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Ausgabe 03/2010 Das kritische Schüler_innenmagazin Power to the pupils Interview mit Helga Hofstadler 16 Tage gegen Gewalt an Frauen klipp & klar 03/2010, zul.nr.GZ02Z033576M, verlagspostamt 4020 Linz POWER TO THE PUPILS

Klipp & Klar Ausgabe 03/11

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Das Magazin für kritische Schüler_innen in Linz und Oberösterreich.

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Ausgabe 03/2010Das kritische Schüler_innenmagazin

Power to the pupils

Interview mit Helga Hofstadler

16 Tage gegen Gewalt an Frauen

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Philipp Stadler

Gerade eben noch waren Sommerferien – und nun ist das

neue Schuljahr bereits in vollem Gange. Damit die Ge-

wöhnung an den grauen Schulalltag etwas leichter fällt,

hat das Klipp&Klar auch diesmal wieder interessante The-

men für nicht ganz so interessante Schulstunden parat.

Die Redaktion zeigt auf, was im Schulsystem derzeit

falsch läuft und wie sich das ändern könnte. Dazu passend

beantwortet Direktorin Helga Hofstadler im Interview ei-

nige Fragen rund um die Neue Mittelschule.

Weiter beschäftigt sich die Ausgabe mit den

16 Tagen gegen Gewalt an Frauen und der

Stadtwache, die seit kurzem in Linz patrouil-

liert. Außerdem beleuchtet die Redaktion Hin-

tergründe zu den Kongresswahlen in den USA

und der baskischen Minderheit in Spanien.

Wer einmal selbst beim Klipp & Klar mitwirken

möchte:

Eine Mail an [email protected] genügt

Power to the pupils

Seite 04

Bund, Land, Lehrer_innen

Seite 07

Im Interview Helga Hofstadler

Seite 14

Österreichische Politik

Seite 22

MHV: aktion kritischer schüler_innenKaisergasse 14 a, 4020 Linz

Chef_innenredaktion: Philipp StadlerRedaktion: Lisa Rastic, Johanna Mayr, Jahn Brüggemann, Martin Schobesberger, Moritz Ablinger, Stefan Schütz, Tarek Elsherif, Sandra Hochmary, Carina Steiner, Carina StrasserLayout: muis, carlo Druck: Druck 2000 Prokop GmbH

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04 Bildungspolitik

Ziffernnoten abschaffen!Notendruck beginnt schon in der Volksschule. Manche Bezirksschulinspektor_innen beobach-ten, dass Eltern nicht nur ihre Kinder, sondern auch Lehrer_innen wegen Noten unter Druck setzen, vor allem, wenn es um den Wechsel von der Volksschule ins Gymnasium geht. Dass Schulnoten teilweise nicht die Kompetenzen der Schüler_innen bewerten, sondern eher will-kürlich vergeben werden, beweisen auch in-ternationale Bildungstests wie Pisa oder Pirls.Mit zunehmendem Leistungsdruck wird außer-dem der Zusammenhalt zwischen den Schü-

ler_innen zerstört und fördert stattdessen Rivalität und Wettstreit unter Schüler_innen.Viel aussagekräftiger als Ziffernnoten, die Schüler_innen in die Stufen „Sehr gut“ bis „Nicht genügend“ einordnen, wäre eine verbale Beurteilung durch die Lehrperson Was können unsere Lehrer_innen wirklich?Nicht zu selten verteilen Lehrkörper ungerecht-fertigte Noten, führen keinen brauchbaren Un-terricht oder wissen gar selbst nicht, wovon sie eigentlich sprechen. Oftmals werden nicht ge-mochte Schüler_innen einfach ungerecht beur-

teilt, Noten bereits im Vorhinein festgelegt. Doch es wird nichts dagegen unternommen, denn Lehrkräfte werden selten kontrolliert und sind teilweise auch unkündbar.

Wir fordern Lehrer_innen, die ihrem Job gewach-sen sind, unterrichten können und alle Schü-ler_innen gleich behandeln. Unterstützen würde diese Forderung beispielsweise ein verpflichten-des Lehrer_innen-Feedback durch die Schüler_in-nen.

Zerrissene Freundschaften, unfähige Lehrer_innen, versteckte Schul-gelder und ungerechte Beurteilungen. Die Liste der Mankos im öster-reichischen Schulsystem ließe sich noch um viele Punkte ergänzen. Für Hunderttausende Schüler_innen ist der tägliche Schulbesuch al-les andere als einfach, darum muss sich dringend etwas ändern!

Power to the PuPilsÜber das österreichische schulsystem

Ziffernnoten sind wenig aussagekräftig

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05Bildungspolitik

Sitzenbleiben abschaffen, sofort!Fast eine Milliarde Euro kostet es Jahr für Jahr, Schüler_innen sitzenbleiben zu lassen. Jährlich werden Klassengemeinschaften und Freund-schaften auseinander gerissen. Studien bele-gen zusätzlich, dass Klassen zu wiederholen wenig bringt, besonders wenn man wegen nur einem „Nicht genügend“ nicht aufsteigen darf.Ist es also wirklich sinnvoll wegen einer oder zwei negativen Beurteilungen gleich ein gan-zes Jahr zu wiederholen? Die Aufstiegsklausel bringt hier auch nur bedingt etwas: Sie erfor-dert nämlich in allen anderen Fächern mehr

als nur positive Ergebnisse und ist auch im-mer vom Willen der Lehrer_innen abhängig.Eine mögliche Alternative wäre ein Modul-system, in dem man nur die negativ ab-geschlossene Kurse wiederholen muss.

