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Anerkennung und Berufszugang für Ärzte und Fachärzte mit ausländischen Qualifikationen in Deutschland Informationsbroschüre für Zugewanderte und Beratungsstellen

Informationsbroschüre Anerkennung und Berufszugang für ... · PDF fileFachärztin oder zum Facharzt für ein bestimmtes Fachgebiet weitergebildet haben, benötigen zusätzlich auch

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  • Anerkennung und Berufszugang fr rzte und Fachrzte mit auslndischen

    Qualifikationen in Deutschland

    Informationsbroschre fr Zugewanderte und Beratungsstellen

  • Anerkennung und Berufszugang fr rzte und Fachrzte mit auslndischen

    Qualifikationen in Deutschland

    Informationsbroschre fr Zugewanderte und Beratungsstellen

  • Inhalt

    1 Humanmedizin in Deutschland: Ausbildung und Berufsttigkeit 8Arztausbildung in Deutschland 9

    Weiterbildung zur Fachrztin / zum Facharzt 10

    Berufsttigkeit 11

    2 Beratung zur Anerkennung 14

    3 Antragstellung 24Berufserlaubnis oder Approbation wer kann was beantragen? 24

    Approbation und Berufserlaubnis zustndige Stellen und Unterlagen 26

    Facharztanerkennung zustndige Stellen und bentigte Unterlagen 47

    4 Anerkennungsverfahren 56EU-/EWR-Angehrige / Angehrige der Schweiz mit EU-Diplomen 58

    Angehrige der EU, des EWR mit Drittstaatendiplom 60

    Sptaussiedlerinnen und Sptaussiedler 62

    Drittstaatsangehrige 64

    4

  • InFoRmAtIonSBRoSchRE RztE

    5 Anpassungsqualifizierungen 66Anbieter 66

    Ergnzungsstudien an Universitten 71

    6 Arbeiten in Deutschland 74Angestellte ttigkeiten 74

    Selbststndig arbeiten 77

    7 Glossar 78

    5

  • Sonderfall Schweiz

    Fr die Schweiz gelten aufgrund des am 1. Juni 2002 in Kraft getretenen bilateralen

    Freizgigkeitsabkommens mit der Europischen Gemeinschaft zunchst die alten

    Richtlinien zur Anerkennung von Berufsqualifikationen fort. Der gem Artikel

    18 dieses Abkommens fr die bernahme der RL 2005/36/EG erforderliche Beschluss

    wurde bislang nicht getroffen. Da demnchst damit gerechnet wird, sind in

    dieser Informationsbroschre die Anerkennungsregelungen fr Angehrige der

    Schweiz so beschrieben, als gelte die RL 2005/36/EG bereits fr sie.

    6

  • InFoRmAtIonSBRoSchRE RztE

    Vorbemerkung

    Jngere Studien wie Brain Waste, die im Rahmen des Netzwerks Integration durch

    Qualifizierung entstand, oder Untersuchungen der Universitt Oldenburg zeigen,

    dass zwei Drittel der zugewanderten Fachkrfte, Akademikerinnen und Akademiker

    keine Anerkennung ihrer Qualifikation in Deutschland erreichen konnten, eben-

    falls zwei Drittel der Befragten sind arbeitssuchend. Nur 16 Prozent dieser qualifizierten

    Migrantinnen und Migranten arbeiteten zum Zeitpunkt der Befragung der Studie

    Brain Waste in ihrem erlernten Beruf. Laut einer Studie der OECD sinken die Aussichten

    der beruflichen Integration in Deutschland mit steigender Qualifikation.

    Dieses Wissen erfordert unser Handeln. Die Bundesregierung hat mit dem Eckpunkte-

    papier vom 9.12.2009 zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung von im

    Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen und Berufsabschlssen den ersten

    Schritt gemacht. Das Bundesministerium fr Bildung und Forschung bereitet nun

    einen Gesetzesentwurf fr die Berufe, deren Regulierung in Zustndigkeit des Bundes

    fllt (z. B. rztin/Arzt), vor.

