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im Alter
Mangel-ernährung
für Angehörige
Alarmsignale & Maßnahmen
Leitfaden
In Kooperation mit
DSL-Mangelernährung 18.04.2005 17:12 Uhr Seite 1
Inhalt
Seite
Vorwort 3
|1| Was bedeutet Mangelernährung? 4
|2| Ursachen der Mangelernährung 5|2.1| Ernährungsgewohnheiten 5|2.2| Appetitlosigkeit, nachlassendes Durstempfinden 6|2.3| Kau- und Schluckbeschwerden 7|2.4| Krankheiten, Schmerzen, Depressionen 7|2.5| Nebenwirkungen von Medikamenten 8
Übersicht: Ursachen einer Mangelernährung 9
|3| Folgen der Mangelernährung 10|3.1| Mangel an Energie 10|3.2| Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen 11|3.3| Vitaminmangel 12
Übersicht: Folgen einer Mangelernährung 13
|4| Hinweise auf eine Mangelernährung 14|4.1| Alarmsignale 14|4.2| Fragebogen zum Ernährungszustand 15|4.3| Medizinische Diagnose 16
Nutri-Risk-Analyse 17
|5| Maßnahmen bei Mangelernährung 18|5.1| Äußere Ursachen der Mangelernährung reduzieren 18|5.2| Ernährungsmaßnahmen 19|5.3| Bilanzierte Trinknahrung 21|5.4| Sondennahrung 23
Ratschläge für Angehörige 24Kontaktadressen 27
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Mangelernährung im Alter | 3 |
| Priv.-Doz. Dr. Dorothee Volkert |Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften
Unser Angebot an Nahrungsmitteln ist reichhaltig und abwechs-lungsreich. In Deutschland braucht keiner mehr zu hungern.Umso erschreckender sind die Ergebnisse verschiedener Studien,nach denen bis zu zwei Drittel der älteren Heimbewohner undKlinikpatienten mangelernährt sind.
Obwohl der Zusammenhang zwischen Ernährung, Gesundheitund Wohlbefinden allgemein bekannt und unbestritten ist, fin-det die ausgewogene und angemessene Ernährung alter Men-schen kaum Beachtung. Probleme bei der Nahrungsaufnahme,Appetitlosigkeit oder ein erhöhter Nahrungsbedarf werden häu-fig gar nicht oder viel zu spät wahrgenommen. Die Folgen sindbeträchtlich. Neben zunehmender körperlicher Schwäche, einemverstärkten Abbau geistiger Fähigkeiten, Depressionen und Teil-nahmslosigkeit kann es zu einer Vielzahl von Folgeerkrankungenund Störungen kommen. Die Pflegebedürftigkeit steigt.
Angesichts der bestehenden Defizite bei der Nahrungsversor-gung älterer Menschen sind Angehörige, Betreuende und Pfle-gekräfte gefordert, Hinweise auf Mangel- und Unterernährungernst zu nehmen und Maßnahmen zur Verbesserung der Er-nährungsversorgung zu ergreifen. Mit dieser Broschüre möch-ten wir Ihnen einen Leitfaden an die Hand geben, damit Sieerste Anzeichen einer drohenden Mangelernährung erkennenund angemessen darauf reagieren können.
Priv.-Doz. Dr. Dorothee Volkert
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| 4 | Mangelernährung im Alter
Was bedeutet
Mangelernährung?
|1| Was bedeutet Mangelernährung?
Der Begriff „Lebensmittel“ kommt nicht von ungefähr: Ohneein Mindestmaß an Energie und Nährstoffen, die wir überunsere Nahrung aufnehmen, kann unser Organismus seinekörperlichen und geistigen Funktionen nicht aufrechterhal-ten. Führen wir dem Körper nicht ausreichend Nährstoffe zu,drohen Schwächezustände sowie Störungen im Stoffwechselmit ernsthaften Folgeerkrankungen. Zudem steigt das Risikofür Infekte. Liegt das Defizit an Nährstoffen darin begründet,dass insgesamt zu wenig gegessen wird, spricht man voneiner quantitativen Mangelernährung. Der Mangelzustandkann jedoch auch durch die fehlende Qualität der Nahrungverursacht werden. Das bedeutet, dass auf Grund einer un-ausgewogenen Nahrungszusammensetzung der Bedarf anganz bestimmten Nährstoffen nicht gedeckt wird.
Sowohl die quantitative als auch die qualitative Mangeler-nährung beziehungsweise die Gefahr ihrer Entstehung be-
trifft viele Betagte undHochbetagte sowie krankeund pflegebedürftige alte
| Mangelernährung im Alter |
Nach Schätzung des Medizi-nischen Dienstes der Spitzen-verbände der Krankenkassen(MDS) leiden in Deutschland 1,6 Millionen der 19,4 Millionenüber 60-Jährigen unter chroni-scher Mangelernährung. Davonleben 1,3 Millionen zu Hauseund 330 000 in Altenpflege-heimen.
|
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Mangelernährung im Alter | 5 |
Menschen. Während sich eine anhaltende quantitative Unter-versorgung in Form einer Gewichtsabnahme deutlich be-merkbar macht, ist der Mangel an speziellen Nährstoffen wieEiweiß, Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen aufden ersten Blick sehr viel weniger offensichtlich.
