Wirkung
von Noradrenalin auf eine Konvergenz von intrazellulären Signalkaskaden
zurück. Neben Noradrenalin setzen die A1-Neurone noch ATP frei, das an
purinerge P2x-Rezeptoren bindet. Dabei bewirkt die Aktivierung des α1-
Rezeptors und des P2x-Rezeptors einen enormen Anstieg der intrazellulären
Ca2+-Konzentration (Kapoor und Sladek 2000).
Einleitung - 24 -
1.3 Fragestellung
Der Hypothalamus, als oberste Integrationseinheit vegetativer Funktionen,
besitzt einen überragenden Stellenwert in multiplen wissenschaftlichen
Untersuchungen, in denen man es sich zur Aufgabe gemacht hat, die
vielseitigen physiologischen Abläufe zu verstehen und Rückschlüsse auf den
Gesamtorganismus zu ziehen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Systeme nicht
einer strikten Trennung unterliegen, sondern dass sie vielmehr miteinander
kommunizieren und, dass ihre Neurone für mehrere endogene Stimuli
(Temperatur, osmotischer Druck, Glukose, diverse Steroide) sensitiv sind
(Boulant und Silva, 1988).
Die dieser Dissertation zugrundeliegenden elektrophysiologischen Experimente
sollten die Frage klären, inwieweit sich im Entladungsverhalten
hypothalamischer Neurone physiologisch relevante Stimuli homöostatischer
Regelsysteme widerspiegeln. Darüber hinaus sollte untersucht werden, ob sich
die zwischen diesen Reizen bekannten Wechselwirkungen ebenfalls in der
neuronalen Entladung zeigen. In der hier vorliegenden Arbeit wird speziell die
Verknüpfung des noradrenergen α1-Agonisten Phenylephrin mit thermischen
Signalen in den magnozellulären neurosekretorischen Neuronen des Nucleus
paraventricularis (PVN) und Nucleus supraopticus (SON) untersucht. Jegliche
Auswirkungen würden zu einer Umstellung der Impulsaktivität führen, die
möglicherweise für eine funktionell sinnvolle Veränderung der Hormonsekretion
steht. Konkrete Ansatzpunkte für solche elektrophysiologischen Experimente
ergeben sich aus den oben angesprochenen, physiologisch gut dokumentierten
funktionellen Wechselwirkungen.
Die Kerngebiete PVN und SON sind für diese Untersuchungen besonders gut
geeignet, da sich hier neurophysiologische Ableitungen in einem direkten
Zusammenhang von physiologischer Hormonausschüttung, sprich ADH und
OXY befinden und wegen ihrer vielfältigen homöostatischen Kontrollfunktion.
Zum einen steuern PVN und SON die HPA-Achse über die Freisetzung von
CRF und regulieren den Wasserhaushalt über ADH, welches eine
Schlüsselrolle in der Vasomotion (Vasokonstriktion) einnimmt. Zusätzlich besitzt
es eine antipyretische und zusammen mit dem Releasing-Hormon CRH eine
Einleitung - 25 -
immunsuppressive Wirkung. Die magnozellulären neurosekretorischen Zellen
des PVN und SON als Herkunftsort des ADH sind somit integrative Zentren mit
gegenregulatorischen Domänen im Rahmen der Thermoregulation. Zwar kennt
man die entscheidende Vernetzung verschiedener Homöostasesysteme im
Hypothalamus, doch ist über die Integration multipler Stimuli und derer
gemeinsamen Konnektiven weniger bekannt.
Die erste Serie dieser Untersuchungen beschäftigte sich daher mit der Frage,
ob sich im Entladungsverhalten der neurosekretorischen Zellen des PVN und
SON Hinweise finden, dass sinusförmige Temperatustimuli, im Sinne einer
negativen Rückkopplung, über eine gesteigerte ADH-Sekretion
gegenregulatorische Mechanismen auslösen könnten.
Die zweite Frage betrifft die etwaigen Wechselwirkungen der verschiedenen
neuronalen Temperatureffekte mit anderen Parametern, wie in diesem Fall der
Einfluss noradrenerger Stimuli (Phenylephrin), die ebenfalls einen Einfluss auf
das Entladungsverhalten der PVN und SON Neurone haben. Hier könnte man
eine Nichtlinearität der elektrischen Aktivität in Verbindung mit den kombinierten
Stimuli erwarten. Die für diese Untersuchungen gewählten Methoden
entsprechen den herkömmlichen Verfahren zur extrazellulären Registrierung
der Impulsaktivität von Einzelneuronen in Hirnschnittpräparaten. Angesichts der
funktionellen Bedeutung der Impulsgruppen-Entladungen (Bursts), gerade für
die ADH-Sekretion, wurde der für diese Fragestellung besonders wichtige
Aspekt der gemittelten Entladungsfrequenz aufgezeichnet, sowie teilweise auch
die Veränderungen der Impulsmuster analysiert.
Material und Methoden - 26 -
2.0 Material und Methoden 2.1 Hirnschnitt-Technik
Bei den in dieser Arbeit zugrunde liegenden in-vitro Experimenten handelt es
sich um eine neurobiologische Untersuchungsmethode, mit der man
elektrophysiologische Messungen an Zellen zerebraler Areale, hier speziell des
hypothalamischen Areals von Säugetieren durchführen kann.
Seinen Ursprung findet diese elektrophysiologische Methode jedoch in der
Biochemie. Der amerikanische Biochemiker McIlwain beschrieb dieses Prinzip
erstmals 1961. Bereits 1966 konnten erste Aktivitäten neokortikaler Neurone
durch Yamamoto und McIlwain gemessen werden. Erstmalige
elektrophysiologische Untersuchungen am Hypothalamus, in Bezug auf
Spontanaktivität und Osmosensitivität, erfolgten 1978 durch Brimble et al.,
Dudek et al. 1980, Haller und Wakerley 1980, Hatton et al. 1978, Hatton 1982.
Andrew et al. führten im Jahre 1981 Versuche zur elektrischen Koppelung
magnozellulärer neurosekretorischer Neurone auf zellulärer Ebene durch.
Ebenfalls konnte bereits Anfang der achtziger Jahre, die Thermosensitivität
hypothalamischer Neurone durch Kelso und Boulant (1982), sowie Kelso et al.
(1982) mit Hilfe der Hirnschnitt-Technik untersucht werden.
Superfusionslösungen
Zur Vermeidung des Zelltodes mussten die Zellen geeigneten physiologischen
Bedingungen ausgesetzt werden, damit deren Spontanaktivität untersucht
werden konnte. Die Aufbewahrung der Hirnschnitte und die Superfusion in der
Ableitkammer erfolgte mit einer artifiziellen Cerebrospinalflüssigkeit (aCSF). Die
Konzentrationen der in der aCSF gelösten Ionen richteten sich nach Schmid
und Pierau 1993 (siehe Abb. 2.1). Die Substanzen wurden in 10-fach
konzentrierten Stammlösungen angesetzt; NaCl, KCl und KH2PO4 in derselben
Lösung, die vier anderen Substanzen separat. Am jeweiligen Versuchstag
Material und Methoden - 27 -
wurden die vier Stammlösungen zusammengegeben und mit Aquadest auf die
Endkonzentration verdünnt. Vor Versuchsbeginn wurde diese Nährlösung mit
Carbogen, einem Gasgemisch aus 95% O2 und 5% CO2 für eine Stunde begast
(Yamamoto 1972).
Substanzname Summenformel Konzentration [mmol/l] Hersteller
Natriumchlorid NaCl 124 Merck
Kaliumchlorid KCl 5 Merck
Kaliumdihydrogenphosphat KH2PO4 1,24 Merck
Magnesiumsulfat-Heptahydrat MgSO4 x 7H2O 1,3 Merck
Natriumhydrogencarbonat NaHCO3 26 Merck
Calciumchlorid-Dihydrat CaCl2 x 2H2O 0,9 Merck
D(+)-Glukose-Monohydrat C6H12O6 x H2O 10 Merck
Abb. 2.1 Zusammensetzung der aCSF (nach Schmid und Pierau 1993).
Eine pH-Wert-Überprüfung mit einem pH-Meter der Firma Greisinger ergab im
Mittel einen Wert von 7,39, sowie einer Osmolalität von 297 mOsm/kg Lösung
(gemessen mit einem Osmometer der Firma Knauer). Mittels geregelter
Heizung konnte die Temperatur in der Daueraufbewahrung auf konstanten
35°C gehalten werden. In der Ableitkammer selbst wurde auf ein
Körpertemperatur-Niveau mit 37°C erhöht und nach einer Adaptationsphase
den Versuchbedingungen entsprechend modifiziert.
Versuchstiere
Als Versuchstiere dienten juvenile Sprague-Dawley-Ratten, männlichen
Geschlechtes (siehe Abb. 2.2). Es handelte sich um Albino-Tiere, deren
Gewicht ca. 100-185 g betrug. Entscheidendes Kriterium war die Juvenilität.
Juvenile Tiere wiesen eine weichere und konsistentere Gehirnmasse auf, im
Material und Methoden - 28 -
Gegensatz zu adulten Ratten. So konnte eine schnellere und effizientere
Präparation durchgeführt werden. Ein weiterer Vorteil war das geringere
Volumen des Gehirns, was eine schnellere Kühlung (innerhalb von 3 Minuten)
zuließ. Zudem zeigten adulte Ratten eine höhere Neigung zur Anoxie, sprich
der neuronale Schaden nimmt im Laufe des Alters zu, aufgrund vermehrter
Myelinisation und Zellverbindungen.
Abb. 2.2 Juvenile Sprague-Dawley-Ratte, männlichen Geschlechtes.
Die Tiere wurden aus der Versuchstierzucht GmbH&COKG HARLAN-
WINKELMANN (Borchen, BRD) bezogen.
Die Haltung der Tiere erfolgte im Institut-eigenen Tierraum, gemäß den
Standardlaborrichtlinien. Hier herrschte eine konstante Temperatur von 21 bis
23°C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 55%, bei einer Beleuchtungszeit von
12 Stunden pro Tag. Die Ernährung der Tiere erfolgte ad libitum mit
Trockenfutter Altromin 1314 (ALTROMIN GmbH, Lage, BRD) und
Leitungswasser.
Material und Methoden - 29 -
2.2 Präparation und Anfertigung der Hirnschnitte
Vorbereitungen
Zu den Vorbereitungen gehörte die Herstellung einer Agarose-Plattform, zur
späteren Fixierung des Hirnblockes. Nach Aushärtung konnte ein ca. 2x2 cm
großer Block mit dem Skalpell entfernt werden. In der Plattform wurde eine
Aussparung von 8x8 mm gesetzt und mittels Sekundenkleber auf einer
Plexiglasscheibe in Längsrichtung fixiert.
Um einen frühzeitigen Zelltod zu verhindern, musste das Gewebe während der
Zeitspanne von der Freilegung bis zur Daueraufbewahrung der Hirnschnitte in
seinem Metabolismus heruntergeregelt werden, womit die Gefahr der
Nervenzell-Läsionen durch Anoxie so gering wie möglich gehalten wurde.
Deshalb wurde ein Teil, der in Kapitel 2.1 hergestellten Lösung, das benötigte
Präparationsbesteck, sowie die Sezierfläche (Metallzylinder, Rundfilter mit
Markierung zur Schnittführung) für die Herstellung des Hirnblocks auf eine
Temperatur von 4°C mit Eiswasser gekühlt. Zudem musste der Inkubator mit
den Hirnschnitt-Körbchen bestückt, mit aCSF gefüllt und die Begasungseinheit
installiert werden. Dieser wurde dann in ein auf ca. 37°C erhitztes Wasserbad
eingelassen.
Hirnentnahme
Das Versuchstier wurde während der Vorbereitungen in einem separierten
Gehäuse im Labor gehalten. Nachdem diese abgeschlossen waren, wurde das
Versuchstier durch einen gezielten Schlag auf den Thorax ohne Anästhesie,
sowie unter Berücksichtigung des Eigenschutzes, getötet. Anschließend wurde
die Ratte mit einer großen anatomischen Rundschere, knapp hinter den Ohren
dekapitiert. Nach dem Setzen eines Hautschnittes in sagittaler Richtung vom
Foramen magnum entlang der Sutura sagittalis bis zum Nasenbein, konnte die
Kopfhaut beidseitig nach lateral abgezogen werden. Unter Sicht wurden jetzt
etwaige Halswirbel und Nacken- bzw. Rückenmuskulatur entfernt. Bevor die
Material und Methoden - 30 -
Kalotte jedoch mit Hilfe einer Knochenzange zur Seite hin weg gebrochen
werden konnte, mussten noch Hilfsschnitt gesetzt werden: zum einen im
Nasenbein und zum anderen eine Verbindung vom Foramen magnum bis zur
ipsilateralen Orbita einseitig. Dabei war darauf zu achten, dass das Hirngewebe
nicht traumatisiert wurde. Zur endgültigen Entnahme des Gehirns drehte man
den Schädel um, wobei durch die Erdanziehungskraft das Hirn von der Basis
abgehoben wurde und trennte mit einem stumpfen löffelartigen Spatel alle
Verbindungen (Hirnnerven) zur Basis cranii, bis es aus kurzer Höhe selbständig
in das Becherglas mit der gekühlten aCSF fiel. Besondere Aufmerksamkeit
musste dabei den beiden Nn. optici gewidmet werden, denn es galt, einen
ausreichenden Abstand zum Chiasma opticum mit dem hypothalamischen
Zielgebiet einzuhalten. Aufgrund hoher Temperaturen im Labor und der
ischämischen Phase war höchste Eile geboten, damit das spätere
Versuchsobjekt nicht allzu sehr geschädigt wurde. Die Präparation erfolgte
deshalb innerhalb von 60 bis 130 Sekunden.
Cerebellum
Hypothalamus
Chiasma opticum
Abb. 2.3 Schematische Umrisszeichnung der Gehirnareale einer Ratte in koronaler Ansicht (Paxinos und Watson 1986). Die hervorgehobene Fläche markiert den Bereich des entnommenen Gewebeblocks mit dem Hypothalamus und die in den Versuchen verwendeten Gehirnschnitte mit den Kerngebieten PVN und SON. Daneben ein entnommenes Gehirn, wie es sich post preparationem darstellt (mit schematisierter Schnittfläche).
Material und Methoden - 31 -
Inkubation
Die Inkubation des entnommenen Gehirns (siehe Abb. 2.3) erfolgte in der auf
4°C gekühlten Nährlösung maximaler Begasung (O2/CO2 im Verhältnis 95% zu
5%) für etwa 1 Minute.
Durch die nun folgende Erniedrigung der Temperatur sollte das Gehirn seinen
Metabolismus soweit herunterfahren, damit bei der Anfertigung der Hirnschnitte
die hypoxischen Schäden so gering wie möglich gehalten wurden. Ein weiterer
Vorteil der Abkühlung war nun eine festere Konsistenz, die so eine exaktere
und saubere Präparation ermöglichte.
Anfertigung der Hirnschnitte
Nach Inkubation erfolgte die Anfertigung der Hirnschnitte. Dazu wurde das
Gehirn mit Hilfe eines Netzrahmens atraumatisch aus dem Becherglas
entnommen und mit seiner Basis nach oben auf
den eisgekühlten Metallblock gelegt. Mit einer
entfetteten Rasierklinge wurde das zu
untersuchende Hirnareal, in diesem Fall der
Hypothalamus herausgeschnitten. Die Schnitt-
führung erfolgte nach folgenden markanten
Punkten: zwei sagittale Schnitte jeweils 3 mm
lateral der Medianlinie, ein Frontalschnitt 1 mm
rostral des Chiasma opticum und einem
Frontalschnitt in Höhe der Pons. Dabei musste
unbedingt auf eine zur Unterlage senkrechte
Schnittführung geachtet werden. Zentriert,
zwischen den beiden Markierungen auf dem
Filterpapier wurde beidseits überstehendes
Gewebe entfernt. Nach Drehung des Hirnblockes konnte unter Sicht auf das
Chiasma opticum problemlos der Block erneut im Kortex-Bereich reduziert
werden. Als Ergebnis erhielt man einen festen Quader aus Hirnmasse mit einer
Abb. 2.4 Hirnblock in der Agarose-Stabilisierung.
Material und Methoden - 32 -
Grundfläche von 8x8 mm. Mittels Backenpinzette konnte der Quader in die
Aussparung des Agarose-Blockes gesetzt werden (s. Abb. 2.4). Die
Befestigung erfolgte mit Gewebekleber (Histoacryl®, blau, Firma BRAUN,
Melsungen, BRD) auf der Plexiglasplatte. Dabei zeigte das Chiasma opticum
nach oben und die Hypothalamus-Linse befand sich an der vorderen Öffnung.
Die Plexiglasplatte wurde in den Vibratom-Aufsatz gespannt, so dass die
Hypothalamus-Linse parallel in Richtung Rasierklinge zeigte. Nach diesen
Vorbereitungen konnten nun die Frontalschnitte hergestellt werden. Mit dem
Vibratom (Vibracut, Firma
FTB, Bensheim, BRD) wurden
die Hirnschnitte (Slices) in der
Frontalebene im Abstand von
400 µm gelegt, bei
gleichzeitiger Umspülung mit
der gekühlten und oxy-
genierten Nährlösung (siehe
Abb. 2.5). Zuvor wurde die, in
einem Winkel von 13°
eingespannte Rasierklinge mit
2-Propanol entfettet.
Abb. 2.5 Anfertigung der Hirnschnitte mit dem Vibratom.
Anschließend inkubierten die Hirnschnitte erneut für eine Stunde, jeweils verteilt
auf 10 Acrylbehälter mit Nylonnetz-Boden bei ausreichendem Sauerstoff- und
Nährstoff-Angebot. Die Nährlösung unterlag einem kontinuierlichen
Temperaturanstieg bis auf 35°C innerhalb dieser Stunde.
Durch zügiges Präparieren und möglichst intensiver Kühlung des Gewebes
konnten hypoxische Schäden nahezu vermieden werden und somit war eine
neuronale Aktivität auch nach einer 24-stündigen Inkubation noch zu messen.
Material und Methoden - 33 -
2.3 Versuchsdurchführung: Der Messstand
Ableitkammer und Hirnschnittversorgung
Die in dieser Arbeit beschriebenen extrazellulären Ableitungen im PVN und
SON der Ratte wurden in einer selbst konzipierten Ableitkammer durchgeführt,
in der die Schnitte vollständig in der Superfusionslösung lagen (s. Abb. 2.6).
Die Wände der Ableitkammer bestanden aus einem aufgesteckten
Kunststoffaufsatz und der Boden wurde von einem Platinblech gebildet,
welches die Thermoden-Oberfläche
bedeckte. Diese Thermode
erlaubte es, thermische Reize
unterschiedlichster Form (rampen-
/sinusförmig, Änderungsgeschwin-
digkeit 0,0001 bis 10°C/s) und
Größe definiert und reproduzierbar
über den Rampengenerator zu
applizieren. Die thermische
Reizung der Hirnschnittpräparate,
die direkt auf der Thermoden-
Oberfläche platziert und mit
Platinringen stabilisiert wurden, erfolgte als Kontaktwärmereizung. Die
Thermode basierte auf einem Eiswasser/Heizwendel-Antagonismus, gesteuert
über ein Kupfer/Konstantan-Thermoelement (Durchmesser: 0,5 mm), welches
als Fühler, unterhalb der Platinoberfläche, den Istwert (= aktuelle
Oberflächentemperatur) direkt an den Regler weitergab. Dieser steuerte die
Thermode über die Heizwicklungen innerhalb der Thermode, bezogen auf die
vorher eingestellte Solltemperatur. Als Gegenspieler diente die mit 5-10°C
durchspülte Kühlspirale. Der in Abbildung 2.7 gezeigte aCSF-Zufluss erlangte
über direkten Kontakt mit der Thermoden-Oberfläche noch vor Eintritt ins
Kammerlumen die Solltemperatur und wurde über eine Rollerpumpe mit einer
Geschwindigkeit von 1-2 ml/min geregelt. Bei einem maximalen
Kammerfüllungsvolumen von 0,5 ml ergab sich bei einem Zufluss von 2 ml/min
Abb. 2.6 Die Ableitkammer mit der Thermode.