Kreuze raus aus den Klassen!In den meisten Industrieländern der Welt gibt es einen gesellschaftlichen Konsens was die Trennung von Religion und Staat betrifft. In Österreich ist das nicht ganz so einfach. Vor al-lem die katholische Kirche hat in der Schule noch immer einen enormen Einfluss, wie die

Kreuze in den Klassen, der Religionsunterricht oder auch die Schulgottesdienste an beson-ders hohen katholischen Feiertagen beweisen.Es ist jedoch bei Weitem nicht in allen Ländern der Welt so, dass die Kirche oder Religion so mas-siven Einfluss auf Bildungsinstitutionen ausübt. So ist es zum Beispiel in der Türkei verboten an der Uni ein Kopftuch zu tragen. Darüber hinaus ist es in Deutschland sogar per Weisung vom obersten Verfassungsgerichtshof verboten, dass ein Kreuz in der Klasse hängt. Weiter ist nicht nur in Frankreich ein Religionsunterricht, wie er hierzulande praktiziert wird, völlig fremd. (lr/ms)

In Österreich ist Bildung und Religion nicht klar getrennt15000 Schüler_innen in Linz demonstrieren 2009 für bessere Bildung

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Volks-, Haupt-, Sonder-, Polytechnische- und Berufsschulen fallen unter den Begriff Pflicht-schulen. Lehrkörper, die an diesen Schulen unter-richten, sind den jeweiligen Bundesländern unter-stellt. Über alle anderen Lehrer_innen bestimmt die Bundesregierung. Das soll sich nun ändern, fordert Erwin Pröll (Landeshauptmann von Nie-derösterreich, ÖVP). Er und sechs weitere Bundes-länder wollen die Macht über alle Lehrpersonen in Österreich. Das würde Einsparungen im zweistel-ligen Millionenbereich bringen, so Pröll.

Bund zahlt, Länder schaffen an

Bestimmen neun verschiedene Bundesländer über alle Lehrer_innen, würde es auch neun ver-schiedene Gesetzeslagen in der Bildungspolitik geben. Nicht nur aus diesem Grund spricht sich Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) dafür aus, dass alle Lehrkräfte in Bundeskompetenz übergehen. Finanziert werden die Lehrkörper oh-nehin bereits vom Bund.

Gier nach MachtEs ergibt keinen Sinn, das Bildungssystem in neun Teile in Form der Bundesländer aufzuspal-ten. Deshalb sollten alle Lehrer_innen vom Bund

angestellt werden. Noch weniger Sinn ergibt es allerdings, sich um Machtverhältnisse zu streiten und darauf zu bestehen, die Kontrolle über die Lehrpersonen zu erhalten. Das Bildungssystem wird dadurch nicht reformiert – egal in welche Richtung das Ergebnis führt.Wenn sich zwei streiten, bleiben bildungspolitisch weitaus wichtigere Reformen auf der Strecke. So wäre es beispielsweise dringend notwendig, die gemeinsame Schule der zehn bis 14-jährigen zu verwirklichen, um allen dieselben Chancen zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft, Ge-schlecht oder dem Bildungsgrad der Eltern. (ps)

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Macht über Lehrkräfte ist nicht das dringendste Problem im Bildungssystem

06 Bildungspolitik

Die Bundesländer haben sie, die Bundesregierung will sie: die Kom-petenz über die 76 800 Lehrkräfte an Österreichs Pflichtschulen. Zur Zeit sind diese Angestellte der Länder. Die Personalkosten, also die Gehälter der Pflichtschullehrer_innen, zahlt allerdings der Bund.

wenn zwei streitenwohin nur mit den leher_innen

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07Bildungspolitik

Mädchen als GewinnerinnenZu Beginn zeigte die Reform ihre Wirkung, Frau-en haben heute die höheren Schulabschlüsse und bleiben seltener sitzen. Doch weiterhin blei-ben Probleme bestehen: der Zusammenhang zwischen beruflichem und schulischem Erfolg besteht nicht. Immer noch hängt die Berufswahl vom Geschlecht ab. HTLs werden hauptsäch-lich von Männern besucht, HBLAs von Frauen.Nimmt man Koedukation genauer unter die Lupe, werden einige Problemfelder aufgedeckt. So verstärkt der gemeinsame Unterricht die Vorurteile zwischen den Geschlechtern und

führt dazu, dass Mädchen oft übersehen oder wenig beachtet werden, da Jungen „dominan-ter“ sind und beispielsweise öfter aufzeigen.

Zurück zum getrennten Unterricht?Dazu gibt es auch schon einige Überlegungen. Eine dieser Ideen ist die so genannte Reflexive Koedukation. Dabei soll die koedukative Praxis re-flektiert, weiterentwickelt und neu gestaltet wer-den. Reflexive Koedukation berücksichtigt, dass Jungen und Mädchen verschieden lernen und unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Eine aktuelle Studie fand heraus, dass Mäd-

chen eher technische Schulen und Berufe wählen, wenn sie in naturwissenschaftlichen Unterrichtsgegenständen mit vielen anderen Mädchen und wenigen Jungen unterrichtet werden. Mögliche Erklärungen dafür sind, dass Mädchen selbstbewusster agieren, wenn sie in Klassen mit hohem Frauenanteil sind. Wei-ter wird vermutet, dass Schülerinnen in tech-nischen Gebieten nicht ausreichend gefördert werden. Die Autorinnen der Studie schlagen deshalb vor, in naturwissenschaftlichen Fä-chern geschlechtergetrennt zu unterrichten. (sh)