| Mangelernährung | Bedeutung | Ursachen |
|2| Ursachen der Mangelernährung
Mangelernährung im höheren Lebensalter tritt nicht akutauf. Vielmehr handelt es sich zumeist um eine Verkettungmehrerer Ursachen, die in der Summe dazu führen, dassSenioren über Monate oder sogar Jahre hinweg zu wenigNährstoffe zu sich nehmen.
|2.1| Ernährungsgewohnheiten
Es gibt verschiedene Gründe, die dazu beitragen, dass derSpeiseplan vieler alter Menschen einseitig und nährstoffarmist. Ein verändertes Geschmacksempfinden beispielsweisekann die Ursache dafür sein, dass viele Senioren überwiegend„süß“ essen. Da sie diese Geschmacksrichtung besonders gutwahrnehmen, geben sie einem Marmeladenbrötchen und
| Ein schleichender Prozess |
Die bei Hochbetagten häufignachweisbare Fehlernährung
entsteht meist schleichend undwird von den Betroffenen,
deren Betreuern, Angehörigenund Ärzten deshalb oft nicht
rechtzeitig wahrgenommen undals kritisch bewertet.
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| 6 | Mangelernährung im Alter
| Zu wenig Obst und Gemüse |
Die Ernährung alter Menschen istoft einseitig. Leere Kalorien inForm von Weißbrot, Milchbrei
oder Pudding werden häufig einerballaststoffreichen Kost mit vielObst und Gemüse vorgezogen.
Ursachen
der Mangelernährung| Ernährungsgewohnheiten |
dem süßen Pudding gegen-über einem frischen Salatund dem belegten Voll-kornbrot den Vorzug. Hinzukommt, dass einige ältere Menschen, die alleine leben, weni-ger regelmäßig essen, keinen großen Aufwand mit der Zu-bereitung ihrer Speisen betreiben wollen oder es als depri-mierend empfinden, alleine am Tisch zu sitzen. Andere, diemit Essen versorgt werden, lehnen Gerichte ab, die sie nichtkennen oder die anders als gewohnt zubereitet sind.
|2.2| Appetitlosigkeit, nachlassendes Durstempfinden
Das veränderte Geschmacksempfinden beeinflusst selbstver-ständlich auch den Appetit. Die Lust und der Genuss amEssen gehen verloren. Außerdem können akute Erkrankun-gen, Schmerzen, aber auch soziale Faktoren wie Trauer undEinsamkeit zumindest vorübergehend für einen Appetit-verlust verantwortlich sein. Ein Mangel an Bewegung undfrischer Luft trägt zusätzlich dazu bei, dass Appetit undHungergefühle schwinden. Darüber hinaus ist im fortge-schrittenen Alter meist das normale Durstempfinden gestört.Deshalb droht neben einer Mangel- und Unterernährungauch die Gefahr der Austrocknung.
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Mangelernährung im Alter | 7 |
| Appetit, Durstempfinden | Kau- und Schluckbeschwerden |
|2.3| Kau- und Schluckbeschwerden
Werden kauintensive Lebensmittel wie Fleisch, Frischobstoder Vollkornprodukte gemieden, stecken möglicherweiseKau- und Schluckprobleme dahinter. Schmerzende Zähneoder schlecht angepasste Zahnprothesen erschweren dasZerkleinern der Nahrung. Aber auch organische und motori-sche Störungen wie beispielsweise eine Schwächung der Kaumuskeln, ein Nachlassen des Schluckreflexes, Folgeer-scheinungen eines Schlaganfalls oder der Parkinsonerkran-kung sowie ein Mangel an Speichel können zu erheblichenSchwierigkeiten beim Kauen und Schlucken führen. FürMenschen mit Kau- und Schluckbeschwerden bedeutet dasEssen nicht nur eine große Anstrengung. Manche empfindenes auch als beschämend, wenn ihre Probleme in Gesellschaftoffenkundig werden, weil sie sehr langsam essen müssenoder ihnen Nahrung aus dem Mund läuft.
|2.4| Krankheiten, Schmerzen, Depressionen
Der normale Alterungsprozess bringt eine kontinuierlicheAbnahme der Leistungsfähigkeit mit sich. Zudem wächst die
Wahrscheinlichkeit fürakute wie chronische
| Kein Hunger, kein Appetit |
Viele bettlägerige alte Patien-ten verspüren kaum nochAppetit und Hunger. Es istAufgabe der Angehörigen undBetreuer, auf eine ausreichendeEssensmenge zu achten.
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| 8 | Mangelernährung im Alter
Ursachen
der Mangelernährung
Krankheiten. Das bedeutet, dass vermehrt Funktionsbeein-trächtigungen bei Organen und beim Bewegungsapparatauftreten können. Dies kann sich zum einen direkt auf denAppetit auswirken, zum anderen die Aufnahme von Nähr-stoffen aus dem Darm beeinträchtigen und den Bedarf anbestimmten Nährstoffen erhöhen.
Schmerzen und psychische Probleme, Depressionen und Ein-samkeit können mitunter dazu führen, dass zu wenig gegessenoder Nahrung abgelehnt wird. Altersverwirrte oder vergesslicheMenschen, die kein normales Hungergefühl oder keinen richti-gen Appetit verspüren, wissen vielfach nicht, wann sie zuletztgegessen haben. Auch in diesen Fällen ist eine ausreichendeNährstoffaufnahme fraglich.
|
| Nebenwirkungen |
Einige Krankheiten und diedamit verbundene Medika-menteneinnahme könnendie Nahrungsaufnahme undNährstoffverwertung stören.
|2.5| Nebenwirkungen von Medikamenten
Einige Medikamente beeinträchtigen den Appetit und dasGeschmacksempfinden. Als Nebenwirkungen treten nicht sel-ten Übelkeit und Störungen des Magen-Darm-Traktes auf.Dies alles kann dazu beitragen, dass der Körper nicht ausrei-chend mit Nährstoffen versorgt ist.