Material und Methoden - 34 -
ein viermaliger Austausch des gesamten Kammervolumens pro Minute.
Dadurch war eine ausreichende Nährstoff- und Sauerstoff-Versorgung
gewährleistet. Auch die Testsubstanzen wurden so schnell herangeführt;
Auswertungsfehler, aufgrund unterschiedlicher Konzentrationen in der
Ableitkammer waren nicht zu erwarten.
Material und Methoden - 35 -
Abb. 2.7 Schematische Darstellung der Ableitkammer mit Thermode und deren Komponenten.
Material und Methoden - 36 -
Elektroden
Als Elektroden zur Ableitung der spontanen Neuronenaktivität dienten
Glaskapillar-Elektroden aus Borosilikatglas, welche mit einem Filament
versehen waren. Ihr Außendurchmesser betrug 1,5 mm; der Innendurchmesser
0,86 mm. Damit besaßen die Elektroden eine Wanddicke von 0,32 mm.
Zur Herstellung dieser, wurden Kapillarrohlinge mit einer Länge von 100 mm
der Firma CLARK Electromedical Instruments, UK, Produkt GC150F-10
verwendet. Der Rohling wurde in einem Flaming/Brown Micropipette Puller P-87
befestigt und über ein vorgegebenes Programm in der Mitte angeschmolzen,
bei gleichzeitigem Zug von beiden Seiten. Nach kurzer Zeit entstanden
schließlich zwei Spitzen, aus denen dann die Glaskapillaren resultierten.
Grundvoraussetzung für beste Messergebnisse waren optimierte
Elektrodeneigenschaften, bedingt durch das Puller-Programm. Die Elektroden
hatten eine Impedanz zwischen 3,5 und 4,5 Megaohm. Durch das Vorliegen
unterschiedlicher Widerstände konnten nun einerseits wenig-selektive
niederohmige Elektroden zur Registrierung niedrigere Amplituden, als auch
andererseits hochohmige Elektroden für die endgültige Registrierung einzelner
Nervenzellen verwendet werden.
Registrierung und Signalerfassung
Nach Inkubation wurde ein Hirnschnitt mit einer Pipette in die Ableitkammer
überführt, wo er erneut für ca. 5 Minuten bei 37°C inkubierte. Anschließend
wurde mittels Mikromanipulator (MO-150, Narishige, Tokyo) die
Elektrodenspitze in das Zielkerngebiet vorgeschoben. Dabei war darauf zu
achten, dass diese von Schnittober- bis zur Schnittunterseite hindurchgefahren
wurde, bis neuronale Aktivität zu erkennen war, die sich über den Lautsprecher
akustisch vom Rauschen abhob. Optisch konnte die Einführung der
Elektrodenspitze unter einem Stereo-Zoom-Binokular (SZ40, Olympus, Tokyo)
beobachtet werden. Eine grobe Orientierung lieferte die klare Abgrenzung des
SON als hell-granuläre Region gegenüber dem dunklen Umfeld und die
Material und Methoden - 37 -
eindeutige anatomisch-topographische Beziehung zum Chiasma
opticum/Tractus opticus, sowie die Lage des PVN zum Ventrikel.
Zu Beginn der Versuche war jedoch die neuronale Spontanaktivität eher etwas
herabgesetzt (Adaptationsphase), die sich aber nach einiger Zeit wieder
besserte. In einer Arbeit von Silva et al. von 1983 wird von einem leichten
Rückgang des Hirnschnitt-Sauerstoffverbrauchs in den ersten zwei Stunden der
Inkubation berichtet. Nach diesen zwei Stunden der Inkubation sei der
Sauerstoffverbrauch aber in allen Fällen wieder auf Normalniveau angestiegen.
Die Registrierung extrazellulärer Zellaktivität setzte einen hohen
Eingangswiderstand voraus, da die zu messenden Ströme im Vergleich zu
intrazellulären Ableitungen nochmals um mindestens eine Zehnerpotenz
niedriger lagen („Impedanzwandlung“). Somit wurden auch Rauschsignale und
andere Störungen mitverstärkt. Um diesem entgegenzuwirken, musste das
Ableitsystem mit Hilfe eines Faradayschen Käfigs abgeschirmt werden.
Die Elektrode vermittelte die gemessenen Aktionspotentiale zunächst an einen
Vorverstärker (10000-fach) mit einem 0,3 bis 3 KHz-Bandpassfilter, dann weiter
zu einem Verstärker DAM 80 mit 50 Hz-Filter. Dieses Signal wurde sowohl
visuell auf einem digitalen 2-Kanal-Speicher-Oszilloskop (Firma HAMEG mit
Drucker), als auch akustisch auf einem Lautsprecher dargestellt.
Das Originalsignal wurde über einen Impulshöhen-Fensterdiskriminator (Fa.
BM&T, Heidelberg) weitergeleitet. Mit Hilfe dieses Impulshöhen-
Fensterdiskriminator konnte die untere Amplitudenschwelle festgelegt werden,
um Aktionspotentiale akustisch vom Rauschen zu trennen. Selektierte
Aktionspotentiale wurden umgewandelt und als gleichamplitudige
Rechteckimpulse („Transistor-Transistor-Logik“= TTL) an ein Computerinterface
(HAL-Com, Firma Enghusen, Halstenbek) als Interspike-Zeitintervall-Werte mit
den entsprechenden Analogsignalen (Temperatur, Pharmaka-Applikation)
weitergeleitet. Zusätzlich registrierte der über einen Impuls-Spannungswandler
gesteuerte Linienschreiber (Linseis L6514B, 1 cm/min) die momentane
Entladungsfrequenz und die vom Thermoelement gemessene Temperatur.
Zeitpunkt und Dauer der Substanz-Applikation wurden manuell markiert (siehe
Abb. 2.8). Zudem bestand die Möglichkeit über den Bandrekorder (Tascam
Portastudio 424) neben dem Originalsignal, Analogsignale und
Versuchskommentare aufzuzeichnen.
Material und Methoden - 38 -
Abb. 2.8 Schematische Übersicht der wichtigsten Systembestandteile zur Registrierung,
Verarbeitung und Speicherung extrazellulär gewonnener neuronaler Aktivität und der applizierten Stimuli.
Material und Methoden - 39 -
2.4 Auswertung und Datendarstellung Die Daten wurden neben dem Schreiber, auch digitalisiert über ein Computer-
System aufgezeichnet. Somit konnte die spätere Auswertung mittels Computer-
Daten (Off-Line) erfolgen.
Über ein Computerinterface (HAL-Com, Firma Enghusen, Halstenbek) wurden
Informationen über Temperatur, die Substanzapplikation und die Neuronen-
Spontanaktivität digitalisiert erfasst und nachfolgend auf der Festplatte
gespeichert. Die vom Fenster-Diskriminator generierten TTL-Signale erhielt der
PC in Form von ID-Daten („interval duration“; gibt den zeitlichen Abstand
zwischen zwei aufeinander folgende TTLs an, also die Pause zwischen zwei
Aktionspotentialen und ist somit umgekehrt proportional der Frequenz). Die
neuronale Entladungsaktivität ließ sich also schon versuchssynchron via
Lautsprecher, zweier Oszilloskope, Schreiber und Computermonitor (Online mit
der Software „Spike 98“ von M. Hirsch und H.A. Braun am Marburger Institut für
Normale und Pathologische Physiologie entwickelt) verfolgen.
Die Ereignisse wurden in Tabellenform gespeichert und die Auswertung erfolgte
mit IGOR Pro (WaveMetrics). Ein weiterer Computer erhielt mit einer Sample-
Frequenz von 50 kHz das original Zell-Signal aus dem Verstärker DAM 80 mit
50 Hz-Filter und Informationen über den Temperaturverlauf aus der
Temperatur-Steuerung. Als Software wurde das eigens hierfür konzipierte
Programm TREC Neuroscience Studio erprobt.
Für die hier vorliegende Arbeit wurden im Wesentlichen folgende graphische
Analyseverfahren eingesetzt:
- Auftragung der Intervalldauer zwischen zwei Aktionspotentialen gegen
die Zeit (ID-Plot oder Intervallpunktkurve).
- Auftragung der Frequenzwerte gegen die Zeit als Peristimulus-Zeit-
Histogramm (Frequenzpunktkurve).
- Auftragung der aktuellen Temperatur in der Versuchskammer (konstant,
rampen-/sinusförmig).
- Auftragung der Substanz-Applikationsdauer.
Material und Methoden - 40 -
Weiterhin von Bedeutung war die Entladungscharakteristik der Neurone aus
dem PVN und SON, aufgrund der in der Literatur beschriebenen funktionellen
Relevanz des Entladungsverhaltens für die Art und Menge des freigesetzten
Neuropeptids (siehe Kapitel 1.1.2). Deshalb wurde die neuronale elektrische
Aktivität mittels einer im Labor entwickelten Auswerte-Software analysiert und
eine Einteilung in kontinuierliche und phasische Entladungsmuster verwendet.
Kontinuierliche Entladungen zeigten entweder mehr oder weniger gleiche
Abstände zwischen allen Aktionspotentialen (= regelmäßig) oder weniger
einheitliche Intervalle (= unregelmäßig). Demgegenüber standen phasisch
entladende Neurone, bei denen sich Phasen hochfrequenter
Gruppenentladungen (Bursts) mit Entladungspausen abwechselten. Zur
Charakterisierung dieser Gruppenentladungen konnten folgende Parameter,
wie in Abb. 2.9 ersichtlich, herangezogen werden (Dewald et al. 2001).
IBI/SB
IBI1...............................IBIn
BD BP
BC
Abb. 2.9 Schematisierte Burstsequenz mit Definition der Burstparameter: - Mittlere Intraburst-Intervalle (IBI) - Burstdauer (BD) - Burstpause (BP) - Spikes pro Burst (SB): Anzahl der Aktionspotentiale innerhalb einer Gruppenentladung - Burstzyklus (BC): Summe aus BD und BP (Zeit von Beginn eines Bursts bis zum Beginn des
nächsten Bursts) - Intraburstfrequenz (IBF): Die Frequenz innerhalb einer Gruppenentladung, errechnet aus
SB/BD; Kehrwert der durchschnittlichen Intervalldauer der Entladung im Burst und somit ein Maß für die Burstverstärkung oder -verminderung.
Ergebnisse - 41 -
3.0 Ergebnisse 3.1 Entladungsverhalten spontanaktiver Neurone des PVN
und SON
Die im Folgenden gezeigten Untersuchungen basierten auf extrazellulären
Registrierungen der Impulsaktivität von 20 Einzelneuronen (Single-Unit), sowie
von 19 Neuronenverbänden (Multi-Unit) des Nucleus paraventricularis (PVN; n=
34) und Nucleus supraopticus (SON; n= 5). Hierzu wurden ca. 203 Hirnschnitte
von 27 juvenilen männlichen Versuchstieren angefertigt. Diese Ableitungen
stellten bereits eine Selektion aus einer weitaus größeren Zahl registrierter
Zellen dar, die jedoch meist aus vorzeitigen Zelltod oder Verlust der
Elektrodennähe zum Neuron aufgrund von Erschütterungen, in dieser Arbeit
nicht zum tragen gekommen sind. Ein weiteres wichtiges Kriterium für die
Durchführung der Experimente war die zeitliche Stabilität der registrierten
Entladungen von spontanaktiven Neuronen, die eine Beständigkeit von
mindestens 30 Minuten zeigen mussten, bevor mit den Untersuchungen
begonnen wurde.
Aufgrund der in der Literatur beschriebenen funktionellen Relevanz des
Entladungsverhaltens für die Art und Menge des freigesetzten Neuropeptids
(siehe Kapitel 1.1.2), wurden die neuronalen elektrischen Aktivitäten mittels
einer im Labor entwickelten Auswerte-Software analysiert, wodurch eine
differenzierte Betrachtung des Entladungsmusters möglich wurde. Das
Spektrum des Entladungsverhaltens der untersuchten Neurone reichte von sehr
regelmäßig-kontinuierlichen Aktionspotentialfolgen bis hin zu phasischen
(„burstenden“) Gruppenentladungen mit nahezu stabilen Burstrhythmus und
-dauer (siehe Abb. 3.1). Kontinuierliche Entladungen zeigten entweder mehr
oder weniger gleiche Abstände zwischen allen Aktionspotentialen
(= regelmäßig) oder weniger einheitliche Intervalle (= unregelmäßig).
Demgegenüber standen phasisch entladende Neurone, bei denen sich Phasen
hochfrequenter Entladungen (Bursts) mit Entladungspausen abwechselten.
Damit waren die Intervalle innerhalb eines Bursts (Intra-Burstintervalle)
Ergebnisse - 42 -
wesentlich kürzer als die Abstände zwischen zwei Bursts (Inter-Burstintervalle
oder Burstpausen). Zusätzlich zeigten sich besonders im SON lang andauernde
phasische Gruppenentladungen mit mehreren hundert Impulsen über einen
Zeitraum von bis zu 1 Minute mit entsprechend langen Pausen.
A
Auffallend war die Tatsache, dass die Entladungsmuster keineswegs einheitlich
und nicht immer eindeutig waren. So reagierten einige Neurone mit zunächst
phasischem Entladungsmuster auf eine Temperaturänderung, indem sie
nunmehr kontinuierlich feuerten. Das gesamte prozentuale Verhältnis von
phasisch und kontinuierlich feuernden Neuronen betrug im PVN 69% zu 23%
und im SON 75% zu 25% (siehe Abb. 3.2).
Abb. 3.1 Schematische Sequenz neuronaler Entladungen (Spikesequenz): regelmäßig-kontinuierlich (A), unregelmäßig-kontinuierlich (B) und phasisch (C). Die horizontale Achse entspricht der Zeitachse, ein senkrechter Strich einem Aktionspotential.
Abb. 3.2 Verteilung der Neurone hinsichtlich ihres Entladungsmusters. Das gesamte prozentuale Verhältnis von phasisch und kontinuierlich feuernden Neuronen betrug im PVN 69% zu 23% und im SON 75% zu 25%.
PVN: phasisch (69%)PVN: kontinuierlich (23%) Nicht klassifizierbar (8%)
B
C
PVN: phasisch (75%)PVN: kontinuierlich (25%) Nicht klassifizierbar (0%)
Ergebnisse - 43 -
Ein Beispiel für ein phasisches, hochfrequent-entladendes Neuron zeigt die
Abbildung 3.3. Hier können eindeutig Burst-Dauer und Burst-Pause
voneinander abgetrennt werden. Durch Zugabe des sinusförmigen
Temperaturstimulus von 37°C±3°C (f= 0,005 Hz) verlängert sich die Burst-
Dauer und die Pausen zwischen diesen; das Entladungsverhalten erhält ein
markanteres Muster.
424038363432Te
mpe
ratu
re [°
C]
1400120010008006004002000Time [sec]
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
]
lc
s [s
e
terv
a
In
40
30
Abb. 3.3 Darstellung eines phasisch, hochfrequent-entladenden Neurons aus dem SON. Oberste Darstellung: Intervall-Dauer-Kurve (ID: intervall duration), welche die Zeiten zwischen zwei Impulsen angibt; Mitte: Frequenzdarstellung in Hertz als Peristimulus-Zeit-Histogramm; Unten: konstanter bzw. sinusförmiger Temperaturstimulus bei 37°C±3°C (f= 0,005 Hz).
20
10
0Freq
uenc
y (m
ean/
sec)
[Hz]
Ergebnisse - 44 -
3.2 Thermosensitivität spontanaktiver Neurone des PVN und SON
Im Mittelpunkt dieser elektrophysiologischen Experimente stand die
Untersuchung des Entladungsverhaltens der Neurone der paraventrikulären
und supraoptischen Kerngebiete (PVN und SON) unter dem Einfluss von
Temperaturreizen.
Die übliche Charakterisierung einer Zelle bezüglich ihrer Thermosensitivität
geschieht durch Ermittlung des Temperaturkoeffizienten (TC). Dieser
Koeffizient (Einheit: Impulse*s-1*°C-1= Hz/°C) definiert sich als
Frequenzänderung [Δ Hz] der Entladung pro Grad Celsius
Temperaturänderung. Positive Werte zeigen eine gleichsinnige Änderung an,
also einen Anstieg der Entladungsrate bei Temperaturerhöhung und sind somit
ein Kriterium für Warmsensitivität. Negative Werte deuten dementsprechend auf
eine gegensinnige Reaktion hin (Frequenzabfall bei Temperaturerhöhung) und
charakterisieren das untersuchte Neuron als kältesensitiv.
Experimentell wurde die Thermode der Versuchskammer (siehe Kapitel 2.3)
über einen Spannungsgenerator gesteuert und rampen-/sinusförmige
Temperaturschwankungen von 37°C±3°C mit einer Frequenz von f= 0,005 Hz
generiert. Das Temperaturmaximum von 40°C simulierte somit einen
pyretischen Zustand (Fieber) des menschlichen Organismus, wo hingegen das
Temperaturminimum von 34°C einen Zustand nach Unterkühlung darstellte.
Von insgesamt 39 ausgewerteten Zellen zeigten 34 Neurone (= 87%) eine
Sensitivität auf Temperaturreize im physiologischen Bereich zwischen 34°C und
41°C. Nur 5 Nervenzellen (= 13%) aus dem PVN oder SON waren
temperaturinsensitiv, das heißt, sie änderten ihr Entladungsmuster nicht in
Abhängigkeit zum appliziertem Temperaturstimulus.
Von den temperatursensitiven, spontanaktiven Nervenzellen zeigten 29 von 34
(= 85%) das Maximum ihrer Entladungsfrequenz im Bereich des
Temperaturmaximums und wurden deshalb als „warmsensitiv“ klassifiziert.
Dagegen zeigten 5 (= 15%), als „kaltsensitiv“ charakterisierte Neurone, ihr
Frequenzmaximum im Bereich des Temperaturminimums (s. Abb. 3.4B+C).
Ergebnisse - 45 -
Abb. 3.4 Beispiele für verschieden temperatursensitive Zellen. A: Mittlere Impulsfrequenz eines temperaturinsensitiven Neurons (oben, blaue Linie) während Applikation eines sinusförmigen Temperaturstimulus zwischen 34°C und 40°C (f= 0,005 Hz, rote Linie unten). Es zeigt sich keine Abhängigkeit der Entladungsrate vom Temperaturstimulus. B: Mittlere Impulsfrequenz eines kaltsensitiven Neurons (oben, blaue Linie) während Applikation eines rampenförmigen Temperaturstimulus zwischen 34°C und 41°C (rote Linie unten). Die höchste Entladungsrate zeigt sich im erniedrigten Temperaturbereich. C: Mittlere Impulsfrequenz eines warmsensitiven Neurons (oben, blaue Linie) während Applikation eines rampenförmigen Temperaturstimulus zwischen 34°C und 41°C (rote Linie unten). Die rampenförmige Temperaturerhöhung (von 37°C auf 41°C) führt zu einem Frequenzanstieg der Entladungsrate.
