270
JAHRESBERICHT 2001 EUROPÄISCHE ZENTRALBANK DE ECB EZB EKT BCE EKP JAHRESBERICHT 2001 EUROPÄISCHE ZENTRALBANK

DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

JA

HR

ES

BE

RI

CH

T 2

00

1

EU

RO

IS

CH

E Z

EN

TR

AL

BA

NK

DE

EC

B

EZ

B

EK

T

BC

E

EK

P

J A H R E S B E R I C H T

2001

E U R O P Ä I S C H E Z E N T R A L B A N K

Page 2: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

J A H R E S B E R I C H T

2001

E U R O P Ä I S C H E Z E N T R A L B A N K

Page 3: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

© Europäische Zentralbank, 2002

Anschrift Kaiserstraße 29

D-60311 Frankfurt am Main

Postanschrift Postfach 16 03 19

D-60066 Frankfurt am Main

Telefon +49 69 1344 0

Internet http://www.ecb.int

Fax +49 69 1344 6000

Telex 411 144 ecb d

Alle Rechte vorbehalten.

Die Anfertigung von Photokopien für Ausbildungszwecke und nichtkommerzielle Zwecke ist mit Quellenangabe gestattet.

Redaktionsschluss für den Bericht war am 5. März 2002.

ISSN 1561-4565

Page 4: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

IIIEZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Inhalt

Vorwort 2

Kapitel I

Wirtschaftsentwicklung und Geldpolitik

1 Überblick: Geldpolitische Beschlüsse im Jahr 2001 8

2 Monetäre und finanzielle Entwicklung 132.1 Monetäre Entwicklung 132.2 Finanzmärkte 20

3 Preisentwicklung 34

4 Produktions-, Nachfrage- und Arbeitsmarktentwicklung 41

5 Entwicklung der öffentlichen Finanzen 49

6 Internationales gesamtwirtschaftliches Umfeld, Wechselkurse undZahlungsbilanz 54

Kapitel II

Zentralbankoperationen

1 Durchführung der Geldpolitik 701.1 Überblick 701.2 Die Hauptrefinanzierungsgeschäfte 721.3 Die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte 741.4 Sonstige Offenmarktgeschäfte 741.5 Ständige Fazilitäten 751.6 Das Mindestreservesystem 751.7 Refinanzierungsfähige Sicherheiten 761.8 Entwicklungen am Geldmarkt 79

2 Devisengeschäfte und Anlage der Währungsreserven 802.1 Devisengeschäfte 802.2 Die Währungsreserven des Eurosystems 802.3 Ansatz des Eurosystems zur Verwaltung der Währungsreserven 82

3 Die Verwaltung der Eigenmittel der EZB 82

Page 5: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001IV

Kapitel III

Risikokontrolle

1 Geldpolitische Geschäfte 861.1 Risikokontrolle 861.2 Bonitätsbeurteilung 88

2 Anlagegeschäfte 88

3 Vorschau auf das Jahr 2002 90

Kapitel IV

Wirtschaftsentwicklung in den übrigen Staaten der Europäischen Union 93

Kapitel V

Europäische, multilaterale und bilaterale Themen

1 Europäische Themen 1061.1 Entwicklung des wirtschaftspolitischen Rahmens 1071.2 Die Reform der Finanzmärkte 109

2 Multilaterale Themen 1112.1 Multilaterale und bilaterale Überwachung der makroökonomischen Politik 1122.2 Beobachtung der Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten 1132.3 Die Architektur des internationalen Währungs- und Finanzsystems 1152.4 Die internationale Rolle des Euro 117

3 Bilaterale Themen 1183.1 Der EU-Beitrittsprozess: Wirtschaftspolitische Kernthemen aus der Sicht

des Eurosystems 1193.2 Kooperation zwischen dem Eurosystem und den Zentralbanken der

Beitrittsländer 1223.3 Die Rolle des Eurosystems beim wirtschaftspolitischen Dialog zwischen der

EU und den Beitrittsländern 1223.4 Ausbau der Arbeitsbeziehungen mit anderen Ländern 123

Kapitel VI

Die Bargeldumstellung, Produktion und Ausgabe der Euro-Banknoten

1 Die Euro-Bargeldumstellung im Jahr 2002 1261.1 Die Bargeldumstellung im Euro-Währungsgebiet 1261.2 Die Bargeldumstellung außerhalb des Euro-Währungsgebiets 1281.3 Umtausch von nationalen Banknoten bei den NZBen 129

Page 6: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

VEZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

2 Produktion der Euro-Banknoten und -Münzen 1292.1 Herstellung des Erstausstattungsbedarfs an Euro-Banknoten 1292.2 Einrichtung einer zentralen Banknotenreserve zur Risikoabsicherung 1302.3 Unterstützung bei der Herstellung der Euro-Münzen 130

3 Schutz der Euro-Banknoten vor Fälschungen 1303.1 Forschung und Entwicklung 1303.2 Vorkehrungen zum Schutz vor Fälschungen 130

4 Ausgabe der Euro-Banknoten 131

5 Die Euro-2002-Informationskampagne 131

Kapitel VII

Zahlungsverkehrs- und Wertpapierabwicklungssysteme

1 Zahlungsverkehrs- und Wertpapierabwicklungssysteme des Eurosystems 1381.1 Das TARGET-System 1381.2 Das Korrespondenzzentralbank-Modell (CCBM) 140

2 Allgemeine Fragen der Zahlungsverkehrsaufsicht 141

3 Großbetragszahlungssysteme 1423.1 Entwicklungen in anderen Euro-Großbetragszahlungssystemen 1423.2 Continuous Linked Settlement (CLS-System) 143

4 Massenzahlungssysteme 1434.1 Abschluss der Umstellung der Massenzahlungssysteme auf den Euro 1434.2 Entwicklungen im grenzüberschreitenden Massenzahlungsverkehr 1434.3 Initiativen der Euro Banking Association (EBA) 1444.4 Elektronisches Geld und Untersuchungen in den Bereichen E-Commerce

und Internet-Zahlungsverkehr 144

5 Wertpapierabrechnungs- und -abwicklungssysteme 1455.1 Clearing 1455.2 Wertpapierabwicklung 1465.3 Zusammenarbeit mit dem Ausschuss der europäischen

Wertpapierregulierungsbehörden 147

6 Zusammenarbeit mit den Beitrittsländern und sonstige Aktivitäten 1476.1 Zusammenarbeit mit den Beitrittsländern 1476.2 Sonstige Aktivitäten 148

Page 7: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001VI

Kapitel VIII

Finanzmarktstabilität und Finanzmarktaufsicht

1 Der institutionelle Rahmen für Finanzmarktstabilität undFinanzmarktaufsicht 152

2 Entwicklungen im Bankensektor: Struktur, Ertragslage und Risiken 153

3 Aufsichtsrechtliche Regelungen für Banken und Finanzmärkte 157

Kapitel IX

Statistische Infrastruktur

1 Einleitung 162

2 Geld- und Bankenstatistik, Finanzmarktstatistik 162

3 Zahlungsbilanz, Währungsreserven, Auslandsvermögensstatus undeffektive Wechselkurse 164

4 Finanzierungs- und Geldvermögensrechnung, Statistik zur Finanzlageder öffentlichen Haushalte 164

5 Allgemeine Wirtschaftsstatistiken 165

6 Einbeziehung Griechenlands in die Statistiken des Euro-Währungsgebiets 165

7 Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und internationalenInstitutionen 166

8 Statistiken über nicht teilnehmende Mitgliedstaaten und Beitrittsländer 166

Kapitel X

Sonstige Aufgaben und Aktivitäten

1 Beratende Funktionen 170

2 Einhaltung des Verbots der monetären Finanzierung und desbevorrechtigten Zugangs 173

3 Verwaltung der Anleihe- und Darlehensgeschäfte der Gemeinschaft 173

Page 8: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

VIIEZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Kapitel XI

Öffentlichkeitsarbeit und Rechenschaftsbericht

1 Die Kommunikationspolitik und Öffentlichkeitsarbeit der EZB 1761.1 Ziele der Öffentlichkeitsarbeit 1761.2 Schwerpunkte der Öffentlichkeitsarbeit im Jahr 2001 1761.3 Kommunikationsaktivitäten 177

2 Informations- und Meinungsaustausch mit dem Europäischen Parlament 1782.1 Überblick über die Kontakte zwischen der EZB und dem Europäischen

Parlament 1782.2 Standpunkt der EZB zu Themen, die bei Treffen mit dem Europäischen

Parlament erörtert wurden 179

Kapitel XII

Der institutionelle Rahmen des Eurosystems und des EuropäischenSystems der Zentralbanken

1 Das Eurosystem und das Europäische System der Zentralbanken 186

2 Die Beschlussorgane der EZB 1872.1 Der EZB-Rat 1872.2 Das Direktorium 1892.3 Der Erweiterte Rat 190

3 Die Organisation der EZB 1923.1 Unternehmenskontrolle 1923.2 Personalmanagement 1933.3 Organisationsplan der EZB 194

4 Sozialer Dialog im ESZB 196

5 ESZB-Ausschüsse 196

Kapitel XIII

Jahresabschluss der EZB und konsolidierte Bilanz des Eurosystems 2001

Bilanz zum 31. Dezember 2001 200

Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2001 202

Rechnungslegungsgrundsätze 203

Erläuterungen zur Bilanz 207

Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung 212

Page 9: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001VIII

Prüfbericht 214

Erläuterung zur Gewinnverwendung 215

Konsolidierte Bilanz des Eurosystems zum 31. Dezember 2001 216

Anhang

Glossar 220Chronik der geldpolitischen Maßnahmen 237

Von der EZB im Jahr 2001 erlassene Rechtsinstrumente 239

Publikationen der Europäischen Zentralbank (EZB) 241

Page 10: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

IXEZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Verzeichnis der Kästen, Tabellen und Abbildungen

Kästen

1 Auswirkungen der Euro-Bargeldumstellung auf den Bargeldumlauf und M3 18Abbildung: Bargeldumlauf, BIP und Opportunitätskosten 18

2 Anleiherenditen und Aktienkurse im Euro-Währungsgebiet im Jahr 2001überweite Strecken positiv korreliert 27Abbildung: Anleiherenditen und Aktienkurse im Euro-Währungsgebiet 27

3 Die Auswirkungen der Euro-Bargeldumstellung auf die Verbraucherpreise imEuro-Währungsgebiet 37

4 Fortschritte bei der strukturellen Reformierung der Arbeits- und Gütermärkteim Euro-Währungsgebiet 48

5 Fiskalpolitik und langfristiges Wirtschaftswachstum 536 Bestimmungsgrößen der internationalen Synchronisation des Konjunkturverlaufs 567 Entwicklung der Handelsvolumina des Euro-Währungsgebiets seit der Asienkrise 61

Abbildung: Volumen der Exporte in Länder außerhalb und innerhalb des Euroraumssowie Importe aus Ländern außerhalb des Euroraums 61

Abbildung: Volumen der Exporte in Länder außerhalb des Euroraums,Auslandsnachfrage und Exportanteil 61

Abbildung: Volumen der Exporte des Euroraums in die Vereinigten Staaten, China,Südkorea und die ASEAN-Staaten 63

Abbildung: Volumen der Importe des Euroraums aus den Vereinigten Staaten, China,Südkorea und den ASEAN-Staaten 63

8 Zentralbankoperationen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 819 Bericht über die Einhaltung von Standards und Kodizes für den Euroraum 11410 Überblick über die wichtigsten Positionen des Eurosystems zur Erweiterung 12011 Konsultationsverfahren im Jahr 2001 17012 Öffentliche Anhörungen von EZB-Vertretern vor dem Europäischen Parlament

im Jahr 2001 179

Tabellen

1 Komponenten der Geldmenge M3 152 Gegenposten zu M3 203 Sektorale Aufschlüsselung des Umlaufs an auf Euro lautenden Schuldverschreibungen

von Ansässigen im Euroraum 224 Preis- und Kostenentwicklung im Euroraum 345 Verbraucherpreisanstieg: Ergebnisse für 2001 und Erwartungen für 2001 und 2002 396 Zusammensetzung des realen BIP-Wachstums im Euroraum 427 Industrieproduktion im Euroraum 458 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 469 Öffentliche Finanzen im Euroraum 5010 Hauptkategorien der refinanzierungsfähigen Sicherheiten für die Kreditgeschäfte

des Eurosystems 7811 Makroökonomische Indikatoren für Dänemark 9412 Makroökonomische Indikatoren für Schweden 9913 Makroökonomische Indikatoren für das Vereinigte Königreich 10114 TARGET-Zahlungen 13815 Umsatzstärkste Tage in TARGET im Jahr 2001 13916 Fusionen und Übernahmen unter Beteiligung von Banken in der EU 155

Page 11: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001X

Abbildungen

1 EZB-Zinssätze und Geldmarktsätze 92 M3-Wachstum und der Referenzwert 143 Schätzung der nominalen und der realen Geldlücke 144 Entwicklung der Geldmenge M3 und ihrer Gegenposten 175 Umlauf von auf Euro lautenden Schuldverschreibungen von Ansässigen im

Euroraum 216 Kurzfristzinsen im Euroraum 237 Verlauf der Zinsstrukturkurve am Geldmarkt und implizite Volatilität bei

Optionen auf Dreimonats-EURIBOR-Terminkontrakte 248(a) Renditen langfristiger Staatsanleihen im Euroraum, den Vereinigten Staaten und

Japan 258(b) Zinsabstand zwischen den Vereinigten Staaten und dem Euroraum bei

zehnjährigen Anleihen 259 Breakeven-Inflationsrate und Anleiherenditen, berechnet für den französischen VPI 2610 Kurzfristzinsen im Kundengeschäft der Banken und vergleichbarer Geldmarktsatz 3011 Langfristzinsen im Kundengeschäft der Banken und vergleichbarer

Kapitalmarktsatz 3112(a) Aktienkursindizes im Euroraum, den Vereinigten Staaten und Japan 3212(b) Implizite Aktienkursvolatilität im Euroraum, den Vereinigten Staaten und Japan 3213 Die Teuerungsrate im Euroraum nach dem HVPI und seinen Komponenten 3514 Industrielle Erzeugerpreise im Euroraum 4015 Lohnstückkosten, Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer und Arbeitsproduktivität

im Euroraum 4016 Wachstumsbeiträge zum realen BIP im Euroraum (Quartalsvergleich) 4117 Vertrauensindikatoren im Euroraum 4318 Warenexporte und Industrieproduktion des Euroraums 4319 Arbeitslosigkeit im Euroraum 4720 Der nominale effektive Euro-Wechselkurs 5921 Saldo der Leistungsbilanz sowie Warenhandel und Dienstleistungsverkehr im

Euroraum 6422 Handelsindizes für den Export von Konsum-, Vorleistungs- und Investitionsgütern

in Länder außerhalb des Euroraums 6423 Erwerbs- und Vermögenseinkommen im Euroraum 6524 Nettokapitalströme des Euroraums in den Jahren 2000 und 2001 6525 Liquiditätsfaktoren und Inanspruchnahme der ständigen Fazilitäten im Euroraum

im Jahr 2001 7126 Anzahl der Bieter und Differenz zwischen dem zweiwöchigen EONIA-Swapsatz

und dem Mindestbietungssatz 7327 Wirtschafts- und Finanzindikatoren für die EU-Länder außerhalb des Euroraums

und den Euroraum 9628 Bilateraler Wechselkurs der Währungen von EU-Ländern außerhalb des

Euroraums gegenüber dem Euro 9729 Kooperation zwischen dem Eurosystem und den Zentralbanken der Beitrittsländer

im Jahr 2001 12230 Grenzüberschreitende TARGET-Zahlungen im Tagesverlauf – 2001 13931 Grenzüberschreitende Sicherheiten in % der insgesamt vom Eurosystem

hereingenommenen Sicherheiten 141

Page 12: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

XIEZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Abkürzungen

Länder

BE BelgienDK DänemarkDE DeutschlandGR GriechenlandES SpanienFR FrankreichIE IrlandIT ItalienLU LuxemburgNL NiederlandeAT ÖsterreichPT PortugalFI FinnlandSE SchwedenUK Vereinigtes KönigreichJP JapanUS Vereinigte Staaten

Sonstige

BIP BruttoinlandsproduktBIZ Bank für Internationalen ZahlungsausgleichBPM5 Balance of Payments Manual des IWF (5. Auflage)cif Einschließlich Kosten für Fracht und Versicherung bis zur Grenze des

importierenden LandesECU Europäische WährungseinheitESVG 95 Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 1995ESZB Europäisches System der ZentralbankenEU Europäische UnionEUR EuroEWI Europäisches WährungsinstitutEZB Europäische Zentralbankfob Frei an Bord an der Grenze des exportierenden LandesHVPI Harmonisierter VerbraucherpreisindexIAO Internationale ArbeitsorganisationIWF Internationaler WährungsfondsMFIs Monetäre FinanzinstituteNZBen Nationale ZentralbankenSITC Rev. 3 Internationales Warenverzeichnis für den Außenhandel (3. Überarbeitung)VPI Verbraucherpreisindex

Entsprechend der in der Gemeinschaft angewendeten Praxis werden die EU-Länderim Bericht in der alphabetischen Reihenfolge der Bezeichnung der Länder in denjeweiligen Nationalsprachen aufgeführt.

Page 13: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001XII

Page 14: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

XIIIEZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Die Einführung des Euro-Bargelds in den zwölf Euro-Ländern war ein historisches Ereignis.Die 14 Trennblätter zwischen den einzelnen Kapiteln dieses Jahresberichts zeigenausgewählte Szenen der Euro-Bargeldumstellung. Die von der Europäischen Zentralbank inAuftrag gegebene Arbeit des Fotografen Claudio Hills spannt einen Bogen von denVorbereitungen auf die Bargeldumstellung – Entwurf und Produktion der Euro-Banknotenund -Münzen – im gesamten Euro-Währungsgebiet bis zum 1. Januar 2002, dem €-Day.

Seite

Europäische Zentralbank: Am 31. Dezember 2001 Punkt Mitternacht XIVerstrahlte das Euro-Symbol vor dem Eurotower zum ersten Mal in leuchtendem Blau

Österreich: Der Designer der Euro-Banknoten, Robert Kalina, bei seiner Arbeit 6in der Oesterreichischen Nationalbank in Wien

Frankreich: Reinigung einer Druckplatte in der Banknotendruckerei der 68Banque de France, Chamalières

Griechenland: Überprüfung von Banknotenbögen in der Banknotendruckerei 84der Bank von Griechenland, Athen

Belgien: (rechts) Der Designer der gemeinsamen Seite der Euro-Münzen, 92Luc Luycx von der Königlichen Belgischen Münze in Brüssel(links) Eine 2 €-Münze und das dazugehörige Gipsmodell

Italien: In der italienischen Münzprägestätte in Rom werden Euro-Münzen verpackt 104

Deutschland: Entwertung von DM-Münzen in der Nähe von Frankfurt 124

Spanien: Lagerung von in Folie verpackten Euro-Banknoten beim 136Banco de España in Madrid

Portugal: (rechts) Ein Geldtransporter verlässt die portugiesische 150Banknotendruckerei mit einer Ladung Euro-Banknoten(links) Strenge Sicherheitsvorkehrungen für den Bargeldtransport

Finnland: Schulung von Kassenpersonal in der Suomen Pankki/Finlands Bank 160

Irland: Irische Jugendliche als Werbeträger für Euro-Banknoten und -Münzen 168in einem Einkaufszentrum in Dublin

Europäische Zentralbank: Die Gewinner des Preisausschreibens 174„So wirst du ein Euro-Superstar“ mit Willem F. Duisenberg,dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank,am 31. Dezember 2001 bei der Preisverleihung in Frankfurt

Luxemburg: Die Banque centrale du Luxembourg am Tag der Euro-Bargeldeinführung 184

Niederlande: In Maastricht begutachten Jugendliche kurz nach dem Jahreswechsel 198ihre ersten Euro-Banknoten aus dem Geldautomaten

Page 15: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Europäische Zentralbank: Am 31. Dezember 2001 PunktMitternacht erstrahlte das Euro-Symbol vor demEurotower zum ersten Mal in leuchtendem Blau

Page 16: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Vorwort

Page 17: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 20012

Gleich an erster Stelle im Vorwort zum Jah-resbericht 2001 möchte ich auf die Euro-Bargeldumstellung eingehen, die am 1. Januar2002 begann und die einen wichtigen Meilen-stein im währungspolitischen Integrationspro-zess in Europa darstellt. Der reibungslose Ab-lauf der Bargeldeinführung übertraf alle Er-wartungen; der Großteil der nationalenBanknoten wurde bereits lange vor dem1. März, dem Stichtag, an dem auch die letz-ten Vorläuferwährungen des Euro ihre Gül-tigkeit als gesetzliches Zahlungsmittel verlo-ren, aus dem Verkehr gezogen. In diesemZusammenhang ist es mir ein Anliegen, allenBürgerinnen und Bürgern des Euroraums fürdie Begeisterung zu danken, mit der sie denEuro angenommen haben, sowie allen Finanz-und Wirtschaftsakteuren für das Engagement,mit dem sie zum Erfolg der Bargeldumstel-lung beigetragen haben. Drei Jahre nach derUmstellung auf die gemeinsame Währung istder Euro mit der Einführung der neuen Bank-noten und Münzen für die mehr als 300 Milli-onen Bürger des Euro-Währungsgebiets nunauch greifbare Realität geworden.

Im Jahr vor der Euro-Bargeldumstellung lagdie Teuerungsrate – gemessen am Harmoni-sierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – bei2,5 % und damit 0,2 Prozentpunkte über dem

Vorjahrswert. Ausschlaggebend für diesenleichten Anstieg der Inflation war insbe-sondere die Entwicklung bei den volatilerenHVPI-Komponenten Energie und unverarbei-tete Nahrungsmittel. Die maßgeblichen Fak-toren dabei waren das Durchschlagen derEnergiepreissteigerung sowie der Abschwä-chung des effektiven Euro-Wechselkurses imJahr 2000 und die Auswirkungen der Aus-breitung von Tierseuchen in mehreren Euro-Ländern auf die Preise für unverarbeiteteNahrungsmittel. Im Vorjahrsvergleich erreich-te die Inflationsrate im Mai 2001 mit 3,4 %ihren Höchststand und ging anschließendschrittweise auf einen Stand von 2,0 % zumJahresende zurück. Die Trendwende warhauptsächlich auf die allmählich nachlassendeWirkung jener Faktoren zurückzuführen, diegegen Ende 2000 und in den ersten Monatendes Jahres 2001 Inflationsdruck erzeugt hat-ten. Anfang 2002 wurde durch Basiseffekte,eine Anhebung der indirekten Steuern in ei-nigen Ländern und ungünstige Witterungsbe-dingungen ein leichter Inflationsanstieg her-vorgerufen. Von der Euro-Bargeldumstellunghingegen ist offenbar kein signifikanter Auf-wärtsdruck auf die Preise ausgegangen.

Die Risiken für die Preisstabilität verringer-ten sich im Berichtsjahr allmählich. Infolgeder weltweiten Konjunkturabkühlung, dieEnde 2000 eingesetzt hatte, verschlechtertesich die Wirtschaftslage im Euro-Währungs-gebiet. Die Terroranschläge in den Vereinig-ten Staaten erhöhten die Unsicherheit undverlängerten die Talfahrt der Weltwirtschaft.Vor dem Hintergrund abnehmender Inflati-onsrisiken im Euroraum beschloss der EZB-Rat im Lauf des letzten Jahres viermal, dieLeitzinsen – um insgesamt 150 Basispunkte –zu senken. Seit dem 8. November 2001 hatder EZB-Rat die Leitzinsen unverändert be-lassen – sie sind seither auf einem Niveau,das geeignet ist, die Preisstabilität auf mittle-re Sicht zu gewährleisten; der Mindestbie-tungssatz beläuft sich auf 3,25 %. Das jährli-che Wachstum des Geldmengenaggregats M3erreichte zwar gegen Ende 2001 einen hohenStand, dies wurde jedoch nicht als Risiko fürdie Preisstabilität im Euroraum erachtet. Die-se Entwicklung war vielmehr überwiegend vor

Page 18: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

3EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

dem Hintergrund der großen Unsicherheit anden Finanzmärkten im zweiten Halbjahr 2001zu sehen. Zum Jahreswechsel waren ersteAnzeichen für einen konjunkturellen Auf-schwung im Eurogebiet zu erkennen. Zwarist das Ausmaß der Konjunkturerholungderzeit noch mit einer gewissen Unsicherheitbehaftet, doch sind die Voraussetzungen fürein erneutes Anziehen der Konjunktur im Eu-roraum gegeben.

Die sich im Jahresverlauf 2001 verschlech-ternde Wirtschaftslage kombiniert mit demAuftreten jener Faktoren, die schon zu Jah-resbeginn zu einem vorübergehenden Infla-tionsschub geführt hatten, stellten die Geld-politik im Euroraum vor eine große Heraus-forderung. Dennoch zeichnete sich zumJahresende ab, dass die Teuerung in naherZukunft mit der Definition der EZB von Preis-stabilität, d. h. einem jährlichen Inflationsan-stieg von unter 2 %, in Einklang stehen unddie Preisstabilität mittelfristig gewährleistetsein würde.

In diesem Zusammenhang ist das Niveau derlangfristigen Zinssätze im Euroraum als Zei-chen des Vertrauens zu werten, das die Fi-nanzmärkte in die Entschlossenheit und Kom-petenz setzen, mit der die EZB die Preisstabi-lität auf mittlere und längere Sicht wahrt.Zudem haben verschiedene Indikatoren fürdie Inflationserwartungen der Wirtschaftssub-jekte eindeutig gezeigt, dass die EZB hinsicht-lich der Gewährleistung von Preisstabilität aufmittlere Sicht eine überaus hohe Glaubwür-digkeit genießt. Dies spiegelt sich wiederumin der im Euro-Währungsgebiet relativ gerin-gen Inflationsunsicherheit wider, die bei-spielsweise anhand der strukturellen Verrin-gerung der Inflationsrisikoprämien im Euro-raum deutlich wird. Dies bezeugt auf ein-drucksvolle Weise die realwirtschaftlichenVorteile, die das Eurogebiet im Laufe der Jah-re aus der konsequenten Verfolgung einerstabilitätsorientierten Geldpolitik gezogenhat.

Die im Jahr 2001 beobachtete Konjunkturab-kühlung im Euroraum stellte auch die Fiskal-politik vor neue Herausforderungen. Das

durchschnittliche Haushaltsdefizit der Länder,die den Euro eingeführt haben, erhöhte sichim Jahr 2001 auf 1,3 % des BIP, was sowohlder Wirkung automatischer Stabilisatoren alsauch der Durchführung umfangreicher Steu-ersenkungen in einigen dieser Länder zuzu-schreiben war. Damit hatte sich zum erstenMal seit 1993 die Finanzlage des Euroraumsinsgesamt verschlechtert. Infolgedessen ver-fehlten die meisten Länder die Zielvorgabender Ende 2000 vorgelegten Stabilitätspro-gramme, und zwar im Durchschnitt um 0,7 %des BIP. Der Stabilitäts und Wachstumspaktlässt das Wirken automatischer Stabilisato-ren grundsätzlich zu, sollte das Wirtschafts-wachstum vom Trendwachstum abweichen.Ist das Ziel eines mittelfristig ausgeglichenenoder einen Überschuss aufweisenden Haus-halts einmal erreicht, dann ist es sehr un-wahrscheinlich, dass normale Konjunktur-schwankungen zu einem Haushaltsdefizit vonmehr als 3 % des BIP, dem im EG-Vertragfestgelegten Schwellenwert, führen. Aus die-sem Grund ist es so wichtig, dass die Länder,die das mittelfristige Ziel eines ausgegliche-nen oder einen Überschuss aufweisendenHaushalts bislang noch nicht erreicht haben,dies so bald wie möglich nachholen. Der Sta-bilitäts und Wachstumspakt wurde im Jah-resverlauf 2001 und zu Jahresbeginn 2002zwar auf die Probe gestellt, in seiner Funkti-onsweise aber nicht beeinträchtigt. SoIIteneinzeIne Länder ihren VerpfIichtungen gemäßdem Stabilitäts- und Wachstumspakt nichtnachkommen und die wirtschaftliche Erho-lung nicht dazu nutzen, ihre HaushaItsIagedeutIich zu verbessern, so würde die GIaub-würdigkeit der Finanzpolitik im Euroraumernsthaft in Frage gestellt. Dies hätte nichtnur negative Folgen für das mittelfristigeWirtschaftswachstum, sondern würde auchdie Erfüllung des geldpoIitischen Mandats derEZB – die Gewährleistung von Preisstabilität– erschweren.

Im Jahr 2001 jährte sich der Abschluss derVerhandlungen zum Vertrag über die Europä-ische Union zum zehnten Mal. Der in diesemVertrag niedergelegte wirtschaftspolitischeRahmen hat sich in der Praxis der Europäi-schen Union und des Euro-Währungsgebiets

Page 19: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 20014

bewährt. Nach den negativen Erfahrungen derSiebziger- und Achtzigerjahre hatten die Ver-fasser des Vertrags richtig erkannt, dass dieFunktion der Geld- und Fiskalpolitik nicht inder Feinsteuerung der Wirtschaftstätigkeitliegt, sondern darin, stabile gesamtwirtschaft-liche Rahmenbedingungen zu schaffen. Dennnur so kann die Wirtschaftspolitik einen dau-erhaften Beitrag zum wirtschaftlichen Wachs-tum leisten. Daher sollte die Aufgabe derGeldpolitik darin bestehen, Preisstabilität zuwahren, während die Fiskalpolitik auf die Ge-währleistung solider öffentlicher Finanzen ab-zielen sollte.

In gleicher Weise kann auch das Potenzial-wachstum im Euro-Währungsgebiet, das vonder EZB auf jährlich 2 % bis 2,5 % geschätztwird, nur durch Reformen zur Optimierungder Marktstruktur ausgeweitet werden. Sosind flexiblere Arbeitsmärkte sowie eine Fort-setzung der Lohnzurückhaltung von heraus-ragender Bedeutung für den Abbau der unan-nehmbar hohen Arbeitslosigkeit, die sich imVorjahr im Euroraum auf 8,3 % belief. Im Ver-lauf des letzten Jahres wurden einige struktu-relle Maßnahmen ergriffen (insbesondere imHinblick auf die Gütermärkte), die zum Teilauf den Europäischen Rat von Lissabon imMärz 2000 zurückgingen. Anlässlich diesesGipfeltreffens war die Bedeutung von Struk-turreformen zur Förderung des Wirtschafts-wachstums und zum Abbau der Arbeitslosig-keit in der Europäischen Union hervorgeho-ben worden. Trotz gewisser Fortschritte giltes aber insgesamt dennoch, die Anstrengun-gen auf diesem Gebiet weiter zu forcieren.Zweifellos wird die größte Herausforderungfür die Europäische Union und den Euroraumin den kommenden Jahren darin bestehen,die Strukturreformen energisch voranzutrei-ben.

Die Ablösung der nationalen Währungendurch den Euro wirft wichtige Fragen zurVerteilung der monetären Einkünfte im Euro-system auf. Die Europäische Zentralbank unddie nationalen Zentralbanken (NZBen) derLänder, die den Euro eingeführt haben, bildenzusammen das Eurosystem und üben die Zen-tralbankaufgaben für den gesamten Euroraum

gemeinsam aus. Vor diesem Hintergrund fass-te der EZB-Rat im Dezember letzten Jahreseinen Beschluss über die Ausgabe von Euro-Banknoten und die Verteilung der monetärenEinkünfte. Danach gibt die EZB vom Jahr 2002an 8 % des Gesamtwerts aller umlaufendenEuro-Banknoten aus, während die verbleiben-den 92 % den NZBen des Eurosystems ge-mäß dem Kapitalschlüssel der EZB zugeord-net werden. Die von den NZBen mit ihremAnteil am Euro-Banknotenumlauf erzieltenSeigniorage-Einkünfte sind Teil der monetä-ren Einkünfte. Letztere werden zusammenge-führt und entsprechend der Satzung des Eu-ropäischen Systems der Zentralbanken undder Europäischen Zentralbank umverteilt.Diese Regelung wird, um die Auswirkungenauf die relative Finanzlage der NZBen zu min-dern, in einem Übergangszeitraum bis zumJahr 2007 schrittweise umgesetzt. Ab 2008werden sämtliche monetären Einkünfte unterden NZBen gemäß ihrem jeweiligen Anteilam Kapital der EZB aufgeteilt.

Zum Jahresende 2001 beschäftigte die EZB1 043 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausallen 15 EU-Mitgliedstaaten; sie blieb damitunter der Zahl der Planstellen für 2001(1 118,5), verzeichnete gegenüber dem Jah-resende 2000 (941) jedoch einen Zuwachs.Für das Jahr 2002 ist im Haushalt der EZBeine Aufstockung auf etwas mehr als 1 150Planstellen vorgesehen. Gestützt auf die Er-fahrungen der ersten dreieinhalb Jahre seitBestehen der EZB wurde eine Reihe organi-satorischer Änderungen vorgenommen. Mitdem Ziel, die Synergien zwischen den einzel-nen Geschäftsbereichen besser nutzen zukönnen, fasste das EZB-Direktorium den Be-schluss, die Kompetenzen der einzelnen Di-rektoriumsmitglieder neu zu regeln. Des Wei-teren wurden die Funktionen der Geschäfts-bereiche der EZB leicht modifiziert. DieseÄnderungen finden sich in dem neuen Orga-nigramm der EZB wieder.

Im Geschäftsjahr 2001 erzielte die EZB einenGewinn von 1 822 Millionen € netto.

Der vorliegende Jahresbericht enthält einezusammenfassende Darstellung der Aktivitä-

Page 20: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

5EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

ten des Europäischen Systems der Zentral-banken (ESZB) und des Eurosystems im Jahr2001. Es wird darin außerdem auf die Geld-politik im Jahr 2001 und Anfang 2002 sowieauf die vielen weiteren, zuweilen sehr fach-spezifischen Themen eingegangen, die beimAufbau und bei der Konsolidierung des Euro-systems als der „Zentralbank” des Euroge-biets eine Rolle gespielt haben.

Abschließend möchte ich noch einmal auf dashistorische Ereignis zum Jahreswechsel 2001/2002 zurückkommen. Die Einführung desEuro-Bargelds bringt nicht nur den währungs-politischen Integrationsprozess zum Ab-schluss, sondern verleiht auch der wirtschaft-lichen Integration und dem Zusammenwach-sen der Finanzmärkte in Europa neue Impulse.Einerseits wird die durch die gemeinsameWährung ermöglichte größere Preistranspa-renz den grenzüberschreitenden Handel so-wie das Gewerbe beleben und damit denWettbewerb stärken. Und andererseits wirdden Bürgerinnen und Bürgern stärker bewusstwerden, dass die Integration des gemeinsa-men Marktes noch nicht vollendet ist. So be-stehen nach wie vor Aufsichts-, Verwaltungs-und Rechtsvorschriften, die den Warenhan-del, die Bereitstellung grenzüberschreitenderDienstleistungen und die Mobilität der Ar-beitnehmer behindern. Die Einführung desEuro-Bargelds – unter anderem als krönen-der Abschluss der Verwirklichung des Bin-nenmarktes gedacht – wird auch dazu beitra-gen, diese Hindernisse ins Bewusstsein zu rü-cken und Bestrebungen zu ihrem Abbau zustärken. Nachdem die Regierungen des Euro-raums nunmehr ihre nationalen Währungenbereitwillig aufgegeben haben und die Bürgerdes Eurogebiets schon von den Vorteilen ei-ner gemeinsamen Währung in einem erwei-

terten Wirtschaftsraum profitieren, wird esschwer sein, den Menschen zu vermitteln,warum andere Hindernisse zwischen den Län-dern des Euroraums fortbestehen, wenn esdoch möglich war, sich auf eine gemeinsameWährung zu verständigen. Anders ausge-drückt könnte sich die europäische Integrati-on stärker zu einem von der Basis ausgehen-den Prozess wandeln, der von den Bürger-innen und Bürgern Europas angestoßen wird,anstatt zu einem von oben gelenkten Pro-zess, der von Politikern und Fachleuten be-stimmt wird. Zentralbanker erhalten nicht oftdie Gelegenheit, Ereignisse wie die Euro-Ein-führung, die Gesellschaften und deren Volks-wirtschaften grundlegend verändern können,aktiv mitzugestalten. Mir wurde die großeEhre zuteil, an der Spitze des Eurosystems zustehen, als mit der Einführung des Euro eineben solches Ereignis seinen Lauf nahm; ichmöchte daher an dieser Stelle all den tausen-den von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternder EZB und der nationalen Zentralbanken,die den feierlichen Auftrag des Vertrags vonMaastricht und die Zielsetzungen der daranbeteiligten europäischen Länder in die Reali-tät umgesetzt und mit Leben erfüllt haben,meinen tief empfundenen Dank aussprechen.

Frankfurt am Main, im März 2002

Willem F. Duisenberg

Page 21: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Österreich: Der Designer der Euro-Banknoten,Robert Kalina, bei seiner Arbeit in der

Oesterreichischen Nationalbank in Wien

Page 22: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel 1

Wirtschaftsentwicklung

und Geldpolitik

Page 23: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 20018

1 Überblick: Geldpolitische Beschlüsse im Jahr 2001

Das Jahr 2001 war ein Jahr voller Herausfor-derungen für die Durchführung der Geldpoli-tik im Euro-Währungsgebiet. Eine der schwie-rigsten Aufgaben des EZB-Rats war – vorallem unter dem Eindruck der internationa-len Konjunkturabschwächung und derAuswirkungen des Anstiegs der Öl- und Nah-rungsmittelpreise auf das real verfügbare Ein-kommen – Wachstumstrends im Euro-Währungsgebiet frühzeitig zu erkennen undtreffend einzuschätzen. Hinzu kam der globa-le Schock im Zusammenhang mit den Terror-anschlägen vom 11. September in den Verei-nigten Staaten, aufgrund dessen die Unsicher-heit zunahm und der weltweit und imEuroraum bereits eingetretene Konjunktur-abschwung verschärft wurde. Noch kompli-zierter wurden die Bedingungen für dieDurchführung der Geldpolitik angesichts derkurzfristigen inflationären Spannungen imZusammenhang mit der verzögerten Wirkungder Importpreissteigerungen im Jahr 2000 unddem Einfluss von Tierseuchen auf die Preis-entwicklung bei unverarbeiteten Nahrungs-mitteln Anfang 2001. In diesem Umfeldrichtete der EZB-Rat seine Zinsentscheidun-gen danach aus, die Preisstabilität mittelfris-tig aufrechtzuerhalten, wobei sich die Ein-schätzung der Preisentwicklung auf die zweiSäulen der geldpolitischen Strategie der EZBstützte.

Zu Beginn des Jahres 2001 lagen die Leit-zinsen der EZB nach wie vor auf dem am5. Oktober 2000 festgesetzten Niveau. Da-mals hatte der EZB-Rat eine Leitzinserhö-hung um 25 Basispunkte beschlossen, wo-durch sich der Zinssatz für die Hauptrefinan-zierungsgeschäfte des Eurosystems auf 4,75 %und die Zinssätze für die Spitzenrefinanzie-rungsfazilität und die Einlagefazilität auf 5,75 %bzw. 3,75 % erhöhten (siehe Abbildung 1).Diese Anhebung der Leitzinsen erfolgte alsKonsequenz der zu diesem Zeitpunkt festge-stellten Anzeichen für Aufwärtsrisiken für diePreisstabilität. Infolge des Ölpreisanstiegs undder Abschwächung des Euro-Wechselkursesim Jahr 1999 und über weite Strecken desJahres 2000 lag die Teuerungsrate einige Mo-

nate über einem mit Preisstabilität vereinba-ren Niveau. Die meisten Prognosen gingendamals davon aus, dass das Wirtschaftswachs-tum sowohl innerhalb als auch außerhalb desEuroraums kräftig bleiben würde. Damit er-höhte sich das Risiko, dass sich der Anstiegder Inflation über Zweitrundeneffekte alsFolge von Lohnsteigerungen längerfristig aufdas Preisniveau auswirken würde. Darüberhinaus indizierten die Entwicklungen derGeldmengen- und Kreditaggregate das Risikoeines Preisauftriebs im Rahmen eines nachwie vor robusten Wachstums.

Insgesamt verringerten sich die Risiken fürdie Preisstabilität im Jahresverlauf 2001 all-mählich. Im Hinblick auf die erste Säule wardas M3-Wachstum, das bereits im Jahr 2000abzunehmen begann, Anfang 2001 weiterrückläufig. Diese Verlangsamung war vor al-lem auf ein deutlich geringeres Wachstumder liquidesten Komponenten – nicht zuletztunter dem Einfluss des allmählichen Anstiegsder EZB-Leitzinsen seit November 1999 –zurückzuführen. Die jährliche Wachstumsra-te der Kreditvergabe an den privaten Sektorwar ebenfalls seit Anfang 2001 rückläufig. Diemoderatere Entwicklung der Geldmengen-und Kreditaggregate wies darauf hin, dass dievon der monetären Seite ausgehenden Risi-ken für die Preisstabilität zurückgingen.

Ende 2000 gab es auch erste Anzeichen dafür,dass die von Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets erworbenen marktfähigenFinanzinstrumente, die in M3 enthalten sind,zu einer Überzeichnung der offiziellen Zahlendes Geldmengenwachstums führten. Eine gro-be Berechnung kurz vor der ersten EZB-Rats-sitzung im Mai 2001 ergab, dass die Verzer-rungen signifikant, im Laufe der Zeit ange-stiegen und stärker als erwartet waren; siebeliefen sich auf insgesamt 1 Prozentpunktder Jahreswachstumsrate von M3. Somit dürf-te das M3-Wachstum weniger hoch gewesensein als zuvor angenommen; ersten Schätzun-gen zufolge lag das bereinigte M3-Wachstumbereits seit Ende 2000 unterhalb des Refe-renzwerts von 4½ %. (Die amtlichen Statis-

Page 24: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

9EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Abbildung 1EZB-Zinssätze und Geldmarktsätze(in % p.a., Tageswerte)

Quelle: EZB.Anmerkung: Der Hauptrefinanzierungssatz ist der Satz, der bis zum 28. Juni 2000 für Mengentender angewandt wurde. Danachentspricht dieser Zinssatz dem bei Zinstendern angewandten Mindestbietungssatz.

-------------------------------------------

------------------------------

----------------------------------------------------------------------

--------------------------

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q11999 2000 2001

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

5,0

5,5

6,0

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

5,0

5,5

6,0

SpitzenrefinanzierungssatzEinlagesatzHauptrefinanzierungs-/MindestbietungssatzTagesgeldsatz (EONIA)Marginaler Zuteilungssatz bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften

tiken sind erst seit November 2001 vollstän-dig um diese Verzerrungen bereinigt.)

Im Hinblick auf die zweite Säule zeigte dieWeltwirtschaft gegen Ende 2000 einige An-zeichen von Schwäche, und zwar gab es ins-besondere erste Hinweise auf einen Konjunk-turabschwung in den Vereinigten Staaten so-wie eine Verschlechterung der Wirtschafts-lage in Japan. Diese Entwicklungen verursach-ten eine zunehmende Unsicherheit hinsicht-lich der Wachstumsaussichten für andere Tei-le der Welt. Die ersten Hinweise darauf, dassdie Wirtschaft des Euro-Währungsgebiets vondiesen Entwicklungen beeinflusst wurde, zeig-ten sich in den Sektoren mit der stärkstenAußenhandelsverflechtung. Das Wachstumder Industrieproduktion war seit Anfang 2001rückläufig, und sämtliche verfügbaren Kon-junkturumfragen deuteten ebenfalls auf einegewisse Abschwächung der Wirtschaftstätig-keit in den ersten Monaten des Jahres 2001hin. Gleichzeitig ging man davon aus, dass dasKonsumverhalten angesichts des hohen Be-schäftigungswachstums und der in einigenLändern durchgeführten Steuersenkungen ro-bust bleiben würde. Während sich insgesamt

die Anzeichen für eine Verlangsamung desrealen BIP-Wachstums im Euroraum zuneh-mend verdichteten, rechneten verschiedeneInstitutionen in ihren Prognosen vom erstenHalbjahr 2001 sowie die Experten des Euro-systems in ihren gesamtwirtschaftlichen Pro-jektionen nach wie vor damit, dass dieWachstumsrate des realen BIP im Euroraumim Gesamtjahr 2001 bis auf einen Stand zu-rückgehen würde, der weitgehend dem trend-mäßigen Potenzialwachstum entspricht. DasRisiko, dass der Rückgang angesichts der in-ternationalen Konjunkturaussichten stärkerausfallen könnte, als laut den Projektionen zuerwarten war, wurde aber immer größer.

Ein Faktor, der die Wachstumsaussichten,insbesondere für die privaten Konsumaus-gaben, zusätzlich dämpfte, war der weitereAnstieg des HVPI im Euroraum zu Beginn desJahres 2001. Dies wirkte dem positiven Ein-fluss der seit Ende 2000 und Anfang 2001 ineinigen Euro-Ländern wirksamen Kürzungender direkten Steuern auf das verfügbare Ein-kommen der privaten Haushalte entgegen.Die jährliche Teuerungsrate gemessen amHVPI, die sich im Januar 2001 auf 2,4 % be-

Page 25: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200110

laufen hatte, erreichte im Mai 2001 einenHöchststand von 3,4 %. Diese Zunahme warhauptsächlich auf das Anziehen der Preise fürunverarbeitete Nahrungsmittel zurückzufüh-ren, das mit dem Ausbruch von Tierseuchenin einer Reihe von Euro-Ländern sowie mitden verzögerten Auswirkungen von früherenÖlpreissteigerungen und dem Kursrückgangdes Euro zusammenhing, die sich wiederumin den Erzeugerpreisen niedergeschlagen hat-ten. Infolge dieser indirekten Effekte bewegtesich auch der HVPI (ohne unverarbeiteteNahrungsmittel und Energie) Anfang 2001nach wie vor stetig nach oben. Diese im Eu-roraum verzeichneten Preissteigerungen stell-ten im Hinblick auf die Durchführung derGeldpolitik Grund zur Besorgnis dar, weil sieauch Aufwärtsrisiken für die mittelfristigenInflationsaussichten mit sich brachten,insbesondere im Zusammenhang mit poten-ziellen Zweitrundeneffekten als Konsequenzvon Lohnerhöhungen.

Die Bedenken über solche Zweitrunden-effekte nahmen jedoch im Laufe der Zeitallmählich ab, als sich die Perspektiven fürdie Wirtschaft des Eurogebiets weiter ver-schlechterten. Infolge der Eintrübung derKonjunkturaussichten ging von der Inlands-nachfrage und von den Löhnen ein geringererInflationsdruck aus. Vor diesem Hintergrundsowie angesichts der bis zu diesem Zeitpunktmoderaten Lohnsteigerungen und der Anzei-chen für eine deutliche Abschwächung desmonetären Wachstums im Zusammenhangmit der Korrektur der M3-Zahlen, beschlossder EZB-Rat auf seiner Sitzung am 10. Mai2001, die EZB-Leitzinsen um 25 Basispunktezu senken.

In den folgenden Monaten schwächte sich dieKonjunktur im Euro-Währungsgebiet weiterab. Hinter der Verlangsamung standeninsbesondere ein Rückgang der Exporte desEuroraums und der im Euroraum getätigtenInvestitionen infolge der globalen Abkühlungsowie – parallel dazu – eine Abschwächungdes Konsumwachstums. Zudem bildete sichder kurzfristige Preisdruck zurück. Unter die-sen Bedingungen stabilisierte sich ab demzweiten Quartal 2001 das bis dahin rückläufi-

ge Wachstum der Geldmenge M3 und stiegdann erneut an. Allerdings wurde in diesemAnstieg aus verschiedenen Gründen kein In-flationsrisiko gesehen. Erstens war die Zu-nahme des M3-Wachstums teilweise auf dieerhöhte Geldnachfrage der Wirtschaftssub-jekte für Transaktionszwecke zum Ausgleichvorheriger Steigerungen von Energie- undNahrungsmittelpreisen zurückzuführen. Zwei-tens fiel das starke M3-Wachstum zeitlich miteiner Phase zusammen, in der die Zinsstruk-turkurve relativ flach war, wodurch kurzfris-tige Anlageformen gegenüber langfristigenAnlageformen an Attraktivität gewannen.Drittens deutete einiges darauf hin, dass derweitere Rückgang der Aktienkurse, der seitdem Frühjahr 2000 zu beobachten war, so-wie die Unsicherheit an den Finanzmärktenviele Anleger dazu veranlasst hatte, in siche-rere und liquide kurzfristige Anlageformenwie Einlagen umzuschichten. Viertens wardarüber hinaus zu berücksichtigen, dass dieaus amtlichen Statistiken hervorgehende hoheZuwachsrate von M3 nach wie vor teilweisedurch die von Ansässigen außerhalb des Eu-rogebiets gehaltenen marktfähigen Finanzin-strumente verzerrt war. All diese Faktorenwiesen in Verbindung mit dem anhaltendrückläufigen Wachstum der Kreditvergabe anden privaten Sektor darauf hin, dass die vonder ersten Säule ausgehenden Informationenmit der Gewährleistung von Preisstabilität aufmittlere Sicht vereinbar waren. Vor dem Hin-tergrund einer sich deutlicher abzeichnendenKonjunkturschwäche und eines geringeren In-flationsdrucks beschloss der EZB-Rat am30. August 2001, die EZB-Leitzinsen um wei-tere 25 Basispunkte zu senken.

Die Terroranschläge vom 11. September inden Vereinigten Staaten erschütterten dieWeltwirtschaft erheblich und drohten, die Fi-nanzmärkte in eine Krise zu stürzen. Unmit-telbar nach den Anschlägen ergriff das Euro-system Maßnahmen, um das normale Funk-tionieren der Finanzmärkte zu gewährleisten.Das Eurosystem führte mehrere liquiditäts-zuführende Feinsteuerungsoperationen durch,wodurch sich die Geldmärkte im Euro-Wäh-rungsgebiet innerhalb von wenigen Tagenstabilisierten. Daneben trug das Eurosystem

Page 26: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

11EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

durch eine zwischen der EZB und der US-Notenbank getroffene Devisenswap-Verein-barung auch dazu bei, den Bedarf der Bankenim Eurogebiet an US-Dollar zu decken (sieheKapitel II).

Die Terroranschläge erhöhten die weltweiteUnsicherheit und hatten daher das Potenzial,die weltweite Talfahrt der Konjunktur nochzu verstärken. Das schwächere internationa-le Umfeld beeinträchtigte die Außennachfra-ge im Euroraum und bremste die Investiti-onstätigkeit der Unternehmen. Die erhöhteUnsicherheit drohte zudem, das Wachstumdes Konsums zu beeinträchtigen. Unter die-sen Umständen und angesichts der Tatsache,dass sich die Konjunkturaussichten im Euro-raum schon vor den Terroranschlägen ver-schlechtert hatten, nahm die Gefahr einerKonjunktureintrübung zu, und es wurdedavon ausgegangen, dass sich der Inflations-druck weiter verringern würde. Vor diesemHintergrund senkte der EZB-Rat im Anschlussan eine außerordentliche Sitzung, die am17. September als Telekonferenz abgehaltenwurde, in Abstimmung mit einer entsprechen-den Entscheidung des Offenmarktausschus-ses der US-Notenbank die Leitzinsen um50 Basispunkte. Mit diesem Beschluss wurdeden außergewöhnlichen Umständen Rechnunggetragen und die Überzeugung des EZB-Rats,dass eine prompte und konzertierte Reaktionauf diesen weltweit spürbaren Schock not-wendig sei, zum Ausdruck gebracht. Der Be-schluss spiegelte die Einschätzung eines ge-ringeren Inflationsdrucks im Eurogebiet wi-der und entsprach damit voll und ganz dergeldpolitischen Strategie der EZB.

In der darauf folgenden Zeit deuteten dieverfügbaren, insbesondere die von der zwei-ten Säule der geldpolitischen Strategie ausge-henden Informationen darauf hin, dass sichder Preisauftrieb auf mittlere Sicht weiter ver-ringern würde. Nach den Anschlägen vom11. September zeichnete sich zunehmend ab,dass die Abschwächung des Wirtschafts-wachstums im Euro-Währungsgebiet längeranhalten und stärker als erwartet ausfallenwürde. Es wurde angenommen, dass die Aus-landsnachfrage weiter sinken würde und die

durch die Terroranschläge ausgelöste Unsi-cherheit den Wiederanstieg der Investitio-nen im Euroraum hinauszögern und die inlän-dischen privaten Konsumausgaben negativ be-einflussen würde. All diese Faktoren führtenzu der Erwartung, dass die Konjunktur in derzweiten Jahreshälfte 2001 gedämpft bleibenwürde und das reale BIP-Wachstum auch An-fang 2002 noch schwach bleiben würde.

Gleichzeitig nahm der Einfluss der von denÖlpreissteigerungen und der Abschwächungdes Euro-Wechselkurses in den Jahren 1999und 2000 sowie von den zu Beginn des Jahres2001 beobachteten Preissteigerungen beiNahrungsmitteln ausgehenden Preisschocksnach und nach ab. Infolgedessen sank derHVPI gegen Ende 2001 kontinuierlich. DieAbnahme des Inflationsdrucks dürfte zurStabilisierung der Inflationserwartungen bei-getragen haben, da daraus hervorging, dassder vorherige Anstieg der Inflation vorüber-gehender Natur war. Es wurde davon ausge-gangen, dass diese Entwicklung in Verbindungmit der konjunkturellen Abkühlung wiederumdie Lohnzurückhaltung unterstützen würde.

Mit dieser Einschätzung stimmte auch dieAnalyse der monetären Daten überein. Eineweitere starke Beschleunigung des M3-Wachstums war nach den Terroranschlägenvom 11. September zu beobachten, wobeidiese Entwicklung weitgehend auf Umschich-tungen bei den Portfolios privater Anlegervon Aktien und sonstigen längerfristigen Ver-mögenswerten zu liquideren, relativ sicherenkurzfristigen Anlageformen, die in M3 enthal-ten sind, zurückgeführt wurde. Diese Um-schichtungen wurden als Reaktion der Anle-ger auf die erhöhte Unsicherheit an den Fi-nanzmärkten interpretiert. Daher stufte derEZB-Rat ihre Auswirkung auf das M3-Wachs-tum als nur temporär ein und ging nicht davonaus, dass sie zu einem Preisauftrieb führenwürden. Diese Einschätzung wurde dadurchbekräftigt, dass das jährliche Wachstum derKreditvergabe an den privaten Sektor weiterrückläufig war. In diesem Zusammenhangfasste der EZB-Rat am 8. November denBeschluss, die EZB-Leitzinsen um weitere50 Basispunkte zu senken, woraufhin sich der

Page 27: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200112

Mindestbietungssatz für die Hauptrefinanzie-rungsgeschäfte auf 3,25 % belief, während dieZinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazili-tät und die Einlagefazilität 4,25 % bzw. 2,25 %betrugen.

Auf seiner Sitzung am 8. November beschlossder EZB-Rat auch, von diesem Zeitpunkt angrundsätzlich nur jeweils auf seiner ersten Sit-zung im Monat den geldpolitischen Kurs derEZB zu überdenken und Zinsentscheidungen zufällen. Der EZB-Rat gab bekannt, dass er sichauf der zweiten Sitzung im Monat überwiegendmit den anderen Aufgaben und Kompetenzender EZB und des Eurosystems befassen werde.

Auf seiner Sitzung am 6. Dezember führteder EZB-Rat seine regelmäßige Überprüfungdes Referenzwerts für das M3-Wachstumdurch und bestätigte für die weit gefassteGeldmenge erneut den Wert von 4½ %. Die-ser Beschluss beruhte auf der Definition derEZB von Preisstabilität und auf den unverän-derten Annahmen für das trendmäßige Po-tenzialwachstum von 2 % bis 2½ % pro Jahrund einen trendmäßigen Rückgang der Ein-kommensumlaufgeschwindigkeit von M3 imEuro-Währungsgebiet von ½ % bis 1 % jähr-lich. In diesem Kontext wurde daran erin-nert, dass es sich beim Referenzwert um einmittelfristiges Konzept handelt. Vorüberge-hende Abweichungen der Geldmenge M3 voneinem Geldbestand, der ihren langfristigen Be-stimmungsfaktoren entspricht, könnten imZusammenhang mit außergewöhnlichen Wirt-schaftsentwicklungen auftreten. Die Beurtei-lung der starken Dynamik des M3-Wachs-tums gegen Ende 2001 sollte unter Berück-sichtigung dieser Überlegungen erfolgen. Zudem starken Wachstum kam es vor dem Hin-tergrund großer Unsicherheit im wirtschaftli-chen und finanziellen Umfeld; es sollte daherkeine Aufwärtsrisiken für die mittelfristigePreisstabilität bergen. Außerdem wurde da-ran erinnert, dass – falls die Verunsicherungüber die Wirtschaftslage und an den Finanz-märkten nachlassen würde – jeder dauerhaf-te Liquiditätsüberschuss in der Wirtschaftsorgfältig dahingehend neu einzuschätzen sei,

ob er Risiken für die Preisstabilität mit sichbringt.

Ende 2001 und Anfang 2002 bestätigten neueDaten die früheren Erwartungen des EZB-Rats hinsichtlich der Wirtschaftsaussichtenfür das Euro-Währungsgebiet und damit auchdie zuvor getroffenen zukunftsorientiertengeldpolitischen Beschlüsse. Das Wachstumdes realen BIP betrug im dritten Quartal 2001nahezu null, und eine Reihe von Indikatorenwiesen auf eine schwache Konjunktur im vier-ten Quartal 2001 und Anfang 2002 hin.Gleichzeitig wurde davon ausgegangen, dasssich das Wirtschaftswachstum im Jahresver-lauf 2002 insgesamt beleben würde. DieseErwartungen spiegelten sich in den Progno-sen internationaler Institutionen und in denvon Experten des Eurosystems erstellten Pro-jektionen wider, welche im Dezember 2001veröffentlicht wurden. Diese Auffassung wur-de von einer Reihe von Faktoren getragen.Zunächst einmal bestanden im Eurogebiet kei-ne großen Ungleichgewichte, die ein langwie-riges Anpassungsverfahren erfordert hätten.Angesichts der Annahme, dass die Unsicher-heit, die die Weltwirtschaft überschattete,über kurz oder lang abnehmen würde, wur-den die soliden wirtschaftlichen Fundamen-talfaktoren zusammen mit günstigen Finanzie-rungsbedingungen im Euroraum als guteGrundlage für eine nachhaltige Erholung ge-wertet. Außerdem wurde vermutet, dass derweiter nachlassende Inflationsdruck bei denVerbraucherpreisen das real verfügbare Ein-kommen positiv beeinflussen und damit dieInlandsnachfrage fördern würde. Der Zeit-punkt und das Ausmaß der Wachstumsbele-bung blieben zwar unklar, doch deuteten dieAnfang 2002 verfügbaren Daten insgesamt aufeine Erholung der Wirtschaft hin.

Zu Beginn des Jahres 2002 sprachen sämtli-che Informationen einschließlich aller verfüg-baren Prognosen und der von Experten desEurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichenProjektionen dafür, dass sich die jährliche Preis-steigerung gemessen am HVPI auf mittlereSicht unterhalb von 2 % stabilisieren dürfte.

Page 28: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

13EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

2 Monetäre und finanzielle Entwicklung

2.1 Monetäre Entwicklung

Starker Anstieg des M3-Wachstums aufspezielle Einflüsse zurückzuführen

Im Jahr 2001 belief sich die Jahreswachstums-rate des weit gefassten GeldmengenaggregatsM3 auf durchschnittlich 5,5 %, verglichen miteinem Durchschnitt von 4,9 % im Jahr 2000.Allerdings erhöhte sich das M3-Wachstum –nach einer deutlichen Verlangsamung zwi-schen dem Frühjahr 2000 und Anfang 2001 –im Jahresverlauf 2001 signifikant von einemim März verzeichneten Tiefstand von 3,8 %auf 8,0 % im Dezember (siehe Abbildung 2).Infolge dieses starken Anstiegs lag der glei-tende Dreimonatsdurchschnitt der jährlichenWachstumsraten von M3 ab dem zweitenQuartal 2001 über dem Referenzwert von4½ % und im letzten Quartal schließlich bei7,8 %, verglichen mit 4,1 % im entsprechen-den Vorjahrszeitraum.

Der im Jahresverlauf 2001 beobachtete kräf-tige Anstieg des M3-Wachstums kann auf eineReihe von Faktoren zurückgeführt werden.So erhöhte sich die Geldnachfrage der Wirt-schaftsteilnehmer für Transaktionszweckeaufgrund der Preissteigerungen bei Energieund Nahrungsmitteln. Das beschleunigteWachstum der Geldmenge M3 kann teilweiseals Anpassung der Geldhaltung – nach einemverhaltenen Geldmengenwachstum Ende2000/Anfang 2001 – interpretiert werden.

Der Einfluss dieser beiden Faktoren auf dieLiquidität lässt sich anhand der realen undder nominalen Geldlücke veranschaulichen.Die in Abbildung 3 dargestellte nominaleGeldlücke entspricht der Differenz zwischender tatsächlichen Höhe von M3 und einerkalkulatorischen Größe, die unter der An-nahme berechnet wird, dass die Geldmengeseit Dezember 1998 (Basisperiode) genau umden Referenzwert gewachsen ist. Die realeGeldlücke wird berechnet als Differenz zwi-schen der mit dem HVPI deflationierten tat-sächlichen Geldmenge M3 und der Höhe desrealen M3-Aggregats, wie es sich durch das

mittelfristige Potenzialwachstum und die Ent-wicklung der Einkommensumlaufgeschwindig-keit von M3 ergibt. Als Basisperiode wirdebenfalls Dezember 1998 gewählt. Bei derInterpretation der nominalen und der realenGeldlücke ist zu berücksichtigen, dass die Ba-sisperiode in gewisser Weise willkürlich ge-wählt ist. Wie aus Abbildung 3 ersichtlich,entwickelten sich die reale und die nominaleGeldlücke zwischen Anfang 2000 und demzweiten Quartal 2001 immer stärkerauseinander. Dies war auf den Inflationsschubin diesem Zeitraum zurückzuführen, derwiederum durch die höheren Energie- undNahrungsmittelpreise ausgelöst wurde. Dasdaraus resultierende höhere Preisniveau unddas schwache M3-Wachstum führten gegenEnde 2000 und Anfang 2001 zu einem niedri-gen Niveau der realen Geldlücke, was eine zugeringe reale Geldhaltung in diesem Zeitraumanzeigte. Die im Berichtsjahr verzeichneteZunahme des M3-Wachstums hing daherwahrscheinlich teilweise mit einem Aufhol-effekt und einer Geldnachfrage für Transak-tionszwecke zusammen, die höher war, als esfür die Wiederanpassung der nominalen Geld-bestände an das gewünschte Niveau erfor-derlich gewesen wäre.

Ein weiterer Grund für die gestiegene Liqui-ditätspräferenz der Nicht-MFIs im Euroraumim Jahr 2001 war die – zumindest bis August– relativ flache Zinsstrukturkurve. Folglichblieb die relative Attraktivität kürzerfristigerAnlageformen, die nahe dem Geldmarktsatzverzinst werden, im Vergleich zu längerfristi-gen Anlagen während eines Großteils des Jah-res 2001 weiterhin hoch. Während sich dieSteigung der Zinsstrukturkurve im Gefolgeder Senkungen der EZB-Leitzinsen seit demSpätsommer 2001 allmählich erhöhte, verrin-gerten sich aufgrund des damit verbundenenRückgangs der kurzfristigen Marktzinssätzedie Opportunitätskosten insbesondere beiniedrig oder nicht verzinsten Geldmengen-komponenten wie täglich fälligen Einlagen, imVergleich zu sonstigen kurzfristigen Anlage-formen, die kein Bestandteil von M3 sind (z. B.Schatzwechsel). Auch dies schlug sich gegen

Page 29: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200114

Abbildung 2M3-Wachstum und der Referenzwert(Veränderung gegen Vorjahr in %; bereinigt um Saison- und Kalendereffekte)

Quelle: EZB.

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 1999 2000 2001

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

9,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

9,0

M3M3 (zentrierter gleitender Dreimonatsdurchschnitt)Referenzwert (41/2 %)

Abbildung 3Schätzung der nominalen und der realen Geldlücke(in % des M3-Niveaus; gleitende Dreimonatsdurchschnitte)

Quelle: EZB.1) Abweichung der tatsächlichen Geldmenge M3 von einem Geldbestand, der sich aus einem dem Referenzwert entsprechenden

monetären Wachstum ergibt. Als Basisperiode wurde Dezember 1998 gewählt.2) Nominale Geldlücke abzüglich der Abweichung der Verbraucherpreise von der Definition von Preisstabilität. Als Basisperiode

wurde Dezember 1998 gewählt.

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 1999 2000 2001

-2,0

-1,0

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

-2,0

-1,0

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

Nominale Geldlücke 1)

Reale Geldlücke 2)

Page 30: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

15EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Ende des Beobachtungszeitraums in einemhöheren M3-Wachstum nieder.

Die Entwicklung der Geldmenge M3 wurdeim Jahr 2001 schließlich auch durch die Ak-tienmarktentwicklung bestimmt. Unter demEindruck der von März 2000 bis September2001 anhaltenden Schwäche der internatio-nalen Aktienmärkte dürften die Anleger zu-nehmend vorsichtiger geworden sein, umweitere Verluste an den Aktienmärkten zuvermeiden. Dies zog wiederum Portfolio-umschichtungen durch Nicht-MFIs im Euro-raum von Aktien und Aktienfonds hin zu risi-koarmen Anlageformen nach sich. Im weite-ren Verlauf des Jahres ließ die nach den Ter-roranschlägen vom 11. September stark gestie-gene Unsicherheit an den Aktienmärkten dieNachfrage nach sicheren und liquiden Anla-geformen zusätzlich in die Höhe schnellen.

Insgesamt deutete das Zusammenwirken deroben genannten Faktoren darauf hin, dass diestarke monetäre Dynamik im Jahr 2001 nichtüberbewertet werden sollte. Solange dieseFaktoren vorübergehender Natur waren,wurden sie nicht als Risiko für die Preisstabi-lität auf mittlere Sicht gewertet.

Bei einer genaueren Analyse der Komponen-ten von M3 ist festzustellen, dass die jährli-che Veränderungsrate des Bargeldumlaufs imJahr 2001 deutlich zurückging (siehe Tabel-le 1). Diese Entwicklung war weitgehend aufden zunehmenden Einfluss der bevorstehen-den Euro-Bargeldumstellung zurückzuführen(weitere Einzelheiten sind Kasten 1 zu ent-nehmen). Dagegen nahm die Jahreswachs-tumsrate der täglich fälligen Einlagen nach ei-ner sehr verhaltenen Entwicklung in den ers-ten vier Monaten vor allem im zweitenHalbjahr 2001 beträchtlich zu. Dieser Zu-wachs kann, wie auch bei M3, teilweise alsAufholeffekt nach einer Phase mit schwachemWachstum und als Anpassung an das höherePreisniveau gedeutet werden, nicht zuletztweil es sich dabei um sehr liquide und ausga-bennahe Komponenten handelt. Zudem deu-tet einiges darauf hin, dass Bargeldbeständezu einem großen Teil in täglich fällige Einla-gen umgeschichtet worden sind. Die starkeZunahme dieser Einlagen, die vor allem abSeptember zu beobachten war, hing auch mitder großen Unsicherheit an den Finanzmärk-ten zusammen; die Anleger nutzten täglichfällige Einlagen offenbar zum vorübergehen-den Parken von Geldern.

2000 2001 2001 2001 2001 2002Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Jan.

Bereinigt um Saison- und Kalendereffekte

M1 5,6 2,6 2,4 3,9 5,4 6,6darunter: Bargeldumlauf 1,9 -1,2 -3,2 -7,5 -18,5 -26,2darunter: Täglich fällige Einlagen 6,4 3,4 3,5 6,3 10,3 13,2

M2 - M1 (= sonstige kurzfristige Einlagen) 2,2 3,4 4,4 4,9 5,8 6,8

M2 3,8 3,1 3,4 4,5 5,6 6,7M3 - M2 (= marktfähige Finanzinstrumente) 6,5 9,4 10,3 16,2 20,9 16,0

M3 1) 4,2 3,9 4,3 6,0 7,6 7,9

Nicht um Saison- und Kalendereffekte bereinigt

Bargeldumlauf 1,8 -1,3 -3,3 -7,4 -18,4 -26,1

Täglich fällige Einlagen 6,4 3,3 3,9 6,2 10,1 13,1

Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren 12,6 15,3 14,0 10,9 6,9 4,1

Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten -4,9 -4,7 -2,6 0,5 5,0 8,7

Repogeschäfte 10,3 20,7 15,5 20,5 19,7 3,0

Geldmarktfondsanteile 1,8 5,4 11,2 20,5 30,2 35,2

Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungenmit einer Ursprungslaufzeit von bis zu zwei Jahren 12,1 6,3 1,3 0,9 2,2 -4,6

Tabelle 1Komponenten der Geldmenge M3(Veränderungen gegen Vorjahr in %; Quartalsdurchschnitte)

Quelle: EZB.1) Bereinigt um alle von Ansässigen außerhalb des Euroraums gehaltenen marktfähigen Finanzinstrumente.

Page 31: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200116

Auch bei der Jahreswachstumsrate der in M3enthaltenen marktfähigen Finanzinstrumentewar ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen,und zwar von 6,5 % im letzten Quartal 2000auf 20,9 % im Schlussquartal 2001. Diese Zu-nahme war vermutlich insbesondere auf Port-folioumschichtungen infolge der Entwicklun-gen an den internationalen Aktienmärktenund der im Euroraum über weite Streckendes Jahres vergleichsweise flachen Zinsstruk-turkurve zurückzuführen. Marktfähige Finanz-instrumente eignen sich besonders gut zumParken von Geldern, weil sie liquide und risi-koarm sowie marktnah und somit höher alskurzfristige Bankeinlagen verzinst sind. Beiden marktfähigen Finanzinstrumenten war imletzten Quartal 2001 ein besonders hoher An-stieg der jährlichen Wachstumsrate der Geld-marktfondsanteile zu verzeichnen (30,2 %, ver-glichen mit 1,8 % im gleichen Vorjahrszeitraum).

Das jährliche Wachstum der kurzfristigen Ein-lagen (ohne täglich fällige Einlagen) erhöhtesich im Berichtsjahr ebenfalls, womit sich derseit Anfang 2000 zu beobachtende Aufwärts-trend fortsetzte. Dahinter verbergen sichallerdings gegenläufige Entwicklungen bei denkurzfristigen Spareinlagen (d. h. Einlagen miteiner vereinbarten Kündigungsfrist von bis zudrei Monaten) und den kurzfristigen Termin-einlagen (d. h. Einlagen mit einer vereinbar-ten Laufzeit von bis zu zwei Jahren). Wäh-rend sich die jährliche Veränderungsrate derkurzfristigen Spareinlagen deutlich erholte(von -4,9 % im letzten Quartal 2000 auf 5,0 %im letzten Quartal 2001), schwächte sich dieJahreswachstumsrate der kurzfristigen Termin-einlagen vor allem in der zweiten Jahreshälftedeutlich ab (von 12,6 % im letzten Quartal2000 auf 6,9 % im Schlussquartal 2001). Zudiesem Rückgang kam es im Zuge einer ge-genseitigen Annäherung der Zinsen im Kun-dengeschäft für kurzfristige Spar- und Ter-mineinlagen, was auch zu einer Änderungder relativen Attraktivität führte. Ab Ende2000 verringerte sich der Abstand zwischenden beiden Zinssätzen um 80 Basispunkte auf60 Basispunkte im Dezember 2001, worin sichdie Tatsache widerspiegelte, dass sich die Ent-wicklung der Termineinlagen im Jahresverlauf2001 enger an dem allmählichen Rückgang

der Kurzfristzinsen orientierte. Damit gewan-nen kurzfristige Spareinlagen gegenüber Ter-mineinlagen an Attraktivität.

Im Januar 2002 sank die Jahreswachstumsratevon M3 auf 7,9 % (verglichen mit 8,0 % im Vor-monat). Der Dreimonatsdurchschnitt der jähr-lichen Wachstumsraten des weit gefassten Geld-mengenaggregats M3 erhöhte sich von Novem-ber 2001 bis Januar 2002 auf 8,0 %, verglichenmit 7,8 % im Zeitraum von Oktober bis De-zember 2001. Hinter diesem Anstieg verbargsich jedoch eine Verlangsamung der kurzfristi-gen Dynamik von M3, was in einem Rückgangder auf Jahresrate hochgerechneten sechsmo-natigen Wachstumsrate von 9,7 % im Novem-ber und 8,7 % im Dezember 2001 auf 8,1 % imJanuar 2002 zum Ausdruck kam.

Langsameres Wachstum der Kreditvergabean den privaten Sektor

Abbildung 4 veranschaulicht die Entwicklungder Geldmenge M3 und ihrer Gegenpostenim Jahr 2001. Die Abbildung zeigt, dass derkräftige Anstieg des M3-Wachstums mit ei-nem rückläufigen (aber nach wie vor relativrobusten) Wachstum der Kreditvergabe, ei-nem gedämpften Wachstum der längerfristi-gen finanziellen Verbindlichkeiten und höhe-ren Nettoforderungen gegenüber Ansässigenaußerhalb des Euro-Währungsgebiets einher-ging. Damit war der Fall ganz anders gelagertals im Jahr 1999, als ein hohes Kreditwachs-tum, ein ausgeprägter Anstieg der längerfris-tigen finanziellen Verbindlichkeiten und einstarker Rückgang der Nettoforderungen desMFI-Sektors gegenüber Gebietsfremden füreinen starken Zuwachs bei M3 sorgten.

Aus einer genaueren Untersuchung dieserEntwicklungen ergibt sich zunächst, dass diedurchschnittliche Jahreswachstumsrate dergesamten Kreditvergabe der MFIs an Ansässi-ge des Euro-Währungsgebiets von 7,1 % imJahr 2000 auf 5,5 % im Jahr 2001 zurückging,wobei die Entwicklung der Teilkomponenten(Kreditgewährung an die öffentlichen Haus-halte und Kreditvergabe an den privaten Sek-tor) unterschiedlich verlief.

Page 32: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

17EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Die Kreditvergabe an die öffentlichen Haus-halte nahm im Berichtsjahr nach einemstarken jährlichen Rückgang von 7,0 % imSchlussquartal 2000 wieder deutlich zu, so-dass sie im letzten Quartal 2001 nur nocheinen Rückgang um 0,5 % im Vorjahrsver-gleich aufwies (siehe Tabelle 2). Dies kannu. a. auf den erhöhten Finanzierungsbedarfder öffentlichen Haushalte im gesamten Eu-roraum zurückgeführt werden, der sichwiederum mit der Verschlechterung der Fi-nanzsituation der öffentlichen Haushalte er-klären lässt.

Im Gegensatz dazu sank die jährliche Wachs-tumsrate der MFI-Kredite an den privatenSektor von 10,5 % im Schlussquartal 2000 imVerlauf des Jahres 2001 auf 6,9 % im letztenQuartal. Maßgeblich dafür war der erheblicheRückgang der Jahreswachstumsrate der Buch-kreditgewährung an den privaten Sektor auf6,5 % im letzten Vierteljahr 2001 (verglichenmit 9,6 % im letzten Quartal des Vorjahres).Die vierteljährliche sektorale Aufgliederung

der von MFIs im Eurogebiet an den nichtfi-nanziellen privaten Sektor gewährten Buch-kredite zeigt, dass das Wachstum der Buch-kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaf-ten und auch an private Haushalte 2001zurückgegangen ist (siehe Tabelle 2). Bei derKreditgewährung an die privaten Haushaltewar ein besonders ausgeprägter Rückgang derKonsumentenkredite (von 7,8 % im letztenVierteljahr 2000 auf 3,7 % im Schluss-quartal 2001) zu beobachten, worin sichmöglicherweise die Verschlechterung desVerbrauchervertrauens im Euroraum und diewährend des Jahres verzeichnete konjunktu-relle Abkühlung widerspiegelten. Die Jahres-wachstumsrate der Wohnungsbaukredite gingim vierten Quartal 2001 auf 6,6 % zurück;der Vergleichswert vom Schlussquartal 2000hatte bei 8,6 % gelegen. Dieser Rückgangdürfte zum einen mit dem schleppenderenImmobiliengeschäft in einigen Ländern desEuro-Währungsgebiets zusammenhängen,zum anderen kann die durchgängig relativhohe Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten

Abbildung 4Entwicklung der Geldmenge M3 und ihrer Gegenposten(Veränderung gegen Vorjahr; Mrd €; nicht um Saison- und Kalendereffekte bereinigt)

Quelle: EZB.

-200

-100

0

100

200

300

400

500

600

700

-200

-100

100

0

200

300

400

500

600

700

M3 Längerfristige finanzielleVerbindlichkeiten (ohne Kapital und Rücklagen)

Kredite anden privaten

Sektor

Kredite anöffentlicheHaushalte

Nettoforderungengegenüber Ansässigen

außerhalb des Euroraums

Sonstige Gegen-posten (einschließlich

Kapital und Rücklagen)

Q4 2000

Q1 2001

Q2 2001

Q3 2001

Q4 2001

Page 33: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200118

Kasten 1Auswirkungen der Euro-Bargeldumstellung auf den Bargeldumlauf und M3

Die Entwicklung des Bargeldumlaufs stand 2001 deutlich unter dem Einfluss der bevorstehenden Euro-

Bargeldumstellung am 1. Januar 2002. Von Dezember 2000 bis Dezember 2001 nahm der Bargeldumlauf um

116 Mrd € ab und wies somit eine Jahreswachstumsrate von -32,2 % auf. Wie aus unten stehender Abbildung

hervorgeht, ist dieser Rückgang viel zu stark, als dass er mit der Abkühlung der Konjunktur erklärt werden

könnte. In elf der zwölf Länder des Euroraums war in diesem Zeitraum eine Verringerung des Bargeldumlaufs

zu beobachten.

Bei der Analyse des Bargeldrückgangs im Jahr 2001 können primär zwei Perioden unterschieden werden: die

ersten drei Quartale und das letzte Quartal. Die Hauptursache für die Abnahme des Bargeldumlaufs im ersten

Dreivierteljahr ist möglicherweise darin zu suchen, dass sich die Wirtschaftsakteure im Euroraum von

gehortetem Bargeld trennten. Dies führte insbesondere zu einer Verringerung der Banknoten mit hohem

Nennwert. Der Rückfluss von im Ausland gehaltenen Banknoten der Altwährungen (d. h. der nationalen

Währungseinheiten, die durch den Euro abgelöst wurden) spielte ebenfalls eine Rolle. Dieser Faktor dürfte in

Deutschland besonders spürbar gewesen sein, da außerhalb des Euroraums die D-Mark von allen Altwährun-

gen am stärksten verbreitet war. So wurde beim Umlauf der D-Mark ein deutlicherer Rückgang verzeichnet

als bei allen Altwährungen zusammengenommen (die Jahreswachstumsrate des DM-Umlaufs betrug im

Dezember 2001 -46,4 %, verglichen mit insgesamt -25 % bei den anderen Altwährungen).

Im letzten Quartal 2001, insbesondere im Dezember, machte sich die Abnahme des Bargeldumlaufs auf

breiterer Basis bemerkbar und betraf sowohl große als auch kleine Banknotenstückelungen. Neben dem

Abbau der im Euroraum gehorteten Banknotenbestände und dem Rückfluss nationaler Banknoten von außer-

halb des Eurogebiets dürfte sich im Vorfeld der Bargeldumstellung auch die Kassenhaltung für Transaktions-

zwecke bis zu einem gewissen Grad verringert haben. Mehrere Anzeichen deuten ferner darauf hin, dass der

Banknotenrückfluss der Euro-Altwährungen aus dem Ausland, vor allem von D-Mark-Scheinen, gegen Ende

2001 anstieg.

Der 2001 zu beobachtende Abbau des Bargeldumlaufs scheint innerhalb der Geldmenge M3 zu großen

Umschichtungen zwischen Bargeld und kurzfristigen Einlagen geführt zu haben. Vor allem erhöhte sich im

Bargeldumlauf, BIP und Opportunitätskosten(Jährliche Veränderungen in Prozentpunkten oder Veränderung gegen Vorjahr in %)

Nominales BIP-WachstumNominales Wachstum des Bargeldumlaufs

Veränderung des Geldmarktsatzes fürDreimonatsgeldNominales Wachstum des Bargeldumlaufsabzüglich des nominalen BIP-Wachstums

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 -25,0

-20,0

-15,0

-10,0

-5,0

0,0

5,0

10,0

-25,0

-20,0

-15,0

-10,0

-5,0

0,0

5,0

10,0

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 -25,0

-20,0

-15,0

-10,0

-5,0

0,0

5,0

10,0

-25,0

-20,0

-15,0

-10,0

-5,0

0,0

5,0

10,0

Quelle: EZB.

Page 34: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

19EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

mit den im Jahresverlauf relativ stark fallen-den Zinsen für derartige Kredite in Verbin-dung gebracht werden. Die jährliche Wachs-tumsrate der Kreditvergabe an nichtfinanziel-le Kapitalgesellschaften fiel von 10,9 % imletzten Quartal des Vorjahres auf 6,3 % imSchlussquartal 2001. Dieser Rückgang lässtsich zum Teil mit dem Nachlassen bzw. Aus-laufen der Wirkung von Sonderfaktoren er-klären, die im Jahr 2000 zu einem Anstieg desjährlichen Wachstums der Kredite an Kapi-talgesellschaften geführt hatten. Zu diesenFaktoren zählten u. a. ausgeprägte Fusions-und Übernahmeaktivitäten und die Finanzie-rung der UMTS-Lizenzen. Außerdem dürftedie konjunkturelle Abkühlung eine wichtigeRolle im Hinblick auf die Verlangsamung derKreditvergabe an Kapitalgesellschaften ge-spielt haben.

Das gedämpfte Wachstum der längerfristigenfinanziellen Verbindlichkeiten des MFI-Sektors(ohne Kapital und Rücklagen) liefert einenweiteren Hinweis für die bereits erwähntenPortfolioumschichtungen zu in M3 enthalte-nen Anlageformen im Jahr 2001. Die Jahres-wachstumsrate dieser Verbindlichkeiten be-lief sich im letzten Quartal 2001 auf 2,8 %,was im historischen Vergleich außergewöhn-lich niedrig ist. Dies war teilweise aufdie Tatsache zurückzuführen, dass die Zins-strukturkurve im Jahr 2001 zumeist ver-gleichsweise flach war. Der geringere Abstand

zwischen der Rendite längerfristiger finanzi-eller Verbindlichkeiten und der Verzinsungkurzfristiger Finanzinstrumente dürfte dieNachfrage nach längerfristigen finanziellenVerbindlichkeiten 2001 gedämpft haben.Darüber hinaus hat die Verunsicherung anden Finanzmärkten, insbesondere nach denTerroranschlägen vom 11. September, dieNachfrage nach längerfristigen Anlageformenoffenbar beeinträchtigt, obgleich sich in die-ser Sparte in den letzten beiden Monaten desBerichtsjahres eine erneute Belebung abzeich-nete; diese Entwicklung dürfte mit dem abAugust steileren Verlauf der Zinsstrukturkur-ve und einer Normalisierung der Lage an denFinanzmärkten nach den Terroranschlägen imSeptember in Zusammenhang stehen.

Ferner veränderte sich 2001 das Verlaufs-muster der Kapitalströme bei den Nettofor-derungen des MFI-Sektors gegenüber An-sässigen außerhalb des Euroraums erheblich.Nach starken Einbußen beim Auslandsvermö-gensstatus der MFIs im Euroraum in den Jah-ren 1999 und 2000 (um 196,6 Mrd € bzw.142,3 Mrd €) nahmen die Nettoforderungender MFIs im Euroraum gegenüber Gebiets-fremden im Zwölfmonatszeitraum bis Dezem-ber 2001 um 3,0 Mrd € zu. Die deutlicheAufwärtsentwicklung des Auslandsvermö-gensstatus der MFIs war in erster Linie aufhohe Mittelzuflüsse von Nicht-MFIs in denEuroraum zwischen Juni und Dezember 2001

Berichtsjahr das Wachstum der täglich fälligen Einlagen, die das engste Substitut für Bargeld sind. Somit ist

davon auszugehen, dass sich die Euro-Bargeldumstellung trotz des erheblichen Rückgangs beim Bargeldum-

lauf nur geringfügig auf die Geldmengenaggregate, insbesondere auf M3, auswirkt.

Schließlich verdeutlicht die Euro-Bargeldumstellung, wie wichtig Bargeld als nationales Wertaufbewahrungs-

mittel ist und wie stark die von Gebietsfremden gehaltenen Bargeldbestände ins Gewicht fallen. Daten zur

Verteilung von Euro-Banknoten an Gebietsansässige und Gebietsfremde, die Anfang 2002 verfügbar wurden,

geben einen ersten Aufschluss über die Nachfrage nach Euro-Banknoten außerhalb des Euroraums. Angaben

zu den Verteilungskanälen, die im Zuge der Erstausstattung der Ansässigen außerhalb des Eurogebiets mit

Euro-Banknoten eingesetzt wurden (Frontloading durch die NZBen im Euroraum, Sub-Frontloading und

Abgabe von Banknoten durch die Kreditinstitute im Euroraum), deuten darauf hin, dass die Versorgung

Gebietsfremder mit den neuen Banknoten und Münzen Ende Dezember 2001 einen Stand von 5 Mrd €

erreichte, was einem Anteil von 4 % des ausgegebenen Gesamtbetrags entspricht. Aus zusätzlichen Informati-

onen lässt sich schließen, dass im Januar 2002 ein ähnlich hoher Betrag an Euro-Bargeld an Gebietsfremde

abgegeben wurde.

Page 35: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200120

zurückzuführen. Die Zahlungsbilanzdaten las-sen vermuten, dass Netto-Kapitalzuflüsse beiden Direktinvestitionen und den Wertpapier-anlagen sowie insbesondere Kapitalzuflüssebei den Dividendenwerten diese Entwicklungprägten.

2.2 Finanzmärkte

Anhaltendes Wachstum der Emission vonSchuldverschreibungen

Der Markt für von Ansässigen des Euro-Wäh-rungsgebiets begebene Schuldverschreibungenverzeichnete 2001 etwas höhere Wachstums-raten als im Jahr 2000. Der Umlauf an Schuld-verschreibungen erhöhte sich zwischen Ende2000 und Ende 2001 um mehr als 7 % und lagdamit leicht über dem Vorjahrswert (knapp7 %). Dabei stiegen der Umlauf an kurzfristi-

gen Schuldverschreibungen um 5,5 % (nach4 % im Jahr 2000) und der Umlauf an langfris-tigen Anlageformen um 7,3 % (nach 7 % imVorjahr) an. Auf langfristige Schuldverschrei-bungen entfielen Ende 2001, wie schon seit1997 unverändert, mehr als 90 % des Ge-samtumlaufs. Gleichzeitig machte die Emissi-on kurzfristiger Schuldverschreibungen etwa75 % des Bruttoabsatzes im Jahr 2001 ausund lag damit erheblich über dem in denNeunzigerjahren gemessenen durchschnittli-chen Anteil.

Im Berichtsjahr weitete sich die Emissionstä-tigkeit in allen Sektoren außer dem MFI-Sek-tor aus. Gemessen am Umlauf und Emissions-volumen dominierten die öffentlichen Haus-halte und der MFI-Sektor weiterhin den Marktfür auf Euro lautende Schuldverschreibungen,die Wachstumsimpulse gingen 2001 allerdingsvon der anhaltend hohen Emissionstätig-

Tabelle 2Gegenposten zu M3(Veränderung gegen Vorjahr in %; Quartalsdurchschnitte; nicht um Saison- und Kalendereffekte bereinigt)

2000 2001 2001 2001 2001 2002Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Jan.

Längerfristige finanzielle Verbindlichkeiten(ohne Kapital und Rücklagen) 3,6 3,8 3,1 2,2 2,8 2,9

Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von mehr als zwei Jahren 0,9 -0,1 -0,1 -0,4 -0,2 -0,0

Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von mehr als drei Monaten 10,9 12,2 8,2 1,2 -5,7 -11,5

Schuldverschreibungen mit einer Ursprungslaufzeit von mehrals zwei Jahren 5,2 6,3 5,2 4,3 5,8 6,2

Kredite an Nicht-MFIs im Euroraum 6,0 5,6 5,4 5,6 5,2 5,3

Kredite an öffentliche Haushalte -7,0 -7,3 -5,3 -1,9 -0,5 1,7

Wertpapiere ohne Aktien -10,5 -12,3 -8,2 -2,3 -0,5 4,3

Buchkredite -1,9 -0,1 -1,3 -1,4 -0,8 -1,8

Kredite an sonstige Nicht-MFIs im Euroraum 10,5 9,8 8,8 7,8 6,9 6,3

Wertpapiere ohne Aktien 17,8 18,7 23,4 24,3 24,0 24,2

Aktien sowie sonstige Dividendenwerte und Beteiligungen 17,5 13,6 7,9 4,5 3,1 3,5

Buchkredite 9,6 9,1 8,3 7,4 6,5 5,8

Nachrichtlich: Aufgliederung der Buchkredite nach Sektoren (Quartalsendstände) 1)

An nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften 10,9 10,0 9,0 7,4 6,3 .

An private Haushalte 7,4 6,6 6,3 6,0 5,3 .

Konsumentenkredite 2) 7,8 4,5 5,2 3,6 3,7 .

Wohnungsbaukredite 2) 8,6 8,3 7,7 7,8 6,6 .

Sonstige Kredite 3,5 3,1 2,7 2,1 2,5 .

Quelle: EZB.1) Die Wachstumsraten werden anhand von Stromgrößen berechnet. Die Sektoren entsprechen den Definitionen nach dem

ESVG 95. Weitere Einzelheiten siehe Fußnote der Tabelle 2.5 im Abschnitt „Statistik des Euro-Währungsgebiets“ und „Tech-nischer Hinweis“ des Monatsberichts. Differenzen zwischen einigen Zwischensummen und ihren Komponenten durch Rundender Zahlen.

2) Die Abgrenzung der Konsumenten- und Wohnungsbaukredite ist im Euroraum nicht ganz einheitlich.

Page 36: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

21EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

keit des privaten Nicht-MFI-Sektors aus (sie-he Abbildung 5). Das Nachlassen der Emissi-onstätigkeit des MFI-Sektors dürfte weit-gehend der konjunkturbedingt abflauendenKreditnachfrage des privaten nichtfinanziel-len Sektors sowie dem höheren Einlagenauf-kommen bei MFIs zuzuschreiben sein (sieheAbschnitt 2.1).

Das jährliche Wachstum des Gesamtumlaufsder von den öffentlichen Haushalten begebe-nen Schuldverschreibungen beschleunigte sichvon 2,6 % Ende 2000 auf 3,6 % Ende 2001.Diese Entwicklung stand im Zusammenhangmit dem gestiegenen öffentlichen Finanzie-rungsbedarf, und zwar nicht so sehr beimZentralstaat, sondern vor allem bei den regi-onalen und lokalen Gebietskörperschaften.

Beim privaten Nicht-MFI-Sektor nahm derUmlauf von auf Euro lautenden Schuldver-schreibungen, die von nichtfinanziellen Kapi-talgesellschaften begeben wurden, im Jahr2001 um etwa 18 % zu (gegenüber 17 % imJahr 2000). Im Vergleich dazu stieg die Emis-sionstätigkeit der nichtmonetären finanziel-len Kapitalgesellschaften im Jahresverlauf2001 um rund 41 %, gegenüber 28 % im Jahr

2000. Diese starke Zunahme der Emissionvon Schuldverschreibungen durch privateNicht-MFIs erfolgte vor dem Hintergrund ei-ner Konjunkturabschwächung im Euroraumsowie einer Vergrößerung der Spreads beiden Unternehmensschuldverschreibungen imJahr 2001, vor allem bei den Emittenten mitniedrigerem Rating.

Die rege Emissionstätigkeit des privatenNicht-MFI-Sektors lässt sich mit dem Zusam-menspiel einer Reihe von Faktoren erklären.So wurden im Unternehmenssektor des Eu-rogebiets im Jahr 2001 weiterhin konsequentUmstrukturierungsmaßnahmen ergriffen, ob-gleich etwas weniger zügig als 1999 und imersten Halbjahr 2000. Des Weiteren warendie Zinssätze im historischen Vergleich rela-tiv niedrig. Die verstärkte Finanzierung überSchuldverschreibungen könnte teilweise auchauf einen leichten Rückgang der Unterneh-mensgewinne sowie eine Verschlechterungder Finanzierungsbedingungen am Aktien-markt zurückzuführen sein, bedingt durch diehohe Volatilität und den Rückgang der Ak-tienkurse im Jahr 2001. Ferner verbesser-ten sich im Berichtsjahr die Konditionen wei-ter, zu denen sich private Emittenten über

Abbildung 5Umlauf von auf Euro lautenden Schuldverschreibungen von Ansässigenim Euroraum(Veränderung gegen Vorjahr in %)

Quelle: EZB.Anmerkung: Seit dem 1. Januar 2001 einschließlich Angaben zu Griechenland.

1997 1998 1999 2000 2001-10

0

10

20

30

40

50

60

-10

0

10

20

30

40

50

60

Monetäre FinanzinstituteNichtmonetäre finanzielle KapitalgesellschaftenNichtfinanzielle KapitalgesellschaftenÖffentliche Haushalte

Page 37: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200122

die Kapitalmärkte im Euroraum finanzierenkonnten. Dabei profitierten die Emittentenweiterhin von der Sogwirkung, die durch dieEinführung des Euro ausgelöst worden war:Durch den erweiterten Emittentenkreis ent-stand ein größerer Markt, der dank der da-durch gestiegenen Markttiefe und Liquiditätwiederum neue Emittenten anzog. Im Jahr2001 wurde der Markt für eine stetig wach-sende Zahl von Emittenten attraktiver, wasdazu führte, dass sich in immer mehr Bran-chen Unternehmen verstärkt direkt über dieEmission von Schuldverschreibungen finan-zierten, wenngleich insbesondere der Tele-kommunikationssektor sowie die Automobil-branche nach wie vor die größten Emittentenwaren.

Infolge dieser Entwicklungen erhöhte sich derAnteil des Umlaufs an von nichtmonetärenfinanziellen und nichtfinanziellen Kapitalgesell-schaften begebenen Schuldverschreibungenam Bestand von Euro-Schuldverschreibungenvon 9,8 % am Jahresende 2000 auf 11,5 %Ende 2001, womit sich der in vorangegange-nen Jahren beobachtete Trend fortsetzte (sie-he Tabelle 3). Der Anteil des MFI-Sektors amBestand von Euro-Schuldverschreibungen gingvon 37,4 % Ende 2000 auf 36,5 % Ende 2001zurück. Dementsprechend verringerte sichder Anteil der von öffentlichen Haushaltenbegebenen, auf Euro lautenden Schuldver-schreibungen von 52,9 % Ende 2000 auf52,0 % Ende 2001.

biet am Absatz von Schuldverschreibungenaller Währungen verharrte 2001 bei knapp93 %. Auch für internationale Emittenten bliebder Euro eine attraktive Währung; dieWachstumsrate des Umlaufs an von Gebiets-fremden begebenen Euro-Schuldverschreibun-gen betrug 2001 etwa 17 % (gegenüber 26,3 %im Jahr 2000).

Geldmarktzinsen nach EZB-Leitzinssenkun-gen im Jahr 2001 rückläufig

Als Reaktion auf die Senkung der EZB-Leit-zinsen – um insgesamt 150 Basispunkte in vierSchritten – im Jahr 2001 verringerten sich dieGeldmarktzinsen deutlich und setzten damitden seit Herbst 2000 zu beobachtendenTrend fort. Zu Jahresbeginn 2001 rechnetendie Märkte noch nicht mit einem Rückgangder Geldmarktzinsen in dieser Größenord-nung. Dies zeigt sich daran, dass die Diffe-renz zwischen den Einmonats- und den Zwölf-monatszinsen zum Jahresanfang weniger als20 Basispunkte betrug, was darauf hindeutet,dass die Marktteilnehmer lediglich einen mo-deraten Rückgang der Geldmarktzinsen imJahr 2001 erwarteten (siehe Abbildung 6).Nimmt man die aus EURIBOR-Terminkon-trakten abgeleiteten Zinssätze als Anhalts-punkt, so gingen die Marktteilnehmer Anfang2001 konkret davon aus, dass die Zinssätzefür Dreimonatsgelder im Jahresverlauf umetwa ½ Prozentpunkt sinken würden. Als sichin der Folge die Anzeichen für eine Verringe-rung des Inflationsdrucks verdichteten, wur-de zunehmend mit einem stärkeren Rückganggerechnet.

Der Tagesgeldsatz, gemessen am EONIA, gabtendenziell die Entwicklung des Mindestbie-tungssatzes für die Hauptrefinanzierungsge-schäfte des Eurosystems wieder. Der EONIAschwankte in der Regel wenig und nur gegenEnde der Mindestreserve-Erfüllungsperioden,als die Banken darauf achten mussten, ihrMindestreserve-Soll zu erfüllen. Die Haupt-ausnahmen standen im Zusammenhang mitUnterbietungen bei den Hauptrefinanzie-rungsgeschäften des Eurosystems, zu denenes im Februar, April, Oktober und Novem-

1998 1999 2000 2001

MFIs 35,8 37,0 37,4 36,5

Privater Nicht-MFI-Sektor 7,2 8,5 9,8 11,5

Öffentliche Haushalte 57,0 54,5 52,9 52,0

Tabelle 3Sektorale Aufschlüsselung des Umlaufsan auf Euro lautenden Schuldverschrei-bungen von Ansässigen im Euroraum(in %; Stand am Ende des Berichtszeitraums)

Quelle: EZB.Anmerkung: Seit dem 1. Januar 2001 einschließlich Angaben zuGriechenland.

Der prozentuale Anteil des Bruttoabsatzesvon auf Euro lautenden Schuldverschreibun-gen durch Ansässige im Euro-Währungsge-

Page 38: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

23EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Abbildung 6Kurzfristzinsen im Euroraum(in % p.a.; Tageswerte)

Quelle: Reuters.

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q12000 2001 2002

2,22,42,62,83,03,23,43,63,84,04,24,44,64,85,05,25,45,6

2,22,42,62,83,03,23,43,63,84,04,24,44,64,85,05,25,45,6

Einmonats-EURIBORDreimonats-EURIBORSechsmonats-EURIBORZwölfmonats-EURIBOR

ber kam. Darüber hinaus stieg der EONIAnach den Terroranschlägen vom Septembervorübergehend an, als die Marktteilnehmereine größere Präferenz zur Haltung von Über-schussliquidität entwickelten. Zwei Feinsteu-erungsoperationen des Eurosystems trugenallerdings dazu bei, die normalen Bedingun-gen am Markt für Tagesgeld wiederherzustel-len (siehe Kapitel II). Zudem kam es jeweilsam letzten Handelstag im Monat, als die Fi-nanzinstitute bestrebt waren, ihre Bilanzenanzupassen, zu einem leichten Anstieg desEONIA. Wie schon in den Vorjahren wardieses Phänomen zur Jahreswende am stärks-ten ausgeprägt. Zu Beginn des Jahres 2002erzeugte die Euro-Bargeldumstellung einegewisse Unsicherheit im Hinblick auf die Li-quiditätsversorgung, doch die Volatilität desEONIA hielt sich in Grenzen, und zwei vomEurosystem durchgeführte Feinsteuerungs-operationen trugen dazu bei, die Marktver-hältnisse wieder zu normalisieren.

