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NEWS GESUNDHEIT TIPPS FITNESS ERNÄHRUNG AKTUELLE GESUNDHEITS-INFORMATIONEN FÜR KUNDEN DER MEDICOM PHARMA AG . 29. Ausgabe, März 2004 TITELMONTAGE: DPNY, STONE, OKAPIA

MEDICOM Magazin – Das Gehirn

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Page 1: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

NEWS GESUNDHEIT TIPPS FITNESS ERNÄHRUNG

AKTUELLE GESUNDHEITS-INFORMATIONEN FÜR KUNDEN DER MEDICOM PHARMA AG . 29. Ausgabe, März 2004

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Page 2: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihre

Petra WonsVorstand der Medicom Pharma AG

enn Sie diese Zeile lesen, ist es bereits aktiv: Ihr Gehirn. Wir

schenken ihm selten große Beachtung,und doch würde ohne das Gehirn garnichts funktionieren.

Ein 1.600 Gramm schweres Organ, bestehend aus 100 Milliarden Zellen, 100 Billionen Schaltstellen, Eiweiß,Fett und Wasser, sorgt dafür, dass wirleben, dass wir Treppen steigen, anBlumen riechen, über das Leben philo-sophieren und fühlen können. Und esstellt die Wissenschaft immer wiedervor neue Herausforderungen.

Wie funktioniert zum Beispiel das Denken? Wo finden die Denkprozesse statt und welche Rolle spielen die Ge-fühle beim Denken? Stimmt es, dassein intelligenterer Mensch prozentualmehr Hirnkapazität nutzt?

Mit dieser MEDICOM-Ausgabe wollenwir Licht ins Dunkel bringen, wie dassicher komplexeste Gebilde des Uni-versums funktioniert. Im Titelthemawidmen wir uns den Neurowissen-schaften. Lesen Sie ab Seite 16, was

im Gehirn passiert, was genau neuro-logische Erkrankungen sind und wiesie diagnostiziert werden.

Wir stellen Ihnen neueste Forschungs-ergebnisse der Neurowissenschaft vor:neue Hirnschrittmacher für Parkinson-patienten, die funktionelle Magnetreso-nanztomographie für Alzheimerkrankeund wie man dank neuer Technik einesichere und schnellere Diagnose beiSchlaganfall stellen kann.

Auch befassen sich Forscher mit der so genannten Gefühlsblindheit – jederzehnte Mensch kann weder Glück nochTrauer empfinden – und zeigen denBetroffenen Wege auf, wieder zum Gefühl zurückzufinden.

In der Rubrik „Bewegung & Fitness“verraten wir Ihnen Tricks, wie Sie mitGehirnjogging Ihre grauen Zellen aufTrab halten. Probieren Sie einige Übun-gen aus, mit denen Sie sich besser Zah-len, Begriffe oder Namen merken kön-nen. Denn: Neueste Studien belegen,dass Intelligenz nur etwa zur Hälfte

ererbt wird – der Rest ist erworben.Und eine weitere erfreuliche Erkennt-nis wurde gewonnen: Die Formbarkeitund Lernfähigkeit des Gehirns hält ein Leben lang an. Also, „joggen“ Sie losab Seite 10.

Aber nicht nur durch Training, auchdurch die richtige Ernährung kann mandafür sorgen, dass das Gehirn fit bleibt.Grundlegend ist zum Beispiel ein aus-gewogenes Frühstück und eine guteVersorgung mit Omega-3-Fettsäurenund dem Coenzym Q10. Auch Phos-phatidyl-Serin hilft dem Gehirn auf dieSprünge. In der Rubrik „Essen & Trin-ken“ lesen Sie mehr über Brain-Food.

Ab Seite 39 führen wir Sie in die Weltder Emotionen und Gefühle und ihrerErforschung durch die Wissenschaftein. Welche Macht Gefühle haben, lesen Sie in der Rubrik „Körper & Seele“. Denn was für den Körper das Immunsystem ist, sind die Gefühle fürunsere Seele.

Liebe Leser, tauchen Sie mit uns ein in eine Ausgabe rund um Gefühle,Nervenzellen und faszinierende Ent-deckungen der Neurowissenschaften.

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EditorialEditorial

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Page 3: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

Mit neuen bildgebenden Verfahren findet

die Forschung immer mehr darüber

heraus, wie das geheimnisvollste unserer

Organe funktioniert.

Man kann dem Gehirn

bereits beim Denken und

Fühlen zusehen. Auch

viele Mythen über das

Gehirn werden zuneh-

mend entlarvt. Die Neu-

rowissenschaft stellt die

Medizin und die Gesell-

schaft „auf den Kopf“. Viele Hirn-

erkrankungen werden voraussichtlich

bald besser zu behandeln sein, und wir

bekommen einen immer genaueren Ein-

blick in die Bedeutung dessen, was es

heißt, ein fühlender und denkender

Mensch zu sein. Doch alle Rätsel

sind noch nicht gelöst. Ein weiter-

hin spannendes und interessantes

Thema erwartet Sie ab Seite 16.

Inhalt

Neues aus der Forschung: neue Diagnose-möglichkeiten bei Parkinson

Titelthema: das GehirnWie Neurowissenschaften die Welt im Kopf enträtseln

16Ab Seite

10Ab Seite

Sie sind immer da: die Gefühle. Warum und wie

Forscher Emotionen und Gefühle unterscheiden,

und wie wir von diesen Erkenntnissen

ganz persönlich profitieren können.

39Ab SeiteKörper & Seele: die Macht der Gefühle

Bewegung & Fitness: GehirnjoggingOder: Wie man sich mit Gefühlen klug denkt

Die Parkinson Krankheit ist über viele Jahre hinweg

völlig unauffällig. Das macht sie oft schwer zu diagnosti-

zieren. Dank neuer Techniken ist es jetzt möglich, die

Erkrankung bereits im Frühstadium zu erkennen.

Nicht nur der Stoffwechsel und die Funktionalität unseres

Körpers wird durch unsere tägliche Nahrung bestimmt. Auch

auf unsere Gehirnfunktionen hat sie einen großen Einfluss!

Kurzmeldungen:Vitamin E & C gegen AlzheimerParkinson: Q10 kann Krankheits-verlauf verlangsamen Erinnerung in vier GedächtnissenGesundheitsmeldungen Mit Antikörpern gegen AlzheimerNeue Wirkstoffe für das GehirnEin gutes Gedächtnis ist auch ein schlechtes Gedächtnis

Gesundheit & Recht:Gerichtsurteile

Bewegung & Fitness:Gehirnjogging

MEDICOM informiert:MCT-Fette sind keine SchlankmacherSchadstoffe in alkoholischen Getränken

Titelthema:Das Gehirn – wie Neurowissen-schaften die Welt im Kopf enträtseln

Neues aus der Forschung:Neue Diagnosemöglichkeiten bei Parkinson

Essen & Trinken:Brain-FoodPower-Nahrung für das GehirnBrain-Food-Rezept

Vitalstoff-Lexikon:FluorEisen

Körper & Seele:Die Macht der Gefühle

RubrikenEditorialImpressumLeserbriefeRätselseite

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45567

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16

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36

3738

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2424243

Das Gehirn ist wie ein Muskel; nur wenn man es trainiert,

bleibt es fit. Und: Es kann sogar noch wachsen. Tipps und

Tricks, dabei auch dem Gedächtnis auf die Sprünge

zu helfen, finden Sie ab Seite 10.

32Ab SeiteEssen und Trinken: Brain-FoodPower-Nahrung für das Gehirn

29Ab Seite

Page 4: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

4 MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

ie das amerikanische neurologischeFachmagazin „Archives of Neuro-

logy“ berichtet, haben zehn amerikanischewissenschaftliche Institute Parkinsonkran-ke zusätzlich zur üblichen Therapie mitunterschiedlich hohen Dosen CoenzymQ10 behandelt. Das Fortschreiten der parkinsonschen Krankheit konnte dabeispürbar verlangsamt werden. Die Forscheruntersuchten dafür die Fähigkeit der Pati-enten, zu gehen, zu essen, sich anzuziehenoder sich zu waschen. Das Ergebnis derCoenzym-Q10-Studie der Universität vonKalifornien/USA: Patienten zeigten um 44Prozent geringere Einbußen in ihren geistigen und motorischen Fähigkeiten,wenn sie das Coenzym in sehr hoher Dosis (1.200 µg pro Tag) über einen Zeit-raum von 16 Monaten eingenommen hatten. Die Wissenschaftler führen das aufdie antioxidativen Eigenschaften vonCoenzym Q10 zurück. Sie gehen davon

aus, dass Erkrankungen des Nervensys-tems, wie zum Beispiel die parkinsonscheKrankheit und die Alzheimerkrankheit, imdirekten Zusammenhang mit dem durchFreie Radikale verursachten oxidativenStress stehen. Coenzym Q10 ist in derLage, diesen oxidativen Stress zu mindern.Bereits frühere Studien hatten gezeigt,dass Parkinsonkranke über wenigerCoenzym Q10 in den Zellen verfügen als gesunde Menschen und dass durch die mangelnde Energiegewinnung die Funk-tionen der Zellen beeinträchtigt sind. InTierversuchen wurde außerdem bewiesen, dass Q10 die von der parkinsonschen Erkrankung betroffenen Hirnbereiche vordem schädlichen Einfluss der Freien Radi-kale schützen kann. Bislang konnten beider parkinsonschen Erkrankung nur dieSymptome gelindert werden. CoenzymQ10 dagegen kann möglicherweise dasFortschreiten der Krankheit verlangsamen.

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Vitamin E und C gegen AlzheimerDie Kombination ist entscheidend

issenschaftler aus den USA habennachgewiesen, dass die regel-

mäßige Einnahme von Vitamin E vorallem in Kombination mit Vitamin Cdas Risiko, an Alzheimer zu erkran-ken, reduzieren kann. Entscheidenddafür sei die richtige Kombination derbeiden Vitamine.

Untersuchungsteilnehmer die beideVitamine zu sich nahmen, waren zu78 Prozent weniger gefärdet Alzhei-mersymptome zu zeigen.

Die Forscher von der John HopkinsUniversity konnten ebenfalls bewei-sen, dass die Kombination der beidenVitamine die Auswirkungen der Er-krankung verringert. Mehrere tausendPersonen im Alter von 65 Jahren oderälter nahmen an dieser Studie teil. Einige hundert von ihnen zeigten Alz-heimersymptome.

Ein positiver Effekt konnte für dieKombination von Vitamin E mit Vi-tamin-C auch in Verbindung mit Mul-tivitaminpräparaten festgestellt wer-den. Diejenigen Teilnehmer, die beideVitamine zu sich nahmen, hatten ein um 78 Prozent geringeres Risiko Anzeichen von Alzheimer zu zeigen,als die anderen Teilnehmer, die keine Vitamine zu sich nahmen. Vitamin Eund Vitamin C ergänzen sich in ihrenantioxidativen Eigenschaften. Durchdie Zerstörung von Freien Radikalenschützen sie das alternde Gehirn.

Paprika enthalten vielVitamin C. Vitamin E findetsich reichlich in pflanzlichenFetten und Ölen.

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Der Tremor, ein leichtes Zittern der Hände, Arme, Beine oder des Kopfes, ist ein typisches Symptom für die parkin-sonsche Erkrankung. Coenzym Q10 kann das Fortschreiten des Krankheitsverlaufes möglicherweise bremsen.

Q10 kann Krankheitsverlaufverlangsamen

Parkinson:

Das Coenzym Q10 kann den Verlauf der parkinsonschen Krank-heit möglicherweise verlangsamen. Das wurde in mehreren Studien gezeigt.

Kurzmeldungen

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Page 5: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

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Gesundheitsmeldungen

Tee statt VerdauungsschnapsDie Bundesvereinigung Deutscher Apothe-kenverbände (ABDA) empfiehlt für die Verdauung nach deftigem Essen, Enziantee statt einen Verdauungsschnaps zu trinken.Der bittere Geschmack des Enziantees regtbesonders die Speichel- und Magensaftsekre-tion an. Vor der Mahlzeit eingenommen, hilfter auch Verdauungsbeschwerden, Völlegefühlund Blähungen vorzubeugen.

Jogging: für Gesundheit und ErfolgAmerikanische Wirtschaftswissenschaftlerfanden bei einer Befragung von 400 Klein-unternehmen heraus, dass Sport nicht nurgut für die Gesundheit, sondern auch für dasPortemonee ist. Den größten Umsatz ma-chen die Geschäftsleute, die sich sportlichbetätigen. Vor allem Joggen soll eine posi-tive Auswirkung auf das Erreichen ange-strebter Ziele haben.

Bessere Zahnstruktur durch FluoridEine aktuelle Studie belegt, dass Fluor einekatalytische Wirkung hat: Es unterstütztPhosphor und Calcium im Mund bei der Verbesserung der Zahnstruktur. Fluorid solltedeshalb in der Kinderernährung eine größereRolle spielen, so rät Dr. Arnold von der Fa-kultät für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.Die Zahngesundheit kann neben Zahnpastaauch durch fluoridiertes Speisesalz verbessertwerden.

Vitamin C gegen HerzkrankheitenEin geringeres Risiko für Herzkrankheitenim Alter haben Frauen, die auf die Powervon Vitamin C vertrauen. Das geht aus einerbritischen Studie an 85.000 Frauen im Altervon über 16 Jahren hervor. Das Erkran-kungsrisiko verringerte sich bei den Vita-min-C-Verwenderinnen um 28 Prozent.

Augenkrebs bei Männern nimmt zuFrüher war es noch selten, doch von 1973bis 1999 hat es in den USA um 300 Prozentbei Männern zugenommen: das Bindehaut-melanom. Ärzte gehen davon aus, dass diesmit der geringen Bereitschaft zusammen-hängt, eine Sonnenbrille zu tragen.

Heißer Kakao schützt Herz und SeeleDass heiße Schokolade Leib und Seelewärmt, ist bekannt. Chemiker der CornellUniversity fanden nun heraus, dass Kakaoaußerdem vor Herzkrankheiten und Krebsschützen kann und das Altern aufhält. DerGrund dafür: die im Kakao enthaltenen Antioxidanzien.

Jüngere Haut durch grünen TeeUS-Forscher der Medizinischen Universitätin Georgia berichteten, dass die Inhaltsstof-fe des grünen Tees die Hautzellen wieder in Schwung bringen. Das im Grüntee ent-haltene EGCG reaktiviert die Keratinozyten, das sind Zellen in der äußeren Hautschicht,die sich alle vier Wochen erneuern.

er Bielefelder Psychologe Hans J.Markowitsch hat in Forschungen

herausgefunden, dass wir vier unter-schiedliche, voneinander unabhängigeGedächtnisse besitzen. Das episodisch-autobiografische Gedächtnis soll dem-nach für persönliche, einzigartige und inder Regel emotional gefärbte Ereignissezuständig sein. In einer Art „Wissenge-dächtnis“ sind dagegen das Schulwissenund das Wissen um allgemeine Zusam-menhänge gespeichert. Meist weiß mangar nicht mehr, wie man dieses Wissenerworben hat; aber was in diesem Gedächtnisteil gespeichert ist, hält manfür richtig. Die dritte Art von Gedächtniswird das prozedurale Gedächtnis genannt.Dieses kommt bei mechanischen undmotorischen Fähigkeiten wie Auto fah-ren, schwimmen oder Karten spielen zumEinsatz. Das vierte Gedächtnis erleichtertuns die Erinnerung an ähnlich erlebte Situationen. Die beiden letzten Gedächt-nisarten laufen im Gegensatz zu den ersten beiden weitgehend ohne bewus-stes Einwirken ab. Nach Ansicht vonMarkowitsch ist die Unterscheidung vonvier Gedächtnissen vor allem für die Erklärung von Krankheitsfolgen sinn-voll, wie etwa Alzheimer. Dieses Ge-

dächtnismodell erklärt auch, warumUnfallopfer zwar zum Teil noch wissen,wer Bundeskanzler ist und wie ein bestimmter Schauspieler heißt, sich abernicht daran erinnern können, ob sieverheiratet und wo sie geboren sind.

Ein anderes Forscherteam fand heraus,dass wir uns bunte Bilder deutlich bessereinprägen können als Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Dieses Ergebnis verschiede-ner Experimente, die die Auswirkungvon Farben auf die Gedächtnisleistunggenauer beleuchten sollten, stellten sie im „Journal of Experimental Psycho-logy“ vor. Die Farbe erleichtere dem Gedächtnis die Verarbeitung und diedauerhafte Speicherung, so die Annahmeder Wissenschaftler. Aber auf die Art derFarbe kommt es an. Unser Erinnerungs-vermögen funktioniert nicht nach demPrinzip „Hauptsache bunt“. Nur natür-liche Farben helfen dem Gedächtnis aufdie Sprünge. Künstlich kolorierte Bildermit unnatürlichen Farben wirkten nichtbesser als die Schwarz-Weiß-Szenarien.

„Es sieht so aus, als sei unser Gedächtnisdurch die Evolution auf die natürlichenFarbstrukturen geeicht“, so das Resümeeder Forscher.

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Vier Gedächtnissebraucht der Mensch.Was hier gelernt wird,wandert in dasWissengedächtnis.

Erinnerung in vier GedächtnissenZwei Studien gehen der Erinnerung auf den Grund

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Page 6: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

Erkrankungshäufigkeit in %Die Zahl der krankhaften Gehirnstörungen

steigt mit höherem Lebensalter. Jeder dritte Bundesbürger über 80 Jahreleidet an irgendeiner Form der Demenz.

65 70 75 80 85

2,51,5

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9

6

18

12Alle Demenzen

Alzheimerdemenz10

0

20

30

36

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Lebensalter

Demenzer-krankungen

in %

002 wurde eine Impfstudie, die inmehreren Ländern mit insgesamt 375

Versuchsteilnehmern durchgeführt wurde,abgebrochen, nachdem insgesamt 18 Teil-nehmer an Hirnhautentzündung erkranktwaren. Dies als das „Aus“ für die Alz-heimerimpfung zu werten, hat sich jedochim Nachhinein als falsch erwiesen. Inabschließenden Analysen der Schweizer Untersuchungsergebnisse, die jetzt veröf-fentlicht wurden, zeigte sich nämlich,dass der Impfstoff bei der Schweizer Ver-suchsgruppe doch Wirksamkeit bewiesenhatte. Das berichtet die Fachzeitschrift„Neuron“ (38, 1–2; S. 547–554, 2003).

Die Gedächtnisleistungen der Alzheimer-patienten, die in der Studie einen Impf-stoff gegen die Krankheit erhielten, hattensich innerhalb eines Jahres kaum ver-schlechtert. Das muss angesichts des rela-tiv raschen Fortschreitens dieser tücki-schen Krankheit als ein überaus großerErfolg bewertet werden. Doch das giltzunächst nur für die Schweizer Studien-teilnehmer. Die restlichen Studienergeb-nisse sind bislang noch nicht ausgewertet.An der weltweiten Studie war auch dieAbteilung für psychiatrische Forschungder Universität Zürich mit 30 Patientenbeteiligt. Deren Leiter, Roger M. Nitschund Christoph Hock, konnten zeigen, dass der Impfstoff aus so genanntem ag-gregiertem Beta-Amyloid bei den meisten ihrer Patienten das Fortschreiten der

Krankheit während der einjährigen Beob-achtungszeit verlangsamte oder sogarstoppte. Das ist ein erster Hinweis darauf,dass die Therapie mit dem Impfstoff denVerlauf der Krankheit aufhalten kann.Nach einem Jahr wiesen die geimpftenPatienten bessere Funktionen von Ge-dächtnisleistungen und Alltagskompe-tenzen auf als Patienten, die nur einPlacebo bekommen hatten. Solche Erfolge hatte man bisher nur bei Versuchen mit Mäusen verbuchen können. Der Impfstoff richtet sich dabei gegen Substanzen, die bei der Entstehung der Alzheimererkran-kung eine Schlüsselrolle spielen – die so genannten Beta-Amyloide. Diese Eiweiß-substanzen bringen im Verlauf der Erkrankung Nervenzellen zum Absterben und zum Verklumpen. Sie lagern sich als Alzheimerplaques im Gehirn ab. Der Impfstoff, der aus künstlich hergestellten Beta-Amyloiden besteht, soll das Immun-system mobilisieren, Antikörper gegeneben diese Beta-Amyloide zu bilden –mit dem Ziel, dass diese Antikörper auchdie im Verlauf der Alzheimererkrankungentstehenden Beta-Amyloide abfangenund unschädlich machen. Dass diese ak-tive Immunisierung theoretisch wirksamwäre, haben die Ergebnisse der SchweizerUntersuchungsgruppe jetzt gezeigt.