42
40
38
36
34
32
Temperature [°C]
110010501000950900850800Time [sec]
10
8
6
4
2
A
0
f [Hz]
Freq
uenz
[Hz]
Te
mpe
ratu
r [°C
]
25
20
15
10
5
0
f [Hz]
424038363432
°C
200018001600140012001000sec
42
40
38
36
34
32
Temperature [°C]
12001000800600Time [sec]
8
6
4
2
B
0
f [Hz]
Freq
uenz
[Hz]
Te
mpe
ratu
r [°C
]
C
Freq
uenz
[Hz]
Te
mpe
ratu
r [°C
]
Ergebnisse - 46 -
Die Abbildung 3.4 zeigt je ein Beispiel für verschieden temperatursensitive
Zellen, wobei in Abb. 3.4A ein temperaturinsensitives Neuron dargestellt ist.
Hier sind keine markanten Frequenzänderungen der Entladungen während
eines sinusförmig-verlaufenden Temperaturstimulus zwischen 34°C und 40°C
(f= 0,005 Hz) ersichtlich.
In Abbildung 3.4B ist der Frequenzverlauf der Entladung eines schwach
kaltsensitiven Neurons gezeigt. Die höchste Entladungsfrequenz zeigt sich hier
im niedrigsten Temperaturbereich. Entgegengesetzt verhält sich ein
warmsensitives Neuron (siehe Abb. 3.4C), dessen Entladungsverhalten dem
rampenförmigen Temperaturstimulus folgt. Dabei wird die höchste
Aktionspotentialrate von etwa 15 Hz bei der maximalen Stimulationstemperatur
von 40°C erreicht, während sich das Minimum der Entladungsfrequenz von
etwa 7 Hz auf das Temperaturminimum von 33°C projiziert.
Ein weiteres Beispiel für ein warmsensitives Neuron ist deutlich der Abbildung
3.5 zu entnehmen. Im Vergleich zur Abbildung 3.4A wird während des
Übergangs der konstanten Temperatur von 37°C auf 40°C die mittlere
Entladungsfrequenz der spontanaktiven Hypothalamuszelle von ca. 2,0 Hertz
auf fast 8,0 Hertz erhöht. Die in der ID-Kurve dargestellten Intervallzeiten, d.h.
die Zeiten zwischen den einzelnen Aktionspotentialen, nehmen mit
zunehmender Temperatur ab; die Anzahl der langen Intervalle wird geringer,
während gleichzeitig die der kurzen Intervalle stark zu nimmt. Markant ist
hierbei ein dunkler Streifen aus dicht gebündelten ID-Punkten. Die Zunahme
der Einzelspikes pro Zeit bewirkt den hohen Frequenzanstieg. Diese
Veränderungen sind in der Darstellung der Aktionspotential-Folge über einen
Zeitraum von 2 Sekunden deutlich zu erkennen. Zudem ändert sich neben der
Frequenz auch das Entladungsmuster von einer unregelmäßigen zu einer
gleichmäßig phasischen Entladung während konstant erhöhter Temperatur.
Ergebnisse - 47 -
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
ID
[sec
]
14
Abb. 3.5 Änderung im Entladungsmuster während Temperaturerhöhung bei einem warmsensitiven Neuron aus dem PVN. Oberste Darstellung: Aktionspotentialfolge (Spiketrain) entnommen aus der Ableitung bei 36°C und 38°C; darunter die Intervall-Dauer-Kurve (ID: intervall duration), welche die Zeiten zwischen zwei Impulsen angibt; Mitte: Frequenzdarstellung in Hertz als Peristimulus-Zeit-Histogramm; Unten: Temperaturverlauf. Das Entladungsverhalten dieser Zelle ändert sich von unregelmäßiger Entladung bei 36°C zu phasischem Impulsmuster bei 38°C.
42
40
38
12
10
8
6
36
34
32
T [°
C]
1000900800700600t [sec]
4
2
0
f [H
z]
1 s
36°C 38°C
Ergebnisse - 48 -
Um einen Hinweis auf die Stärke ihrer Temperatursensitivität zu bekommen,
wurde von 29 als warmsensitiv klassifizierten Neuronen der
Temperaturkoeffizient (TC) ermittelt, das heißt die Änderung der Entladungsrate
pro Grad Temperaturänderung bestimmt (bei sinusförmigen
Temperaturverläufen wurde der TC zum Zeitpunkt der maximalen
Temperaturänderung errechnet). Das Ergebnis dieser Untersuchung ist als
Verteilungs-Histogramm in Abbildung 3.6 gezeigt: Gut 2/3 der Neurone
besaßen einen Temperaturkoeffizienten von 0,2-0,6 Hz/°C, während 6 von 29
Neuronen mit TC-Werten von >0,9 Hz/°C als sehr stark temperatursensitiv
klassifiziert werden konnten.
012345678
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 > 1,0
Neurone mit einem TC <0,2 Hz/°C
Neurone mit einem TC von 0,2-0,6 Hz/°C
Neurone mit einem TC >0,6 Hz/°C
Anz
ahl d
er N
euro
ne
Temperaturkoeffizient [Impulse*s-1*°C-1= Hz/°C]
Abb. 3.6 Verteilungs-Histogramm der Temperaturkoeffizienten für als warmsensitiv klassifizierte Neuronen des PVN und SON: Die Abszisse zeigt jeweils 0,1 Impulse*s-1*°C-1= Hz/°C; die Ordinate die Anzahl der Zellen in diesem Bereich. Gut 2/3 der Neurone besaßen einen Temperaturkoeffizienten von 0,2-0,6 Hz/°C (blau), während 6 von 29 Neuronen mit TC-Werten von >0,9 Hz/°C (rot) als sehr stark temperatursensitiv klassifiziert werden konnten.
Ergebnisse - 49 -
3.3 Wirkung von Phenylephrin auf Neurone des PVN und SON
Es ist bekannt, dass noradrenerge Afferenzen v.a. aus den A1- und A2-Kernen
der Medulla oblongata direkt auf magnozelluläre Neurone der
hypothalamischen Kerngebiete PVN und SON projizieren (Alonso and
Assenmacher 1984, Day and Renaud 1984, Raby and Renaud 1989). Um den
noradrenergen Einfluss auf die Aktivität spontanaktiver Neurone in diesen
Kerngebieten unter physiologischen Temperaturbedingungen zu untersuchen,
wurde der noradrenerge α1-Rezeptor-Agonist Phenylephrin (PHE) während
konstanten Temperaturen von 37°C, bzw. sinusförmigen Temperaturverläufen
zwischen 34°C und 40°C (f= 0,005 Hz) appliziert.
3.3.1. Phenylephrin-Effekte bei konstanter Temperatur Bei einer konstanten Bad-Temperatur von 37°C wurde der klassische
noradrenerge α1-Rezeptor-Agonist Phenylephrin (PHE) in Konzentrationen von
2-11 µM auf 23 Neurone des PVN, sowie ein Neuron des SON appliziert, wobei
sich alle untersuchten Nervenzellen zum Zeitpunkt der PHE-Applikation in einer
stabilen Ableitung befanden. Die Applikation des Pharmakons erfolgte dabei
derart, dass PHE in der jeweiligen Konzentration der normalen, die
untersuchten Schnittpräparate überspülenden Badlösung (aCSF) beigefügt und
schließlich nach Applikationsende wieder ausgewaschen wurde.
Der überwiegende Teil der untersuchten Nervenzellen, nämlich 18 von 24
(75%), antwortete auf PHE mit einer Erhöhung der Entladungsfrequenz von bis
zu 400% gegenüber dem Aktivitätszustand vor Gabe des noradrenergen
Agonisten. Die exzitatorische Wirkung von 5 µM PHE ist exemplarisch in
Abbildung 3.7 gezeigt: Bei konstanter Temperatur von 37°C zeigt das
untersuchte Neuron eine spontane und kontinuierliche Entladung mit schnellem
Burstzyklus und relativ kurzen Burstpausen (8-12 Impulse/s). Nach Gabe von 5
µM Phenylephrin nehmen die Spikes pro Burst (14-20 Impulse/s) deutlich zu,
d.h. das Neuron zeigt hochfrequente Entladungsraten, die sich durch die kürzer
werdenden Intervallzeiten zwischen den Einzelimpulsen erklären.
Ergebnisse - 50 -
20
10
0
]
F [im
p/s
Phenylephrine (5 µM)
400 8000
Time [s]1200 1600
Abb. 3.7 Exzitatorische Wirkung von Phenylephrin (5 µM) auf ein Neuron im N. paraventricularis bei konstanter Temperatur von 37°C. Die Perfusionsdauer ist untenstehend mit einem Balken markiert.
Die exzitatorische Wirkung von Phenylephrin trat meist sofort ein und war
reversibel, dass heißt die untersuchten Neurone zeigten in den meisten Fällen
nach Beendigung der Substanz-Applikation wieder Entladungsmuster und
-raten wie vor der PHE-Gabe.
Doch war die PHE-Wirkung auf die untersuchten Neurone nicht immer
exzitatorischer Natur: In vier Fällen führte eine Phenylephrin-Gabe zu keiner
erkennbaren Veränderung des Frequenzmusters, während zwei Neurone mit
einer Abnahme der Frequenz auf Phenylephrin-Gabe reagierten (jeweilige
Daten nicht gezeigt).
Eine Aufschlüsselung dieser Versuchsreihe zeigt die Abbildung 3.8. Es erfolgte
eine Einteilung der hypothalamischen Neurone (n= 24) nach ihrem zuvor
bestimmten Temperaturkoeffizienten in 3 Gruppen (TC <0,2 Hz/°C, TC 0,2-0,6
Hz/°C und TC >0,6 Hz/°C). Die Applikation von Phenylephrin führt zu einem
deutlichen Anstieg der Entladungsfrequenz bei fast 80% der untersuchten
Neurone. Nur 15% der Neurone zeigten keine Veränderung ihrer Aktivität; 5%
der Zellen reagierten mit einem Rückgang auf PHE bei konstanter Temperatur.
Besonders auffallend ist die Tatsache, dass alle Neurone (= 100%) der Gruppe
mit einem TC >0,6 Hz/°C auf den α1-Agonisten Phenylephrin mit einem Anstieg
Ergebnisse - 51 -
ihrer Entladungsaktivität reagierten. Eine Frequenzabnahme zeigten nur
Neurone mit einem Temperaturkoeffizienten (TC) <0,2 Hz/°C.
ihrer Entladungsaktivität reagierten. Eine Frequenzabnahme zeigten nur
Neurone mit einem Temperaturkoeffizienten (TC) <0,2 Hz/°C.
Impulse*s-1*°C-1= Hz/°C
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Frequenz-Zunahme Frequenz-Abnahme Keine Veränderung
A
nzah
l der
Neu
rone
in P
roze
nt (%
)
TC <0,2 TC 0,2-0,6 TC >0,6 Gesamt
Abb. 3.8 Frequenzveränderung durch Phenylephrin bei konstanter Temperatur (37°C). Es erfolgte eine Einteilung der hypothalamischen Neurone (n= 24) nach ihrem zuvor bestimmten Temperaturkoeffizienten in 3 Gruppen (TC <0,2 Hz/°C, TC 0,2-0,6 Hz/°C und TC >0,6 Hz/°C). Die Applikation von Phenylephrin führt zu einem deutlichen Anstieg der Entladungsfrequenz bei fast 80% der untersuchten Neurone. Nur 15% der Neurone zeigten keine Veränderung ihrer Aktivität; 5% der Zellen reagierten mit einem Rückgang auf PHE bei konstanter Temperatur. Besonders auffallend ist die Tatsache, dass alle Neurone (= 100%) der Gruppe mit einem TC >0,6 Hz/°C auf den α1-Agonisten Phenylephrin mit einem Anstieg ihrer Entladungsaktivität reagierten. Eine Frequenzabnahme zeigten nur Neurone mit einem Temperaturkoeffizienten (TC) <0,2 Hz/°C.
Ein weiteres Beispiel für einen markanten Phenylephrin-Effekt bei einer
konstanten Temperatur (37°C) zeigt die Abbildung 3.9. Auch hier antwortete
das abgeleitete Neuron auf eine Superfusion mit 10 µM PHE mit einer
exzessiven Frequenzzunahme seiner Entladung von 2 auf bis zu 5 Hz. Nach
Beendigung der Applikation und Ausschwemmen des noradrenergen α1-
Rezeptor-Agonisten durch die normale Badlösung, zeigte sich die Reversibilität
der PHE-Wirkung, da nun wieder Entladungsraten wie vor PHE-Gabe erreicht
wurden. Auch bei einer wiederholten Zugabe von Phenylephrin reagierte das
gezeigte Neuron mit einer Frequenz-Zunahme von Aktionspotentialen, die
jedoch nicht ganz so stark ausfiel wie bei der ersten PHE-Gabe.
Ein weiteres Beispiel für einen markanten Phenylephrin-Effekt bei einer
konstanten Temperatur (37°C) zeigt die Abbildung 3.9. Auch hier antwortete
das abgeleitete Neuron auf eine Superfusion mit 10 µM PHE mit einer
exzessiven Frequenzzunahme seiner Entladung von 2 auf bis zu 5 Hz. Nach
Beendigung der Applikation und Ausschwemmen des noradrenergen α1-
Rezeptor-Agonisten durch die normale Badlösung, zeigte sich die Reversibilität
der PHE-Wirkung, da nun wieder Entladungsraten wie vor PHE-Gabe erreicht
wurden. Auch bei einer wiederholten Zugabe von Phenylephrin reagierte das
gezeigte Neuron mit einer Frequenz-Zunahme von Aktionspotentialen, die
jedoch nicht ganz so stark ausfiel wie bei der ersten PHE-Gabe.
Ergebnisse - 52 -
2.5
Die Wirkung von PHE auf die Aktivitätsraten und -muster der untersuchten
Neurone war jedoch nicht immer einheitlich. Einige Neurone antworteten auf
PHE-Gabe mit einer Verkürzung der Burstpausen, ohne dass es jedoch zu
einer Veränderung des Burstverhaltens kam. In anderen Fällen konnte zudem
eine deutliche Frequenzsteigerung beobachtet werden, ohne dass eine
nennenswerte Änderung des Entladungsmusters verzeichnet werden konnte.
Hinsichtlich des Antwortverhaltens der untersuchten Neurone auf PHE-Gabe
spielte die Konzentration, in der der noradrenerge α1-Rezeptor-Agonist
appliziert wurde, keine entscheidende Rolle.
Abb. 3.9 Typische Frequenzzunahme durch Phenylephrin in einer Konzentration von 10 µM, am Beispiel eines regelmäßig entladenen Neurons des Nucleus paraventricularis. Obere Kurve: Darstellung der Intervall-Dauer in ms; mittlere Kurve: Frequenzkurve in Hertz; untere Kurve: Temperaturverlauf (konstante 37°C). Nach Beendigung der Applikation und Ausschwemmen des noradrenergen α1-Rezeptor-Agonisten durch die normale Badlösung, zeigte sich die Reversibilität der PHE-Wirkung.
40
38
36
34
T [°
C]
140012001000800600400Time [sec]
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
Inte
rval
s [s
ec]
8
6
4
2
0
f [H
z]
Phenylephrine 10 µM Phenylephrine 10 µMPHE 10 µM PHE 10 µM
400 600 800 1000 1200 1400
Ergebnisse - 53 -
3.3.2. Phenylephrin-Effekte bei sinusförmigen Temperaturwechseln In diesem Versuchsblock wurden die Zellen zwei Stimuli ausgesetzt. Wie
bereits zuvor beschrieben, besitzen die hypothalamischen Neurone zum
größten Teil temperatursensitive Eigenschaften und stellen eine wichtige
Einheit zur Steuerung der Homöostase dar. Infolge von Temperaturreizen
reagieren sie mit einer Veränderung im Entladungsverhalten.
Um zu untersuchen, welchen Einfluss Phenylephrin auf die
Temperatursensitivität von Neuronen aus den hypothalamischen Kerngebieten
PVN und SON hat, wurde diese Substanz in einem weiteren
Untersuchungsansatz parallel zu sinusförmigen Temperaturreizen (37°C±3°C,
f= 0,005 Hz) appliziert.
Die Zugabe des noradrenergen α1-Agonisten Phenylephrin (2-10 µM) resultierte
bei den meisten der untersuchten Neurone ein Anstieg der Entladungs-
Frequenz von bis zu 400% des Ausgangwertes während Phasen ansteigender
Temperatur oder nahe des Temperaturmaximums, bei gleichzeitiger
Verlangsamung der Entladungsfrequenz während niedriger Temperaturen
(s. Abb. 3.12 und 3.13). Dies führte bei 12 von 21 untersuchten warmsensitiven
Neuronen zu einem deutlichen Anstieg des Temperaturkoeffizienten (TC) im
Vergleich zum TC-Ausgangswert vor Applikation von PHE. In 6 Fällen führte
eine Stimulierung sogar zu TC-Werten über 0,8 Hz/°C. Die Abbildung 3.11 zeigt
eine Aufschlüsselung aller Neurone in Bezug zu ihrem TC-Wert vor
Phenylephrin-Gabe (Abszisse) und unter Einfluss des α1-Agonisten (Ordinate).
Die Grafik zeigt deutlich, dass die Applikation von PHE bei der Mehrzahl der
Neurone (n= 12) zu einer Erhöhung der Temperatursensitivität führt (Neurone
bzw. Punkte oberhalb der Winkelhalbierenden). Nur bei wenigen der
untersuchten Nervenzellen hatte PHE kaum (n= 5) oder keinen Einfluss auf
deren Temperatursensitivität (n= 3). Lediglich ein Neuron zeigte unter PHE eine
verminderte Temperatursensitivität (n= 1; Neuron bzw. Punkt unterhalb der
Winkelhalbierenden).
Ergebnisse - 54 -
Abb. 3.10 Aufschlüsselung aller Neurone in Bezug zu ihrem TC-Wert vor Phenylephrin-Gabe (Abszisse) und unter Einfluss des α1-Agonisten (Ordinate). Die Grafik zeigt deutlich, dass die Applikation von PHE bei der Mehrzahl der Neurone (n= 12) zu einer Erhöhung der Temperatursensitivität führt (Neurone bzw. Punkte oberhalb der Winkelhalbierenden). Nur bei wenigen der untersuchten Nervenzellen hatte PHE kaum (n= 5) oder keinen Einfluss auf deren Temperatursensitivität (n= 3). Lediglich ein Neuron zeigte unter PHE eine verminderte Temperatursensitivität (n= 1; Neuron bzw. Punkt unterhalb der Winkelhalbierenden).
Ein Beispiel aus der Praxis für eine Erhöhung des Temperaturkoeffizienten
zeigt die Abbildung 3.11. Vor Phenylephrin-Applikation verlaufen der
sinusförmige Temperaturstimulus und die Entladungsfrequenz parallel
zueinander. Eine genaue Abgrenzung ist jedoch nicht eindeutig. Im Gegensatz
dazu, folgt nach Applikation von Phenylephrin 10 µM bekanntermaßen eine
Erhöhung der mittleren Frequenz, sowie eine Zunahme der
Temperatursensitivität. Nun projiziert sich folglich das Temperaturmaximum
eindeutig auf das Entladungsmaximum und das Frequenzminimum fällt
dementsprechend in den Bereich der niedrigen Temperaturen. Verdeutlicht wird
dieser Effekt zudem in der Intervall-Dauer-Kurve. Merklich verkürzt erscheinen
die Abstände zwischen den Impulsen (schwarzes Band), während der
Phenylephrin-Applikation. Zuvor zeigten sich nur vereinzelte ID-Punkte,
vornehmlich im Bereich des Temperaturmaximums.
Genauere Analysen des Antwortverhaltens der untersuchten Neurone vor,
während und nach Gabe von PHE unter dem Einfluss sinusförmiger
Temperaturverläufe zeigten, warum es bei vielen dieser Zellen zu TC-
Ergebnisse - 55 -
Änderungen kommt. Wie schon in Kapitel 3.2 erwähnt, folgen die meisten
warmsensitiven Zellen in ihrem Entladungsverhalten den sinusförmig
verlaufenden Temperaturreizen, d.h. sie zeigen maximale Aktions-
potentialfrequenz im Bereich des Temperaturmaximums und minimale
Entladungsraten während niedriger Temperaturphasen (s. Abb. 3.11 und 3.12).
