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.Seimstbtüttvt Beirase von,,Reichenhaller Tagblatt" una,,Freilassinger Anzeiger" Die Arbeitslosen, die Armen und die Bechtlosen Zur älteren Geschichte der Reichenhaller Salinenarbeiter - von Stadtheimatpfleger Dr. Johannes Lang Schon seit langen weiß die For- schüng um die außerg€wöhnliche Be- deuhng Eeicherhalls als einziser leistt!ngsfähiger Salinenort im Ostal- penmum in früh- und hochmittelal- tedicher zeit. Allein die zahlreichen Erwähnunsen Reichenhalls in d€n tuühen Salzburger Gütervezeichnis- sen lass€n e*ennen. dass mit der nachweislich s€it d€m 7. Jahrhundert Aenutzt€n Saline ein€ sta*e Konzen- tration menschlicher Siedlunes- und Arbeitsstatten einhereeqaneen sein muss. Orts- ulrd Flumamen wi€ auch die Führung der Verkehrswese lesen es nahe, den Rädius dieser dämit !er- bünd€n€n Si€dlungstätigkeit auf vier bis sechs Kilomete! g€messen von d€r Salin€, veranschlag€n und Rei- chenhall neben salzburs äls einen Irühen zentralen Ort anzusprech€n. Die Bewohner der Umgegend müssen im weitesten am Bet eb d€r Reichen- haller Salin€ beteiligt gewesen sein. Neben der Arb€it an den Sudpfannen und and€ren salinarischen Einrich- tungen boten sich weitere Enverbs- möglichk€it€n mit der cewinnuns von Brennstoff sowie imtansportwe- Die Satzbureer cüter€zeichnisse kennen zahlrelche Persönlichkeiten im Reichenhaller Raum, die als Adelige an gesprcchen werden hüssen und zu der henoragenden Persönlichkeiten des agilollineischen Bavem zu zählen sind. Dre besondere Bedeutuns Reichen- halls als wichtiser hepoeLäher Shjtz- punkt vedeutlicht schlaglichtartig ein Ercignis des Jahes 935, als der Luitpol- dineer Herzog Amulf seinem Sohn Ebeüad als seiner Nachfoleer in An- wesenheit des bayedschen Metrcpoli- ten, des Salzburger Erzbischofs, in Rei- chenhall huldigen lässt. Dort grüßen ihn zahlr€iche Reichenhaller siewerden ,,Sahnani" senabnt -, sowohl Adehse als auchsanz besohders dre nlcft Adeli- gen. Zu diesem Zeitpunkt hat die lden- tifikätion Relcherlalts mit dem Besnff der Sat1ne berelts eLne Iange lYadrtlon, was sich etwa im Ortsnamen ,,Ad Sali- nas" ,,bei den Salinen" widerspiegett. Doch diese Identität wird nun erstmals a'rch auf die Einwohnerschaft ausge- dehnt. die otrenbar ausschließlich mit der Tätigkeit an der Saline in Zusam- menhang eebracht wld. Bezeichnen deNeise hat dieser Akt nicht 1n SaIz- burg, sondern rn Reichenhall stattee- funden, denn gerade in der Salinenstidt musste die Zustimmung der finanziell Mächtigsten im Lande enUeholt wer- den. Die Henschaltsverhältnisse an der Saline Reichenhali lassen für das Hoch mrttelalter hauptsächlich auswäftrse BLstüher Kldster Dnd Stifte c.kenn.; Sie waren die Eieeniümer der Pfamen- p1ätze und Soleantelle und ließen diese vor Ort von wohl ursprüüglich hörigen Untertanen beiderlei Geschlechts be wirtschafien. obwohl die Quellen kelne konkreten Rückscllüsse auf die zusam- mensetz'rng des frütrmittelalterlichen Salinenbetriebs in Reichenhall zulas- sen, so ist doch von einem stark aufee- splitteflen salinarischen Handwerk auszugehen, das wohl schon damals be- stimte Tätlgkeiten für Männer und solche für lrauen voryesehen hat. Die Arbeitenden konnten ihrc Arbeit weder in ihrel1 eigeDen vier Wänden, noch mit ihrem eigenen Arbeitsgerät ausfübren, sondem sie warcn ln beiden Fällen auf ihe Herren ansewresen Gerade drpse Ax der AJbeit-schatrt ehe besonder. Abhängiek€it. Unter den Arbeiiem müssen dle im Bereich der Bei ebsführung Tätigen - eine Art Managerschicht schon bald eine p vilegierte Sonderrolle einge- nommen haben, zumal eine übereeord- nete Kontrcle in der die vielen Klein untemelmer fassenden Saline Beichen- hallnicht geeeben wax EISI in der zwei- ten Hä1fte des 11- Jahrhunderis über- nahm diese Rolle der Hallsraf und spä ter der hezogliche Richter. So erlanete diese Klientel der PfannenveNalter oh- ne nennenswefte Eins.hänkugen schon früh eine Selbsiständigkeit, die zwangsläufig eine wirtschäftliche uüd somit schließlich auch eine rcchtliche Unabhängigkeit nach sich eezoeen hat. Nachdem vennutlich schon zuvor wis- sen und Können vomVater auf den Sohn ubergeganAen waren, schernen sp;ter auch diese Rechte erblich eeworden zu Im Vertaufe des 10. und 11. Jahrhun derts schafften sie es, dre alten Ersen- tumsverhäItnßse auszuhohlen Die ur- spdnglich Leibeigenen bewirtschafte- ien nun als selbsiständige Unternehmer die Salinenanlagen aul der Grundlage von Pachtverhältnissen, wodurch den EigeDtümem vor a em ktchliche In- stitutionen nur mehr geringe Pachi Dieser vemuutch langviedge und schleichende Pmzess einer Elitenbil- dung lührte un1 die Mitte des 12. Jahr hunderts zu EntstehDns eihes städt]- schen Patdziats. alas mii zuirehnender wi rf.sch affl i.h er ünd finanTiell$ Ma.ht ein ausgeprägtes Selbstbewussisein entwickeln konnte. Die Spitze des plu tokratisch geordneien Reichenhaller Gemeinwesens bildete jene kleine etwa 30 köpfige Gruppe der kartellaftig zu- sammengeschlossenen Saiinenbetreiber 73. Jahlgäng Samstag, 15. Januar 2005 Nr. 1 Situdaon der SaleJördetuns dn d.er ReichenhaLLer Saline im Spdtmittelalter Solche Heb?üotnchtungon gob "s io Rpicheaholt se'r den 12. Jahthunde DR Einrichtung üan Schoplbtunr"n ni'tpls hölremet Goloen Aorhtp dipVohpt und Z"boh?t dr- b"tLslos. Dds tuh c ,u srhü"rcn coriolen §oannungen. Dip Zerhndnq *to nt ur. sprunslt"h ais Seboöttun Müntteß ,,Cosnös,aph;-, "ntdp*t ünd u-s"zeichnot üo4 D. H"tbc Pfis'"r"t D," ,,Coanaotaphtp wurdo eßtmals in Johr 1544 ;n Bo-

