Max Seltmann Heft 17

Embed Size (px)

Citation preview

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    1/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Heft 17. Gttliche Fhrungen bei den ersten Christen

    01. Neue Plne zur Rettung gefangener Glaubensbrder02. Im Hause Bernharts

    03. Achibalds Prfung04. Ursus in seinem Gottvertrauen05. Gttliche Fhrungen06. Die Hochzeits07. Stephanus08. Theophil bei Jonas09. In Jerusalem10. Der Harfenspieler11. Jonas am Scheidewege12. Heimkehr nach Bethanien13. Besichtigung der groen Anlagen in Bethanien14. Rechtfertigung der gttlichen Fhrungen

    01. Neue Plne zur Rettung gefangener GlaubensbrderAm anderen Morgen wurde ein allgemeiner Ruhetag angeordnet, um sich mitden Gsten in innerer Freude noch nher kennenzulernen. Da aber der alte VaterEusebius ein wenig traurig aussah, fragte Cornelius teilnehmend, ob er einenstillen Kummer in sich trage? Der Alte sprach: Ja, ich frchte, da ich nun baldeinsam sein werde, wenn meine Tochter Ruth durch ihre Heirat mich verlassen

    wird. Sie war mir Sonnenschein und Halt, wenn es in mir trbe "und lichtloswar."Aber, alter Freund", unterbrach Cornelius ihn, glaubst du wirklich, deineTochter zu verlieren? 0 nein, du erhltst noch einen Sohn dazu, dessen du dichfreuen wirst, so du ihn erst richtig kennengelernt hast. Siehe, als Knabe kamAchibald zu uns und hat sich durch seinen aufrechten Charakter die Achtungund Liebe aller gewonnen. Seit 15 Jahren leben wir zusammen, und ich htteUrsache, Kummer zu empfinden, denn ich verliere einen treuen Freund undeinen meiner besten Unterfhrer. Sein Glck aber ist auch mein Glck! Darumfreue ich mich, mit dazu beigetragen zu haben!"

    Wie sich besinnend sprach Cornelius dann weiter: Nun aber geht mir dergestrige Auftrag des Engels nicht aus dem Sinn: Erwerbet so viel Land wieirgend mglich!" (Heft 16, Seite 68). Darum mchte ich heute noch mit deinenbeiden Shnen, mit dem alten Elim und Achibald das umliegende Land deinerBesitzungen besichtigen." Und so geschah es. Nach stundenlangem Ritt kehrten sie befriedigt zurck, und Cornelius besprachmit ihnen seine neuen Plne, hier eine Kolonie zu grnden. Er schlo: Und nun,lieber Elim, sage uns deine Ansichten darber; auf deinen weiten Reisen hast duja vielerlei Erfahrungen gesammelt."

    Und Elim sprach: Ja, meine Freunde, in diesem fruchtbaren Lande ist wohlnoch viel zu gewinnen an Getreide, an lbumen und Frchten, aber es wirdmanche Mhe und viel Geld kosten."An Arbeitern wird kein Mangel sein", warf Cornelius ein, und die Kosten-

    09.04.2011 Seite 1 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    2/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Frage la meine Sache sein." Da entwarf Elim ein liebliches Zukunftsbild und gab auch die ntigenErklrungen, wie solcher Plan sich hier verwirklichen liee.Cornelius erklrte nun sehr ernst: "Wir wissen, da die Templer aus Rachsucht

    gegen die Lehre Jesu viele unserer Glaubensgenossen heimlich gefangennehmen, die lteren dem Tode des Verhungerns preisgeben, aber die jungenMnner und Frauen als Sklaven zu verkaufen suchen. Diesen Verbrechenknnen wir Rmer leider keine Gewalt entgegenstellen, aber als Mensch undChrist ist es unsere heilige Pflicht, diesen Unglcklichen zu helfen. Darumdenke ich: Soweit dieses Gelnde noch besitzlos ist, bergebe ich dir das Land,wozu ich als Vertreter des Rmischen Kaisers das volle Recht habe; und ausmeinen Mitteln, lieber Achibald, lasse ich dir die ntigen Gebude und Stlleerrichten.Dir aber, Elim, mchte ich, als dem Umsichtigen und Erfahrensten, das Amt

    eines Verwalters bergeben als Dank fr deine uns geleisteten Dienste. Wennhier eine Ansiedlung unter rmischem Schutz entsteht, haben die Templer nichtszu sagen. Dann legen wir noch eine militrische Besatzung hierher, die demdurchziehenden Handel und besonders den Karawanen aus Jerusalem ihreAufmerksamkeit zuzuwenden htte. Ich bin gewi, da der Statthalter dieseUnternehmungen freudig begrt, weil sie die Wrde und das Ansehen desKaiserreiches heben!"Und alle Zuhrer waren sogleich fr den Plan gewonnen. Nach demgemeinsamen Mahle sprach Cornelius mit dem alten Eusebius und sagte: Nunwollen wir einmal Rat halten wegen deiner und deiner Kinder Zukunft. Sieh, dasAlter hat deine Krfte geschwcht, du wirst nun ausruhen vom irdischenSchaffen und dich mehr deinem Innenleben zuwenden.Dein ltester Sohn Joseph wird dein Erbe bernehmen und mchte die TochterBernharts als sein Weib heimfhren.Dein Sohn Joram wird mit Freuden zu Bernhart ziehen und dessen jngereTochter ehelichen und so seinem Schwiegervater eine treue Sttze werden.Fr deine Ruth zu sorgen, nehme ich mir das Recht, indem ich als Vertreter derRegierung Achibald alles angrenzende Land, soweit es noch keinen Besitzer hat,bergebe. Aus meinen und Staatsmitteln wird die neue Ansiedlung errichtet, die

    vor allem unsern verfolgten Glaubensbrdern zu einer neuen Heimat werdenmge. Sorge dich nicht um die Kosten oder andere Dinge, was wir hier beginnenals Rmer, soll unsere Sache sein."Inzwischen war auf dem Hofe eine Karawane angekommen, und der AnfhrerAsa begrte frhlich die ihm bekannten Mnner: Heil und Segen und derFriede Gottes sei mit euch!"Dann wandte er sich an Elim: Im Auftrage eures Freundes Ursus bin ich zueuch gekommen, um dir, als dem rechtmigen Besitzer all dieser Wagen undTiere, dein Eigentum wieder abzuliefern. In diesem Brief von meinem Herrn,lieber Elim, findest du alles Wissenswerte."Elim dankte dem Asa und sagte bewegt: O mein Freund, welch ein Unterschiedin diesen wenigen Wochen! Aus all der Welt des Hasses sind wir in eine Weltdes Friedens eingetreten, und welche Flle von Leben offenbart sich hier!" Und

    09.04.2011 Seite 2 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    3/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Asa besttigte: Ja, Elim, auch ich fhle mich glcklich, bin ich doch seitdemder Freund und Vertraute von dem herrlichen Ursus, der auch bald hierherkommen wird."Elim nahm den Brief und berreichte ihn dem Achibald mit der Bitte:

    bernimm du, lieber Freund, diese meine frheren Gter, du wirst sie fr deineSchtzlinge noch gut verwenden knnen. Ich bitte dich, wehre diese meine Gabenicht ab, denn ohne deine Hilfe und die Gnade des Herrn lebte ich nicht mehr.Jetzt aber erfreut mich mein Leben wieder, und gern will ich bei all den groenAufgaben dein dir helfender Freund sein. Doch sollst du nicht der Beschenktesein, nur der Verwalter, der von der gttlichen Liebe erkoren ist, im rechtenHeilandssinn damit zu wirken und Freude zu schaffen!"Tief bewegt sprach Achibald: O Bruder Elim, wenn du so empfindest, darf ichdich nicht enttuschen; so bitte ich euch alle: Helft mit, damit es uns gelinge!"Asa bat dann Achibald: Herr und Freund meines Herrn! Gib Befehl zum

    Ausladen der Wagen; ein Verzeichnis der Waren wird in dem Brief vorhandensein.Achibald lste nun das Siegel des Schreibens, berreichte es aber demHauptmann Cornelius, und dieser las laut: Mein im Herrn mir neu gewordenerBruder Elim! Die Liebe drngt mich, dir nochmals zu danken fr deinetatkrftige Hilfe an unseren Glaubensbrdern, welche zu lebenslnglichenSklaven verurteilt waren. Mein Herz ist noch voll Jubel ber das Gelingendieses Befreiungs-Werkes und ist voller Freude, weil du dich mit in die Reihender Helfer eingegliedert hast. Dein Eigentum ist dir hiermit zurckgegeben; dasEigentum des verirrten Assyr kann ihm nicht mehr zugestellt werden, da erinzwischen verurteilt ist. Darum habe ich es im Sinne rechter Weisheit aus Gottin allerlei ntzliche Gegenstnde fr die Geretteten umgetauscht. Gre auchden lieben Vater Eusebius und sage ihm, ich htte mein Versprechen nichtvergessen. So entbiete ich dir, lieber Elim, den rechten Gottes-Gru und bleibeim Geiste dir verbunden. Ursus! "Dazu sagte Cornelius noch: Elim, du kannst dich freuen ber dieses geschenkteVertrauen. Wahrlich, auch ich bin beglckt von dieser Lse!"Beim Abladen der Waren gingen alle an die Besichtigung der vielen Schtze,die Ursus sandte, und verwundert betrachtete auch Eusebius diesen Reichtum.

    Bernhart wollte all das Gold und Silber, das Ursus ihm zugedacht hatte, nichtannehmen, aber Cornelius sagte: Freunde, nicht menschlich denken, sondernden erhabenen Zweck im Auge behalten, denn all dieses vergngliche Gut kanndoch eine Hilfe zum Glcklichmachen sein, und Ursus hat ja alles in gerechterOrdnung schon verteilt."02. Im Hause BernhartsAm anderen Morgen begleiteten alle Bernhart nach seinen Besitzungen; nurElim war zurckgeblieben, um die Aufsicht im Hause des Eusebius zu

    bernehmen, fr den es eine Freude war, zu fhlen, wie es ist, befreit zu seinvon allem irdischen Getriebe.Auch hier besichtigte Cornelius mit den anderen die umliegenden cker undLndereien fr neue Ansiedlungen und sagte dabei zu Bernhart: Du bist ein

    09.04.2011 Seite 3 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    4/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Rmer und hast freie Hand hier, und die Vollmacht fr den neuen Landbesitzerteile ich dir noch! Siehe, so der Feind sich gro macht, um vernichtend zuwirken, mssen wir unser Herz erheben, um mit noch grerem Liebe-Willen andas Werk der Rettung zu gehen.

    Wisse, der Allmchtige kann uns ja nicht das Wollen dazu geben weil dieserTat-Wille in uns selber geboren sein mu! Aber mit Kraft und Weisheit vonOben wird jeder ausgerstet, der seinen armen Mitmenschen wirklich helfenwill. Was du den Notleidenden an Hilfe bringen darfst, kann dir eigentlich nurGott schenken. Was uns aber von Gott gegeben wird, trgt tausendfachenSegen! Diese Erkenntnis, mein lieber Bernhart, werde dir zum Leitstern, jetztund allezeit!"In Schweigen versunken ritten sie nun zurck, und Bernhart bewegte die Wortedes Freundes tief im Herzen. Noch im Hause, trotz der erhhten Ttigkeit,umgab ihn innerlich eine so beglckende Weihe, da er zu seinem Weibe sagte:

    Elisa, mit den Freunden mu auch der Herr bei uns eingezogen sein! In mir istso groe Freude, da ich alles um mich ganz anders ansehen lerne. Weib, nochviele Unglckliche knnen Zuflucht bei uns finden, denn der Herr selber gab mirgestern die reichen Mittel dazu in die Hand! Ja, ich ahne, was Gott eigentlichvon uns Menschen will! Noch ist es nur ein Ahnen, aber Cornelius hat mir dieAugen dafr geffnet, nun tut nur noch not, da ich auch mit meinem ganzenHerzen dafr bereit bin."Da sagte sein Weib: Bernhart, du hast deine heiligen Aufgaben und deinenfreien Willen, sie auszufhren, aber lasse auch mir meine Sorgen und Mhendabei, denn Liebe ist ohne Besorgtheit undenkbar. Und wenn du uns nochhundert Menschen als Hausgenossen bringst, so mchte ich doch gern fr ihrleibliches Wohlergehen besorgt sein!" Bernhart freute sich ber ihr Verstndnisfr seine neuen Aufgaben.Als am Abend alle Hausgenossen zur Andacht versammelt waren, sprachCornelius: Meine Freunde! In diesen Tagen ist uns groes Heil widerfahren,indem nicht nur beim Vater Eusebius, sondern auch hier bei euch ein neuerGeist lebendig geworden ist, der sich in allem so beglckend auswirken will!Aus dem Munde unseres Meisters und Seiner Diener wissen wir, da dort, woSeine Lehre und Sein Leben verwirklicht wird, Er Selbst schon unsichtbar

    gegenwrtig ist. Darum bitten wir Dich, o Herr und Vater, der Du segnend unshier umgibst, strke unseren Glauben und schenke unserem Bemhen, nochvielen Armen zu helfen, frhliches Gelingen! Amen."Tiefe Stille folgte und heiliges Wehen durchstrmte alle Herzen. Dann bat einer von den damals Geretteten, noch etwas von seinem Erlebnismit Jesus erzhlen zu drfen; und gern fhrte Bernhart ihn zum Cornelius, wo erbegann:Als Jesus einst mit den Seinen durch unsern kleinen Ort zog und vieleNeugierige sich herzu drngten, Ihn zu sehen, kam auch mich die Lust an, Ihmals Heiland zuzuschauen. Nie habe ich groen Wert auf Worte gelegt, die da nurbelehrend wirken sollten, und so suchte ich auch Jesu Nhe nicht, um Ihn zuhren, sondern stand abseits. Doch was ich hier erlebte, war so gewaltig, da ich

    09.04.2011 Seite 4 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    5/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Ihn als den groen Heiland erkennen durfte, ohne Sein Wort vernommen auhaben.Eine Mutter hatte ihr krankes Kind an der Hand, bescheiden stand sie abseits,whrend der Heiland von den vielen umdrngt ward und darum nicht sehen

    konnte, wie die Mutter verlangend die Hnde nach Ihm ausstreckte. Er gingvorber und weinend sank die Mutter zur Erde. Da wandte sich Jesus um undsprach: Nicht Trauer, sondern Freude will ich zurcklassen! Darum freue dich,du armes Weib, dein stilles Bitten sei erfllt dein Kind ist gesund!"Freunde Worte knnen nicht beschreiben, was da diese Handlung bei mirauslste. Er kehrte um! Er fhlte im eigenen Inneren das Leid der armenMutter! Seine helfende Liebe wurde mir zum lebendigen Beweis Seiner wahrenGttlichkeit. Und ich glaubte von nun an Seinen herrlichen Worten.Wie oft gehen wir noch an der Not anderer vorber und sind vielleicht gerade inAnbetung des groen Gottes versunken. In unserer Gefangenschaft durch die

    Schndlichkeit der Templer erlebten wir den Beweis, da mancher sehr gut vonGott predigen kann und doch dem Widersacher dient.Jesus wollte uns nicht nur den Glauben an Gott lehren, nicht nur uns dasHerrliche Seines Reiches schildern und was Groes von uns noch erreichtwerden kann, sondern Er mchte uns selber zu einem lebendigen Worte machen,wo jede Handlung, jeder Blick, jeder Gedanke schon spricht von der Hoheit derewigen Wahrheit und der Heiligkeit der gttlichen Liebe! Darum wo Jesuswahrhaft lebet ist Freude! Und wo Gotteskinder wirken, sollte nicht wenigerFreude sein!" Nach einer tiefen Stille, da das Wesen Jesu in allen Herzen noch lebendignachhallte, begaben sich dann alle zur Ruhe.03. Achibalds PrfungNur Achibald kam nicht zur inneren Stille. Grauenhafte Bilder seinerVergangenheit zogen pltzlich an ihm vorber und brennende Htten undsterbende Menschen wurden in ihm lebendig. Grliche Tiere bumten sich vorseinen geistigen Augen auf und brachten sein ganzes Innere immer mehr inAufruhr. Wo waren die herrlichen Eindrcke des vergangenen Tages? Wo wardie segnende Hand der erbarmenden Liebe? O Jesus, hilf mir aus diesen

    Qualen, die meine Liebe zu Dir zerstren wollen!"Da nahte sich eine groe Tiergestalt mit mchtigen Tatzen und Krallen, und dasGesicht war das des Assyr; die Augen schillerten in rot und blau, und es schien,als wollten sie sich auf ihn strzen. Mein Jesus, jetzt hilf oder ich unterliege!Lasse es nicht zu, denn ich gehre ja zu Dir!" betete er hei.Da stand auf einmal ein lichter Mensch neben ihm, hielt die Rechte hoch undsprach zu dem Untier: Im Namen Jesu des allmchtigen Gottes zergehedu Trugbild und zeige dein wahres Ich, sonst wird dir werden, was du ihm antunwolltest! "

    Du aber, mein Freund, erlebe wie Gott den richtet, der anderen oft ein Richtersein wollte! Frchte dich nie! Gott hat mchtige Diener, und noch mchtigereKinder, um alle Feinde abzuwehren! Wisse: Ein Gedanke, aus reinster Liebegeboren, ist eine geistige Kraft und kann alles Bsescheinende machtvoll

    09.04.2011 Seite 5 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    6/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    zurckweisen! Doch nun erschaue, wie dieses Ungeheuer, ganz Wut und Ha,ein hllisches Feuer in sich selbst entzndet, mit dem es das in dir wachsendeGottesleben vernichten wollte.Denke aber nicht, nun bist du von deinen Widersachern erlst. Sondern erlst

    bist du erst von ihnen, so du ihr Helfer und Retter geworden bist! Wie du diesesanfangen wirst, ist deine eigene Sache, da das nur dein freier Liebes-Zugermglichen kann!Und merke dir: alles, was in deine Welt tritt, wird dir zu einem Angehr; darumtrage Sorge, da es dir zu deinem Lebendiger-Werden diene und nicht zurunertrglichen Last werde! Gestaltest du dein ferneres Leben im wahren Jesu-Liebe-Geist, kann der Richter nicht lnger in dir wohnen! Wie Jesus als Heilandverzeihend und befreiend wirkte, so sei Sein Herrlich Vorbild dir Inbegriff allesGuten und Wahren!"Ein Zeichen mit der Hand aufs Herz und verschwunden war das lichte

    Wesen, vergangen aber waren auch die Schrecken erregenden Bilder. DieMorgenrte der aufgehenden Sonne erfllte sein Herz mit Freude; nun konnteAchibald aufatmend beten: O mein Heiland! Mein Gott und Vater! Wie kleinerscheine ich mir im Angesichte Deiner groen Gnade, die mir jetzt offenbarwird. Der Anbruch eines geistigen Tages zeigt mir, wie voll Erbarmung Du seinmut, da Du geduldig mir immer wieder zeigst, was Deines Kindes nicht wrdigist! Darum strke mich, damit ich meinem Vorsatz getreu bleibe und Du Freudean mir habest! Amen."So erhob er sich vom Lager und ging nach den Stllen, wo die Leute schon dieTiere versorgten. In aller Augen sah er ein Leuchten, einen Glanz von Frieden,und durch sein Herz zog eine Welle von Glck.Ruth sah ihn an und fragte, warum er schon so frh das Haus verlassen habe:Achibald antwortete sinnend: In dieser Nacht mute ich eine ernste Prfungbestehen, weil der Herr mir noch vieles aus meinem Innern zu offenbaren hatte.Jetzt sehe ich ein: es fehlt mir noch viel, ein wahrer Christ zu sein, und ichfrchte, ich werde es kaum erreichen, da noch zu viel von alten heidnischenVorstellungen in mir aufgespeichert liegen.Erwiderte Ruth: Warum bergibst du das noch auf dir Lastende nicht demHeiland Jesus? Was kmmert dich das Vergangene noch? 0 'mein Achibald,

    schttle ab, was sich noch zwischen dich und die Heilandsliebe drngen will undbeschftige dich mit dem, was dir neu geschenkt wurde! Er ist es wert und hatdich fr Sein Werk wrdig gemacht. Glaube Ihm und sei stark! Ich mchtedir immer in allen Prfungen helfend zur Seite stehen, denn wo Glauben anSeine Hilfe ist, wird der Herr auch das Gelingen geben."Inzwischen waren auch die anderen Gste in der Stube erschienen, um amFrhmahl teilzunehmen. Als Letzter kam Bernhart; feierlich und weihevollbergab er dem alten Eusebius den Vorsitz, und nach einer kleinen Stille sprachdieser: Freunde und Brder! Der Herr ist zu uns gekommen, weil unsereHerzen Ihm geffnet sind. Mchte auch dieser neue Tag so verlebt werden, dajede Stunde ihren heiligen Zweck erfllt, denn jede Gelegenheit, die verpatwird, ist nicht mehr gutzumachen! Dann wird jeder von uns am Abend sagenknnen:

    09.04.2011 Seite 6 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    7/58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    8/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    O mein Gott", rief die Mutter entsetzt, was haben sie denn verbrochen?"Nichts als da sie an Jesus, den groen Heiland, glauben", antwortete Ursus,und erkannt haben, da Er unschuldig hingemordet ward, da Sein Leiden undSterben vom Tempel aus mit allen Mitteln erreicht ward und Seine

    Auferstehung von ihnen geleugnet wird! Dazu kommen jetzt die Grotaten derApostel, die durch Handauflegen und Gebet viele Kranke heilen, so da ich denEindruck erhielt, jeder zweite Mensch dort sei schon ein Christ.Schlimm ist es, da wir Rmer tatenlos zusehen mssen, wie sich dieGefngnisse fllen, und niemand fragen darf: Wohin sind nun die Christengekommen? Als ich beim Stadthauptmann Erkundigungen einholte und das ebenzu euch Gesagte dort vorbrachte, wurde mir der Bescheid zuteil, da sie keineHandhabe htten einzugreifen, denn nach dem jdischen Gesetz ist ein jederVerrter an seinem Gott des Todes schuldig.Bring mir Beweise", sagte der Stadthauptmann, da die Templer den Kaiser

    oder uns schmhen, da sie unsere Abmachungen bertreten, und sie sind unsereGefangenen! Aber so sind mir die Hnde gebunden, ja ich mu ihre Gesetze undihre Handlungen noch schtzen."Cornelius nickte und sagte: Ja, so ist es! Der grte Schachzug der Templer,den sie uns Rmern abrangen, war ja der, da wir ihre Religion schtzen mssenund solche, die gegen ihre Religion handeln, noch ihren Gerichten auszuliefernhaben. Darum mu unsererseits die grte Klugheit angewendet werden, um mitdem Hohen Rat auszukommen."Elisa fragte: Kann denn niemand den Christen in Jerusalem helfen?" Leidernicht! Die Brger Jerusalems htten zuvor rmische Untertanen werden mssen,aber sie haben kein Vertrauen zu uns und betrachten uns noch immer als ihreFeinde, von denen sie der Messias befreien sollte. Die erbarmende Liebe Jesuzeigt uns aber jetzt ganz neue Wege zur Linderung dieser Leiden,und unbewuthast du, lieber Ursus, mir einen neuen Liebesgedanken offenbart, indem du dieMutter Elisa schon zur Mutter fr viele fremde Kinder erwhlt hast. Wir werdendort am Gebirge auch ein schnes Haus fr verwaiste Kinder errichten, damitwir die Schuld gut machen, die falsche Erkenntnis oder hllischer Eiferverursacht haben.Immer lebendiger ersteht in mir der groe Plan zum Helfen. Immer

    eindringlicher mahnt uns das Leben, nicht nachzulassen damit, auf da einDamm und Schutzwall errichtet werde inmitten der Feinde Gottes. Ich werdeveranlassen, da Tag und Nacht die groen Heerstraen bewacht werden, undjede Handelskarawane sich ausweisen mu, welche Gter sie befrdert. Undwehe denen, die uns dann wissentlich hintergehen wollen!"Tut es!" sprach Ursus lebhaft. Auch ich berholte auf dem Weg hierher einenZug, der bestimmt Menschen als Gefangene transportierte. Die Verschlagenheitdes begleitenden Tempelpriesters war mir Beweis genug, aber ich hatte keineHandhabe und auch keine Leute, ihnen Widerstand entgegenzusetzen."In Cornelius reifte eine neue Idee pltzlich stand er auf und sagte: Lat unshinausgehen, mir wird es hier zu eng!" Drauen sagte er zu Achibald: Willst duversuchen, diesen Gefangenen zu helfen? Noch bist du Soldat und knntesthandeln im Auftrage deines Vorgesetzten!"