Seit Mitte der 60er Jahre ist Koedukation, der gemeinsame Unter-richt von Mädchen und Buben, üblich. Durch diese frauenpolitische Errungenschaft sollten Frauen dieselben Bildungswege und Chancen erhalten, die auch ihre männlichen Altersgenossen hatten.

trennt uns bitte. bitte nicht?Koedukation in der Kritik

Koedukation ist eine frauenpolitische Errungenschaft

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09Kommentar

Oft gehen Schüler_innen nicht gerne in die Schu-le und das, obwohl Bildung eigentlich Spaß ma-chen sollte. Zu viele Sachen in der Schule sind von anderen bestimmt, Schüler_innen haben kaum Mitgestaltungsmöglichkeiten. Dabei ver-bringen Schüler_innen einen Großteil ihrer Zeit in der Schule.

Auch wenn Schüler_innen immer am kürzeren Ast sitzen, Möglichkeiten zur Veränderung gibt es viele, man muss sie nur ergreifen. Wusstest du zum Beispiel, dass Schüler_innen eigentlich das Recht haben 1/3 des Lehrplanes mitzubestim-

men? Der Klassenrat ist eine Möglichkeit dieses Recht auch einzufordern. Der Klassenrat findet in allen Fächern in der ersten Stunde im Semester statt. Er ist eine Plattform um die Beurteilungs-kriterien abzuklären, Konflikte innerhalb der Klasse zu schlichten und eben Schwerpunkte im Unterricht gemeinsam auszumachen. Oder wenn du gern Couchen in den Klassen hättest, um die Räume gemütlicher zu gestalten, das aber wegen der Brandschutzverordnung nicht geht, probier es mit coolen Sitzsäcken, die eine feuerfeste Hülle haben.

Nervt es dich auch manchmal in den Bildungs-kasten Schule zu gehen, weil das Gebäude für Schüler_innen nicht gemütlich ist? Möchtest du dich in Freistunden einfach mal zurückziehen und irgendwo chillen? Oder nerven dich autori-täre Lehrer_innen, monotone Schulstunden und ein langweiliger Lehrplan? Dann mach es zu dei-nem Projekt!Egal ob Couchen in den Klassen, chillige Aufent-haltsräume, Lehrer_innenfeedback oder Mit-gestaltung des Lehrplanes – die aks-Linz unter-stützt dich bei der Umsetzung deiner Projekte.

Montagmorgen fällt das Aufstehen besonders schwer, weil man nach einem freien Wochenende wieder in die Schule muss. Und dort wartet auch nicht gerade Erfreuliches: Graue Klassenzimmer, langweilige Schulstunden und Lehrer_innen, denen niemand zuhört. Aber so muss es nicht sein – Mach es zu deinem Projekt!

wer bildung mag, muss schule verändern

Lisa Rastic, Vorsitzende der aks-linz

der aks-linz-Vorsitzenden

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10 Wissen ist Macht

wusstest du, dass ... was mache ich, wenn ...

... es eine Creme, die Falten beseitigt, nicht gibt?

... der vor 1991 entstanden Zivilmüll auf Erden zu 70 % in den USA stammt?

... der durchschnittliche Mensch im Laufe seines Lebens 500g Insek-ten isst?

... der kürzeste Linienflug der Welt 2 Minuten dauert und von West-ray nach Papa Westray auf den Orkneyinseln durchgeführt wird? Der längste Linienflug der Welt dauert 18 Stunden und 35 Minuten für die Direktverbindung Singapur - New York

... sich ein Viertel aller Knochen in den Füßen befindet?

...ich eine mündliche Prüfung habe bzw was muss ich beachten?

Wesentlich bei einer mündlichen Prüfung ist, dass sie in Form eines Gesprächs abge-halten wird. Mündlich bedeutet aber nicht, dass alles Schriftliche verboten ist – so ist es z.B. erlaubt, dass du die selbstgemachten schriftlichen Aufzeichnungen mündlich er-läutern musst. In der Volksschule sind mündliche Prüfungen jedoch gänzlich verboten.

Eine mündliche Prüfung besteht aus:„mindestens 2 voneinander möglichst unabhängigen und an einen Schüler/in gerich-teten Fragen, die dem/der Schüler/in die Möglichkeit bieten, seine/ihre Kenntnisse auf einem oder mehreren Stoffgebieten darzulegen oder anzuwenden“(LB-VO §5 Abs 1)

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Es kommt nicht darauf an, den Men-

schen der Dritten Welt mehr zu geben,

sondern ihnen weniger zu stehlen.Jean Ziegler

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11Internationales

Business as usualSchon seit längerer Zeit geht Nicolas Sarkozy und seine konservative Regierung gegen Roma vor; so wurden letztes Jahr 10 000 in ihre Heimatländer abgeschoben, dieses Jahr sind es bis jetzt 11 000. Aber nachdem es im Juli zu Konflikten zwischen Polizei und Einwander_innen gekommen war, hatte Sarkozy die Schließung von hunderten von Roma-Lagern gefordert – und sie auch bekom-men. Bis vor kurzem hatte die französische Regie-rung erklärt, dass sie nicht speziell Roma, sondern Rumän_innen und Bulgar_innen ausweise, und diese alle freiwillig mit einem Taschengeld von 300€ als Belohnung ausreisen würden. In diesem

Fall wäre das Vorgehen trotz des freien Personen-verkehrs in der EU rechtlich gedeckt, da für Bul-garien und Rumänien Sonder-„Rechte“ gelten.