Dieses temperaturgesteuerte Verhalten wird unter dem Einfluss von 10 µM PHE
verstärkt, d.h. die Impulsraten während maximalen Temperaturen sind
gegenüber dem pharmakologisch unbehandelten Zustand nochmals erhöht und
während minimaler Temperaturen stark erniedrigt oder sogar Null (s. Abb.
3.12). In einer Phase des sinusförmigen Temperaturstimulus erhöht sich unter
10 µM PHE somit die Änderung der Impulsrate pro Temperaturänderung und
damit definitionsgemäß der Temperaturkoeffizient.
Dass die beschriebenen PHE-Effekte tatsächlich über noradrenerge α1-
Rezeptoren vermittelt werden, zeigen Versuche, in denen PHE zusammen mit
dem spezifischen α1-Rezeptor-Antagonisten Prazosin (PRA) appliziert wurde.
Wie aus der untenstehenden Abbildung 3.12 zu entnehmen ist, führte die
alleinige Applikation von Phenylephrin (10 µM), während gleichzeitiger
Applikation eines sinusförmigen Temperaturstimulus von 37°C±3°C (f= 0,005
Hz) am Temperaturmaximum zu einem deutlichen Anstieg der
Entladungsfrequenz von 2-4 Hz auf 6-8 Hz. Da dieser Effekt reversibel war,
wurde ca. 600 Sekunden nach Applikationsende wieder die Ausgangslage
erreicht, d.h. das Entladungsverhalten des untersuchten Neurons entsprach
wieder dem Zustand vor PHE-Applikation. Bei einer erneuten Applikation von
10 µM Phenylephrin in Kombination mit 10 µM Prazosin zeigte sich dagegen
typischerweise eine generelle, d.h. temperaturunabhängige geringe Ver-
ringerung der Entladungsfrequenz, d.h. das zuvor temperatursensitive Neuron
wurde unter dem Einfluss des α1-Rezeptor-Antagonisten Prazosin deutlich
temperaturinsensitiver. Diese Wirkung hatte PRA auch auf andere untersuchte
Nervenzellen, wobei beobachtet werden konnte, dass in Verbindung mit
Phenylephrin der hemmende Effekt geringer ausgeprägt war, als bei alleiniger
Prazosin-Applikation (Daten nicht gezeigt). Nach Beendigung der Superfusion
der Schnittpräparate mit Prazosin oder PHE+PRA zeigten alle untersuchten
Neurone nahezu ihr ursprüngliches temperatursensitives Verhalten, d.h. die α1-
antagonistische Wirkung war weitgehend reversibel (s. Abb. 3.12).
Ergebnisse - 56 -
424038363432
T[°C
]
4000350030002500200015001000500t [sec]
12
10
8
6
4
2
0
f [H
z]
PHE (10µM) PHE + PRA (10µM)
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
ID [s
ec]
Abb. 3.11 Änderung im Entladungsmuster während Applikation von Phenylephrin (10 µM) und von Phenylephrin/Prazosin (10 µM) bei einem warmsensitiven Neuron aus dem PVN. Oberste Darstellung: Intervall-Dauer-Kurve (ID: intervall duration), welche die Zeiten zwischen zwei Impulsen angibt; Mittlere Darstellung: Frequenzdarstellung in Hertz als Peristimulus-Zeit-Histogramm; Unten: Sinusförmiger Temperaturverlauf bei 37°C±3°C (f= 0,005 Hz). Klar ersichtlich ist auch die sukzessive Verlängerung der Intervalldauer zwischen den einzelnen Aktionspotentialen während der Superfusion mit Prazosin. Dies zeigt sich als ein weit gestreutes Feld weniger Punkte. Nachdem der Antagonist wieder abgesetzt worden ist, wird zudem auch die Intervalldauer zwischen den einzelnen Aktionspotentialen wieder kürzer; das Neuron nimmt wieder seine ursprüngliche spontane Aktivität auf.
Ergebnisse - 57 -
40
38
36
34
T [°
C]
10
8
6
4
2
0
F [im
p/s]
10
8
6
4
2
0
F [im
p/s]
10
8
6
4
2
0
F [im
p/s]
40
38
36
34
T [°
C]
40
38
36
34
T [°
C]
A (control) B (PHE) C (PHE+PRA)
Abb. 3.12 Veränderung der Entladungsfrequenz eines warmsensitiven Neurons vor, bzw. während Applikation von PHE (10 µM) und PHE/PRA (10 µM) über einen Zeitraum von einer Periode des sinusförmigen Temperaturreizes (37°C±3°C, f= 0,005 Hz). A: Als warmsensitives Neuron zeigt sich ein Entladungsverhalten gemäß dem sinusförmigen Temperaturstimulus. B: Unter Applikation von 10 µM PHE folgt eine deutliche Zunahme der Entladungsfrequenz während des sinusförmigen Temperaturreizes. C: Die Kombination von PHE mit seinem Antagonisten PRA (10 µM) bewirkt keine Veränderung des Entladungsverhaltens unter dem Temperaturstimulus.
Die hemmende und temperaturinsensitivierende Wirkung von PRA zeigt sich
auch in einer Verringerung des Temperaturkoeffizienten. Zusammenfassend ist
das in der Abbildung 3.13 gezeigt, in der die Veränderung des durch PRA-
Applikation bei den 10 derart untersuchten Neuronen dargestellt ist. Bei 3
Neuronen führte die Applikation von 10 µM PRA bzw. 10 µM PHE+PRA zu
einer leichten, bei 3 anderen Zellen zu einer deutlichen Abnahme des TC.
Das Ausmaß der Gesamt-Veränderung der Temperaturkoeffizienten zeigt sich
im Verhältnis der Ausgangswerte zu den TC-Werten nach Applikation von PRA.
Im Durchschnitt verdoppelte sich der TC-Wert nach Applikation von PHE,
Ergebnisse - 58 -
während PRA zu einer direkten Erniedrigung der Thermosensitivität, manchmal
sogar auf die Hälfte des Ausgangswertes, führte.
1.2
Abb. 3.13 Veränderung des Temperaturkoeffizienten unter Applikation von Prazosin bei den 10 derart untersuchten Neuronen. Bei 3 Neuronen führte die Applikation von 10 µM PRA bzw. 10 µM PHE+PRA zu einer leichten, bei 3 anderen Zellen zu einer deutlichen Abnahme des TC. 4 Neurone zeigten keine, bzw. kaum merkliche TC-Veränderungen durch PRA.
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0.0
TC(P
ra) [i
mp
s-1°C
-1]
0.2 0.4 0.6 0.80.0
TC(control) [imp s-1°C-1]
1.0 1.2
Ergebnisse - 59 -
Phenylephrin-ON-OFF-Effekt Neben den bereits oben erwähnten Auswirkungen des α1-Agonisten
Phenylephrin, zeigte sich bei einigen Neuronen (n= 5) eine derartige Wirkung
bei sinusförmigen Temperatur-Stimuli, dass es zu einem On-Off-Effekt kam.
Dieser Effekt wurde bei 5 Neuronen aus dem Nucleus paraventricularis
beobachtet, die alle warmsensitiv auf einen sinusförmigen Temperaturstimulus
von 37°C (±3°C; f= 0,005 Hz) reagierten. Bei diesen Zellen betrug die spontane
Entladungsfrequenz am Temperaturmaximum durchschnittlich 4,4 Hz; am
Temperaturminimum durchschnittlich 1 Hz.
Durch Phenylephrin-Gabe (10 µM) wurden die spontanaktiven Neurone bei
Einwirkung von hohen Temperaturen im Bereich des Temperaturmaximums
erheblich aktiviert, wobei die Entladungsfrequenz im zeitlichen Verlauf dieses
Phasenbereiches des Temperatursinus die Form eines Plateaus annahm (s.
Abb. 3.14 und 3.15). Dagegen stellten die Neurone ihre Aktivität an einem
gewissen Punkt des absteigenden sinusförmigen Temperaturverlaufes
weitgehend ein. Erst beim Überschreiten der Temperaturschwelle von ca. 37°C
war der Temperaturreiz wieder stark genug und die Zellen nahmen ihre Aktivität
wieder in dem bekannten Maße auf (s. Abb. 3.14 und 3.15).
Wie aus der Abbildung 3.16 zu entnehmen ist, zeigten die 5 untersuchten
Neurone eine erhebliche Frequenzänderung im Verlauf der sinusförmigen
Temperaturänderung: Im erhöhten Temperaturbereich (40°C) eine starke
Frequenzzunahme und im erniedrigten Temperaturbereich (34°C) eine starke
Frequenzabnahme bis zu 0 Hz (keine Aktivität) (s. auch Abb. 3.17).
Ergebnisse - 60 -
PHE 10 µM
Abb. 3.14 Wirkung von Phenylephrin (10 µM) auf ein warmsensitives phasisches Neuron im N. paraventricularis (ON-OFF-Effekt). Oberste Darstellung: Intervall-Dauer-Kurve (ID: intervall duration), welche die Zeiten zwischen zwei Impulsen angibt; Mitte: Frequenzdarstellung in Hertz als Peristimulus-Zeit-Histogramm; Unten: sinusförmiger Temperaturverlauf (37°C±3°C; f= 0,005 Hz). Durch Phenylephrin (10 µM) wurden die spontanaktiven Neurone bei Einwirkung von hohen Temperaturen im Bereich des Temperaturmaximums erheblich aktiviert, wobei die Entladungsfrequenz im zeitlichen Verlauf dieses Phasenbereiches des Temperatursinus die Form eines Plateaus annahm.
Ergebnisse - 61 -
Abb. 3.15 Wirkung von Phenylephrin (10 µM) auf ein warmsensitives phasisches Neuron im N. paraventricularis (ON-OFF-Effekt). Das anfangs spontanaktive warmsensitive Neurone wird erheblich moduliert. Die Frequenzzunahme während erhöhten Temperaturen ist besonders ausgeprägt, sowie eine extreme Abnahme unter niedrigen Temperaturen. Die Entladungsfrequenz nahm im zeitlichen Verlauf dieses Phasenbereiches des Temperatursinus die Form eines Plateaus an.
12
9
6
3
0
F [im
p/s]
12
9
6
3
0
F [im
p/s]
42
40
38
36
34
T [°
C]
1000950900850800750700
50 s
A
B
(PHE)
(control)
Die Antiparallelität des Auseinanderweichens der Frequenz bei hohen und
niedrigen Temperaturen vor und nach Applikation von Phenylephrin (10 µM)
zeigt die Abbildung 3.17. Bei niedrigen Temperaturen von 34°C zeichnen sich
die Neurone mit einer durchschnittlichen Impuls-Frequenz von 1,2 Impulse/sec
aus, die sich nach einer Temperatursteigerung auf 40°C parallel auf 4,4 Hz
erhöht. Anders stellt es sich dagegen unter dem Einfluss des α1-Agonisten dar.
Hier sinkt die durchschnittliche Entladungsfrequenz im erniedrigten Temperatur-
bereich auf 0,5 Hz ab, während sie im Bereich von 40°C auf durchschnittlich 6,1
Hz ansteigt.
Ergebnisse - 62 -
-1
-0,5
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
Zelle 1 Zelle 2 Zelle 3 Zelle 4 Zelle 5
Freq
uenz
-Änd
erun
g (m
ean/
sec)
[Hz]
Frequenz-Änderung im Bereich von 40°CFrequenz-Änderung im Bereich von 34°C
Abb. 3.16 Durchschnittliche Frequenz-Änderung der untersuchten Zellen mit charakteristischem On-Off-Effekt. Die 5 untersuchten Neurone wurden in ihrer Aktivität unter PHE (10 µM) im Verlauf der sinusförmigen Temperaturänderung intensivst moduliert: Im erhöhten Temperaturbereich (40°C) erfuhren sie eine starke Frequenzzunahme und im erniedrigten Temperaturbereich (34°C) eine starke Frequenzabnahme bis zu 0 Hz (keine Aktivität).
Abb. 3.17 Darstellung der Entladungsfrequenz der warmsensitiven phasischen Neurone des PVN vor Applikation (Kreis) und nach Applikation (Dreieck) von Phenylephrin (10 µM) mit charakteristischem ON-OFF-Effekt bei 34°C und 40°C. Bei niedrigen Temperaturen von 34°C zeichnen sich die Neurone mit einer durchschnittlichen Impuls-Frequenz von 1,2 Impulse/sec aus, die sich nach einer Temperatursteigerung auf 40°C parallel auf 4,4 Hz erhöht. Anders stellt es sich dagegen unter dem Einfluss des α1-Agonisten dar. Hier sinkt die durchschnittliche Entladungsfrequenz im erniedrigten Temperaturbereich auf 0,5 Hz ab, während sie im Bereich von 40°C auf durchschnittlich 6,1 Hz ansteigt.
0
1
2
3
4
34°C 40°C
F [im
p/s]
5
6
7
0
1
2
3
4
34°C 40°C
F [im
p/s]
5
6
7
control PHE
Ergebnisse - 63 -
Phenylephrin-Phasenverschiebung Wie bereits in den vorherigen Kapiteln erläutert, zeigten die meisten
warmsensitiven Neurone während sinusförmigen Temperaturreizen maximale
Entladungsraten etwa zum Zeitpunkt des Temperaturmaximums und minimale
Entladungsraten während des Temperaturminimums. Neben den bereits
beschriebenen Phänomenen unter der Einwirkung des noradrenergen α1-
Agonisten Phenylephrin (z.B. ON-OFF-Effekt) kam es bei 7 von 21
untersuchten warmsensitiven Zellen des PVN und SON zu einer
Phasenverschiebung zwischen der sinusförmig verlaufenden Temperatur und
der Entladungsfrequenz. Durchschnittlich betrug diese temporäre Verschiebung
bei den untersuchten Zellen -36 sec (SD 20,5 sec).
In Abb. 3.18 ist dieser PHE-Effekt bei einem Neuron in der Übersicht, in Abb.
3.19 im Detail gezeigt. Vor Applikation des α1-Agonisten zeigten die
dargestellten Neurone das bereits bekannte temperatursensitive Verhalten, d.h.
sie antworteten auf sinusförmige Temperaturverläufe zwischen 34°C und 40°C
(f= 0,005 Hz) mit veränderlichen Entladungsraten, wobei das Maximum der
Entladungsfrequenz mit dem Temperaturmaximum und das Entladungs-
Abb. 3.18 Schematische Darstellung eines warmsensitiven Neurons. Projektion des sinusförmigen Temperaturstimulus (37°C±3°C; f= 0,005 Hz) auf das Frequenz-Histogramm zur Darstellung der Phasenverschiebung von Temperaturmaxima und Frequenzmaxima unter Phenylephrin-Gabe (5 µM). Die maximale Entladungsrate wurde bereits bei geringeren Temperaturen erreicht als vor PHE-Applikation. Dies bedeutet, dass PHE den Bereich verkleinert, in welchem Neurone dynamisch auf Temperaturänderungen antworten und somit die Sensitivität auf Änderungen innerhalb dieses Temperaturbereichs erheblich erhöht.
14
12
10
8
6
4
2
0
f [H
z]
8500800075007000t [sec]
40
38
36
PHE (5 µM)
34
T [°C]
Ergebnisse - 64 -
minimum mit dem Temperaturminimum zusammenfiel. Die Applikation von 5
µM (Abb. 3.18), bzw. 10 µM (Abb. 3.19) PHE führte bei den genannten
Neuronen nun nicht nur zu einer gesteigerten Entladungsrate bei Erwärmung,
bzw. eine gehemmte Entladungsfrequenz bei Kühlung, sondern nunmehr wurde
die maximale Entladungsrate bereits bei geringeren Temperaturen erreicht als
zuvor, nämlich bei ca. 38°C gegenüber ca. 40°C in der Kontrolle und die
minimale Entladungsrate bei höheren Temperaturen, nämlich bei ca. 36,5°C
gegenüber 34°C in der Kontrolle. Dies bedeutet, dass PHE den Bereich
verkleinert, in welchem Neurone dynamisch auf Temperaturänderungen
antworten und somit die Sensitivität auf Änderungen innerhalb dieses
Temperaturbereichs erheblich erhöht.
8
6
4
2
0
F [im
p/s]
42
40
38
36
34
T [°C]
8
6
4
2
0
F [im
p/s]
42
40
38
36
34
T [°C]
100 s
Fmax Tmax
Tmax Fmax
A (PHE)
B (control)
Abb. 3.19 Schematische Darstellung eines Neurons zum Phasenshift. Der sinusförmige Temperaturverlauf (37°C±3°C; f= 0,005 Hz) wurde wie in Abb. 3.18 auf die Frequenzkurve projiziert. A zeigt das Entladungsmuster während, B vor Phenylephrin-Applikation (10 µM). Durch die Applikation wurde die maximale Entladungsrate bereits bei geringeren Temperaturen erreicht als zuvor, nämlich bei ca. 38°C gegenüber ca. 40°C in der Kontrolle und die minimale Entladungsrate bei höheren Temperaturen, nämlich bei ca. 36,5°C gegenüber 34°C in der Kontrolle. Dies bedeutet, dass PHE den Bereich verkleinert, in welchem Neurone dynamisch auf Temperaturänderungen antworten und somit die Sensitivität auf Änderungen innerhalb dieses Temperaturbereichs erheblich erhöht.
Diskussion - 65 -
4.0 Diskussion 4.1 Hirnschnitt-Technik
Das Konzept der dieser Arbeit zugrunde liegenden elektrophysiologischen,
extrazellulären Untersuchungen am Hirnschnitt der Ratte, basiert auf der seit
den sechziger Jahren etablierten in-vitro-Methode. Primär wurde versucht, die
extrazelluläre Aktivität von magnozellulären Neuronen im Hypothalamus zu
registrieren. Hierbei wurde eine gezielte Elektrodenplazierung im Slice, durch
direkte optische Übersicht unter dem Binokular, über klar erkennbare
Gehirnstrukturen, im Vergleich zu topographischen Landmarken ermöglicht. Die
korrekte Positionierung der Elektrodenspitze im Hypothalamus mit Hilfe eines
Atlanten (Paxinos und Watson 1986) unter dem Binokular konnte bereits in
früheren histologischen Untersuchungen mit Markern bestätigt werden (Hatton
et al. 1978). Die typische Anordnung des 3. Ventrikels, der Fornices und des
Chiasma opticum ließen Rückschlüsse auf die Lage des untersuchten Nucleus
paraventricularis zu. Auch die Lokalisation des Nucleus supraopticus, direkt
neben den lateralen Endungen des Chiasma opticums war gut zu bestimmen.
Ein weiterer Anhaltspunkt für die Typisierung der abgeleiteten Neurone war
deren Entladungsmuster. Wie bereits bekannt, zeigen Vasopressin-
synthetisierende magnozelluläre Neurone phasische Entladungen und
oxytozinerge Neurone ein unregelmäßig-kontinuierliches Entladungsmuster
(Brimble und Dyball 1977). Die topographische Lokalisation und das
Entladungsmuster sind nur indirekte Anhaltspunkte, so dass nicht eindeutig ist,
von welchem Subtyp an PVN- und SON-Neuronen abgeleitet wurde. Jedoch ist
diese experimentelle Unzulänglichkeit aufgrund der sehr homogenen Daten von
geringerer Relevanz und interferiert nicht wesentlich mit der Interpretation der
Resultate und den Zielen der Untersuchung.