    09.04.2011 Seite 8 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    9/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Gern wenn es mglich wre", antwortete Achibald, doch habe ich hier nureinige Kameraden zur Verfgung."Das gengt!" sprach Cornelius. Du sollst auch nur versuchen, ihnen Hilfe zubringen, da der Erfolg stets von Gott abhngt. Veranlasse, da ihr sogleich

    abreiten knnt, mache aber kein Aufsehen. Ursus mag dir den Ort angeben, woer diese Karawane getroffen hat, doch gehe jedem Kampfe aus dem Wege!"Achibald hatte bald seine Leute zum Abreiten bereit; auf zwei Packpferdenwurde Proviant verstaut, ein kurzer Abschied, und nun mit Gott" hinaus in denNachmittag.Cornelius und Ursus blieben bis zum Abend recht still, um nicht durch unntigesReden den Mglichkeiten, die ihr ganzes Denken beanspruchten, die segnendenKrfte zu entziehen.Nach dem Abendessen erzhlte Ursus von seinen Erlebnissen seit er vonEusebius damals weiter gezogen war: Groe Freude erlebte ich an den

    Wchtern und dem Priester, die in unseren Dienst traten. Nun sie wissen, daihre fernere Zukunft gesichert ist und sie vom Tempel nichts zu frchten haben,entwickeln sie Fhigkeiten, ber die ich staune! Aber an die Lehre Jesu knnensie noch nicht glauben;sie kommen ber die Klippe nicht hinweg, da der groe Gott Seinem Sohnenicht den ntigen Schutz gewhrte, um Ihm den Kreuzes-Tod zu ersparen!Solche Zweifel aber sind nun fr mich, wie auch fr euch alle Mahnungen zurrechten Geduld mit ihren Seelen, da sich Angeborenes und Angeeignetes nichtso leicht umwandeln lt.Auch andere, die vielleicht einmal das Glck hatten, Jesus als Mensch zu sehenund zu hren, sind jetzt, seit die Kunde die Lande durcheilte, Er sei am Kreuzegestorben, kaum noch von Seiner hohen Sendung zu berzeugen; und Seinetreuen Apostel haben das schwere Amt, Vertrauen und Aufklrung dorthin zutragen, wo der Tempel mit der Verfolgung der neuen Lehre einsetzt.Als ich durch Samaria zog, um unsere Niederlassungen zu besuchen, erlebte ichfolgendes: Eine kleine Gemeinde der Jesu-Lehre, die sich an Vorsabbatenregelmig zusammenfand, wurde von einem alten Bruder geleitet, der aber demneuen Priester dort nicht gewachsen war und nun erleben mute, wie der Wolfim Schafspelz groen Schaden an den Seelen seiner Glubigen anrichtete. Der

    Wirt meiner Herberge erzhlte mir, da der alte und an inneren Erfahrungen soreiche Fhrer dadurch den Boden seiner Glaubens-Sicherheit fast verloren habeund nur noch bete und flehe, Gott solle helfen, whrend sein Gegner, der neuePriester, den Kopf immer hher trage.Bald darauf kam dieser Alte zu uns in die Herberge, und ich lie mir seineLeiden und Enttuschungen noch einmal erzhlen. Hierbei erlebte ich die treueLiebe eines Leiters fr seine Gemeinde, der aber in seiner Sorge um die ihmanvertrauten Seelen die hohe Pflicht verga: Vorbild zu bleiben fr seineGetreuen!Um seiner Not abzuhelfen, fragte ich nach den Kranken im Ort es waren ihrerviele aber ein Heiler und Helfer fehlte, da keiner wagte, durch Hndeauflegenund Gebet diesen heiligen Liebesdienst auszuben, weil dieses Apostelamt sei!

    09.04.2011 Seite 9 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    10/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Ich bat: Kannst du veranlassen, da deine Glubigen morgen vormittag mitihren Kranken in die Synagoge kommen? Ich wrde gern euren Priester kennenlernen, um ihm zu beweisen, da Jesus auch heute noch lebt, und da Er SeinenGetreuen auch jetzt noch helfen will!"

    Der Alte ward unsicher dann aber, als ich ihn klar machte, da der stetshelfende Heiland solche Dienste von uns fordere, versprach er, sein Mglichsteszu tun.Am anderen Morgen war der neue Priester freudig berrascht ber die vielenZuhrer; er whlte den Psalm 74 zu seinem Text und legte ihn so aus: da nunendlich Gott Seine Widersacher, die Nazarener, strafen werde, um an dieAufrichtung Seines Reiches zu gehen, und zeigte an Beweisen, wie tricht essei, einem. Betrger und Volksverfhrer lnger zu glauben.Die an den Heiland glaubten, wurden unruhig, die anderen aber schwelgten inFreude, weil endlich ihr Priester die rechte Sprache gegen die Tempel-Feinde

    gefunden hatte. Mich aber durchdrang ein Weh; in meiner Hand schmerzte dasMal, ich betete um Kraft, um Erleuchtung, und wie von Himmelskrftengetragen erhob ich mich und erbat mir Gehr. Der Priester holte mich selbst anseine Seite, mit Recht vermutete er in mir einen Rmer und gestattete mir zusprechen.Meine Freunde", begann ich, ich spreche hier zu euch, weil es mich innerlichdazu drngt. Wir haben soeben ein Zeugnis gehrt von der Macht und Hoheiteures ewigen Gottes, der sich Seiner Feinde zu entledigen wei und die mitRuten zchtigen will, die sich an Seinem Heiligtume vergreifen. Bin ich euchauch ein Fremdling dem ueren nach, so aber innerlich doch euer Freund. Ichhabe wohl viel Leid, aber noch viel mehr Freude erfahren, das Schnste aberwar: ich lernte euren Gott kennen, einen Gott, der heilig, aber auch gerecht undweise ist! Ich kenne euren Moses und eure Propheten! Ich kenne eure gttlichenGesetze aber auch eure innere Lauheit!Euer Gott, der da ist heilige Erbarmung mit allen Sndern, sandte Seinen Sohn,den Messias, zu allen Verirrten, um den Glauben an Ihn aufs Neue zu strkenund das Vertrauen auf Seinen Beistand wieder zu beleben. Viele waren beglcktvon Seiner Lehre: Der Liebe zu Gott und zum Nchsten, und erkannten in Ihmdie Erfllung aller Verheiungen. Wer aber nicht glauben konnte oder wollte,

    waren eure Priester und Gottesdiener."Hier unterbrach mich der junge Priester erregt: Bist du gekommen, den Friedendieses Hauses zu stren? Oder welche Absicht hast du, da du mich in meinerWrde verletzt? Ich stehe hier an heiliger Sttte, an Gottes statt, und habe das.Recht und die Pflicht, die Ehre dieses Hauses zu wahren!"Es ist gut, da du mich erinnerst, da du Priester bist", antwortete ich. DerFrieden in diesem Hause ist auch mir heilig. Da ich aber euren Gott auch zumeinem Gott erwhlt habe, kann ich nicht begreifen, da ihr den als Feindbetrachtet, der Ihm dienen will, und den groen Heiland Jesus, der doch nurLiebe zu Gott und allen Menschen predigte, samt Seiner Lehre vernichten wollt.Darum helft mir, Freunde! Hilf du mir, der du Berufener dazu bist, wie soll ichmich herausfinden aus diesem Widerspruch, damit ich nicht irre werde an euremGott? Doch nur Tatsachen knnen mir Beweise sein!"

    09.04.2011 Seite 10 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    11/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Es folgte ein Schweigen dann sagte ich laut: Wie einst Elias sich nichtanders der Feinde erwehren konnte, als seinen Gott zu bitten, da er SeineMacht allen sichtbar offenbare, so drfen auch wir hier unsern Gott bitten, Sichin Seiner groen Macht und Gte sichtbar zu offenbaren, um die Seinen zu

    beschtzen!Wenn euer Gott Wohlgefallen hat an der Vernichtung Seiner Feinde, wie dieserPsalm uns heute belehrte, mu Er grere Freude haben, so Er Seinen Getreuensich als Helfer erweisen kann. Hier sind mehrere Kranke! Darum imAngesicht der Heiligkeit Gottes und der Gegenwart Seiner Gemeinde hierfordere ich dich auf, der du als Stellvertreter Gottes hier stehest, deinen Gott zubewegen, diesen Kranken zu helfen! Gott, der sich in tausendfachen Beweiseneurem Volke als der ewig Treue bewhrt hat, wird dir den rechten Beistand unddie Kraft und Erleuchtung dazu nicht versagen, so du dich als Seinen Dienerbewhren willst!"

    Ganz erbost rief der Priester: Herr! nimm dein Wort zurck! Wir sollen Gottnicht versuchen! Dieses frevelnde Spiel mache ich nicht lnger mit! Wenn GottLeiden gibt, wird Er auch Kraft zum Tragen geben!" Oh Frevel nennst du, so ich fr die Ehre meines Gottes eintrete und von Ihmein sichtbares Zeichen gegen Seine Widersacher erwarte? Da kennst du ja dengroen Gott noch schlecht und doch wagst du, den heiligen Glauben anSeinen Gesandten zu bekmpfen?" (Ich wute: nur weil ich ein Rmer war,konnte mir nichts geschehen, darum fuhr ich fort:) Siehe, wie mein Gott diesenKranken jetzt helfen wird, so knnte Er dich strafen. Aber der Allmchtige istgeduldig und von groer Gte, und Seine Langmut mit allen Irrenden kenntkeine Grenzen. Durch Jesus ist uns Seine Liebe als Vater zu uns, SeinenKindern offenbart. Er wollte alle unsere Krankheit heilen und gebot uns, einGleiches zu tun. Darum bitte ich euch, jetzt eure Kranken hierher zu bringen,damit unser Gott Sich als der groe Helfer erweisen kann und als gtiger Vatergegen Seine leidenden Kinder." Zaghaft kamen sieben, behaftet mit beln allerArt, und kniend erwarteten sie das Kommende. Da trat ich vor diese Kranken und fragte laut: Glaubet ihr, da Gott allein euchwahrhaft gesund machen kann, so antwortet mir!" Ja wir glauben das!"antworteten sie ernst.

    Ihr wisset, nicht ein Mensch kann euch heilen", sagte ich bewegt, doch GottesGte will sich heute an euch offenbaren und so sage ich zu euch: Im NamenGottes, des ewigen Vaters, und Seines Sohnes Jesus Christus seid gesund! Er allein hat euch geholfen! Nun lobet und preiset Seinen heiligen Namen! Amen!"Die Kranken standen auf sie waren gesund, geheilt durch die Kraft desGlaubens! Gesund, weil Er sich verherrlichen wollte als Der, welcher in allenHimmeln verherrlicht wird! Laut jubelten die Glubigen. Dankend und lobendverlieen die Geheilten den Raum. Ich aber trat noch einmal zu dem Priester und sagte: Wer ist nun ein FreundGottes du oder ich? Beide knnen wir es nicht sein, sonst wren wir einerGesinnung. Gott und Seine Engel und Seine Freunde wollen nur Gutes, wollennicht nur geliebt werden, sondern mit verzeihender Liebe auch andere hinfhren