Ein Schelm, wer böses dabei denktDoch vor nicht allzu langer Zeit wurde ein Rund-schreiben des französischen Innenministeriums bekannt, in dem es heißt, „hauptsächlich Roma-Lager zu schleifen“. Auch soll der Bau neuer ille-galer Lager „der Roma“ verhindert werden. Aller-dings verbietet die französische Verfassung jede ethnische Unterscheidung, was bedeutet, dass dieses Gesetz absolut nicht verfassungskonform ist. Frankreichs Integrationsminister Eric Besson

sagt dazu nur, dass es keine „kollektiven Auswei-sungen“ gebe. Das unheilvolle Treiben bleibt natürlich nicht unbemerkt. EU-Kommissionspräsident Bar-roso sprach darüber – aber ohne klare Worte zu finden. Erst die Kommissarin für Justiz und Grundrechte, Viviane Reding, wurde deutlich, bezeichnete die Roma-Abschiebungen als il-legal und kündigte eine Klage gegen Frank-reich an. Nach heftiger Kritik Frankreichs an ihr stellte sich der Herman van Rompuy, Prä-sident des Europäischen Rats, hinter sie. ( jm)

Vor kurzem ist – wieder einmal – Nicolas Sarkozy verhaltensauffällig geworden, indem er nun verstärkt gegen Roma-Lager vorgeht und deren Schließungen antreibt.

From Paris with loveoder: der giftzwerg und das „fahrende volk“

Frankreichs umstrittener Regierungschef Nicolas Sarkozy

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12 Gleichberechtigung

Seit 1991 gibt es die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Sie starten am 25. November und enden am 10. Dezember, dem Tag der Men-schenrechte. Diese internationale Kampagne soll klar machen, dass Frauenrechte als Menschenrechte begriffen werden müssen

schlag dich doch selbst16 internationale tage gegen gewalt an Frauen

Wieso 16 Tage?Zum ersten Mal begangen wurde der 25. No-vember als „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“ am lateinamerikanischen Frauenkon-gress 1981. Dies war ein Gedenken an die Schwes-tern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal, die an diesem Tag im Jahr 1960 wegen ihres Wi-derstandes gegen den dominikanischen Diktator Trujillo vom Geheimdienst ermordet wurden. Auch der Schlusstag der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, der 10 Dezember, hat eine wichtige Bedeu-tung. An diesem Tag wurde 1984 die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ verabschiedet.

Während den 16 Tagen gegen Gewalt an Frauen fin-den überall auf der Welt verschiedene Aktionen und Veranstaltungen statt, um auf die Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Der 25. November selbst soll Bewusstsein dafür schaffen, dass die verschiedenen Formen von Gewalt, denen Frauen auf der ganzen Welt tagtäglich ausgesetzt sind, keine Privatsache sind, sondern ein gesellschaft-liches Problem darstellen, welches uns alle etwas angeht. Die Tatsache, dass der 25. November und der 10. Dezember in diesem Zusammenhang ste-hen, verdeutlicht, dass Frauenrechte und Men-schenrechte eng mit einander verbunden sind.

Gewalt auf allen EbenenGewalt gegen Frauen kann in unterschied-lichen Formen auftreten und wird auf physischer, sexueller, psychischer, öko-nomischer und sozialer Ebene ausgeübt.Zu unterscheiden sind die personalelle Ge-walt, die direkt von einem handelnden Täter ausgeübt wird, und die strukturelle Gewalt. Diese bezieht sich nicht auf ein handelndes Subjekt, sondern ist in das Gesellschaftssys-tem eingebaut. So sind Frauen beispielswei-se in Führungspositionen unterrepräsentiert und verdienen um 30% weniger als Männer.

Es gibt Anlaufstellen für Opfer von Gewalt gegen Frauen

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13Gleichberechtigung

Gewalt an Frauen findet oft in den einen vier Wänden statt

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Stop domestic violenceFür eine Frau ist es 10 mal wahrscheinlicher in der Familie oder der Beziehung Opfer von Gewalt zu werden, als ihr auf der Straße zu begegnen. Stu-dien zufolge wird eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens geschlagen, sexuell missbraucht, zum Sex gezwungen oder auf andere Weise misshandelt. In Österreich wird jede fünfte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Ge-walt. Jede siebte Frau wird Opfer von Vergewal-tigung oder einer sexuellen Belästigung. Beson-ders deutlich geht aus den Zahlen hervor, dass Gewalt in der absoluten Mehrheit der Fälle nicht

von Unbekannten, sondern von Partnern, Lebens-gefährten oder Bekannten ausgeht.

Ein AnfangGewalt an Frauen zieht sich durch alle Gesell-schaftsschichten und kennt keine kulturellen, religiösen oder sozialen Grenzen. Von der erfolg-reichen Geschäftsfrau bis hin zur jungen Migran-tin kann jede von Gewalt betroffen sein. In den meisten Fallen bleibt Gewalt an Frauen unbe-straft. Oft besteht das Problem darin, dass Frauen sich nicht trauen, gegen ihren Täter vorzugehen. Viele Frauen melden die Vorfälle nicht. Sie haben

Angst, ihnen könnte nicht geglaubt werden. Bis zu 75 % der Frauen, denen Gewalt angetan wird, bleiben weiterhin bei ihren Partner. Viele Menschen denken, dass sie selbst nichts gegen Gewalt ausrichten zu können. Natürlich ist es schwer etwas zu tun, wenn Gewalt in der eigenen Familie passiert. Doch da das Opfer in den meisten Fällen in starker Abhängigkeit zum Täter steht ist es umso wichtiger einzugreifen. Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen sind ein An-fang. (lt)

Women fight back

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14 Interview

Klipp & Klar: Frau Helga Hofstadler, Sie sind Di-rektorin an einer Schule in Pregarten, die den Schulversuch „Neue Mittelschule“ gewagt hat. Was ist die neue Mittelschule und wie kam es zu dem Entschluss der Umgestaltung in eine Neue Mittelschule?