Eine andere Forschergruppe von der Duke-University in Durham (USA) hatinzwischen die Gene identifiziert, die

Möglicherweise kann das Fortschreiten der alzheimerschen Erkrankung künftig doch zum Stillstand gebracht werden.

Mit Antikörpern gegen Alzheimer

6 MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

sowohl für das Fortschreiten der alz-heimerschen Erkrankung als auch fürdas Fortschreiten der parkinsonschenErkrankung verantwortlich sind. Seitlängerem wurde ein Zusammenhangzwischen den beiden Leiden vermutet.Die Eiweiße, für die die Gene die Bau-pläne enthalten, fördern Entzündungenund beschleunigen so das Fortschreitender Erkrankungen.

Die Forscher hoffen nun, die betreffendenEntzündungen bremsen zu können.Trotzdem warnen sie vor verfrühtenHoffnungen: Die Ergebnisse sind wegender kleinen Zahl von Versuchsteilneh-mern nicht besonders aussagekräftig undmüssen in größeren Studien bestätigtwerden. Vor allem muss jedoch der Impf-stoff noch verändert werden, da in derjetzigen Form zu starke Nebenwirkungenauftraten und der Impfstoff somit sicherkeine Zulassung bekommen würde.

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Schnitte durch das geschrumpfte Gehirn einesAlzheimerpatienten (links, Rottöne) sowie eingesundes Gehirn (rechts, Gelb-Grün-Töne).

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Page 7: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

vermögens geht es bei einem weiterenWirkstoff, der bereits in mehreren Ver-suchen seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt hat. Das Phospholipid Phosphati-dyl-Serin kann demnach helfen, die Erin-nerung an Gesichter und Namen, an Tele-fonnummern und an Stellen, an denensich häufig verlegte Gegenstände befin-den, zu verbessern. Mit zunehmendem Al-ter oder in belastenden Lebenssituationenvernetzen sich Gehirnzellen zunehmendweniger, oder sie sterben ab. Mit 50 Jah-ren hat der Mensch statt dreizehn noch etwa zehn Milliarden Zellen zur Verfü-gung. Dazu kommt eine verschlechterteReizweiterleitung zwischen den Zellen – Vergesslichkeit ist eine der Folgen. Phos-phatidyl-Serin kann die Reizweiterleitungzwischen den Gehirnzellen verbessern,denn es ist ein wichtiger Baustein allerZellmembranen. Mit zunehmendem Alterkann es jedoch zu einem Mangelzustandkommen. Bei Anspannung, in Phasen, indenen man geistig sehr gefordert ist, sicheinseitig ernährt, krank ist, oder auch mitzunehmendem Alter ist es sinnvoll, dieNahrung mit diesem Stoff zu ergänzen.

Neue Wirkstoffe für das Gehirn

as wirklich neue an dem WirkstoffMEM1414 ist, dass er die nachlas-

sende Fähigkeit, Informationen aus dem Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis zu beför-dern, stärkt. Bisherige Präparate gegen die Alzheimerdemenz erhöhten nur dieAufmerksamkeit und die Konzentrationdes Patienten, griffen aber nicht in den eigentlichen Erinnerungsvorgang ein – fürMenschen mit extremen Demenzerschei-nungen wenig hilfreich. Mit dem neuenWirkstoff will man nun erreichen, dassselbst im fortgeschrittenen Alter Nerven-zellen angeregt werden, zu wachsen, mit-einander Verbindungen einzugehen undso einen Gedächtnisinhalt dauerhaft imGehirn zu verankern. In fünf Jahren solldie „Pille gegen das Vergessen“ auf demMarkt sein. Zunächst soll der Wirkstoffnur bei Alzheimerpatienten zum Einsatzkommen, doch auch für viele andere Men-schen wird er von großem Interesse sein.Wenngleich es nicht wünschenswert ist,jeden Eindruck im Langzeitgedächtnis zubehalten. Auch das Vergessen hat seineBerechtigung. Um die Verbesserung desLern-, Erinnerungs- und Konzentrations-

Nervenzelle mit Fortsätzen im Rasterelektronenmikroskop. Abb. A: Dichte der Nervenzellen im Gehirn mit 25:Gedächtnisleistung normal. Abb. B: Dichte der Nervenzellen im Gehirn mit 65: Gedächtnisleistung geschwächt.

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Der neue Wirkstoff MEM1414 hat in Studien bahnbrechende Erfolge im Kampf gegen das Vergessen bewirkt.

Thomas Spengler

Bewahren uns Antioxidantien vor Krebs?

Können Vitamine vor Arteriosklerose schützen?

Verhindern Vitalstoffe Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

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Page 8: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

8 MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

it zunehmendem Alter scheinenMenschen die Fähigkeit, absicht-

lich zu vergessen, zu verlernen. Das istder Grund, warum sie sich nicht mehr anWichtiges erinnern – sie haben sich zuviel Unwichtiges gemerkt, sodass für dasWichtige im Kurzzeitgedächtnis keinPlatz mehr ist. Das ist das Ergebnis einerStudie zweier Göttinger Entwicklungs-psychologen, in der sie die Fähigkeitzum absichtlichen Vergessen bei jungenund älteren Menschen untersuchten.

„Die Fähigkeit, vergessen zu können, ist eine essenzielle Grundfunktion desmenschlichen Gedächtnisses“, sagt Pro-fessor Marcus Hasselhorn. Das „directedforgetting“ (fachsprachlich: absichtliches

M Vergessen), ein bewusstes„Entrümpeln des Oberstüb-chens“, beherrschen seinenUntersuchungen zufolge bereitsKinder im Alter von sechs bissieben Jahren. Doktorand JörgBehrendt verglich die Erinne-rungsfähigkeit zweier Testgrup-pen aus 20- bis 35-Jährigen und60- bis 75-Jährigen.

Die Testpersonen sollten sich nach-einander verschiedene Wörterrei-hen merken. Während des Testswurde plötzlich eine dieser Reihenals hinfällig bezeichnet – die Teilneh-mer sollten noch einmal von vorn an-fangen und die bestimmten Wortreihen

Ältere Menschen vergessen Wichtiges, weil sie sich zu viel merken.Doch außer bewusstem Vergessen gibt es noch weitere Möglich-keiten, der Erinnerung auf die Sprünge zu helfen.

Vergessen, um sichmehr merken zu

können. Was paradoxklingt, macht bei nähe-

rer Betrachtung viel Sinn.

vergessen. Im Anschluss wurde jedochalles, auch die als „hinfällig“ bezeichne-ten Wörter, abgefragt.

Das Ergebnis: Die älteren Studienteil-nehmer erinnerten sich an alle Wörter,und das gleich schlecht, während diejüngeren die unwichtigen vergaßen undsich besser an die wichtigen Wörter erin-nern konnten. Das geht aus einem For-schungsbericht der Universität Göttingenhervor.

Das Gedächtnis verfügt nicht über belie-big viel Speicherplatz. Diese Einschrän-kung betrifft aber nur das Kurzzeit-,nicht aber das Langzeitgedächtnis.Während dort genügend Platz zu seinscheint, muss das Kurzzeitgedächtnis mitSpeicherplatz haushalten. Das bedeutet,es muss absichtlich aussortieren und vergessen können. Offenbar geht dieseFähigkeit jedoch nach und nach verloren.Leider kommt es mit zunehmendem Alterauch zu einer schlechteren Vernetzungund einem Absterben der Gehirnzellen,die für die Erinnerung zuständig sind.Daher werden die Reize zwischen denZellen nicht mehr so gut weitergeleitet.Vergesslichkeit ist die Folge.

Die Reizweiterleitung zwischen den Ner-venzellen kann jedoch wieder gefördertwerden. Neben einem gezielten Gedächt-nistraining, wie wir es Ihnen ab der Seite 10 in dieser Ausgabe vorstellen, können Sie Ihrem Lern-, Erinnerungs-und Konzentrationsvermögen noch an-ders auf die Sprünge helfen. In zahlrei-chen Studien wurde bewiesen, dass dasPhospholipid Phosphatidyl-Serin sichpositiv auf die Gehirnleistung auswirkt.Der kurz PS abgekürzte Wirkstoff sorgtdafür, dass man sich deutlich besser anNamen, Zahlen und Gesichter erinnernkann.

Ein gutes Gedächtnis ist auchein schlechtes Gedächtnis

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Das Kurzzeitgedächtnis hat nur begrenzte Speicher-kapazitäten. Daher muss hin und wieder Erinnerunggelöscht werden. Was von großer Bedeutung ist, wan-dert ins Langzeitgedächtnis.

Page 9: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

Gesundheit & Recht

§GERICHTSURTEILE

GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT • GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT • GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT

GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT • • GERICHTSURTEILE IN SACHEN GEIN SACHEN GESUNDHEIT§

Unfälle müssen einzeln betrachtetwerdenEin Arbeitnehmer kann von seinerBerufsgenossenschaft keine Verletz-tenrente erwarten, wenn ihm nachzwei Arbeitsunfällen eine Minderungder Erwerbsfähigkeit von jeweils zehnProzent zugesprochen wurde. Die Unfälle können nicht addiert werden.Erst wenn durch einen einzigen Unfall eine Minderung der Erwerbs-fähigkeit von 20 Prozent festgestelltwird, kann eine spezielle Rente ge-währt werden. BSG, Az.: B 2 U 50/02 R

Leichnam nicht einfach umbettenIn einem aktuellen Fall einer Witwewurde entschieden, dass der Leich-nam des Mannes beim Umzug nichteinfach umgebettet werden darf. DieBetroffene, die ein Jahr nach dem Todihres Mannes in eine 60 Kilometerentfernt liegende Gemeinde zu ihrerTochter zog, konnte die Umbettungnicht durchsetzen. Dass nach demUmzug die Grabpflege nicht mehr gewährleistet werden kann, sei keinGrund, die Totenruhe zu stören. VG Koblenz, Az.: 2 K 367/03

Keine Haftung bei Inlineskating-UnfallVeranstalter von Inlineskating-Kursenkönnen nicht haftbar gemacht werden,wenn sich ein Teilnehmer bei einemKurs verletzt. Nur wenn einem An-fänger ein ungeeignetes Programm angeboten wurde, ist der Veranstalterschadenersatzpflichtig. Oberlandesgericht Celle,Az.: 9 U 214/02

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Vorsicht geboten auf Rollen: BeiUnfällen kann der Veranstalter nichtunbedingt haftbar gemacht werden. Die Verantwortung trägt in der Regelder Fahrer selbst.

9MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004Eine Haftung für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität können wir nicht übernehmen.

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Operation rechtzeitigabsagenSagt ein Patient seinen OP-Terminnicht 14 Tage vorher ab, so kann esteuer für ihn werden! In einem aktuel-len Fall wurde sieben Monate im Voraus ein Termin ausgemacht, der OP-Saal sowie das Personal reserviert.Da der Patient den Termin erst zweiTage vorher absagte, konnte der Arztsein volles Honorar verlangen. Landgericht Itzehoe, Az.: 1 S 264/02

Kein Schmerzensgeldwegen ungeschickterStewardessVerletzt eine Stewardess durch unge-schicktes Heben des Gepäcks aus derAblage einen Passagier, so steht die-sem kein Schmerzensgeld zu. Auchkann er keine Entschädigung für dieentgangene Urlaubsfreude geltendmachen.Amtsgericht Hannover,Az.: 547 C 3247/02

Hinterbliebenenrentemuss gezahlt werdenEiner Witwe steht Hinterbliebe-nenrente auch dann zu,wenn der Ehemann aufeinem Umweg tödlichverunglückt, sofern die-ser Umweg vernünftig ist.Fährt ein Arbeitnehmer aufdem Heimweg von derArbeit nicht den entfer-nungs- und zeitgemäßkürzesten Weg, son-dern eine Ausweich-strecke, um Baustellenund Stau zu umgehen,so ist dieser Umweggeschützt. LSG NRW, Az.: l 4 (2) U 50/02

Page 10: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

10 MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

GEHIRN-JOGGING

Oder: Wie man sich mit Gefühlen klug denktEin hoher IQ gilt als bester Indikator für Erfolg im Beruf und im Privatleben. Intelligenz ist zum Statussymbol geworden. Filmstars glänzen inzwischen nichtmehr nur mit einem schönen Äußeren – auch ein hoher IQ ist gefragt. SylvesterStallone, Sharon Stone und Jodie Foster lassen alle Welt ihren (natürlich) hohenIQ wissen. Dabei ist der kluge Kopf keineswegs eine solche Schicksalsgabe wie einspektakuläres Aussehen.

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Neueste Studien belegen, dass Intelli-genz nur etwa zur Hälfte ererbt wird. Der Rest ist erworben. Und eine weitere erfreuliche Erkenntnis wurde gewonnen:Die Formbarkeit des Gehirns hält ein Leben lang an. Der menschliche Geist istmit einem Muskel zu vergleichen. Nurwenn man ihn trainiert, bleibt er fit. Dazubrauchen Sie aber nicht stupide Zahlen-kolonnen auswendig zu lernen. Es gibtviel lustigere und effektivere Methoden,das Gehirn in Schwung zu bringen. Und:Wenn Sie Ihr kluges Köpfchen in Bewe-gung halten, können Sie auch im hohenAlter noch 98 Prozent Ihrer Nervenzellenhaben und doppelt so viele Synapsen wieein untrainierter Dreißigjähriger.

Gehirntraining mit GefühlStellen Sie sich vor, Ihr Kopf würde allesspeichern, was täglich an Eindrücken aufSie einstürmt. Sie würden in einer Infor-mationsflut ertrinken. Deswegen merktsich das Gehirn nur Informationen, die miteinem Gefühl verbunden sind. Diese Tat-sache kann man sich zunutze machen. In den meisten Fällen ist es so, dass dem Lernen eine positive emotionale Grund-haltung vorausgeht. Neugier, Interesse,Vorfreude oder angenehme Erwartungenlassen uns spielend leicht Dinge merken.Und je stärker die emotionale Bewertungeiner Information ist, desto tiefer gräbt siesich ins Gedächtnis ein. Der erste Kuss, derSchmerz einer Trennung – das sind Dinge,die wir manchmal niemals vergessen. Mitzunehmendem Alter nimmt die Fähigkeitdes Kurzzeitgedächtnisses leider ab. Dochdagegen helfen Tricks, die auch „Gedächt-nisprofis“ anwenden. Gedächtniskünstlermachen sich die Funktionsweise des Ge-dächtnisses zunutze, indem sie neutraleInformationen (wie Ziffernfolgen) mit be-sonders eindringlichen Bildern verknüp-fen. Das Grundprinzip besteht darin, dasswir Dinge, an die wir uns erinnern wollen,mit einem unveränderbar festen Objektverknüpfen, mit dem wir sie assoziieren.Wie das geht, erfahren Sie hier.

Zahlen merkenRhythmisierungTeilen Sie die Zahlen in Gruppen auf undgeben Sie ihnen eine Betonung:

RechenregelnWenn Sie besonders gut im Rechnen sind,sollten Sie sich mathematische Besonder-heiten suchen und sich diese merken.

TastaturtrickTelefonnummern können Sie sich leichtermerken, indem Sie auf das Muster achten,das auf der Tastatur entsteht, wenn Sie dieNummer tippen.

Persönliche oder bekannte ZahlenSie können sich eine Ziffernfolge merken,indem Sie Ihre Phantasie spielen lassenund zu den Zahlen frei assoziieren.

Bewegung & Fitness

Ged chtnis-tricksManchmal muss man mit Tricks arbeiten. Wir zeigen Ihnen hier,wie Sie sich Namen, Zahlen und Begriffe besser merken können.

0= Ei

5=Hand 7=Foehn 8=Sanduhr 9=Schlange

1=Kerze 2=Schwan 3=Dreizack 4=Kleeblatt

Beispiel: 46118 können Sie sich merken, wenn Sie an Ihre Schuhgrößedenken, eine Fußballmannschaft mitelf Spielern und eine Spinne mit acht Beinen.

Beispiel: 4813 sprechen Sie nicht„viertausendachthundertdreizehn“,sondern „48-13“. Zu 0815 sagt ja auchniemand „achthundertfünfzehn“, son-dern „0-8-15“.

Beispiel: 1123253 = 11 x 23 = 253 oder571168 = 57 + 11 = 68

Beispiel: Versuchen Sie es mit 13 37 71und 19 37 55.

6=Schnecke

Zahlenbilder

Für jede Zahl von der Eins bis zur Neunund der Null gibt es ein Bild, das mansich einprägen kann. Mithilfe von Bil-dern kann man sich viel leichter Num-mern merken.

Beispiel: Die PIN 5495 könnten Sie sichso einprägen:

In Ihre Hand (5) nehmen Sie ein Kleeblatt(4) und reichen es einer Schlange (9) zumFressen. Die hält nichts vom Grünfutter,stattdessen beißt sie in Ihre Hand (5).

Das GedächtnisUnser Gedächtnis sorgt dafür, dasswir uns an Verabredungen erin-nern, Medikamente zu bestimmtenZeitpunkten einnehmen oder recht-zeitig ein Geburtstagsgeschenk besorgen. Auch unsere gegenwär-tigen Handlungen gestalten wiraufgrund der Erfahrungen, die inunserem Gedächtnis abgespeichertsind – wenn wir diese Eigenschaftunseres Verstandes gezielt einset-zen, nutzen wir ihn als Werkzeug.

11MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004ILLUSTRATION: NILS WASSERMANN

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12 MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

Begriffe merkenEselsbrückenWer sich Informationen in Sätzen merkt,kann sie sich besser merken.

AbrufstrategienWie hieß das denn noch gleich? Manchesliegt einem auf der Zunge und willeinem doch nicht einfallen. Hier findenSie Tricks, es hervorzulocken.

AlphabetisierenWenn Sie nach einem bestimmten Na-men suchen, gehen Sie alle Buchstabendes Alphabets durch. Manchmal fällt erIhnen ein, wenn Sie auf den Buchstabenstoßen, mit dem der Name beginnt.

Episodisches AbrufenBeim episodischen Abrufen versetzt mansich in eine Situation zurück, um sich zuerinnern. Gehen Sie Einzelheiten durch.Wenn Sie etwa den Namen eines Filmessuchen: Mit welcher Person haben Sie ihngesehen? Worüber haben Sie sich unter-halten? Wie haben Sie sich damals ge-fühlt?

Namen merkenPeinlich, peinlich. Sie stehen jemandemgegenüber und Ihnen will sein Namepartout nicht einfallen. Dem können Sievorbeugen. Bei Namen, die Sie sich nichtmerken können, können Sie sich IhreFantasie zunutze machen. „Verbildern“Sie Namen. Bei Namen wie Koch, Bach,Müller oder Jäger ist das recht einfach.Bei zusammengesetzten Namen wieBaumgarten oder Waldvogel geht es so:Sie denken einfach an einen „Baum imGarten“ oder es pfeift im „Wald ein Vogel“. Bei Namen, die nicht so einfachmit Begriffen zu assoziieren sind, helfenSie sich, indem Sie Buchstaben, Silbenoder Wortteile verändern, weglassenoder hinzufügen. Die Damen und HerrenBold, Schrunk und Hind haben eben ei-nen Witzbold im Schrank mit einemHund. Wer sich gern Reime merkt, kannes so tun: Herr Müller ist der Knüller,Frau Wange mit der Zange und Herr Huber sitzt im Zuber. Wetten, dass Siediese Namen nicht mehr vergessen?