    09.04.2011 Seite 11 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    12/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    zu dem groen Gott der Liebe und Erbarmung. Dieses tat Jesus von Nazareth! Was tatet ihr? Sehet zu, da Seine Hand euch nicht strafe." So verlieenwir den Raum, trafen uns aber spter in der Herberge wieder.Gespannt und bewegten Herzens hatten alle Anwesenden den Worten des Ursus

    gelauscht, und er fuhr fort: Seht, liebe Freunde, die Zeiten sind nicht vorber,wo Jesus sichtbar hilft, sondern Er mchte uns rechte Gelegenheiten geben, zujeder Zeit aus Seiner Kraft von Seiner helfenden Liebe, Weisheit und Erbarmungfr Ihn zu zeugen. Darum gehet auch ihr der Arbeit fr Jesus nicht aus demWege, sondern suchet sie! Denn auf die Schultern Seiner Kinder legt Er jetzt dasAmt, welches seit Ewigkeit Seinen Engeln zugedacht war. Erobert die Herzeneurer Mitmenschen, da auch sie an den groen Jesus glauben, dann habt ihrIhm eine Sttte bereitet, von der aus Er sichtbar wirken kann! Sein Segen unddie Kraft Seiner Liebe sei euer Teil! Amen."Nach einer lngeren Stille sagte Elisa: Lieber Ursus! Deinen Glauben mchte

    ich auch besitzen! Dieses klare Bewutsein: Gott ist mein Teil! mu dochein anderes Wissen sein denn unseres, weil wir bei unseren Bitten doch oft keineErhrung erleben. Nie wrde ich mich getrauen, vor versammelten Leuten zusagen: Der Herr wird dich jetzt gesund machen! Wenn nun diese Sieben krankgeblieben wren, und Gott htte deinen Mut nur erproben wollen, was httest dudann getan?"Mutter Elisa", entgegnete Ursus, jetzt hast du deinem in dir wohnenden Gottkeine groe Ehre gegeben! Denn entweder vertraust du der groen Gte deinesGottes und kannst dich fest auf Ihn verlassen, oder du kennst Gott nur wie dumich vielleicht kennst. Siehe, auch ich mute ringen, bis das eigene Ich zumSchweigen kam, wodurch erst Gottes Stimme mir deutlich vernehmbar ward.Alles Reden und Predigen, alles Hoffen und Bitten, um diese klare Stimme insich zu hren, ist meist ergebnislos, solange das stets sich vordrngende eigeneIch mit all seinen Wnschen nicht schweigen lernt!Du kannst den Heiland Jesus lieben und innig zu Ihm beten, du kannst allenSeinen Worten Glauben schenken, so sind die Bedingungen zum Auswirkengttlicher Heilkrfte doch nur erst halb erfllt.Kannst du aber eingehen in Seine hohen Liebes-Absichten, in den in allenSeinen Worten uns so offenbar gemachten Geist, dann wirst du ergriffen von

    Seinem heiligen Leben und kannst Ihn durch dich wirken lassen. Bedenke: Nichtich wollte dort reden und zeugen, sondern Sein Geist in mir drngte mich zumZeugnis fr Ihn! Es war der Heilige Geist, der allen verheien wurde durch denMeister ehe Er sichtbar die Erde verlie, und, liebe Elisa, Seine Worte: WennIch nicht mehr hier sein werde, wird der Geist der Wahrheit zu euch kommenund euch die rechte Weisheit lehren! gehen sicher in Erfllung!Ich erlebe im Innern Sein Wort! Sein Wort aber macht mich frei von allenHemmungen. Es macht mich stark und lebendig. Es macht mich zum DienerSeiner erbarmenden Liebe.Wenn meine Gedanken hinaufschweifen zu den herrlichen Sternen-Welten oderhinein in die Tiefe der wogenden See oder in das bunt bewegte Leben undTreiben der Menschen, so sage ich zu mir die Worte: Du herrlicher Vater, dasalles sagt mir doch nur wenig von ihrem inneren Leben. Aber nun ich Dich

    09.04.2011 Seite 12 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    13/58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    14/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    einigen Monaten kommen fter Handelszge aus dem Innenlande hier vorbei;doch konnte ich nie erfahren, mit welchen Waren sie eigentlich beladen waren."Achibald horchte auf, er berlegte und fragte dann: Wann sind wohl die letztenWagen hier vorbei gezogen?"

    Eben heute erst fuhr eine Karawane vorbei, doch nur der Anfhrer, der einTempler war, kehrte bei uns ein."Achibald stand pltzlich auf, eine Ahnung sagte seinen wachen Sinnen, da erauf dem gesuchten Wege sei, und ritt mit seinen Begleitern eilig den Wagennach. Schon nach einer Stunde bemerkten sie in der Feme eine Gruppe vonMenschen in dieser einsamen Gegend, und beim raschen Nherkommen sahensie, wie zwei junge Gefangene von anderen Mnnern grausam durchgepeitschtwurden.Halt!" rief Achibald emprt. Was geschieht hier? Wer gab euch den Befehldazu?"

    Ein trotziges Schweigen folgte, dann sagte einer der Gefangenen: Herr, einGott mu euch gesandt haben! Wir sind Gefangene, und mein Weib wollte manschnden, da setzten wir uns zur Wehr, und deswegen diese Strafe!"Ist das euer Recht", fragte Achibald streng, zwei Wehrlose so hart zubestrafen? Rasch, fesselt diese Peiniger!" gebot er seinen Begleitern, die schondarauf gewartet hatten. Und sich zu den Geschlagenen wendend, erfuhr er, daihre Karawane mit anderen Gefangenen schon vorausgefahren sei, um bald zulagern. So zogen die Reiter mit den Gefangenen ihnen nach und hatten dieselbenauch bald erreicht.Bist du der Verantwortliche dieses Zuges?" fragte Achibald einen finsteraussehenden Templer. Hast du den Befehl gegeben fr die Durchpeitschung derbeiden?"Dieser war erschrocken beim Anblick der Rmer, sagte dann aber trotzig: Ja,ich bin es! und es ist mein Recht, so ich strafen lasse, wie ich es fr ntighalte. Diese Verbrecher verdienen keine Nachsicht, weil sie sich gegen meineBefehle vergangen haben."Sprach Achibald: Meines Wissens darf niemand, der den Auftrag hat, Gteroder Menschen von einer Hand in die andere zu bringen, eigenmchtig Strafenverhngen, sondern er hat erst am Ziel das Vergehen seiner Behrde zu melden.

    Ich aber habe die Aufgabe, gegen solche Fhrer einzuschreiten, die wissentlichunsere rmischen Gesetze bertreten! Da du eigenmchtig diese grausame Strafean den beiden Gefangenen ausfhren lieest, erklre ich dich deines Amtesenthoben!"Und er befahl seinen Begleitern: Rasch, bindet ihm Hnde und Fe, ich werdeihn unserem Hauptmann ausliefern!" Sogleich war der Befehl vollzogen. Esstanden aber noch 10 Wchter abseits, die sich vor den Rmern frchteten.Diesen befahl Achibald: Bringt eure Waffen hierher! Es geschieht euch nichts,so ihr ein reines Gewissen habt, doch vorlufig seid auch ihr unsereGefangenen. Nun wandte er sich zu den unschuldig Gefangenen und fragte:Warum seid ihr gefesselt? Was habt ihr verbrochen?" Sprach einer: LieberHerr, weil die Templer uns berraschten bei einer Abend-Versammlung, wo wirdem groen Heiland Jesu Loblieder sangen und an Seinen Worten unseren

    09.04.2011 Seite 14 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    15/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Glauben an Ihn strken wollten, nahmen sie viele von uns ohne jedenanderen Grund gefangen und haben uns und noch andere gefesselt auf dieseWagen geladen; doch unsere Zukunft ist uns unbekannt."Achibald lie sogleich alle Gefangenen befreien und sagte: Ihr seid frei! Denn

    nach unserem Gesetz habt ihr nichts verschuldet, das euch aus der Heimatverbannt!" Trnen standen in seinen Augen, als er die vor Freudejauchzenden Mnner als seine Freunde begrte; dann sprach er weiter: Dochberlegt euch nun, wohin wollet ihr ziehen?"Und einer sprach: Unsere Heimat ist uns verschlossen, darum wre es unsgleich, wohin wir gehen, nur nicht wieder zurck nach Juda!" Da sagteAchibald: So werde ich fr euch sorgen." Dann ging er zu den beidenGeschlagenen, die von den anderen gepflegt wurden, und fragte: Wo ist deinWeib? Warum sind die Frauen nicht zu uns gekommen?" Er erhielt zur Antwort:Herr, du mut ihnen verzeihen, die Frauen sind fast alle ihrer Oberkleidung

    ledig und schmen sich, vor die Augen fremder Mnner zu treten."So besorgt ihnen ihre Kleider", gebot Achibald; und ging zurck zu seinenKameraden. Er lie den gefesselten Templer und die Wchter auf die Wagenbringen und ihre Fe anketten, wie sie frher ihre Gefangenen behandelthatten. Inzwischen kamen die Frauen, mit leichten Tchern bekleidet, unddankten ihm mit Trnen der Freude fr ihre Befreiung aus schwerer Not.Achibald sagte zu seinen Leuten: Sehet hier wenn die Gelegenheit zumBeglcken Notleidender benutzt wird, wie schn kann dann das Leben sein! Ich habe mir nun berlegt, es ist am besten, wir bleiben in dieser Nacht hier, undfrhmorgens bringen wir den ganzen Wagenzug zu Bernhart; dann mag unserCornelius ber alles Weitere entscheiden." Dann verhandelte er mit demBesitzer der Wagen und Tiere, und sie einigten sich ber die Umkehr zumHause Bernharts. Bald loderten die Kochfeuer, die Tiere grasten, und allesuchten dann die Ruhe nach diesem so ereignisreichen Tage.Schon gegen Morgen wurde aufgebrochen; es ward ein beschwerlicher Rckweg doch endlich, als die Sonne sich schon neigte, kamen sie mde aber froh aufdem Grundstck Bernharts an.Cornelius war erschttert ber das Elend der jungen Christen, und Ursus undElisa sorgten teilnehmend fr deren Unterbringung. Alle waren nach den

    ausgestandenen Leidenstagen ungemein dankbar fr die ihnen erwiesene Liebe,denn solche Frsorge hatten sie noch nicht erlebt.Um all den Erlebnissen dieses Tages noch einen weihevollen Abschlu zugeben, machte Ursus den Vorschlag, gemeinsam im Freien zu lagern, damit sichdie Seelen an der groen Liebe Jesu erquicken mchten; und so erzhlte er ihnenvon seiner ersten Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Tief beeindrucktvon diesem besonderen Geschenk beschlossen alle diesen schnen Abend inAndacht und Lobpreisung all der weisen gttlichen Fhrungen.Der neue Tag brachte mancherlei Entscheidungen. Eusebius zog mit seinenKindern zurck ins Haus. Cornelius und Ursus nahmen Abschied von denFreunden, und alle freuten sich auf ein Wiedersehen bei den Hochzeiten. DieGefangenen kamen unter strenger rmischer Bewachung nach Kapernaum zurAburteilung.

    09.04.2011 Seite 15 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    16/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Die aus schwerer Not Geretteten wurden vorlufig in die Gemeinschaft desHauses Bernhart eingegliedert, um sich spter auch in der neuen rmischenKolonie anzusiedeln, und konnten somit in eine friedliche Zukunft schauen.

    06. Die Hochzeits-FeierIm Hause Eusebius herrschte erhhte Arbeitsfreude. Nach Elims Angabenwurden auf dem neu erworbenen Land sogleich Straen und Wege angelegt.Viele Arbeiter und Handwerker waren beschftigt und lieen ein Haus nach demanderen erstehen, und sichtbar ruhte der Segen Gottes auf solcher frhlichenTtigkeit.Im Hause Bernharts wohnte jetzt Achibald, um die Arbeiten fr die neuermische Kolonie zu beaufsichtigen. Cornelius hatte aus Staatsmitteln groeKarawanen mit Bauleuten und all dem ntigen Material gesandt, und nach dreiMonaten schon konnte gemeldet werden, das groe Werk gehe seiner

    Vollendung entgegen.Der Hochzeitstag konnte festgesetzt werden. Cornelius und Ursus erhielten dieEinladung. Und dann rstete Mutter Elisa mit ihren Tchtern zur Abreise zumVater Eusebius und Achibald begleitete sie.Einen Tag vor der Feier kam der Hauptmann Cornelius mit verschiedenenrmischen Beamten, die zwar seine Freunde, aber noch keine Anhnger Jesuwaren, begleitet von einem rmischen Priester, der den Christenglaubenangenommen hatte und die drei Trauungen vornehmen sollte.Cornelius besichtigte eingehend die neue Ansiedlung und drckte dem Elim

    dankbar die Hand fr all seine Mhe und Umsicht dabei.Inzwischen waren neue Gste angekommen und zwar Ursus mit einer Karawaneaus Bethanien, da viele Brder und Schwestern von dort sich ein eigenes Heimin der neuen Ansiedlung Achibalds begrnden wollten.Als besondere berraschung war Maria, die Mutter Jesu, mitgekommen, ebensoLazarus mit seiner Schwester Maria und zur grten Freude aller auch diebeiden Jnger Johannes und Petrus. Ruth war sehr glcklich, die Mutter Jesukennen zu lernen; die Mnner scharten sich um die beiden Apostel und hrtenandchtig von ihren Zeugnissen aus dem Erdenleben Jesu, die auch auf denrmischen Priester tiefen Eindruck machten.