Heimatblätter 2005 - Nummer 1

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.SeimstbtüttvtBeirase von,,Reichenhaller Tagblatt"

una,,Freilassinger Anzeiger"

Die Arbeitslosen, die Armen und die BechtlosenZur älteren Geschichte der Reichenhaller Salinenarbeiter -

von Stadtheimatpfleger Dr. Johannes LangSchon seit langen weiß die For-

schüng um die außerg€wöhnliche Be-deuhng Eeicherhalls als einziserleistt!ngsfähiger Salinenort im Ostal-penmum in früh- und hochmittelal-tedicher zeit. Allein die zahlreichenErwähnunsen Reichenhalls in d€ntuühen Salzburger Gütervezeichnis-sen lass€n e*ennen. dass mit dernachweislich s€it d€m 7. JahrhundertAenutzt€n Saline ein€ sta*e Konzen-tration menschlicher Siedlunes- undArbeitsstatten einhereeqaneen seinmuss. Orts- ulrd Flumamen wi€ auchdie Führung der Verkehrswese lesenes nahe, den Rädius dieser dämit !er-bünd€n€n Si€dlungstätigkeit auf vierbis sechs Kilomete! g€messen von d€rSalin€, zü veranschlag€n und Rei-chenhall neben salzburs äls einenIrühen zentralen Ort anzusprech€n.Die Bewohner der Umgegend müssenim weitesten am Bet eb d€r Reichen-haller Salin€ beteiligt gewesen sein.Neben der Arb€it an den Sudpfannenund and€ren salinarischen Einrich-tungen boten sich weitere Enverbs-möglichk€it€n mit der cewinnunsvon Brennstoff sowie imtansportwe-

Die Satzbureer cüter€zeichnissekennen zahlrelche Persönlichkeiten imReichenhaller Raum, die als Adelige angesprcchen werden hüssen und zu derhenoragenden Persönlichkeiten desagilollineischen Bavem zu zählen sind.

Dre besondere Bedeutuns Reichen-halls als wichtiser hepoeLäher Shjtz-punkt vedeutlicht schlaglichtartig einErcignis des Jahes 935, als der Luitpol-dineer Herzog Amulf seinem SohnEbeüad als seiner Nachfoleer in An-wesenheit des bayedschen Metrcpoli-ten, des Salzburger Erzbischofs, in Rei-chenhall huldigen lässt. Dort grüßen ihnzahlr€iche Reichenhaller siewerden,,Sahnani" senabnt -, sowohl Adehseals auchsanz besohders dre nlcft Adeli-gen. Zu diesem Zeitpunkt hat die lden-tifikätion Relcherlalts mit dem Besnffder Sat1ne berelts eLne Iange lYadrtlon,was sich etwa im Ortsnamen ,,Ad Sali-nas" ,,bei den Salinen" widerspiegett.Doch diese Identität wird nun erstmalsa'rch auf die Einwohnerschaft ausge-dehnt. die otrenbar ausschließlich mitder Tätigkeit an der Saline in Zusam-menhang eebracht wld. BezeichnendeNeise hat dieser Akt nicht 1n SaIz-

burg, sondern rn Reichenhall stattee-funden, denn gerade in der Salinenstidtmusste die Zustimmung der finanziellMächtigsten im Lande enUeholt wer-den. Die Henschaltsverhältnisse an derSaline Reichenhali lassen für das Hochmrttelalter hauptsächlich auswäftrseBLstüher Kldster Dnd Stifte c.kenn.;Sie waren die Eieeniümer der Pfamen-p1ätze und Soleantelle und ließen diesevor Ort von wohl ursprüüglich hörigenUntertanen beiderlei Geschlechts bewirtschafien. obwohl die Quellen kelnekonkreten Rückscllüsse auf die zusam-mensetz'rng des frütrmittelalterlichenSalinenbetriebs in Reichenhall zulas-sen, so ist doch von einem stark aufee-splitteflen salinarischen Handwerkauszugehen, das wohl schon damals be-stimte Tätlgkeiten für Männer undsolche für lrauen voryesehen hat. DieArbeitenden konnten ihrc Arbeit wederin ihrel1 eigeDen vier Wänden, noch mitihrem eigenen Arbeitsgerät ausfübren,sondem sie warcn ln beiden Fällen aufihe Herren ansewresen Gerade drpseAx der AJbeit-schatrt ehe besonder.Abhängiek€it.