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Mangelernährung im Alter | 9 |
| Krankheiten, Schmerzen, Depressionen | Medikamente |
| Ursachen von Fehl- und Mangelernährung im Alter |
• Geringes Einkommen
• Einsame Wohnsituation, ungewohnte
Umgebung
• Fehlende Hilfsangebote
• Trauer
Häufige Alters-veränderungen
Ernährungs-verhalten
Krankheits- undMedikamenten-effekte
KörperlicheBehinderungen
Geistige und psychische Beeinträchtigungen
Ökonomische undsoziale Aspekte
Tabellen nach D. Volkert, Malnutrition, Klinische Geriatrie, Springer Verlag 2000
• Veränderte Hunger- und
Sättigungsregulation
• Nachlassende Sinneswahrnehmungen
• Veränderte Körperzusammensetzung
• Eingeschränkte Stressbewältigung
• Einseitige Ernährung
• Ungenügende Nahrungsmenge
• Appetitmangel (Anorexie)
• Behinderung bei der Nahrungsaufnahme
• Störungen der Verdauungsfunktion
• Erhöhte Nährstoffverluste
• Erhöhter Nährstoffbedarf
• Schmerzen
• Bewegungsstörungen, Immobilität
• Behinderungen der oberen Extremitäten
• Kaubeschwerden
• Schluckstörungen
• Vergesslichkeit, Verwirrtheit, Demenz
• Depressionen
• Psychosen, Angst vor Vergiftung
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| 10 | Mangelernährung im Alter
Folgen der
Mangelernährung
| Nachlassende Lebensfreude |
Wenn die Leistungsfähigkeit des Körpersnachlässt, schwinden auch Lebensenergieund Lebensfreude.
| Eiweißmangel |
|3| Folgen der Mangelernährung
Die Folgen einer unbehandelten Unter- oder Mangelernährungsind weit reichend. Umfang und Schwere hängen von Ausmaßund Dauer des Nährstoffmangels ab. Unspezifische Symptomewie Schwäche, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Antriebsarmuttreten bereits bei einer leichten Mangelernährung auf. Ein an-haltendes Nährstoffdefizit hat starke körperliche Beeinträchti-gungen und Störungen wichtiger Organfunktionen zur Folge.Bei mangelernährten Menschen steigt die Anfälligkeit für Krank-heiten. Sie sind zunehmend auf Pflege angewiesen und büßen
einen erheblichen Teil an Lebens-qualität ein.
|3.1| Mangel an Energie
Der Körper benötigt kontinuierlich Energie, um all seine lebens-wichtigen Funktionen wie Atmung, Stoffwechsel, Kreislauf undTemperaturregulierung aufrechtzuerhalten. Durch geringereStoffwechselaktivität, aber auch verringerte körperliche Aktivitä-ten sinkt mit dem Alter der Energiebedarf. Er steigt allerdings inFolge von Erkrankungen und Infektionen erheblich an, so dass,bedingt durch eine unzureichende Nahrungsmenge und verän-derte Essgewohnheiten, die ausreichende Energieversorgunghäufig nicht gewährleistet ist.
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Mangelernährung im Alter | 11 |
Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen |
Kohlenhydrate sind die am leich-testen zugängliche Energiequelle. Sie werden bei der Verdauungin Zucker umgewandelt und gelangen in den Blutkreislauf. Einstarker Abfall des Blutzuckers führt zu Kopfschmerzen, Kreis-laufproblemen, Schwächegefühl, sinkender Konzentrationsfähig-keit sowie Sehstörungen.
Fette spielen sowohl als Energielieferanten als auch als Trägervon fettlöslichen Vitaminen eine wichtige Rolle bei der Ernäh-rung. Sie können als so genanntes Depotfett gespeichert undbei fehlender Energieaufnahme wieder abgebaut werden.
Eiweiße werden als Grundbausteine von Zellen und Gewebendringend benötigt und sind an verschiedenen Stoffwechselvor-gängen beteiligt. Die unzureichende Eiweißzufuhr wirkt sichdeshalb auf viele Funktionsbereiche des Körpers aus: Das Im-munsystem wird geschwächt, Wundheilungsvorgänge und Ge-nesung verzögern sich. Langfristig baut sich Muskelmasse ab, sodass neben einer allgemeinen körperlichen Schwäche auch Be-wegungsabläufe gestört sind und hierdurch die Gefahr von Stür-zen und Knochenbrüchen steigt.
|3.2| Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen
Im Zusammenhang mit einer eiweißarmen Ernährung, beispiels-weise durch fleischarme Kost, wird häufig auch der Bedarf aneinigen wichtigen Spurenelementen nicht gedeckt. Dies gilt ins-
| Energie- und Eiweißmangel |
Stehen nur wenige tierische Nahrungs-mittel auf dem Speiseplan, besteht die
Gefahr eines Eiweißmangels. Milch-produkte sowie hin und wieder Fisch und
Fleisch können dem vorbeugen.