    Fr das neue Heim seines Achibald hatte Cornelius selber die ganze Ausstattungbernommen, es sollte sein Hochzeitsgeschenk sein, und deshalb sollte es keinervon ihnen vorher besichtigen.Als sich am anderen Morgen nach dem Mahl alle Hochzeitsgste versammelthatten, zogen sie unter frhlichen Lobgesngen nach dem neuen HauseAchibalds, wo alle Feierlichkeiten stattfinden sollten. An der Spitze des Zugesging der alte Eusebius zwischen Cornelius und Bernhart; ihnen folgten die dreijungen Mnner Achibald, Joseph und Joram. Zwischen den beiden Marienschritt die Mutter Elisa und hinter ihnen die drei Brute in festlich geschmckten

    Kleidern, dahinter Ursus mit den beiden Aposteln und dann die anderen Gste.An der Grenze der Ansiedlung bis zum neuen Heim hatten sich rmischeSoldaten aufgestellt, die Waffen blitzten in der Sonne, und erhobenen Armesgrten sie den Hochzeitszug. Am Eingang des Hauses wartete Elim mit zwei

    09.04.2011 Seite 16 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    17/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    rmischen Herolden auf die Ankommenden; und auf sein Zeichen kamen vonrechts und links je fnf Fanfarenblser und begrten die Gste.Elim bat um das Amt, das neue Heim jetzt aufschlieen zu drfen, und danntraten als erste die drei Vter in das Haus. berrascht schauten die Gste in die

    Schnheit eines groen Saales und auf ein hohes, mit Blumen geschmcktesElfenbein-Kreuz, hinter dem sieben brennende Leuchter standen. DieHerolde baten Platz zu nehmen. Aller Augen waren nun auf den kaiserlichen Beamten gerichtet, der den jungenEhemnnern die rmischen Urkunden berreichte mit weitgehendenVollmachten ber ihre Ansiedlungen; und die Mutter Elisa ward zur Vorsteherindes neuerbauten Waisenhauses ernannt.Darnach nahm der Priester nach dem rmischen Ritus die drei Trauungen vor,und mit Gebet und einem Segensspruch aus den Psalmen wurde diese schlichteFeier beendet.

    Der Priester bat nun den Apostel Johannes, diesem Fest noch die rechte Weihezu geben, und Johannes ging mit Petrus an den Altar und begann: Meinegeliebten Freunde, Brder und Schwestern! Durch dieses seltene Fest, das unsdie gttliche Liebe geschenkt hat, sind wir hier zusammengefhrt und haben alsHochzeits-Gemeinde den Segen unseres groen Gottes, unseres wahren Vatersvon Ewigkeit her, empfangen. Wir, als berufene Zeugen Seines Sohnes, unseresMeisters Jesus Christus, haben euch in dieser geweihten Stunde noch einallergrtes Zeugnis Seiner Liebe zu Seinen Menschenkindern zu berbringen,und so bitte ich euch: Reichet einander die Hnde, schlieen wir uns zu einerinnigen Vereinigung zusammen, damit der heilige Strom Seiner Liebe-Kraft unsalle durchdringe!" (Alle reichen sich die Hnde, bilden somit eine Ketteuntereinander. und lauschen erwartungsvoll auf das nun Kommende.)Jesus, der gtige Heiland aller Menschen, liebt uns so innig, da Er Selbst indieser Stunde durch Seine sichtbare Gegenwart dieses euer Fest weihen will, umden heiligen Herzens-Bund mit euch allen zu erneuern und fr die Prfungen desLebens zu festigen!"Hierauf ging Petrus einen Schritt nach links, und zwischen den beiden Apostelnward allen die leuchtend weie Gestalt Jesu sichtbar! In Andacht tief ergriffen schauten aller Augen auf Ihn! Keiner konnte sich der

    Heiligkeit dieses Augenblickes entziehen. Nach einer weihevollen Stille sprachdann Johannes weiter: Wenn auch Sein Mund schweigt, obgleich wohl jedergerne Worte von Ihm, dem Herrlich-Gegenwrtigen, zu vernehmen wnscht, sosei doch Sein Wille uns Gesetz!Sein heiliger Wille aber ist: mit Seinen wahren Kindern nur in ihrem Herzen zuverkehren! Wie gern will Er, als die reinste Liebe, mit jedem Menschenkindesprechen, sobald es sich entschliet, in Wahrheit in einen innersten Herzens-Bund mit Ihm einzugehen!"Segnend hob jetzt der Herr Seine Hnde in diesem Augenblick wurden allevon einem starken Strom gttlicher Kraft und Klarheit ergriffen. Ein jeder fhltedie segnende Hand des groen Erlsers auf sich ruhen. Doch nach einemAugenblick lautloser Stille war Seine sichtbare Gestalt entschwunden.

    09.04.2011 Seite 17 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    18/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Minuten vergingen dann sprach Johannes weiter: Als gnaden-vollesGeschenk unseres gtigen Meisters darf ich euch nun knden:Nie in eurem Leben werdet ihr diesen heiligen Anblick vergessen knnen! Undso jemals Schweres ber euch kommen sollte zur Probung eures Gottvertrauens,

    dann denket an diese Stunde, wo Jesus sichtbar einen Bund mit euch aufrichtetezum Beweis Seiner steten Gegenwart, die uns mit gttlicher Kraft durchstrmenwill, so wir uns Seiner helfenden Liebe bewut bleiben! Und nun hret weiter: Du Achibald, Joseph und Joram ferne sei euch vonnun an jede Furcht! Durchdrungen vom schpferischen Sieger-Geist will Seinherrlicher Beistand mitwirken bei all eurem Tun, unsichtbar fr die Welt, dochoffenbar soll Sein Segen werden allen Glubigen.Euch drei jungen Frauen soll die Gabe werden, den Kranken und seelischBedrngten Hilfe zu bringen. Sein heiliger Liebe-Wille mge euren Herzenimmer offenbar machen, inwieweit Hilfe angebracht ist. Was eure Hnde

    segnen, soll gesegnet sein! Euch, liebe Festgemeinde, sage ich: Kein Tag mge vergehen, wo ihr nichtbewut etwas austeilet von dieser segnenden Liebe, die euch Jesus heuteschenkte. Nun mag Bruder Petrus weiter reden als treuer Zeuge dererlsenden Jesus-Liebe."Und Petrus begann: Liebe Brder, liebe Freunde! Diese Stunde war ja fr unsalle ein neues. Glied in der Kette Seiner Gnaden-Beweise. Jesus, der Sich aufGolgatha opferte fr die von Gott abgefallene Menschheit und als Sieger berden Tod auferstanden ist, hat uns, Seine Jnger, zu Trgern Seines Erlser-Geistes gemacht, um alle Irrenden und Verirrten zurckzufhren zum wahrhaftgttlichen Sein und Leben.Keiner sage: ich kann und darf mich Ihm nicht nahen, da ich zu tief in dasWeltliche versunken war, sondern ein jeder sei sich bewut:diese Erkenntnis Seiner Erlsungs-Absicht sei uns ein Ansporn, auch etwas vondiesem Erlser-Geiste in uns zu erwecken! Doch nicht, um ihn nur zu besitzen,sondern um ihn zu verwirklichen am Nchsten und Jesus dadurch zuverherrlichen.Das strahlende Licht in Seiner Lehre soll uns neue, leuchtende Wege weisen zurBettigung unserer Nchstenliebe, und Sein Beistand wird uns die Klarheit und

    Kraft zu jeglichem Gelingen geben. Was die wahre, selbstlose Liebe durch euchwill, ist, als wenn Gott es will, und trgt den Stempel gttlichen Segens schon insich.So nehmet nun hin das Geschenk dieser groen Freudigkeit zur Bettigung eurerLiebe am Nchsten und traget dazu bei, da auch in anderen solche Herzens-Freude am freiwilligen Helfen erwache! Amen."Darnach bat Cornelius die Anwesenden, das Festmahl einzunehmen, und fhrtesie nach oben, wo eine Hochzeitstafel angerichtet war, wie sie noch keinergesehen hatte. Weigekleidete Diener harrten der Gste und wiesen ihnen diePltze an. Auf einer Erhhung saen zwei Harfenspieler und begleiteten dieFeststimmung mit zartem Gesang.Cornelius stand auf, faltete die Hnde und sprach: Meine Kinder, Freunde undBrder! Vor meinem inneren Auge wird die Gestalt Jesu wieder lebendig. In

    09.04.2011 Seite 18 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    19/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Seinem Sinne des liebenden Dienens lie ich dieses Festmahl fr euch bereiten,und nun wollen wir Ihm danken, der Sich so liebreich uns offenbarte, und sostimmt mit mir ein in die Bitte: Herr! Du hast wieder in reichem Mae DeineLiebe ausgeschttet und willst uns mit Deinen Gaben beglcken und hast

    berreich auch diesen Tisch gedeckt! Darum danken wir Dir aus der Tiefeunseres Herzens und bitten Dich: Sei gegenwrtig! Sei unser Gast! Undsegne auch diese Gaben, wie Du uns gesegnet hast! Amen."Die Harfensnger lieen ihre Weisen ertnen, und es wurde fr alle einfreudiges Mahl.Zum Schlu bat Elisa die Mutter Maria, aus der Kindheit Jesu noch einiges zuerzhlen, und so rollten Szenen aus dem tglichen Leben bei Seinen Eltern vorihnen ab, wie es noch keiner kannte. Maria schlo: Es gibt keinen Tag imLeben Jesu, an dem Er Seine heilige Aufgabe, Sein groes Ziel vergessen htte!Was ich damals nicht erkennen konnte, leuchtet mir heute als Sein ernstes

    Streben zur Einigung mit Gott entgegen. Was waren alle unsere Sorgen, Kmpfeund ngste um Ihn? Nichts weiter als zu wenig Glauben und Vertrauen.Whrend Jesus mit inneren Versuchungen rang und sich nach Liebe undVerstehen sehnte, hielten wir uns mehr an das, was der Tempel als das Rechtelehrte und wollten Ihn belehren.Doch hrten wir nie einen Vorwurf von Ihm ber unser Nichtverstehen Seinerhohen Absichten. Und litt ich unter dem Zwiespalt unserer verschiedenenAnsichten, da fand Er stets das rechte Trostwort, und wie Balsam war Seinzartes Verstehen fr unsere Unzulnglichkeit. Hoch erhaben stand' Er berunseren menschlichen Schwchen, aber fr alle war Er der Helfende undErlsende! Fr alle der ewig uns Beglcken-Wollende!Nicht bin ich selig, weil ich Seine Mutter war, o nein, selig sind alle, die Ihmliebend ihr Herz als Wohnsttte zubereiten und nur die eine Sorge haben: Ihn niezu betrben, sondern freudig bereit sind, fr Ihn zu leben, und wenn es gilt, auchfr Ihn zu sterben! Welch eine ungeheure Liebe Er zu Seinen Brdern hatte, gehtaus Seinem Wort hervor, da er sterbend zu mir sagte: Siehe, das ist nun deinSohn! Dieses Vermchtnis erst hat mir meine Aufgaben klarer zum Bewutseingebracht! Denn in jedem Menschenkinde sehe ich nun das Verlangen nachrechter, verstehender Mutterliebe!

    Liebe Freunde! Die Welt wehrt sich wohl noch gegen diesen selbstlosen, ja sichopfernden Geist der verstehenden Liebe. Aber es kommt noch einmal die Zeit,wo dieser Geist allen zerstrenden Mchten ein Halt gebieten wird, um SeinFriedens-Reich ganz zu verwirklichen. Freuet euch, ihr Lieben, die ihr alleberufen seid, mitzuarbeiten an Seinem groen Werke! Denn von nun an gibt eskeinen hheren Liebesdienst und keine grere Freudigkeit, als seinemNchsten zu helfen und Jesus als den Allerhchsten anzuerkennen."Maria schwieg mit heiligem Empfinden war jedes ihrer Worte aufgenommen aber nun wollten gerade die noch mehr wissen, die Ihn am wenigstensuchten. Maria aber erklrte ihnen: In der dienenden Liebe zu eurem Nchstenkommt Sein Geist euch schon entgegen. Erfahret dieses erst einmal, und aucheure Begriffe von Seiner Wesenheit werden sich erweitern."

    09.04.2011 Seite 19 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    20/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Cornelius ordnete nun eine Ruhepause fr alle an, doch am Abend wollten siediesen festlichen Tag mit einer gemeinsamen Andacht beschlieen. Die Mnnerbesichtigten gern Haus, Hof und Garten; und Elim, als berufener Verwalter,hatte viel zu erklren.