Beispiel: Die Planeten Merkur, Venus,Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus,Neptun und Pluto sind in den An-fangsbuchstaben des Satzes „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten“ zu finden.

ann kann viel für sein Gedächtnistun. Schlafen zum Beispiel. Dass

ausreichender Schlaf die Gedächtnislei-stungen deutlich positiv beeinflusst, ist wissenschaftlich gut belegt. Jetzt hat einForscherteam aus Lübeck in einer neuenStudie belegt, dass auch die Einsicht –das Bewusstsein – vom Schlafen profi-tiert. Offenbar ist es so, dass Menschenim Wachzustand bei Problemlösungen„in eine Sackgasse reinrennen“. Um da-von Abstand zu gewinnen, ist es wahr-scheinlich besser, wenn man abends überetwas nachdenkt und dann darüberschläft“, so die Lübecker Wissenschaftler.Doch kann man natürlich auch im wachen Zustand eine Menge für das Gedächtnis tun. Gehirnjogging zumBeispiel. Diese Übungen sind eine kleine

B U C H - T I P P

Klaus Kolb,Frank Miltner.

Gedächtnis-training.

GU-Verlag, 104 Seiten,

ca. € 10,90

Ged chtnis-Training„Lieber mäßig, dafür aber regelmäßig“. Machen Sie diesen Satz zumMotto für Ihr Gedächtnistraining.

Auswahl aus dem „10-Tage-Trainings-Plan“ des unten stehenden Buches. DieAuflösungen finden Sie am Fuß der Seite 42. Jetzt brauchen Sie nur nochStift und Papier. Viel Spaß dabei!

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ILLUSTRATIONEN AUF DEN SEITEN 12 UND 13: NILS WASSERMANN

Bewegung & Fitness

Page 13: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

In den beiden Bildern können Sie jeweilszwei Motive erkennen. Welche?

Prägen Sie sichdiese Gegenständegenau ein. Sie ha-ben zwei MinutenZeit. Anschließendaus dem Gedächt-nis aufschreiben.

Verbinden Sie dieHausnummern 1bis 25 mit einemStift möglichstschnell.

Welcher Angler hat wel-chen Fisch an Land ge-zogen? Folgen Sie jederSchnur bis zum Fisch.

Der Mann oben links will durch die Türunten rechts. Bedingung ist, dass er aufseinem Weg alle 26 Zellen einmal – undnur einmal – durchquert. Allerdings kanner den Raum, in dem er steht, mehrmalsdurchqueren. Wie verläuft sein Weg?

Aufgabe A Aufgabe B

Aufgabe C

Aufgabe D

Aufgabe E

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MEDICOM informiertMEDICOM informiert MEDICOM informiert MEDICOM informiert

CT-Fette (englisch: middle chaintriglyceride) sind spezielle Fette

(Triglyceride), die ausschließlich aus mit-telkettigen gesättigten Fettsäuren zu-sammengesetzt sind. Diese Fettsäurensind wesentlich kürzer als die in natürli-chen Fetten vorkommendenFettsäuren und werden daherauch anders vom menschlichenKörper verwertet. Aufgrund ih-rer kleinen Struktur benötigendie mittelkettigen Fettsäurennicht die von der Leber gebil-deten Gallensäuren als Träger-substanz, um vom Darm ins In-nere des Körpers zu gelangen,sondern sie können die Darm-wand direkt passieren. DieseEigenschaft der MCT-Fettemacht man sich in der Medizinzunutze, um die Ernährungvon Patienten mit Fettverdau-ungsstörungen, mit gestörterGallensäurebildung oder mitchronischer Darmerkrankungwie z. B. Morbus Crohn sicher-zustellen. Zu diesem Zweckwerden MCT-Fette in Form vonStreich- oder Kochfetten eigenskünstlich hergestellt, denn in natürlichen Lebensmittelnkommen die mittelkettigenFettsäuren nur selten vor. Nunmachen MCT-Fette als „Abnehmfette“Furore. Sie sollen „Pfunde zum Schmel-zen bringen“ und angeblich „mehr

Laut DGE tritt aber schnell ein Gewöh-nungseffekt ein, der diesen „Schlankheits-faktor“ wieder zunichte macht. MCT-Fettehaben zwar auch einen etwas gerin-geren Kaloriengehalt als übliche Speisefet-te. Die effektive Energieersparnis beträgtpro Tag aber nur ca. 80–120 kcal, rechnetdie DGE vor. Also eine gemessen am täg-lichen Energiebedarf von ca. 2.000–2.500kcal sehr niedrige Menge, die auch an anderer Stelle eingespart werden könnte.

MCT-Fette sind aber nicht nur wenignützlich beim Abnehmen – sie haben sogar etliche Nachteile. Wenn also keinemedizinischen Gründe für die Verwen-dung vorliegen, sollte man MCT-Fette lie-ber meiden. Denn unser Darm ist nichtdaran gewöhnt, größere Mengen an MCT-Fetten verwerten zu müssen. Werden anstelle von normalen Speisefetten kon-sequent MCT-Fette verwendet, kann es

daher leicht zu Unverträglich-keitsreaktionen wie Sodbren-nen, Bauchschmerzen, Erbre-chen und Durchfall kommen.Da MCT-Fette außerdemkünstlich hergestellt sind undnur aus gesättigten Fettsäurenzusammengesetzt sind, ist bei langfristigem Verzehr die Versorgung mit wichtigen einfach und mehrfach un-gesättigten Fettsäuren, die der Körper dringend benötigt, nicht mehr gewährleistet.Auch Vitamin E, das vor allem in natürlichen Pflanzenölen vertreten ist, wird nicht mehr ausreichend aufgenommen. Und: Verglichen mit handels-üblichen Speisefetten haben MCT-Fette einen wenig appe-titlichen bitter-muffigen Ge-schmack. Dieser verstärkt sichsogar noch durch das Auf-wärmen oder Warmhalten vonSpeisen. Gerichte mit MCT-Fetten müssen daher immer

frisch zubereitet werden, sind dabei aberweniger schmackhaft als die herkömm-liche vollwertige Küche.

MCT-Fette sind keine Schlankmacher

INFORMAT IONEN FÜR KUNDEN DER MED ICOM PHARMA AG 29 . AUSGABE , MÄRZ 2004informiertinformiert

14 MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

Die Kette angeblich hocheffizienter Schlankheitsmethoden reißtnicht ab. Neuerdings werden nun auch MCT-Fette als vielver-sprechende Diätwunder angepriesen. Doch die Deutsche Gesell-schaft für Ernährung (DGE) rät dringend davon ab, diese Fette zur Gewichtsreduktion zu verwenden.

M Kalorien verbrennen als sie zuführen“, so die Werbung. Doch MCT-Fette sindkeine Fette, die schlank machen, betontdie DGE. So sinnvoll MCT-Fette in der Ernährungsmedizin sein mögen – zu Abnehmzwecken sind sie ungeeignet.

Werden die üblichen Nahrungsfette gegenMCT-Fette eingetauscht, wird zwar zu-nächst eine stärkere Sättigung verspürt.

Mit Fetten gegen das Fett? Das ist nicht zu empfehlen. MCT-Fette sind nur für den medizinischen Einsatz von wirklichem Nutzen.

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MEDICOM informiertMEDICOM informiert MEDICOM informiert MEDICOM informiert

15MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

ie das deutsche Bundesinstitut fürRisikobewertung (BfR) mitteilte,

wurden im November stark überhöhteGehalte an Schwefeldioxid in einer be-stimmten Sorte australischen Rotweinsgefunden. Schwefeldioxid wird zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten vonWeinreben verwendet, zum Schutz desWeins vor mikrobieller Verunreinigungund Oxidation sowie zur Konservierungvon Holzfässern. Bei empfindlichenPersonen kann der Konsum größerer Mengen Schwefeldioxid zu bronchialenÜberreaktionen, Asthma oder auch ana-phylaktischen Schocks führen. AuchÜbelkeit, Durchfall und Erbrechen sindmöglich sowie Kopfschmerzen. Um die-ses Gesundheitsrisiko auszuschließen, giltlaut EU-Weinverordnung (1493/99) einHöchstgehalt von 160 mg/l für Rotwein,bis zu 400 mg/l für liebliche Weißweine.

Im vorliegenden Fall betrugen dieSchwefeldioxidgehalte aber zwischen928 und 2690 mg/l. Die Höchstwertewurden somit z. T. um das 15fache über-schritten. Der schwefeldioxidbelasteteRotwein wurde sofort aus dem Handelzurückgerufen. Käufern, die noch Fla-schen des Rotweins besaßen, wurde drin-gend geraten, den Wein keinesfalls zutrinken, sondern zum zuständigen Le-bensmittelmarkt zurückzubringen. Zuerkennen sei der ungenießbare Wein anseinem stechenden Geruch. Die genaueBezeichnung der belasteten Weinchargenlautete: Creston Bay Cabernet Shiraz2002, bottled by D-SN 18 in 143755140;Los-Nr. L:961-967. Die zuständige Wein-und Sektkellerei führte die Schwefel-dioxidbelastung auf eine technischeStörung bei der Abfüllung des Weinszurück.

Auch bei Absinth wurden im letztenHerbst Überschreitungen der zulässigenSchadstoffwerte festgestellt.

Die grüne Bitterspirituose Absinth – zuBeginn des 20. Jahrhunderts schon einmal ein beliebtes Getränk – ist jetzt wieder zum Modegetränk geworden. Absinth wird aus Wermut gewonnen, dervon Natur aus einen hohen Gehalt anThujon aufweist. Dieses Rauschmittel istein starkes Nervengift, das Halluzinatio-nen, epileptische Anfälle und schwerepsychische Schäden verursachen kann.Der Thujongehalt ist daher gesetzlich beschränkt auf maximal 35 mg /l. BeiÜberprüfung aller im Handel befind-lichen Absinthsorten durch das BfRentsprachen die meisten Getränke dengesetzlichen Bestimmungen, nur dreiSorten zeigten wesentlich höhere Werte,sodass behördliche Maßnahmen einge-leitet werden mussten. Es bestand jedochzu keiner Zeit eine akute Gefährdungder Verbraucher. Trotzdem rät das BfRzu maßvollem Konsum von Absinth, zumal die Bitterspirituose auch einen extrem hohen Alkoholgehalt aufweist.

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Schadstoffe in alkoholischenGetränkenIn der Vergangenheit kam es immer wieder zu Schadstoff-Höchstmengen-Überschreitungen bei alkoholischen Getränken.

Wermut, latei-nisch ArtemisiaAbsinthiumoder auchMagenkrautoder Absinthgenannt.

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Absinth inKünstlerkreisen sehr beliebt. Mit manchmal verheeren-den gesundheitlichen Folgen für seine Konsumenten.

Chemische Rückstände in alkoholischen Getränken machen aus manchem edlen Eichenfass ein Pulverfass.

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twa 100 Milliarden Nervenzellen bilden das Gerüst eines der sicherlich

komplexesten Gebilde des Universums:des menschlichen Gehirns. Dieses Organsorgt dafür, dass wir leben, uns bewegen,riechen, sehen, fühlen und über das Leben philosophieren können. Und es ermöglicht uns, über sich selbst, unserHirn, nachzudenken und zu forschen.Dank neuer bildgebender Verfahren ler-nen Neurowissenschaftler unser Gehirnimmer besser kennen.

Was unter unserer Schädeldecke in diesem 1.300–1.600 Gramm schweren

Organ aus Eiweiß, Fett und Wasser vor sich geht, ist überaus rätselhaft.Doch die Wissenschaft ist schonein gutes Stück vorangekommenbei der Entschlüsselung dessen,was den Menschen zu einerganz besonderen Spezies macht:des menschlichen Gehirns.

Neurowissenschaftler, Forscher aufdem Gebiet der Nervenzellen, haben

mit verfeinerten Messtechniken einengenaueren Einblick in die Funktion desGehirns nehmen können. Sie gelangtendabei zu Erkenntnissen, die vielen frühe-ren Vorstellungen über die Funktions-weise des Gehirns widersprechen. DasDenken zum Beispiel funktioniert andersals zuvor angenommen. Ein Gedankeentsteht nicht an einem bestimmten Ortund wandert von dort aus durch denKopf, sondern er bildet sich gleichzeitigan verschiedenen Stellen als Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels unter-schiedlichster Nervenzellen. Denkprozes-se sind auch nicht so rational, wie manes sprichwörtlich mit dem „kühlen Kopf“umschreibt. Wenn wir Reize über dieSinnesorgane aufnehmen, dann werdendie im Gehirn entstehenden neuronalenErregungen nicht nur erkenntnismäßig,

sondern immer auch emotio-nal bewertet. Das heißt, dassbei jedem einzelnen unsererDenkprozesse Gefühle eineRolle spielen und dass einMangel an Gefühlen durch-aus die Ursache für ein irra-tionales Verhalten sein kann.Wie es zu einem Gefühls-mangel kommen kann, lesenSie im weiteren Text. Eben-falls widerlegt ist die An-nahme, dass Gehirnzellensich nicht teilen könnten.Und: Gehirnzellen könnensogar teilweise die Aufgabenvon anderen, abgestorbenenNervenzellen (Neuronen)übernehmen. In die Rubrikder Irrtümer gehört auch dieAussage, der Mensch würdenur 10 Prozent seiner Hirn-kapazität nutzen und dierestlichen 90 Prozent würden

Titelthema

Wie Neurowissenschaften die

Welt im Kopf entr tseln

Das GehirnWie Forscher mit neuen Verfahren Denken und Fühlen im Gehirn sichtbar machen können und

warum deshalb Hirnerkrankungen bald besser und schneller behandelt werden können.

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Über bildgebende Messverfahren - wie hier bei einer EEG -Untersuchung - ergründenNeurowissenschaftler immer mehr über die Funktionsweise unseres Gehirnes.

Mythen des GehirnsFalsch: Der Mensch nimmt nur 10 Prozent seinerGehirnkapazität in Anspruch und es ist vorteil-haft, möglichst viel Gehirnkapazität zu aktivieren.Richtig: Der Mensch nutzt sein Gehirn so, wie eres sich selbst programmiert hat, und es kommtnicht darauf an mit welcher Kapazität es arbeitet,sondern wie es verschaltet ist. Intelligentere Men-schen zeigen sogar weniger Hirnaktivität bei derLösung intellektueller Aufgaben.Falsch: Die beiden Gehirnhälften beherbergenvöllig getrennte Geistesgaben und Menschen unterscheiden sich danach, welche Gehirnhälftebei ihnen bevorzugt aktiviert wird.Richtig: Beide Gehirnhälften ergänzen sich bei der Erfüllung unterschiedlicher Leistungen undkönnen im Bedarfsfalle auch die Aufgaben deranderen Hälfte übernehmen. Frauen und Männerhaben eine unterschiedliche Aufteilung der Aufgabenbereiche in den beiden Hirnhälften.

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quasi brachliegen. Diese weit verbreiteteAnsicht ist neuen Erkenntnissen zufolgefalsch, sie basiert auf der irrigen Vor-stellung, nur ein „mit voller Energie“ genutztes Gehirn sei ein intelligentes Gehirn. Weit gefehlt. Untersuchungenzeigen: Je intelligenter ein Mensch ist,desto weniger Energie verbraucht seinGehirn. Auch die Ernährungsweise be-ziehungsweise die Vitalstoffversorgungdes Gehirns spielt eine wichtige Rolle für seine Leistungsfähigkeit. Erste Stu-dien weisen insbesondere auf die großeBedeutung einer ausreichenden früh-kindlichen Versorgung mit Vitaminenund Mineralstoffen hin. Es ist bekannt,dass Babys, die Muttermilch erhielten,acht Jahre später im Durchschnitt 8,3 IQ-Punkte besser lagen als Flaschenkinder.Abgesehen von der größeren körperli-chen Zuwendung beim Stillen, die sichpositiv auf die Ausbildung des Gehirnsauswirkt, spielt auch die günstigere Zu-sammensetzung der Muttermilch dabeieine wichtige Rolle.

Das Gehirn ist ständig und auch noch imhöheren Alter lernfähig. Es muss immergefordert werden und immer gut mit demversorgt sein, was es funktionsfähigerhält, vor allem mit ausreichend Sauer-stoff, Flüssigkeit und Vitalstoffen. Auchgenügend Schlaf ist bedeutsam.

Titelthema

Das menschlicheNervensystem:

ein funktionelles

WunderAnatomisch gesehen besteht das menschliche Nervensystem auszwei Bereichen: dem zentralen Nervensystem (ZNS) mit Gehirn und Rückenmark einerseits und andererseits dem peripheren Nervensystem, das in alle Körperregionen reicht.

as Rückenmark, das im Inneren derWirbelsäule liegt, verbindet das Ge-

hirn und die peripheren Nervensträngemiteinander. Das Rückenmark reicht vomHirnstamm weit den Rücken hinab bis zuden Lendenwirbeln. Ihm entspringen 31–32 Paar Spinalnerven, die – verknüpftüber bestimmte Schaltknoten (Ganglien)– in die Nervenbahnen des peripherenNervensystems übergehen. Diese in dieKörperteile reichenden Nervenbahnenübermitteln Nervenreize vom ZNS an dieOrgane und umgekehrt.

Viele Körperprozesse werden auf diesemWege automatisch und ohne unser Zutunreguliert. Dafür ist der so genannte vege-tative Teil des Nervensystems zuständig,der – ohne dass es uns bewusst wäre –vor allem die Funktion der inneren Organe steuert. So atmen wir unbewusst,unser Herz schlägt automatisch, die Pupillen weiten sich, wir verdauen unsere Nahrung, Schadstoffe werdenausgeschieden.

EineNervenzelle:

Sie nimmt dieInformation

auf und leitetsie weiter.

Klug durch Muttermilch. Forschungen bewei-sen: Gestillte Kinder liegen später um rund 8Punkte im Intelligenztest vor Flaschenkindern.

Intelligente Hirnesind weniger aktiv. Das obere Bild zeigteinen niedrigen IQ unddas untere Bild zeigteinen hohen IQ beimLösen einer Aufgabe,die die Intelligenz(nicht Vorbildung oderWissen) beansprucht.Das Gehirn des intelli-genteren Probandenzeigt eine geringereNervenaktivität.

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Was passiert im Gehirn?Nervenzellen leiten Informationen ausUmwelt und Körper zum Gehirn und verarbeiten sie entsprechend weiter. DasBesondere an Nervenzellen sind ihre unzähligen fadenförmigen Nervenzell-fortsätze (Dendriten) sowie ihr stielförmi-ger Achsenzylinder (Axon), der am Endein einer pilzförmigen Endplatte mündet.Über diese Endplatte wird die Informati-onsweiterleitung von Nervenzelle zu Ner-venzelle bewerkstelligt, indem die End-platte einer Nervenzelle über so genannteSynapsen elektrochemisch Kontakt auf-nimmt zu den Axonen oder Dendriten an-derer Nervenzellen. Jede Nervenzelle kannauf diese Weise bis zu 10.000 Kontakteentwickeln. Die Neuronen sind in den ein-zelnen Bereichen des Gehirns mithilfe derSynapsen zu schaltkreisartigen Netzwer-ken verbunden, die wiederum von überge-ordneten Schaltkreisen reguliert werden.Die Art der Verknüpfung der Nervenzellen

untereinander und zwischen den verschie-denen Hirnregionen hängt auch von derenjeweiligen Aufgaben ab. So gibt es z. B.ein Sprachzentrum, ein Zentrum für dasSehen, Hören, Tasten und so weiter. DieSynapsen sind variable Verbindungen undin der Lage, ihre Sensibilität zu verändern.Oft genutzte Synapsen werden schnellerreaktionsfähig, und ihre häufige Nutzungführt zur Bildung weiterer solcher Nerven-zellverbindungen zwischen bestimmtenHirnarealen. Selten genutzte Synapsenwerden dagegen schwerfälliger oder voll-ständig abgebaut, wenn wenig Kommuni-kation über sie erfolgt. Je intensiver Nervenzellen oder bestimmte Gehirnarea-le miteinander kommunizieren, desto bes-ser gestaltet unser Gehirn die physiologi-schen Voraussetzungen dafür. Die Verän-derungsfähigkeit der Synapsen ist auchdie neuronale Basis für unser Gedächtnis,die ermöglicht, dass wir uns an gewisseDinge erinnern oder andere vergessen.

19MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

Damit die Kommunikation zwi-schen den Nervenzellen gut funk-tioniert, muss das Gehirn ausrei-chend mit Sauerstoff versorgt sein.Der hohe Sauerstoffverbrauch derNeuronen sorgt jedoch ebenfalls fürein hohes Aufkommen von FreienRadikalen im Gehirn. Das kann zu oxidativem Stress führen, der dieNervenzellen schädigt. Potente Radikalfänger wie Vitamin E oderCoenzym Q10 sind im Gehirn daherbesonders wichtig, da sie die Mem-branen der Gehirnzellen vor demAngriff durch Freie Radikale schüt-zen. Da Krankheiten wie Parkinsonund Alzheimer mit einem vermehr-ten Auftreten von Freien Radikalenin Verbindung gebracht werden,forschen Neurologen derzeit, in-wieweit Coenzym Q10 auch in der Lage ist, vor diesen degenerativenNervenerkrankungen zu schützen.Im Falle von Parkinson konntenStudien bereits eindrucksvolle Hin-weise auf die schützende Funktionvon Coenzym Q10 liefern.

Das Gehirn filterteingehende Infor-mationen und gibtsie von Nerven-zelle zu Nervenzelleweiter.

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Viele Körperprozesse werden von äuße-ren Reizen „automatisch“ ausgelöst.Selbst wenn wir die Augen schließenund die Ohren verstopfen, nehmen wirReize aus unserer nächsten Umwelt auf.Dafür sorgt das sensorische Nerven-system, das die von den Sinnesorganenausgehenden Reize an das ZNS weiterlei-tet. Die größte Bedeutung kommt dabeider Haut zu. Jeder QuadratzentimeterHaut enthält bis zu 250 Sinneszellenoder Rezeptoren, die Druck, Berührungoder Temperatur wahrnehmen. Auch diebewussten Bewegungen des Körperswerden über das Nervensystem gesteu-ert. Hier ist es der motorische Teil desNervensystems, der die motorischenSchaltzentralen im Gehirn (z. B. die motorische Hirnrinde) mit den Musku-latursträngen des Körpers verbindet.

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Das Gedächtnisprotein CREB akti-viert die DNA. Die Synapse, dieVerbindung zwischen den beidenZellen, wird dadurch verstärkt.

Ein Neurotransmitterüberträgt die Signale

zur nächsten Nerven-zelle. Gleichzeitig

aktiviert er denNMDA-Rezeptor, derwiederum seinerseits

das Gedächtnispro-tein CREB aktiviert.

Gespeichert. Die Informationist im Gedächtnis verankertund kann wieder abgerufenwerden. Wird die Verbindungzwischen den beiden Nerven-zellen, die Synapse, längernicht beansprucht, lockert sichder Kontakt zwischen denZellen wieder. Man vergisst.

Wir prägen unsetwas ein. Das können Worte oderwie in diesem FallZiffern sein.

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So funktioniert das Lernen. Während wir uns etwas einprägen – Zahlen, Worte, Vokabeln – wird die Information über Neurotransmitter von Zelle zu Zelle weitergegeben. Hat sich ein Kontakt zwischen den Zellen gebildet, ist die gelernte Information im Gehirn gespeichert.

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neuen bildgebenden Verfahren eine nochgenauere „Karte des Gehirns“ erstellenkönnen. Das Großhirn macht rund acht-zig Prozent der Gehirnmasse aus. Es ist inzwei Hälften geteilt. Jede Hälfte empfängtInformationen von den entgegengesetz-ten Körperhälften und erteilt auch Befeh-le dorthin. Im Großhirn haben die Intelli-genz, das Gedächtnis, die Sprache, dasBewusstsein und die Gefühle ihren Sitz.

estimmten Regionen im Gehirn werdenspezifische Funktionen zugeordnet.

Doch finden diese Vorgänge nicht allein in diesen Bereichen statt. Es sind immer mehrere Gehirnregionen tätig, wenn das Gehirn arbeitet. Bei manchen Menschensind sogar Funktionen, wie zum Beispieldie Sprache, in ganz anderen Regionendes Gehirns lokalisiert als bisher ange-nommen. In Zukunft wird man dank der

Die motorische Hirnrinde steuert dieMuskelbewegungen in den verschiedenenTeilen des Körpers. Komplizierte Bewe-gungen erfordern dabei einen größerenBereich der Hirnrinde. Deswegen ist deruntere Bereich, der die Gesichtsmuskelnsteuert, viel ausgedehnter als der obere,der für die einfachen Beinbewegungenzuständig ist.

Das Verhaltens- und Gefühlszentrumliegt im Stirnhirn und damit im vorderenTeil des Großhirns. Es ist für die Intelli-genz, die Lernfähigkeit und die gesamtePersönlichkeit verantwortlich. Mithilfedieser Region können wir Dinge abwägenund beurteilen, und hier hat auch das Bewusstsein seinen Sitz.

Das motorische Sprachzentrum liegtbeim Rechtshänder in der linken Groß-hirnhälfte. Es steuert die kompliziertenBewegungen, die beim Sprechen durch-geführt werden müssen. In seiner un-mittelbaren Nachbarschaft befindet sichauch das Schreibzentrum.

Das Geschmackszentrum, in beidenHälften des Gehirns angesiedelt, empfängtInformationen von den Geschmacksknos-pen auf der Zunge. Allein mit dem Ge-schmackssinn können wir unsere Mahlzei-ten nicht beurteilen; der Geruchssinn spieltbei der Beurteilung der Nahrung eine vielgrößere Rolle. Riech- und Geschmackszen-trum arbeiten eng zusammen.

Die sensorische Hirnrinde desGroßhirns empfängt die Informationenvon den Sinneszellen der Haut. Hier nehmen wir Empfindungen wie Wärmeoder Berührungen wahr.

Das akustische Sprachzentrum in derlinken Großhirnhälfte sorgt für unserSprachverständnis. Dort werden dieHöreindrücke als Sprache interpretiert.Daneben liegt das optische Sprach- undLesezentrum, mit dessen Hilfe wir Ge-schriebenes als Wörter erkennen. Dasmotorische Sprachzentrum steuert dasSprechen.

Ein Unterschied zwischen dem Menschen und anderen Lebewesen liegt in der Gestalt des Gehirns. Es befähigt uns, logisch zu denken, mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren, zu lernen, und es ver-leiht uns das Erinnerungsvermögen.

Was liegt wo im Gehirn?Das Gehirn ist das Steuerungszentrum des Körpers. Man unter-scheidet drei Teile: das Großhirn, das für Intelligenz, Gedanken undGefühle zuständig ist, das Kleinhirn, das die Bewegungsabläufe koordiniert, und den Hirnstamm, dessen Nervenbahnen dasGroßhirn mit dem Rückenmark verbinden und der die Atmung, dasHerz-Kreislauf-System und den Blutdruck steuert.

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Bereits sechsWochen nach

der Empfängnisbilden sich die

ersten Nerven-zellen. An man-

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580.000 Neuro-nen pro Minute.

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Das Hörzentrum im Großhirn emp-fängt über den Hörnerv die Nervenimpul-se von den Hörzellen in der Schnecke desInnenohrs. Das Hörzentrum interpretiertdiese Informationen, sodass der Hör-eindruck entsteht, und vergleicht diesenEindruck mit früheren Hörerfahrungen.Auf diese Weise erkennen wir Sprache,Musik oder Geräusche.

Das Zentrum der Informationsverar-beitung seitlich der beiden Großhirnhälf-ten besteht aus mehreren kleinen Teilen.Sie empfangen und verarbeiten die Infor-mationen von den Augen und den Ohren.Hier erkennt das Gehirn beispielsweiseFormen und Töne sowie die Bedeutunggeschriebener und gesprochener Wörter.

Das Sehzentrum im hinteren Teil desGroßhirns erhält Informationen in Formvon Nervenimpulsen von den lichtem-pfindlichen Zellen in der Netzhaut des Auges. Es vergleicht die eintreffendenSignale mit früheren Seherfahrungenund erlaubt uns dadurch, Gegenständezu erkennen.

Das Gleichgewichtszentrum ist daszweitgrößte Funktionszentrum des Ge-hirns. Es koordiniert alle Bewegungen derSkelettmuskeln, sowohl der vom Willengesteuerten als auch der unwillkürlichenSkelettmuskeln. Jeden Augenblick em-pfängt es hunderte von Informationenüber die Muskeln und die Körperhaltung.

enken funktioniert über elektro-nische Impulse, die von Neuron

(Nervenzelle) zu Neuron weitergegeben werden. Das haben Sie bereits gelesen. Aber damit ist nicht geklärt, wie genau Gedanken entstehen. Gedanken sind abstrakt, sie sind keinen konkreten Körperfunktionen zuzuordnen. Wenn wir denken, sind immer Neuronen inverschiedenen Hirnteilen aktiv. Man kann

sich das Ganze wie ein Orchester vor-stellen, das harmonisch zusammenspielt.Dann ist das eine ganze Sinfonie, derenunterschiedliche Stimmen von verschie-denen Instrumenten gespielt werden. Alle wahrgenommenen Aspekte werdenaus verschiedenen Gehirnarealen „zu-sammengedacht“. Das große Rätsel fürdie Hirnforschung ist immer noch,welche Instanz dieses Zusammenspiel

Titelthema

Wo die GedankenwohnenEin Gedanke geht uns durch den Kopf, eine Erinnerung taucht auf,wir stellen uns eine Situation vor, lösen eine komplizierte intellek-tuelle Aufgabe – was geht dabei im Gehirn vor sich?

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Liveschaltung ins GehirnIn den letzten Jahren entwickeltenPhysiker und Neurowissenschaftlereine Reihe von Methoden, mit denenman dem Gehirn „live“ bei der Arbeit zusehen kann. Das Prinzip beruht auf der Tatsache, dass dieNervenzellen des Gehirns, die Neu-ronen, bei jeder Aktivität Energie verbrauchen. Dafür werden über dasBlut Glucose und Sauerstoff bereit-gestellt. Gehen also irgendwo im Gehirn „die Lichter an“, steigt dieDurchblutung und damit die Stoff-wechselrate in der betreffenden Regi-on blitzschnell an und fällt ebensorasch wieder ab, wenn die Aktivitätbeendet ist. Diese Aktivitätsschwan-kungen können durch bestimmtebildgebende Verfahren sichtbar ge-

macht werden. Am weitesten ver-breitet sind dabei die Positronen-emissionstomographie (PET) sowiedie funktionelle Magnetresonanzto-mographie (f-MRT). Bei der PETwerden dem Patienten leicht radio-aktiv strahlende Substanzen (Proto-nen) injiziert und dann die von verschiedenen Gehirnabschnittenausgehenden Strahlungen erfasst.Die Daten werden computergestütztin ein Schichtbild verwandelt, dasdie Aktivitätsverteilung im Gehirnzeigt. Die f-MRT kommt dagegenohne Spritze aus. Sie bestimmtkleinste Veränderungen im Sauer-stoffgehalt des Blutes, indem das inihm enthaltene Hämoglobin (sauer-stofftransportierender Farbstoff derroten Blutkörperchen) magnetischin Schwingungen versetzt wird.

PET-Aufnahmeneines gesundenHirns (rechts) undeines Hirns einesAlzheimerpatien-ten. Deutlich zuerkennen: die inak-tiven Hirnbereiche.

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dirigiert. Man weiß, dass Nervenzellenihre Signale in einem unterschiedlichen„Takt“ abgeben. Man nimmt an, dass alle an einem Gedanken beteiligten Nervenzellen ihre Impulse in ein und demselben Takt weitergeben. Doch derCode, der hierbei übermittelt wird, istnoch nicht „geknackt“. Unklar ist auchbislang, welche Informationen wie undwo von den Nervenzellen weitergegebenwerden. Würde dieser neuronale Code eines Tages entschlüsselt werden, könnteman wahrscheinlich die Ursachen für

Was sind neurologische Erkrankungen und wie werden sie diagnostiziert?Unter neurologischen Erkrankungen ver-steht man Erkrankungen des zentralenNervensystems (ZNS) und/oder des peri-pheren Nervensystems. Die häufigstenneurologischen Erkrankungen sindMorbus Alzheimer, multiple Sklerose,Epilepsie und die parkinsonsche Krank-heit. Bei den so genannten neurodegene-rativen Krankheiten führen verschiedeneUrsachen zum Absterben von Gehirnzel-len, wie etwa bei Morbus Alzheimer undder parkinsonschen Krankheit.

Die Hoffnung der Medizin ist, das Ab-sterben der Zellen irgendwann aufhaltenoder sogar verhindern zu können. Dankrevolutionärer technischer Entwick-lungen lassen sich heute Gehirn undRückenmark so darstellen, wie es frühernur nach dem Tod möglich war. Bei Er-krankungen des Gehirns war man vorherdarauf angewiesen, das Hirn nach demTod des Patienten zu sezieren, um her-auszufinden, woran der Patient gelittenhat. Heute kann man mithilfe bildge-bender Verfahren die richtige Diagnoseschon zu Lebzeiten stellen, indemman bestimmte Stoffwechselprozesse im Gehirn misst. Daher ist es oft schon imAnfangsstadium einer Erkrankung mög-lich, mit der richtigen Therapie zu begin-nen. Für die Alzheimerkrankheit, die üblicherweise erst im fortgeschrittenen Lebensalter auftritt, kann das möglich-erweise sogar bedeuten, dass man in derLage wäre, sie zu erkennen, bevor dieSymptome überhaupt zum Tragen kom-men. Setzt dann die richtige Therapieein, kann man vielleicht sogar verhin-dern, dass jemand überhaupt an der Erkrankung leiden muss.

Von den vielen neuen Verfahren stellenwir Ihnen hier nun einige vor.

Hirnerkrankungen wie die parkinsonscheKrankheit, Morbus Alzheimer, Epilepsieetc. erkennen und die Erkrankungen besser behandeln. Doch so weit ist dieForschung noch nicht. Aber die zeit-gleichen Aktivitäten der verschiedenenHirnregionen beim Denken sind messbarund lassen sich mit modernen bild-gebenden Verfahren sichtbar machen.Wissenschaftler sind damit sogar jetzt inder Lage, bei Menschen mit neurologi-schen Erkrankungen die Hirnschädigungdreidimensional darzustellen.

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MRT-Aufnahme(Magnetresonanz-tomographie) desHirnes einesMultiple-Sklerose-Patienten. Die grünen Bereichebezeichnen dieerkranktenHirnregionen.

Wie entstehen Erkenntnisse? Auch diese Frage stellen Hirnforscher.Was früher allein der Philosophie vorbehalten war, ist heute teil-weise messbar. Das verändert das Bild des Menschen.

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Professor Peter Tass, Leiter der Arbeits-gruppe Magnetenzephalographie undHirnschrittmacher am Forschungszent-rum Jülich, will gemeinsam mit demNeurochirurgen Professor Volker Sturmvon der Universitätsklinik Köln und Dr. Michael Schiek vom Zentrallabor fürElektronik am Forschungszentrum Jülichdie Funktionen so genannter Hirnschritt-macher mithilfe der neuen Verfahrenverbessern. Unter Hirnschrittmachernversteht man in das Gehirn implantierteElektroden, mit deren Hilfe sich krank-haft überaktive Hirnregionen anhaltendmit elektrischen Impulsen überstimulie-ren und damit ausschalten lassen. Damitwerden auch die für Morbus-Parkinson-Patienten typischen Bewegungsstörun-gen behoben. Für Parkinsonpatienten,die mit Medikamenten nicht mehr zu behandeln sind, ist die Implantation eines Hirnschrittmachers oft der einzigeAusweg. Die Krankheit kann damit zwarnicht geheilt, die Symptome aber deut-lich gelindert werden. Doch diese Formder Nervenstimulation hat auch ihreSchwachstellen. Die Nervenzellen ge-wöhnen sich im Laufe der Zeit an dieDauerstimulation und daher muss derenIntensität im Laufe der Behandlung nachund nach immer mehr erhöht werden.Dadurch können benachbarte gesunde

Hirnbereiche in Mitleidenschaft gezogenwerden. Das kann zu Empfindungs-störungen der Haut, Schwindel oder zuSprachstörungen führen.

Mit der Synchronisationstomographiesteht den Forschern jetzt ein neues Messverfahren zur Verfügung, das helfenkönnte, neue Schrittmacher zu ent-wickeln, die nur bei Bedarf in die Arbeitdes Gehirns eingreifen und auf mildeWeise hyperaktive Nerven ausschalten.

Der Kopf der Versuchspersonen befindetsich während des Experiments unter einer helmförmigen Messapparatur mit148 Sensoren, die registrieren, was imGehirn passiert. Das Verfahren baut aufder bekannten Magnetenzephalographie(MEG) auf. Dabei werden die schwachenMagnetfelder registriert, die stets vorhan-den sind, wenn Strom fließt – also auchbei jeder elektrischen Aktivität von Nervenzellen. Doch das MEG erfasst nurungefähr, wo die Magnetfelder im Gehirnentstehen. Die Synchronisationstomogra-phie eröffnet nun einen neuen Zugangzur Funktionsweise des Gehirns. Bei die-sem neuen Verfahren wird von den im Gehirn gemessenen Magnetfeldernzurückgerechnet auf die zu bestimmtenBeobachtungszeitpunkten in verschiede-nen Hirnsegmenten erfolgten elektri-

schen Gehirnströme. Danach wird über-prüft, ob bestimmte Ströme synchron inverschiedenen Hirnregionen erfolgten. So wird sichtbar, welche Gehirnareale gemeinsam an der spezifischen Funktionbeteiligt waren, aber auch in welchemRhythmus sie aktiv werden. Somit lassensich künftig mithilfe dieses neuen Ver-fahrens Bewegungsstörungen bei Patien-ten mit Morbus Parkinson oder anderenneurologischen Erkrankungen, bei denendie Zusammenarbeit unterschiedlicherHirngebiete gestört ist, wie zum BeispielEpilepsie, besser verstehen und künftigvielleicht auch exaktere Hirnschrittma-cher entwickeln.

Durch die neuenMessverfahrenkann – zumBeispiel beiHirnoperationen –jeder Eingriff sehrgenau voraus-geplant werden.

Implantation eines elektrischen Schritt-machers bei Parkinson. Der Durchmesser derDrähte beträgt ca. 1,3 mm.

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Neueste Forschungs-ergebnisse derNeurowissenschaftler

Magnetenzephalographie/Synchronisationstomographie Neue Hirnschrittmacher für Patienten mit Morbus Parkinson

Röntgen-aufnahme

des Schädels

Computer-tomographie

Kernspin-tomographie/Magnetreso-

nanztomogra-phie/ MRT

Positronen-emissions-

tomographie(PET)

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Die funktionelle Magnetresonanztomogra-phie (f-MRT) wird auch Kernspintomo-graphie oder umgangssprachlich „Röhre“genannt, weil der Patient in ein röhren-oder tunnelartiges Gerät eingefahrenwird. Die f-MRT macht es möglich,Regionen des menschlichen Gehirns zuidentifizieren, die bei bestimmten Tätig-keiten aktiv sind. Die Methode eröffnetdie Möglichkeit, von außen die Aktivitätder Nervenzellen zu messen.

Diese Technik hat das Wissen über dasmenschliche Gehirn in den letzten Jahrenwesentlich verbessert.