Da zunehmend mit einer weiteren Lockerungder geldpolitischen Zügel im zweiten Halb-jahr gerechnet wurde, war im ersten Halb-jahr 2001 bei den Geldmarktzinsen über dasgesamte Laufzeitenspektrum hinweg ein et-was stärkerer Rückgang zu verzeichnen als

bei den EZB-Leitzinsen, die vom EZB-Rat am10. Mai um 25 Basispunkte gesenkt wurden.Nach diesem Zinsschritt stabilisierten sichdie Geldmarktsätze für Laufzeiten von bis zueinem Monat im Großen und Ganzen, wo-gegen sie am längeren Ende weiter leicht ab-nahmen.

Ab August stand die Entwicklung der Zinssät-ze generell erneut im Zeichen eines Abwärts-trends; nachdem sich immer deutlicher einNachlassen des mittelfristigen Inflationsdrucksabzeichnete, rechneten die Marktteilnehmernämlich verstärkt mit einer weiteren Leit-zinssenkung seitens der EZB. Tatsächlich be-schloss der EZB-Rat am 30. August eine He-rabsetzung um 25 Basispunkte.

In den Tagen unmittelbar nach den Terroran-schlägen vom 11. September waren die Geld-marktzinsen weiter rückläufig, weil die Markt-teilnehmer davon ausgingen, dass sich diesesEreignis auf die Zuversicht der Wirtschaftund die Aussichten für die Preisstabilität aus-wirken würde. Der EZB-Rat beschloss am17. September – in Übereinstimmung mit ei-ner entsprechenden Entscheidung des Offen-marktausschusses der US-Notenbank – dieLeitzinsen um 50 Basispunkte zu senken. Die

Page 39: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200124

implizite Volatilität bei Optionen auf Drei-monats-EURIBOR-Terminkontrakte nahmnach den Terroranschlägen beträchtlich zu,was auf eine gestiegene Unsicherheit derMarktteilnehmer hinsichtlich der Wirtschafts-aussichten hindeutete (siehe Abbildung 7).Nach dem Beschluss des EZB-Rats vom8. November, die Leitzinsen um 50 Basis-punkte zu senken, stabilisierte sich die impli-zite Volatilität jedoch weitgehend, um sich zueinem späteren Zeitpunkt deutlich zu verrin-gern.

Im November kam der Abwärtstrend derZinssätze zum Stillstand, während die Geld-marktsätze bei den längeren Laufzeiten ten-denziell zunahmen, worin sich die Finanz-markterwartungen einer allmählichen Erho-lung im Euroraum widerspiegelten. Dienegative Steigung der Zinsstrukturkurve amGeldmarkt, die sich als Differenz zwischendem Zwölfmonats- und dem Einmonats-Zins-satz errechnet, flachte somit ab (siehe Abbil-dung 7). Ende 2001 beliefen sich die Einmo-nats- und die Zwölfmonats-Geldmarktsätzeauf 3,33 % bzw. 3,34 % und lagen damit jeweilsrund 1½ Prozentpunkte unter dem vor Jah-resfrist verzeichneten Stand.

Zu Jahresbeginn 2002 stiegen die Geldmarkt-zinsen an, wobei die Zunahme bei den länge-ren Laufzeiten am deutlichsten ausfiel. Infol-gedessen wurde die Steigung der Zinsstruk-turkurve am Geldmarkt positiv.

Langfristige Anleiherenditen im Euroraumim Jahr 2001 insgesamt kaum verändert

Die Langfristzinsen im Eurogebiet und in denVereinigten Staaten unterlagen im Berichts-jahr gewissen Schwankungen, änderten sichaber insgesamt gesehen zwischen Ende 2000und Ende 2001 nur geringfügig. Im Euro-Wäh-rungsgebiet und in den USA beliefen sich diedurchschnittlichen Renditen zehnjährigerStaatsanleihen Ende 2001 auf rund 5,1 % (sie-he Abbildung 8(a)). Nachdem der Abstandzwischen den US-amerikanischen Renditenzehnjähriger Staatsanleihen und vergleichba-ren Anleihen im Euroraum im Jahr 2000 starkgeschrumpft war, pendelte er sich 2001 aufetwa null ein, obwohl er im Gefolge der Ter-roranschläge vom 11. September in den ne-gativen Bereich rutschte und vorübergehendauf einen Tiefstand von -½ Prozentpunkt fiel(siehe Abbildung 8(b)). Im Gegensatz zur Ent-wicklung der Langfristzinsen gingen die Anlei-

Abbildung 7Verlauf der Zinsstrukturkurve am Geldmarkt und implizite Volatilität bei Optionenauf Dreimonats-EURIBOR-Terminkontrakte(Tageswerte)

Quellen: Reuters und Bloomberg.

Q1 Q2 Q3 Q4 Q12001 2002

-0,6

-0,4

-0,2

0,0

0,2

0,4

6,0

8,0

10,0

12,0

14,0

16,0

18,0

20,0

22,0

24,0

26,0

28,0

30,0

Differenz zwischen dem Zwölfmonats- und dem Einmonats-EURIBOR (linke Skala; in Prozentpunkten)Implizite Volatilität des Dreimonats-EURIBOR-Terminkontrakts mit Fälligkeit im März 2002 (rechte Skala; in % p.a.)

Page 40: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

25EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

herenditen im kurzen und mittleren Laufzei-tenbereich im Berichtsjahr in beiden Volks-wirtschaften unter dem Eindruck des welt-weiten Konjunkturabschwungs deutlich zu-rück.

In den Vereinigten Staaten waren die langfris-tigen Zinssätze 2001 zwar durchweg Schwan-kungen unterworfen, sie lagen aber Ende 2001mehr oder weniger auf dem Niveau von Ende2000, als die US-Wirtschaft von einer Rezes-sion erfasst wurde. Angesichts des anhalten-den Wirtschaftsabschwungs verbunden mit ei-nem gemäßigten Inflationsdruck lockerte dasFederal Reserve System die geldpolitischenZügel erheblich: Im Jahresverlauf 2001 wurdeder Zielzinssatz für Tagesgeld sukzessive uminsgesamt 475 Basispunkte gesenkt. Diesschlug sich in einem deutlich steileren Verlaufder Zinsstrukturkurve nieder, was wiederumAusdruck der optimistischen Grundhaltungder Marktteilnehmer war, dass sich die US-Wirtschaft relativ schnell von der Rezession

Abbildung 8

1997 1998 1999 2000 20010,5

2,5

4,5

6,5

8,5

0,5

2,5

4,5

6,5

8,5

EuroraumVereinigte StaatenJapan

1997 1998 1999 2000 2001-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

(a) Renditen langfristiger Staatsanleihenim Euroraum, den Vereinigten Staatenund Japan(in % p.a.; Tageswerte)

(b) Zinsabstand zwischen denVereinigten Staaten und dem Euroraumbei zehnjährigen Anleihen(in % p.a.; Tageswerte)

Quelle: Reuters.Anmerkung: Die Renditen langfristiger Staatsanleihen beziehen sich auf den Zehnjahresbereich bzw. die nächstliegenden verfügba-ren Laufzeiten. Seit dem 1. Januar 2001 einschließlich Angaben zu Griechenland.

erholen könnte. Trotz dieser insgesamt opti-mistischen Einschätzung schwankte die Zu-versicht der Anleger hinsichtlich der Rezessi-onsstärke und -dauer im Lauf des Jahres er-heblich; darin liegt die zuvor erwähnteVolatilität der langfristigen Zinssätze begrün-det. So stiegen beispielsweise die Renditenlangfristiger Anleihen zwischen Mitte Märzund Ende Mai recht stark an, da die Markt-teilnehmer zunehmend optimistischer wur-den, dass die Konjunktur – und damit auchdie Inflation – bald wieder anziehen könnten.Es folgte eine Phase, in der die Anleger dieWachstumsaussichten anscheinend pessimis-tischer einschätzten. Dieser Pessimismus wur-de durch die Terroranschläge Anfang Sep-tember noch verstärkt. Maßgeblich für dennach den Anschlägen erfolgten Zinseinbrucham langen Ende waren nicht zuletzt Portfo-lioumschichtungen von Aktien zu langfristi-gen Staatsanleihen infolge der vorübergehendgestiegenen Präferenz für relativ sichere undliquide Anlageformen. Nach einer Normali-

Page 41: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200126

sierung der Marktverhältnisse und der Veröf-fentlichung positiver Daten zur Wirtschafts-lage in den USA, also der Wiederherstellungdes Marktvertrauens in eine baldige wirt-schaftliche Erholung, zogen auch die Rendi-ten wieder an.

In Japan entwickelten sich die Renditen lang-fristiger Staatsanleihen im Berichtsjahr, wohlaufgrund der besonderen wirtschaftlichenLage, mehr oder weniger losgelöst von denZinsentwicklungen im Ausland. Insgesamt gin-gen die Renditen zehnjähriger japanischerStaatsanleihen zwischen Ende 2000 und Ende2001 um etwa 30 Basispunkte auf rund 1,4 %zurück. Dieser Rückgang stand im Zeichender raschen und anhaltenden Konjunkturein-trübung während des Jahres 2001 sowie deranhaltenden Deflationstendenzen in Japan, dieoffenbar die langfristigen Wachstums- und In-flationserwartungen der Marktteilnehmer be-einträchtigten. Ab März 2001 setzte die japa-nische Zentralbank auf eine quantitative Lo-ckerung der Geldpolitik, d. h. darauf, übereine großzügigere Liquiditätsversorgung dieKurzfristzinsen nahe bei null Prozent zu hal-ten. Im zweiten Halbjahr 2001 war kein wei-teres Absinken der langfristigen Anleiheren-diten zu verzeichnen, was als Reaktion des

Marktes auf den hohen Umlauf an japanischenStaatanleihen und deren Herabstufung gese-hen werden kann.

Die Entwicklung der Anleiherenditen im Eu-rogebiet im Jahr 2001 war mit jener in denVereinigten Staaten vergleichbar. Dies deutetdarauf hin, dass globale Faktoren –insbesondere die weltweite Konjunkturab-kühlung und die Unsicherheit nach den Ter-roranschlägen vom 11. September – für dieZinsentwicklung in beiden Volkswirtschaftenden Ausschlag gaben. Diese Einschätzung wur-de auch durch die Entwicklungen der Aktien-märkte bestätigt (siehe Kasten 2). Allerdingswar die Entwicklung der langfristigen Zinssät-ze im Euroraum viel weniger ausgeprägt undweniger volatil, was im Eurogebiet stabilereMarkterwartungen für das Wachstum und dieInflation signalisierte als in den VereinigtenStaaten. So veränderten sich insbesondere dielangfristigen Inflationserwartungen der Markt-teilnehmer, die in der Breakeven-Inflationsra-te, d. h. der Differenz zwischen den nomina-len Renditen zehnjähriger französischer Staats-anleihen und den realen Renditen franzö-sischer indexgebundener Anleihen im Zehn-jahresbereich (an den französischen Verbrau-cherpreisindex gebunden), zum Ausdruck

Abbildung 9Breakeven-Inflationsrate und Anleiherenditen, berechnet für den französischen VPI(in %; Tageswerte)

Quellen: Französisches Schatzamt, ISMA und Reuters.Anmerkung: Die reale Anleiherendite wird von den Börsenkursen französischer, an den französischen VPI (ohne Tabakpreise)gebundener Anleihen mit Fälligkeit 2009 abgeleitet. Die nominale Anleiherendite wird von den Börsenkursen französischer festver-zinslicher Anleihen, ebenfalls mit Fälligkeit 2009, abgeleitet.

Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q11999 2000 2001

0

1

2

3

4

5

6

0

1

2

3

4

5

6

Breakeven-InflationsrateNominale AnleiherenditeReale Anleiherendite

Page 42: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

27EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Kasten 2Anleiherenditen und Aktienkurse im Euro-Währungsgebiet im Jahr 2001über weite Strecken positiv korreliert

Im Allgemeinen sind die wöchentlichen Veränderungen der Renditen langfristiger Anleihen und Aktienkurse

im Euro-Währungsgebiet negativ korreliert. Dies hängt damit zusammen, dass im Fall eines Rückgangs der

Anleiherenditen bei gleichzeitig stabilen Inflationserwartungen künftige Dividenden und Erträge weniger

stark abgezinst werden sollten. Das bedeutet, dass Aktienkurse – bei denen es sich im Gleichgewichtszustand

um den abgezinsten Barwert aller zukünftigen Cashflows an Anleger handelt – steigen sollten, sofern

rückläufige Anleiherenditen – ceteris paribus – auf abnehmende Realzinsen zurückzuführen sind. Über weite

Strecken des Jahres 2001 bewegten sich die langfristigen Zinssätze und Aktienkurse im Euroraum jedoch in

dieselbe Richtung. So entwickelten sich beispielsweise die Renditen zehnjähriger Anleihen im Euroraum und

der Euro-STOXX-Aktienkursindex von ungefähr März bis zu den Terroranschlägen in den Vereinigten

Staaten im September weitgehend parallel (siehe Abbildung unten). Die Aktienkurse und Anleiherenditen

reagierten dagegen recht unterschiedlich auf die Terroranschläge: Die Aktienkurse fielen anfänglich und

legten dann einige Wochen früher als die Anleiherenditen wieder zu. Obwohl dies kurzfristig, d. h. von

ungefähr Mitte September bis Anfang November, zu einer negativen wöchentlichen Korrelation zwischen

beiden Größen führte, war die Korrelation im Jahr 2001 insgesamt positiv.

Anleiherenditen und Aktienkurse im Euro-Währungsgebiet(Anleiherenditen in % p.a.; Tageswerte)

Quelle: Reuters.Anmerkung: Die Anleiherenditen beziehen sich auf den Durchschnitt der Renditen zehnjähriger Staatsanleihen für den Euroraum.Die Aktienkurse sind am Dow-Jones-Euro-STOXX-Index gemessen.

Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Febr.2001 2002

4,4

4,6

4,8

5,0

5,2

5,4

220

240

260

280

300

320

340

360

380

400

Rendite zehnjähriger Staatsanleihen (linke Skala)Euro STOXX (rechte Skala)

Der Grad der Korrelation zwischen Anleiherenditen und Aktienkursen wird grundsätzlich von den relativen

Veränderungen jener fundamentalen Wirtschaftsfaktoren bestimmt, die die Anleiherenditen und Aktienkurse

über einen gegebenen Zeitraum beeinflussen.

Langfristige Zinssätze hängen von den für die Restlaufzeit der Anleihe erwarteten kurzfristigen Zinssätzen

sowie von einer anleihespezifischen Risikoprämie ab. Letztere stellt für die Anleger einen Ausgleich für das

Risiko von Anleihekursveränderungen vor dem Fälligkeitstermin dar. Darüber hinaus ist diese Risikoprämie

tendenziell höher, je länger die Laufzeit der Anleihe. Da sich in den kurzfristigen Zinssätzen der aktuelle

geldpolitische Kurs niederschlägt, der wiederum von der Einschätzung des Inflationsdrucks sowie den Erwar-

Page 43: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200128

tungen hinsichtlich der Wirtschaftstätigkeit abhängt, bringen langfristige Zinssätze grundsätzlich die Wachs-

tums- und Inflationserwartungen der Marktteilnehmer über einen langfristigen Prognosezeitraum zum Aus-

druck.

Aktienkurse sollten den abgezinsten Barwert künftiger Dividenden abbilden. Somit zählen die Erwartungen

über zukünftige Unternehmenserträge zu den wichtigsten Fundamentalfaktoren für Aktienkurse. Die Abzin-

sungssätze können in gegenwärtige und erwartete kurzfristige Zinssätze und eine Aktienrisikoprämie unter-

teilt werden. Letztere stellt für die Anleger einen Ausgleich für die von der Aktienkursvolatilität ausgehenden

Risiken dar, spiegelt jedoch auch die Risikoeinstellung (Risikobereitschaft) der Anleger wider.

Vor diesem Hintergrund kann die Korrelation zwischen Veränderungen der Anleiherenditen und Aktienkurse

dazu beitragen, die möglichen Triebkräfte hinter der Entwicklung der Anleihe- und Aktienmärkte auszuma-

chen. Gehen zum Beispiel die Marktteilnehmer – ceteris paribus – von höheren Kurzfristzinsen in der Zukunft

aus, so sinken die Aktienkurse, während die Renditen langfristiger Anleihen steigen; dadurch entsteht zwi-

schen beiden Größen eine negative Korrelation. Wenn sich dagegen die Aussichten für das Wirtschaftswachs-

tum verbessern, erhöhen sich die Aktienkurse – ebenso wie Unternehmenserträge und somit Dividenden bei

einer Konjunkturerholung tendenziell steigen – oftmals zusammen mit den Anleiherenditen, was zu einer

positiven Korrelation zwischen Aktienkursen und langfristigen Zinssätzen führt. Zu einer positiven Korrelati-

on kann es auch kommen, wenn die Risikobereitschaft der Anleger sinkt und ihre Unsicherheit hinsichtlich

künftiger Erträge zunimmt. Dies hängt damit zusammen, dass eine solche Unsicherheit häufig Portfolioum-

schichtungen von Aktien in langfristige Staatsanleihen bewirken kann, die als sicherere Anlageformen gelten

(„Flucht in die Sicherheit“). Die Auswirkungen solcher Portfolioumschichtungen auf die Kurse – niedrigere

Aktienkurse und Anleiherenditen – können als ein Anstieg der Aktienrisikoprämie und ein Rückgang der

Anleiherisikoprämie interpretiert werden.

In diesem Zusammenhang schien der über weite Strecken des Jahres 2001 zu beobachtende starke Gleichlauf

der Anleiherenditen und Aktienkurse hauptsächlich auf Veränderungen bei den allgemeinen Konjunkturaus-

sichten für den Euroraum zu beruhen. So verschlechterten sich die Wirtschaftsaussichten für das Euro-

Währungsgebiet beispielsweise im Lauf des Berichtsjahres im Einklang mit der weltweiten Entwicklung. Dies

führte nicht nur zu einem Absinken der Kurzfristzinsen, sondern auch der Langfristzinsen, wenn der Rück-

gang bei Letzteren auch niedriger ausfiel. Gleichzeitig gingen die Aktienkurse zurück, was ein Zeichen dafür

ist, dass die rückläufige Konjunktur einen stärkeren Einfluss auf die Prognosen für die Unternehmenserträge

hatte als auf die erwarteten, zur Abzinsung künftiger Dividenden herangezogenen Zinssätze.

Im September wurde diese starke positive Korrelation zwischen der Entwicklung der Anleiherenditen und der

Aktienkurse durch die Terroranschläge in den Vereinigten Staaten unterbrochen. Diese Geschehnisse riefen

eine erheblich höhere Verunsicherung und eine deutlich niedrigere Risikobereitschaft unter den Aktienmarkt-

teilnehmern hervor und führten dazu, dass die Investoren ihr Kapital vom Aktienmarkt in sicherere Anlagefor-

men umschichteten. Der sich daraus ergebende starke Einbruch der Aktienkurse war offenbar in erster Linie

auf einen Anstieg der Aktienrisikoprämie zurückzuführen. Die langfristigen Zinssätze änderten sich unmittel-

bar nach den Anschlägen jedoch nur geringfügig. Grund dafür war, dass die Anleger im Euroraum anders als

in vorherigen turbulenten Phasen an den Finanzmärkten anscheinend kurzfristige Anleihen oder Bankeinlagen

als sichere Anlageformen gegenüber langfristigen Anleihen bevorzugten. Zugleich scheint es so, als hätten die

Terroranschläge anfänglich keine signifikante Neueinschätzung der langfristigen Wachstumsaussichten für

das Eurogebiet ausgelöst. Demzufolge wiesen die Anleiherenditen und Aktienkurse unmittelbar nach den

Anschlägen nur eine geringe Korrelation auf.

Als sich jedoch die Marktverhältnisse zu normalisieren begannen, was möglicherweise der raschen Reaktion

der politischen Entscheidungsträger auf die neue Situation nach den Terroranschlägen zu verdanken war,

zogen die Aktienkurse allmählich wieder an, als die Marktakteure anscheinend im Einklang mit der abneh-

Page 44: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

29EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

menden Unsicherheit und der zunehmenden Risikobereitschaft eine niedrigere Risikoprämie für Aktien

verlangten. Während die Aktienkurse anstiegen, gingen die Renditen langfristiger Anleihen zurück. Dies rief

vorübergehend eine ausgeprägte negative Korrelation zwischen der Entwicklung der Aktienkurse und den

Renditen zehnjähriger Anleihen hervor.

Nachdem ab Anfang November die langfristigen Zinssätze anstiegen, was auf den nachlassenden Pessimis-

mus der Anleger bezüglich der Wirtschaftsaussichten für das Euro-Währungsgebiet zurückzuführen war und

grundsätzlich mit weiter steigenden Aktienkursen einherging, wurde die positive Korrelation zwischen lang-

fristigen Zinssätzen und Aktienkursen, die über weite Strecken des Jahres geherrscht hatte, wiederhergestellt.

Dies lässt darauf schließen, dass ein höheres Wirtschaftswachstum und somit bessere Ertragsaussichten – über

den positiven Einfluss einer weiteren Abnahme der Aktienrisikoprämie hinaus – in den letzten beiden

Monaten des Jahres 2001wieder einen starken Einfluss auf die Aktienkursentwicklung ausübte.

Insgesamt bewegten sich die Aktienkurse und Renditen langfristiger Anleihen im Euroraum – im Gegensatz

zu ihrer üblicherweise negativen Korrelation – 2001 weitgehend in dieselbe Richtung. Dies schien darauf

hinzudeuten, dass für die Entwicklungen an den Anleihe- und Aktienmärkten im Berichtsjahr die sich

verändernde Einstellung der Investoren zu den Wachstumsaussichten im Euroraum ausschlaggebend war.

Daran wird deutlich, dass es für die Marktteilnehmer im Jahr 2001 besonders schwierig war, die zukünftige

konjunkturelle Entwicklung und die Aussichten für die Unternehmenserträge einzuschätzen.

kommen, im Jahr 2001 insgesamt kaum undverharrten auf einem relativ niedrigen Ni-veau (siehe Abbildung 9). Dies ist wohl Aus-druck der Zuversicht der Marktteilnehmer,dass die EZB die Preisstabilität im Euroraumauf mittlere Sicht gewährleisten würde.

Die Realrenditen französischer indexgebun-dener Anleihen im Zehnjahresbereich blie-ben zwischen Ende 2000 und Ende 2001 prak-tisch unverändert. Somit dürften sich diedurchschnittlichen langfristigen realen Wachs-tumsaussichten der Anleger im selben Zeit-raum ebenfalls kaum verändert haben. DerAnstieg der Zinsstrukturkurve kann hier alsIndiz dafür gesehen werden, dass die Markt-teilnehmer Ende 2001 mit einer relativ ra-schen Erholung der Wirtschaft im Euroraumrechneten. So nahm die Steigung der Zins-strukturkurve im Euroraum, die sich anhandder Differenz zwischen der Rendite zehnjäh-riger Anleihen und dem Dreimonats-EURI-BOR errechnet, von einem nahezu flachenVerlauf im Dezember 2000 auf einen Standvon rund 180 Basispunkten Ende 2001 zu. Indieser Entwicklung spiegelten sich die bei denGeldmarktzinsen verzeichneten Rückgängewider.

Von Ende Dezember 2001 bis zum 5. März2002 stiegen die Renditen zehnjähriger Staats-anleihen im Euroraum leicht auf rund 5,2 %an. Aufgrund der Tatsache, dass die Renditenlangfristiger Anleihen in den Vereinigten Staa-ten im gleichen Zeitraum weitgehend stabilblieben, verringerte sich der Renditeabstandzwischen den zehnjährigen Staatsanleihen inden USA und im Eurogebiet geringfügig undbelief sich am 5. März 2002 auf etwa -10 Ba-sispunkte.

Rückgang der Zinssätze im Kundengeschäftder Banken folgte 2001 weitgehend derEntwicklung der Marktzinsen

Die kurzfristigen Zinssätze im Kundengeschäftder Banken waren im gesamten Berichtszeit-raum rückläufig und folgten damit der seitEnde 2000 verzeichneten Entwicklung derGeldmarktzinsen. Allerdings waren signifikan-te Unterschiede zwischen der Verzinsung un-terschiedlicher Einlageformen zu beobachten.Im Zeitraum von Ende 2000 bis Ende 2001verringerte sich der Monatsdurchschnitt desGeldmarktsatzes für Dreimonatsgelder umetwa 160 Basispunkte. Im selben Zeitraum je-doch verzeichneten die Zinssätze für täglich

Page 45: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200130

fällige Einlagen und kurzfristige Spareinlagen(Einlagen mit einer vereinbarten Kündigungs-frist von bis zu drei Monaten) jeweils einenrecht moderaten Rückgang um etwa 30 Ba-sispunkte. Daraus ergab sich bis Ende 2001eine Verringerung des Abstands dieser bei-den Zinssätze zum Geldmarktsatz für Drei-monatsgeld um rund 130 Basispunkte. Dem-gegenüber sank die Verzinsung der Einlagenmit einer vereinbarten Laufzeit von bis zueinem Jahr um etwa 115 Basispunkte (sieheAbbildung 10). Diese Entwicklung ist im his-torischen Vergleich nicht besonders unge-wöhnlich, denn das Durchwirken der Geld-marktzinsen auf täglich fällige Einlagen undkurzfristige Spareinlagen war in der Regellangsamer und weniger ausgeprägt als beikurzfristigen Termineinlagen, was zum Teilauf länderspezifische institutionelle Regelun-gen zurückzuführen ist. Die Zinssätze im Kun-dengeschäft der Banken für Unternehmens-kredite mit einer Laufzeit von bis zu einemJahr gingen um etwa 95 Basispunkte zurück.Während die Geldmarktsätze bis zum Jahres-ende 2001 wieder auf den Stand von Ende1999 zurückgekehrt waren, lag dieser Zins-satz immer noch mehr als 40 Basispunkteüber dem Stand von Dezember 1999. DieseVergrößerung der Abstände lässt sich

teilweise mit dem üblicherweise verzögertenDurchschlagen der Geldmarktsätze auf dieZinssätze im Kundengeschäft der Banken er-klären; sie kann jedoch zum Teil auch aufeinen Anstieg des Kreditrisikos in Verbin-dung mit dem allgemeinen Konjunkturab-schwung im Jahr 2001 zurückgeführt werden,der beispielsweise in den 2001 verzeichnetengrößeren Renditeabständen bei Unterneh-mensanleihen zum Ausdruck kam. Im Janu-ar 2002 waren die meisten Kurzfristzinsen imKundengeschäft weiter rückläufig.

Bei den Langfristzinsen im Kundengeschäftwar bis November 2001 ein steter Rückgangzu beobachten (siehe Abbildung 11). Die mit-telfristigen Marktzinsen – die sich aus demMonatsdurchschnitt der Renditen fünfjährigerStaatsanleihen errechnen, d. h. aus dem Kapi-talmarktsatz, mit dem die längerfristigen Zin-sen im Kundengeschäft am engsten verknüpftsind – wiesen im ersten Halbjahr 2001 einenrecht stabilen Verlauf auf und waren in derzweiten Jahreshälfte rückläufig, bis sie im De-zember wieder anzogen. Der anhaltendeRückgang der Langfristzinsen im Kundenge-schäft der Banken war zum Teil auf eine Ver-ringerung der Marktsätze zurückzuführen, diebereits im Jahr 2000 – insbesondere im letz-

Abbildung 10Kurzfristzinsen im Kundengeschäft der Banken und vergleichbarer Geldmarktsatz(in % p.a.; Monatsdurchschnitte)

Quellen: EZB und Reuters.Anmerkung: Seit dem 1. Januar 2001 einschließlich Angaben zu Griechenland.

1997 1998 1999 2000 20010,0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

0,0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

DreimonatsgeldUnternehmenskredite mit einer Laufzeit von bis zu einem JahrEinlagen mit einer vereinbarten Laufzeit von bis zu einem JahrEinlagen mit einer vereinbarten Kündigungsfrist von bis zu drei MonatenTäglich fällige Einlagen

Page 46: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

31EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

ten Quartal – eingetreten war. Von Ende2000 bis November 2001 nahm der Monats-durchschnitt der Renditen fünfjähriger Staats-anleihen um etwa 85 Basispunkte ab. DerZinssatz für langfristige Termineinlagen (Ein-lagen mit einer vereinbarten Laufzeit vonmehr als zwei Jahren) und jener für Woh-nungsbaukredite an private Haushalte ging da-gegen im selben Zeitraum um ungefähr 95 Ba-sispunkte zurück, während der Durchschnitts-satz für Unternehmenskredite mit einerLaufzeit von mehr als einem Jahr um etwa75 Basispunkte sank. Ab Dezember stieg derMonatsdurchschnitt der Renditen fünfjährigerStaatsanleihen deutlich an – eine Entwick-lung, die sich rasch in der Verzinsung langfris-tiger Einlagen sowie in geringerem Maße imZinssatz für Wohnungsbaukredite an privateHaushalte niederschlug. Hingegen war derdurchschnittliche Zinssatz für Unternehmens-kredite im Januar 2002 weiter rückläufig.Hierbei handelt es sich nicht um eine unge-wöhnlich langsame Anpassung an den Rendi-teanstieg; vielmehr dürfte der anhaltendeRückgang insbesondere mit der Verringerungder Risikoprämie für unbesicherte Kredite,die im Jahr 2001 gestiegen war, zusammen-hängen.

Weltweiter Rückgang der Aktienkurse imJahr 2001

Die Aktienkurse setzten im Berichtsjahr denweltweiten Abwärtstrend, der im September2000 eingesetzt hatte, fort, wodurch sich diespürbaren Kursgewinne vor April 2000 zu-rückbildeten und sich die Referenzindizes inden Vereinigten Staaten und im Euro-Wäh-rungsgebiet an das gegen Ende 1998 verzeich-nete Niveau annäherten (siehe Abbil-dung 12(a)). Der breit angelegte und anhal-tende Rückgang der Aktienkurse im Jahr 2001,der sich im Jahr 2000 auf die Technologiesek-toren konzentriert hatte, war offenbar in ers-ter Linie auf die im Jahresverlauf 2001 einset-zende weltweite konjunkturelle Abkühlungzurückzuführen, die mit einer Korrektur derErwartungen hinsichtlich der künftigen Er-tragslage der Unternehmen nach unten,Gewinnwarnungen und einer Korrektur derdynamischen Aktienkursentwicklungen vordem zweiten Quartal 2000 einherging. DieEntwicklung der Aktienmärkte war 2001zeitweise auch von hoher Unsicherheit – ge-messen an der von Preisen für Optionskon-trakte abgeleiteten impliziten Volatilität – ge-kennzeichnet (siehe Abbildung 12(b)).

Abbildung 11Langfristzinsen im Kundengeschäft der Banken und vergleichbarerKapitalmarktsatz(in % p.a.; Monatsdurchschnitte)

Quellen: EZB und Reuters.Anmerkung: Seit dem 1. Januar 2001 einschließlich Angaben zu Griechenland.

1997 1998 1999 2000 20013,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

Rendite fünfjähriger StaatsanleihenWohnungsbaukredite an private HaushalteEinlagen mit einer vereinbarten Laufzeit von mehr als zwei JahrenUnternehmenskredite mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr

Page 47: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200132

Insgesamt betrachtet wiesen die Aktienkursein den Vereinigten Staaten, Japan und demEuro-Währungsgebiet im Berichtsjahr ähnli-che Verlaufsmuster auf. Im ersten Quartal2001 waren die Benchmark-Aktienkursindi-zes allgemein rückläufig, und die implizite Vo-latilität an den Aktienmärkten erhöhte sichaufgrund der steigenden Unsicherheit hin-sichtlich der weltweiten Konjunkturaussich-ten. Zwischen Ende März und Ende Mai er-holten sich die Aktienkurse jedoch und er-reichten in etwa ein Niveau wie zu Beginndes Jahres. Dies war vor allem auf das zuneh-mende Vertrauen in eine rasche Erholung derWeltwirtschaft zurückzuführen. Allerdingsschwand diese Zuversicht relativ rasch, unddie Aktienkurse waren von Anfang Juni bisEnde September wieder mehr oder wenigerkonstant rückläufig, da die Unternehmenser-träge weiter abnahmen und die Erwartungenim Hinblick auf Konjunktur und Unterneh-mensgewinne nach unten korrigiert wurden.

1997 1998 1999 2000 2001

0

50

100

150

200

250

300

0

50

100

150

200

250

300

EuroraumVereinigte StaatenJapan

20022000 2001

15

20

25

30

35

40

45

50

55

Jan. Apr. Juli Okt. Jan. Apr. Juli Okt. Jan.15

20

25

30

35

40

45

50

55

EuroraumVereinigte StaatenJapan

Abbildung 12

(a) Aktienkursindizes im Euroraum,den Vereinigten Staaten und Japan(1. Januar 1997 = 100; Tageswerte)

(b) Implizite Aktienkursvolatilitätim Euroraum, den Vereinigten Staatenund Japan(in % p.a.; gleitender Zehntagesdurchschnitt der Tageswerte)

Quelle: Reuters.Anmerkungen: Dow-Jones-Euro-STOXX-(Aktienkurs-)Gesamt-index für den Euroraum, Standard & Poor’s 500 für die Ver-einigten Staaten und Nikkei 225 für Japan. Seit dem 1. Januar2001 einschließlich Angaben zu Griechenland.

Quelle: Bloomberg.Anmerkung: Die implizite Volatilität stellt die erwartete Stan-dardabweichung der prozentualen Veränderungen der Aktien-kurse in einem Zeitraum von bis zu drei Monaten dar, wie sie inden Optionspreisen von Aktienkursindizes impliziert wird. Dieimpliziten Volatilitäten beziehen sich auf die folgenden Aktien-indizes: Dow-Jones-Euro-STOXX-50-Index für den Euroraum,Standard & Poor’s 500 für die Vereinigten Staaten und Nikkei225 für Japan.

Aufgrund der Terroranschläge in den Verei-nigten Staaten verstärkte sich der Abwärts-trend der Aktienkurse im September vorü-bergehend. Die Anschläge hatten nicht nureinen direkten deutlich negativen Einfluss aufdie Aktienkurse, sie bewirkten auch einenAnstieg der impliziten Volatilität. Darin kamder äußerst unsichere Ausblick für die Er-tragslage insbesondere der Versicherungsge-sellschaften und Unternehmen in der Reise-branche zum Ausdruck. Im Oktober und No-vember pendelte sich die implizite Volatilitätjedoch auf einem mit den historischen Erfah-rungswerten in Einklang stehenden Niveauein, und die Aktienkurse erholten sich all-mählich bis auf einen Stand, der in etwa demvor den Terroranschlägen entsprach. Dieskönnte den Schluss zulassen, dass die Ent-wicklung der Aktienkurse die Einschätzungwiderspiegelte, dass die Ereignisse vom11. September 2001 keine langfristigen Aus-wirkungen auf die Erträge im Unternehmens-sektor haben würden, auch nicht im Fall je-

Page 48: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

33EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

ner Unternehmen, die davon am stärksten inMitleidenschaft gezogen worden waren. Dievon den Währungsbehörden in den Vereinig-ten Staaten und Europa getroffenen Maßnah-men sowie die von der US-Regierung verab-schiedeten fiskalpolitischen Maßnahmen tru-gen ebenfalls dazu bei, das Vertrauen derMarktteilnehmer wiederherzustellen. Die Ak-tienkurse in den Vereinigten Staaten, gemes-sen am Standard-&-Poor’s-500-Index, ver-zeichneten zwischen Ende 2000 und Ende2001 einen Rückgang um insgesamt 14 %, wäh-rend der japanische Nikkei 225 im selbenZeitraum 24 % einbüßte. Im Euro-Währungs-gebiet gab der Dow-Jones-Euro-STOXX-Ge-samtindex zwischen Ende 2000 und Ende2001 um 20 % nach.

In den Vereinigten Staaten wurden die Ak-tienkurse im Jahresverlauf 2001 – trotz derLockerung der geldpolitischen Zügel währenddes Berichtsjahres – durch die weitere Ab-schwächung der Konjunktur in Mitleidenschaftgezogen. Zu Beginn des Jahres herrschte dieweit verbreitete Ansicht, dass sich die Kon-junktur im zweiten Halbjahr erholen würde,doch deuteten die Anzeichen vermehrt aufeinen stärkeren und längeren Abschwung hin.Im Unternehmenssektor zog dies eine erheb-liche Verschlechterung der Erträge und einenAnstieg der Konkursrate nach sich, währenddie Anleger gleichzeitig ihre Erwartungen hin-sichtlich künftiger Gewinne nach unten korri-gierten. Dementsprechend brachen dieAktienkurse in den meisten Sektoren ein,wodurch die breite Fächerung des Konjunk-turabschwungs im Jahr 2001 deutlich zumAusdruck kam. In dieser Hinsicht trug derTechnologiesektor, ähnlich wie im Jahr 2000,erheblich zum Rückgang des Gesamtindexzwischen Ende 2000 und Ende 2001 bei, derauf eine weitere signifikante Abwärtskorrek-tur der langfristigen Ertragsaussichten in die-sem Sektor zurückzuführen war.

In Japan spiegelte der Einbruch der Aktien-kurse die anhaltende Schwäche der heimi-schen Wirtschaft wider, die durch die Ab-schwächung der Weltkonjunktur noch ver-schärft wurde. Das bedeutete, dass sich nebenauf dem inländischen Markt tätigen Unter-

nehmen auch Exportunternehmen einer deut-lichen Verschlechterung der Ertragsaussich-ten gegenüber sahen. Darüber hinaus wurdedas 2001 beobachtete Absinken der Aktien-kurse in Japan durch den hohen Anteil notlei-dender Kredite im Finanzsektor verstärkt. Dieimplizite Volatilität, die von Preisen für Opti-onskontrakte auf den Nikkei 225 abgeleitetwird, war höher als in den Jahren zuvor, wo-rin die anhaltende Unsicherheit über die zu-künftige Entwicklung der japanischen Wirt-schaft zum Ausdruck kam.

Die Aktienkurse im Euroraum wurden 2001durch die im Jahresverlauf zunehmende Erkennt-nis, dass die konjunkturelle Verlangsamung län-ger ausfallen würde, als zu Jahresbeginn allge-mein erwartet worden war, negativ beeinflusst.Zugleich blieben die ausgewiesenen Erträge desUnternehmenssektors insgesamt hinter den Er-wartungen zurück, und die Unternehmen be-tonten in der Regel die ungewissen Perspekti-ven für zukünftige Unternehmenserträge.Aufgrund des zeitgleich stattfindenden konjunk-turellen Abschwungs in allen großen Volkswirt-schaften weltweit brachen die Aktienkurse zwi-schen Ende 2000 und Ende 2001 in allen Sekto-ren im Euroraum ein. Die Entwicklungenunterschieden sich im Vergleich mit jenen derletzten Jahre in den einzelnen Sektoren nurleicht voneinander, mit Ausnahme des Telekom-munikations- und des Technologiesektors, wodie Rückgänge besonders ausgeprägt waren. DerAktienkursindex im Telekommunikationssektorsank zwischen Ende 2000 und Ende 2001 um28 %, nachdem er im Jahr 2000 um 43 % einge-brochen war. Die Anleger zeigten sich ange-sichts des hohen Schuldenstands, der zur Finan-zierung des Erwerbs von UMTS-Lizenzen imJahr 2000 und der Investitionen in die erforder-lichen Technologien aufgebaut worden war, of-fenbar zunehmend besorgt über die Ertragslagein diesem Sektor. Ähnlich wie in den Vereinig-ten Staaten sanken die Aktienkurse im Techno-logiebereich zwischen Ende 2000 und Ende 2001um 37 %, da die Markterwartungen hinsichtlichder Ertragsaussichten in diesem Sektor nachunten korrigiert wurden.

Zwischen Ende 2001 und dem 5. März 2002zeigten sich die Aktienkurse im Euroraum,

Page 49: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200134

gemessen am Dow-Jones-Euro-STOXX-In-dex, und in den Vereinigten Staaten, gemes-sen am Standard-&-Poor’s-500-Index, weit-gehend stabil. Die Entwicklungen an den US-Aktienmärkten spiegelten offenbar Bedenkenhinsichtlich der Tragbarkeit einer hohen Un-ternehmensverschuldung sowie der Verläss-lichkeit ausgewiesener Erträge, insbesondere

1999 2000 2001 2001 2001 2001 2001 2001 2001 2001 2001 2002 2002Q1 Q2 Q3 Q4 Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Febr.

HarmonisierterVerbraucherpreisindex (HVPI)und seine Komponenten

Gesamtindex 1,1 2,3 2,5 2,3 3,1 2,5 2,2 2,3 2,4 2,1 2,0 2,7 2,4darunter:

Waren 0,9 2,7 2,5 2,4 3,5 2,4 1,8 2,1 2,1 1,6 1,7 2,5 2,1

Nahrungsmittel 0,6 1,4 4,6 3,3 5,0 5,2 4,8 5,1 5,2 4,6 4,7 5,6 4,9

Verarbeitete Nahrungsmittel 0,9 1,1 2,9 1,9 2,8 3,4 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,8 3,3

Unverarbeitete Nahrungsmittel 0,0 1,7 7,2 5,3 8,5 8,0 6,9 7,7 7,7 6,4 6,5 8,4 7,2

Industrieerzeugnisse 1,0 3,4 1,5 2,0 2,7 1,0 0,3 0,6 0,5 0,1 0,2 0,9 0,8

Industrieerzeugnisse(ohne Energie) 0,7 0,7 1,1 0,5 1,4 1,0 1,6 1,2 1,5 1,6 1,7 1,7 1,9

Energie 2,4 13,3 2,8 7,2 7,3 1,2 -4,1 -1,3 -2,7 -5,0 -4,5 -1,7 -2,8

Dienstleistungen 1,5 1,7 2,5 2,2 2,5 2,5 2,8 2,6 2,8 2,7 2,8 3,0 3,0

Weitere Preis- und Kostenindikatoren

Industrielle Erzeugerpreise 1) -0,4 5,5 2,2 4,6 3,7 1,5 -1,0 0,7 -0,7 -1,3 -1,1 -0,9 .

Lohnstückkosten 2) 1,3 1,1 . 2,1 2,5 2,3 . - - - - - -

Arbeitsproduktivität 2) 0,9 1,4 . 0,2 0,0 0,1 . - - - - - -

Arbeitnehmerentgeltje Arbeitnehmer 2) 2,3 2,5 . 2,3 2,5 2,4 . - - - - - -

Gesamtarbeitskosten pro Stunde 3) 2,2 3,4 . 3,2 2,9 3,4 . - - - - - -

Ölpreise (€ je Barrel) 4) 17,1 31,0 27,8 28,4 31,7 29,0 22,4 28,8 23,8 21,7 21,5 22,6 23,5

Rohstoffpreise 5) -5,9 16,7 -7,6 -0,8 -3,0 -10,4 -15,6 -18,1 -19,3 -15,1 -12,3 -6,2 .

Tabelle 4Preis- und Kostenentwicklung im Euroraum(soweit nicht anders angegeben, Veränderung gegen Vorjahr in %)

Quellen: Eurostat, nationale Statistiken, Internationale Rohölbörse, Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) und EZB-Berechnungen.Anmerkung: Für die Zeit vor 2001 beziehen sich die HVPI-Daten auf den Euroraum ohne Griechenland, die weiteren Preis- undKostenindikatoren auf den Euroraum einschließlich Griechenland.1) Ohne Baugewerbe.2) Gesamtwirtschaft.3) Gesamtwirtschaft (ohne Landwirtschaft, öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht, Gesundheitswesen sowie sonstige

Dienstleistungen).4) Brent Blend (für Terminlieferung in einem Monat). Bis Ende Dezember 1998 in ECU.5) Ohne Energie. Angaben in Euro; bis Ende Dezember 1998 in ECU.

für im Telekommunikations- und Technolo-giebereich tätige Unternehmen, wider.Gleichzeitig wurden die Marktteilnehmer op-timistischer, dass ein Aufschwung der Wirt-schaft bevorstand. Dieselben gemischten Sig-nale schienen die Aktienkurse im Eurogebietzu beeinflussen.

3 Preisentwicklung

Anstieg der Teuerung nach dem HVPIkehrte sich im Mai 2001 um

Im Jahr 2001 wurden die HVPI-Inflationsra-ten weitgehend durch die Entwicklung ihrer

volatileren Komponenten Energie und unver-arbeitete Nahrungsmittel beeinflusst. Obwohlsich das Wachstum der Lohnstückkosten imJahresverlauf als Folge des konjunkturbeding-ten Rückgangs der Arbeitsproduktivität et-

Page 50: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

35EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

was beschleunigte, hielt sich der Preisdruckim Euroraum in Grenzen. Der seit dem Früh-jahr 1999 zu verzeichnende Preisauftrieb setz-te sich bis Anfang 2001 fort. Zwischen De-zember 2000 und Mai 2001 erhöhte sich diejährliche Veränderungsrate des HVPI von2,6 % auf 3,4 %. Nachdem die Teuerungsrateim Mai 2001 ihren Höhepunkt erreicht hatte,setzte eine rückläufige Tendenz ein. Im vier-ten Quartal 2001 belief sich die Jahreswachs-tumsrate des HVPI auf 2,2 % und lag somit0,5 Prozentpunkte unter der ein Jahr zuvorverzeichneten Wachstumsrate. Der HVPIstieg 2001 im Durchschnitt um 2,5 % an, wo-mit der Preisauftrieb 0,2 Prozentpunkte überdem Zuwachs im Jahr 2000 lag (siehe Tabel-le 4).

Teuerungsraten insgesamt stark vonEntwicklung der volatilerenPreiskomponenten beeinflusst

Von Januar bis Mai 2001, als die jährlicheTeuerung ihren höchsten Stand erreichte, wa-ren vor allem die Preise für unverarbeiteteNahrungsmittel für den Anstieg des HVPI aus-schlaggebend. Die Preissteigerung war in ers-ter Linie auf gesundheitliche Bedenken im Zu-sammenhang mit BSE-Fällen in einer Reihevon Euro-Ländern zurückzuführen. Darüberhinaus verstärkten der Ausbruch der Maul-und Klauenseuche in einigen Ländern sowieMaßnahmen zur Eindämmung der Seuche denAufwärtsdruck auf die Preise für unverarbei-tete Nahrungsmittel. Im Vorjahrsvergleichstiegen diese Preise von 4,6 % im Januar auf9,1 % im Mai 2001 an (siehe Abbildung 13).Als der von den gesundheitlichen Bedenkenausgelöste Preisdruck im Sommer 2001 nach-zulassen begann, setzte ein Rückgang der jähr-lichen Änderungsraten dieser Komponenteein. Die Jahresänderungsrate lag im Dezem-ber 2001 bei 6,5 %. Obwohl sich die Preisefür unverarbeitete Nahrungsmittel im zwei-ten Halbjahr verringerten, lagen sie zum Jah-resende noch immer über dem Niveau, dasvor dem Ausbruch von BSE vorgeherrschthatte.

Abbildung 13Die Teuerungsrate im Euroraum nachdem HVPI und seinen Komponenten(Veränderung gegen Vorjahr in %; Monatswerte)

Quelle: Eurostat.Anmerkung: Für die Zeit vor 2001 beziehen sich die HVPI-Daten auf den Euroraum ohne Griechenland.

1997 1998 1999 2000 2001-6

-4

-2

0

2

4

6

8

10

12

14

16

-6

-4

-2

0

2

4

6

8

10

12

14

16

HVPI insgesamtVerarbeitete NahrungsmittelUnverarbeitete NahrungsmittelIndustrieerzeugnisse (ohne Energie)EnergieDienstleistungen

Die nach dem Höchststand vom Mai 2001eingetretene Trendumkehr bei der Entwick-lung der Inflationsrate und der anschließendeRückgang waren in erster Linie auf niedrigereEnergiepreise zurückzuführen. Die Abwärts-bewegung der jährlichen Änderungsrate derEnergiepreise, die Ende 2000 begonnen hat-te, setzte sich im Jahr 2001 – abgesehen voneiner kurzen Unterbrechung im zweitenQuartal aufgrund des vorübergehenden Wie-deranziehens der Euro-Ölpreise – fort. In denletzten vier Monaten des Jahres 2001 wurdenbei den Energiepreisen negative Jahreswachs-tumsraten verzeichnet. Die jährliche Rück-gangsrate der Energiekomponente belief sichim Dezember 2001 auf 4,5 %, verglichen miteinem Anstieg von 7,9 % im Januar 2001 und

Page 51: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200136

15,6 % bei dem Höchststand von September2000. Der Abwärtstrend der jährlichen Än-derungsraten der Energiepreise spiegelteeinerseits die Basiseffekte im Zusammenhangmit dem Anstieg der Energiepreise im Jahr2000 und andererseits einen erheblichenRückgang der Euro-Ölpreise im Jahr 2001 wi-der. Im Durchschnitt notierten die Ölpreiseim vierten Quartal 2001 bei 22,4 € pro Bar-rel, das heißt 12,1 € (bzw. 35,1 %) niedrigerals im Durchschnitt des entsprechenden Vor-jahrszeitraums. Anders als im Jahr 2000 wur-den die auf Euro lautenden Ölpreise 2001fast ausschließlich von der Entwicklung desDollarpreises für Öl bestimmt und nicht vonder Entwicklung des Euro-Wechselkurses ge-genüber dem US-Dollar.

HVPI-Inflation ohne volatile Komponentennahm 2001 zu

Im Jahr 2001 stand die Teuerung nach demHVPI ohne unverarbeitete Nahrungsmittelund Energie nach wie vor unter dem Einflussindirekter Auswirkungen der Ölpreissteige-rungen und der Euro-Schwäche im Jahr 1999und über weite Strecken des Jahres 2000.Zudem übten die Preise für verarbeitete Nah-rungsmittel einen weiteren Druck auf dieseKomponente aus, was auf die verzögerte Wir-kung früherer Preissteigerungen bei unverar-beiteten Nahrungsmitteln zurückzuführenwar. Der Preisdruck innerhalb des Euroraumsblieb jedoch während des gesamten Jahresverhalten. Die Teuerung nach dem HVPI ohneunverarbeitete Nahrungsmittel und Energiebeschleunigte sich im Lauf des Berichtsjahresweiter und brachte damit diese indirektenund verzögerten Effekte zum Ausdruck. Die-se Entwicklung beruhte auf höheren Jahres-änderungsraten bei den drei wichtigsten Teil-komponenten: den verarbeiteten Nahrungs-mitteln, Industrieerzeugnissen (ohne Energie)und Dienstleistungen. Die Änderungsrate desHVPI ohne unverarbeitete Nahrungsmittelund Energie belief sich im Dezember 2001auf 2,5 % im Vorjahrsvergleich und lag damit1,0 Prozentpunkte über dem Stand von De-zember 2000 sowie 1,6 Prozentpunkte überdem Tiefstand im Oktober 1999.

Die jährliche Steigerungsrate der Preise fürIndustrieerzeugnisse (ohne Energie) lag imDezember 2001 mit 1,7 % 0,6 Prozentpunkteüber dem vergleichbaren Vorjahrsstand.Allerdings ließ der Anstieg der jährlichen Ver-änderungsraten im zweiten Halbjahr allmäh-lich nach, als sich die oben genannten indi-rekten Auswirkungen zurückzubilden began-nen. Die jährliche Steigerungsrate der Preisefür Dienstleistungen legte von 1,8 % im De-zember 2000 auf 2,2 % im Januar 2001 zu –eine Entwicklung, in der sich Veränderungenbei den administrierten Preisen und den indi-rekten Steuern in einigen Euro-Ländern wi-derspiegelten. Die Jahresänderungsrate derPreise für Dienstleistungen wurde auch vonden Auswirkungen früherer Importpreisstei-gerungen beeinflusst und zog somit im Be-richtsjahr weiter an, und zwar auf 2,8 % imDezember 2001. Der 2001 beobachtete An-stieg der jährlichen Änderungsraten des HVPIohne unverarbeitete Nahrungsmittel undEnergie ging auch auf das höhere Preisniveaubei verarbeiteten Nahrungsmitteln infolgeverzögerter Auswirkungen von früherenPreissteigerungen bei unverarbeiteten Nah-rungsmitteln zurück. Die jährliche Steige-rungsrate der Preise für verarbeitete Nah-rungsmittel belief sich im Dezember 2001 auf3,5 % und lag damit 2,1 Prozentpunkte überdem vergleichbaren Vorjahrsniveau. Auch beidieser Komponente verlangsamte sich derAnstieg der Jahresraten in den letzten beidenQuartalen 2001, was auf ein Nachlassen die-ser indirekten Effekte hindeutet.

Die potenziellen Auswirkungen der Euro-Bar-geldumstellung auf die Teuerung nach demHVPI im Jahresverlauf 2001 dürften sich inGrenzen gehalten haben. In dieser Hinsichtist zu berücksichtigen, dass es sehr schwierigist, die von der Bargeldumstellung ausgehen-den Einflüsse von sonstigen Inflationsquellenzu isolieren. Kasten 3 mit dem Titel „Die Aus-wirkungen der Euro-Bargeldumstellung auf dieVerbraucherpreise im Euro-Währungsgebiet“beschäftigt sich eingehend mit diesem The-ma.

Page 52: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

37EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Kasten 3Die Auswirkungen der Euro-Bargeldumstellung auf die Verbraucherpreise imEuro-Währungsgebiet

Mit der Einführung der Euro-Banknoten und -Münzen am 1. Januar 2002 wurden alle Preise im Euro-

Währungsgebiet auf Euro umgestellt. Wie aus Umfrageergebnissen der Europäischen Kommission hervor-

geht, wurde in der Öffentlichkeit die Sorge geäußert, dass die Bargeldumstellung einen allgemeinen Preisan-

stieg auslösen könnte. In diesem Kasten werden die wichtigsten Faktoren und Fakten im Zusammenhang mit

potenziellen preissteigernden bzw. preissenkenden Auswirkungen auf die Verbraucherpreise beleuchtet, die

von der Bargeldumstellung herrühren.

Wirtschaftliche Faktoren lassen sowohl Aufwärts- als auch Abwärtsdruck auf die Preise möglicherscheinen

Im Hinblick auf die Euro-Bargeldumstellung gibt es drei Hauptfaktoren, die sich auf die Preise auswirken

könnten: die Überwälzung von Kosten, die so genannten Menükosten und die Rundung auf attraktive Euro-

Preise. Was die Kosten betrifft, so entstanden den Unternehmen einmalige Kosten (wie für EDV-Investitionen

und Schulung von Personal), die sie an die Kunden weitergeben könnten, um die Gewinnspannen aufrechtzu-

erhalten. Den verfügbaren, wenn auch begrenzten, Informationen zufolge dürften sich die Kosten in Grenzen

gehalten haben. Ferner bestanden die Kosten hauptsächlich aus Einmalaufwendungen, die über einen längeren

Zeitraum hinweg anfielen. Außerdem könnte der Einzelhandel aufgrund der mit Preisänderungen verbunde-

nen Kosten (auch Menükosten genannt), die oftmals zu relativ unregelmäßigen Preisanpassungen führen,

seine regulären Preiserhöhungen zeitgleich mit der Bargeldumstellung vorgenommen haben. Die daraus

resultierende ungewöhnlich hohe Konzentration einzelner Preisänderungen zum Zeitpunkt der Umstellung

könnte sich auf das übliche saisonale Muster auswirken. Auf längere Sicht würde die durchschnittliche

Inflation dadurch jedoch nicht beeinflusst. Ein weiteres Risiko von Preiserhöhungen hängt damit zusammen,

dass Unternehmen eventuell ihre Preise auf neue, attraktive Euro-Preise aufrunden, um ihre Gewinne zu

steigern. Attraktive (oder psychologische) Preise (die z. B. auf 9 enden) sind im Einzelhandel sehr verbreitet.

Unternehmen könnten ihre Preisstrukturen nach der Umstellung auf Euro überarbeitet haben, um ebenso viele

attraktive Preise auszuweisen wie vor der Umstellung. Allerdings wäre es bei einer solchen Anpassung der

Preise sehr wahrscheinlich sowohl zu Aufrundungen als auch zu Abrundungen gekommen, weshalb der

Gesamteffekt erst im Nachhinein beurteilt werden kann.

Es gibt jedoch einige Faktoren, die eine allgemeine Preiserhöhung bremsen dürften. Angesichts der Wettbe-

werbslage auf den meisten Märkten des Euro-Währungsgebiets hält sich der Aufwärtsdruck auf die Preise von

vornherein in Grenzen. So kann es sogar sein, dass Unternehmen Preise senken, um Kunden anzulocken oder

ihre Marktanteile auszudehnen. Die gegenwärtige Nachfragesituation begrenzt ebenfalls den Spielraum für

Preissteigerungen. Darüber hinaus wurden Verbraucher und Verbraucherverbände dazu angehalten, wachsam

zu sein und die Situation genau zu beobachten, was durch die doppelte Preisauszeichnung erleichtert wurde.

Den Einzelhändlern war es dadurch wiederum erschwert, ihre Preise anzuheben. Ferner haben alle Zentralre-

gierungen sichergestellt, dass die Umstellung der von ihnen administrierten Preise, Abgaben und Gebühren

preisneutral oder zugunsten der Verbraucher durchgeführt wurde, und die Gebietskörperschaften wurden

aufgefordert, diesem Beispiel zu folgen. Historische Fälle von Bargeldumstellungen – z. B. die Umstellung

der Währung auf das Dezimalsystem im Vereinigten Königreich und in Irland im Jahr 1971 – weisen ebenfalls

darauf hin, dass sich dabei der Nettoeffekt auf die Preise in Grenzen hält.

Diese Argumente sprechen dafür, dass die Euro-Bargeldumstellung insgesamt keine nennenswerten Auswir-

kungen auf die aggregierten Verbraucherpreise im Euro-Währungsgebiet hat. Darüber hinaus dürften die

Preiseffekte über einen längeren Zeitraum wirksam werden, und einige Einzelhändler und Lieferanten haben

zugesagt, dass sie während des Umstellungszeitraums keine Preiserhöhungen vornehmen. Die aufmerksame

Preisbeobachtung durch die Verbraucher während der Umstellungsphase könnte dazu geführt haben, dass eine

Page 53: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200138

Preisanpassung vorgezogen oder aufgeschoben wurde. Während jede Auswirkung auf die Inflation vermutlich

vorübergehender Natur ist, dürften eine höhere Preistransparenz und ein stärkerer Wettbewerb auf längere

Sicht den Druck auf die Preise in Grenzen halten.

Empirische Daten deuten auf begrenzte Auswirkungen hin

Im Jahr 2001 führten nationale statistische Ämter, das Eurosystem und Verbraucherverbände in verschiedenen

Ländern des Euroraums Analysen über psychologisch attraktive Preise durch.1 Durch die genaue Beobachtung

der Preisentwicklung ausgewählter Konsumgüter, die in der Regel zu attraktiven Preisen angeboten werden,

haben diese Stellen versucht, die tatsächlichen Auswirkungen der Preisumstellung auf Euro zu schätzen. Es ist

allerdings zu beachten, dass es sehr schwierig ist, die Auswirkungen der Umstellung zu identifizieren, da jede

Preisänderung entweder auf die Umrechnung (d. h. die Rundung der Preise bzw. die Überwälzung von

Umstellungskosten) oder aber auf Veränderungen bei anderen Kostenfaktoren (z. B. Löhnen oder Importprei-

sen) oder auf Änderungen der Gewinnspannen zurückzuführen sein kann. Unter Berücksichtigung dieser

Einschränkung bestätigen die Ergebnisse dieser Analysen, dass der Einfluss der Bargeldumstellung auf die

Preisentwicklung bisher recht begrenzt gewesen ist. Zwar hat es in den vergangenen Monaten in einzelnen

Ländern einige Anzeichen für Euro-induzierte Preissteigerungen bei ausgewählten Produkten gegeben, doch

waren diese Effekte hinsichtlich ihres Einflusses auf den HVPI-Gesamtindex der einzelnen Euro-Länder und

des Euroraums insgesamt vernachlässigbar. Eurostat-Schätzungen zufolge dürfte sich im Januar 2002 der

Anteil der Euro-Bargeldumstellung am HVPI-Anstieg von 0,5 % gegenüber dem Vormonat sehr wahrschein-

lich zwischen 0,0 Prozentpunkten und 0,16 Prozentpunkten bewegt haben. Auch von NZBen und sonstigen

Organisationen durchgeführte Branchenumfragen bestätigen im Allgemeinen die Ansicht, dass die Bargeld-

umstellung keine nennenswerten Auswirkungen auf die Preise hatte.2

Abschließend lässt sich sagen, dass sich die Auswirkungen der Euro-Bargeldumstellung auf die Preise aus der

wirtschaftlichen Perspektive in Grenzen halten dürften. Die derzeitige Entwicklung weist darauf hin, dass es

bisher keine signifikanten allgemeinen Preissteigerungen infolge der Bargeldumstellung gegeben hat. Die

Einführung des Euro wird die Preistransparenz im Euroraum erhöhen, was die Arbitrage fördern und den

Wettbewerb stärken dürfte. Dies sollte letztlich den Verbrauchern zugute kommen, indem künftige Preisstei-

gerungen in Grenzen gehalten werden.

1 Siehe z. B. „Exkurs: Preisbeobachtung in der Phase des Übergangs von der D-Mark zum Euro“, Deutsche Bundesbank,Monatsbericht vom November 2001 und „Effects of the euro changeover on consumer prices in Finland“, finnisches Zentralamtfür Statistik und finnisches Finanzministerium, Juni 2001.

2 Siehe z. B. „The January 2002 survey on the introduction of the euro“, Pressemitteilung der Nationale Bank van België/BanqueNationale de Belgique vom 6. März 2002.

Inflationserwartungen blieben trotz höhererInflationsrate gedämpft

Verschiedene Umfragen (z. B. der von derEZB durchgeführte Survey of ProfessionalForecasters und die Consensus EconomicsForecasts) weisen darauf hin, dass es im ers-ten Halbjahr 2001 kaum Anzeichen für eineÜberreaktion der erwarteten Inflation auf denAnstieg der tatsächlichen Inflation gab. Diesgeht aus Tabelle 5 hervor, die die tatsächli-che Entwicklung der HVPI-Inflation für alleQuartale 2001 (und den Jahresdurchschnitt)

sowie die Entwicklung der Erwartungen hin-sichtlich der durchschnittlichen Inflationsratefür 2001 und 2002, die in jedem Quartal desJahres 2001 ermittelt wurde, veranschaulicht.

Während die Inflationserwartungen für 2001im Jahresverlauf in Einklang mit der tatsächli-chen Entwicklung schrittweise nach oben kor-rigiert wurden, waren die Erwartungen für2002 viel stabiler und blieben vor allem imgesamten Jahr durchweg unter der 2 %-Mar-ke. Diese stabilen Erwartungen deuten daraufhin, dass die Wirtschaftsteilnehmer den Infla-

Page 54: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

39EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

tionsanstieg im Jahr 2001 weitgehend als vor-übergehend einstuften. In dieser Einschätzungwurden sie höchstwahrscheinlich durch dieEntschlossenheit der EZB zu gewährleisten,dass es tatsächlich bei einem vorübergehen-den Preisauftrieb bleiben würde, bestärkt.Dies wiederum schuf Bedingungen, unter de-nen das Risiko von Zweitrundeneffekten aufdie Lohnentwicklung eingedämmt werdenkonnte.

Inflationsgefälle blieb 2001 weitgehendunverändert

Das HVPI-Inflationsgefälle zwischen den Län-dern des Euroraums blieb im Berichtsjahrweitgehend unverändert. Der Abstand zwi-schen dem Land mit der höchsten und demmit der niedrigsten Teuerungsrate betrugnach wie vor 3,3 Prozentpunkte und war da-mit gegenüber dem Vorjahr praktisch unver-ändert. Die Standardabweichung verharrte beiungefähr 1 Prozentpunkt. Die Veränderungender durchschnittlichen jährlichen Inflationsra-te nach dem HVPI variierten von Land zuLand, wofür in erster Linie der unterschiedli-che Einfluss vorübergehender und einmaligerFaktoren ausschlaggebend war. Die verschie-denartigen Verlaufsmuster lassen sichinsbesondere anhand der jeweiligen länder-spezifischen Auswirkungen der Tierseuchenund Witterungsbedingungen auf die Nah-rungsmittelpreise erklären.

2001 2001Q1 Q2 Q3 Q4

HVPI insgesamt 2,3 3,1 2,5 2,2 2,5

Erwartungen für 2001 – Umfragezeitraum –

Survey of Professional Forecasters 2,0 2,3 2,7 2,6 -

Consensus Forecasts 1) 2,0 2,3 2,7 2,6 -

Erwartungen für 2002 – Umfragezeitraum –

Survey of Professional Forecasters 1,7 1,8 1,9 1,7 -

Consensus Forecasts 1) 1,7 1,8 1,9 1,7 -

Tabelle 5Verbraucherpreisanstieg: Ergebnisse für 2001 und Erwartungen für 2001 und 2002(Veränderung gegen Vorjahr in %)

Quellen: Eurostat, Consensus Economics Forecasts und Survey of Professional Forecasters der EZB.1) Bei den vierteljährlichen Erwartungen handelt es sich um den Durchschnitt der monatlichen Erwartungen innerhalb des

jeweiligen Quartals.

Erzeugerpreise stark von Entwicklung derRohstoffpreise beeinflusst

Der industrielle Erzeugerpreisindex (ohneBaugewerbe) erhöhte sich 2001 um durch-schnittlich 2,2 %, das heißt um 3,3 Prozent-punkte weniger als im Vorjahr. Dies lässt sichvorwiegend mit der Entwicklung der Kompo-nenten Energie und Vorleistungsgüter erklä-ren, worin sich wiederum die niedrigerenRohstoffpreise (mit und ohne Energie) wider-spiegelten. Nachdem der Anstieg der Erzeu-gerpreise im Oktober 2000 mit 6,7 % seinenHöhepunkt erreicht hatte, sanken die jährli-chen Änderungsraten deutlich; im Dezember2001 wurde eine negative Wachstumsratevon 1,1 % verzeichnet (siehe Abbildung 14).

Was die Investitions- und Konsumgüter be-trifft, so erhöhten sich die durchschnittlichenPreissteigerungen 2001 im Vorjahrsvergleich.Dies ist in erster Linie auf indirekte Auswir-kungen in Verbindung mit früheren Import-preis- und insbesondere Energiepreissteige-rungen zurückzuführen. Der Anstieg der Jah-reswachstumsraten bei diesen Komponentenkam 2001 jedoch zum Stillstand. Diese Ent-wicklung untermauert die Ansicht, dass dieindirekten Auswirkungen auf die Entwicklungdieser Komponenten im zweiten Halbjahr2001 nachließen.

Page 55: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200140

Abbildung 14Industrielle Erzeugerpreise im Euro-raum(Veränderung gegen Vorjahr in %; Monatswerte)

Quelle: Eurostat.Anmerkung: Die Angaben (auch für die Zeit vor 2001) beziehensich auf die zwölf Euro-Länder.

1997 1998 1999 2000 2001-12

-8

-4

0

4

8

12

16

20

24

-4

-2

0

2

4

6

8

Energie (linke Skala)Industrie ohne Baugewerbe(rechte Skala) Vorleistungsgüter (rechte Skala)Investitionsgüter (rechte Skala)Konsumgüter (rechte Skala)

Abbildung 15Lohnstückkosten, Arbeitnehmerentgeltje Arbeitnehmer und Arbeitsproduk-tivität im Euroraum(Veränderung gegen Vorjahr in %; Quartalswerte)

Quellen: Nationale Statistiken und EZB-Berechnungen.Anmerkung: Die Angaben (auch für die Zeit vor 2001) beziehensich auf die zwölf Euro-Länder; Gesamtwirtschaft.

1997 1998 1999 2000 2001-2,0

-1,5

-1,0

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

-2,0

-1,5

-1,0

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

Arbeitnehmerentgelt je ArbeitnehmerArbeitsproduktivitätLohnstückkosten

Lohnentwicklung 2001 weiterhin moderat

Die Jahreswachstumsrate des Arbeitnehmer-entgelts je Arbeitnehmer stieg in den erstenbeiden Quartalen 2001 im Vergleich zum Vor-jahr leicht an (siehe Abbildung 15). Im drittenQuartal fiel die Wachstumsrate um 0,1 Pro-zentpunkte auf 2,4 % und war damit 0,3 Pro-zentpunkte höher als im letzten Quartal 2000.Dagegen beschleunigte sich das jährlicheWachstum der Gesamtarbeitskosten proStunde im nicht landwirtschaftlichen Gewer-be zwischen dem zweiten und dritten Quar-tal 2001 um 0,5 Prozentpunkte auf 3,4 % undsetzte damit den seit dem ersten Quartal2000 beobachteten Abwärtstrend nicht fort.Die Entwicklung dieses Indikators sollte je-

doch mit Vorsicht interpretiert werden, dasie von einer Reihe statistischer Verzerrun-gen beeinflusst wurde. Die auf Länderebeneverfügbaren Daten weisen darauf hin, dassbei den Nominallöhnen im vierten Quartal2001 ein gemäßigter Anstieg verzeichnet wur-de.

Im Zuge der Abschwächung des Wirtschafts-wachstums im Euro-Währungsgebiet ging diejährliche Veränderungsrate der Arbeitspro-duktivität in den ersten beiden Quartalen2001 zurück, wohingegen sie im dritten Quar-tal marginal zunahm. In Verbindung mit derEntwicklung der Jahreswachstumsrate des Ar-beitnehmerentgelts je Arbeitnehmer bedeu-tet dies, dass die jährliche Zuwachsrate derLohnstückkosten im Lauf der ersten beidenQuartale 2001 anstieg und im dritten Quartalum 0,2 Prozentpunkte auf 2,3 % sank.

Page 56: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

41EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

4 Produktions-, Nachfrage- und Arbeitsmarktentwicklung

Reales BIP-Wachstum durch dasZusammentreffen ungünstiger Faktorenim Jahresverlauf 2001 rückläufig

Die Abschwächung des Wirtschaftswachs-tums im Euro-Währungsgebiet setzte in derzweiten Jahreshälfte 2000 ein und ging unteranderem auf die negativen Auswirkungen deranhaltenden Ölpreiserhöhungen auf den Kon-sum und die Investitionstätigkeit zurück. ImVerlauf des Jahres 2001 verlangsamte sich dasWachstum durch eine Verkettung ungünsti-ger Faktoren weiter, die sowohl die inländi-sche Nachfrage als auch die Exporte beein-trächtigten und sich in einer geringerenWirtschaftskraft in der Industrie und imDienstleistungssektor niederschlugen. Zumeinen dämpfte die in der ersten Jahreshälftegestiegene Inflation – hervorgerufen durchdeutliche Preissteigerungen bei den Kompo-nenten Energie und Nahrungsmittel – die Zu-nahme des verfügbaren Realeinkommens.Des Weiteren führten die ungünstigeren Be-dingungen im außenwirtschaftlichen Umfeld,die vorrangig durch die Abkühlung der Kon-junktur in den Vereinigten Staaten gegen Endedes Jahres 2000 bedingt waren, zu einer Ver-ringerung des Exportwachstums im Euroge-biet und zu einer Zunahme der Unsicherheitbei Investitions- und, in geringerem Aus-maß, Konsumentscheidungen. Und drittensschließlich verursachten die Terroranschlägein den Vereinigten Staaten vom 11. Septem-ber 2001 sowie deren Nachwirkungen einenweiteren drastischen Anstieg der allgemeinenUnsicherheit, was das Unternehmer- und Ver-brauchervertrauen im Euroraum zusätzlicherschütterte. Infolgedessen verzögerte sichdie Wiederbelebung des Wirtschaftswachs-tums im Eurogebiet, für die es in den Som-mermonaten noch erste Anzeichen gegebenhatte. Angaben von Eurostat zufolge betrugdas Wachstum des realen BIP im Jahr 2001insgesamt 1,5 %, nach der hohen Wachstums-rate von 3,4 % im Vorjahr (siehe Tabelle 6).Die Fundamentaldaten für das Euro-Wäh-rungsgebiet sind jedoch weiterhin solide.Sowohl der Rückgang der Inflation als auchdie günstigen Finanzierungsbedingungen tra-

gen zur Belebung der inländischen Nachfragebei.

Verhaltenes Wachstum der inländischenNachfrage und der Exporte

Die negativen Impulse infolge hoher Inflati-onsraten, der Verschlechterung des außen-wirtschaftlichen Umfelds und der gestiegenenUnsicherheit äußerten sich in einem niedrige-ren Beitrag der inländischen Nachfrage undder Exporte zum Wachstum des realen BIPim Euroraum. Die inländische Nachfrage, diein erster Linie für das kräftige Wachstumin den Jahren 1998 bis 2000 verantwortlichgewesen war, erwies sich auch als ausschlag-gebend für den Rückgang des realenBIP-Wachstums im Jahr 2001 (siehe Abbil-dung 16). Der Wachstumsbeitrag der inländi-schen Endnachfrage (inländische Nachfrageohne Vorratsveränderungen) belief sich imJahr 2001 auf 1,4 Prozentpunkte, während erin den vorangegangenen drei Jahren rund

Abbildung 16Wachstumsbeiträge zum realen BIP imEuroraum (Quartalsvergleich)(Beiträge in Prozentpunkten auf Quartalsbasis)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen.Anmerkung: Alle Angaben sind saisonbereinigt.1) Veränderung gegen Vorquartal in %.

2000 2001-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

InlandsnachfrageAußenbeitragReales BIP 1)

Page 57: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200142

Veränderung gegen Vorjahr 1) Veränderung gegenVorquartal 2)

1999 2000 2001 2000 2001 2001 2001 2001 2000 2001 2001 2001 2001Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4

Reales Bruttoinlandsprodukt 2,6 3,4 1,5 2,8 2,4 1,6 1,4 0,6 0,6 0,5 0,1 0,2 -0,2

darunter:

Inländische Verwendung 3,2 2,8 0,9 2,3 1,7 1,1 0,8 -0,1 0,7 -0,1 0,3 -0,1 -0,2

Private Konsumausgaben 3,2 2,5 1,8 1,8 2,0 1,7 1,7 1,6 0,2 1,0 0,4 0,1 0,1

Konsumausgaben des Staats 2,1 1,9 2,0 1,7 2,0 1,9 2,1 1,8 0,8 0,6 0,4 0,3 0,5

Bruttoanlageinvestitionen 5,5 4,4 -0,2 3,4 1,8 0,3 -1,1 -1,9 0,0 -0,2 -0,6 -0,3 -0,8

Vorratsveränderungen 3), 4) 0,2 0,0 -0,5 0,1 -0,2 -0,3 0,4 -0,9 0,4 -0,7 0,1 -0,1 -0,2

Außenbeitrag 3) -0,5 0,6 0,6 0,6 0,7 0,5 0,6 0,7 0,0 0,6 -0,2 0,3 0,0

Exporte 5) 5,3 12,2 3,4 12,2 8,6 5,6 1,8 -1,8 2,8 0,0 -0,5 -0,4 -0,9

Importe 5) 7,2 10,9 1,8 11,1 6,9 4,4 0,2 -3,7 3,0 -1,6 0,1 -1,3 -1,1

Reale Bruttowertschöpfung:

darunter:

Industrie (ohne Baugewerbe) 0,8 4,5 1,0 4,3 3,6 1,5 0,7 -1,5 0,7 1,1 -1,0 -0,1 -1,6

Baugewerbe 2,4 1,8 -0,6 0,6 -0,8 -0,5 -0,6 0,4 0,0 0,3 -0,9 0,0 0,2

MarktbestimmteDienstleistungen 6) 4,0 4,5 3,1 4,2 3,7 3,4 2,9 2,3 1,0 0,8 0,6 0,4 0,4

Tabelle 6Zusammensetzung des realen BIP-Wachtums im Euroraum(soweit nicht anders angegeben, Veränderung in %; saisonbereinigt)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen.1) Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahrszeitraum in %.2) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in %.3) Als Beitrag zum realen BIP-Wachstum; in Prozentpunkten.4) Einschließlich Nettozugang an Wertsachen.5) Exporte und Importe umfassen Waren und Dienstleistungen sowie den grenzüberschreitenden Handel innerhalb des Euro-

Währungsgebiets. Die Angaben zu den Im- und Exporten in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind nicht um denHandel innerhalb des Euro-Währungsgebiets bereinigt. Diese Angaben sind daher nicht vollständig mit den Zahlungsbilanz-daten vergleichbar.

6) Umfasst Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Finanzdienstleistungen und Dienstleistungen für Unternehmen.

3 Prozentpunkte betragen hatte. Darüber hi-naus leisteten die Vorratsveränderungen 2001einen negativen Wachstumsbeitrag in Höhevon 0,5 Prozentpunkten, nachdem im Vor-jahr ein Beitrag von null zu verzeichnen ge-wesen war. Dagegen entfielen auf den Wachs-tumsbeitrag des Außenhandels im Jahr 2001insgesamt 0,6 Prozentpunkte; er blieb damitgegenüber dem Vorjahr konstant. Dies istdarauf zurückzuführen, dass der Rückgangdes Exportwachstums durch ein geringeresImportwachstum ausgeglichen wurde.

Im ersten Quartal 2001 belief sich der An-stieg der privaten Konsumausgaben im Vor-quartalsvergleich auf 1,0 %, nachdem die Zu-wachsraten in der zweiten Jahreshälfte 2000moderater ausgefallen waren. Dies war demUmstand zu verdanken, dass sich die in meh-reren Euro-Ländern Ende 2000 bzw. Anfang

2001 durchgeführten Senkungen der direktenSteuern im verfügbaren Einkommen der pri-vaten Haushalte niederschlugen. Diesem güns-tigen Einfluss wirkte jedoch der Kaufkraftver-lust infolge der hohen Inflationsraten in denersten Monaten des Jahres 2001 entgegen.Nach Ablauf des ersten Quartals schwächtesich das Wachstum der privaten Konsumaus-gaben ab und blieb für den Rest des Jahresverhalten, obwohl die sinkenden Inflationsra-ten das Wachstum der verfügbaren Realein-kommen in der zweiten Jahreshälfte 2001 för-derten. Dies lag möglicherweise an einer ver-zögerten und unvollständigen Anpassung derVerbraucherausgaben an die Steuersenkun-gen sowie an der gestiegenen Unsicherheitüber die Wachstums- und Beschäftigungsaus-sichten, die unter anderem dem schlechterenaußenwirtschaftlichen Klima zuzuschreibenwar. Im Gesamtjahr 2001 nahmen die priva-

Page 58: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

43EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

ten Konsumausgaben um 1,8 %, nach 2,5 %im Vorjahr, zu. Ende 2000 erreichte das Ver-brauchervertrauen noch einen Höchststand,ehe es merklich nachzulassen begann, als beiden auf die Beschäftigungserwartungen unddie allgemeinen Wirtschaftsaussichten bezo-genen Komponenten angesichts der zuneh-menden Unsicherheit eine deutliche Ver-schlechterung einsetzte (siehe Abbildung 17).

Die Bruttoanlageinvestitionen im Jahr 2001sanken im Vorjahrsvergleich um 0,2 %, wäh-rend in den Jahren 1998 und 1999 noch einkräftiges Wachstum von über 5 % und imJahr darauf von mehr als 4 % erzielt wurde.Die schwache Investitionstätigkeit ist zumin-dest teilweise auf die Verschlechterung derErtragslage aufgrund der hohen Ölpreise so-wie auf die niedrigere Kapazitätsauslastunginfolge der schwachen Auslands- und Inlands-nachfrage zurückzuführen. Die Verschlechte-rung der außenwirtschaftlichen Bedingungenim Jahresverlauf 2001 hatte auch eine erhöh-

Abbildung 17Vertrauensindikatoren im Euroraum(Salden in %)

Quelle: Branchen- und Verbraucherumfragen der EuropäischenKommission.Anmerkung: Alle Angaben sind saisonbereinigt. Die ausgewie-senen Daten stellen die Abweichungen vom Durchschnitt ausdem Zeitraum seit Januar 1985 (Vertrauensindikator für dieVerbraucher und die Industrie) und seit April 1995 (Ver-trauensindikator für den Dienstleistungssektor) dar.

1998 1999 2000 2001-15

-10

-5

0

5

10

15

20

-35

-30

-25

-20

-15

-10

-5

0

5

10

15

Vertrauen der Verbraucher (linke Skala)Vertrauen der Industrie (linke Skala)Vertrauen des Dienstleistungssektors (rechte Skala)

te Unsicherheit über den Zeitpunkt der neu-erlichen Konjunkturbelebung zur Folge, unddurch die Terroranschläge in den VereinigtenStaaten wurde diese Unsicherheit zusätzlichverstärkt. Infolgedessen schoben die Unter-nehmen ihre Investitionsvorhaben trotz güns-tiger Finanzierungsbedingungen und der fort-dauernden Lohnzurückhaltung auf.

Rückgang des Export- und Importwachs-tums weitgehend im gleichen Tempo

Die Exporte und Importe des Euro-Wäh-rungsgebiets stiegen im Jahr 2001 um 3,4 %bzw. 1,8 %, wobei das Wachstum in beidenFällen etwa 9 Prozentpunkte niedriger ausfielals ein Jahr zuvor. Infolgedessen blieb derAußenbeitrag zum realen BIP-Wachstum imJahr 2001 gegenüber dem Vorjahr konstant.

Die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamt-rechnungen für Einfuhren und Ausfuhren des

Abbildung 18Warenexporte und Industrieproduktiondes Euroraums(Volumen; Veränderung gegen Vorjahr in %)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen.Anmerkung: Die ausgewiesenen Daten basieren auf dem zen-trierten gleitenden Dreimonatsdurchschnitt.

1997 1998 1999 2000 2001-6

-3

0

3

6

9

12

15

18

-6

-3

0

3

6

9

12

15

18

Exporte innerhalb des EuroraumsExporte in Länder außerhalb des EuroraumsIndustrieproduktion ohne Baugewerbe

Page 59: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200144

Euro-Währungsgebiets schließen auch denHandel innerhalb des Eurogebiets ein und bil-den daher sowohl ausländische als auch in-ländische Einflüsse ab. Die Angaben der Au-ßenhandelsstatistik zum Volumen des Waren-handels mit Ländern außerhalb bzw. innerhalbdes Euroraums lassen darauf schließen, dassder Wachstumseinbruch bei den Ausfuhrenin Länder außerhalb des Eurogebiets etwazur gleichen Zeit einsetzte wie der Wachs-tumsrückgang bei den Exporten in Länder in-nerhalb des Eurogebiets, im Jahresverlauf2001 allerdings etwas stärker ausfiel. Ent-scheidend für diese Entwicklungen waren je-doch jeweils unterschiedliche Faktoren. Zeig-te sich der Export in Drittländer vorwiegendvon der im Jahresverlauf nachlassenden Aus-landsnachfrage betroffen, so litten die Aus-fuhren innerhalb des Euroraums in erster Li-nie unter der Schwächung der inländischenNachfrage (siehe Abbildung 18).

Geringere Streuung der Wachstumsratendes realen BIP der Euro-Länder im Jahr2001

Betrachtet man die beiden Euro-Länder mitder höchsten bzw. der niedrigsten BIP-Zu-wachsrate, so lässt sich feststellen, dass sichdas Wachstumsgefälle im Berichtsjahr aufrund 5,5 Prozentpunkte verringert hat, nach-dem es im Vorjahr 8,5 Prozentpunkte betra-gen hatte. Die Standardabweichung reduzier-te sich auf etwa 1,7 Prozentpunkte, nach2,5 Prozentpunkten im Jahr 2000. Das jahres-durchschnittliche Wachstum des realen BIPwar im Jahr 2001 in allen Ländern des Euro-gebiets stark rückläufig, wenngleich die In-tensität des Rückgangs leicht differierte.

Verlangsamung des realen BIP-Wachstumsanfangs durch einen konjunkturellenAbschwung in der Industrie bedingt

Am stärksten und unmittelbarsten wirktensich die negativen externen Faktoren auf dieProduktion im Industriesektor aus. Nach über4 % im Vorjahr belief sich das Wachstum derrealen Wertschöpfung in der Industrie (ohne

Baugewerbe) im Gesamtjahr 2001 auf 1,0 %(siehe Tabelle 6). Im Vorquartalsvergleich fieldas Wachstum im ersten Vierteljahr 2001zwar positiv aus, doch wurden für den Restdes Jahres negative Zuwachsraten registriert.Dies schlug sich maßgeblich im Verlauf desrealen BIP-Wachstums nieder.

Die Abschwächung der Industrieproduktion(ohne Baugewerbe und Energie) setzte im ers-ten Quartal 2001 ein und beruhte zunächstauf rückläufigen Entwicklungen im Vorleis-tungs- und im Konsumgütersektor (siehe Ta-belle 7). Der im zweiten Quartal verzeichne-te Rückgang im Investitionsgütergewerbe ver-stärkte den Rückgang der Produktioninsgesamt. Im Gesamtjahr 2001 verlangsamtesich das Produktionswachstum bei den Vor-leistungsgütern und den Investitionsgüterndeutlich. In beiden Fällen lag die Zuwachsrateetwa 7 Prozentpunkte unter denen des Vor-jahres. Was die exportsensitiven Sektorenbetrifft, zeichnen sich in dieser Entwicklunginsbesondere die negativen Auswirkungen desungünstigeren außenwirtschaftlichen Klimasab, die durch eine Rückbildung der hohenZuwachsraten in den Produktionssektorender Informations- und Kommunikations-technologie noch forciert wurden. Der Pro-duktionszuwachs bei Erzeugnissen der Nach-richtentechnik, Rundfunk- und Fernsehgerä-ten sowie Bürogeräten und Computern sankim Euro-Währungsgebiet von etwa 20 % imJahr 2000 auf rund -2 % im Jahr darauf. Wäh-rend das Wachstum im Investitionsgüterge-werbe im Jahr 2001 insgesamt weiterhinpositiv blieb, wurde im Vorleistungssektoreine negative Zuwachsrate verzeichnet. DasWachstum im Konsumgütersektor sankvergleichsweise moderat von 2,4 % im Jahr2000 auf null im Berichtsjahr, im Wesentli-chen aufgrund einer verhaltenen Minderungder Produktion von Verbrauchsgütern, beigleichzeitig wesentlich stärkerem Rückgangbei den Gebrauchsgütern.

Die Produktion im Baugewerbe – gemessenan der realen Wertschöpfung – ging gegen-über einem Wachstum von rund 2 % in denbeiden Jahren zuvor im Beobachtungszeitraumum 0,6 % zurück. Die rückläufige Entwicklung

Page 60: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

45EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Veränderung gegen Vorjahr 1) Veränderung gegenVorquartal 2)

1999 2000 2001 2000 2001 2001 2001 2001 2000 2001 2001 2001 2001Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4

Industrie insgesamtohne Baugewerbe 2,0 5,5 0,2 5,2 4,3 0,9 -0,4 -3,9 1,6 -0,4 -1,1 -0,5 -1,9

nach industriellen Hauptgruppen:

Industrie insgesamtohne Baugewerbe und Energie 1,8 5,8 -0,2 5,5 4,5 0,5 -0,7 -4,8 1,4 -0,3 -1,6 -0,2 -2,3

Vorleistungsgüter 1,5 5,8 -1,3 5,1 2,9 -0,2 -1,6 -6,0 1,7 -1,3 -1,5 -0,5 -2,6

Investitionsgüter 2,4 8,6 1,4 8,9 8,1 1,6 0,3 -3,8 1,7 0,6 -1,7 -0,5 -1,9

Konsumgüter 1,7 2,4 0,0 2,0 3,3 0,4 0,0 -3,4 1,3 -1,7 0,4 0,1 -2,1

Gebrauchsgüter 1,3 5,8 -2,6 4,0 3,1 -1,8 -3,8 -7,5 1,3 -1,1 -2,0 -1,5 -2,2

Verbrauchsgüter 1,8 1,7 0,5 1,6 3,3 0,8 0,8 -2,5 1,3 -1,8 0,9 0,4 -2,0

Energie 1,6 1,5 0,4 0,1 -1,6 1,0 0,7 1,9 -1,8 -0,0 1,7 0,3 0,1

Verarbeitendes Gewerbe 1,9 5,9 0,1 5,8 5,2 0,9 -0,5 -4,6 1,9 -0,4 -1,5 -0,6 -2,3

Tabelle 7Industrieproduktion im Euroraum(Veränderung in %)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen.1) Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahrszeitraum in % auf der Grundlage arbeitstäglich bereinigter Daten.2) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % auf der Grundlage saisonbereinigter und arbeitstäglich bereinigter Daten.

im Jahr 2001 war weitgehend auf eine imersten Halbjahr schwächere Wirtschaftstätig-keit im Baugewerbe zurückzuführen, währendsich in der zweiten Jahreshälfte eine Stabili-sierung abzeichnete. Für die Flaute im Bau-sektor waren mehrere Faktoren verantwort-lich. So hatte sich in den Jahren des kräftigenWirtschaftswachstums insbesondere der Bauvon Wohn- und Büroflächen ausgeweitet undin einigen Ländern zu einem Überangebot ge-führt. Zudem dürfte die im Jahresverlauf 2001gestiegene Unsicherheit über die Wachstums-und Beschäftigungsaussichten Unternehmenund private Haushalte trotz günstiger Finan-zierungsbedingungen veranlasst haben, großeund langfristige Investitionsvorhaben aufzu-schieben.

Konjunkturelle Entwicklung imDienstleistungssektor blieb leichthinter der im Industriesektor zurück

Nach einem Stand von 4,5 % im Jahr 2000 fieldas Wachstum der realen Wertschöpfung imDienstleistungssektor im Jahr darauf um rund1 Prozentpunkt. Dieser Rückgang wurde inerster Linie durch ein verhalteneres Wachs-tum bei den marktbestimmten Dienstleistun-

gen von 4,5 % im Jahr 2000 auf 3,1 % imFolgejahr verursacht. Es ist davon auszuge-hen, dass alle größeren Schocks, die das Wirt-schaftswachstum des Euroraums im Berichts-jahr beeinflusst haben, direkt negativ auf diekonjunkturelle Entwicklung im Bereich dermarktbestimmten Dienstleistungen durch-schlugen. Die hohen Ölpreise und auch dieTerroranschläge haben sich beispielsweisenachteilig auf die Wirtschaftstätigkeit imTransportwesen ausgewirkt. Wenn man be-denkt, dass ein Großteil der Dienstleistungenfür Unternehmen mit dem industriellen Pro-duktionsprozess verwoben ist, könnte derrückläufige Produktionszuwachs bei denmarktbestimmten Dienstleistungen überdieseine verzögerte Reaktion auf die nachlassen-de Dynamik in der Industrie darstellen.

Deutlicher Rückgang des Beschäftigungs-wachstums im Jahr 2001

Schätzungen zufolge ist die Beschäftigung imEuro-Währungsgebiet im Berichtsjahr mitetwa 1,4 % durchschnittlich langsamer gestie-gen als in den drei Jahren zuvor, als Ratenvon 1,6 % (1998 und 1999) bzw. 2,1 % (2000)erzielt wurden (siehe Tabelle 8). Im Vorquar-

Page 61: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200146

1999 2000 2001 1999 1999 2000 2000 2000 2000 2001 2001 2001 2001Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4

Erwerbspersonen 0,7 0,9 . 0,7 0,6 0,7 0,9 0,9 1,1 1,1 0,9 0,8 .

Beschäftigung 1,6 2,1 . 1,6 1,6 1,8 2,1 2,1 2,2 2,1 1,6 1,2 .

Landwirtschaft 1) -2,9 -1,5 . -2,8 -2,5 -1,9 -1,8 -1,6 -0,8 -0,0 -0,6 -1,3 .

Industrie 2) 0,3 1,0 . 0,2 0,3 0,7 1,0 1,1 1,3 1,2 0,8 0,3 .

– ohne Baugewerbe -0,0 0,8 . -0,2 -0,1 0,1 0,8 1,0 1,3 1,4 0,8 0,2 .

– Baugewerbe 1,0 1,6 . 1,3 1,3 2,4 1,5 1,0 1,4 0,8 0,8 0,7 .

Dienstleistungen 3) 2,6 2,8 . 2,5 2,4 2,6 2,9 2,8 2,8 2,5 2,1 1,8 .

Arbeitslosenquoten 4)

Insgesamt 9,8 8,8 8,3 9,7 9,4 9,2 8,9 8,7 8,5 8,4 8,3 8,3 8,4

Unter 25 Jahren 19,2 17,4 16,5 18,9 18,3 18,0 17,5 17,2 16,7 16,5 16,5 16,5 16,7

25 Jahre und älter 8,5 7,7 7,2 8,4 8,2 8,0 7,7 7,5 7,4 7,3 7,2 7,2 7,3

Tabelle 8Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum(Veränderung gegen Vorjahr in % bzw. Stand in %)

Quellen: Angaben zu Erwerbspersonen: nationale Statistiken und EZB-Berechnungen; Angaben zu Beschäftigung und Arbeitslosig-keit: Eurostat.1) Umfasst auch Fischerei, Jagd und Forstwirtschaft.2) Umfasst verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden, Energie- und Wasserversorgung.3) Ohne exterritoriale Körperschaften und Organisationen.4) In % der Erwerbspersonen; nach Empfehlungen der IAO.

talsvergleich sank die Beschäftigungszuwachs-rate über das gesamte Jahr hinweg deutlichvon 0,5 % im Schlussquartal 2000 auf annä-hernd null im vierten Quartal 2001. Hierinspiegelt sich – mit einiger Verzögerung – dieseit dem zweiten Halbjahr 2000 verzeichneteKonjunkturabschwächung wider.

Zu dieser Verlangsamung des im Jahr 2001insgesamt registrierten Beschäftigungswachs-tums trugen alle Sektoren bei (siehe Tabel-le 8). Die drastische Abnahme des Beschäfti-gungszuwachses bei den marktbestimmtenDienstleistungen (Handel, Transportwesen,Finanzdienstleistungen und Dienstleistungenfür Unternehmen), auf die mehr als ein Drit-tel der Gesamtbeschäftigung entfällt, war of-fenbar hauptverantwortlich für diese Entwick-lung. Nach einem recht kräftigen Anstieg derBeschäftigung in der Industrie im Jahr 2000gingen die Zuwachsraten in den ersten dreiQuartalen 2001 sowohl im Baugewerbe alsauch im verarbeitenden Gewerbe – beide tra-ditionell als sehr konjunkturanfällig bekannt –zurück. Die Beschäftigung in der Landwirt-schaft sank im Jahr 2001 weiter, wenn auchnicht mehr ganz so schnell wie in den Jahrendavor. Mit einer Jahreswachstumsrate von

durchschnittlich über 2,1 % in den ersten dreiQuartalen 2001 war der Dienstleistungs-sektor eine tragende Säule für den Nettozu-wachs an Arbeitsplätzen, wobei das Tempoallerdings moderater war als im Jahr 2000.

Arbeitslosigkeit im Jahr 2001 weitgehendunverändert

Die standardisierte Arbeitslosenquote beliefsich im Berichtsjahr auf durchschnittlich8,3 %, gegenüber 8,8 % im Jahr zuvor. Im Ge-gensatz zu dem starken und dauerhaften Ab-bau der Arbeitslosigkeit von Mitte 1997 bisEnde 2000 nahm die Arbeitslosenquote imEurogebiet in der Zeit von Januar bis April2001 geringfügig ab, stabilisierte sich zwischenMai und August und stieg gegen Ende desJahres analog zur Verlangsamung des Beschäf-tigungswachstums an (siehe Abbildung 19).Die Zahl der Arbeitslosen im Euroraum sankim Jahresverlauf um lediglich 7 000. Demsteht ein Rückgang der Arbeitslosenzahlenvon über einer Million pro Jahr im Zeitraum1998 bis 2000 gegenüber. Im Jahresdurch-schnitt 2001 wurde mit annähernd 11,4 Mil-lionen Arbeitslosen im Euro-Währungsgebiet

Page 62: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

47EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Abbildung 19Arbeitslosigkeit im Euroraum(Monatswerte; saisonbereinigt)

Quelle: Eurostat.Anmerkung: Die Daten beziehen sich auf die zwölf Euro-Länder(auch für den Zeitraum vor 2001).1) Nicht saisonbereinigt.

1994 1996 1998 2000-1,5

-1,0

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

8,0

8,5

9,0

9,5

10,0

10,5

11,0

11,5

12,0

Veränderung gegen Vorjahr in Millionen(linke Skala) 1)

In % der Erwerbspersonen (rechte Skala)

ein Stand wie zuletzt 1992 erreicht. Der An-stieg der Arbeitslosenzahlen ging mit einernachhaltigen Zunahme der Erwerbspersonenvon etwa 0,9 % im Jahr 2001 einher.

Obgleich alle Altersgruppen und sowohl Frau-en als auch Männer die nachteiligen Auswir-kungen der sich verschlechternden Arbeits-marktentwicklung zu spüren bekamen, schei-nen die Personengruppen mit einer hohenArbeitslosigkeit, also Frauen und Jugendliche,nicht stärker von dem jüngsten Konjunktur-abschwung betroffen gewesen zu sein. DieJugendarbeitslosigkeit blieb zwischen demSchlussquartal 2000 und dem Schlussquartal2001 weitgehend konstant bei 16,7 %, wäh-

rend die Arbeitslosenquote der über 25-Jäh-rigen im gleichen Zeitraum um 0,1 Prozent-punkte auf 7,3 % sank. Mit einem Rückgangder Arbeitslosigkeit bis zum Frühjahr 2001und einem Anstieg vom Spätsommer bis De-zember 2001 war das Verlaufsmuster bei bei-den Altersgruppen ähnlich. Während die Ar-beitslosenquote bei den Männern im Beob-achtungszeitraum zunahm, setzte sich derAbwärtstrend bei den Frauen weiter fort,allerdings etwas langsamer als im Jahr davor.Daher nahm das Gefälle zwischen der durch-schnittlichen Arbeitslosenquote bei Männern(6,9 %) und bei Frauen (10,2 %) weiter leichtab. Unter dem Strich lässt sich feststellen,dass sich im Jahresverlauf 2001 die –besonders in der Zeit des kräftigen Wirt-schaftswachstums von 1997 bis 2000 spürba-re – Konvergenz der Arbeitslosenquotenüber Alters- und Geschlechtergrenzen hin-weg in Bezug auf die Geschlechter fortsetzte,im Falle der Altersgruppen aber zum Still-stand kam.

Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit war in denmeisten Ländern des Euroraums zu beobach-ten. In einigen Ländern mit hohen Arbeitslo-senquoten wurde im Verlauf des Jahres 2001allerdings ein leichter Rückgang erzielt. Infol-gedessen verringerte sich das Gefälle zwi-schen den Arbeitslosenquoten der einzelnenEuro-Länder im Berichtsjahr weiter.

Die in den vergangenen Jahren insgesamtrecht gute Beschäftigungslage im Euroraumist zum Teil den Reformen auf den Arbeits-und Gütermärkten sowie der anhaltendenLohnzurückhaltung zu verdanken. Die jüngs-ten Fortschritte auf dem Weg zur strukturel-len Reformierung der Arbeits- und Güter-märkte im Eurogebiet sind in Kasten 4 zu-sammenfassend dargestellt.