    Lazarus versprach, noch manche brauchbaren Leute zur Hilfe herzusenden, dieer so reichlich hatte, weil Bethanien eine Zufluchtssttte fr so viele Verfolgtegeworden war.Die Mutter Maria hatte sich zu den Frauen gesellt. Elisa fhlte sich wie ein Kindin ihrer stillsegnenden Nhe.Der Vater Eusebius hatte noch nie so viel Liebe erfahren wie heute und sagte infrohem Ton zu seinem Freunde Bernhart: Mein Bruder, wie hat der gtige Gottdie Schreckensnacht von damals so umgewandelt in grten Segen! Wir drfenuns wohl ewig darber freuen."Als es Abend ward, luden die Diener die Gste wieder in den groen Speisesaal.

    Johannes sprach den Segen und schlo: Du schauest in unsere Herzen, inunsere Gedanken, und diese knden Dir unseren innigen Dank, den wir alsDeine Kinder Dir nun darbringen wollen. Dein Wille geschehe allezeit! DennDein ist das Reich und die Kraft und alle Herrlichkeit! Amen."Die Harfensnger stimmten leise feierliche Weisen an, und nach dem Mahlbeschied Cornelius die Gste auf das Dach des Hauses zu einer Abend-Andacht.Elim hatte fr alle bequeme Pltze besorgt, der Altar vom unteren Saal standjetzt hier oben, und die sieben Leuchter brannten schon.Die Harfenspieler an jeder Seite des Altars leiteten mit leisen Akkorden denAbendsegen ein, und Ruth wollte einen Psalm singen vom Leid und von dergroen Freude ber die Errettung. Sie begann mit schner Stimme, begleitet vonbeiden Harfen: Psalm 126, der uns auch heute noch zeigen kann, wie wir aus derGefangenschaft unserer irrtmlichen Begriffe, vom Egoismus und vomEigenwillen befreit werden durch all die gttlichen Fhrungen in unseremLeben.Als Ruth sich wieder auf ihren Platz neben Achibald setzte, erhob sichJohannes, ging an den Altar und sprach: Verklungen sind die Tne, verklungenunser Loblied, aber weiterlebend wirken Tne und Lob als Schwingungen inunseren Herzen. Ein groer Tag, ein Tag der Freude und der Erfllung vieler

    Wnsche liegt hinter uns, aber wichtiger noch: ein Tag, der uns mit dem Herrninnig vereinte!Meine Freunde, wir, als Seine Jnger, haben die Aufgabe, von allem zu zeugen,was unsern Herrn und Meister Christus Jesus verherrlichen kann, denn Er ist deralleinige Herr aller Welten! Aus Liebe zu Seinen verirrten Geschpfen wurdeder allmchtige Schpfer Selbst ein Mensch in Jesus. Er wollte diese Erde undihre Bewohner freimachen von all den Fesseln der Eigenliebe und Gott-Entfernung, die alles Leid verursachen. Immer wieder zeigte uns Jesus dengroen Schpfer als Vater und Seine herrlichen Absichten mit der Fhrung derMenschenseelen bis zu ihrer Vollkommenheit hin. Aber die Bewohner dieserErde vergaen oft ihres Schpfers und Erhalters und wollten sich nach eigenenGesetzen ihr Zusammenleben einrichten. Wie klar enthllte Jesus uns das wahreWesen der Gottheit und ihre Absichten mit der Erschaffung dieser Erde. Es wre

    09.04.2011 Seite 20 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    21/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Pflicht jedes Menschen gewesen, Seine Offenbarungen wenigstens zu prfenund ihre Wahrheiten dann anzunehmen oder nicht. Aber wenige nur gabensich die Mhe, Seine hohe Mission zu begreifen, um etwas von der WesenheitGottes zu erfassen, und diese wurden Seine Freunde. Alle anderen aber lehnten

    ohne Bedenken diesen wahrhaft seltenen Menschen ab und wurden Seineerbittertsten Feinde. Wie nun Jesu Gre, Seine Macht und die HerrlichkeitSeiner Lehre zunahm, wuchs auch der Vernichtungswille Seiner Feinde. Unddieser wahre Freund und Heiland aller Armen und Kranken lie scheinbar dieseFeinde ber Sich triumphieren. Doch wollte Er uns dadurch einen neuen Wegzeigen, wie jeder Mensch durch Kampf und Leid seine Eigenliebe berwindenlernt, um selbst seine Feinde noch segnen zu knnen und dadurch Gott hnlicherzu werden. So offenbarte Er uns, die Herrlichkeit des Reiches Gottes' in unserereigenen inneren Welt. Und darum sollt ihr heute einen Augenblickhineinschauen in einen solchen Menschen, in den wir sonst nicht hineindringen

    drfen, der aber in unser ueres Erdensein doch hineinragt. Somit sage ich nunnach dem Willen des Herrn Hephata! tue dich auf!"

    07. StephanusLichte Wolken umfangen die Zuhrer ein anderes Licht fngt an zu leuchten,und in dieser Helle liegt pltzlich eine schne Landschaft vor aller Augen. In derFeme wird ein Tempel sichtbar, es ist, als wenn er auf sie zukme. Goldigglnzen die Kuppeln, und jetzt ist die offene Tempeltr schon so nahe, da sie indie Innenhalle schauen und auch sogleich hineintreten. Ihr Ziel ist erreicht, sie

    alle sind nun Besucher dieses Tempels. Durch einen anderen Eingang kommenviele weigekleidete frhliche Menschen herein, doch sehen diese dieErdenmenschen noch nicht. Sie nehmen ganz vom Platz, links die weiblichen,rechts die mnnlichen Besucher. Auf einer Galerie steht ein Chor von Kindernneben der Orgel, auf der ein Jngling spielt, und mit hellen, frohen Stimmenbeginnen sie ein Lied von Lob, Dank und Anbetung zu singen.Nun kommt ein Priester, es ist Stephanus, der von Tempelschergen gesteinigtwurde. Sein erster Blick gilt grend den Besuchern von der Erde, und sospricht er zu ihnen: Brder und Schwestern, die ihr heute durch die GnadeGottes in dieser meiner jetzigen Welt weilen drfet, ich gre euch! Was ich als

    Mensch nicht ahnen, nicht htte fassen knnen, hier ist es Wirklichkeit! Es wardmir schwer, in diese Schnheiten, in diese unaussprechliche Pracht micheinzuleben, whrend noch ein Alpdruck vom Irdischen her auf meiner Seelelastete, aber mein Jesus fhrte Selber mich in diese Welt, als meine Heimat ein.Als ich fragte: Wie viele solcher schnen Himmel gibt es wohl? da sagte Er:Diese gibt es ohne Zahl! aber deine Welt gibt es nur einmal, weil alles, wasdu hier findest, du ja selbst durch deine Liebe zu Mir und zu deinen Nchsten soschn gestaltet hast. Es ist Mir eine groe Freude, da du deine Welt mit denenteilen willst, die um Meines Namens willen auch ihr Erdenleben verlassen

    muten, und ihnen eine Heimat schaffst, die Meiner wahren Kinder wrdig ist.So denke ich nur noch in Wehmut meiner Erdenbrder, die noch seufzen unterder Schwere der Sorge und des Leidens und nicht ahnen, was ihrer einst wartet.

    09.04.2011 Seite 21 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    22/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Die grte Wonne ist ja die Sorglosigkeit, in der wir hier alle leben, da wir dieweisen Absichten Gottes mit allen unseren Fhrungen jetzt erkennen. Hier findetder leise Gedanke oder Wunsch in krzester Zeit schon seine Erfllung.Freilich arbeiten und schaffen wir auch hier, aber es macht uns nicht mde,

    sondern nur kraftvoller und froher. In dieser meiner Welt fhlen wir alle uns sofrei und glcklich, weil nicht mehr der geringste Zug zum Niederen das eigeneinnere Leben beengt. Schauet umher, berall Ordnung und Harmonie, und indiesem Strahlenglanz offenbart sich uns der groe Gott als die Quelle allenLichtes und Lebens.Aus Liebe zu euch ersteht jetzt in meinem Herzen der Wunsch, euch einenBeweis dieses Erlebens in eure Erdenwelt mitzugeben. Darum will ich jedemvon euch einen Trunk reichen, der euren inneren Geist strker machen wird, undimmer sollt ihr den kstlichen Geschmack wieder empfinden, so wir aneinanderdenken und uns auf geistiger Ebene begegnen.

    Stephanus rief einen Namen, darauf kam ein Jngling mit einem Kruge undBecher aus durchsichtigem Gold. Stephanus nahm beides und reichte jedem,zuerst der Mutter Maria, den gefllten Becher. Bei jedem sprach er kurzeSegensworte, doch alle sahen: der Krug wurde nicht leerer. EinGnadengeschenk der ewigen Liebe ist es", sagte er zum Schlu, ich darfausteilen, so viel ich will, im Augenblick ist es ersetzt, sei es Brot, sei es Wein,seien es Frchte, die Vorratskammern sind immer gefllt.0 meine Brder! Vergesset nie diese heilige Stunde, da ihr im Himmel euresBruders weilen durftet. Ich sehe noch Fragen in euch, so sage ich zum Trost:Nicht nur im Himmel ist der ewige Vater zu Hause, sondern ebenso bei Seinennoch ringenden Kindern auf eurer Erde; und es macht Ihn glcklich, so sie denKampf um das Hchste nicht scheuen. Ihr werdet Ihn in euch finden, so eureHerzen in Liebe entflammen. Lasset euch noch segnen von mir: Sein Geistkomme ber euch! Er sei euer innerer Fhrer und gebe eurem Geist das Zeugnis,da ihr Seine Kinder seid! Amen!"Durch diese Worte des Stephanus an seine Erdenbrder wurden die anderenAnwesenden im Tempel erst davon unterrichtet, und so sahen sie nun auch dieseBesucher, die, obwohl in ihrem astralen Leib, doch genau so aussahen wie imFleische lebend. Es waren ja auch Bekannte von ihnen darunter, so die Mutter

    Maria, Lazarus, Johannes und Petrus, und es entstand der Wunsch in denAbgeschiedenen, mit ihnen zu sprechen.Da sagte Stephanus: Es ist auch der Wunsch unseres Heiligen Vaters, da ihrmit euren Erdenbrdern Worte tauschet, darum ist vor dem Tempel allesvorbereitet. Ein jeder Zug der Liebe zueinander soll seine Erfllung finden."Und so war die Feier beendet.Stephanus hatte sich zu Eusebius gesellt und sagte: Bruder, wer hier insJenseits eintritt, lernt erst die unendliche Liebe des Herrn erkennen. Aber es istschwer, zu euch davon zu sprechen, denn unsere Worte kommen aus demGeistes-Leben und sind auch nur fr euren Geist verstndlich. Sobald erdurchglht ist von dem hier herrschenden geistigen Leben, dann kommt derDrang zum Schaffen und dadurch zu immer neuen Herrlichkeiten. Darum ntzeteure Erdentage recht, denn jeden bettigten Liebes-Gedanken findest du hier als

    09.04.2011 Seite 22 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    23/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    kstliche Frucht; und aus ihr entsteht eine neue Schpfung in deiner eigenenewigen Welt.Begre nun dort dein Weib, die sich mit deinen Kindern unterhlt, bedenkeaber, da diese Stunde ein kstliches Geschenk der groen Gnade Gottes ist!"