Die Tatsache, dass aufgrund der Präparation die Blut-Hirn-Schranke nicht
vorhanden war, ermöglichte freie Diffusion im Extrazellulärraum und
uneingeschränkte direkte Wirkung am Versuchsobjekt, wobei die jeweilige
Diffusionsgeschwindigkeit der verwendeten Testsubstanzen kaum eine Rolle
Diskussion - 66 -
gespielt hat. Auch die unsichere Dauer der Auswaschzeit hat bei unseren
Versuchen keine entscheidende Rolle gespielt, da es sich hierbei meist um
reversible Effekte handelte. Ein weiterer allgemein bekannter Nachteil ist die
unterbrochene Perfusion des Gewebes. Sauerstoff und Nährstoffe gelangen nur
noch per diffusionem zu den Zellen. In der Literatur wird eine maximale Slice-
Dicke von 500 µm für eine adäquate Sauerstoffversorgung empfohlen (Hatton
1983). Laut Kettenmann und Grantyn (1992) bleiben auch Hirnschnitte mit einer
Dicke von 700 µm für Stunden intakt. Relativ dünne Hirnschnitte sind aus
technischen Gründen zu anfällig für mechanische Schäden. So boten unsere
Slices mit einer Dicke von 400 µm einen Kompromiss, waren aber
morphologisch in ihrem Zustand nach Stunden der Inkubation, trotz guter
Versuchsbedingungen, nicht mehr dem nicht-manipulierten Hirngewebe gleich.
Jedoch konnten Rice et al. (1994) zeigen, dass trotz des initialen Trauma der
Präparation, die Hirnschnitte noch weiterhin durch einen schonenden Umgang
für solche elektrophysiologischen Versuche eingesetzt werden können und sich
so die Eigenschaften und Reaktionen der zu untersuchenden Zellen hierbei
wesentlich besser spezifizieren lassen.
Unphysiologische Membraneffekte durch Anästhetika, wie sie im
Ganztierversuch vorkommen können, kamen hier zwar nicht zu tragen, doch
in-vitro spielt die Zusammensetzung der Superfusionslösung eine
bemerkenswert große Rolle. Primär sollte sie dem natürlichen
Extrazellulärmedium möglichst gleich sein und gleichzeitig eine gute
Trägerlösung für die angewendeten Testsubstanzen darstellen (Hatton 1982).
Die von uns genutzte aCSF, exakt in Konstanz und Steuerbarkeit in ihrer
Zusammensetzung (nach Schmid und Pierau 1993), stellte ein gutes Medium
zur Vitalerhaltung des Gewebes dar.
Spontane Entladungen der PVN- und SON-Neurone im Hirnschnittpräparat sind
ein Zeichen für Vitalität der Neurone. Zur Auswertung der Messdaten kamen in
dieser Arbeit nur Registrierungen von Zellen mit stabiler Amplitude
der Aktionspotentiale, als Zeichen vitalen Gewebes und stabiler
Ableitbedingungen.
In vielen Fällen wurde die Entladungsaktivität mehrerer Neurone parallel
registriert. Hierbei handelte es sich um sogenannte Multi-Units, die aufgrund
ihrer unterscheidbaren Größe und Gestalt der Aktionspotentiale in der Regel
Diskussion - 67 -
eindeutig von den Single-Units abzugrenzen waren. Bei Multi-Unit-Ableitungen
konnten die Entladungen einer einzelnen Zelle oft direkt am Messstand mittels
Fensterdiskriminator selektiert und somit dann später auch ausgewertet
werden. Multi-Unit-Ableitungen, bei denen die Einzel-Zell-Selektion mittels
Fensterdiskriminator nicht gelang, wurden „offline“ einer digitalen
Schwellenwert-Analyse unterzogen und nur ausgewertet, wenn diese
erfolgreich war.
Wie ersichtlich, hat die angewendete Hirnschnitt-Technik ihre Vor- und
Nachteile, doch von größter Relevanz ist jedoch die Tatsache, dass mit den hier
durchgeführten Versuchen immer nur Einblick in einen begrenzten Ausschnitt
der Physiologie ermöglicht wird. Zwar sind die Hirnschnitte ihrer
neurochemischen Zusammensetzung, den synaptischen Strukturen und der
zellulären Organisation lebendem Gewebe weitaus ähnlicher als z.B.
Zellkulturverbände, doch durch die Schnittpräparation wird das Gewebe selbst
vom neuronalen Netzwerk des Gesamtorganismus getrennt. Somit werden
in-vitro die interzerebralen Vernetzungen eines Areals mit einem anderen und
dessen neurophysiologischen Auswirkungen, sowie den humoralen Einflüssen
anderer Systeme, wie z.B. des Immunsystems und des vegetativen
Nervensystems, ausgeschaltet. Die Betrachtung von Effekten an einem
isolierten Zellsystem stellt somit nicht die Realität von vernetzten Funktionen
und homöostatischen Wechselwirkungen im lebenden Organismus dar.
Diskussion - 68 -
4.2 Die Thermosensitivität hypothalamischer PVN- und SON-Neurone
Der Hypothalamus als oberste Integrationseinheit vegetativer Funktionen, ist
zudem auch als neuroendokrines Organ bekannt. Magnozelluläre Neurone aus
dem PVN und SON von Säugetieren sezernieren in der Neurohypophyse
Arginin-Vasopressin (AVP; ADH) und Oxytozin (OXY) in den systemischen
Blutkreislauf. Die sich im PVN zusätzlich befindlichen parvozellulären Neurone
steuern über ihr Sekretionsprodukt Corticotropin Releasing Hormon (CRH) die
Ausschüttung von ACTH aus der Adenohypophyse. Weiterhin besitzen die
parvozellulären Neurone Projektionen in zentrale Hirnstrukturen, welche unter
anderem eine Rolle bei der Antipyrese und der Blutdruckregulation spielen. Als
Regelzentrum für verschiedene Homöostasesysteme stellt der Hypothalamus
zudem eine Schnittstelle zwischen Zentralnervensystem und peripheren
endokrinen Organen wie Schilddrüse oder Nebenniere dar.
Wie bereits in Kapitel 1.1.1 erläutert, findet sich das thermoregulatorische
Zentrum für die Steuerung der Körperkerntemperatur in der präoptischen
anterioren Hypothalamusregion (PO/AH), dass nahe einem zirkumventrikulären
Organ, des Organum vasculosum laminae terminalis (OVLT), an der vorderen
Wand des dritten Ventrikels liegt. Im Rahmen von pathophysiologischen
Erhöhungen der Temperatur unter Fieber, kommt es in diesem Bereich auch zu
neuronal essentiellen Umstellungen auf zellulärer Ebene.
Die Thermosensitivität der Neurone dieser Kerngebiete ist hinlänglich
untersucht worden (Boulant & Dean 1986). Als Maß für die Thermosensitivität
wird der Temperaturkoeffizient (TC; Einheit: Impulse*s-1*°C-1= Hz/°C)
angegeben, der sich als Frequenzänderung [Δ Hz] der Entladung pro Grad
Celsius Temperaturänderung definiert. Für die Entscheidung, ob ein Neuron
warmsensitiv, kaltsensitiv oder temperaturinsensitiv ist, haben verschiedene
Arbeitsgruppen teilweise ganz unterschiedliche TC-Grenzwerte (willkürlich)
festgelegt (Boulant und Dean 1986). Die gebräuchlichste Einteilung der TC-
Grenzwerte liegt für kaltsensitive bei einem TC ≤-0,6 Hz/°C und für
warmsensitive Neurone für Werte ≥+0,8 Hz/°C. Der Bereich von -0,6 Hz/°C bis
+0,8 Hz/°C wird von den temperaturinsensitiven Zellen abgedeckt. Auf diese
Diskussion - 69 -
Einteilung wurde im Rahmen dieser Arbeit jedoch verzichtet, da diese willkürlich
und nicht standardisiert von Arbeitsgruppe zu Arbeitsgruppe schwanken.
Obwohl die Neurone der hypothalamischen Kerngebiete PVN und SON keine
direkte temperatur-regulatorische Aufgabe besitzen, stellt die Temperatur einen
effektiven Modulator ihrer neuronalen Funktion dar. So zeigten 34 von 39 der in
dieser Arbeit untersuchten spontanaktiven PVN- und SON-Neurone auf
konstante oder sinusförmige Temperaturreize im Bereich zwischen 34°C und
41°C deutliche Änderungen ihres Entladungsverhaltens. Von diesen Neuronen
wurden 29 als warmsensitiv mit TC-Werten zwischen 0,2 bis >1,0 Hz/°C
charakterisiert. Lediglich 5 der untersuchten Neurone zeigten keine Änderung
ihrer Entladungsfrequenz bzw. ihres Entladungsmuster auf die beschriebenen
Temperaturreize.
Erwähnenswert ist auch die Beobachtung, dass es in einigen Fällen durch
höhere Temperaturen zu einer Sensibilisierung der Neuronenpopulationen kam.
Dabei zeigten zuvor inaktive, das heißt nicht oder kaum spontanaktive Neurone
nach wiederholter thermischer Reizung im Bereich zwischen 38-40°C plötzlich
deutliche Entladungen. In der Regel konnten solche neuronalen Aktivitäten
nicht lange registriert werden, dass heißt sie waren nicht stabil und
verschwanden nach einigen Minuten, so dass sie aufgrund der gewählten
Analyse-Kriterien nicht weiter ausgewertet wurden. Neben der gezeigten
erhöhten Spontanaktivität unter dem Einfluss von Temperaturreizen ist diese
Aktivierung zuvor „stummer“ Neurone eine weitere Form, in der sich die
Temperatursensitivität hypothalamischer Neurone des PVN und SON darstellt.
Die Temperatursensitivität spontanaktiver Neurone des PVN und SON ist ein
Phänomen, das schon länger bekannt ist und von dieser und anderen
Arbeitsgruppen gezeigt wurde (Boulant 1986, Braun et al. 1994b, Dewald et al.
1999, Inenaga et al. 1987, Matsumura et al. 1983). Es stellt sich die Frage nach
der biologischen Relevanz des modulatorischen Einflusses der Temperatur auf
das Entladungsverhalten der PVN- und SON-Neurone. Derartige
Untersuchungen wurden in der vorliegenden Arbeit nicht vorgenommen, andere
Arbeitsgruppen konnten jedoch im Tierversuch zeigen, dass es bei thermischer
Reizung der vorderen Hypothalamusregion zu einer Änderung des ADH-
Spiegels im Plasma kommt (Szczepanska-Sadowska 1974). Auch das
Auftreten kälteinduzierter Diurese unter physiologischen Bedingungen zeigt die
Diskussion - 70 -
Einflussnahme von Temperatur, bzw. Temperaturänderungen auf die
Sekretionsrate ADH-sezernierender magnozellulärer Neurone (MNCs), die auch
schon direkt in-vivo nachgewiesen wurden (Simon-Oppermann et al. 1980).
Hinsichtlich der in der vorliegenden Arbeit durchgeführten Experimente zur
Temperatursensitivität lieferte eine genaue Analyse der Entladungsmuster der
untersuchten Neurone ein weiteres Ergebnis. So zeigten einige Zellen bei
Temperaturerhöhung einen Übergang von regelmäßigen Aktionspotentialfolgen
hin zu höherfrequenten phasischen (Burst-)Entladungen. Neben dem
dynamischen Verlauf der Entladungsfrequenz spontanaktiver Neurone und der
Aktivierung zuvor stummer Zellen bei Temperaturerhöhung ist die
Entladungsmusterveränderung somit eine weitere Variante neuronaler
Modulation, in der sich die Temperatursensitivität der Neurone des PVN und
SON äußerte.
Entladungsmusterveränderungen unter dem Einfluss bestimmter Reize ist ein
bekanntes Charakteristikum der Neurone des PVN und SON. So zeigten OXY-
sezernierende Zellen bei Reizung der laktierenden Brustdrüse einen Übergang
von regelmäßigen Aktionspotentialen hin zu kurzen hochfrequenten phasischen
Entladungen mit einer Burstdauer von 2-4 s bei einer Intraburstfrequenz von ca.
50 Hz (Poulain et al. 1977). Auch bei AVP-sezernierenden Zellen konnte nach
osmotischer Stimulation der Übergang einer konstanten Entladung zu längeren
Gruppenentladungen beobachtet werden, wodurch sich die ADH-Ausschüttung
beträchtlich erhöhte (Dutton und Dyball 1979). In der Literatur finden sich noch
weitere Hinweise bezüglich der Abhängigkeit von magnozellulärer
Entladungsaktivität und Höhe der ADH-Ausschüttung. So konnte gezeigt
werden, dass neben der Anhebung der mittleren Entladungsrate, auch die
Ausbildung von Gruppenentladungen und die Zunahme der Intraburstfrequenz
wichtige Parameter für eine gesteigerte ADH-Sekretion sind (Leng et al. 1992).
Andere Autoren zeigten, dass auch sehr kurze, hochfrequente
Burstentladungen die ADH-Ausschüttung induzieren und möglicherweise mit
ihrem Entladungsverhalten die oben genannten längeren Gruppenentladungen
modulieren, wie sie häufig in den neurosekretorischen paraventrikulären
Neuronen zu finden sind (Cazalis et al. 1985).
Nach Vorstellung der in dieser Arbeit gewonnenen Ergebnisse zur
Thermosensitivität stellt sich die Frage zur biologischen Relevanz der
Diskussion - 71 -
temperaturabhängigen Dynamik neuronaler Aktivität hypothalamischer PVN-
und SON-Neurone. Der Einfluss der durch Temperaturreize modulierten
Spontanentladungsfrequenz auf die Sekretionsrate dieser Nervenzellen wurde
in der vorliegenden Arbeit nicht untersucht. Aufgrund der oben dargestellten
Ergebnisse anderer Arbeitsgruppen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen
Entladungsfrequenz und -muster und Sekretionsrate magno- und
parvozellulärer Neurone kann jedoch postuliert werden, dass eine
Temperaturänderung bei temperatursensitiven neurosekretorischen Neuronen
einen modulatorischen Effekt auf die Ausschüttung von endokrinen
Botenstoffen hat und somit weitreichende Folgen für den Gesamtorganismus
besitzt. Aufgrund der Annahme, dass ADH antipyretisch wirkt (Zeisberger
1990), würde zum Beispiel eine Temperaturerhöhung in einem klassischen
Feedback-Mechanismus resultieren: die erhöhte Temperatur führt zu einer
gesteigerten ADH-Ausschüttung mit entsprechender antipyretischer Wirkung im
Gesamtorganismus (Merker et al. 1989).
Diskussion - 72 -
4.3 Der Einfluss von Phenylephrin auf die Thermosensitivität
Die neurosekretorischen Neurone im PVN und SON stehen unter
verschiedenartiger synaptischer Kontrolle aus anderen Hirnbereichen. Vor
allem erhalten sie über den ventralen noradrenergen Bahnzug aus den
Fasergruppen A1 und A2 noradrenerge Afferenzen aus der Medulla oblongata.
Die Neurone der medullären A1-Gruppe umgeben den Kern des Funiculus
lateralis und erstrecken sich dorsomedial in den lateralen Anteil der Formatio
reticularis; die der Neurone der A2-Gruppe liegen dorsal und lateral des
Nucleus nervi hypoglossi, nahe der ventrikulären Oberfläche. Die größte
noradrenerge Zellgruppe ist der Locus coeruleus (vor allem die Kerngruppen
A4, A6 und A7) am Boden der Rautengrube, ein makroskopisch sichtbarer
blauschwarzer Gewebestreifen in Höhe der rostralen Ponsabschnitte. Er enthält
beinahe die Hälfte aller Noradrenalin-synthetisierender Zellen im ZNS und ist
quantitativ das bedeutendste noradrenerge Zentrum. Der Locus coeruleus
besteht aus nur etwa 1000 Zellen, deren Axone sich jedoch so vielfach
verzweigen, dass die zugehörigen noradrenergen Endigungen an vielen Stellen
des ZNS zu finden sind. So hat der ventrale noradrenerge Bahnzug zum
Beispiel einen erheblichen modulierenden Einfluss auf Reifungsprozesse und
Lernvorgänge, Verarbeitung von Sinnesreizen, Schlafregulation und endogene
Schmerzhemmung. Weiterhin ist der Locus coeruleus als „Alarmsystem des
Gehirns“ in körperlichen und seelischen Stresssituationen aktiviert und dabei
entscheidend an der Entstehung charakteristischer Symptome wie
Angstempfindung oder Tachykardie beteiligt.
Über die genannten noradrenergen Afferenzen werden viele neuroendokrine
Funktionen im hypothalamischen PVN reguliert. So besitzt Noradrenalin einen
direkten Einfluss auf das Entladungsverhalten der PVN-Neurone (Alonso und
Assenmacher 1984, Day und Renaud 1984) und somit indirekten Einfluss auf
die Freisetzung der Hormone ADH und Oxytozin dieser neurosekretorischen
Zellen innerhalb der Neurohypophyse. Ein immunohistochemischer Nachweis,
dass oxytozinerge und vasopressinerge Neurone im PVN funktionelle α1-
Adrenozeptoren exprimieren, konnte bereits erbracht werden (Daftary et al.
1998). Der Nachweis des direkten modulatorischen Einflusses von Noradrenalin
Diskussion - 73 -
auf die neuronale Aktivität konnte Day bereits 1984 erbringen (Day et al. 1984).
In dieser Studie (extrazelluläre Ableitungen bei männlichen Ratten) führte die
Applikation von Noradrenalin bei 78% der magnozellulären Neuronen im PVN
zu einer Erhöhung der Entladungsfrequenz. In einer weiteren Studie von Han et
al. (2002) induzierte Noradrenalin besonders an selektiven α1-Rezeptoren
hypothalamischer PVN-Neurone in 59% der Fälle eine enorme
Frequenzsteigerung.
Auch in der vorliegenden Arbeit können wir die noradrenerge α1-Rezeptor-
vermittelte exzitatorische Wirkung auf spontanaktive Neurone des
hypothalamischen PVN und SON zeigen. Unter konstanten
Temperaturverhältnissen von 37°C führte die Phenylephrin-Gabe bei 18 von 24
Neuronen (75%) zu einem deutlichen Anstieg der Frequenz, wobei sich die
unbehandelten spontanaktiven Neurone zuvor durch eine stets konstante
Frequenz auszeichneten. In einigen Fällen erhöhte sich die Entladungsfrequenz
um ca. 400 % im Vergleich zur Baseline.
In der Versuchsreihe mit dem noradrenergen α1-Antagonisten Prazosin zeigte
sich bei alleiniger Gabe von 10 µM ein geringer Rückgang der
Entladungsfrequenz. Die hemmende Wirkung von Prazosin zeigte sich auch bei
Koapplikation zu äquimolaren Mengen von Phenylephrin, wodurch die vorherige
exzitatorische Wirkung der letztgenannten Substanzen vollständig aufgehoben
wurde. Auch das Entladungsmuster der untersuchten spontanaktiven Neuronen
blieb bei diesen Messungen völlig unbeeinflusst gegenüber dem unbehandelten
Zustand.
Interessanterweise hat die Applikation des β-Adrenozeptor-Antagonisten
Propanolol keine Auswirkungen auf das spontane Entladungsmuster der
untersuchten hypothalamischen Neurone. Die exzitatorische Wirkung der
noradrenergen Afferenzen im Untersuchungsgebiet scheint demnach alleine
über α1-Adrenozeptoren der PVN- und SON-Neurone vermittelt zu werden
(Daftary et al. 1998). Auch wenn Noradrenalin oder sein spezifischer Agonist
am α1-Rezeptor Phenylephrin in der vorliegenden Arbeit ausschließlich eine
exzitatorische Wirkung auf die untersuchten hypothalamischen Neurone hatte,
sollte nicht unerwähnt bleiben, dass andere Arbeitsgruppen Noradrenalin auch
eine inhibitorische Wirkung auf oxytozinerge Neurone, vor allem im PVN,
zusprechen (Honda et al. 1985).
