13
FR 19.04.2013 Belcanto 20 UHR | ROLF-LIEBERMANN-STUDIO

FR 19.04.2013 Belcanto 20 UHR | ROLF-LIEBERMANN-STUDIO - …€¦ · FR 19.04.2013 Belcanto 20 UHR | ROLF-LIEBERMANN-STUDIO VS 295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 2 08.04.13 10:20

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • FR 1

    9.04

    .201

    3

    Belc

    anto

    20 U

    HR |

    ROL

    F-LI

    EBER

    MAN

    N-ST

    UDIO

    VS

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 2 08.04.13 10:20

  • NDR RADIOPHILHARMONIEARIEL ZUCKERMANN DIRIGENTHILA FAHIMA SOPRANDIANA HALLER MEZZOSOPRANEUGENE CHAN BARITON

    FRIEDERIKE WESTERHAUS MODERATION

    WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756 – 1791)OUVERTÜRE ZU „DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL“

    „DURCH ZÄRTLICHKEIT UND SCHMEICHELN“ARIE (BLONDCHEN), 2. AKT „DIE ENTFÜHRUNG AUSDEM SERAIL“ (1782)

    GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685 – 1759)„STA NELL’IRCANA, PIETROSA TANA“ARIE (RUGGIERO), 3. AKT „ALCINA“ (1735)

    FR 19.04.201320 UHR | ROLF-LIEBERMANN-STUDIO

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 3 08.04.13 10:20

    RICHARD WAGNER (1813 – 1883)„O DU MEIN HOLDER ABENDSTERN“REZITATIV UND ROMANZE (WOLFRAM),3. AKT „TANNHÄUSER“ (1845)

    JULES MASSENET (1842 – 1912)„JE MARCHE SUR TOUS LES CHEMINS“ARIE (MANON), 3. AKT „MANON“ (1884)

    HUGO WOLF (1860 – 1903)„KENNST DU DAS LAND, WO DIE ZITRONEN BLÜHN“GOETHE-LIEDER (MIGNON), ORCHESTRIERT VON HUGO WOLF (1888/89)

    AMBROISE THOMAS (1811 – 1896)„O VIN, DISSIPE LA TRISTESSE“TRINKLIED (HAMLET), 2. AKT „HAMLET“ (1868)

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 4 08.04.13 10:20

  • LÉO DELIBES (1836 – 1891)„OÙ VA LA JEUNE INDOUE“ („GLÖCKCHENARIE“)ARIE (LAKMÉ), 2. AKT „LAKMÉ“ (1883)

    — PAUSE —

    GIUSEPPE VERDI (1813 – 1901)OUVERTÜRE ZU „LA FORZA DEL DESTINO“ (1862/69)

    GAETANO DONIZETTI (1797 – 1848)„VIEN, LEONORA, A’PIEDI TUOI“ARIE (ALPHONSE), 2. AKT „LA FAVORITE“ (1840)

    „CRUDA, FUNESTA SMANIA“ARIE (ENRICO), 1. AKT „LUCIA DI LAMMERMOOR“ (1835)

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 5 08.04.13 10:20

    GIUSEPPE VERDI (1813 – 1901)„CARO NOME“ARIE (GILDA), 1. AKT „RIGOLETTO“ (1851)

    GIOACCHINO ROSSINI (1792 – 1868)„NACQUI ALL’AFFANNO“ARIE (ANGELINA), 2. AKT „LA CENERENTOLA“ (1817)

    Das Konzert wird live auf NDR Kultur übertragen.