Unter den Arbeiiem müssen dle imBereich der Bei ebsführung Tätigen -eine Art Managerschicht schon baldeine p vilegierte Sonderrolle einge-nommen haben, zumal eine übereeord-nete Kontrcle in der die vielen Kleinuntemelmer fassenden Saline Beichen-hallnicht geeeben wax EISI in der zwei-

ten Hä1fte des 11- Jahrhunderis über-nahm diese Rolle der Hallsraf und später der hezogliche Richter. So erlanetediese Klientel der PfannenveNalter oh-ne nennenswefte Eins.hänkugenschon früh eine Selbsiständigkeit, diezwangsläufig eine wirtschäftliche uüdsomit schließlich auch eine rcchtlicheUnabhängigkeit nach sich eezoeen hat.Nachdem vennutlich schon zuvor wis-sen und Können vomVater auf den SohnubergeganAen waren, schernen sp;terauch diese Rechte erblich eeworden zu

Im Vertaufe des 10. und 11. Jahrhunderts schafften sie es, dre alten Ersen-tumsverhäItnßse auszuhohlen Die ur-spdnglich Leibeigenen bewirtschafte-ien nun als selbsiständige Unternehmerdie Salinenanlagen aul der Grundlagevon Pachtverhältnissen, wodurch denEigeDtümem vor a em ktchliche In-stitutionen nur mehr geringe Pachi

Dieser vemuutch langviedge undschleichende Pmzess einer Elitenbil-dung lührte un1 die Mitte des 12. Jahrhunderts zu EntstehDns eihes städt]-schen Patdziats. alas mii zuirehnenderwi rf.sch affl i.h er ünd finanTiell$ Ma.htein ausgeprägtes Selbstbewussiseinentwickeln konnte. Die Spitze des plutokratisch geordneien ReichenhallerGemeinwesens bildete jene kleine etwa30 köpfige Gruppe der kartellaftig zu-sammengeschlossenen Saiinenbetreiber

73. Jahlgäng Samstag, 15. Januar 2005 Nr. 1

Situdaon der SaleJördetuns dn d.er ReichenhaLLer Saline im Spdtmittelalter SolcheHeb?üotnchtungon gob

"s io Rpicheaholt se'r den 12. Jahthunde DR Einrichtung

üan Schoplbtunr"n ni'tpls hölremet Goloen Aorhtp dipVohpt und Z"boh?t dr-b"tLslos. Dds tuh c ,u srhü"rcn coriolen §oannungen. Dip Zerhndnq *to nt ur.sprunslt"h ais Seboöttun Müntteß ,,Cosnös,aph;-, "ntdp*t ünd u-s"zeichnotüo4 D. H"tbc Pfis'"r"t D," ,,Coanaotaphtp wurdo eßtmals in Johr 1544 ;n Bo-

und Siedeherm. die nun auch den Ratder Stadt ste1lten. So §'o11te es auch diestädtische Vcdassung von Beichcnhall,die äls Stadträte ausschli€ßlich linanzk6ftige Siedeherrcn vosah. Ledi,alichdie grcßteils wenlg schmeichelhaft klin-genden Namen der nenen HerrcnItöschl, Klotz, EieEchmalz und Holzäple], um nur €inige {enige zu nennen

deuteten hoch aul deren nichl adeli-ge Hertunft hin.

Arbeiter werden UnternehmerSomii hätte sich im VerlauJe von rund

einem halben Jähfiausend eine kleineSchicht von Salinenarbeitem zu denBesiizem der Saline und zu den eigent-lichen Machihabem in Reichcnhail aufgeschwungen, von denell einige eh'adie Fröschl - das Erfolgsrezept des thNlode eekotrmenen Geldadels verfoln-ten Lnä.lur.h Rei.hrrm dnd Ämter.n-häu1ung ritieuäßigen Siatus erlangten. DieseTendenz verstärkte sich noch,hachdem zu Ende des 12. Jah*underlsdurch die EntstehunA der neuen undnah geleeenen Salinen am Ttrvat und amDümberg d€r Monopolbruch des Reichenhaller Salzes edolgt war uDd sichdle Aueen der Mächtisen nichi mehr mitder frühercn Konzentratioh auf die alieSalinenstadt richteten. Dadurch konniesich die Macht der Siedeherren eßt

von Gewinn der SoIe über dle Salz-prcduktion bls hin zum Verkaul warenzahlreiche Peßonenguppen beteiligt,die ihre hierarchisch gefestigte Positiondurch alle Jahrhund€rte hindurch behielten. Diese Strukiul blieb umso star-rer, als sich der Herzog schon lrüh mitkonkreien Verordnungen in den Handeleinschaltete und deren Befolgung über-wächen ließ, wiewohl €r dochhaupisächlich über die Zö]]e uüd Nie-derlagsrechte an dem Geschäft mit dem

Die Hierarchie sah an der Spitze dieSiedeheren oder Sudh€ren vor. denendie Bestimmung der Salzhändler derSennter oblas Die.e halteh nebeh denSredeherren "de. goßten Anterl amSaizseschaft Die in den Pfann- undHärthäusern sosie auf der Stoßstattmituni€rschiedlichen Tätigkeiien beschäf-iigieD Arbeiter galten als Spezialistenund erlängten deshalb teilweise - so errv. \.h.r fnrh .lie H,r'rer - eine Dril-legrefie Stellung Dre Basis djeser-Ilier-a.chie hjneeeen bildete dL€ am zahlrcichsten verlreiene Gruppe: die mitdem Hemnschäffen der SoIe beschäftig-ten Vaher und Zuvaher, deren Tätigkeitals wenig anspruchsvoll ealt und derengesells.haftlicher Rang deshalb mindeNerlig behandelt wurde. Sie hatten,wi€ alle anderen Arbeiter auch, ihrcnArbeiieebem mii Handgelöbhis die zu-verlässigeVerdchtung ihres Dienstes zu

Während wir bis in das 12. Jahrhundelt hinauf mii dem VorhandeDseinmehrerer kteioer Solebrunnen rcchnennlissen. deutet das zahlreiche Auftretender Vaher (zu mhd. vahen = fassen, auffangen) m die Miite des 13. Jahrhunderts auf die Anlage eines zentralenBrunnens hin, der 1285 ausdücklich er-wähnt wird MdglicherweisF ist dieSchäffune dieses einzieen Brunnens be-reits als Antwort auf die benachbart€und weit effekiivere Salzbureer undBerchtesgadend Salzprodukiion zu be-werten. In jedem Eall band dieser zen-trale Brunnen an der Stelle des heuti-sen Quellenbaues geleeen - Tag undNacht massiv Arbeitsk!äfie, die als