Diskussion - 74 -
Neben der direkten exzitatorischen Wirkung auf spontanaktive Neurone des
PVN und SON hatte Phenylephrin auch einen deutlich modulierenden Effekt auf
die Temperatursensitivität dieser Zellen. Zur Untersuchung dieser, in der
Literatur bisher noch nicht beschriebenen PHE-Wirkung wurde die Thermode
der Versuchskammer über einen Sinusgenerator gesteuert, wobei sinusförmige
Temperaturschwankungen mit einer Frequenz von f= 0,005 Hz, im
Temperaturbereich von 37°C±3°C generiert wurden. Das Temperaturmaximum
von 40°C simulierte somit einen pyretischen Zustand (Fieber) des menschlichen
Organismus, wo hingegen das Temperaturminimum von 34°C einen Zustand
nach Unterkühlung darstellte.
Als Maß für die Temperatursensitivität eines spontanaktiven Neurons wurde
dessen Temperaturkoeffizient (TC) ermittelt, also die Änderung der
Entladungsfrequenz [Δ Hz] pro Grad Celsius Temperaturänderung (Einheit:
Impulse*s-1*°C-1= Hz/°C). Durch extrazelluläre Ableitungen im
hypothalamischen PVN und SON konnte nach Applikation von PHE (2-11 µM)
bei 12 von 21 untersuchten Neuronen ein meist deutlicher Anstieg des
Temperaturkoeffizienten (TC) im Vergleich zu ihrem TC-Ausgangswert vor der
PHE-Gabe gemessen werden. In 6 Fällen führte eine Stimulierung sogar zu TC-
Werten über 0,8 Hz/°C. Nur wenige der untersuchten Neurone änderten ihre
Temperatursensitivität kaum (n= 2); ein Neuron wurde unter Phenylephrin-Gabe
weniger temperatursensitiv (n= 1).
Eine genauere Analyse zeigte, dass die PHE-induzierte
Temperatursensitivitäts-Steigerung sich auf unterschiedliche Art und Weise
äußerte. Zum einen konnte ein sogenannter „ON-OFF-Effekt“ registriert werden.
Hierbei kam es durch Phenylephrin-Applikation zu einer derartigen Modulation,
dass warmsensitive Neurone ihre Aktivität bei gleichzeitiger Applikation eines
sinusförmigen Temperaturstimulus von 37°C±3°C (f= 0,005 Hz) im
verminderten Temperaturbereich gänzlich einstellten. Im Gegensatz dazu war
ihre Entladungsfrequenz bei Erwärmung oft schon vor Erreichen des
Temperaturmaximums maximal erhöht. Im Bereich um 37/38°C kam es unter
PHE-Einfluss also zu einem regelrechten Ein- und Ausschaltverfahren von
maximaler elektrischer Erregung, wenn erwärmt wurde und absoluter
Hemmung der Spontanentladungen, wenn gekühlt wurde, wohingegen die
Neurone vor PHE-Gabe und nach dem Auswaschen des α1-Adrenozeptor-
Diskussion - 75 -
Agonisten ihre Entladungsrate relativ genau den sinusförmigen
Temperaturschwankungen anpassten. PHE übersteigerte demnach die
Temperatursensitivität derart, dass im physiologischen Temperaturbereich der
modulierende Temperatur-Einfluss verloren ging, bzw. ihn auf einen sehr eng
umgrenzten Bereich um 37/38°C begrenzte. Die Sinnhaftigkeit eines solchen
α1-Adrenozeptor-vermittelten Einflusses von PHE könnte in einer Feinjustierung
der Temperaturmodulation im gesunden Organismus liegen. Außerhalb dieses
Temperaturbereichs, d.h. bei Unterkühlung oder Fieber, hätte die Temperatur
nur insofern modulierenden Einfluss auf die Entladungsrate von PVN- und
SON-Neurone, indem sie zu einem „Aus- oder Einschalten“ führen würde.
Vielleicht ist der Einfluss von Phenylephrin auf die Temperatursensitivität der
Neurone in den untersuchten hypothalamischen Kerngebieten aber auch viel
subtiler und mithin die bei der Durchführung der Experimente eingesetzten
Konzentrationen von PHE viel zu hoch gewesen. Obwohl dies nicht gänzlich
ausgeschlossen werden kann, ist anzumerken, dass es zwischen den
untersuchten Neuronen deutliche Unterschiede hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit
gegenüber PHE gab. So hatte PHE bei einigen der untersuchten Neurone
bereits in Konzentrationen von 2-5 µM deutlichen Einfluss auf die
Temperatursensitivität, während andere erst bei höheren Konzentrationen von
10 µM reagierten. Dies verhinderte die Erstellung einer Dosis-Wirkungs-
Beziehung, zeigt aber auch, dass wahrscheinlich keine überhöhten
Konzentrationen von PHE eingesetzt wurden. Eine weitere
Erklärungsmöglichkeit ist jedoch auch, dass der Konzentrationsbereich, in dem
Agonisten am α1-Adrenozeptor eine „sinnvolle“ physiologische Wirksamkeit
entfalten, eng begrenzt ist und zudem von Neuron zu Neuron schwankt. So
zeigten nicht alle Neurone mit gesteigerter Thermosensitivität unter PHE-
Einfluss das oben beschriebene „Ein-/Ausschalt-Verhalten“ bei gleichzeitiger
Applikation eines sinusförmigen Temperaturstimulus, sondern nur 5 von 21
Neuronen (23%). Bei 7 weiteren warmsensitiven Neuronen (33%) konnte unter
diesen Bedingungen eine sogenannte „Phasenverschiebung“ festgestellt
werden, bei der es sich vermutlich um eine Vorstufe des „Ein-/Ausschalt-
Verhalten“ handelt.
Unbehandelte spontanaktive Zellen mit hohen Temperaturkoeffizienten zeigten
bei Applikation eines sinusförmigen Temperaturstimulus von 37°C±3°C
Diskussion - 76 -
(f= 0,005 Hz) ein der Temperaturschwankung folgendes Entladungsverhalten,
wobei sie ihre maximale Entladungsrate im Bereich relativ kurz nach dem
Temperaturmaximum entwickelten, während sie kurz nach Durchschreitung der
Minimaltemperatur ihre geringste Entladungsrate hatten. Das heißt, die
warmsensitiven Neurone zeigten eine synchron dem sinusförmigen
Temperaturstimulus folgende Entladungsrate. Dieses Entladungsverhalten
änderte sich bei 7 Neuronen nach Applikation des noradrenergen α1-Agonisten
PHE. In einer Konzentration von 10 µM führte PHE bei diesen Zellen zu einer
Erhöhung der Wärmesensitivität, die sich in einer „Phasenverschiebung“ der
Entladungsrate in Bezug zum sinusförmigen Temperaturverlauf äußerte: Lag
zuvor das Frequenzmaximum noch kurz hinter dem Temperaturmaximum, so
projizierte sich dieses nun in den Bereich vor dem eigentlichen
Temperaturmaximum. Entsprechend zeigten die Neurone ihre minimale
Entladungsrate unter PHE-Einfluss nur vor Erreichen des
Temperaturminimums. Bei sinusförmigen Temperaturverläufen von 37°C±3°C
mit einer Periode von 200 Sekunden (f= 0,005 Hz) betrug die durchschnittliche
Phasenverschiebung der Entladungsrate während Applikation von 10 µM PHE
gegenüber dem unbehandelten Zustand durchschnittlich -36 sec (SD 20,5 sec).
Das bedeutet, dass die maximale Entladungsrate im sinusförmigen
Temperaturverlauf um 1,08°C niedrigeren Temperaturwerten des aufsteigenden
Sinus zugeordnet werden konnte. Diese Art der Temperatursensibilisierung
durch PHE ähnelt sehr stark dem zuvor beschriebenen „ON-OFF-Effekt“.
Wahrscheinlich variiert der Grad der Temperatursensibilisierung unter PHE-
Einfluss von Zelle zu Zelle, so dass solche, die besonders sensibel auf PHE
reagieren, bei Temperaturschwankungen einen ON-OFF-Effekt zeigen,
während etwas PHE-unempfindlichere Neurone unter diesen Bedingungen eine
„Phasenverschiebung“ erzeugen. Da bei der in dieser Arbeit angewandten
Methode extrazellulärer Ableitungen eine morphologische Charakterisierung der
untersuchten Neurone nicht möglich war, kann auch keine Aussage darüber
gemacht werden, ob mögliche Unterschiede hinsichtlich der PHE-
Empfindlichkeit zellspezifische Ursachen besitzen.
Man kann davon ausgehen, dass es sich bei den allermeisten in dieser Arbeit
untersuchten Zellen des PVN und SON um neurosekretorisch, d.h. ADH- oder
Oxytozin-synthetisierende Neurone gehandelt hat, die einen überwiegend
Diskussion - 77 -
positiven Temperaturkoeffizienten zeigten, d.h. bei Erwärmung stärker aktiv
wurden. Andere Autoren haben gezeigt, dass vor allem phasisches
Entladungsverhalten die Hormonfreisetzung aus den magnozellulären
neurosekretorischen Neuronen induzieren und regulieren soll (Dutton und
Dyball 1979, Leng et al. 1992). Geht man schließlich davon aus, dass die
Menge des sezernierten Hormons vom Entladungsmuster, insbesondere der
Entladungsfrequenz abhängig ist, führt der α1- Rezeptor-Agonist Phenylephrin
letztlich zu einer erhöhten mittleren Entladungsfrequenz und schließlich zu einer
daraus resultierenden höheren Hormonausschüttung. Die beschriebenen
Varianten der PHE-induzierten Temperatursensibilisierung dieser Neurone kann
auch als Sollwertverstellung, hin zu kälteren Temperaturen, interpretiert
werden. Unter physiologischen Temperaturbedingungen hätten noradrenerge
Afferenzen demnach einen stark fördernden Einfluss auf die elektrische Aktivität
und somit auf die Sekretionsrate der Neurone, während gleichzeitig die
Dynamikbereiche dieser α1-Rezeptoren-vermittelten Modulation geringer
werden würde. Unter fibrilen Körpertemperaturen hätte eine Steigerung der
afferenten Noradrenalin-Ausschüttung bei Zugrundelegung der in dieser Arbeit
gezeigten Ergebnisse keinen weiteren aktivitätssteigernden Einfluss, weil die
Entladungsrate der warmsensitiven Neurone unter derartigen Bedingungen
sowieso schon maximal ist. Dagegen lassen die Messergebnisse unter leicht
hypothermalen Zuständen des Organismus erwarten, dass bei vorhandener,
konstanter noradrenerger Afferenz schon geringe Änderungen der
Körpertemperatur massive Auswirkungen auf die Sekretionsrate von PVN- und
SON-Neuronen hätten. Die Sichtweise ist auch konform mit dem Mechanismus
der kälteinduzierten Diurese, die ihren Ausgangspunkt in den ADH-
sezernierenden Neuronen des hypothalamischen PVN und SON hat (Simon-
Oppermann et al. 1980). So zeigen zum Beispiel verschieden Autoren, dass
PHE eine Zunahme der ADH-Freisetzung bewirkt (Kapoor and Sladek 2000,
Randle et al. 1986). Hierbei hatten PHE-Konzentrationen im Bereich von 1-10
µM keinen nennenswerten Effekt auf die ADH-Sekretionsrate, während höhere
PHE-Mengen von 100 µM zu einer enormen Zunahme der Hormonfreisetzung
führten.
Trotz intensiven Literaturrecherchen gab es keinen Hinweis darauf, dass die
Modulation von Neuronen im PVN und SON der Ratte in Bezug auf ihre
Diskussion - 78 -
Temperatursensitivität durch noradrenerge α1-Agonisten wie Phenylephrin
bereits untersucht wurde. Aufgrund dessen, kann an dieser Stelle nur ein
Vergleich mit zuvor untersuchten anderen Substanzen erfolgen. Eine
deskriptive Analyse wurde beispielsweise durch Dewald et al. (2001)
veröffentlicht, wobei die neuromodulativen Effekte von Angiotensin II im
gleichen Kerngebiet untersucht wurden. In dieser Arbeit wirkte Ang II in 87%
der spontanaktiven Neurone exzitatorisch, d.h. es kam zu einer Zunahme der
Entladungsfrequenz. Dieser Effekt konnte durch den Ang II Rezeptor Antagonist
Sar1-Ile8-Ang II vollständig geblockt werden. Auch das Potential der Neurone
zur Integration weiterer Signale, wie hier durch zusätzlichen sinusförmigen
Temperatur-Stimulus geschehen, wurde untersucht (Dewald et al. 2001). In
Verbindung mit Ang II konnte in etwa der Hälfte der Neurone ein Anstieg der
Temperaturkoeffizienten beobachtet werden, jedoch nicht in dem Ausmaße zu
Phenylephrin.
Weiterhin von größter Bedeutung sind synaptische Mechanismen. Hohe TC-
Werte der PO/AH-Neurone scheinen intrinsisch bedingt zu sein, während
niedrige TC-Werte (vor allem negative TC-Werte) eher Folge von synaptischem
Input naher Neurone sein sollen (Curras et al. 1991).
Eine Schwäche der verwendeten Methode ohne Einsatz synaptischer Blockade
ist, dass der Einfluss von Afferenzen auf das jeweils extrazellulär abgeleitete
Neuron nicht eliminiert werden kann. Somit könnten andere im jeweiligen
Hirnschnitt enthaltene Strukturen ebenfalls auf Thermo- oder Phenylephrin-
Stimulation reagieren und die untersuchten Zellen manipulieren.
Auf das Ausschalten derartiger Netzwerkeffekte durch Blockade der
synaptischen Aktivitätsübertragung, z.B. durch Applikation von Cadminen (zur
Inhibierung von Ca2+-Kanälen) oder durch Verwendung von Ca2+-freier
Badlösung wurde jedoch verzichtet, da alle diese Manipulationen auf eine
Störung des intrazellulären Kalziumspiegels hinauslaufen. Jedoch stellt
Kalzium, neben seiner Schlüsselrolle bei der präsynaptischen
Transmitterausschüttung, auch ein wichtiger zytosolischer Botenstoff (ein
sogenannter „second-messenger“) dar, so dass ein äußerer Eingriff in diese
intrazelluläre Signalkaskade unabsehbare Folgen auf die individuelle neuronale
Signalverarbeitung und somit auf die Dynamik spontanaktiver Neurone hätte.
Diskussion - 79 -
Weitgehend geklärt scheint zu sein, dass Vasopressin-synthetisierende
Neurone des PVN und SON direkten exzitatorischen Input aus den A1
noradrenergen Neuronen der kaudalen ventrolateralen Medulla erhalten, um
hämodynamisch-regulierend wirksam zu werden (Alonso und Assenmacher
1984, Day und Renaud 1984). Adrenozeptor-Antagonisten waren in diesen
Arbeiten jedoch nicht in der Lage, die A1-Aktivierung der vasopressinergen
Neurone zu blocken, so dass diese Neurone vermutlich einen anderen
Noradrenalin-unabhängigen Input erhalten (Day et al. 1990). Ergänzend werden
in der Literatur multiple kolokalisierte und kofreigesetzte Substanzen der
Gruppe A1, als da wären Neuropeptid Y, Substanz P und ATP, in Verbindung
mit der Noradrenalin-Wirkung gebracht (Everitt et al. 1984, Sawchenko et al.
1985). Dies ist vergleichbar mit dem peripheren Nervensystem, bei dem ATP
neben Noradrenalin in synaptischen Vesikeln gespeichert ist (Whittaker 1982).
Dieses wird nach physiologischer Neuronenaktivität freigesetzt (Sperlagh und
Vizi 1996) und fungiert als Kotransmitter im sympathischen System. In
Verbindung mit ATP (100 µM) zeigt Phenylephrin (100 µM) einen drei- bis
vierfachen Anstieg der vasopressinergen Freisetzung; Phenylephrin allein
induziert nur einen 1,5-fachen Anstieg dieser (Kapoor und Sladek 2000, 2001).
Eine Verknüpfung dieser beiden Systeme zeigt sich anhand ihrer Rezeptoren.
Purinerge ATP-Rezeptoren entfalten ihre Wirkung über die identische
G-Protein-Klasse (Gq/11) wie noradrenerge α-Rezeptoren über einen Anstieg der
intrazellulären Ca2+-Konzentration (Zimmermann 1994).
Mehrere Untersuchungen beschäftigten sich auch mit der Freisetzung des
Hormons Oxytozin aus der magnozellulären hypothalamischen Region (PVN
und SON). Die oxytozinergen Neurone zeigen jedoch eher ein unregelmäßig-
kontinuierliches Muster (Brimble und Dyball 1977). Die Stimulation erfolgte
ebenfalls über noradrenerge α1-Rezeptoren mittels Phenylephrin und konnte
durch den Antagonisten Prazosin geblockt werden. Eine Zunahme der
Sekretion konnte jedoch nicht durch Applikation eines Agonisten am
noradrenergen α2-Rezeptor induziert werden. In Verbindung mit dem
Kotransmitter Neuropeptid Y war der Effekt besonders stark ausgeprägt, vor
allem im supraoptischen Kern (Bealer und Crowley 1998, Parker und Crowley
1993). Im Gegensatz dazu konnte nur ein minimal signifikanter Anstieg bei
Oxytozin durch alleinige Phenylephrin-Applikation festgestellt werden (Kapoor
Diskussion - 80 -
und Sladek 2000).
Über die multiplen Aufgaben der hypothalamischen Region wurde bereits
mehrfach berichtet und so wird diese auch als oberste Integrationseinheit
vegetativer Funktionen bezeichnet. Noradrenerge Modulation spielt so zudem
auch eine große Rolle beim Sattheitsgefühl. Stimulation noradrenerger
α1-Rezeptoren im PVN führt zu einer Hemmung des Esszentrums.
α2-Rezeptoren fördern das Hungergefühl über einen negativen Feedback-
Mechanismus (Wellman et al. 1993). Myers et al. (1986) induzierten eine
künstliche Hypothermie in-vivo bei Katzen über Injektionen von Phenylephrin in
die PO/AH-Neurone.
Zur funktionellen Relevanz der von uns untersuchten Effekte ist zu sagen, dass
unsere Daten die multimodale Sensitivität der paraventrikulären und
supraoptischen Neurone unter physiologisch relevanten Stimuli wie
Phenylephrin und Temperatur demonstrieren. Vergleichbare Effekte von
neuronaler Integration anderer hypothalamische Zellen außerhalb des PVN sind
bereits bekannt, wie zum Beispiel die essentielle Modulation der
Thermosensitivität der PO/AH Neurone bei Applikation von Kalzium (Schmid
und Pierau 1993).
Im Allgemeinen ist noch zu sagen, dass zu den direkten Effekten von
Temperaturänderung oder Phenylephrin-Applikation hier nur Einzelbefunde
vorgelegt werden konnten. Es bleiben viele Fragen offen, bezüglich des
Zusammenwirkens verschiedener Faktoren, wie zum Beispiel Differenzierung
bei gleichzeitiger Applikation verschiedener α- oder β-Agonisten. Schließlich
entspricht die in-vitro Situation nicht der (patho-) physiologischen Situation, in
der wahrscheinlich mehrere Substanzen, sowie andere involvierte Strukturen
und Neuromodulatoren gleichzeitig und voneinander abhängig agieren. Insofern
stellt diese Arbeit nur einen Einstieg in die elektrophysiologische Untersuchung
direkter Phenylephrin-Effekte an Neuronen des PVN und SON dar, ohne dass
näher auf das Zusammenwirken verschiedener Parameter eingegangen werden
konnte.