Page 63: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200148

Kasten 4Fortschritte bei der strukturellen Reformierung der Arbeits- und Gütermärkte imEuro-Währungsgebiet

Strukturreformen, die eine größere Flexibilität der Arbeits- und Gütermärkte im Euroraum zum Ziel haben,

bringen aller Voraussicht nach umfassende wirtschaftliche Vorteile und eine Verringerung der Anpassungs-

kosten nach ökonomischen Schocks mit sich. In diesem Zusammenhang bekräftigte der Europäische Rat von

Lissabon im März 2000 die Bedeutung struktureller Reformen für eine Steigerung des Wirtschafts- und

Beschäftigungswachstums in der EU; auch in den Schlussfolgerungen des Europäischen Rats von Stockholm,

Laeken und Barcelona im Jahr 2001 bzw. 2002 wurde dies erneut unterstrichen. Der Europäische Rat erachtet

insbesondere arbeits- und gütermarktbezogene Reformen als zentrale Voraussetzung für das Erreichen des

ehrgeizigen Ziels der Europäischen Union – der Schaffung des weltweit wettbewerbsintensivsten und dyna-

mischsten Wirtschaftsraums. Vor diesem Hintergrund werden in diesem Kasten die Fortschritte, die im

Verlauf des Jahres 2001 bei der strukturellen Reformierung der Arbeits- und Gütermärkte im Eurogebiet

erzielt wurden, dargestellt.

Was die Gütermärkte im Euroraum anbelangt, so wurden in den letzten Jahren einige Reformfortschritte,

insbesondere im Hinblick auf die Integration der Gütermärkte und die Deregulierung der Netzwerkindustrien,

erzielt. Die Integration der Gütermärkte wurde im Jahr 2001 weiter vorangetrieben, wenngleich ein Teil der

beschlossenen Maßnahmen erst in einigen Jahren umgesetzt wird. Der Anteil der in den Euro-Ländern nicht

umgesetzten Binnenmarktrichtlinien sank von etwa 3,3 % im November 2000 auf rund 2,7 % im Oktober

2001. Darüber hinaus verabschiedete der Ministerrat im Oktober 2001 das Statut der Europäischen Gesell-

schaft (SE), das es Unternehmen ermöglicht, eine Unternehmungsverfassung nach dem in allen Mitgliedstaa-

ten direkt anwendbaren Gemeinschaftsrecht zu wählen und auf dieser Grundlage in den EU-Ländern tätig zu

werden. Bezüglich der Regulierungsreformen in den Netzwerkindustrien wurde eine Einigung über eine

weiter reichende – wenn auch nach wie vor unvollständige – Liberalisierung des Postwesens in der EU

herbeigeführt. Des Weiteren wurde ein Paket neuer Richtlinien zur Reformierung des Telekommunikations-

sektors beschlossen. In dem Maße, wie diese Reformen das tatsächliche Wettbewerbsniveau auf den Güter-

märkten des Euroraums zu steigern vermögen, dürften sie sich dämpfend auf die Verbraucherpreise auswirken

und zu einer Verbesserung der längerfristigen Wachstums- und Beschäftigungsaussichten beitragen.

Trotz dieser ermutigenden Ansätze divergiert das Tempo der Liberalisierung von Mitgliedstaat zu Mitglied-

staat beträchtlich, und der Marktanteil der ehemals staatlichen Betriebe ist nach wie vor groß. Es kann auch

nicht darüber hinweggesehen werden, dass sich die EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2001 auf eine Reihe wichtiger

Reformvorhaben – etwa den Entwurf der Übernahme-Richtlinie und ein EU-weites Patent – nicht einigen

konnten. Der Europäische Rat von Barcelona fasste den Beschluss, dass alle Verbraucher mit Ausnahme der

privaten Haushalte ihren Energieversorger vom Jahr 2004 an frei wählen können sollen. Im Hinblick auf die

privaten Haushalte wurde eine Öffnung des Marktes allerdings nicht in Aussicht gestellt. Da die Energiever-

teilung in den meisten Ländern noch immer ein rechtliches Monopol auf lokaler oder regionaler Ebene

darstellt, besteht zudem die Gefahr, dass die Vorteile der Liberalisierung vorwiegend den Monopolisten

zugute kommen und nicht an die Verbraucher weitergegeben werden.

Was die Situation an den Arbeitsmärkten angeht, so ist der Stand der Strukturreformen in den einzelnen EU-

Ländern uneinheitlich. Im Gegensatz zu den Gütermarktreformen, die häufig an EG-Richtlinien gekoppelt

sind, gehen die Arbeitsmarktreformen nämlich stärker von nationalen Initiativen aus.

Im Jahr 2001 haben einige Länder des Euroraums Reformen zur Senkung der steuerlichen Belastung der

Arbeit auf den Weg gebracht, um neue Arbeitsanreize zu schaffen. Diese Bestrebungen setzten den Trend zu

einer Verringerung der Steuerlast und der Sozialversicherungsbeiträge, der in den Neunzigerjahren an Bedeu-

tung gewonnen hatte, fort. Mehrere Mitgliedstaaten haben auch Maßnahmen zur Optimierung der Arbeits-

platzsuche beschlossen oder bereits eingeleitet, indem sie versucht haben, den Arbeitsanreiz durch

Page 64: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

49EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

eine Reform der Arbeitslosenbezüge zu erhöhen oder die Effizienz bei der Arbeitsvermittlung zu steigern. Es

waren überdies auch Bemühungen zu verzeichnen, den Anteil von Teilzeitverträgen weiter auszubauen. Nicht

auf der Tagesordnung im Jahr 2001 standen Pläne, die Rigidität der Arbeitsschutzbestimmungen zu verrin-

gern.

Das anhaltend hohe Niveau der Arbeitslosigkeit sowie die niedrige Erwerbsbeteiligung in einigen Euro-

Ländern verdeutlichen, dass weitere und umfassendere Arbeitsmarktreformen vonnöten sind. Von entschei-

dender Bedeutung sind hier die Lohnflexibilität, eine stärkere Differenzierung der Löhne, Reformen der

Steuer- und Sozialleistungssysteme, die vermehrt Anreize für die Arbeitsplatzsuche anstatt für die Nichter-

werbsbeteiligung schaffen, eine Verbesserung des Aus- und Fortbildungssystems sowie des lebenslangen

Lernens, um einer Abwertung und Überalterung des Humankapitals entgegenzutreten, und eine weniger

restriktive Ausgestaltung der Arbeitsschutzbestimmungen. Das gegenüber den frühen Neunzigerjahren gestie-

gene Beschäftigungswachstum in der Phase des Konjunkturaufschwungs von 1997 bis 2000 sowie der

deutlichere Rückgang der Arbeitslosigkeit lassen jedoch erkennen, dass die im Euroraum durchgeführten

Arbeitsmarktreformen der vergangenen Jahre in die richtige Richtung weisen.

Unter dem Strich bleibt festzustellen, dass die der Flexibilität und dem Wettbewerb auf den Arbeits- und

Gütermärkten im Eurogebiet entgegenstehenden Hindernisse Schritt für Schritt abgebaut werden. Dennoch –

soll das ehrgeizige Ziel, die EU zum wettbewerbsintensivsten und dynamischsten Wirtschaftsraum weltweit

zu machen, erreicht werden, dann müssen weiterhin große Anstrengungen unternommen werden. Dement-

sprechend wurde auch beim Europäischen Rat von Lissabon im Jahr 2002 erneut betont, dass die Maßnahmen

zur Förderung der Beschäftigung und zur Integration der europäischen Märkte stärker vorangetrieben werden

müssen.

5 Entwicklung der öffentlichen Finanzen

Verschlechterung der Haushaltssalden imJahr 2001

Der durchschnittliche Haushaltssaldo desEuro-Währungsgebiets verschlechterte sichim Jahr 2001 erstmals seit 1993. Verglichenmit einem Defizit von 0,8 % im Jahr 2000weisen die aktuellen Daten von Eurostat für2001 ein Defizit von 1,3 % des BIP aus (beideAngaben sind um die Erlöse aus der Verstei-gerung der UMTS-Lizenzen bereinigt) (sieheTabelle 9). Unter Einbeziehung der UMTS-Erlöse kehrte sich der Haushaltsüberschussvon 0,2 % im Jahr 2000 in ein Defizit in Höhevon 1,3 % des BIP im Jahr darauf um. Verant-wortlich für die Verschlechterung der öffent-lichen Finanzen sind Faktoren wie das Wir-ken automatischer Stabilisatoren in einer Pha-se des konjunkturellen Abschwungs sowie dasInkrafttreten weit reichender Steuersenkun-gen in mehreren Euro-Ländern ohne entspre-chende ausgabenseitige Einsparungen. Infol-gedessen gelang es den meisten Ländern nicht,

die Haushaltsziele gemäß ihren Ende 2000bzw. Anfang 2001 vorgelegten Stabilitätspro-grammen zu erreichen. Im Schnitt wurdendie Zielsetzungen um 0,5 % des BIP verfehlt.

Wenngleich sich das durchschnittliche Defizitim Euroraum ausweitete, konnten mehrereLänder (Griechenland, Spanien, Italien undÖsterreich) ihre Finanzierungssalden im Jahr2001 verbessern. In einigen Fällen war dieszum Teil auf die verzögerten Auswirkungendes kräftigen Vorjahrswachstums auf die Steu-ereinnahmen sowie auf Einmalmaßnahmen zu-rückzuführen. Während sieben Länder im Be-richtsjahr einen ausgeglichenen Haushalt bzw.einen Überschuss erzielten und ein Mitglied-staat ein Defizit unter 0,5 % des BIP meldete,wurden in den verbleibenden vier Ländern(Deutschland, Frankreich, Italien und Portu-gal) abermals relativ hohe Defizite verzeich-net. Die Defizite in Deutschland und Portugallagen sogar rund 1 Prozentpunkt über den inder letzten Fortschreibung der Stabilitätspro-

Page 65: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200150

gramme genannten Zielen. Sowohl das por-tugiesische Defizit von 2,2 % des BIP als auchinsbesondere das deutsche Defizit in Höhevon 2,7 % des BIP sind nicht weit von dem imMaastrichter Vertrag verankerten Referenz-wert von 3 % entfernt. Lediglich vier Länder(Spanien, Luxemburg, Österreich und Finn-land) setzten die Ziele ihres jeweiligen Stabi-litätsprogramms erfolgreich um, und zwei vonihnen (Luxemburg und Österreich) übertra-fen ihre Haushaltsziele sogar um eine gewisseSpanne.

Tabelle 9Öffentliche Finanzen im Euroraum(in % des BIP)

Haushaltsüberschuss (+) oder -defizit (-) des Staates

1998 1999 2000 2001

Euroraum -2,2 -1,3 -0,8 -1,3

Belgien -0,9 -0,6 0,1 0,0

Deutschland -2,2 -1,6 -1,3 -2,7

Griechenland -2,4 -1,7 -0,8 -0,3

Spanien -2,6 -1,1 -0,4 0,0

Frankreich -2,7 -1,6 -1,3 -1,5

Irland 2,3 2,3 4,5 1,7

Italien -2,8 -1,8 -1,7 -1,4

Luxemburg 3,2 3,8 5,8 5,0

Niederlande -0,8 0,4 1,5 0,2

Österreich -2,4 -2,2 -1,9 0,1

Portugal -2,3 -2,2 -1,9 -2,2

Finnland 1,3 1,9 7,0 4,9

Bruttoverschuldung des Staates

1998 1999 2000 2001

Euroraum 73,7 72,6 70,1 69,1

Belgien 119,3 115,0 109,3 107,5

Deutschland 60,9 61,3 60,3 59,8

Griechenland 105,0 103,8 102,8 99,7

Spanien 64,6 63,1 60,4 57,2

Frankreich 59,5 58,5 57,4 57,2

Irland 55,1 49,6 39,0 36,6

Italien 116,4 114,5 110,6 109,4

Luxemburg 6,3 6,0 5,6 5,5

Niederlande 66,8 63,1 56,0 53,2

Österreich 63,9 64,9 63,6 61,7

Portugal 54,8 54,2 53,4 55,6

Finnland 48,8 46,8 44,0 43,6

Quellen: Angaben zum Euroraum: Eurostat und EZB.Anmerkung: Die Daten basieren auf dem ESVG 95. Die Haushaltssalden sind bereinigt um die Erlöse aus der Versteigerung derUMTS-Lizenzen.

Aufgrund der weiterhin niedrigeren Zinsaus-gaben war die Staatsausgabenquote im Euro-raum im Jahr 2001 leicht rückläufig. Die Pri-märausgabenquote stieg geringfügig an, nach-dem sie im Jahr 2000 um rund ¾ Prozent-punkte gesunken war. Etwa der Hälfte derLänder gelang es, den Anteil der Staatsausga-ben am BIP weiter zurückzuführen. Die öf-fentlichen Investitionen im Eurogebiet pen-delten sich im Beobachtungszeitraum bei2,5 % des BIP ein. Wie schon in den Jahrenzuvor wurden die Ausgabenziele für das Ge-sundheitswesen im Jahr 2001 von vielen Län-

Page 66: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

51EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

dern überschritten. Die Einnahmenquote sankmit wenigen Ausnahmen in allen Euro-Län-dern, überwiegend infolge umfangreicherSteuersenkungen; in zahlreichen Mitgliedstaa-ten (Belgien, Deutschland, Frankreich, Irland,Italien, Luxemburg, den Niederlanden undFinnland) waren zudem die Sozialversiche-rungsbeiträge herabgesetzt worden.

Die öffentliche Schuldenquote im Euro-Wäh-rungsgebiet verringerte sich um 1,0 Prozent-punkte auf 69,1 % im Jahr 2001. Der Rück-gang fiel aufgrund der verschlechterten Fi-nanzierungssalden und des schwächerenWirtschaftswachstums geringer aus als erwar-tet. Dennoch stieg die Schuldenquote abge-sehen von Portugal in keinem der Euro-Län-der an. Mit 3 Prozentpunkten oder mehr zeig-te sich der Abbau der Schuldenquote inSpanien und Griechenland als besonders aus-geprägt. Die Differenz zwischen Defizit undSchuldenstandsänderung, welche sich zwar inder Defizitquote, nicht aber im öffentlichenSchuldenstand niederschlägt, belief sich imBerichtsjahr auf 0,3 % des BIP. Eine weitereUrsache für die moderate Rückführung derSchuldenquote ist darin zu sehen, dass einigeLänder umfangreiche Privatisierungserlöseeinsetzten, um weitere Finanztransaktionen,wie etwa Eigenkapitalzuführungen an staat-liche Unternehmen, zu tätigen.

Angaben der Europäischen Kommission zu-folge nahm die Aufweichung der Haushalts-disziplin im Euroraum nach der Lockerungder Finanzpolitik im Jahr 2000 im Beobach-tungszeitraum noch leicht zu, was auch ineinem weiteren Rückgang des konjunkturbe-reinigten Primärüberschusses seinen Nieder-schlag findet. Diese Aufweichung war amstärksten in Ländern zu beobachten, die weitreichende Steuersenkungen ohne entspre-chende ausgabenseitige Einsparungen durch-geführt hatten. Neben dieser diskretionärenfiskalischen Lockerung wurden die öffentli-chen Finanzen im Beobachtungszeitraum je-doch auch durch die automatischen Stabilisa-toren beeinflusst. Da die meisten Länder dasfreie Wirken der automatischen Stabilisato-ren uneingeschränkt zuließen, bildet die ge-genüber den ursprünglichen Zielen der Stabi-

litätsprogramme eingetretene Verschlechte-rung der Finanzierungssalden vor allem diehaushaltswirksamen Impulse des Konjunktur-abschwungs gegenüber den im Rückblick ver-hältnismäßig optimistischen gesamtwirtschaft-lichen Projektionen ab, auf denen die Haus-haltspläne für 2001 beruhten.

Beurteilung der Stabilitätsprogramme

Ein Vergleich der in den Stabilitätsprogram-men Ende 2001 festgeschriebenen Ziele für2002 mit denen des vorangegangenen Jahresoffenbart, dass die meisten Länder ihre nomi-nalen Haushaltsziele an das sich verschlech-ternde Wirtschaftsklima angepasst haben.Ausschlaggebend hierfür sind die hinter denErwartungen zurückgebliebenen Haushaltser-gebnisse des Jahres 2001 sowie das Wirkenautomatischer Stabilisatoren im laufendenJahr. Insgesamt ist die gemäß den aktualisier-ten Stabilitätsprogrammen für den Euroraumim Jahr 2002 vorgesehene fiskalische Aus-richtung als leicht restriktiv zu bezeichnen.

Länder, die nach wie vor Haushaltsungleich-gewichte aufweisen, sind gehalten, sich demZiel nahezu ausgeglichener oder Überschüs-se aufweisender Haushaltspositionen anzunä-hern. Derzeit ist der Spielraum für das Wir-ken automatischer Stabilisatoren in einigendieser Länder stark eingeschränkt, da ihr no-minales Defizit näher an den Referenzwertvon 3 % des BIP herangerückt ist. Die Defizi-te könnten diesen Grenzwert sogar überstei-gen, wenn die geplanten Konsolidierungsmaß-nahmen nicht wie vorgesehen greifen, wennes erneut zu Ausgabenüberschreitungenkommt oder sich die konjunkturelle Erholungim Vergleich zu den relativ optimistischen An-nahmen zum Wirtschaftswachstum einigerStabilitätsprogramme abschwächt oder ver-zögert.

In den aktualisierten Stabilitätsprogrammenwird das Ziel ausgeglichener Haushaltspositi-onen – bis zum Jahr 2003 im Falle von Italienund bis 2004 in Deutschland, Frankreich undPortugal – erneut unterstrichen. Durch einFesthalten an dieser Vorgabe lässt sich si-

Page 67: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200152

cherstellen, dass das mittelfristige Ziel annä-hernd ausgeglichener oder Überschüsse auf-weisender Haushaltspositionen nicht aufge-weicht und die Glaubwürdigkeit des Stabili-täts- und Wachstumspakts nicht untergrabenwird. Die zur Erreichung dieser Zielvorga-be erforderlichen Maßnahmen sind allerdingsnicht immer genau spezifiziert. Zudem baueneinige Länder ihre Defizite durch Einmalmaß-nahmen wie die Veräußerung von Liegenschaf-ten ab, was jedoch nicht zu einer nachhalti-gen Haushaltskonsolidierung beiträgt (dies giltinsbesondere für Einmaleffekte in Italien, diedurch momentan diskutierte dauerhafte Maß-nahmen ersetzt werden müssen).

Angesichts der Haushaltsentwicklung im Jahr2001 und der Prognosen für das folgendeJahr sprach sich die Europäische Kommissionim Januar 2002 für eine an Deutschland undPortugal gerichtete Frühwarnung aus. DerECOFIN-Rat kam zu der Auffassung, dass diedarauf folgende erneute Bekräftigung undsogar Ausweitung der fiskalischen Zusagender beiden Länder der in der Empfehlung derKommission zum Ausdruck gebrachten Be-sorgnis in ausreichender Form Rechnung tra-ge. In seiner Stellungnahme zu den aktuali-sierten Stabilitätsprogrammen der Länder mitverbleibenden Ungleichgewichten sprach sichder ECOFIN-Rat mit Nachdruck für die Er-reichung solider Haushaltspositionen bis2003/04 aus.

Die Länder, die ihren Haushalt bereits kon-solidiert haben, sollten die automatischen Sta-bilisatoren über den Konjunkturzyklus hin-weg symmetrisch wirken und damit zurgesamtwirtschaftlichen Stabilität beitragen las-sen. Eine diskretionäre zyklische Fiskalpolitikist dagegen nicht zu befürworten, da sie inder Vergangenheit nicht die erhofften positi-ven Ergebnisse erbrachte. Bedingt durch lan-ge Zeitverzögerungen lösten Maßnahmen, dieKonjunkturschwankungen ausgleichen sollten,häufig verzögerte prozyklische Impulse aus.Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Regie-rungen eher dazu neigen, die Wirtschafts-tätigkeit in Zeiten des Abschwungs anzukur-beln, als das Wachstum in Phasen des Auf-schwungs zu drosseln. Insbesondere tendieren

sie dazu, ausgabenfördernde Maßnahmen, dieeigentlich vorübergehender Natur sein soll-ten, nicht wieder rückgängig zu machen, sobalddie Konjunkturlage dies erlaubt. Dieses asym-metrische Verhalten, so es denn fortgesetztwird, führt zu einem Anstieg der Staatsausga-ben und Defizitquoten, der die Tragfähigkeitder öffentlichen Finanzen gefährden kann.

Fortschritte bei den strukturellen Reformender öffentlichen Finanzen

Orientiert man sich an den Schlussfolgerun-gen des Europäischen Rats von Lissabon imJahr 2000, der die Ausweitung des Wachs-tumspotenzials in Europa zum Gegenstandhatte, dann sollte den strukturellen Refor-men der öffentlichen Finanzen höchstePriorität eingeräumt werden. Indem sie dasWirtschaftswachstum anregen, wirken ausge-wogene fiskalische Reformen nicht nur wohl-standsfördernd, sondern unterstützen auchdie Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzenauf längere Sicht (siehe Kasten 5). Insgesamtwurden bei dem Bestreben, das Potenzial-wachstum durch den Einfluss der öffentlichenFinanzen zu fördern, allerdings keine allzugroßen Fortschritte erzielt.

Die bislang durchgeführten oder geplantenSteuersenkungen sind aus struktureller Sichtzu begrüßen, da sie das mittel- bis langfristigeWachstum zu steigern vermögen. Allerdingsbedarf es vorbereitender oder zumindest be-gleitender ausgabenseitiger Einsparungen, umdas Erreichen bzw. Bewahren solider Haus-haltspositionen nicht zu gefährden. In Anbe-tracht der wachstumsfördernden Funktion öf-fentlicher Investitionen sollte sich die Aus-gabenzurückhaltung auf den Bereich derlaufenden Ausgaben konzentrieren. Die Pri-märausgabenquote im Jahr 2002 wird dage-gen den Prognosen zufolge um ½ Prozent-punkt ansteigen. Da die Nichteinhaltung vonAusgabenzielen Konsolidierungsanstrengun-gen in der Vergangenheit oft zunichte ge-macht hat, würden wirksame Mechanismenzur Ausgabenkontrolle und -begrenzung aufallen staatlichen Ebenen die Glaubwürdigkeitder Haushaltsziele erhöhen.

Page 68: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

53EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Kasten 5Fiskalpolitik und langfristiges Wirtschaftswachstum

Eine der größten Herausforderungen des Euro-Währungsgebiets besteht darin, die langfristigen Wachstums-

aussichten zu verbessern. Im Lauf der vergangenen 40 Jahre hat das Wachstum in den meisten Euro-Ländern

nachgelassen und sich in den Neunzigerjahren bei einem Durchschnitt von nur 2 % – und damit 1 Prozent-

punkt unter dem der Vereinigten Staaten – eingependelt. Eine wesentliche Ursache für dieses verhältnismäßig

langsame Wachstum lag in dem Fehlen eines dynamischen Wirtschaftsklimas, das Investitionsanreize bietet

und die Beschäftigung fördert. Umfassende fiskalische Reformen sind geboten, will man das Ziel eines

höheren Potenzialwachstums erreichen.

Beitrag der öffentlichen Finanzen zum langfristigen Wachstum

Die fundamentalen Bestimmungsgrößen des Wachstums sind Sparen, Investitionen in Human- und Sachkapi-

tal, technologischer Fortschritt und Beschäftigungswachstum. Die Finanzpolitik übt vor allem über die

Stabilität und Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen sowie über die Ausgaben- und Steuerpolitik Einfluss

auf diese Faktoren aus. Allerdings ergibt sich kein sehr einheitliches Bild, wenn man die Rolle der Fiskalpoli-

tik bei der Förderung des Potenzialwachstums im Euroraum betrachtet.

Stabilität und Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen

Eine stabile und tragfähige öffentliche Finanzlage setzt geringe Defizite und niedrige Staatsschulden voraus.

In einem derartigen Umfeld sind makroökonomische Stabilität, berechenbare finanzpolitische Rahmenbedin-

gungen sowie günstige langfristige Finanzierungsbedingungen zu erwarten. Dies wiederum trägt zur Schaf-

fung eines investitions-, innovations- und unternehmerfreundlichen Wirtschaftsklimas bei.

Ausgabenpolitik

Öffentliche Ausgaben können sich wegen ihrer Art und ihres Umfangs ebenfalls auf das Wachstum auswir-

ken. Ausgabenprogramme müssen im Allgemeinen gegen die Wirtschaftlichkeit derartiger Maßnahmen (zum

Beispiel in Relation zum privaten Sektor), gegen die damit einhergehenden negativen Arbeits-, Investitions-

und Sparanreize sowie gegen Verzerrungen, hervorgerufen durch die zur Finanzierung dieser Programme

benötigten Steuern, abgewogen werden. So können großzügige Sozialleistungen beispielsweise starke negati-

ve Arbeitsanreize schaffen. Die Staatshaushalte sind – auch aus internationaler Sicht – relativ umfangreich,

und die öffentlichen Ausgaben belaufen sich in den meisten Ländern des Euroraums auf über 40 % des BIP.

Steuerpolitik

Die Steuerpolitik determiniert das langfristige Wachstum maßgeblich. Vor allem hohe Einkommen-, Unter-

nehmens- und Kapitalertragssteuern vermindern den Anreiz zur Arbeit, zur Investition in Ausbildung und

Sachkapital und zum Sparen. Die Effizienz der Finanzierung des öffentlichen Sektors über steuerpolitische

Maßnahmen ist – auch im internationalen Vergleich – als noch nicht zufrieden stellend zu beurteilen. Die

marginale Einkommensteuer und die durchschnittliche Steuerlast sind nach wie vor recht hoch, und der Anteil

der öffentlichen Einnahmen liegt in den meisten Ländern des Eurogebiets über einem Stand von 40 % des

BIP. Bei der Umstrukturierung der Steuersysteme und der Senkung der marginalen Einkommensteuerbelas-

tung wurden zwar gewisse Fortschritte erzielt. Der Spielraum für Steuersenkungen ist jedoch begrenzt, da mit

einem solchen Schritt eine angemessene Ausgabenzurückhaltung einhergehen sollte.

Fiskalpolitik im Rahmen der europäischen Wachstumsstrategie

Bei seinem Treffen im März 2001 in Stockholm verabschiedete der Europäische Rat ein Strategiepapier zur

Verbesserung der Qualität und Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen mit dem Ziel, deren Beitrag zu

Wachstum und Beschäftigung zu erhöhen. Die Strategie ruht auf drei Säulen. Erstens sollten die Regierungen

Page 69: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200154

durch Haushaltskonsolidierung und Schuldenrückführung sowie durch weitere Beschäftigungs- und Renten-

reformen die Schaffung eines stabilen gesamtwirtschaftlichen Umfelds fördern. Zweitens sollten sie die

Steuer- und Sozialleistungssysteme mittels Steuersenkungen und einer Reform der Sozialleistungssysteme

beschäftigungsfreundlicher ausgestalten. Und drittens sollten die Regierungen öffentliche Ausgaben verstärkt

der Akkumulation von Sach- und Humankapital zuführen. In dem Papier wird eine übergreifende Strategie

vorgeschlagen, die das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung stützt, indem sie Haushaltskonsolidie-

rung, Tragfähigkeit und Wachstum in einem sich selbst verstärkenden Prozess begünstigt.

Von zentraler Bedeutung für das Erreichen der genannten Ziele sind auch effiziente Institutionen, die Anreize

für eine auf Stabilität und Tragfähigkeit ausgerichtete Politik setzen. Eine Reform derjenigen Regeln und

Institutionen, die für die Steuer- und Ausgabenpolitik im Euroraum maßgeblich sind, sollte ebenfalls erwogen

werden. So müssen die Regeln, die bestimmen, in welchem Umfang Regierungen an der Finanzierung und

Bereitstellung von Waren, Dienstleistungen und Sozialversicherungsleistungen mitwirken und auf welche Art

diese Leistungen erbracht werden, eingehend analysiert und gegebenenfalls angepasst werden.

6 Internationales gesamtwirtschaftliches Umfeld, Wechselkurseund Zahlungsbilanz

Deutliche Eintrübung der Weltkonjunkturim Jahr 2001

Die Weltkonjunktur verzeichnete im gesam-ten Jahr 2001 eine deutlich spürbare Ab-schwächung, nachdem das Wirtschaftswachs-tum im Jahr zuvor ein Rekordniveau erreichthatte. Schätzungen zufolge belief sich dasweltweite BIP-Wachstum im Berichtsjahr auf2 %, verglichen mit 4,6 % im Jahr 2000, derhöchsten Wachstumsrate seit Mitte derAchtzigerjahre. Die Zuwachsrate für denWelthandel brach im selben Zeitraum sogarnoch merklicher ein, nämlich von 12,5 % aufschätzungsweise 0,7 %. Maßgeblich für dieseVerlangsamung waren eine rückläufige Nach-frage nach Gütern der Informations- undKommunikationstechnologie (IKT) vor allemin den Vereinigten Staaten, eine allgemeineVerschlechterung des weltwirtschaftlichenKlimas sowie die verzögerten Auswirkungender kräftigen Ölpreiserhöhungen im Jahr 2000(siehe Kasten 6). Die Terroranschläge vom11. September 2001 erhöhten die Unsicher-heit und wirkten sich kurzfristig, aber unmit-telbar auf die konjunkturelle Entwicklung aus.

Im abgelaufenen Jahr kam das zehn Jahre wäh-rende Wirtschaftswachstum der VereinigtenStaaten zum Stillstand. Im November 2001

verkündete das National Bureau of EconomicResearch (NBER), dass im März desselbenJahres eine Rezession eingesetzt habe. In sei-ner Stellungnahme hob das NBER die ver-stärkende Wirkung der Terroranschläge vom11. September auf den bereits ausgeprägtenRückgang des BIP-Wachstums hervor. Das re-ale BIP stieg im Berichtsjahr um 1,2 % an(gegenüber 4,1 % im Vorjahr). Gleichzeitig er-höhte sich die Produktivität im nicht land-wirtschaftlichen Gewerbe um durchschnitt-lich 1,9 %, nachdem im Jahr 2000 ein Zu-wachs von 3,3 % erzielt worden war.Ausschlaggebend für den Rückgang des rea-len BIP-Wachstums im Jahresverlauf 2001 warim Wesentlichen die stark rückläufige Ten-denz bei den Anlage- und Vorratsinvestitio-nen der Unternehmen. Im vergangenen Jahrsanken die realen Anlageinvestitionen seitensder Unternehmen um 1,9 %, gegenüber ei-nem Anstieg von 7,6 % im Jahr davor.Insgesamt wurde die Zunahme des realen BIPim Jahr 2001 durch einen Anstieg der priva-ten Konsumausgaben, der 2,1 Prozentpunktedes Wachstums ausmachte (gegenüber3,3 Prozentpunkten im Vorjahr), und durchdie Staatsausgaben getragen. Dagegen ließ dieausgeprägte Abwärtsbewegung bei den rea-len Ausfuhren in Relation zu den realen Ein-fuhren den Beitrag des Außenhandels zum

Page 70: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

55EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

realen BIP-Wachstum nach 0,8 Prozentpunk-ten im Jahr 2000 auf -0,1 Prozentpunkte fal-len.

Vor diesem Hintergrund wurden die Un-gleichgewichte in der US-Wirtschaft nichtvollständig ausgeglichen. So setzte sichinsbesondere die Ausweitung der Kreditver-gabe an den privaten Sektor fort, währendsich bei den Unternehmen der Netto-Cash-flow im Verhältnis zum Schuldendienst ver-ringerte. Die Verschuldung der privaten Haus-halte nahm ebenfalls weiter zu, wobei dieSchuldendienstlast des Privatsektors auf ei-nem historisch hohen Stand verharrte. DieVerbesserung der Leistungsbilanzquote von4,5 % des BIP im Jahr 2000 auf 4,1 % des BIPim Jahr darauf war überdies nur zu einemgeringen Teil auf die Abschwächung der US-Konjunktur zurückzuführen.

Was die Inflation angeht, so steuerten diegesunkenen Ölpreise ihren Anteil zu einerspürbaren Minderung des Preisauftriebs inden Vereinigten Staaten bei. Die jährlicheTeuerung, gemessen an den Verbraucher- undErzeugerpreisindizes – fiel im Beobachtungs-zeitraum auf 2,8 % bzw. 2 %, verglichen mit3,3 % bzw. 3,6 % im Jahr zuvor. Trotz dernachlassenden inländischen Nachfrage stiegdie Zuwachsrate des Verbraucherpreisindex(VPI) ohne Nahrungsmittel und Energie, derein präziseres Bild des Preisdrucks auf dieInlandspreise zeichnet, marginal von 2,4 % imJahr 2000 auf 2,6 % im Folgejahr an.

Vor dem Hintergrund einer unerwartetstark ausgeprägten und lang anhaltenden Kon-junkturtalfahrt senkte der Offenmarkt-ausschuss der US-Notenbank seinen Ziel-Zinssatz für Tagesgeld in mehreren Zins-schritten bis zum 11. Dezember 2001 auf denniedrigsten Stand seit vierzig Jahren (1,75 %).Zum Jahresende 2000 hatte der Ziel-Zinssatznoch 6,5 % betragen. Nach offiziellen Anga-ben des Offenmarktausschusses waren diegeldpolitischen Maßnahmen im Jahr 2001 eineReaktion auf die anhaltende Eintrübung derKonjunkturlage, die sich nach den Anpassun-gen im Unternehmenssektor und dem rück-läufigen Wachstum der privaten Konsumaus-

gaben abzeichnete. Im Februar 2001 legte dieneue US-Regierung dem Kongress einen Ent-wurf über eine dauerhafte Verringerung derAbgabenquote – insbesondere durch eineSenkung der Einkommensteuer – vor. Im Mai2001 verabschiedete der Kongress eine Re-solution, die den Gesamtumfang der Steuer-senkung für den Zeitraum 2002 bis 2011 auf1 350 Mrd USD festlegte. Ursprünglich wa-ren Steuersenkungen in einer Gesamthöhevon 1 600 Mrd USD vorgeschlagen worden.

In Japan kühlte die Konjunktur nach einigenzaghaften Hinweisen auf eine wirtschaftlicheErholung im Jahr 2000 unter anderem infolgeder Abflachung der globalen Nachfrage imJahr 2001 merklich ab. Hinzu kamen in Japanselbst Strukturprobleme in der Privatwirt-schaft und der anhaltende Verfall der Vermö-genspreise. Im Einklang mit dem rasch sin-kenden Exportwachstum und den zunehmen-den Vorratsbeständen ging die Industriepro-duktion über weite Stecken des Jahres –insbesondere im IKT-intensiven Sektor fürElektronikgeräte – zurück. Die Konjunktur-schwäche im verarbeitenden Gewerbe griffzunehmend auf andere Wirtschaftssektorenüber und brachte eine erhebliche Verschlech-terung der Arbeitsmarktlage mit sich; dieArbeitslosenquote stieg im Dezember 2001auf den bis dahin unerreichten Stand von5,5 % an, während die Anzahl der Überstun-den drastisch fiel. Da die privaten Konsum-ausgaben und die Anlageinvestitionen der Un-ternehmen sanken, schrumpfte das gesamteBIP-Wachstum im zweiten und dritten Quar-tal 2001, was Besorgnis über ein Ansteigender uneinbringlichen Kredite sowie die Ro-bustheit des Finanzsektors im Allgemeinenhervorrief.

Auf der Preisseite verstärkte sich der Defla-tionsdruck über weite Strecken des Jahres2001, wodurch der VPI um durchschnittlich0,7 % zurückging. Vor diesem Hintergrundbeschloss die Bank von Japan im Jahresverlaufmehrfach, ihre Geldpolitik zu lockern. Vorallem änderte sie Mitte März 2001 ihr opera-tives Ziel, und zwar vom Zinssatz für unbesi-chertes Tagesgeld auf die Giroguthaben derBanken bei der Zentralbank. Des Weiteren

Page 71: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200156

Kasten 6Bestimmungsgrößen der internationalen Synchronisation des KonjunkturverlaufsEin entscheidendes Merkmal der weltweiten Konjunkturabkühlung im Jahr 2001 war der hohe Synchronisati-

onsgrad der Konjunkturverläufe in allen großen Volkswirtschaften. Stärker synchronisierte Konjunkturzyklen

sind für Wirtschaftsprognosen und die Wirtschaftspolitik von großer Bedeutung. Wenn die beobachtete

Zunahme des konjunkturellen Gleichlaufs das Ergebnis stärkerer, mit dem Globalisierungsprozess verbunde-

ner Transmissionsmechanismen zwischen den Konjunkturzyklen verschiedener Länder ist, können selbst

relativ geschlossene und große Volkswirtschaften stärker in den Sog der Entwicklungen im Ausland geraten.

In diesem Fall muss dem internationalen Umfeld bei der Beurteilung der Perspektiven eines Landes ein

wesentlich größeres Gewicht beigemessen werden. Die wichtigsten Bestimmungsfaktoren der internationalen

Synchronisation der Konjunkturzyklen sind Handelsbeziehungen, die grenzüberschreitende Diversifizierung

von Finanzanlagen, das Übergreifen von Vertrauensimpulsen sowie allgemeine Schocks.

Wirtschaftliche Interdependenz zwischen verschiedenen Ländern ist im Allgemeinen in nicht unerheblichem

Umfang auf Handelsbeziehungen zurückzuführen. Langfristig haben derartige Außenhandelsverflechtungen

traditionell an Intensität gewonnen, da sich die Handelsvolumina rascher ausgeweitet haben als die Weltpro-

duktion. Der Grad der Offenheit des Euro-Währungsgebiets beispielsweise hat sich in den vergangenen zehn

Jahren signifikant erhöht. Die Warenausfuhren in Länder außerhalb des Euroraums nahmen von 9 % des BIP

im Jahr 1991 auf über 15 % des BIP im Jahr 2000 zu. Auch die Warenimporte stiegen im selben Zeitraum von

11 % des BIP auf 16 % des BIP. Internationale Produktionsketten, die eine Bestimmungsgröße der beobachte-

ten Zunahme der Offenheit waren, haben sich zu einem bedeutsamen Faktor für die Übertragung von

Impulsen über den Handelskanal entwickelt. So ist die jüngste Verlangsamung des Wachstums in den

Vereinigten Staaten eng mit dem Einbruch der Nachfrage nach Gütern der Informations- und Kommunikations-

technologie (IKT) in den USA verknüpft; letztere sind sehr gut handelbar und ihre Herstellung verläuft über

internationale Produktionsketten. Infolgedessen griff die Konjunkturabschwächung, die im zweiten Halbjahr

2000 in den USA einsetzte, schnell auf die kleinen offenen Volkswirtschaften Südostasiens – die Hauptprodu-

zenten von IKT-Produkten und wichtige Importeure von Waren aus Drittländern, wie etwa dem Eurogebiet –

über. Bei der jüngsten Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit war der Euroraum von der Abschwächung der

US-Konjunktur nicht nur direkt über den Handel betroffen, sondern auch indirekt über Drittstaateneffekte, in

diesem Fall das Übergreifen der Konjunkturflaute in den USA auf Südostasien und andere Regionen weltweit,

die sich allerdings erst im Jahresverlauf 2001 bemerkbar machten.

Dies verdeutlicht, dass der Handelskanal die Transmission nicht in ihrer ganzen Tragweite erfasst. Vor diesem

Hintergrund hat sich die Aufmerksamkeit in jüngster Zeit stärker auf die finanziellen Verflechtungen verla-

gert. Private Haushalte, Unternehmen und institutionelle Investoren haben die grenzüberschreitende Streuung

ihrer Forderungen und Verbindlichkeiten in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet. Besonders Unter-

nehmen haben ihr Geschäft, vor allem durch Fusionen und Übernahmen, international ausgebaut, wobei die

Verkaufserlöse ausländischer Konzerngesellschaften generell einen wachsenden Anteil an den gesamten

Umsatzerlösen ausmachen. Zwischen 1980 und 2000 haben sich die Auslandsaktiva und -passiva von Ansäs-

sigen in allen größeren entwickelten Volkswirtschaften (gemessen in Prozent des BIP) mehr als verdoppelt.

Mit Ausnahme von Japan beschleunigte sich die internationale Diversifizierung der Anlagenwerte in den

Neunzigerjahren erheblich. Zum Ende des Jahres 2000 belief sich die Gesamtsumme der Auslandsforderun-

gen und -verbindlichkeiten in zahlreichen wichtigen Volkswirtschaften auf annähernd 100 % des BIP. Infolge

grenzüberschreitender Investitionen könnten sowohl Unternehmen als auch private Haushalte dem Einfluss

der Entwicklungen im Ausland direkter ausgesetzt gewesen sein. Möglicherweise aufgrund der erhöhten

grenzüberschreitenden Investitionstätigkeit ist darüber hinaus in den letzten Jahren der Verbund zwischen den

Finanzmärkten – besonders was die Aktienrenditen betrifft – enger geworden. Die Aktienkurse wirken sich

auf die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen und auf den Wohlstand der privaten Haushalte aus.

Folglich kann die Korrelation der Aktienkurse selbst potenziell ein wichtiger Transmissionskanal sein. Aus

diesem Grund könnten die finanziellen Verflechtungen bei der jüngsten Phase konjunkturellen Gleichlaufs

eine Rolle gespielt haben.

Page 72: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

57EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

gab sie bekannt, dass die neue operative Stra-tegie solange beibehalten würde, bis sich dieJahresänderungsrate des VPI (ohne leicht ver-derbliche Waren) bei 0 % oder darüber sta-bilisiert habe. Das neu definierte Ziel wurdezunächst auf 5 Billionen JPY festgesetzt, spä-ter allerdings schrittweise auf eine Spannevon 10 Billionen JPY bis 15 Billionen JPY er-höht. Überdies wurde die Höhe der Out-right-Käufe langfristiger Staatsanleihen vonmonatlich 400 Mrd JPY auf 1 Billion JPY ange-hoben. Als Folge dieser Politik wurde derZinssatz für unbesichertes Tagesgeld auf ei-nem Stand nahe null gehalten. Was die Fiskal-politik anbelangt, so verabschiedete das japa-nische Parlament im November 2001 einenNachtragshaushalt in Höhe von 3 BillionenJPY für das laufende Haushaltsjahr. Die darinvorgesehenen Maßnahmen, wie der Ausbaudes sozialen Netzes, dienten in erster Linieder Strukturreform; ein zweiter Nachtrag imUmfang von 2,6 Billionen JPY wurde AnfangJanuar 2002 beschlossen. Infolgedessen wei-tete sich das gesamtstaatliche Haushaltsdefi-zit im Jahr 2001 auf 6,4 % des BIP aus, wasgleichzeitig zu einem Anstieg der Schulden-quote auf 132 % führte.

In Asien war in vielen der aufstrebendenVolkswirtschaften eine deutlich spürbareKonjunkturflaute zu beobachten, für die derEinbruch der IKT-Exporte ausschlaggebendwar. In den kleinen offenen Volkswirtschaf-ten schwappte der Rückgang im Außenhandelmeist auf die Binnenwirtschaft über, zog ei-nen erhöhten Druck auf Unternehmen undprivate Haushalte nach sich und schwächtedamit die inländische Nachfrage. Darüber hi-naus verlangsamten sich die privaten Netto-Kapitalzuflüsse – zum Teil als Ausdruck derzunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheitund der Auswirkungen externer Entwicklun-gen – was zu einer weiteren Dämpfung derWirtschaftstätigkeit beitrug. Im Ergebnis er-fuhren diejenigen offenen Volkswirtschaften,die am stärksten vom IKT-Sektor abhängigwaren, im Jahresverlauf einen Rückgang desBIP. Die eher geschlossenen Volkswirtschaf-ten wie China und Indien erwiesen sich je-doch als recht resistent gegenüber den ex-ternen Entwicklungen und verzeichneten auf-grund beträchtlicher Inlandsinvestitionen undKonsumausgaben im Vorjahrsvergleich einsolides Wachstum des realen BIP von ge-schätzten 7,3 % bzw. 5,0 %. Vor diesem Hin-tergrund brachte das gedämpfte BIP-Wachs-

Eine gewisse Bedeutung für die Übertragung von Konjunkturzyklen kann auch Vertrauenseffekten zukom-

men. Zwar kann eine ausgeprägte Korrelation zwischen Messgrößen des Vertrauens verschiedener Länder

lediglich Ausdruck einer starken, den realwirtschaftlichen Konjunkturzyklen zugrunde liegenden Korrelation

sein, doch kann es sich dabei ebenfalls um das Ergebnis von Sogwirkungen handeln. Wenn Ansässige in

einem Land etwa das Verhalten ihrer Gegenspieler im Ausland einfach nur nachahmen, dann könnten

ungeachtet der bestehenden wirtschaftlichen Verflechtungen Vertrauenseffekte auftreten. Ein deutlicher Zu-

sammenhang zwischen dem Unternehmervertrauen in den Vereinigten Staaten und im Euro-Währungsgebiet

war in der Zeit von 1999 bis 2001 zu beobachten. Dabei wurde ein Korrelationskoeffizient von bis zu 0,8

erreicht (bei einer Zeitverzögerung von drei Quartalen gegenüber den Vereinigten Staaten), verglichen mit 0,4

im Zeitraum von 1990 bis 2001.1

Für den momentan zu beobachtenden parallelen Wachstumstrend in den wichtigsten Wirtschaftsregionen der

Welt könnten allerdings auch allgemeine Schocks ausschlaggebend sein. Seit der ersten Ölkrise Anfang der

Siebzigerjahre wurden globale Konjunktureinbrüche häufig mit den verzögerten Auswirkungen starker Öl-

preisverteuerungen in Verbindung gebracht. Dies könnte auch auf die Konjunkturabschwächung im Jahr 2001

in allen wichtigen Volkswirtschaften weltweit zutreffen, da sich die US-Dollar-Ölpreise in der Zeit von 1999

bis 2000 mehr als verdreifacht haben. Eine zuverlässige Bewertung der relativen Bedeutung der möglichen

Bestimmungsgrößen für die festgestellte Synchronisation des Konjunkturverlaufs würde jedoch soliderer

theoretischer wie auch empirischer Grundlagen bedürfen, als gegenwärtig verfügbar sind.

1 IWF: World Economic Outlook, Oktober 2001, Kasten 2.1.

Page 73: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200158

tum in der Region eine Abnahme des Inflati-onsdrucks mit sich, die durch die sinkendenÖlpreise gegen Ende des Jahres noch ver-stärkt wurde.

Im Vergleich zu anderen aufstrebenden Volks-wirtschaften meisterten die Reformländer dieweltweite Konjunkturschwäche und die Fol-gen der Terroranschläge vom 11. September2001 recht gut. In den meisten dieser Länderwurde im ersten Halbjahr ein relativ kräftigesProduktionswachstum erzielt, das erst in derzweiten Jahreshälfte 2001 mit dem Rückgangdes Exportwachstums nachließ. Unter demStrich fingen die Finanzmärkte die internatio-nalen Turbulenzen relativ erfolgreich ab, wo-rauf auch die moderate Veränderung des Ren-diteabstands bei den Staatsanleihen als Reak-tion auf die Ereignisse in Argentinien und derTürkei hindeuten. In Russland erreichte dasreale BIP-Wachstum im Jahr 2001 schätzungs-weise 5 %, nach 8,3 % im Jahr zuvor. Dieöffentlichen Finanzen und die Zahlungsbilanzdes Landes profitierten von den in der Ver-gangenheit höheren Ölpreisen, was sich ineiner beachtlichen Verringerung der Aus-landsverschuldung äußerte. Im Verlauf desJahres schwächten sich die wachstumstragen-den externen Faktoren jedoch ab, währenddie Ölpreise sanken, der reale Wechselkursaufwertete und sich die Weltkonjunktur ein-trübte.

Auch in den meisten mittel- und osteuropäi-schen Ländern begann sich das Wachstum zuverlangsamen, nachdem es im ersten Halb-jahr noch robust gewesen war. In zahlreichenLändern ebbte die Inflation ab, was unter an-derem auf eine stabilitätsorientierte Geldpo-litik und die abflauende Weltkonjunktur zu-rückzuführen war. Grund zur Sorge gab vor-wiegend eine gewisse Zunahme deröffentlichen Defizite, die nur zum Teil denstrukturellen Ausgaben im Zusammenhangmit dem Reformprozess zuzuschreiben war.In der Tschechischen Republik erreichte dasWachstum – gestützt durch eine kräftige In-landsnachfrage und umfangreiche Direktinves-titionsströme – im ersten Quartal einenHöchststand, bevor es sich in der zweitenJahreshälfte verlangsamte. Analog dazu wur-

de das Produktionswachstum in Ungarn an-fangs von der Steigerung der privaten Kon-sumausgaben getragen. Im Jahresverlauf mach-ten sich allerdings die Auswirkungen der ge-bremsten Auslandsnachfrage, die sich in einerSchwächung des exportorientierten verarbei-tenden Gewerbes und einem mäßigen Inves-titionswachstum widerspiegelte, zunehmendbemerkbar. In Polen bewirkten ungünstige in-terne Bedingungen und in der Folge eine ver-haltenere Auslandsnachfrage einen Rückgangdes Produktionswachstums auf knapp über1 % im Jahr 2001 (4 % im Vorjahr).

In der Türkei führten die schwachen wirt-schaftlichen Fundamentaldaten sowie die star-ke Anfälligkeit des Bankensektors gegen EndeFebruar 2001 zur Freigabe der türkischenLira, was den Druck auf die Preisentwicklungweiter erhöhte. In der zweiten Jahreshälfteließen die Sorgen der Marktteilnehmer überdie Tragfähigkeit der Inlandsverschuldungnicht zuletzt dank des Engagements des IWFetwas nach, worauf die deutliche Verbesserungeiniger Finanzmarktindikatoren hindeutet.

In den lateinamerikanischen Staaten schlugendie konjunkturelle Talfahrt der Weltwirt-schaft und die Ausweitung der Konjunktur-krise in Argentinien ebenfalls negativ zu Bu-che. Infolgedessen kam es nach den kräftigenZuwächsen des Vorjahrs zu einer Stagnationder Wirtschaftstätigkeit in dieser Region. InArgentinien stellte sich die finanzielle Unter-stützung durch multilaterale Organisationen,begleitet von massiven Umschuldungspro-grammen und einer restriktiven Steuerpoli-tik, als nicht geeignet heraus, der großen Un-sicherheit zu begegnen und die Abschwä-chung der Konjunktur abzuwenden. Dieseungünstigen Entwicklungen führten dazu, dassdas Land seinen Zahlungsverpflichtungen nichtmehr nachkommen konnte und das über einJahrzehnt bestehende Currency-Board-Sys-tem Anfang 2002 abgeschafft wurde. Argenti-niens Finanzkrise trug bis Oktober 2001 zurVerschlechterung der Konjunkturlage Brasili-ens bei, die – nachdem zu Beginn des Jahres2001 eine solide Wachstumsbeschleunigungzu verzeichnen gewesen war – den negativenEinflüssen des globalen Abschwungs wie auch

Page 74: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

59EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

einer ernstzunehmenden Energieverknappungim Land selbst ausgesetzt war. Zudem gingendie Direktinvestitionsströme nach Brasiliengegenüber den Rekordständen des Vorjahrsdrastisch zurück und brachten damit die An-fälligkeit des Landes für negative externeSchocks zum Ausdruck. Die mexikanischeVolkswirtschaft blieb von den Schwierigkei-ten in Südamerika relativ unberührt. Ange-sichts der Tatsache, dass Mexiko ein Netto-exporteur von Rohöl ist, kühlte die Kon-junktur allerdings als Reaktion auf dieEntwicklungen in den Vereinigten Staaten undden Rückgang der Ölpreise merklich ab.

Afrika ist der einzige wichtige Wirtschafts-raum, dessen Wachstum im Berichtsjahr stär-ker ausgeprägt war als im Jahr davor (rund4 % im Jahr 2001 gegenüber 2,8 % im Vor-jahr). Dies lässt sich im Wesentlichen mitdem Ende der Dürreperiode in den Maghreb-Staaten erklären. Da jedoch mehr als ein Drit-tel des BIP Afrikas auf die Ausfuhren entfällt,wurde die wirtschaftliche Entwicklung in die-ser Region ebenfalls von dem weltweitenKonjunktureinbruch beeinflusst. Darüber hi-naus waren die Marktbedingungen für denGroßteil der Rohstoffe (ohne Brennstoffe),von denen nicht alle eng mit dem globalenKonjunkturzyklus verzahnt sind, im Jahr 2001vergleichsweise ungünstig.

Euro im zweiten Halbjahr 2001 weitgehendstabil

Nach der spürbaren Erholung in den letztenMonaten des Jahres 2000 und Anfang 2001gab der nominale effektive Außenwert desEuro schrittweise nach und erreichte im Juni2001 eine Talsohle. Im zweiten Halbjahr zogdie gemeinsame Währung allerdings wiederan und stabilisierte sich auf einem Niveaugeringfügig über dem Durchschnitt des Jahres2000 (siehe Abbildung 20). Diese Entwick-lung vollzog sich vor dem Hintergrund der anFahrt verlierenden Weltwirtschaft und derzunehmenden Unsicherheit hinsichtlich derrelativen Wachstumsaussichten in den wich-tigsten Wirtschaftsregionen. Ende 2001 lagder nominale effektive Wechselkurs des Euro

Abbildung 20Der nominale effektiveEuro-Wechselkurs 1)

(monatliche Durchschnittswerte; Index: 1999 Q1 = 100)

Quelle: EZB.1) Angaben nach EZB-Berechnungen (siehe den Aufsatz im

Monatsbericht April 2000). Ein Anstieg des Index bedeuteteine Aufwertung des Euro. Die horizontale Linie gibt denDurchschnittswert für den dargestellten Zeitraum an (Janu-ar 1994 bis Dezember 2001).

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 200180828486889092949698

100102104106108110

80828486889092949698100102104106108110

insgesamt gut 2 % unter dem Niveau zu Be-ginn des Jahres, jedoch mehr als 1½ %über dem Durchschnitt im Jahr 2000. Am5. März 2002, dem Redaktionsschluss desvorliegenden Jahresberichts, hatte der nomi-nale effektive Wechselkurs des Euro gegen-über dem Durchschnittswert im Jahr 2001um 1,1 % abgewertet. Die um die Unterschie-de in der Preis- und Arbeitskostenentwick-lung zwischen dem Euroraum und seinenwichtigsten Handelspartnern bereinigte Ent-wicklung des realen effektiven Wechselkur-ses verlief weitgehend analog zu der des no-minalen Index.

Gegen Ende 2000 und zu Beginn 2001 legteder Euro inmitten deutlicher Anzeichen füreine unmittelbar bevorstehende konjunktu-relle Eintrübung in den Vereinigten Staatengegenüber dem US-Dollar zu. In der Folgewertete er jedoch über weite Strecken desersten Halbjahres gegenüber dem US-Dollarab und erreichte am 6. Juli 2001 einen Tief-stand von 0,8384 USD. Diese Entwicklungscheint an die Veröffentlichung einer Reihevon Daten gekoppelt gewesen zu sein, die

Page 75: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200160

sowohl auf eine Abschwächung des Wachs-tums im Eurogebiet hindeuteten als auch aufdie an den Finanzmärkten vorherrschendeEinschätzung, dass sich die US-Wirtschaft ra-scher beleben würde als die Wirtschaft desEuroraums. Da die Aussichten für eine schnel-le Erholung der US-Konjunktur im August2001 zu schwinden begannen, gewann derEuro gegenüber der amerikanischen Währungan Wert, eine Entwicklung, die sich ange-sichts der weltweiten Risikoscheu im Gefolgeder tragischen Ereignisse vom 11. Septemberkurzfristig noch verstärkte. Als die Ungewiss-heit in den folgenden Monaten abklang, fes-tigte sich der Euro auf einem geringfügig nied-rigeren Niveau. Am Ende des Jahres 2001notierte der Euro bei 0,88 USD und damitknapp 6½ % unter dem Stand zu Beginn desJahres sowie gut 4½ % unter seinem Durch-schnitt im Jahr 2000. Am 5. März wurde derEuro mit 0,87 USD 3,1 % unter seinemDurchschnitt im Berichtsjahr gehandelt.

Gegenüber dem japanischen Yen wertete derEuro in der Beobachtungsperiode auf. Überden größten Teil der ersten Jahreshälfte wur-de er annähernd auf dem Stand gehandelt,den er nach seiner starken Aufwertung ge-genüber der japanischen Währung im Schluss-quartal 2000 erreicht hatte. Im Mai 2001 ge-riet der Euro zeitweilig unter einen gewissenAbwertungsdruck, der vorwiegend eine Re-aktion auf sich erhärtende Angaben über dasAusmaß des Konjunkturabschwungs im Euro-raum darstellte. Im Verlauf des Sommers tru-gen die sich verschlechternden Geschäftsbe-dingungen in Japan allerdings zum Wiederan-stieg des Euro auf ein Niveau, wie es zuJahresbeginn verzeichnet wurde, bei. Von Sep-tember bis November 2001 notierte der Euroum einen Durchschnittswert von 108,95 JPY,bis er angesichts einer weiteren Verschlech-terung der Wirtschaftslage in Japan gegenEnde des Jahres kräftig zulegte. Am 28. De-zember stand der Euro bei 115,33 JPY undlag damit 6½ % über dem Niveau zu Jahres-beginn und annähernd 16 % über dem Durch-schnitt des Jahres 2000. Am 5. März wurdeder Euro mit 114,46 JPY, d. h. 5,3 % überdem Durchschnitt des Berichtsjahres, gehan-delt.

Die Entwicklung des Euro gegenüber demSchweizer Franken war im Jahresverlauf 2001,zumindest aber bis September, weitgehenddurch Stabilität gekennzeichnet. Die Terror-anschläge in den Vereinigten Staaten lösteneine Aufwertung dieser Währung im Ver-gleich zum Euro aus, vermutlich veranlasstdurch das Bestreben, sichere Häfen anzusteu-ern. Bis zum Jahresende 2001 hatte sich derEuro gegenüber dem Schweizer Franken nurteilweise erholt und notierte am 5. März bei1,48 CHF.1

Leistungsbilanzdefizit im Jahr 2001rückläufig

Die Leistungsbilanz des Euro-Währungsge-biets wies im Berichtsjahr ein Defizit von9,3 Mrd € aus, verglichen mit 70,1 Mrd € imJahr davor (alle Angaben beziehen sich aufdie zwölf Euro-Länder). Ausschlaggebend fürdiesen Rückgang war vor allem ein Anstiegdes Warenhandelsüberschusses von11,7 Mrd € im Jahr 2000 auf 74,1 Mrd € imJahr 2001; parallel dazu kam es bei denDienstleistungen im selben Zeitraum zu einerUmkehr des Defizits (5,2 Mrd €) in einenÜberschuss (1,5 Mrd €). Dies wurde im Jahr2001 gegenüber dem Vorjahr nur teilweisedurch einen Anstieg des Defizits bei den Er-werbs- und Vermögenseinkommen von10,2 Mrd € auf 37,7 Mrd € ausgeglichen. DasDefizit bei den laufenden Übertragungen bliebnahezu konstant.

Obgleich das Volumen sowohl der Waren-einfuhren als auch der Warenausfuhren überdas Jahr hinweg infolge der geringeren Nach-frage aus dem Ausland und dem Eurogebietzurückging (im Einzelnen dazu siehe Kas-ten 7), stellte sich der Rückgang bei denImporten als etwas ausgeprägter dar underklärt den Anstieg des Warenhandels-überschusses zumindest teilweise (sieheAbbildung 21). Nach einer Zunahme von20,3 % im Jahr 2000 sanken die Einfuhrpreise

1 Die Entwicklung des Euro gegenüber der dänischen und derschwedischen Krone sowie dem Pfund Sterling ist in Kapitel IVdargestellt.

Page 76: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

61EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Kasten 7Entwicklung der Handelsvolumina des Euro-Währungsgebiets seit der Asienkrise

Nach einem kräftigen Wachstum in den ersten sechs Monaten des Jahres 2000 begann das saisonbereinigte

Volumen der Wareneinfuhren aus Ländern außerhalb des Euroraums im Schlussquartal desselben Jahres

abzuflachen, während sich das Volumen der Warenausfuhren in Länder außerhalb des Eurogebiets im ersten

Quartal 2001 zu verringern begann. Letzteres nahm allerdings nicht so stark ab wie das Volumen der Exporte

innerhalb des Euro-Währungsgebiets (die, von einer statistischen Abweichung abgesehen, den Einfuhren aus

Ländern des Euroraums entsprechen). Um das Ausmaß des Außenhandelsrückgangs in der Zeit 2000/2001 zu

analysieren, werden hier die Handelsentwicklungen während der Asienkrise von 1998 zum Vergleich heran-

gezogen. Die Schwächeperiode der Jahre 2000/2001 scheint auf einem Rückgang der inländischen und auch

der ausländischen Nachfrage zu beruhen, denn es ging sowohl das Volumen der Exporte in Länder innerhalb

wie auch außerhalb des Euroraums zurück. Die Asienkrise hingegen stellte lediglich einen externen Schock

dar, obgleich sie offenbar zu einer auf Dauer höheren Importdurchdringung des Eurogebiets durch einige

asiatische Länder geführt hat; das Ausfuhrvolumen der Euro-Länder in mehrere Länder Asiens blieb hingegen

unter dem Niveau von 1997.

Die jüngsten Entwicklungen im Handel mit Ländern innerhalb bzw. außerhalb des Eurogebiets inRelation zur Asienkrise

In der Zeit von Anfang 1997 bis Mitte 2000 zog das saisonbereinigte Volumen der Warenimporte aus Ländern

außerhalb wie auch innerhalb des Euroraums kräftig an, während das Volumen der Warenausfuhren in Länder

außerhalb des Eurogebiets in der zweiten Hälfte des Jahres 1998 zurückging, bevor es sich im Jahr darauf

spürbar erholte. Die Exporte in Länder außerhalb des Euroraums wurden also von der Asienkrise merklich

beeinflusst, während der Handel innerhalb des Euro-Währungsgebiets sowie die Einfuhren aus Ländern

außerhalb des Euroraums weitgehend von dem Abschwung im Jahr 1998 verschont blieben.

Volumen der Exporte in Länderaußerhalb und innerhalb des Euroraumssowie Importe aus Ländern außerhalbdes Euroraums(Index: 1995 = 100; gleitender Dreimonatsdurchschnitt)

Quellen: Eurostat und EZB.Anmerkung: Alle Angaben auf Basis von Monatsergebnissenund saisonbereinigt.

1997 1998 1999 2000 200190

100

110

120

130

140

150

90

100

110

120

130

140

150

Exporte in Länder innerhalb des EuroraumsImporte aus Ländern außerhalb des EuroraumsExporte in Länder außerhalb des Euroraums

1997 1998 1999 2000 200190

100

110

120

130

140

150

90

100

110

120

130

140

150

ExportvolumenAuslandsnachfrageExportanteil

Volumen der Exporte in Länderaußerhalb des Euroraums, Auslandsnach-frage und Exportanteil(Index: 1995 = 100)

Quellen: Eurostat und EZB.Anmerkung: Alle Angaben sind quartals- und saisonbereinigt.Der Exportanteil entspricht dem Volumen der Exporte in Län-der außerhalb des Euroraums geteilt durch die Auslands-nachfrage.

Page 77: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200162

Im vierten Quartal 2000 begann sich das Volumen der Einfuhren aus Ländern außerhalb des Eurogebiets zu

verringern. Der Rückgang des Volumens der Ausfuhren in Länder außerhalb des Euroraums setzte dagegen

etwas später, nämlich im ersten Quartal 2001, ein (siehe Abbildung zum Volumen der Exporte und Importe

aus Ländern bzw. in Länder außerhalb und innerhalb des Euro-Währungsgebiets). Auffällig ist, dass die

Verringerung der Ausfuhren in Länder außerhalb des Euroraums in der Phase 2000/2001 im Vergleich zur

Asienkrise verhältnismäßig gering ist, obwohl die Verlangsamung der Auslandsnachfrage in genau dieser Zeit

in relativer Betrachtung stärker ausgeprägt war (siehe Abbildung zum Volumen der Exporte in Länder

außerhalb des Eurogebiets, zur Auslandsnachfrage und zum Exportanteil). Wenngleich der Rückgang im

Volumen der Exporte in Länder außerhalb des Eurogebiets während der Asienkrise zum Teil offenbar auch

auf die Aufwertung der nationalen Währungseinheiten des Euro zurückzuführen war, ging die Verringerung

der Ausfuhren in Länder außerhalb des Euroraums im Jahr 2001 trotz des vergleichsweise niedrigen Niveaus

des effektiven Euro-Wechselkurses vonstatten und scheint weitgehend der Abkühlung der Weltkonjunktur

zuzuschreiben zu sein. Zudem stieg der Exportmarktanteil des Euro-Währungsgebiets im Beobachtungszeit-

raum marginal an.

Die rückläufige Entwicklung bei den Ausfuhren innerhalb des Eurogebiets im Zeitraum 2000/2001 fiel

geringfügig kräftiger aus als bei den Exporten in Länder außerhalb des Euroraums. Die Situation unterscheidet

sich in der Tat deutlich von der Asienkrise, als das Volumen der Exporte in Länder außerhalb des Eurogebiets

geradezu einbrach, während die Ausfuhren innerhalb des Euro-Währungsgebiets weiter zunahmen. Dement-

sprechend scheint der Abschwung in der Zeit 2000/2001 relativ gesehen stärker um sich gegriffen zu haben,

da er offenbar auf einer Verlangsamung sowohl der inländischen als auch der ausländischen Nachfrage

beruhte, während die Asienkrise in erster Linie einen externen Schock darstellte.

Entwicklung des Handels mit Partnerländern außerhalb des Euroraums seit der Asienkrise

Wenn man das Handelsvolumen der Jahre 2000/2001 mit dem nach der Asienkrise vergleicht, dann erscheint

es sinnvoll, die Entwicklung des Handels mit Ländern außerhalb des Euroraums in zwei Bereiche aufzuglie-

dern: in den Handel mit den Vereinigten Staaten einerseits und mit wichtigen Handelspartnern Asiens (ohne

Japan) andererseits. Die Abbildung hierzu zeigt, dass das Volumen der Ausfuhren aus den Euro-Ländern in

die hier berücksichtigten asiatischen Länder in der Zeit nach der Asienkrise spürbar zurückging. Es waren

jedoch nicht alle Länder in gleichem Umfang betroffen. Während die Exporte des Euroraums nach China

etwas nachließen, sich dann aber rasch erholten, waren die Ausfuhren in die ASEAN-Staaten und Südkorea

über einen längeren Zeitraum hinweg konstant rückläufig und kehrten auch nicht wieder auf dasselbe Niveau

wie vor der Krise zurück. Maßgeblich hierfür waren vermutlich sowohl die Wettbewerbseffekte als auch die

anhaltendere Abflachung der Inlandsnachfrage in den ASEAN-Staaten, während die Nachfrage in China im

gesamten Zeitraum robuster blieb. So stieg das Volumen der Ausfuhren aus den Euro-Ländern nach China

zwischen Juli 1997 und Juli 2001 um 41 % an, während die Exporte in die ASEAN-Staaten im selben

Zeitraum um 13 % sanken. Die Abbildung hierzu verdeutlicht ebenfalls, dass sich die Ausfuhren in die

Vereinigten Staaten bis Januar 2001 in raschem Tempo beschleunigten und sich seit 1997 nahezu verdoppel-

ten, was teilweise als Ausdruck des kräftigen BIP-Wachstums der vergangenen Jahre in den USA zu werten

ist. Angesichts der Tatsache, dass die Vereinigten Staaten einer der wichtigsten Exportmärkte des Eurogebiets

sind, haben die Ausfuhren in die USA seit 1997 offensichtlich einen überproportional großen Anteil des

Exportwachstums im Euro-Währungsgebiet ausgemacht; entsprechend lässt sich auch ein Großteil des im Jahr

2001 verzeichneten Rückgangs im Volumen der Ausfuhren in Länder außerhalb des Euroraums erklären, der

den wirtschaftlichen Abschwung in den Vereinigten Staaten nachvollzieht.

Vergleicht man die Importentwicklung in jüngster Zeit mit jener in der Zeit nach der Asienkrise, dann zeigt

sich, dass das Volumen der Einfuhren aus vielen Ländern Asiens in Relation zu dem der übrigen Länder

außerhalb des Euroraums nach 1997 in erheblich rascherem Tempo zugelegt hat (siehe Abbildung). Tatsäch-

lich stieg das Volumen der Importe aus China und Südkorea in dieser Phase um über 100 % an, was im Falle

Page 78: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

63EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

von Südkorea vor allem auf Wettbewerbseffekte infolge niedrigerer Einfuhrpreise (in Euro) – sie waren trotz

der Abwertung des Euro seit seiner Einführung hinter ihrem Stand von 1997 zurückgeblieben – zurückzufüh-

ren sein dürfte. Im Fall von China ist der Anstieg des Importvolumens aller Wahrscheinlichkeit nach an ein

verhältnismäßig hohes Niveau der ausländischen Direktinvestitionen geknüpft.

Die dargelegten Entwicklungen im Bereich der Ein- und Ausfuhren hatten eine Veränderung des relativen

Anteils Asiens und der Vereinigten Staaten am Handel mit dem Euro-Währungsgebiet zur Folge. Zwischen

1996 und 2000 fiel der Anteil der Ausfuhren des Eurogebiets nach Asien beispielsweise von rund 22 % auf

knapp 19 %, während sich der Anteil der Exporte in die Vereinigten Staaten von etwa 13 % auf gut 17 %

erhöhte. Im selben Zeitraum weitete sich der Anteil der Einfuhren aus Asien von ungefähr 24 % auf knapp

über 27 % aus, während der Anteil der Importe aus den Vereinigten Staaten auf nahezu unverändertem Niveau

verharrte. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Asienkrise den bereits bestehenden Aufwärtstrend im

Hinblick auf die Importdurchdringung des Euroraums durch Länder wie China und Südkorea wohl verstärkt

hat, während das Volumen der Ausfuhren aus dem Euroraum in mehrere asiatische Länder unter dem Stand

von 1997 blieb. Zu dieser Entwicklung kam es trotz der preislichen Wettbewerbsvorteile des Euroraums, die

sich aus einer Abwertung des Euro seit 1999 ergeben hatten.

in den ersten zehn Monaten des Folgejahrsum 9,9 %. Entscheidend hierfür war in ersterLinie die Entwicklung der Ölpreise, die von17,1 € pro Barrel im Jahr 1999 auf 31,0 € jeBarrel ein Jahr später anstiegen, um dann auf27,8 € pro Barrel im Jahr 2001 zurückzuge-hen.

Die Aufschlüsselung der Ausfuhren in Länderaußerhalb des Euroraums nach Warengrup-pen lässt darauf schließen, dass die Verringe-rung der Exportvolumina bei den Konsumgü-tern etwas früher einsetzte als bei den Vor-leistungs- und Investitionsgütern. Bei denVorleistungsgütern war die rückläufige Ent-

Volumen der Exporte des Euroraums indie Vereinigten Staaten, China, Südkoreaund die ASEAN-Staaten(Index: 1995 = 100; gleitender Dreimonatsdurchschnitt)

Quellen: Eurostat und EZB.Anmerkung: Alle Angaben auf Basis von Monatsergebnissenund saisonbereinigt. Die ASEAN-Staaten sind: Brunei Darus-salam, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar,Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.

Volumen der Importe des Euroraums ausden Vereinigten Staaten, China, Südkoreaund den ASEAN-Staaten(Index: 1995 = 100; gleitender Dreimonatsdurchschnitt)

Quellen: Eurostat und EZB.Anmerkung: Alle Angaben auf Basis von Monatsergebnissenund saisonbereinigt.

1997 1998 1999 2000 2001406080

100120140160180200

406080100120140160180200

Vereinigte StaatenASEAN-StaatenChinaSüdkorea

1997 1998 1999 2000 2001406080

100120140160180200220240

406080100120140160180200220240

Vereinigte StaatenASEAN-StaatenChinaSüdkorea

Page 79: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200164

Abbildung 21Saldo der Leistungsbilanz sowie Warenhandel und Dienstleistungsverkehrim Euroraum(Mrd €; saisonbereinigt)

Quelle: EZB.Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die zwölf Euro-Länder. Salden über zwölf Monate kumuliert.

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q41998 1999 2000 2001

-80-60-40-20

020406080

100120

70

80

90

100

110

120

Saldo der Leistungsbilanz (linke Skala)Saldo des Warenhandels und der Dienstleistungen (linke Skala)Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen (rechte Skala)Einfuhr von Waren und Dienstleistungen (rechte Skala)

Abbildung 22Handelsindizes für den Exportvon Konsum-, Vorleistungs- undInvestitionsgütern in Länderaußerhalb des Euroraums(Index: 1995 = 100; nicht saisonbereinigt; gleitender Zwölf-monatsdurchschnitt)

Quellen: Eurostat und EZB-Berechnungen auf Basis von Euro-stat-Angaben.Anmerkung: Alle Angaben beziehen sich auf die zwölf Euro-Länder; die letzten Angaben wurden für Oktober 2001 ermittelt.

1999 2000 2001110

115

120

125

130

135

140

145

110

115

120

125

130

135

140

145

InsgesamtInvestitionsgüterVorleistungsgüterKonsumgüter

wicklung im Vergleich zu den beiden anderenKategorien erkennbar stärker ausgeprägt (sie-he Abbildung 22).

Wie aus Abbildung 23 hervorgeht, nahmensowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben

bei den Erwerbs- und Vermögenseinkommenim zweiten Halbjahr überwiegend infolge derglobalen Konjunkturabschwächung und desdaraus resultierenden Ertragsrückgangs ab.Die Einnahmen sanken jedoch stärker als dieAusgaben und schlugen sich damit im Be-richtsjahr in einem Anstieg des Defizits beiden Erwerbs- und Vermögenseinkommen nie-der.

Nettokapitalabflüsse bei den Direkt-investitionen und Wertpapieranlagenzusammengenommen rückläufig

Im Jahr 2001 waren die Nettokapitalabflüssebei den Direktinvestitionen und Wertpapier-anlagen zusammengenommen um 53,0 Mrd €niedriger als im Vorjahr (87,6 Mrd €, sieheAbbildung 24). Dieser Rückgang der Netto-kapitalabflüsse war weitgehend eine Folge derUmkehr bei den Wertpapieranlagen von um-fangreichen Nettokapitalabflüssen im Jahr2000 (102,8 Mrd €) zu Nettokapitalzuflüssenim Jahr darauf (40,9 Mrd €). Er wurde nurteilweise durch eine Umkehr der Nettodi-rektinvestitionen von Nettokapitalzuflüssenim Jahr 2000 (15,2 Mrd €) in Nettokapitalab-flüsse im Jahr 2001 (93,9 Mrd €) ausgegli-chen. Die Entwicklungen im Berichtsjahr müs-sen vor dem Hintergrund einer gegenüber

Page 80: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

65EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Abbildung 23Erwerbs- und Vermögenseinkommen im Euroraum(Mrd €; saisonbereinigt)

Quelle: EZB.Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die zwölf Euro-Länder. Saldo über zwölf Monate kumuliert.

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q41998 1999 2000 2001

-50-45-40-35-30-25-20-15-10-50

10

15

20

25

30

35

Saldo Erwerbs- und Vermögenseinkommen (linke Skala)Einnahmen Erwerbs- und Vermögenseinkommen (rechte Skala)Ausgaben Erwerbs- und Vermögenseinkommen

Jan. März Mai Juli Sept. Nov.Febr. April Juni Aug. Okt. Dez.

-160

-140

-120

-100

-80

-60

-40

-20

0

-160

-140

-120

-100

-80

-60

-40

-20

0

2000 2001

Abbildung 24Nettokapitalströme des Euroraums inden Jahren 2000 und 2001(Mrd €; Nettodirektinvestitionen und -wertpapieranlagen zusam-mengenommen; Angaben kumuliert)

Quelle: EZB.Anmerkung: Eine positive (negative) Zahl zeigt einen Netto-zufluss (-abfluss) an.

dem Vorjahr drastischen Verringerung derFusions- und Übernahmeaktivitäten gesehenwerden, die häufig im Wege des Aktientau-sches abgewickelt wurden und zu Direktin-vestitionsströmen aus dem Ausland sowieMittelabflüssen bei den Wertpapierinvestitio-nen geführt hatten. Die Nettokapitalabflüssebei den Direktinvestitionen standen im Jahr2001 hingegen überwiegend im Zeichen vonKrediten zwischen verbundenen Unterneh-men, welche unter anderem einmalige Kos-ten von Unternehmen im Euroraum für dieUmstrukturierung zuvor übernommener Be-teiligungsgesellschaften im Ausland abbildenkönnten. Maßgeblich für die bei den Wertpa-pierinvestitionen im Berichtsjahr beobachte-te Umkehr zu Nettokapitalzuflüssen war einsignifikanter Anstieg der Nettokapitalzuflüssebei den Dividendenwerten, der möglicher-weise auf internationale Portfolioumschich-tungen aufgrund der sich eintrübendenWachstumsperspektiven in den VereinigtenStaaten zurückzuführen war. Umgekehrt wur-den bei den Schuldverschreibungen im Jahr2001 umfangreiche Nettokapitalabflüsse ver-bucht. Diese Entwicklung stand offenbar vorallem mit der Erwartung von Kapitalerträgenaufgrund einer erwarteten deutlichen Zins-senkung in den Vereinigten Staaten in Zu-sammenhang.

Die Zahlungsbilanz des Euro-Währungsge-biets weist seit 1999 ein Leistungsbilanzdefi-zit in Verbindung mit umfangreichen Netto-kapitalabflüssen bei den Direktinvestitionenund Wertpapieranlagen auf. Entscheidend fürdie Zahlungsbilanzfinanzierung waren diekurzfristigen Transaktionen der MFIs im Eu-rogebiet (ohne Eurosystem). Die Netto-Ver-mögensposition der MFIs im Eurogebiet (ohne

Page 81: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200166

Eurosystem) gegenüber dem Ausland verbes-serte sich allerdings im Jahresverlauf 2001,als die Netto-Vermögensposition der MFIs

im Euroraum (ohne Eurosystem) von-162,6 Mrd € im Jahr 2000 auf -3,8 Mrd € imFolgejahr zurückging.

Page 82: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

67EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Page 83: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Frankreich: Reinigung einer Druckplatte in der Banknotendruckerei der

Banque de France, Chamalières

Page 84: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel II

Zentralbankoperationen

Page 85: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200170

1 Durchführung der Geldpolitik

1.1 Überblick

Das geldpolitische Instrumentarium für dieDurchführung der gemeinsamen Geldpolitikhat sich im Jahr 2001 bestens bewährt; diedurchweg guten Erfahrungen seit Beginn derWährungsunion bestätigten sich auch im Be-richtsjahr. Neuerungen gab es außer durchden Beitritt Griechenlands zum Euroraum am1. Januar 2001 nur in sehr begrenztem Aus-maß. Am grundsätzlichen Konzept (den dreiHauptkomponenten Offenmarktgeschäfte,ständige Fazilitäten und Mindestreserven) so-wie an den Umsetzungsmodalitäten (dezent-rale Durchführung und Abwicklung der geld-politischen Geschäfte durch die NZBen) hatsich somit nichts geändert. Eine umfassendeDarstellung des geldpolitischen Instrumenta-riums findet sich in der Publikation „Die ein-heitliche Geldpolitik in Stufe 3 – AllgemeineRegelungen für die geldpolitischen Instrumen-te und Verfahren des Eurosystems“ vom De-zember 2000.

Die wichtigste Kategorie der Offenmarktge-schäfte sind die Hauptrefinanzierungsgeschäf-te; sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Li-quiditätssteuerung und signalisieren den geld-politischen Kurs. Vom Januar 1999 bis zum20. Juni 2000 wurden diese Geschäfte imMengentenderverfahren abgewickelt, seitherwerden sie als Zinstender mit einem Min-destbietungssatz ausgeschrieben. Zum über-wiegenden Teil läuft die Refinanzierung desBankensektors über diesen Kanal, d. h. überregelmäßige liquiditätszuführende Transakti-onen, die wöchentlich im Standardtenderver-fahren durchgeführt werden und in der Regelauf zwei Wochen befristet sind. Daneben tä-tigt das Eurosystem einmal pro Monat länger-fristige Refinanzierungsgeschäfte mit einerLaufzeit von drei Monaten, um dem Banken-sektor die Möglichkeit zur längerfristigen Mit-telbeschaffung zu bieten. Zusätzlich zu denregelmäßigen Offenmarktgeschäften führtedas Eurosystem im Jahr 2001 zwei Feinsteue-rungsoperationen und zwei strukturelle Ope-rationen in Form von befristeten Transaktio-nen durch.

Die zwei ständigen Fazilitäten, die das Euro-system anbietet – die Spitzenrefinanzierungs-fazilität und die Einlagefazilität – sind für dieBereitstellung bzw. Abschöpfung von Liquidi-tät bis zum nächsten Geschäftstag konzipiert.Sie signalisieren den geldpolitischen Kurs, undihre Zinssätze bilden die Ober- bzw. Unter-grenze für den Tagesgeldsatz.

Darüber hinaus schreibt das Eurosystem denKreditinstituten die Haltung von Mindestre-serven in Höhe von 2 % des Wertes bestimm-ter kurzfristiger Verbindlichkeiten vor. Mitder Mindestreservepflicht wird die Stabilisie-rung der kurzfristigen Geldmarktzinsen unddie Verstärkung des strukturellen Liquiditäts-defizits des Bankensystems gegenüber demEurosystem bezweckt. Zur Stabilisierung derGeldmarktzinsen trägt das Mindestreserve-system insofern bei, als das Mindestreserve-Soll lediglich im Durchschnitt der einmonati-gen Erfüllungsperiode erreicht werden muss.Daraus ergibt sich ein signifikanter Glättungs-effekt im Hinblick auf die Entwicklung derGeldmarktsätze innerhalb der einzelnen Er-füllungsperioden. Im Normalfall kann so dasEurosystem außerdem seine Offenmarktakti-vitäten auf die regelmäßigen Hauptrefinanzie-rungsgeschäfte sowie die längerfristigen Refi-nanzierungsgeschäfte beschränken. Da dieMindestreserveguthaben zum durchschnittli-chen marginalen Zuteilungssatz verzinst sind,mit dem die Hauptrefinanzierungsgeschäftedes Eurosystems in der betreffenden Erfül-lungsperiode abgewickelt wurden, erwachsenden Banken zudem keine nennenswerten Kos-ten aus der Mindestreservepflicht.

Bei der Steuerung der Liquiditätsversorgungdes Euroraums setzt das Eurosystemvornehmlich beim Interbankenhandel mit denZentralbankguthaben an, welche die im Euro-raum ansässigen Kreditinstitute zwecks Erfül-lung ihrer Mindestreservepflicht auf Girokon-ten beim Eurosystem halten. Die Guthaben-höhe ergibt sich aus dem Nettoliquiditäts-zufluss im Rahmen der geldpolitischen Ge-schäfte und dem Liquiditätsabfluss aufgrundder so genannten autonomen Faktoren. Das

Page 86: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

71EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Abbildung 25Liquiditätsfaktoren und Inanspruchnahme der ständigen Fazilitäten im Euroraumim Jahr 2001

Mrd € Mrd €

Spitzenrefinanzierungsfazilität Einlagefazilität

Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.

40

60

80

100

120

140

160

180

200

40

60

80

100

120

140

160

180

200

-15

-10

-5

0

5

10

15

-15

-10

-5

0

5

10

15

Guthaben auf GirokontenAutonome FaktorenMindestreserve-Soll

20. Februar: 33,521. Februar: 25,0

23. Oktober: 19,3

Ständige Fazilitäten

Page 87: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200172

sind jene Posten in der Zentralbankbilanz,deren Höhe von den geldpolitischen Geschäf-ten unbeeinflusst bleibt; dazu zählen der Bank-notenumlauf, die Einlagen der öffentlichenHaushalte, schwebende Verrechnungen unddie Nettoposition des Eurosystems in Fremd-währung.

Im Jahr 2001 schwankte die Höhe der auto-nomen Faktoren zwischen 51,1 Mrd € und142,6 Mrd € um einen Durchschnittswertvon 94,1 Mrd € (siehe Abbildung 25). Ge-genüber dem Jahresdurchschnitt 2000 bedeu-tet dies einen Rückgang von 9,0 Mrd € undzugleich eine Verringerung des Liquiditäts-defizits des Bankensektors gegenüber demEurosystem um eben diesen Wert. Der rück-läufige Trend bei den autonomen Faktorenist auf den Rückgang des Banknotenumlaufsim Vorfeld der Euro-Bargeldeinführung zu-rückzuführen. Die Schwankungsbreite war beiden Einlagen der öffentlichen Haushalte beiden Notenbanken am größten; hier betrugdie Standardabweichung der täglichen Verän-derungen 4,3 Mrd €, verglichen mit 1,1 Mrd €beim Banknotenumlauf und 1,5 Mrd € bei derNettoposition des Eurosystems in Fremdwäh-rung.

Das geldpolitische Instrumentarium des Eu-rosystems ermöglicht einem großen Kreis vonGeschäftspartnern die Teilnahme an den geld-politischen Geschäften. Im Prinzip kann jedesmindestreservepflichtige Kreditinstitut dieständigen Fazilitäten nutzen und an den imStandardtenderverfahren abgewickelten Of-fenmarktgeschäften teilnehmen. Im Sinne ei-ner effizienten Durchführung der geldpoliti-schen Geschäfte ist allerdings Voraussetzung,dass die Geschäftspartner die allgemeinen Zu-lassungsbedingungen sowie sämtliche vom Eu-rosystem vertraglich oder normativ festge-legten verfahrenstechnischen Kriterien erfül-len. Ende Dezember 2001 stand die Einlage-fazilität 3 409 der 7 219 mindestreservepflich-tigen Kreditinstitute im Euroraum zur Verfü-gung, die Spitzenrefinanzierungsfazilität 3 065Instituten. An den als Standardtender ausge-schriebenen Offenmarktgeschäften konntensich 2 454 Kreditinstitute beteiligen, währendzu den Feinsteuerungsoperationen ein ausge-

wählter Kreis von 141 Instituten zugelassenwar. Gegenüber dem Stand zum Jahresende2000 ist die Zahl der mindestreservepflichti-gen Kreditinstitute in erster Linie infolge derKonsolidierung im Bankensektor um 302 zu-rückgegangen.

1.2 Die Hauptrefinanzierungsgeschäfte

Im Jahr 2001 führte das Eurosystem 52 Haupt-refinanzierungsgeschäfte durch. Über diesenKanal wurden 73 % der insgesamt im Rahmender regelmäßigen Offenmarktgeschäfte zuge-teilten Mittel bereitgestellt. Die Hauptrefi-nanzierungsgeschäfte wurden als Zinstendermit einem Mindestbietungssatz ausgeschrie-ben und nach dem amerikanischen Zuteilungs-verfahren abgewickelt. Bei diesem Verfahrenwerden alle Gebote über dem marginalen Zu-teilungssatz (dem niedrigsten berücksichtig-ten Zinssatz) zum jeweiligen Bietungssatz vollzugeteilt, während Gebote zum marginalenZuteilungssatz anteilmäßig berücksichtigt wer-den. Im Berichtsjahr wurden zwischen5 Mrd € und 172 Mrd € (durchschnittlich79 Mrd €) zugeteilt. Das Verhältnis derabgegebenen Gebote zur Zuteilungsmengelag bei einer Quote von 1,0 bis 16,7 und imDurchschnitt bei 1,9.

Aufgrund der Dynamik des Zinstenderverfah-rens können die Zuteilungssätze (d. h. dermarginale Zuteilungssatz und der gewichteteDurchschnittssatz) höher als der Mindestbie-tungssatz sein. Im Jahr 2001 betrug die durch-schnittliche Differenz zwischen dem margina-len Zuteilungssatz und dem Mindestbietungs-satz bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften2,3 Basispunkte. Der Unterschied zwischendem gewichteten Durchschnittssatz und demmarginalen Zuteilungssatz machte hingegen imSchnitt nur 1,4 Basispunkte aus. Diese engeSpanne deutet darauf hin, dass die Geschäfts-partner das Niveau des marginalen Zu-teilungssatzes bei Hauptrefinanzierungsge-schäften in der Regel relativ gut einschätzenkonnten und die Gebote der einzelnen Ge-schäftspartner generell wenig gestreut wa-ren. Ein Vergleich des Bietungsverhaltens beiden Hauptrefinanzierungsgeschäften im Jahr

Page 88: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

73EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

2001 mit jenem im zweiten Halbjahr 2000verdeutlicht den Einfluss der Zinserwartun-gen auf die Zuteilungssätze: Im Jahr 2000 wur-de immer wieder mit Leitzinserhöhungen ge-rechnet, was zur Folge hatte, dass die Geld-marktsätze – und damit die Bietungs- und dieZuteilungssätze – tendenziell deutlich überdem Mindestbietungssatz lagen. Hingegen wardas Jahr 2001 von Zinssenkungserwartungengeprägt, weshalb die Marktsätze tendenziellnahe beim Mindestbietungssatz oder sogardarunter lagen (siehe Abbildung 26). Infolge-dessen wichen die Bietungssätze kaum vomMindestbietungssatz ab; dabei kam es oft vor,dass der marginale Zuteilungssatz mit demMindestbietungssatz identisch war.

Unter dem Eindruck vorherrschender Zins-senkungserwartungen kam es im Jahr 2001auch zu einer Verkleinerung des durchschnitt-lichen Bieterkreises bei den Hauptrefinanzie-rungsgeschäften des Eurosystems (siehe Ab-bildung 26). Verglichen mit dem zweiten Halb-jahr 2000 schrumpfte die Anzahl der Bieterim Berichtsjahr um 36 % auf durchschnittlich410, wobei sich mindestens 201 und

höchstens 658 Geschäftspartner beteiligten.Neben der Zinserwartung waren u. a. folgen-de Faktoren für die rückläufige Tendenz beider Beteiligung an Hauptrefinanzierungsge-schäften maßgeblich: der Konsolidierungspro-zess unter den Banken des Euroraums, diezunehmende Konzentration des Treasury-Ma-nagements innerhalb der einzelnen Banken-konzerne und die größere Effizienz auf demInterbankenmarkt, die den Bedarf an Refinan-zierung direkt bei der Zentralbank tenden-ziell reduziert.

Rechnen die Geschäftspartner stark mit ei-ner Zinssenkung, so kann dies abgesehen voneiner Verringerung der Zuteilungssätze unddes Bieterkreises zu einem Unterbietungs-phänomen führen. Genau das war bei denHauptrefinanzierungsgeschäften vom 13. Fe-bruar, 10. April, 9. Oktober und 6. Novem-ber der Fall. Dabei deckte die Summe derGebote den tatsächlichen Liquiditätsbedarfdes Bankensystems nicht ab, was den Tages-geldsatz in die Höhe schnellen ließ. In allenvier Fällen stellte die EZB beim jeweils fol-genden Hauptrefinanzierungsgeschäft beacht-

Abbildung 26Anzahl der Bieter und Differenz zwischen dem zweiwöchigen EONIA-Swapsatz unddem Mindestbietungssatz(Wochenwerte)

0

100

200

300

400

500

600

700

-15

-10

-5

0

5

10

15

20

25Anzahl Basispunkte

Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.

Anzahl der Bieter (linke Skala)

Differenz zwischen dem zweiwöchigen EONIA-Swapsatz und dem Mindestbietungssatz in Basispunkten (rechte Skala)

Page 89: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200174

1 Am 28. März 2001 musste die Zuteilung jedoch aufgrund einertechnischen Störung bei der Gebotsabgabe auf 19,1 Mrd €verringert werden.

liche Liquiditätsmengen zur Verfügung, ohnejedoch die Liquiditätsversorgung völlig neu-tralisieren zu können; schließlich musste auchdie Versorgung in der folgenden Mindestre-serve-Erfüllungsperiode mitberücksichtigtwerden. Angesichts der Liquiditätsverknap-pung und der daraufhin stark steigenden Ta-gesgeldsätze auf dem Interbankenmarkt mach-ten die Geldmarktteilnehmer die Erfahrung,dass Unterbieten für den Bankensektor keinMittel zur Gewinnmaximierung darstellt.

Im Zuge der Umstellung auf das Zinstender-verfahren im Juni 2000 wurde beschlossen,künftig bei jeder Ausschreibung den geschätz-ten Liquiditätsbedarf des Bankensektors an-zugeben, um den Geschäftspartnern eine Ori-entierungshilfe für die Gebotserstellung zubieten. Der Liquiditätsbedarf des Bankensys-tems hängt von zwei Faktoren ab: einerseitsvon der Höhe des Mindestreserve-Solls undandererseits von den autonomen Faktoren.Während das Mindestreserve-Soll im Allge-meinen ziemlich genau bekannt ist, lassen sichdie autonomen Faktoren nicht so leicht ein-schätzen. Im Jahr 2001 lag der durchschnittli-che absolute Prognosefehler, d. h. die durch-schnittliche absolute Differenz zwischen demwöchentlich veröffentlichten Schätzwert fürdie autonomen Faktoren und dem tatsächli-chen Wert, bei 1,9 Mrd €. Die Standardab-weichung der Differenz zwischen dem ge-schätzten und dem tatsächlichen Wert be-trug 2,7 Mrd €.

1.3 Die längerfristigen Refinanzierungs-geschäfte

Zusätzlich zu den Hauptrefinanzierungsge-schäften führt das Eurosystem auch länger-fristige Refinanzierungsgeschäfte durch, undzwar in Form von liquiditätszuführendenTransaktionen, die einmal im Monat ausge-schrieben werden und auf drei Monate be-fristet sind. Auf solche Geschäfte entfielenim Jahresdurchschnitt 2001 etwa 27 % derLiquiditätsversorgung über die regelmäßigenOffenmarktgeschäfte. Im Gegensatz zu denHauptrefinanzierungsgeschäften haben dielängerfristigen Refinanzierungsgeschäfte grund-

sätzlich weder den Zweck, die Liquiditäts-versorgung zu steuern, noch sollen damitdem Markt Signale über die geldpolitischeAusrichtung gegeben werden. Damit dasEurosystem als Preisnehmer auftritt, werdendie längerfristigen Refinanzierungsgeschäfteals Zinstender nach dem amerikanischenZuteilungsverfahren unter Bekanntgabe desZuteilungsvolumens und ohne Vorgabe einesMindestbietungssatzes durchgeführt. Das Zu-teilungsvolumen betrug bei den im Jahr2001 durchgeführten längerfristigen Refinan-zierungsgeschäften wie angekündigt jeweils20 Mrd €. Somit räumte das Eurosystemdem Bankensystem über diese Form desOffenmarktgeschäfts laufend Kredit in Höhevon 60 Mrd € ein.1 Durchschnittlich betei-ligten sich 225 Geschäftspartner an den län-gerfristigen Refinanzierungsgeschäften desJahres 2001; die Bandbreite lag zwischen195 und 268. Verglichen mit dem Jahr 2000ging die Beteiligung um 17 % zurück, wobeidie Gründe ähnlich gelagert waren wie imFall der Hauptrefinanzierungsgeschäfte.

Die Streuung der Gebote war bei den länger-fristigen Refinanzierungsgeschäften generellhöher als bei den Hauptrefinanzierungsge-schäften, vor allem, weil für Erstere kein Min-destbietungssatz vorgegeben wird. Im Jahres-durchschnitt war der gewichtete Durch-schnittssatz 2,7 Basispunkte höher als dermarginale Zuteilungssatz. Zum Vergleich: ImJahr 2000 lag dieser Wert bei 2,2 Basispunk-ten. Das Verhältnis der Summe der Gebotezum Zuteilungsvolumen reduzierte sich voneiner Quote von 2,8 im Jahr 2000 auf durch-schnittlich 2,0 im Berichtsjahr.

1.4 Sonstige Offenmarktgeschäfte

Im Jahr 2001 führte das Eurosystem zwei Fein-steuerungsoperationen und zwei strukturelleOperationen durch. Mit der Bereitstellungvon Liquidität mittels der beiden Feinsteue-rungsoperationen wurde nach den Terror-

Page 90: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

75EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

anschlägen vom 11. September in den Verei-nigten Staaten bezweckt, die normale Funkti-onsweise des Geldmarktes zu gewährleisten(siehe Kasten 8).

Am 27. April und 27. November wickelte dasEurosystem jeweils parallel zum regelmäßi-gen Hauptrefinanzierungsgeschäft auch eineauf eine Woche befristete strukturelle Ope-ration ab. Mit diesem „Ausgleichstender“konnte die EZB für eine volumenmäßige An-gleichung des bereits eine Woche laufendenHauptrefinanzierungsgeschäfts mit dem neuanlaufenden Geschäft sorgen.2 Aufgrund vonUnterbietungen beim letzten Hauptrefinan-zierungsgeschäft vor dem 27. April bzw.27. November war die Liquiditätsversorgungüber die beiden laufenden Hauptrefinanzie-rungsgeschäfte nämlich stark unterschiedlich.Die Ergänzungsgeschäfte wurden auch alsStandardtender, nur mit halber Laufzeit, aus-geschrieben und auch im Zinstenderverfah-ren abgewickelt, und zwar zum gleichen Min-destbietungssatz wie das parallel durchgeführ-te Hauptrefinanzierungsgeschäft. Am 27. Aprilteilte die EZB 80 Mrd € bei dem Hauptrefi-nanzierungsgeschäft und 73 Mrd € bei dereinwöchigen strukturellen Operation zu dem-selben marginalen Zuteilungssatz zu. Am27. November teilte die EZB 71 Mrd € beidem Hauptrefinanzierungsgeschäft und53 Mrd € bei der einwöchigen strukturellenOperation zu, wobei der marginale Zutei-lungssatz bei Letzterer um 1 Basispunkt hö-her war.

1.5 Ständige Fazilitäten

Der Zinskorridor, der durch die beiden stän-digen Fazilitäten abgesteckt wird, blieb im Jahr2001 konstant bei 200 Basispunkten. Der Min-destbietungssatz bei den Hauptrefinanzie-rungsgeschäften lag wieder in der Mitte die-ses Korridors.

Im Jahresdurchschnitt wurde die Spitzenrefi-nanzierungsfazilität pro Tag in Höhe von0,7 Mrd € und die Einlagefazilität in Höhevon 0,4 Mrd € genutzt. Während die durch-schnittliche Inanspruchnahme der Einlagefazi-

lität gegenüber dem Jahr 2000 um 21 % zu-rückging, stieg die Nutzung der Spitzenrefi-nanzierungsfazilität um 97 %, in erster Liniebedingt durch die Unterbietungen (siehe Ab-bildung 25). An sich ist die Inanspruchnahmeder ständigen Fazilitäten über weite Streckender Erfüllungsperiode verhältnismäßig gering(siehe Abbildung 25). So greifen die Ge-schäftspartner in der Regel auf die Einlagefa-zilität zurück, wenn sie ihr Mindestreserve-Soll bereits erfüllt haben, was bei den meis-ten Kreditinstituten erst in den letzten Tagender Erfüllungsperiode der Fall ist. Dement-sprechend war im Jahr 2001 die Inanspruch-nahme der Einlagefazilität in den letzten dreiGeschäftstagen der Erfüllungsperiode durch-schnittlich siebenmal höher als sonst. Ähnli-ches gilt, wenn auch in abgeschwächter Form,für die Spitzenrefinanzierungsfazilität, die anden letzten drei Geschäftstagen der Erfül-lungsperiode im Schnitt fünfmal stärker ge-nutzt wurde als sonst. Die Zahl der Kreditin-stitute, die Zugang zur Einlagefazilität hatten,reduzierte sich um 190, während sich dieentsprechende Zahl bei der Spitzenrefinan-zierungsfazilität um 6 erhöhte.