Helga Hofstadler: Die NMS (Neue Mittelschule, Anm.) stellt einen Paradigmenwechsel dar, was Lehren und Lernen betrifft. Die Kinder sollen fähig gemacht werden, durch eigenverantwort-liches Lernen selbständig Wissen zu erwerben. „Wie lerne ich“ ist wichtiger als „Was lerne ich“.

Dabei steht das Prinzip der Individualisierung an oberster Stelle. Das heißt jedes einzelne Kind wird seinen speziellen Begabungen gemäß ge-fördert und gefordert. „Wir unterrichten Kinder, nicht Fächer!“, steht als Leitspruch über dem Sys-tem der NMS Pregarten. Förderung von Kompe-tenzen ist wichtiger als die Vermittlung von Fak-tenwissen. Hier ist allerdings das herkömmliche Notensystem der größte Hemmschuh. Portfolio, Pensenbuch, usw. Das sind die zu diesen Vor-aussetzungen passenden Beurteilungssysteme.Beweggründe für die Bewerbung um den Schul-versuch waren: Lust auf Neues und Unzufrie-

denheit mit alten Lehr- und Lernmethoden.

Klipp & Klar: Was unterscheidet nun ihre Schule von einer normalen Hauptschule? Inwiefern hat sich der Schulalltag für die Schulgemeinschaft insbesondere für die Schüler_innen verändert?

Eigenverantwortung wird und wurde schon immer sehr groß geschrieben, nicht nur im Unterricht, sondern auch zum Beispiel in der Pausengestaltung durch Mieten des Turnsaals, Sammeln des Mülls auf Zeitausgleichsbasis, usw. Demokratieerziehung ist ein wichtiger

Seit 2008 laufen in Österreich Schulversuche, Kinder von sechs bis 14 Jahren gemeinsam zu unterrichten; in der Gesamtschule oder Neu-en Mittelschule (NMS). Das soll verhindern, dass Schüler_innen be-reits nach der Volksschule selektiert werden und in Hauptschule und Gymnasium getrennt werden.

„wir unterrichten Kinder, nicht Fächer“direktorin helga hofstadler will noten abschaffen

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Helga Hofstadler ist Direktorin der NMS Pregarten

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15Interview

Faktor. Mit den Klassenministerien übernimmt jedes Kind Verantwortung für die Gemeinschaft. Eine besondere Rolle haben die Klassensprecher/innen als direkte Ansprechpartner der Direktorin. Im Unterricht wird sehr viel in Projekten gear-beitet und Stoffangebote in Absprache mit den Schüler/innen bearbeitet. Zweilehrersystem in Deutsch, Englisch und Mathematik. Durch den Einsatz so genannter flexibler Förderstunden können auch andere Fächer in Teamteaching unterrichtet werden. Teamteaching hat sich als bevorzugte Unterrichtsform herauskristallisiert.

Klipp & Klar: Inwiefern spielt die Schüler_innen-vertretung eine Rolle in der Leitung der Schule? Können die Vorstellungen der Schüler_innen in ih-rer Schule besser wahrgenommen und umgesetzt werden als in herkömmlichen Schulen?

Helga Hofstadler: Schon immer wurde das Prinzip der Schüler/innenmitverwaltung sehr groß ge-schrieben.

Klipp & Klar: Würden Sie eine flächende-ckende Einführung einer Neue Mittelschule befürworten oder denken Sie, dass es Kon-

zepte gibt, die besser einer Schüler_innen-gerechten Schule entsprechen würden?

Helga Hofstadler: Ich würde die flächendeckende Einführung der NMS sehr befürworten, allerdings mit zwei wesentlichen Voraussetzungen: Beibe-haltung der zusätzlichen Stundenressourcen und Abschaffung des herkömmlichen Notensystems.

Das Interview führte Marlene Brüggemann

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Pregarten ist Standort eines Schulversuchs zur NMS Musikprojekt der Neuen Mittelschule

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16 Universitätspolitik

Pünktlich vor den anstehenden Landtagswah-len erschwert die Bundesregierung neuerlich die Bedingungen für Flüchtlinge. Mithilfe ei-ner roten Karte werden sie farblich markiert und dürfen in den ersten Tagen ihre Sammel-stelle nicht verlassen. Ein kurzfristiger und wie so oft im Sommer auftretender Anstieg der Flüchtlingszahlen ließ Innenministerin Fekter (ÖVP) prompt mit einem neuen Gesetz reagie-ren. Dabei ist dieses schon die „gemilderte“ Variante, da die Innenministerin Flüchtlinge ursprünglich einen ganzen Monat lang im Erst-aufnahmezentrum verweilen lassen wollte.

Erst einsperren um mitzuwirken?Eine gesetzliche Anwesenheitspflicht wird schon lange ausgeführt. Bei Nichteinhaltung führt das zur Einstellung des Asylverfahrens, Entzug jeglicher Unterstützung und/oder zur Schubhaft. Durch die Verschärfung und Um-benennung in Mitwirkungspflicht assoziiert die Bevölkerung Flüchtlinge mit bereits beste-henden Vorurteilen. Nun werden Flüchtlinge und Verbrecher_innen wieder gleichgesetzt. Das Einsperren in das Erstaufnahmezentrum erschwert die Integration, die Kontaktaufnah-me mit Vertrauenspersonen und den legalen Zugang zu unabhängiger Rechtsberatung, so-

wie ärztliche und psychologische Betreuung.