    Das Bundesamt fr Migration und Flchtlinge hat sich auf der untergesetzlichen Ebene

    im Auftrag des Bundesministeriums des Inneren und als Selbstverpflichtung aus

    dem Nationalen Integrationsplan im Rahmen des bundesweiten Integrationsprogramms

    im Handlungsfeld Berufliche Integration mit der Thematik befasst. Gemeinsam

    mit den zustndigen Stellen und betroffenen Zugewanderten wurden Materialien zur

    Verbesserung der Anerkennungspraxis entwickelt. Die Anerkennung und Wert-

    schtzung der mitgebrachten Kompetenzen durch die Aufnahmegesellschaft spielen

    dabei ebenso eine Rolle wie die Verbesserung der Informationslage.

    Die vorliegende Informationsbroschre soll Informationen, Erluterungen und Hilfe-

    stellungen geben, damit mitgebrachte Qualifikationen adquat in Deutschland

    eingesetzt werden knnen. Sie bietet Informationen zur Ausbildung in Deutschland, zu

    den Behrden und Institutionen (die voraussichtlich auch nach Inkrafttreten des

    Gesetzes fr das Anerkennungsverfahren zustndig sein werden), zum derzeitigen Ver-

    fahren, zu den Anpassungs- und Nachqualifizierungsmglichkeiten sowie den

    Beschftigungsmglichkeiten als rztin oder als Arzt bzw. Fachrztin/Facharzt.

    Durch das geplante Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im

    Ausland erworbener Berufsqualifikationen kann es zu Vernderungen beim Zugang

    zum Verfahren, im Verfahrensablauf selbst und den einzureichenden Unterlagen

    geben. Das Bundesamt wird darber zum gegebenen Zeitpunkt auf der Internetseite

    www.bamf.de informieren.

    7

    http://www.bamf.de

  • Humanmedizin in Deutschland: Ausbildung und Berufsttigkeit

    1

    Eine regelmig stattfindende Studie der Kassenrztlichen Bundesvereinigung und

    der Bundesrztekammer zur Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems be-

    legte bereits 2007 einen rztemangel in der Bundesrepublik. Die im Sommer 2010 ver-

    ffentlichten Zahlen zeigen, dass dieser rztemangel in den nchsten Jahren noch

    zunehmen wird. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und hheren Behandlungs-

    erfordernissen ist ein Ersatzbedarf von ber 35.000 rztinnen und rzten in den

    nchsten fnf Jahren bzw. ber 70.000 rztinnen und rzten in den nchsten zehn

    Jahren zu erwarten.

    Die Zuwanderung von rztinnen und rzten aus anderen Nationen ist schon seit eini-

    gen Jahren recht hoch, vor allem aus sterreich, Griechenland und den osteurop-

    ischen Lndern. So hat sich die Zahl der berufsttigen osteuropischen rztinnen und

    rzte seit 2001 verdoppelt. Die Anzahl der sterreichischen rztinnen und rzte

    verfnffachte sich seit 1995. Vor allem in den neuen Bundeslndern werden rztinnen

    und rzte aus dem Ausland ttig.

    Medizinerinnen und Mediziner mit Abschlssen aus anderen Lndern bentigen

    zur Berufsausbung ebenso wie in Deutschland ausgebildete rztinnen und

    rzte eine Approbation oder zumindest eine Berufserlaubnis (die Berufserlaubnis

    genehmigt nur fr einen bestimmten Zeitraum und eine bestimmte Region

    die rztliche Ttigkeit im Angestelltenverhltnis). rztinnen und rzte, die sich zur

    Fachrztin oder zum Facharzt fr ein bestimmtes Fachgebiet weitergebildet

    haben, bentigen zustzlich auch eine Anerkennung ihrer auslndischen fach-

    rztlichen Weiterbildung.