1.6 Das Mindestreservesystem

Die Mindestreservehaltung erreichte im Jahr2001 ein Durchschnittsniveau von 124 Mrd €,was gegenüber dem Jahr 2000 eine Zunahmeum 12,2 Mrd € bedeutete und eine Auswei-tung des strukturellen Liquiditätsdefizits desBankensektors gegenüber dem Eurosystemum eben diesen Betrag zur Folge hatte. Dieabsoluten Werte lagen zwischen 119,1 Mrd €(in der am 23. Januar 2001 endenden Erfül-lungsperiode) und 127,2 Mrd € (in der am23. August 2001 abgelaufenen Erfüllungsperi-ode). Die durchschnittliche monatliche Min-destreservebasis, auf die der Mindestreserve-satz von 2 % angewendet wird, stieg gegen-über dem Jahr 2000 um 10 %.

2 In Zukunft werden derartige „Ausgleichstender“ auch formal alsHauptrefinanzierungsgeschäfte klassifiziert. Das heißt, der dabeiangewendete marginale Zuteilungssatz wird auch in die Berech-nung der Mindestreserveverzinsung einfließen.

Page 91: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200176

Von den 7 219 im Dezember 2001 mindest-reservepflichtigen Kreditinstituten hielten4 649 ihre Mindestreserven direkt bei derjeweiligen NZB des Eurosystems, der Restindirekt bei einem Mittler. Die Giroguthabender Banken schwankten während des Jahres2001 zwischen 91,6 Mrd € und 186,9 Mrd €,was darauf hindeutet, dass stets ein soliderPuffer für unerwartete Liquiditätsabflüsse be-stand (siehe Abbildung 25). Die Volatilität desEONIA (Euro Overnight Index Average) bliebim Jahr 2001 gering. Die Standardabweichungder täglichen Veränderungen betrug nur15 Basispunkte, was im internationalen Ver-gleich eher wenig ist, obwohl kaum Feinsteu-erungsoperationen durchgeführt wurden. ImJahr 2000 machte die EONIA-Standardabwei-chung 14 Basispunkte aus. Somit erfüllte dasMindestreservesystem auch im Jahr 2001 er-folgreich seine zwei Hauptfunktionen – dieStabilisierung der Geldmarktzinsen und dieVerstärkung des strukturellen Liquiditätsdefi-zits des Bankensystems.

Angesichts der einwandfreien Funktionswei-se des Mindestreservesystems wurde dasGrundkonzept im Jahr 2001 unverändert ge-lassen; Änderungen gab es nur bei zwei De-tailpunkten. Zum einen legte die EZB am1. März 2001 eine Empfehlung für eine EG-Ratsverordnung vor, wonach die Frist, inner-halb welcher der EZB-Rat auf Einsprüche vonKreditinstituten gegen Sanktionen bei Verlet-zungen der Mindestreservepflicht reagierenmuss, von 15 Tagen auf zwei Monate verlän-gert werden sollte. Die Neuregelung gilt, seitdie entsprechende Verordnung zur Verände-rung der Verordnung (EG) Nr. 2531/98 desRates über die Auferlegung einer Mindestre-servepflicht durch die EZB am 26. Januar 2002in Kraft trat. Zum anderen wurde am 10. Mai2001 die Verordnung EZB/2001/4 zur Än-derung der Verordnung EZB/1999/4 vom23. September 1999 über das Recht der EZB,Sanktionen zu verhängen, verabschiedet. Die-ser verbindliche Rechtsakt begründet die Ver-pflichtung der NZBen und der EZB, die Ori-ginaldokumente über Fälle von Verstößenmindestens fünf Jahre aufzubewahren.

Die Einführung des Euro in Griechenland am1. Januar 2001 bedingte eine gewisse Anpas-sung der ersten Mindestreserve-Erfüllungspe-riode des Eurosystems im Jahr 2001; für Grie-chenland begann diese nicht regulär am24. Dezember 2000, sondern erst am 1. Janu-ar 2001. Durch den Beitritt Griechenlandszum Euroraum erhöhte sich der Gesamtwertdes Mindestreserve-Solls der Kreditinstituteim Eurogebiet am 1. Januar 2001 um2,1 Mrd €. Insgesamt sind 57 griechische Kre-ditinstitute beim Eurosystem mindestreser-vepflichtig.

Im Jahr 2001 wurden pro Erfüllungsperiodedurchschnittlich 70 Verstöße gegen die Min-destreservebestimmungen gezählt, wobei dertägliche Fehlbetrag im Durchschnitt bei1,2 Mio € lag. Meistens ging es um vernach-lässigbar geringe Beträge, sodass keine Straf-zinsen verhängt wurden. Gröbere Verstößegab es jedoch auch; in 25 Fällen wurden Straf-zinsen von über 10 000 € verhängt. Die meis-ten der säumigen Kreditinstitute räumten ih-ren Irrtum ein, aber 14 erhoben Einspruch,womit das Direktorium der EZB befasst wur-de. Ein Kreditinstitut beantragte eine Über-prüfung der Entscheidung des EZB-Direktori-ums durch den EZB-Rat.

1.7 Refinanzierungsfähige Sicherheiten

Sämtliche Kreditgeschäfte des Eurosystemsmüssen laut ESZB-Satzung ausreichend undangemessen besichert sein. Das Besicherungs-modell des Eurosystems ist darauf ausgelegt,das Eurosystem gegen Verluste aus seinengeldpolitischen Geschäften und Zahlungsver-kehrstransaktionen zu schützen (sieheKapitel III), die Gleichbehandlung der Ge-schäftspartner zu gewährleisten und die ope-rative Abwicklung möglichst effizient zu ge-stalten. Für die zur Besicherung von Refinan-zierungsgeschäften des Eurosystems verwen-deten Instrumente gelten gemeinsame Zulas-sungskriterien. Gleichzeitig ist das System fle-xibel genug, um unterschiedlichen Zentral-bankgepflogenheiten und strukturellen Unter-schieden an den nationalen FinanzmärktenRechnung zu tragen und sicherzustellen, dass

Page 92: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

77EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

für die Refinanzierungsgeschäfte des Eurosys-tems in ausreichendem Maß angemessene Si-cherheiten zur Verfügung stehen. In Anleh-nung an Artikel 102 EG-Vertrag – der es Fi-nanzinstituten verbietet, öffentlichen Stelleneinen bevorrechtigten Zugang einzuräumen –soll das Besicherungsmodell hinsichtlich desöffentlichen oder privaten Status der Emit-tenten keinen Unterschied machen.

Zur Besicherung von Refinanzierungsgeschäf-ten ist angesichts der unterschiedlichen Struk-tur der Finanzmärkte in den teilnehmendenMitgliedstaaten eine breite Palette von In-strumenten zugelassen. Dabei wird zwischenzwei Gruppen von Sicherheiten unterschie-den, nämlich den Kategorie-1- und den Kate-gorie-2-Sicherheiten. Diese Abgrenzung sagtnichts über die Eignung der Werte zur Besi-cherung der diversen Geschäfte des Eurosys-tems aus, außer dass das Eurosystem in derRegel keine Kategorie-2-Sicherheiten für end-gültige Käufe bzw. Verkäufe einsetzt. Zur Ka-tegorie 1 zählen marktfähige Schuldtitel, dieeinheitliche, von der EZB festgelegte Zulas-sungskriterien erfüllen. In die Kategorie 2 fal-len Sicherheiten, die für die nationalen Fi-nanzmärkte und Bankensysteme von beson-derer Bedeutung sind; die Zulassungskriteriendafür werden von den NZBen – auf derGrundlage der von der EZB vorgegebenenMindestkriterien – ausgearbeitet. Kategorie-2-Sicherheiten können marktfähige oder nichtmarktfähige festverzinsliche Wertpapiereoder auch Aktien sein.

Die Geschäftspartner des Eurosystems kön-nen refinanzierungsfähige Sicherheiten grenz-überschreitend nutzen. Das heißt, sie könnenzur Refinanzierung bei ihrer nationalen Zen-tralbank auf Sicherheiten zurückgreifen, diesie in einem anderen Mitgliedstaat hinterlegthaben, und zwar bei allen liquiditätszuführen-den Geschäften des Eurosystems. Technischmöglich gemacht wird dies durch das Korres-pondenzzentralbank-Modell (CCBM) bzw.durch Direktverbindungen zwischen denWertpapierabwicklungssystemen, die nach-weislich den Standards des Eurosystems ent-sprechen. Das CCBM-Modell kann für allerefinanzierungsfähigen Sicherheiten verwen-

det werden, da für nicht marktfähige Sicher-heiten oder für Kategorie-2-Sicherheiten miteingeschränkter Liquidität und besonderenMerkmalen, die nicht über ein Wertpapierab-wicklungssystem übertragen werden können,besondere Verfahren vorgesehen sind (sieheKapitel VII).

Im Lauf des Jahres 2001 erhöhte sich derBestand an marktfähigen Sicherheiten, die zurBesicherung von Kreditgeschäften des Euro-systems zugelassen sind, um 5 % von etwa6,3 Billionen € auf 6,6 Billionen €. Ein sehrgroßer Teil (95 %) der marktfähigen Sicher-heiten bestand aus Kategorie-1-Sicherheiten,während die restlichen 5 % auf Kategorie-2-Sicherheiten entfielen. Zur Kategorie 2 zäh-len neben marktfähigen Sicherheiten auchnicht marktfähige Schuldtitel, wie Bankkredi-te, Handelswechsel und hypothekarisch gesi-cherte Solawechsel.3 Die geldpolitischen Ge-schäfte werden zwar hauptsächlich mit Kate-gorie-1-Sicherheiten unterlegt, aber einigeKreditinstitute nutzen auch Sicherheiten derKategorie 2 intensiv.

Während die Geschäftspartner für die Kre-ditgeschäfte des Eurosystems theoretisch aufumfangreiche Depots an refinanzierungsfähi-gen Sicherheiten zurückgreifen können, ma-chen die tatsächlich von Kreditinstituten ge-haltenen Sicherheiten nur einen Teil aller re-finanzierungsfähigen Sicherheiten aus, da auchandere Wirtschaftsakteure Wertpapiere hal-ten. Nach einer groben Schätzung des Euro-systems von Anfang 2001 befand sich rundein Drittel (d. h. etwa 2,1 Billionen €) allerrefinanzierungsfähigen Sicherheiten im Euro-raum im Bestand von Kreditinstituten. Wieumfangreich das Sicherheitendepot der Ge-schäftspartner im Euroraum tatsächlich ist,hängt von ihrer Bilanzstruktur ab, diewiederum von der Finanzstruktur des jeweili-gen Landes geprägt ist. An den Sicherheiten,die den Geschäftspartnern konkret zur Ver-fügung stehen, zeigen sich auch die unter-schiedlichen Entwicklungsstufen der Finanz-märkte in den einzelnen Euro-Ländern, wie

3 Die Höhe der nicht marktfähigen refinanzierungsfähigen Kate-gorie-2-Sicherheiten ist nicht bekannt.

Page 93: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200178

etwa der Entwicklungsgrad des Marktes fürUnternehmenspapiere und die rechtlichenRahmenbedingungen für die Verbriefung vonForderungen. Die anfänglichen Unterschiedein der Verfügbarkeit werden aber offensicht-lich allmählich geringer, was zum Teil derzunehmenden grenzüberschreitenden Nut-zung von Sicherheiten und zum Teil der zu-nehmenden Emissionstätigkeit von Unterneh-men im Euroraum zu verdanken ist. Dies istder Einführung des Euro zuzuschreiben.

Die refinanzierungsfähigen Sicherheiten fürdie Kreditgeschäfte des Eurosystems umfas-sen ein sehr breites Spektrum an hochwerti-gen auf Euro lautenden Sicherheiten, derenEmittenten (oder Garanten) bei Kategorie-1-Sicherheiten ihren Sitz im Europäischen Wirt-schaftsraum bzw. bei Kategorie-2-Sicherhei-ten im Eurogebiet haben (siehe Tabelle 10).Ein Großteil der Kategorie-1-Sicherheiten (zudenen ausschließlich Schuldtitel zählen) be-steht aus Staatsanleihen bzw. von anderenGebietskörperschaften begebenen Wertpa-pieren. Angesichts des normalerweise hohenUmlauf-, Emissions- und Umsatzvolumens so-wie ihrer geringen Handelsspanne machenWertpapiere der Zentralstaaten mengenmä-ßig in fast allen Ländern des Eurogebiets denLöwenanteil der refinanzierungsfähigen Si-cherheiten aus. Die von den regionalen undkommunalen Gebietskörperschaften der ein-zelnen Länder begebenen Wertpapiere wei-sen einen unterschiedlichen Liquiditätsgradauf, sind in der Regel aber weniger liquide als

die Anleihen des Zentralstaats. Zu den Kate-gorie-1-Sicherheiten gehören des Weiterenetwa von internationalen und supranationa-len Institutionen begebene Wertpapiere.

Bei den Kategorie-1-Sicherheiten zählen zuden vom privaten Sektor begebenen Wertpa-pieren forderungsunterlegte Wertpapiere,ungedeckte Bankschuldverschreibungen undUnternehmensanleihen. Mit Forderungen un-terlegte Anleihen sind meistens durchWohnungsbauhypotheken oder Schuldtitelder öffentlichen Hand gedeckt und werdenim Unterschied zu echten Asset-Backed Se-curities direkt von Spezialkreditanstalten undnicht von Zweckgesellschaften 4 emittiert. Si-cherheiten vom Typ des Pfandbriefs, der sei-nen Ursprung im deutschen und österreichi-schen Markt hat, wurden in den letzten Jah-ren auch in anderen Euro-Ländern eingeführtbzw. werden dort nun verstärkt emittiert; alsBeispiele seien die „obligations foncières“ inFrankreich und die „cédulas hipotecarias“ inSpanien erwähnt.

Das Umlaufvolumen der ungedeckten Bank-schuldverschreibungen ist in einigen Euro-Ländern zwar hoch, der Umsatz ist jedoch inder Regel verglichen mit Staatsanleihen oderbestimmten Pfandbriefen (wie den so genann-

4 Zweckgesellschaften werden eigens dafür gegründet, um be-stimmte Sicherheiten zu erwerben und in ihrer Bilanz auszuwei-sen, um dann durch diese Sicherheiten gedeckte Wertpapierezu begeben und an Dritte zu verkaufen.

Art der Sicherheit Kategorie 1 (Europäischer Wirtschaftsraum) Kategorie 2 (Euroraum)

Marktfähig • EZB-Schuldverschreibungen (werden derzeit • Von Gebietskörperschaften begebenenicht begeben) und (vor Beginn der WWU Wertpapierebegebene) Schuldverschreibungen der NZBen • Bankschuldverschreibungen

• Schuldtitel von ausländischen und • Unternehmensanleihensupranationalen Institutionen • Einlagenzertifikate

• Von Gebietskörperschaften begebene • Medium-Term NotesWertpapiere • Commercial Paper

• Ungedeckte Bankschuldverschreibungen • Aktien• Forderungsunterlegte Wertpapiere • Marktfähige private Forderungen• Unternehmensanleihen

Nicht marktfähig • Keine • Bankkredite• Hypothekarisch gesicherte Solawechsel• Handelswechsel

Tabelle 10Hauptkategorien der refinanzierungsfähigen Sicherheiten für die Kreditgeschäftedes Eurosystems

Page 94: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

79EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

ten Jumbo-Emissionen) gering. Bei den Anlei-hen von Unternehmen ist das Emissionsvolu-men in vielen Euro-Ländern normalerweisekleiner als bei anderen Emittentengruppen,und die verfügbaren Daten zeigen, dass derUmsatz deutlich geringer ist als bei denStaatsanleihen. An den Unternehmensanlei-hemärkten hat die Emissionstätigkeit seit derEinführung des Euro stark zugenommen.

Zu den Kategorie-2-Sicherheiten zählen Bank-schuldverschreibungen oder Unternehmens-anleihen, Commercial Paper, Medium-TermNotes, Länderanleihen, Bankkredite, Handels-wechsel, hypothekarisch gesicherte Sola-wechsel sowie Aktien. Abgesehen von denAktien sind der Liquiditätsgrad und die Markt-tiefe der Kategorie-2-Sicherheiten in der Re-gel geringer als bei den Kategorie-1-Sicher-heiten. Viele dieser Sicherheiten werden we-der an einem geregelten Markt notiert nochgehandelt; sie werden nur im außerbörsli-chen Handel umgesetzt.

Die Verwaltung und Veröffentlichung des Ge-samtverzeichnisses der für Kreditgeschäftedes Eurosystems zugelassenen Sicherheitenerfolgt zentral bei der EZB, die eine Daten-bank über die refinanzierungsfähigen Sicher-heiten unterhält. Die NZBen melden der EZBdie relevanten Daten zu ihren nationalenMärkten. Die Daten werden wöchentlich er-hoben und können auf der Website der EZBaufgerufen werden (www.ecb.int). Die Veröf-fentlichung des Verzeichnisses der refinanzie-rungsfähigen Sicherheiten im Internet hat sichbewährt. Derzeit wird daran gearbeitet, dasAktualisierungsverfahren zu verbessern undNeuerungen in kürzeren Intervallen verfüg-bar zu machen.

1.8 Entwicklungen am Geldmarkt

Mit der Einführung des Euro entstand euro-raumweit ein liquider und integrierter Geld-markt. Das gilt für die meisten Segmente desGeldmarktes, wenn auch der Integrationsef-fekt im Bereich der unbesicherten Kreditge-schäfte und des Swapmarktes am stärkstenausgeprägt ist. Der Integrationsschub zeigt

sich auch daran, dass Banken in einer Reihevon Finanzzentren das Treasury-Managementfür den Euroraum zentralisieren. Das grenzü-berschreitende Geschäft innerhalb des Euro-raums läuft gut und wird allgemein quasi alsInlandsgeschäft angesehen. Darüber hinaus istauch eine zunehmende Konzentration von In-termediationstätigkeiten bei einer relativ klei-nen Zahl von Großbanken zu verzeichnen,die sich zusehends weniger am jeweiligen na-tionalen Markt orientieren und sich verstärktim Euroraum engagieren.

Die Integrationsdynamik hat, wenn auch we-niger stark, den Repomarkt im Eurogebietebenfalls erfasst, wie die Zunahme der grenz-überschreitenden Transaktionen in diesemSegment zeigt. So waren die Marktteilnehmeran einem Projekt unter der Federführung desEuropäischen Bankenverbands und des Euro-pean Repo Council zur Schaffung einer re-präsentativen Benchmark für den General-Collateral-Repomarkt (Eurepo-Referenzsätze)beteiligt; diese Referenzsätze werden seitMärz 2002 veröffentlicht.

Die Marktsegmente für Transaktionen mitkurzfristigen Wertpapieren (z. B. Schatzwech-sel, Commercial Paper und Einlagenzertifika-te) wuchsen zwar weiter zusammen, aber beiweitem nicht so stark wie andere Segmentedes Geldmarktes. Der Markt ist nach wie vorfragmentiert, weil das echte Inlandsgeschäftweiterhin überwiegt. Allerdings hat ein allge-meiner Trend zur verstärkten Nutzung markt-orientierter Finanzierungsstrukturen zur Auf-rechterhaltung des dynamischen Wachstums derCommercial-Paper-Emissionen beigetragen.

Beim Geschäft mit auf Euro lautenden Geld-marktderivaten wie Zinsswaps und Zinsfuturesgab es auch im Jahr 2001 wieder bedeutendeZuwächse. Die alle drei Jahre, zuletzt im April2001 von der Bank für internationalen Zah-lungsausgleich durchgeführte Erhebung unterZentralbanken ergab einen Euro-Anteil von 47 %am weltweiten außerbörslichen Tagesumsatz inzinsbezogenen Derivaten. Der Markt für Zins-satzswaps ist unter anderem dank der systema-tischen Nutzung dieses Marktsegments zur Ab-sicherung und zum Aufbau von Positionen liqui-

Page 95: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200180

der geworden. Der EONIA wird als Index fürden Markt der Overnight-Interest-Swaps (OIS)immer wichtiger. Für sehr kurzfristige Laufzei-

ten basieren Transaktionen auf dem Swapmarktnun praktisch ausschließlich auf diesem Refe-renzsatz.

2 Devisengeschäfte und Anlage der Währungsreserven

Das Eurosystem ist für die Haltung und Ver-waltung der Währungsreserven der EU-Mit-gliedstaaten, die dem Euroraum angehören,zuständig.

2.1 Devisengeschäfte

Im Jahr 2001 führte die EZB auf eigene Initia-tive keine Interventionen am Devisenmarktdurch. Allerdings intervenierten die EZB undbestimmte NZBen am 24., 26. und 27. Sep-tember im Auftrag der japanischen Noten-bank im Rahmen der Agency-Vereinbarungzwischen der Bank von Japan und der EZBam Devisenmarkt. Außerdem trafen die US-Notenbank und die EZB nach den Terroran-schlägen in den Vereinigten Staaten am12. September eine Swap-Vereinbarung, dieam 12., 13. und 14. September angewendetwurde (siehe Kasten 8).

Am 15. November 2000 billigte der Interna-tionale Währungsfonds (IWF) den Antrag derEZB auf Gewährung des Status eines zugelas-senen Inhabers von Sonderziehungsrechten(SZR); damit kann die EZB an freiwilligenTransaktionen mit IWF-Mitgliedstaaten undanderen zugelassenen SZR-Inhabern teilneh-men. Im April 2001 unterzeichneten die EZBund der IWF eine Vereinbarung zwecks Er-leichterung der Initiierung von SZR-Transak-tionen durch den IWF im Auftrag der EZBmit anderen SZR-Inhabern (siehe Kapitel V).Auf diese Vereinbarung wurde im Jahr 2001einmal zurückgegriffen.

2.2 Die Währungsreserven desEurosystems

Ende 2001 verfügte die EZB über Währungs-reserven in Höhe von netto 46,8 Mrd €, ge-genüber 43,5 Mrd € Ende 2000. Drei Fakto-

ren waren für diese Veränderung ausschlag-gebend, nämlich die Übertragung von Wäh-rungsreserven durch die Bank von Griechen-land an die EZB im Zuge des Beitritts zuJahresbeginn, die mit den Währungsreservender EZB erzielten Zinseinkünfte und dieMarktwertänderungen bei den entsprechen-den Aktiva. Die EZB kann nach Maßgabe dergemeinschaftlichen Sekundärgesetzgebung vonden NZBen die Übertragung weiterer Reser-ven einfordern (Verordnung (EG) Nr. 1010/2000 des Rates vom 8. Mai 2000 über dieEinforderung weiterer Währungsreservendurch die Europäische Zentralbank).

Die Zusammensetzung der in Gold, US-Dol-lar und japanischen Yen gehaltenen Wäh-rungsreserven wurde vom EZB-Rat auf derGrundlage von Analysen zur optimalen Wäh-rungsstreuung und im Hinblick auf die vor-aussichtlichen operativen Anforderungen fest-gelegt und kann geändert werden, sofern dieszweckmäßig erscheint. Damit die Geldpolitikder EZB nicht beeinträchtigt wird, werdendie Reservewährungen nicht aktiv gehandelt.Die Goldbestände wurden von der EZB imSinne des Goldabkommens der Zentralban-ken vom 26. September 1999 weiterhin nichtaktiv bewirtschaftet. Alle dem Eurosystem an-gehörenden Zentralbanken haben sich mitdiesem Abkommen vertraglich verpflichtet,ihre Aktivitäten im Goldleihgeschäft und aufden Goldfutures- und Goldoptionsmärktennicht auszuweiten.

Die NZBen verwalten die Währungsreservender EZB entsprechend den Leitlinien undWeisungen der EZB sowie die ihnen verblie-benen Währungsreserven weiterhin eigen-ständig. Ihre Devisenmarktgeschäfte müssenab einer bestimmten Höhe der EZB gemeldetbzw. von ihr genehmigt werden, damit dieVereinbarkeit mit der Geldpolitik der EZBgewährleistet ist.

Page 96: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

81EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Kasten 8Zentralbankoperationen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001

Angesichts der weit reichenden Konsequenzen der Terroranschläge in den Vereinigten Staaten für die Finanz-

märkte traten die großen Notenbanken in Aktion, um die Aufrechterhaltung des normalen Betriebs der Märkte

zu gewährleisten. Am Tag der Anschläge erklärte das Eurosystem seine Bereitschaft, das normale Funktionie-

ren der Märkte zu unterstützen und Liquidität bereitzustellen, falls dies notwendig sein sollte.

Im Sinne dieser Ankündigung führte das Eurosystem zwei liquiditätszuführende Feinsteuerungsoperationen

durch, um die Entwicklungen auf dem Euro-Geldmarkt zu glätten. Diese erfolgten als Schnelltender in Form

von befristeten Transaktionen mit taggleicher Abwicklung und eintägiger Laufzeit. Für beide Geschäfte galt

ein Festsatz von 4,25 %, zugleich der Mindestbietungssatz bei beiden zu jener Zeit laufenden Hauptrefinan-

zierungsgeschäften. Beim ersten Geschäft betrug das Bietungsaufkommen 69,3 Mrd €, und 63 Bieter nahmen

daran teil. Beim zweiten Geschäft gaben 45 Geschäftspartner Gebote in Höhe von insgesamt 40,5 Mrd € ab.

Bei beiden Geschäften berücksichtigte die EZB alle Gebote in voller Höhe.

Abgesehen von der Bereitstellung von Liquidität in Euro half das Eurosystem Banken im Euroraum bei der

Überbrückung dringender US-Dollar-Liquiditätsengpässe, die aus Abwicklungsproblemen mit einigen US-

amerikanischen Korrespondenzbanken resultierten sowie aus der mangelnden Bereitschaft US-amerikani-

scher Banken zur Einräumung von Dollar-Krediten, bevor sie nicht selbst ihren eigenen Liquiditätsbedarf

gedeckt hatten; dies war erst nach dem Ende des europäischen Handelstags der Fall. Um die notwendige

Dollar-Liquidität zur Verfügung zu stellen, trafen die US-Notenbank und die EZB am 12. September eine

Swap-Vereinbarung. Entsprechend dieser Vereinbarung konnte die EZB bis zu 50 Mrd USD auf Swapbasis in

Form von Dollar-Einlagen bei der Federal Reserve Bank von New York beziehen, die ihrerseits Euro-

Guthaben in entsprechender Höhe bei der EZB erhalten konnte. Die Swap-Vereinbarung lief am 13. Oktober

aus.

Die EZB griff dreimal auf diese Swap-Fazilität zurück, und zwar am 12., 13. und 14. September. Am

12. September nahm sie einen Betrag von insgesamt 5,4 Mrd USD in Anspruch, der am 17. September fällig

wurde. Dazu kamen 14,1 Mrd USD am 13. September und 3,9 Mrd USD am 14. September, jeweils mit

Fälligkeit am nächsten Tag. Die Dollar-Guthaben wurden den nationalen Zentralbanken des Eurosystems zur

Verfügung gestellt und von diesen dazu verwendet, den Dollar-Liquiditätsbedarf von Banken im Euro-

Währungsgebiet zu decken.

Angesichts der nach den Terroranschlägen gestiegenen Unsicherheit über die US-Konjunktur und die Welt-

wirtschaft setzte der Offenmarktausschuss der US-Notenbank den Zielzinssatz für Tagesgeld am 17. Septem-

ber herab. In Übereinstimmung mit diesem Beschluss und weil damit zu rechnen war, dass sich die Ereignisse

in den Vereinigten Staaten auf das Klima im Euroraum niederschlagen würden, senkte der EZB-Rat ebenfalls

am 17. September den Mindestbietungssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems um 50 Ba-

sispunkte auf 3,75 %. Eine Reihe anderer Notenbanken senkten ihre Leitzinsen ebenso am 17. und 18. Sep-

tember (einen Überblick über die geldpolitischen Beschlüsse im Jahr 2001 enthält Kapitel I).

An den Devisenmärkten brachte die von den Terroranschlägen ausgelöste abrupte Dollar-Abwertung den

japanischen Yen unerwünschterweise stark unter Aufwertungsdruck. Im Rahmen der Agency-Vereinbarung

zwischen der EZB und der Bank von Japan kauften die EZB (und ausgewählte in ihrem Auftrag handelnde

Notenbanken des Euroraums) am 24., 26. und 27. September für die Bank von Japan Euro gegen Yen.

Page 97: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200182

Über die Währungsreserven der EZB und derNZBen informiert die EZB auf ihrer Website(www.ecb.int) mittels einer Aufstellung derWährungsreserven und Fremdwährungsliqui-dität auf Basis des Speziellen Datenveröffent-lichungsstandards des IWF, wobei die Datenum einen Monat zeitversetzt freigegeben wer-den. Diese Angaben ergänzen die mit demkonsolidierten Wochenausweis des Eurosys-tems zur Verfügung gestellten Informationen.

2.3 Ansatz des Eurosystems zurVerwaltung der Währungsreserven

Die Verwaltung der Währungsreserven derEZB soll sicherstellen, dass die EZB stets übergenügend liquide Mittel verfügt, umgegebenenfalls auf Beschluss des EZB-RatsDevisenmarktinterventionen durchführen zukönnen. Daher sind bei der Anlage der Wäh-rungsreserven der EZB in erster Linie Liqui-dität und Sicherheit von Bedeutung. UnterBeachtung dieser Vorgaben sind die Wäh-rungsreserven so ertragreich wie möglich an-zulegen.

Die Währungsreserven der EZB werden de-zentral von den NZBen des Eurogebiets ver-waltet, wobei bestimmte anlagepolitischeVorgaben, eine vom EZB-Rat beschlossenestrategische Benchmark sowie eine vom Di-rektorium festgelegte taktische Benchmark zubeachten sind. Für die Anlage ihrer Wäh-rungsreserven setzt die EZB zusätzlich zurWährungszusammensetzung vier Richtgrößenfest: erstens eine zweistufige (d. h. strategi-sche und taktische) Benchmark für jede Wäh-rung, zweitens die zulässige Abweichung vondiesen Richtwerten gemessen am Zinsände-

rungsrisiko, drittens ein Verzeichnis der zu-gelassenen Instrumente und Geschäfte undviertens Obergrenzen für das Kreditrisiko(siehe Kapitel III). Unter laufender Beobach-tung durch die EZB nutzen die NZBen denSpielraum innerhalb der Bandbreiten undGrenzwerte zur Gewinnmaximierung bei derVerwaltung ihrer Portfolios im Auftrag derEZB. Die Anlage der Währungsreserven wirdvon den NZBen in offener Stellvertretung fürdie EZB getätigt, sodass die Geschäftspartnerder EZB unterscheiden können, ob dieNZBen Geschäfte im Auftrag der EZB oderzur Verwaltung ihrer eigenen Reserven durch-führen.

Dieses System hat sich in der Praxis bewährt;an Verbesserungen der Portfolio- und Risiko-managementtechniken wird dennoch laufendgearbeitet. Im Rahmen der schrittweisen Er-weiterung der Anlageformen und im Hinblickauf eine effizientere Disposition ist für daserste Quartal 2002 die Einführung von Geld-markt- und Anleihefutures zum Reservenma-nagement vorgesehen. Außerdem hat die EZBihre Investitionen am Anleihemarkt weiterin Richtung nichtstaatlicher Emittenten mithoher Bonität diversifiziert, um das Ertrags-Risiko-Profil zu verbessern.

Schließlich haben die laufende Verfeinerungdes Risikokontrollsystems (siehe Kapitel III),Anpassungen im EDV-System (mit der Ein-führung einer neuen Version des Portfolio-managementsystems) sowie Änderungen beider Rechtsdokumentation (u. a. Abschluss desEuropean-Master-Agreement) zu Verbesse-rungen bei der Verwaltung der Währungsre-serven der EZB geführt.

3 Die Verwaltung der Eigenmittel der EZB

Die Eigenmittel der EZB sind hauptsächlichals Reservemittel zu sehen, die ertragreichund doch ausreichend sicher angelegt wer-den sollen. Das Anfangskapital der EZB be-trug etwa 4 000 Mio €. Für das Jahr 2001sind zwei Aufstockungen nennenswert.

Einerseits brachte Griechenland bei seinemBeitritt zu Beginn des Jahres seinen Anteil amKapital der EZB ein, andererseits wurde einTeil des Betriebsergebnisses der EZB für dasJahr 2000 in den allgemeinen Reservefondseingestellt.

Page 98: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

83EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Die Eckpunkte für die Anlage der Eigenmittelauf den europäischen Anleihemärkten wer-den von den Beschlussorganen der EZB fest-gelegt. Dazu zählen erstens eine strategischeBenchmark, zweitens die zulässige Abwei-chung von diesen Richtwerten gemessen amZinsänderungsrisiko, drittens ein Verzeichnisder zugelassenen Instrumente und Geschäfteund viertens Obergrenzen für das Kredit-risiko. Die EZB nutzt den durch die Ab-weichungsbänder und Risikolimite abgesteck-ten Spielraum, um das Eigenmittelportfoliomöglichst ertragreich zu verwalten.

Angesichts des Verwendungszwecks und derzuvor genannten Hauptparameter sind die Ei-genmittel der EZB vorwiegend in Staatsanlei-hen von Euro-Ländern und einigen anderenerstklassigen besicherten Anleihen angelegt.Bestimmte Anleihederivative aus dem Euro-raum und direkte Wertpapierleihgeschäftesind ebenfalls seit 1999 zugelassen. Im Rah-men der schrittweisen Erweiterung der zu-lässigen Anlageformen wurde im Februar2001 ein standardisiertes Wertpapierleihpro-gramm für die Eigenmittel implementiert.

Die Geschäftspartner, bei denen die Eigen-mittel der EZB angelegt werden dürfen, sind

in einem Verzeichnis erfasst. Dieses Verzeich-nis wird separat geführt, aber nach dengleichen Kriterien erstellt, die hinsichtlich Bo-nität und Effizienz für die Anlage der EZB-Währungsreserven gelten. Auch die dies-bezüglichen Rechtsgrundlagen, darunter dasjüngst eingeführte European-Master-Agree-ment, decken sich mit den für das Reserven-management geltenden Vorschriften.

Da die Eigenmittel der EZB derzeit aus-schließlich in Euro angelegt sind, ist es vonhöchster Bedeutung, jegliche Interferenzenmit den geldpolitischen Entscheidungen desEZB-Rats zu verhindern. Um den Missbrauchinsiderrelevanter Information bei der Verwal-tung der Eigenmittel der EZB sowie eine Ruf-schädigung der EZB zu vermeiden, wurde einestrenge funktionale und physische Trennungzwischen der für die Eigenmittelverwaltungzuständigen Einheit und den anderen Einhei-ten der EZB nach dem Chinese-Wall-Prinzipeingehalten. Ferner verfolgt die EZB bei derEigenmittelverwaltung besonders im Geld-marktbereich eine verhältnismäßig passiveAnlagestrategie, um zu verhindern, dass ihreDispositionen als geldpolitische Signale miss-verstanden werden.

Page 99: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Griechenland: Überprüfung von Banknotenbögen in derBanknotendruckerei der Bank von Griechenland, Athen

Page 100: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel III

Risikokontrolle

Page 101: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200186

Im Rahmen des Risikomanagements steuert und überwacht die EZB finanzielle Risiken, die ihrselbst bzw. den zwölf NZBen des Eurosystems in deren Tätigkeit für die EZB erwachsen. Fürdas Risikomanagement gibt es bei der EZB zwei Hauptanwendungsbereiche, nämlich diegeldpolitischen Geschäfte und die Anlagegeschäfte. Der erste Bereich konzentriert sich aufRisikofragen im Zusammenhang mit den geldpolitischen Geschäften des Eurosystems, ein-schließlich der Zahlungsverkehrstransaktionen (im Wesentlichen Transaktionen zur Bereit-stellung von Innertagesliquidität über das TARGET-System), während der zweite Bereichhauptsächlich mit den Währungsreserven und der Verwaltung der Eigenmittel der EZB befasstist.

1 Geldpolitische Geschäfte

Bei der Durchführung von geldpolitischen Ge-schäften und von Kreditgeschäften im Rah-men des Zahlungsverkehrs geht das Euro-system das Risiko ein, dass ein Geschäftspart-ner seinen Zahlungsverpflichtungen eventuellnicht nachkommen kann. Das Eurosystem be-gegnet diesem Kreditrisiko, indem es daraufbesteht, dass die Geschäftspartner gemäß Ar-tikel 18.1 ESZB-Satzung für alle Kreditgeschäf-te des Eurosystems ausreichende Sicherhei-ten stellen.

Um das Eurosystem vor Verlusten zu bewah-ren, die Gleichbehandlung der einzelnenGeschäftspartner zu gewährleisten und dieoperationale Effizienz zu steigern, müssen dieverwendeten Sicherheiten bestimmte Krite-rien erfüllen, um als refinanzierungsfähig ein-gestuft zu werden. Diese Kriterien sind inden Rahmenregelungen des Eurosystems fürSicherheiten festgelegt.

Aufgrund der unterschiedlichen Finanzmarkt-struktur der einzelnen Mitgliedstaaten undfür interne Zwecke des Eurosystems werdenzwei Kategorien von Sicherheiten unterschie-den, die für Kreditgeschäfte des Eurosystemsin Frage kommen, nämlich Kategorie-1-Si-cherheiten und Kategorie-2-Sicherheiten.Kategorie-1-Sicherheiten sind marktfähigeSchuldtitel, die von der EZB festgelegte, ein-heitliche und im gesamten Euroraum gelten-de Zulassungskriterien erfüllen. Zu den Kate-gorie-2-Sicherheiten zählen weitere marktfä-hige und nicht marktfähige Sicherheiten, diefür die nationalen Finanzmärkte und Banken-systeme von besonderer Bedeutung sind. Die

von den nationalen Zentralbanken für dieseSicherheiten angewandten Zulassungskriteri-en bedürfen der Genehmigung durch die EZB.Im Hinblick auf die Qualität der Sicherheitenbzw. ihre Eignung für die verschiedenen Ar-ten von Kreditgeschäften innerhalb des Euro-systems unterscheiden sich die beiden Kate-gorien nur dahingehend, dass das Eurosystembei endgültigen Käufen bzw. Verkäufen übli-cherweise keine Kategorie-2-Sicherheiteneinsetzt.

1.1 Risikokontrolle

Für Sicherheiten der Kategorien 1 und 2, mitdenen die Kreditgeschäfte des Eurosystemszu unterlegen sind, gelten bestimmte Risiko-kontrollmaßnahmen. Damit soll das Eurosys-tem vor dem Risiko finanzieller Verluste fürden Fall geschützt werden, dass die hereinge-nommenen Sicherheiten aufgrund des Aus-falls eines Geschäftspartners verwertet wer-den müssen. In diesem Fall verwendet dasEurosystem die hinterlegten Sicherheiten, umden Liquiditätsverlust auszugleichen. Das Eu-rosystem geht dabei im Zusammenhang mitden hereingenommenen Sicherheiten Markt-und Liquiditätsrisiken ein. Im Jahr 2001 stan-den dem Eurosystem zur Risikokontrolle fol-gende Möglichkeiten zur Verfügung: Sicher-heitenmargen, Bewertungsabschläge, Nach-schusszahlungen, Obergrenzen für das Enga-gement in Bezug auf Emittenten/Schuldneroder Garanten sowie zusätzliche Garantien.

Page 102: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

87EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Methoden der Risikokontrolle

Um eine ausreichende und angemessene Risi-kokontrolle zu gewährleisten, untersucht dasEurosystem unter Anwendung bewährterPraktiken laufend Parameter wie die aktuelleund potenzielle Preisentwicklung und diedamit zusammenhängende Preisvolatilität.Value-at-Risk-Kennzahlen (VaR) dienen zurSchätzung der Bewertungsabschläge, die er-forderlich sind, um den maximalen Markt-wertverlust abzudecken, der – unter Annah-me bisheriger Erfahrungswerte – mit einembestimmten Grad an statistischer Konfidenzüber einen bestimmten Zeitraum hinweg ausder jeweiligen Sicherheit erwachsen könnte.Als zusätzliche Methoden zur Bemessung vonBewertungsabschlägen werden etwa Rückver-gleiche und Stresstestverfahren verwendet.

Zusätzlich zu den auf das Kreditvolumen an-gewandten Sicherheitenmargen setzt das Eu-rosystem Bewertungsabschläge je nach Artdes Vermögenswerts, der Restlaufzeit und derKuponstruktur ein. Dabei wird ein bestimm-ter Prozentsatz vom Marktwert der jeweili-gen Sicherheit in Abzug gebracht. Im Jahr2001 waren die Abschläge für Kategorie-1-Sicherheiten dreifach gestaffelt, wobei zwi-schen festverzinslichen und variabel verzinsli-chen Instrumenten sowie inversen Floaternunterschieden wurde.

Die Bewertungsabschläge, die im Fall von Ka-tegorie-2-Sicherheiten zur Anwendung kom-men, reflektieren die mit diesen Vermögens-werten verbundenen spezifischen Risiken undsind mindestens ebenso streng wie die für Ka-tegorie-1-Sicherheiten geltenden Abschläge.Sicherheitenmargen und Wertausgleiche wer-den bei Kategorie-2-Sicherheiten auf dieselbeWeise angewandt wie bei Kategorie-1-Sicher-heiten. Im Jahr 2001 waren die Abschläge fürKategorie-2-Sicherheiten je nach ihren unter-schiedlichen inhärenten Eigenschaften und Li-quiditätsmerkmalen vierfach gestaffelt, wobeizwischen Aktien, marktfähigen Schuldtitelnmit begrenzter Liquidität, Schuldtiteln mit ein-geschränkter Liquidität und besonderen Merk-malen sowie nicht marktfähigen Schuldtitelnunterschieden wurde.

Die NZBen bewerten die hereingenomme-nen Sicherheiten täglich neu; diesem Wertstellen sie die erforderliche Höhe der Besi-cherung gegenüber, die sie ebenfalls täglichunter Berücksichtigung der Bewertungsgrund-sätze des Eurosystems neu berechnen. Wenndie hinterlegten Sicherheiten den Besiche-rungsanforderungen nicht entsprechen, wirdein gegenseitiger Wertausgleich vorgenom-men. Ein Wertausgleich kann entweder durchBereitstellung zusätzlicher Sicherheiten odermittels Barzahlungen erzielt werden.

Bewertungsgrundsätze

Die Bestimmung des Wertes der für Kredit-geschäfte des Eurosystems hereingenomme-nen Sicherheiten unterliegt einer Reihe vonGrundsätzen. Marktfähige Sicherheiten derKategorien 1 und 2 sind zu Marktpreisen zubewerten (Mark-to-Market-Strategie), wobeidie Marktpreise einzig und allein vom Refe-renzmarkt abzuleiten sind, den das Eurosys-tem dafür festgelegt hat. Das Eurosystem be-stimmt den für den jeweiligen Referenzmarktrepräsentativsten Preis, der dann zur Berech-nung der Marktwerte herangezogen wird.Wird mehr als ein Preis quotiert, so kommtder jeweils niedrigste, und zwar in der Regelder Ankaufspreis zur Anwendung. Bei nichtmarktfähigen Kategorie-2-Sicherheiten odersolchen marktfähigen Sicherheiten, die in derRegel nicht gehandelt werden, sodass keineBewertung zu Marktpreisen möglich ist, stütztsich das Eurosystem im Allgemeinen auf Mo-dellpreise (Mark-to-Model-Strategie). Dabeiwird der Barwert durch Abzinsen der künfti-gen Zahlungsströme ermittelt. Die Abzinsungberuht auf einer entsprechenden Nullkupon-kurve, wobei Differenzen im Kreditrisiko dereinzelnen Emittenten durch Aufschläge aufden Kreditzins berücksichtigt werden. DieHöhe des erforderlichen Aufschlags auf denKreditzins hängt stark von den spezifischenMerkmalen der jeweiligen nationalen Märkteab und wird daher von der nationalen Zen-tralbank aus einer Analyse der vorhandenenMarktdaten abgeleitet. Aufschläge auf denKreditzins bedürfen der Genehmigung durchdie EZB.

Page 103: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200188

1.2 Bonitätsbeurteilung

Vermögenswerte, die als Sicherheiten für dieKreditgeschäfte des Eurosystems verwendetwerden, müssen hohen Bonitätsanforderun-gen genügen. Bei der Bewertung der Bonitäteinzelner Schuldtitel berücksichtigt die EZBunter anderem Ratings, die von Ratingagen-turen bzw. NZB-internen Bonitätsanalyse-abteilungen stammen, sowie bestimmte insti-tutionelle Kriterien, die einen besonders um-fassenden Schutz der Anleger gewährleisten(einschließlich Garantien). Schuldtitel, dievom jeweiligen Geschäftspartner oder von

einem mit diesem eng verbundenen Drittenbegeben oder besichert werden, werden vomEurosystem nicht als Sicherheiten akzeptiert.

Die Bonität refinanzierungsfähiger Sicherhei-ten wird fortwährend überwacht, um sicher-zustellen, dass sie den vom Eurosystemfestgelegten finanziellen Mindestanforderun-gen entspricht. Die EZB überwacht die Boni-tätseinstufungen, die von den NZB-internenBonitätsanalyseabteilungen sowie in manchenFällen von nationalen Ratingagenturenstammen, die nationale Kategorie-2-Sicher-heiten bewerten.

2 Anlagegeschäfte

Zum Jahresende 2001 setzte sich das Reser-veportfolio der EZB aus Währungsreserven,Gold und Sonderziehungsrechten (SZR) imWert von 46,8 Mrd € zusammen.

Die Währungsreserven lauten auf US-Dollarund japanische Yen und werden von denNZBen im Namen der EZB verwaltet. DasWährungsreserveportfolio dient in ersterLinie für Devisenmarktinterventionen.

Neben den Währungsreserven, die aktiv ver-waltet werden, hält die EZB auch Goldbe-stände.

Das Eigenkapital der EZB lautet auf Euro undwird von einem eigenen Team von Portfolio-managern bei der EZB verwaltet. Die Eigen-mittel der EZB sind so angelegt, dass ausihrem Ertrag die laufenden Kosten der EZBbestritten werden können.

Die Finanzlage und Reputation der EZB hän-gen nicht zuletzt von der angemessenen Ver-waltung des Anlageportfolios ab. Der Risi-kosteuerung kommt dabei eine Schlüsselrollezu.

Risikosteuerung

Das Konzept zur Steuerung der mit dem An-lageportfolio der EZB verbundenen Risiken

setzt sich aus drei eng miteinander verknüpf-ten Komponenten zusammen:

• Festlegung eines Analyserahmens zur Be-stimmung der geeigneten Portfoliostruktu-rierung für die Währungsreserven und dieEigenmittel; konkret werden hier die Wäh-rungsstreuung des Devisenportfolios so-wie die strategischen Benchmarks für dieeinzelnen Portfolios bestimmt,

• Analyse der Anlagewertentwicklung,• Festlegung entsprechender Risikokennzah-

len und -vorschriften.

Portfoliostrukturierung

Im Zuge dieses Prozesses werden die opti-male Währungsstreuung für die Devisenre-serven und die optimale Portfoliostrukturie-rung für die einzelnen Währungsbeständevorgegeben.

Die beiden Hauptüberlegungen bei der Be-wertung der Währungsstreuung sind Liquidi-tät und Diversifikation. Im Zuge der Struktu-rierung der einzelnen Portfolios werden auchdie jeweiligen strategischen Benchmarks fest-gelegt.

Die strategischen Benchmarks sind so konzi-piert, dass sie die langfristigen Ertrags-Risiko-Präferenzen der EZB anzeigen und umsetzen.

Page 104: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

89EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Sie liefern den Portfoliomanagern des Euro-systems eindeutige Anhaltspunkte für das vonder EZB gewünschte Markt-, Kredit- und Li-quiditätsrisiko und sind als Hauptdeterminan-ten der erwirtschafteten Erträge ausschlagge-bend für die Performance der EZB.

Die Portfoliostrukturierung ist darauf ausge-legt, im Rahmen der Vorgaben, denen dieTätigkeit der EZB unterliegt, die größtmögli-chen Erträge zu erzielen. Die strategischenBenchmarks werden jährlich überprüft. Fürdie Revision im Jahr 2001 wurden neue Me-thoden zur Einschätzung der in den einzelnenVermögensklassen erwarteten Erträge entwi-ckelt; die Ertragsszenarien wurden in ver-schiedene Optimierungsberechnungen inte-griert, die vor der Neubestimmung derBenchmarks durchgeführt wurden. Darüberhinaus wurde die Ertragskurve für jede Ver-mögensklasse einem Stresstest unterzogen,um die Widerstandskraft etwaiger künftigerPortfoliostrukturierungen gegenüber exoge-nen Schocks zu bewerten.

Dieses Konzept verdeutlicht den voraus-schauenden Ansatz der EZB im Bereich desRisikomanagements.

Analyse der Anlageperformance

Dem EZB-Rat und dem EZB-Direktorium so-wie den Portfoliomanagern und führendenEntscheidungsträgern der EZB bzw. des Eu-rosystems werden vierteljährliche, halbjährli-che und jährliche Analysen der Anlageperfor-mance und des Anlagerisikos vorgelegt, wo-bei die Messung von Wertentwicklung undAnlagerisiko gemäß den Empfehlungen derAssociation of Investment Management andResearch (AIMR) erfolgt. Bei der Analyse derWertentwicklung geht es unter anderem auchum die Bestimmung der für die Performancemaßgeblichen Komponenten. Im Jahr 2001wurden besonders eingehend die Liquiditäts-erfordernisse untersucht, die sich aus derVerwaltung eines Interventionsportfolios er-geben. Sämtliche Märkte oder Instrumente,in die die EZB investiert, müssen bestimm-ten, vom EZB-Direktorium genehmigten

Liquiditätsanforderungen entsprechen, die sodefiniert sind, dass sie auch in Krisensituatio-nen eingehalten werden können. Die strengs-ten Liquiditätsanforderungen gelten eindeutigfür die Währungsreserven. Für die EZB ist eswichtig, die Auswirkungen dieser strengen Li-quiditätskriterien zu kennen. Ihre Anlagenwerden daher an theoretischen Efficient Fron-tiers gemessen, an denen abzulesen ist, wiehoch die Erträge sind, die die EZB aufgrundihrer strikten Definition von Liquidität nichtrealisieren kann.

Festlegung angemessener Risikokennzahlenund -vorschriften

Risikokennzahlen und -vorschriften steckenden Rahmen für die Messung und Steuerungvon Markt-, Kredit- und Liquiditätsrisiken ab.Als wichtigste Messgröße für das Marktrisikodient die Duration. Allerdings werden auchrelative Kennzahlen für das Marktrisiko, wieder Value at Risk und der Tracking Error,überwacht. Der Tracking Error ist besondershilfreich, da er das Marktrisiko, das die Port-foliomanager eingehen, unabhängig von derjeweiligen Ursache (Risikostreuung, Zinskur-venrisiko und Umschichtungsrisiko) in einerKennzahl zusammenfasst. Der Zerlegung desMarktrisikos in einzelne Risikoquellen wurdeebenfalls erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet.Die so gewonnenen Informationen gewähreneinen tieferen Einblick in die Zusammenset-zung der Erträge.

Der vorsichtige Risikoansatz der EZB spie-gelt sich auch in ihren Anlageentscheidungenwider, bei denen hohe Bonität und Liquiditätden höchsten Stellenwert haben. Um zu denDevisengeschäften mit der EZB zugelassen zuwerden, müssen Geschäftspartner eine ge-wisse Mindestbonität aufweisen und bestimm-te operative Anforderungen erfüllen. Die Min-destbonität richtet sich nach der Art derTransaktion und dem damit verbundenenKreditrisiko. Als Ergänzung zu den von denRatingagenturen gelieferten Bonitätseinstu-fungen wird die Bonität der Geschäftspartnerunter Verwendung einer von der Risikoma-nagementabteilung entwickelten multivariaten

Page 105: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200190

statistischen Methode analysiert. Den einzel-nen NZBen werden je nach Höhe des vonihnen für die EZB verwalteten Kapitals Kre-ditkontingente zugeteilt, wobei für die Ge-schäftspartner individuell festgelegte Kredit-

obergrenzen gelten. Sämtliche Handelsbezie-hungen mit anerkannten Geschäftspartnernwerden durch die entsprechende rechtlicheDokumentation gestützt.

3 Vorschau auf das Jahr 2002

Im Jahr 2002 sollen die Bemühungen zur Ver-besserung der Rahmenbestimmungen für dieRisikosteuerung der EZB fortgesetzt werden.

In Bezug auf die Kreditgeschäfte des Eurosys-tems ist unter anderem die Einführung einerpräziseren Behandlung des Liquiditätsrisikosgeplant. Des Weiteren werden die Auswir-kungen des Basler Vorschlags zur Eigenkapi-talausstattung auf die Rahmenbestimmungenfür Sicherheiten analysiert werden. Ein inter-essantes Betätigungsfeld eröffnet sich der EZBim Hinblick auf die Möglichkeit, weitere Quel-len für Kreditrisikodaten zur Bonitätsprüfungder Sicherheiten, die für Geschäfte des Euro-systems gestellt werden, zu erschließen.

Die Anlagetätigkeit wird sich vor allem aufzwei Hauptbereiche konzentrieren. Erstenssoll die Performanceanalyse verbessert wer-den, um so die Marktfaktoren, die im Einzel-nen für die Wertentwicklung maßgeblich sind,eindeutig zuordnen zu können. Dadurch er-gibt sich eine optimale Ergänzung zur derzeitpraktizierten nachträglichen Analyse, wo-durch den Entscheidungsträgern noch besse-

re Daten für künftige Investitionsentscheidun-gen zur Verfügung stehen werden. Zweitenssoll als Schnittstelle für sämtliche aktuellenAnwendungen zur Risikokontrolle eine IT-Plattform eingerichtet werden, welche die In-tegration von Kredit- und Marktberichten und-analysen ermöglichen wird. Dieser kombi-nierte Analyseansatz soll das Handlungsspek-trum der Risikosteuerung erweitern und soden Entscheidungsprozess besser unterstüt-zen.

Letzten Endes werden diese Initiativen sicher-stellen, dass die EZB unter gleichzeitiger Be-achtung sämtlicher Einschränkungen, die ihrin ihrer Tätigkeit auferlegt sind, die größt-möglichen Erträge erzielt. Die effiziente Steu-erung ihrer Finanzrisiken garantiert die finan-zielle Unabhängigkeit und Stärke der EZB.Dies wiederum hebt ihr Ansehen und erhöhtihre institutionelle Unabhängigkeit, wodurches ihr letztendlich möglich ist, das vorrangigeZiel der Wahrung von Preisstabilität zu erfül-len. Vor diesem Hintergrund wird die Bedeu-tung einer effizienten und angemessenen Risi-kosteuerung besonders deutlich.

Page 106: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

91EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Page 107: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Belgien: (rechts) Der Designer der gemeinsamen Seite der Euro-Münzen, Luc Luycx von der

Königlichen Belgischen Münze in Brüssel(links) Eine 2 €-Münze und das dazugehörige Gipsmodell

Page 108: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel IV

Wirtschaftsentwicklung

in den übrigen Staaten der

Europäischen Union

Page 109: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200194

Das Eurosystem und die Zentralbanken dernicht an der Währungsunion teilnehmendenEU-Mitgliedstaaten arbeiten im Rahmen desErweiterten Rats der EZB eng zusammen, umgemeinsam zur Gewährleistung der Preissta-bilität in der gesamten EU beizutragen. Eineregelmäßige Analyse der gesamtwirtschaftli-chen Rahmenbedingungen sowie der Geld-und der Wechselkurspolitik stellt einen inte-gralen Bestandteil der Koordinierungsbemü-hungen zwischen dem Eurosystem und dendrei derzeit nicht dem Euroraum angehören-den NZBen dar. Obwohl diese NZBen ihreGeldpolitik jeweils innerhalb eines andereninstitutionellen und operativen Rahmensdurchführen, ist auch ihr oberstes geldpoliti-sches Ziel die Gewährleistung von Preisstabi-lität.

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2001 2001 2001 2001Q1 Q2 Q3 Q4

Reales BIP 2,5 3,0 2,5 2,3 3,0 1,2 2,0 0,9 1,2 0,7

Wachstumsbeitrag zum realen BIP: 1)

Reale Inlandsnachfrage einschließlichVorratsveränderungen 2,1 4,6 3,9 -0,5 2,5 0,8 -0,2 0,5 1,2 1,4

Außenbeitrag 0,4 -1,7 -1,4 2,8 0,6 0,5 2,3 0,4 -0,0 -0,7

HVPI 2,1 1,9 1,3 2,1 2,7 2,3 2,3 2,5 2,3 2,0

Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer 3,3 3,5 3,7 3,1 3,8 4,2 4,3 3,8 4,3 4,4

Lohnstückkosten (Gesamtwirtschaft) 2,1 1,9 3,0 2,2 1,5 3,5 2,6 3,5 3,7 4,2

Einfuhrpreise -0,1 2,2 -2,5 -0,3 9,8 2,8 6,9 5,8 1,4 -2,3

Leistungsbilanz einschließlichVermögensübertragungen (in % des BIP) . 0,1 -0,1 0,2 0,2 0,4 0,7 0,4 0,5 0,1

Beschäftigung 0,6 1,2 1,7 1,5 0,7 0,2 0,3 0,4 0,3 0,0

Arbeitslosenquote (in % der Erwerbspersonen) 6,3 5,3 4,9 4,8 4,4 4,3 4,4 4,4 4,3 4,2

Finanzierungssaldo (in % des BIP) 2), 3) -1,0 0,4 1,1 3,1 2,5 2,5 . . . .

Bruttoverschuldung (in % des BIP) 2) 65,1 61,2 55,6 52,0 46,8 44,5 . . . .

Dreimonatszinssatz (in % p.a.) 4) 3,9 3,7 4,1 3,3 4,9 4,6 5,2 5,0 4,6 3,7

Rendite zehnjähriger Staatsanleihen(in % p.a.) 4) 7,2 6,3 4,9 4,9 5,6 5,1 5,0 5,3 5,2 4,8

Wechselkurs gegenüber der ECUbzw. dem Euro 4), 5) 7,36 7,48 7,50 7,44 7,45 7,45 7,46 7,46 7,44 7,44

Tabelle 11Makroökonomische Indikatoren für Dänemark(soweit nicht anders angegeben, Veränderungen gegen Vorjahr in %)

Quellen: Eurostat, Europäische Kommission, nationale Statistiken und EZB-Berechnungen.Anmerkung: Die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung beruhen auf dem ESVG 95. Die Angaben zum HVPI bis 1995beruhen auf nationalen Definitionen und sind nicht vollständig mit den HVPI-Daten ab 1995 vergleichbar.1) Prozentpunkte.2) Entspricht der Definition gemäß Maastricht-Kriterien.3) Haushaltsüberschuss (+) oder -defizit (-) des Staates.4) Durchschnittssätze der Berichtszeiträume.5) Nationale Währungseinheiten pro ECU bis Ende 1998; danach pro Euro.

Dänemark

Die konjunkturelle Entwicklung Dänemarksverlangsamte sich im Jahr 2001, wobei dasreale BIP-Wachstum – nach 3,0 % im Vorjahr– um moderate 1,2 % zulegte (siehe Tabelle11). Dieser Einbruch ist unter anderem aufdie Auswirkungen des schweren Orkans vomDezember 1999 zurückzuführen, die im Jahrdarauf zu einer Ankurbelung der Konjunkturbeigetragen hatten. Auf das Abklingen diesestemporären Effekts allein dürften bis zu1,5 Prozentpunkte des Wachstumsrückgangsvon 2000 auf 2001 entfallen. Das Export-wachstum fiel von 11,5 % im Jahr 2000 auf3,4 % im Jahr 2001. Da das Importwachstumjedoch auch rückläufig war, blieb der Außen-beitrag zum realen BIP-Wachstum im Be-richtsjahr nicht nur positiv, sondern auchhoch. Der anhaltende Anstieg der Ausfuhren

Page 110: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

95EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

ist dem Umstand zu verdanken, dass der Ex-port von Windturbinen emporschnellte unddie Auslandsnachfrage nach pharmazeutischenProdukten und Schweinefleisch von den Kon-junkturschwankungen relativ unberührt blieb.Der Export von Schweinefleisch wurde durchdas Auftreten der Maul- und Klauenseucheim Vereinigten Königreich zeitweise begüns-tigt. Das Verbrauchervertrauen erhöhte sichim Jahr 2001 geringfügig, während der privateKonsum mäßig um 1,1 % und der öffentlicheVerbrauch um 1,4 % zulegten. Diese Kompo-nenten zusammengenommen reichten jedochnicht aus, um einen Rückgang der Investitio-nen – bei den Materialien und im Baugewer-be wurde fast wieder das Niveau des Jahres1999 erreicht – auszugleichen. Der Beitragder inländischen Nachfrage (einschließlichVorräten) zum realen BIP-Wachstum sank so-mit von 2,5 % im Jahr 2000 auf 0,8 % ein Jahrspäter. Der dänische Arbeitsmarkt zeigte sichweiterhin recht angespannt, sodass die Ar-beitslosenquote auf einen Tiefstand von 4,3 %fiel.

Trotz der angespannten Lage am Arbeits-markt und hoher Energiepreise hielt sich diePreisteuerung in Dänemark im Beobachtungs-zeitraum weitgehend in Grenzen. Der An-stieg des HVPI verharrte das ganze Jahr überauf relativ stabilem Niveau, wobei der Jahres-durchschnitt von 2,7 % im Jahr 2000 auf 2,3 %zurückging. Der Anstieg der Löhne beschleu-nigte sich im Vergleich zum Euroraum stär-ker. Dies ist in erster Linie damit zu erklären,dass die Arbeitszeit infolge gestiegener Ur-laubsansprüche zurückging, obwohl im öffent-lichen Sektor auch hohe Lohnzuwächse ver-zeichnet wurden. Das Arbeitnehmerentgeltje Arbeitnehmer erhöhte sich im Jahr 2001moderat um 4,2 %, die Lohnstückkosten leg-ten um 3,5 % zu. Beide Werte rangieren nachwie vor über denen des Euro-Währungsge-biets.

Die dänischen Staatsfinanzen zeigten sich auchim Berichtsjahr solide. Der gesamtstaatlicheBudgetüberschuss im Jahr 2001 blieb wieschon im Jahr davor bei 2,5 % des BIP (ohneUMTS-Erlöse). Die Staatsverschuldung setz-te ihren rückläufigen Trend fort, sodass die

Schuldenquote von 46,8 % des BIP auf 44,5 %sank. Das aktualisierte KonvergenzprogrammDänemarks sieht für die Jahre 2002 und 2003einen Haushaltsüberschuss von 1,9 % bzw.2,1 % des BIP vor. Diese Werte bleiben hin-ter den Zielen der vorherigen Fortschreibungdes Konvergenzprogramms zurück. Die Dif-ferenz lässt sich vorwiegend mit der geplan-ten Umstrukturierung des kapitalgedecktenSonderrentensystems erklären, das aus demöffentlichen Sektor ausgegliedert wurde. DieBruttoschuldenquote ist von dieser Reformnur geringfügig betroffen und dürfte im lau-fenden Jahr auf 42,9 % des BIP sowie im kom-menden Jahr auf 40,1 % des BIP sinken.

Nach dem Referendum über die Einführungdes Euro am 28. September 2000 setzte Dä-nemark seine Politik des fixen Wechselkur-ses gegenüber dem Euro fort; die dänischeKrone bewegte sich im Rahmen der engenBandbreite von ±2,25 % um ihren Leitkursgegenüber dem Euro im WKM II. Angesichtsdieser Politik ist die Entwicklung der Leitzin-sen und der kurzfristigen Geldmarktzinsenvornehmlich vor dem Hintergrund der Zins-entscheidungen der EZB und der Entwicklungdes Wechselkurses der Krone im Verhältniszum Euro zu betrachten. Die dänische Wäh-rung blieb im Berichtsjahr stabil (siehe Abbil-dung 28) und verharrte über weite Streckendes Jahres geringfügig über dem Leitkurs von7,46038 DKK gegenüber dem Euro. Die Dan-marks Nationalbank intervenierte Ende Sep-tember an den Devisenmärkten und kaufteFremdwährungen an, um die Aufwertung derKrone zu bremsen. Zur Stärkung der Kronewar es durch Portfolioumschichtungen eini-ger Rentenfonds gekommen, als ausländischeAktien durch inländische Anleihen ersetztwurden, um das Deckungskapital gegen einenweiteren Verfall der internationalen Aktien-kurse zu schützen.

Zwischen Juli und November 2001 senkte dieDanmarks Nationalbank ihren Refinanzie-rungssatz fünfmal in Folge und verringertedamit den Abstand zum Spitzenrefinanzie-rungssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfteder EZB auf 35 Basispunkte (siehe Abbil-dung 27). Dies entspricht in etwa der Diffe-

Page 111: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200196

Abbildung 27Wirtschafts- und Finanzindikatoren für die EU-Länder außerhalb des Euroraumsund den Euroraum

Quellen: EZB und Eurostat.1) Für die Länder außerhalb des Euroraums: Dreimonats-Interbankensätze; für den Euroraum: Dreimonats-EURIBOR.2) Renditen langfristiger Staatsanleihen, Anleihen mit zehnjähriger oder nächstliegender Laufzeit.

1999 2000 20010,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

5,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

5,0

EuroraumDänemarkSchwedenVereinigtes Königreich

Wachstum des realen BIP(Veränderung gegen Vorjahr in %)

1999 2000 2001-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

EuroraumDänemarkSchwedenVereinigtes Königreich

HVPI-Inflation(Veränderung gegen Vorjahr in %)

1999 2000 2001-120

-80

-40

0

40

80

120

160

200

240

280

320

360

400

-120

-80

-40

0

40

80

120

160

200

240

280

320

360

400

DänemarkSchwedenVereinigtes Königreich

Abstand zu den kurzfristigenZinssätzen des Euroraums 1)

(in Basispunkten)

1999 2000 2001-40

-20

0

20

40

60

80

100

120

-40

-20

0

20

40

60

80

100

120

DänemarkSchwedenVereinigtes Königreich

Abstand zu den langfristigen Zinssätzen des Euroraums 2)

(in Basispunkten)

Page 112: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

97EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Abbildung 28Bilateraler Wechselkurs der Währungen von EU-Ländern außerhalb des Euro-raums gegenüber dem Euro

Quelle: Nationale Angaben.Anmerkung: Die Angaben in den Abbildungen zu Dänemark, Schweden und dem Vereinigten Königreich unterliegen einer Schwan-kungsbreite von 30 %.

Dänische Krone

Pfund Sterling

DKK/EUR

GBP/EUR

Schwedische KroneSEK/EUR

1999 2000 20016,33

6,78

7,23

7,67

8,12

8,57

6,33

6,78

7,23

7,67

8,12

8,57

Leitkurs gegenüber dem Euro gemäß Bekanntmachung vom 31. Dezember 1998: 7,46038.

1999 2000 20017,66

8,20

8,74

9,28

9,82

10,36

7,66

8,20

8,74

9,28

9,82

10,36

1999 2000 20010,55

0,57

0,59

0,62

0,64

0,67

0,69

0,71

0,74

0,55

0,57

0,59

0,62

0,64

0,67

0,69

0,71

0,74

Page 113: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 200198

renz vor dem Referendum im September2000. Neben zwei geringfügigeren Senkungenum jeweils 0,05 Prozentpunkte nahm die Dan-marks Nationalbank ihren Refinanzierungssatzim Einklang mit entsprechenden Zinsschrit-ten der EZB am 30. August um 0,3 Prozent-punkte und am 18. September um 0,5 Pro-zentpunkte zurück. Am 8. November wurdeder Zinssatz – parallel zur Senkung der EZB-Leitzinsen in gleicher Größenordnung – er-neut um 0,5 Prozentpunkte auf 3,6 % verrin-gert. Anfang Februar 2002 wurde der Refi-nanzierungssatz weiter auf 3,55 % reduziert.Die Entwicklung der Langfristzinsen zeichne-te den Verlauf der langfristigen Zinsen imEurogebiet weitgehend nach. Der Renditeab-stand zwischen langfristigen Anleihen Däne-marks und denen des Euro-Währungsgebietssank zu Beginn des Jahres 2001 auf annä-hernd null und blieb für den Rest des Jahresknapp im positiven Bereich.

Schweden

Die konjunkturelle Dynamik Schwedens ebb-te im Jahr 2001 deutlich ab (siehe Abbildung27). Das Wachstum des realen BIP ging von3,6 % im Jahr 2000 auf 1,2 % zurück (sieheTabelle 12). Der internationale Konjunktur-abschwung zog die schwedische Exportindus-trie schwer in Mitleidenschaft und brachtedamit die verhältnismäßig starke Abhängig-keit der schwedischen Wirtschaft von denEntwicklungen in den Vereinigten Staaten undim Telekommunikationssektor zutage. DasExportwachstum verlangsamte sich von10,3 % im Jahr 2000 auf 1,4 % im Beobach-tungszeitraum. Auch der Investitionszuwachsging aufgrund der rückläufigen Nachfrage undRessourcennutzung spürbar zurück. Darüberhinaus war der private Konsum unter ande-rem wegen des Aktienkursverfalls, der denprivaten Haushalten Vermögenseinbußenbrachte und das Verbrauchervertrauendämpfte, ebenfalls besonders stark betroffen.Er stieg im Jahr 2001 um lediglich 0,2 %, ge-genüber 4,6 % im Jahr 2000. Das real verfüg-bare Einkommen entwickelte sich weiter po-sitiv, und zwar vorwiegend aufgrund von Steu-ersenkungen, die sich jedoch vor allem in

einer höheren Sparquote, nicht aber in höhe-ren Konsumausgaben niederschlugen. Auchdas Importwachstum war rückläufig, und derAußenbeitrag zum realen BIP-Wachstum stiegauf 1,0 Prozentpunkte an. Der Beitrag derInlandsnachfrage belief sich auf 0,7 Prozent-punkte. Die rasche Konjunkturabkühlung hat-te bislang noch keine nennenswerten Aus-wirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Arbeits-losenquote pendelte sich relativ stabil beietwa 5 % ein, wobei weitere Beschäftigungs-zuwächse im Segment der privaten Dienst-leistungen erzielt wurden.

Die jährlichen Teuerungsraten – gemessenam HVPI, VPI und UNDIX1 – stiegen im Früh-jahr 2001 ähnlich wie im Euro-Währungsge-biet signifikant auf rund 3 % an (siehe Abbil-dung 27). Im restlichen Verlauf des Jahres blie-ben die Inflationsraten relativ konstant aufdiesem Niveau. Die durchschnittliche jährli-che Inflationsrate nach dem HVPI betrug2,7 %, gegenüber 1,3 % im Jahr 2000, wäh-rend der VPI nach ebenfalls 1,3 % im Jahr2000 auf 2,6 % kletterte. Der Anstieg derInflation beruhte im Wesentlichen auf derEntwicklung bei den Komponenten Fleisch,inländisches Obst und Gemüse, Strom undTelefongebühren. Diese Preiskomponentenwaren mehreren temporären, von der Ange-botsseite ausgehenden Schocks (den Auswir-kungen von Maul- und Klauenseuche und BSEauf die Lebensmittelindustrie sowie den Wit-terungsbedingungen) ausgesetzt. Bei den üb-rigen inländischen Preiskomponenten war derAnstieg allmählicher und breiter angelegt undging weitgehend auf die indirekten Auswir-kungen früherer Ölpreissteigerungen, die ra-sche Zunahme der Ressourcennutzung in denvergangenen Jahren (sie hatte eine Erhöhungder Lohnstückkosten zur Folge) und die Aus-weitung der Gewinnspannen in wettbewerbs-schwachen Märkten zurück. Gegenüber 5,7 %im Jahr 2000 erhöhten sich die Lohnstück-

1 Der UNDIX entspricht dem VPI abzüglich der Zinsaufwendun-gen und der direkten Auswirkungen geänderter indirekter Steu-ern und Subventionen. In Schweden ist der allgemeine Verbrau-cherpreisindex (VPI) die Zielvariable für geldpolitische Entschei-dungen. Wenn sich allerdings in den vergangenen Jahrentemporäre Faktoren auf die Prognose ausgewirkt haben, wurdengeldpolitische Entscheidungen aufgrund einer Bewertung desUNDIX getroffen.

Page 114: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

99EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2001 2001 2001 2001Q1 Q2 Q3 Q4

Reales BIP 1,1 2,1 3,6 4,5 3,6 1,2 2,7 1,0 0,4 0,7

Wachstumsbeitrag zum realen BIP: 1)

Reale Inlandsnachfrage einschließlichVorratsveränderungen 0,7 0,7 3,9 3,2 3,2 0,2 2,3 -0,2 -2,0 0,7

Außenbeitrag 0,4 1,4 -0,3 1,3 0,4 1,0 0,4 1,2 2,4 0,1

HVPI 0,8 1,8 1,0 0,6 1,3 2,7 1,6 3,0 3,1 3,0

Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer 6,8 3,8 3,3 1,3 7,3 3,8 2,8 4,7 3,3 4,2

Lohnstückkosten (Gesamtwirtschaft) 5,1 0,7 0,9 -0,9 5,7 4,5 2,9 5,5 4,9 4,5

Einfuhrpreise -4,2 0,7 -0,5 1,0 4,6 4,3 4,4 6,5 4,8 1,5

Leistungsbilanz einschließlichVermögensübertragungen (in % des BIP) . . 0,7 0,5 0,7 0,6 0,7 0,5 0,8 0,5

Beschäftigung -0,6 -1,1 1,5 2,2 2,2 2,0 3,2 2,0 2,1 0,7

Arbeitslosenquote (in % der Erwerbspersonen) 9,6 9,9 8,3 7,2 5,9 5,1 5,3 5,0 4,9 5,1

Finanzierungssaldo (in % des BIP) 2), 3) -3,4 -1,5 1,9 1,8 3,7 4,7 . . . .

Bruttoverschuldung (in % des BIP) 2) 76,0 73,1 70,5 65,0 55,3 56,0 . . . .

Dreimonatszinssatz (in % p.a.) 4) 6,0 4,4 4,4 3,3 4,1 4,1 4,1 4,2 4,3 3,9

Rendite zehnjähriger Staatsanleihen(in % p.a.) 4) 8,0 6,6 5,0 5,0 5,4 5,1 4,8 5,2 5,3 5,1

Wechselkurs gegenüber der ECUbzw. dem Euro 4), 5) 8,51 8,65 8,91 8,81 8,45 9,25 9,00 9,12 9,41 9,48

Tabelle 12Makroökonomische Indikatoren für Schweden(soweit nicht anders angegeben, Veränderung gegen Vorjahr in %)

Quellen: Eurostat, Europäische Kommission, nationale Statistiken und EZB-Berechnungen.Anmerkung: Die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung beruhen auf dem ESVG 95.1) Prozentpunkte.2) Entspricht der Definition gemäß Maastricht-Kriterium.3) Haushaltsüberschuss (+) oder -defizit (-) des Staates.4) Durchschnittssätze der Berichtszeiträume.5) Nationale Währungseinheiten pro ECU bis Ende 1998; danach pro Euro.

kosten überwiegend aufgrund der konjunk-turbedingten Verlangsamung der Arbeits-produktivität um 4,5 %. Dies stellt einenRisikofaktor für die Beschäftigungs- und Infla-tionsaussichten dar. Laut der monatlichenLohnstatistik sind die Zuwachsraten – auchbei den Lohnstückkosten – allerdings niedri-ger. Aufgrund der Ölpreissenkung ließ dieimportierte Inflation im Jahr 2001 trotz derSchwäche der schwedischen Krone nach.

Der gesamtstaatliche HaushaltsüberschussSchwedens erhöhte sich vom 3,7 % des BIPim Jahr 2000 auf 4,7 % des BIP im Jahr darauf.Steuersenkungen in Höhe von rund 1 % desBIP wurden unter anderem durch einmaligeEinnahmen kompensiert. Trotz dieser Steu-ersenkungen ist die Steuerquote in Schwedenverglichen mit anderen Industriestaaten nachwie vor hoch. Die Schuldenquote gemessen

am BIP stieg leicht von 55,3 % im Jahr 2000auf 56 % im Berichtsjahr. Das aktualisierteschwedische Konvergenzprogramm sieht ei-nen Haushaltsüberschuss von 2,1 % des BIPfür das Jahr 2002 und 2,2 % des BIP für 2003vor. Dieser geringere Überschuss lässt sichzu großen Teilen auf die stufenweise Einfüh-rung der Einkommensteuerreform seit demJahr 2000 zurückführen. Die Schuldenquotegemessen am BIP dürfte im Jahr 2002 auf49,7 % und im Jahr darauf auf 47,3 % sinken.

Die Sveriges Riksbank verfolgt seit 1993 eineflexible Wechselkurspolitik und richtet ihreGeldpolitik auf ein explizites Inflationsziel aus.Seit 1995 ist das Inflationsziel als Anstieg derVPI-Teuerungsrate von 2 % mit einer Tole-ranzbreite von ±1 Prozentpunkt definiert. ImJuni 2001 intervenierte die schwedische Zen-tralbank vor dem Hintergrund einer ausge-

Page 115: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001100

prägten Kursschwäche der Krone am Devi-senmarkt. Angesichts der Auswirkungen derrelativ hohen Ressourcennutzung und der un-erwartet raschen Preisteuerung, die sich inden Inflationserwartungen hätte niederschla-gen können, sah die Sveriges Riksbank dieGefahr einer Überschreitung des Inflations-ziels. Daher erhöhte sie den Reposatz am5. Juli um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 %.Nach den Terroranschlägen in den Vereinig-ten Staaten und der noch ausgeprägteren in-ternationalen Konjunkturschwäche zumHerbstbeginn senkte sie den Reposatz am17. September um 0,5 Prozentpunkte, da sieein erhöhtes Risiko für ein Unterschreitendes Inflationsziels sah.

Diese Veränderungen des offiziellen Zinssat-zes trugen auch dazu bei, dass sich die kurz-fristigen Zinsen in Schweden Mitte 2001 ober-halb der vergleichbaren Sätze im Euroraumbewegten. Zum Jahresende belief sich die Dif-ferenz auf rund 50 Basispunkte (siehe Abbil-dung 27). Die langfristigen Zinssätze folgtender Entwicklung an den internationalen Kapi-talmärkten, wobei jedoch über weite Stre-cken des Jahres keine einheitliche Tendenzerkennbar war. Bis zum Ende des Beobach-tungszeitraums hatte sich der Zinsabstand ge-genüber dem Euro-Währungsgebiet von -10auf rund 40 Basispunkte umgekehrt. Dies warvermutlich dem erhöhten Kursaufschlag aufdie Krone nach dem Kursverlust der schwe-dischen Währung sowie der gestiegenen in-ternationalen Unsicherheit zuzuschreiben. BisSeptember wertete die Krone gegenüber demEuro um annähernd 11 % ab, bevor sie gegenEnde 2001 und zu Beginn 2002 erneut anBoden gewann (siehe Abbildung 28).

Vereinigtes Königreich

Im Vereinigten Königreich verlangsamte sichdas durchschnittliche Wachstum des realenBIP auf 2,4 % (nach 3,0 % im Jahr 2000), dadie internationale Konjunkturschwäche nurteilweise durch die dynamische Inlandsnach-frage ausgeglichen wurde (siehe Tabelle 13).Die allmähliche Abnahme lässt sich zu großenTeilen durch eine Abwärtsbewegung in den

Hochtechnologieindustrien, insbesondere inden Segmenten der Optik- und Elektronik-ausrüstung, sowie durch die nachlassendeAuslandsnachfrage und die anhaltende Stärkedes Pfund Sterling erklären. Dies kam in ei-ner größeren Divergenz zwischen einzelnenWirtschaftssektoren, einem gestiegenen Leis-tungsbilanzdefizit und einer niedrigeren Spar-quote zum Ausdruck. Vor allem die Produkti-on im verarbeitenden Gewerbe verzeichneteeinen Rückgang von 2,3 %, gegenüber einemAnstieg von 1,9 % im Jahr 2000, während dasWachstum der Wertschöpfung im Dienstleis-tungssektor mit 4,0 % im Vergleich zu 3,8 %im Jahr 2000 nach wie vor kräftig ausfiel.

Das Wachstum der realen Konsumausgabender privaten Haushalte beschleunigte sich imJahr 2001 um 4,2 % und lag damit geringfügigüber der Vorjahrsrate von 4,1 %. Höhere Re-aleinkommen, ein Anstieg im Wohlstand derprivaten Haushalte sowie eine kräftige Kre-ditausweitung bestimmten diese Entwicklungmaßgeblich. Die Stärke des Wohnungsmarktswar mit niedrigen Realzinsen und einemschärferen Wettbewerb auf dem Hypothe-kenmarkt gekoppelt, nachdem der Finanz-markt zuvor liberalisiert worden war. DasProduktionswachstum wurde auch von einerBeschleunigung des Staatsverbrauchs von1,9 % im Jahr 2000 auf 2,4 % im Folgejahrgetragen. Diese Entwicklung steht im Zeichendes Bestrebens, die öffentlichen Ausgaben andie Zielvorgaben anzupassen. Die Bruttoanla-geinvestitionen stiegen um 1,1 %, gegenüber4,9 % im Jahr 2000. Die Investitionstätigkeitder Unternehmen wurde durch eine sich ver-schlechternde Finanzlage des Unternehmens-sektors und die gestiegene Unsicherheit hin-sichtlich der Nachfrageaussichten gebremst.Diese Unsicherheit veranlasste Unternehmenauch dazu, ihre Vorratsbestände herunterzu-fahren und damit das Wachstum des realenBIP um 0,1 Prozentpunkte zu schmälern. DieInvestitionsschwäche im Unternehmenssektorwurde teilweise durch einen Anstieg derstaatlichen Investitionen kompensiert, durchden der Kapitalstock des öffentlichen Sektorsausgeweitet werden sollte. Der Beitrag derBinnennachfrage zum realen BIP-Wachstumfiel mit 3,3 Prozentpunkten geringfügig nied-

Page 116: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

101EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2001 2001 2001 2001Q1 Q2 Q3 Q4

Reales BIP 2,6 3,4 3,0 2,1 3,0 2,4 3,0 2,7 2,2 1,7

Wachstumsbeitrag zum realen BIP: 1)

Reale Inlandsnachfrage einschließlichVorratsveränderungen 3,1 4,0 5,2 3,5 3,8 3,3 4,3 3,4 2,7 2,5

Außenbeitrag -0,4 -0,5 -2,2 -1,4 -0,7 -0,8 -1,3 -0,8 -0,5 -0,7

HVPI 2,5 1,8 1,6 1,3 0,8 1,2 0,9 1,5 1,5 1,0

Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer 3,3 4,3 5,1 4,7 4,1 . 5,7 5,1 5,2 .

Lohnstückkosten (Gesamtwirtschaft) 1,8 2,8 3,2 3,8 2,1 . 3,6 3,3 3,5 .

Einfuhrpreise 0,2 -7,1 -6,2 -2,5 0,5 -0,1 0,5 2,1 -0,2 -2,8

Leistungsbilanz einschließlichVermögensübertragungen (in % des BIP) -2,4 -0,3 -1,6 -6,9 -6,2 . -3,9 -4,1 -4,3 .

Beschäftigung 1,1 2,0 1,1 1,3 1,0 0,8 1,0 0,9 0,6 0,7

Arbeitslosenquote (in % der Erwerbspersonen) 8,0 6,9 6,2 5,9 5,4 . 5,0 4,9 5,0 .

Finanzierungssaldo (in % des BIP) 2), 3) -4,4 -2,0 0,4 1,3 1,8 0,9 . . . .

Bruttoverschuldung (in % des BIP) 2) 52,3 50,8 47,6 45,2 42,4 39,0 . . . .

Dreimonatszinssatz (in % p.a.) 4) 6,0 6,8 7,3 5,4 6,1 5,0 5,6 5,2 4,9 4,1

Rendite zehnjähriger Staatsanleihen(in % p.a.) 5) 7,9 7,1 5,6 5,0 5,3 5,0 4,9 5,2 5,1 4,8

Wechselkurs gegenüber der ECUbzw. dem Euro 6) 0,81 0,69 0,68 0,66 0,61 0,62 0,63 0,61 0,62 0,62

Tabelle 13Makroökonomische Indikatoren für das Vereinigte Königreich(soweit nicht anders angegeben, Veränderungen gegen Vorjahr in %)

Quellen: Eurostat, Europäische Kommission, nationale Statistiken und EZB-Berechnungen.Anmerkung: Die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung beruhen auf dem ESVG 95. Die Angaben zum HVPI bis 1995beruhen auf nationalen Definitionen und sind nicht vollständig mit den HVPI-Daten ab 1995 vergleichbar.1) Prozentpunkte.2) Entspricht der Definition gemäß Maastricht-Kriterium.3) Haushaltsüberschuss (+) oder -defizit (-) des Staates.4) Durchschnittssätze der Berichtszeiträume. 3-monatige Interbankeinlagen in Pfund Sterling.5) Durchschnittssätze der Berichtszeiträume. Quelle: BIZ.6) Durchschnittssätze der Berichtszeiträume. Nationale Währungseinheiten pro ECU bis Ende 1998; danach pro Euro.

riger aus als ein Jahr zuvor. Der Außenbei-trag zum BIP-Wachstum war im sechsten Jahrin Folge negativ, wobei der Exportzuwachsvon 10,3 % im Jahr 2000 auf 0,8 % im folgen-den Jahr schrumpfte. Das Importwachstumverlangsamte sich zwar ebenfalls, doch we-gen der fortwährend dynamischen Inlands-nachfrage und des gegenüber dem Euro rela-tiv festen Pfund Sterling nicht so stark wiedas der Ausfuhren. Die Gesamtbeschäftigungweitete sich im Vorjahrsvergleich um 0,8 %aus und blieb damit leicht unter dem Anstiegim Jahr 2000. Dadurch wurde die Arbeitslo-senquote von 5,4 % im Jahr 2000 auf rund5 % im Jahr 2001 zurückgeführt. In der zwei-ten Jahreshälfte zeigten sich jedoch am Ar-beitsmarkt einige Zeichen der Schwäche, alsdie Arbeitslosenquote leicht anzog und sichder Fachkräftemangel Berichten zufolge et-

was abgeschwächt hatte. Im Großen und Gan-zen blieb das Niveau der Arbeitslosigkeit je-doch stabil und war niedriger als erwartet.

Die Preissteigerung gemessen am RPIX2 bliebfast das ganze Jahr hindurch unter dem staat-lichen Zielwert von 2,5 %. Die HVPI-Inflati-onsrate stieg nach 0,8 % im Jahr 2000 auf1,2 % ein Jahr später. Die Einfuhrpreise fielengegenüber dem Jahr 2000 geringfügig. Im ers-ten Halbjahr übten widrige Witterungsbedin-gungen und die Maul- und Klauenseuchezeitweise einen Aufwärtsdruck auf die Preiseaus. Die Inflation wurde durch eine verhalte-nere Entwicklung bei den Rohstoff- und Er-

2 Der RPIX beruht auf dem Einzelhandelspreisindex ohne Hypo-thekenzinszahlungen.

Page 117: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001102

zeugerpreisen gedämpft. Das gesamtwirt-schaftliche Einkommenswachstum stieg imVergleich zum Jahr 2000 leicht an. Dahinterverbirgt sich ein robuster Zuwachs bei denRegeleinkommen, der durch niedrigere Ein-malzahlungen ausgeglichen wurde. Der jährli-che Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Lohn-stückkosten erhöhte sich gegenüber demVorjahr ebenfalls. Insgesamt scheint der Kos-tendruck moderat geblieben zu sein, und derAnstieg der Inflation könnte als Zeichen füreinen Wiederanstieg der Gewinnspannen imEinzelhandel – möglicherweise aufgrund derdauerhaften Stärke des privaten Konsums –gewertet werden.

Nachdem sich die gesamtstaatliche Haushalts-lage in den Vorjahren beträchtlich verbesserthatte und im Jahr 2000 ein Überschuss von1,8 % (ohne UMTS-Erlöse) erzielt wurde, gingder Budgetüberschuss im Jahr 2001 auf 0,9 %des BIP zurück. Diese Entwicklung beruhteauf einem signifikanten Anstieg der Staatsaus-gaben, der eine expansive Ausrichtung derFinanzpolitik zur Folge hatte. Die Schulden-quote gemessen am BIP sank von 42,4 % imJahr 2000 auf 39 % im Folgejahr. Das aktuali-sierte Konvergenzprogramm sieht eine wei-tere fiskalische Lockerung vor, die Defizitevon 0,2 % des BIP im Haushaltsjahr 2001/2002 bzw. 1,1 % des BIP im Haushaltsjahr2002/2003 mit sich bringen wird. Die Schul-denquote wird den Prognosen zufolge in die-

sen Jahren leicht auf 38,1 % bzw. 37,2 % sin-ken.

Die Bank von England verfolgt eine flexibleWechselkurspolitik und richtet ihre Geldpo-litik auf ein explizites und symmetrisches In-flationsziel aus, das von der Regierung miteiner jährlichen Teuerung des RPIX von 2,5 %fixiert wurde. Der offizielle Reposatz wurdeim Berichtsjahr siebenmal um insgesamt2 Prozentpunkte auf 4,0 % zurückgenommen.Diese Zinsschritte sind im Kontext der sichabkühlenden Weltkonjunktur, des Ab-schwungs im verarbeitenden Gewerbe sowiegünstiger Inflationsaussichten zu sehen. DerAbstand zwischen den kurzfristigen Zinsendes Vereinigten Königreichs und denen desEurogebiets verringerte sich infolge dieserZinssenkungen weiter, wenn auch langsamerals im Jahr 2000. Die langfristigen Zinsen stie-gen im ersten Halbjahr, fielen dann aber zumJahresende auf ein niedrigeres Niveau zurückals zu Beginn des Beobachtungszeitraums.Über weite Strecken des Jahres blieben sieunter den durchschnittlichen Zinssätzen desEuroraums (siehe Abbildung 27). Der Kursdes Pfund Sterling schwankte gegenüber demEuro um einen Durchschnittswert von0,62 GBP. Die im Verlauf der ersten Jahres-hälfte erfolgte Aufwertung auf 0,59 GBP wur-de durch Kursverluste in den Monaten Juliund August weitgehend ausgeglichen.

Page 118: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

103EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Page 119: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Italien: In der italienischen Münzprägestätte inRom werden Euro-Münzen verpackt

Page 120: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel V

Europäische, multilaterale

und bilaterale Themen

Page 121: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001106

1 Auf die Beziehungen der EZB mit dem Europäischen Parlamentwird gesondert in Kapitel XI dieses Jahresberichts eingegangen.

I Europäische Themen

Die EZB hat im Jahr 2001 ihren regelmäßigenAustausch mit den Institutionen und zuständi-gen Stellen der Europäischen Gemeinschaft wei-ter gepflegt und ausgebaut.1 Wie in Artikel 113EG-Vertrag vorgesehen, nahm die EZB an jenenSitzungen des ECOFIN-Rats teil, in denen Fra-gen im Zusammenhang mit den Zielen und Auf-gaben des ESZB erörtert wurden. Im Jahr 2001handelte es sich dabei um Finanzmarktthemenund insbesondere um die Vorbereitung derGrundzüge der Wirtschaftspolitik. Umgekehrtmachte der Vorsitzende des ECOFIN-Ratsmehrmals von der Möglichkeit Gebrauch, anSitzungen des EZB-Rats teilzunehmen. Als imersten Halbjahr 2001 mit Schweden ein Mit-gliedstaat, für den eine Ausnahmeregelung gilt,die EU-Ratspräsidentschaft innehatte, wohnteder Vorsitzende der Eurogruppe EZB-Ratssit-zungen in Vertretung des Vorsitzenden desECOFIN-Rats bei. Des Weiteren nahm ein Mit-glied der Europäischen Kommission an EZB-Ratssitzungen teil.

Zusätzlich zu diesen in Artikel 113 des EG-Vertrags vorgesehenen Kontakten wurdender Präsident der EZB und die Präsidentender nationalen Zentralbanken zu den drei in-formellen Treffen des ECOFIN-Rats in Malmö(Schweden) im April sowie in Lüttich undLaeken (Belgien) im September bzw. Dezem-ber 2001 eingeladen. Der informelle Rat inMalmö bot den ECOFIN-Ministern, den Prä-sidenten der nationalen Zentralbanken derMitgliedstaaten und dem Präsidenten der EZBdie Gelegenheit zum Meinungsaustausch mitAmtskollegen aus den 13 beitrittswilligen Län-dern. Das Treffen in Lüttich wurde für eineerste eingehende Erörterung und Einschät-zung der wirtschaftlichen Auswirkungen derTerroranschläge in den Vereinigten Staatenam 11. September 2001 genutzt. Darüber hi-naus wurde der Präsident der EZB zu einemMeinungsaustausch mit den EU-Staats- undRegierungschefs beim informellen Treffen desEuropäischen Rats im Oktober in Gent ein-geladen. Im Mittelpunkt der Gespräche stan-den dabei die allgemeine Wirtschaftslage undder Stand der Vorbereitungen für die Euro-Bargeldeinführung.

Der Praxis der vergangenen Jahre folgendnahm die EZB auch im Jahr 2001 regelmäßigan den Sitzungen der Eurogruppe teil. DieseSitzungen bieten der EZB die Möglichkeit ei-nes offenen und informellen politischen Dia-logs mit den Finanzministern der Mitglied-staaten des Euro-Währungsgebiets und demKommissar für Wirtschaft und Währungsan-gelegenheiten. Innerhalb der Eurogruppewurden weiterhin vorrangig die allgemeinenWirtschaftsaussichten für den Euroraum,die Haushaltsentwicklung in den einzelnenMitgliedstaaten des Eurogebiets und – mitzunehmender Intensität – die Fortschritte beider Umsetzung notwendiger Strukturrefor-men erörtert. Die regelmäßige Bestandsauf-nahme der Vorbereitungen für die Euro-Bar-geldeinführung bildete einen weiteren Arbeits-schwerpunkt der Eurogruppe im Jahr 2001.

Zusätzlich zu den oben erläuterten Kontak-ten auf politischer Ebene arbeitete die EZBim Wirtschafts- und Finanzausschuss (WFA)und im Ausschuss für Wirtschaftspolitik(WPA) mit. Durch ihr Mitwirken in diesenbeiden Ausschüssen, welche den ECOFIN-Rat und die Eurogruppe mit Analysen undEmpfehlungen unterstützen, konnte die EZBihre Expertise in diverse wirtschaftspolitischeVerfahren und die multilaterale Überwachungeinbringen. So arbeitete die EZB unter ande-rem bei der Vorbereitung der Grundzüge derWirtschaftspolitik und bei der Beurteilung derStabilitäts- und Konvergenzprogramme derMitgliedstaaten mit. Ferner leistete die EZBihren Beitrag zu einer Reihe weiterer Aktivi-täten dieser beiden Ausschüsse, etwa zurWeiterentwicklung der Analyseinstrumenteund -methoden sowie den umfassenden Län-derbeobachtungen des WPA. Da Letzterevorwiegend den Strukturreformen in den Mit-gliedstaaten gewidmet sind und in den Jahres-bericht über Strukturreformen des WPA ein-fließen, gewährt diese Mitarbeit der EZB nichtnur einen wertvollen Einblick in den Ablauf

Page 122: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

107EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

2 Im Monatsbericht vom November 2001 wurde ein Aufsatz mitdem Titel „Der wirtschaftspolitische Rahmen der WWU“ veröf-fentlicht.

von Strukturreformen, sondern bietet auchdie Möglichkeit eines Meinungsaustauschs mitden Mitgliedstaaten.

Die EZB nahm auch im Jahr 2001 an denzweimal jährlich stattfindenden Treffen zumMakroökonomischen Dialog – sowohl auftechnischer als auch auf politischer Ebene –teil. Gemäß dem vom Europäischen Rat vonKöln erteilten Mandat erörterten Vertreterder Mitgliedstaaten, der Europäischen Kom-mission, der EZB, von Zentralbanken der Län-der außerhalb des Euroraums und der Sozial-partner auf EU-Ebene die Wirtschaftsaus-sichten und die daraus resultierenden wirt-schaftspolitischen Herausforderungen. DerMakroökonomische Dialog bot damit denTeilnehmern erneut den Rahmen für einenvertraulichen Meinungsaustausch und vertrau-ensbildende Kontakte.

Auch mit der Europäischen Kommission setz-te die EZB ihre enge Zusammenarbeit im Jahr2001 fort. Neben den regelmäßigen Arbeits-beziehungen in einer Reihe von Themenbe-reichen trafen Mitglieder des Direktoriumsder EZB zu bilateralen Gesprächen mit demPräsidenten der Europäischen Kommissionund dem Kommissar für Wirtschaft und Wäh-rungsangelegenheiten zusammen.

Von der breiten Themenpalette, mit der sichdie europäischen Institutionen und Einrich-tungen in Zusammenarbeit mit der EZB be-schäftigen, sollen folgende Bereiche angesichtsihrer wirtschaftlichen und institutionellen Be-deutung näher beleuchtet werden.

1.1. Entwicklung des wirtschafts-politischen Rahmens

Im dritten Jahr nach Beginn der dritten Stufeder WWU wurde der wirtschaftspolitischeRahmen mit seiner spezifischen Aufteilungwirtschaftspolitischer Zuständigkeiten, seinenmultilateralen Verfahren und gemeinsamenStrategiekonzepten weiterentwickelt und ver-bessert.2 Besonderes Augenmerk legte manauf die Verbesserung der Grundzüge derWirtschaftspolitik als Instrumentarium zur

Lenkung der wirtschaftspolitischen Entschei-dungen in den Mitgliedstaaten sowie auf eineweitere Optimierung der Verfahren und Me-thoden im Rahmen des Stabilitäts- undWachstumspakts. Darüber hinaus wurde dasvom Europäischen Rat von Lissabon ins Le-ben gerufene „offene Koordinierungsverfah-ren“ forciert, und zwar insbesondere durchdie verstärkte Anwendung von Indikatorenund exakten Zeitplänen für die Erreichungund Beurteilung von Fortschritten in einerwachsenden Zahl von Politikbereichen.

Die Grundzüge der Wirtschaftspolitik 2001

Für den Beschluss der Grundzüge der Wirt-schaftspolitik kam erstmals das vom Europäi-schen Rat von Lissabon initiierte Verfahrenzur Anwendung. Zusätzlich zum ECOFIN-Ratleisteten dementsprechend weitere Räte, ein-schließlich des Rats „Beschäftigung und Sozi-alpolitik“ sowie des Rats „Binnenmarkt“, ih-ren Beitrag zu den Grundzügen der Wirt-schaftspolitik. Basierend auf der Übereinkunft,wonach der Europäische Rat im Sinne derKohärenz der Grundzüge der Wirtschaftspo-litik und der effektiven Überwachung des Um-setzungsprozesses eine tragende Rolle bei derLeitung und Koordination spielen soll, botder Europäische Rat von Stockholm im Märzdie entsprechenden Orientierungshilfen fürdie im Rahmen der Grundzüge 2001 zu be-handelnden Schlüsselthemen.