    Eusebius eilte hin, wo seine Kinder und Achibald sich mit einem lieblichenWesen unterhielten. Es kostete ihn Mhe, auch nur ein Wort zu sagen, aber seinWeib begrte ihn: Eusebius! Freue dich dieser Gnaden-Stunde, die ich oftherbeisehnte, um dir zu beweisen wie Gott lohnt. Unser gemeinsames Leben istja nicht zu Ende, sondern nur unterbrochen, um in ein hheres Seinberzugehen. Ich freue mich schon, wenn wir wieder gemeinsam Seinem groenWerke dienen werden." Und zu Achibald sagte sie: Dir aber, meinem Sohn,der du dich heute zu deinem von Gott dir gegebenen Weibe bekannt hast, sageich: Behaltet euch lieb aus dem Geiste Jesu, der nur glcklich machen will, dannliegt Segen auf eurem Leben. Ihr aber, Joseph und Joram, nehmet auch diese

    Worte an, da sie euch Hinweis seien zu jener Liebe, die auch sterben kann frJesus!"Johannes nahm nun Stephanus bei der Hand und sagte: Bruder, diese Zeit hierist um, der Herr ruft uns wieder zurck auf die Erde. Deine Liebe aber wird unsunvergessen bleiben."Langsam verschwinden die Schnheiten dieser Welt, langsam gehen dieGedanken wieder in die irdische Wirklichkeit zurck, und als wenn ein Schleierzerreit sehen sich alle wieder auf dem Dache vereint. Nach einer langen Stille, als aller Augen auf Johannes gerichtet waren, sprachdieser: Wenn wir die Wichtigkeit dieses Tages und dieser Stunde ganzerfassen, dann erst werden wir inne werden, wie ein gttlicher Vater uns alsSeine Kinder zu erziehen sucht. Wir haben der Seele und dem Geiste nach in derSphre unseres dahingegangenen Bruders geweilt und haben seine Weltgeschaut und haben die Kraft der Liebe erlebt, die uns solches erleben lassenkonnte, um freudiger alle an uns herantretenden Aufgaben zu verwirklichen."Und Johannes sprach weiter: Jetzt sehe ich den Herrn zu uns kommen! berSeinen Augen ist ein Leuchten, und Er spricht jetzt zu euch durch mich:Nicht ohne Grund habe Ich diese Erde gewhlt und lebte hier als Mensch, undnicht ohne Grund verweile Ich noch suchend, helfend und erlsend auf dieser

    Erde, wie diese Stunde euch allen den Beweis gibt. Wohl bin Ich fr eure Augendem Irdischen entrckt, und mancher bittet: Wenn ich Dich nur einmal sehenknnte!"Mein Vaterherz mchte wohl gern jede Bitte erfllen, aber Meine Kinder sollensich frei entfalten in ihrem Glauben und in ihrer Liebe. Sie sollen aus demeigenen Wollen sich ihre Innen-Welt erbauen. Meine Kinder sollen Mein Lebenin sich tragen, Mein Ich verweben mit dem eigenen Ich, um aller Welt zumVorbild schon auf Erden Himmelsbrger zu sein.Darum heiliget euch noch mehr, um gefestigt zu sein, wenn der Feind allesInnen-Lebens immer wieder versucht, Mich und euch zu entheiligen!Kindlein! Die Welt fordert euren Einsatz, fordert das Letzte, um euch desHerrlichsten zu berauben! Aber sie macht euch reif dadurch fr Meine Gnade.Darum machet euch frei von der alten Liebe zu allem Vergnglichen, um das

    09.04.2011 Seite 23 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    24/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Hchste Meines Lebens in euch zu entfalten! Doch nur so viel kann euch davongegeben werden, als ihr den Anderen opfert. Lebet ihr aber in Meiner Liebe undin der gerechten Ordnung, so wird Mein Segen sichtbar aller Welt durch euchoffenbar werden. Amen!' "

    Dann hob Johannes seine Hnde und sprach: So nehmet hin nach Seinemheiligen Willen Seinen Segen, damit ihr lebendiger werdet in der Liebe zu Ihmund zu euren Nchsten! Bleibet in Ihm, damit Er auch in euch verbleiben kann!Amen. Amen. Amen." Beendet war die Feier! Und tief bewegt wandertenalle Gste nach dem Hause des Eusebius zurck.Am ndern Morgen begleiteten Cornelius, Ursus und Bernhart das junge Paar inihr neues Heim und somit in ihr neues Leben. Elim und der Priester erwartetendort Achibald als den neuen Herrn und Besitzer, und Elim sprach: Die Ordnungaus Gott gebietet mir, dir die Schlssel zu deinem Hause jetzt zu berreichen.Ich werde stets ein treuer Freund und gerechter Verwalter sein. Die Gnade des

    Herrn und Sein Segen sei mit euch!"Dann erschienen die zur neuen Ansiedlung gehrenden Arbeiter mit ihrenAngehrigen, und auch diesen wurden feierlich, der Ordnung wegen dieSchlssel zu ihren Heimsttten bergeben, obgleich sie schon darin wohnten.Achibald begrte jeden und sprach dann zu ihnen: Meine Freunde undHausgenossen! Ich bitte euch alle, helfet mir bei diesem beginnenden Werke derNchstenliebe, um vielen Unglcklichen eine neue Heimat aufzubauen. DerLeitgedanke unseres Zusammenlebens sei: Treue um Treue! Keiner verlasseden ndern in Freude noch im Leid, dann wird Jesus als der Herr des Himmelsund der Erde, auch unsern Bund sichtbar segnen."Ruth blickte voll Liebe auf ihren Achibald, dann sagte sie zu allen:Das liebevolle Walten unseres Gottes hat mich an die Seite eures Herrn gesetzt,der euch allen Bruder und Vater sein will. Ich bitte euch: Lasset uns in rechtemVertrauen zueinander stehen, wie der Heiland uns lehrte. Kommet ruhig zu mir,wenn die Liebe euch treibt, ich mchte so gerne euch allen Schwester undMutter sein!"

    08. Theophil bei JohannesBethanien war immer noch der einzige Zufluchtsort, wo allen Verfolgten wahrer

    Trost und rechte Hilfe gespendet wurde. Lazarus war durchdrungen von derKraft heiliger Liebe zu allen Menschen, und fhlte sich innerlich geeint mitDem, der ihn so reich und ber alles Kleinliche erhaben machte, denn kein Tagverging, an dem ihm nicht neue Beweise gttlicher Liebe und wunderbarerFhrungen offenbar wurden.Eines Morgens, als Lazarus mit einigen Knechten nach Jerusalem fahren wollte,um. l und Frchte dort zu verkaufen, kam Theophil und bat, mitfahren zudrfen, um einige Stunden bei den Jngern zu verleben.Unterwegs sagte Lazarus: Lieber Theophil, es freut mich, einmal allein mit dir

    zu reden. Du weit, ich habe vor kurzer Zeit durch Ursus neue Freunde imNorden Galilas kennengelernt. Die Art ihres Wirkens gleicht der unsrigen, nurfehlt ihnen noch die weitere Unterweisung in unsern Glaubens-Lehren. Httestdu Lust, mit einigen Gleichgesinnten von uns dich dort als Lehrer und Priester

    09.04.2011 Seite 24 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    25/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    zu bettigen? Ich wei, es wird viel Materielles getan von Seiten der rmischenFreunde, aber es kommt letzten Endes doch darauf an, da die Gemeinde in dastiefere Verstndnis der Jesu-Lehren eingeweiht wird. Und so denke ich, duseiest die richtige Persnlichkeit dazu."

    Theophil berlegte dann sagte er ernst: Lieber Lazarus, was du mir hieranratest, ist, als sprche es der Herr zu mir. Darum danke ich dir von Herzenund will den Herrn bitten, mich dieses Dienstes in Seinem Namen wert undwrdig zu machen. Ordne du selbst alles Ntige dazu an und bestimme dieBrder, die mit mir gehen sollen, denn das Wichtigste ist, da wir alle vomrechten Jesu-Geist durchdrungen sind, damit das heilige Gotteswort belebendauf ihre Herzen einwirke und die Begriffe Seiner Lehre immer realer undherrlicher sich im Irdischen auswirken knnen."Lazarus war erfreut ber die schnelle Zustimmung, und erklrte noch: Icherlebe es oft an den neu Hinzugekommenen, da sie, obwohl sie Jesus nicht

    gekannt haben in Seinem Erdenleben, doch noch ganz menschlichenVorstellungen von Ihm Raum geben, die einst zu groen Irrtmern fhrenknnen.Heute, wo seit Seinem sichtbaren Fortgehen von uns der Herr und Meister reinvergttlicht ist, darf sich Sein Menschliches nicht in den Vordergrund unsererBegriffe drngen, da dadurch Sein ewiger Vater-Geist verhllet wrde. Darum,mein Theophil, diese meine Vorsorge fr die neuen Ansiedlungen unsererFreunde."Ich verstehe dich vollkommen, lieber Lazarus", antwortete Theophil, undwenn du berzeugt bist, ich sei der Rechte dazu, dann kann mir mein Fortgehenvon dir nicht mehr schwer fallen. Ich fhle einen Beweis gttlicher Gnade darin,in dieser Weise meinen Brdern und auch unserm Jesus, ntzen zu knnen."Von weitem sahen sie Jerusalem. Der Verkehr war auf dieser Seite besonderslebhaft, und Lazarus fiel es auf, da viel mehr Soldaten des Tempels zu sehenwaren als frher. Dies ist nicht ohne Bedeutung", sagte er darum zu Theophil,der Tempel macht Anstrengungen, um sein Ansehen zu wahren! Man mu aufalles achten, was in unserer engeren wie weiteren Umwelt vor sich geht. Nachauen schtzt uns wohl das rmische Recht, aber wenn etwas innerlich in unsvom rechten Leben abweicht, strkt es immer den Gegner.

    Es ist wohl richtig, ganz durchdrungen zu sein von dem Bewutsein: ich steheunter dem Schtze des Allerhchsten! Aber dieses Wissen setzt doch die grteVorsicht voraus. Je mehr der Tempel rstet, um so klarer mssen wir im Innernsein! Dann sind die Bedingungen erst erfllt, wo Gott, unser aller Vater, SeinWort und Seine Verheiung einlsen kann: da Er uns nicht verlassen nochversumen will.Was ist in dem letzten Jahre nicht alles an uns herangetreten, und du weit es,mein Theophil, alles Leid hat immer eine herrliche Lsung gefunden."Du hast recht, lieber Lazarus. Aber wenn wir an alle denken, die um Jesuwillen leiden und irgendwo in den Gefngnissen schmachten, was sollen wir nuneigentlich dabei tun? Mit Gewalt lt sich nichts ausrichten, und unsere Gebetebringen ihnen auch nicht die ersehnte Freiheit." Mein lieber Theophil", sagte Lazarus ernst, verlasse den Boden nicht, auf den

    09.04.2011 Seite 25 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    26/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    dich die ewige Liebe gestellt hat! Hast du nicht an dir selber erfahren, da Gottsehr viele Mittel und Wege hat, um Seine Getreuen zu erretten. Wohl rettenunsere Gebete keinen Bruder aus den Gefngnissen der Templer, aber Kraftgeben wir ihnen, damit sie ruhig und vertrauensvoll werden, und dann kann

    Gott, als wahre, Erlsung bringende Liebe helfen. So schmerzlich es ist,Glaubensbrder in Gefngnissen zu wissen, so ist aber fr die in DrangsalLebenden ein jeder gute Gedanke ein Licht, ein Sonnenstrahl. Um wie viel mehrwird das Herz mit Kraft erfllt, so ich wei, ich bin nicht verlassen, Gott ist mitmir!Denke immer daran, alles hat seinen weisen Grund und mu der Entwicklungnach Oben und Innen dienen. Je mehr du dich ganz in diesem Sinne deinerheiligen Lebensaufgabe hingibst, desto klarer wird auch dein Blick, und duberschaust die Dinge in ganz anderem Lichte denn frher. Die Zeit ist vorber,wo Jesus als Mensch noch besorgt war um unser Wohlergehen, um unsere Ruhe

    und Sicherheit. Jetzt, wo wir die Mittel kennen, die Er uns schenkte, und da wirSeinen Geist als wahren Trster und inneren Fhrer in uns tragen drfen, sollenwir selbst durch unser inneres Verhalten unser Schicksal und knftiges Seingestalten.Es ist eben unserm Herrn und ewigen Vater die grte Freude, so ein KindSeiner Liebe von all den Gaben, die uns frei, froh und stark machen, vlligenGebrauch macht. Alle Gewalten der Tiefe zergehen dabei schlielich in nichts,und alle Anfeindungen werden fruchtlos. Dieses ist mein Glaube und meinWissen, mein Trost und meine Zuversicht."Theophil sah Lazarus lange an, dann sprach er: Bruder, wer dich reden hrt, istauch berzeugt von der Wahrheit deiner Worte, sie sind Leben und geben unsLeben."Darauf antwortete Lazarus: Lieber Theophil, ich habe mir angewhnt, so wenigwie nur mglich zu sprechen. So ich aber rede, verfolge ich stets einenbestimmten Zweck, und dieser kann nur erreicht werden, so ich aus berzeugtemHerzen rede. Denke in Zukunft immer daran, welche herrlichen Aufgaben dirgestellt sind! Denn ein jedes Menschenherz ist berufen, eine Wohnsttte fr denHerrn und eine Zufluchtssttte fr arme, suchende Seelen zu sein. Die Jngerwerden dir heute auch darin noch manches offenbaren, damit dein Geist sich

    freier bewegen lernt, um das Herrliche des inneren Lebens wahrzunehmen. Undsiehe, dieses kann dir nicht wie von auen offenbart werden, da dir nur durch dieBettigung deiner Liebe dein inneres Erleben erschlossen werden kann!"Beide schwiegen dann kamen sie in die Stadt, wo Lazarus bekannt war beijung und alt und manchen Gru erwiderte.Theophil stieg vom Wagen und eilte in das Haus der Maria, welches frher seinElternhaus war. Nur die Mutter Jesu und Johannes waren anwesend. Nach derherzlichen Begrung bat Maria ihn besorgt: Lieber Theophil, wenn du esmglich machen kannst, komme nicht mehr so oft nach Jerusalem! Hier ist esgefhrlich fr alle, die bekannt als Anhnger der Neuen Lehre sind. Nur wenn esdie Notwendigkeit ergibt, und dann nicht allein, immer mglichst zu dreien aufdie Strae gehen, denn Vorsicht, mit der ntigen Klugheit gepaart, ist Lebens-Notwendigkeit. Am Abend gehen die Jnger berhaupt nicht mehr aus, um nicht