Wie aus den vorgehenden Kapiteln ersichtlich wird, ist die in dieser Arbeit
untersuchte Region von enormer Bedeutung für die Homöostase des
Organismus. Dennoch sind viele Aspekte neuronaler Funktionen noch nicht
geklärt. Eine Fortführung der Grundlagenforschung in diesem Gebiet würde
Diskussion - 81 -
jedoch den Rahmen dieser Dissertation sprengen. Es bleibt daher die Hoffnung,
dass der hier beschriebene neuromodulatorische Effekt an noradrenergen
α1-Rezeptoren von hypothalamischen Neuronen des PVN und SON zusammen
mit den vielen anderen Arbeiten auf diesem Gebiet einen Beitrag dazu leisten,
die physiologischen Verhältnisse in der Spezies Mensch leichter zu verstehen
und eventuell die Grundlage bilden, pathophysiologische Missverhältnisse zu
erkennen und gegebenenfalls zu beseitigen.
Zusammenfassung - 82 -
5.0 Zusammenfassung Der Hypothalamus repräsentiert den Ort der zentralen Steuerung
homöostatischer Systeme wie der Körpertemperatur und des Salz- und
Wasserhaushaltes. Daher wird er auch als oberste Integrationseinheit
vegetativer Funktionen bezeichnet. Via Afferenzen von peripheren und
zentralen Rezeptoren erhalten die hypothalamischen Kerngebiete
Informationen zum Status der Homöostase und lösen zu deren Regulation
effektorische neuronale, neurosekretorische und humorale Mechanismen aus.
Die Zellen der paraventrikulären und supraoptischen Kerne (PVN und SON)
bilden das osmoregulative Zentrum. Die temperatursensitiven magnozellulären
Neurone (MNCs) dieser Nuclei sezernieren die Hormone ADH (Vasopressin),
ein wichtiges Hormon für die Regulation des Wasserhaushaltes und der
Temperatur, sowie das Hormon Oxytozin. Auf zellulärer Ebene ist neben der
Frequenzzunahme die Ausbildung phasischer Entladungen (Bursts) der MNCs
ein entscheidender Faktor für die Hormonsekretion. Dementsprechend sind
diese Neurone in der Lage zahlreiche multimodale Signale zu integrieren, wie
zum Beispiel thermale oder osmotische Stimuli.
Einen überaus großen Einfluss zur Regulation dieser Mechanismen haben
Afferenzen aus anderen Hirnarealen. So erhalten die Neurone des PVN und
SON direkten Input via noradrenerger Afferenzen, deren Zellkörper den A2 und
A6 Zellpopulationen der Medulla oblongata und des Locus coeruleus
entstammen.
In dieser Studie wurden mittels extrazellulärer Registrierung in hypo-
thalamischen Schnittpräparaten (400 µm) juveniler Ratten, die Effekte des
noradrenergen α1-Agonisten Phenylephrin (PHE, 2-10 µM) auf spontanaktive
Neurone des PVN und SON untersucht.
1. In der ersten Versuchsreihe wurde die Auswirkung von PHE auf Neurone bei
konstanter Temperatur (37°C) untersucht. Dabei führte PHE bei 18 von 24
Neuronen (75%) zu einem deutlichen Anstieg der Frequenz (oftmals bis zu
400%), wobei sich die unbehandelten spontanaktiven Neurone zuvor durch eine
stets konstante Frequenz auszeichneten.
Zusammenfassung - 83 -
2. Um zu untersuchen, welchen Einfluss Phenylephrin auf die Temperatur-
Sensitivität (Temperaturkoeffizient (TC); Einheit: Impulse*s-1*°C-1= Hz/°C) von
Neuronen des PVN und SON hat, wurde diese Substanz in einem weiteren
Untersuchungsansatz parallel zu sinusförmigen Temperaturreizen (37°C±3°C,
f= 0,005 Hz) appliziert. Dies führte bei 12 von 21 untersuchten Neuronen zu
einem deutlichen Anstieg des Temperaturkoeffizienten. PHE bewirkt also eine
Sensitivierung der untersuchten Zellen gegenüber Temperaturänderungen. In 6
Fällen zeigten zuvor temperaturinsensitive Neurone nach Applikation von PHE
TC-Werten von über 0,8 Hz/°C.
Bei einigen Neuronen (n= 5) konnte eine derartige Wirkung bei sinusförmigen
Temperatur-Stimuli beobachtet werden, dass es zu einem On-Off-Effekt kam.
Nach PHE-Gabe (10 µM) wurden die anfangs spontanaktiven Neurone im
Bereich des Temperaturmaximums erheblich aktiviert, wobei die Entladungs-
frequenz im zeitlichen Verlauf dieses Phasenbereiches des Temperatursinus
die Form eines Plateaus annahm. Dagegen stellten die Neurone ihre Aktivität
an einem gewissen Punkt des absteigenden sinusförmigen Temperatur-
verlaufes weitgehend ein. Erst beim Überschreiten der Temperaturschwelle von
ca. 37°C war der Temperaturreiz wieder stark genug und die Zellen nahmen
ihre Aktivität wieder in dem bekannten Maße auf. Ein weiterer Effekt des PHE
war die Phasenverschiebung der Entladungsrate relativ zum Verlauf des
sinusförmigen Temperatur-Stimulus. Durchschnittlich betrug diese temporäre
Verschiebung -36 s (SD 20,5 s, n= 7). Dies bedeutet, dass PHE den Bereich
verkleinert, in welchem Neurone dynamisch auf Temperaturänderungen
antworten und somit die Sensitivität auf Änderungen innerhalb dieses
Temperaturbereichs erheblich erhöht.
Erwähnt werden muss, dass alle beschriebenen Effekte durch den α1-
Antagonisten Prazosin geblockt werden konnten.
Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass die Neurone des PVN und SON
unter starker modulatorischer Kontrolle via noradrenerger Afferenzen aus dem
Hirnstamm stehen. Die Sinnhaftigkeit dieser α1-Adrenorezeptor-vermittelten
neuronalen Modulation könnte in einer Feinjustierung des elektrischen
Aktivitätsniveaus der neurosekretorischen Zellen in Abhängigkeit von der
Körpertemperatur liegen und somit ein wichtiger Bestandteil der zentralen
Steuerung der Homöostase darstellen.
Zusammenfassung - 84 -
Summary The paraventricular nucleus (PVN) and the supraoptic nucleus (SON) are the
major sites of neuronal control for many homeostatic functions, such as the
osmoregulation, the adjustment of the body temperature and others. Neurons of
the PVN and SON receive direct input via noradrenergic afferents, the cell
bodies of which originate primarily in the A2 and A6 cell groups of the medulla
oblongata and locus coeruleus.
We have examined the effects of the noradrenergic α1-agonist Phenylephrine
(PHE) on the firing rate (FR) of neurons in slices of PVN and SON at constant
temperature and during sinusoidal temperature changes.
Hypothalamic brain slices (400 µm) were made from male Sprague-Dawley rats
(150-250g), incubated in artificial cerebrospinal fluid (aCSF) and constantly
oxygenated with 95%O2/5% CO2 at pH 7.3-7.5 and a osmolality of 295±5
mosmol kg-1.
A slice was placed on a thermode in the recording chamber and superfused
continuously with oxygenated aCSF. Extracellular single-unit activity was
recorded using glass electrodes with a resistance of about 0.8-2.0MΩ. During
recording, slices were exposed for 5-10 minutes to 2-10 µM PHE or 10 µM PHE
in combination with 10 µM of the α1-antagonist Prazosin (PRA). Constant
temperature or sinusoidal temperature changes (37°C±3°C, f= 0.005 Hz) was
controlled via a homemade thermostimulator device. Data was acquired with
homemade hard- and software and analysed with IGOR Pro (WaveMetrics).
Neuronal thermosensitivity was calculated off-line by linear regression analysis
of the frequency/temperature curves to determine the temperature coefficient
(TC; impulses*s-1*°C-1).
In response to bath application of 2-10 µM PHE, the majority (18 out of 24) of
the neurons showed a significant increase in FR of up to 400% at constant
temperature.
In most neurons application of PHE during sinusoidal temperature (37°C±3°C,
f= 0.005Hz) change, resulted in a dramatic increase in firing rate during
ascending phases or close to the maximum of the temperature sinus, while the
firing rate often was inhibited during descending phases close to the minimum
Zusammenfassung - 85 -
of the temperature sinus. This PHE-induced effect was completely blocked by
co-application of the α1-antagonist Prazosin.
The majority of temperature-insensitive neurons showed an augmentation in
thermosensitivity during PHE application (12 out of 21 neurons). In six of them,
PHE administration even lead to TC-Values above 0.8 Hz/°C.
The temperature-sensitivity of warmsensitive neurons were only hardly affected
by PHE (n= 2) or even decreased (n= 1).
In some neurons, the PHE-induced elevation of temperature sensitivity lead to
an sharp ON-OFF characteristic of the firing rate during sinusoidal temperature
changes. During exposure of ascending temperature the former silent neurons
rapidly increased their firing rate to a plateau, from which the activity dropped to
zero at a certain point of the descending temperature.
Another feature of increased temperature sensitivity during PHE was a
distinctive shift of the term of maximal neuronal firing rate relative to the
maximum of the sinusoidal temperature course and relative of the situation prior
PHE application. The mean of this temporal shift was in some of the examined
neurons -36 s (SD 20.5 s, n= 7) earlier, i.e. their maximal firing rate was shifted
to lower values of the ascending temperature sinus.
Literaturverzeichnis - 86 -
6.0 Literaturverzeichnis
Adachi A (1984)
Thermosensitive and osmoreceptive afferent fibers in the hepatic branch of the vagus nerve.
J Auton Nerv Syst, 10: 269-273.
Alonso G, Assenmacher I (1984)
Ultrastructural analysis of the noradrenergic innervation of rat supraopticus nucleus.
Neurosci Lett 49: 45-50.
Andrew RD, MacVicar BA, Dudek FE, Hatton GI (1981) Dye transfer through gap junctions between neuroendocrine cells of rat hypothalamus.
Science, 211: 1187-1189.
Andrew RD, Dudek FE (1984) Analysis of intracellulary recorded phasic bursting by mammalian neuroendocrine cells.
J Neurophysiol, 51: 552-566.
Bains JS, Ferguson AV (1995) Paraventricular nucleus neurons projecting to the spinal cord receive excitatory input
from the subfornical organ.
Am J Physiol ( Regulatory Integrative Comp Physiol, 37) 268: R625-R633. Berkenbosch F, Van Oers J, Del Rey A, Tilders F, Besedovsky H (1987)
Corticotropin-releasing-factor producing neurons in the rat activated by interleukin 1.
Science, 328 (4826): 524-526.
Bealer SL, Crowley WR (1998) Noradrenergic control of central oxytocin release during lactation in rats.
Am J Physiol Endocrinol Metab, 274: 453-458.
Benninghoff A, Drenckhahn D (2004) Anatomie.
U&F bei Elsevier, 16. Auflage, Band II, S. 545.
Besedovsky HO, Del Rey A, Klusman I, Furukawa H, Monge Arditi G,
Kabiersch A (1991)
Cytokines as modulators of the hypothalamus-pituitary-adrenal axis.
J Steroid Molec Biol, 40: 613-618.
Besedovsky HO, Del Rey A (1996)
Immune-neuro-endocrine interactions: facts and hypotheses.
Endocrine Reviews, 17 (1): 64-102.
Literaturverzeichnis - 87 -
Blatteis CM (1990a) Neuromodulative actions of cytokines.
Yale J Biol Med, 63: 133-146.
Blatteis CM (1990b) The neurobiology of endogenous pyrogenes.
In: Thermoreception and thermoregulation. Bligh j, Voigt K (Eds.).
Berlin-Heidelberg: Springer, 257-272.
Blatteis CM (1992) Role of the OVLT in the febrile response to circulating pyrogenes.
Elsevier Sci Publ B.V., 91: 409-411.
Blatteis CM, Sehic E (1997) Fever: How may circulating pyrogenes signal the brain?
News Physiol Sci, 12: 1-9.
Boulant JA (1986) Single neuron studies and their usefulness in understanding thermoregulation.
The Yale Journal of Biology and Medicine, 59: 179-188.
Boulant JA, Dean JB (1986)
Temperature receptors in the central nervous system.
Ann Rev Physiol, 48: 639-654.
Boulant JA, Silva NL (1988) Neuronal sensitivities in preoptic tissue slices: Interactions among regulatory systems.
Brain Res Bull, 20 (6): 871-878.
Bourque CW, Renaud LP (1990)
Electrophysiology of mammalian magnocellular vasopressin and oxytocin neurosecretory
neurons.
Front Neuroendocrinol, 11 (3): 183.212.
Bourque CW, Oliet SHR, Richard D (1994)
Osmoreceptors, osmoreception and osmoregluation.
Front Neuroendocrinol, 15: 231-274.
Braun HA, Schäfer K, Wissing H, Hirsch MC (1994a)
Oscillation and noise determine signal transduction in shark multimodal sensory cells.
Nature, 367: 270-273.
Braun HA, Hirsch MC, Dewald M, Voigt K (1994b)
Temperature-dependent burst discharges in magnocellular neurons of the paraventricular
and supraoptic hypothalamic nuclei recorded in brain slice preparations of the rat.
In: Integrative and cellular aspects of autonomic functions: Temperature and osmoregulation.
Pleschka K, Gerstberger R (Eds.), J Libbey Eurotext, Paris: 67-75.
Literaturverzeichnis - 88 -
Brimble MJ, Dyball REJ (1977)
Characterization of the responses of oxytocin- and vasopressin-secreting neurons in the rat
supraoptic nucleus to osmotic stimulation.
J Physiol (Lond.), 271: 253-271.
Brimble MJ, Dyball REJ, Forsling ML (1978)
Oxytocin release following osmotic activation of oxytocin neurones in the paraventricular and
supraoptic nuclei.
J Physiol, 278: 69-78.
Brooks CM, Ishikawa T, Koizumi K, Lu HH (1966)
Activity of neurones in the paraventricular neucleus of the hypothalamus and its control.
J Physiol, 182: 217-231.
Cazalis M, Dayanithi G, Nordmann JJ (1985)
The role of patterned burst and interburst interval on the excitation-coupling mechanism in
the isolated rat neural lobe.
J Physiol, 369: 45-60.
Changaris DG, Keil LC, Severs WB (1978)
Angiotensin II immunohisto-chemistry of the rat brain.
Neuroendocrinol, 25: 257-274.
Chen YZ, Liu X, Wang CA, Wu LG, Gu Q, Xing BR (1991)
An electrophysiological study on membrane receptor-mediated action of glucocorticoids in
mammalian neurons.
Neuroendocrinol, 53: 25-30.
Cobett P, Smithson KG, Hatton GI (1986) Immunoreactivity to vasopressin- but oxytocin associated neurophysin antiserum in
phasic neurons of rat hypothalamic paraventricular nucleus.
Brain Res, 362: 7-16.
Cooper KE, Naylor AM, Veale WL (1987)
Evidence supporting a role for endogenous vasopressin in fever suppressions in the rat.
J Physiol (Lond), 387: 163-172.
Cooper KE, Blähser S, Malkinson TJ, Merker G, Roth J, Zeisberger E (1988)
Changes in body temperature and vasopressin content of brain neurons in pregnant and
non-pregnant guinea pigs, during fevers produced by Poly I:Poly C.
Pflügers Arch, 412: 292-296.
Literaturverzeichnis - 89 -
Curras MC, Kelso SR, Boulant JA (1991)
Intracellular analysis of inherent and synaptic yctivity in hypothalamic thermosensitive
neurones in the rat.
J Physiol, 440: 257-271.
Daftary S, Boudaba C, Szabo K, Tasker J (1998)
Noradrenergic excitation of magnocellular neurons in the rat hypothalamic paraventricular
nucleus via intranuclear glutamatergic circuits.
J Neurosci, 18: 10619-10628.
Dascombe MJ, Rothwell NJ, Sagay BO, Stock MJ (1989)
Pyrogenic and thermogenic effects of interleukin 1β in the rat.
Am J Physiol, 256: E7-E11.
Day TA, Renaud LP (1984)
Electophysiological evidence that noradrenergic afferents selectively facilitate the activity of
supraoptic vasopressin neurons.
Brain Res, 303: 233-240.
Day TA, Ferguson AV, Renaud LP (1984)
Facilitatory influence of noradrenergic afferents on the excitability of rat paraventricular
nucleus neurosecretory cells.
J Physiol (Lond), 355: 237-249.
Day TA, Sibbald JR (1989)
A1 cell group mediates solitary nucleus excitation of supraoptic vasopressin cells.
Am J Physiol 257 (Regulatory Integrative Comp. Physiol. 26): R1020-R1026.
Day TA, Renaud LP, Sibbald JR (1990)
Excitation of supraoptic vasopressin cells by stimulation of the A1 noradrenaline cell group:
failure to demonstrate role for etablished adrenergic or amino acid receptors.
Brain Res, 516: 91-98.
Dewald M, Anthes N, Vedder H, Voigt K, Braun HA (1999)
Phasic bursting activity of paraventricular neurons is modulated by temperature and
angiotensin II.
J Thermal Biol 24: 339-345
Dewald M, Braun HA, Huber MT, Zwingmann D, Roth J, Voigt K (2001)
Interactions of temperature and angiotensin II in paraventricular neurons of rats in vitro.
Pflügers Arch-Eur J Physiol, 444: 117-125.
Literaturverzeichnis - 90 -
Dinarello CA, Cannon JG, Mancilla J, Bishai I, Lees J, Coceani F (1991)
Interleukin 6 as an endogenous pyrogen: Induction of prostaglandin E2 in brain but not in
peripheral blood mononuclear cells.
Brain Res, 562: 199-206.
Dudek FE, Hatton GI, MacVicar BA (1980) Intracellular recordings from the paraventricular nucleus in slices of rat hypothalamus.
J Physiol (London), 301: 101-114.
Dutton A, Dyball REJ (1979) Phasic firing enhances vasopressin release from the rat neurohypophysis.
J Physiol, 290: 433-440.
Dyball REJ (1971)
Oxytocin and ADH secretion in relation to electrical activity in antidromically identified
supraoptic and paraventricular units.
J Physiol, 214: 245-256.
Elmquist JK, Scammell TE, Saper CB (1997)
Mechanisms of CNS response to systemic immune challenge: The febrile response.
Trends Neurosci, 20: 565-570.
Ericson A, Kovacs J, Sawchenko PE (1994)
A functional anatomical analysis of central pathways subserving the effects of interleukin 1 on
stress-related neuroendocrine neurons.
J Neurosci, 14 (2): 897-913.
Everitt BJ, Hokfelt T, Terenius L, Tatemoto K, Mutt V, Goldstein M (1984)
Differential coexistence of neuropeptid Y-like immunoreactivity with catecholamines in the
central nervous system of the rat.
Neuroscience, 11: 443-462.
Ferguson AV, Pittman QJ, Riphagen CL (1984)
Effect of cooling on supraoptic neurohypophysial neuronal activity and on urine flow in the rat.
J Physiol (Lond), 352: 103-112.
Ferguson AV, Renaud LP (1986)
Systemic angiotensin acts at subfornical organ to facilitate activity of neurohypophysial
neurons.
Am J Physiol, 251: 712-717.
Literaturverzeichnis - 91 -
Ferguson AV (1992)
Neurophysiological analysis of mechanisms for subfornical organ and area postrema
involvement in autonomic control.
Prog Brain Res, 91: 413-421.
Fuxe K, Ganten D, Hokfelt T, Bolme P (1976)
Immunohistochemical evidence for the existence of angiotensin II-containing nerve terminals
in the brain and spinal cord of the rat.
Neurosci Lett, 2: 229-234.
Gähwiler BH, Dreifuss JJ (1979) Phasically firing neurons in long-term cultures of the rat hypothalamic supraoptic area:
pacemaker and follower cells.
Brain Res, 177, 95-103.
Gähwiler BH, Dreifuss JJ (1980) Transistion from random to phasic firing induced in neurones cultured from
hypothalamic supraoptic area.
Brain Res, 193: 415-425.