Die Europäische Kommission präsentierte ei-nen umfassenden Bericht über die Umset-zung der Grundzüge der Wirtschaftspolitikim vorangegangenen Jahr. Zweck dieser ge-mäß Artikel 99 Absatz 3 EG-Vertrag erstell-ten Durchführungsberichte ist es, einen prä-zisen und detaillierten Überblick über die tat-sächliche Umsetzung der Grundzüge derWirtschaftspolitik zu geben. Somit werdensowohl Zielerreichungen als auch -verfehlun-gen und mangelnde Fortschritte bei der Um-

Page 123: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001108

setzung hervorgehoben und können wiede-rum für die Formulierung der Grundzügefür das folgende Jahr herangezogen werden.Es ist insofern essenziell, die Einhaltung derEmpfehlungen der Grundzüge der Wirt-schaftspolitik genau zu beobachten, als derECOFIN-Rat auf der Grundlage von Arti-kel 99 Absatz 4 EG-Vertrag beschließen kann,eine spezifische Empfehlung an einen einzel-nen Mitgliedstaat zu richten, sofern dieserden Grundzügen nicht Folge leistet bzw. sei-ne Wirtschaftspolitik das ordnungsgemäßeFunktionieren der Wirtschafts- und Wäh-rungsunion zu gefährden droht. 2001 billigteder ECOFIN-Rat die erste derartige Empfeh-lung auf Grundlage dieser Bestimmung, umdamit die Einhaltung der Grundzüge der Wirt-schaftspolitik zu gewährleisten.

Verbesserung der Umsetzung des Stabilitäts-und Wachstumspakts

In der WWU sind die Mitgliedstaaten nachArtikel 104 EG-Vertrag zur Vermeidung über-mäßiger Defizite verpflichtet. Überdies ist ihreHaushaltspolitik an die Vorgaben des Stabili-täts- und Wachstumspakts gebunden. Aufdessen Grundlage müssen die Mitgliedstaatendes Euro-Währungsgebiets dem EU-Rat undder Europäischen Kommission jährlich Stabi-litätsprogramme vorlegen, welche die für diemultilaterale Überwachung ihrer Haushalts-politik notwendigen Informationen enthalten.Die nationalen Stabilitätsprogramme sollendas mittelfristige Ziel der Haushaltspolitik –einen nahezu ausgeglichenen oder einenÜberschuss aufweisenden Haushalt – sowiedie Wege zur Erreichung dieses Ziels darle-gen. Ferner sollen sie die umgesetzten – odernoch zu ergreifenden – wirtschaftspolitischenMaßnahmen zur Zielerreichung und die we-sentlichen Annahmen über die erwarteteWirtschaftsentwicklung bzw. mögliche Aus-wirkungen von Änderungen dieser Annahmenauf das Budget erläutern. Demgegenüber le-gen die Mitgliedstaaten außerhalb des Euro-raums Konvergenzprogramme vor, deren In-halt weitgehend jenem der Stabilitätsprogram-me, ergänzt durch Angaben über diemittelfristigen geldpolitischen Ziele, ent-

spricht. Der EU-Rat prüft die Stabilitäts- undKonvergenzprogramme und beurteilt die An-gemessenheit der dargelegten Ziele, Annah-men und Maßnahmen, insbesondere im Hin-blick auf die Vermeidung übermäßiger Defizi-te. Außerdem prüft der EU-Rat, ob dieProgramme den Grundzügen der Wirtschafts-politik entsprechen.

Angesichts der zentralen Rolle der Stabili-täts- und Konvergenzprogramme im Rahmender multilateralen Überwachung ist es uner-lässlich, dass sie angemessen aufbereitet sindund Vergleiche zwischen den einzelnen Mit-gliedstaaten ermöglichen. In Anerkennung die-ser Tatsache verabschiedete der Währungs-ausschuss (das Vorgängergremium des Wirt-schafts- und Finanzausschusses) eine Stel-lungnahme und einen Verhaltenskodex zu In-halt und Form der Stabilitäts- und Konver-genzprogramme; beides wurde am 12. Okto-ber 1998 vom ECOFIN-Rat gebilligt. Der Ver-haltenskodex dient den Mitgliedstaaten alsCheckliste bei der Erstellung ihrer Stabilitäts-und Konvergenzprogramme; er enthält ge-naue Vorgaben bezüglich der bereitzustellen-den Informationen, wie etwa Haushaltsziele,Annahmen über die voraussichtliche Wirt-schaftsentwicklung, wirtschaftspolitische Maß-nahmen sowie Sensitivitätsanalysen.

Im Jahr 2001 analysierte der Wirtschafts- undFinanzausschuss die Erfahrungen mit der Be-urteilung der Stabilitäts- und Konvergenzpro-gramme seit der Verabschiedung des Verhal-tenskodex 1998. Demnach hat sich der Ko-dex im Großen und Ganzen bewährt. ImHinblick auf wünschenswerte Verbesserun-gen verabschiedete der Wirtschafts- und Fi-nanzausschuss eine neue Stellungnahme undeine aktualisierte Fassung des Verhaltensko-dex, die beide vom ECOFIN-Rat bei seinerSitzung am 10. Juli 2001 gebilligt wurden. Dieneue Stellungnahme und der überarbeiteteVerhaltenskodex bringen folgende Änderun-gen mit sich:

• Erstens wurde die Rolle der Grundzügeder Wirtschaftspolitik in Relation zum Sta-bilitäts- und Wachstumspakt präzisiert. Eswird vor allem nachdrücklich darauf hinge-

Page 124: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

109EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

wiesen, dass die Stabilitäts- und Konver-genzprogramme mit den Grundzügen derWirtschaftspolitik, dem maßgeblichen In-strumentarium für die wirtschaftspolitischeKoordinierung, konsistent sein sollten.

• Zweitens wurde der Grundstein für einestärkere Gleichbehandlung der einzelnenMitgliedstaaten gelegt. In Zukunft sollenvermehrt gemeinsame Standards für Inhaltund Form der Stabilitäts- und Konvergenz-programme zur Anwendung kommen. Fürdie Mitgliedstaaten gelten vom Wirtschafts-und Finanzausschuss formulierte Mindest-standards für die vorzulegenden Daten;diese finden sich im Anhang des Verhal-tenskodex. Hinsichtlich der internationa-len Wirtschaftslage sollen alle Mitgliedstaa-ten nach Möglichkeit von gemeinsamen An-nahmen ausgehen. Ferner sollen dieStabilitäts- und Konvergenzprogramme frü-her und innerhalb einer kürzeren Zeitspan-ne als bisher vorgelegt werden, um demECOFIN-Rat die Möglichkeit zu geben, alleProgramme im Rahmen von maximal zweiaufeinander folgenden Sitzungen zu prüfen.

• Drittens tragen die neue Stellungnahmeund der überarbeitete Verhaltenskodexden Schlussfolgerungen des EuropäischenRats von Lissabon und von Stockholm inBezug auf die Qualität der öffentlichen Fi-nanzen und die haushaltspolitischen Impli-kationen einer alternden BevölkerungRechnung. Die Stabilitäts- und Konvergenz-programme sollen demnach künftig auchdie Maßnahmen zur Verbesserung derQualität der öffentlichen Finanzen enthal-ten. Darüber hinaus sollen die langfristigenAuswirkungen einer alternden Gesellschaftauf die öffentlichen Haushalte sowie dieStrategie zur Bewältigung dieses Problemserläutert werden.

1.2 Die Reform der Finanzmärkte

Um den vollen Nutzen aus der gemeinsamenWährung ziehen zu können, wird seit derEinführung des Euro der Beseitigung noch be-stehender Hindernisse auf dem Weg zu ei-

nem vollkommenen Binnenmarkt für Finanz-dienstleistungen wachsende Aufmerksamkeitgewidmet. Beim Europäischen Rat von Lissa-bon im März 2000 formulierten die Staats-und Regierungschefs das ambitionierte Ziel,die EU zum wettbewerbsfähigsten und dyna-mischsten wissensbasierten Wirtschaftsraumder Welt zu machen. Zur Erreichung diesesZiels forderte der Europäische Rat unter an-derem eine beschleunigte Vollendung des Bin-nenmarkts für Finanzdienstleistungen. Im Jahr2001 wurden weitere wichtige Schritte in die-se Richtung unternommen. Der EuropäischeRat von Stockholm forderte insbesondereeine raschere Umsetzung des Aktionsplansfür Finanzdienstleistungen und billigte denLamfalussy-Bericht über Maßnahmen zur Be-schleunigung der Umsetzung des für die Schaf-fung eines effizienten europäischen Wertpa-piermarkts notwendigen Rechtsrahmens.

Der Aktionsplan für Finanzdienstleistungen

Der Europäische Rat von Stockholm fordertedie vollständige Umsetzung des Aktionsplansfür Finanzdienstleistungen bis 2005, um dienoch bestehenden Schwachstellen am euro-päischen Finanzdienstleistungsmarkt zu über-winden. Damit wurde diesem 1999 gestarte-ten bedeutenden Projekt mehr politischesGewicht verliehen.

Der Aktionsplan für Finanzdienstleistungenbietet Richtlinien für Maßnahmen, die auf demGebiet der Finanzmärkte zu ergreifen sind,d. h., es werden jene Bereiche definiert, indenen Reformen nötig sind, und dient als Ori-entierungshilfe für deren Umsetzung. Mit Un-terstützung der Politischen Gruppe für Fi-nanzdienstleistungen, in der auch die EZB ver-treten ist, überprüft die EuropäischeKommission regelmäßig die erzielten Ergeb-nisse. In ihrem im Dezember 2001 veröffent-lichten fünften Fortschrittsbericht über dieUmsetzung des Aktionsplans für Finanzdienst-leistungen stellte die Kommission fest, dassbereits deutliche Fortschritte erzielt wurden.Von den 42 im Aktionsplan festgelegten Maß-nahmen wurden 25 seit 1999 angenommenoder standen zum fraglichen Zeitpunkt kurz

Page 125: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001110

vor der Billigung. Der Rat der EuropäischenUnion und das Europäische Parlament verab-schiedeten im Jahr 2001 Rechtsvorschriftenbetreffend das Statut der Europäischen Akti-engesellschaft sowie Geldwäsche und Orga-nismen für gemeinsame Anlagen in Wertpa-pieren (OGAW). Von den verbleibenden 17im Aktionsplan vorgesehenen Maßnahmenwaren lediglich 6 Legislativvorschläge nochvon der Kommission einzubringen. Dazu ge-hörte die Überarbeitung der Eigenkapitalvor-schriften für Banken und Wertpapierfirmenund der Wertpapierdienstleistungsrichtlinie.Somit liegt die Verantwortung für die rascheUmsetzung des Aktionsplans nunmehr in ers-ter Linie beim EU-Rat und beim EuropäischenParlament, welche die entsprechendenRechtsakte auf Basis der von der Kommissi-on eingebrachten Vorschläge verabschiedenmüssen. Innerhalb des EU-Rats einigteman sich im Dezember 2001 auf Vorschlägezu den Themen Fernabsatz von Finanzdienst-leistungen, Finanzsicherheiten, Marktmiss-brauch und International Accounting Stan-dards (IAS). Im fünften Fortschrittsbericht derKommission wird allerdings auch darauf hin-gewiesen, dass einige Punkte nach wie vorAnlass zur Sorge geben. Hier wurdeninsbesondere die mangelnden Fortschritte beider Richtlinie über Einrichtungen zur betrieb-lichen Altersvorsorge und die vorgeschlage-ne Übernahme-Richtlinie genannt; Letzterewurde nach zwölfjähriger Verhandlungsdauervom Europäischen Parlament abgelehnt. Un-geachtet aller bisher erzielten Erfolge ist alsoein entschlosseneres Vorgehen vonnöten, umden Aktionsplan innerhalb der vereinbartenFrist umzusetzen. Aus diesem Grund kündig-te die Kommission für Februar 2002 eine Zwi-schenprüfung an.

Der Lamfalussy-Bericht

Mit seiner Unterstützung für die im Berichtdes Ausschusses der Weisen über die Regle-mentierung der europäischen Wertpapier-märkte vorgeschlagenen Maßnahmen unter-strich der Europäische Rat von Stockholmunter anderem, dass der raschen Vollendungeines vollkommen integrierten Wertpapier-

markts (bis 2003) große Bedeutung beige-messen wird. Der von Alexandre Lamfalussygeleitete Ausschuss der Weisen wurde imJuli 2000 eingerichtet um zu überprüfen, wieeine effektivere Umsetzung der für die Schaf-fung eines effizienten Wertpapiermarkts not-wendigen rechtlichen Bestimmungen gewähr-leistet werden kann. Der nach umfassendenKonsultationen, an denen auch die EZB teil-nahm, im Februar 2001 veröffentlichte Lam-falussy-Bericht sieht vier Stufen für die Ver-abschiedung eines Rechtsrahmens für dieWertpapiermärkte und die Überwachung derangemessenen Umsetzung dieser Bestimmun-gen vor. Darüber hinaus wird in dem Berichtdie Einrichtung zweier neuer Ausschüsseempfohlen, und zwar des Europäischen Wert-papierausschusses (EWA) sowie des Aus-schusses der Europäischen Wertpapierregu-lierungsbehörden (AEWRB). Vor diesem Hin-tergrund kann das Vier-Stufen-Konzept fürdie Annahme und Überwachung der Rechts-bestimmungen für die Wertpapiermärkte wiefolgt beschrieben werden: In Phase einssollen mittels Rahmenrichtlinien und -ver-ordnungen die grundlegenden Prinzipien derjeweiligen Rechtsakte festgelegt werden; derEWA soll die Kommission bei der Erstellungihrer Vorschläge unterstützen. In Phase zweisoll die Kommission unter Mithilfe des EWAin Anwendung eines speziellen Komitologie-verfahrens Durchführungsbestimmungen er-lassen. Dabei wird der AEWRB die Kommis-sion bei der Vorbereitung ihrer Vorschläge intechnischen Fragen beraten. Die effiziente undeinheitliche Umsetzung des Gemeinschafts-rechts steht im Mittelpunkt von Phase drei.Dies soll durch den AEWRB gewährleistetwerden. In Phase vier wird die Kommissionschließlich die Einhaltung des Gemeinschafts-rechts durch die Mitgliedstaaten überwachen.

Die beiden Ausschüsse wurden in der Zwi-schenzeit, nach der zuvor erwähnten Billi-gung des Lamfalussy-Berichts durch den Eu-ropäischen Rat von Stockholm, eingerichtet.Der EWA setzt sich aus Vertretern der Fi-nanzministerien der Mitgliedstaaten zusam-men, wobei die Europäische Kommission denVorsitz führt. Die Leiter der nationalenWertpapieraufsichtsbehörden bilden den

Page 126: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

111EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

AEWRB, der als ein von der Kommissionunabhängiges Gremium agiert. Im Septem-ber 2001 übernahm der AEWRB die Aufga-ben und das Sekretariat des informellen Fo-rums der europäischen Wertpapierkommis-sionen (Forum of European SecuritiesCommissions – FESCO). Bei den Sitzungendes EWA hat die EZB Beobachterstatus; zuden Treffen des AEWRB wird sie eingeladen,wenn dies angebracht ist, wie es in den Statu-ten des Ausschusses heißt.

Die Kommission hat Vorschläge für zwei neueRichtlinien – über Börsenprospekte undMarktmissbrauch3 – unterbreitet; diese soll-ten in Übereinstimmung mit dem neuenRechtsrahmen verabschiedet und umgesetztwerden. Gemäß Artikel 105 Absatz 4 EG-Ver-trag legte die EZB dazu am 18. bzw. 22. No-vember 2001 eine Stellungnahme vor. DieEZB begrüßte darin den Richtlinienvorschlagüber Börsenprospekte als effektives Instru-ment zur Förderung der Integration der eu-ropäischen Finanzmärkte. Die Richtlinie wirdden Marktzugang für die Kapitalaufnahme inder EU erleichtern und bestehende Hinder-nisse für grenzüberschreitende Wertpapier-angebote beseitigen. Gleichzeitig hielt die EZBjedoch fest, dass ein hohes Maß an Offenle-

gung gegen die Notwendigkeit eines effizien-ten Emissionsverfahrens abzuwägen sei, wo-bei die Kosten proportional zur Größe desemittierenden Unternehmens und zur Art deremittierten Wertpapiere sein sollten. In ih-rer Stellungnahme zu dem Richtlinienvor-schlag über Marktmissbrauch würdigte dieEZB den Entwurf als einen Beitrag zur Schaf-fung solider und einheitlicher Standards, wel-che die Integrität der europäischen Finanz-märkte fördern, das Vertrauen der Investo-ren stärken und das reibungslose Funktio-nieren der Märkte gewährleisten sollten.

Die Kommission und das Europäische Parla-ment einigten sich am 5. Februar 2002 übereinige noch offene institutionelle Fragen imZusammenhang mit dem Lamfalussy-Verfah-ren, insbesondere hinsichtlich der Rolle desEuropäischen Parlaments bei der Billigung vonDurchführungsbestimmungen. Mit dieserÜbereinkunft wurde das letzte Hindernis fürdie Anwendung des Lamfalussy-Verfahrens beider anstehenden Verabschiedung der Rechts-bestimmungen zum Thema Finanzmarkt – be-ginnend mit den zuvor erwähnten Richtlinienüber Börsenprospekte und Marktmissbrauch– beseitigt.

2 Multilaterale Themen

Das Eurosystem nahm auch im Jahr 2001 anden Aktivitäten internationaler Organisatio-nen und Foren mit monetären, finanziellenund wirtschaftlichen Themenschwerpunktenteil. Die im Jahresbericht 1999 erläutertenpraktischen Vereinbarungen über die inter-nationale Vertretung und Zusammenarbeitder EZB blieben weitgehend unverändert. Mitmehreren internationalen Organisationen undForen wurden die Arbeitsbeziehungen inten-siviert. So stellte der IWF etwa einen Berichtüber die Einhaltung von Standards und Kodi-zes (Report on the Observance of Standardsand Codes – ROSC) für den Euroraum fertig,und die OECD verfasste ihren ersten „Eco-nomic Survey of the Euro Area“ (siehe Ab-schnitt 2.2). Die finanziellen Beziehungen zum

IWF, der die EZB als Inhaberin von Sonder-ziehungsrechten (SZR) zugelassen hat, wur-den durch den Abschluss einer Vereinbarungzum Kauf bzw. Verkauf von SZR am 18. April2001 verstärkt. Diese Vereinbarung ermög-licht es dem IWF, SZR-Transaktionen zwi-schen der EZB und anderen SZR-Inhabern zuinitiieren und somit zur reibungslosen Ab-wicklung seiner SZR-Geschäfte beizutragen.

3 Vorschläge der Kommission für Richtlinien des EuropäischenParlaments und des Rates (i) über den Prospekt, der beimöffentlichen Angebot von Wertpapieren oder bei deren Zulas-sung zum Handel zu veröffentlichen ist, und (ii) über Insider-Geschäfte und Marktmanipulation (Marktmissbrauch).

Page 127: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001112

2.1 Multilaterale und bilateraleÜberwachung der makro-ökonomischen Politik

Das Eurosystem nimmt an regelmäßigen Peer-Reviews (multilaterale Überwachung) undKonsultationen mit internationalen Instituti-onen (bilaterale Überwachung) bezüglich mo-netärer, finanzieller und wirtschaftlicher Ent-wicklungen und Maßnahmen teil, da diese dieAnalyse der Auswirkungen internationalerEntwicklungen auf den Euroraum erleichtern.Diese Verfahren umfassen keine internatio-nale Ex-ante-Koordination der gemeinsamenGeldpolitik mit der Geldpolitik der Länderaußerhalb des Euroraums. Eine derartige Ex-ante-Koordination, die über den regelmäßi-gen Informations- und Meinungsaustausch un-ter politischen Entscheidungsträgern hinaus-ginge, wäre mit dem Mandat des Eurosystems,d. h. der Gewährleistung der Preisstabilitätim Euroraum, und mit seiner Unabhängigkeitunvereinbar.

Multilaterale Überwachung

Die EZB nahm am Informations- und Mei-nungsaustausch mit anderen Entscheidungs-trägern internationaler Organisationen undForen teil. Regelmäßige Treffen zu monetä-ren, finanziellen und wirtschaftlichen Entwick-lungen und Maßnahmen in bedeutenden Wirt-schaftsräumen trugen unter anderem zu ei-ner klareren Einschätzung der aktuellen Politikund der Auswirkung außenwirtschaftlicher Ent-wicklungen auf die Wirtschaft im Euro-Wäh-rungsgebiet bei. Einige dieser Treffen wurdenauf EU-Ebene, unter anderem vom Wirtschafts-und Finanzausschuss, vorbereitet.

Die Möglichkeit zu einem solchen multilate-ralen Meinungsaustausch boten im Jahr 2001eine Reihe internationaler Treffen. Bei denGesprächen der G-7-Finanzminister und derZentralbankpräsidenten über Fragen derWechselkurse und der Überwachung war dasEuro-Währungsgebiet durch den Präsidentender EZB und den Vorsitzenden der Euro-gruppe vertreten. Der EZB-Präsident nahmferner an einer Reihe von Diskussionen über

die Weltwirtschaftslage in anderen informel-len Foren, wie etwa an den Treffen der Fi-nanzminister und Zentralbankpräsidenten derG 10 und der G 20, teil.

Der EZB-Beobachter beteiligte sich an denregelmäßigen Überprüfungen globaler Wirt-schafts- und Marktentwicklungen durch dasIWF-Exekutivdirektorium sowie an den Dis-kussionen des IWF-Exekutivdirektoriumsüber den „World Economic Outlook“ (Mai,Oktober und Dezember 2001).

Im Wirtschaftspolitischen Ausschuss derOECD war die EZB ebenfalls vertreten; aufder Tagesordnung der Ausschusssitzungenstanden kurzfristige globale Wirtschaftsprog-nosen und wirtschaftspolitische Erfordernis-se, womit ein Beitrag zum „Economic Out-look“ der OECD geleistet wurde (Juni undNovember 2001). Überdies überprüfte derAusschuss wirtschaftspolitische Maßnahmenzur Förderung des Wachstums und erörtertedie Implikationen vorherrschender Trends imSpar- und Investitionsverhalten. Die EZBnahm zudem an Sitzungen von Unterausschüs-sen und Arbeitsgruppen des Wirtschaftspoli-tischen Ausschusses teil.

Bilaterale Überwachung

Das Eurosystem trug zu den bilateralen geld-,finanz- und wirtschaftspolitischen Prüfungendurch den IWF und die OECD bei. 2001 ver-fasste der IWF als Ergänzung der nationalenKonsultationen über andere Politikbereiche,insbesondere die Fiskal- und Strukturpolitik,zwei Artikel-IV-Berichte über die Geld- undWechselkurspolitik des Euroraums. Der ers-te Bericht wurde dem IWF-Exekutivdirekto-rium zur Information vorgelegt und imApril 2001 veröffentlicht. Nachdem das Exe-kutivdirektorium den zweiten Bericht erör-tert hatte, wurde dieser im November 2001gemeinsam mit einer Zusammenfassung derEinschätzung des Exekutivdirektoriums imRahmen einer Öffentlichen Informationsmit-teilung veröffentlicht.4 Angesichts der globa-

4 Siehe Website des IWF (www.imf.org).

Page 128: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

113EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

len konjunkturellen Abkühlung, erläuterte dasExekutivdirektorium, habe sich die Wirtschaftdes Euroraums als weniger widerstandsfähigals angenommen erwiesen; da es jedoch kei-ne bedeutenden Ungleichgewichte gebe, sei-en die makroökonomischen Fundamentalda-ten weiterhin solide. Zur Geldpolitik merktedas Exekutivdirektorium an, dass die Risikenfür die Preisstabilität im Abnehmen begriffenseien und dass die EZB einen guten Teil derrestriktiven geldpolitischen Entscheidungendes Jahres 2000 inzwischen berechtigterweiserückgängig gemacht habe. Ferner wurden dieraschen, mit der US-Zentralbank und ande-ren Notenbanken abgestimmten Maßnahmennach den Terroranschlägen vom 11. Septem-ber gewürdigt; diese konzertierte Aktion habedas Vertrauen gestützt und das Bankensys-tem mit ausreichend Liquidität versorgt, stell-te das Exekutivdirektorium fest. Die mittel-fristige Ausrichtung des Stabilitäts- undWachstumspakts wurde als Beitrag zum Ver-trauen in eine solide Haushaltspolitik gutge-heißen. Um das Wachstumspotenzial desEuroraums anzuheben, empfahl das Exekutiv-direktorium weitere Strukturreformen,insbesondere auf dem Arbeitsmarkt. Zusätz-lich wurden vom IWF-Stab erstellte Hinter-grunddokumente zu wesentlichen Themen imEuro-Währungsgebiet – wie z. B. der erstenSäule der geldpolitischen Strategie der EZB,der Wirkung externer Schocks auf die Inflati-on im Euroraum, dem Wechselkurs des Euround der Schätzung des Produktionspotenzials– veröffentlicht.

Im Zusammenhang mit den Artikel-IV-Kon-sultationen verfasste der IWF außerdem ei-nen Bericht über die Einhaltung von Stan-dards und Kodizes (ROSC) für das Euro-Währungsgebiet (siehe Kasten 9).

Die OECD veröffentlichte im April 2001 ih-ren ersten „Economic Survey of the EuroArea“, der sich unter anderem auf die Arbeiteiner OECD-Delegation bei der EZB stützte.Für den Abschluss des Survey war der OECD-Prüfungsausschuss für Wirtschafts- und Ent-wicklungsfragen verantwortlich, in dem derVorsitz der Eurogruppe, die EuropäischeKommission und die EZB gemeinsam die Eu-

ropäische Gemeinschaft vertraten. In dem Be-richt heißt es, dass Entwicklungen im exter-nen Umfeld zu Bedenken über die makro-ökonomischen Aussichten des Euroraums ge-führt hätten; allerdings sei das Euro-Wäh-rungsgebiet nun eher in der Lage, derartigennegativen externen Schocks standzuhalten alses die einzelnen Mitgliedstaaten in der Ver-gangenheit gewesen seien. Auf dem Gebietder Geldpolitik stufte der Bericht die vor-herrschenden Bedingungen als nach wie vorrelativ expansiv ein; zudem wurden einige As-pekte des geldpolitischen Rahmens, ein-schließlich der von Experten des Eurosystemserstellten gesamtwirtschaftlichen Projektio-nen für das Euro-Währungsgebiet, einer Ana-lyse unterzogen.

2.2 Beobachtung der Entwicklungen anden internationalen Finanzmärkten

Weltweite Finanzmarktstabilität

Angesichts der im EG-Vertrag verankertenVerpflichtung des Eurosystems, zur reibungs-losen Durchführung der von den zuständigenBehörden auf dem Gebiet der Bankenaufsichtund der Stabilität des Finanzsystems ergriffe-nen Maßnahmen beizutragen, widmete dieEZB der Arbeit innerhalb internationaler Fi-nanzinstitutionen und Foren im Bereich derglobalen Finanzmärkte weiterhin besondereAufmerksamkeit. Sie beteiligte sich an derregelmäßigen Beobachtung von Finanzmarkt-entwicklungen durch das Forum für Finanz-marktstabilität (Financial Stability Forum –FSF), die darauf abzielt, Schwachstellen vonnationalen und internationalen Finanzsyste-men aufzuzeigen, und durch den Ausschussfür das weltweite Finanzsystem (Committeeon the Global Financial System – CGFS), des-sen Hauptaufgabe darin besteht, potenzielleSchwachstellen zu dokumentieren und Ände-rungen in der operativen Infrastruktur derFinanzmärkte zu beurteilen. Im Rahmen derOECD nahm die EZB weiterhin an den vomAusschuss für Finanzmärkte durchgeführtenUntersuchungen struktureller Entwicklungenan den globalen Finanzmärkten teil. Der IWFanalysierte die Entwicklungen an den Finanz-

Page 129: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001114

märkten in seinem „International Capital Mar-kets Report“ (August 2001). Während derVorarbeiten zu diesem Bericht besuchte eineIWF-Delegation die EZB, um aktuelle Ent-wicklungen an den europäischen Finanzmärk-ten mit besonderem Augenmerk auf die Inte-gration der Finanzmärkte und Maßnahmen zurSicherung der Finanzmarktstabilität zu erör-tern.

Initiativen zur Förderung der Finanzmarkt-stabilität

Eine Reihe internationaler Organisationen undForen, an denen die EZB teilnimmt, unter-suchte spezielle Themen im Zusammenhangmit der Funktionsweise der internationalenFinanzmärkte. Besondere Beachtung wurdedabei Anti-Geldwäsche-Initiativen und Maß-nahmen zur Bekämpfung der Finanzierung ter-roristischer Aktivitäten, vor allem unter demEindruck der Ereignisse vom 11. September2001, zuteil.

Kasten 9Bericht über die Einhaltung von Standards und Kodizes für den Euroraum

Auf Ersuchen der EZB verfasste der IWF einen Bericht über die Einhaltung von Standards und Kodizes

(Report on the Observance of Standards and Codes – ROSC) über ausgewählte Kodizes und Grundprinzipien

des Euroraums (November 2001). Mit der Mitarbeit am ROSC signalisierte das Eurosystem seine Bereit-

schaft, internationale Standards und Kodizes einzuhalten, sowie seine Unterstützung für die Anstrengungen

internationaler Finanzinstitutionen, bewährte Verfahrensweisen zu forcieren. Das Engagement des Eurosys-

tems ist zudem als Ergänzung zu den jeweiligen Modulen des ROSC bzw. der Programme zur Bewertung des

Finanzsektors (Financial Sector Assessment Program – FSAP) zu sehen, die auf der Ebene der einzelnen

Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets erstellt werden.

Der ROSC beurteilte die Transparenz der Geldpolitik und der Zahlungssystemaufsicht auf Basis des IWF-

Verfahrenskodex zur Transparenz der Geld- und Finanzpolitik sowie die Übereinstimmung der zwei wichtigs-

ten Zahlungsverkehrssysteme des Euroraums – TARGET und Euro 1 – mit den Grundprinzipien für wichtige

Zahlungsverkehrssysteme des Ausschusses für Zahlungsverkehrs- und Abrechnungssysteme (Committee on

Payment and Settlement Systems – CPSS). Laut den Experten des IWF erfüllt das Eurosystem in hohem Maße

die Vorgaben bezüglich der Transparenz in der Geldpolitik und in der Zahlungssystemaufsicht. Die EZB stelle

im Rahmen eines breit angelegten Veröffentlichungs- und Öffentlichkeitsarbeitsprogramms umfassende In-

formationen über ihre Politik, Verfahren und Praktiken zur Verfügung, heißt es in dem Bericht. Die Öffent-

lichkeit werde vor allem durch den Monatsbericht und andere regelmäßige öffentliche Stellungnahmen zu

geldpolitischen Entscheidungen offen und zeitnah über den geldpolitischen Kurs informiert. In einigen

Bereichen ortete der IWF allerdings Verbesserungsmöglichkeiten. So wurde etwa empfohlen, den Veröffentli-

chungszeitplan für die monetären Statistiken einen Monat früher bekannt zu geben, um den Anforderungen

des Speziellen Datenveröffentlichungsstandards (Special Data Dissemination Standard – SDDS) des IWF

gerecht zu werden. Die EZB leistet dieser Empfehlung seit September 2001 Folge. Laut IWF wären außerdem

zusätzliche Angaben bezüglich der Aufteilung der Zuständigkeiten in der Wechselkurspolitik hilfreich.

Schließlich empfahl der IWF auch Verbesserungen bei den Offenlegungspraktiken bezüglich einiger von den

NZBen wahrgenommener Aufgaben.

Zum Thema Zahlungsverkehrssysteme hielt der IWF fest, dass Euro 1 sämtliche und TARGET beinahe alle

Grundprinzipien erfülle; TARGET ermögliche eine effektive Abwicklung von Transaktionen im gesamten

EU-Raum und trage somit zu einer reibungslosen Umsetzung der Geldpolitik innerhalb des Euroraums bei.

Allerdings ortete der IWF in den Bereichen operative Sicherheit, Risikobewertung, Konsultationsverfahren,

Effizienz und Management (siehe Kapitel VII Abschnitt 2) gewisse Verbesserungsmöglichkeiten.

Page 130: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

115EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Die EZB arbeitete in mehreren Ausschüssenunter der Ägide der Zentralbankpräsidentender G-10-Länder mit. Der Basler Ausschussfür Bankenaufsicht setzte seine Arbeit an ei-ner umfassenden Überarbeitung der Eigenka-pitalvereinbarung fort (die Änderungen wer-den in Kapitel VIII detailliert erläutert). DerAusschuss für das weltweite Finanzsystemanalysierte die Finanzierung der New Econo-my, überprüfte die Liquiditätsversorgung desMarktes und untersuchte aktuelle Verände-rungen an den wichtigsten Anleihemärkten.Auf Stellvertreterebene der G 10 werdenderzeit zwei Studien ausgearbeitet: eine überdie rechtlichen Grundlagen der Finanzmärkteunter besonderer Beachtung von Möglichkei-ten, die Resistenz der Märkte gegen Finanz-krisen zu stärken, und eine weitere über diemikroökonomischen Determinanten vonPreisentwicklungen bei Vermögenswerten.Die EZB brachte sich sowohl im Ausschussfür Zahlungsverkehrs- und Abrechnungssys-teme ein, dessen Vorsitz ein Mitglied des EZB-Direktoriums führt, als auch im Gold- undDevisenausschuss.

Das Forum für Finanzmarktstabilität überprüf-te die Fortschritte bei der Umsetzung seinerim Jahr 2000 veröffentlichten Empfehlungenzum Umgang mit potenziellen Risiken, die sichaus Aktivitäten von Instituten mit hoher Risi-ko/Eigenkapital-Relation ergeben. Bei derStärkung des Adressenausfallrisiko-Manage-ments und der Finanzmarktaufsicht wurdengenauso wie bei der Offenlegung von Infor-mationen für Kreditgeber durch Institute mithoher Risiko/Eigenkapital-Relation Fortschrit-te registriert. Das FSF befasste sich des Wei-teren mit bisher getroffenen Maßnahmen zumUmgang mit Offshore-Finanzzentren; diesewurden aufgefordert, ihre Aufsichts- und Ko-operationspraktiken, unter anderem durcheine Teilnahme am Bewertungsprogramm desIWF, zu verbessern. Seine Arbeit an einerinternationalen Richtlinie zu Einlagensiche-rungssystemen schloss das FSF im Jahr 2001ab.

2.3 Die Architektur des internationalenWährungs- und Finanzsystems

Das Eurosystem beteiligte sich an den Bemü-hungen, die Stabilität des globalen Währungs-und Finanzsystems zu verbessern, indem eseinerseits direkt bei den jeweiligen internati-onalen Institutionen und Foren mitarbeiteteund andererseits auf europäischer Ebene,insbesondere im Wirtschafts- und Finanzaus-schuss, aktiv war. In diesem Zusammenhangsetzte sich das Eurosystem besonders inten-siv mit der Erfahrung bestimmter Regionenund Länder auseinander.

Solide inländische Wirtschaftspolitik

Besondere Aufmerksamkeit wurde der Stabi-lität inländischer Finanzsysteme und der Um-setzung von Standards und Kodizes gewid-met. Der IWF und die Weltbank verfolgtenweiterhin ihr gemeinsames Programm zur Be-wertung des Finanzsektors (FSAP), in dessenRahmen Finanzsysteme einzelner IWF-Mit-gliedstaaten bewertet und potenzielleSchwachstellen identifiziert werden. Überdieskontrollierte der IWF die Einhaltung interna-tionaler Standards und Kodizes, indem er füreine Reihe von IWF-Mitgliedstaaten diesbe-zügliche Berichte (ROSCs) erstellte. Gemäßeiner mit dem IWF getroffenen Vereinbarungstellte die EZB im Jahr 2001 Fachexpertenfür FSAP- und ROSC-Missionen zur Verfü-gung.

Solide wirtschaftspolitische Maßnahmengehen über das herkömmliche Gebiet derMakroökonomie hinaus und umfassen ins-besondere auch den sorgfältigen Umgang mitden Währungsreserven, eine umsichtig durch-geführte Liberalisierung des Kapitalverkehrsund eine angemessene Wechselkurspolitik.Der IWF erarbeitete Richtlinien für die Ver-waltung von Währungsreserven (Septem-ber 2001); diese sind nicht verbindlich, son-dern sollen vielmehr den verantwortlichenStellen Orientierungshilfen bieten, um ihreLänder resistenter gegen Schocks an den Fi-nanzmärkten zu machen. Mit seiner Erfah-rung in der Verwaltung von Währungsreser-

Page 131: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001116

ven trug das Eurosystem aktiv zur Erstellungdieser Richtlinien bei.

Internationale Organisationen und Foren be-schäftigten sich außerdem eingehend mit derordnungsgemäßen Liberalisierung des Kapi-talverkehrs. Das Eurosystem vertritt die An-sicht, dass die Liberalisierung des Kapitalver-kehrs grundsätzlich vorteilhaft ist, vorausge-setzt, der Prozess ist sorgfältig geplant underfolgt parallel zur Entwicklung starker inlän-discher Finanzsektoren. Insbesondere solltedie Liberalisierung bei den stabilsten Elemen-ten des Kapitalverkehrs, d. h. bei langfristigenKomponenten wie etwa ausländischen Direkt-investitionen, ansetzen. Überdies sollten dieinländischen Finanzsysteme stabil sein, ehe dieKapitalverkehrsbeschränkungen völlig aufge-hoben werden. Das Eurosystem betont auch,dass eine regionale wirtschaftliche Integrati-on für manche Länder ein Auslöser für dieÖffnung des Kapitalverkehrs sein könnte.

In Bezug auf die Wahl eines angemessenenWechselkurssystems betonte das Eurosys-tem, dass der Zweck jedes Wechselkurssys-tems darin besteht, durch seinen Beitrag zurErhaltung der Preisstabilität und zu geord-neten internationalen Handels- und Finanz-beziehungen die wirtschaftliche Leistung undfinanzielle Stärke einer Volkswirtschaftzu fördern. Angesichts der beträchtlichenUnterschiede zwischen den einzelnen Volks-wirtschaften gibt es kein Wechselkurssys-tem, dass für alle Länder gleichermaßenbzw. für ein Land dauerhaft geeignet wäre.Da die Wechselkurspolitik und andere Poli-tikbereiche eines Landes eng miteinanderverwoben sind, sollten die politischen Ent-scheidungsträger dafür Sorge tragen, dassdie Wechselkurspolitik und die Fundamen-taldaten, vor allem der Grad der Kapitalver-kehrsliberalisierung, stets konsistent bleiben.Aufgrund dieser wechselseitigen Beziehungkann es in allen Wechselkurssystemen beiVeränderungen der inländischen oder inter-nationalen Rahmenbedingungen zu Verschie-bungen kommen. In diesem Zusammenhangmuss engen regionalen Handels- und Finanz-verflechtungen zwischen Ländern, die – un-ter bestimmten Voraussetzungen – die

Wahl des Wechselkurssystems, seine Nach-haltigkeit und die Notwendigkeit für eineSystemänderung bzw. den reibungslosenWechsel beeinflussen können, besondereBeachtung geschenkt werden.

Regionale Zusammenarbeit

Die internationale Überwachungstätigkeitkonzentriert sich zusehends auf regionale Ent-wicklungen und Themen, wie etwa die Wahldes Wechselkursregimes in einem regionalenKontext und die Sondierung möglicher For-men der währungspolitischen Kooperation aufregionaler Ebene. Hier setzte sich die EZBintensiv mit regionalen Integrationsprozessenaußerhalb des Euroraums auseinander; derSchwerpunkt lag dabei auf Wechselkurssys-temen, Kapitalverkehrsliberalisierung und fi-nanzieller Zusammenarbeit (z. B. im Rahmender „Chiang-Mai-Initiative“ innerhalb derASEAN+3-Gruppe). Die EZB ist auch an meh-reren Kooperationsinitiativen mit Asien undLateinamerika aktiv beteiligt. So nahm derVizepräsident der EZB etwa im Januar 2001am dritten Asien-Europa-Treffen der Finanz-minister in Kobe (Japan) teil. Bei dieser Gele-genheit wurde unter anderem die Förderungder Forschungszusammenarbeit zwischen Asi-en und Europa mithilfe eines gemeinsamenForschungsprojekts – des Kobe Research Pro-ject – vereinbart. Die Organisation des für2002 geplanten Seminars „Regional econo-mic, financial and monetary co-operation: theEuropean and Asian experiences“ stellt einender Beiträge der EZB zu diesem Projekt dar.Auch mit den Ländern Lateinamerikas hat dieEZB ihre Beziehungen vertieft, nicht zuletztdurch die Vorbereitung eines Seminars überregionale Integration in Lateinamerika in Zu-sammenarbeit mit dem Banco de España, dasebenfalls 2002 abgehalten werden soll.

Bewältigung von Finanzkrisen

Bei der Bewältigung von Finanzkrisen unter-stützte die EZB die Tätigkeit der internatio-nalen Gemeinschaft unter anderem über denWirtschafts- und Finanzausschuss. Diese Un-

Page 132: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

117EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

terstützung erfolgte in erster Linie durch einelaufende Überwachung und Beurteilung so-wohl internationaler Finanzierungs- und An-passungsprojekte als auch des Engagementsder Privatwirtschaft in systemrelevanten auf-strebenden Marktwirtschaften wie etwa Ar-gentinien oder der Türkei.

Die vom IWF, den G-7-Staaten und andereninternationalen Organisationen vorangetrie-bene Einbindung des privaten Sektors in diePrävention und Lösung von Finanzkrisen stelltweiterhin einen Arbeitsschwerpunkt dar. DasEurosystem betonte in diesem Zusammen-hang die Notwendigkeit klarer Regeln, wel-che die jeweiligen Pflichten des privaten unddes öffentlichen Sektors bei der Krisenbe-wältigung festlegen. Die Definition der jewei-ligen Zuständigkeit der öffentlichen und pri-vaten Gläubiger bedarf noch einiger Verbes-serungen, zudem sind Verfahren für diekonkrete Umsetzung zu entwickeln. Das Eu-rosystem wirkte in diesem Zusammenhangan der Erarbeitung gemeinsamer Grundsätzezur Regelung der Einbeziehung des Privatsek-tors in die Krisenbewältigung („private sec-tor involvement“) mit und befasst sich auchweiterhin mit der Bewertung der Umsetzungsolcher Grundsätze.

Des Weiteren zeigte das Eurosystem Inte-resse am IWF-Projekt zur allgemeinen Über-prüfung von Konditionen, an welche die Ver-gabe von Finanzierungspaketen gebunden ist.Das Ziel dieser Überprüfung bestand grund-sätzlich darin, die Konditionen effizienter, wir-kungsvoller und zielgerichteter zu gestaltenohne sie auszuhöhlen. Der IWF beschloss,dass sich die Konditionen auf die für die Lö-sung von Zahlungsbilanzproblemen unabding-baren politischen Reformen konzentrierensollten. Im Gegenzug sollte Strukturmaßnah-men, die zwar wichtig, aber nicht entschei-dend sind, eine geringere Priorität eingeräumtwerden. Zielgerichtetere Konditionen erfor-dern allerdings auch eine engere Zusammen-arbeit zwischen dem IWF und der Weltbank.

2.4 Die internationale Rolle des Euro

Welche Rolle der Euro – die am zweithäu-figsten verwendete Währung der Welt – in-ternational spielt bzw. spielen wird, wirdhauptsächlich durch den Markt bestimmt. Dievoranschreitende Liberalisierung und Globa-lisierung der Finanzmärkte schränkt die Mög-lichkeiten von politischen Entscheidungsträ-gern, die Verwendung des Euro direkt zubeinflussen, drastisch ein. Die Förderung derInternationalisierung des Euro ist für das Eu-rosystem daher kein unabhängiges politischesZiel. Indirekt kann die europäische Politikallerdings die künftige Entwicklung sehr wohlbeeinflussen: Die Marktteilnehmer werden diejeweiligen wirtschaftspolitischen Rahmenbe-dingungen bei der Entscheidung, auf welcheWährung ihre Verbindlichkeiten lauten sol-len, bei der Aufteilung ihrer Portfolios aufverschiedene Währungen oder bei der Ab-rechnung von Auslandsgeschäften durchausberücksichtigen. So kann man etwa davon aus-gehen, dass eine stabilitätsorientierte Politikgemeinsam mit den Bemühungen, einen effizi-enten und vollständig integrierten Finanz-markt für in Euro denominierte Vermögens-werte zu schaffen – sofern diese von Erfolggekrönt sind – den Euro für internationaleKreditnehmer und Anleger attraktiver ma-chen und damit seine Rolle als Wertaufbe-wahrungsmittel stärken.

Zur internationalen Verwendung des Euro lie-gen derzeit folgende Daten vor: Seine Rolleals Finanzierungswährung baute der Euro zwi-schen dem ersten Quartal 1999 und demzweiten Quartal 2001 deutlich aus; derBruttoanteil internationaler Emissionen vonauf Euro lautenden Geldmarktpapieren stiegin diesem Zeitraum vor allem aufgrund dererhöhten Liquidität durch die Schaffung einesintegrierten Euro-Geldmarkts stark an. Zwi-schen 1994 und 1998 belief sich der Anteilder Euro-Vorgängerwährungen an Geldmarkt-emissionen durch Gebietsfremde im Schnittauf 8,5 % (US-Dollar: 77 %, japanischer Yen:4,5 %), zwischen Anfang 1999 und EndeJuni 2001 betrug der Anteil des Euro bereitsdurchschnittlich 24 % (US-Dollar: 60 %, japa-nischer Yen: 3 %). Ein ähnlicher Zuwachs war

Page 133: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001118

bei der Emission von in Euro denominierteninternationalen festverzinslichen Wertpapie-ren zu verzeichnen. Zwischen 1994 und 1998lauteten im Durchschnitt 18 % der Anleihe-emissionen durch Ansässige außerhalb des Eu-roraums auf die Euro-Vorgängerwährungen(US-Dollar: 42 %, japanischer Yen: 25 %), zwi-schen Anfang 1999 und Ende Juni 2001 stiegder Anteil von in Euro denominierten inter-nationalen Anleiheemissionen kräftig – auf31 % – an (US-Dollar: 36 %, japanischer Yen:18 %).

Was die Rolle des Euro als Anlagewährungbetrifft, so belief sich Ende September 2001der geschätzte Anteil von auf Euro lautendenSchuldverschreibungen an den Portfolios derwichtigsten globalen Vermögensverwalter auf28 % (US-Dollar: 49 %, japanischer Yen:16 %). Gleichzeitig betrug der Anteil von Di-videndenwerten im Euroraum 25 % (Verei-nigte Staaten: 50 %, Japan: 10 %).

In Bezug auf die Verwendung des Euro alsVehikelwährung auf dem Devisenmarkt zeigtdie neueste Zentralbankerhebung der BIZ(„Triennial Central Bank Survey“), dass derEuro im April 2001 bei 38 % aller Devisenge-schäfte (bereinigt um in- und ausländische

Doppelzählungen)5 beteiligt war (US-Dollar:90 %, japanischer Yen: 23 %). Obwohl derEuro weltweit nicht eine mit dem US-Dollarvergleichbare Rolle spielt, so hat er doch aufregionaler Ebene die Bedeutung seiner Vor-gängerwährungen übernommen, vor allemjene der D-Mark, insbesondere in Osteuro-pa.

Im Zusammenhang mit der offiziellen Ver-wendung des Euro sei auch erwähnt, dassderzeit mehr als 50 Länder außerhalb desEuro-Währungsgebiets ein Wechselkurssys-tem mit einem externen Anker verfolgen, beidem der Euro eine Rolle spielt. Ende 2000waren 12,7 % der weltweiten Währungsre-serven in Euro denominiert, 68,2 % in US-Dollar und 5,3 % in japanischen Yen. Somithat der Euro als Reservewährung die Anteileseiner Vorgängerwährungen vor der Euro-Einführung übernommen (vor allem die derD-Mark, des französischen Franc und des nie-derländischen Gulden), d. h., es kam zu kei-ner Umschichtung von Währungsreserven ausdem US-Dollar. Ob bei der offiziellen Ver-wendung dem US-Dollar oder dem Euro derVorzug gegeben wird, hängt in hohem Maßevon der geographischen Lage eines Landesab.

3 Bilaterale Themen

Das Eurosystem vertiefte auch im Jahr 2001seine Arbeitsbeziehungen mit Zentralbankenaußerhalb der EU. Vor allem mit den Noten-banken der Beitrittsländer wurde sowohl auftechnischer als auch auf politischer Ebene derDialog intensiviert; dieser schließt auch dieBeobachtung wirtschaftlicher und institutio-neller Entwicklungen in diesen Ländern mitein.6 Gleichzeitig leistete das Eurosystem auchzu dem 2001 zwischen der Europäischen Uni-on und den Regierungen der Beitrittsländereingerichteten „wirtschaftspolitischen Dialog“seinen Beitrag. Ferner nahm das Eurosysteman zahlreichen Aktivitäten in Kooperation mitden Notenbanken der Beitrittsländer teil, im

Rahmen derer eine breite Palette zentralbank-relevanter Themen behandelt wurden. Mitden Zentralbanken anderer Nachbarstaatenund wichtiger aufstrebender Marktwirtschaf-ten in Asien und Lateinamerika baute die EZBihre Arbeitsbeziehungen weiter aus.

5 Da an jeder Transaktion zwei Währungen beteiligt sind, ergibtdie Summe der prozentualen Anteile der einzelnen Währungen200 % anstatt 100 %. Die Zahlen beziehen sich auf den gemel-deten „Netto-netto“-Umsatz, d. h. sie sind um in- und ausländi-sche Doppelzählungen bereinigt.

6 Die zwölf Länder, die gegenwärtig Beitrittsverhandlungen füh-ren, sind Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen,Rumänien, die Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik,Ungarn und Zypern.

Page 134: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

119EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

3.1 Der EU-Beitrittsprozess:Wirtschaftspolitische Kernthemenaus der Sicht des Eurosystems

Dem Beitrittsprozess wurden im Lauf des Jah-res 2001 eine Reihe neuer Impulse verliehen.Das Eurosystem erstellte Analysen zu für dieErweiterung maßgeblichen makroökonomi-schen Politikbereichen. Auf die folgenden fünfThemen wurde besonderes Augenmerk ge-legt: Preisentwicklung, währungs- und wech-selkurspolitische Strategien, reale Konver-genz, Struktur und Funktionsweise des Ban-ken- und Finanzsektors sowie Liberalisierungdes Kapitalverkehrs. Darüber hinaus verstän-digte sich das Eurosystem auf eine Reihe vonPositionen über den EU-Beitrittsprozess (sie-he Kasten 10).

Preisentwicklung

Die meisten Beitrittsländer konnten in denletzten Jahren bemerkenswerte Fortschrittebei der Eindämmung der Inflation verbuchen;Ende 2001 war die Teuerungsrate durch-schnittlich auf rund 6 % gesunken (Rumänienmit einer Inflationsrate von über 30 % nichteingerechnet). Die derzeitigen Inflationsdiffe-renzen zwischen den Beitrittsländern unddem Euroraum wurden oftmals auf den „Ba-lassa-Samuelson-Effekt“7 zurückgeführt. Beigenauerer Betrachtung erweist sich diese Er-klärung allerdings als unzureichend. Unter an-derem behindern die preistreibende Wirkungder laufenden Anpassungen der Wirtschaftsowie mit der Erreichung der Konvergenzeinhergehende Faktoren, wie die Preislibera-lisierung und die Privatisierung, eine weitereDesinflation. Darüber hinaus ist einemancherorts expansivere Fiskal- und Lohn-politik der Grund für die Inflationsdifferenzzum Euroraum.

Währungs- und wechselkurspolitischeStrategien

In den letzten Jahren haben sich in den Bei-trittsländern die unterschiedlichsten wäh-rungs- und wechselkurspolitischen Strategien

herausgebildet. Während die baltischen Staa-ten und Bulgarien ihre Ankerwährungen bzw.Currency-Board-Systeme beibehielten undRumänien nach wie vor ein System des kon-trollierten Floating verfolgt, sind andere mit-tel- und osteuropäische Staaten schrittweisezu flexibleren Wechselkursregimen überge-gangen, die es ihnen ermöglichen, sich – teilsdurch nominale Aufwertung – auf die Be-kämpfung der Inflation im eigenen Land zukonzentrieren. Ungeachtet dieser Unterschie-de nahm die Bedeutung des Euro als wich-tigste Referenzwährung in Systemen, die aufeiner festen Anbindung bzw. einem kontrol-lierten Floating basieren, in den letzten Jah-ren stetig zu. 2001 kündigte Litauen an, seineWährung, den Litas, ab dem 2. Februar 2002nicht mehr an den US-Dollar, sondern an denEuro zu binden. Ungarn und Zypern folgenwiederum dem WKM II mit einer Schwan-kungsbreite von ±15 %, um mit Blick auf dieTeilnahme am WKM II, die laut EG-Vertrageine Voraussetzung für die Einführung desEuro darstellt, Wechselkurserwartungenbereits vor dem EU-Beitritt am Euro auszu-richten.

Reale Konvergenz

Das reale BIP wuchs 2001 in den Beitrittslän-dern durchschnittlich um etwa 2,9 % (lautIWF); somit bleiben die Wachstumsdifferen-zen zum Euroraum begrenzt. Gleichzeitig istallerdings nach wie vor ein großer Abstandim durchschnittlichen BIP pro Kopf (der ameinfachsten quantifizierbaren Kennzahl für diereale Konvergenz) zwischen den Beitrittslän-dern und dem Euro-Währungsgebiet festzu-stellen. Im Jahr 2000 betrug das Einkommens-

7 Der Balassa-Samuelson-Effekt entsteht, wenn das Produktivi-tätswachstum bei den handelbaren Gütern schneller als beiden nicht handelbaren Gütern ist, wodurch die relativen Preiseder nicht handelbaren Güter ansteigen. Ein Produktivitätsan-stieg im Sektor der handelbaren Güter treibt tendenziell dieLöhne in diesem Sektor in die Höhe, wodurch – unter derAnnahme, dass der Faktor Arbeit über alle Sektoren hinwegmobil ist – auch die Löhne im Sektor der nicht handelbarenGüter ansteigen. Da dieser Anstieg wiederum nicht von einemAnstieg der Produktivität begleitet wird, kommt es zu einerErhöhung der Kosten und damit auch der Preise im Sektor dernicht handelbaren Güter.

Page 135: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001120

Kasten 10Überblick über die wichtigsten Positionen des Eurosystems zur Erweiterung

• Inflationsentwicklung: Das Konvergenzkriterium Inflationsrate sollte nicht unter Hinweis auf den Balas-

sa-Samuelson-Effekt oder andere die Preisentwicklung in den Beitrittsländern bestimmende Faktoren

revidiert werden; nur so ist eine Gleichbehandlung derzeitiger und künftiger Mitgliedstaaten sicherzustel-

len. Den Preisauftrieb so gering wie möglich zu halten ist in allen Staaten eine der Grundvoraussetzungen

für gesamtwirtschaftliche Stabilität und nachhaltiges Wachstum; die Erfüllung des im Vertrag von

Maastricht verankerten Inflationskriteriums könnte allerdings in der derzeitigen Phase die für die reale

Konvergenz nötigen Strukturreformen behindern.

• Reale und nominale Konvergenz: Reale und nominale Konvergenz sollten als sich gegenseitig ergänzend

angesehen und daher gleichzeitig angestrebt werden. Da man davon ausgehen kann, dass Strukturreformen

das Wachstumspotenzial und die Marktflexibilität fördern, kann die reale Konvergenz die Erreichung der

nominalen Konvergenz beschleunigen. Ebenso unterstützt die nominale Konvergenz die reale Konvergenz

durch die Stabilisierung der Inflationserwartungen.

• Geld- und wechselkurspolitische Strategien: Vor dem Beitritt ist kein bestimmtes Wechselkurssystem

vorgeschrieben, allerdings stünde eine zunehmende Orientierung am Euro im Einklang mit der weiteren

wirtschaftlichen und finanziellen Integration mit dem Euroraum. Die einseitige Einführung des Euro als

gesetzliches Zahlungsmittel („Euroisierung“) ist jedoch mit dem Grundgedanken und dem multilateralen

Rahmen der WWU unvereinbar. Nach dem EU-Beitritt sollte der WKM II nicht nur als „Warteraum“ bis

zur Einführung des Euro, sondern vielmehr als bedeutender Rahmen zur Vorbereitung der Beitrittsländer

auf die Währungsunion und zur Erreichung eines höheren Grades an realer und nominaler Konvergenz

gesehen werden. Currency-Board-Systeme auf Euro-Basis können als mit dem WKM II vereinbar einge-

stuft werden; diese Frage wird von Fall zu Fall entschieden.

• Kapitalverkehrsliberalisierung: Aufgrund des großen Volumens an Kapitalströmen und der unvollständi-

gen Umstrukturierung des Finanzsektors müssen Tempo und Reihenfolge weiterer Liberalisierungsschritte

durch konsistente wirtschafts- und strukturpolitische Maßnahmen gefördert werden. Mit der fortschreiten-

den Kapitalverkehrsliberalisierung in den Beitrittsländern besteht die wichtigste wirtschaftspolitische He-

rausforderung darin, die Anfälligkeit dieser Staaten für zunehmend volatile Kapitalströme durch die

Förderung von Strukturreformen im Finanz- und Unternehmenssektor und die Stärkung der Finanzmarkt-

aufsicht zu verringern.

• Struktur und Funktionsweise des Finanzsektors: Die Beitrittsländer müssen die im gemeinschaftlichen

Besitzstand verankerten Bestimmungen zum Banken- und Finanzsektor, einschließlich der Geldwäschebe-

stimmungen, umsetzen. Damit die Finanzmärkte und die Zahlungsverkehrssysteme den Standards im

Euroraum entsprechen, müssen die Beitrittsländer Zugang zu den entsprechenden Instrumentarien haben.

Es sollten außerdem Instrumente für Risiko- und Krisenmanagement in Banken und Finanzinstitutionen

eingerichtet werden. In den Ländern, wo die Bankenaufsicht nicht in der Zentralbank angesiedelt ist, sollte

sie zumindest eng mit dieser zusammenarbeiten.

• Fiskalpolitik: Im Vorfeld des EU-Beitritts sollten die Behörden Vorsorge für höhere öffentliche Ausgaben

und möglicherweise geringere Einnahmen als Folge des Übergangs- und Beitrittsprozesses treffen, ohne

die Fortschritte bei der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen zu gefährden. Rückschritte gegenüber

vergangenen haushaltspolitischen Erfolgen würden im Widerspruch zu anderen politischen Zielen stehen,

insbesondere mit jenem der Desinflation.

Page 136: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

121EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

• Gemeinschaftlicher Besitzstand und Zentralbankunabhängigkeit: Die effektive Umsetzung des gemein-

schaftlichen Besitzstands ist nicht nur eine rechtliche Voraussetzung für die EU-Mitgliedschaft, sondern

beschleunigt auch die Transformation der Beitrittsländer in voll entwickelte Marktwirtschaften, was ihre

Integration in die EU und in weiterer Folge in den Euroraum erleichtern sollte. In diesem Zusammenhang

sollte gewährleistet werden, dass der in den Rechtsvorschriften verankerte Status der Zentralbanken auch

umgesetzt wird.

• Verfügbarkeit von Statistiken: Die Beitrittsländer sollten weiter daran arbeiten, ihre statistischen Systeme

den EU-Standards anzupassen. Die Verfügbarkeit zuverlässiger und zeitnaher statistischer Daten ist eine

wesentliche Voraussetzung für eine fundierte Entscheidungsfindung (und letztendlich für die Bewertung

der Maastricht-Kriterien).

niveau in den Beitrittsländern 44 % des EU-Durchschnitts gerechnet in Kaufkraftparitä-ten, jedoch lediglich 22 % zu den aktuellenWechselkursen. Zwischen den Beitrittslän-dern selbst bestehen ebenfalls große Unter-schiede: Das Pro-Kopf-BIP in den einzelnenStaaten reicht von 24 % bis 82 % des EU-Durchschnitts (zu Kaufkraftparitäten) bzw.von 7 % bis 63 % (zu den 2000 geltendenWechselkursen). Zusammen mit den gerin-gen Wachstumsdifferenzen deuten die beste-henden Einkommensunterschiede darauf hin,dass die reale Konvergenz nur schrittweiseund erst lange nach jenen Fristen erreichtwerden kann, die vorläufig für die Erweite-rung ins Auge gefasst werden.

Der Banken- und Finanzsektor

Beträchtliche Fortschritte haben die Beitritts-länder in den letzten zehn Jahren beim Auf-bau eines soliden, mit angemessenen Eigen-mitteln ausgestatteten Bankensektors ge-macht. Allerdings gibt es auch noch eine Reihevon „Übergangsfragen“, die einer stärkerenAuseinandersetzung bedürften. Durch dieweit gehende Privatisierung staatlicher Ban-ken und die großzügige Öffnung des Marktesfür ausländische Investoren, die durchschnitt-lich bereits mehr als 60 % des Bankvermö-gens in diesen Ländern halten, wurde derBankensektor erheblich gestärkt. Dadurchkam es zu einem Zufluss von Know-how undKapital, wovon in weiterer Folge die Effizienzund die Finanzmarktstabilität erheblich profi-tierten. In den Beitrittsländern wird der Fi-nanzsektor großteils von den Banken domi-

niert. Obwohl in einigen Staaten die Finanzie-rung des öffentlichen Sektors über die Kapi-talmärkte stark an Bedeutung gewinnt (wobeivor allem zunehmend in- und ausländischeNichtbanken als Investoren auftreten), spie-len Aktien- und Anleihemärkte im Allgemei-nen nach wie vor eine untergeordnete Rolle.Ferner ist die Finanzintermediation weiterhinnicht sehr ausgeprägt; sowohl das Verhältnisder Bankbilanzsumme zum BIP als auch derAnteil der gewährten Kredite am BIP liegendeutlich unter dem jeweiligen Niveau im Eu-roraum (im Schnitt liegen die Werte bei ei-nem Viertel bzw. einem Drittel). Außerdemsind der Zinskanal und der Kreditkanal imVergleich zum Wechselkurskanal in der geld-politischen Transmission nach wie vor eherschwach ausgebildet.

Liberalisierung des Kapitalverkehrs

Mit dem Beitritt zur EU sind alle neuen Mit-gliedstaaten laut dem gemeinschaftlichen Besitz-stand (Acquis communautaire) verpflichtet, denKapitalverkehr vollständig zu liberalisieren, so-fern in den Beitrittsverhandlungen keine Über-gangsfristen vereinbart wurden. Bis dato habennur wenige Länder um Übergangsfristen ange-sucht; meist beziehen sich diese auf Bereiche,die für die Geldpolitik nur von begrenzter Be-deutung sind, wie etwa den Erwerb von Immo-bilien. Im Lauf des Jahres 2001 gab es in einigenLändern Fortschritte bei der Liberalisierung desKapitalverkehrs. Viele Beitrittsländer haben indiesem Bereich bereits einen hohen Grad anLiberalisierung erreicht. Gleichzeitig bestehenin einigen Ländern noch wesentliche, hauptsäch-

Page 137: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001122

lich kurzfristiges Kapital betreffende Einschrän-kungen. Aufgrund hoher Leistungsbilanzdefiziteund des als wahrscheinlich geltenden Rückgangsvon ausländischen Direktinvestitionen im Zu-sammenhang mit geringeren Privatisierungser-lösen sind viele Beitrittsländer anfällig für exter-ne Schocks.

3.2 Kooperation zwischen demEurosystem und den Zentralbankender Beitrittsländer

Im Jahr 2001 verstärkte das Eurosystem dieZusammenarbeit mit den Zentralbanken derBeitrittsländer. Insgesamt gab es 341 Veran-staltungen (im Vergleich zu 296 im Jahr 2000)mit den Zentralbanken aller Beitrittsländer,in erster Linie Schulungen, Workshops, tech-nische Unterstützung, bilaterale Besuche aufExpertenebene und Konsultationen auf ho-her Ebene (siehe Abbildung 29). Zu den The-menschwerpunkten gehörten Zahlungsver-kehrssysteme, Wirtschaftspolitik und -analy-se, Rechtsfragen, Bankenaufsicht, Banknoten,Statistik, Informationstechnologie und derwährungspolitische und der wechselkurspoli-tische Rahmen. Weitere Angaben über dieZusammenarbeit zu bestimmten für die Zen-tralbanken der Beitrittsländer relevanten The-men sind in anderen Kapiteln dieses Jahres-berichts enthalten.

Das jährlich stattfindende Seminar des Euro-systems über den Beitrittsprozess stellt diehöchste Kooperationsebene mit den Zentral-banken der Beitrittsländer dar. Nach Helsinki(1999) und Wien (2000) fand das Seminar, andem neben dem Eurosystem die Zentralbank-präsidenten der zwölf Beitrittsländer teilneh-men, im Dezember 2001 in Berlin statt. DieSchwerpunktthemen der von der DeutschenBundesbank und der EZB gemeinsam organi-sierten Veranstaltung waren die Struktur undFunktionsweise des Finanzsektors, die Aus-wirkungen der Kapitalverkehrsliberalisierungauf die jeweiligen Wechselkursstrategien unddie Voraussetzungen für einen erfolgreichenAufholprozesses in den Beitrittsländern.

3.3 Die Rolle des Eurosystemsbeim wirtschaftspolitischenDialog zwischen der EU und denBeitrittsländern

Das Eurosystem nimmt an dem Anfang 2001von der EU eingerichteten wirtschaftspolitischenDialog zwischen der EU und den Beitrittslän-dern teil. Dieser Dialog ist nicht direkt Teil derBeitrittsverhandlungen, zielt aber darauf ab, denBeitrittsprozess durch ausführliche Konsultati-onen über Themen der Wirtschaftspolitik undder Finanzmarktstabilität zwischen den EU-Or-ganen und den potenziellen neuen Mitgliedern

Abbildung 29Kooperation zwischen dem Eurosystem und den Zentralbanken der Beitrittsländerim Jahr 2001

Kooperationsform(in % aller Aktivitäten)

Kooperationsbereiche(in % aller Aktivitäten*)

Konsultationen auf hoher Ebene

3%

Andere 7%

Ausbildungs-programme, Workshops

41%

Besuche auf Expertenebene

24%

Technische Unterstützung

25%

Aufsicht12%

Banknoten10%

Statistik 9%

GeldpolitischesInstrumentarium

9%

Wechselkurspolitik 6%

Zahlungsverkehr 23%

Recht13%

Wirtschaftspolitik undvolkswirtschaftliche

Analysen 18%

* Die Anteile ergeben in Summe nicht 100 %, da nur die wichtigsten Aktivitäten angezeigt werden.

Page 138: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

123EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

zu fördern. Des Weiteren ist man bestrebt, dieBeitrittsländer an die EU-Verfahren der gegen-seitigen Überwachung und der politischen Ko-ordinierung heranzuführen, denen sie als Mit-glieder unterworfen sein werden.

Im Rahmen des wirtschaftspolitischen Dia-logs trafen die EU, einschließlich der EZB undder NZBen, und die Beitrittsländer im Jahr2001 viermal zusammen, zweimal auf Ebenedes Wirtschafts- und Finanzausschusses (am27. Juni im Stockholm und am 27. Novemberin Brüssel) und zweimal auf Ministerebene(am 21. April in Malmö und am 4. Dezemberin Brüssel). Im Mittelpunkt des wirtschafts-politischen Dialogs standen im Jahr 2001 un-ter anderem die wirtschaftspolitischen Pro-gramme der Beitrittsländer.

3.4 Ausbau der Arbeitsbeziehungen mitanderen Ländern

Die EZB baute ihre Beziehungen mit den Zen-tralbanken jener europäischen Staaten außer-halb der EU, die derzeit keine Beitrittsver-handlungen führen, und mit jenen der wich-tigsten aufstrebenden Volkswirtschaften inAsien und Lateinamerika weiter aus. Der Prä-sident und die übrigen Mitglieder des EZB-Direktoriums besuchten eine Reihe dieserStaaten und empfingen Delegationen der je-

weiligen Zentralbanken. Darüber hinaus wur-den mit zahlreichen Notenbanken dieser Re-gionen Arbeitsbeziehungen auf Management-bzw. Expertenebene aufgebaut. Die wirt-schaftliche Lage, die Wechselkurspolitik unddie Rolle des Euro in dem jeweiligen Landstanden meist im Mittelpunkt dieser Gesprä-che.

Auch die Kontakte zu den Zentralbanken derBalkan-Staaten, Russlands und der Türkei (einKandidatenland, das noch keine Beitrittsver-handlungen aufgenommen hat) spielten einewichtige Rolle in den bilateralen Beziehungendes Eurosystems. Angesichts des beträchtli-chen Umlaufs von Euro-Vorgängerwährungenin diesen Ländern bildete die Einführung derEuro-Banknoten und -Münzen bei den inten-siven bilateralen Gesprächen eines der Haupt-themen. Auf dem Balkan nahm die EZB am„Working Table“ zu wirtschaftlichem Wie-deraufbau, Entwicklung und Zusammenarbeitim Rahmen des Stabilitätspakts für Südost-europa teil. Die EZB widmete den Wirt-schafts- und Finanzentwicklungen in der Tür-kei größte Aufmerksamkeit; mit der türki-schen Zentralbank wurde anlässlich einesBesuches ihres Gouverneurs bei der EZB einweitgehend regelmäßiger politischer Dialogvereinbart. Die EZB begann ferner, die Ar-beitsbeziehungen mit den Zentralbanken derMittelmeerregion auszubauen.

Page 139: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Deutschland: Entwertung von DM-Münzen in der Nähe von Frankfurt

Page 140: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel VI

Die Bargeldumstellung,

Produktion und Ausgabe

der Euro-Banknoten

Page 141: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001126

1 Die Euro-Bargeldumstellung im Jahr 2002

Im Hinblick auf eine reibungslose Euro-Bargeld-umstellung wurde im März 2001 ein Koordinie-rungsausschuss zur Bargeldumstellung im Euro-system (Cash Changeover Co-ordination Com-mittee – CashCo) ins Leben gerufen, der sichaus Vertretern der EZB und je einem Vertreterder nationalen Zentralbanken (NZBen) derzwölf Euro-Länder zusammensetzte. Der Euro-päischen Kommission und Europol wurdebei CashCo-Sitzungen Beobachterstatus einge-räumt. Im Einklang mit dem Zuständigkeitsbe-reich des Eurosystems war der Ausschuss bisEnde Februar 2002 für die Koordination derEuro-Bargeldeinführung und den Einzug derAltwährungen (d. h. der nationalen Währungs-einheiten, die durch den Euro abgelöst wurden)verantwortlich. So überwachte der CashCo-Ausschuss die Vorbereitungen für die Ausgabeund Einführung der Euro-Banknoten und -Mün-zen und richtete für die Umstellungsphase vorund nach dem 1. Januar 2002 auch eine Platt-form für den Informationsaustausch im Euro-system ein.

1.1 Die Bargeldumstellung im Euro-Währungsgebiet

In einer Leitlinie der EZB vom 10. Januar 2001legte der EZB-Rat bestimmte, das Eurosys-tem betreffende Vorschriften für die Bargeld-umstellung Anfang 2002 fest. Danach warendie vorzeitige Abgabe von Euro-Bargeld durchdie NZBen an Kreditinstitute (Frontloading)und die anschließende Weitergabe an Ge-schäftskunden (Sub-Frontloading) ab dem1. September 2001 gestattet. Durch die vier-monatige Vorlaufzeit sollte sichergestellt wer-den, dass ab dem Tag der Euro-Bargeldein-führung, dem 1. Januar 2002, ausreichendEuro-Banknoten und -Münzen bereitstehen.Die Vorlaufzeit gewährleistete eine effizientelogistische und transporttechnische Abwick-lung. In der Praxis waren bei der vorzeitigenAb- und Weitergabe des Euro-Bargelds er-hebliche Unterschiede zwischen den einzel-nen Euro-Ländern hinsichtlich des Umfangsund Zeitplans festzustellen. Dies war auf meh-rere Faktoren zurückzuführen: das nationale

Umstellungsszenario, die logistische Infra-struktur (z. B. das Zweigstellennetz der Zen-tralbank und seine Rolle bei der Bargeldver-sorgung, Lagerkapazitäten bei den Bankfilia-len) und nicht zuletzt auch Größe undgeographische Lage des Teilnehmerlands.

In elf Ländern wurden ab September 2001Euro-Münzen von den nationalen Behördenan Kreditinstitute abgegeben, da sich vergli-chen mit Banknoten der Münztransport auf-grund der Menge des Transportguts schwie-riger gestaltete und die Münzen aufgrund ih-res niedrigeren Nominalwerts ein geringeresRisiko für Kreditinstitute bargen. In einemLand lief die vorzeitige Abgabe von Münzenerst im Dezember 2001 an. In fünf Ländernwurde das Frontloading von Banknoten imSeptember 2001 aufgenommen, während inden restlichen sieben Euro-Ländern mit derVorverteilung erst im Oktober, Novemberbzw. Dezember 2001 begonnen wurde.

Die Kreditinstitute und der Einzelhandel wur-den in sämtlichen Euro-Ländern vor dem1. Januar 2002 mit Euro-Banknoten und -Mün-zen ausgestattet. Darüber hinaus wurde dieAutomatenindustrie in allen Ländern vorzei-tig mit Euro-Münzen versorgt, damit Auto-maten bereits vor dem €-Day mit dem neu-en Geld bestückt werden konnten. Der Ge-samtwert der vorzeitig an Kreditinstituteabgegebenen Euro-Banknoten belief sich auf133 Mrd €, was einem Anteil von rund 50 %der Ende 2001 umlaufenden nationalen Bank-noten entsprach. Im Zuge des Frontloadingwurden bis Ende 2001 ferner 37,5 MilliardenEuro-Münzen im Wert von 12,4 Mrd € ab-gegeben. Somit waren bereits vor dem 1. Ja-nuar 2002 ungefähr 80 % der Banknoten undüber 97 % der Münzen vom jeweiligen Erst-ausstattungsbedarf an Kreditinstitute ver-teilt worden, was maßgeblich zu einer rei-bungslosen Bargeldumstellung beitrug. Auchdas Volumen des vorzeitig an Geschäftskun-den weitergegebenen Bargelds, das insgesamtzwischen 10 % und 20 % des vorzeitig abge-gebenen Betrags ausmachte, entsprach inetwa den Bedarfsschätzungen.

Page 142: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

127EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Im Sinne der Erklärung des ECOFIN-Rats vomNovember 1999 konnten Euro-Münzen abMitte Dezember 2001 an die Öffentlichkeitabgegeben werden. Einerseits sollte damit derBevölkerung ermöglicht werden, sich mit demneuen Geld vertraut zu machen, andererseitssollte eine Verringerung jener Beständean Euro-Münzen erwirkt werden, die derHandel zu Beginn des Jahres 2002 als Wech-selgeld vorrätig halten musste. Nach denMünzstartpaketen für Konsumenten, die inallen Euro-Ländern angeboten wurden,herrschte rege Nachfrage. In einigen Ländernwar es deshalb den Banken gestattet, eigeneSortimente zusammenzustellen und sogar grö-ßere Euro-Geldbestände zum Verkauf anzu-bieten. Der Gegenwert der Starter-Kits reich-te von 3,88 € bis 15,25 € und entsprach inden meisten Fällen dem Nominalwert einernationalen Banknotenstückelung, um den Um-tausch zu erleichtern. Den Bürgern eines Lan-des wurde überdies ein kleines Euro-Startpa-ket gratis bereitgestellt. Die Abgabe der Star-ter-Kits, die über ein dichtes Verteilungsnetzerfolgte, setzte in drei Ländern am 14. De-zember 2001 und in den übrigen Ländern am15. bzw. 17. Dezember 2001 ein. Insgesamtwurden mehr als 150 Millionen Startpaketeerworben, die über 4,2 Milliarden Münzen imGegenwert von 1,6 Mrd € enthielten. Anfang2002 verfügte somit jeder Bürger im Euro-raum über durchschnittlich 14 Euro-Münzen.

Darüber hinaus wurden an UnternehmenStarter-Kits abgegeben, deren Gegenwert ineiner Bandbreite von 30,41 € bis 315 € lag.

Angesichts der Tatsache, dass von allenTransaktionen die meisten Banknoten überGeldausgabeautomaten (GAAs) in Umlauf ge-langen, wurde der raschen Umrüstung dieserGeräte im Zuge der Bargeldumstellung be-sondere Bedeutung beigemessen. Insgesamtmussten über 200 000 GAAs in Bankfilialenund an anderen Stellen, wie z. B. in Einkaufs-zentren, auf Euro umgestellt werden. DieDauer der Umrüstung der Geldautomatenwich in den Euro-Ländern nur geringfügigvoneinander ab; bestimmende Faktoren wa-ren dabei die für die Umstellung bereitste-henden Kapazitäten sowie Lage, Anzahl und

Art der GAAs. Auch die Vorgehensweise hin-sichtlich der Geldausgabeautomaten, die zum1. Januar 2002 noch nicht umgestellt waren,divergierte innerhalb des Euro-Währungsge-biets leicht. Während diese GAAs in sechsEuro-Ländern außer Betrieb genommen wur-den, gaben sie in vier Ländern weiterhin na-tionale Banknoten aus. Vier Tage nach derBargeldumstellung waren praktisch alle Geld-ausgabeautomaten nur noch mit Euro be-stückt. Demzufolge wurden nach einer Wo-che durchschnittlich 75 % der Bargeldtrans-aktionen in Euro abgewickelt, und bis zumEnde der zweiten Woche war dieser Wertauf deutlich über 90 % angestiegen. Wie an-zunehmen ist, wurden hierbei länder- undbranchenspezifische Unterschiede beobach-tet; insgesamt wurden die Euro-Banknotenund -Münzen erheblich schneller als erwartetin Umlauf gebracht.

Für die erfolgreiche Umstellung ausschlagge-bend war zu Beginn 2002 auch die flächen-deckende Inverkehrgabe kleiner Banknoten-stückelungen, nämlich 5 €, 10 € und 20 €.Dadurch wurde der Handel deutlich entlas-tet, der sich für die ersten Tage im Jahr 2002mit entsprechend weniger Wechselgeld ein-decken musste. Anfang 2002 gaben Geldaus-gabeautomaten in allen Euro-Ländern eine,zwei oder alle drei der oben genannten Stü-ckelungen aus. In den Ländern, in denen Sozi-alleistungen vorwiegend bar ausgezahlt wer-den, wurden dafür ebenfalls kleine Stückelun-gen verwendet. Zudem gaben Banken imSchalterverkehr auch häufig Banknoten mitniedrigem Nennwert aus. In der Folge mach-ten kleine Banknotenstückelungen (5 €, 10 €und 20 €) 82,4 % der gesamten Anfang 2002umlaufenden Banknoten aus, was wertmäßigeinem Anteil von 43 % entsprach. Dies be-deutete eine beträchtliche Steigerung gegen-über dem Anteil, den vor der Bargeldumstel-lung ähnlich kleine Stückelungen am nationa-len Banknotenumlauf hatten.

In Bezug auf den Rückfluss nationaler Münzenwar der Großteil der Behörden in den Euro-Ländern bestrebt, die Kreditinstitute, den Ein-zelhandel sowie die Geld- und Werttrans-portunternehmen während der Parallelum-

Page 143: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001128

laufphase zu entlasten: Die Bevölkerung wur-de aufgerufen, gehortete Münzen noch vordem Jahreswechsel bei den Banken einzuzah-len. Außerdem wurden in manchen Ländernim Rahmen von Spendenaktionen Münzen ge-sammelt. Gleichzeitig flossen beträchtlicheMengen an gehorteten nationalen Banknoten,darunter insbesondere große Stückelungen,zurück. Im Lauf des Berichtsjahres war beimUmlauf nationaler Banknoten bis Ende De-zember 2001 insgesamt ein Rückgang um110 Mrd € auf 270 Mrd € zu verzeichnen.

Die Bargeldumstellung, von der in den zwölfEuro-Ländern über 300 Millionen Menschendirekt betroffen waren, stellte zweifelsohneeine gewaltige Herausforderung dar. Die Fi-nanzinstitute, Geld- und Werttransportunter-nehmen, Sicherheitskräfte sowie der Handelund die Automatenwirtschaft mussten bereitsfrühzeitig intensiv in die Vorbereitungen ein-gebunden werden, da eine reibungslose Bar-geldumstellung innerhalb eines kurzen Zeit-raums nur mittels einer systematischen undkoordinierten Zusammenarbeit aller Beteilig-ten sichergestellt werden konnte. Letztend-lich machte jedoch nicht nur die Zusammen-arbeit aller oben genannten Beteiligten denErfolg der Euro-Bargeldumstellung aus, son-dern auch die positive Einstellung und rascheAkzeptanz in der Bevölkerung. Gemessen ander Größe der Herausforderung lässt sichrückblickend konstatieren, dass die Einfüh-rung der Euro-Banknoten und -Münzen äu-ßerst souverän gemeistert wurde.

1.2 Die Bargeldumstellung außerhalbdes Euro-Währungsgebiets

Beachtliche Mengen der von den NZBen derEuro-Länder ausgegebenen Banknoten warenaußerhalb des Euroraums in Umlauf,insbesondere in den EU-Beitrittsländern undin anderen Nachbarstaaten. Schätzungenzufolge wurden Mitte der Neunzigerjahre zumBeispiel rund 30 % bis 40 % der in Um-lauf befindlichen DM-Banknoten außerhalbDeutschlands gehalten; zum Großteil wahr-scheinlich in ost- und südosteuropäischenLändern, einschließlich der Türkei. Aus die-

sem Grund wurde einer reibungslosen Bar-geldumstellung auch außerhalb des Euroraumsbesondere Bedeutung beigemessen. In die-sem Sinne wurden folgende drei Maßnahmenfür die Umstellung außerhalb des Euroraumsbeschlossen:

• Gemäß der Leitlinie der Europäischen Zen-tralbank vom 10. Januar 2001 über be-stimmte Vorschriften für die Euro-Bargeld-umstellung im Jahr 2002 war es Bankengestattet, unter Einhaltung genau definier-ter Bedingungen vorzeitig übernommeneEuro-Banknoten ab dem 1. Dezember 2001an ihre Zweigstellen und Zentralen außer-halb des Euroraums weiterzugeben.Darüber hinaus war es laut dieser Leitliniezulässig, dass Banken ab diesem Stichtagihre Tochtergesellschaften außerhalb desEuroraums sowie andere Banken, derensatzungsmäßiger Sitz oder Hauptverwal-tung und Zweigstellennetz sich nicht imEuroraum befinden, vorzeitig mit Euro-Bar-geld versorgen. Die vorzeitige Weitergabevon Euro-Bargeld an Geschäftskunden(Sub-Frontloading) war außerhalb desEuro-Währungsgebiets jedoch untersagt.

• Der EZB-Rat beschloss in der Leitlinie derEuropäischen Zentralbank vom 13. Sep-tember 2001 über bestimmte Vorschriftenfür die vorzeitige Abgabe von Euro-Bank-noten außerhalb des Euro-Währungsge-biets, dass Zentralbanken und Währungs-behörden nicht teilnehmender Mitglied-staaten und anderer Staaten auf Anfrageab dem 1. Dezember 2001 unter bestimm-ten Bedingungen mit Euro-Banknoten aus-gestattet werden konnten. Alle operatio-nellen und praktischen Frontloading-Ver-einbarungen wurden von der beteiligtenNZB des Euroraums und der jeweiligenZentralbank außerhalb des Euroraums bi-lateral getroffen. Zentralbanken außerhalbdes Euroraums war es ab dem 1. Dezem-ber 2001 gestattet, an Kreditinstitute, de-ren satzungsmäßiger Sitz oder Hauptver-waltung sich in ihrem jeweiligen Zustän-digkeitsbereich befand, unter bestimmtenBedingungen Euro-Banknoten weiterzuge-ben.

Page 144: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

129EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

• Der EZB-Rat beschloss außerdem, dass abdem 1. Dezember 2001 im internationalenSortenhandel tätige Kreditinstitute außer-halb des Euroraums von den NZBenmit Euro-Banknoten ausgestattet werdenkonnten und dass diese ihrerseits Euro-Banknoten an außerhalb des Euroraums an-gesiedelte Kundenbanken weitergebendurften. Die detaillierten Bestimmungenhierfür, die im Wesentlichen jenen fürZentralbanken außerhalb des Euroraumsglichen, wurden ebenfalls in der Leitlinieder EZB vom 13. September 2001 festge-legt.

Auch außerhalb des Euroraums – gestaltetesich die Einführung der Euro-Banknoten rei-bungslos. 26 Zentralbanken außerhalb desEuro-Währungsgebiets wurden vorzeitig mitEuro-Banknoten versorgt; es handelte sichdabei überwiegend um Zentralbanken in Mit-tel- und Osteuropa, im Mittelmeerraum undin Afrika. Insgesamt belief sich der Wert deran Zentralbanken und Banken außerhalb desEuroraums abgegebenen Euro-Banknoten aufrund 4,6 Mrd €.

1.3 Umtausch von nationalen Bank-noten bei den NZBen

Um von 1999 bis 2002 die Umtauschbarkeitder nationalen Währungseinheiten der Euro-

Länder sicherzustellen, unterlag der Um-tausch der jeweiligen Banknoten den Bestim-mungen des Artikels 52 der ESZB-Satzung.Seit dem 1. Januar 1999 hat jede NZB bzw.eine von ihr bevollmächtigte Stelle gemäß ei-ner Entscheidung des EZB-Rats zumindest aneinem Standort den gebührenfreien Umtauschvon Banknoten anderer Euro-Länder zum je-weiligen offiziellen Umrechnungskurs angebo-ten. Der EZB-Rat beschloss, die Vereinba-rung basierend auf Artikel 52 über das Jahr2001 hinaus bis Ende März 2002 auszudeh-nen.

Vor diesem Hintergrund waren im gesamtenEuroraum weiterhin rund 500 NZB-Zweig-stellen in den Umtausch von Banknoten an-derer Euro-Länder eingebunden. Im Rahmendieser auf Artikel 52 beruhenden Vereinba-rung verlief der Umtausch nationaler Bank-noten in allen Euro-Ländern seit 1999 rei-bungslos.

Darüber hinaus können die NZBen die natio-nalen Banknoten anderer Euro-Länder in dieAusgabeländer zurückführen, eine Stelle mitder Repatriierung beauftragen oder aufbestehende kommerzielle Kanäle zurückgrei-fen. Von 1999 bis Ende 2001 wurden im Rah-men dieser Vereinbarung 293,4 MillionenBanknoten im Gesamtwert von 14,4 Mrd €in die jeweiligen Ausgabeländer zurückgeführt.

2 Produktion der Euro-Banknoten und -Münzen

2.1 Herstellung des Erstausstattungs-bedarfs an Euro-Banknoten

Im Hinblick auf die Euro-Einführung musstejede NZB den jeweiligen nationalen Erstaus-stattungsbedarf an Banknoten decken. Die Be-darfsschätzungen der NZBen wurden jähr-lich, zuletzt Ende 2001 unter Berücksichti-gung der Erfahrungswerte aus der vorzeitigenAbgabe von Euro-Banknoten (Frontloading)aktualisiert. Der Erstausstattungsbedarf wur-de Ende 2001 auf etwa 15 Milliarden Bankno-ten im Gesamtwert von rund 633 Mrd € ge-schätzt. Ingesamt waren 15 Banknoten-

druckereien an der Produktion der Euro-Banknoten beteiligt.

Die EZB überwachte das ganze Jahr hindurchden Produktionsfortschritt hinsichtlich derEinhaltung quantitativer und qualitativer Vor-gaben. Ebenso wurde das Erscheinungsbildder Banknoten regelmäßig stichprobenartigüberprüft. Die EZB führte weiterhin Quali-tätsaudits bei den Banknotendruckereiendurch, was zur Gewährleistung einer einheit-lichen Qualität beitrug. Die Hersteller vonBargeldautomaten, für die eine hohe und ein-heitliche Banknotenqualität besonders wich-

Page 145: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001130

tig ist, nahmen an einem umfassenden Test-programm teil, damit die Geräte rechtzeitigfür die Einführung umgerüstet und die Senso-ren entsprechend angepasst werden konn-ten.

2.2 Einrichtung einer zentralen Bank-notenreserve zur Risikoabsicherung

Zur Risikominderung bei der Euro-Bargeld-einführung richtete die EZB eine zentrale Re-serve von Euro-Banknoten ein, um unter an-derem für aufgrund unvorhergesehener Um-stände auftretende Produktionsengpässe undqualitative Mängel oder einen übermäßig ho-hen Bedarf an bestimmten Stückelungen ge-rüstet zu sein. Zusätzlich zum Erstausstat-tungsvolumen von 15 Milliarden Banknotenwurden daher im Auftrag der EZB unter An-wendung derselben hohen Produktionsstan-dards etwa 10 % mehr Banknoten für die zen-trale Reserve hergestellt.

Ein Teil der zentralen Reserve wurde wäh-rend des Frontloading verwendet, um denzusätzlichen Bedarf von Geschäftsbanken zu

decken. Auch dies trug zum reibungslosenAblauf der Einführungsphase bei.

2.3 Unterstützung bei der Herstellungder Euro-Münzen

Die Mitgliedstaaten sind für die Prägung derEuro-Münzen verantwortlich. 16 Prägeanstal-ten in zwölf Ländern stellten für die Euro-Bargeldeinführung nationalen Schätzungen zu-folge mehr als 51 Milliarden Münzen im Ge-genwert von rund 16 Mrd € her.

Als unabhängige Prüfungsinstanz bewertetedie EZB die Qualität der Euro-Münzen. Sieunterstützte in diesem Zusammenhang dieUmsetzung eines gemeinsamen Qualitätsma-nagementsystems in sämtlichen Münzpräge-anstalten. Die Münzanstalten wurden regel-mäßig Qualitätsprüfungen unterzogen. DieQualität der Münzen wurde von den Münzan-stalten in monatlichen Statusberichten darge-legt und entsprechend den Vorgaben für EZB-Referenzmünzen überprüft. Die Beschlussor-gane wurden regelmäßig über die Qualitätder produzierten Euro-Münzen informiert.

3 Schutz der Euro-Banknoten vor Fälschungen

3.1 Forschung und Entwicklung

Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit zieltdarauf ab, die technologischen Grundlagenfür die Weiterentwicklung der ersten Bank-notenserie zu schaffen.

Diese Aktivitäten werden von der EZB koor-diniert, aber dezentral durchgeführt. Nachder Bargeldeinführung werden sie nun inten-siviert. Die Koordination der Forschungs- undEntwicklungsarbeit der NZBen, der Rohstoff-lieferanten und der EZB wurde 2001 analy-siert und entsprechend angepasst; die Opti-mierung des Forschungsprozesses soll auch2002 kontinuierlich fortgesetzt werden.

Die EZB ist in verschiedenen internationalenZentralbankarbeitsgruppen zur Falschgeldbe-

kämpfung vertreten, die globale Initiativenverfolgen.

3.2 Vorkehrungen zum Schutz vorFälschungen

Durch die Errichtung nationaler Analysezen-tren, in denen Fälschungen vor Ort dezentralanalysiert werden, wurde ein europäischesNetzwerk geschaffen; dabei werden die ent-sprechenden Kenndaten zur Erfassung in ei-ner zentralen Datenbank, die bei der EZBaufgebaut wird, nach Frankfurt weitergelei-tet. Für die Mitarbeiter wurden Schulungenin der Klassifizierung von gefälschten Euro-Banknoten abgehalten.

Page 146: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

131EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Das Falschgeld-Analysezentrum (FAZ), wel-ches bei der EZB angesiedelt und für die Klas-sifizierung von neuen, von den nationalenAnalysezentren gemeldeten Euro-Fälschungenzuständig ist, nahm seinen Betrieb Anfang2002 auf. Es wurden Falschgeldexperten,Technikspezialisten und Verwaltungspersonaleingestellt und die entsprechende Ausrüstungangeschafft. Das FAZ steht nunmehr für dieFalschgeldanalyse und Echtheitsprüfungen vonBanknoten bereit.

Der Aufbau des Falschgeldüberwachungssys-tems (Counterfeit Monitoring System – CMS)mit einer Datenbank, in der sämtliche techni-schen und statistischen Daten über gefälsch-te Euro-Banknoten und -Münzen erfasst wer-den sollen, ist aufgrund von technischenSchwierigkeiten aufwendiger als erwartet.Demzufolge kann noch nicht die gesamte

Funktionalität des Systems genutzt werden.Vorerst wird die effiziente Verwendung derin der Datenbank gespeicherten Informatio-nen auf andere Weise sichergestellt.

Die wichtigsten Vorschriften zu dem CMS-System finden sich im Beschluss der Europäi-schen Zentralbank vom 8. November 2001über bestimmte Voraussetzungen für den Zu-gang zum Falschgeldüberwachungssystem.

Die EZB und die Europäische Polizeibehörde(Europol) haben ein Kooperationsabkommenunterzeichnet, das Maßnahmen zum Schutzdes Euro-Bargelds vor Fälschungen und eineVerbesserung und Koordination der Unter-stützung nationaler und europäischer Behör-den und internationaler Organisationen durchbeide Institutionen vorsieht.

4 Ausgabe der Euro-Banknoten

Laut Beschluss des EZB-Rats erfolgt die Aus-gabe der Euro-Banknoten durch die EZB unddie zwölf NZBen des Euroraums.

Vereinbarungsgemäß entfallen dabei ab An-fang 2002 auf die zwölf NZBen 92 % des Ge-samtwerts der umlaufenden Euro-Banknotenund die restlichen 8 % auf die EZB. Jede NZBweist in ihrer Bilanz den Anteil am Euro-Banknotenumlauf aus, der ihrem eingezahltenAnteil am Kapital der EZB entspricht. DerGesamtwert der vom Eurosystem ausgegebe-

nen Banknoten ist aus dem von der EZB wö-chentlich veröffentlichten konsolidierten Aus-weis des Eurosystems ersichtlich.

Im Sinne der grundsätzlich dezentralisiertenAusführung der Geschäfte des Eurosystemssind die zwölf NZBen des Euroraums dafürzuständig, sämtliche Euro-Banknoten, ein-schließlich jener von der EZB ausgegebenenNoten, in Umlauf zu bringen, aus dem Ver-kehr zu ziehen und zu bearbeiten.

5 Die Euro-2002-Informationskampagne

Im Rahmen der Vorbereitungen für die Ein-führung der Euro-Banknoten und -Münzen ha-ben die EZB und die zwölf NZBen des Euro-systems die Euro-2002-Informationskampag-ne durchgeführt. Zusätzlich zu dem vomEZB-Rat für diese Kampagne bewilligtenBudget in Höhe von 80 Mio € stellten dieNZBen weitere Mittel zur Verfügung.

Die Kampagne des Eurosystems, die eng mitähnlichen Aktivitäten nationaler Behörden

und der Europäischen Kommission abge-stimmt wurde, konzentrierte sich auf die fol-genden Themenbereiche:

• das Erscheinungsbild der Banknoten undMünzen,

• die Sicherheitsmerkmale der Banknoten,• die Stückelungen und• die allgemeinen Umtauschmodalitäten.

Page 147: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001132

Die Öffentlichkeit wurde im Wesentlichenüber drei Kanäle informiert: die Massenmedi-en (Medienkampagne), mittels Öffentlichkeits-arbeit und Presseaktivitäten sowie gemein-sam mit anderen auf dem Gebiet der Euro-Information tätigen Organisationen (Partner-schaftsprogramm). Auf der eigens für diesenZweck eingerichteten Euro-Website der EZB(www.euro.ecb.int) wurde – jeweils in denelf Amtssprachen der Europäischen Union –über alle Elemente der Kampagne berichtetund das gesamte Informationsmaterial zurVerfügung gestellt.

Als sich im Lauf des Jahres 2001 die Bevölke-rung zusehends für die Euro-Banknoten und-Münzen interessierte, wurde auch die Kam-pagne intensiviert. Die Vorstellung der Si-cherheitsmerkmale am 30. August 2001 läu-tete eine neue Phase ein: Neues Materialwurde bereitgestellt, in dem unter anderemauch das endgültige Erscheinungsbild und dieSicherheitsmerkmale der Euro-Banknotenpräsentiert wurden.

Medienkampagne

Der 30. August 2001 bildete auch den Auf-takt für die Medienkampagne, die auf nationa-ler und internationaler Ebene Werbespots imFernsehen und Zeitungsanzeigen umfasste. Ineinigen Ländern setzten die NZBen durch ei-gene Werbemaßnahmen zusätzliche Akzente.

Die Bevölkerung des Euroraums wurde mit-tels fünf identischer TV-Werbespots und achtZeitungsanzeigen in den jeweiligen Landes-sprachen angesprochen. Die Werbespots, dievon 50 Fernsehsendern ausgestrahlt wurden,und die Zeitungsanzeigen, die in über 250Printmedien erschienen, vermittelten sowohlgrundlegende als auch detaillierte Informatio-nen zu den Euro-Banknoten und -Münzen undden Sicherheitsmerkmalen der neuen Geld-scheine. Zum Abschluss der Kampagnewurden Ende Januar/Anfang Februar 2002 imgesamten Euroraum verstärkt Inserate ge-schaltet.

Auf internationaler Ebene sollten in denEuroraum reisende Geschäftsleute und Tou-risten erreicht werden. Die TV-Werbespotswurden von sechs internationalen Fernseh-stationen in abgeänderter Form ausgestrahlt;die Anzeigen wurden in neun internationalenPrintmedien und 14 Magazinen für Fluggästeplatziert. Darüber hinaus wurden in zwölfFlughäfen des Euroraums und am LondonerFlughafen Heathrow Fluggästen bei der Ein-reise in den Euroraum die zentralen Botschaf-ten der Kampagne vermittelt.

Ein Faltblatt mit dem Titel „Startklar fürsEuro-Bargeld – Die Euro-Banknoten und-Münzen im Überblick“ mit einer Auflage vonrund 200 Millionen Stück, das authentischeInformationen zu den neuen Banknoten undMünzen enthielt, rundete die Medienkampag-ne ab. Um allein die offiziellen Landesspra-chen und Umstellungsmodalitäten der Euro-Länder abzudecken, mussten 26 lokalisierteVersionen dieses Faltblatts angefertigt wer-den. Der Folder wurde zwischen Oktoberund Dezember 2001 nahezu flächendeckendim Euroraum über verschiedene Kanäle,hauptsächlich aber per Post oder Hauszustel-lung, verteilt. Zusätzlich wurde das Faltblattin 23 weitere Sprachen übersetzt und denPartnern über die Euro-Website bereitge-stellt, um mit dem Faltblatt auch die Bevöl-kerung außerhalb des Euroraums anzuspre-chen. Einige NZBen ließen darüber hinausauch die Folder in mehreren Nicht-EU-Spra-chen drucken und verteilen.

Öffentlichkeitsarbeit undPresseaktivitäten

Die Öffentlichkeits- und Pressearbeit im Zugeder Euro-2002-Informationskampagne kon-zentrierte sich auf: einen Presse-Countdown,Konferenzen im Zeichen der Euro-2002-In-formationskampagne und ein Preisausschrei-ben für Kinder.

Im Zuge des Presse-Countdowns wurden ansechs wichtigen Stichtagen auf dem Weg zurEuro-Bargeldeinführung – vom 1. Januar 2001bis zum 1. Januar 2002 (€-Day) – an mehr als

Page 148: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

133EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

4 500 Medienvertreter Pressemappen verteilt.Die Medienpakete enthielten ausführliche In-formationen zu den Euro-Banknoten und-Münzen und zur Bargeldumstellung; mancheumfassten auch zusätzliche Informationsträ-ger wie Videokassetten und Bildmaterial. Da-mit sollte sichergestellt werden, dass dieKernaussagen der Kampagne in den Massen-medien Verbreitung finden.