In einer neuen Studie gelang es Forschernmithilfe der Magnetresonanztomogra-phie, erste Anzeichen der alzheimerschenErkrankung bereits im scheinbar nochgesunden Hirn nachzuweisen. Forschervon der Universität New York hattensechs Jahre lang bei 45 gesunden Männern und Frauen im Alter von über

Eine andere Studie, die sich dieser Tech-nik bediente, belegte, dass entgegenfrüherer Annahmen auch im Hirn einesErwachsenen noch weitreichende Reorga-nisationsprozesse stattfinden. Das heißt,dass andere Zellen die Funktion ausge-fallener Zellen übernehmen können unddass diese „Stellvertreter“ sogar gezielttrainiert werden können. In dieser Studiehatten die Forscher bestimmte Hautberei-che ihrer Untersuchungsteilnehmer sti-muliert und damit erreichen können, dassdie dazugehörigen Hirnzellen sensiblerauf äußere Reize reagierten. Die Wahr-nehmung verbesserte sich, und Lernerfol-ge stellten sich ein. So konnten die Unter-suchungsteilnehmer zum Ende der Studiezwei Nadeln dicht beieinander an ihrerHaut differenzieren, die sie anfangs nur als eine wahrgenommen hatten. DieForscher nennen ihre Methode „passivesLernen“. Für die Zukunft hoffen sie nun,diese Technik noch verfeinern zu könnenund für länger anhaltende Lernerfolge zusorgen. Auf diese Weise wäre es künftigeventuell möglich, Beeinträchtigungen imGehirn auszugleichen.

„Das ist z. B. wichtig für die Altersfor-schung, zumal für ältere Menschen, die oftmit mannigfaltigen Defiziten zu kämpfenhaben, häufig nicht mehr aktiv lernenkönnen oder wollen. Für solche Menschenwäre das „Passive Lernen“ durch Koakti-vierung (der anderen Zellen) eine großeHilfe“, so Dr. Hubert, einer der Forscher.

Vitalstoffe bei AlzheimerOxidativer Stress, also ein hohes Aufkom-men an Freien Radikalen, ist ein Faktor,der bei Alzheimepatienten wesentlichan der fortschreitenden Schädigung derNervenzellen beteiligt zu sein scheint.Freie Radikale können Nervenzellen schä-digen, indem sie die ungesättigten Lipide(Fette), die in ihren Membranen (Zell-umhüllungen) enthalten sind, oxidieren.Anscheinend erhöhen auch die Beta-Amyloidplaques (das sind charakteristi-sche Eiweißablagerungen im Gehirn vonAlzheimererkrankten) den oxidativen

Funktionelle Magnetresonanztomographie Die alzheimersche Erkrankung im noch gesunden Gehirn erkennen und Fortschritte gegen die Demenz dank „passivem Lernen“

60 Jahren regelmäßig Messungen mitdem Kernspintomographen durchgeführt.Bei insgesamt 19 Untersuchungsteilneh-mern trat im Verlauf der Untersuchungein Rückgang der geistigen Fähigkeitenauf. Bei den Betroffenen konnten dieForscher mit dem Messverfahren einleichtes Schrumpfen in den für MorbusAlzheimer relevanten Hirnbereichen –dem Hippocampus und dem entorhina-len Cortex – nachweisen. Diese Regionensind für die Gedächtnisleistung und dasLernen zuständig. Der Rückgang des Volumens war doppelt so hoch wie beiden Gesunden. Damit konnte sich nachAngaben der Forscher eine Alzheimer-erkrankung in 90 Prozent der Fälle bereits vor dem ersten Auftreten der Symptome vorhersagen lassen. Wird unmittelbar nach der Frühdiagnose mit der Therapie begonnen, kommt es beiden Betroffenen möglicherweise nie zumvollständigen Ausbruch der Erkrankung.

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Alzheimer-Patienten habenmit mannigfalti-gen Defiziten zukämpfen. Häufig

können oder wol-len sie nicht mehr

aktiv lernen.

Ein Mediziner betrachtet die Ergebnisse eines CT-Scanners. Bei dem bildgebendem Ver-fahren wird der menschliche Körper Schicht für Schicht durchstrahlt. Zum Bildaufbauwird ein Computer eingesetzt, der die Ergebnisse auf dem Computerbildschirm anzeigt.

Page 25: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

Stress im Gehirn. Von größter Bedeutungvor und nach der Alzheimerdiagnose istsomit eine gute Versorgung mit verschie-densten Antioxidanzien (Radikalfängern)wie z. B. Vitamin E, C, Coenzym Q10, Selen, Zink und sekundären Pflanzenstof-fen. Vitamin E ist in diesem Zusammen-hang von besonderer Bedeutung, da es als fettlösliche Substanz direkt an denMembranen die Oxidation der Lipidehemmt. Aber auch Vitamin C spielt indiesem Zusammenhang eine wichtigeRolle. Bei Verdacht auf Alzheimer habensich prophylaktische Dosierungen von400 I.E. Vitamin E und 500 mg Vitamin Cpro Tag in Form von Vitaminpräparatenbewährt. In der Alzheimertherapie konnte mit Dosierungen von 2000 I.E.Vitamin E pro Tag das Fortschreiten der Demenz verlangsamt werden. Eine derar-tige Medikation sollte aber nur in Abspra-che mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Erhöhte Homocysteinwerte im Blut (Hyperhomocysteinämie) sind vermutlichein weiterer Risikofaktor für Morbus Alz-heimer. Homocystein ist ein Zwischen-produkt im Stoffwechsel der AminosäureMethionin. Sie reichert sich im Körper an,wenn dieser nicht ausreichend mit denVitaminen Folsäure, B12 und B6 versorgtist. Menschen, die an Morbus Alzheimerleiden oder ein erhöhtes Risiko für dieseErkrankung haben, sollten daher unbe-dingt auf eine ausreichende Versorgungmit diesen B-Vitaminen achten. JüngsteStudien zeigen außerdem, dass sich auchdas „Nervenvitamin“ Vitamin B1 günstigbei Morbus Alzheimer auswirkt. Men-schen, die es nicht schaffen, über die tägliche Ernährung ihren Tagesbedarf an den B-Vitaminen zu decken, sollten eine entsprechende hochwertige Nahrungs-ergänzung verwenden. Wichtig für das Gehirn sind außerdem Phospholipide wie Phosphatidyl-Serin (PS) und Lecithin.Denn sie sind entscheidend an der Funk-tionsfähigkeit und an der Kommunikati-on zwischen den Nervenzellen beteiligt. Somit können PS, Lecithin und andere verwandte Phospholipide kognitive Funk-

tionen des Gehirns, die im Alter oftmalsnachlassen, wie z. B. die Gedächtnis- undSprachleistung sowie Lern- und Konzen-trationsfähigkeit, fördern oder wiederverbessern. Phospholipide sind in der

der in Gang setzen. Das geht am bestenin speziell ausgerüsteten „Stroke Units“,speziellen Schlaganfallabteilungen imKrankenhaus. Die Diagnose Schlaganfallist wegen der „Harmlosigkeit“ der Symp-tome nicht immer einfach zu treffen. Daher ist eine genaue Untersuchungmanchmal lebenswichtig. Neue Technikenauf Basis der Magnetresonanztomo-graphie, so genannte Diffusions- und Per-fusionsuntersuchungen, können bereits Minuten nach Beginn der ersten Schlag-anfallsymptome das Areal darstellen, indem sich der Anfall vermutlich ausbreitet.Mit bestimmten Techniken (MR-Angio-graphie) können sogar die Hirnarteriensichtbar gemacht werden. Durch die genauere Darstellung kann der Erfolg der so genannten Lysetherapie (die Ärzte versuchen ein Blutgerinnsel im Gehirn mit Medikamenten aufzulösen), besser abgeschätzt werden.

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Diese Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt die Aktivität imGehirn für die Zonen der Geruchswahrnehmung.

Nahrung vor allem in Innereien oder Eiern zu finden, die weniger häufig ver-zehrt werden. Bei Bedarf empfiehlt sichdaher die Verwendung eines phospholi-pidhaltigen Nahrungsergänzungsmittels.

Beim Gehirnschlag oder Schlaganfallwird in den meisten Fällen (rund 80 Prozent) eine Hirnschlagader durch einBlutgerinnsel blockiert, das aus dem Her-zen oder der Halsschlagader ins Gehirngelangen kann. Die blockierten Hirnbe-reiche sterben wegen Sauerstoffmangelab. In bis zu 20 Prozent der Fälle tritt derSchlaganfall aber auf, weil Blutgefäße imGehirn platzen. Bei diesen Fällen ist oftjahrelange Hypertonie (Bluthochdruck)vorangegangen, die die Arterienwände„brüchig“ werden ließ. Reißt deshalb die Wand eines Gehirnblutgefäßes ein,ergießt sich das Blut ins Hirngewebe.Wenn Blutgefäße reißen, werden Teile des Hirns von der Sauerstoffversorgung abgeschlossen, und die Zellen sterben ab,wenn die Durchblutungsstörung längeranhält. Jetzt ist schnelle Hilfe nötig, denn nur innerhalb von wenigen Stun-den lässt sich die Hirndurchblutung wie-

MagnetresonanztomographieGenauere Diagnose des Schlaganfalls dank neuer Technik

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Wie kann man Schlaganfällen vorbeugen?Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktorfür einen Schlaganfall. Deshalb solltenSie unbedingt darauf achten, dass IhreBlutdruckwerte normal sind, das heißt

unter 140/90 liegen. Wenn Ihnen der ArztMedikamente gegen Bluthochdruck ver-ordnet hat, sollten Sie diese unbedingtnach Vorschrift einnehmen. Falls Sie rau-chen, sollten Sie unbedingt damit auf-hören. Achten Sie auch auf Ihr Gewicht,ausreichend Bewegung, eine gesunde

Ernährung und auf eine ausgewogene Vitalstoffversorgung. Besondere Bedeu-tung haben in diesem Zusammenhang die Omega-3-Fettsäuren. Viele Studien zeigen, dass das Risiko, an Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkranken, bei aus-reichender Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren wesentlich geringer ist. DerMensch kann diese wichtigen ungesättig-ten Fettsäuren aber nicht selbst in seinemStoffwechsel herstellen, sondern muss sieüber die tägliche Nahrung aufnehmen.Pro Tag sollten mindestens 1.000 mgOmega-3-Fettsäuren verzehrt werden, optimalerweise sogar 1.500 mg. Meeresfi-sche sind die wichtigsten Lebensmittel-quellen für die besonders wertvollenOmega-3-Fettsäuren DHA und EPA. Wernicht gern Fisch verzehrt, für den em-pfiehlt sich der regelmäßige Verzehr Ome-ga-3-haltiger Nahrungsergänzungsmittel.

Ein Risikofaktor für Schlaganfall sindauch Fettstoffwechselstörungen mitstark erhöhten LDL-Cholesterinwerten.Wird dieses „schlechte“ Cholesterin vonFreien Radikalen oxidiert, kann es in die Blutgefäßwände eindringen und Ar-terienverkalkung auslösen. Die Verengungder Gefäße erhöht dann das Risiko fürBlutgefäßverschlüsse. Um dies zu ver-meiden, sollten Risikopatienten durch ei-ne fettarme Kost, die wenige gesättigteFettsäuren enthält, ihre LDL-Spiegel sen-ken. Oft muss auch eine medikamentöseTherapie erfolgen. Wichtig ist auch eineausreichende Versorgung mit Anti-oxidanzien, wie z. B. Vitamin C und E,Beta-Carotin, Selen, Zink und sekun-dären Pflanzenstoffen.

Werden bei Patienten mit Hyperchole-sterinämie außerdem Medikamente zur Hemmung der körpereigenen Cholesterin-synthese eingesetzt (so genannte Statine),kann damit auch die Bildung von Coen-zym Q10 reduziert werden. In diesem Fallsollte auf eine ausreichende Aufnahmeaus der Nahrung geachtet werden oderein Coenzym-Q10-haltiges Nahrungser-gänzungsmittel verwendet werden.

SchlaganfallHeutzutage gibt es Möglichkeiten, einem Schlaganfall vorzubeugen.Eine ausgewogene Vitalstoffversorgung verringert zum Beispieldas Risiko eines Schlaganfalls.

Die häufigste Ursache für einen Schlaganfall im Gehirn: Arteriosklerose. DieEinflüsse, die einen Schlaganfall begünstigen, sind heute gut bekannt. Die besteHilfe gegen einen Schlaganfall ist, es gar nicht dazu kommen zu lassen.

Abb. A: Fette wer-den in die Arterien-

wand eingelagertund verstopfen ein

zum Gehirn führen-des Blutgefäß.

Abb. B: Die verstopfte Arterie

platzt. Ein Schlag-anfall ist die Folge.

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as Gehirn ist auf Gefühle angewiesen,um ankommende Reize richtig be-

werten zu können. So genannte „gefühls-blinde“ Menschen, also Menschen, diekeinen Zugang zu den eigenen Gefühlenhaben und auch die Gefühle von anderenMenschen nicht deuten können, sind oftnicht in der Lage, sich sozial und damitangemessen zu verhalten.

Jeder zehnte Mensch kann weder Glücknoch Trauer empfinden. Bereits in densiebziger Jahren entdeckten Forscher dasPhänomen der „Alexithymie“ (aus demGriechischen: a = nicht; lexis = das Le-sen, die Rede; thymos = das Gemüt), dasauch „Gefühlsblindheit“ genannt wird.Darunter verstehen Fachleute die redu-zierte Fähigkeit, Gefühle zu erkennen, zuunterscheiden oder zu benennen. Manfand heraus, dass bis zu 40 % der Patien-ten mit chronischen Schmerzen diesePhänomene zeigten. Auch viele Patienten

mit psychosomatischen Störungen sindoft nicht in der Lage, Gefühle auszu-drücken und bei sich oder anderen zu erkennen. Die Gefühlsstörung betrifftüberdurchschnittlich oft Männer.

Dank der Positronenemissionstomogra-phie, kurz PET genannt, ist es jetzt ge-lungen, die Vorgänge im Gehirn beiemotionalen Aktivitäten zu beobachten.Der Kölner Hirnforscher Professor Michael Huber hat gemeinsam mit Kolle-gen von der Neurologischen Univer-sitätsklinik Köln untersucht, welcheHirnstrukturen bei alexithymen Men-schen im Vergleich zu Normalpersonenaktiv sind, wenn emotionale Informatio-nen im Gehirn verarbeitet werden. DieVersuchspersonen bekommen verschie-dene Alltagssituationen vorgelegt undmüssen einschätzen, wie sie und eine andere Person sich in der jeweiligen Situation fühlen würden. Anschließend

PET und die Gef hleDie Erforschung der Gefühlsblindheit

Warnzeichen und Symptomeeines SchlaganfallsSchlaganfälle kündigen sich oftmalsTage, Wochen oder Monate vorheran. Typische Warnzeichen für einenSchlaganfall können sein:

Sehstörungen: kurzzeitige Erblindung eines Au-

ges, manchmal wie ein Vorhang, dersich senkt

Doppelbilder (man sieht alles dop-pelt)

verschwommenes Sehen

Störungen des Gleichgewichtssystems:

Schwindelgefühl mit Gangunsi-cherheit, man eckt selbst in der ver-trauten Wohnung an oder stürztplötzlich ohne ersichtlichen Grund

Hörstörungen

Nervenstörungen:plötzliche Muskelschwäche einer

Körperhälfte oder des ArmesTaubheitsgefühl in Gesicht, Armen

und Beinen

Sprech- und Sprachstörungen:plötzliche Unfähigkeit, zu sprechenundeutliche AusspracheMan versteht nicht, was gesagt

wirdNehmen Sie diese Warnzeichen unbe-dingt ernst und suchen Sie ein Kran-kenhaus auf! Diese Ausfälle haltennur für die Dauer der Durchblutungs-störung an – meistens nur zwei bis 15Minuten, zumeist aber sind sie nach24 Stunden wieder verschwunden.Suchen Sie dennoch ein Krankenhausoder einen Arzt auf! Verschwindendie Warnzeichen nicht innerhalb kur-zer Zeit, handelt es sich zumeist umeinen akuten Schlaganfall und damitum einen Notfall. Dabei ist dringendenotärztliche Behandlung erforderlich.Deshalb sofort den Rettungswagenalarmieren (Tel.: 112) oder direkt einKrankenhaus aufsuchen.

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Mit der Positronenemissionstomographie, kurz PET genannt, lassen sich Blutfluss, Stoffwechsel undEnergieumsatz sichtbar machen. Mit PET-Aufnahmen lässt sich zum Beispiel darstellen, welchesGehirnareal aktiviert wird, wenn wir rechnen, buchstabieren oder uns ein neues Gesicht einprägen. PET gestattet es, dem Gehirn beim Denken und Fühlen zuzusehen.

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werden die Antworten nach einem vorge-gebenen Schema nach der Differenziert-heit der geäußerten Gefühle bewertet.

Erwartungsgemäß war dabei das so ge-nannte limbische System im Gehirn, daswichtigste Zentrum der Gefühlsverarbei-tung, bei den normal empfindenden Versuchspersonen hoch aktiv. Bei denAlexithymen dagegen regte sich in dieserRegion gar nichts. Stattdessen wurde eine ganz andere Hirnregion aktiv. Sieliegt im linken Frontalhirn und ist beiTieren dafür zuständig, Gefühle zu un-terdrücken. So reguliert sie zum Beispieldie Angst, wenn eine Gefahr gebannt ist,oder die Angriffslust, wenn die Beuteentkommen ist. Auch beim Menschendient sie der Impulskontrolle. ForscherHuber zieht daraus folgenden Schluss:„Sobald es um Emotionen geht, kommtes bei Alexithymen zu einer massivenHemmung.“

Ob Alexithymie angeboren oder erwor-ben ist, ist bislang noch nicht klar.Wahrscheinlich liegt eine genetische An-lage vor, kombiniert mit einer späteren

Prägung, zum Beispiel durch ein schwe-res psychisches Trauma. Wichtig ist jedoch die Erkenntnis, dass emotionale Informationen bei Alexithymen tatsäch-lich andere Vorgänge im Gehirn in Gang setzen als bei normal empfindenden Menschen. Ist die Störung nämlichentdeckt, lässt sich auch etwas dagegen unternehmen. Das hilft den Betroffenen, zum einen wieder mehr zu empfinden und zum anderen körperliche Erkrankungen zu verhindern. Denn alexithyme Men-schen reagieren statt mit Gefühlen oft mitkörperlichen Empfindungen auf Stress oder emotionale Belastungen. So empfin-den sie zum Beispiel Bauchschmerzen stattAngst oder Schwindelgefühle anstellevon Wut. Häufig leiden die Betroffenenauch unter Herzbeschwerden. Alexithy-mie ist jedoch keine Krankheit, sondernein mehr oder weniger ausgeprägtes Per-sönlichkeitsmerkmal. Vieles spricht auchdafür, dass Alexithymie eine Art Panzerist, mit dem sich ein Mensch nach allzuschlimmen Erfahrungen verschlossenhat, um sich vor weiteren Verletzungenseiner Gefühle zu schützen.

Die Hirnforschung wird in Zukunft einegroße Rolle spielen und in Bereiche vor-dringen, die das moralische und ethischeGewissen der Gesellschaft herausfordern.Auf dem medizinischen Sektor wird daszu großen Fortschritten führen. Hirn-erkrankungen werden besser und früher erkannt und Therapien effizienter ange-wandt werden. Am Beispiel von MorbusAlzheimer und Parkinson haben Sie aufden letzten Seiten ja schon über beein-druckende Forschungserfolge nachlesenkönnen.

Doch wie weit darf Forschung gehen undwas kann das für Folgen haben? Mit denneuen Verfahren werden mittlerweileauch Prozesse gemessen, die man alsweitestgehend „privat“ bezeichnen kann.Immer öfter kommen auch Forschungenin das öffentliche Gespräch, bei denen esum Denk- und Gefühlsstrukturen vonSexual- oder Gewalttätern geht. Dochdarf das „Gehirnscan“ in Zukunft nichtzum Maßstab der Be- oder Verurteilungvon Menschen führen. Letztlich ist dasGehirn, das wir haben, die Folge der Artund Weise, wie wir es selbst geformt haben – und nicht umgekehrt. Denkenund Fühlen sind Aktivitäten, die wir aus einem freien Willen selbst bestimmen.Das Gehirn ist nur unser Werkzeug.