Lohnarbeiter das Salzwasser in LedereimeD. so genannten ,.Amperln . fassten und über einen großenverieiler denSudhäusern zul1.lhrten. Dle iagsliber arbeitenden vaher uhd die des nächlenstätigen Zuvaher traten zuveiien in be-trä.huicher Zahl aufi eine Quellespdcht von do schr hoch gegritrenenZahl von .136 Personen. die zur IördeNrng der geringerhaltigen Queller heraneezogen wurden. Matihias rlurl da-gegen möchte nu 64 Faher annehmen,doch ihi€ Zahl dürfte x.ohl güßer ge-w€sen sein Ein Lied aus dcm 16. Jahrhundert beschreibt die Situation an derReichenhaller Saline:,,Damals kamenauch daher desVolkes ohne Zahl- diesel-ben neDnt man Vaher Sie schöpfen desBNnnen Quall und dchtens in den Laufhinaus. dass es runn von .lannen aufzwo und dr€ißie Pfannen, wohl aus den

Allerdings waren sie derWillkür ihrerArbeitgeber weiigehend schuizlos aus-geli€Jert, wi€ es €ine Regelune ihrerRechte noch vor do Mitt€ des 14. Jahrhunderts volsah. Man verlanete von ihnen dem siändigen Helvorquellen desSalzwassers enlsprechend imSchichtwechsel eine 24-stündige Ar-beitsleistung, wogegen andere Arbeitenimmer $i€der auch Pausen lorsahen.otr€nbar mrden di€ vahs von den Siedeherren saisonal angeheuert, was starke Beschäftig'ingsschwankungen mitsich bringen konnie.Während die prlvi-legiefteren Arbeiter in erster Linie demBüryertum der Stadt entstammen soll-tcn, spielie die Herkunft dervaher keineRolle. So Nären sie teilweise Leibeigeneoder stammteD als Frele auch aus der1ändlichen Uhgebung

von Lohnäbzug bis HinrichturgEür säumiges oder unsacheemäßes

Arbeiten, ebenso für unb€absichtigtesoder muhrilliges Zerstören von A$eitseeräi und einrichtuns waren versleichsweise strenAere Stmfen voreese-hen, beginnend bei Lohnabzügen überrichterliche Strafen bis hin zu Hinrichtungen. Fehlende Entlohnung durch denArbeitgeber dudte nicht zlvangsläufigdle Arbeitsverweieerung durch den Va-her nach sich ziehen. sohdern dieserwarauch weiterhin zur Verichtung seinesDienstes verpflichiet, bis sich eine Lösung ergeben hatte. Dagegen konnie derSiedeh€rr einen attels- oder gesund-heiisbedinet unfähigen Vaher nach Be-endigung der Säjson auf ihmer enilas-sen und durch einen neuen ersetzen.

Doch die zahlenmäßig eroße Grupp€dervaher galt s€ii dem 13. Jahrhunderiinnerhalb der saline äls Unruhe.öl Alsbesonders eefähdet in dieseh zusam-menhang sah man die G.uppjerung derZuvaherun deren na.htljche Tahskerteleichsam den Nährboden für konspirative 1)effen bildete. Aus den Lisien spätercr Verbote und Vero nuneen ]ässtsich das Akiionsprcfil dieser Arbeiieransatzweise erkennen. Dabei dürfte dieVernachlässigung der Arbeit bei denSledeheren noch den gedngsten Un-mut ausgelöst haben.Weit schqerer wogdas unerlaubte und die sensibten Quellen beeinträchtigende Schürten im Be-reich des Solebrunnens. wäs mii demTode bestraft wurde. Am meisten jedochf ürchtete manversammlungen undTrcf -fen der Vaher deren gemeinsames Auf-treten in der Regei einen Streik bedeu-tete. Seit dem Jah. 1329 sind mehrerewirkungsvolle Steiks bekannt, wohlhauptsächlich ausgelöst durch dle säu-mise oder zu seringe Enilohnung infoi-

ge dcs eingcbrcchenen Salzmarktes AlsStrcikschlicht$ schaltele sich rcgel-mäßig der Bayernhesog ein, suchte da-bei alleldinAs nicht den Kompromiss,sondem vedolgte mit Hilfe von Drchungen auch veiterhin ein bedlngungs-1os€sVoreehen geeen dieVaher Eine soi-che Behandluhs konnte lreilich nurkontrauroalukrr\:sein und so sollte aheStre'kßndIhr cßt ribF. er. JFhrhundertspäter nach ;inem ersten tatsächlichenZugcständnis des LaDdesfürsieh an dieVaher unierbunden werden.

Das 14. und 14. Jahrhundert brachienSchwierigkeiten bei der Salzprcduktionmit sich, neben den Pestepidemien einemeits verurcacht durch dle schu,an-kende Schuttuna qo\vie Gradiakeit de.Rer.herh.ller S;lenrellen un.l .ndere.-seits durch die häufig € olgten Besltzlvechsel der Sieden. was zu einerSpliitung d€r Kompetenzen und ver-gleichsweise geringer linänziellerMachi der Siedehenen sowie damit ver-bundener Ohnmachi geeenüber kostspieligen Investiiionen führie. Immer-hin elfolete die Entlohnung der Sali-nenarberter anfanalich in Form vonSälrobsab"h, dem i6 senannten ,,lohn-c.lz" d'cses kn.ntc zw.r drrrch dre Siedeheren eeldlich abgelöst werden, je-doch nur auf der Basis des starkschlvankenden Salzpreises. Kan es zuSchwieriskeiten in der Salzproduktion,so warcn es die zahheichenvaher a1seine unterpdvilegierte Arbeitergruppierunginnerhalb der Saline denen mandas Lohnsalz woht zueßt venvehrte.