    09.04.2011 Seite 26 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    27/58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    28/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Feinde alle die mehr frchten, die mit dem Herrn eins geworden sind, alsumgekehrt.Darum mein Rat, lieber Theophil: handle bewut nur nach den Anregungendeines in dir lebenden Geistes! Freue dich der groen Gnade und freue dich

    noch mehr der herrlichen Aufgabe, die dir durch Lazarus angetragen wordenist!"Bruder Johannes, ich staune, wie schon so oft, ber deine Kenntnisse allerDinge und befrchte fast, vor all denen nicht bestehen zu knnen, welchen ichetwas sein soll. Freilich, nach deinen Worten ist jede Furcht unntz, da ja desHerrn Geist einem jeden gibt, was da ntig sein wird."Lieber Theophil, sorge dich um nichts, auch nicht darum, da du deinenSchwestern und Brdern etwas Auerordentliches geben sollst; sondern all deineErfahrungen, deine eigenen Erleben sind ja bergenug. Dazu erlebst du tglichdie Gnade und die Liebe Gottes aufs neue. Mit dem Gedanken: nur zu dienen

    und nur zu erfreuen, gibst du ja dem rechten Geiste aus Gott Raum und schaffstIhm Mglichkeiten, immer Greres und Herrlicheres zu geben aus der Quelle,die wiederum Sein Allerinnerstes ist.Darber wollen wir aber nicht sprechen, weil du die Wahrheit alles dessen selbstin dir finden wirst. Ich halte es mit der Liebe, die nur frei und glcklich machenwill, und in dieser Liebe ist mir der Herr der Allernchste. Trgst du des HerrnGeist als Hchstes und Wertvollstes in dir, hat auch die ewige Liebe wunderbareMittel, dein Leben hier zu erhalten!"O lieber Johannes", rief Theophil begeistert, ich wollte, ich knnte so sein wiedu, so stark, so klar und gut! In deiner Nhe ist man hochbeglckt. Wie aber istdir, wenn du allein bist?"Ich bin nie allein, da ich in meiner Seele doch mit so Vielen verbunden bin durch die Nchstenliebe. Ist doch ein jeder gute Gedanke das wahre Lebens-Brotfr einen, der in meiner Seele, oder wie der Herr immer sagte, der in unserereigenen Welt lebt, und es sind deren wahrlich viele. Je mehr der Licht-GeistLebensraum in uns erhlt, je vergeistigter wird das in deiner Seele Lebende. Jeweniger an Niederem in dir lebt, je mehr tritt dein Geist in freie Ttigkeit. Soersiehst du, da ich jederzeit mit dem Himmel verbunden bin, obwohl ich nochhier auf Erden lebe. Es ist so schn, dieses Doppel-Leben und zu wissen: Ich

    werde geliebt und ich darf lieben."Die Mutter Maria brachte einige Erfrischungen, dann verabschiedete sichTheophil, um sich in der Herberge mit Lazarus zu treffen.Johannes sprach vorausschauend: Lieber Theophil, mir ist, als mte ich dirsagen bleibe hier! Lazarus rechnet nicht mit deinem Kommen."Theophil aber sagte: Mir ist es, als ob ich zu ihm mte, als wenn jemand aufmich warte "So gehe in des Vaters Namen, und Seine Gnade und Sein Segen sei mit dir!"Auch Maria segnete ihn im Geiste und mit einem Friede sei mit euch"verlie er frohgemut das Haus.

    09. In Jerusalem

    09.04.2011 Seite 28 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    29/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Eilend ging Theophil durch die Straen, von manchem erstaunt erkannt.Pltzlich reichte ein Mann im Priestergewand ihm freundlich die Hand undfragte: Bist du wirklich Ruben? Oder irre ich mich?"Ja, ich bin es", antwortete Theophil, erfreut den frheren Freund Jonas

    erkennend. Wie du aber schon an meiner Kleidung ersiehst, gehre ich nichtmehr zum Tempel, sondern bin durch die groe Gnade Gottes jetzt ein freierMann. Es geht mir ber Erwarten gut und meinen Eltern ebenfalls."Rben! Seit fnf Jahren habe ich dich nicht gesehen, weil ich in Persienarbeiten mute. Was mag vorgefallen sein, da du dich vom Tempel trennenkonntest? Du warst doch einer seiner gehorsamsten Diener."Mein lieber Jonas, dies lt sich nicht auf der Strae besprechen. Willst du abermit mir kommen nach der Herberge des Lazarus, dort knnen wir uns ungestrtaussprechen."Gern, Rben, der Tempel berlt ja seinen Dienern die freie Zeiteinteilung."

    Und bald saen beide dort in einem Zimmer allein. Theophil erzhlte: Ich binnicht nur der Kleidung nach ein anderer, sondern auch der Gesinnung nach" undschilderte dem aufmerksam zuhrenden Freunde die Erkenntnis seines totenGlaubens, seine schweren Leiden darnach und seine Erlsung aus allenGefahren durch die wunderwirkende Heilands-Liebe.Darber vergingen Stunden; zum Schlu ergriff Jonas seine Hand: AlsoTheophil ist jetzt dein Name! Ich danke dir fr deine klare Darstellung berJesus, aber verstehen kann ich das alles noch nicht. Was haben wir mit demNazarener zu schaffen? Er ist fr uns tot, und fr den Tempel bleibt Er tot! Ichhnge ja ganz vom Tempel ab, mein Unterhalt ist gewhrleistet fr Weib undKind, und das ist doch auch wichtig."Lieber Jonas, das ist deine Auffassung vom ueren Leben; aber ich sage dir,ich kenne erst ein glckliches Leben, seit ich mich vom Tempel trennen konnte.Wohl ist mein Wirkungskreis jetzt reicher an Verantwortung und innerenPflichten, aber wie reich auch an Frieden und Freude. Lieber Jonas! du hastJesum von Nazareth nicht kennengelernt, hast vielleicht nur von Ihm, SeinenLehren und Taten gehrt und wirst zweifelnd gedacht haben: Solange ich esnicht selbst erlebe, glaube ich nichts.Wisse, seit Jesus, der vom Tode Auferstandene, in mein stolzes, kaltes Leben

    handelnd eingriff, mir bis auf den tiefsten Grund meiner Seele schaute und nurLiebe, Hilfe, Kraft und Frieden uns brachte, fhle ich mich mit Ihm innigverbunden! Dieser Jesus hat nach Seinem Tode als geistig unzerstrbare Licht-Wesenheit allen Seinen Jngern und Anhngern den Beweis erbracht, da nichtnur Er, sondern auch Seine groe Liebe und Barmherzigkeit weiter wirken wer-den bis in die Ewigkeit. Darum bitte ich dich, den Geist in Bethanien einmal zuprfen und das Leben all derer, die an Jesum als den Auferstandenen glaubenund Ihm ihr ganzes Leben anvertrauen."Rben, hr mich an, ich mchte dir wohl glauben, aber heute kann ich nursagen: ich werde deinen Vorschlgen nachgehen. Wohl habe ich manches vonJesum von Nazareth auch in Persien gehrt, aber ich war ja gebunden durchmeinen Eid an den Tempel-Glauben, und wir Juden hatten dort kein Recht, berAndersglubige zu richten. Aber ich danke dir von Herzen, fr heute ist es

    09.04.2011 Seite 29 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    30/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    genug. Gre deinen Vater Enos, aber schweigen wir beide gegen jedermannber diese Unterredung." Und mit einem festen Hndedruck schieden die beidenFreunde.Jonas ging eilends fort, ohne in das Gastzimmer einzukehren, Theophil wartete

    sinnend noch eine geraume Zeit, dann ging er zum Pchter und fragte nachLazarus. Doch wurde ihm Bescheid, da Lazarus lngst weitergefahren sei; ersolle bei Mutter Maria bernachten, aber ja nicht allein nach Bethanienkommen. Lazarus hatte schlechte Nachrichten erhalten und rate zu groerVorsicht.Theophil ging in die Gaststube, eine Magd brachte ihm eine Schssel Gemseund ein Stck Brot sowie einen Becher Wein. Beim Essen beobachtete er dieGste, fast alles Fremde, aber keine Templer. Er war froh und dankte innerlichdem Herrn fr diese Gnade. Da Theophil auch andere Sprachen verstand, hrteer heraus, da wiederum eine groe Hetze gegen Nazarener stattgefunden habe,

    und viele in einer heimlichen Versammlung berrascht, gefangengenommen undeingekerkert seien. Theophil htte wohl gerne noch Nheres erfahren, aber dieeindringlichen Worte des Pchters; Lazarus mahnt zu groer Vorsicht", lieenihn bald die Herberge verlassen, um ins Heim der Mutter Maria zu gehen.Immer noch vertieft in die Reden der Fremden, gewahrte er nicht, wie ihm ingeringer Entfernung zwei Mnner folgten. Und als er durch eine Gasse ging, umfr Maria etwas zu kaufen, betrat er ahnungslos einen Laden, um sich diegrere Auswahl anzuschauen. Doch pltzlich hatte er das Gefhl, ihm droheGefahr, und als er sich wandte, erhielt er von den beiden Mnnern harte Schlgeauf den Kopf, da er bewutlos zusammenbrach.Das wre geglckt", sagte der eine zu dem Verkufer, niemand hat etwasgemerkt! Rasch in den Keller mit ihm, da wir keine Ungelegenheiten haben!"In wenigen Minuten lag Theophil auf einem Bndel alter Lumpen im Keller undward seinem Schicksal berlassen.Als er nach langer Zeit wieder erwachte, schmerzte sein Kopf, er griff um sichund mute sich erst besinnen, was mit ihm geschehen war. Er wollte sichaufrichten, aber er fhlte sich zu schwach; so legte er sich wieder hin und schliefweiter.Es kam die Nacht. Im. Hause Marias war man der Hoffnung, Theophil sei in

    Bethanien und in Bethanien glaubte man Theophil bei Maria und denBrdern in gutem Schutz.Aber Ruth war innerlich so unruhig; lngst war Schlafenszeit, da ging sie zu denSchwestern Maria und Martha und klagte ihre Besorgnis ber Theophil. Mariasuchte ihren Bruder auf und bat: Lazarus, komme doch einmal zu uns. Ruth istnicht zu beruhigen, sie meint, da Theophil ein Unglck geschehen sei."Ohne ein Wort zu verlieren, folgte Lazarus seiner Schwester und war, wie erRuth sah, auch sofort berzeugt davon, da dem Theophil ein Leid geschehensein mute. Doch beruhigend sprach er:Liebe Ruth, behalte deine Sorge still fr dich, damit deine Eltern und dieanderen nicht auch beunruhigt werden, du kannst dich nur dem Herrnanvertrauen. Doch morgen in der Frhe will ich nach der Stadt, um Gewiheitzu holen. Unser Leben liegt in Gottes Hand, ohne Seinen Willen kann uns allen

    09.04.2011 Seite 30 von 58

  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 17

    31/58

    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    und auch Theophil kein Haar gekrmmt werden. Solltest du aber richtig fhlen,dann Kopf hoch und alle Krfte einen, um das Bse unwirksam zu machen."Lieber Lazarus", entgegnete Ruth, deine Worte sind gut gemeint, aber siedringen nicht in mein Herz, weil Schmerz fr Theophil darin lebt."

    Liebe Ruth", antwortete Lazarus zuversichtlich, glaube an des HeilandesLiebe, Macht und Herrlichkeit, dann wird alles gut! Der Herr prfet keinenumsonst und hat Helfer in berflle, die Ihm zu Diensten