B U C H - T I P P

Gerald Hüther. Bedienungsan-leitung für ein menschliches Ge-hirn. Vandenhoeck & Ruprecht,139 Seiten, ca. € 14,90.Wenn das Gehirn eines Menschensich so ent-wickelt, wie esgebraucht wird,wie sollten wireigentlich damitumgehen, damites zur vollenEntfaltung kom-men kann? Hierfinden Sie eineAnleitung.

Der Mann aus Stein. Gefühllose Männer galten bislang als Klischee.Dass manchen Menschen Gefühle tatsächlich fremd sind , lässt sichmit moderner Bildgebung jetzt im Gehirn nachweisen.

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Traurigkeit,Freude, Span-

nung, Langeweile,Schmerz und

Glück. Gefühlesind die Essenz

des Lebens. Wersie nicht wahr-nehmen kann,

leidet oft unterkörperlichen

Beschwerden.

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ie andere neurodegenerative Erkrank-ungen – zum Beispiel die Alzheimer-

krankheit – verläuft das Parkinsonsyn-drom über viele Jahre unauffällig. Dasmacht es oft schwer zu diagnostizieren.Dank neuer Techniken ist es jetzt mög-lich, die Erkrankung bereits im Frühsta-dium zu erkennen.

SPECT zur frühen ErkennungGroße Hoffnungen bei der Früherken-nung der Erkrankung setzen Medizinerauf das bildgebende Verfahren SPECT(Single Photon Emission ComputedTomography) und eine neue Injektionslö-sung. Mit SPECT können Forscher heute

Stoffwechselfunktionen im lebenden Ge-hirn ohne chirurgischen Eingriff untersu-chen. Mit der neuen Injektionslösung fürdie Analyse mit SPECT ist es jetzt mög-lich, das Frühstadium eines Patienten mitParkinsonsyndrom und das eines Patien-ten mit essenziellem Tremor (familiäresZittern) zu unterscheiden. Oft werdennämlich Erkrankungen wie ein essenziel-ler Tremor oder eine beginnende Demenzmit Morbus Parkinson verwechselt. Mitdem neuen Verfahren kann man jedochgut zwischen der Parkinsonerkrankungund einem essenziellen Tremor unter-scheiden. Die Methode: ein kokainähnli-cher Wirkstoff namens 123I-Ioflupan wirdin die Venen gespritzt. Nach drei bis sechs

Stunden werden Aufnahmen mit einerSpezialkamera gemacht. Anhand dieserAufnahmen kann der Arzt erkennen, obdie Parkinsonsche Krankheit vorliegt.

Gibt es Verdachtsmomente, kann er mit einer weiteren Untersuchung mit einem anderen Bildgebungsverfahren,einer Szintigraphie und der Substanz 123I-IBMZ feststellen ob es sich tatsäch-lich um Parkinson handelt.

Die Kosten für die Methode mit 123I-Ioflupan werden von gesetzlichen Krank-enkassen überwiegend nicht übernom-men. Private Kassen bezahlen dagegendie Untersuchung.

Neue Diagnosemöglichkeiten bei

Entstehung von Parkinson

Hirnstamm

Streifenkörper(Corpus striatum)

Schwarze Substanz(Substantia nigra)

Bei der parkinsonschen Krankheit liegt eine Störung in einem kleinenTeil tief im Inneren des Gehirns (Substantia nigra) vor. Die Nerven-zellen der Substantia nigra senden Befehle zu den so genanntenStreifenkörpern in einem anderen Hirnteil. Von dort werden die

Bewegungsimpulse durch das Dopamin, einen chemischen Überträ-gerstoff, an andere Nervenzellen weitergeleitet. Ist die Übertragung

von der Substantia nigra zum Streifenkörper gestört, kommt es zu einem Mangel an Dopamin und in der Folge zu Störungen bei

der Übertragung der Befehle des Gehirns an andere Nervenzellen, die z. B. für die Steuerung von Bewegungen zuständig sind.

Fronthirn

Großhirn

Kleinhirn

Parkinson

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Das nuklearmedizinische Verfahren SPECT ermöglichtes, Stoffwechselvorgänge im Gehirn sichtbar zumachen. Links ein normales Hirn, rechts die SPEKT-Aufnahme eines Gehirns eines Parkinsonkranken.

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Noch in der Versuchsphase:

der BluttestWie bereits erwähnt ist die Abgrenzungdes Parkinsonsyndroms von anderen Er-krankungen in der Frühphase oft nichteinfach. Da eine frühe Therapie denKrankheitsverlauf möglicherweise brem-sen kann, kommt einer möglichst frühen und genauen Diagnose große Bedeutung zu. Jetzt ist ein neuer Bluttestentwickelt worden, der die ärztliche Diagnose unterstützen und es künftig erleichtern könnte, die ParkinsonscheKrankheit früh zu erkennen. ProfessorRiederer von der Universität Würzburgstellte den neuen Test bei einem Neuro-logenkongress in Miami, USA, vor. DerTest weist Neuromelanin im Blut nach.Neuromelanin entsteht, wenn Nervenzel-len abgebaut werden. Die Substanz ge-langt dann in die Gehirn- und dieRückenmarksflüssigkeit sowie ins Blut.Spezifische Antikörper, die im neuenBluttest verwendet werden, zeigen dasVorhandensein von Neuromelanin. BeiVersuchen konnte man mithilfe des TestsZellschädigungen im Mittelhirn nach-weisen. Wenn sich der Test bewährt,kann er helfen, eine ärztlich gestellteVerdachtsdiagnose zu untermauern.Außerdem kann er die Verlaufskontrollebei der Therapie von Parkinsonpatientenunterstützen.

Lange unauffällig – der Morbus ParkinsonDas voll ausgeprägte Krankheitsbild derparkinsonschen Krankheit ist sehr ty-pisch und für den Arzt im Allgemeinenleicht zu erkennen. Bei der Hälfte derParkinsonpatienten wird jedoch erst imdritten Jahr nach Auftreten der Sympto-me die richtige Diagnose „Parkinson-syndrom“ gestellt. Die Ursache: Imfrühen Stadium sind die Symptome sehrwechselhaft und nicht charakteristisch.Warum das so ist, lässt sich leicht nach-

vollziehen. Fünf bis sieben Jahre lang ge-hen unbemerkt Zellen im Gehirn zugrun-de. Dann erst machen sich die Hauptsym-ptome der parkinsonschen Krankheit inunterschiedlicher Reihenfolge langsambemerkbar. Das kann zu Verwechslungenmit rheumatischen Erkrankungen, De-pressionen und anderen Erkrankungenführen. Umgekehrt wird das bei älterenMenschen häufig auftretende Zittern (genannt: Tremor) sehr oft zu früh alsparkinsonsche Krankheit diagnostiziert.Daher sind die neuen Diagnoseverfahrenvon großem Nutzen. Parkinson kann jeder bekommen. Prominente Parkinson-patienten sind der Papst, der SchauspielerRaimund Harmstorf und der Boxer Muhammad Ali.

Was ist Parkinson?Die Parkinsonkrankheit ist eine der häu-figsten neurologischen Erkrankungen.Sie wird hervorgerufen durch eineschleichend fortschreitende Schädigungbestimmter Nervenzellen und tritt imAllgemeinen zwischen dem 55. und dem 65. Lebensjahr auf. Aber auch jüngereMenschen – prominentes Beispiel ist der amerikanische Filmschauspieler MichaelJ. Fox – können an Parkinson erkranken.Gerade deshalb ist das Erkennen typi-scher Beschwerden für die Frühdiag-nose besonders wichtig. Die Symptome dieser umgangssprachlich auch als „Schüttellähmung“ bekannten Krankheit wurden das erste Mal 1817 von James Parkinson beschrieben. Schon damalswies er darauf hin, dass die Krankheit oftübersehen wird und Fehldiagnosen ander Tagesordnung sind, da sich MorbusParkinson meist langsam aus unschein-baren, ganz unterschiedlichen Symp-tomen entwickelt. Typische Symptome der parkinsonschen Erkrankung sind diegebückte Haltung, die schwer verständ-liche Sprechweise und der Ruhetremor, also das auch im Ruhezustand auftreten-de Zittern der Hände.

Nur bei der eigentlichen Erkrankung ohne erkennbare Ursache spricht manvon der parkinsonschen Krankheit imengeren Sinne oder von einem „idiopa-thischen Parkinson“. Ist die Ursache fürdie Symptome bekannt, die sich genausowie ein „echter“ Morbus Parkinsonäußern, aber durch bekannte Umständehervorgerufen wurden, spricht man vom„sekundären Parkinsonsyndrom“. Verur-sacht werden kann dies zum Beispieldurch Nervengifte wie MPTP (in den

Neues aus der Forschung

30 MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

Der Ex-Schwergewichtsboxweltmeister Muham-mad Ali leidet unter dem „Boxerparkinson“. DieErkrankung ist auf häufig wiederkehrendeGehirnverletzungen zurückzuführen.

Die rechte PET-Aufnahme zeigt das Gehirn eines Parkinsonkranken. Deutlich wird dies durch eine vermin-derte Anreicherung von FDOPA (ein Radiopharmakon) in den Basalganglien, auch Stammganglien genannt.Dies sind tiefer gelegene Kerngebiete des Groß- und des Zwischenhirns. Die Intensität der Anreicherung ver-deutlicht der farbige Balken rechts. Rot/Gelb zeigt normale, Grün reduzierte Anreicherung.

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80er Jahren als Heroinersatz in den USAbekannt geworden), andere Drogen, bestimmte Gehirnentzündungen (Enze-phalitis lethargica), aber auch durchhäufig wiederkehrende Hirnverletzungen(„Boxerparkinson“) und eine Gefäßer-krankung des Gehirns. Ebenso könnenbestimmte Medikamente (Neuroleptika,Prokinetika), die bei psychischen Erkrank-ungen und Magen-Darm-Krankheiteneingesetzt werden, zumindest vorüberge-hend Parkinsonsymptome hervorrufen.

Wenn die Botenstoffe fehlen Die typischen Symptome der Parkinson-erkrankung werden verursacht durch eine Störung in einem bestimmten Ge-hirnareal, der so genannten „schwarzenSubstanz“, sowie durch eine verminderteBildung des Botenstoffs Dopamin in einem anderen Hirnbereich, dem „Strei-fenkörper“. Beide Hirnregionen stehen

Eine andere Möglichkeit besteht darin,die Aktivität der Stoffe einzuschränken,die den Dopaminabbau bewirken. DasZiel der Behandlung ist in jedem Fall die bestmögliche Wiederherstellung desGleichgewichts der Botenstoffe immenschlichen Gehirn. Je nach individu-ellem Krankheitsbild kann die Therapiedurch Physiotherapie, Ergotherapie,Logopädie und psychosoziale Betreuung ergänzt werden. Auch operative Eingriffekönnen sich in Einzelfällen als sinnvollund notwendig erweisen, wenn eine me-dikamentöse Therapie zum Beispiel nichtmehr ausreichend ist. Unter Umständenkann eine Art „Gehirnschrittmacher“helfen. Dabei wird in die erkrankteHirnregion eine Sonde implantiert, dieüberaktive Nerven ausschaltet. Über dieneuesten Entwicklungen auf dem Gebietder Hirnschrittmacher für Parkinsonpati-enten lesen Sie auf Seite 23.

durch Nervenfasern in Verbindung undsind somit gemeinsam maßgeblich an derKontrolle und Steuerung von Bewegun-gen beteiligt. Durch den Mangel an Dopamin und das daraus resultierende„Übergewicht“ anderer Botenstoffe imGehirn können die Informationen, die u. a. für ausgeglichene Bewegungen zu-ständig sind, nicht mehr richtig übertra-gen werden – der Mensch gerät aus dem Gleichgewicht. Trotz langjährigerForschungen gibt es bisher leider nochkein Mittel, das die Ursache von MorbusParkinson bekämpft. Aber es gibt ver-schiedene Medikamente und Therapie-ansätze, die die Auswirkungen effektivlindern und den Kranken weitestgehendein selbstbestimmtes Leben ermöglichenkönnen. Ganz wichtig ist hierbei dieFrüherkennung. Bei der medikamentösenTherapie wird versucht, den fehlenden Bo-tenstoff Dopamin von außen zuzuführen.

ine künftig eventuell möglicheTherapieform der parkinsonschen

Krankheit stellt die Behandlung mitCoenzym Q10 dar. Wie mehrere Studi-en aus den USA gezeigt haben, kannCoenzym Q10 den Verlauf der Er-krankung möglicherweise verlangsa-men. Die mit einer täglichen Dosis von1.200 Milligramm Coenzym Q10 übereinen Zeitraum von 16 Monaten be-handelten Patienten hatten 44 Prozent

geringere Einbußen in ihren geistigenund motorischen Fähigkeiten gezeigt.Wissenschaftler gehen davon aus, dassErkrankungen des Nervensystems wiezum Beispiel Parkinson und Alzheimerim direkten Zusammenhang mit demdurch Freie Radikale verursachten oxidativen Stress stehen. Der potente Radikalfänger Coenzym Q10 ist in der Lage, bestimmte Hirnbereichevor Beschädigung zu schützen.

Ein großer Vorteil der Behandlungmit Coenzym Q10 wäre, dass kaumNebenwirkungen auftreten und sichdarüber hinaus auch kein Gewöh-nungseffekt einstellen würde. VieleMedikamente wirken nämlich nacheiner gewissen Zeit nicht mehr, unddie Symptome stellen sich mit gleicher Intensität wieder ein. Da-durch, dass das Coenzym Q10 an der „Quelle“ der Erkrankung, in den Zel-len, wirkt, und dadurch, dass es sichum einen natürlichen, körpereigenenStoff handelt, vermutet man, dass dieTherapie mit Coenzym Q10 eine scho-nende und effektive Behandlungs-form darstellen könnte (siehe auchSeite 4).

Therapie der Zukunft:

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Freie Radikaleschädigen dieZelle.Das Coenzym Q10kann bestimmteHirnbereiche vorBeschädigungdurch FreieRadikale schützen.

Auch in Pilzen istCoenzym Q10

enthalten.

Zellkern

AngriffFreier Radikale

Zellmembran

Zelle

Coenzym Q10

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Page 32: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

Eine britische Studie sorgte vor einiger Zeit

für Aufsehen: Bei 41 Kindern im Alter von

8–12 Jahren, die zuvor durch Aufmerk-

samkeitsstörungen und Lernschwäche auf-

gefallen waren, besserten sich diese Sym-

ptome deutlich, nachdem sie 12 Wochen

lang eine Diät mit einem hohen Gehalt an

Omega-3-Fettsäuren erhalten hatten.

ie Omega-3-Fettsäuren hatten sich da-bei deutlich positiv auf die Gehirnleis-

tung der Kinder ausgewirkt. Doch dies istnur eine von vielen Untersuchungen, diebelegen konnten, dass unsere täglicheErnährung nicht nur den Stoffwechselund die Funktionalität unseres Körpers

bestimmt – sie kann auch unsere Gehirnfunktionen grundlegend be-

einflussen.

Da stellt sich natürlich die Fra-ge: Können Nahrungsmitteltatsächlich „schlau“ ma-chen? Selbstverständlichgibt es keine Lebensmit-tel, die Sie im Handum-drehen zum Genie ma-chen. Fest steht aber:Das Gehirn reagiertauf die tägliche Nah-rung – und es arbei-tet sehr viel besser,wenn es optimal mitbestimmten Nah-rungsmittelinhalts-stoffen versorgt wird.So können Ihregeistigen Fähigkeitennicht durch Stoff-

wechselvorgänge desGehirns gehemmt wer-

den, die wegen Mangelan bestimmten Vital-

stoffen nur unzureichendablaufen. Es lohnt sich also,

zum Wohle des Gehirns aufeine geeignete Auswahl von

Nahrungsmitteln zu achten.

Power-Nahrung f r das Gehirn

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Essen & Trinken

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Page 33: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

33MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

Omega-3-FettsäurenWichtige BaustoffeUnser Beispiel hat es schon gezeigt: DieOmega-3-Fettsäuren sind von besondererBedeutung für unser Gehirn. Warum istdas so? Die Zellmembranen der Nerven-zellen bestehen zum großen Teil aus DHA(Docosahexaensäure), einer langkettigenOmega-3-Fettsäure, die ausschließlich in

Fisch vorkommt. DHA ist vor allem Bau-material für Dendriten und Synapsen –den Verbindungspunkten, über die dieNervenzellen ihre Botschaften weiterlei-ten. An den Synapsen werden von einerNervenzelle Neurotransmitter (Botenstof-fe) ausgesandt, die an einem Rezeptor der nächsten Nervenzelle andocken. DieMembran um den Rezeptor muss dabeieinen bestimmten Gehalt an DHA auf-weisen, um seine Funktion zu gewähr-leisten. Der Ausbau des Dendritennetz-werks zwischen den Nervenzellen und die Reizweiterleitung sind die Basis jeder Gehirntätigkeit und nur möglich, wenndas Gehirn ausreichend mit DHA versorgtist. Bei Unterversorgung mit DHA arbeitet das Gehirn dagegen nur aufSparflamme. Da ist es einleuchtend, dass allein der Ausgleich einer DHA-Unterver-

AntioxidanzienSchutzpolizei der Gehirnzellen

Das Gehirn ist das Organ des Menschen,das am meisten Fett enthält und zudembesonders reich ist an instabilen ungesät-tigten Fettsäuren. Dadurch ist die Gefahr,von Freien Radikalen angegriffen undzerstört zu werden, für die Membranender Nervenzellen besonders hoch. Da dasGehirn außerdem extrem viel Sauerstoffverbraucht, entstehen im Gehirn ohnehingrößere Mengen Freier Radikale als inanderen Organen. Schäden an den Ge-hirnnerven können jedoch die Gehirn-leistung nachhaltig schmälern und sogarzu degenerativen Gehirnerkrankungenwie Morbus Alzheimer führen. Daher istes besonders wichtig, das Gehirn aus-reichend mit Radikalfängern, den anti-oxidativen Vitalstoffen, zu versorgen,vor allem mit Vitamin E, Vitamin C,Coenzym Q10 und Selen sowie sekun-dären Pflanzenstoffen, wie z. B. Lycopin.

In erster Front bei der Radikalabwehrsteht Vitamin E. Durch seine fettlöslicheEigenschaft kann es sich in die Zellmem-branen einlagern und die Freien Radikalesomit direkt vor Ort bekämpfen. VitaminE hat noch einen Vorteil: In höheren Dosierungen wirkt es leicht blutverdün-nend und kann so auch die Gehirndurch-

blutung fördern. Es konnte zudem gezeigtwerden, dass hohe Dosierungen von Vita-min E (> 2000 I.E.) das Fortschreiten vonMorbus Alzheimer verlangsamen könnenund somit bei der Behandlung von Alzheimerpatienten unter ärztlicherAufsicht therapieunterstützend miteingesetzt werden können. Entschei-dend unterstützt wird Vitamin Edurch Coenzym Q10. Dieses fängt inden Mitochondrien („den Kraftwer-ken“) der Nervenzellen direkt die beider Energiegewinnung entstehendenFreien Radikale ab. Coenzym Q10 ar-beitet aber auch direkt mit Vitamin Ezusammen, indem es dieses immer wiedernach erfolgter Radikalabwehr regeneriertund somit aktiv erhält.