TYotz aller Drohungen müssen die Vaher schon bald die Macht eines gemeinsamen Auftretens und die Streikbildungals Durchsetzungsmiitel für ihre Wün-sche erkannt haben. Neben der Arbeits-niederlegung scheint auch die VeN€iq€-rung der Steuezahlung an die Stadt einprobates Mittel eelvesen zu sein. Ob-wohl eine eNeiierle Arbeitsodnung fürVaher und Zlrfaher 1340 fesigelegt wur-de, wobei auch einveßammlunesv€rbotervähnt ist, kam es schon kurz daräufzu einem emeuten Streik. In den dar-aufroleenden Jahrzehnten war die Rei-.henh;tler Salhe immer wieder vonStreiks betroffen, die den Produkiionsvoryang votlkommen zum Erliegen

Streik weit€t sith ausIm Jahrc 13C7 bes.ben sich dre Ba!

ernhepoee personllch näch Rerchenhall, um die seit langem andauemdenAuseinanderseizungen zwischen Ar-beitEebern und Arbeitnehmern zuschlichten Die daruber aussestellte Urkunde ist zusätzlich in einem Duplikaierhalten, worin die Wofte ,,Vaher" und,,Zuvaher" durch den Beqdü der,,Pfannhausteute", atso die an iten Pfan-nen Beschaftlsten, ersetzt wude. Mdgl,.heNeße ßahrerD ein lndu dalür zuerkennen, dass sich die Streikbildungmittleneile nichi m€hr nur auf dieSchöpfknechie beschränkie, sondemüun auch die andercn salinadschen Be-rufszweige erfasste.

Unte$tützung findet diese Überlegung in einem für die Vaher einschneidenden Ereignis: Das bereiis 1437 ent-wodene Modell eines Solehebewerkeskam unter dem in Salzburger Diensienstehenden Büchsenmachemeister Erhald Hahn von Zabem 1440 zur Aus-fühung. Die dadber ausgestellten Ur-kunden vermitieln den Eindruck, als seidiese Ein chtung einzig und atlein zurAbsonderuns der Sole vom Sußwasserkonzipiert w"orden Dass damii auch die

masch,nelle Soleförd€rung möglichlvurde, lindet därin kcine ENähnung.Trctzdem var mii dieser Mechanisi€rung auch eine ben'ussi Aesleuerte RatiordlLsrerungsmaßnahme verbunLlen.Auf den eNten Bllck *ar es dre Arbe,tdervaher, die dadurch übedlüssie wur-de. Bekanntlich war aber seräde dieseGruppe eiDcr der größte; Unsicher-heltslaktoren innerhalb des salinad-schen Betdebes. Eine Aeeen sie eedch-tete Raiionalisierung sollie also auchIür eine Stabilisierung des gesamtehProduktionsablauls in der Saline Rei

Arbeitslosigkeit drohtEin weiterer Effekt dieser Investition

betral die Ve$chlankung des Produktionsapparats, nämlich die VerminderunEder Pfannenplätze um 50% !,on 32 auf16. Das musste zwangsläufig -aine er-hebliche Reduktion an Arbeitskräftennach sichziehen. Damitwarcn nicht nurdievaher, sondem zahheiche anderc Sa-linenarbeiter von der Arbeitslosigkeitbedrcht. weshalb sie sich lm Jahrp 1440gegen ihrc Henen aullehnten. Interessantenveise erkläften sich auch atleWerktätigen der Stadt - ausdrücklicheMähnt werden die Kaufleute. Schmie-de, Schuster und Schneider mit denVahem ud Pfannhausern solida sch.um in eiüem Aufstand gegen.die Siedeheren vorzugehen.

Immerhin hatfe sich die ecsellschaft-liche Si€IIung der Vaher in den leiztenJahrzehnten erheblich ve.bessert, dlespätestens seit dem Jahr 1413 als eigeneZunjt oryanisiefi wären. Noch iD derersten Hälfte des 15 Jahrhunderts sDicseln die Rerchenlralter Eam rennahendie spezielle berufliche Situation in derSalinenstadt wider: Zahlreiche Namensind den salinarischen Berufsbezeich-nungen entlehnt.,,AufIeAe!",,.Schürger" oder ,,Haufensetzer" sind nur eini-ge diecer Namen. Darunte. tritt aulhder Name ..Füller" rn all sernen Ab-wandlueen auf, womit die Arbeit desVahers ihre frühneuhochdeutsche Be-zeichnung gelunden hat. Vielleicht istdarin auch die Nuäüce einer eesell-schaftlichen Stereeruns zu erblrcken.Schlleß11ch verdeutLicha ein Veriras. der1434 zwischen dem Rat, den SieAem,Salzsendern, Härtem, Vahem undPfannhausem als otrenbär slerchberechtisten Pärtnern bezuelr;h ernerneuen Salzverordnung äusgefertlgtwrrrdc dPre. m'fuenuerlp,.prr.:n.rpnAans. Die in der Urkunde Aenannte Berhuns der VertrasspaJlnar.entsprachauch Lhrcr eesellschaftlichen Stellung,wobFi :rf+ällf d,<s ni.hr mphr nip v,-her sondeD ilie Pfannhauser aD dieleizte Stel1e gesetzt sind.

Das Gespenst der Stueikbildunsscheint also durchaus wirkung eezeigtzu haben und dürfte im Laufe der Zeitau.h bei der übrigen Beleeschaft Nachahmune gefunden haben.

EntlassungswelleObwohi 1440 also eine alleemeine So-

lidadsierung hit den Vahern und übrigen Salinenarbeitern erlolete, war dasSchicksal dieser A$eitergruppiellrngsowie Ftlicher änderer Werktätiger den-noch besiegelt Uber die ZahI .ler 1440an der Saline arbeitslos Gewordenenberichtet das oben eNähnte Lied vonetwa drelhundert Männem und &äuen.die enilassen wurden. In Anbetrachtdess€n, dass für einen Großteil der Ent-lassenen deren Herkunft aus der Reichenhaller Bürgeßchaft vahrscheintichist und man die Einwohnevahl der

Stadt in jener Zeit mit etwa 1100 anset-zen muss, so war dies imm€rhin ein Pro-zentsatz von 27 Bedenkt man die finan-zielie Abhängigkeit, in der die Familienmiiglieder standen. so lvirkl djese Zahlumso dmmatischer Dieses Phänomenplötzljcher Massenarbeiislosigkeit auf-eNnd wiftschafllicher Spamaßnah-men lanse vor der Indusarialisierunedarf als eines der frühesien bekannienBeispiele im deuts.hen Sprachraumgelten.