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 6 08.04.13 10:20

  • Arie

    l Zuc

    kerm

    ann

    DIRI

    GENT

    ARIEL ZUCKERMANN

    Der 1973 in Israel geborene Ariel Zuckermann

    begann seine musikalische Karriere als Flötist, bevor

    er sein Dirigierstudium an der Königlichen Musik-

    hochschule in Stockholm beim legendären Jorma

    Panula aufnahm. Bereits im Jahr 2003 zum Assisten-

    ten von Iván Fischer beim Budapest Festival Orches-

    tra berufen, legte er 2004 seinen Diplomabschluss

    als Dirigent bei Bruno Weil an der Münchner Musik-

    hochschule ab. Nur wenig später wurde er Chefdiri-

    gent des traditionsreichen Georgischen Kammeror-

    chesters Ingolstadt. Die Liste der namhaften Orches-

    ter, mit denen Ariel Zuckermann bereits zusammen-

    gearbeitet hat, ist lang (Israel Philharmonic Orchestra,

    Tschechische Philharmonie, Bamberger Symphoniker,

    WDR Sinfonieorchester). Mit dem ORF Radio-Sympho-

    nieorchester Wien ging er jüngst auf China-Tournee,

    mit der Camerata Salzburg und dem Schlagzeuger

    Martin Grubinger unternahm er gleich zwei Europa-

    Tourneen. Höchst erfolgreich war auch Ariel Zucker-

    manns Neueinstudierung von Donizettis „Viva la

    Mamma“ am Münchner Gärtnerplatztheater.

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 7 08.04.13 10:20

    Hila

    Fah

    ima

    SOPR

    AN

    HILA FAHIMA

    Hila Fahima, 1987 geboren, erhielt ihre Gesangsaus-

    bildung an der Rubin Academy for Music and Dance

    in Jerusalem. Als Mitglied des Opernstudios der New

    Israeli Opera sang sie u. a. Papagena in Mozarts

    „Zauberflöte“ und Adele in Strauß’ „Fledermaus“.

    Größtes Aufsehen erregte im August 2010 ihr Debüt

    in der Titelpartie der Oper „Alice in Wonderland“

    von David Sebba an der New Israeli Opera. Wenig

    später wurde sie mit dem Ersten Preis beim Europä-

    ischen Gesangswettbewerb DEBUT ausgezeichnet.

    Hila Fahima ist seit der Saison 2010/11 Stipendiatin

    der Deutschen Oper Berlin, wo sie bereits in Partien

    wie Königin der Nacht („Die Zauberflöte“), Nannetta

    („Falstaff“) und Najade („Ariadne auf Naxos“) zu

    er leben war. Gastengagement führten sie zurück an

    die New Israeli Opera (als Amor in Glucks „Orfeo ed

    Euridice“) sowie zu Aufführungen von Ravels „L’enfant

    et les sortilèges“ beim Glyndebourne Festival. Auch

    in Zukunft erwarten die junge Sängerin viele be-

    deutende Aufgaben: In der Saison 2013/14 wird sie

    Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper.

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 8 08.04.13 10:20

  • Dian

    a Ha

    ller

    MEZ

    ZOSO

    PRAN

    DIANA HALLER

    Diana Haller wurde 1986 im kroatischen Rijeka

    ge boren. Nach der Gesangsausbildung in ihrer Hei-

    matstadt schlossen sich weitere Studien am Konser-

    vatorium von Triest und an der Royal Academy of

    Music in London an. Derzeit studiert sie an der Stutt-

    garter Musikhochschule. Die mit vielen internationa-

    len Preisen und Stipendien ausgezeichnete Mezzo-

    sopranistin ist seit Jahren eine gefragte Lied- und

    Oratoriensängerin. Gemeinsam mit der Pianistin

    Katha rina Landl gewann sie 2012 den Ersten Preis

    beim Hugo-Wolf-Wettbewerb. 2009 wurde sie in das

    Opernstudio der Stuttgarter Staatsoper aufgenom-

    men, seit 2010 ist sie jüngstes Mitglied des Ensemb les

    des Stuttgarter Opernhauses. Dort übernimmt sie

    die großen Partien ihres Fachs, u. a. Cherubino („Le

    nozze di Figaro“), Orlofsky („Die Fledermaus“) und

    Ruggiero („Alcina“). Gastauftritte führten sie zum

    London Handel Festival und zum Rossini-Festival in

    Wildbad. Im kommenden Juni gibt sie in einer Neupro-

    duktion ihres Stuttgarter Stammhauses ihr Rollende-

    büt in der Titelpartie von Rossinis „La Cenerentola“.