Rote KarteLaut Befürworter_innen der neuen Regelung soll es den „Untergetauchten“ mithilfe der roten Kar-te schwerer gemacht werden. Es ist unbestritten, dass ein gewisser Prozentsatz der Flüchtlinge aus der Erstbetreuung verschwindet. Doch das neue Gesetz trifft die Falschen. Das Untertauchen ist auch weiterhin möglich und schafft erst Anreize zu boykottieren. Keine Frage, durch solche Geset-ze wird lediglich Fremdenfeindlichkeit geschürt. (cs)

Mitwirkungspflicht heißt sie jetzt, die Anwesenheitspflicht für Asylbe-werber_innen, die ab 2011 in Kraft treten soll und Menschenrechte für Flüchtlinge weiter einschränkt.

rote Karte FÜr asYlbewerber_innenein weiteres versagen der asylpolitik

There are no limits but Fekter

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16 Innenpolitik

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17Universitätspolitik

Um was es gehtAm 2. November wählen die USA und obwohl Barack Obama nicht direkt zur Wahl steht, kann der Ausgang entscheidenden Einfluss auf seine Präsidentschaft nehmen. So werden ein gu-tes Drittel der Mandate im Senat und alle Sitze im Repräsentant_innenhaus zur Wahl stehen. Die Mehrheit in beiden Kammern, welche die Demokrat_innen bis jetzt halten, gilt als Vorr-aussetzung für die Fortsetzung des eingeschla-genen Reformkurs’ der Obama Administration. Gerade diese Reformen werden zuletzt aller-dings immer mehr von fortschrittlichen Kräften

in den USA kritisiert, weil Obama für jene zu-viel auf republikanische Einwände eingeht.

Preiset den HerrenDie viel präsentere Kritik kommt allerdings von rechts. Allerdings nicht aus der ersten Reihe der republikanischen Partei, als vielmehr einer Alli-anz, die am rechten Rand der Partei entstanden ist, kurz der Teapartybewegung um Sarah Palin. Diese treibt nun, mit Hilfe der Medien und in-szenierter Volksnähe, den politischen Mächten den Schweiß auf die Stirn. Denn mittlerweile schadet den Republikaner_innen der enorme

Erfolg dieser extremen Rechten innerhalb der eigenen Partei sogar. Anders lässt sich die Kan-didatur für den Kongress einiger dieser Funda-mentalist_innen auf republikanisches Ticket nicht umschreiben. So kommt es wenig überra-schend, dass die Demokrat_innen mittlerwei-le sogar die Teaparty insgeheim unterstützen.Das alte Dilemma aber bleibt: Es bräuchte poli-tische Dynamik abseits der viel zu etablierten Großparteien in den USA, eine Bewegung um Sarah Palin und anderer Evolutionsleugner_in-nen hilft dabei allerdings äußerst wenig. (ma)

Fox News kümmert sich hinreißend um den Tea Party-Protest

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17Internationales

In den ersten anderthalb Jahren lief es nicht zu gut für US-Präsident Barack Obama. Zu oft ließ er sich auf halbgare Kompromisse ein, aber auch der Afghanistankrieg wird mehr und mehr zu einer echten Belas-tungsprobe. Gerade recht kommt ihm so eine Offensive von republika-nischen Fundamentlist_innen.

midterm electionsder tag der abrechnung

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18 Internationales

Links, rechts, Nationalismus?Der Linksnationalismus zählt einen Menschen zu der jeweiligen Nation, wenn sie_er die Sprache beherrscht und sich in ihr_sein Umfeld eingelebt hat. Laut Rechtsnationalismus hingegen muss man in der betreffenden Nation geboren sein, die Sprache beherrschen und die „typischen“ äu-ßerlichen Merkmale der Bevölkerung besitzen, um ein vollwertiges Mitglied der Nation zu sein.Basken_innen sind nicht altmodisch und wol-len keine Bräuche und Traditionen wahren. Sie sind lediglich stolz auf ihren „Schatz“, auf die baskische Sprache, die sie um jeden Preis sprechen und weitergeben wollen. Würde bei-

spielsweise eine Westafrikanerin im Basken-land Glühbirnen vollkommen unprofessionell verkaufen, aber mit seiner Kund_innenschaft baskisch sprechen, so wird sie wesentlich mehr Akzeptanz erfahren als eine baskische Ge-schäftsfrau, die zwar eine große Glühbirnenfir-ma besitzt, aber ausschließlich Spanisch spricht.

Diktatorische VerboteZur Zeit der faschistischen Diktatur unter Franco wurden das baskische Volk brutal unterdrückt. Ein Ziel von Franco war es, das baskische Selbst-verständnis auszurotten. Er ließ ihre Sprache und ihre Symbole verbieten, exekutierte Tausende

von ihnen und ermordete rund 800 politische Gefangene. Das ganze baskische Volk musste seine Namen „einspanischen“. So wurde aus Ex-teberria Ernesto. Außerdem wurden die Fueros gestrichen (Sonderrechte des baskischen Volkes, die es um 1500 vom spanischen König zugestan-den bekam).

Basken_innen sind Menschen, welche die Demo-kratie und Selbstbestimmung lieben und deren Freiheitsgefühl einzigartig ist. Dafür betrachten sie Ordnung und hierarchische Strukturen als we-niger wichtig.