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| 12 | Mangelernährung im Alter
Folgen der
Mangelernährung
| Vitamine |
Obst und Gemüse leisten einen wichtigen Beitragzur Vitaminversorgung und sind eine idealeZwischenmahlzeit.
|
besondere für Zink und Eisen. Eisen ist Bestandteil des rotenBlutfarbstoffs und kommt unter anderem im Muskeleiweiß undin zahlreichen Enzymen vor. Ein anhaltender Eisenmangel führtdazu, dass der Sauerstofftransport über die roten Blutkörperchengestört ist. Typische Anzeichen sind neben der HautblässeMüdigkeit und Erschöpfungszustände.
Zink ist an einer Vielzahl von Stoffwechselreaktionen beteiligtund nimmt eine wichtige Funktion bei der Immunabwehr ein.Ein Zinkmangel wirkt sich deshalb in Form einer erhöhten In-fektanfälligkeit und verzögerten Wundheilung aus. Außerdemführt er häufig zu Müdigkeit, Appetitverlust sowie Geruchs-und Geschmacksstörungen.
|3.3| Vitaminmangel
Frisches Obst und Gemüse leisten einen wichtigen Beitrag zurVitaminversorgung. Viele alte Menschen nehmen jedoch nurunzureichende Mengen dieser Lebensmittel zu sich und sinddemzufolge mit einigen Vitaminen wie zum Beispiel Folsäureunterversorgt. Außerdem kann der Bedarf an Vitaminen durchKrankheiten und Medikamente erhöht sein.
Vitamine sind notwendig, da ohne dieseSubstanzen eine große Zahl lebenswich-tiger Reaktionen im Organismus nichtstattfinden kann. Entsprechend folgen-schwer sind die Mangelerscheinungen.Sie reichen von Appetitlosigkeit, Müdig-
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Mangelernährung im Alter | 13 |
| V i t a m i n e | F o l g e n d e r M a n g e l e r n ä h r u n g |
| Mögliche Folgen einer Mangelernährung |
Auswirkungen auf:
Skelettmuskulatur
Folgen:
• Muskelabbau• Verlust der Muskelkraft • Störungen im Bewegungsablauf• Erhöhtes Sturzrisiko, Knochenbrüche
• Verringerung der Herzmuskelmasse und des Schlagvolumens
• Herzrhythmusstörungen
• Abnahme der Atemmuskulatur• Schwächere und kürzere Atemzüge
• Schwächung des Immunsystems• Erhöhung der Infektanfälligkeit• Verzögerung der Genesung
• Störung und Verzögerung derWundheilung
• Erhöhtes Risiko für Druckgeschwüre und Wundliegen
• Neurologische Störungen• Demenz
• Allgemeine Schwäche• Müdigkeit• Antriebslosigkeit• Verlust der Lebensfreude
Herzmuskel
Lunge
Immunsystem
Haut
Gehirn
Allgemeinbefinden
keit, Schlaflosigkeit über organische Schäden, Muskelschwäche,Osteoporose und Zellschäden bis hin zu neurologischen Störun-gen und Depressionen.
Ein Vitaminmangel bleibt im Anfangsstadium allzu oft unbe-merkt, da die Symptome zunächst unauffällig sind. Allerdingskann durch eine permanent unzureichende Vitaminversorgungder Grundstein für chronische Krankheiten und ein erhöhtesInfektionsrisiko gelegt werden. Umgekehrt ist eine bedarfsge-rechte Vitaminversorgung eine gute Vorbeugung gegen vieleKrankheiten.
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| 14 | Mangelernährung im Alter
Einseitige Ernährung,Bedarf an Nährstoffen
ist nicht gedeckt
Appetitlosigkeit
Unter- undMangelernährung
Schwächung derImmunabwehr
Infektanfälligkeitsteigt
Krankheiten tretenvermehrt auf
Antriebslosigkeit,nachlassendeLebensfreude
| Teufelskreis |
Mangelernährung hat weit reichende Konsequenzen.Ohne eine zielgerichtete
Therapie kann der Teufelskreisdes Nährstoffmangels
kaum gestoppt werden.
Hinweise auf
eine Mangelernährung|
|4| Hinweise auf eine Mangelernährung
Die durch Mangelernährung entstehenden gesundheitlichenBeeinträchtigungen und die nach und nach schwindende Le-bensqualität und Lebensfreude der Betroffenen lassen sichverhindern. Wird der schlechte Ernährungszustand frühzeitigerkannt und mit gezielter Ernährungstherapie korrigiert, soist es möglich, den Kreislauf der Mangelernährung zu durch-brechen. Deshalb ist es so wichtig, erste Hinweise ernst zunehmen.
|4.1| Alarmsignale
Ein deutliches Zeichen einer anhaltenden Mangel- oderUnterernährung ist die unbeabsichtigte Gewichtsabnahme inden letzten Wochen und Monaten. Allzu häufig wird dasKörpergewicht alter Menschen jedoch nicht regelmäßig kon-trolliert und dokumentiert, so dass Gewichtsverluste mituntererst auffallen, wenn die Kleidung schlottert, das Gesicht einge-fallen oder die Hände knochig wirken. Achten Sie deshalb aufmögliche Alarmsignale eines beginnenden Nährstoffmangels.Appetitlosigkeit, sehr einseitige Ernährung, das Auslassen und
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Mangelernährung im Alter | 15 |
| Alarmsignale | Fragebogen zum Ernährungszustand |
Ablehnen von Mahlzeiten, körperliche Schwäche, Schluck-störungen, Hautveränderungen, Teilnahmslosigkeit und De-pressionen sollten nicht einfach als allgemeine Alterserschei-nungen abgetan werden. Sie haben eine Ursache.