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 9 08.04.13 10:20

    Euge

    ne C

    han

    BARI

    TON

    EUGENE CHAN

    Der amerikanische Bariton Eugene Chan, Jahrgang

    1983, stammt aus San Francisco. Er studierte an der

    Sacramento State University und ist Absolvent des

    Opernstudios am Theater Basel. Der junge Sänger ist

    mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden und

    erhielt Stipendien, u. a. von der renommierten Sulli-

    van Foundation. Diesseits wie jenseits des Atlantiks

    für die großen Rollen seines Faches gefragt, gastiert

    Eugene Chan an bedeutenden Opernhäusern, etwa

    als Schaunard („La Bohème“) am Opera Theatre of

    St. Louis, als Figaro („Il barbiere di Siviglia“) an der

    Michigan State Opera oder als Dandini („La Ceneren-

    tola“) am Teatro Comunale di Bologna. Am Theater

    Basel übernahm er in den vergangenen Spielzeiten

    zahlreiche Partien, u. a. Conte Almaviva („Le nozze di

    Figaro“), Hajný („Rusalka“) und Lescaut („Manon“).

    Als Konzertsänger arbeitete Eugene Chan bereits mit

    dem San Francisco Symphony, dem Los Angeles Phil-

    harmonic und dem Orchestre de la Suisse Romande

    zusammen. Ein großer Erfolg war auch sein Debüt

    als Liedsänger 2008 in der New Yorker Carnegie Hall.

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 10 08.04.13 10:20

  • Als ein musikalischer Botschafter Hannovers und Niedersachsens

    genießt die NDR Radiophilharmonie weit über das Sendegebiet

    des Norddeutschen Rundfunks hinaus einen hervorragenden

    Ruf. Stete Rundfunkübertragungen, Gastspielreisen und Tourneen

    ins Ausland sowie nicht zuletzt unzählige CD-Produktionen bele-

    gen immer wieder die künstlerische Qualität und den internatio-

    nalen Rang des in der niedersächsischen Landeshauptstadt be-

    heimateten Orchesters. 2010 feierte die NDR Radiophilharmonie

    ihr 60-jähriges Bestehen. Mit Beginn der Jubiläums-Saison

    2009/2010 trat ein neuer Chefdirigent an die Spitze des Orches-

    ters: Eivind Gullberg Jensen, einer der gefragtesten Vertreter

    der jungen Dirigentengeneration und gern gesehener Gast der

    großen europäischen Sinfonieorchester. Er übernahm die Chefpo-

    sition in der Nachfolge Eiji Oues, der die NDR Radiophilharmonie

    in dem Jahrzehnt seines Wirkens entscheidend geformt hat und

    dem Orchester als Ehrendirigent auch in Zukunft verbunden bleibt.

    Zudem standen und stehen seit Jahren junge Spitzendirigenten,

    die in der internationalen Musikwelt für Aufsehen sorgen, als Gast-

    dirigenten am Pult der NDR Radiophilharmonie, darunter Gustavo

    Dudamel und Andris Nelsons, Kristjan Järvi, Pietari Inkinen oder

    Cornelius Meister. Ebenso pflegen herausragende Solokünstler

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 11 08.04.13 10:20

    NDR

    Radi

    ophi

    lhar

    mon

    ie

    NDR RADIOPHILHARMONIE

    eine langjährige künstlerische Beziehung zu dem

    Orchester, allen voran Musikerinnen und -musiker

    wie Hilary Hahn, Julia Fischer, Rudolf Buchbinder und

    Frank Peter Zimmermann. Aus den besonderen An-

    forderungen des Rundfunks heraus entwickelte der

    Klangkörper ein überaus vielschichtiges Profil. Nicht

    allein das klassisch-romantische Repertoire sinfo-

    nischer Meisterwerke, auch die Alte Musik, ambitio-

    nierte, intelligente Crossover-Projekte und das weite

    Feld der Filmmusik, letzteres auch im Rahmen natio-

    naler und internationaler Kinoproduktionen, nehmen

    einen zentralen Platz in der künstlerischen Arbeit

    ein. Ihr internationales Renommee festigte die NDR

    Radiophilharmonie mit Konzertreisen durch ganz

    Europa sowie nach Japan, Südamerika und jüngst in

    2012 nach Abu Dhabi zum dortigen Abu Dhabi Festi-

    val. Besonders hervorzuheben sind zudem Gastspie-

    le beim Internationalen Bergen Festival, beim Pisa

    Festival, bei den renommierten Klubhaus-Konzerten

    in der Schweiz oder in der Londoner Royal Albert

    Hall.