Auf elf Konferenzen, die im Zeichen der Euro-2002-Informationskampagne standen und vonden NZBen der Euro-Länder organisiert wur-den, kamen über 5 000 an der Bargeldum-stellung zentral Mitwirkende zusammen. DieKonferenzen stellten ein Diskussionsforumfür Fragen der Euro-Umstellung dar, und auf-grund des medialen Interesses konnte dieReichweite der Kampagne erhöht werden.

Kinder wurden als eine wichtige Zielgruppeder Euro-2002-Informationskampagne er-kannt; daher wurden sie über ein eigens fürsie geschaffenes Projekt informiert und in denAufklärungsprozess eingebunden. Im Rahmeneines Preisausschreibens mit dem Motto „Sowirst Du ein Euro-Superstar“ wurden über7 Millionen Poster mit Erklärungen zu denEuro-Banknoten und -Münzen an Schulen imgesamten Euroraum verteilt. Die Poster ent-hielten einen Multiple-Choice-Fragebogen fürKinder zwischen acht und zwölf Jahren, derauch über die „Kinderecke“ auf der Euro-Website der EZB abgerufen werden konnte.Rund 300 000 Kinder nahmen an dem Preis-ausschreiben teil, und die 24 Gewinner derHauptpreise – zwei aus jedem Land desEuroraums – wurden bei der Preisverleihungin Frankfurt am 31. Dezember 2001 von demPräsidenten der EZB persönlich mit einemvollständigen Satz speziell versiegelter Euro-Banknoten und einem Laptop belohnt.

Das Medienereignis zum Jahresende, der Auf-takt zur Euro-Kampagne unter dem Slogan„der EURO. UNSER Geld“ am 1. März 2001sowie die Vorstellung des endgültigen Er-scheinungsbilds der Euro-Banknoten undder gleichzeitige Startschuss für die Medien-kampagne am 30. August stießen auf großesInteresse vonseiten der Medienvertreter, was

sich in einer positiven Berichterstattung inden Printmedien und im Fernsehen nieder-schlug.

Partnerschaftsprogramm

Das Partnerschaftsprogramm zielte im We-sentlichen darauf ab, private und öffentlicheOrganisationen für eine Zusammenarbeit zugewinnen, die daran interessiert waren, ihreKunden und Mitarbeiter über das Euro-Bar-geld zu informieren und das im Rahmen derEuro-2002-Informationskampagne erstellteMaterial zu nutzen. Zum Jahresende 2001 hat-te das Eurosystem über 3 000 nationale, eu-ropäische und internationale Partner. Amstärksten äußerte sich der Bedarf an Informa-tionsmaterial, welches von den Partnern anihre jeweiligen Bedürfnisse angepasst und mitihrem eigenen Logo versehen werden konn-te, nach der Vorstellung des endgültigen Er-scheinungsbilds der Euro-Banknoten und ih-rer Sicherheitsmerkmale am 30. August. DasEurosystem stellte zusätzlich zu den über dieEuro-Website erhältlichen Originalvorlagen inKooperation mit seinen Partnern mehrereMillionen Poster und Faltblätter her.

An der Verteilung von Schulungspaketen fürKassenpersonal wirkten auch die Partner undNZBen mit. Jedes der 230 000 Schulungspa-kete für Ausbilder umfasste eine Schulungs-broschüre mit detaillierten Beschreibungenund Abbildungen der Münzen, Banknoten undSicherheitsmerkmale, ein Schulungsvideo undeine CD-ROM mit einer interaktiven Prä-sentation. Zusätzlich wurden an Schulungs-teilnehmer über 6 Millionen Broschüren mitInformationen zu den wesentlichen Sicher-heitsmerkmalen verteilt. Das Material wurdein einer groß angelegten, von den NZBen aufnationaler Ebene und auch außerhalb desEuroraums durchgeführten Schulungsoffen-sive für Experten eingesetzt, die wiederumTausende von Kassierern in verschiedenenBereichen wie Banken und Handel schulten.

Die Kampagne, die natürlich insbesonderewährend des Countdowns zum €-Day im Mit-telpunkt des medialen Interesses stand, wur-

Page 149: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001134

de auch zu Beginn des Jahres 2002 fortge-setzt. Die Euro-Website wird noch für einenlängeren Zeitraum unter der gegenwärtigen

Adresse aufrufbar sein, ehe sie schließlich indie Website der EZB integriert wird.

Page 150: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

135EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Page 151: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Spanien: Lagerung von in Folie verpackten Euro-Banknotenbeim Banco de España in Madrid

Page 152: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel VII

Zahlungsverkehrs- und

Wertpapierabwicklungssysteme

Page 153: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001138

In Wahrnehmung seiner Verantwortung für die Förderung des reibungslosen Funktionierensder Zahlungs- und Wertpapierabwicklungssysteme bietet das Eurosystem nicht nur eigeneSysteme an, sondern überwacht auch jene Systeme, über die der Euro-Zahlungsverkehrabgewickelt wird; außerdem setzt sich das Eurosystem für geeignete Innovationen auf diesemGebiet ein. Zum einen betreibt das Eurosystem ein Echtzeit-Bruttosystem für die Abwicklungvon Euro-Großbetragszahlungen, das TARGET (Trans-European Automated Real-time Grosssettlement Express Transfer)-System, und mit dem Korrespondenzzentralbank-Modell (CCBM)einen Mechanismus für die grenzüberschreitende Nutzung von Sicherheiten. Zum anderensetzt das Eurosystem Standards zur Gewährleistung stabiler und effizienter Systeme für denEuro-Zahlungsverkehr und stellt durch laufende Überwachung die Einhaltung dieser Vorgabensicher. Überdies treibt das Eurosystem durch seine Förderung der Effizienz von Zahlungssys-temen die Anpassung der Infrastruktur für die Zahlungsverkehrs- und Wertpapierabwicklungan die Anforderungen des gemeinsamen Währungsraums voran.

1 Zahlungsverkehrs- und Wertpapierabwicklungssystemedes Eurosystems

1.1 Das TARGET-System

Im Jahr 2001 wurden über TARGET wertmä-ßig beinahe 75 % aller Großbetragszahlungenin Euro abgewickelt. TARGET zählte 1 569direkte und über 5 000 indirekte Teilnehmer.

TARGET bewährte sich auch im Berichtsjahr:Es unterstützte nicht nur die Geldpolitik derEZB und steigerte die Effizienz des grenz-überschreitenden Euro-Zahlungsverkehrs,sondern bot auch ein zuverlässiges und siche-res Verfahren zur Zahlungsabwicklung.

Am 19. November 2001 wurde das TARGET-Release 2001 erfolgreich in den Echtbetriebübergeben. Es kam dadurch lediglich zu ge-ringfügigen Änderungen im Datenformat derin TARGET eingesetzten Zahlungsnachrich-ten. Im Vereinigten Königreich wurde EndeAugust 2001 eine gemeinsame IT-Plattformfür RTGS-Teilnehmer für Zahlungen in Pfundund Euro mit dem Namen NewChaps einge-führt. Des Weiteren nahm die Deutsche Bun-desbank am 5. November 2001 den Betriebvon RTGSplus auf, welches nun das nationaleRTGS-System Deutschlands im TARGET-Ver-bund darstellt. Nach der Einführung vonRTGSplus stellte das Hybridsystem Elektroni-sche Abrechnung Frankfurt (EAF) ganz im Sin-ne der Konsolidierung der Großzahlungsver-kehrs-Infrastruktur im Euro-Währungsgebietden Betrieb ein. Auch die dänische TARGET-

Komponente ist neu: Das RTGS-SystemKRONOS wurde am 19. November 2001 inBetrieb genommen.

Tabelle 14TARGET-Zahlungen*)

*) Anzahl der Geschäftstage: 2000: 255 Tage; 2001: 254 Tage.

VeränderungVolumen 2000 2001 in %

Alle TARGET-ZahlungenInsgesamt 47 980 023 53 665 552 12Tagesdurch-schnitt 188 157 211 282 12

NationaleZahlungenInsgesamt 37 811 112 42 166 173 12Tagesdurch-schnitt 148 279 166 009 12

Grenzüber-schreitendeZahlungenInsgesamt 10 168 911 11 499 379 13Tagesdurch-schnitt 39 878 45 273 14

Wert, Veränderung(Mrd €) 2000 2001 in %

Alle TARGET-ZahlungenInsgesamt 263 291 330 031 25Tagesdurch-schnitt 1 033 1 299 26

NationaleZahlungenInsgesamt 153 253 201 428 31Tagesdurch-schnitt 601 793 32

Grenzüber-schreitendeZahlungenInsgesamt 110 038 128 602 17Tagesdurch-schnitt 432 506 17

Page 154: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

139EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Volumen

Alle TARGET-Zahlungen 380 146 28. Dez.

Nationale Zahlungen 318 173 28. Dez.

GrenzüberschreitendeZahlungen 63 159 20. Febr.

Wert (Mrd €)

Alle TARGET-Zahlungen 2 040 28. Dez.

Nationale Zahlungen 1 479 28. Dez.

GrenzüberschreitendeZahlungen 751 29. Juni

Tabelle 15Umsatzstärkste Tage in TARGET imJahr 2001

Der Target-Betrieb im Jahr 2001

Im Jahr 2001 wurden über TARGET im Ta-gesdurchschnitt insgesamt, d. h. grenzüber-schreitende und nationale Transaktionen zu-sammengenommen, 211 282 Zahlungen miteinem Gesamtwert von 1 299 Mrd € durch-geführt. Gemessen am Transaktionsvolumenbetrug die Zunahme somit 12 %, währendder Transaktionswert um 26 % anwuchs.

Abbildung 30Grenzüberschreitende TARGET-Zahlungen im Tagesverlauf – 2001(in %)

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

07.00

0%

0%

6,5%

18,1%

11,2%

32,4%

21,2%

47,9%

32,2%

58,9%

45,0%

68,0%

53,0%

74,0%

59,5%

79,3%

66,4%

85,2%

76,1%

92,4%

93,0% 100,0%

99,2% 100,0%

8.00 9.00 10.00 11.00 12.00 13.00 14.00 15.00 16.00 17.00 18.00

Wert

Volumen

Wert

Volumen

Der grenzüberschreitende Anteil machte 2001wertmäßig 39,0 % der insgesamt über TARGETabgewickelten Zahlungen aus (gegenüber 41,8 %im Jahr 2000), was einem Anteil von 21,4 % amgesamten TARGET-Transaktionsvolumen (ge-genüber 21,2 % im Jahr 2000) entsprach. Beiden grenzüberschreitenden TARGET-Zahlungenentfielen wertmäßig 96,5 % bzw. stückzahlmä-ßig 60,8 % auf Interbankentransaktionen und derRest jeweils auf Kundenzahlungen. Der durch-schnittliche Transaktionswert einer grenzüber-schreitenden Interbankenzahlung lag bei17,7 Mio €, der Durchschnittswert einer grenz-überschreitenden Kundenzahlung bei 1 Mio €.Tabelle 15 enthält Angaben zu den wert- undvolumenmäßig stärksten Tagen in TARGET.

Die Zahlungen der TARGET-Teilnehmer ge-hen in der Regel morgens ein. Um 13.00 Uhrsind wertmäßig bereits mehr als 50 % undgemessen am Volumen fast 75 % der grenz-überschreitenden Zahlungen in TARGET ab-gewickelt (siehe Abbildung 30). Dies trägtwesentlich zum reibungslosen Funktionierendes Systems und zur Verringerung potenziel-

Page 155: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001140

ler Systemblockaden im Fall einer Liquiditäts-verknappung gegen Tagesschluss bei.

Weitere Statistiken sind auf der Website derEZB (www.ecb.int) in der Rubrik „TARGET“unter dem Stichwort „Payment statistics“ ab-rufbar.

Verfügbarkeit des TARGET-Systems

Die Verfügbarkeit des TARGET-Systems erhöh-te sich im Berichtsjahr weiter und lag im De-zember 2001 bei 99,74 %; die Anzahl der Stö-rungen verringerte sich im Vorjahrsvergleich um8 %. Durch die Überarbeitung der Notfallmaß-nahmen für TARGET soll deren Effektivität er-höht und die ordnungsgemäße Abwicklung zeit-kritischer Zahlungen ermöglicht werden, vorallem im Hinblick auf die bevorstehende Inbe-triebnahme des CLS-Systems.

Dialog mit den TARGET-Anwendern

Die EZB und die NZBen setzten im Jahr 2001ihren Dialog mit den TARGET-Anwendernfort. Es kam regelmäßig zu Zusammenkünftennationaler TARGET-Anwendergruppen. DesWeiteren wurden bei der EZB im Berichts-jahr zwei Treffen der Kontaktgruppe für stra-tegische Fragen im Euro-Zahlungsverkehr(COGEPS) abgehalten. Ziel der Kontaktgrup-pe, der Vertreter des Eurosystems sowieMarktteilnehmer angehören, ist der Aus-tausch zu verschiedenen Themen, darunterauch TARGET-bezogenen Fragen. DieNZBen und die EZB konnten im Jahr 2001dementsprechend besser auf die Bedürfnissedes Marktes eingehen.

Sonstiges

Im Jahr 2001 war das TARGET-System außersamstags und sonntags an folgenden Tagengeschlossen: am Neujahrstag, Karfreitag, Os-termontag, 1. Mai (Tag der Arbeit) sowie am25. und 26. Dezember. Darüber hinaus bliebTARGET am 31. Dezember 2001 geschlos-sen, damit die Umstellung der Massenzah-

lungssysteme und bankinternen Systeme aufden Euro reibungslos erfolgen konnte. Seitdem 1. Januar 2002 gilt der langfristige TAR-GET-Kalender (siehe auch die Website derEZB in der Rubrik „TARGET“ unter demStichwort „General information“).

Im Einklang mit ihrer Politik der Transparenzveröffentlichte die EZB am 26. April 2001 dieLeitlinie EZB/2001/3 über TARGET. DieseLeitlinie, die das Kernstück des rechtlichenRahmens für TARGET darstellt, findet sichauf der Website der EZB wie auch im Amts-blatt der Europäischen Gemeinschaften, L 140vom 24.5.2001 (siehe die Website der EZB inder Rubrik „Publications“ unter dem Stich-wort „Legal documents“).

Im Mai 2001 gab die EZB den ersten TAR-GET-Jahresbericht heraus. Der Bericht be-handelt den Betrieb des Systems in den Jah-ren 1999 und 2000, geht auf die wirtschaftli-che und technische Performance von TARGETein und beinhaltet auch einen Abriss über diebedeutendsten Entwicklungen im Berichtszeit-raum sowie einen Ausblick in die Zukunft.

1.2 Das Korrespondenzzentralbank-Modell (CCBM)

Das Korrespondenzzentralbank-Modell wur-de im Vorfeld der Währungsunion geschaf-fen, um den Geschäftspartnern bei der Ab-wicklung geldpolitischer Geschäfte und derBeschaffung von Innertagesliquidität diegrenzüberschreitende Nutzung von Sicherhei-ten zu ermöglichen. Das CCBM gilt als Über-gangslösung und soll langfristig von kommer-ziellen Alternativen abgelöst werden.

Im Jahr 2001 war das CCBM weiterhin dasmeistgenutzte Verfahren für die grenzüber-schreitende Übertragung von Sicherheiten andas Eurosystem. Der Wert der im Rahmendes CCBM verwahrten Sicherheiten erhöhtesich von 124 Mrd € Ende 2000 auf 157 Mrd €Ende 2001. Die einzige Alternative zumCCBM für die Übertragung von Sicherheitenbilden derzeit die Direktverbindungenzwischen Wertpapierabwicklungssystemen.

Page 156: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

141EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Über 60 wurden bereits für die Abwicklungder Geschäfte des Eurosystems zugelassen;sie werden jedoch nicht übermäßig stark ge-nutzt. Abbildung 31 veranschaulicht die Ent-wicklungen bei den über das CCBM und dieDirektverbindungen grenzüberschreitend ge-nutzten Sicherheiten in Prozent der gesam-ten im Eurosystem hinterlegten Sicherheiten.

Marktteilnehmer führten in einer Umfrage desEurosystems1 vor allem zwei Faktoren alsErklärung für die begrenzte Nutzung der Di-

Abbildung 31Grenzüberschreitende Sicherheiten in % der insgesamt vom Eurosystemhereingenommenen Sicherheiten

1 „Cross-border use of collateral: a user’s survey“, EZB, Februar2001.

rektverbindungen ins Treffen. Erstens mussder Geschäftspartner die für die Zentralbank-operationen zu stellenden Sicherheiten andas nationale Wertpapierabwicklungssystemübertragen. Zweitens sind die Marktteilneh-mer mit dem Verfahren des CCBM, das dieVerwendung aller refinanzierungsfähigen Si-cherheiten gestattet, offensichtlich bereitsvertraut; neue Verfahren würden einer Inves-tition bedürfen, die angesichts einer mögli-chen Konsolidierung in der Branche nicht ge-rechtfertigt scheint.

2 Allgemeine Fragen der Zahlungsverkehrsaufsicht

Im Februar 2001 billigte der EZB-Rat die Grund-prinzipien für systemrelevante Zahlungsver-kehrssysteme als Katalog von Mindestanforde-rungen, an denen sich das Eurosystem bei derAusübung seiner Aufsichtsfunktion orientiert.Diese Grundprinzipien wurden vom Ausschussfür Zahlungsverkehrs- und Abrechnungssyste-me der G 10 (Committee on Payment and Sett-lement Systems – CPSS) festgelegt und sollendurch die Stärkung der Finanzmarktinfrastruk-tur zur Wahrung der Finanzmarktstabilität bei-tragen. Die darin vorgesehenen Grundsätze,Verhaltensanweisungen und Richtlinien bieteneine Orientierungshilfe bei der Gestaltung und

dem Betrieb von Zahlungssystemen; dem in demDokument angeführten Kriterienkatalog solltenalle systemrelevanten Zahlungsverkehrssystemeentsprechen. Nach Maßgabe der ESZB-Satzungobliegt es dem Eurosystem, den reibungslosenBetrieb von Zahlungsverkehrssystemen zu för-dern. Aus diesem Grund wird das Eurosystembis zum Ende des Jahres 2002 sämtliche system-relevanten Zahlungssysteme des Euroraums an-hand der oben genannten Grundprinzipien be-urteilen.

25

20

15

10

5

0

25

20

15

10

5

0Jan. April Juli Okt. Jan. April Juli Okt. Jan. April Juli Okt.

1999 2000 2001

DirektverbindungenCCBM

Page 157: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001142

Der IWF verfasste auf Ersuchen der EZB imJahr 2001 im Rahmen des Programms zurBewertung des Finanzsektors (Financial Sec-tor Assessment Program – FSAP) Berichteüber die Einhaltung von Standards und Kodi-zes (Reports on the Observance of Standardsand Codes – ROSCs) für das Euro-Währungs-gebiet. Die Mitarbeit der EZB an der Erstel-lung dieser Berichte verdeutlicht ihr Interes-se an der Einhaltung internationaler Standardsund Kodizes und ihre Bereitschaft, bei derenUmsetzung als Vorbild zu fungieren. Dies fußtauf der Überzeugung, dass die Einhaltung in-ternational vereinbarter Standards und Ver-haltensregeln von essenzieller Bedeutung fürdie Stärkung des globalen Finanzsystems unddie Gewährleistung der Finanzmarktstabilitätist.

Der IWF untersuchte in seiner Bewertungder Zahlungssysteme die Transparenz derZahlungsverkehrspolitik und die Einhaltung

2 Die Einschätzungen des IWF wurden im Oktober 2001 veröf-fentlicht und finden sich auf der Website des IWF (www.imf.org).

der Grundprinzipien durch die beiden EU-weit relevanten Zahlungssysteme TARGETund das von der Euro Banking Association(EBA) betriebene Euro-1-System.2 Der IWFbestätigte den hohen Grad an Transparenz inder Zahlungsverkehrspolitik des Eurosystems.Außerdem bekräftigte der IWF, dass TAR-GET den Zielsetzungen erfolgreich Rechnungträgt und den Anforderungen des Marktesweitgehend gerecht wird. TARGET erfülltsechs der Grundprinzipien zur Gänze undweitere drei größtenteils bzw. teilweise. Ei-nes der Grundprinzipien ist auf TARGET nichtanwendbar. Das Eurosystem befasst sich nunmit weiteren Verbesserungen des TARGET-Systems in jenen Bereichen, wo das Systemden Grundprinzipien noch nicht vollständigentspricht (weitere Details werden inKapitel V Kasten 9 erläutert). Beim Euro-1-System, dessen Beaufsichtigung der EZB ob-liegt, werden alle Grundprinzipien vollständigbeachtet.

3 Großbetragszahlungssysteme

3.1 Entwicklungen in anderen Euro-Großbetragszahlungssystemen

Der Betrieb der fünf Euro-Großbetragsnetto-systeme verlief auch im Jahr 2001 reibungs-los. Dabei handelt es sich um das Euro-1-System der EBA, Elektronische AbrechnungFrankfurt (EAF) in Deutschland, Paris NetSettlement (PNS) in Frankreich, Servicio dePagos Interbancarios (SPI) in Spanien und Pan-kkien On-line Pikasiirrot ja Sekit-järjestelmä(POPS) in Finnland. Mit der Einführung derneuen deutschen TARGET-KomponenteRTGSplus am 5. November 2001 wurde derBetrieb des EAF-Systems eingestellt.

Diese Euro-Großbetragszahlungssysteme habensich für die Abwicklung bestimmter Zahlungsar-ten als eine adäquate Alternative zu TARGETbewährt. Im Jahr 2001 wurden über Euro 1, dasgrößte der Systeme, im Tagesschnitt rund113 000 Transaktionen mit einem durchschnitt-lichen Tagesgesamtwert von 205 Mrd € abge-wickelt. Das Transaktionsvolumen aller fünf Sys-teme zusammengenommen entspricht in etwa

jenem von TARGET. Wertmäßig wird von die-sen fünf Systemen gegenüber TARGET jedochnur rund ein Drittel verarbeitet, da neben Zah-lungen aus geldpolitischen Operationen auchbesonders hohe und zeitkritische, aus Geld-marktgeschäften resultierende Zahlungen ge-wöhnlich über TARGET laufen.

Obwohl Interbankenzahlungen im Jahr 2001mehr als 80 % des Gesamtwerts der über diefünf Großbetragszahlungssysteme abgewickel-ten Transaktionen ausmachten, nahm der An-teil von Kleinbetragskundenzahlungen in allenSystemen zu. Bei über der Hälfte der Zahlun-gen handelte es sich um Kundenzahlungen,deren Wert zumeist 50 000 € nicht über-stieg; dies ist auf den Trend zur Verwendungvon Zahlungssystemen zu Ungunsten der Kor-respondenzbankkanäle zurückzuführen undsteht im Einklang mit dem erhöhten Bedarfan einer effizienten Abwicklung grenzüber-schreitender Massenzahlungen im Euroraum.

Page 158: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

143EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

3.2 Continuous Linked Settlement(CLS-System)

Das CLS-System dient der Abwicklung vonDevisengeschäften auf Basis Zahlung-gegen-Zahlung über Konten bei der CLS Bank(CLSB), einer Privatbank mit Sitz in NewYork. Mit dem CLS-System bietet der privateSektor eine Lösung, die der Forderung derZentralbanken nach Risikominderung bei derAbwicklung von Devisengeschäften Rechnungträgt. Nach einigen Verzögerungen in der Ent-wicklungsphase soll die CLS Bank das SystemMitte 2002 für die Abrechnung von siebenWährungen in Betrieb nehmen.

Wie im Rahmen der im Lamfalussy-Bericht3

dargelegten kooperativen Überwachung vor-gesehen, ist bei der Überwachung des CLS-Systems die US-Zentralbank (Federal ReserveSystem) federführend, die ihrerseits die Zen-tralbanken, die für die vom CLS-System künf-tig abzuwickelnden Währungen zuständigsind, in die Erstellung des Systemkonzeptseinbezog. Die Bank of England wird gemäßRichtlinie 98/26/EG des Europäischen Parla-ments und des Rates vom 19. Mai 1998 über

3 Bericht des Ausschusses für Interbank-Netting-Systeme der Zen-tralbanken der Zehnergruppe („Report of the Committee onInterbank Netting Schemes of the Central Banks of the Group ofTen Countries“), BIZ, November 1990.

die Wirksamkeit von Abrechnungen in Zah-lungs- sowie Wertpapierliefer- und -abrech-nungssystemen für die „Benennung“ zustän-dig sein, d. h., Ermächtigungen zur Durchfüh-rung von Konformitätsbewertungen erteilen.Da der Euro zu den Währungen zählt, dievon Anfang an über dieses System abgewi-ckelt werden sollen, verfolgt das Eurosystemdie Entwicklung des Systems sehr aufmerk-sam und pflegt enge Kontakte mit der CLSBank sowie den anderen in die Überwachungeingebundenen Zentralbanken. Im Jahr 2001berieten sich darüber hinaus Vertreter desEurosystems und die im Euroraum ansässigenAnteilseigner von CLS zweimal über Fragendes Liquiditätsmanagements und der operati-ven Geschäftsabwicklung. Das ESZB hat zu-sammen mit Geschäftsbanken Empfehlungenfür über das CLS-System abgewickelte Euro-Zahlungen ausgearbeitet. Gemäß diesen Emp-fehlungen, die auf der Website der EZB(www.ecb.int) abrufbar sind, sollen Bankenihre Zahlungen an die CLS Bank bereits früham Morgen absetzen, um in Krisensituatio-nen genügend Spielraum zur Verfügung zu ha-ben, sowie diesen Zahlungen höchste Priori-tät einräumen.

4 Massenzahlungssysteme

4.1 Abschluss der Umstellung der Mas-senzahlungssysteme auf den Euro

Im Verlauf des Jahres 2001 überwachte dasEurosystem den Vorbereitungsstand der Mas-senzahlungssysteme hinsichtlich der Euro-Umstellung Anfang 2002. Es zeigte sich, dassfür die Massenzahlungssysteme und den bar-geldlosen Zahlungsverkehr im Zuge der Bar-geldumstellung keine größeren Schwierigkei-ten erwartet wurden. Allerdings wurde er-sichtlich, dass es in einigen Ländern nocheinige offene Fragen hinsichtlich der Umrüs-tung von Geldausgabeautomaten und elek-tronischen Kassenterminals gab. DieseProbleme wurden noch vor der Euro-Bar-geldumstellung gelöst. Weitere Informa-tionen zur Bargeldumstellung finden sich inKapitel VI.

4.2 Entwicklungen im grenzüberschrei-tenden Massenzahlungsverkehr

Das Eurosystem setzte im Jahr 2001 sein En-gagement zur Verwirklichung eines einheitli-chen Zahlungsgebiets für den Euro fort unddrängte darauf, dass die Bedingungen fürgrenzüberschreitende Massenzahlungen inpuncto Sicherheit, Kosten und Effizienz anjene des inländischen Zahlungsverkehrs ange-glichen werden. In einem Beitrag zum Mo-natsbericht vom Februar 2001 mit dem Titel„Auf dem Weg zu einem einheitlichen Leis-tungsniveau für Massenzahlungen im Euro-Währungsgebiet“ bekräftigte die EZB ihren1999 in dem Bericht „Improving cross-bor-

Page 159: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001144

der retail payment services in the euro area– the Eurosystem’s view“ dargelegten Stand-punkt. Die EZB organisierte mehrere Treffenund arbeitete eng mit Banken, Betreibern vonZahlungssystemen und europäischen Banken-verbänden zusammen, um sie bis zum Jahr2002 bei der Umsetzung der in dem Berichtvon 1999 enthaltenen Zielvorgaben zu unter-stützen. In dem im November 2001 veröf-fentlichten Bericht „Towards an integratedinfrastructure for credit transfers in euro“untersuchte das Eurosystem Lösungen fürjene Faktoren, auf welche die hohen Kostender grenzüberschreitenden Überweisungenzurückzuführen sind. Zur Schaffung einer effi-zienten Interbanken-Infrastruktur für grenz-überschreitende Massenüberweisungen unter-breitete die EZB den Banken eine Auswahl anverschiedenen technischen Optionen. In demBericht wird den Banken nahe gelegt, sich zurEinhaltung eines Zeitplans zu verpflichten,wonach die Gebühren für grenzüberschrei-tende Zahlungen bis Ende 2004 auf das Ni-veau von Inlandszahlungen zu senken sind.

Angesichts der nach wie vor hohen Gebüh-ren für grenzüberschreitende Kleinbetrags-zahlungen erließen das Europäische Parlamentund der Rat die Verordnung (EG) Nr. 2560/2001 vom 19. Dezember 2001 über grenz-überschreitende Zahlungen in Euro. Danachmüssen Banken die Gebühren für grenzüber-schreitende Zahlungen bis zu einem Betragvon 12 500 € (ab 1. Januar 2006 bis zu50 000 €) auf das Niveau für Inlandszahlun-gen absenken. Die Verordnung gilt ab dem1. Juli 2002 für Kartenzahlungen und Abhe-bungen an Geldausgabeautomaten und ab dem1. Juli 2003 für grenzüberschreitende Über-weisungen. Im Oktober 2001 legte die EZBeine Stellungnahme zum Entwurf dieser Ver-ordnung vor, in der sie die allgemeinen Ziel-setzungen unterstützte, jedoch Bedenken hin-sichtlich möglicher negativer Auswirkungeneiner Verordnung äußerte.

4.3 Initiativen der Euro BankingAssociation (EBA)

Im November 2000 wurde das von der EBAentwickelte STEP-1-System zur vollautomati-schen Abwicklung von Kleinbetragszahlungenin Euro, dessen Bezeichnung sich als Akro-nym von „Straight-Through Euro Processing“ableitet, in Betrieb genommen. Die Anzahlder STEP-1-Banken erhöhte sich von ur-sprünglich 21 Ende 2000 auf 65 Ende 2001.Ebenso verdreifachte sich der Tagesdurch-schnitt des Volumens (über 7 100 Stück) unddes Wertes (79,3 Mio €) der über das Sys-tem abgewickelten Zahlungen.

Im Jahr 2001 stellte die EBA ein erstes Kon-zept für ein paneuropäisches Interbanken-Ab-wicklungssystem für Massenzahlungen vor.Das neue System STEP 2 ist eine Folgeent-wicklung aus STEP 1 und soll die Zielvorga-ben des Eurosystems für eine effizientere Ab-wicklung grenzüberschreitender Massenzah-lungen im Eurogebiet erfüllen. Mithilfe einesautomatisierten Clearingdienstes werden beiSTEP 2 die gesendeten aggregierten Zahlungs-dateien jedes Teilnehmers in nach Adressa-ten aufgeschlüsselte Dateien getrennt. Die ausdiesen Dateien resultierenden Zahlungenwerden über eine an das Großbetragszah-lungssystem Euro 1 angeschlossene Bank ab-gewickelt. Die planmäßige Implementierungvon STEP 2 soll bis Dezember 2002 erfolgen.

4.4 Elektronisches Geld undUntersuchungen in den BereichenE-Commerce und Internet-Zahlungsverkehr

Im Berichtsjahr widmete sich das Eurosystemauch neuen Entwicklungen im elektronischenZahlungsverkehr (d. h. Internet-Zahlungsver-kehr), die aus der steigenden Bedeutung desE-Commerce und anderer Initiativen resul-tieren. So wandte sich das Eurosystem derFrage nach dem Einfluss dieser neuen Ent-wicklungen auf die traditionellen Zentralbank-aufgaben im Zahlungsverkehr zu: Wahrungder Systemstabilität, Förderung der Effizienzund Sicherheit und Sicherung des geldpoliti-

Page 160: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

145EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

schen Transmissionsmechanismus. Es ging derFrage nach, ob diese Neuerungen die traditi-onelle Rolle der Zentralbanken beeinflussenund, wenn ja, in welchem Ausmaß. Aufgrunddes zentralen Stellenwerts einer sicheren Da-tenübertragung (z. B. Rechtssicherheit, Da-tenschutz) im elektronischen Geschäftsver-kehr untersuchte das Eurosystem zuerst sogenannte Trust-Services, d. h. Sicherheitsme-chanismen für offene Netzwerkumgebungen,wie z. B. mögliche Anwendungen der asym-metrischen Kryptographie (Public Key Infra-structure – PKI) im Zahlungsverkehr.

Des Weiteren beobachtete das Eurosystemdie Entwicklungen bei E-Geld-Systemen undderen Auswirkungen auf Zentralbanken.

Insbesondere wurden die verschiedenen si-cherheitstechnischen Ansätze für E-Geld-Sys-teme aus der Perspektive der Systemaufsichtanalysiert. Zurzeit erwägt die EZB die Über-arbeitung ihres 1998 veröffentlichten Berichtsüber elektronisches Geld und im Spezielleneine konkretere Ausformulierung der in die-sem Bericht verankerten dritten Mindestan-forderung an die technische Sicherheit vonE-Geld-Systemen. Ziel ist die Festlegung si-cherheitstechnischer Rahmenbedingungen fürE-Geld-Systeme. Besonderes Augenmerk giltin diesem Zusammenhang jenen Marktinitiati-ven, die sich – unabhängig von der eingesetz-ten Technologie – auf ein sicherheitstechni-sches Rahmenkonzept bestehend aus Zielset-zungen und Anforderungen stützen.

5 Wertpapierabrechnungs- und -abwicklungssysteme

Das Eurosystem hat ein grundsätzliches Inte-resse an der Funktionsfähigkeit von Wertpa-pierabrechnungs- und -abwicklungssystemen.Störungen in diesen Systemen können Zen-tralbanken in zweierlei Hinsicht bei der Aus-übung wichtiger Aufgaben beeinträchtigen,nämlich bei der Sicherstellung des reibungs-losen Funktionierens der Zahlungssystemeund bei der Durchführung der Geldpolitik.Darüber hinaus betreiben einige NZBenWertpapierabwicklungssysteme oder sind fürdie Aufsicht über solche Systeme verantwort-lich.

Grundsätzlich erwächst aus einer zwischenzwei Geschäftspartnern abgeschlossenenWertpapiertransaktion einerseits ein An-spruch auf die Lieferung der Wertpapiere undandererseits ein Anspruch auf die vereinbar-te Zahlung. Diese Transaktionen werden vonzentralen Stellen, wie etwa Wertpapierab-wicklungssystemen, durchgeführt. In manchenFällen ist noch ein Clearinghaus zwischenge-schaltet, welches die jeweiligen Forderungenund Verbindlichkeiten der Teilnehmer desWertpapierabwicklungssystems ermittelt. Alszentrale Kontrahenten („central counterpar-ties“) werden jene Clearinghäuser bezeich-net, die auch als Gegenpartei für Käufer undVerkäufer fungieren. Störungen in Wertpa-

pierabwicklungssystemen können das ord-nungsgemäße Funktionieren der Finanzmärk-te beeinträchtigen; über Lieferung-gegen-Zah-lung-Mechanismen greifen sie automatisch aufdie Zahlungssysteme über. Da sämtliche Kre-ditgeschäfte des Eurosystems besichert wer-den müssen, ist ihre Ausführung von der ter-mingerechten Lieferung der Sicherheiten ab-hängig, die in erster Linie über diese zentralenStellen übertragen und abgewickelt werden.

5.1 Clearing

Das Eurosystem schenkt der Konsolidierungdes Clearing durch zentrale Kontrahentengroße Aufmerksamkeit; schließlich könntesich dies auf die reibungslose Durchführunggeldpolitischer Geschäfte, die Funktionsfähig-keit von Zahlungs- und Abwicklungssystemenund die Stabilität der Finanzmärkte im Allge-meinen auswirken. Der Konsolidierungspro-zess4 verstärkt die Komplexität der Thema-tik: Einerseits könnte die Konsolidierung beiden zentralen Kontrahenten die Effizienz der

4 Die Konsolidierung lässt sich auf unterschiedliche Arten errei-chen: z. B. über Interoperabilität, Allianzen, Joint Ventures undFusionen.

Page 161: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001146

Abwicklung von Wertpapiergeschäften stei-gern, andererseits nehmen die möglichen Aus-wirkungen des Ausfalls eines zentralen Kon-trahenten auf das Finanzsystem proportionalzu dessen Größe zu. Hierbei sind eine Reihevon Fragen von Bedeutung. Am 27. Septem-ber 2001 erläuterte die EZB in einer Veröf-fentlichung den Standpunkt des Eurosystemshinsichtlich der Konsolidierung im Bereichder zentralen Kontrahenten wie folgt:

Erstens ist es von essenzieller Bedeutung,wirksame Standards für das Risikomanage-ment von zentralen Kontrahenten festzule-gen.

Zweitens ist es wichtig, zwischen jenen zen-tralen Kontrahenten, die einen bestimmtenWährungsraum („domestic level“) bedienen,und solchen, die international operieren, zuunterscheiden; schließlich haben sich traditi-onell in Währungsräumen eigene Infrastruk-turen mit Zahlungssystemen, Wertpapierab-wicklungssystemen, Aktienbörsen usw. her-ausgebildet. Die erstere Form von zentralenKontrahenten ist auf die Abwicklung von aufeine Hauptwährung lautenden Vermögens-werten spezialisiert. Eine auf die Abwicklungvon vorwiegend in Euro denominierten Wert-papieren und Derivaten ausgerichtete Markt-infrastruktur wird logischerweise den gesam-ten Euroraum umspannen. Infolge der poten-ziellen systemischen Wichtigkeit vonWertpapierabrechnungs- und -abwicklungs-systemen sollte diese Infrastruktur im Euro-raum angesiedelt sein. Das Vorhandenseinvon nach Währungsräumen differenzierten In-frastrukturen sollte keineswegs die Entwick-lung internationaler, mehrwährungsfähigerStrukturen ausschließen; letztere könntengleichzeitig Euro-Zahlungen verarbeiten.

Drittens könnte eine Konsolidierung in die-sem Bereich nicht nur die Integration för-dern, sondern aufgrund von Skalen- und Netz-werkeffekten auch zu einer Verringerung derClearing-Kosten beitragen. Der Konsolidie-rungssprozess sollte grundsätzlich vom Pri-vatsektor bestimmt werden, es sei denn, ein-deutige Anzeichen weisen auf ein Scheiternder Marktbemühungen hin. Die Behörden

können jedoch bei der Beseitigung unfairerund ungerechtfertigter Hindernisse für die In-tegration und den Wettbewerb – wie rechtli-che Schwierigkeiten und mangelnde Standar-disierung – unterstützend eingreifen.

Viertens ist dem Eurosystem die Effizienz derMarktstrukturen ein Anliegen. Gleich um wel-che Architektur es sich letztlich handelt, ha-ben die Marktteilnehmer Anspruch auf einenoffenen und gleichberechtigten Zugang zu al-len Systemen in der Wertschöpfungskettevom Wertpapierhandel über die Abrechnungbis hin zur Abwicklung.

Fünftens unterstützt das Eurosystem die glo-bale Zusammenarbeit im Clearingbereichdurch zentrale Kontrahenten, und es solltean der Überwachung jener mehrwährungsfä-higen Systeme mitwirken, über die Euro-Transaktionen abgerechnet werden.

5.2 Wertpapierabwicklung

Im Jahr 1998 legte die EZB Standards fürWertpapierabwicklungssysteme und Direkt-verbindungen zwischen diesen Systemen fest,deren Einhaltung für die Zulassung zurAbwicklung von Kreditgeschäften des ESZBzwingend vorgeschrieben ist. Mit diesenStandards, welche für die Wertpapierab-wicklung in Bezug auf die Besicherung einallgemein gültiges Mindestmaß an Schutz-mechanismen vorsehen, wird gewährleistet,dass bei der Durchführung von Kreditgeschäf-ten kein unangemessen hohes Risiko ein-gegangen wird. Die Wertpapierabwicklungs-systeme und ihre Verbindungen werdenregelmäßig auf der Grundlage dieser Stan-dards beurteilt. Am 3. Juli 2001 billigte derEZB-Rat 5 weitere Direktverbindungenzwischen Wertpapierabwicklungssystemen,wodurch die Anzahl solcher Verbindungennun auf insgesamt 66 angewachsen ist.Die neu zugelassenen Direktverbindungenverbinden folgende Systeme in der an-gegebenen Richtung: SCLV (Spanien) zuNecigef (Niederlande), Necigef zu SCLV,Euroclear (Belgien) zu Crest (VereinigtesKönigreich), Crest zu Euroclear und

Page 162: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

147EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

schließlich Monte Titoli (Italien) zu Clear-stream (Luxemburg).

Manche Wertpapierabwicklungssysteme sindauf grenzüberschreitender Ebene Konsolidie-rungsprozessen unterworfen. Abgesehen vonder Übertragung der Abwicklungsfunktion desCentral Bank of Ireland Securities SettlementOffice an Euroclear im Dezember 2000 istes bisher zu keiner weiteren Verringerungder Anzahl der europäischen Systeme gekom-men.

5.3 Zusammenarbeit mit demAusschuss der europäischenWertpapierregulierungsbehörden

Im Oktober 2001 vereinbarten der EZB-Ratund der Ausschuss der europäischen Wert-papierregulierungsbehörden, auf dem Gebietder Wertpapierabrechnungs- und -abwick-lungssysteme zusammenzuarbeiten. Ziel die-ser Kooperation ist die Erstellung von Stan-

dards und/oder Empfehlungen auf europäi-scher Ebene. Eine gemeinsame Vorgehens-weise soll der Schaffung fairer Wettbewerbs-bedingungen für die Anbieter von Wertpa-pierabrechnungs- und -abwicklungssystemenund der Angleichung der noch sehr hetero-genen rechtlichen Rahmenbedingungen in denLändern Europas dienen.

Der Bericht „Recommendations for Securi-ties Settlement Systems“, der von einer ausdem Ausschuss für Zahlungsverkehrs- undAbrechnungssysteme der Zehnergruppe(CPSS) und der Internationalen Organisationder Wertpapieraufsichtsbehörden (Internati-onal Organization of Securities Commissions– IOSCO) bestehenden Arbeitsgruppe ver-fasst und im November 2001 veröffentlichtwurde, enthält Empfehlungen, die für alleWertpapierabwicklungssysteme in Industrie-und Entwicklungsländern gelten. Es wurde alssinnvoll erachtet, auf der Grundlage des Be-richts den Bedarf für konkretere Empfehlun-gen auf europäischer Ebene einzuschätzen.

6 Zusammenarbeit mit den Beitrittsländern und sonstigeAktivitäten

6.1 Zusammenarbeit mit denBeitrittsländern

Das Eurosystem intensivierte seine Zusam-menarbeit mit den Beitrittsländern auf demGebiet der Zahlungs- und Abwicklungssyste-me. Das ganze Jahr 2001 hindurch wurde derbilaterale Austausch, teils in Form von Vor-trägen und Präsentationen, fortgesetzt, undes wurden Arbeitsbeziehungen mit den Zen-tralbanken der Beitrittsländer aufgenommenund vertieft. Die EZB organisierte ein multi-laterales Treffen, an dem sämtliche Zentral-banken der EU- und Beitrittsländer teilnah-men. Im Anschluss an dieses Treffen ging dieEZB mit Unterstützung dieser Zentralbankendaran, umfassende Unterlagen im Bereich derZahlungsverkehrs- und Abwicklungssystemeals Orientierungshilfe für den Beitrittspro-zess auszuarbeiten.

Die EZB wirkte auch an der Organisationeiner Konferenz über Wertpapierabwick-lungssysteme in den mittel- und osteuropäi-schen Ländern (MOEL) der Central and Eas-tern European Central Securities Deposito-ries Association im März des vergangenenJahres in Budapest mit, an der Vertreter vonZentralbanken, Wertpapieraufsichtsbehördenund Zentralverwahrern teilnahmen.

Des Weiteren hielt die EZB vom 3. bis 5. Sep-tember 2001 ein Seminar über Zahlungssys-teme für Zentralbanker aus den Beitritts- undanderen osteuropäischen Ländern, dem Mit-telmeerraum, Zentralasien und dem NahenOsten ab. Auf dem Seminar wurde den Teil-nehmern ein Überblick über die Zahlungs-und Wertpapierabwicklungssysteme in der EUsowie die Aktivitäten des Eurosystems in die-sem Bereich geboten.

Page 163: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001148

Darüber hinaus arbeitete die EZB eng mitder Europäischen Kommission zusammen:EZB-Vertreter nahmen an von der Kommis-sion organisierten Arbeitstreffen mit Vertre-tern aus den Beitrittsländern teil. Im Rahmensolcher Arbeitstreffen werden konkrete Fra-gen zur Umsetzung von EG-Richtlinien und-Empfehlungen für Zahlungs- und Abwick-lungssysteme in das nationale Recht der Bei-trittsländer behandelt.

Überdies wurde mit den Vorbereitungen füreine aktualisierte Fassung der Publikation ausdem Jahr 1999 „Payment systems in coun-tries that have applied for membership of theEuropean Union“ („Accession Country BlueBook“) begonnen. Diese Beschreibung derZahlungssysteme und Wertpapierabrech-nungs- und -abwicklungssysteme in den Bei-trittsländern einschließlich eines aktuellenTabellenteils soll im zweiten Halbjahr 2002erscheinen.

Kapitel V enthält weitere Ausführungen überdie Beziehungen der EZB zu den Beitrittslän-dern.

6.2 Sonstige Aktivitäten

Am 7. Februar 2001 organisierte die EZB eineKonferenz unter dem Motto Strategien zurSchaffung einer harmonisierten Infrastrukturfür den Massenzahlungsverkehr im Euro-Wäh-rungsgebiet. Ziel war es, sich für eine ge-meinsame Strategie für den Massenzahlungs-verkehr im Euroraum einzusetzen und dasBewusstsein der Marktteilnehmer für die ei-gene Rolle bei der Schaffung einer solchenneuen Infrastruktur für einen einheitlichenZahlungsverkehrsraum zu schärfen.

Im Juni 2001 legte die EZB die dritte Ausgabeder Publikation „Payment and securities set-tlement systems in the European Union“(„Blue Book“) auf, die eine aktualisierte Be-schreibung der wichtigsten Zahlungs- undWertpapierabwicklungssysteme in den EU-Mitgliedstaaten und aktuelle statistische Da-ten enthält. Das neu hinzugefügte Kapitel überdas Euro-Währungsgebiet befasst sich mit je-nen Aspekten und Merkmalen der Zahlungs-und Wertpapierabwicklungssysteme, die fürden Euroraum insgesamt gültig bzw. relevantsind. Außerdem werden darin der gemein-schafts- und aufsichtsrechtliche Rahmensowie die Rolle der EZB und des Eurosys-tems dargelegt.

Page 164: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

149EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Page 165: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Portugal: (rechts) Ein Geldtransporter verlässt die portugiesischeBanknotendruckerei mit einer Ladung Euro-Banknoten

(links) Strenge Sicherheitsvorkehrungen für den Bargeldtransport

Page 166: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel VIII

Finanzmarktstabilität

und Finanzmarktaufsicht

Page 167: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001152

1 Der institutionelle Rahmen für Finanzmarktstabilität undFinanzmarktaufsicht

In einer Reihe von Mitgliedstaaten wurdejüngst der institutionelle Rahmen für die Fi-nanzmarktaufsicht überarbeitet bzw. thema-tisiert. In einigen Fällen sahen die präsentier-ten Vorschläge eine Einschränkung der Auf-sichtskompetenzen der Notenbanken undeine Ausweitung der Zuständigkeiten eigen-ständiger Aufsichtsbehörden vor. Dessen un-geachtet sind derzeit in zehn der zwölfEuro-Länder die nationalen Zentralbanken(NZBen) entweder direkt für die Finanz-marktaufsicht zuständig oder auf institutio-neller Ebene mit der entsprechenden Auf-sichtsbehörde verzahnt bzw. anderweitigintensiv in die Erfüllung aufsichtsrechtlicherAufgaben eingebunden. Das Eurosystem trittnachdrücklich für die Beibehaltung und sogarfür die Stärkung der Rolle der NZBen in derAufsicht ein. Dieser auch nach außen kom-munizierte Standpunkt1 basiert auf einer Be-urteilung der wichtigsten durch die Einfüh-rung des Euro hervorgerufenen Änderungendes institutionellen Rahmens und an den Fi-nanzmärkten.

Zwei Hauptargumente für die Ansiedlung vonAufsichtsaufgaben bei eigenständigen Behör-den werden durch die Ausgestaltung des in-stitutionellen Rahmens in der dritten Stufeder Wirtschafts- und Währungsunion(WWU) weitgehend entkräftet. Erstens istdas vermeintliche Potenzial für Interessen-konflikte zwischen den Zielen der Finanz-marktaufsicht und der Geldpolitik im Ver-bund des Eurosystems geringer geworden.Die geldpolitische Zuständigkeit für das Euro-Währungsgebiet ist nunmehr von der auf-sichtsrechtlichen Zuständigkeit für inländischeInstitutionen und Märkte losgelöst. Da dieNZBen die Geldschöpfung nicht mehr unab-hängig steuern, besteht auf nationaler Ebenekeine Gefahr eines Interessenkonflikts. Seitdie geldpolitischen Entscheidungen vom EZB-Rat getroffen werden und nicht mehr aus-schließlich in den Händen der NZBen liegen,erscheint zweitens auch das Argument wenigüberzeugend, dass die Betrauung einer Insti-tution mit beiden Aufgaben eine übermäßige

Machtkonzentration mit sich bringen würde.Vielmehr haben die Erwägungen, die für dieWahrnehmung aufsichtsrechtlicher Aufgabendurch die Zentralbanken sprechen, an Ge-wicht gewonnen. Ausprägung und Tragweiteder Systemrisiken haben sich durch die WWUverändert: Es besteht nun ein erhöhtes Risi-ko, dass Störungen, die vom Großkundenge-schäft, von den Kapitalmärkten oder denMarktinfrastrukturen ausgehen bzw. durch siekanalisiert werden, sich über nationale Gren-zen hinweg ausbreiten. Je stärker die NZBenin die Aufsicht eingebunden sind, desto mehrkann das Eurosystem zur Beobachtung undSteuerung der Systemrisiken im gesamten Eu-roraum beitragen. Bei der Ausübung ihreraufsichtsrechtlichen Aufgaben würden dieNZBen wiederum von ihrer als Mitgliederdes Eurosystems erworbenen Expertise imBereich der Entwicklungen auf den Geld- undWertpapiermärkten und der Marktinfrastruk-turen im gesamten Euroraum profitieren.Darüber hinaus wirft der Trend zur Interna-tionalisierung und zur Bildung von Finanzkon-glomeraten wichtige Fragen zu den Systemri-siken auf, die von großen, komplexen multi-nationalen Organisationen ausgehen. Folglicherscheint für die Bewältigung der Herausfor-derungen nach der Euro-Einführung ein insti-tutioneller Rahmen angemessen, innerhalbdessen die EZB die Verantwortung für dieGeldpolitik übernimmt und die NZBen weitreichende aufsichtsrechtliche Aufgaben aufden inländischen Märkten wahrnehmen, wäh-rend gleichzeitig die Zusammenarbeit euro-raumweit forciert wird. Diese Argumentati-on fand auch in den Stellungnahmen der EZBgemäß Artikel 105 Absatz 4 EG-Vertrag zuden Gesetzesentwürfen über die institutio-nelle Struktur der Finanzmarktaufsicht inDeutschland und Österreich ihren Nieder-schlag.2

1 Siehe Europäische Zentralbank, Die Rolle der Zentralbanken inder Aufsicht über Finanzdienstleister, März 2001.

2 Siehe Website der EZB (www.ecb.int), Rubrik „Publications“,Stichwort „Legal documents“.

Page 168: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

153EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Die Angemessenheit des institutionellen Rah-mens für die Finanzmarkstabilität wirdebenfalls auf EU-Ebene diskutiert. Der Wirt-schafts- und Finanzausschuss verfolgte dieUmsetzung seiner im Bericht über Finanz-marktstabilität („Report on Financial Stabili-ty” ) vom April 2000 veröffentlichten Empfeh-lungen, welche auf eine verbesserte Umset-zung der Regelungen zur Erhaltung derFinanzmarktstabilität durch verstärkte Zusam-menarbeit abzielten. Nicht in dem oben er-wähnten Bericht explizit behandelt wurde dieFrage der Bewältigung von Finanzkrisen, mitder sich der Ausschuss ebenfalls befasste unddie im Bericht über das Management von Fi-nanzkrisen („Report on Financial Crisis Ma-nagement“) vom April 2001 erörtert wird.Darin heißt es, die Aufsichtsausschüsse unddie nationalen Behörden der EU-Mitgliedstaa-ten hätten bei der Umsetzung der Empfeh-lungen des erstgenannten Berichts beträchtli-che Fortschritte erzielt. Gleichzeitig werdenalle beteiligten Institutionen angehalten, dieFunktionsweise des bestehenden institutio-nellen Rahmens weiter zu verbessern.Darüber hinaus wird im Sinne eines wirksa-men Krisenmanagements zu einer engerenZusammenarbeit geraten. Der Bericht desWirtschafts- und Finanzausschusses empfiehltinsbesondere Folgendes: (i) große Finanzins-titute und -konzerne sollten in der Lage sein,kurzfristig exakte Angaben über ihre Finanz-

lage zu machen, Stresstests durchzuführenund Notfallmaßnahmen für bestimmte Kri-senszenarios festzulegen, die regelmäßig mitden zuständigen Aufsichtsbehörden und No-tenbanken abgestimmt werden sollen, (ii) jeg-liche noch bestehenden rechtlichen Hinder-nisse für einen zeitgerechten Informations-austausch zwischen Aufsichtsbehörden,NZBen und anderen zuständigen Behördensollten beseitigt werden, (iii) für große Fi-nanzinstitute, einschließlich Konglomerate,sollte eine Aufsichtsinstanz mit Koordinie-rungsfunktion bestimmt werden, (iv) die Ver-einbarungen („Memoranda of Understan-ding“) zur Behandlung von Themen im Zu-sammenhang mit dem Krisenmanagementsollten weiterentwickelt und die Verfahrenzum Informationsaustausch in Krisensituatio-nen im Vorhinein festgelegt werden, (v) dieWettbewerbsbehörden sollten über zeitnaheund solide Verfahren für die Abschätzung derFolgen von Maßnahmen im Krisenfall auf denWettbewerb verfügen. Das Eurosystem un-terstützt die in dem Bericht vorgenommeneBewertung voll und ganz und regt die umge-hende Umsetzung der Empfehlungen an. DerAusschuss für Bankenaufsicht hat zu diesemZweck mit der Groupe de Contact eineÜbereinkunft zwischen Aufsichtsbehördenund Zentralbanken über die Zusammenarbeitund den Informationsaustausch in finanziellenKrisensituationen ausgearbeitet.

2 Entwicklungen im Bankensektor: Struktur, Ertragslage undRisiken

Die Beobachtung der Entwicklungen im Ban-kensektor aus der Perspektive der EU bzw.des Euroraums durch den Ausschuss für Ban-kenaufsicht wurde im Lauf des Jahres 2001 inzweierlei Hinsicht verbessert. Erstens wurdeeine eingehende regelmäßige Analyse derwichtigsten Strukturentwicklungen im Ban-kensektor eingeführt. Diese einmal jährlicherfolgende Analyse soll diejenigen wesentli-chen strukturellen Entwicklungen aufzeigen,die für die Zentralbanken und die Aufsichts-behörden relevant sind und gegebenen-falls Maßnahmen seitens dieser Institutionenerforderlich machen. In diesem Zusammen-

hang beschäftigte sich der Ausschuss für Ban-kenaufsicht auch im Jahr 2001 mit einer Rei-he von Ad-hoc-Themen, wie etwa den Bezie-hungen von Finanzdienstleistern zu ihrenGroßkunden und Entwicklungen beim Liqui-ditätsprofil und Liquiditätsmanagement derBanken. Zweitens wurde die regelmäßigeAnalyse der Systemstabilität des Bankensys-tems („makroprudenzielle Analyse“) metho-disch und thematisch weiter ausgebaut. In An-griff genommen wurde die Ausarbeitung vonMethoden zur Beurteilung des Kreditrisikosder Banken (aufgeschlüsselt nach Branchen)und zur Durchführung von Stresstestanaly-

Page 169: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001154

sen. Von den aufgegriffenen Themen solltedie Bestimmung des Wertberichtigungsbe-darfs der Banken über den Konjunkturzyklushinweg erwähnt werden. Auf die wichtigstenstrukturellen Entwicklungen und die Haupt-faktoren, die die Stabilität des Bankensektorsbeeinflussen, wird im folgenden Abschnitt ein-gegangen.

Strukturelle Entwicklungen

Der Bankensektor wird auch weiterhin durcheine Reihe von langfristigen Trends beein-flusst. An erster Stelle ist hier die in denmeisten EU-Staaten im Jahr 2001 anhaltendeKonsolidierung des Bankensektors zu erwäh-nen. In der jüngeren Vergangenheit wurdedieser Prozess zunehmend von den größtenBanken getragen; sie stärkten ihre Positionauf dem inländischen Markt oder waren be-strebt, durch Akquisitionen ihre Aktivitätenim Großkundengeschäft und an den Kapital-märkten zusammenzulegen und in mehrerenGeschäftsfeldern (z. B. Vermögensverwaltung,Platzierungsgeschäft und Handel) im gesam-ten Euroraum aktiv zu werden. Tabelle 16zeigt, dass der Gesamtwert von Bankenfusio-nen und der durchschnittliche Umfang derFusionen und Übernahmen in den letzten Jah-ren beträchtlich angestiegen sind. Gleichzei-tig setzte sich die Umstrukturierung kleinerund mittlerer Banken in vielen Ländern un-vermindert fort.

Demzufolge kam es in den meisten Ländernzu einer weiteren Konzentration des heimi-schen Bankensektors. Der Durchschnittsan-teil der fünf größten Banken am inländischenBankengeschäft stieg in den EU-Ländern zwi-schen 1990 und 2001 von rund 50 % auf 60 %.Durch die zunehmende Beteiligung der größ-ten Banken am Konsolidierungsprozess kames zu einer Beschleunigung des Strukturwan-dels; vor allem seit 1997 hat sich der Kon-zentrationsgrad stark erhöht. Dessen unge-achtet bestehen weiterhin bedeutende Un-terschiede zwischen den einzelnen Mit-gliedstaaten. Der prozentuale Marktanteil derfünf größten Banken beträgt in Skandinavien70 % bis 90 %, in Deutschland hingegen,

wo das Bankensystem EU-weit die größteVielfalt aufweist, lediglich rund 20 %. Auch imInvestmentbanking geht der Trend verstärktin Richtung Konsolidierung. In den letztenJahren investierten große Banken in der EUbeträchtliche Summen in dieses Geschäfts-feld, um der durch die Ausdehnung der euro-päischen Kapitalmärkte drastisch gestiegenenNachfrage gerecht zu werden. Die Ertrags-struktur der Banken in der EU spiegelt diesteigende Bedeutung des Investmentbankingwider. Im Jahr 2000 waren bereits 52 % dergesamten Nettoerträge auf Nichtzinserträge– für welche das Investmentbanking eine derwichtigsten Quellen ist – zurückzuführen(1996 waren es weniger als 30 %). Der Kon-solidierungsprozess wird auf diesem Gebietdurch das Streben nach globaler Präsenz undnach der Möglichkeit, ein breites Spektruman Dienstleistungen anbieten zu können, vor-angetrieben. Da mittelgroße Investmentban-ken gezwungen sind, sich in einer Marktni-sche zu etablieren, sich mit anderen Firmenzusammenzuschließen oder sich aus dem Ge-schäftsbereich zurückzuziehen, kommt es zueiner zunehmenden Polarisierung in diesemSegment. Die ungünstigen Geschäftsbedingun-gen infolge der starken Korrektur an denAktienmärkten im zweiten Halbjahr 2000 ha-ben den Trend noch verstärkt. Eine signifi-kante Abnahme der Aktivitäten auf dem Pri-märmarkt, vor allem bei den Aktienemissio-nen, führte im Lauf des Jahres 2001 zu einerdrastischen Minderung der Erträge aus demInvestmentbanking.

Ferner schreitet sowohl innerhalb als auchaußerhalb der EU der Prozess der Internatio-nalisierung voran. Diese Entwicklung stehtoffenbar mit der wachsenden Konkurrenz imInland und günstigeren Wachstumsperspekti-ven auf ausländischen Märkten in Zusammen-hang. Viele Banken haben sich entschlossen,in Nachbarländer oder Länder mit verwand-ter Sprache oder Kultur zu expandieren, ihreGeschäftstätigkeit also auf bestimmte Regio-nen zu konzentrieren. So sind etwa griechi-sche Banken auf dem Balkan aktiv, skandina-vische Banken in Nordeuropa und im Balti-kum und spanische Banken in Lateinamerika.Österreichische, belgische, französische, nie-

Page 170: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

155EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

derländische und italienische Banken expan-dierten in die Länder Mittel- und Osteuro-pas. Allein innerhalb der EU hat sich der aus-ländische Anteil am inländischen Banken-sektor aufgrund mehrerer bedeutendergrenzüberschreitender Übernahmen oder Fu-sionen in vielen Ländern vergrößert. Die agg-regierten Daten bestätigen ebenfalls die wach-sende Bedeutung von grenzüberschreitendenFusionen und Übernahmen (siehe Tabelle 16).

Des Weiteren ist in zahlreichen Ländern dieBildung von Finanzkonglomeraten zu beob-achten, wie der relativ große Anteil von bran-chenübergreifenden Fusionen und Übernah-men unter Beteiligung von Banken in der EUzeigt (siehe Tabelle 16). Hierzu zählt traditio-nell auch die Gründung von Allfinanzkonzer-nen. Gefördert wurde dieser Trend unteranderem durch die Reform der Rentensyste-me in den Mitgliedstaaten, wodurch das In-vestitionspotenzial der Pensionsfonds und dieSynergieeffekte durch den Vertrieb verschie-dener Finanzprodukte erhöht wurden. ReineVertriebsvereinbarungen, die in der Regelauch die Nutzung des Filialnetzes der Bankenvorsehen, stellen nun eine Alternative zu Be-teiligungen dar. Für die Banken bietet diesdie Möglichkeit, die Kosten für die Erhaltungeines umfassenden Filialnetzes bis zu einem

gewissen Grad abzudecken. In der jüngerenVergangenheit haben sich mehr und mehrBanken auch mit Wertpapierhäusern zusam-mengeschlossen, um von der Entwicklung derKapitalmärkte zu profitieren.

Ferner führt das Verwischen der herkömmli-chen Grenzen zwischen dem Bankwesen, demVersicherungsgeschäft und dem Asset-Ma-nagement verstärkt zur Entstehung von „Hy-bridprodukten“, wie etwa fondsgebundenenVersicherungsprodukten. Für Firmenkundenagieren Banken nicht mehr ausschließlich alsKreditgeber, sondern auch als Berater sowieDienstleister im Platzierungsgeschäft undbei Unternehmensumstrukturierungen. Auchwenn die Loyalität zur Hausbank („Relation-ship-Banking“) noch in allen Ländern eine gro-ße Rolle spielt, ist der Druck der internatio-nalen Konkurrenz doch spürbar. So sind man-che Unternehmen dazu übergegangen,Angebote von Banken im Ausland einzuholenoder verschiedene Banken mit der Durchfüh-rung bestimmter Transaktionen zu beauftra-gen.

Schließlich machen sich Banken zunehmendalternative Vertriebskanäle zur Kostenredu-zierung und zur Akquisition neuer Kundenzunutze. Obwohl Filialen weiterhin die wich-

1990–1997 1998–2001 1990–2001

Gesamtwert (Mio €) 201 739 333 664 535 404

(in % des Gesamtwerts) 38 62 100

davon (%):

Auf nationaler Ebene/innerhalb einer Branche 61 66 64

Auf nationaler Ebene/branchenübergreifend 17 14 15

Grenzüberschreitend/innerhalb einer Branche 8 13 12

Grenzüberschreitend/branchenübergreifend 14 7 9

Durchschnittliche Größe (Mio €) 412,6 1 174,9 729,8

Auf nationaler Ebene/innerhalb einer Branche 475,8 1 345,9 861,6

Auf nationaler Ebene/branchenübergreifend 310,5 1 131,1 549,1

Grenzüberschreitend/innerhalb einer Branche 246,9 1 064,2 606,5

Grenzüberschreitend/branchenübergreifend 58,1 605,0 570,4

Quelle: Thomson Financial Securities Services.Anmerkung: Auf nationaler Ebene/grenzüberschreitend bezieht sich auf den Gerichtsstand der Zielfirma. Branchenübergreifendbezieht sich auf Zusammenschlüsse zwischen Banken und Nichtbanken. Die Statistik umfasst sämtliche Fusionen und Übernahmen, andenen große und mittelständische Unternehmen (laut Definition von Thomson) beteiligt waren.

Tabelle 16Fusionen und Übernahmen unter Beteiligung von Banken in der EU

Page 171: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001156

tigste Verbindung zu den Kunden darstellen,kommen verstärkt unabhängige Intermediäreoder Franchise-Partner ins Spiel. Das Inter-net könnte die Art und Weise, wie Bankenund Kunden interagieren, grundlegend verän-dern. Allerdings entwickeln die Banken in denmeisten EU-Mitgliedstaaten eine Mehrweg-strategie, eine Kombination aus dem traditio-nellen Filialgeschäft und Internetdiensten. Bisheute hat sich das Internetbanking am bestenim Wertpapierhandel und in anderen stan-dardisierten Dienstleistungen im Einlagenge-schäft durchgesetzt. Innerhalb der EU bietenhauptsächlich bereits etablierte Banken In-ternetdienste an; reine Internetbanken gibtes kaum und ihr Marktanteil ist dementspre-chend klein.

Ertragslage und Risiken

Das Jahr 2001 war EU-weit und global von ei-ner gesamtwirtschaftlichen Konjunkturschwä-che, fallenden Aktienkursen und einer steigen-den Finanzmarktvolatilität gekennzeichnet, wo-durch sich auch die Rahmenbedingungen für dasBankengeschäft verschlechterten. Die ma-kroprudenzielle Analyse der Risiken für den Ban-kensektor wurde insbesondere nach den Ter-roranschlägen vom 11. September in den Verei-nigten Staaten intensiviert.

Schon vor den Ereignissen in den VereinigtenStaaten waren die Risiken im Bankensektoraufgrund der höheren Verschuldung der Kre-ditnehmer und der erhöhten Instabilität inbestimmten Schuldnergruppen und -ländernangestiegen.

In Bezug auf das Branchenrisiko wurden imTMT-Sektor (Technologie-Medien-Telekom-munikation) deutlich mehr Kredite aufgenom-men, vorwiegend für den Erwerb von Lizen-zen und für andere Investitionen im Zusam-menhang mit Mobilfunksystemen der drittenGeneration (3G). EU-weit büßten die TMT-Aktien seit ihrem Höhenflug im Frühjahr 2000innerhalb eines Jahres mehr als 50 % ihresKurswerts ein. Obwohl sich die Marktstim-mung gegenüber dem TMT-Sektor gegen Ende2001 verbesserte, was unter anderem auf die

erhöhte Bereitschaft seitens der Regierungenzurückzuführen war, die beträchtlichen Kos-ten für den Aufbau der 3G-Infrastruktur zusenken, ist nach wie vor eine signifikanteSchwäche zu beobachten. Die Terroranschlä-ge in den Vereinigten Staaten bewirkteneinen Anstieg des Risikos vor allem in jenenBranchen, die von den Ereignissen direkt be-troffen waren (Fluglinien, Fremdenverkehr,Versicherungen). Die Banken traf dies nichtübermäßig, da ihre Kreditforderungen in die-sen Sektoren generell als nicht allzu hocheingeschätzt wurden.

Was das Länderrisiko betrifft, hatte sich diewirtschaftliche Lage in einigen aufstrebendenVolkswirtschaften bereits vor den Anschlä-gen in den Vereinigten Staaten verschlech-tert; danach war die negative Entwicklungnoch ausgeprägter. In Asien führte eine dras-tische Abnahme der Exporte im IT-Bereichzu einer Abkühlung der Konjunktur. DieWirtschaft in Lateinamerika litt unter derschwachen Konjunktur in den VereinigtenStaaten und der Finanzkrise in Argentinien.Im Gegensatz zu früheren Finanzkrisen in auf-strebenden Volkswirtschaften entkoppeltendie internationalen Anleger im Lauf des Jah-res die spezifischen, mit Argentinien im Zu-sammenhang stehenden Risiken von jenen, diein anderen lateinamerikanischen Staaten ent-standen. Die in Brasilien zu beobachtendenDominoeffekte ließen im letzten Quartal 2001merklich nach, obwohl sich die Lage in Ar-gentinien selbst weiter zuspitzte. Ähnlichesgalt für die Türkei, wo die Instabilität desFinanzmarkts zwar weiterhin Anlass zur Sor-ge gab, sich aber nicht auf andere Länderübertrug. Auch in einer Reihe von mittel-und osteuropäischen Staaten – mit Ausnah-me von Russland – trübten sich die Wachs-tumsaussichten ein. Das Kreditengagementvon EU-Banken in den aufstrebenden Volks-wirtschaften war im Jahr 2001 zwar tendenzi-ell im Steigen begriffen, hielt sich aber imVerhältnis zu den Eigenmitteln der Bankeneher in Grenzen.

Hinsichtlich der Ertragslage der Banken ver-ringerte sich 2001 der Bilanzgewinn der Ban-ken innerhalb der EU aufgrund von Einkom-

Page 172: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

157EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

menseinbußen im Investmentbanking – dieserZweig hatte noch im Jahr 2000 für Rekordge-winne gesorgt – und aufgrund des sich ver-schlechternden gesamtwirtschaftlichen Um-felds. Offenbar war es für die Banken bedingtdurch ihre starre Kostenstruktur schwieri-ger, ihre gute Ertragslage zu halten. Alles in

allem kam es 2001 zu einer Eintrübung derGewinnaussichten, doch dank der positivenGeschäftsentwicklung in den Jahren vor 2001und der vorhandenen Eigenkapitalpuffer be-stand Zuversicht darüber, dass die Bankendie negativen außenwirtschaftlichen Bedingun-gen verkraften würden.

3 Aufsichtsrechtliche Regelungen für Banken und Finanzmärkte

Die internationale Entwicklung im Bereich derbankenaufsichtsrechtlichen Regelungen standganz im Zeichen der Überarbeitung der Ei-genkapitalanforderungen für Banken. Um diezahlreichen und umfangreichen Kommentare,die während und nach der im Januar 2001eingeläuteten zweiten Konsultationsrundeeingegangen waren, eingehend zu analysieren,beschloss der Basler Ausschuss für Banken-aufsicht eine Abänderung des Zeitplans fürdie Finalisierung und die Umsetzung der neu-en Eigenkapitalvereinbarungen. Um ein um-fassendes Regelwerk zu erstellen, arbeiteteder Basler Ausschuss im Jahr 2001 die Haupt-elemente der drei Säulen des Entwurfs –Mindestkapitalanforderungen, aufsichtlichesÜberprüfungsverfahren und Marktdisziplin –noch detaillierter aus. Zusätzlich wurde dieKalibrierung der absoluten Eigenkapitalanfor-derungen weiter verbessert, unter anderemauf der Basis gezielter Studien über die er-warteten Auswirkungen. Den makropruden-ziellen Aspekten im Zusammenhang mit mög-lichen prozyklischen Effekten der neuen Ver-einbarung schenkte man ebenfalls größereBeachtung.

Zeitgleich mit der Revision der Basler Eigen-kapitalvereinbarung begann man auf EU-Ebe-ne, die Eigenmittelanforderungen für Kredit-institute und Wertpapierfirmen zu überar-beiten. Die Europäische Kommissionveröffentlichte im März 2001 ihr zweites Kon-sultationspapier. Im Mittelpunkt dieses Pa-piers standen Themen, denen die EU beson-dere Bedeutung beimisst, wie etwa die Be-handlung von Wertpapierfirmen sowie vonkleinen und mittleren Banken; in diesen Be-reichen wurden jeweils spezifische Lösungs-vorschläge präsentiert. Da der Entscheidungs-

findungsprozess flexibel gestaltet sein muss,um auf Änderungen im Bereich der Finanz-dienstleistungen und -märkte effektiv reagie-ren zu können, ist zur Abänderung der künf-tigen Richtlinie ein neues Verfahren vorgese-hen; es basiert auf einer Unterscheidungzwischen den Kernelementen, die dem nor-malen Mitentscheidungsverfahren unterliegen,und den technischen Bestimmungen, die ineinem Komitologieverfahren abgeändert wer-den sollen.

Die EZB, die sowohl im Basler Ausschuss fürBankenaufsicht als auch im Beratenden Ban-kenausschuss (dem EU-Forum zur Unterstüt-zung der Europäischen Kommission bei derVorbereitung neuer gemeinschaftlicher Ban-kenrechtsakte) Beobachterstatus hat, legte imJuni 2001 ihre Stellungnahme zu den vom Bas-ler Ausschuss und der Europäischen Kom-mission veröffentlichten Konsultationspapie-ren3 vor. Die grundsätzliche Stoßrichtung derReform wird von der EZB unterstützt, da siezu einer Stärkung der Finanzmarktstabilitätbeiträgt. Der Kommentar der EZB bezog sichin erster Linie auf: (i) die möglichen prozykli-schen Effekte der neuen Vereinbarung, (ii)die Notwendigkeit eines angemessenen An-reizsystems für die Auswahl des geeignetstenAnsatzes (Standardansatz, IRB-Ansatz oderfortgeschrittener IRB-Ansatz), (iii) das effek-tive Zusammenspiel der drei Säulen und dieNotwendigkeit aufsichtsrechtlicher Konver-genz bei der Umsetzung des neuen Regel-werks und (iv) die richtige Abstimmung zwi-schen Genauigkeit und Komplexität. Hinsicht-lich der EU-spezifischen Themen sprach sich

3 Siehe Europäische Zentralbank, The New Basel Capital Accord.Comments of the European Central Bank, Juni 2001.

Page 173: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001158

die EZB für eine faire und umsichtige Be-handlung sowohl von kleinen als auch vonmittleren Banken und von Investmentfirmenaus um sicherzustellen, dass die Eigenkapital-anforderungen deren spezifischem Risikopro-fil gerecht werden. Die EZB begrüßte außer-dem die vorgeschlagene Flexibilität im Ge-setzgebungsprozess.

Das Thema Zeitwertbilanzierung („fair valueaccounting“) rückte ebenfalls in den Mittel-punkt des internationalen Interesses, nach-dem die Financial Instruments Joint WorkingGroup of Standard Setters im Dezember 2000das Konsultationspapier „Draft standard andbasis for conclusions – financial instrumentsand similar items“ veröffentlicht hatte. Darinschlägt die Arbeitsgruppe vor, künftig sämtli-che Finanzinstrumente mit ihrem Zeitwert zubewerten. Die EZB brachte in ihrem Beitragzum Konsultationsprozess ihre Bedenkenüber die Angemessenheit eines durchgehen-den Zeitwertbilanzierungs-Systems im Ban-kensektor, vor allem im Bankbuch, zum Aus-druck.

4

Im Bereich der Finanzmarktregulierung wur-de der Aktionsplan für Finanzdienstleistun-gen im Jahr 2001 weiter umgesetzt; Ziel istes, die weitere Integration der Finanzmärktein der EU zu fördern und gleichzeitig ange-messenen Anlegerschutz zu bieten und dieStabilität der Finanzmärkte zu gewährleisten.In diesem Zusammenhang legte die Kommis-sion 2001 einen Entwurf für eine Richtlinieüber Finanzkonglomerate vor, womit aufsicht-liche Anforderungen auf der Ebene von Kon-glomeraten und ein hohes Maß an Koordina-tion unter den zuständigen Aufsichtsbehör-den festgelegt werden sollen. DieStellungnahme der EZB zu diesem Thema5

beinhaltete einige Verbesserungsvorschläge

hinsichtlich des Anwendungsbereichs derRichtlinie, der Transparenz und Eindeutigkeitder aufsichtsrechtlichen Vereinbarungen undder angemessenen Aufteilung von Aufgabenund Kompetenzen unter den zuständigen Be-hörden, vor allem was die Koordination derzusätzlichen Aufsicht betrifft.

Den Ereignissen des 11. September und ihrenAuswirkungen auf die Finanzmarktstabilitätsowie den damit verbundenen Bedenken übereinen möglichen Missbrauch des Finanzsys-tems für die Finanzierung von terroristischenAktivitäten wurde in den aufsichtsrechtlichenDebatten auf internationaler Ebene breiterRaum gewidmet. Der EZB-Rat unterstütztedie nach den Anschlägen getroffenen Maß-nahmen gegen den Missbrauch des Finanzsys-tems zur Terrorfinanzierung voll und ganz.Die Rolle der Financial Action Task Force onMoney Laundering (FATF), in der die EZBBeobachterstatus innehat, wurde durch dieAusweitung ihres Mandats zur Bekämpfungder Terrorfinanzierung auf globaler Ebene auf-gewertet. Auf EU-Ebene bewirkte die endgül-tige Einigung über die Abänderung der Geld-wäsche-Richtlinie im Dezember 2001 eine be-deutende Stärkung dieser Bestimmung. Der2001 vorgelegte Richtlinienentwurf über Insi-der-Geschäfte und Marktmanipulation (Markt-missbrauch) dürfte ebenfalls einen wertvollenBeitrag im Kampf gegen den Missbrauch derFinanzmärkte darstellen. Die EZB unterstrichin ihrer Stellungnahme zu diesem Thema dieNotwendigkeit einer intensivierten aufsichts-rechtlichen Zusammenarbeit und einer An-gleichung der Aufsichtspraxis.

4 Siehe Europäische Zentralbank, Fair value accounting in thebanking sector, November 2001.

5 Siehe Website der EZB (www.ecb.int), Rubrik „Publications“,Stichwort „Legal documents“.

Page 174: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

159EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Page 175: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Finnland: Schulung von Kassenpersonal in der SuomenPankki/Finlands Bank

Page 176: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel IX

Statistische Infrastruktur

Page 177: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001162

1 Einleitung

Wie schon im Jahr 2000 war die statistischeArbeit der EZB 2001 darauf ausgerichtet, diereibungslose und zeitgerechte Meldung, Auf-bereitung und Bereitstellung der zur Unter-stützung der Funktionen des Eurosystems er-forderlichen Informationen unter Wahrungder hohen Qualitätsstandards zu gewährleis-ten und umfassende Erläuterungen zur Verfü-gung zu stellen.

Dies erfolgte zum Großteil in enger Zusam-menarbeit mit den nationalen Zentralbanken,die Daten von Berichtspflichtigen für die nati-onalen Statistiken erheben und konsolidierenund diese dann zur Bildung der Aggregatedes Euroraums an die EZB übermitteln.Darüber hinaus arbeiteten die NZBen (undandere nationale Institutionen) gemeinsammit der EZB intensiv an statistischen Syste-matiken und waren auch in die Vorbereitungvon Rechtsinstrumenten der EZB im Rahmender Verordnung (EG) Nr. 2533/98 des Ratesüber die Erfassung statistischer Daten durchdie Europäische Zentralbank eingebunden.Abgesehen von der Zusammenarbeit mit denzuständigen nationalen Stellen verpflichtet dieESZB-Satzung die EZB auch zur Kooperationmit EU-Institutionen und internationalen Or-ganisationen. Die Reichweite der statistischenArbeit des ESZB, zu der die Erstellung von

Geld- und Bankenstatistiken sowie verwand-ten Statistiken, Zahlungsbilanzstatistiken, desAuslandsvermögensstatus, der Finanzierungs-und Geldvermögensrechnung sowie der Sta-tistik zur Finanzlage der öffentlichen Haushal-te zählen, wird in dem Dokument „Erhebungund Aufbereitung statistischer Daten durchdas ESZB“ vom Mai 2000 dargelegt. In denBereichen Preise und Kosten, Volkswirt-schaftliche Gesamtrechnungen, Arbeitsmarkt,Einnahmen und Ausgaben der öffentlichenHaushalte, kurzfristige Indikatoren von Pro-duktion und Nachfrage sowie Branchen- undVerbraucherumfragen, die hauptsächlich inden Zuständigkeitsbereich der nationalen sta-tistischen Ämter fallen, wird der Informati-onsbedarf auf europäischer Ebene durch dieEuropäische Kommission gedeckt; als aktiveAnwenderin dieser Daten verfolgt die EZBdie Entwicklungen auf diesem Gebiet mit gro-ßem Interesse.

In Erfüllung ihrer Aufgaben im Statistikbereichist die EZB darum bemüht, zuverlässige undumfassende Statistiken von hoher Qualität sozu erstellen, dass der Meldeaufwand für diebetroffenen Institutionen möglichst gering ge-halten wird. Daher greift die EZB so oft alsmöglich auf bestehendes Datenmaterial zu-rück.

2 Geld- und Bankenstatistik, Finanzmarktstatistik

Die Monetären Finanzinstitute (MFIs) meldenihre Bilanzdaten auf monatlicher und viertel-jährlicher Basis. Das Verzeichnis der MFIswird jeden Monat aktualisiert und auf derWebsite der EZB veröffentlicht. In diesemZusammenhang ist es unerlässlich, dass imgesamten Euro-Währungsgebiet sowie EU-weit eine einheitliche Definition von MFIs zurAnwendung kommt.

Durch die im November 2001 vom EZB-Ratverabschiedete Verordnung der EZB über diekonsolidierte Bilanz des Sektors der Monetä-ren Finanzinstitute (EZB/2001/13) wurde dieVerordnung EZB/1998/16 in der geänderten

Fassung vom August 2000 aufgehoben undersetzt und die konsolidierte Bilanz der MFIswesentlich verbessert. Die neuen Vorgabensehen Folgendes vor: eine monatliche Detail-gliederung der in M3 enthaltenen Einlagenund der Kredite nach Sektoren sowie dieBereitstellung vergleichbarer Wertberichti-gungen für die Berechnung von Stromgrößenfür die Kreditvergabe und Wertpapierbestän-de der MFIs. Darüber hinaus ist auch einevierteljährliche Aufschlüsselung der Aktien-bestände der MFIs nach Teilsektoren vorge-sehen. Die Erweiterung der statistischen An-forderungen unterlag einem formalen Verfah-ren unter Einbindung der Meldepflichtigen,

Page 178: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

163EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

um zu gewährleisten, dass eine für geldpoliti-sche und andere Analysezwecke nutzbringen-de Datenergänzung in einem vernünftigenVerhältnis zu dem daraus resultierenden Auf-wand für die Meldepflichtigen steht. Die ers-ten gemäß dieser neuen Verordnung gemel-deten Daten werden Anfang 2003 vorliegen.

Im Jahr 2001 wurde das GeldmengenaggregatM3 aufgrund neu erschlossener Daten überdie von Ansässigen außerhalb des Euroraumsgehaltenen Bestände an marktfähigen Finanz-instrumenten adaptiert. Ab Mai 2001 wurdendie von Ansässigen außerhalb des Euroraumsgehaltenen Geldmarktfondsanteile aus M3ausgegliedert. Ab der Veröffentlichung derMonetärstatistik für Oktober 2001 wurde dieGeldmenge M3 auch um von Gebietsfremdengehaltene kurzfristige Schuldtitel (d. h. Geld-marktpapiere und von MFIs im Euroraum be-gebene Schuldverschreibungen mit einerUrsprungslaufzeit von bis zu zwei Jahren) be-reinigt. Somit wurden ab Oktober 2001 sämt-liche Bestände an marktfähigen Finanzinstru-menten, die von Ansässigen außerhalb desEuroraums gehalten werden, nicht mehr inder Geldmenge M3 berücksichtigt. Die ent-sprechenden Zeitreihen reichen bis zum Be-ginn der Währungsunion im Januar 1999 zu-rück. Infolge der beschriebenen Bereinigun-gen entspricht die Abgrenzung von M3 nunviel eher der Definition, die die EZB ursprüng-lich für dieses Geldmengenaggregat vorgese-hen hatte. Danach sollte M3 nur die von An-sässigen im Euroraum gehaltenen Geldbestän-de umfassen.

Bei der Veröffentlichung der M3-Daten kames 2001 zu einigen wichtigen Veränderungen.Die Veröffentlichungstermine für die monat-lichen Angaben der EZB zur Geldmengenent-wicklung werden seit Juli 2001 jeweils vierMonate im Voraus bekannt gegeben. Fernerwerden seither die Jahreswachstumsraten desBargeldumlaufs, der täglich fälligen Einlagen,der Geldmenge M1, der sonstigen kurzfris-tigen Einlagen (M2 – M1), der GeldmengeM2, der marktfähigen Finanzinstrumente(M3 – M2) und der Geldmenge M3 anhandvon saison- und kalenderbereinigten Datenberechnet. Die Jahreswachstumsraten vermit-

teln somit ein genaueres Bild von den zu-grunde liegenden Entwicklungen als auf unbe-reinigten Daten basierende Statistiken. ZumZeitpunkt der erstmaligen Veröffentlichungder monetären Statistiken hatte noch keinausreichend zuverlässiges und stabiles saison-bereinigtes Datenmaterial vorgelegen. Zusätz-lich finden sich auf der EZB-Website nun re-gelmäßig aktualisierte Statistiken über elektro-nisches Geld im Euroraum, eine Aufschlüsselungder aggregierten Bilanz des Teilsektors der an-deren MFIs nach Ländern sowie Angaben zurAbleitung der Stromgrößen der weit gefasstenGeldmenge M3.

Seit 1999 enthält der Monatsbericht der EZBauch eine Statistik über zehn Zinssätze imKundengeschäft der Banken im Euroraum.Diese werden derzeit – als Übergangslösung– aus vorhandenen nationalen Quellen be-rechnet. Obwohl damit von Beginn der Wäh-rungsunion an gewährleistet war, dass für diegeldpolitische Analyse ein erstes Basisset anZinsen im Kundengeschäft vorlag, ist zu be-achten, dass die Daten nicht harmonisiert unddaher nur begrenzt vergleichbar sind. Die imBerichtsjahr fortgesetzte Arbeit an neuenZinssatzstatistiken gipfelte im Dezember 2001in der Verabschiedung der VerordnungNr. EZB/2001/18. Diese Verordnung sieht dieEinführung einer umfassenden Reihe von ver-einheitlichten, vollständigen und detailliertenZinssatzstatistiken über die Kredite und Ein-lagen der MFIs vor, die im Hinblick auf Fi-nanzinnovationen auch angepasst werdenkönnen. Die Statistiken beziehen sich aus-schließlich auf Zinssätze für Einlagen und Kre-dite in Euro, die für Haushalte und nichtfinan-zielle Kapitalgesellschaften im Euroraum gel-ten. Damit wird die langjährige, zentraleForderung nach aussagekräftigeren Zinssta-tistiken erfüllt und unter anderem die Analy-se der monetären Entwicklung und des geld-politischen Transmissionsmechanismus unter-stützt. Gemäß der Verordnung sind der EZBbis zum 19. Geschäftstag nach Ablauf des Re-ferenzmonats 45 Indikatoren zu melden.Ebenso sind monatliche Zinsstatistiken überNeugeschäft und Bestände zu übermitteln.Die Entscheidung über den Umfang der Be-richtslast und die Methodik fußte auch in die-

Page 179: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001164

sem Fall auf einer Kosten-Nutzen-Analyse.Anfang 2003 werden diese Daten erstmalsverfügbar sein.

Die Wertpapierstatistiken wurden im Febru-ar 2001 durch die Veröffentlichung von bis

zum Januar 1990 (bzw. Dezember 1989 fürBestände) zurückreichenden monatlichen Da-ten über Bestandsgrößen (Umlaufvolumen)und Stromgrößen (Bruttoabsatz, Tilgungenund Nettoabsatz) auf der EZB-Website be-deutend erweitert.

3 Zahlungsbilanz, Währungsreserven, Auslandsvermögensstatusund effektive Wechselkurse

Die Erstellung und Publikation der monatli-chen und vierteljährlichen Zahlungsbilanzsta-tistiken, des jährlichen Netto-Auslandsvermö-gensstatus sowie der monatlichen internatio-nalen Reserven des Eurosystems verliefen imJahr 2001 reibungslos. Die Erhebung von Da-ten über Wertpapieranlagen, eine wichtigeund komplexe Position, wurde verbessert;weitere Ergebnisse dazu, zu Direktinvestitio-nen (hier kam es 2001 zu einer intensivenZusammenarbeit) und zu der Erfassung vonVermögenseinkommen werden für 2002 er-wartet. Des Weiteren wurde an der Definiti-on einer allgemeinen regionalen Gliederungfür die Zahlungsbilanzstatistik und den Aus-landsvermögensstatus gearbeitet. Die Auf-schlüsselung nach Sektoren in der Zahlungs-bilanz, insbesondere die Abgrenzung des MFI-Sektors von den übrigen Sektoren, warebenfalls Gegenstand weiterer Verbesserun-gen, was zu einer größeren Konsistenz zwi-schen monetären Aggregaten und Zahlungs-bilanzstatistiken beitrug. Gemeinsam mit derEuropäischen Kommission (Eurostat) und denfür die Erhebung der Zahlungsbilanzdaten zu-ständigen nationalen Institutionen erarbeite-

te die EZB Kriterien zur qualitativen Bewer-tung von Zahlungsbilanzdaten und verwand-ten Statistiken. Die EZB beteiligte sich außer-dem an der Diskussion in der EuropäischenUnion über eine mögliche Anpassung derZahlungsbilanzerhebungssysteme – zum Teilals Folge der Gründung der Wirtschafts- undWährungsunion.

Die saisonbereinigte Leistungsbilanz für dasEuro-Währungsgebiet wurde zum ersten Malim Juli 2001 veröffentlicht.

Im November 2001 erschien die aktualisierteAusgabe des Methodenhandbuchs zur Zah-lungsbilanz/zum Auslandsvermögensstatus inder Europäischen Union („European Unionbalance of payments/international investmentposition statistical methods“). Diese jährlichaufgelegte Publikation beschreibt die in deneinzelnen Mitgliedstaaten angewandten Me-thoden zur Erhebung von Zahlungsbilanzda-ten und zur Erstellung des Auslandsvermö-gensstatus und erhöht somit die Transparenzder den Euroraum-Statistiken zugrunde lie-genden Erhebungsmethoden.

4 Finanzierungs- und Geldvermögensrechnung, Statistik zurFinanzlage der öffentlichen Haushalte

Vierteljährliche Darstellungen der Finanzie-rungs- und Geldvermögensrechnung nicht-finanzieller Sektoren im Euro-Währungsge-biet wurden erstmals im Mai 2001 veröffent-licht. Die neuen Statistiken, welche dieFinanzierung und Geldvermögensbildung pri-vater Haushalte, nichtfinanzieller Kapitalge-sellschaften und öffentlicher Haushalte im Eu-roraum veranschaulichen, enthalten Angaben

zu Transaktionen und Beständen und sind nachFinanzinstrumenten aufgeschlüsselt. Die Daten,die bis zum vierten Quartal 1997 zurückrei-chen, wurden auf Basis der Monetär-, Banken-und Wertpapierstatistiken des Euro-Währungs-gebiets, der Statistiken zu den öffentlichen Fi-nanzen, der vierteljährlichen nationalen Finan-zierungsrechnungen sowie der internationalenBankenstatistiken der BIZ erstellt.

Page 180: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

165EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Die Veröffentlichung von Statistiken über diejährlichen Einnahmen und Ausgaben der öf-fentlichen Haushalte im Euro-Währungsgebietwurde von der EZB fortgeführt. Im Jahr 2001wurden entsprechend der Verordnung (EG)der Kommission Nr. 264/2000 vierteljährli-che Daten über Steuern und Sozialbeiträgeauf der Einnahmenseite und Sozialleistungenauf der Ausgabenseite verfügbar. Weitere in

Vorbereitung befindliche Rechtsinstrumenteder Gemeinschaft sollen künftig dazu beitra-gen, das vierteljährliche Datenmaterial übernichtfinanzielle Transaktionen der öffentlichenHaushalte zu vervollständigen und das Ange-bot an Quartalsdaten zu den öffentlichen Fi-nanztransaktionen und Beständen zu erwei-tern.

5 Allgemeine Wirtschaftsstatistiken

Allgemeine Wirtschaftsstatistiken wie die Sta-tistiken über Preise und Kosten, Volkswirt-schaftliche Gesamtrechnungen, den Arbeits-markt sowie eine breite Palette weitererWirtschaftsdaten stellen für die zweite Säuleder geldpolitischen Strategie der EZB einewichtige Grundlage dar. Die EZB und die Eu-ropäische Kommission – Letztere ist haupt-verantwortlich für Wirtschaftsstatistiken aufEU-Ebene – überwachten gemeinsam die Um-setzung des Aktionsplans über die statisti-schen Anforderungen der WWU, der demECOFIN-Rat im September 2000 vorgelegtworden war. Von den insgesamt rund zehnim Aktionsplan enthaltenen Rechtsinstrumen-ten wurden 2001 drei Verordnungen überkurzfristige Konjunkturstatistiken verabschie-det.

Im Fortschrittsbericht des ECOFIN-Rats vomNovember 2001 wird eine Reihe von Maß-nahmen angeführt, die im Anschluss an dieUmsetzung des aktuellen Aktionsplans nochergriffen werden müssen. Insbesondere dieVerfügbarkeit und Aktualität der zentralenIndikatoren gilt es noch zu verbessern. ImBericht wurde ferner eine breitere statisti-sche Basis für Dienstleistungen gefordert wieauch ein ausgewogeneres Verhältnis zwischenAktualität, Detailtiefe und Qualität der Sta-tistiken und die Erhebung von Daten für diezeitgerechte Erstellung aktueller europäischerAggregate.

6 Einbeziehung Griechenlands in die Statistiken desEuro-Währungsgebiets

Die Integration griechischer Daten in die Statis-tiken des Euro-Währungsgebiets verlief im All-gemeinen reibungslos. Die Erweiterung desEuro-Währungsgebiets um Griechenland am1. Januar 2001 hatte vor allem zwei Auswirkun-gen auf die Statistik. Zum einen wurde die grie-chische Bevölkerung Teil der Ansässigen imEuro-Währungsgebiet. Zum anderen wurde diegriechische Drachme eine Untereinheit desEuro. Folglich veränderte sich aus statistischerSicht die Zusammensetzung der Positionen „üb-rige Welt“ und „Fremdwährungen“. Dies wirk-te sich wiederum auf alle monetären, finanziel-len und sonstigen Wirtschaftsstatistiken für dasEurogebiet insgesamt aus.

Die Erstellung der Statistiken für das erwei-terte Euro-Währungsgebiet wurde, soweit er-forderlich, mit der Europäischen Kommissionabgestimmt, um Einheitlichkeit in allen statis-tischen Bereichen zu gewährleisten. Im Ab-schnitt „Statistik des Euro-Währungsgebiets“des Monatsberichts wurden sämtliche Anpas-sungen mit der Veröffentlichung von Datenfür 2001 vorgenommen. Zunächst waren fürden erweiterten Euroraum geldpolitische Sta-tistiken und Daten über monetäre Entwick-lung, Finanzmärkte, Wertpapieremissionen,Zinssätze und Verbraucherpreise verfügbar.Daten zur Zahlungsbilanz sowie die realwirt-schaftliche Statistik für das erweiterte Euro-

Page 181: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001166

Währungsgebiet lagen erst zu einem späte-ren Zeitpunkt vor, was auf den Veröffentli-chungsrhythmus zurückzuführen ist. Zusätz-lich wurden zu Analysezwecken bis Ende 2000zurückgerechnete Daten für ausgewählte

Wirtschaftsindikatoren für das Euro-Wäh-rungsgebiet und Griechenland in einer Tabel-le im Statistikteil des Monatsberichts veröf-fentlicht.

7 Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission undinternationalen Institutionen

Die zwischen der EZB und der EuropäischenKommission (Eurostat) vereinbarte Aufteilungder Zuständigkeiten für statistische Belangeauf europäischer Ebene funktionierte auch im

Jahr 2001 reibungslos. Die EZB pflegt imRahmen ihrer statistischen Arbeit auch engeKontakte zu BIZ, IWF und OECD.

8 Statistiken über nicht teilnehmende Mitgliedstaaten undBeitrittsländer

Sämtlichen nicht an der Währungsunion teil-nehmenden EU-Mitgliedstaaten wurde aus-drücklich empfohlen, statistische Vorarbeitenfür die Teilnahme an der dritten Stufe derWWU zu leisten.

Wie schon in den Jahren zuvor stellte dasEurosystem den Zentralbanken jener Länder,die den EU-Beitritt anstreben (Beitrittslän-der), im Berichtsjahr umfassende technischeUnterstützung mit dem Ziel zur Verfügung,den Weg für die künftige Integration dieserLänder in das ESZB sowie anschließend in dasEurosystem zu ebnen (ein ausführlicher Über-blick über die Beziehungen zwischen der EZBund den Beitrittsländern findet sich in

Kapitel V). Diese technische Hilfestellung istin erster Linie dazu gedacht, die Beitrittslän-der bei der Einführung von Systemen zur Da-tenerhebung, Erstellung von Statistiken so-wie zum Datenaustausch zu unterstützen, so-dass sie die statistischen Anforderungen derEZB zeitgerecht erfüllen und somit zu einerangemessenen Darstellung der (aggregiertenund konsolidierten) Statistiken des Euroraumsbeitragen können. Die EZB veröffentlichteferner ein vorläufiges MFI-Verzeichnis für dieBeitrittsländer und ein Methodenhandbuch fürMonetär- und Bankenstatistiken; Anfang 2002folgte ein Handbuch zur Zahlungsbilanzstatis-tik.

Page 182: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

167EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Page 183: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Irland: Irische Jugendliche als Werbeträger für Euro-Banknoten und -Münzen in

einem Einkaufszentrum in Dublin

Page 184: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel X

Sonstige Aufgaben

und Aktivitäten

Page 185: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001170

1 Beratende Funktionen

Artikel 105 Absatz 4 des EG-Vertrags undArtikel 4 der ESZB-Satzung sehen vor, dassdie EZB von den entsprechenden Organender Gemeinschaft bzw. den verantwortlichennationalen Behörden1 zu allen in ihrenZuständigkeitsbereich fallenden Vorschlägenfür Rechtsakte der Gemeinschaft oder derMitgliedstaaten gehört wird.

Die Grenzen und Bedingungen für die Anhö-rung der EZB zu Gesetzgebungsvorhabendurch die Behörden der Mitgliedstaaten sindin der Entscheidung des Rates 98/415/EG vom29. Juni 1998 dargelegt. In Artikel 2 Absatz 1und 2 dieser Entscheidung sind die Bereicheangeführt, zu denen die EZB angehört wer-den muss, nämlich zu allen Entwürfen fürRechtsvorschriften über:

• Währung,• Zahlungsmittel,• nationale Zentralbanken,• Erhebung, Zusammenstellung und Weiter-

gabe statistischer Daten in den BereichenGeldpolitik, Finanzen, Banken, Zahlungssys-teme und Zahlungsbilanz,

• Zahlungsverkehrs- und Abwicklungssyste-me,

• Bestimmungen zu Finanzinstituten, soweitsie die Stabilität der Finanzinstitute undFinanzmärkte wesentlich beeinflussen.