Ein weiterer Schutzfaktor des Gehirns istVitamin C. Dieses ist zwar wasserlöslich,dringt aber trotzdem in das Gehirn vorund entfaltet dort starke antioxidativeFähigkeiten, besonders im Verbund mitVitamin E und Coenzym Q10. Vitamin Csorgt dabei insbesondere für die Erhaltungalternder Gehirne. Aber das ist nicht alles:Vitamin C nimmt auch Einfluss auf die Effizienz bei der Reizweiterleitung an denSynapsen, da es zur Herstellung bestimm-ter Neurotransmitter, wie z. B. Dopaminoder Adrenalin, benötigt wird. Unterstütztwerden diese Antioxidanzien durch antio-xidative Enzyme wie z. B. die Gluta-

thionperoxidase. Dieses Enzym kann nurgebildet werden, wenn der Organismusgut mit dem Mineralstoff Selen versorgtist. Zahlreiche so genannte sekundärePflanzenstoffe, wie Lycopin aus Tomaten,Beta-Carotin oder Flavonoide aus Tee oderRotwein runden die antioxidative Schutz-fraktion ab.

Ernährungstipp: Essen Sie viel Gemüseund Obst und verwenden Sie Pflanzenöle(Olivenöl, Walnussöl, Rapsöl), denn dannnehmen Sie viel Vitamin E, Vitamin C so-wie antioxidative sekundäre Pflanzen-stoffe auf. Auch Nahrungsergänzungs-mittel mit Antioxidanzien und Pflanzen-extrakten können zur guten Versorgungmit Antioxidanzien beitragen.

sorgung schon zu bemerkenswerten Steigerungen der geistigen Fähigkeitenführen kann. Aber Omega-3-Fettsäurenkönnen noch viel mehr: Studien zeigten,dass hoch dosierte Omega-3-Fettsäuren-Präparate auch bei Alzheimerpatientendie Stimmung heben und das Gedächtnisverbessern können. Es lohnt sich also,das Gehirn regelmäßig mit diesen drin-gend benötigten Baustoffen zu versor-gen. Um den Tagesbedarf von mindestens1 g Omega-3-Fettsäuren zu decken, soll-ten Sie möglichst 2 Portionen Seefischpro Woche essen, wie z. B. Makrele, Hering, Lachs, Seelachs oder Sardine. Werdagegen wenig oder gar keinen Fisch isst,für den empfiehlt sich die Verwendungvon Omega-3-Fettsäurehaltigen Nah-rungsergänzungsmitteln.

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Page 34: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

B-Vitamine Die Nervenvitamine

Immer wieder zeigen Studien, dass die Ga-be von Vitaminpräparaten eine Verbesser-ung der Lernfähigkeit, des Gedächtnissesund der Konzentrationsfähigkeit erzielenkann – und das in allen Altersgruppen.Offensichtlich nehmen die Menschen dochnicht annähernd so viele Vitalstoffe zusich, wie ihr Gehirn benötigt, so dieSchlussfolgerung der Wissenschaftler.Diese Effekte sind nicht nur auf eine unzureichende Versorgung mit Antioxi-danzien zurückzuführen – nicht vergessensollte man hier die B-Vitamine, die nichtumsonst auch als „Nervenvitamine“ be-zeichnet werden.

Als erstes sei Vitamin B6 genannt,ein Vitamin, das weitreichendenEinfluss auf neurologischeFunktionen hat. Kein Wunder,denn Vitamin B6 wirdbenötigt, um Neurotransmit-ter zu bilden, z. B. Dopaminoder den „Stimmungsmacher“Serotonin. Vitamin B6 kannaber auch das Gedächtnis imAlter intakt halten und sogar altersbedingten Gedächtnisverlustverringern. Als „Anti-Vergreisungs-faktor“ kennt man das Vitamin B12. Ein Mangel an diesem Vitamin kann zu neurologischen Schäden führen, bis hin zuDesorientierung und Demenz. Leider istVitamin B12-Mangel gerade bei Menschenim fortgeschrittenen Alter weit verbreitet,da dann oft die Verwertbarkeit dieses Vitamins nachlässt. Eine ausreichendeVersorgung mit Vitamin B6 und B12 istaber noch aus einem anderen Grund

bedeutsam: Zusammen mit der Fol-säure, einem weiteren Mitglied

des Vitamin-B-Komplexes,sorgen sie dafür, dass

die Substanz Homocystein abgebaut wirdund sich nicht im Körper anreichernkann. Homocystein gilt als Risikofaktorfür Arterienverkalkung, die auch Blutge-fäße des Gehirns betreffen und letztend-lich die gefürchteten Schlaganfälle ver-ursachen kann. Besonders empfindlichwerden die Funktionen des Gehirns abergestört, wenn der Körper ungenügendmit Vitamin B1 (Thiamin) versorgt ist.Denn Thiamin wird benötigt, um dieGehirnnahrung Glucose zu verarbeiten.Schon geringfügiger Mangel an VitaminB1 kann zu Stimmungsschwankungensowie einer Verschlechterung der Gehirn-leistung führen. Auch Niacin, das fünfteB-Vitamin, kann helfen, Ihre Gedächtnis-leistung zu verbessern. Forscher ver-muten, dass Niacin die Übertragung von Reizen zwischen den Nervenzellenfördert, wovon vor allem das Kurzzeit-gedächtnis profitiert.

Gute Lebensmittelquellen für VitaminB1 und Vitamin B6 sind Gemüse, Ge-treide, Hülsenfrüchte sowie Fisch undFleisch. Sie sollten möglichst vielpflanzliche Lebensmittel zu sich neh-men, um sich gut mit diesen Vitaminenzu versorgen. Niacin und Vitamin B12sind dagegen in nennenswerten Mengenfast nur in Fisch, Fleisch und Milch-produkten enthalten. Wenn Sie diese Lebensmittel nur selten verzehren, kanndie Versorgung mit Vitamin B12 undNiacin eventuell nicht gewährleistetsein. Hier empfiehlt sich ein gutes Vital-stoffpräparat, das die breite Palette anB-Vitaminen und idealerweise auch An-tioxidanzien in sinnvoller Kombinationenthält.

Hülsenfrüchte haben es in sich:ganz besonders viele B-

Vitamine. Die knackigenGemüse bringen

die grauen Zellenauf Trab.

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Page 35: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

35MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

Fr hst ck

afür gibt es eine ganzeinfache Erklärung: Die

Zuckerreserven des Kör-pers reichen nur für etwa6–12 Stunden aus, sodasssie leicht über Nacht auf-gebraucht werden kön-nen. Dadurch fehlt demGehirn am Morgen seinwichtigster Energieliefe-rant, die Glucose (Trau-benzucker). Zwar kann dasGehirn in längeren Hun-gerzeiten zur Not auch bestimmte Fettsäureverbin-dungen, die Ketonkörper, alsEnergiequelle nutzen. Aber dabeiläuft das Gehirn dann auch nur „mit halber Kraft“ – die Folgen: Wir sind unkonzentriert und müde. Ein ideales Frühstück besteht aus Lebensmitteln mit einem hohen Anteil an so genannten

„komplexen Zuckerverbindungen“ (Koh-lenhydraten). Vollkornbrot und -bröt-

chen oder Müsli enthalten beson-ders viel dieser Zuckerverbin-

dungen. Solche komplexenKohlenhydrate setzen die

Glucose nicht sofort,sondern erst nach undnach frei. So ist derGehalt an Hirnnah-rung im Blut kon-stanter – ein Vor-teil für das Gehirn,das kontinuierlichmit Glucose ver-sorgt sein will.Weniger ideal sinddagegen Süßwaren,

wie Marmelade oderHonig, da sie einfa-

che Kohlenhydrateenthalten, die sofort ins

Blut gehen. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt

schlagartig an, fällt allerdingsauch ebenso schnell wieder

ab, das Gehirn erhält dadurch zuwenig Nahrung und die Leistungsfähig-keit sinkt.

Phosphatidyl-SerinDer „Gedächtnisstoff“Ein weiterer Gehirnschutzfaktor ist hier-zulande erst seit relativ kurzer Zeit be-kannt: der Zungenbrecher Phosphatidyl-Serin, zumeist kurz „PS“ genannt. Phos-phatidyl-Serin ist eine Fettverbindung,die als Baustein in allen Zellmembranenvorkommt, vor allem aber im Gehirn. Studien mit PS zeigen die vielfältigen positiven Einflüsse der Substanz auf dasGehirn: Ganz allgemein gesagt bringt PSdas Gehirn wieder in Schwung – vermut-lich dadurch, dass es die Reizweiterleitung

in den Nervenzellen fördert und die Effizienz der Neurotransmitter verstärkt.Auf diese Weise steigert es in höherer Dosierung kognitive Fähigkeiten wie dieLern- und Gedächtnisleistung und fördertdas Erinnerungsvermögen des Gehirns.Auch das Langzeitgedächtnis sowie dasAusdrucksvermögen können wieder ver-bessert werden. Vor allem hilft PS dabei, altersbedingten Gedächtnisabbau zustoppen oder sogar wieder rück-gängig zu machen.

Phosphatidyl-Serin findet sich lei-der nur in wenigen Lebensmitteln,z. B. in Eigelb oder Innereien. Diese

Alles, was ein gesundes Hirn braucht

Essen & Trinken

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Die Erfahrung zeigt: Menschen, bei denen derTag mit einem vollwertigen Früh-stück beginnt, erbringen in derRegel eine bessere Leistung.

Müsli enthält besonders viele komplexeZuckerverbindungen.

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Lebensmittel werden heute – auch aus gesundheitlichen Gründen – wenig ver-zehrt. Im Bedarfsfalle kann man aber auch auf PS-haltige Nahrungsergänzungsmittelzurückgreifen.

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Essen Sie sich schlau! Mit Fisch und Walnüssen bringen Sie Ihr Oberstübchen so richtigin Gang. Für die intellektuelle Leistungsfähigkeit spielen Omega-3-Fettsäuren, die im Fisch enthalten sind, eine wichtige Rolle. Die Walnüsse liefern Vitamin E, Alpha-Linolensäure (auch eine Omega-3-Fettsäure) und vermindern durch ihr Fettsäure-muster und die enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe das Risi-ko für Arteriosklerose. Da ein Teil der Demenzformen im Alter auf arteriosklerotischen Gefäßveränderungen beruhen, können Siedem Vergessen mit Nüssen lecker vorbeugen. Rapsöl enthält vieleeinfach ungesättigte Fettsäuren, die ebenfalls der Arteriosklerosevorbeugen können. Und das Beste an diesem Rezept: das „Nerven-

Futter“ erfreut auch Ihren Geschmacks-sinn! Wir wünschen Ihnen

guten Appetit beim„Schlauessen“.

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(Pro Portion)Energie 497 kcalEiweiß 34 gFett 20 gKohlenhydrate 45 gBallaststoffe 6 g

Vitamin B6 1,0 mgVitamin E 5,0 mgFolsäure 46 µgCalcium 85 mgCholesterin 63 mg

Nährwertangaben§ §

BrainfoodRezept

Zutaten§ §

500 g Fischfilet (Rotbarsch), in Würfel geschnitten

300 g Paprikaschoten (rot, grün, gelb), in Streifen geschnitten

200 g Basmatireis100 g Lauchzwiebeln,

in Ringe geschnitten400 ml Gemüsebrühe für den Reis30 g Rapsöl1/8 l Gemüsebrühe für die

Fischpfanne2 El ZitronensaftSalz, Pfeffer, Paprikapulver (scharf), Curry, ChilipulverZitronenmelisse zum Garnieren

Fisch-Curry mit Reis(Für 4 Personen)

Essen & Trinken

ZubereitungDie Fischwürfel mit Zitronensaft beträu-feln und kurz vor der Zubereitung mitSalz würzen.

Den Reis mit der Gemüsebrühe und den Gewürzen aufkochen, von der Plattenehmen und den Reis ca. 20 Minutenausquellen lassen. Die Hälfte des Öls ineiner Pfanne erhitzen und das Gemüsedarin kurz anbraten, mit Salz und Pfefferwürzen. In einer anderen Pfanne dieFischwürfel und die gehackten Walnüssein dem restlichen Öl unter Wenden kurzanbraten. Mit der Gemüsebrühe ablö-schen. Mit Curry, Paprikapulver, Pfefferund Chilipulver abschmecken, das Gemü-se unterheben und alles 1–2 Minutenköcheln lassen. Reis und Fisch-Curry aufTeller anrichten und mit der Zitronenme-lisse garniert servieren.

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Page 37: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

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DEN VITALSTOFFlexikonlexikon

FluorStärkt die

Lässt das Lachenstrahlen: Fluor

stärkt die Zähne.

Enthalten z. B. inFisch, Fleisch, Innereien, Brotwaren, Soja, Kartoffeln, Trinkwasser undschwarzem Tee.

Herkunft-Funktion-VersorgungFast 95 % des Fluoridgehaltes des Kör-pers befinden sich in den Knochen undin den Zähnen. Fluoride härten vor allemden Zahnschmelz und machen ihn wi-derstandsfähiger gegen Karies. Darüberhinaus leistet Fluor auch einen Beitragzur Knochenfestigkeit. Auch bei vielenanderen Körperprozessen spielt Fluorideine wichtige Rolle. So hat es Einflussauf die Bildung von Muskeln, Bändern,Bindegewebe, Haut und Haaren. Über

das Trinkwasser nimmtder Mensch etwa 0,3 mgFluor pro Tag auf. Die Fluoridversorgung deckt beiden meisten Menschen gera-de so den Mindestbedarf. DasFluorid des schwarzen Teeskann der menschliche Körper be-sonders gut aufnehmen.

Verwendung von FluorKariesprävention: Fluorid wird in derZahnheilkunde in Form von Fluorid-tabletten und -kochsalz innerlich, inForm von Mundspüllösungen, Zahnpas-ten, Gelees, Suspensionen etc., äußerlichverwendet.

Säuglinge0 - 4 Monate4 - 12 Monate

Kinder1 - 4 Jahre4 - 7 Jahre7 - 10 Jahre

10 - 13 Jahre13 - 15 Jahre

Jugendliche u. Erwachsene15 - 19 Jahre19 - 25 Jahre25 - 51 Jahre51 - 65 Jahre65 Jahre u. älter

Schwangere

Stillende

0,250,5

0,7 1,11,12,0

3,2 2,9

3,2 2,9 3,8 3,1 3,8 3,1 3,8 3,13,8 3,1

3,1

3,1

Wie viel Fluoridbraucht der Körper?

mg pro Tag

= männlich = weiblich

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E (v

erei

nfac

ht) Leiden Sie an Karies?

Trinken Sie wenigschwarzen Tee?

Enthält Ihr Trink-wasser wenig Fluorid?

Schon bei einem angekreuzten „Ja-Feld“ ist eine ergänzende Zufuhr von Fluorid sinnvoll.

JA

Fehlt Ihnen Fluor?

luor ist ein Spurenelement, das sich in der Erde, im Wasser,in Pflanzen und in Mensch und Tier findet. Fluorid beein-

flusst vor allem die Gesundheit der Zähne positiv.F

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Page 38: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

Enthalten z. B. in Fleisch und Wurstwaren, Innereien, Brot,Hülsenfrüchten und Gemüse.

Herkunft – Funktion – VersorgungEisen kommt von allen Spurenelementenam häufigsten im menschlichen Organis-mus vor. Der größte Anteil befindet sichim roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) undin den Muskelzellen. Die zentralen Aufgaben des Eisens sind der Sauerstoff-transport, die Energiegewinnung, dasSpeichern des Sauerstoffs in den

Muskeln und die Produktion von Steroidhormonen und

Transmitterstoffen.

Eisenas Spurenelement Eisen ist lebenswichtig für den Sauerstofftrans-port. Zudem ist es ein Bestandteil zahlreicher Enzyme, die bei der

Energiegewinnung und bei der Entgiftung unseres Körpers eine große Rolle spielen.

VITALSTOFFlexikonlexikon

DDer Sauerstoffspeicher

Der Eisenhaushalt ist von der Erneue-rungsrate der roten Blutkörperchen ab-hängig. Der größte Anteil des Eisens wirdwiederverwertet, sodass pro Tag nur etwa1 mg verloren geht, das neu zugeführtwerden muss. Die Nahrung ist zwar reichan Eisen, es kann jedoch nur in be-schränktem Maße für den menschlichenOrganismus nutzbar gemacht werden. Eisen aus Fleisch ist besser verfügbar –bis zu 20 Prozent können aufgenommenwerden. Vom Eisen aus pflanzlicher Nahrung können ungefähr nur 3 bis 5Prozent aufgenommen werden.

Infolge der Menstruation sind am häu-figsten Frauen im gebärfähigen Altervon Eisenmangel betroffen. Darüber hinaus ist die Versorgung in Schwanger-schaft oder Stillzeit vielfach unzurei-chend. Auch häufige Blutspenden oderein Blutverlust bei einer Operation kön-nen zu einer Mangelsituation führen.

Vor der Einnahme von hoch dosiertenEisenpräparaten sollten Sie mit IhremArzt sprechen.

Verwendung von EisenBlutarmut (Anämie): Eisenmangel istder häufigste Grund für eine Blutarmut.Besonders in Kombination mit der ver-mehrten Aufnahme von Vitamin C kannEisen Abhilfe schaffen. Hohe Dosierun-gen unbedingt mit dem Arzt besprechen.

Starke Menstruationsblutungen: StarkeRegelblutungen und der damit verbun-dene Blutverlust können zu einem Eisen-mangel führen. Eine eisenhaltige Nah-rungsergänzung kann hier helfen. HoheDosierungen unbedingt mit dem Arzt besprechen.

Müdigkeit: Fortwährende Müdigkeitkann ebenfalls ein durch Eisenmangelverursachtes Problem sein, sie kann aberauch andere Ursachen haben. Bitte mitdem Arzt besprechen.

Vollkornbrot statt Weißbrot essen – denn Eisen ver-bessert die körperliche Leistungsfähigkeit.

Ernähren Sie sich vegetarisch?

Haben Sie starke Regelblutungen?

Sind Sie blass, häufig müde und schlapp?

Fehlt Ihnen Eisen?Schon ein angekreuztes „Ja-Feld“ könnte bedeuten,

dass eine ergänzende Eisenversorgung für Sie sinnvoll ist.

JA

Säuglinge0 - 4 Monate4 - 12 Monate

Kinder1 - 4 Jahre4 - 7 Jahre7 - 10 Jahre

10 - 13 Jahre13 - 15 Jahre

Jugendliche u. Erwachsene15 - 19 Jahre19 - 25 Jahre25 - 51 Jahre51 - 65 Jahre65 Jahre u. älter

Schwangere

Stillende

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12 1512 15

12 1510 1510 15 10 1010 10

30

20

Wie viel Eisenbraucht der Körper?

mg pro Tag

**

* Ausgenommen Unreifgeborene. Ein Eisen-bedarf besteht infolge der dem Neugebo-renen von der Plazenta als Hbs-Eisen mitge-gebenen Eisenmenge erst ab dem 4. Monat.** Diese Angabe gilt für stillende und nicht stil-lende Frauen nach der Geburt zum Ausgleichder Verluste während der Schwangerschaft.

*

= männlich = weiblich

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Page 39: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

39MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

GEFÜHLE

Was möchten wir am liebsten? Dass es uns gut geht! Jetzt,gleich und immer. Dafür haben wir von der Evolution genaudas richtige Werkzeug mitbekommen — die Gefühle. Was fürden Körper das Immunsystem ist, sind die Gefühle für unsere Seele. Sie sollen abwehren, was uns schaden kann,und zulassen, was uns gut tut.

Die Welt der Emotionen und Gefühle undihre Erforschung durch die Wissenschaft

Die Macht derFO

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Page 40: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

K rper & Seele

Je besser die Wissenschaft das Gehirnentschlüsselt, desto deutlicher wird, wiewichtig auch die im Gehirn entstehendenGefühle für uns sind. Schmerzen, Lust,Vertrauen, Enttäuschung, Wut, Zärtlich-keit, Freude, Trauer, Liebe, Hass und Eifersucht geben unserem Leben Farbe und Gestalt. Gefühle durchfließen uns in jeder Sekunde. Doch viele davon möch-ten wir oft gar nicht erleben. Wir wollennicht hassen, leiden oder traurig sein.Doch erst wenn wir auch diese Gefühlein uns zulassen und sie nicht unter-drücken, kann unser Leben gelingen. Soabenteuerlich diese Reise in die Welt derGefühle auch sein mag: Sie lohnt denEinsatz durch die reichen Erfahrungen,die sie uns letztlich beschert.