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 12 08.04.13 10:20

  • Das Jubiläumsjahr 2013 fügt zusammen, was nach landläufiger

    Meinung nicht zusammen gehört: Giuseppe Verdi und Richard

    Wagner, beide vor 200 Jahren geboren, zwei Antipoden des

    Opernbetriebs. Setzte der Italiener auf Bühnenrealismus, auf

    konkrete Figuren aus dem Hier und Jetzt, suchte der Deutsche

    sein Heil in der Mythologie, bei Drachen, Zwergen und Gralsrit-

    tern. Persönlich ging man sich aus dem Weg, eine echte Aus-

    einandersetzung mit dem Werk des Konkurrenten fand nicht statt.

    Cosima Wagner notierte einige abschätzige Bemerkungen ihres

    Mannes über Verdi, dafür lästerte dieser über die „Tannhäuser“-

    Ouvertüre. Andererseits gibt es mehr Berührungspunkte zwi-

    schen den beiden, als es auf Anhieb scheint. Verdi wie Wagner

    waren Bühnenpraktiker par excellence, die konsequent Mitspra-

    che einforderten: bei der Regie, der Orchesteraufstellung, den

    baulichen Gegebenheiten und natürlich den Textbüchern. Verdis

    Vorschlag, in Italien drei Mus terbühnen zu errichten, kam Wag-

    ners Festspielhausidee recht nahe. Beide versuchten bei aller

    Kritik am französischen Opernwesen mehrfach ihr Glück in Paris,

    sie bewunderten Schiller, Shakespeare und die Antike – und sie

    galten als echte Revolutionäre, nicht nur der Kunst. Während sich

    Wagner 1849 am Dresdner Aufstand beteiligte, ging Verdi für

    MIT WAGNER, VERDI – UND ANDERENEin Opernabend

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 13 08.04.13 10:20

    einige Jahre in die Politik. Wie aber standen unsere Jubilare zu

    anderen Komponisten? Mozart, um mit diesem zu beginnen,

    war für beide ein Markstein der Musikgeschichte. Der Salzburger

    besetzte ja auch geographisch die Mitte zwischen dem Nord-

    italiener und dem Sachsen, er hatte deutsche wie italienische

    Libretti vertont, sich geschmeidig zwischen den Welten und

    Stilen bewegend. Freilich standen einem Wagner die deutschen

    Opern Mozarts näher. Die „Entführung“ etwa, mit der er sich

    eines Abends im März 1883 im kleinen Kreis beschäftigte. „Wie

    wir allein sind und R. eine Flasche Champagner bestellt hat, er-

    zählt er von der Entstehung dieses genialen Werkes“, heißt es in

    Cosimas Tagebüchern. Zwar stellte das Singspiel mit seiner Ab-

    folge von gesprochenen Dialogen und geschlossenen Musiknum-

    mern für Wagner eine überholte Gattung dar, als umso „genialer“

    dürfte er aber Mozarts Kunst der Charakterzeichnung empfunden

    haben, auch bei Nebenfiguren wie Blondchen. In deren Arie

    „Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln“ gelingt es Mozart, mit spar-

    samsten Mitteln das Bild einer selbstbewusst-empfindsamen,

    womöglich leicht schnippischen jungen Frau zu entwerfen. So

    kurz die Arie auch ist, bleibt doch Gelegenheit für einige Kolora-

    turen à la Grande Dame.

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 14 08.04.13 10:20

  • In die Entstehungszeit der „Entführung“ fällt Mozarts erste Be-

    gegnung mit den Werken Händels. Genauer gesagt: mit dessen

    Oratorien. Denn obwohl Händels Tod erst gut 20 Jahre zurücklag,

    waren seine Opern, die doch jahrzehntelang den Schwerpunkt

    seiner Tätigkeit gebildet hatten, vergessen. So auch „Alcina“, eine

    seiner prachtvollsten Partituren aus dem Jahr 1735, die neben

    dem berühmten „Verdi prati“ noch eine weitere Glanznummer

    bereithält: die Arie „Sta nell’Ircana“, komponiert für denselben

    Sänger, den Starkastraten Carestini. Ihr Thema ist die Unsicher-

    heit vor dem Kampf – aber nur im Text. Die Musik nämlich vermit-

    telt mit ihren strahlenden Hornparts und der Fanfarenmelodik

    ungebrochene Zuversicht.