Außerdem müssen die Behörden von Mit-gliedstaaten außerhalb des Eurogebiets2 dieEZB zu allen Entwürfen zu Rechtsvorschrif-ten über geldpolitische Instrumente anhören.

Im Jahr 2001 wurden insgesamt 40 Konsulta-tionsverfahren eingeleitet; davon beschäftig-ten sich 10 mit der Einführung der Euro-Banknoten und -Münzen und 11 mit Rechts-akten der Gemeinschaft. Im Mittelpunkt derübrigen Konsultationsverfahren standen Ent-würfe für nationale Gesetzesbestimmungen.

Eine Auflistung der jeweils aktuellen Stellungnah-men der EZB findet sich auf der Website der EZB(www.ecb.int). Der folgende Kasten enthält eineAufstellung aller im Jahr 2001 eingeleiteten Kon-sultationsverfahren.

1 Gemäß dem Protokoll über einige Bestimmungen betreffend dasVereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland, das demEG-Vertrag beigefügt ist, gelten Artikel 105 Absatz 4 EG-Vertragund Artikel 4 ESZB-Satzung nicht für das Vereinigte Königreich.Daher erstreckt sich die Verpflichtung zur Anhörung der EZBnicht auf die nationalen Behörden des Vereinigten Königreichs.

2 Mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs (siehe Fußnote 1).

Kasten 11Konsultationsverfahren im Jahr 2001

(a) Konsultationen durch Mitgliedstaaten

Nr.1 Ursprung Gegenstand

KON/2001/1 Portugal Parallelumlauf von Banknoten und Münzen in Euro und Escudos, Änderungen

des Gesetzes über den Banco de Portugal.

KON/2001/2 Frankreich Gesetz im Bereich Zahlungsverkehrssysteme.

KON/2001/5 Irland Gesetzesvorlage für das Euro-Umstellungsgesetz 2001 (Bestimmungen zur

Umstellung von Gebühren).

KON/2001/6 Irland Gesetzesvorlage für das Pfandbrief- und Hypothekenbankgesetz.

KON/2001/7 Luxemburg Großherzogliche Verordnung zur Euro-Bargeldumstellung 2002 und zur An-

passung bestimmter Gesetzesvorschriften.

KON/2001/9 Österreich 2. Euro-Umstellungsgesetz – Bund.

1 Die Nummerierung der Konsultationsverfahren richtet sich nach dem Datum des jeweiligen EZB-Ratsbeschlusses.

Page 186: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

171EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

2 Die Nummerierung der Konsultationsverfahren richtet sich nach dem Datum des jeweiligen EZB-Ratsbeschlusses.3 Die Stellungnahme ist auf der Website der EZB veröffentlicht.

(a) Konsultationen durch Mitgliedstaaten

Nr.2 Ursprung Gegenstand

KON/2001/10 Österreich Finanzmarktaufsichtsgesetz.

KON/2001/11 Irland Bestimmungen in der Gesetzesvorlage für das Gesetz über nachrichtenlose

Konten 2001.

KON/2001/12 Spanien Novellierung bestimmter Gesetze zur Regulierung des spanischen Finanz-

marktes.

KON/2001/14 Spanien Verordnung über die Vorverteilung von Euro-Banknoten und -Münzen.

KON/2001/15 Belgien Gesetz über die Euro-Bargeldumstellung in Belgien.

KON/2001/16 Luxemburg Gesetz zur Ratifizierung des Internationalen Abkommens zur Bekämpfung der

Falschmünzerei und des zugehörigen Protokolls; Anpassung bestimmter Vor-

schriften des Strafrechts und des strafrechtlichen Verfahrensrechts.

KON/2001/17 Deutschland Siebentes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank.3

KON/2001/19 Österreich Strafrechtsänderungsgesetz 2001.

KON/2001/20 Frankreich Verordnung über die Kennzeichnung von Franc-Banknoten.

KON/2001/21 Griechenland Gesetz über den Umlauf von Euro-Banknoten und -Münzen und damit zusam-

menhängende Bestimmungen.

KON/2001/22 Italien Gesetzesdekret zum Erlass dringender Bestimmungen zur Einführung und

zum Schutz des Euro.

KON/2001/23 Belgien Gesetz über die Erstellung der Zahlungsbilanz und des Auslandsvermögens-

status Belgiens, Novellierung des Gesetzesdekrets vom 6. Oktober 1944 über

Devisenverkehrsbeschränkungen und Änderung bestimmter Rechtsvorschriften.

KON/2001/24 Österreich Immobilien-Investmentfondsgesetz.

KON/2001/26 Niederlande Änderung des geltenden Beschlusses vom 27. Juli 1998 zum Erlass von

Bestimmungen über Tausch, Einzug und Ungültigerklärung von Banknoten

durch die De Nederlandsche Bank sowie über die diesbezügliche Informati-

onspflicht gegenüber der Bevölkerung.

KON/2001/27 Finnland Gesetzesvorlage für ein Gesetz über die Reorganisation und Liquidation von

Kreditinstituten.

KON/2001/28 Luxemburg Verordnung über Ausnahmebestimmungen für Beamte und Beamte auf Probe

betreffend Angestellte der Banque centrale du Luxembourg mit Beamtenstatus.

KON/2001/29 Österreich Euro-Gerichtsgebühren-Novelle.

KON/2001/30 Finnland Gesetz über die Beaufsichtigung von Finanzkonglomeraten.

KON/2001/32 Portugal Gesetzesdekret zur Änderung des Rechtsrahmens für Kredit- und Finanzinsti-

tute.

KON/2001/35 Deutschland Gesetz über die integrierte Finanzdienstleistungsaufsicht.3

KON/2001/37 Österreich Euro-Rechtsanwaltstarif-Novelle.

KON/2001/39 Portugal Gesetzesdekret zur Änderung der Devisenverkehrsbestimmungen.

KON/2001/40 Österreich Bundesgesetz über die Änderung des Nationalbankgesetzes.

Page 187: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001172

4 Die Stellungnahme ist auf der Website der EZB veröffentlicht.5 Die Nummerierung der Konsultationsverfahren richtet sich nach dem Datum des jeweiligen EZB-Ratsbeschlusses.

KON/2001/3 EU-Rat Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur

Änderung der Verordnung (EG, Euratom) Nr. 58/97 über die

strukturelle Unternehmensstatistik.

KON/2001/4 EU-Rat Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über

die vierteljährlichen Konten des Staates für nichtfinanzielle

Transaktionen.

KON/2001/8 EU-Rat Verordnung des Rates zur Einführung eines Systems des mit-

telfristigen finanziellen Beistands zur Stützung der Zahlungs-

bilanzen der Mitgliedstaaten.

KON/2001/13 EU-Rat Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments

und des Rates über Finanzsicherheiten.

KON/2001/18 Europäische Verordnungen der Kommission (EG) mit Durchführungsbe-

Kommission stimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 2494/95 im Hinblick

auf Mindeststandards für Revisionen der harmonisierten Ver-

braucherpreisindizes sowie Mindeststandards für die Behand-

lung der proportional zum Transaktionswert ausgedrückten

Leistungsentgelte im harmonisierten Verbraucherpreisindex.

KON/2001/25 EU-Rat Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über

die zusätzliche Beaufsichtigung der Kreditinstitute, Versiche-

rungsunternehmen und Wertpapierfirmen eines Finanzkonglo-

merats und zur Änderung einiger damit zusammenhängender

Richtlinien.

KON/2001/31 EU-Rat Beschluss des Rates über ein Ausbildungs-, Austausch- und

Unterstützungsprogramm für den Schutz des Euro vor Fäl-

schung (Pericles-Programm).

KON/2001/33 EU-Rat Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über

den Arbeitskostenindex.

KON/2001/34 EU-Rat Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über

grenzüberschreitende Zahlungen in Euro.

KON/2001/36 EU-Rat Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über

den Prospekt, der beim öffentlichen Angebot von Wertpapie-

ren oder bei deren Zulassung zum Handel zu veröffentlichen

ist.

KON/2001/38 EU-Rat Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über

Insider-Geschäfte und Marktmanipulation (Marktmissbrauch).

(b) Konsultationen durch europäische Institutionen4

Nr.5 Ursprung Gegenstand Publikation

ABl. C 131,

3.5.2001,

S. 5

ABl. C 131,

3.5.2001,

S. 6

ABl. C 151,

22.5.2001,

S. 18

ABl. C 196,

12.7.2001,

S. 10

ABl. C 244,

1.9.2001,

S. 5

ABl. C 271,

26.9.2001,

S. 10

ABl. C 293,

19.10.2001,

S. 3

ABl. C 295,

20.10.2001,

S. 5

ABl. C 308,

1.11.2001,

S. 17

ABl. C 344,

6.12.2001,

S. 4

ABl. C 24,

26.1.2002

S. 8

Page 188: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

173EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

2 Einhaltung des Verbots der monetären Finanzierung und desbevorrechtigten Zugangs

Gemäß Artikel 237 d EG-Vertrag ist es Auf-gabe der EZB, die Einhaltung der Bestimmun-gen von Artikel 101 und 102 des EG-Ver-trags sowie der diesbezüglichen Ratsverord-nungen (EG) Nr. 3603/93 und 3604/93 durchdie nationalen Zentralbanken der 15 EU-Staa-ten zu überwachen. Wahrgenommen wirddiese Aufgabe vom Erweiterten Rat der EZB,in dessen Kompetenz auch die Überwachungder Einhaltung der genannten Bestimmungendurch die EZB selbst fällt. Nach Artikel 101ist es der EZB und den NZBen untersagt,Regierungsstellen und Organen oder Einrich-tungen der Gemeinschaft Überziehungs- oderandere Kreditfazilitäten einzuräumen oderunmittelbar von solchen Stellen Schuldtitelzu erwerben. Ebenso sind nach Artikel 102Maßnahmen unzulässig, die Regierungsstellenund Organen oder Einrichtungen der Gemein-schaft einen bevorrechtigten Zugang zu Fi-nanzinstituten bieten, außer sie werden ausaufsichtsrechtlichen Gründen getroffen. Überdie Einhaltung der Verpflichtungen, die denMitgliedstaaten aus den genannten Bestim-mungen erwachsen, wacht neben dem Erwei-terten Rat auch die Europäische Kommis-sion.

Der Erweiterte Rat überwacht ferner denKauf von Schuldtiteln der öffentlichen Handdurch die Zentralbanken der EU-Mitgliedstaa-ten am Sekundärmarkt, und zwar sowohl denErwerb inländischer Staatspapiere als auch je-nen von staatlichen Schuldtiteln anderer Mit-gliedstaaten. Laut den Erwägungsgründen der

Verordnung (EG) Nr. 3603/93 des Rates darfder Erwerb von Schuldtiteln am Sekundär-markt nicht zur Umgehung der Ziele von Ar-tikel 101 EG-Vertrag eingesetzt werden. Sol-che Käufe dürfen also nicht zu einer indirek-ten monetären Finanzierung der öffentlichenHand führen.

Im Jahr 2001 stellte der Erweiterte Rat derEZB keine nennenswerten Verstöße gegen dieangeführten Bestimmungen des EG-Vertragsbzw. der einschlägigen Ratsverordnungendurch die NZBen der Mitgliedstaaten oderdie EZB fest. Der Erweiterte Rat vermerkte,dass der Münzbestand von zwei NZBen undihre diesbezüglichen Gutschriften an die öf-fentliche Hand vorübergehend die laut Arti-kel 6 der Ratsverordnung (EG) Nr. 3603/93zulässige Obergrenze von 10 % des Münzum-laufs überstiegen, und zwar im Zuge des star-ken Münzrückflusses zu den zwei Notenban-ken im Vorfeld der Einführung der Euro-Mün-zen am 1. Januar 2002. Abgesehen von diesenVerstößen gegen das Verbot der monetärenFinanzierung nach Artikel 101 stellte der Er-weiterte Rat zwei weitere – unterschiedlichgelagerte – Fälle fest, in denen die EZB undeine NZB den Bestimmungen des EG-Ver-trags nicht vollständig nachgekommen sind.In beiden Fällen ging es allerdings um geringeBeträge, und die betreffenden Zentralbankensetzten sofort die notwendigen Schritte, umderartige Vorkommnisse in Zukunft auszu-schließen.

3 Verwaltung der Anleihe- und Darlehensgeschäfte derGemeinschaft

Gemäß Artikel 123 Absatz 2 des EG-Vertragsund Artikel II der Ratsverordnung (EWG)Nr. 1969/88 vom 24. Juni 1988 ist die EZBfür die Verwaltung der von der Gemeinschaftim Rahmen des Systems des mittelfristigenfinanziellen Beistands eingegangenen Anleihe-

und Darlehensgeschäfte zuständig. Im Jahr2001 hatte die EZB diesbezüglich keinen Ver-waltungsaufwand, weil es zum Jahresende2000 keine Außenstände gab und im Berichts-jahr keine neuen Geschäfte abgeschlossenwurden.

Page 189: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Europäische Zentralbank: Die Gewinner des Preisausschreibens„So wirst du ein Euro-Superstar“ mit Willem F. Duisenberg,

dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank,am 31. Dezember 2001 bei der Preisverleihung in Frankfurt

Page 190: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel XI

Öffentlichkeitsarbeit und

Rechenschaftsbericht

Page 191: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001176

1 Die Kommunikationspolitik und Öffentlichkeitsarbeit der EZB

1.1 Ziele der Öffentlichkeitsarbeit

Die EZB ist den Grundsätzen der Offenheitund Transparenz sowie der Rechenschaftsle-gung über ihre Tätigkeit verpflichtet. Die Öf-fentlichkeitsarbeit der EZB und des Eurosys-tems basiert auf diesem Ansatz, lässt sichjedoch nicht allein darauf reduzieren. Ihr Zielist es, einen Beitrag zu einer wirksamen, er-folgreichen und glaubwürdigen Geldpolitik zuleisten und das Verständnis der Öffentlich-keit für das Eurosystem und seine Tätigkeitzu fördern.

In erster Linie, jedoch nicht ausschließlich,sollen Adressaten in den zwölf Ländern desEuro-Währungsgebiets angesprochen werden.Hier kommt die dezentrale Struktur des Eu-rosystems der externen Kommunikation inverschiedenen Sprachen und nationalen Kon-texten sehr entgegen. Demzufolge sind dieNZBen unverzichtbare Partner für die Errei-chung der Ziele der Öffentlichkeitsarbeit.Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang eineeffektive Koordination innerhalb des Euro-systems. Dabei wird insbesondere darauf ge-achtet, „mit einer Stimme“ über die gemein-same Geldpolitik im Euroraum zu sprechen.

Der Beschluss des EZB-Rats vom 8. Novem-ber 2001, künftig den geldpolitischen Kursgrundsätzlich nur jeweils auf seiner erstenSitzung im Monat anstatt wie bisher auf jederder vierzehntägig stattfindenden Sitzungen zuüberdenken, hatte wesentliche Auswirkungenauf die externe Kommunikation. Dieser Be-schluss zielte unter anderem darauf ab, denvermehrt auftretenden Spekulationen übermögliche Änderungen des geldpolitischenKurses in den Medien und an den Märktenentgegenzuwirken.

1.2 Schwerpunkte der Öffentlichkeits-arbeit im Jahr 2001

Eine Reihe aktueller Themen, die in den ent-sprechenden Kapiteln dieses Jahresberichtsnäher behandelt werden, sollen auch im Fol-

genden kurz Erwähnung finden, um einenÜberblick über die Herausforderungen zuvermitteln, denen sich die EZB und das Euro-system im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsar-beit im Jahr 2001 zu stellen hatten.

Zum Teil wurde die EZB von sich aus aktiv,um der breiten Öffentlichkeit bestimmte The-men aus ihrem Zuständigkeitsbereich näherzu bringen, zum Teil reagierte sie auf Anfra-gen von verschiedenen Seiten (Medien, Fach-publikum, Öffentlichkeit).

Zu den wichtigsten Themen der EZB-Öffent-lichkeitsarbeit zählten im Jahr 2001:

• Der geldpolitische Kurs: Im Verlauf desJahres 2001 hat die EZB ihre Leitzinssätzeviermal geändert (siehe Kapitel I),

• Beschlüsse über die Ausgabe von Euro-Banknoten und über die Verteilung dermonetären Einkünfte,

• Vorbereitung der Euro-Bargeldeinführung,einschließlich der Durchführung der Euro-2002-Informationskampagne (siehe KapitelVI),

• die geldpolitischen Geschäfte, insbeson-dere im Hinblick auf die außergewöhnli-chen Umstände im September 2001 (sieheKapitel II),

• die Rolle des Eurosystems bei der EU-Er-weiterung (siehe Kapitel V),

• Entwicklungen bei den Zahlungs- und Ver-rechnungssystemen, insbesondere Fortschrit-te beim Aufbau eines einheitlichen Leistungs-spektrums für den Massenzahlungsverkehr imEuroraum (siehe Kapitel VII),

• statistische Fragen, insbesondere hinsicht-lich der Verbesserung der Statistik überdie Geldmengenentwicklung (siehe KapitelIX),

Page 192: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

177EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

• Erörterung von Themen der Bankenauf-sicht und Finanzmarktstabilität auf europä-ischer und internationaler Ebene (siehe Ka-pitel VIII),

• organisatorische Fragen der EZB, insbe-sondere das Projekt zum Erwerb einesGrundstücks für den Neubau der EZB undder Beschluss des EZB-Direktoriums, dieKompetenzen der einzelnen Direktoriums-mitglieder teilweise neu aufzuteilen (siehedas Vorwort des EZB-Präsidenten zu die-sem Bericht).

1.3 Kommunikationsaktivitäten

In ihrer Kommunikationsstrategie achtet dieEZB auch weiterhin darauf, der Verschieden-artigkeit der Zielgruppen – von der breitenÖffentlichkeit und deren gewählten Vertre-tern über Finanzmarktteilnehmer bis zu ver-schiedenen Interessengruppen und -vertre-tungen – Rechnung zu tragen. Gemäß Arti-kel 15 ESZB-Satzung hat die EZB viertel-jährlich Berichte über die Tätigkeit des ESZBzu erstellen und zu veröffentlichen. DesWeiteren ist sie verpflichtet, dem Euro-päischen Parlament, dem Rat und der Kom-mission sowie dem Europäischen Rat einenJahresbericht über die Tätigkeiten des ESZBund die Geld- und Währungspolitik im ver-gangenen und im laufenden Jahr zu unterbrei-ten. Darüber hinaus wird wöchentlich einkonsolidierter Ausweis des Eurosystems ver-öffentlicht. Tatsächlich ist die Informationstä-tigkeit der EZB reger, als dies im EG-Vertragverlangt wird.

Die EZB macht von den folgenden Kommuni-kationskanälen Gebrauch:

• Der Präsident und der Vizepräsident derEZB geben Pressekonferenzen, dienormalerweise direkt im Anschluss an dieerste EZB-Ratssitzung im Monat stattfin-den. In ihren „einleitenden Bemerkungen“bieten sie einen ausführlichen aktuellenÜberblick darüber, wie der EZB-Rat diegeld- und wirtschaftspolitischen Entwick-lungen im Euroraum beurteilt.

• Der Monatsbericht der EZB erscheint inder Regel eine Woche nach der erstenEZB-Ratssitzung im Monat. Er enthält kon-krete Angaben darüber, wie die EZB diewirtschaftliche Lage einschätzt, Beiträge zuaktuellen Themen sowie in den Ausgabenvon Juni und Dezember von Experten desEurosystems erstellte gesamtwirtschaftli-che Projektionen für das Euro-Währungs-gebiet. Darüber hinaus bietet der Monats-bericht im Statistikteil umfassende Infor-mationen über die wirtschaftlichen undfinanziellen Entwicklungen im Euroraum.

• Der Jahresbericht der EZB wird jeweils imApril dem Europäischen Parlament präsen-tiert und anschließend veröffentlicht.

• Der Präsident der EZB steht dem Aus-schuss für Wirtschaft und Währung desEuropäischen Parlaments einmal im Quar-tal Rede und Antwort. Auf diese öffentli-chen Anhörungen wird in Kapitel XI Ab-schnitt 2 dieses Jahresberichts näher ein-gegangen.

• Öffentliche Vorträge und Interviews derMitglieder der EZB-Beschlussorgane sindein wichtiges Mittel, um sowohl das Fach-publikum als auch die breite Öffentlichkeitdirekt zu erreichen.

• Pressemitteilungen dienen dazu, dieÖffentlichkeit kurz über statistische Anga-ben und geldpolitische Beschlüsse zu in-formieren.

• Broschüren und andere Publikationen rich-ten sich an verschiedenste Zielgruppen –von der breiten Öffentlichkeit bis hin zuExperten unterschiedlicher Fachgebiete.

• Die Diskussionspapiere dienen der Ver-breitung von Ergebnissen, die in der volks-wirtschaftlichen Forschung der EZB bzw.bei EZB-Tagungen und -Seminaren erzieltwurden.

• Eine Reihe von in unregelmäßigen Abstän-den erscheinenden Beiträgen („OccasionalPapers“) befasst sich mit geldpolitisch re-

Page 193: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001178

levanten Themen und richtet sich an einbreit gefächertes Publikum, zu dem Ent-scheidungsträger, Wissenschaftler, die Me-dien und die breite Öffentlichkeit zählen.

• Die Verbreitung von Informationen überNachrichtenagenturen ermöglicht der EZB,Finanzmarktteilnehmern marktrelevante In-formationen in Echtzeit bereitzustellen.

• An fast jedem Arbeitstag im Jahr werdenBesuchergruppen in der EZB empfangen.Im Jahr 2001 erhielten so mehr als 10 000Europäerinnen und Europäer bei einem Be-such der EZB Informationen aus ersterHand.

• Wissenschaftliche Konferenzen sollen dieZusammenarbeit und den Gedankenaus-tausch zwischen Wirtschaftsexperten mitInteresse an Zentralbankfragen fördern.

Ein Großteil der von der EZB veröffentlich-ten Dokumente wird in die Amtssprachender Europäischen Union übersetzt, wobei einbeträchtlicher Teil der Übersetzungsarbeitvon den NZBen geleistet wird. Darüber hin-aus fallen Druck und Verteilung des Monats-berichts sowie anderer Publikationen der EZBin den Zuständigkeitsbereich der NZBen.Sämtliche von der EZB veröffentlichten Do-kumente können auf der Website der EZB(www.ecb.int) aufgerufen und heruntergela-den werden. Im Januar 2002 wurde die Web-site durch das Angebot einer Suchfunktionweiter verbessert. Die Zahl der Zugriffe aufdie Website der EZB ist kontinuierlich ge-stiegen und hat im Verlauf des Jahres 2001einen monatlichen Durchschnitt von rund2 Millionen Zugriffen erreicht. Anfragen zudiversen Themen können an E-Mail-Hotlinesgerichtet werden.

2 Informations- und Meinungsaustausch mit dem EuropäischenParlament

2.1 Überblick über die Kontaktezwischen der EZB und demEuropäischen Parlament

Im Jahr 2001 setzte die EZB ihren regelmäßigenDialog mit dem Europäischen Parlament gemäßArtikel 113 Absatz 3 EG-Vertrag fort. Wie inden Jahren zuvor stellten die vierteljährlichenAnhörungen vor dem Ausschuss für Wirtschaftund Währung des Europäischen Parlaments daswichtigste Forum für diese regelmäßigen Kon-takte dar. Im Zuge dieser Anhörungen berich-tete der Präsident der EZB über die Beschlüsseder Europäischen Zentralbank und die Erfüllungder Aufgaben des Eurosystems. Mitglieder desEZB-Direktoriums legten dem Ausschuss fürWirtschaft und Währung und im Anschluss da-ran dem Plenum des Europäischen Parlamentsden Jahresbericht 2000 vor und erläuterten denStandpunkt der EZB zu dem von der Europäi-schen Kommission verfassten Bericht „Die EU-Wirtschaft: Jahresbilanz 2000“.

Außerdem lud das Europäische Parlament dieEZB zur Teilnahme an Sitzungen auf Exper-

tenebene ein. In diesem Zusammenhang ent-sandte die EZB Experten zu einer Anhörungvor dem Nichtständigen Ausschuss des Euro-päischen Parlaments über das AbhörsystemECHELON; die Vertreter der EZB erläuter-ten dem Ausschuss in erster Linie die Strate-gie, mit der die EZB Informationen, die überihre Daten- und Sprachkommunikationssys-teme ausgetauscht werden, vor möglicher Ab-hörung schützt. Darüber hinaus nahm die EZBan einem Expertentreffen zum Thema „Geld-politische Zusammenarbeit in Europa: DieEinführung des Euro und ihre Auswirkungenauf die AKP-Staaten1“ teil, das im Rahmender Paritätischen Parlamentarischen Ver-sammlung AKP-EU veranstaltet wurde. InKasten 12 sind die Anhörungen der EZB-Ver-treter vor dem Europäischen Parlament imJahr 2001 aufgeführt.

Darüber hinaus fanden zwischen dem Euro-päischen Parlament und der EZB einige infor-melle Treffen statt. So besuchte eine Delega-

1 Afrikanisch-Karibisch-Pazifische Staaten.

Page 194: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

179EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Kasten 12Öffentliche Anhörungen von EZB-Vertretern vor dem Europäischen Parlament imJahr 2001

In der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments am 4. Juli 2001 stellte der Präsident den EZB-Jahresbericht

2000 vor.

Die folgenden Anhörungen von Mitgliedern des EZB-Direktoriums fanden vor dem Ausschuss für Wirtschaft

und Währung statt:

• vierteljährliche Anhörung des Präsidenten (5. März, 28. Mai, 12. September, 18. Dezember),

• Präsentation des Jahresberichts 2000 der EZB durch den Vizepräsidenten (2. Mai),

• Anhörung von Otmar Issing zum Bericht „ Die EU-Wirtschaft: Jahresbilanz 2000“ der Europäischen Kom-

mission (24. Januar).

Des Weiteren nahmen Experten der EZB an folgenden Sitzungen im Europäischen Parlament teil:

• Anhörung des Nichtständigen Ausschusses des Europäischen Parlaments über das Abhörsystem ECHE-

LON (6. März)1,

• Expertentreffen im Rahmen des Workshops „ Geldpolitische Zusammenarbeit in Europa: Die Einführung-

des Euro und ihre Auswirkung auf die AKP-Staaten“ anlässlich der Paritätischen Parlamentarischen

Versammlung AKP-EU (31. Oktober).

1 Laut Beschluss des Ausschusses fand diese Anhörung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

tion des Ausschusses für Wirtschaft undWährung am 22. Oktober 2001 die EZB, ummit Mitgliedern des Direktoriums Gesprächezu führen. Am 27. Juni traf außerdem eineDelegation von EZB-Experten im Europäi-schen Parlament mit Vertretern des Aus-schusses für Wirtschaft und Währung zusam-men, um Möglichkeiten zur Verbesserung desgrenzüberschreitenden Massenzahlungsver-kehrs im Euroraum und damit zusammenhän-gende Themen zu erörtern.

Schließlich beantwortete die EZB auch eineReihe schriftlicher Anfragen der Mitgliederdes Europäischen Parlaments. Stellungnahmenanlässlich der öffentlichen Anhörungen desEZB-Präsidenten wurden auf der EZB-Web-site als Anhang zur Niederschrift der jeweili-gen Anhörung veröffentlicht. Auf diesem Wegwerden die Erläuterungen einem breiterenPublikum zugänglich gemacht und die Ansich-ten der EZB in transparenter Weise präsen-tiert.

2.2 Standpunkt der EZB zu Themen,die bei Treffen mit dem Europäi-schen Parlament erörtert wurden

Im Zuge des Meinungsaustauschs zwischendem Europäischen Parlament und der EZBwurde eine breite Palette von Themen ausdem Zuständigkeitsbereich des Eurosystemserörtert. Hierbei standen die geldpolitischenEntscheidungen der EZB und die Beurteilungder wirtschaftlichen Entwicklung im Mittel-punkt. Außerdem informierten Vertreter derEZB den Ausschuss für Wirtschaft und Wäh-rung über die sonstigen Aufgaben, die demEurosystem gemäß EG-Vertrag übertragenwurden – wie etwa seinen Beitrag zurAufsicht über die Kreditinstitute, zurFinanzmarktstabilität sowie zur Aufrecht-erhaltung effizienter und stabiler Zahlungs-systeme.

Angesichts der Themenvielfalt können die Er-örterungen zwischen dem Europäischen Par-

Page 195: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001180

lament und der EZB hier nicht im Detailwiedergegeben werden. Dennoch sollenzumindest einige der wichtigsten Fragen, diesich im Rahmen der Anhörungen des Präsi-denten ergeben haben, im Folgenden kurzangesprochen werden.

Die vom EZB-Rat beschlossene Definitionvon Preisstabilität

Einige Fragen seitens des Ausschusses fürWirtschaft und Währung bezogen sich aufdie vom EZB-Rat beschlossene Definition vonPreisstabilität.

Der Präsident wies darauf hin, dass die Defi-nition von Preisstabilität als Anstieg des Har-monisierten Verbraucherpreisindex (HVPI)von unter 2 % im Vorjahrsvergleich auf Defi-nitionen zurückgeht, die von nationalen Zen-tralbanken im Euroraum vor Beginn der drit-ten Stufe der WWU angewandt wurden.Durch diese Kontinuität entspreche die EZBden öffentlichen Erwartungen bezüglich derlangfristigen Preisstabilität und fördere so dieGlaubwürdigkeit der gemeinsamen Geldpoli-tik und die Akzeptanz des Euro in der Öf-fentlichkeit.

Im Hinblick auf die numerische Festlegungder Definition von Preisstabilität erläuterteder Präsident, dass es laut EG-Vertrag ausberechtigten wirtschaftlichen Gründen nichtgestattet sei, die Möglichkeit eines geringfügi-gen Anstiegs der Inflationsrate vonvornherein willkürlich aus der Definition vonPreisstabilität auszuschließen. Dementspre-chend wäre es nicht angemessen gewesen,Inflationsraten unter einem bestimmtenWert, wie etwa 1,5 %, von der Definition fürPreisstabilität auszunehmen. Durch das Fest-legen einer relativ engen Bandbreite für mit-telfristig zulässige Preiserhöhungen würdendie Inflationserwartungen auf wirksame Wei-se stabilisiert, was zur Verminderung der Un-sicherheit und der damit verbundenen Risi-koprämien für Zinsen führt. Entsprechend derDefinition von Preisstabilität darf der HVPIdas mit der Preisstabilität vereinbare Maßallerdings auch nicht unterschreiten; mit an-

deren Worten, die Definition von Preisstabi-lität ist symmetrisch, d. h., sie schließt so-wohl Deflation als auch Inflation aus.

Generell bewirkt die Wahl einer quantitati-ven statt einer qualitativen Definition vonPreisstabilität eine Stabilisierung der Inflati-onserwartungen, was, wie oben erwähnt, eineunabdingbare Voraussetzung dafür ist, dieVorteile der Preisstabilität voll und ganz aus-schöpfen zu können. Zudem erinnerte derPräsident daran, dass eine quantitative Defi-nition von Preisstabilität die Basis für die Re-chenschaftslegung der EZB bildet, indem sieklare Vorgaben liefert, an denen man dieGeldpolitik im Zeitverlauf messen kann. Indiesem Zusammenhang betonte der Präsi-dent, dass die geldpolitische Strategie der EZBvorsieht, mittelfristig Preisstabilität zu ge-währleisten. Dadurch finden Inflations-schocks, die sich nicht kurzfristig durch geld-politische Maßnahmen kontrollieren lassen,Berücksichtigung.

Beitrag der gemeinsamen Geldpolitik zurallgemeinen Wirtschaftspolitik in derGemeinschaft

Der gemäß Artikel 105 Absatz 1 EG-Vertragvorgesehene Beitrag der gemeinsamen Geld-politik zur allgemeinen Wirtschaftspolitik inder Gemeinschaft ohne Beeinträchtigung desZiels der Preisstabilität stellte auch im Jahr2001 eines der Hauptthemen im Rahmen derAnhörungen des Präsidenten vor dem Euro-päischen Parlament dar.

Der Präsident wies darauf hin, dass sich dasreale Bruttoinlandsprodukt langfristig nichtüber die Geldpolitik beeinflussen lässt. Viel-mehr bestehe der beste Beitrag der EZBzu den allgemeinen wirtschaftspolitischen Zie-len in der Gemeinschaft – wie nachhaltigesund inflationsfreies Wachstum und ein hoherBeschäftigungsstand – in der Wahrung derPreisstabilität. Durch die Konzentration aufdieses vorrangige Ziel trägt die EZB dazu bei,Verzerrungen im Preismechanismus zu ver-meiden und die inflationsbedingten Risikoprä-mien bei den Zinsen zu minimieren. Dies för-

Page 196: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

181EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

dert die effiziente Allokation von Ressourcenund die Schaffung investitionsfreundlicherRahmenbedingungen.

Indem die EZB als vorrangiges Ziel ihrer Geld-politik die Gewährleistung der Preisstabilitätauf mittlere Sicht verfolgt, unterstützt sie dieStabilisierung des Produktionswachstums.Diese mittelfristige Ausrichtung trägt derNotwendigkeit Rechnung, auf bestimmte Ar-ten von ökonomischen Schocks schrittweisereagieren zu können, und leistet so einenBeitrag zur Vermeidung unnötiger Schwan-kungen der Realwirtschaft und der Zinsen.

Der Präsident nutzte zudem die Gelegenheit,darauf hinzuweisen, dass konsequente Struk-turreformen auch weiterhin ein wesentlichesstrategisches Element der Politik der Mitglied-staaten zur Stärkung des Wachstumspoten-zials im Euro-Währungsgebiet sein sollten.

Das Europäische Parlament teilt diese An-sicht in seiner Entschließung zum EZB-Jahres-bericht 2000, in der festgehalten wird, dass„das vorrangige Ziel der EZB die Wahrungder Preisstabilität ist“ und dass „ihr Beitragzu Wachstum und Beschäftigung sich vor al-lem aus der Verfolgung dieses Ziels ergibt“(Erwägung B). Darüber hinaus wird in derEntschließung die Notwendigkeit von Struk-turreformen in den Mitgliedstaaten hervor-gehoben (Artikel 4).

Vorbereitungen für die Einführung der Euro-Banknoten und -Münzen

In Anbetracht der grundlegenden Bedeutungder Sicherstellung einer reibungslosen Euro-Bargeldumstellung berichtete der Präsidentausführlich über die Vorbereitungen für dieEuro-Bargeldeinführung. Nähere Einzelheitenzu diesem Thema finden sich in Kapitel VIdieses Jahresberichts.

Zur Sicherheit der Banknoten erklärte derPräsident, dass die Sicherheitsmerkmale derEuro-Banknoten dem neuesten Stand derTechnik entsprechen und somit eine solideGrundlage für das Vertrauen der Bevölke-

rung in die Fälschungssicherheit der neuenBanknoten gegeben sei. Die besondere Auf-merksamkeit, die dem Thema Banknotensi-cherheit zuteil wurde, fand ihren Niederschlagauch in der Mitarbeit der EZB bei der Ausar-beitung der gemeinschaftsrechtlichen Vor-schriften zum Schutz der Euro-Banknoten und-Münzen vor Fälschung und in der Einrich-tung eines Falschgeldanalysezentrums (FAZ)zur technischen Analyse und Klassifizierungvon Euro-Fälschungen bei der EZB. DasFalschgeldanalysezentrum tauscht einschlägi-ge Informationen mit sämtlichen zuständigenBehörden aus.

Anfragen gab es auch seitens des Ausschus-ses für Wirtschaft und Währung zum aktuel-len Stand der Vorbereitungen und der Durch-führung der vom Eurosystem initiierten Euro-2002-Informationskampagne. Der Präsidenterklärte, dass das allgemeine Ziel der Infor-mationskampagne darin bestünde, der brei-ten Öffentlichkeit sämtliche praktischen In-formationen zu liefern, die für die reibungslo-se Euro-Bargeldeinführung notwendig seien.Die Informationskampagne unter dem Motto„der EURO. UNSER Geld“ sei in enger Ab-stimmung mit den Regierungen und den fürdie Bargeldumstellung zuständigen Gremiender teilnehmenden Mitgliedstaaten erfolgt, umzu gewährleisten, dass die angebotenen In-formationen maximale Wirkung erzielen. DasEurosystem habe außerdem größten Wertdarauf gelegt sicherzustellen, dass speziellenBevölkerungsgruppen, wie z. B. blinden undsehbeeinträchtigten Menschen, die notwendi-gen Informationen und Schulungsmöglichkei-ten zur Verfügung stünden, um sich mit denneuen Banknoten vertraut machen zu kön-nen.

Außerdem wurde vor dem Ausschuss auchdas Thema der vorzeitigen Ab- und Weiter-gabe von Euro-Bargeld behandelt. In diesemZusammenhang fiel die Frage, ob die breiteÖffentlichkeit vor dem Termin der offiziellenBargeldumstellung mit Euro-Banknoten aus-gestattet werden sollte. Der Präsident stelltedazu fest, dass das Eurosystem das Für undWider im Interesse der Allgemeinheit sehrgenau abzuwägen hatte. Nach eingehenden

Page 197: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001182

Beratungen mit den zuständigen Organisatio-nen war man zu dem Schluss gelangt, dass dieNachteile einer vorzeitigen Weitergabe vonEuro-Banknoten an die breite Öffentlichkeitüberwiegen würden. Daraufhin hatte derEZB-Rat den Beschluss gefasst, die breite Öf-fentlichkeit nicht schon vor dem 1. Januar2002 mit Euro-Banknoten zu versorgen; die-ser Beschluss fand auch die Unterstützungder im ECOFIN-Rat vertretenen Minister.Stattdessen schlug die EZB eine Reihe vonMaßnahmen für einen reibungslosen Ablaufder Euro-Bargeldumstellung vor, welche zumGroßteil in die von den teilnehmenden Mit-gliedstaaten entworfenen nationalen Szena-rios zur Einführung des Euro-Bargelds einge-flossen sind.

Verbesserung des grenzüberschreitendenEuro-Massenzahlungsverkehrs

Die Frage, wie die Abwicklung von auf Eurolautenden Massenzahlungen im Euroraum ver-bessert werden könnte, spielte eine wesent-liche Rolle im Dialog zwischen dem Europäi-schen Parlament und dem Präsidenten derEZB. Vor dem Ausschuss wurde erörtert, wie

nach Ansicht der EZB eine wesentliche Her-absetzung der Gebühren, die für derartigeDienstleistungen erhoben werden, erzieltwerden könne und inwieweit die EZB zurErreichung dieses Ziels beitrage.

Der Präsident erklärte, dass das Eurosystemdiesem Thema schon seit Beginn der drittenStufe der WWU große Aufmerksamkeit wid-me, wie aus diversen EZB-Publikationen er-sichtlich sei. Das Eurosystem teilt die Ansichtdes Europäischen Parlaments, dass ein inte-grierter Zahlungsverkehrsraum eine notwen-dige Ergänzung zur Schaffung des gemeinsa-men Währungsgebiets darstellt und die öf-fentliche Akzeptanz des Euro weiter stärkenwird. Zu diesem Zweck legte das Eurosystemsieben Ziele fest, deren Erreichen als uner-lässliche Voraussetzung für die Schaffungeines gemeinsamen Zahlungsverkehrsraumserachtet wurde. Darüber hinaus nahm dasEurosystem aktiv an Diskussionen mit demBankgewerbe teil, um als treibende Kraft fürVeränderungen in diesem Bereich zu fungieren.

Nähere Einzelheiten zum grenzüberschreiten-den Massenzahlungsverkehr im Euroraum fin-den sich in Kapitel VII.

Page 198: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

183EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Page 199: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Luxemburg: Die Banque centrale du Luxembourg am Tag der Euro-Bargeldeinführung

Page 200: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Kapitel XII

Der institutionelle Rahmen

des Eurosystems

und des Europäischen Systems

der Zentralbanken

Page 201: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001186

EUROSYSTEM

EU

RO

ISC

HE

S S

YS

TE

M D

ER

ZE

NT

RA

LB

AN

KE

N (

ES

ZB

)

RatRat DirektoriumDirektorium

Erw

eit

ert

er

Ra

tE

rwe

ite

rte

r R

at Europäische Zentralbank (EZB)Europäische Zentralbank (EZB)

DanmarksNationalbank

Sveriges Riksbank

Bank of England

Nationale Bank van België/Banque Nationale de Belgique

Deutsche Bundesbank

Bank von Griechenland

Banco de Espanña

Banque de France

Central Bank of Ireland

DanmarksNationalbank

Sveriges Riksbank

Bank of England

Nationale Bank van België/Banque Nationale de Belgique

Deutsche Bundesbank

Bank von Griechenland

Banco de España

Banque de France

Central Bank of Ireland

Banca d’Italia

Banque centrale duLuxembourg

De Nederlandsche Bank

Oesterreichische Nationalbank

Banco de Portugal

Suomen Pankki – Finlands Bank

Banca d’Italia

Banque centrale duLuxembourg

De Nederlandsche Bank

Oesterreichische Nationalbank

Banco de Portugal

Suomen Pankki – Finlands Bank

1 Das Eurosystem und das Europäische System der Zentralbanken

Das Europäische System der Zentralbanken(ESZB) setzt sich aus der Europäischen Zen-tralbank (EZB) und den nationalen Zentral-banken (NZBen) aller 15 EU-Mitgliedstaatenzusammen, d. h. auch die NZBen der dreiMitgliedstaaten, die den Euro noch nicht ein-geführt haben, sind darin vertreten. Im Sinneeiner besseren Transparenz und um die kom-plexe Struktur des Zentralbankwesens im Eu-roraum anschaulicher zu machen, verständig-te sich der EZB-Rat darauf, die NZBen jenerMitgliedstaaten, die den Euro eingeführt ha-ben, zusammen mit der EZB als „Eurosys-tem“ zu bezeichnen. Diese Unterscheidungzwischen dem Eurosystem und dem ESZBwird notwendig sein, solange der Euro nichtin allen Mitgliedstaaten eingeführt ist.

Die EZB besitzt Rechtspersönlichkeit im Sin-ne des Völkerrechts. Als Herzstück des Eu-rosystems stellt die EZB sicher, dass alle Auf-gaben des Eurosystems entweder von ihr

selbst oder durch die nationalen Zentralban-ken erfüllt werden. Während die Entschei-dungsfindung innerhalb des Eurosystems unddes ESZB zentralisiert ist, folgt die EZB beider Entscheidung darüber, auf welchem Wegdie Aufgaben des ESZB durchzuführen sind,entsprechend der ESZB-Satzung dem Grund-satz der Dezentralisierung.

Die einzelnen NZBen besitzen eigenständigeRechtspersönlichkeit gemäß dem jeweils gel-tenden innerstaatlichen Recht; die nationalenZentralbanken des Euroraums sind integraleBestandteile des Eurosystems und führen alssolche die dem Eurosystem übertragenen Auf-gaben gemäß den von den Beschlussorganender EZB erlassenen Vorschriften aus. DieNZBen gestalten die Tätigkeit des ESZB imRahmen der einzelnen ESZB-Ausschüsse, indie sie ihre Vertreter entsenden (siehe Ab-schnitt 5), aktiv mit. Aufgaben, die nicht mitdem Eurosystem zusammenhängen, können

Page 202: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

187EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

1 Die Geschäftsordnungen wurden im Amtsblatt der EuropäischenGemeinschaften veröffentlicht. Siehe Geschäftsordnung derEuropäischen Zentralbank, ABl. L 125 vom 19.5.1999, S. 34und L 314 vom 8.12.1999, S. 32; Geschäftsordnung des Erweiter-ten Rates der Europäischen Zentralbank, ABl. L 75 vom 20.3.1999,S. 36 und L 156 vom 23.6.1999, S. 52; Beschluss der Europäi-schen Zentralbank vom 12. Oktober 1999 über die Geschäftsord-nung des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB/1999/7), ABl. L 314 vom 8.12.1999, S. 34. Mit Ausnahme von Letzteremsind alle angeführten Dokumente in der EZB-Reihe „Compendi-um: Sammlung von Rechtsinstrumenten“ vom März 2002 für denZeitraum von Juni 1998 bis Dezember 2001 abgedruckt bzw. aufder Website der EZB abrufbar.

von den NZBen in eigener Verantwortungweiterhin wahrgenommen werden, es seidenn, der EZB-Rat stellt fest, dass diese

2 Die Beschlussorgane der EZB

nicht mit den Zielen und Aufgaben des Euro-systems vereinbar sind.

An der Spitze des Eurosystems und des ESZBstehen die Beschlussorgane der EZB: derEZB-Rat und das EZB-Direktorium. Ungeach-tet dieser dualen Struktur fungiert als drittesBeschlussorgan der Erweiterte Rat, solangees Mitgliedstaaten gibt, die den Euro nochnicht eingeführt haben. Die Zuständigkeit derBeschlussorgane ist in dem Vertrag zur Grün-dung der Europäischen Gemeinschaft, derESZB-Satzung und den einschlägigen Ge-schäftsordnungen geregelt.1

2.1 Der EZB-Rat

Der EZB-Rat ist das oberste Beschlussorgander EZB. Ihm gehören alle Mitglieder desEZB-Direktoriums und die Präsidenten derNZBen all jener Mitgliedstaaten an, die denEuro eingeführt haben. Die Hauptaufgabendes EZB-Rats bestehen gemäß EG-Vertrag da-rin,

• die Leitlinien zu erlassen und die Beschlüs-se zu fassen, die notwendig sind, um dieErfüllung der dem Eurosystem übertrage-nen Aufgaben zu gewährleisten, und

• die Geldpolitik des Euroraums festzulegen– etwa durch Beschlüsse zur Festsetzunggeldpolitischer Zwischenziele und der Leit-zinssätze sowie zur Bereitstellung von Zen-tralbankguthaben im Eurosystem – und diefür die Umsetzung dieser Beschlüsse not-wendigen Leitlinien zu erlassen.

Bei der Beschlussfassung über geldpolitischeFragen und andere Aufgaben des Eurosys-tems agieren die Mitglieder des EZB-Ratsnicht als Vertreter ihres jeweiligen Landes,

sondern vollkommen unabhängig in persönli-cher Funktion. Dies zeigt sich auch an demGrundsatz, dass jedes Mitglied im EZB-Ratüber eine gleichberechtigte Stimme verfügt(„one member, one vote“).

Im Jahr 2001 trat der EZB-Rat in der Regelalle zwei Wochen in den Räumlichkeiten derEZB in Frankfurt am Main zusammen. SiebenSitzungen, einschließlich einiger Sondersitzun-gen, wurden im Rahmen von Telekonferen-zen abgehalten. Gemäß dem Beschluss desEZB-Rats aus dem Jahr 1999, zweimal proJahr in einem anderen Land des Euroraumszu tagen, fand außerdem eine Sitzung bei derCentral Bank of Ireland in Dublin und eineweitere bei der Oesterreichischen National-bank in Wien statt. Wie in Kapitel XI er-wähnt, beschloss der EZB-Rat im November2001, die Organisation seiner Sitzungen da-hingehend abzuändern, dass bei der erstenSitzung im Monat jeweils eine detaillierte Be-urteilung der geldpolitischen und wirtschaftli-chen Entwicklungen erfolgt und die damitverbundenen Beschlüsse gefasst werden, wäh-rend sich die zweite Sitzung im Monat vor-wiegend mit Fragen befasst, die mit den übrigenAufgaben und Verantwortungsbereichen derEZB und des Eurosystems zusammenhängen.

Page 203: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001188

Willem F. Duisenberg Präsident der EZBChristian Noyer Vizepräsident der EZBJaime Caruana Gouverneur, Banco de EspañaVítor Constâncio Gouverneur, Banco de PortugalEugenio Domingo Solans Mitglied des Direktoriums der EZBAntonio Fazio Gouverneur, Banca d’ItaliaSirkka Hämäläinen Mitglied des Direktoriums der EZBJohn Hurley (seit 11. März 2002) Gouverneur, Central Bank of IrelandOtmar Issing Mitglied des Direktoriums der EZBKlaus Liebscher Gouverneur, Oesterreichische NationalbankYves Mersch Gouverneur, Banque centrale du LuxembourgMaurice O’Connell (bis 10. März 2002) Gouverneur, Central Bank of IrelandTommaso Padoa-Schioppa Mitglied des Direktoriums der EZBLucas D. Papademos Gouverneur, Bank von GriechenlandGuy Quaden Gouverneur, Nationale Bank van België/

Banque Nationale de BelgiqueJean-Claude Trichet Gouverneur, Banque de FranceMatti Vanhala Gouverneur, Suomen Pankki – Finlands BankNout Wellink Präsident, De Nederlandsche BankErnst Welteke Präsident, Deutsche Bundesbank

Der EZB-Rat

Hintere Reihe (von links nach rechts): Yves Mersch, Lucas D. Papademos, Jaime Caruana, Antonio Fazio, Matti Vanhala,Guy Quaden, Ernst Welteke, Nout Wellink, Jean-Claude Trichet, Maurice O’Connell, Klaus Liebscher, Vítor ConstâncioVordere Reihe (von links nach rechts): Otmar Issing, Tommaso Padoa-Schioppa, Christian Noyer, Willem F. Duisenberg,

Sirkka Hämäläinen, Eugenio Domingo Solans

Page 204: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

189EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Willem F. Duisenberg Präsident der EZBChristian Noyer Vizepräsident der EZBEugenio Domingo Solans Mitglied des Direktoriums der EZBSirkka Hämäläinen Mitglied des Direktoriums der EZBOtmar Issing Mitglied des Direktoriums der EZBTommaso Padoa-Schioppa Mitglied des Direktoriums der EZB

2.2 Das Direktorium

Dem Direktorium gehören der Präsident, derVizepräsident und vier weitere Mitglieder an.Ihre Ernennung erfolgt einvernehmlich durchdie Regierungen der Mitgliedstaaten, die denEuro eingeführt haben, auf der Ebene derStaats- und Regierungschefs. Das Direktori-um ist insbesondere verantwortlich für:

• die Vorbereitung der EZB-Ratssitzungen,• die Ausführung der Geldpolitik im Euro-

raum gemäß den Leitlinien und Beschlüs-sen des EZB-Rats sowie die Erteilung dies-

bezüglicher Weisungen an die nationalenZentralbanken des Euroraums,

• die Führung der laufenden Geschäfte derEZB sowie

• die Ausübung bestimmter, vom EZB-Ratübertragener Befugnisse, einschließlich ge-wisser Befugnisse normativer Art.

Zurzeit tritt das Direktorium mindestenseinmal pro Woche zusammen, um über dieUmsetzung der Geldpolitik, die Vorbereitungder EZB-Ratssitzungen und EZB-interneAngelegenheiten zu entscheiden.

Hintere Reihe (von links nach rechts): Eugenio Domingo Solans, Tommaso Padoa-Schioppa, Otmar Issing,Vordere Reihe (von links nach rechts): Christian Noyer, Willem F. Duisenberg, Sirkka Hämäläinen

Page 205: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001190

2 Nach Maßgabe des Protokolls über einige Bestimmungen be-treffend das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordir-land sowie des Protokolls über einige Bestimmungen betreffendDänemark, die beide dem EG-Vertrag beigefügt sind, sind derar-tige Berichte über Großbritannien und Dänemark nur zu erstel-len, wenn die betreffenden Staaten beschließen, die Einführungdes Euro zu beantragen.

2.3 Der Erweiterte Rat

Der Erweiterte Rat besteht aus dem Präsi-denten und dem Vizepräsidenten der EZB undden Präsidenten aller 15 NZBen der EU. Ernimmt jene Aufgaben wahr, mit denen ur-sprünglich das Europäische Währungsinstitutbetraut war und welche aufgrund der Tatsa-che, dass der Euro nicht von allen Mitglied-staaten eingeführt wurde, in der drittenStufe der Wirtschafts- und Währungsunion(WWU) von der EZB weiterzuführen sind.Somit ist der Erweiterte Rat in erster Liniefür die Berichterstattung über die Konver-genzfortschritte der Mitgliedstaaten zustän-dig, die den Euro noch nicht eingeführthaben.2 Daneben ist der Erweiterte Rat inberatender Funktion in die Vorarbeiten ein-

gebunden, die notwendig sind, um die Wech-selkurse dieser Mitgliedstaaten unwiderruf-lich festzulegen (siehe Kapitel IV). Fernerwirkt der Erweiterte Rat bei der Ausführungbestimmter Aufgaben des ESZB mit, etwa beiberatenden Funktionen (siehe Kapitel X) undbei der Erhebung statistischer Daten (sieheKapitel IX). Im Jahr 2001 trat der ErweiterteRat viermal zusammen, davon zweimal imRahmen einer Telekonferenz.

Page 206: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

191EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Willem F. Duisenberg Präsident der EZBChristian Noyer Vizepräsident der EZBBodil Nyboe Andersen Gouverneurin, Danmarks NationalbankUrban Bäckström Gouverneur, Sveriges RiksbankJaime Caruana Gouverneur, Banco de EspañaVítor Constâncio Gouverneur, Banco de PortugalAntonio Fazio Gouverneur, Banca d’ItaliaEdward A. J. George Gouverneur, Bank of EnglandJohn Hurley (seit 11. März 2002) Gouverneur, Central Bank of IrelandKlaus Liebscher Gouverneur, Oesterreichische NationalbankYves Mersch Gouverneur, Banque centrale du LuxembourgMaurice O’Connell (bis 10. März 2002) Gouverneur, Central Bank of IrelandLucas D. Papademos Gouverneur, Bank von GriechenlandGuy Quaden Gouverneur, Nationale Bank van België/

Banque Nationale de BelgiqueJean-Claude Trichet Gouverneur, Banque de FranceMatti Vanhala Gouverneur, Suomen Pankki – Finlands BankNout Wellink Präsident, De Nederlandsche BankErnst Welteke Präsident, Deutsche Bundesbank

Der Erweiterte Rat

Hintere Reihe (von links nach rechts): Klaus Liebscher, Guy Quaden, Antonio Fazio, Matti Vanhala, Lucas D. Papademos,Urban Bäckström, Ernst Welteke, Nout Wellink, Edward A. J. George, Maurice O’Connell, Jean-Claude TrichetVordere Reihe (von links nach rechts): Jaime Caruana, Yves Mersch, Christian Noyer, Willem F. Duisenberg,

Bodil Nyboe Andersen, Vítor Constâncio

Page 207: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001192

3 Grundsätze und Regeln der relevanten Berufsverbände, wie z. B.des Institute for Internal Auditors (IIA) und der InformationSystems Audit and Control Association (ISACA).

4 Siehe den Verhaltenskodex der Europäischen Zentralbank ge-mäß Artikel 11 Absatz 3 der Geschäftsordnung der Europäi-schen Zentralbank, ABl. C 76 vom 8.3.2001, S. 12 und dieWebsite der EZB.

5 Siehe Teil 1 Absatz 2 der Dienstvorschriften der EZB mit denRegeln über berufliches Verhalten und Geheimhaltung, ABl. C 236vom 22.8.2001, S. 13 und die Website der EZB.

3 Die Organisation der EZB

3.1 Unternehmenskontrolle

Neben den in den vorangehenden Abschnit-ten beschriebenen Beschlussorganen der EZBüben eine Reihe externer und interner Kon-trollinstanzen Aufgaben der Unternehmens-kontrolle über die EZB aus.

Die ESZB-Satzung sieht zwei Instanzen vor:unabhängige externe Rechnungsprüfer undden Europäischen Rechnungshof. Die exter-nen Rechnungsprüfer prüfen den Jahresab-schluss der EZB (Artikel 27.I ESZB-Satzung).Der Europäische Rechnungshof prüft die Effi-zienz der Verwaltung der EZB (Artikel 27.2).

Außerdem führt die dem Präsidenten der EZBdirekt unterstellte Direktion Interne Revisi-on im Auftrag des Direktoriums regelmäßigePrüfungen durch. Die Aufgaben der Direkti-on Interne Revision sind in den Richtlinienfür das Revisionswesen der EZB („ECB AuditCharter“) festgelegt, die auf branchenüblicheninternationalen Standards beruhen.3 Darüberhinaus ist der Ausschuss der internen Revisi-on für Prüfungen im Auftrag des EZB-Ratszuständig. Ziel und Zweck der vom EZB-Ratfestgelegten Richtlinien für das Revisionswe-sen im Europäischen System der Zentralban-ken ist es, gemeinsame Projekte und Betriebs-systeme auf ESZB-Ebene im Rahmen des vomAusschuss der internen Revision durchgeführ-ten Revisionsprozesses vollständig zu erfas-sen.

Die Struktur der EZB-internen Kontrolle ba-siert auf einem funktionellen Ansatz, demzu-folge jede Organisationseinheit (Abteilung,Direktion, Generaldirektion) für interne Kon-trolle und Effizienz im eigenen Zuständigkeits-bereich selbst verantwortlich zeichnet. Umdies zu gewährleisten, kommen in den jewei-ligen Zuständigkeitsbereichen eine Reihe vonVerfahren zur laufenden Überwachung zumEinsatz. Außerdem üben bestimmte Organi-sationseinheiten dem Direktorium gegenübereine beratende Funktion aus bzw. unterbrei-ten diesem Vorschläge zu spezifischen Fragendes Kontrollwesens auf horizontaler Ebene.

Der Verhaltenskodex der Europäischen Zen-tralbank gibt den EZB-Mitarbeitern und Di-rektoriumsmitgliedern Richtlinien und Maß-stäbe für ihr Verhalten vor und legt ihnennahe, in Ausübung ihrer Tätigkeit für die EZBsowie im Umgang mit den nationalen Zen-tralbanken, staatlichen Behörden, Marktteil-nehmern, Vertretern der Medien und derbreiten Öffentlichkeit stets nach höchsten be-rufsethischen Grundsätzen zu handeln.4 In die-ser Hinsicht spiegelt der Verhaltenskodex dievom Europäischen Bürgerbeauftragten auf ei-gene Initiative durchgeführte Untersuchungbezüglich eines Kodex für gute Verwaltungs-praxis in den Beziehungen der EU-Beamtenzur Öffentlichkeit wider.

Das Direktorium hat auch eine Reihe inter-ner Kontrollmaßnahmen beschlossen, u. a.detaillierte Regelungen, die verhindern sol-len, dass kursbeeinflussende Finanzmarktda-ten missbräuchlich verwendet werden (Vor-schriften gegen Insidergeschäfte und Infor-mationsschranken, so genannte „ChineseWalls“). So ist es EZB-Mitarbeitern und Di-rektoriumsmitgliedern untersagt, aus ihnenzugänglichen Insiderinformationen durch pri-vate Finanzaktivitäten auf eigene Rechnungund Gefahr oder auf Rechnung und GefahrDritter direkt oder indirekt Nutzen zu zie-hen.5 Darüber hinaus hat das EZB-Direktori-um einen Berater in ethischen Angelegenhei-ten ernannt, der in bestimmten Fragen desberuflichen Verhaltens und der Geheimhal-tung Orientierungshilfe bieten soll. Dieser Be-rater stellt die konsistente Auslegung derDienstvorschriften, insbesondere der Vor-schriften gegen Insidergeschäfte, sicher.

Page 208: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

193EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Für Haushaltsangelegenheiten der EZB ist derEZB-Rat zuständig, der den Haushalt der EZBauf Basis der vom Direktorium eingebrachtenBudgetvorlage beschließt. Dem EZB-Rat stehtin Budgetfragen der Haushaltsausschuss be-ratend zur Seite.

Zur Unterstützung der Bemühungen der Ge-meinschaftsinstitutionen und der Mitgliedstaa-ten bei der Bekämpfung von Betrug und an-deren illegalen Aktivitäten wurden die beste-henden internen Kontrollinstanzen der EZBdurch die Gründung des unabhängigen Aus-schusses für Betrugsbekämpfung auf Grundla-ge des Beschlusses der EZB über Betrugsbe-kämpfung (EZB/1999/5)6 erweitert. DieserAusschuss, der im Verlauf des Jahres 2001dreimal tagte, wird regelmäßig von der Di-rektion Interne Revision über alle mit derErfüllung seiner Aufgaben zusammenhängen-den Belange informiert.

Gemäß Verordnung (EG) Nr. 45/2001 des Eu-ropäischen Parlaments und des Rates hat dasEZB-Direktorium mit Wirkung vom 1. Januar2002 einen Datenschutzbeauftragten ernannt.

3.2 Personalmanagement

Personalstand

Zum Jahresende 2001 beschäftigte die EZB1 043 Mitarbeiter aus allen 15 Mitgliedstaa-ten. Diese Zahl liegt unter den Planstellen für2001 (1 118,5) und über dem Stand zum Jah-resende 2000 (941). Für das Jahr 2002 sind1 154,5 Planstellen veranschlagt – dies ent-spricht einem Anstieg von 3,2 % gegenüberdem Jahr 2001.

In der Generaldirektion Forschung wurde einProgramm für renommierte Gastforscher insLeben gerufen. Es ist auf Forschungsprojektezu Spezialfragen im Bereich der Geldpolitikzugeschnitten. Bisher waren bei der EZB 13Gastforscher für einen Zeitraum von durch-schnittlich je zwei Monaten tätig.

Darüber hinaus nahmen 13 Doktoranden fürjeweils durchschnittlich drei Monate an einem

weiteren Forschungsprogramm der EZB teil,das ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich derGeneraldirektion Forschung fällt und zur För-derung hochbegabter Wissenschaftler gedachtist.

Die EZB beschäftigte in nahezu allen Ge-schäftsbereichen insgesamt 87 Praktikanten,Studierende und Hochschulabsolventen mitvorwiegend wirtschaftswissenschaftlichemHintergrund über einen Zeitraum von durch-schnittlich dreieinhalb Monaten.

Strategien des Personalmanagements

Die Vorschriften für die Einstellung und Be-förderung von Mitarbeitern wurden kodifi-ziert und in entsprechenden Rundverfügun-gen bekannt gegeben. Diese Vorschriften sol-len garantieren, dass bei der Einstellung undBeförderung von Mitarbeitern die Grundsät-ze der beruflichen Qualifikation, der Trans-parenz, des gleichberechtigten Zugangs so-wie der Nicht-Diskriminierung eingehaltenwerden und dass die Einstellungs- und Beför-derungsverfahren auf dem Prinzip der Gleich-behandlung und der Gleichberechtigung be-ruhen.

Als Ergänzung zur jährlichen Mitarbeiterbe-urteilung wurde ein 360° -Feedback-Verfah-ren („Multi-Source Feedback“) für Führungs-kräfte eingeführt. Der Schwerpunkt diesesVerfahrens liegt auf der Selbstentwicklung vonFührungsqualitäten. Führungskräften (Abtei-lungsleitern, Direktoren, stellvertretendenGeneraldirektoren und Generaldirektoren)sowie Mitgliedern des EZB-Direktoriumssteht es frei, sich diesem Verfahren zu unter-ziehen, im Zuge dessen sie von Unterstellten,Gleichrangigen und gegebenenfalls von exter-nen Parteien Rückmeldungen erhalten. ZurTeilnahme an einem ersten Feedback-Durch-

6 Siehe den Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 7. Ok-tober 1999 über Betrugsbekämpfung (EZB/1999/5), ABl. L 291vom 13.11.1999, S. 36. In diesem Zusammenhang wurde auchdie Geschäftsordnung der Europäischen Zentralbank durch denneuen Artikel 9a abgeändert, siehe ABl. L 314 vom 8.12.1999,S. 32.

Page 209: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001194

gang haben sich 39 EZB-Führungskräfte ge-meldet.

Der Kindergarten der EZB und dieEuropäische Schule

Der Kindergarten der EZB wurde von sei-nem provisorischen an den endgültigen Stand-ort verlegt. Angesichts der großen Nachfragewird der Kindergarten jedoch auch in denprovisorischen Räumlichkeiten weitergeführt,bis der endgültige Standort weiter ausgebautwerden kann. Der Kindergarten sollschließlich Platz für die Betreuung von rund130 Kindern im Alter von bis zu sechs Jahrenbieten.

Hinsichtlich der Baupläne für die vom Obers-ten Rat der Europäischen Schulen beschlos-sene Europäische Schule haben sich Verzöge-rungen ergeben, weshalb der Schulbetrieb fürdie Vor- und Grundschulklassen im Schuljahr2002/2003 an einem provisorischen Standortaufgenommen werden wird. Für die Europäi-sche Schule in Frankfurt sind vier Sprachab-teilungen vorgesehen: Deutsch, Englisch,Französisch und Italienisch.

Personalbeziehungen

Zusätzlich zu formalen Konsultationen überÄnderungen der Beschäftigungsbedingungen,der Dienstvorschriften und sonstige Fragenwurden im Dialog mit der Personalvertre-tung im Jahr 2001 auch einige weitere The-

menbereiche behandelt, in der zweiten Jah-reshälfte z. B. insbesondere die Frage der ak-tuellen Sicherheitslage in der EZB.

Die Gewerkschaft der EZB-Mitarbeiter (Uni-on of the Staff of the ECB – USE) wurde zuden Änderungsvorschlägen bezüglich der Be-schäftigungsbedingungen und der Dienstvor-schriften gehört. Die Frage der Anerkennungder USE und einer externen Gewerkschaftals Tarifpartner für den Abschluss von Tarif-verträgen ist nach wie vor bei dem Gerichterster Instanz anhängig, welches dem Euro-päischen Gerichtshof beigeordnet ist.

3.3 Organisationsplan der EZB

Gestützt auf die Erfahrungen der ersten drei-einhalb Jahre seit Gründung der EZB be-schloss das EZB-Direktorium eine Reihe or-ganisatorischer Änderungen. Zur optimalenNutzung der Synergien zwischen den einzel-nen Geschäftsbereichen fasste das EZB-Di-rektorium den Beschluss, die Kompetenzender einzelnen Direktoriumsmitglieder neuaufzuteilen. Des Weiteren wurden die Funk-tionen der Geschäftsbereiche der EZB leichtmodifiziert. Diese Änderungen traten mitWirkung vom 1. Januar bzw. 1. März 2002 inKraft und sind dem neuen Organigrammder EZB zu entnehmen. Auch die Tatsache,dass das Direktorium der EZB in der Führungder Tagesgeschäfte der Europäischen Zen-tralbank als Kollegium handelt, kommt imneuen Organigramm deutlicher zum Aus-druck.

Page 210: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

195EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Direktorium

Direktorium

Direktorium

DirektionKommunikation

Manfred J. Körber

DirektionSekretariat undSprachendienste

Frank Moss

DirektionInterne Revision*Michèle Caparello

Berater desDirektoriumsKoordinator:Olaf Sleijpen

Abteilung AmtlicheVeröffentlichungen,

Archiv und Bibliothek

AbteilungSekretariat

AbteilungPresse und Information

AbteilungJuristes-Linguistes

AbteilungÜbersetzungen

AbteilungSprachdienst

AbteilungESZB-Revision

AbteilungEZB-Revision

AbteilungProtokoll undKonferenzen

Direktion Rechnungs- und Berichtswesen

Ian Ingram

DirektionPersonal

Berend van Baak

AbteilungFinanzmarktrecht

AbteilungPersonalmarketing undPersonalentwicklung

AbteilungRechnungswesen

AbteilungBerichtswesen undGrundsatzfragen

AbteilungBau

AbteilungBeschäftigungsbedingungenund Personalvertretungs-

angelegenheiten

GeneraldirektionVerwaltung

Hanspeter K. Scheller

GeneraldirektionRechtsdienste

Antonio Sáinz de Vicuña

AbteilungInstitutionelles Recht

AbteilungZahlungsbilanzstatistikund externe Reserven

AbteilungIT-Bedarfsanalyseund Entwicklung

AbteilungIT-Betrieb undKundenservice

GeneraldirektionInformationssysteme

Jim EtheringtonStellvertreter:

Christian Boersch

GeneraldirektionStatistik

Peter Bull

AbteilungAllgemeine Wirtschafts-

und Finanzstatistik

AbteilungGeld- und

Bankenstatistik

DirektionPlanung undControlling

Klaus Gressenbauer

AbteilungGeschäftsabwicklung

AbteilungPortfolio-

Managementsysteme

AbteilungFinanzanlagen

AbteilungGeldpolitische Operationenund Devisentransaktionen

AbteilungBudget und Projekte

AbteilungOrganisation

AbteilungOperationsanalysen

GeneraldirektionFinanzmarktsteuerung

Francesco PapadiaStellvertreter: Paul Mercier,

Werner Studener

DirektionBanknoten

Antti Heinonen

AbteilungBanknotendruck

AbteilungBanknotenausgabe

Generaldirektion ForschungVítor GasparStellvertreter:

Ignazio Angeloni

AbteilungÖkonometrie

AbteilungAllgemeine volkswirt-schaftliche Forschung

AbteilungFragen der Zahlungs-

verkehrssysteme

AbteilungEU-Nachbarregionen

AbteilungEU-Institutionen

und -Foren

GeneraldirektionInternationale und

europäische BeziehungenPierre van der Haegen

Stellvertreter: Georges Pineau

AbteilungTARGET und Zahlungs-

verkehrsabwicklung

AbteilungFragen der Wertpapier-

abrechnungssysteme

GeneraldirektionZahlungsverkehrssysteme

Jean-Michel GodeffroyStellvertreter:

Kœnraad de Geest

AbteilungRisikomanagementCarlos Bernadell

AbteilungAufsichtsfragenMauro Grande

AbteilungIT-Infrastruktur und

Systembetreuung

AbteilungIS-Sicherheit

AbteilungIT-Planung undGroßprojekte

AbteilungSpezifische IT-An-

wendungsbetreuung

AbteilungBürodienste

AbteilungSicherheit und

Fahrbereitschaft

AbteilungStatistische

Informationssysteme

DirektionGeldpolitik

Hans-Joachim Klöckers

DirektionWirtschaftliche

EntwicklungWolfgang Schill

AbteilungGeldpolitische

Strategie

AbteilungGesamtwirtschaftliche

Entwicklung imEuro-Währungsgebiet

AbteilungGeldpolitische Lage

AbteilungEU-Länder

AbteilungKapitalmärkte und

Finanzstruktur

AbteilungAußenwirtschaftliche

Entwicklung

Ständige Vertretungder EZB in

Washington, D.C.Gerald Grisse

Generaldirektion VolkswirtschaftGert Jan Hogeweg

Stellvertreter: Philippe Moutot, Wolfgang Schill

AbteilungFiskalpolitik

AbteilungMultilaterale Beziehungen,Beziehungen zum asiatisch-pazifischen Raum und zurwestlichen Hemisphäre

3.3 Organisationsplan der EZB

* Innerhalb der Direktion Interne Revision wurde eine Arbeitseinheit für Betrugsbekämpfung gebildet,die über den Direktor Interne Revision an den Ausschuss für Betrugsbekämpfung berichtet, dergemäß dem Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB/1999/5) vom 7. Oktober 1999 errichtetwurde.

Page 211: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001196

4 Sozialer Dialog im ESZB

Gestützt auf eine Vereinbarung mit drei eu-ropäischen Gewerkschaftsverbänden, in de-nen die Beschäftigten des ESZB vertretensind, führt die EZB einen sozialen Dialog mitMitarbeitervertretern der nationalen Zentral-banken und der EZB. Der soziale Dialog dientder Mitarbeiterinformation und der Diskussi-on von Entscheidungen, die von den Be-schlussorganen der EZB im Hinblick auf dieAufgaben des ESZB zu treffen sind, sofern

diese spürbare Auswirkungen auf die Beschäf-tigungssituation und Arbeitsbedingungen beiden Zentralbanken haben könnten. Im Jahr2001 fanden im Rahmen des sozialen Dialogszwei Zusammenkünfte statt. Im Mittelpunktder Diskussion stand dabei der künftige Druckder Euro-Banknoten. Zudem wurden Ent-wicklungen im Rahmen des TARGET-Systemsund in der Bankenaufsicht erörtert.

5 ESZB-Ausschüsse

Die Ausschüsse des ESZB haben auch im ab-gelaufenen Geschäftsjahr eine wichtige Rollebei der Ausführung der Aufgaben des Euro-systems bzw. des ESZB gespielt. Im Juli 2001erneuerte der EZB-Rat die Mandate derESZB-Ausschüsse und verlängerte die Amts-zeit der jeweiligen Vorsitzenden um weiteredrei Jahre. Die ESZB-Ausschüsse wurden vomEZB-Rat und vom Direktorium in ihrem je-weiligen Zuständigkeitsbereich mit der Bear-beitung bestimmter Fragen betraut und ha-ben so die Entscheidungsfindung erleichtert.Sie setzen sich aus Vertretern der Zentral-

banken des Eurosystems sowie gegebenenfallsanderer zuständiger Gremien – im Fall desAusschusses für Bankenaufsicht etwa Vertre-tern der nationalen Aufsichtsbehörden – zu-sammen. Auch die NZBen jener Mitgliedstaa-ten, die den Euro noch nicht eingeführt ha-ben, haben jeweils Vertreter bestellt, die anSitzungen der ESZB-Ausschüsse teilnehmen,wenn Themen aus dem Zuständigkeitsbereichdes Erweiterten Rats erörtert werden.Derzeit gibt es zwölf ESZB-Ausschüsse, diealle gemäß Artikel 9 der EZB-Geschäftsord-nung eingerichtet wurden.

ESZB-Ausschüsse und Ausschussvorsitzende

Ausschuss der internen Revision(IAC)

Michèle Caparello

Ausschuss für Informationstechnologie(ITC)

Jim Etherington

Ausschuss für Presse, Information und Öffentlichkeitsarbeit(ECCO)

Manfred J. Körber

Banknotenausschuss(BANCO)

Antti Heinonen

Ausschuss für Bankenaufsicht(BSC)

Edgar Meister

Ausschuss für Rechnungswesen und monetäre Einkünfte(AMICO)

Hanspeter K. Scheller

Ausschuss für Statistik(STC)

Peter Bull

Ausschuss für Zahlungs- und Verrechnungssysteme(PSSC)

Jean-Michel Godeffroy

Geldpolitischer Ausschuss(MPC)

Gert Jan Hogeweg

Ausschuss für Marktoperationen(MOC)

Francesco Papadia

Rechtsausschuss(LEGCO)

Antonio Sáinz de Vicuña

Ausschuss für internationale Beziehungen(IRC)

Hervé Hannoun

Page 212: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

197EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Zusätzlich zu den ESZB-Ausschüssen rief derEZB-Rat auf Grundlage von Artikel 15 derEZB-Geschäftsordnung im Jahr 1998 denHaushaltsausschuss ins Leben. Er setzt sichaus Vertretern der Zentralbanken des Euro-systems zusammen und steht dem EZB-Rat in

Budgetfragen beratend zur Seite. Im Juli 2001nahm der EZB-Rat ein abgeändertes Mandatfür den Haushaltsausschuss an und ernannteLiam Barron für weitere drei Jahre zum Vor-sitzenden.

Page 213: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Niederlande: In Maastricht begutachten Jugendliche kurz nachdem Jahreswechsel ihre ersten Euro-Banknoten

aus dem Geldautomaten

Page 214: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

J ahre sabsch lu s s der EZB

u n d k o n s o l i d i e r t e B i l a n z

d e s E u r o s y s t e m s

2 0 0 1

Kapitel XIII

Page 215: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001200

Bilanz zum 31. Dezember 2001

Aktiva Erläuterung 2001 2000Nr. € €

1 Gold und Goldforderungen 1 7 766 265 040 7 040 906 565

2 Forderungen in Fremdwährung an Ansässigeaußerhalb des Euro-Währungsgebiets 22.1 Forderungen an den IWF 72 074 161 02.2 Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen,

Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva 41 162 620 238 37 475 047 82941 234 694 399 37 475 047 829

3 Forderungen in Fremdwährung anAnsässige im Euro-Währungsgebiet 2 3 636 568 460 3 824 522 571

4 Forderungen in Euro an Ansässigeaußerhalb des Euro-Währungsgebiets 3

Guthaben bei Banken,Wertpapieranlagen und Kredite 391 170 869 698 252 463

5 Sonstige Forderungen in Euro anKreditinstitute im Euro-Währungsgebiet 4 0 288 143 000

6 Wertpapiere in Euro von Ansässigenim Euro-Währungsgebiet 5 4 423 742 115 3 667 731 194

7 Intra-Eurosystem-Forderungen 6Sonstige Forderungen innerhalb desEurosystems (netto) 9 697 303 920 13 080 794 017

8 Sonstige Aktiva8.1 Sachanlagen und immaterielle

Vermögenswerte 7.1 100 585 654 64 168 1788.2 Sonstiges Finanzanlagevermögen 7.2 92 762 198 81 758 3418.3 Neubewertungsposten aus

außerbilanziellen Geschäften 0 251 564 4718.4 Rechnungsabgrenzungsposten 7.3 620 508 777 862 316 1428.5 Sonstiges 7.4 97 569 394 3 747 484

911 426 023 1 263 554 616

Aktiva insgesamt 68 061 170 826 67 338 952 255

Nachrichtlich:Terminforderungen in Euro 0 2 885 697 468

Page 216: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

201EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Passiva Erläuterung 2001 2000Nr. € €

1 Verbindlichkeiten in Euro gegenüberKreditinstituten im Euro-Währungsgebiet 8 0 288 143 000

2 Verbindlichkeiten in Euro gegenübersonstigen Ansässigen imEuro-Währungsgebiet 9 1 022 000 000 1 080 000 000

3 Verbindlichkeiten in Euro gegenüberAnsässigen außerhalb desEuro-Währungsgebiets 10 271 375 580 3 421 112 123

4 Verbindlichkeiten in Fremdwährunggegenüber Ansässigen imEuro-Währungsgebiet 11 17 192 783 0

5 Verbindlichkeiten in Fremdwährunggegenüber Ansässigen außerhalb desEuro-Währungsgebiets 11

Einlagen, Guthaben und sonstigeVerbindlichkeiten 5 840 349 099 4 803 381 255

6 Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten 12Verbindlichkeiten aus der Übertragungvon Währungsreserven 40 497 150 000 39 468 950 000

7 Sonstige Passiva 137.1 Rechnungsabgrenzungsposten 1 759 319 678 1 626 022 2287.2 Sonstiges 94 122 190 52 005 650

1 853 441 868 1 678 027 878

8 Rückstellungen 14 2 803 216 269 2 637 039 135

9 Ausgleichsposten aus Neubewertung 15 9 429 002 830 7 972 626 864

10 Kapital und Rücklagen 1610.1 Kapital 4 097 229 250 3 999 550 25010.2 Rücklagen 408 393 225 0

4 505 622 475 3 999 550 250

11 Jahresüberschuss 1 821 819 922 1 990 121 750

Passiva insgesamt 68 061 170 826 67 338 952 255

Nachrichtlich:Terminverbindlichkeiten in Fremdwährung 0 2 885 697 468

Page 217: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001202

Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2001

Erläuterung 2001 2000Nr. € €

Zinserträge aus Währungsreserven 1 707 431 459 2 507 164 892Sonstige Zinserträge 2 271 293 068 4 657 469 8671.1 Zinserträge 3 978 724 527 7 164 634 759Zinsaufwendungen für die NZB-Forderungenaus der Übertragung von Währungsreserven (1 509 312 118) (1 375 110 826)Sonstige Zinsaufwendungen (1 698 022 587) (4 375 476 075)1.2 Zinsaufwendungen (3 207 334 705) (5 750 586 901)

1 Nettozinsertrag 1 771 389 822 1 414 047 858

2.1 Realisierte Gewinne (Verluste)aus Finanzgeschäften 2 1 351 881 733 3 352 768 266

2.2 Abschreibungen auf Finanzanlagenund -positionen 3 (109 023 392) (1 084 563)

2.3 Zuführung zu (Auflösung von)Rückstellungen für Wechselkurs-und Preisrisiken 109 023 392 (2 600 000 000)

2 Nettoertrag aus Finanzgeschäften,Abschreibungen und Risikovorsorgen 1 351 881 733 751 683 703

3 Nettoertrag aus Gebühren undProvisionen 4 298 120 673 498

4 Sonstige Erträge 5 1 393 851 904 158

Nettoerträge insgesamt 2 124 963 526 2 167 309 217

5 Personalaufwendungen 6 & 7 (97 288 818) (80 275 827)

6 Sachaufwendungen 8 (185 712 394) (82 808 524)

7 Abschreibungen auf Sachanlagen undimmaterielle Vermögenswerte (20 142 392) (14 103 116)

Jahresüberschuss 1 821 819 922 1 990 121 750

Frankfurt am Main, den 12. März 2002

EUROPÄISCHE ZENTRALBANK

Willem F. DuisenbergPräsident

Page 218: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

203EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Rechnungslegungsgrundsätze1

1 Die Details der Rechnungslegungsgrundsätze der EZB wurdenper EZB-Ratsbeschluss vom 12. Dezember 2000 festgelegt(EZB/2000/16 – ABl. L 33 vom 2.2.2001).

Form und Darstellung des Jahres-abschlusses

Der Jahresabschluss der Europäischen Zen-tralbank (EZB) ist so konzipiert, dass er eingetreues Bild der Finanzlage der EZB und derfinanziellen Ergebnisse ihrer Tätigkeit vermit-telt. Die Grundlage für die Erstellung bildendie hier angeführten Rechnungslegungsgrund-sätze, die der EZB-Rat als für die Funktioneiner Zentralbank angemessen erachtet. Die-se Grundsätze stehen im Einklang mit denBestimmungen des Artikels 26.4 der ESZB-Satzung, der die Standardisierung der buch-mäßigen Erfassung und der Meldung der Ge-schäfte des Eurosystems vorschreibt.

Bilanzierungs- und Bewertungs-grundsätze

Der Jahresabschluss wurde nach folgendenGrundsätzen erstellt: wirtschaftliche Betrach-tungsweise und Bilanzklarheit, Bilanzvorsicht,Berücksichtigung von Ereignissen nach demBilanzstichtag, Wesentlichkeit, Periodenab-grenzung, Unternehmensfortführung, Stetig-keit und Vergleichbarkeit.

Bewertungsansatz

Die Bewertung erfolgt zu Anschaffungskos-ten. Abweichend davon werden marktfähigeWertpapiere, Gold und alle sonstigen Fremd-währungsforderungen und -verbindlichkeiten(einschließlich Positionen unter dem Bilanz-strich) zum Marktwert angesetzt. Für die Er-fassung von Geschäftsfällen ist der Erfüllungs-tag maßgeblich.

Gold, Fremdwährungsforderungen und-verbindlichkeiten

Forderungen und Verbindlichkeiten in Fremd-währungen werden zum Wechselkurs am Bi-lanzstichtag in Euro umgerechnet. Die Um-rechnung damit zusammenhängender Erträge

und Aufwendungen richtet sich nach demWechselkurs, der zum Transaktionszeitpunktgalt. Die Neubewertung der Fremdwährungs-bestände (einschließlich Positionen unter demBilanzstrich) erfolgt für jede Währung geson-dert, ohne Aufrechnung zwischen den Wäh-rungen.

Bei der Neubewertung von Fremdwährungs-forderungen und -verbindlichkeiten werdenPreis- und Kursbestandteile gesondert behan-delt.

Eine derartige Differenzierung wird bei derNeubewertung der Goldposition nicht vor-genommen. Die sich insgesamt aufgrund vonPreis- und Kursänderungen ergebende Neu-bewertung basiert auf dem Preis in Euro proFeinunze Gold, der sich aus dem Umrech-nungskurs des Euro zum US-Dollar am28. Dezember 2001 ergab.

Wertpapiere

Die Neubewertung aller marktfähigen Schuld-titel und ähnlicher Wertpapiere erfolgt zumMarktmittelkurs am Bilanzstichtag. Für dasGeschäftsjahr 2001 wurden die Marktmittel-kurse vom 28. Dezember 2001 herangezo-gen. Nicht marktfähige Wertpapiere wurdenzu Anschaffungskosten bewertet.

Erfolgsermittlung

Aufwendungen und Erträge werden zu demZeitpunkt erfasst, zu dem sie wirtschaftlichverursacht wurden. Realisierte Gewinne undVerluste werden erfolgswirksam verbucht.Die Anschaffungskosten der einzelnen Posi-tionen werden täglich nach einer Durch-schnittskostenmethode berechnet. Zeigt dieNeubewertung einer Position am Jahresendeeinen Buchverlust an, dann werden auch diedurchschnittlichen Anschaffungskosten dieser

Page 219: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001204

Position unter Zugrundelegung des Wechsel-kurses bzw. Marktpreises am Jahresultimovermindert.

Unrealisierte Gewinne werden nicht erfolgs-wirksam berücksichtigt, sondern direkt unterAusgleichsposten aus Neubewertung ver-bucht.

Unrealisierte Verluste werden in der Gewinn-und Verlustrechnung erfasst, wenn sie dieNeubewertungsgewinne übersteigen, die inVorperioden in die Ausgleichsposten ausNeubewertung eingestellt wurden. Unreali-sierte Verluste in einer Wertpapiergattung,einer Währung oder Gold werden nicht ge-gen unrealisierte Gewinne aus anderen Wert-papieren, anderen Währungen oder Gold ver-rechnet.

Beim Kauf von Wertpapieren anfallende Agio-oder Disagiobeträge werden als Teil des Zins-ertrags behandelt und über die Restlaufzeitdes Wertpapiers abgeschrieben.

Rückkaufsvereinbarungen

Repogeschäfte (d. h. Pensionsgeschäfte, beidenen die EZB der Pensionsgeber ist) wer-den in der Bilanz als besicherte Kreditauf-nahme ausgewiesen, wobei nicht nur der auf-genommene Kreditbetrag, sondern auch derWert der als Sicherheit hinterlegten Wert-papiere erfasst wird. Im Rahmen derartigerRückkaufsvereinbarungen verkaufte Wertpa-piere bleiben in der Bilanz der EZB einge-stellt und werden so behandelt, als ob sieweiterhin Teil des Wertpapierbestands wä-ren, dem sie entnommen wurden. Handelt essich dabei um Fremdwährungswertpapiere, sohaben diese jedoch keinen Einfluss auf dieDurchschnittskosten der jeweiligen Wäh-rungsposition.

Reverse-Repogeschäfte (d. h. Pensionsge-schäfte, bei denen die EZB der Pensionsneh-mer ist) werden in Höhe des gewährten Kre-ditbetrags auf der Aktivseite der Bilanz alsbesicherter Kredit ausgewiesen. Wertpapie-re, die im Rahmen derartiger Rückkaufsver-

einbarungen hereingenommen wurden, unter-liegen nicht der Neubewertung.

Im Rahmen eines standardisierten Wertpa-pierleihprogramms abgewickelte Pensionsge-schäfte (und Wertpapierleihgeschäfte) sindnur dann bilanzwirksam, wenn der Kredit-nehmer das Geschäft über die ganze Laufzeitbar besichert. Die EZB erhielt im Jahr 2001für kein Geschäft dieser Art über die ganzeLaufzeit hinweg Barsicherheiten.

Außerbilanzielle Geschäfte

Devisentermingeschäfte, die Terminseite vonDevisenswapgeschäften und andere Wäh-rungsinstrumente, bei denen ein Tausch zwi-schen zwei Währungen zu einem zukünftigenTermin vereinbart wird, werden in die Netto-fremdwährungsposition für die Berechnungvon Kursgewinnen und -verlusten einbezo-gen. Zinskontrakte werden einzeln bewertetund analog zu den Wertpapieren behandelt.Bei Devisenswapgeschäften wird die Termin-position zusammen mit der Kassaposition neubewertet. Somit fallen keine Kursdifferenzenan, weil das Kassageschäft und das Terminge-schäft mit demselben Euro-Kurs erfasst wer-den. Gewinne und Verluste aus außerbilanzi-ellen Geschäften werden analog zu Gewin-nen und Verlusten aus bilanzwirksamenGeschäften behandelt.

Ereignisse nach dem Bilanzstichtag

Bei der Bewertung von Forderungen und Ver-bindlichkeiten werden Sachverhalte berück-sichtigt, die erst zwischen dem Bilanzstichtagund der Feststellung des Jahresabschlussesdurch den EZB-Rat bekannt wurden, falls sieals wesentlich für die Darstellung der Aktivaund Passiva in der Bilanz erachtet werden.

Intra-ESZB-Salden

Mit Intra-ESZB-Transaktionen sind grenz-überschreitende Transaktionen zwischen denZentralbanken zweier EU-Mitgliedstaaten ge-

Page 220: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

205EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

meint. Diese Geschäfte werden vorwiegendüber TARGET2 abgewickelt und schlagen mitbilateralen Salden auf den Konten zu Buche,welche die über TARGET vernetzten Zen-tralbanken der EU-Mitgliedstaaten gegensei-tig führen. Diese bilateralen Salden werdentäglich durch Novation in eine Gesamtpositi-on pro Zentralbank gegenüber der EZB auf-gerechnet. Diese bei der EZB verbuchte Po-sition entspricht somit den Nettoforderun-gen bzw. Nettoverbindlichkeiten jeder einzel-nen NZB gegenüber dem Rest des ESZB.

Die Intra-ESZB-Salden der am Eurosystemteilnehmenden Zentralbanken gegenüber derEZB (nicht eingerechnet ihre Kapitalanteilean der EZB und ihre Forderungen aus derÜbertragung von Währungsreserven auf dieEZB) werden in der EZB-Bilanz saldiertals Intra-Eurosystem-Forderungen bzw. Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten ausgewiesen.

Die Intra-ESZB-Salden der nicht teilnehmen-den NZBen gegenüber der EZB werden als„Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansäs-sigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets“ausgewiesen.

Sachanlagen und immaterielleVermögenswerte

Sachanlagen werden zu Anschaffungskosten,vermindert um Abschreibungen, angesetzt.Die Abschreibungen werden, beginnend mitdem auf die Anschaffung folgenden Quartal,linear über die erwartete wirtschaftliche Nut-zungsdauer vorgenommen. Dabei wird wiefolgt unterschieden:

• EDV-Ausstattung und entsprechende Hard-ware/Software sowie Kraftfahrzeuge: 4 Jah-re

• Betriebs- und Geschäftsausstattung sowieEinbauten: 10 Jahre

• Gebäude und aktivierter Herstellungsauf-wand: 25 Jahre

Sachanlagen, die weniger als 10 000 € kos-ten, werden im Anschaffungsjahr abgeschrie-ben.

Die Pensionskasse der EZB

Die EZB hat für ihre Mitarbeiter eine Pensi-onskasse auf Basis eines beitragsorientiertenVorsorgeplans eingerichtet. Das angesparteKapital, das zweckgewidmet für die Deckungder Ansprüche der Mitglieder der Pensions-kasse bzw. ihrer Hinterbliebenen angelegt ist,wird unter den sonstigen Aktiva der EZBgesondert erfasst. Bewertungsgewinne und-verluste werden im Jahr ihres Entstehens alsPensionskassenerträge oder -aufwendungenverbucht. Die Arbeitgeberbeiträge werdenauf dem Grundpensionskonto der Mitgliederangespart, wobei für die damit abzudecken-den Leistungen bestimmte Mindestgarantiengelten.

Beitritt Griechenlands zumEuro-Währungsgebiet

Der Beitritt Griechenlands zum Eurogebietam 1. Januar 2001 zog folgende Transaktio-nen nach sich:3

• Die Bank von Griechenland übertrug97 679 000 € an die EZB, also die restli-chen 95 % des von ihr gezeichneten, je-doch bis dahin erst zu 5 % eingezahltenKapitals.

• Ferner übertrug die Bank von Griechen-land zwischen dem 2. und dem 5. Januar2001 entsprechend Artikel 30.1 ESZB-Sat-zung Währungsreserven im Gegenwert

2 TARGET = Transeuropäisches Automatisiertes Echtzeit-Brutto-Express-Überweisungssystem (siehe auch Kapitel VII).

3 Entscheidung des Rates (2000/427/EG) vom 19. Juni 2000gemäß Artikel 122 Absatz 2 des Vertrages über die Einführungder Einheitswährung durch Griechenland am 1. Januar 2001;auf Artikel 49 der ESZB-Satzung basierende und am 16. No-vember 2000 vom EZB-Rat gebilligte Rechtsakte.

4 Dieser Betrag wurde wie folgt errechnet: Wert der von denbereits am Eurosystem teilnehmenden NZBen eingebrach-ten Währungsreserven (in Euro zum Umrechnungskurs vom29. Dezember 2000), multipliziert mit dem von der Bank vonGriechenland gezeichneten Kapitalanteil, dividiert durch die Ka-pitalanteile, die die bereits teilnehmenden NZBen seinerzeiteingezahlt haben.

Page 221: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001206

von 1 278 260 161 €4 an die EZB. DieWährungszusammensetzung (Gold, US-Dollar und Yen) entsprach dem Verhältnisder von den anderen teilnehmendenNZBen Anfang 1999 eingebrachten Wäh-rungsreserven. Der Fremdwährungsanteilwurde bar bzw. in Wertpapieren verbrieftübertragen. Als Gegenleistung für das ein-gezahlte Kapital und die eingebrachtenWährungsreserven wurde der Bank vonGriechenland sodann eine Forderunggegenüber der EZB gutgeschrieben.

• Aufgrund des Kursrückgangs des Euro,nicht zuletzt gegenüber dem US-Dollar, lagder Euro-Gegenwert der von der Bank vonGriechenland auf Basis des Umrechnungs-kurses vom 29. Dezember 2000 einzubrin-genden Währungsreserven über demWert, den die griechische ZentralbankAnfang 1999 zu leisten gehabt hätte. Wäreder Bank von Griechenland eine Forde-rung in Höhe von 1 278 260 161 € gutge-schrieben worden, wäre ihr Anteil an denGesamtforderungen der teilnehmendenNZBen gegenüber der EZB somit höherausgefallen als nach dem EZB-Kapitalschlüs-sel zulässig. Infolgedessen wurde diese For-derung in Absprache mit der Bank vonGriechenland auf 1 028 200 000 € gekürzt,das heißt, genau auf den Betrag, der ihremKapitalanteil entspricht.

• Die Differenz zwischen der bereinigtenForderung und dem tatsächlich übertrage-nen Kapitalwert wurde der Bank von Grie-chenland als Anzahlung auf ihren Beitraggemäß Artikel 49.2 ESZB-Satzung zu denReserven und Rückstellungen der EZB gut-geschrieben. Die Berechnung zum Bilanz-

stichtag 31. Dezember 2000 ergab, dassdie Bank von Griechenland dafür insgesamt285 794 874 € aufzubringen hatte, wobeisich der Betrag wie folgt zusammensetzt:

Den Rest von 35 734 713 € zahlte die Bankvon Griechenland am 30. März 2001 nach derFeststellung des EZB-Jahresabschlusses 2000ein.

Sonstiges

Nach Ansicht des Direktoriums der EZB wür-de aufgrund der Zentralbankfunktion der EZBdie Veröffentlichung einer Cash-Flow-Rech-nung den Bilanzlesern keine zusätzlichen re-levanten Informationen bieten.

Die Bestellung der PricewaterhouseCoopersGmbH zum externen Rechnungsprüfer derEZB erfolgte – gemäß Artikel 27 ESZB-Sat-zung – auf Empfehlung des EZB-Rats und nachBilligung durch den Rat der EuropäischenUnion.

Beitrag der Bank von Griechenland gemäßArtikel 49.2 ESZB-Satzung

Rückstellungen und Betrag ErläuterungReserven der EZB € zur Bilanz Nr.

Sonderrückstellung fürWechselkurs- undZinsänderungsrisiken 67 732 230 14

Ausgleichsposten ausNeubewertung 207 693 768 15

AllgemeinerReservefonds 10 368 876 16

Insgesamt 285 794 874

Page 222: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

207EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Erläuterungen zur Bilanz

2.2 Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen,Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva;Forderungen in Fremdwährung an Ansässigeim Euro-Währungsgebiet

In dieser Position werden Guthaben bei aus-ländischen Banken sowie Kredite und Wert-papieranlagen in Fremdwährung erfasst. Dabeihandelt es sich um Bestände in US-Dollarund japanischen Yen.

3 Forderungen in Euro an Ansässigeaußerhalb desEuro-Währungsgebiets

Zum 31. Dezember 2001 waren in dieser Po-sition Bankeinlagen bei Geschäftspartnern er-fasst, die ihren Sitz nicht im Euroraum haben.

4 Sonstige Forderungen in Euro anKreditinstituteim Euro-Währungsgebiet

Mit Ausnahme der im Rahmen des standardi-sierten Wertpapierleihprogramms durchge-führten Transaktionen (siehe ErläuterungNr. 18) bestanden zum 31. Dezember 2001im Zusammenhang mit der Verwaltung derEZB-Eigenmittel keine Reverse-Repogeschäf-te mit Kreditinstituten im Euroraum.

5 Wertpapiere in Euro vonAnsässigenim Euro-Währungsgebiet

In dieser Position sind marktfähige Wertpa-piere bestimmter Emittenten mit hoher Kre-ditwürdigkeit mit Sitz im Euroraum zusam-mengefasst.

6 Intra-Eurosystem-Forderungen

Diese Position beinhaltet im Wesentlichendie Salden aus der Abwicklung von TARGET-Zahlungen der am Eurosystem teilnehmen-

1 Gold und Goldforderungen

Die EZB hielt zum Bilanzstichtag 24,7 MioUnzen Feingold (gegenüber 24 Mio Unzen imJahr 2000). Goldtransaktionen wurden im Jahr2001 keine durchgeführt. Die Zunahme derBilanzposition erklärt sich aus der Neube-wertung und der Übertragung von Goldbe-ständen durch die Bank von Griechenlandgemäß Artikel 30.1 ESZB-Satzung (siehe„Gold, Fremdwährungsforderungen und -ver-bindlichkeiten“ und „Beitritt Griechenlandszum Euro-Währungsgebiet“ im AbschnittRechnungslegungsgrundsätze).

2 Forderungen in Fremdwährung anAnsässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets sowie an Ansässi-ge im Euro-Währungsgebiet

2.1 Forderungen an den IWF

In dieser Position werden die Bestände derEZB an Sonderziehungsrechten (SZR) zum31. Dezember 2001 ausgewiesen. Im Jahr2001 traf die EZB eine Vereinbarung mit demInternationalen Währungsfonds (IWF), der-zufolge der IWF autorisiert ist, innerhalb ei-ner vereinbarten Bandbreite im Namen derEZB Sonderziehungsrechte gegen Euro zukaufen bzw. zu verkaufen.

Das Sonderziehungsrecht ist als ein Korb vonWährungen definiert, dessen Wert sich ausdem gewichteten Durchschnitt der Wechsel-kurse der vier weltweit bedeutendsten Wäh-rungen (US-Dollar, Pfund Sterling, japanischerYen und Euro) ergibt. SZR-Bestände werdenunter den Fremdwährungsbeständen bilan-ziert (siehe hierzu den Eintrag zu „Gold,Fremdwährungsforderungen und -verbindlich-keiten“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrund-sätze).

Page 223: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001208

den NZBen gegenüber der EZB (siehe „Intra-ESZB-Salden“ im Abschnitt Rechnungsle-gungsgrundsätze).

2001 2000€ €

Forderungen anteilnehmendeNZBen aus demTARGET-Zahlungsverkehr 66 908 187 928 59 010 910 157

VerbindlichkeitengegenüberteilnehmendenNZBen aus demTARGET-Zahlungsverkehr (57 210 884 008) (45 930 059 415)

Saldo 9 697 303 920 13 080 850 742

7 Sonstige Aktiva

7.1 Sachanlagen und immaterielleVermögenswerte

Diese Position gliedert sich wie folgt:

Buchwert Buchwertzum zum

31. 12. 2001 31. 12. 2000€ €

Grundstücke undGebäude 39 288 068 1 305 097

EDV-Ausstattung 28 703 744 21 042 849

Betriebs- undGeschäftsausstattung,Einbauten, Kraftfahrzeuge 4 492 005 4 852,047

In Bau befindliche Anlagen 8 077 125 21 691 248

Sonstige Sachanlagen 20 024 712 15 276 937

Insgesamt 100 585 654 64 168 178

Der Anstieg bei den „Grundstücken und Ge-bäuden“ ergibt sich hauptsächlich aus folgen-den Faktoren: Investitionen infolge der Er-schließung des zweiten Standorts der EZB(des Eurotheums), Umbuchungen aus der Po-sition „in Bau befindliche Anlagen“ aufgrundvon Inbetriebnahme, sowie Erwerb einesAmtssitzes für den EZB-Präsidenten.

