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Dr.-Ing. Volker Uhlig TU Bergakademie Freiberg | Institute of Thermal Engineering | Chair of Gas and Heat Technology | Gustav-Zeuner-Str. 7 | 09599 Freiberg | Germany Phone: +49 3731 39 2177 | Fax: +49 3731 39 3942 I [email protected] | www.gwa.tu-freiberg.de Mikrowellengestütztes Schmelzen von Glas im Development of adaptive ProductioN systems for Eco-efficient firing processes Mikrowellen (MW) sind elektromagnetische Strahlen im Wellenlängenbereich zwischen 300 MHz und 300 GHz. Als Haushaltsgeräte sind Mikrowellenöfen weit verbreitet und die Vorteile der Mikrowellenerwärmung sind den meisten Personen bekannt. Mikrowellenstrahlung durchdringt Materie und erwärmt sie von innen es erfolgt also keine Übertragung der Energie von heiß zu kalt, die Energie wird im Stoff in Wärme umgewandelt. Weiterhin können sehr hohe Energiedichten erreicht werden. Dadurch sind Mikrowellenöfen in der Lage, verschiedenste Materialien sehr schnell auf hohe Temperaturen zu erwärmen. Die Einsatzgebiete von Mikrowellen in der Thermoprozesstechnik sind vielfältig. Neben den typischen und bekannten Anwendungen in der Haushaltsmikrowelle finden Mikrowellenöfen auch in der Lebensmittelindustrie verbreitet Anwendung, zum Beispiel beim Trocknen und Pasteurisieren von Nahrungsmitteln. Auf ähnliche Art und Weise werden Mikrowellen eingesetzt, um Holz und Holzprodukte schnell zu trocknen. Von zunehmender Bedeutung sind Mikrowellen bei der Produktion von Keramiken: Zum Beispiel bei der Herstellung Partikelfiltern oder der Entbinderung von Keramikgrünlingen. Mikrowellengeneratoren werden außerdem auch als Plasmaquellen eingesetzt. Das Team der TU Freiberg möchte sich bei allen Partnern für die gute Zusammenarbeit bedanken. Ein besonderer Dank geht an die CelSian Glass & Solar BV für die Bereitstellung von Daten. Das Team dankt der Europäischen Kommission für die finanzielle Unterstützung dieser Arbeit im Rahmen des Seventh Framework Programme. Projekt DAPhNE grant agreement n° 314636. Einleitung Projekt DAPhNE Versuchsanlage Danksagung Ergebnisse Impressionen Abbildung 2 Spezifischer Energieverbrauch verschiedener Glasschmelzanlagen in Abhängigkeit vom Durchsatz, nach Dorn et al. 2016, DOI 10.1007/s00550-016-0394-7 Projekt „DAPhNEDie Vorteile der Mikrowellentechnologie wurden im europäischen Forschungsprojekt DAPhNEausgenutzt, um verschiedene oxydische Rohstoffe, darunter Glasgemenge, in einer innovativen Anlage zu schmelzen. Ziel war die Reduzierung von Energieverbrauch und direkten CO 2 -Emissionen. Im Projekt arbeiteten 18 Partner aus 7 Ländern zusammen an der Entwicklung eines Prototypen, der mehrere Materialien (Glas, Fritten für die Fliesenglasur, Schlackenzement, Portlandzement und Kaolin) verarbeiten konnte. Der Einsatz von Mikrowellen für Prozesstemperaturen über 1000°C war zum damaligen Zeitpunkt noch kaum erforscht. Nach der Entwicklung und Erprobung der Laboranlage in Freiberg und Valencia (Spanien) wurde ein deutlich vergrößerter und verbesserter Demonstrator gebaut und in Castellon (Spanien) in Betrieb genommen und umfangreich getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass im Vergleich zu Anlagen mit ähnlichem Materialdurchsatz Energieeinsparungen bis zu 90% realisiert werden können. Abbildung 1 Schematischer Aufbau der Anlage (oben) und Aufnahmen des Laborprototypen Material- auslass Netzteil Magnetron Isolator Reflekto- meter Material- zufuhr Gasauslass, Materialeinlass Material Mikrowellen -applikator Hohlleiter- übergang 0 5 10 15 20 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 spezifischer Energieverbrauch in GJ/t Produkt Durchsatz in t/d Theor. Min. 0% Scherben Theor. Min. 100% Scherben Datenbank Literatur MW Demonstrator MW Laboranlage Abbildung 3 Links: Portlandzementklinker im Drehrohrversuch. Rechts: Geschmolzenes Glas an der Austrittsöffnung Abbildung 5 Links: Vertreter der TU Freiberg und anderer Partner beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis. 2016 erreichte das Projekt DAPhNE eine Platzierung unter den Top 3 beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Forschung. Rechts: Siegel des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Laboranlage Demonstrator Frequenz in GHz 2,45 00,915 MW-Leistung in kW 3 30 Durchsatz in kg/h 1 10 Tabelle 1: Parameter der Laboranlage und des Demonstrators im Vergleich Abbildung 4 Von Links nach Rechts: Gequenchte Glasur, gequenchtes Behälterglas, durch Thermoschock beschädigtes Korundrohr, durch Überhitzung beschädigter Dreistifttuner am Demonstrator

Mikrowellengestütztes Schmelzen von Glas im Projekt „DAPhNE · Magnetron Isolator Reflekto-meter Material-zufuhr Gasauslass, Materialeinlass Material Mikrowellen-applikator Hohlleiter-übergang