    110 Jahre später war Wagner bei seinem Versuch, sich von der

    Nummernoper alten Stils zu lösen, ein großes Stück weiterge-

    kommen. Im „Tannhäuser“ lässt er die einzelnen Szenen nahtlos

    ineinander übergehen, wechselt bruchlos von Rezitativ zu Dekla-

    mation und Gesang. Eine Ausnahme bildet Wolframs Lied an den

    Abendstern, ein tonartlich und formal nahezu geschlossenes

    Musikstück in G-Dur mit vorangehendem g-Moll-Rezitativ. Auch

    durch den Einsatz einer Harfe als Attribut des Sängers Wolfram

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 15 08.04.13 10:20

    löst sich das Lied von der Umgebung. Überhaupt ist die Instru-

    mentation exquisit: Von dunklen Posaunenklängen heben sich

    hohe Holzbläser und Geigen ab, später sind es die Celli, die Wolf-

    rams wehmütigen Gesang fortführen.

    1861 sorgte der „Tannhäuser“ in Paris für einen Theaterskandal,

    den die Presse lustvoll ausschlachtete. Aber es gab auch begeis-

    terte Stimmen und bald eine feste Schar von französischen

    Anhängern. Zu diesen gehörte der Komponist Jules Massenet, der

    als junger Mann Franz Liszt kennengelernt hatte und Berlioz

    schätzte. Seine Berufung zum Professor am Pariser Konservato-

    rium 1878 galt daher als Fanal: Die wichtigste Ausbildungsstätte

    Frankreichs öffnete sich der Moderne! Mit Koechlin, Enescu und

    Schmitt hatte Massenet denn auch eine Reihe hervorragender

    Schüler. „Manon“, seine fünfte Oper, wurde ein Jahr nach Wagners

    Tod uraufgeführt. Die Geschichte um eine junge Schönheit aus

    der Provinz, die in der Stadt zugrunde geht, sollte auch später

    noch Komponisten reizen, Puccini etwa und Henze. Wie bereits an

    anderen Opern erprobt, wählte Massenet hier eine durchkompo-

    nierte Großform, in der einzelne Nummern ineinander übergehen

    und gesprochene Dialoge vor musikalischem Hintergrund statt-

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 16 08.04.13 10:20

  • finden (Melodrama). Der Beginn des dritten Akts zeigt Manon als

    bewunderte, elegante junge Frau, die sich ihrer Wirkung wohl

    bewusst ist: „Auf allen Wegen schreite ich wie eine Königin“. Und

    in der zweiten Hälfte ihrer Arie lädt sie das staunende Volk mit-

    tels einer Gavotte ein, sich ebenso wie sie dem Augenblick hinzu-

    geben: „Folgt, wenn die innere Stimme ruft!“

    Während Massenets „Manon“ nach wie vor zu den Repertoire -

    stü cken gehört, waren Hugo Wolfs Bemühungen um die Oper von

    wenig Erfolg gekrönt. Sein „Corregidor“ konnte sich auf lange

    Sicht nicht durchsetzen. Wolfs Stärken lagen eben weniger auf

    dramatischem als auf lyrischem Gebiet, weshalb er zu Recht als

    einer der größten Liedmeister des 19. Jahrhunderts gilt. Auch

    Mignons „Kennst du das Land“ aus Goethes „Wilhelm Meister“

    ist in Wolfs originaler Fassung ein Klavierlied, wurde allerdings

    vom Komponisten selbst, und zwar gleich zweimal, orchestriert

    (1890/93). Anfangs verwendet Wolf die große Besetzung nur

    auszugsweise, um die späteren Aufschwünge und Ausbrüche,

    vor allem das mehrfach wiederkehrende „Dahin! Dahin!“, gerade-

    zu rauschhaft zu inszenieren. An Farbigkeit und Intensität ist

    das Orchesterlied der Klavierfassung zweifellos überlegen.