Außerdem sollten Sie Hinweisen auf mögliche Austrock-nungserscheinungen nachgehen. Wenn bei älteren Menschendas Durstempfinden nachlässt und sie mit ihren Ernährungs-gewohnheiten auch das Trinkverhalten verändern, erhält derKörper nicht mehr ausreichend Flüssigkeit. Deutliche Anzei-chen hierfür sind Mundtrockenheit, Mund- und Zungenbren-nen, Verstopfung, dunkler Urin, Blutdruckabfall, Schwächeund Verwirrtheitszustände.
|4.2| Fragebogen zum Ernährungszustand
Haben Sie den Verdacht, dass der Ernährungsstatus einesAngehörigen unzureichend ist, können Sie sich innerhalbkürzester Zeit mit Hilfe einiger Fragen einen Überblick ver-schaffen.
Standardisierte Fragebögen wiezum Beispiel die Nutri-Risk-Analyse haben sich als aussa-gekräftige, einfache undzuverlässige Tests zur Risiko-
| Früherkennung |
Die routinemäßige Erhebung desErnährungszustandes bei älteren
Patienten ist ohne großen Aufwandmittels eines einfachen, standardisier-
ten Fragebogens möglich.
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| 16 | Mangelernährung im Alter
| Gewichtskontrolle |
Durch eine regelmäßigeGewichtskontrolle kann eine
drohende Unterernährung frühzeitig erkannt werden.
eine MangelernährungHinweise auf |
abschätzung einer Mangelernährung bewährt: BeantwortenSie die vier Schlüsselfragen zum Allgemeinzustand des Be-troffenen. Ihre Beurteilungen werden mit Punkten gewichtet.Die Auswertung der Gesamtpunktzahl ermöglicht eine Unter-scheidung zwischen normaler Ernährung und Risiko einerMangelernährung. Liegt ein Risiko vor, so ist eine umfassendemedizinische Untersuchung unbedingt notwendig.
|4.3| Medizinische Diagnose
Durch weiterführende Befragungen, verschiedene Messungenund eine ausführliche körperliche Untersuchung kann der Arztdas Ausmaß des Mangelzustandes beurteilen. Das Erschei-nungsbild, Haut, Augen, Mund sowie neurologische Auffällig-keiten sind wichtige Anhaltspunkte für seine Einschätzung.
Objektive Größen zur Beurteilung des Ernährungszustandesliefern genaue Messwerte. Dazu gehören Körpergewicht,Körpergröße und der daraus berechnete Body-Mass-Index(BMI). Aussagekräftig sind hier vor allem Verlaufsmessungenüber einen längeren Zeitraum, die Veränderungen dokumen-tieren können.
Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, anhand von Blut-untersuchungen den tatsächlichen Mangel an bestimmtenNährstoffen festzustellen.
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Mangelernährung im Alter | 17 |
| Nutri-Risk-Analyse |
Der vorliegende Erfassungsbogen ermöglicht eine erste Einschätzung, ob einePerson ein Risiko für eine Mangelernährung aufweist.
Frage 1: Welcher Body-Mass-Index (BMI) liegt vor?(BMI = Körpergewicht/(Körpergröße)2 in kg/m2)0 Punkte = BMI > 24 1 Punkt = BMI = 20–24 2 Punkte = BMI ≤ 20Frage 2: Hat die Person in letzter Zeit unbeabsichtigt Gewichtverloren?0 Punkte = nein 1 Punkt = moderater Gewichtsverlust 2 Punkte = schwerer GewichtsverlustFrage 3: Hat die Person in den letzten Wochen weniger als normalgegessen?0 Punkte = nein2 Punkte = jaFrage 4: Liegt ein stressbedingt erhöhter Bedarf auf Grund einerErkrankung vor?0 Punkte = nein 1 Punkt = mäßig (z. B. Infektionen, Tumorerkrankungen,
kleine OP, neurologische Erkrankungen)2 Punkte = hoch (z. B. multiple Verletzungen, Verbren-
nungen, große OP, schwere Schluckstörungen)
| Medizinische Diagnose | Nutri-Risk-Analyse |
Auswertung:0–2 Punkte: Risiko einer Mangelernährung gering• Keine besondere Ernährungstherapie notwendig• Teilnahme an den normalen Mahlzeiten• Neue Erhebung in ca. 4 Wochen
3-4 Punkte: Risiko einer Mangelernährung vorhanden• Verstärkte Beobachtung des Patienten über 1 Woche, dann neue
Risikoabschätzung• Abklärung der Ursachen• Evtl. Durchführung eines Ernährungsprotokolls (Rücksprache mit
dem behandelnden Arzt)
≥ 5 Punkte: Hohes Risiko einer Mangelernährung• Weiterführende ärztliche Diagnostik wird dringend empfohlen• Einsatz von Trink- und ggf. Sondennahrung nach Rücksprache mit
dem behandelnden Arzt
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| 18 | Mangelernährung im Alter
MangelernährungMaßnahmen bei
|5| Maßnahmen bei Mangelernährung
Es bedarf sehr viel Sorgsamkeit und Unterstützung von ver-schiedenen Seiten, um ein bestehendes Nährstoffdefizit aus-zugleichen. Mangelernährte Patienten, die allein zu Hauseleben und sich selbst versorgen, sind auf Hilfe angewiesen.Sie brauchen einen Ansprechpartner und Betreuer, der ihnenRückhalt während der Therapie und bei der Therapiekontrollebieten kann. In Pflegeeinrichtungen ist es die Aufgabe desPersonals, die Nährstoffversorgung sicherzustellen. Sollten Sieden Verdacht haben, dass keine beziehungsweise nur unzu-reichende Maßnahmen gegen eine drohende oder bereits
bestehende Mangelernährunggetroffen werden, sollten Sieunbedingt den behandelndenArzt und das Pflegepersonaldarauf ansprechen.