Der Protest und solidarische Zusam-menschluss der Reichenhaller Werktä tigen blieb nicht ohne WirkunA. Obs,ohldie Haltung der Siedeherren vermuuichkeine EinigunA mit denArbeitslosen zu-Iassen wollte, schalteie sich der Herzoe

in Kenntnis der chaolischen Reichenhaller Verhältnisse - in die Auseinander\tstzungen ein und verfugte dre Errichtuns von Ersatza.beitsDtatzen.wolür die Siedeh€rreD Soree zu traeen

In Anbetracht der ansonsten vomZunltwesen geprägten starrcn Arbeits-kuliur innerhalb der Saline trägt einsolcher Schdti durchaus bemerkens-werte Züge. Denn so sah es beispiels-weise das ,,Becht des Arztes" (Salzordnuns) vor, ,,Bes.hlaser" hjcht zu..Stoßern zu machen. Sollte ein solcherSchritt - aus wel.h€n (lninden,r.himer - dennoch notwendig sein, sobedu ie o der ausdrücklichen cenehmigung durch den städiischen Rat derSechzehn. Gen:geltc tubeit schafrte be-kanntemaßen OrdnuAr eine Vermi-schung der salinarischen Tätiekeiicnbewirkt€ scheinbar das GeAenteil undsollte vermieden werden.

zün{tisch€s Regl€mentDieses enge zünftische R€glement

spiegelt sich auch in der Autrorderunedes Herzogs wide., die Arbeitermeüitich die Stößer, Beschtager, Spenger, Zwlcker und Bodenväher - solttenihre Kinder dle A$eii ,,lehren". Diese1391 angestrebte Arbeitsplatzvereüungwarlvohl kaum vie es späier war undteils bis heute der Eall ist - im Hinblickaul eine enAe Verbundcnheit und Identi-fikation hii dem Salinenbet.ieb ausee-sprcchen woden, sondem die Urkunde verheimlicht es nicht - um eineproblemlose Salzezeugune und damitMehrung des herzoelichen Fiskus zu ge-währleisten Man kann in der m,ssivenKonzentration von Arbeiiskräften indem zentmlisieften Betrieb der Salineseit dem 15. Jahrhundeft ein besonderesMerkmal des,,ftühkapiialismus" er-

Altedings scheint es nach derErich-iune des Hahntchen Solehebewerks zuerößeren Problemen am Solebrunnengekommen zu sein, da durch den zuvorweitgehend naiurbelassenen und nunerstmals in Stern eefassten Brunnen dieQuelschuttunA uid vor altem erädrekeit beeinträchtigt wurde. Arch eineNachbesserung durch den MünchenerMelster Hans Kaßt zeigle keine grcßeWirkung. Hinzu kamen Eeuersbdnsteund Uberschwehmu.sen Bal.l s.hnnqrde die Qualitat d;! BerchenhallerSalz€s beklaei. Die e$chwerten Pm-dukiionsbedingungen versuchte mandurch eine Ausdehnune der Arbeitszeitauszugleichen, iüdem beispielsweise1471 eine päps icheverfüeung den SaIinenbeideb auch an Sonn- und Feielragen gestattete. Hatte sich im Frühmit-telalier die Zeit des Salzsiedens nochaul die Monate von Mitie Mai bis MitteNovember e$trcckt. so weiiete man die-

se Arbeit imvcrlauf zunehmend€r Kon-kurrenz schri[weise aus. So etwa ford€rte der'Herzog am 20. Dezember 1473di. Sied€r auf, sofort nach der HeiligenZeit wieder mit dem Siedcn dcs Salz€s

Ein probates Mittel gegen die uhbe-lriedigenden ProduktionseEebnissescheint aber auch die Arbeitszeitvcrlän-eerune nicht daryestelh zu haben, wassich offenbar auch negativ auf die Stim-hung del Salinenarbeiter auswirkte.Strciks hatie es lange nichi mehr eeeeben. seitdem die Produktion nur mehrschteppcnd verlief. In diesem Punktnämlich glich die Reichenhaller Situation iener der Tiroler SilberbersbaustadtSchwaz: Xmpfindliche Gewihn-einbußen li.ßen die Waffe des Streiksstumpf werdel1. Indessen kam es zu Ab-wanderungen, teilweise sohl auch Abwerbungen. 1483 beispielsweise bekla-gen die Siedeherren den Abgang vielerqualifizierter Kräfte ,,weil sie ihre Nahrug nicht wohl hätten".

Salzpatriziat gegen BürgerschaltDieser Umstand dürfte auch eine der

Folgen aus den sich immer deutlicherzu spr tzenden A usein a nd e.se tzu ngenzwischen dem pnv eereten Satzpahi-ziat im weitesten Sime dem Rat derSechzehn - sowie der in deren Dienststchenden Bü{erschaft (,,Gemeinde")

Die im Sinne eines Kartells sefiihrteAbschottungspolitik der tEdidonellenReichenlalio Wiftschaftselite fand ihrgeselischafUiches Pendant in einer sozialen Abgenzune nach unten, Aesiütztdurch wirkungsvolle Cliquenwi(schaftund Clandenken. Die einstmals aus denBetrieben der Salineneieentümer hervoreeganeenen EmporkÖmmlinee sahensich in ihrer lunl<tion als eigenuicheMachthaber nun iluerseits immer mehreiner n.ch Pivilesien strebenden aberhauptsdchljch aus-Salinenarbenem be-stehenden Büryerschaft gegenüber DieweitÄehend iechtlose Stellune, wie siebeispielsweise noch ein Jahrhrindert zu-vor die Väher imegehabt haiten, warmituenveile einer selbstbewussien Haltung de. zünftisch organisierten Arbei-ierklientel gewichen, deren Ansimen esnun war. den üach finaüiel]en Gesichtspunkten plutokratisch gepdgtenRai der Sechzebn aüzubrcchen, umSitz und Stimme zu erlangen.