Das Bask_innenland, ein Gebiet im Norden Spaniens und Süden Frank-reichs, ist kein autonomer Staat. Obwohl Baskisch die älteste Sprache Europas ist und die Bewohner_innen für ihre Unabhängigkeit kämpfen, werden sie unterdrückt.

unterdrÜcKung Purgeschichte & Qualen des baskischen volkes in spanien

Das Bask_innenland hat landschaftlich einiges zu bieten

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19Internationales

Die baskische Flagge ist ein Symbol der Minderheit

Aktuelle SituationMomentan werden natürlich keine Menschen mehr auf freier Straße exekutiert und die Spra-che ist auch wieder erlaubt. Aber viele baskische Parteien werden kriminalisiert und Herri Bata-sunda, die linksnationale Partei, wurde verboten. Bis dahin hielt die Partei konstant bei 15% im Baskenland. Herri Batasunda wurde nachgesagt, Kontakte zur ETA zu haben. Die ETA ist eine Grup-pe, die ein sozialistisches und unabhängiges baskisches Land will. Sie wurde im spanischen Bürger_innenkrieg gegründet und will ihre Ziele im Notfall auch mit Waffen verteidigen. Spani-en schloss Zeitungsredaktionen, Jungendorga-

nisationen sowie baskische Schulen, da diese Einrichtungen als Brutstätten der ETA galten.Im Moment gibt es immer noch 800 politi-sche Gefangene aus dem Basken_innenland in Spanien. Die aktuelle Rechtslage sieht vor, dass politisch Inhaftierte in den ersten fünf Tagen keinen Kontakt zu Verwandten oder Anwält_innen aufnehmen dürfen. Spanien schafft damit einen rechtsfreien Zeitraum, in dem die Verdächtigen so lange gefoltert und sexuell missbraucht werden, bis sie gestehen.

Friedliche Lösung Es gibt einerseits die „technische“ Lösung von

der spanischen Regierung und andererseits die „politische“ der baskischen Mehrheit. Die tech-nische Lösung sieht vor, dass sich die ETA auflöst und alle politisch Gefangenen freigelassen wer-den. Die politische Lösung des Konflikts meint ein Selbstbestimmungsrecht des baskischen Volkes und fordert erweiterte Autonomierechte, den Abzug der spanischen Polizei sowie das Auf-heben aller Verbote. Da die technische Lösung nur eine auf Zeit ist, muss endlich die Vernunft siegen und es zu einem Ende der Unterdrückung kommen. ( jb)

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Der ehemalige Diktator Franco unterdrückte die baskische Minderheit

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20 Stadtpolitik

Seit wenigen Wochen ist die Stadtwache, offiziell Ordnungsdienst genannt, in Linz aktiv. Und schon herrscht große Aufregung um die 16 Wächter_innen, durch welche die Stadt sicherer werden soll.

stadtwache linzals ob alle verbrecher_innen wären

Wie viel Sinn die Stadtwache?Sie darf zu uns kommen, darf uns auf unsere Fehler hinweisen und uns bitten, uns anders zu benehmen. Sie darf uns beobachten und die Po-lizei rufen. Ihnen ist es sogar erlaubt Personen festzuhalten bis die Polizei eintrifft. Allerdings ist keine_r verpflichtet, dem Ordnungsdienst den Ausweis vorzuzeigen. Im Grunde hat sie also nicht mehr Erlaubnisse als alle anderen Bürger_innen. Und doch werden die Wächter_innen da-für bezahlt und nehmen ihren Job sehr ernst. Mit ihrer schwarzen Hose und dem dazugehörigen roten Hemd machen sie durchaus einen bedroh-lichen Eindruck, doch da jede_r über ihre kaum

vorhandenen Kompetenzen bescheid weiß, ist der Respekt vor ihnen mangelhaft. Schon nach ihrem ersten Tag im Einsatz kam Unmut unter den Linzer_innen auf. Einige beschrieben sie als lächerlich, andere waren erzürnt, da dieser priva-te Sicherheitsdienst, der nichts darf, auch noch Geld kostet. Die nächsten fragten sich, warum man anstatt der Stattwache nicht einfach die Polizei aufstockt.

PfefferspraysZur Zeit ist die Stadtwache ausgerüstet mit Handy, Taschenlampe und Kamera. Die FPÖ for-dert, ihr auch Pfeffersprays zur Verfügung zu

stellen. Nun kommt die Frage auf, ob man sich durch Menschen mit Pfeffersprays bewaffnet, beschützt oder bedroht fühlt. Man sollte sich folgendes Bild vorstellen: In jeder Stadt laufen schwarz-rot gekleidete, stark aussehende Wäch-ter_innen umher, mit Pfeffersprays in der Tasche, um ja jede_n Bürger_in in Zaum zu halten. Das Stattleben würde weniger nach Freiheit sondern eher nach Gefängnis aussehen. Als ob alle Men-schen Verbrecher_innen wären. (ge)

Lautstarker Protest gegen die Stadtwache in Linz

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21Media

mediaFilm: Buch:

Women without Men

Der Spielfilm von Shirin Neshat er-zählt von vier iranischen Frauen, die aus ihrer Lebenssituation ausbrechen und einen neuen Anfang suchen. Die Handlung spielt zur Zeit des Militär-putsches im Iran im Jahr 1953. Der Film basiert auf dem gleichnamigen

Roman von Shahrnush Parsipur, welche im Film die Prostituierte Zarin spielt. Neben Zarin sind Munis, Fakhri und Faezeh die Hauptfiguren der Geschichte. Munis ist eine 30-jährige Frau, die unverheiratet bei ihrem Bruder wohnt. Er will sie immer wieder verheiraten, Munis lehnt diese Hochzeiten jedoch ab. Viel lieber hört sie sich die Nachrichten im Radio an. Als eines Tages ihr Bruder den Radio kaputtmacht und ihr droht, ihr die Beine zu brechen, falls sie das Haus verlässt, stürzt sie sich vom Dach des Hauses, in dem sie wohnt. Die Geschichten der Frauen verstricken sich im Laufe des Films zu einer Geschichte.