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Page 1: Mikrowellengestütztes Schmelzen von Glas im Projekt „DAPhNE · Magnetron Isolator Reflekto-meter Material-zufuhr Gasauslass, Materialeinlass Material Mikrowellen-applikator Hohlleiter-übergang

Dr.-Ing. Volker Uhlig

TU Bergakademie Freiberg | Institute of Thermal Engineering | Chair of Gas and Heat Technology | Gustav-Zeuner-Str. 7 | 09599 Freiberg | Germany

Phone: +49 3731 39 2177 | Fax: +49 3731 39 3942 I [email protected] | www.gwa.tu-freiberg.de

Mikrowellengestütztes Schmelzen von Glas im

Development of adaptive ProductioN systems for Eco-efficient firing processes

Mikrowellen (MW) sind elektromagnetische Strahlen im Wellenlängenbereich zwischen 300 MHz und 300 GHz. Als Haushaltsgeräte sind Mikrowellenöfen weit verbreitet

und die Vorteile der Mikrowellenerwärmung sind den meisten Personen bekannt. Mikrowellenstrahlung durchdringt Materie und erwärmt sie von innen – es erfolgt also keine

Übertragung der Energie von heiß zu kalt, die Energie wird im Stoff in Wärme umgewandelt. Weiterhin können sehr hohe Energiedichten erreicht werden. Dadurch sind

Mikrowellenöfen in der Lage, verschiedenste Materialien sehr schnell auf hohe Temperaturen zu erwärmen.

Die Einsatzgebiete von Mikrowellen in der Thermoprozesstechnik sind vielfältig. Neben den typischen und bekannten Anwendungen in der Haushaltsmikrowelle finden

Mikrowellenöfen auch in der Lebensmittelindustrie verbreitet Anwendung, zum Beispiel beim Trocknen und Pasteurisieren von Nahrungsmitteln. Auf ähnliche Art und Weise

werden Mikrowellen eingesetzt, um Holz und Holzprodukte schnell zu trocknen. Von zunehmender Bedeutung sind Mikrowellen bei der Produktion von Keramiken: Zum

Beispiel bei der Herstellung Partikelfiltern oder der Entbinderung von Keramikgrünlingen. Mikrowellengeneratoren werden außerdem auch als Plasmaquellen eingesetzt.

Das Team der TU Freiberg möchte sich bei allen Partnern für die gute Zusammenarbeit bedanken. Ein besonderer Dank geht an die CelSian Glass & Solar BV für die

Bereitstellung von Daten. Das Team dankt der Europäischen Kommission für die finanzielle Unterstützung dieser Arbeit im Rahmen des Seventh Framework Programme.

Projekt DAPhNE grant agreement n° 314636.

Einleitung

Projekt DAPhNE

Versuchsanlage

Danksagung

Ergebnisse

Impressionen

Abbildung 2 – Spezifischer Energieverbrauch verschiedener Glasschmelzanlagen in Abhängigkeit vom Durchsatz,

nach Dorn et al. 2016, DOI 10.1007/s00550-016-0394-7

Projekt „DAPhNE“

Die Vorteile der Mikrowellentechnologie wurden im europäischen

Forschungsprojekt „DAPhNE“ ausgenutzt, um verschiedene oxydische Rohstoffe,

darunter Glasgemenge, in einer innovativen Anlage zu schmelzen. Ziel war die

Reduzierung von Energieverbrauch und direkten CO2-Emissionen. Im Projekt

arbeiteten 18 Partner aus 7 Ländern zusammen an der Entwicklung eines

Prototypen, der mehrere Materialien (Glas, Fritten für die Fliesenglasur,

Schlackenzement, Portlandzement und Kaolin) verarbeiten konnte. Der Einsatz

von Mikrowellen für Prozesstemperaturen über 1000°C war zum damaligen

Zeitpunkt noch kaum erforscht.

Nach der Entwicklung und Erprobung der Laboranlage in Freiberg und Valencia

(Spanien) wurde ein deutlich vergrößerter und verbesserter Demonstrator gebaut

und in Castellon (Spanien) in Betrieb genommen und umfangreich getestet. Die

Ergebnisse zeigten, dass im Vergleich zu Anlagen mit ähnlichem Materialdurchsatz

Energieeinsparungen bis zu 90% realisiert werden können.

Abbildung 1 – Schematischer Aufbau der Anlage (oben) und Aufnahmen des Laborprototypen

Material-

auslass

Netzteil

Magnetron Isolator Reflekto-

meter

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zufuhr

Gasauslass,

Materialeinlass

Material

Mikrowellen

-applikatorHohlleiter-

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Theor. Min. 0% Scherben Theor. Min. 100% Scherben Datenbank

Literatur MW Demonstrator MW Laboranlage

Abbildung 3 – Links: Portlandzementklinker im Drehrohrversuch. Rechts: Geschmolzenes Glas an der Austrittsöffnung

Abbildung 5 – Links: Vertreter der TU Freiberg und anderer Partner beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis. 2016 erreichte das

Projekt DAPhNE eine Platzierung unter den Top 3 beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Forschung. Rechts:

Siegel des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.

Laboranlage Demonstrator

Frequenz in GHz 2,45 00,915

MW-Leistung in kW 3 30

Durchsatz in kg/h 1 10

Tabelle 1: Parameter der Laboranlage und des Demonstrators im Vergleich

Abbildung 4 – Von Links nach Rechts: Gequenchte Glasur, gequenchtes Behälterglas, durch Thermoschock beschädigtes

Korundrohr, durch Überhitzung beschädigter Dreistifttuner am Demonstrator