Obwohl die GeschichtsforechunsStadtmuhen gemeinhin als eine Er-scheinung in Großstädten bewertet, sospricht gerade die EDtstehung entspre-chender Unruhen lm verhäiinismäßiskleinen Reichenhall für den hohen Cmdan Eigensiändigkeit und die damit ver-bundene Konlliktanfälliekeii in der Sa-linenstadt. Als Aggressor traien aberhier bezeichnendeNeise nicht die Zünf-te in Erscheinung dafür war die städ-tische Prägung durch das traditionelleHandwerk zu qerinA , sondern die cemeinde, in der sich die hauptsachllch rnder Saline arbeitende Bürgerschaft ver-

Offener Aufständ1487 kulminiefte der KonJlikt zwi-

schen dem exklusiven Bat uDd der Ge-meinde in einem otrenen Aufstand, dermit der Gefangennahme der vier bür-gerlichen Rädelsführer endete. In einemleldenschaf ichen Brief, der selbst denHerzog beejndruckt haben dLirfte, setztesich die Gemeinde fur dre fterlassunsrhrer Mltstreiier ein und bewrrkte. däs:sich der Herzoe vorläufig mit der Wie-derheshnung der Odnung befasste. In

ernern unmiitelbar edolgten Schreibenlegr.e er die ftelheii der Bürger ihresteuerliche Veranlaguns, deren SieAelund Bdefrecht, die Steuererhöhuns, dieVerköstigung der AJmen, die Stmher-fahren gee€n Bürger. den Getreidean-kauf und die speicherung sowie die Insiallierung eines Stadtbäumeisiers f esi.Als Grundlage eiher Ordnung zog er ineinem weiteren Schrciben dieVerfügungHerzog Heinrichs von 1440 heran, wo-mit freilich ein€ weitg€hende Rehabititatioh des etablierten Regimes e€schah.

Landesfürst kauft die SiedenDas was die Gewalt der BlLrg€c nicht

!ermocht hatte, be$rkte nu einreeJahre spät€r der Land€sfüni mit demAufkaul der Siedeanlagen, wodurch diealten Siedeherreneeschlechter ihrerdauerhalten linanziellen Einkünfte uDdder damit verbundeneh Machtbasis inReich€nhall \erlustig wurden. In einemetwa 30 jähigen Proz€ss führte die in-nerhalb eines Jahrzehnis erfolgte staatIiche Monopolisierung des ba),erischenSalzwesens zu einer ungefähren Angleichung des elnstigen sozialen Ge{äUes inder Stadt Denn nu. fu. ernlAe wenLseMrtgLeder des ehemaligen Salzpatnii-ats taten nrh dulch eeschckte Am-teranhäufung neue Geldqueilen auf,womii ihnen zumlndest noch frlr dienächsten zwei bis drei Generationen eine elitäre Stellung innerhalb der urba-n€n Gesellschaft sicher wax

Die Behaupiung des Schveizer Wir't-schallshlstorikers Jean I.ranlois B€rgiers, wonach gemde an alten Salzgevinnungsorten taditionen den iechnischen und vlrtschafuichen Fo schritthemmten, findet zumindest für die Rei-chenhaller Saline seit d€m 13. Jahrhun-deft und in versiärkiem Maße nach derstaatllchen Übemahme zu Ende des 1ö.Jahrhundeft keinerlei Enisprechune.Seine Grenzlage ih ständieen Konkurrenzkampf mit dem S.lz aus S.lzbufe,Bcrchteseaden und Osteneich emerseltsund der Nachieil anderers€its, ausschließlich auf die Ausbeutung der unsteten Solequellen angewiesen zu sein,forderte Dnovatives Denken geradezlrler.ns Die 'lats,.le d:ss Rei.fenn,llimverlauf des Hoch- und Spätmittelal-teN Dicht aufgegeben wurde, darf ansich schon als bemerkensvert betrachtet werden, denn die Aufrechterhaltungwar wohl neben der wohlwollenden landesturstiicben Sub\entionierung nurau1ff und riesiser Investitioner moeliclA1s einzige auf bayerischem Bodeir be-findliche SaliDe i{ar Reichenhall freilich zu wertvoll, um einlach aufgegeb€nweden zu können. Dass Investitionenbis zum herzoslichen Salzmonopol be-scheiden und vielfach unzulänglichblieben, hängt zm elnen mit derschwiedgen gemeinsamen Kartellsteue-rung und zum and€ren mit den geringenfinanziell€n Möglichkeiten der Karlellmitglieder sp ch der Siedeheüenzusammen. Eine solche Ausgangslageerzwang auch eine sich ständig neu oentierende Belegschaf t an Salinenarbei

Nach 1500 setzie unter Hezog Wilhelm in der Reichenhaller Saline verstärkt eine kosisp jelige Modernisierungein hii dem Ziel. wiederum eine leis-tungsfähige Saline zu schafen. Diessteltte auch die Salinenarbelter vorneue Hemusforderuneen. Den größtenKost€nfakior des vom Endverbmuch€rgezahlten.Salzpreises stellten neben denrechi. hohen hständhaltungskosten dertanspoftmittel die zu bezahlenden

Löhn€ der Salinenarbeiter dar So ist esverständ1ich. dass der unter zelt-gemäßen beidebswirtschafilichen Ge-slchtspunkten neu oryanisierte staatliche Beideb auch mrt dem Mittel d€rEntlassungen €ine Minimierung derProrlrrktionskosten zr przicler h.ffteDoch obq'ohl nach der Veßtaa ichungzahlreiche Arbeitspläize €ino Ver-schtankung der Beleeschält zum Opf€reelallen waien, beweAte sich die ZahIder am Reichenhallei Salzwesen be-schäftieien immer noch bei ungefährdreihuüdert. 120 Männ€r und 43 ftauenwaren 1581ällein in den Siödebeideb€nbeschäftigt.

Von Aufständen der Arbeiter gegel1ihrcn Dienstherm horen wtu interessan-tenveis€ nichts mehr Immerhin warmitUeNeile durch die Erichtung einesin erster Linie für alteNschwache undkranke Sallnenarbeiter bestimmtenSpitals eine wichtlge soziale Ein chtung entstanden. Dieses war hochwährend der letzien Jahre de. Herr-schafi des Salzpatdziats 1481, jedochim Einvemehmen mit dem Rat und derBürgerschaft als StiftuDe geschatrenwoden und sollte neben selüerkadtaiiven Zieldchiung vermutllch auch zurEntspannung der sozialen Unruhehzvisch€n Rat und Gemelnde beit.agen.Seit dem Endc des 16. Jahrhundertsstellte das herzogliche Salzmeiemmtzusehends Gnadengelder lür dieWitvenund Kinder von versiorbehen Salinenarbeitern bereit uhd schuf damii än-saizveise eiDe SozialJüßorye.