Ein sehenswerter Film! (cg)

Gender Feelings

Im klassischen Geschlechterdiskurs ist Männlichkeit mit Vernunft und Weiblichkeit mit Gefühl deklariert. Diese und viele andere Stereotypen tauchen auch immer wieder im Alltag auf. In den letzten Jahrzehnten wurde auch vermehrt versucht, diese Thesen durch „biologische“ Un-terschiede zwischen den Geschlechtern wissenschaftlich zu beweisen.In „Gender Feelings“ wird diesen und vielen anderen Thesen auf den Grund gegangen. Es wird hinterfragt, ob zwischen dem „weiblichen“ und dem „männlichem“ Gehirn wirklich Unterschiede bestehen, oder ob nicht doch soziale Konstrukte dazu führen, dass Männer und Frauen angeblich „anders ticken“. Durch die Vielzahl an Autor_innen wer-den viele verschiedene Zugänge zum Thema gesucht und so ein möglichst ob-jektives Bild geschaffen. Das Buch gibt auf keinen Fall antworten auf die Frage: „Denken Männer und Frauen unter-schiedlich?“ oder „Warum ist das so?“. Aber es regt zum Denken an und lässt die Leser_innen selbst entscheiden. (sh)

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22 Satire

Der EU-WahlkampfSommer 2014: Der Wahlkampf zu den Europwah-len steht ins Haus. Die FPÖ erweitert ihren Fokus und wirbt mit den Slogans „Peru nicht in die EU“ und „Iran brauch ma’ kan“. Gleichzeitig versen-den die Freiheitlichen Comics in denen sie vor einer Invasion der Außerirdischen warnen. Stra-che erklärt in der ZiB 2 dazu, dass nur ein toter Marsmensch Österreich sicherer mache.Das BZÖ ist indes dazu übergegangen Wahlrecht für Jörg Haider einzufordern, um zumindest eine Stimme sicher zu haben. Das einzige Parteimit-glied sieht sich gezwungen per Pressemitteilung

zu informieren, dass es an der Wahl unmöglich teilnehmen könne, da in Solarien noch nicht ge-wählt werden dürfe.

Die NationalratswahlenNoch davor, im Herbst 2013, muss für den Na-tionalrat wahlgekämpft werden. Die Diskus-sionsrunde zwischen Werner Faymann (SPÖ) und Eva Glawischnig muss nach einer halben Stunde abgebrochen werden, da der SPÖ-Kanz-ler nur lächelnd nickte, sonst aber keinen Ton von sich gab. Laura Rudas, Geschäftsführerin der SP, erklärt am folgenden Tag in einem In-

terview, dass alles andere als eine Heiligspre-chung Faymanns einem Skandal gleichkäme. Die ÖVP-Plakate erweisen sich indes als sehr innovativ. Auf schwarzem Hintergrund steht in weißen, fetten Lettern „Konzepte? Es reicht“. Dazu gibt’s eine Imagekampagne, bei der vor al-lem Zuckerl unter dem Motto „Saure Drops für die Unterschicht? Jetzt erst recht“ verteilt werden.Schweißgebadet werde ich munter und stelle beruhigt fest, dass das alles nur ein Traum war. Ich schalte den Fernseher ein um auf andere Gedanken zu kommen. Plötz-lich grinst mich Werner Faymann an. (ma)

Nachdem die FPÖ von Wahlkampf zu Wahlkampf bessere Werbe-methoden entwickelt, und die Elefantenrunden unerkannte Niveau-höhepunkte erreichen, war es für die Satireredaktion des Klipp und Klars Zeit, einen Blick in die Zukunft zu werfen um herauszufinden, was uns noch alles erwartet.

PolitiK, babamehr ballern, weniger denken

Die Realität? Man will sie nicht mehr glauben.

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aks-Schüler_innenkalender 2010/11Grenzen aufbrechen - Plakat/ Pickerl/ FolderFrei Bildnung für alle - Plakat/ Pickerl/ Folder Nicht genügend Mitbestimmung – Plakat/Pickerl/FolderErase Discrimination! – Plakat/Pickerl/ FolderReiche Eltern für alle – Plakat/Pickerl/FolderMein Körper meine Lust – Pickerl/BroschüreHass macht häßlich – Plakat/Pickerl/FolderRassismus geht uns alle an – Plakat/Pickerl/FolderJugend ohne Arbeit - Plakat/ Pickerl/ FolderRufseminar- FolderSozialbroschüreGet-active Broschüregeschlechtergerechte Sprache FolderDas Toolbook für Schüler_innenvertreter_innenAnti-Homophobie Materialien Plakat,/ Pickerl/FolderStundenplanpickerlWandkalenderich will euch beim verteilen vom Klipp und Klar helfenmich interessieren eure Aktionen/Projekteja, ich will bei der aks mitmachenja, ich will beim Klipp und Klar mitschreiben

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