Am Beispiel der Worte Taminos aus derZauberflöte, die Sie am Anfang dieses Artikels lasen: „Doch fühl ich’s hier wie Feuer brennen. Soll die EmpfindungLiebe sein?“ lässt sich die Unterscheidungvon Gefühl und Emotion gut deutlich ma-chen: Ein optischer Reiz, ein Bild seinerPamina, löst bei Tamino die EmotionHerzklopfen aus. Daraufhin fühlt er sich„entbrannt“. Dann beginnt er, die Empfind-ung zu analysieren und interpretiert sieals „Liebe“. Tamino könnte diese Empfind-ung aber auch ganz anders benennen – sowürde ein Tamino des Alltags die Emotion„Herzklopfen“ vielleicht eher als „Begeh-ren“ interpretieren. Allerdings nicht in der Oper – hier dreht sich natürlich immer alles um die „großen Gefühle“. MancheMenschen können Emotionen aber über-haupt nicht in Gefühle übersetzen. Daspassiert bei so genannten „gefühlsblin-den“ Menschen. Bei ihnen kommt es nurzu der Emotion (Herzklopfen), das Gefühl(„Liebe“ oder „Begehren“) bleibt aus.

Navigation durch GefühlWir sind in unserem Leben auf Gefühleangewiesen, sie sind das „Leitsystem“, dasuns in die richtigen Bahnen lenkt. Unsere Emotionen sind genetisch vorge-geben. Wir können und sollten sie nicht

Gef hle &Emotionen

40 MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

Doch fühl ich’s hier wie Feuer brennen. Soll die Empfindung Liebe sein?

„Die Zauberflöte“

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Wissenschaftler auf dem Feld der Emotionsforschung trennendie Begriffe „Gefühl“ und „Emotion“. Als „Emotionen“ be-zeichnen sie die unbewussten Seelenregungen, die sich nurdurch bestimmte Körperreaktionen äußern, wie z.B. Herzklop-fen. Als „Gefühl“ dagegen bezeichnen die Forscher das, wasuns bewusst wird, sich zu einem Gedanken formt und was wir formulieren können: „Ich bin traurig“, „Ich habe Angst“,„Mir geht es gut“, „Ich liebe dich“.

Gefühl entsteht in dem Moment, in demdas Gehirn den eigenen Körper betrachtetund Emotionen wahrnimmt. Man kannsich das so vorstellen:Das Gehirn wacht aufmerksam über dieSignale, die es fortwährend über die Nervenzellen empfängt. Diese Signalemelden dem Gehirn körperliche Verände-rungen, Emotionen also, wie z.B. Schwit-

zen, Herzklopfen, Gänsehaut und auchdie berühmten „Schmetterlinge imBauch“. Ein Gefühl folgt auf die Emotion,wenn das Gehirn analysiert, was sich imKörper verändert hat. Diese Analyse istaber ein ganz individueller Vorgang. Ge-fühle sind etwas ganz Intimes. Von denGefühlen eines anderen Menschen kannman nur wissen, wenn er davon spricht.

Gefühle berührenunsere Seele. Öffnet man sichihnen, öffnet mansich selbst.

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ändern, denn sie garantieren unser Über-leben. Unsere Gefühle jedoch – d.h. dieBeurteilungen der Emotionen durch unserGehirn – sind von Mensch zu Mensch in-dividuell unterschiedlich, und wir selbstsind ihr Ursprung.

Antonio Damasio ist ein bekannter Hirn-forscher und Professor für Neurowissen-schaften an der Universität von Iowa inden USA. Er bezeichnet Emotionen als„von der Natur fertig geschnürte Reakti-onsbündel. Die darin eingepackten An-weisungen betreffen den Hormonhaushaltund das Herz-Kreislauf-System ebensowie große Teile des Gehirns vom altenHirnstamm bis hinauf in die Großhirn-rinde“. Diese Reaktionsbündel erfolgenunwillkürlich auf bestimmte Auslöser hin.Man zuckt zusammen, wenn jemand einen überraschend berührt, und man beginnt zu laufen, wenn ein wütender Hund einen verfolgt. Der Blutdruck steigt jedoch auch, wenn wir eine Verfolgungs-jagd im Kino sehen, die uns in Spannungversetzt. Auch kommen manchen die Trä-nen, wenn die Heldin auf der Leinwandstirbt. Emotionen werden automatischvon bestimmten Reizen ausgelöst. Daherkönnen uns auch Schauspieler zum Wei-nen bringen. Die körperlichen Signale, dieEmotionen, müssen daher erst noch voneiner weiteren Instanz bewertet werden,um zu einem „Gefühl“ zu werden, das unsaussagefähig durch das Leben navigierenkann – im Sinne von: Das tut dir gut, dastut weh, dies lass sein und das fang an.

Wenig hilfreich dabei sind Überzeu-gungen, die oft auch kulturell bedingt mit bestimmten Erfahrungen verbunden sind.Am Beispiel Taminos aus der Zauberflöte:Er interpretiert sein Herzklopfen mit demGefühl „Liebe“. Dieses Gefühl wiederumkann sowohl individuell als auch kulturell mit bestimmten Bewertungen verbunden sein. „Liebe ist ein großes Gefühl“ etwa, oder „Liebe ist einzigartig“,„Sie kommt und geht“, „Das Leben istnichts ohne die Liebe“ etc. Ergo: Liebe istein „wünschenswertes“, „erfreuliches“,vielleicht auch ein „schmerzliches“ Ge-fühl, das wir herbeisehnen oder ablehnen– ganz nach der persönlichen Überzeu-gung, die mit diesem Gefühl verbundenist. Der Alltags-Tamino, der Herzklopfenin das Gefühl „Begehren“ übersetzt hat,sieht sich ebenfalls mit einer Palette vonBewertungen konfrontiert. Für manche

ist „Begehren“ gleichzusetzen mit „nied-rig“. Für andere gilt es als „aufregend“,„erfreulich“ oder „beängstigend“. Je nach-dem wie das Gefühl, das schließlich ent-steht, bewertet wird, wird es gesucht odergemieden. Und das ist der Grund, wa-rum sich Erfahrungen wiederholen. Bei angenehmen Erfahrungen ist das eine feine Sache. Unangenehm wird dies bei„schlechten“ Erfahrungen, die einenmanchmal das ganze Leben lang verfol-gen. Gefühle wie Eifersucht, Neid oderHass möchten wir nicht fühlen. Zum ei-nen sieht es gesellschaftlich nicht „gut“aus, eifersüchtig, neidisch oder hasserfülltdazustehen, und zum zweiten hat die Er-fahrung „gezeigt“, dass sich diese Gefüh-le auch nicht gut „anfühlen“. Doch mankann entweder alles fühlen oder garnichts. Zwei Seiten – eine Medaille. DieEntscheidung dazu, seine Gefühle zuzu-lassen, liegt bei jedem selbst. Gefühle zu-zulassen ist nicht gleichzusetzen mit ei-nem Freifahrtsschein in Sachen Egoismusund Rücksichtslosigkeit. Nicht jedes Ge-

fühl muss schließlich ausagiert werden.Oft reicht es schon, unliebsame Gefühleohne Bewertung einfach zuzulassen. Da-nach kann man ihre Brauchbarkeit prü-fen. Ein Beispiel: Ein Mann ist sein Lebenlang eifersüchtig und wehrt sich dagegen,weil er es nicht sein will. Da das Gefühlnie richtig „zum Zug“ kommt, verfolgt esihn ständig. Immer wieder fragt er sich,warum er denn ständig eifersüchtig ist.Doch liegt diesem Gefühl eine Ursache zugrunde. Irgendwann in seinem Lebenwollte der Mann einmal eifersüchtig sein.Dann kam die Bewertung: „Es ist nichtgut, eifersüchtig zu sein.“ So beherbergt er den Wunsch, eifersüchtig zu sein, und seinen Widerstand dagegen. Das führt zu einem starken Konflikt. Die Lösung lautet:ohne Bewertung zu fühlen, wie es ist, eifersüchtig zu sein, und sich danach zufragen, ob man es weiterhin sein möchte.Wer sich dem stellt, ist wirklich frei und„seines Glückes Schmied“, denn seineHandlungen sind nicht mehr vom Zwangbelegt, etwas nicht mehr fühlen zu wollen.

Baum der Gefühle

Spiel

NeugierHunger

Scham

Trauer Ärger

Angst Liebe

Freude

StolzÜberraschung

SexDurst

Schmerz Lust

ImmunantwortReflexe

Stoffwechselsteuerung

Schmerz- und Lustverhalten

Grundreaktionen

Triebe

Emotionen und bewusste Gefühle

Ganz unten stehen die einfachstenReaktionen und Instinkte, die vonGeneration zu Generation über dieGene weitergegeben wurden. Ganzoben sind die von Geist und Kulturgeprägten feineren Verästelungendes Empfindens. Doch alles hängtmit allem zusammen. Was sich einmal im Laufe von hundertenMillionen Jahren entwickelt undbewährt hat, bleibt erhalten undwird in immer höhere und kom-plexere Strukturen eingebettet.

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42 MEDICOM 29. Ausgabe, März 2004

Durch dick und dünnMEDICOM 28Vielen Dank für all die guten Tipps zumAbnehmen in der letzten Ausgabe der MEDICOM. Ich denke auch, dass die meisten Menschen mit den so genannten„Hauruckdiäten“ den Jo-Jo-Effekt erleben,den Sie im Artikel auch beschreiben. Selber habe ich auch festgestellt, dass esbesser ist, sich ab und zu etwas Süßes zuerlauben, sodass dieser Heißhunger garnicht aufkommt. Nun versuche ich nachund nach, meine Ernährungsgewohnhei-ten umzustellen, sodass ich zwar langsam,aber dafür langfristig ein paar Pfunde verliere. Nicht zu vergessen: ausreichend Bewegung. Jeden Morgen walke ich 20 Minuten, das kurbelt den Kreislauf an undich fühle mich tagsüber fitter. Außerdemnehme ich regelmäßig Ihre Vitalstoff-Produkte ein, sodass ich das Gefühl habe,meinem Körper wirklich etwas Gutes zutun. Mit meinem Brief möchte ich andereLeser dazu motivieren, ihre Essgewohn-heiten lieber langfristig zu ändern, als sich ständig mit diversen Diäten zu quälen.Wir alle haben nur einen Körper, und mitdem sollten wir liebevoll umgehen.

Ihre Kundin Renate Wieser

Sehr geehrte Frau Wieser,

wir freuen uns, dass der Artikel so posi-tive Auswirkungen auf Sie hatte. UndSie haben ganz recht: Eine ausreichendeBewegung ist das A und O, wenn wir unsin unserer Haut wohl fühlen wollen. Wirdanken Ihnen für Ihren Beitrag und wün-schen Ihnen weiterhin viel Spaß beim Lesen der MEDICOM.

Tiere helfen Menschen,Menschen helfen TierenMEDICOM 28Ich habe mich über Ihren Artikel „Tierehelfen Menschen, Menschen helfen Tie-ren“ sehr gefreut. Mein Mann und ich sindselbst große Tierfreunde und engagierenuns auch im Tierschutz. Es bedrückt michimmer wieder, dass man über Tierschutzmeist nur in Mitgliederzeitschriften liest.Diese Hefte erreichen in der Regel ja nurLeute, die sich ohnehin schon um Tierekümmern und diese als liebenswerte Ge-schöpfe sehen, von denen so viel an Liebeund Dankbarkeit zurückkommt, wennman sie umsorgt. Umso mehr freut esmich, Ihren schönen Artikel in einem Heftzu finden, das viele Menschen erreicht, die vielleicht keine Zuneigung zu Tierenempfinden und nicht wissen, wie schönein Leben mit Hund oder Katze sein kann.Vielleicht erreicht Ihr Artikel ein paar harte Menschenherzen, die etwas aufge-weicht werden. Und vielleicht erkenntdoch manch einer den Wert einer Bezie-hung zu Tieren. Lassen Sie sich wiedereinmal etwas zu diesem Thema einfallen.Ich danke Ihnen auch im Namen der in Ihrem Heft vorgestellten Hunde, diejetzt vielleicht ein schönes Zuhause gefunden haben.

Mit freundlichen Grüßen Gertraud Lauther

Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen kann keine Haftung übernommen werden.

Sehr geehrte Frau Lauther,

es ist schön, zu hören, dass Ihnen derArtikel so sehr gefallen hat! Wir habenein großes positives Feedback auf diesen Bericht bekommen, sodass wir so einThema gern noch einmal aufgreifen werden. Die Initiatorin des Projekts„Animals for People“ hat nach dem Er-scheinungstermin der Ausgabe so vieleAnfragen für Hunde bekommen, dass wirauch davon ausgehen, dass die meistenWuschel nun ein neues Herrchen oderFrauchen gefunden haben, die sich liebevoll um sie kümmern werden.

MEDICOM online lesenwww.medicom.deEine tolle Idee, die MEDICOM schon vordem Versand online lesen zu können.Seitdem Sie den Service des E-Mail-Newsletters haben, weiß ich immer ge-nau, wann die neuen Artikel auf IhrerSeite sind und welche Aktionen Sie gerade anbieten. Super, kann ich allenLesern empfehlen!

Herzliche GrüßeNorbert Bach (per E-Mail)

Sehr geehrter Herr Bach,

schön, dass Sie unseren E-Mail-Servicenutzen. Aufgrund der vielen Anmeldung-en für den Newsletter gehen wir davonaus, dass viele Kunden wie Sie die je-weils interessantesten Artikel schon vor-her am Bildschirm lesen. Alles Gute undbis zur nächsten Newsletter-Ausgabe

ImpressumHerausgeber: Medicom Pharma AG

Sedemünder 2 , Altenhagen I31832 SpringeTel. 05041 78-0Fax 05041 78-1169

Verlag,Redaktion,Gestaltung: DPNY communicationsDruck: Hofmann-Druck

„MEDICOM“ ist eine Kundenzeitschrift der Medicom Pharma AG; sie erscheint fünfmaljährlich. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mitschriftlicher Genehmigung des Herausgebers.

Liebe MEDICOM-Leser,möchten Sie kritisch oder zustimmend zu einzelnen Themen im Heft Stellung nehmen? Oder interessante Tipps zum Thema „Gesund werden – gesund bleiben“ an andere Leser weitergeben? Dann schreibenSie uns! Unsere Anschrift lautet: MEDICOM-Redaktion, Sedemünder 2,Altenhagen I, 31832 Springe.

Leserbriefe

Hier finden Sie die Auflösungen von Seite 13

Auflösung E: Maus und Mann imersten Bild; alte Frau mit großerNase und langem Kinn und jungeFrau, die ihr Gesicht abwendet

Auflösung C

Page 43: MEDICOM Magazin – Das Gehirn

S C H O N G E W U S S T ?

Jonglieren lässt das Hirn wachsenLange ging man davon aus, dass Erwachsenenhirne keinen wesentlichenZuwachs mehr an grauen Zellen erhal-ten, sondern dass sie sich ausschließlichzurückbilden. Diese Vorstellung darfman jetzt getrost vergessen. Denn daserwachsene Hirn kann sehr wohl nochwachsen. Zum Beispiel durch Jong-lieren! Neurologen ließen Erwachsenedrei Monate lang das Jonglieren lernen.Die besten 12 Kandidaten, die drei Bäl-le mindestens 60 Sekunden in der Lufthalten konnten, wurden für die Studieausgewählt. Ihre Hirne wurden vor demTraining, direkt nach dem Training undnach dreimonatiger Trainingspause un-tersucht und mit den Hirnen untrainier-

Und so können Sie gewinnenHaben Sie das richtige Lösungswort? Dann schreiben Sie es auf eine Postkarte, und schicken Sie diese an: MEDICOM-Redaktion, Stichwort: „Preisrätsel“, Sedemünder 2, Altenhagen I, 31832 Springe. Einsendeschluss ist der 31.05.2004(Datum des Poststempels). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Medicom Pharma AG und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen.

Lösung:

Kreuzworträtsel Liebe Rätselfreunde, diesmal geht es umein Mittel mit einem geradezu lyrischenNamen, das bei rheumatischen Beschwer-den Wunder wirkt. Tragen Sie die Buch-staben in den nummerierten Feldern inder richtigen Reihenfolge ein. 1. Preis: ein Reisegutschein im Wert von1.000 Euro2. bis 4. Preis: je ein Ratgeber„Gedächtnis-Training“ ausdem GU-Verlag

Lösungen aus dem Oktober-Heft

ter Probanden verglichen. Zunächstließen sich keine großen Unter-schiede feststellen. Nach dreiMonaten wiesen die Gehirneder „Jongleure“ deutli-che Vergrößerungenin dem Hirnbereichauf, der darauf spe-zialisiert ist, Bewe-gungen von Objek-ten im dreidimen-sionalen Raumwahrzunehmen.

FOTO: © ZEFA / CREASOURCE

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„Ihre Gesundheit ist unsere Aufgabe“ – das ist unser Motto. Die MEDICOM steht Ihnen mit sinnvollen Produkten in Ihrem Alltag zur Seite. Wir wollen, dass Sie IhrenTag mit der Gewissheit erleben, Ihre Gesundheit aktiv zu unterstüt-zen. Mit den Produkten von MEDICOM können Sie Ihre Gesunder-haltung auf anspruchsvollem Niveau fördern. Ob Sie bei Ihrer Vital-stoffversorgung auf Nummer Sicher gehen wollen oder ob Sie einen bestimmten Bedarf Ihres Körpers gezielt ausgleichen wollen – wirversuchen Ihnen immer das zu bieten, was Ihnen und Ihrer Gesund-heit dienlich ist. Haben Sie Fragen zum Thema „Gesundheit und Vitalstoffe“? Die Mitarbeiter unserer wissenschaftlichen Abteilungwerden Ihnen gern all Ihre Fragen in einem persönlichen Gesprächam Telefon beantworten. Auch unser Kundendienst gibt Ihnen gernAuskunft zu unseren Produkten. Sie erreichen beide unter einer ge-bührenfreien Telefonnummer. Ihre Zufriedenheit und Ihre Gesundheit stehen beider Medicom Pharma AG an erster Stelle. Unser Bestreben ist es, Ihrem Vertrauen,das Sie uns als Kunde entgegenbringen, in jeder Form gerecht zu werden – sowohl

mit unseren hochwertigen Produkten als auch mit sinnvollen Serviceleistungen. Beider Herstellung unserer Produkte verwenden wir nur die hochwertigsten Rohstoffe

– damit die Wirkstoffe vom Körper optimal genutzt werden können.Die Herstellung erfolgt nach dem strengen GMP-Standard. Wenn Sieein Produkt der MEDICOM erwerben, dann entscheiden Sie sich fürQualität. Bei der MEDICOM endet die Beziehung zum Kunden nichtmit der bezahlten Rechnung. Mit unseren Serviceleistungen – dieweit über das Übliche hinausgehen – wollen wir Ihr Partner in Sachen Gesundheit sein: Sie bekommen als Kunde 5-mal im Jahr das Kundenmagazin MEDICOM. Sie erhalten auf all unsere Produkte eineGeld-zurück-Garantie. Sie erhalten Ihre Produkte innerhalb von 48 Stunden frei Haus gegen Rechnung. Sie können unsere Produkteper Post, per Fax, am Telefon und im Internet anfordern. Und als

Sammelbesteller erhalten Sie einen interessanten Preisnachlass. Wir wollen alle IhreBedürfnisse in Sachen Gesundheit befriedigen und Ihnen in Ihrem täglichen Lebenzur Seite stehen. Wir sind für Sie da. Wir sind Ihr Partner in Sachen Gesundheit.

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Im Internet: www.medicom.de • Kostenlose Ernährungsberatung: 0800 73 77 730