Dass der Rang eines h€rzoglichen Sa-lineharbeiters schon bald als erstrebensvert galt, zeigt das B€ispiel des,,Salzkunstlers- Hans Zwiknopf ausMünchen, der als GesenleistunA lu. seFne Modernisierungsvorschtäge an derReichenhaller Saline 1513 in €in festesAnstellungsverhältnis als Salzbaum€is-ter hli einem iährlichen Gehäli von 150Gulden. einem Hofkleid uhd einer halb-zinsfrei€n Wohnung übede. Man siellte sogar einem s€iner Söh-ne ein gutes ninkommen in Aussichi,sollte dleser in die Iußstapfen seinesVa

Modernisieruns und KonjunkturEing€bettet waren die Modernlsie-

runesmaßnahmen des Landeshern indie größeren staatlichen Bestrebungen,das Salzwesen für die allgemeine Koniunktur in Bayern nuizbar zu machen.Dazu Aehdde beispielsweise auch dieEjnftussnahme aul Berchteseaden selider Mitte dcs 16. Jahrhunderts. Zahlreiche ,,Salzkünsiler", die mit ihren Expe-

menten für Reichenhall belegt sind,spiegeln dieses intensive Bemühen umeinen Ansties der SalzDrodukiion mrtHilf e vonTecfr noloeietr;.sfer wder A1-lein die viel stmffere staatliche VeNal-tung war bereits in derLage, diesenAn-stieg zu bewerksielligen, der mit Hilfeder kostspieligen und spektakulärcnErrichtung des Gnbenbaches um 1538weiter ausgebaui werden konnte. AmEnde des Siedeherrcnkartells um 1t00betrug die Salzpmduktion ungelähr7.500 Tonnen. 1512 lvude die 10.000 tMarke überschdtieni um 1ö30 varen esetwa 15.000 t. Spiizenzahlen voüjeweilsüber 1?.000 t ereichte mah in den Jah-ren 1549 und 1b51. Nachdem die Pro-bleme mit der Brcnnholzve$orgungdmstisch zug€nommen hatten und hohePrcduktionszatrlen nur noch mit unver-häliDismäßig hohem Energieeinsaiz zugewährleisten gewesen warcn, stelltedieVerlagerung der Salzhemtellung von

Reichenhall nach dem logistisch günstiger gelegenen taunstein einer wesentlichen Einschniit auch frir die Beleg-schaft der Salinenalbeiter - dar Nachder Erdchtung einer über 30 tsilomeierlanAen SoleleiiuDe und Dach der vermindeNng von ursprtinglich l6 auflünfPfannen wurden in R€ich€nhall ab derMitte des 1?. Jahrhunderts von gut ein-hundert Pe$onen knappe 6.000 t Salz

N6're ArbeitsordnüngPikanteNeise geht die Initiative zur

Modernisleruns der Säline Reichenhalllm ausgehende; 18 Jahrhunde( auf e!ne Kundenreklamation der Stadt Bernzudck. Die im Zuge dessen edoigte Er-neuenng brachte 1791 auch eine neuerlassene Arbeitsordnung heNor inwelcher unter demverbot der seit jeherüblichen weiblichen Arbeitskräfte über300 Beschäftigie genannt sind. Sie sindim Sinne einer hierarchischeh Gliede-rung dem militärischen Reglementnachempfund€n, deren Spiize der Salinen-Oberinspektor einnahm. Zwischenihm und der Basis dem w€iten Feldder breit gesireuten salinarischen Ar-beiterschafi - lagen zwei weiterc,,Klassen", wie es in einer zcitgenössischen Aquarellzeichnung heißt. Auffäl-1ig ist die für alle Beschäftiglen neu ein-gefütrJte Unifomierung. Eine beieeleei€ und in dieser Quälliät erstmaliseDienstinstruktion für sämuiche Arbel-ter verdeuilichi, dass für die Belesschalt der Reichenhaller Saline ein neü-es Zeitalt€r angebrochen war Mii Hilfeeiner ldealislerten Neuorganisation dersalinarischen Personalstruktur sollieein modemer wirtschafilicher Gedankeim baveris.heh Salzwesen kohseouenive olä weden.

Seit 1782 hatten die Arbeiter an Stelle des Stücklohns mii einem lest ge-schricbencn, aber gedng bemesseDenWochenlohn auszukommen. Nach dleserstrikten Anbindung der Beschäftiglenan den Betrieb war Armut vorprogram-miert. Der Landesfüßt erkannte diemissliche Lage der Arb€iier, setzte sichledoch nicht für eine Lohnerhöhuhs,iondem - im Sinne des l}ühkapitalia-mus für den Zuvediensi der übrigenFämilienmitslieder ein, ihdem €r in demehemaligen Edelmannsitz,,Achsel-m,nnsf.ein" die Errichf.uno €iner Baumwoll-strickwaren-Manulatiur lorderte.Das anvisierte Ziel war die weitgehendeEinbeziehuDg der gesamten Familie inden Produktionsprozess des absolutistischen Staates. In dem mehr als 1000Personeü umfassenden Betriebwird als ,,Fabdque" bezeichnet -konnt€n Kind€r ab neun Jahrc aufgenommen werden. Doch otrenbar reichteder den Kindern ausgehändigte Lohnnichi €inmal zum ENerb einer Mahlzeit. Daraufhin ordnete der Landesfürsian. den Kindem in der so genannntenFabrik entsprcchend zu essen zu eeben.Oft senus war es nämlich vorgekon-men, dass diese von den Spimstubenabwanderten und der Arbeit femblie-ben, um ihr Glück im lukntiverenStraßenbettel zu versuchen.

(DLeser Artikel ist die populerc Fassung.in.s V.'1räss den d.r Vcrfasser 2002 vordem Ö"tede_rchßchen H, storLkedae sehrl -

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