Gehlert DR, Speth RC, Walmsley JK (1986).
Distribution of angiotensin II binding sites in the rat brain: a quantitative autoradiography
study.
Neurosci, 18: 837-856.
Haller EW, Wakerly JB (1980)
Electrophysiological studies of paraventricular and supraoptic neurones recorded in vitro from
slices of rat hypothalamus.
J Physiol, 302: 347-362.
Hammel HT, Hardy JD, Fusco MM (1960) Thermoregulatory responses to hypothalamic cooling in unesthetized dogs.
Am J Physiol, 198: 481-486.
Han ZS, Duan XQ, Ju G (1992) Neuronal responses of the anterior commissural nucleus to osmotic stimulation and
angiotensin II in hypothalamic slices in the rat.
Neurosci Lett, 144: 90-94.
Han SK, Chong W, Li LH, Lee IS, Kazuyuki M, Ryu PD (2002) Noradrenaline excites and inhibits GABAergic transmission in parvocellular neurons of
rat hypothalamic paraventricular nucleus.
J Neurophysiol, 87: 2287-2296.
Literaturverzeichnis - 92 -
Hardy JD, Hellon RF, Sutherland K (1964)
Temperatursensitive neurones in the dog´s hypothalamus.
J Physiol London, 175: 242-253. Harris GW (1947)
The innervation and actions of the neurophysis: an investigation using the method of
remote control stimulation.
Phil Trans R Soc B, 232: 385-441. Hatton GI, Armstrong WE, Gregory WA (1978)
Spontaneous and osmotically-stimulated activity in sclices of rat hypothalamus.
Brain Res Bull, 3: 497-508.
Hatton GI (1982) Phasic burtsing activity of rat paraventricular neurones in the absence of synaptic
transmission.
J Physiol, 327: 273-284.
Hatton GI (1983) The hypothalamic slice approach to neuroendocrinology.
Quart J Exp Physiol, 68: 483-489.
Honda K, Negoro H, Fukuoka T, Higuchi T, Uchide K (1985)
Effect of microelectrophoretically applied acetylcholine, noradrenaline, dopamine and
serotonin on the discharge of paraventricular oxytocinergic neurones in the rat.
Endocrinol Jpn, 32 (1): 127-133.
Honda K, Negoro H, Dyball REJ, Higuchi T, Takano S (1990)
The osmoreceptor complex in the rat: Evidence for interactions between the supraoptic and
other diencephalic nuclei.
J Physiol, 431: 225-241.
Horowitz M, Epstein Y, Shapiro Y (1992)
Vasopressin in thermoregulation-competitive demands: Experimental evidence and
theoretical considerations.
Physiol Res, 41: 41-48.
Hwang BH, Wu JY, Wieczorek CM, Harding JW, Erickson JB, Wamsley JK (1986)
Different pharamcological anatomy in the paraventricular hypothalamic nucleus, supraoptic
nucleus and suprachiasmatic nucleus of rats: Quantitative Autoradiography on angiotensin II
receptor binding sites.
Am J Anat, 176: 243-247.
Inenaga K, Osaka T, Yamashita H (1987)
Thermosensitivity of neurons in the paraventricular nucleus of the rat slice preparation.
Brain Res, 424: 126-132.
Literaturverzeichnis - 93 -
Jacobson FH, Squires RF (1970)
Thermoregulatory responses of the cat to preoptic and environmental temperatures.
Am J Physiol, 218: 1575-1582.
Johnson AK (1985)
The periventricular anteroventral third ventricle (AV3V): is relationship with the subfornical
organ and neural systems involved in maintaining body fluid homeostasis?
Brain Res Bull,15: 595-601.
Kapoor JR, Sladek CD (2000) Purinergic and adrenergic agonists synergize in stimulating vasopressin and oxytocin release.
J Neurosci, 20 (23): 8868-8875.
Kapoor JR, Sladek CD (2001) Substance P and NPY differentially potentiate ATP and adrenergic stimulated vasopressin and
oxytocin release.
Am J Physiol Regulatory Integrative Comp Physiol, 280: 69-78.
Keil R, Gerstberger R, Simon E (1994) Hypothalamic thermal stimulation modulates vasopressin release in hyperosmotically
stimulated rabitts.
Am J Physiol, 267: R1089-R1097.
Kelso SR, Boulant JA (1982) Effect of synaptic blockade on thermosensitive neurons in hypothalamic tissue slices.
Am J Physiol, 243 (Regulatory Integrative Comp Physiol, 12): R480-R490.
Kelso SR, Perlmutter MN, Boulant JA (1982) Thermosensitive single-unit activity of in vitro hypothalamic slices.
Am J Physiol, 242 (Regulatory Integrative Comp Physiol, 11): R77-R84.
Kettenmann H, Grantyn R ( Eds.) (1992) Practical electrophysiological methods.
Wiley – Liss, New York: 16-19, 51-53, 129-131.
Kiss JZ (1988)
Dynamism of chemoarchitecture in the hypothalamic paraventricular nucleus.
Brain Res Bull, 20: 699-707.
Kubo T, Amano H, Misu Y (1985) Caudal ventrolateral medulla, a region responsible for the mediation of vasopressin-
induced pressor responses.
Naunyn-Schmiedberg´s Arch Pharmal, 328: 368-372.
Kunze DI, Brown AM (1977)
Sodium sensitivity of baroreceptors mediates reflex changes of blood prssure and urine flow.
Nature, 267: 75-78.
Literaturverzeichnis - 94 -
Leng G, Dyball, REJ, Luckman SM (1992)
Mechanisms of vasopressin secretion.
Horm Res, 37: 33-38.
Li Z, Ferguson AV (1993) Angiotensin II responsiveness of rat paraventricular and subfornical organ neurons in
vitro.
Neurosci, 55: 197-207.
Mason WT (1983) Electrical properties of neurons recorded from rat supraoptic neucleus in vitro.
Proc R Soc London Ser B, 217: 141-161.
Matsumura K, Nakayama T, Ishikawa Y (1983)
Effects of preoptic thermal stimulation on electrical activities of neurosecretory cells in
paraventricular and periventricular nuclei of the hypothalamus.
Brain Res, 289: 330-333.
Matsumura K, Nakayama T, Tamaki Y (1985)
Effects of preoptic thermal stimulation on electrical activity of neurosecretory cells in the
supraoptic nucleus.
Brain Res, 346: 327-332.
McIlwain H (1961) Techniques in tissue metabolism.
Biochem Journal, 27: 213-218. Merker G, Roth J, Zeisberger E (1989)
Thermoadaptive influence on reactivity pattern of vasopressinergic neurons in the
guinea pig.
Experientia, 45: 722-726.
Mitchell D, Snellen JW, Atkins AR (1971)
Thermoregulation during fever: Change of set point or change of gain.
Pflügers Arch, 321: 293-302.
Müller AR, Schäfer F, Schmid HA, Gerstberger R (1994)
Osmosensitive circumventricular structures connected to the paraventricular nucleus in the
duck brain.
In: Integrative and cellular aspects of autonomic functions: Temperature and osmoregulation,
J Libbey Eurotext, Paris: 439-449.
Myers RD, Beleslin DB, Rezvani AH (1986) Hypothermia: Role of α1- and α2-noradrenergic receptors in the hypothalamus of the Cat.
Pharmacol Biochem Behav, 2641: 373-379.
Literaturverzeichnis - 95 -
Nakashima T, Hori T, Kiyohara T, Shibata M (1985)
Osmosensitivity of preoptic thermosensitive neurons in hypothalamic slices in vitro.
Pflügers Arch, 405: 112-117.
Naylor AM, Ruwe WD, Veale WL (1986)
Antipyretic action of centrally administered arginine vasopressin but not oxytocin in the cat.
Brain Res, 385: 156-160.
Nielsen B (1974)
Effects of changes in plasma volume and osmolarity on thermoregulation during exercise.
Acta PhysiolScand, 90: 725-730.
Nieuwenhuys R (1988)
The Human Central Nervous System.
Springer, Berlin; Auflage: 3rd (1988)
Okuya S, Inenaga K, Kaneko T, Yamashita H (1987) Angiotensin II sensitive neurons in the supraoptic nucleus, subfornical organ and
anteroventral third ventricle of rats in vitro.
Brain Res Bull, 402: 58-67.
Parker SL, Crowley WR (1993) Central stimulation of oxytocin release in the lactating rat: Interaction of neuropeptid Y
with α1-adrenergic mechanisms.
Endocrinology 132: 658-666.
Paxinos G, Watson C (1986) The Rat Brain in Stereotaxic Coordinates.
Second Edition. New York: Academic Press
Pittman QJ, Wilkinson MF (1992)
Electrophysiological differentiation of oxytocin- and vasopressin-secreting neurones.
Proc R Soc Lond B, 196: 367-384.
Pitts GC, Johnsson RE, Conzolazio FC (1944)
Work in the heat as affected by intake of water, salt and glucose.
Am J Physiol, 142: 253-258.
Poulain DA, Wakerley JB, Dyball REJ (1977) Elektrophysiological differentiation of oxytocin- and vasopressin-secreting neurones.
Proc R Soc Lond B, 196: 367-384.
Poulain DA, Wakerley JB (1982) Electrophysiology of hypothalamic magnocellular neurones secreting oxytocin and
vasopressin.
Neuroscience 7: 773-808.
Literaturverzeichnis - 96 -
Raby WN, Renaud LP (1989)
Nucleus tractus solitarius innervation of supraoptic nucleus: anatomical and
electrophysiological studies in the rat suggest differential innervation of oxytocin and
vasopressin neurons.
Prog Brain Res, 81: 319-327.
Randle JC, Mazurek M, Kneifel D, Dufresne J, Renaud LP (1986) Alpha-1 adrenergic receptor activation releases vasopressin and oxytocin from perfused
rat hypothalamic explants.
Neurosci Lett, 65 (2): 219-223.
Rice ME, Pérez – Pinzón MA, Lee EJK (1994) Ascorbic Acid, but not glutathione, is taken up by brain slices and preserves cell
morphology.
J Neurophysiol, 71 (4): 1591-1596.
Roth J, Zeisberger E (1992)
Evidence for antipyretic vasopressinergic pathways and their modulation by noradrenergic
afferents.
Physiol Res, 41: 49-55.
Saphier D, Feldman S (1988)
Iontophoretic application of glucocorticoids inhibits identified neurones in the rat
paraventricular nucleus.
Brain Res, 453: 183-190.
Sapolsky R, Rivier C, Yamamoto G, Plotsky P, Vale W (1987)
Interleukin 1 stimulates the secretion of hypothalamic corticotropin-releasing factor.
Science, 238: 522-526.
Sawchenko PE, Swanson LW (1983)
The organization of forebrain afferents to the paraventricular and supraoptic nuclei of the rat.
J Comp Neurol, 218: 121-144.
Sawchenko PE, Swanson LW, Grzanna R, Howe PRC, Polak JM, Bloom SR (1985)
Colocalization of neuropeptide Y immunoreactivity in brainstem catecholaminergic neurons
that project to the paraventricular nucleus of the hypothalamus.
J Comp Neurol, 241: 138-153.
Schmid HA, Pierau FK (1993) Temperature sensitivity of neurons in slices of the rat PO/AH hypothalamic area: effect
of calcium.
Am J Physiol, 264: R440-R448.
Literaturverzeichnis - 97 -
Sehic E, Blatteis CM (1996)
Blockade of lipopolysaccharide-induced fever by subdiaphragmatic vagotomy in guinea
pigs.
Brain Res, 726: 160-166.
Shibata M, Blatteis CM (1991)
Differential effects of cytokines on thermosensitive neurons in guinea pig preoptic area slices.
Am J Physiol, 261: R1096-R1103.
Silva NL, Kelso SR, Lessler MA, Boulant JA (1983)
Oxygen consumption of hypothalamic tissue slices after varying incubation periods.
Brain Res Bull, 11 (3): 367-370.
Silva NL, Boulant JA (1984)
Differential effects of cytokines on thermosensitive neurons in guinea pig preoptic area slices.
Am J Physiol, 261: R1096-R1103.
Simon E, Nolte P (1990)
Temperature dependence of thermal and nonthermal regulation: Hypothalamic thermo- and
osmoregulation in the duck.
In: Thermoreception and Temperature Regulation: Springer-Verlag, 191-199.
Simon-Oppermann C, Simon E, Deutsch H, Mohring J, Schoun J (1980)
Serum arginine-vasotocin (AVT) and afferent and central control of osmoregulation in
conscious Pekin ducks.
Pflügers Arch, 387 (2): 99-106.
Simon-Oppermann C, Gunther O (1990)
ADH, renal, and circulatory responses to adrenergic stimulation in anterior third
ventricle.
Am J Physiol, 259 (2 Pt 2): R294-304.
Sladek JR, Sladek CD (1985) Neurological control of vasopressin release.
Federation Proc, 44: 66-71.
Smithson KG, Cobett P, MacVicar BA, Hatton GI (1984) A reliable method for immunocytochemical identification of Lucifer Yellow injected,
peptide-containing mammalian central neurons.
L Neurosci Meth, 10: 59-69.
Sobotta J (2006) Atlas der Anatomie des Menschen.
U&F bei Elsevier, 22. Auflage, Band I, S.294.
Literaturverzeichnis - 98 -
Sperlagh B, Vizi ES ( 1996)
Neuronal synthesis, storage, and release of ATP.
Semin Neurosci 8: 175-186.
Sumners C, Raizada MK, Kang J, Lu D, Posner P (1994) Receptor-mediated effects of angiotensin II on neurons.
Neuroendocrinol, 15: 203-230.
Swanson LW, Hartman BK (1975) The central adrenergic system. An immunofluorescence study of the location of cell
bodies and their efferent connections in the rat utilizing dopamine-beta-hydroxylase as a
marker.
J Comp Neurol, 163 (4): 467-505.
Szczepanska-Sadowska E (1974) Plasma ADH increase and thirst suppressions elicited by preoptic heating in the dog.
Am J Physiol, 226 (1): 155-161.
Takamata A, Mack GW, Stachenfeld NS, Nadel ER (1995)
Body temperature modification of osmotically induced vasopressin secretion and thirst in
humans.
Am J Physiol, 269: R874-R880.
Trasher TN, Keil LC (1987)
Regulation of drinking and vasopressin secretion: role of organum vasculosum laminae
terminalis.
Am J Physiol, 253: R108-R120.
Travis KA, Johnson AK (1993)
In vitro sensitivity of median preoptic neurons to angiotensin II, osmotic pressure and
temperatur.
Am J Physiol (Regulatory Integrative Comp Physiol 33): R1200-R1205.
Van de Pavert SA, Clarke IJ, Rao A, Vrana KE, Schwartz J (1997)
Effects of vasopressin and elimination of corticotropin-releasing hormone- target cells on pro-
opiomelanocortin mRNA levels and adrenocorticotropin secretion in ovine anterior pituitary
cells.
J Endocrinol, 154 (1): 139-147.
Watkins LR, Maier SF, Goehler LE ( 1995) Cytokine-to-brain communication: a review & analysis of alternative mechanisms.
Life Sci, 57: 1011-1026.
Literaturverzeichnis - 99 -
Wellman PJ, Davies BT, Morien A, McMahon L (1993)
Modulation of feeding by hypothalamic paraventricular nucleus alpha 1- and alpha 2-
adrenergic receptors.
Life Sci, 53 (9): 669-679.
Whittaker VP (1982)
The synaptic vesicle.
Handbook Neurochem 7: 41-69.
Wilkinson MF, Horn TFW, Kasting NW, Pittman QJ (1994)
Central interleukin 1β stimulation of vasopressin release into the rat brain: Activation of an
antipyretic pathway.
J Physiol, 481 (3): 641-646.
Wong M-L, Licinio J (1994)
Localization of interleukin 1 type I receptor mRNA in rat brain.
Neuroimmunomodulation, 1: 110-115.
Xin L, Blatteis CM (1992)
Hypothalamic neuronal responses to interleukin 6 in tissue slices: Effects of indomethacin
and naloxone.
Brain Res Bull, 29: 27-35.
Yamamoto C, McIlwain H (1966)
Electrical activities in thin sections from the mammalian brain maintained in chemically-
defined media in vitro.
Neurochem, 13: 1333-1343.
Yamamoto C (1972)
Activation of hippocampal neurons by mossy fiber stimulation in thin brain sections in vitro.
Expl Brain Res, 14: 423-435.
Yamashita H, Inenaga H, Kawata M, Sano Y (1983) Phasically firing neurons in the supraoptic neucleus of the rat hypothalamus:
immunocytochemical and electrophysiological studies.
Neurosci Lett, 37: 87-92.
Yasin SA, Costa A, Forsling ML, Grossman A (1994) Interleukin 1 beta and interleukin 6 stimulate neurohypophysial hormone release in vitro.
J Neuroendocrinol, 6 (2): 179-184.
Zeisberger E (1990)
The role of septal peptides in thermoregulation.
In: Thermoreception temperature regulation: 273-283.
Literaturverzeichnis - 100 -
Zeisberger E, Merker G (1992)
The role of OVLT in fever and antipyresis.
In: Progrss in Brain Research, Elsevier Sci Publ B.V., 91: 403-408.
Zimmermann H (1994)
Signalling via ATP in the nervous system.
Trends Neurosci, 17: 420-426.
Anhang - 101 -
7.0 Anhang 7.1 Publikationen
Kongressbeiträge: Talke C, Schneider H, Braun HA, Voigt K (2005)
Noradrenergic alpha-1 receptor mediated modulation of thermosensitive neurons in the
rat hypothalamic paraventricular and supraoptic nuclei.
7th Meeting of the German Neuroscience Society (Göttingen),
30th Göttingen Neurobiology Conference (February 17-20, 2005)
Anhang - 102 -
7.2 Akademische Lehrer
Meine akademischen Lehrer waren die Damen und Herren:
In Marburg:
Aumüller, Austermann, Barth, Cetin, Coca, Daut, Dibbets, Eckhorn, Feuser,
Flores-de-Jacoby, Folz, Gente, Glörfeld, Hasilik, Höffken, Holzheidt, Kohlmann,
Kuhn, Lehmann, Lill, Lohoff, Lotzmann, Mandrek, Mengel, Momeni, Mittag,
Pieper, Plant, Radsak, Ramaswamy, Röhm, Schrader, Seitz, Sonntag,
Stachniss, Stiletto, Stoll, Sundermayer, Suske, Umstadt, Voigt, Weihe, Werner.
Anhang - 103 -
7.3 Danksagung
Diese Arbeit entstand zwischen dem März 2004 und dem August 2006 am
Institut für Physiologie, Abteilung Neurophysiologie, der Medizinischen Fakultät
der Philipps-Universität Marburg.
Für die Überlassung des Themas und die Übernahme der Arbeit, die
hilfsbereite Arbeitsatmosphäre, Förderung in verschiedener Form, sowie sehr
guten Arbeitsbedingungen im Labor möchte ich Herrn Prof. Dr. Voigt sehr
herzlich danken.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Hans Braun und Herrn Dr. Horst
Schneider, ohne deren exzellente, freundschaftliche Betreuung und effiziente
Einführung in wissenschaftliche Arbeitsweisen diese Arbeit nicht entstanden
wäre. Die begeisternde, verantwortungsvolle Zusammenarbeit war für das
Gelingen von sehr großer Bedeutung.
Darüber hinaus hat es mir sehr viel Freude bereitet, am Institut für Physiologie
zu arbeiten und ich möchte allen Mitarbeitern, besonders Herrn Matthias Bauer
und Herrn Walther Born, für ihre fachkundige Hilfe und die wertvollen
Diskussionen danken.
Meiner Mutter Monika, meinem Bruder Fabian und meinen Großeltern, Änni
und Hans Lutz gebührt für ihre Geduld und fortwährende Unterstützung Dank.