|5.1| Äußere Ursachen der Mangelernährung reduzieren
Oberstes Ziel bei der Behandlung einer Mangelernährung istes, die bedarfsgerechte Nährstoffaufnahme wiederherzustel-len. Gehen Sie deshalb den Ursachen für die unzureichendeNahrungsaufnahme auf den Grund und versuchen Sie, diestörenden Faktoren auszuschalten. So können das Anpassen
| Hilfe und Unterstützung |
Bei der Betreuung und Therapie man-gelernährter Patienten müssen Angehö-rige, Ärzte und Pflegepersonal zusam-menarbeiten und auf die individuellenBedürfnisse des Betroffenen eingehen.
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einer Zahnprothese, intensive Mundpflege und eine Schluck-therapie dazu beitragen, dass die Nahrungsaufnahme erleich-tert wird. Krankengymnastik, Ergotherapie und Esstraininghelfen bei körperlichen Beeinträchtigungen, die Bewegungs-abläufe einzuüben. Darüber hinaus sind technische Hilfsmittelwie spezielles Besteck, Teller und Tassen eine gute Möglich-keit, um das selbstständige Essen und Trinken zu vereinfa-chen. Grunderkrankungen und Medikamente, die Einfluss aufden Ernährungsstatus und den Appetit haben, müssen vomArzt kontrolliert werden.
|5.2| Ernährungsmaßnahmen
Als wichtigste Maßnahmen gegen eine Mangelernährungmuss zum einen für ein ausreichendes Nährstoffangebotgesorgt werden, zum anderen sollten Sie alles dafür tun, umden Appetit des Patienten anzuregen. Stellen Sie einenSpeiseplan auf, der energiereiche Kost mit hoher Nährstoff-dichte enthält. Das bedeutet beispielsweise eine abwechs-lungsreiche Zusammenstellungmit Nahrungsmitteln wie fett-reicher Milch und Milchpro-dukten, Gemüse, Obst undVollkornprodukten sowieFleisch und Fisch.
Mangelernährung im Alter | 19 |
| Ä u ß e re Ursachen | Ernährungsumstellung |
| Hilfe beim Einkauf |
Lebt Ihr Angehöriger zu Hause, unter-stützen Sie ihn beim Einkauf und füllenSie gegebenenfalls den Kühlschrank mit
nährstoffreichen Produkten.
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| 20 | Mangelernährung im Alter
Sorgen Sie dafür, dass die Gerichte appetitlich und ge-schmackvoll zubereitet sind. Um den Geschmack zu intensi-vieren, sparen Sie nicht mit Kräutern und Gewürzen. GehenSie auf Essenswünsche und -vorlieben ein – Lieblingsspeisenbleiben selten unangerührt.
Beachten Sie bei Kau- und Schluckbeschwerden die Konsis-tenz der angebotenen Speisen. Oft hilft es, schlecht zu zer-kleinernde oder trockene Bestandteile der Nahrung, wie bei-spielsweise harte Brotrinde, zu entfernen oder festes Obst zuzerkleinern. Komplett pürierte, breiartige Kost ist in vielenFällen nicht nötig und fördert nicht den Appetit. Da großeEssensportionen, insbesondere bei Appetitlosigkeit, meist aufAblehnung stoßen, ist es sinnvoll, mehrere kleinere Zwischen-mahlzeiten anzubieten. Wichtig für viele alte Menschen ist,dass – auch für diese Zwischenmahlzeiten – festgelegteEssenszeiten eingehalten werden. Zu jeder dieser Mahlzeitensollten Sie ein Glas Wasser oder Tee reichen, damit nicht nurdie gewünschte Nahrungs-, sondern auch die erforderlicheTrinkmenge von 1,5 bis 2 Litern erreicht wird.
| Ernährungsumstellung |
Versuchen Sie, die Energie- undNährstoffzufuhr solange wiemöglich durch normale Mahl-zeiten zu sichern. Die eigen-ständige Essenseinnahme ist fürviele Patienten psychisch vongroßer Bedeutung.
MangelernährungMaßnahmen bei |
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Mangelernährung im Alter | 21 |
Schaffen Sie außerdem eineruhige und behagliche Atmos-phäre während der Mahlzeitenund vermeiden Sie Störungenoder Ablenkungen. Ihr Ange-höriger braucht möglicherweise viel Zeit zum Essen und istüber Ihre Gesellschaft dabei dankbar.
|5.3| Bilanzierte Trinknahrung
Häufig kann trotz Optimierung des Nahrungsangebots, desUmfeldes und einer medizinischen Behandlung möglicherGrunderkrankungen die ausreichende Nährstoffaufnahmenicht gewährleistet werden. In diesen Fällen ist zur ergänzen-den Ernährungstherapie eine Trinknahrung erforderlich.