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 17 08.04.13 10:20

    Wolf war nicht nur ein sensibler Komponist, sondern auch ein

    gefürchteter Musikkritiker. Die „Mignon“-Oper von Ambroise Tho-

    mas etwa gefiel ihm nicht, während sich Wagner für das Werk

    durchaus erwärmen konnte. Nun gehörte jener Thomas, Lehrer

    Massenets und langjähriger Konservatoriumspräsident, tatsäch-

    lich zu den eher traditionellen Komponisten seines Landes.

    Gleichwohl leistete er mit seinem „Hamlet“ von 1868 einen der

    bedeutendsten französischen Opernbeiträge überhaupt, den Büh-

    nen in ganz Europa auf den Spielplan setzten. Zündender Höhe-

    punkt des zweiten Akts ist Hamlets Trinklied im beschwingten

    6/8-Takt und effektvoller Instrumentation. Wen stört es da, dass

    diese Szene mit dem Shakespeare-Original ebenso wenig zu tun

    hat wie der Schluss der Oper, Hamlets Krönung?

    Und noch einmal Frankreich: Während uns Léo Delibes heute

    vornehmlich als Komponist von Balletten bekannt ist, wird er in

    seiner Heimat auch als Musikdramatiker hochgeschätzt. An der

    Spitze der Beliebtheitsskala steht „Lakmé“, eine Oper über die

    tragische Liebe eines Hindumädchens zu einem englischen Offi-

    zier. In ihrer „Glöckchenarie“ („Où va la jeune Indoue“) erzählt

    Lakmé die Legende von der armen Pariatochter, die Brahmas

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 18 08.04.13 10:20

  • Sohn vor den Tieren des Dschungels rettet. Die Erwähnung von

    Zauberglöckchen nimmt Delibes zum Anlass, im zweiten Teil der

    Arie einen funkelnden Dialog zwischen Singstimme und Glocken-

    spiel zu entfalten. Kein Wunder, dass sich von diesem Kabinett-

    stückchen nicht nur das französische Publikum, sondern auch

    Lakmés Auserwählter betören lässt …

    Die Beziehungen Verdis zu Frankreich sind vielfältig; in Paris ka-

    men etliche seiner Opern zur Aufführung, zwei davon sogar als

    Weltpremieren. Auch die zur Eröffnung des Suezkanals gebotene

    „Aida“ ging auf einen französischen Auftrag zurück. „La forza del

    destino“ hingegen, komponiert 1861, war für St. Petersburg be-

    stimmt, wo die Oper 1862 auch ihre äußerst erfolgreiche Urauf-

    führung erlebte. Dennoch feilte Verdi in den folgenden Jahren

    noch an Handlung und Musik und entschloss sich 1868 zu einer

    Neufassung der Ouvertüre. Kaleidoskopartig präsentiert das neue,

    nun deutlich längere Stück wichtige Themen der Oper in knappen,

    teils schroff nebeneinander gesetzten Passagen: leidenschaftli-

    che Liebe, stille Gebete, sakrale Klänge – und natürlich das titel-

    gebende „Schicksal“ in Form von drei mahnenden Blechbläserru-

    fen gleich zu Beginn.

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 19 08.04.13 10:20

    Zehn Jahre vor „La forza del destino“ war „Rigoletto“ entstanden,

    heftig kritisiert für sein angeblich unmoralisches Libretto, beim

    Publikum jedoch ein gewaltiger Erfolg. Täuschungen und Selbst-

    täuschungen sind hier die Triebfeder der Handlung; stets weiß der

    Zuhörer mehr als die Akteure. Umso packender wirkt daher ein

    Liebesgeständnis wie das der jungen Gilda, die nicht ahnt, dass

    sich hinter dem armen Studenten, den sie in „Caro nome“ so hin-

    gebungsvoll besingt, der lüsterne Herzog verbirgt.