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  • InFoRmAtIonSBRoSchRE RztE

    Arztausbildung in Deutschland

    Das Studium der Humanmedizin ist durch die Approbationsordnung fr rztinnen

    und rzte abgekrzt AppO in ganz Deutschland einheitlich geregelt. Die

    Hochschulen in Deutschland, die ein Medizinstudium durchfhren, haben darauf

    aufbauend Studienordnungen erstellt. In der Regel dauert das Medizinstudium

    sechs Jahre und drei Monate. Wer es erfolgreich durchlaufen hat, erwirbt den Titel

    rztin oder Arzt und kann eine Approbation beantragen. rztinnen und rzte, die

    darber hinaus auch einen Doktor-Titel erwerben mchten, mssen auerdem

    noch eine Doktorarbeit schreiben (promovieren).

    Die Ausbildung zur rztin oder zum Arzt findet im Rahmen eines Hochschulstudiums

    statt. Es werden einerseits naturwissenschaftliche Grundlagen in Bereichen der

    Biologie, Chemie und Physik erworben. Andererseits wird theoretisches und praktisches

    medizinisches Wissen vermittelt, beispielsweise ber Krankheiten, Diagnose- und

    Behandlungsmglichkeiten. Schlielich lernen Studierende der Medizin, wie mit

    Patientinnen und Patienten umzugehen ist und wie eine Behandlung koordiniert wird.

    Ein Studium gliedert sich in verschiedene Abschnitte:

    In den ersten vier Semestern (zwei Jahre) absolvieren Studierende das Vorklinische

    Studium, das Naturwissenschaften fr Mediziner sowie Wissen in Grundlagen-

    fchern wie Anatomie, Medizinische Terminologie, Einfhrung in die klinische

    Medizin, Physiologie oder Psychologie vermittelt. Auch eine Ausbildung in Erster

    Hilfe gehrt zu diesem Studienabschnitt. Eine rztliche Vorprfung, Physikum

    genannt, schliet die Vorklinik ab.

    Darauf folgen das fnfte bis zehnte Semester mit dem Klinischen Studium. Hier

    werden Grundlagenfcher vertieft und zudem wird Wissen in verschiedenen

    Fachgebieten wie Neurologie, Pathologie, Epidemiologie, Ansthesiologie oder

    Chirurgie erworben. Auerdem lernen die Studierenden etwas ber die Ge-

    schichte der Medizin, ber Hygiene und Mikrobiologie oder Virologie sowie Me-

    dizinische Informatik. In diesem zweiten Studienabschnitt mssen in einem

    9

  • Gesamtzeitraum von vier Monaten praktische Erfahrungen in einem Kranken-

    haus, einer Arztpraxis und/oder einer ambulanten Krankenversorgung gesammelt

    werden, dies wird als Famulatur bezeichnet.

    Das letzte Studienjahr nennt sich Praktisches Jahr, weil die angehenden Medizine-

    rinnen und Mediziner in dieser Zeit an Universittskliniken oder Lehrkranken-

    husern ttig sind.

    Eine Staatsexamensprfung schliet das Medizinstudium ab. Ab 2010 sollte an

    dieser Stelle eigentlich der Bachelor stehen, allerdings gibt es Bestrebungen,

    beim Staatsexamen zu bleiben. Wie sich dies zuknftig weiter entwickelt, kann

    beispielsweise auf den Internetseiten der Bundesrztekammer oder anderen

    versierten Institutionen, verfolgt werden (siehe Kasten Seite 11 f).

    Weiterbildung zur Fachrztin / zum Facharzt

    Medizinerinnen und Mediziner knnen sich nach dem Studium zur Fachrztin / zum

    Facharzt weiterbilden. Dazu arbeiten sie als Assistenzrztin/-arzt in einer Universitts-

    klinik oder in einer zugelassenen Einrichtung