Energie- und nährstoffreiche Trinknahrungen (in Apothekenerhältlich, z. B. Fortimel) sind besonders geeignet, umDefizite auszugleichen und Mangelerscheinungen sowieUnterernährung zu vermeiden. Diese Produkte sind verord-nungsfähig und können bei drohender Mangelernährungvom behandelnden Arzt verschrieben werden. Es gibt einebreite Palette an Trinknahrungen, die ganz unterschiedlicheAnforderungen erfüllen, so dass eine bedarfsgerechte Er-nährung in jedem Fall möglich ist.
| Appetitanregend |
Frische Luft und Bewegung fördernden Appetit. Begleiten Sie, wennmöglich, Ihren Angehörigen bei
kurzen Spaziergängen und ermun-tern Sie ihn zu einfachen gymnasti-
schen Übungen.
| Ernährungsumstellung | Bilanzierte Trinknahrung |
DSL-Mangelernährung 18.04.2005 17:13 Uhr Seite 21
| Bilanzierte Trinknahrungen |
Trinknahrungen sind die anerkannteLösung, wenn Mangelernährungdroht oder bereits eingetreten ist.Trinknahrungen sind auch verord-nungsfähig. Fragen Sie diesbezüglichden behandelnden Arzt.
| 22 | Mangelernährung im Alter
MangelernährungMaßnahmen bei
Manche Trinknahrungen sindals ergänzende Therapie ge-dacht. Sie stehen beispielsweise
als effektiver Eiweißlieferant anstatt des herkömmlichen Pud-dings auf dem Speiseplan. Angepasst an die Vorlieben ältererMenschen sind sie in verschiedenen Geschmacksrichtungenerhältlich. Fruchtig mit Erdbeer- oder Aprikosengeschmackoder auch in Vanille, Schokolade oder Karamel. Außerdemkönnen Sie viele Speisen mit diesen hochwertigen, energie-und eiweißreichen Produkten aufwerten, denn diese sindbackfähig und können bis zu 80°C erhitzt werden. Auf dieseWeise erhält beispielsweise die Gemüsesuppe zusätzlicheEnergie, Soßen lassen sich ideal verfeinern, Gleiches gilt fürEier- und Milchspeisen oder Fruchtgetränke. Andere energie-und eiweißreiche Trinknahrungen sind auch zur ausschließ-lichen Ernährung geeignet und versorgen den Körper mitallen Nährstoffen, die wir zum Leben brauchen.
Viele wissenschaftliche Studien belegen die positiven Effekteauf die Abwehrkräfte und den Heilungs- und Therapieerfolgund weisen auf die Wirkung der Trinknahrungen zur Verbes-serung des Allgemeinbefindens und der Lebensqualität hin.
|
DSL-Mangelernährung 18.04.2005 17:13 Uhr Seite 22
Mangelernährung im Alter | 23 |
|5.4| Sondennahrung
Wenn alle Möglichkeiten einer ausreichenden Nährstoffauf-nahme durch Zusatznahrungen oder ausschließliche Trinknah-rungen erschöpft sind, sollte eine künstliche Ernährung in Be-tracht gezogen werden. Bei massiven Schluckstörungen und beistark geschwächten, pflegebedürftigen Patienten gelingt esmitunter nur, per Sondenernährung alle Nährstoffe in ausrei-chender Menge zuzuführen und auf diese Weise lebenswichtigeFunktionen aufrechtzuerhalten.
Je nach Ernährungsstatus und Allgemeinzustand ist eine Son-denernährung im Rahmen einer Ernährungstherapie über einigeWochen angezeigt, sie kann jedoch auch langfristig notwendigsein. Mit entsprechender Unterstützung eines professionellenPflegeteams kann eine solche künstliche Ernährung auch zuHause durchgeführt werden.
Bevor eine künstliche Ernährung eingeleitet wird, bedarf es derausführlichen Information und Aufklärung des Patienten undder Angehörigen. Die Vor- und Nachteile der Sondenernährungmüssen sorgfältig gegeneinanderabgewogen werden. Letztlich soll-te der Wille des Betroffenen maß-geblich für die Entscheidung sein.
| Individueller Ernährungsplan |
Angepasst an die individuellen Bedürfnissedes Patienten wird ein Ernährungsplan
erstellt. Reicht eine Ernährungsumstellungallein nicht aus, ist eine ergänzende
Ernährungstherapie mit Zusatznahrungennotwendig. Als letzter Schritt wird eine
künstliche Ernährung eingeleitet.