    Vor Verdi hatten einige Landsleute ihr Glück an der französischen

    Oper versucht, darunter als prominenteste Bellini, Donizetti und

    Rossini. Aber selbst Donizetti, der Erfolgskomponist der „Lucia di

    Lammermoor“ (1835), benötigte zwei Anläufe. Verlief sein erster

    Paris-Aufenthalt noch unerquicklich, konnte er 1840 das französi-

    sche Publikum mit „La Favorite“ für sich gewinnen. Kein Gerin-

    gerer als Richard Wagner verfertigte im selben Jahr einen Klavier-

    auszug der Oper – eine Fronarbeit aus Geldmangel. Allerdings

    sollte auch Donizetti seine Triumphe nur noch wenige Jahre ge-

    nießen können – nach über 70 Opern starb der Komponist 1848

    in geistiger Umnachtung. Das Geheimnis von Donizettis Erfolg lag

    in seinem dramatischpsychologischen Gespür und seiner starken

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 20 08.04.13 10:20

  • Identifikation mit dem Dargestellten. Sogar Wagner, der ansons-

    ten nicht viel für ihn übrig hatte, bewunderte Donizettis melodi-

    sche Gestaltungskraft. So kämpfen Alphonse in „La Favorite“

    und Enrico in „Lucia di Lammermoor“ beide um eine Frau, könn-

    ten aber in Ausdruck und Charakter kaum gegensätzlicher sein.

    Hier der empfindsame König, der für Leonore seine Krone opfern

    will („Vien, Leonora“), dort der rachsüchtige schottische Graf,

    dem die Familienehre über alles geht („Cruda, funesta smania“).

    Glaubhaft aber wirken beide – dank Donizettis thematischem Er-

    findungsreichtum. Jahre bevor Donizetti seine letzten Triumphe

    feierte, 1829 nämlich, hatte sich Rossini vom Opernbetrieb zu-

    rückgezogen. Auch wenn er zu diesem Zeitpunkt als unangefoch-

    tener Meister der italienischen komischen Oper galt, hatten nicht

    alle Werke von Beginn an Erfolg. „La Cenerentola“ etwa, die 1817

    in Rom uraufgeführte Aschenputtel-Dramatisierung, konnte sich

    erst allmählich beim Publikum durchsetzen. Wie der Untertitel

    („La bontà in trionfo“) verrät, siegt hier am Ende die „bontà“, die

    Güte des Herzens, und ihr ist Angelinas hochvirtuose, mit Kolora-

    turen und Verzierungen gespickte Arie „Nacqui all’affanno“ gewid-

    met. Mit ihr schließt Rossinis Oper – und unser Opernabend.

    Marcus Imbsweiler

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 21 08.04.13 10:20295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 22 08.04.13 10:20

  • SAISON 2013/2014 Wir senden Ihnen gerne im Mai die neue Broschüre zu.

    Schreiben Sie uns einfach an: NDR Podium der Jungen Bereich Orchester und Chor Rothenbaumchaussee 132 20149 Hamburg

    E-Mail: [email protected] Fax: (040) 41 56 – 35 29

    ndr.de/podiumderjungen

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 23 08.04.13 10:20

    IMPRESSUMHerausgegeben vom Norddeutschen RundfunkProgrammdirektion HörfunkBereich Orchester und ChorRothenbaumchaussee 132 | 20149 HamburgE-Mail: [email protected]/podiumderjungen

    Leitung: Rolf BeckRedaktion NDR Podium der Jungen: Angela PirontRedaktionsassistenz: Annette MartinyRedaktion NDR Radiophilharmonie: Matthias IlkenhansRedaktion des Programmheftes: Dr. Harald Hodeige

    Der Einführungstext von Marcus Imbsweiler ist ein Originalbeitrag für den NDR.

    Fotos: Tom Merten | OJO | plainpicture (Umschlag);Felix Broede (S. 6); operastudio Zwecker (S. 7); Carlos Mascherin (S. 9); Klaus Westermann | NDR (S. 11)

    NDR MarkendesignGestaltung: Klasse 3bLitho: Otterbach Medien KG GmbH & Co.Druck: Nehr & Co. GmbH

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 24 08.04.13 10:20

  • RS

    295_PDJ_Konzert5_PRO_K1 1 08.04.13 10:20