| Bilanzierte Trinknahrung | Sondennahrung |
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| 24 | Mangelernährung im Alter
Ernährungsmaßnahmen
• Erstellen Sie in Absprache mit dem Arzt oder demErnährungsberater einen Ernährungsplan
• Achten Sie auf nährstoff- und energiereiche Kost:fettreiche Milch und Milchprodukte, Obst, Gemüse, Salate,Kartoffeln, Vollkornprodukte, Fleisch, Fisch, Eier
• Sorgen Sie für eine appetitliche und geschmacksintensiveZubereitung der Speisen
• Gehen Sie auf Essenswünsche des Angehörigen ein
• Wenn möglich, sorgen Sie für mehrere kleine Mahlzeiten
• Fingerfood erleichtert das selbstständige Essen
• Passen Sie bei Kau- und Schluckstörungen die Konsistenz derNahrung den Beschwerden an, z. B. Brot ohne Rinde oderweich gedünsteter Fisch und Gemüse; ausschließlich breiarti-ge Speisen sind dem Appetit meist nicht förderlich und wer-den häufig abgelehnt
• Sollte Ihr Angehöriger Essen auf Rädern bekommen, ergänzenSie, wenn nötig, die Nahrung durch frische, nährstoffreicheLebensmittel
• Wird Ihr Angehöriger in einem Pflegeheim versorgt, versuchenSie, das Pflegepersonal zu unterstützen; bringen Sie zumBeispiel, in Absprache mit der Pflegeeinrichtung, Lieblings-speisen mit
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AngehörigeRatschläge für
DSL-Mangelernährung 18.04.2005 17:13 Uhr Seite 24
Mangelernährung im Alter | 25 |
• Kann eine ausreichende Nährstoffversorgung nicht sicher-gestellt werden, sorgen Sie für Zusatznahrungen z. B. in Formvon Trinknahrung
• Achten Sie auf reichlich Flüssigkeit: Mineralwasser, Früchte-und Kräutertees, Frucht- und Gemüsesäfte sind geeigneteGetränke; auch gegen Kaffee, schwarzen Tee und Alkohol inMaßen ist nichts einzuwenden
• Ein Glas Wasser oder Tee zu den Mahlzeiten sollte zurGewohnheit werden
• Ein Trinkplan für den Tag und das Bereitstellen der Getränke,die über den Tag getrunken werden müssen, hilft dabei, diegewünschte Flüssigkeitsmenge zu erreichen
Appetitanregung
• Ermuntern Sie Ihren Angehörigen zu körperlichen Aktivitätenund Bewegung
• Versuchen Sie es möglich zu machen, dass Ihr Angehörigerein Mal am Tag an die frische Luft kommt
• Mitunter können ein Aperitif oder ein Schluck Wein zurEntspannung beitragen und den Appetit anregen
| E r n ä h r u n g s m a ß n a h m e n | T r i n k p l a n |
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| 26 | Mangelernährung im Alter
Ratschläge für |
Pflege und Betreuung
• Nehmen Sie sich die Zeit, dem Angehörigen während desEssens Gesellschaft zu leisten
• Vermeiden Sie Störungen und Ablenkungen während derMahlzeiten
• Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre während desEssens
• Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung beim Essen;wenn möglich, sollte Ihr Angehöriger sein Essen auf einemStuhl sitzend am Tisch einnehmen
• Überprüfen Sie, ob die Zahnprothese richtig angepasst ist
• Achten Sie darauf, dass die Nahrung heruntergeschluckt wird
• Stellen Sie bei Bedarf spezielles Besteck, Teller, Tassen, die dasEssen und Trinken erleichtern, zur Verfügung
• Halten Sie regelmäßig Rücksprache mit dem behandelnden Arzt und weisen Sie ihn auf Auffälligkeiten hin
• Die Ursachen für Schluckstörungen sollten auf jeden Fallmedizinisch abgeklärt werden
• Nehmen Sie, wenn nötig, professionelle Pflegehilfe inAnspruch (Einkaufsdienste, Essen auf Rädern)
• Besprechen Sie rechtzeitig die Vor- und Nachteile einer künst-lichen Ernährung, damit Sie später nach dem Willen IhresAngehörigen entscheiden können
Angehörige
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Kontaktadressen
• Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.Godesberger Allee 18, 53175 BonnTel.: 0228/3776-600, Fax: 0228/3776-800www.dge.de
• Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. Am Campus Charité Mitte, Medizinische KlinikenSchumannstr. 20/21, 10117 Berlin DGEM-Infostelle Tel.: 030/[email protected], www.dgem.de
• Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V.gerikomm Media GmbH i.G.Kampstr. 7, 30629 HannoverTel.: 0511/581584, Fax: 0511/[email protected], www.dggeriatrie.de
• Max-Bürger-Institut für AltersforschungTönisheider Str. 24, 42553 VelbertTel.: 02053/494681, Fax: 02053/494625
• Pfrimmer Nutricia GmbHAm Weichselgarten 23, 91058 ErlangenTel.: 09131/7782-0, Fax: 09131/[email protected], www.pfrimmer-nutricia.de
Nutri-Risik-AnalyseDen Erfassungsbogen zur Risikobestimmung einer Mangel-ernährung bei Senioren können Sie im Internet unter www.nutri-risk.de herunterladen
Weitere Informationen zu Trinknahrungen und derenVerordnungsfähigkeit sowie zur Ernährungstherapie:Infotelefon Pfrimmer Nutricia: 09131/7782620
| P f l e g e u n d B e t r e u u n g | K o n t a k t a d r e s s e n
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Verbreitung, Übersetzung und jeglicheWiedergabe auch von Teilen dieser
Broschüre nur mit Genehmigung desHerausgebers
Impressum
Herausgeber und V. i. S. d. P.:RA Erhard HacklerGeschäftsführender Vorstand DSL e.V. German Seniors
Konzeption und Realisierung:MedCom PublishingHeinemannstraße 3453175 Bonn
Text:Dorit Harms
Ausgabe 2005
Deutsche Seniorenliga e.V.German Seniors
Gotenstraße 16453175 Bonn
E-Mail: [email protected]: www.deutsche-seniorenliga.de
Eine Broschüre in Zusammenarbeit mitPfrimmer Nutricia
www.pfrimmer-nutricia.de
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