7.2 Sonstiges Finanzanlagevermögen

Dazu zählen folgende Hauptkomponenten:

(a) Die Kapitalanlagen der für EZB-Mitarbei-ter eingerichteten Pensionskasse, die mit53,9 Mio € bewertet sind (2000:42,9 Mio €). Dabei handelt es sich um dieFinanzmittel, in denen die angesparten Ar-beitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge zurPensionskasse zum 31. Dezember 2001angelegt waren. Dieses Vermögen wirdvon einem externen Fondsmanager ver-waltet, der die laufenden Beiträge der EZBund der Mitglieder der Pensionskasse mo-natlich investiert. Das Pensionskapital wirdgetrennt von den anderen Finanzanlagender EZB angelegt. Der Nettoertrag stehtnicht der EZB zu; er wird thesauriert undbleibt zweckgewidmet. Der Wert der Ka-pitalanlagen wird vom externen Fondsma-nager auf Basis der Marktpreise zum Jah-resultimo ermittelt.

(b) Die EZB hält 3 000 Aktien an der Bankfür Internationalen Zahlungsausgleich, diezu den Anschaffungskosten von38,5 Mio € ausgewiesen sind.

7.3 Rechnungsabgrenzungsposten

Dieser Posten setzt sich hauptsächlich ausZinsen im Zusammenhang mit Wertpapier-anlagen und anderen Finanzanlagen zusam-men.

7.4 Sonstiges

Der Anstieg dieser Position im Jahr 2001ergab sich in erster Linie aus der Aktivierungder Kosten für die Herstellung einer Euro-Banknoten-Reserve für das Eurosystem. Die-se Kosten wurden zunächst von der EZB ge-tragen und nach tatsächlichem Bedarf auf dieNZBen abgewälzt.

Darüber hinaus ist in dieser Position eineForderung gegen das deutsche Bundesminis-terium der Finanzen auf Rückvergütung der

Page 224: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

209EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Umsatzsteuer sowie anderer indirekter Steu-ern enthalten. Der Rückvergütungsanspruchergibt sich aus den Bestimmungen von Arti-kel 3 des Protokolls über die Vorrechte undBefreiungen der Europäischen Gemeinschaften,das kraft Artikel 40 ESZB-Satzung auch für dieEZB gilt.

8 Verbindlichkeiten in Eurogegenüber Kreditinstitutenim Euro-Währungsgebiet

Mit Ausnahme der im Rahmen des standardi-sierten Wertpapierleihprogramms durchge-führten Transaktionen (siehe ErläuterungNr. 18) bestanden zum 31. Dezember 2001im Zusammenhang mit der Verwaltung derEZB-Eigenmittel keine Repogeschäfte mitKreditinstituten im Euroraum.

9 Verbindlichkeiten in Eurogegenüber sonstigen Ansässigenim Euro-Währungsgebiet

In diesem Posten werden Einlagen der Mit-glieder der Euro Banking Association (EBA)erfasst, mit denen über TARGET abgewickel-te EBA-Zahlungen besichert werden.

10 Verbindlichkeiten in Eurogegenüber Ansässigen außerhalbdes Euro-Währungsgebiets

Bei diesen Verbindlichkeiten handelt es sichhauptsächlich um Salden auf den TARGET-Kon-ten der nicht am Eurosystem teilnehmendenNZBen bei der EZB (siehe „Intra-ESZB-Salden“im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

11 Verbindlichkeiten in Fremdwährunggegenüber Ansässigen imEuro-Währungsgebiet sowiegegenüber Ansässigen außerhalbdes Euro-Währungsgebiets

In dieser Position sind Verbindlichkeiten zu-sammengefasst, die aus Pensionsgeschäften

(mit Gebietsansässigen und Gebietsfremdendes Euroraums) im Rahmen der Verwaltungder Währungsreserven der EZB entstehen.

12 Intra-Eurosystem-Verbindlichkeiten

In dieser Position sind die Verbindlichkeitenausgewiesen, die die EZB im Rahmen derÜbertragung der Währungsreserven durchdie NZBen eingegangen ist. Die ursprüngli-chen Verbindlichkeiten wurden zum Einbrin-gungswert in Euro angesetzt und werden mitden kurzfristigen Refinanzierungssätzen desEurosystems – vermindert um einen Abschlag– verzinst. Mit dem Abschlag wird berück-sichtigt, dass die Goldbestände unverzinstsind (siehe hierzu Nr. 1 der Erläuterungenzur Gewinn- und Verlustrechnung). Der Standder Verbindlichkeiten ist nach der Übertra-gung von Währungsreserven durch die Bankvon Griechenland Anfang 2001 angewachsen(siehe „Beitritt Griechenlands zum Euro-Währungsgebiet“ im Abschnitt Rechnungs-legungsgrundsätze).

Kapitalschlüssel% €

Nationale Bank vanBelgië/ Banque Nationalede Belgique 2,8658 1 432 900 000

Deutsche Bundesbank 24,4935 12 246 750 000

Bank von Griechenland 2,0564 1 028 200 000

Banco de España 8,8935 4 446 750 000

Banque de France 16,8337 8 416 850 000

Central Bank of Ireland 0,8496 424 800 000

Banca d’Italia 14,8950 7 447 500 000

Banque centraledu Luxembourg 0,1492 74 600 000

De Nederlandsche Bank 4,2780 2 139 000 000

Oesterreichische Nationalbank 2,3594 1 179 700 000

Banco de Portugal 1,9232 961 600 000

Suomen Pankki/Finlands Bank 1,3970 698 500 000

Insgesamt 80,9943 40 497 150 000

13 Sonstige Passiva

In diesem Posten sind hauptsächlich Zinsan-sprüche der NZBen im Zusammenhang mitihren Forderungen aus der Übertragung von

Page 225: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001210

Währungsreserven erfasst (siehe ErläuterungNr. 12). Ferner werden darunter die Renten-verpflichtungen der EZB in Höhe von53,9 Mio € (2000: 42,9 Mio €) aus der vonihr eingerichteten Pensionskasse sowie ande-re Rechnungsabgrenzungsposten erfasst.

14 Rückstellungen

In Anbetracht des großen Wechselkurs- undZinsänderungsrisikos, dem die EZB ausgesetztist, und im Hinblick auf die Dotierung derBewertungsreserve erschien es zum 31. De-zember 2000 zweckmäßig, eine Sonderrück-stellung in Höhe von 2 600 Mio € zu bilden.Die Bank von Griechenland stockte diesenBetrag – gemäß Artikel 49.2 ESZB-Satzung –im März 2001 um 67.7 Mio € auf (siehe „Bei-tritt Griechenlands zum Euro-Währungsge-biet“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrund-sätze). Das erforderliche Ausmaß dieser Son-derrückstellung wird jährlich geprüft.

Daneben umfasst diese Position noch Rück-stellungen für Sachaufwendungen für Liefe-rungen und Leistungen. Nachdem die EZB imJahr 2001 ihre Absicht bekundete, ein Grund-stück im Zentrum von Frankfurt am Mainzwecks Errichtung eines Neubaus für die EZBzu erwerben, erschien es zweckmäßig, für dieWiederherstellung des ursprünglichen Zu-stands der angemieteten Räumlichkeiten – zuder die EZB vertraglich verpflichtet ist – eineRückstellung zu bilden.

15 Ausgleichsposten ausNeubewertung

Dieser Posten entspricht einer Bewertungs-reserve, die mit unrealisierten Gewinnen ausForderungen und Verbindlichkeiten gebildetwird. Die Veränderung gegenüber dem Vor-jahr ist auch auf Beiträge zurückzuführen, diedie Bank von Griechenland gemäß Artikel49.2 ESZB-Satzung geleistet hat (siehe „Bei-tritt Griechenlands zum Euro-Währungsge-biet“ im Abschnitt Rechnungslegungsgrund-sätze).

16 Kapital und Rücklagen

Kapital

Insgesamt haben die NZBen des Euroraumsam Kapital der EZB (5 Mrd €) Anteile inHöhe von 4 049 715 000 € gezeichnet undzu 100 % eingezahlt:

2001 2000€ €

Gold 1 691 913 278 1 120 787 564

Devisen 7 428 130 700 6 228 835 267

Wertpapiere 308 958 852 623 004 033

Insgesamt 9 429 002 830 7 972 626 864

Kapitalschlüssel% €

Nationale Bank van België/Banque Nationale de Belgique 2,8658 143 290 000

Deutsche Bundesbank 24,4935 1 224 675 000

Bank von Griechenland 2,0564 102 820 000

Banco de España 8,8935 444 675 000

Banque de France 16,8337 841 685 000

Central Bank of Ireland 0,8496 42 480 000

Banca d’Italia 14,8950 744 750 000

Banque centrale du Luxembourg 0,1492 7 460 000

De Nederlandsche Bank 4,2780 213 900 000

Oesterreichische Nationalbank 2,3594 117 970 000

Banco de Portugal 1,9232 96 160 000

Suomen Pankki/Finlands Bank 1,3970 69 850 000

Insgesamt 80,9943 4 049 715 000

Die NZBen jener Mitgliedstaaten, die demEuroraum nicht angehören, haben jeweils 5 %des ursprünglich gezeichneten Kapitals ein-gezahlt. Ihre Anteile machen zusammen47 514 250 € aus:

Kapitalschlüssel% €

Danmarks Nationalbank 1,6709 4 177 250

Sveriges Riksbank 2,6537 6 634 250

Bank of England 14,6811 36 702 750

Insgesamt 19,0057 47 514 250

Page 226: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

211EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Aus diesen Beiträgen soll der operative Auf-wand der EZB im Zusammenhang mit denAufgaben gedeckt werden, die sie für dienicht am Eurosystem teilnehmenden NZBenwahrnimmt. Zuzahlungen haben dieseNZBen erst dann zu leisten, wenn sie demEurosystem beitreten. Bis dahin haben sie we-der Anspruch auf ausgeschüttete EZB-Gewin-ne, noch müssen sie für Verluste der EZBaufkommen.

Rücklagen

In Übereinstimmung mit Artikel 33 der ESZB-Satzung beschloss der EZB-Rat am 29. März2001 die Zuweisung von 398 Mio € aus demJahresüberschuss 2000 an die Allgemeine Re-serve. Die Differenz zum in dieser Positionausgewiesenen Betrag von 10,4 Mio € ergabsich durch eine Aufstockung seitens der Bankvon Griechenland laut Artikel 49.2 ESZB-Sat-zung (siehe „Beitritt Griechenlands zum Eu-roraum“ im Abschnitt Rechnungslegungs-grundsätze).

17 Ereignisse nach dem Bilanzstichtag

Laut EZB-Ratsbeschluss5 erfolgt die Ausgabeder Euro-Banknoten ab 1. Januar 2002 durchdie EZB und die zwölf NZBen, die zusammendas Eurosystem bilden. Dabei entfallen vomGesamtwert des Euro-Banknotenumlaufs 8 %auf die EZB und die restlichen 92 % auf diezwölf NZBen des Euroraums.

Gegenüber den NZBen, von denen auch dieder EZB zugerechneten Euro-Banknoten in

Umlauf gebracht werden, weist die EZB imVerhältnis der jeweiligen Kapitalanteile eineverzinste6 Forderung aus.

18 Standardisiertes Wertpapierleih-programm

Im Jahr 2001 beauftragte die EZB einen Agen-ten, mit von ihr zugelassenen Geschäftspart-nern zur Eigenmittelverwaltung Wertpapier-leihgeschäfte in ihrem Auftrag durchzufüh-ren, und zwar im Rahmen eines standar-disierten Wertpapierleihprogramms. Basie-rend auf der Vereinbarung mit dem Wertpa-pierleihe-Agenten waren am 31. Dezember2001 Repogeschäfte und Reverse-Repoge-schäfte in Höhe von jeweils 1,6 Mrd € offen(siehe „Rückkaufsvereinbarungen“ im Ab-schnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

19 Außerbilanzielle Geschäfte

Die im Zusammenhang mit Devisenswapszum 31. Dezember 2000 bestehenden Ter-mingeschäfte wurden im Lauf des Jahres 2001beglichen.

Eventualverbindlichkeiten bestanden zum31. Dezember 2001 keine.

5 Beschluss der Europäischen Zentralbank über die Ausgabe vonEuro-Banknoten (EZB/2001/15), ABl. L 337 vom 20.12.2001,S. 52–54.

6 Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 6. Dezember2001 über die Verteilung der monetären Einkünfte der nationa-len Zentralbanken der teilnehmenden Mitgliedstaaten ab demGeschäftsjahr 2002 (EZB/2001/16), ABl. L 337 vom20.12.2001, S. 55–61.

Page 227: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001212

Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung

1 Nettozinsertrag

Dieser Posten beinhaltet zum einen die imZusammenhang mit den Fremdwährungsfor-derungen und -verbindlichkeiten angefallenenZinserträge abzüglich der Zinsaufwendungenund zum anderen den Nettozinsertrag ausder Abwicklung von TARGET-Zahlungen undaus den in Euro denominierten sonstigen Ak-tiva und Passiva. Die Verzinsung der NZB-Forderungen gegenüber der EZB aus gemäßArtikel 30.1 ESZB-Satzung übertragenenWährungsreserven wird gesondert erfasst.

Der Zinsertrag aus den Währungsreservensetzt sich aus den folgenden Beträgen zusam-men:

2001 2000€ €

Bruttozinserträge ausWährungsreserven 1 851 694 324 2 734 740 519

Zinsaufwendungen fürWährungsreserven (144 262 865) (227 575 627)

Nettozinserträge ausWährungsreserven 1 707 431 459 2 507 164 892

Der Rückgang beim Nettozinsertrag gegen-über dem Jahr 2000 ist hauptsächlich auf ge-ringere Nettozinserträge aus US-Dollar-An-lagen zurückzuführen. Zum Teil wurde die-ser Ausfall durch höhere Zinserträge imZusammenhang mit den TARGET-Salden aus-geglichen, die im Vorjahrsvergleich im Durch-schnitt auf einem höheren Niveau waren.

Der Wert der „sonstigen Zinserträge“ und„sonstigen Zinsaufwendungen“ ging im Jahr2001 zurück, hauptsächlich infolge der Ein-führung eines Netting-Verfahrens für die bi-lateralen TARGET-Salden ab 30. November2000. Die bilateralen TARGET-Salden derNZBen der EU-Mitgliedstaaten und der EZBwerden täglich bei Geschäftsschluss durchNovation in eine Gesamtposition pro Zen-tralbank gegenüber der EZB aufgerechnet(siehe „Intra-ESZB-Salden“ im AbschnittRechnungslegungsgrundsätze).

2 Realisierte Gewinne (Verluste) ausFinanzgeschäften

Der für 2001 ausgewiesene realisierte Net-togewinn ergab sich hauptsächlich im Zugevon Wertpapierverkäufen bei Transaktionenim laufenden Portfoliomanagement. Der Net-togewinn ist niedriger ausgefallen als im Jahr2000, was nicht zuletzt auf die erheblichenVorjahrsgewinne der EZB aus Devisenmarkt-interventionen zurückzuführen ist. Ferner istin dieser Position der Verkauf seit Anfang1999 erzielter Devisengewinne erfasst. ImJahr 2001 wurden keine Devisenmarktinter-ventionen vorgenommen, und der Verkaufvon Devisengewinnen war ausgesetzt.

3 Abschreibungen auf Finanzanlagenund -positionen

Diese Aufwendungen ergaben sich fast zurGänze aus der Abschreibung der Anschaf-fungskosten einzelner Wertpapiere, bei de-nen es im zweiten Halbjahr 2001 zu einemKursverfall kam, auf ihren Marktwert zum31. Dezember 2001 (siehe „Erfolgsermittlung“im Abschnitt Rechnungslegungsgrundsätze).

4 Nettoertrag aus Gebühren undProvisionen

Aufwendungen und Erträge schlagen in die-ser Position wie folgt zu Buche (die Erträgeergeben sich aus Verzugszinsen, die Kreditin-stitute bei Nichterfüllung des Mindestreser-ve-Solls entrichten müssen).

2001 2000€ €

Erträge aus Gebührenund Provisionen 931 206 1 296 112

Aufwendungen ausGebühren und Provisionen (633 086) (622 614)

Nettoertrag ausGebühren und Provisionen 298 120 673 498

Page 228: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

213EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

5 Sonstige Erträge

Sonstige während des Jahres angefallene Er-träge wurden hauptsächlich aus der erfolgs-wirksamen Auflösung nicht in Anspruch ge-nommener Rückstellungen für Sachaufwen-dungen erzielt.

6 Personalaufwendungen

Unter diesem Posten werden die Gehäl-ter und Zulagen (2001: 82 Mio €; 2000:67 Mio €) sowie die Arbeitgeberbeiträge zurEZB-Pensionskasse und zur Kranken- und Un-fallversicherung ausgewiesen. Die Bezüge derDirektoriumsmitglieder beliefen sich aufinsgesamt 1,9 Mio € (gegenüber 1,8 Mio €im Jahr 2000). Im Berichtsjahr waren keinePensionszahlungen an frühere Direktoriums-mitglieder oder deren Hinterbliebene zu ent-richten. Die Gehälter und Zulagen der EZB-Mitarbeiter einschließlich der Bezüge der Ge-schäftsführung orientieren sich im Wesentli-chen am Gehaltsschema der EuropäischenGemeinschaften und sind mit diesem ver-gleichbar.

Ende 2001 lag der Personalstand der EZB bei1 043 Mitarbeitern, von denen 75 Führungs-positionen bekleideten. Im Durchschnitt wa-ren im Jahr 2001 bei der EZB 997 Mitarbei-ter beschäftigt, gegenüber 823 im Jahr 2000.Im Jahr wurden 176 neue Mitarbeiter einge-stellt, 74 Mitarbeiter schieden aus.

7 Die Pensionskasse der EZB

Nach den Bestimmungen des Pensionsplansder EZB muss alle drei Jahre ein umfassendesversicherungsmathematisches Gutachten er-

stellt werden. Das letzte Gutachten wurdezum 31. Dezember 2000 erstellt, und zwarauf Basis der Anwartschaftsbarwertmethodeund unter Berücksichtigung der Mindestan-sprüche, die die Mitglieder bei Beendigungihres Arbeitsverhältnisses hätten.

Der Pensionsaufwand der EZB im Rahmendes Pensionsplans wird mit Unterstützung ei-nes geprüften Aktuars ermittelt. Zum Bilanz-stichtag betrug der so errechnete Pensions-aufwand der EZB (inklusive einer Rück-stellung für Berufsunfähigkeitsrenten undandere Leistungen) 14,9 Mio €, gegenüber13,1 Mio € Ende 2000. Dieser Betrag bein-haltet eine Pensionsrückstellung für die Di-rektoriumsmitglieder in Höhe von 0,7 Mio €(2000: 0,6 Mio €). Der erforderliche Bei-tragssatz der EZB liegt bei 16,5 % der pen-sionsfähigen Mitarbeiterbezüge.

8 Sachaufwendungen

In diesem Posten sind alle sonstigen laufen-den Aufwendungen erfasst, nämlich Mieten,Gebäudeinstandhaltung, nicht aktivierungsfä-hige Ausgaben für Sachanlagen, Honorare undandere Lieferungen und Leistungen. Dazukommen die mit der Einstellung und Weiter-bildung von Mitarbeitern verbundenen Aus-gaben, einschließlich der Umzugskosten beiBeginn und Beendigung des Arbeitsverhält-nisses.

Der Anstieg der Sachaufwendungen ist haupt-sächlich auf zusätzliche operative Kosten imZusammenhang mit dem zweiten Standortder EZB (dem Eurotheum) und höheren Be-raterhonoraren, besonders im Zusammen-hang mit der Euro-2002-Informationskampa-gne, zurückzuführen.

Page 229: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001214

An den Präsidenten und den Ratder Europäischen Zentralbank

Frankfurt am Main

Wir haben den Jahresabschluss der Europäischen Zentralbank zum 31. Dezember 2001 ge-prüft. Für die Erstellung des Abschlusses ist das Direktorium der Europäischen Zentralbankverantwortlich. In unserer Verantwortung liegt es, uns auf der Grundlage unserer Prüfung einunabhängiges Urteil über diesen Abschluss zu bilden und Ihnen darüber zu berichten.

Wir haben unsere Prüfung unter Beachtung der „International Standards of Auditing“ durch-geführt. Danach umfasst eine Abschlussprüfung die stichprobenartige Prüfung der Unterlagen,die für die Zahlen und Angaben im Abschluss relevant sind. Dazu gehört auch die Begutach-tung der wesentlichen Schätzungen und Bewertungen, die bei der Abschlusserstellung vorge-nommen wurden, sowie die Beurteilung, ob die Rechnungslegungsgrundsätze für die Gege-benheiten der Europäischen Zentralbank angemessen sind und hinreichend offen gelegt wur-den.

Nach unserer Einschätzung vermittelt der Jahresabschluss, der gemäß den im ersten Ab-schnitt der Erläuterungen zum Jahresabschluss der Europäischen Zentralbank dargelegtenRechnungslegungsgrundsätze erstellt wurde, ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen-des Bild der Finanzlage der Europäischen Zentralbank zum 31. Dezember 2001 und derfinanziellen Ergebnisse ihrer Tätigkeit im Geschäftsjahr.

Frankfurt am Main, den 13. März 2002

PricewaterhouseCoopers

GmbHWirtschaftsprüfungsgesellschaft

[unterzeichnet] [unterzeichnet](Wagener) (Kern)Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüfer

Page 230: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

215EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Erläuterung zur Gewinnverwendung

Diese Erläuterung ist nicht Bestandteil desJahresabschlusses der EZB für das Jahr 2001.Sie wird lediglich zu Informationszwecken imJahresbericht veröffentlicht.

Gewinnverwendung

Artikel 33 der ESZB-Satzung regelt die Ge-winnverteilung wie folgt:

• Ein vom EZB-Rat zu bestimmender Betrag,der 20 % des Nettogewinns nicht über-steigen darf, wird dem allgemeinen Reser-vefonds bis zu einer Obergrenze von100 % des Kapitals zugeführt.

• Der verbleibende Nettogewinn wird an dieAnteilseigner der EZB entsprechend ihreneingezahlten Anteilen ausgeschüttet.

In Übereinstimmung mit diesem Artikel be-schloss der EZB-Rat am 21. März 2002 die

Zuweisung von 364 Mio € an die AllgemeineReserve und die Auszahlung der Differenzzum Jahresüberschuss an die am Eurosystemteilnehmenden nationalen Zentralbanken imVerhältnis ihrer voll einbezahlten Kapitalan-teile.

Die nicht am Eurosystem teilnehmenden na-tionalen Zentralbanken haben keinen An-spruch auf eine Gewinnbeteiligung.

2001 2000€ €

Jahresüberschuss 1 821 819 922 1 990 121 750

Zuweisung an dieAllgemeine Reserve (364 363 984) (398 024 350)

AusschüttbarerGewinn 1 457 455 938 1 592 097 400

Ausschüttung andie NZBen (1 457 455 938) (1 592 097 400)

Insgesamt 0 0

Page 231: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001216

Konsolidierte Bilanz des Eurosystems zum 31. Dezember 2001(Mio €)

Aktiva 31. Dezember 1. Januar 31. Dezember 2001 2001 * 2000

1 Gold und Goldforderungen 126 801 118 610 117 073

2 Forderungen in Fremdwährung an Ansässigeaußerhalb des Euro-Währungsgebiets2.1 Forderung an den IWF 32 008 27 106 26 7382.2 Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen,

Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva 232 957 243 545 232 087264 965 270 651 258 825

3 Forderungen in Fremdwährung an Ansässigeim Euro-Währungsgebiet 24 805 19 100 15 786

4 Forderungen in Euro an Ansässige außerhalbdes Euro-Währungsgebiets4.1 Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen und Kredite 5 707 4 149 3 7504.2 Forderungen aus der Kreditfazilität im Rahmen des WKM II 0 0 0

5 707 4 149 3 750

5 Forderungen in Euro aus geldpolitischen Operationenan Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet5.1 Hauptrefinanzierungsgeschäfte 142 000 222 988 222 9885.2 Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte 60 000 45 000 45 0005.3 Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten

Transaktionen 0 0 05.4 Strukturelle Operationen in Form von befristeten

Transaktionen 0 0 05.5 Spitzenrefinanzierungsfazilität 1 573 608 6085.6 Forderungen aus Margenausgleich 24 53 53

203 598 268 648 268 648

6 Sonstige Forderungen in Euro anKreditinstitute im Euro-Währungsgebiet 487 2 286 578

7 Wertpapiere in Euro von Ansässigenim Euro-Währungsgebiet 27 984 29 059 26 071

8 Forderungen in Euro an öffentliche Haushalte 68 603 69 375 57 671

9 Sonstige Aktiva 90 813 91 208 87 676

Aktiva insgesamt 813 762 873 086 836 078

Differenzen in den Summen/Zwischensummen durch Runden der Zahlen.*) Die konsolidierte Bilanz zum 1. Januar 2001 veranschaulicht, wie sich der Beitritt der Bank von Griechenland zum Eurosystem zu diesem Stichtag ausgewirkt hat. Die Differenz

ergibt sich im Wesentlichen aus der Eingliederung der Aktiva und Passiva der Bank von Griechenland in die konsolidierte Bilanz des Eurosystems sowie aus der Reklassifizierungder Forderungen und Verbindlichkeiten des Eurosystems gegenüber Ansässigen Griechenlands als Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber im Euroraum Ansässigen.

Page 232: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

217EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Passiva 31. Dezember 1. Januar 31. Dezember 2001 2001 * 2000

1 Banknotenumlauf 269 556 380 281 371 370

2 Verbindlichkeiten in Euro aus geldpolitischenOperationen gegenüber Kreditinstituten imEuro-Währungsgebiet2.1 Einlagen auf Girokonten

(einschließlich Mindestreserveguthaben) 147 580 126 599 124 4022.2 Einlagefazilität 488 240 2402.3 Termineinlagen 0 0 02.4 Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten

Transaktionen 0 0 02.5 Verbindlichkeiten aus Margenausgleich 4 0 0

148 072 126 839 124 6423 Sonstige Verbindlichkeiten in Euro gegenüber

Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet 37 159 10 950 305

4 Verbindlichkeiten aus der Begebung vonSchuldverschreibungen 2 939 3 784 3 784

5 Verbindlichkeiten in Euro gegenüber sonstigenAnsässigen im Euro-Währungsgebiet5.1 Einlagen von öffentlichen Haushalten 44 970 53 894 53 3535.2 Sonstige Verbindlichkeiten 6 307 6 020 3 694

51 277 59 914 57 0476 Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansässigen

außerhalb des Euro-Währungsgebiets 9 446 11 412 10 824

7 Verbindlichkeiten in Fremdwährung gegenüberAnsässigen im Euro-Währungsgebiet 2 525 6 143 806

8 Verbindlichkeiten in Fremdwährung gegenüberAnsässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets8.1 Einlagen, Guthaben und sonstige Verbindlichkeiten 20 227 14 193 12 4148.2 Verbindlichkeiten aus der Kreditfazilität im Rahmen des WKM II 0 0 0

20 227 14 193 12 4149 Ausgleichsposten für vom IWF zugeteilte

Sonderziehungsrechte 6 967 6 848 6 702

10 Sonstige Passiva 76 107 74 691 72 277

11 Ausgleichsposten aus Neubewertung 125 367 117 972 117 986

12 Kapital und Rücklagen 64 118 60 059 57 921

Passiva insgesamt 813 762 873 086 836 078

Page 233: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001218

Page 234: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

Anhang

Page 235: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001220

Glossar

Auslandsvermögensstatus (Vermögensposition/Schuldnerposition gegenüber demAusland) (international investment position – i.i.p.; external asset or liability position):Bestandsstatistik, die Umfang und Zusammensetzung der finanziellen Forderungen und Ver-bindlichkeiten einer Volkswirtschaft gegenüber dem Ausland ausweist. Derzeit wird derAuslandsvermögensstatus des Euro-Währungsgebiets von den aggregierten nationalen Datenauf Nettobasis erstellt.

Ausschuss der Europäischen Wertpapieraufsichtsbehörden – CESR (Committee ofEuropean Securities Regulators – CESR): Der im Juni 2001 gegründete Auschuss der Europäi-schen Wertpapieraufsichtsbehörden setzt sich aus Vertretern nationaler Wertpapieraufsichts-behörden zusammen. Er berät die Europäische Kommission in wertpapieraufsichtlichenFragen und spielt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des Gemeinschaftsrechts in nationalesRecht.

Bargeldumlauf (currency in circulation): Der Bargeldumlauf umfasst in Umlauf befindlicheBanknoten und Münzen, die als allgemeines Zahlungsmittel verwendet werden. Er enthält dievom Eurosystem und von anderen Monetären Finanzinstituten (MFIs) im Euroraum (inIrland und Luxemburg) ausgegebenen Euro-Banknoten und Banknoten der nationalen Wäh-rungseinheiten des Euro sowie die von einigen nationalen Zentralbanken des Eurosystems undden Zentralstaaten ausgegebenen Münzen. Obwohl der Euro seit dem 1. März 2002 in allenLändern des Euro-Währungsgebiets alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel ist, beinhaltet derBargeldumlauf im Jahr 2002 auch die Vorgängerwährungen des Euro. Diese Entscheidungberuht auf der Tatsache, dass die durch den Euro abgelösten nationalen Währungseinheitenohne Weiteres zu den unwiderruflich festgelegten Wechselkursen gegen Euro eingetauschtwerden können. Der in M3 enthaltene Bargeldumlauf ist eine Nettogröße, d. h., die Zahlbezieht sich nur auf die außerhalb des MFI-Sektors gehaltenen, in Umlauf befindlichen Bankno-ten und Münzen (wie sie in der konsolidierten Bilanz der MFIs ausgewiesen werden;damit ist der Kassenbestand, also der Bestand der von MFIs gehaltenen Banknoten undMünzen, vom Bargeldumlauf abgezogen). Der Bargeldumlauf enthält weder den Eigenbestandder Zentralbanken an Banknoten (da diese nicht im Umlauf sind) noch Sammlermünzen, dieüblicherweise nicht als Zahlungsmittel verwendet werden.

Befristete Transaktion (reverse transaction): Geschäft, bei dem die Zentralbank Vermö-genswerte gemäß einer Rückkaufsvereinbarung kauft oder verkauft oder Kredite gegenÜberlassung von Sicherheiten gewährt.

Beitrittsländer (accession countries): Derzeit gibt es in Mittel- und Osteuropa sowie imMittelmeerraum 13 beitrittswillige Länder, die vom Europäischen Rat als offizielle Kandida-ten für den Beitritt zur Europäischen Union (EU) anerkannt sind. Mit den zwölf folgendenLändern wurden bereits formelle Beitrittsverhandlungen aufgenommen: Bulgarien, Estland,Lettland, Litauen, Malta, Polen, Rumänien, der Slowakischen Republik, Slowenien, der Tsche-chischen Republik, Ungarn und Zypern. Auch die Türkei gilt als offizieller Kandidat für denBeitritt zur EU, obwohl noch keine Beitrittsverhandlungen aufgenommen wurden; die Türkeinimmt auch am wirtschaftspolitischen Dialog mit der EU teil. Der Begiff Beitrittsländer imJahresbericht bezieht sich auf die zwölf Länder, mit denen Beitrittsverhandlungen geführtwerden.

Benchmark (benchmark): In Bezug auf Investitionen ist eine Benchmark ein Vergleichsport-folio oder ein Index auf der Basis von Zielgrößen für Liquidität, Risiko und Anlagerendite, an

Page 236: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

221EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

dem die Wertentwicklung des eigenen Portfolios gemessen wird. Im Zusammenhang mit derVerwaltung der Währungsreserven durch die Europäische Zentralbank ist die strategischeBenchmark ein Vergleichsportfolio, das die langfristigen Präferenzen der EZB in Bezug aufRisiko und Rendite zum Ausdruck bringt. Die Parameter dieses Referenzportfolios werdennur unter Ausnahmebedingungen angepasst. Die taktische Benchmark gibt die Risiko/Ertrags-Präferenzen der EZB vor dem Hintergrund der jeweiligen Marktgegebenheiten für einenZeithorizont von einigen Monaten vor. Sie wird jeden Monat überprüft.

Bewertungsabschlag (valuation haircut): Risikokontrollmaßnahme für Sicherheiten, die beibefristeten Transaktionen verwendet werden, wobei die Zentralbank den Wert einerSicherheit als ihren Marktwert abzüglich eines bestimmten Prozentsatzes (Sicherheitsab-schlag) berechnet. Das Eurosystem wendet Bewertungsabschläge an, die den Merkmalen derjeweiligen Sicherheiten entsprechen, wie z. B. der Restlaufzeit.

Bilaterales Geschäft (bilateral procedure): Verfahren, bei dem die Zentralbank nur miteinem oder wenigen Geschäftspartnern direkt Geschäfte abschließt, ohne Tenderverfahrenzu nutzen. Hierzu gehören auch Operationen, die über Börsen oder Marktvermittler durchge-führt werden.

Defizitquote (deficit ratio): Eines der in Artikel 104 Absatz 2 des EG-Vertrags festgelegtenfiskalpolitischen Konvergenzkriterien. Definiert als „Verhältnis zwischen dem geplanten odertatsächlichen öffentlichen Defizit und dem Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen“, wobei„öffentliches Defizit” wie in Protokoll Nr. 20 über das Verfahren bei einem übermäßigenDefizit definiert wird als das „Finanzierungsdefizit des Staatssektors“. „Staat“ wird im Sinnedes Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 95)verstanden.

Devisenswap (foreign exchange swap): Gleichzeitige Durchführung eines Kassa- und einesTermingeschäfts in einer Währung gegen eine andere. Das Eurosystem kann Offenmarktge-schäfte in Form von Devisenswapgeschäften durchführen, bei denen die nationalen Zentral-banken (oder die Europäische Zentralbank) Euro gegen eine Fremdwährung per Kassekaufen oder verkaufen und sie gleichzeitig per Termin verkaufen oder kaufen.

Differenz zwischen Defizit und Schuldenstandsänderung (deficit-debt adjustment):Differenz zwischen der Neuverschuldung des Staates und der Veränderung des öffentlichenSchuldenstands. Diese ist u. a. zurückzuführen auf Veränderungen im Stand der vom Staatgehaltenen Vermögenswerte, auf Veränderungen in der Höhe der Verschuldung der einzelnenstaatlichen Teilsektoren untereinander oder auf statistische Anpassungen.

Direktverbindung zwischen Wertpapierabwicklungssystemen (link between securiti-es settlement systems): Verfahren zur grenzüberschreitenden buchmäßigen (d. h. stückelosen)Übertragung von Wertpapieren zwischen zwei Wertpapierabwicklungssystemen.

EBA: Siehe Euro Banking Association (EBA).

ECOFIN-Rat: Siehe EU-Rat.

ECU (Europäische Währungseinheit) (European Currency Unit – ECU): Die ECU warals Währungskorb definiert, der sich aus feststehenden Beträgen von 12 der 15 Währungender EU-Mitgliedstaaten zusammensetzte. Der Wert der ECU errechnete sich als gewichteterDurchschnitt der Werte ihrer Korbwährungen. Am 1. Januar 1999 wurde die ECU im Ver-hältnis 1:1 durch den Euro ersetzt.

Page 237: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001222

Effektiver (nominaler/realer) Wechselkurs (effective (nominal/real) exchange rates(EERs)): Nominale effektive Wechselkurse beruhen auf dem gewichteten geometrischen Mit-tel ausgewählter bilateraler Wechselkurse. Reale effektive Wechselkurse sind nominale effek-tive Wechselkurse deflationiert mit dem gewichteten Mittel von ausländischen Preisen oderKosten, im Verhältnis zu den entsprechenden inländischen Preisen und Kosten. Damit sind sieein Indikator für die preisliche und kostenmäßige Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. DieEuropäische Zentralbank berechnet nominale effektive Wechselkursindizes für den Eurogegenüber einem eng gefassten und einem weit gefassten Kreis von Handelspartnern desEuro-Währungsgebiets. Seit Januar 2001 besteht der eng gefasste Kreis aus 12 Industrie-ländern bzw. Ländern, die erst seit kurzem dazu gezählt werden („newly industrializedcountries“), während der erweiterte Kreis 38 Handelspartner, darunter auch Schwellen- undReformländer, umfasst. Die realen effektiven Wechselkursindizes für den Euroraum werdenauf Basis von verschiedenen Preis- und Kostenindikatoren berechnet.

EG-Vertrag (Treaty): Der Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, der am25. März 1957 in Rom unterzeichnet wurde und am 1. Januar 1958 in Kraft trat. Mit diesemVertrag, der oft als „Römischer Vertrag“ bezeichnet wird, wurde die Europäische Wirt-schaftsgemeinschaft (EWG), heute als Europäische Gemeinschaft (EG) bezeichnet, gegründet.Der Vertrag über die Europäische Union (EU-Vertrag) wurde am 7. Februar 1992 in Maastrichtunterzeichnet („Maastricht-Vertrag“) und trat am 1. November 1993 in Kraft. Er änderte denEG-Vertrag und begründete die Europäische Union. Der EG-Vertrag und der EU-Vertragwurden durch den „Vertrag von Amsterdam“ geändert, der am 2. Oktober 1997 in Amster-dam unterzeichnet wurde und am 1. Mai 1999 in Kraft trat. Eine weitere Abänderung des EG-Vertrags und des EU-Vertrags erfolgt mit Ratifizierung und Inkrafttreten des „Vertrags vonNizza“, mit dem die Regierungskonferenz 2000 schloss und der am 26. Februar 2001 unter-zeichnet wurde.

Einlagefazilität (deposit facility): Eine ständige Fazilität des Eurosystems, die den Ge-schäftspartnern die Möglichkeit bietet, täglich fällige Einlagen zum dafür festgesetztenZinssatz bei der nationalen Zentralbank anzulegen (siehe Leitzinsen der EZB).

Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist (deposits redeemable at notice): Diese Kate-gorie beinhaltet Spareinlagen, über die der Einleger erst nach Kündigung und Ablauf dervereinbarten Kündigungsfrist verfügen kann. In manchen Fällen besteht die Möglichkeit, einenfestgelegten Betrag innerhalb einer bestimmten Frist abzuheben oder vorzeitige Abhebungengegen Zahlung eines Strafzinses zu tätigen. Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von biszu drei Monaten sind in M2 (und damit auch in M3) enthalten, während Einlagen mit einerlängeren vereinbarten Kündigungsfrist zu den (nichtmonetären) längerfristigen finanziellenVerbindlichkeiten des Sektors der Monetären Finanzinstitute (MFI-Sektor) gerechnetwerden.

Einlagen mit vereinbarter Laufzeit (deposits with agreed maturity): Diese Kategoriebeinhaltet vorwiegend befristete Einlagen, über die je nach den nationalen Gepflogenheitenvor Ablauf der Bindungsfrist nicht oder nur gegen Zahlung eines Strafzinses in Bargeld verfügtwerden kann. Sie umfasst auch einige nicht marktfähige Schuldverschreibungen, etwa nichtmarktfähige Einlagenzertifikate für den Absatz an Bankkunden. Einlagen mit einer vereinbartenLaufzeit von bis zu zwei Jahren sind in M2 (und damit auch in M3) enthalten, währendEinlagen mit einer vereinbarten Laufzeit von über zwei Jahren zu den (nichtmonetären)längerfristigen finanziellen Verbindlichkeiten des Sektors der Monetären Finanzinstitute(MFI-Sektors) gerechnet werden.

Page 238: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

223EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Elektronisches Geld (electronic money, e-money): Geldwert, der auf einem Datenträgergespeichert ist und allgemein für Zahlungen (außer an den Emittenten selbst) genutzt werdenkann. Die Abwicklung kann, muss aber nicht über ein Bankkonto erfolgen; E-Geld wird wie einvorausbezahltes Inhaberinstrument benutzt (siehe auch multifunktionale vorausbezahlteKarte).

Endgültiger Kauf bzw. Verkauf (outright transaction): Transaktion, bei der Vermögens-werte endgültig per Kasse oder Termin gekauft oder verkauft werden.

EONIA (Euro Overnight Index Average) (euro overnight index average – EONIA): EineMessgröße für den effektiven umsatzgewichteten Tagesgeldsatz für den Euro. Wird alsgewichteter Durchschnitt der Sätze für unbesicherte Euro-Übernachtkontrakte, die von einerGruppe bestimmter Institute im Euro-Währungsgebiet gemeldet werden, berechnet.

Erfüllungsrisiko (settlement risk): Oberbegriff für das Risiko, dass die Abwicklung in einemÜbertragungssystem nicht wie erwartet stattfindet. Dieses Risiko kann sowohl das Kredit- alsauch das Liquiditätsrisiko umfassen.

Erweiterter Rat (General Council): Eines der Beschlussorgane der Europäischen Zen-tralbank. Er setzt sich aus dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten der EZB sowie denZentralbankpräsidenten der 15 EU-Mitgliedstaaten zusammen.

ESVG 95: Siehe Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen(ESVG 95).

ESZB: Siehe Europäisches System der Zentralbanken (ESZB).

EU-Rat (EU Council): Ein Organ der Europäischen Gemeinschaft. Besteht aus Vertretern derRegierungen der Mitgliedstaaten, normalerweise aus den jeweils fachlich zuständigen Minis-tern (folglich oft als Ministerrat bezeichnet). Der in der Zusammensetzung der Wirtschafts-und Finanzminister tagende EU-Rat wird häufig als ECOFIN-Rat bezeichnet. Zudem kannder EU-Rat in der Zusammensetzung der Staats- und Regierungschefs tagen (siehe auchEuropäischer Rat).

EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate) (euro interbank offered rate – EURIBOR):Der Durchschnittszinssatz, zu dem ein erstklassiges Kreditinstitut bereit ist, einem anderenKreditinstitut mit höchster Bonität Euro-Gelder zur Verfügung zu stellen. Der EURIBORwird täglich für Laufzeiten von einer bis drei Wochen sowie ein bis zwölf Monaten alsDurchschnitt der von repräsentativen Banken verlangten Zinssätze ermittelt und auf dreiDezimalstellen gerundet.

Euro (euro): Bezeichnung der europäischen Währung, die bei der Tagung des EuropäischenRats am 15. und 16. Dezember 1995 in Madrid beschlossen wurde. „Euro“ wird anstelle derBezeichnung „ECU“ verwendet, die im EG-Vertrag steht.

Euro Banking Association (EBA) (Euro Banking Association – EBA): Organisation, die alsForum für die Erforschung und Erörterung von Themen im Aufgabenbereich ihrer Mitgliederdient, insbesondere von Fragen, die mit der Verwendung des Euro und der Abrechnung vonEuro-Transaktionen zusammenhängen. Im Rahmen der EBA wurde eine Clearinggesellschaft(ABE Clearing, Société par Actions Simplifiée à capital variable) mit dem Zweck gegründet, abdem 1. Januar 1999 das Euro-Verrechnungs- und Saldenausgleichssystem (Euro 1) zu betrei-ben, das an die Stelle des ECU-Verrechnungs- und Saldenausgleichssystems getreten ist.

Page 239: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001224

Eurogebiet: Siehe Euro-Währungsgebiet.

Eurogruppe (Eurogroup): Ein informelles Gremium zur Abstimmung unter den Ministern ausdem ECOFIN-Rat, welche die Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets vertreten. DieEurogruppe tritt regelmäßig – meistens im Vorfeld von ECOFIN-Ratssitzungen – zusammen,um Fragen in Zusammenhang mit der gemeinsamen Zuständigkeit der Mitgliedstaaten desEurogebiets für die gemeinsame Währung zu erörtern. Die Europäische Kommission, undgegebenenfalls die Europäische Zentralbank, sind eingeladen, an diesen Sitzungen teilzu-nehmen.

Euro-Leitkurs (euro central rate): Der offizielle Wechselkurs der am WKM II teilnehmen-den Währungen gegenüber dem Euro; die Schwankungsbandbreiten des WKM II werden zubeiden Seiten des Leitkurses festgelegt.

Europäische Kommission (Kommission der Europäischen Gemeinschaften) (Euro-pean Commission – Commission of the European Communities): Ein Organ der EuropäischenGemeinschaft, das die Umsetzung der Bestimmungen des EG-Vertrags gewährleistet, diePolitik der Gemeinschaft gestaltet, Vorschläge zum Gemeinschaftsrecht unterbreitet und mitbestimmten anderen Kompetenzen ausgestattet ist. Auf wirtschaftspolitischem Gebiet sprichtdie Kommission Empfehlungen für die Grundzüge der Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaftaus und berichtet dem EU-Rat über konjunkturelle und wirtschaftspolitische Entwicklungen.Sie prüft die Einhaltung der Haushaltsdisziplin im Rahmen der multilateralen Überwachungund legt dem Rat Berichte vor. Der Kommission gehören 20 Mitglieder an: je zwei Mitgliederaus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie dem Vereinigten Königreich und je einesaus den übrigen Mitgliedstaaten.

Europäische Zentralbank (EZB) (European Central Bank – ECB): Die EZB ist der Mittel-punkt des Europäischen Systems der Zentralbanken und des Eurosystems und istgemäß Gemeinschaftsrecht eine Institution mit eigener Rechtspersönlichkeit. Sie stellt sicher,dass die dem Eurosystem und dem ESZB übertragenen Aufgaben entweder durch ihre eigeneTätigkeit oder durch die nationalen Zentralbanken nach Maßgabe der ESZB/EZB-Satzungerfüllt werden. Die EZB wird vom EZB-Rat und dem EZB-Direktorium geleitet. Ein drittesBeschlussorgan ist der Erweiterte Rat.

Europäischer Rat (European Council): Er gibt der Europäischen Union die nötigen Impulsezu ihrer Weiterentwicklung und legt die entsprechenden allgemeinen politischen Leitlinienfest. Der Europäische Rat setzt sich aus den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaatensowie dem Präsidenten der Europäischen Kommission zusammen (siehe auch EU-Rat).

Europäisches Parlament (European Parliament): Das Europäische Parlament besteht aus626 Vertretern der Bürger der EU-Mitgliedstaaten. Es ist am Gesetzgebungsprozess in unter-schiedlichem Umfang beteiligt, d. h. abhängig von dem Verfahren, nach dem EU-Recht erlassenwird. Im Rahmen der Wirtschafts- und Währungsunion besitzt das Parlament überwie-gend beratende Befugnisse. Der EG-Vertrag sieht jedoch gewisse Verfahren vor, welche diedemokratische Verantwortung der Europäischen Zentralbank gegenüber dem Parlamentgewährleisten sollen (Vorlage des Jahresberichts, allgemeine Debatte über die Geldpolitik,Anhörungen durch die zuständigen Parlamentsausschüsse).

Europäisches System der Zentralbanken (ESZB) (European System of Central Banks –ESCB): Das ESZB besteht aus der Europäischen Zentralbank und den nationalen Zentral-banken aller 15 Mitgliedstaaten, d. h., es umfasst außer den Mitgliedern des Eurosystems

Page 240: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

225EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

auch die nationalen Zentralbanken der Mitgliedstaaten, die den Euro noch nicht eingeführthaben. Das ESZB wird vom EZB-Rat und dem EZB-Direktorium geleitet. Ein drittesBeschlussorgan ist der Erweiterte Rat.

Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 95) (Euro-pean System of Accounts – ESA 95): Ein System einheitlicher statistischer Definitionen undKlassifikationen, das auf eine harmonisierte quantitative Darstellung der Volkswirtschaftender EU-Mitgliedstaaten abzielt. Das ESVG ist die EU-Version des internationalen System ofNational Accounts (SNA 1993). Das ESVG 95 ist das aktuelle statistische System Volkswirt-schaftlicher Gesamtrechnungen der EU und wird seit April 1999 gemäß Verordnung (EG)Nr. 2223/96 des Rates umgesetzt.

Europäisches Währungsinstitut (EWI) (European Monetary Institute – EMI): Das EWIwurde mit Beginn der zweiten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion (am 1. Januar1994) für einen befristeten Zeitraum errichtet. Die zwei Hauptaufgaben des EWI waren dieVerstärkung der Zusammenarbeit zwischen den nationalen Zentralbanken und der Koordinie-rung der Geldpolitik der einzelnen Länder, sowie die Durchführung der Vorarbeiten, die fürdie Errichtung des Europäischen Systems der Zentralbanken, die Durchführung einergemeinsamen Geldpolitik und die Schaffung einer gemeinsamen Währung in der dritten Stufeerforderlich waren. Das EWI wurde am 1. Juni 1998 nach Errichtung der EuropäischenZentralbank aufgelöst.

Euroraum: Siehe Euro-Währungsgebiet.

Eurostat (Eurostat): Das statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften, Eurostat, istinnerhalb der Europäischen Kommission für die Erstellung der Statistiken der Gemein-schaft zuständig.

Euro STOXX (EURO STOXX): STOXX Limited (www.stoxx.com) veröffentlicht Dow-Jones-STOXX-Indizes, die Aktienkursentwicklungen in Gesamteuropa messen. Der Dow-Jones-Euro-STOXX-Index ist Teil dieser Indexfamilie. Dieser Index ist ein Aggregat der Kurseeiner breiten Palette von Aktien aus den Mitgliedsländern des Euro-Währungsgebiets.Außerdem stehen drei Arten sektoraler Indizes (für Wirtschafts- und Marktsektoren sowiefür Branchen) zur Verfügung.

Eurosystem (Eurosystem): Umfasst die Europäische Zentralbank und die nationalenZentralbanken der Mitgliedstaaten, die den Euro in der dritten Stufe der Wirtschafts- undWährungsunion eingeführt haben (siehe auch Euro-Währungsgebiet). Derzeit gehörenzwölf nationale Zentralbanken dem Eurosystem an. Das Eurosystem wird vom EZB-Rat unddem EZB-Direktorium geleitet.

Euro-Währungsgebiet (Euroraum, Eurogebiet) (euro area): Gebiet, das gemäß EG-Vertrag jene Mitgliedstaaten umfasst, in denen der Euro als gemeinsame Währung einge-führt wurde und in denen unter der Verantwortung des EZB-Rats eine gemeinsame Geldpo-litik betrieben wird. Zum Euro-Währungsgebiet gehören Belgien, Deutschland, Finnland, Frank-reich, Griechenland (Beitritt am 1. Januar 2001), Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande,Österreich, Portugal und Spanien.

EWI: Siehe Europäisches Währungsinstitut.

EZB: Siehe Europäische Zentralbank.

Page 241: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001226

EZB-Direktorium (Executive Board): Eines der Beschlussorgane der Europäischen Zen-tralbank. Es setzt sich aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitglie-dern zusammen, die von den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten, die den Euroeingeführt haben, ernannt werden.

EZB-Rat (Governing Council): Das oberste Beschlussorgan der Europäischen Zentral-bank. Er setzt sich aus den Mitgliedern des EZB-Direktoriums und den Präsidenten dernationalen Zentralbanken jener Mitgliedstaaten zusammen, die den Euro eingeführt haben.

Feinsteuerungsoperation (fine-tuning operation): Unregelmäßiges, vom Eurosystemdurchgeführtes Offenmarktgeschäft, das hauptsächlich darauf abzielt, unerwartete Liqudi-tätsschwankungen am Markt auszugleichen.

Fernzugang zu einem Interbanken-Überweisungssystem (remote access to an inter-bank funds transfer system – IFTS): Die einem Kreditinstitut mit Sitz in einem Land(„Heimatland“) eingeräumte Möglichkeit, Direktteilnehmer an einem Interbanken-Über-weisungssystem in einem anderen Land („Gastland“) zu werden und zu diesem Zweck einVerrechnungskonto in seinem Namen bei der Zentralbank des Gastlandes zu unterhalten,ohne eine Niederlassung im Gastland zu haben.

Fremdwährungs-Liquiditätsposition des Eurosystems (Eurosystem’s foreign exchangeliquidity position): Umfasst die Währungsreserven und die sonstigen Aktiva und Passiva desEurosystems in Fremdwährung, einschließlich Positionen gegenüber Ansässigen im Euro-raum, wie z. B. Fremdwährungseinlagen bei im Euroraum ansässigen Banken.

Frontloading und Sub-Frontloading (frontloading, sub-frontloading): Die vorzeitige Abga-be von Euro-Banknoten bzw. -Münzen an Kreditinstitute (Frontloading) sowie die Weiterga-be durch die Kreditinstitute an bestimmte Zielgruppen, z. B. Handelsunternehmen, Geldtrans-portunternehmen, Automatenbetreiber oder die Bevölkerung (Sub-Frontloading) schon vordem 1. Januar 2002.

Geldmarkt (money market): Markt, auf dem kurzfristige Mittel aufgenommen, investiert undgehandelt werden, und zwar unter Verwendung von Finanzinstrumenten, die in der Regel eineUrsprungslaufzeit von weniger als einem Jahr haben.

Geldpolitische Strategie (monetary policy strategy): Die geldpolitische Strategie der Eu-ropäischen Zentralbank beruht auf einer quantitativen Definition der Preisstabilitätsowie zwei Analysekonzepten („Säulen“), auf die sich die Beurteilung der Risiken für diezukünftige Preisstabilität stützt. Die erste Säule weist der Geldmenge eine herausragendeRolle zu – die Entwicklungen der Geldmengen- und Kreditaggregate werden hinsichtlich ihresInformationsgehalts gründlich analysiert. Sie beinhaltet einen Referenzwert für das Geld-mengenwachstum sowie eine Reihe von Modellen zur Bestimmung oder Projektion vonPreisentwicklungen auf Basis der Entwicklung der Geldmengen- und Kreditaggregate. Diezweite Säule umfasst ein breites Spektrum weiterer wirtschaftlicher und finanzieller Variablen.Dazu gehören verschiedene Inflationsmodelle, die die Wechselwirkung zwischen Angebot undNachfrage sowie zwischen Kostendruck und Preisgestaltung an den Güter-, Dienstleistungs-und Arbeitsmärkten nachbilden.

Gemeinschaftlicher Besitzstand (acquis communautaire): Dieser Begriff umfasst alleRechtsakte der Europäischen Union, z. B. EU-Verträge, Verordnungen und Richtlinien. DieUmsetzung des Besitzstands ist Voraussetzung für den EU-Beitritt.

Page 242: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

227EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Geschäftspartner (counterparty): Kontrahent bei einem Finanzgeschäft (z. B. bei einerTransaktion mit einer Zentralbank).

Großbetragszahlungen (large-value payments): Zahlungen, die im Allgemeinen auf sehrhohe Beträge lauten, hauptsächlich zwischen Banken oder zwischen Finanzmarktteilnehmernerfolgen und normalerweise zeitkritisch sind.

Haftungsverbund (loss-sharing rule, loss-sharing agreement): Vereinbarung zwischen denTeilnehmern eines Überweisungs- oder Verrechnungssystems zur Aufteilung eines Verlusts,der entsteht, wenn ein oder mehrere Teilnehmer ihre Verpflichtungen nicht erfüllen können.Die Vereinbarung legt fest, wie der Verlust gegebenenfalls auf die betreffenden Partneraufgeteilt wird.

Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) (Harmonised Index of Consumer Pri-ces – HICP): Der HVPI ist der Preisindikator, anhand dessen der EZB-Rat feststellt, obPreisstabilität erreicht und gewährleistet ist. Um die Forderung des EG-Vertrags nacheinem Verbraucherpreisindex auf vergleichbarer Grundlage, unter Berücksichtigung der un-terschiedlichen Definitionen auf nationaler Ebene, zu erfüllen, entwickelte die EuropäischeKommission (Eurostat) in enger Zusammenarbeit mit den nationalen statistischen Ämternund dem Europäischen Währungsinstitut sowie nachfolgend der Europäischen Zen-tralbank den HVPI.

Hauptrefinanzierungsgeschäft (main refinancing operation): Regelmäßiges Offenmarkt-geschäft, das vom Eurosystem in Form einer befristeten Transaktion durchgeführtwird. Hauptrefinanzierungsgeschäfte werden im Wege von wöchentlichen Standardtendernmit einer Laufzeit von zwei Wochen durchgeführt.

HVPI: Siehe Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI).

Implizite Volatilität von Zinssätzen (implied interest rate volatility): Ein Maß für dieerwartete Volatilität zukünftiger kurz- und langfristiger Zinssätze, das sich aus den Options-preisen ableiten lässt. Ausgehend von dem beobachteten Marktpreis einer Option, der –unter anderem – ausdrücklich von der erwarteten Volatilität des Basiswertpreises bis zumAusübungstermin der Option abhängt, lässt sich die implizite Volatilität mithilfe eines Stan-dardmodells für Optionspreise berechnen. Als Basiswerte können Futures-Kontrakte aufkurzfristige Zinssätze, wie etwa den Dreimonats-EURIBOR, oder auf langfristige Anleihen,etwa auf zehnjährige deutsche Bundesanleihen, dienen. Bei entsprechenden Annahmen kanndie implizite Volatilität als die Einschätzung der Marktteilnehmer zur erwarteten Volatilitätdes Basiswertpreises während der Restlaufzeit der Option angesehen werden.

Interbanken-Überweisungssystem (IFTS) (interbank funds transfer system – IFTS): Über-weisungssystem, an dem (fast) ausschließlich Kreditinstitute direkt teilnehmen.

Interlinking-Mechanismus (interlinking mechanism): Komponente des TARGET-Systems.Bezeichnet die Infrastrukturen und Verfahren zwischen den nationalen RTGS-Systemen, diedie Abwicklung grenzüberschreitender Zahlungen in TARGET ermöglichen.

Kategorie-I-Sicherheit (tier one asset): Marktfähige Sicherheit, die bestimmte, im gesamtenEuro-Währungsgebiet einheitliche, von der Europäischen Zentralbank festgelegte Zu-lassungskriterien erfüllt.

Page 243: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001228

Kategorie-2-Sicherheit (tier two asset): Marktfähige oder nicht marktfähige Sicherheit, fürdie die jeweilige nationale Zentralbank vorbehaltlich der Genehmigung durch die Europäi-sche Zentralbank die Zulassungskriterien festlegt.

Konsolidierte Bilanz der MFIs (consolidated MFI balance sheet): Die konsolidierte Bilanzdes Sektors der Monetären Finanzinstitute (MFI-Sektor) wird durch Saldierung der in deraggregierten Bilanz enthaltenen Inter-MFI-Positionen (z. B. an MFIs vergebene Kredite, Einla-gen von Geldmarktfonds bei MFIs) erstellt. So erhält man Informationen über die Forderun-gen und Verbindlichkeiten des MFI-Sektors gegenüber Nicht-MFIs im Euro-Währungsge-biet (z. B. öffentliche Haushalte und sonstige Nicht-MFIs im Euro-Währungsgebiet) undgegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets. Die konsolidierte Bilanz ist diewichtigste statistische Grundlage für die Berechnung der Geldmengenaggregate. Auf derGrundlage der konsolidierten Bilanz erfolgt auch die regelmäßige Analyse der Gegenpostenvon M3.

Konvergenzprogramm (convergence programme): Siehe Stabilitätsprogramm.

Kopenhagener Kriterien (Copenhagen criteria): Vom Europäischen Rat im Juni 1993 inKopenhagen beschlossener Katalog von Kriterien, deren Erfüllung Voraussetzung für dieMitgliedschaft in der EU ist: (i) institutionelle Stabilität als Garantie für demokratische undrechtsstaatliche Ordnung, für die Wahrung der Menschenrechte sowie die Achtung und denSchutz von Minderheiten, (ii) eine funktionsfähige Marktwirtschaft sowie die Fähigkeit, demWettbewerbsdruck und den Marktkräften innerhalb der Union standzuhalten, und (iii) dieFähigkeit, die aus einer Mitgliedschaft erwachsenden Verpflichtungen zu übernehmen und sichdie Ziele der politischen Union sowie der Wirtschafts- und Währungsunion zu Eigen zumachen.

Korrespondenzbankbeziehung (correspondent banking): Vereinbarung, in deren Rahmenein Kreditinstitut Zahlungsverkehrs- und andere Dienstleistungen für ein anderes erbringt.Zahlungen durch Korrespondenzbanken werden oft über gegenseitige Konten (Nostro- undLorokonten) ausgeführt, die mit dauerhaften Kreditlinien verbunden sein können. Korrespon-denzbankdienste werden vor allem grenzüberschreitend angeboten, es existieren aber auchAgenturbeziehungen auf nationaler Ebene. Ein Lorokonto ist ein von einer Korrespondenz-bank im Auftrag eines ausländischen Kreditinstituts geführtes Konto; aus Sicht des ausländi-schen Kreditinstituts ist dieses Konto ein Nostrokonto.

Korrespondenzzentralbank-Modell (CCBM) (correspondent central banking model –CCBM): Vom Europäischen System der Zentralbanken eingerichtetes Verfahren mitdem Ziel, den Geschäftspartnern die Nutzung zentralbankfähiger Sicherheiten auf grenz-überschreitender Basis zu ermöglichen. Beim Korrespondenzzentralbank-Modell fungieren dienationalen Zentralbanken als Verwahrer füreinander; sie führen also Depots füreinander (undfür die Europäische Zentralbank).

Kredite an Nicht-MFIs im Euro-Währungsgebiet (credit to euro area residents): Einweit gefasstes Maß für die Kreditvergabe an Nicht-MFIs im Euro-Währungsgebiet (darunteröffentliche Haushalte sowie sonstige Nicht-MFIs) durch den MFI-Sektor. Diese Angabeumfasst Buchkredite und den MFI-Bestand an Wertpapieren. Letztere Position enthält Aktiensowie sonstige Dividendenwerte und Schuldverschreibungen, die von Nicht-MFIs im Euro-Währungsgebiet begeben wurden. Da Wertpapiere eine Finanzierungsalternative zu Kreditendarstellen und Kredite mit Wertpapieren besichert sein können, bieten die auf Basis dieserDefinition gelieferten Angaben ein genaueres Bild der Gesamtfinanzierung von Nicht-MFIs

Page 244: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

229EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

durch den MFI-Sektor als der eng gefasste Indikator „Buchkredite an Nicht-MFIs im Euro-Währungsgebiet“.

Kreditinstitut (credit institution): Bezieht sich auf ein Institut gemäß der Definition inArtikel 1 Nummer 1 der Richtlinie 2000/12/EG des Europäischen Parlaments und des Ratesvom 20. März 2000 über die Aufnahme und Ausübung der Tätigkeit der Kreditinstitute,geändert durch die Richtlinie 2000/28/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom18. September 2000. Demnach ist ein Kreditinstitut (i) ein Unternehmen, dessen Tätigkeitdarin besteht, Einlagen oder andere rückzahlbare Gelder des Publikums entgegenzunehmenund Kredite für eigene Rechnung zu gewähren, oder (ii) ein Unternehmen oder eine sonstigejuristische Person, das/die kein Kreditinstitut im Sinne von (i) ist und Zahlungsmittel in Formvon elektronischem Geld ausgibt. Elektronisches Geld (E-Geld) ist ein Geldwert, der eineForderung gegenüber dem Emittenten darstellt; dieser Wert ist a) auf einem Datenträgergespeichert, b) nicht geringer als der ausgegebene Geldwert, und kann c) für Zahlungen(außer an den Emittenten selbst) genutzt werden.

Längerfristiges Refinanzierungsgeschäft (longer-term refinancing operation): Regelmäßi-ges Offenmarktgeschäft, das vom Eurosystem in Form einer befristeten Transaktiondurchgeführt wird. Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte werden im Wege von monatlichenStandardtendern mit einer Laufzeit von drei Monaten durchgeführt.

Leitzinsen der EZB (key ECB interest rates): Die Zinssätze, die den geldpolitischen Kursder Europäischen Zentralbank widerspiegeln und vom EZB-Rat festgelegt werden. Leit-zinsen der EZB sind derzeit: der Mindestbietungssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte,der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und der Zinssatz für die Einlagefazi-lität.

Lieferung-gegen-Zahlung-System (L/Z-System) (delivery versus payment (DVP) sys-tem, delivery against payment system): Verfahren in einem Wertpapierabwicklungssys-tem, das sicherstellt, dass die endgültige Übertragung von Vermögenswerten (Wertpapierenoder sonstigen Finanzinstrumenten) ausschließlich unter der Bedingung erfolgt, dass im Gegen-zug die endgültige Übertragung des anderen Vermögenswerts bzw. der anderen Vermögens-werte zustande kommt.

M1, M2, M3: Siehe monetäre Aggregate.

MFIs: Siehe Monetäre Finanzinstitute (MFIs).

Mindestbietungssatz (minimum bid rate): Der niedrigste Zinssatz, zu dem Geschäftspart-ner bei Hauptrefinanzierungsgeschäften nach dem Zinstenderverfahren Gebote abgeben kön-nen. Hat die Leitzinsfunktion übernommen, die zuvor der Mengentendersatz ausübte. SieheLeitzinsen der EZB.

Mindestreservebasis (reserve base): Summe derjenigen Bilanzposten (insbesondere Ver-bindlichkeiten), die die Basis für die Berechnung des Mindestreserve-Solls eines Kredit-instituts darstellen.

Mindestreserve-Erfüllungsperiode (maintenance period): Zeitraum, für den die Einhal-tung der Mindestreservepflicht durch die Kreditinstitute berechnet wird. Die Mindest-reserve-Erfüllungsperiode des Eurosystems beträgt einen Monat, beginnend mit dem 24. einesMonats und endend am 23. des Folgemonats.

Page 245: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001230

Mindestreservepflicht (Mindestreserve-Soll) (reserve requirement): Verpflichtung derKreditinstitute, Mindestreserven bei der Zentralbank zu unterhalten. Nach den Mindestre-servevorschriften des Eurosystems wird die Höhe der von einem Kreditinstitut zu unterhal-tenden Mindestreserven (Mindestreserve-Soll) durch Multiplikation der mindestreservepflich-tigen Bilanzpositionen (Mindestreservebasis) des Instituts mit den jeweiligen Mindestre-servesätzen berechnet. Von dem so berechneten Mindestreserve-Soll können die Instituteeinen pauschalen Freibetrag abziehen.

Mindestreservesatz (reserve ratio): Von der Zentralbank für jede Kategorie mindest-reservepflichtiger Bilanzposten festgelegter Satz. Die Sätze werden zur Berechnung desMindestreserve-Solls verwendet.

Ministerrat: Siehe EU-Rat.

Monetäre Aggregate (monetary aggregates): Ein monetäres Aggregat ist definiert als dieSumme des Bargeldumlaufs zuzüglich jener ausstehenden Verbindlichkeiten von Monetä-ren Finanzinstituten und dem Zentralstaat (Postamt, Schatzamt), die eine große „Geldnä-he“ oder eine hohe Liquidität im weitesten Sinne aufweisen. Die eng gefasste Geldmenge M1bildet den Bargeldumlauf sowie täglich fällige Einlagen ab. Das mittlere Geldmengenaggre-gat M2 umfasst M1 sowie Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren undEinlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten. Die weit gefassteGeldmenge M3 umfasst M2 sowie Rückkaufsvereinbarungen, Geldmarktfondsanteile undGeldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit einer Ursprungslaufzeit von bis zu zweiJahren. Für das Wachstum von M3 hat der EZB-Rat einen Referenzwert bekannt gegeben.Siehe auch Referenzwert für das Geldmengenwachstum.

Monetäre Finanzinstitute – MFIs (Monetary Financial Institutions – MFIs): Alle Finanzins-titute, die zum Geldschöpfungssektor des Euro-Währungsgebiets gehören. Hierzu zählenZentralbanken, ansässige Kreditinstitute im Sinne der Gemeinschaftsgesetzgebung und alleanderen im Euroraum ansässigen Finanzinstitute, deren wirtschaftliche Tätigkeit darin besteht,Einlagen bzw. Einlagensubstitute im engeren Sinne von anderen Wirtschaftssubjekten als MFIsentgegenzunehmen und auf eigene Rechnung (zumindest im wirtschaftlichen Sinn) Kredite zugewähren und/oder in Wertpapiere zu investieren. Letztere Gruppe umfasst in erster LinieGeldmarktfonds. Ende 2001 gab es 8 868 MFIs im Euroraum (die Europäische Zentral-bank, 12 nationale Zentralbanken, 7 218 Kreditinstitute, 1 631 Geldmarktfonds und 6 sonsti-ge Finanzinstitute).

Multifunktionale vorausbezahlte Karte (multi-purpose prepaid card): Für verschiedensteZwecke verwendbares elektronisches Zahlungsmittel, das im Prinzip national oder internatio-nal einsetzbar, aber auch auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt sein kann. Eine aufladbaremultifunktionale vorausbezahlte Karte wird auch „elektronische Geldbörse“ genannt. Sieheauch Elektronisches Geld.

Nachschuss (Marktwertprinzip) (variation margin, marking to market): Das Eurosystemverpflichtet Geschäftspartner zur Einhaltung einer Bandbreite, innerhalb derer der Wertder für befristete Transaktionen gestellten Sicherheiten im Zeitablauf schwanken kann,ohne dass zusätzliche Nachschusszahlungen erforderlich werden. Unterschreitet der Basiswert lautlaufender Marktbewertung die Untergrenze, so sind die Geschäftspartner zu einer Nachschuss-leistung in Form von zusätzlichen Wertpapieren (oder in bar) verpflichtet. Umgekehrt erstattet dieZentralbank den Geschäftspartnern Überschüsse in Form von Wertpapieren (oder in bar), wennder Marktwert der Basiswerte bei der Bewertung die Bandbreite übersteigt.

Page 246: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

231EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Netto-Abrechnungssystem (net settlement system – NSS): Ein Überweisungssystem, indem der Zahlungsausgleich auf bilateraler oder multilateraler Nettobasis erfolgt.

Neudenominierung von Wertpapieren (re-denomination of securities): Die Denominie-rung eines Wertpapiers ist die Währung, in welcher der Nominalwert des Wertpapiersangegeben wird (in der Regel der Nennwert einer Wertpapierurkunde). Durch Neudenomi-nierung wurde die ursprüngliche Denominierung eines in einer nationalen Währungseinheitdes Euro emittierten Wertpapiers zum unwiderruflich festgelegten Umrechnungskurs aufEuro umgestellt.

Offenmarktgeschäft (open market operation): Geldpolitische Operation, die auf Initiativeder Zentralbank am Finanzmarkt durchgeführt wird und eine der folgenden Transaktionenumfasst: (i) endgültiger Kauf bzw. Verkauf von Vermögenswerten (Kassa und Termin), (ii) Kaufoder Verkauf von Vermögenswerten im Rahmen einer Rückkaufsvereinbarung, (iii) Kredit-gewährung oder Kreditaufnahme gegen Sicherheiten, (iv) Emission von Zentralbank-Schuld-verschreibungen, (v) Hereinnahme von Einlagen mit einer festen Laufzeit, oder (vi) Devisen-swaps zwischen inländischer und ausländischer Währung.

Option (option): Eine Option ist ein Finanzinstrument, das den Inhaber berechtigt, aber nichtverpflichtet, bestimmte Vermögenswerte – etwa Anleihen oder Aktien – zu einem im Vorausfestgelegten Preis, dem so genannten Ausübungspreis oder Basispreis, (bis) zu einem bestimm-ten künftigen Zeitpunkt – dem Ausübungstag oder Fälligkeitstag – zu kaufen oder zu verkau-fen. Eine Kaufoption (Call-Option) gibt dem Inhaber das Recht, die Vermögenswerte zumvereinbarten Ausübungspreis zu erwerben, während eine Verkaufsoption (Put-Option) demInhaber das Recht gibt, die Vermögenswerte zum vereinbarten Ausübungspreis zu verkaufen.

Öffentliche Haushalte: Siehe Staat.

Pauschaler Freibetrag (lump-sum allowance): Fester Betrag, den ein Institut bei der Be-rechnung seines Mindestreserve-Solls nach den Mindestreservevorschriften des Eurosys-tems abzieht.

Pensionsgeschäft (Repogeschäft) (repurchase operation, repo): Liquiditätszuführende be-fristete Transaktion auf der Grundlage einer Rückkaufsvereinbarung.

Preisstabilität (price stability): Die Gewährleistung der Preisstabilität ist das vorrangige Zielder Europäischen Zentralbank. Der EZB-Rat hat eine quantitative Definition von Preis-stabilität veröffentlicht, um klare Anhaltspunkte für die Erwartungen zukünftiger Preisent-wicklungen vorzugeben und zur Transparenz beizutragen. Der EZB-Rat definiert Preisstabili-tät als Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet von unter 2 % gegenüber dem Vorjahr, wobei Preisstabilität nach dieserDefinition mittelfristig gewährleistet werden soll. Die Definition legt eine Obergrenze für diegemessene Inflation fest; gleichzeitig macht die Verwendung des Wortes „Anstieg“ in derDefinition klar, dass Deflation, d. h. ein anhaltender Rückgang des HVPI-Index, nicht als mitPreisstabilität vereinbar angesehen wird.

Primärsaldo (primary balance): Finanzierungsdefizit oder -überschuss des Staates abzüglichZinsausgaben auf den bestehenden Schuldenstand des Gesamtstaates.

Projektionen (projections): Ergebnisse der von Experten des Eurosystems durchgeführtenAnalysen, die mögliche zukünftige gesamtwirtschaftliche Entwicklungen im Euro-Währungs-

Page 247: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001232

gebiet abschätzen. Projektionen für das Euro-Währungsgebiet werden in Abstimmung mitden relevanten einzelstaatlichen Projektionen erstellt. Die zweimal jährlich veröffentlichtenProjektionen sind ein Bestandteil der zweiten Säule der geldpolitischen Strategie derEuropäischen Zentralbank und stellen eine der Informationsquellen für die vom EZB-Ratvorgenommene Beurteilung der Risiken für Preisstabilität dar.

Realignment (realignment): Veränderung der Leitparität einer Währung, die an einem Wech-selkurssystem mit festen, aber anpassbaren Wechselkursrelationen teilnimmt. Im WKM IIbedeutet Realignment eine Veränderung des Euro-Leitkurses.

Referenzwert für das Geldmengenwachstum (reference value for monetary growth):Der EZB-Rat weist der Geldmenge eine herausragende Rolle in der Geldpolitik zu, d. h.,dass die Geldmengen und deren Gegenposten sehr genau auf ihren Informationsgehalt überzukünftige Preisentwicklungen untersucht werden. Der EZB-Rat unterstreicht dies durch dieBekanntgabe eines Referenzwerts für das Wachstum der Geldmenge M3. Der Referenzwertwird auf der Basis von mittelfristigen Annahmen über die trendmäßige Wachstumsentwick-lung des BIP und die Umlaufgeschwindigkeit von M3 ermittelt; hierbei wird besonders daraufgeachtet, dass er im Einklang mit der Definition des EZB-Rats von Preisstabilität steht undder Erreichung dieses Ziels dient. Deutliche oder anhaltende Abweichungen vom Referenz-wert für das M3-Wachstum wären im Normalfall als Gefährdung der mittelfristigen Preisstabi-lität zu interpretieren. Jedoch beinhaltet das Konzept des Referenzwerts keine Verpflichtungseitens des EZB-Rats, Abweichungen des M3-Wachstums vom Referenzwert „mechanistisch“zu korrigieren.

Referenzwert für die Finanzlage (reference value for the fiscal position): Das dem EG-Vertrag beigefügte Protokoll Nr. 20 über das Verfahren bei einem übermäßigen Defizit gibtexplizite Referenzwerte für die Defizitquote (3 % des BIP) bzw. die Schuldenquote (60 %des BIP) des Gesamtstaates an. Siehe Stabilitäts- und Wachstumspakt.

RTGS-System (Echtzeit-Bruttosystem) (Real-Time Gross Settlement system – RTGS):Bruttosystem, in dem jede Transaktion in Echtzeit (kontinuierlich) verarbeitet und ausgegli-chen wird (ohne Netting). Siehe auch TARGET-System.

Rückkaufsvereinbarung (repurchase agreement): Vereinbarung über den Verkauf einesVermögensgegenstands, die den Verkäufer berechtigt und verpflichtet, diesen Vermögens-gegenstand zu einem bestimmten Preis zu einem späteren Zeitpunkt oder auf Anforderungzurückzukaufen. Eine solche Vereinbarung gleicht wirtschaftlich einem besicherten Kredit, mitdem Unterschied, dass bei einem Kredit rechtlich kein Eigentum an den Sicherheiten übertra-gen wird. Das Eurosystem nutzt bei seinen befristeten Transaktionen Rückkaufsverein-barungen mit fester Fälligkeit. Befristete Transaktionen werden in der Geldmenge M3 berück-sichtigt, wenn ein Monetäres Finanzinstitut als Verkäufer und ein im Euroraum ansässigesNicht-MFI als Käufer auftreten. Gemäß der Verordnung der Europäischen Zentralbank überdie konsolidierte Bilanz des MFI-Sektors (EZB/2001/13, die EZB/1998/16 ersetzt hat) werdenPensionsgeschäfte (Repogeschäfte) als Verbindlichkeiten aus Einlagen klassifiziert, da sienicht marktfähig sind.

Schnelltender (quick tender): Tenderverfahren, das im Eurosystem für Feinsteuerungs-operationen verwendet wird. Schnelltender werden innerhalb einer Stunde und nur miteiner begrenzten Zahl von Geschäftspartnern durchgeführt.

Page 248: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

233EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Schuldenquote (debt ratio): Eines der in Artikel 104 Absatz 2 des EG-Vertrags festgeleg-ten fiskalpolitischen Konvergenzkriterien. Definiert als „Verhältnis zwischen dem öffentlichenSchuldenstand und dem Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen“, wobei „öffentlicher Schul-denstand“ wie in Protokoll Nr. 20 über das Verfahren bei einem übermäßigen Defizit definiertwird als „Brutto-Gesamtschuldenstand zum Nominalwert am Jahresende nach Konsolidierunginnerhalb und zwischen den einzelnen Bereichen des Staatssektors“. „Staat“ wird im Sinnedes Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 95)verstanden.

Sicherheiten (collateral): Vermögenswerte, die z. B. Kreditinstitute zur Besicherung vonKrediten der Zentralbank bei dieser als Pfand hinterlegen, sowie Vermögenswerte, welchez. B. die Zentralbank von Kreditinstituten im Zuge von liquiditätszuführenden Pensionsge-schäften ankauft.

Spitzenrefinanzierungsfazilität (marginal lending facility): Eine ständige Fazilität desEurosystems, die die Geschäftspartner nutzen können, um von einer nationalen Zentral-bank Übernachtkredit gegen refinanzierungsfähige Sicherheiten und zu einem im Vorausfestgelegten Zinssatz zu erhalten (siehe Leitzinsen der EZB).

Staat (öffentliche Haushalte) (general government): Der Begriff umfasst den Zentralstaat(Zentralregierung), regionale und lokale Gebietskörperschaften sowie Sozialversicherungsein-richtungen im Sinne des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrech-nungen (ESVG 95).

Stabilitäts- und Wachstumspakt (Stability and Growth Pact): Besteht aus zwei Verord-nungen des EU-Rats über (i) den Ausbau der haushaltspolitischen Überwachung und derÜberwachung und Koordinierung der Wirtschaftspolitiken sowie (ii) die Beschleunigung undKlärung des Verfahrens bei einem übermäßigen Defizit sowie aus der beim AmsterdamerGipfel verabschiedeten Entschließung des Europäischen Rats vom 17. Juni 1997 über denStabilitäts- und Wachstumspakt. Ziel des Pakts ist die Gewährleistung einer gesunden öffentli-chen Finanzlage in der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion als Mittel zurVerbesserung der Voraussetzungen für Preisstabilität und ein starkes, nachhaltiges Wachs-tum, das der Schaffung von Arbeitsplätzen förderlich ist. Insbesondere wird als mittelfristigesZiel die Forderung nach einem nahezu ausgeglichenen oder einen Überschuss aufweisendenHaushalt gestellt, damit die Mitgliedstaaten in der Lage sind, normale Konjunkturschwankun-gen zu bewältigen und zugleich das Defizit der öffentlichen Haushalte unterhalb des Refe-renzwertes für die Finanzlage von 3 % des BIP zu halten. Gemäß dem Stabilitäts- undWachstumspakt müssen die an der WWU teilnehmenden Mitgliedstaaten Stabilitätspro-gramme vorlegen – Mitgliedstaaten, für die eine Ausnahmeregelung gilt, hingegen weiterhinKonvergenzprogramme.

Stabilitätsprogramm (stability programme): Mittelfristiger Regierungsplan und Prognoseeines Mitgliedstaats des Euro-Währungsgebiets über die Entwicklung von wirtschaftlichenEckdaten im Hinblick auf die Erreichung des mittelfristigen Ziels eines nahezu ausgeglichenenoder einen Überschuss aufweisenden Haushalts gemäß dem Stabilitäts- und Wachstums-pakt. Hierbei wird vor allem auf die Konsolidierung des Budgets und auf die wirtschaftlichenRahmenbedingungen geachtet. Die Stabilitätsprogramme werden jährlich überarbeitet undvon der Europäischen Kommission und dem Wirtschafts- und Finanzausschuss über-prüft. Die Ergebnisse dieser Prüfung dienen dem ECOFIN-Rat als Beurteilungsgrundlage,wobei insbesondere bewertet wird, ob die mittelfristigen Budgetziele einen angemessenenSicherheitsspielraum zur Vermeidung eines übermäßigen Defizits vorsehen. Nicht an der

Page 249: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001234

Währungsunion teilnehmende Mitgliedstaaten müssen laut dem Stabilitäts- und Wachstums-pakt jährlich ein Konvergenzprogramm vorlegen.

Standardtender (standard tender): Tenderverfahren, das im Eurosystem bei regelmäßigenOffenmarktgeschäften verwendet wird. Standardtender werden innerhalb von 24 Stundendurchgeführt. Alle Geschäftspartner, welche die allgemeinen Zulassungskriterien erfüllen,sind berechtigt, bei Standardtendern Gebote abzugeben.

Ständige Fazilität (standing facility): Zentralbankfazilität, die von den Geschäftspartnernauf ihre eigene Initiative hin in Anspruch genommen werden kann. Das Eurosystem bietetzwei ständige Fazilitäten an, und zwar die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einla-gefazilität.

Strukturelle Operation (structural operation): Ein Offenmarktgeschäft des Eurosys-tems, das hauptsächlich durchgeführt wird, um die strukturelle Liquiditätsposition des Fi-nanzsektors gegenüber dem Eurosystem anzupassen.

Sub-Frontloading: Siehe Frontloading und Sub-Frontloading.

Täglich fällige Einlagen (overnight deposits): Einlagen, für die eine Bindungs- oder Kündi-gungsfrist von maximal einem Tag vereinbart wurde. Diese Kategorie von Instrumentenumfasst in erster Linie Sichteinlagen, die frei übertragbar sind (durch Scheck oder derglei-chen). Sie beinhaltet aber auch nichtübertragbare Guthaben, die auf Antrag oder bis zumGeschäftsschluss des folgenden Tages verfügbar sind.

TARGET-System (Transeuropäisches Automatisiertes Echtzeit-Brutto-Express-Überweisungssystem) (Trans-European Automated Real-time Gross settlement ExpressTransfer system): Das Echtzeit-Brutto-Überweisungssystem (RTGS-System) für den Euro.Dezentrales Zahlungssystem, das sich aus den nationalen RTGS-Systemen der 15 EU-Mitglied-staaten und dem EZB-Zahlungsverkehrsmechanismus zusammensetzt. Diese sind im Rahmeneines einheitlichen Verfahrens (Interlinking-Mechanismus) miteinander verbunden, sodassgrenzüberschreitende Überweisungen zwischen verschiedenen Systemen in der gesamten EUermöglicht werden.

Überweisungssystem (funds transfer system – FTS): Eine formale, auf privaten Verträgenoder gesetzlicher Regelung beruhende Vereinbarung für die Übermittlung und den Ausgleichvon Geldverbindlichkeiten zwischen mehreren Mitgliedern nach gemeinsamen Regeln undstandardisierten Vorkehrungen.

UMTS: Siehe Universal Mobile Telecommunications System (UMTS).

Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) (Universal Mobile Telecom-munications System – UMTS): System für die „dritte Generation“ (3 G) des Mobilfunks. AlleRegierungen der EU-Mitgliedstaaten verkaufen oder vergeben Lizenzen für Mobilfunkfrequen-zen an Telekommunikationsgesellschaften.

Vorverteilung: Siehe Frontloading und Sub-Frontloading.

Vorzeitige Ab- und Weitergabe von Euro-Banknoten und -Münzen: Siehe Front-loading und Sub-Frontloading.

Page 250: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

235EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Währungsreserven des Eurosystems (Eurosystem’s international reserves): Die Wäh-rungsreserven des Euroraums umfassen die Währungsreserven des Eurosystems, d. h. dieWährungsreserven der Europäischen Zentralbank und der Zentralbanken des Euroraums.Währungsreserven müssen (i) der effektiven Kontrolle der zuständigen Währungsbehörde,d. h. der EZB bzw. der nationalen Zentralbank eines der teilnehmenden Mitgliedstaaten,unterworfen sein und (ii) sich auf hochliquide, marktfähige und kreditwürdige in ausländischer(nicht auf Euro lautender) Währung denominierte Forderungen gegenüber Ansässigen außer-halb des Euroraums sowie auf Gold, Sonderziehungsrechte und Reservepositionen der Zen-tralbanken der am Euroraum teilnehmenden Mitgliedstaaten beim Internationalen Währungs-fonds beziehen.

Wechselkursmechanismus II (WKM II) (exchange rate mechanism II – ERM II): DerWechselkursmechanismus, der den Rahmen für die wechselkurspolitische Zusammenarbeitzwischen dem Euro-Währungsgebiet und den EU-Mitgliedstaaten bildet, die nicht ab Be-ginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion dem Euroraum angehören.Die Teilnahme ist freiwillig; allerdings wird von den Mitgliedstaaten, für die eine Aus-nahmeregelung gilt, erwartet, dass sie sich am Mechanismus beteiligen. Zurzeit gehört diedänische Krone dem WKM II an; für sie gilt eine Schwankungsbandbreite von ±2,25 % umihren Leitkurs gegenüber dem Euro. Interventionen an den Interventionspunkten der Stan-dard-Schwankungsbandbreiten sowie der engeren Schwankungsbandbreiten erfolgen grund-sätzlich automatisch und in unbegrenzter Höhe, wobei eine sehr kurzfristige Finanzierung zurVerfügung steht. Die Europäische Zentralbank und die teilnehmenden, nicht dem Euro-Währungsgebiet angehörenden nationalen Zentralbanken können automatische Interventio-nen jedoch aussetzen, wenn diese dem vorrangigen Ziel, Preisstabilität zu gewährleisten,zuwiderlaufen sollten.

Wertpapierabwicklungssystem (securities settlement system): Ein System, das die Hal-tung und Übertragung von Wertpapieren und sonstigen finanziellen Vermögenswerten entwe-der gebührenfrei oder gegen Gebühr (Lieferung-gegen-Zahlung-System) ermöglicht.

Wirtschafts- und Finanzausschuss (Economic and Financial Committee): Ein beratendesGemeinschaftsgremium, das mit Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungs-union, nach Auflösung des Währungsausschusses, eingesetzt wurde. Jeder Mitgliedstaat sowiedie Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank ernennen jeweilshöchstens zwei Ausschussmitglieder, und zwar je einen leitenden Verwaltungsbeamten undje einen hochrangigen Vertreter der nationalen Zentralbank. In Artikel 114 Absatz 2 desEG-Vertrags sind die Aufgabenbereiche des Wirtschafts- und Finanzausschusses angeführt,darunter auch die Beobachtung der Wirtschafts- und Finanzlage der Mitgliedstaaten und derGemeinschaft.

Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) (Economic and Monetary Union – EMU): DerEG-Vertrag beschreibt den Weg zur WWU innerhalb der Europäischen Union (EU) alsdreistufigen Prozess. Die erste Stufe der WWU, die in erster Linie vom Abbau sämtlicherBeschränkungen des freien Kapitalverkehrs innerhalb der EU gekennzeichnet war, begann imJuli 1990 und endete am 31. Dezember 1993. Die zweite Stufe der WWU begann am 1. Januar1994. Sie sah unter anderem die Errichtung des Europäischen Währungsinstituts, dasVerbot der monetären Finanzierung der öffentlichen Hand, das Verbot eines bevorrechtigtenZugangs der öffentlichen Hand zu Finanzinstituten sowie die Vermeidung übermäßiger Haus-haltsdefizite vor. Die dritte Stufe begann am 1. Januar 1999 mit der Übertragung der geldpoli-tischen Zuständigkeit auf die Europäische Zentralbank und der Einführung des Euro. DieBargeldumstellung am 1. Januar 2002 war die letzte Etappe auf dem Weg zur Vollendung derWWU.

Page 251: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001236

WKM II: Siehe Wechselkursmechanismus II (WKM II).

WWU: Siehe Wirtschafts- und Währungsunion.

Zahlung gegen Zahlung (payment versus payment – PvP): Ein Mechanismus in Devisenhan-dels-Abwicklungssystemen, der sicherstellt, dass die endgültige Überweisung der einen Wäh-rung erst erfolgt, sobald die endgültige Überweisung der anderen Währung bzw. Währungensichergestellt ist.

Zahlungsausgleichsagent (settlement agent): Eine Stelle, die den Saldenausgleich (z. B. dieErmittlung der Ausgleichsbeträge und die Überwachung der Zahlungsströme) für Überwei-sungssysteme und andere Systeme, die einen Saldenausgleich erfordern, steuert.

Zeitwertbilanzierung (Fair Value Accounting – FVA): Ein Bewertungsprinzip, das für dieBestimmung des Bilanzwerts von Finanzinstrumenten die Verwendung eines Marktpreises,oder – falls nicht anwendbar – die Ableitung eines aktuellen Marktpreises auf Basis desBarwerts der erwarteten künftigen Zahlungsströme vorschreibt.

Zentrale Wertpapierverwahrstelle (central securities depository – CSD): Einrichtung fürdie Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren oder anderen Finanzanlagen, die esermöglicht, Wertpapiertransaktionen stückelos, d. h. durch buchmäßige Übertragung, abzuwi-ckeln. Dabei kann es sich um effektive (von der Wertpapierverwahrstelle immobilisierte) oderdematerialisierte (d. h. rein elektronisch erfasste) Wertpapiere handeln.

Page 252: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

237EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

2. Januar 2001

Am 1. Januar 2001 wird der Euro in Griechen-land eingeführt. Damit ist Griechenland derzwölfte EU-Mitgliedstaat, der die Gemeinschafts-währung eingeführt hat und das erste Land, umdas der Euroraum seit Beginn der dritten Stufeder Wirtschafts- und Währungsunion (WWU)am 1. Januar 1999 erweitert wurde. Demzufol-ge ist die Bank von Griechenland nunmehr einvollwertiges Mitglied des Eurosystems und hatdieselben Rechte und Pflichten wie die elf natio-nalen Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten, dieden Euro zuvor eingeführt haben. Im Einklangmit Artikel 49 der Satzung des EuropäischenSystems der Zentralbanken und der Europäi-schen Zentralbank zahlt die Bank von Grie-chenland den Rest des von ihr gezeichnetenAnteils am Kapital der EZB sowie ihren Anteilan den Rücklagen der EZB ein und überträgtaußerdem der EZB ihren Beitrag zu den Wäh-rungsreserven der EZB.

4. Januar 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfteund die Zinssätze für die Spitzenrefinanzie-rungsfazilität und die Einlagefazilität unverän-dert bei 4,75 %, 5,75 % bzw. 3,75 % zu belas-sen. Darüber hinaus setzt der EZB-Rat denZuteilungsbeitrag für die 2001 durchzufüh-renden längerfristigen Refinanzierungsgeschäf-te mit 20 Mrd € pro Geschäft fest. DieserBetrag berücksichtigt den erwarteten Liqui-ditätsbedarf des Bankensystems im Euro-Währungsgebiet im Jahr 2001 und denWunsch des Eurosystems, die Refinanzierungder Banken weiterhin vorwiegend über dieHauptrefinanzierungsgeschäfte abzuwickeln.

18. Januar, 1. Februar, 15. Februar,1. März, 15. März, 29. März, 11. April,26. April 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbie-tungssatz für die Hauptrefinanzierungsge-

Chronik der geldpolitischen Maßnahmen

schäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenre-finanzierungsfazilität und die Einlagefazilitätunverändert bei 4,75 %, 5,75 % und 3,75 %zu belassen.

10. Mai 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte desEurosystems mit Wirkung vom 15. Mai 2001,an dem das nächste Geschäft abzuwickeln ist,um 0,25 Prozentpunkte auf 4,50 % zu senken.Er beschließt ferner, die Zinssätze für dieSpitzenrefinanzierungsfaziliät und die Einlage-fazilität mit Wirkung vom 11. Mai um jeweils0,25 Prozentpunkte auf 5,50 % bzw. 3,50 %zu senken.

23. Mai, 7. Juni, 21. Juni, 5. Juli, 19. Juli,2. August 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte so-wie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzie-rungsfazilität und die Einlagefazilität unverän-dert bei 4,50 %, 5,50 % und 3,50 % zubelassen.

30. August 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte desEurosystems mit Wirkung vom 5. September2001, an dem das nächste Geschäft abzuwi-ckeln ist, um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 %zu senken. Er beschließt ferner, die Zinssätzefür die Spitzenrefinanzierungsfazilität und dieEinlagefazilität mit Wirkung vom 31. August2001 um 0,25 Prozentpunkte auf 5,25 % bzw.3,25 % zu senken.

13. September 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte so-

Page 253: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001238

wie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungs-fazilität und die Einlagefazilität unverändert bei4,25 %, 5,25 % und 3,25 % zu belassen.

17. September 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte desEurosystems mit Wirkung vom 19. Septem-ber 2001, an dem das nächste Geschäft abzu-wickeln ist, um 0,50 Prozentpunkte auf 3,75 %anzuheben. Er beschließt ferner, die Zinssät-ze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität unddie Einlagefazilität mit Wirkung vom 18. Sep-tember 2001 um 0,50 Prozentpunkte auf4,75 % bzw. 2,75 % zu senken.

27. September, 11. Oktober,25. Oktober 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte so-wie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzie-rungsfazilität und die Einlagefazilität unverän-dert bei 3,75 %, 4,75 % und 2,75 % zubelassen.

8. November 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte desEurosystems mit Wirkung vom 14. Novem-ber 2001, an dem das nächste Geschäft abzu-wickeln ist, um 0,50 Prozentpunkte auf 3,25 %anzuheben. Er beschließt ferner, die Zinssät-ze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität unddie Einlagefazilität mit Wirkung vom 9. No-vember 2001 um 0,50 Prozentpunkte auf4,25 % bzw. 2,25 % zu senken. Der EZB-Ratbeschließt ferner, den geldpolitischen Kurskünftig grundsätzlich nur jeweils auf der ers-ten Sitzung im Monat zu überdenken.

6. Dezember 2001

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte so-wie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzie-rungsfazilität und die Einlagefazilität unverän-dert bei 3,25 %, 4,25 % und 2,25 % zubelassen. Er beschließt ferner, den Referenz-wert für die Jahreswachstumsrate des Geld-mengenaggregats M3 bei 4½ % zu belassen.

3. Januar 2002

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte so-wie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzie-rungsfazilität und die Einlagefazilität unverän-dert bei 3,25 %, 4,25 % und 2,25 % zubelassen. Darüber hinaus setzt der EZB-Ratden Zuteilungsbeitrag für die im Jahr 2002durchzuführenden längerfristigen Refinanzie-rungsgeschäfte mit 20 Mrd € pro Geschäftfest. Dieser Betrag berücksichtigt den erwar-teten Liquiditätsbedarf des Bankensystemsdes Euro-Währungsgebiets im Jahr 2002 undden Wunsch des Eurosystems, die Refinan-zierung der Banken weiterhin vorwiegendüber die Hauptrefinanzierungsgeschäfte ab-zuwickeln. Im Fall unvorhersehbarer Entwick-lungen kann der EZB-Rat den Zuteilungsbe-trag im Jahresverlauf anpassen.

7. Februar, 7. März 2002

Der EZB-Rat beschließt, den Mindestbietungs-satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte so-wie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzie-rungsfazilität und die Einlagefazilität unverän-dert bei 3,25 %, 4,25 % und 2,25 % zubelassen.

Page 254: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

239EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Von der EZB im Jahr 2001 erlasseneRechtsinstrumente

Diese Liste bietet einen Überblick über dieRechtsinstrumente, die im Jahr 2001 von derEZB erlassen und im Amtsblatt der Europäi-schen Gemeinschaften veröffentlicht wurden.Diese (und weitere) EZB-Rechtsinstrumentesind beim Amt für amtliche Veröffentlichun-

gen der Europäischen Gemeinschaften erhält-lich. Eine umfassende Aufstellung der seitGründung der EZB erlassenen Rechtsinstru-mente findet sich auf der EZB-Website(www.ecb.int).

Nummer

EZB/2001/1

EZB/2001/2

EZB/2001/3

EZB/2001/4

EZB/2001/5

EZB/2001/6

EZB/2001/7

EZB/2001/8

EZB/2001/9

EZB/2001/10

Titel

Leitlinie der Europäischen Zentralbank vom 10. Januar 2001 über

bestimmte Vorschriften für die Euro-Bargeldumstellung im Jahr

2002

Empfehlung der Europäischen Zentralbank vom 1. März 2001 für

eine Verordnung des Rates zur Änderung der Verordnung (EG)

Nr. 2531/98 des Rates vom 23. November 1998 über die Auferle-

gung einer Mindestreservepflicht durch die Europäische Zentralbank

Leitlinie der Europäischen Zentralbank vom 26. April 2001 über ein

transeuropäisches automatisches Echtzeit-Brutto-Express-Zahlungs-

verkehrssystem (Target)

Verordnung (EG) Nr. 985/2001 der Europäischen Zentralbank vom

10. Mai 2001 zur Änderung der Verordnung EZB/1999/4 über das

Recht der Europäischen Zentralbank, Sanktionen zu verhängen

Leitlinie der Europäischen Zentralbank vom 21. Juni 2001 zur Än-

derung der Leitlinie EZB/2000/1 vom 3. Februar 2000 über die

Verwaltung von Währungsreserven der Europäischen Zentralbank

durch die nationalen Zentralbanken sowie über die Rechtsdokumen-

tation bei Geschäften mit den Währungsreserven der Europäischen

Zentralbank

Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 5. Juli 2001 zur Än-

derung des Beschlusses EZB/1998/4 über die Verabschiedung der

Beschäftigungsbedingungen für das Personal der Europäischen Zen-

tralbank

Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 30. August 2001

über die Stückelung, Merkmale und Reproduktion sowie den

Umtausch und Einzug von Euro-Banknoten

Leitlinie der Europäischen Zentralbank vom 13. September 2001

über bestimmte Vorschriften für die vorzeitige Abgabe von

Euro-Banknoten außerhalb des Euro-Währungsgebiets

Leitlinie der Europäischen Zentralbank vom 27. September 2001

gemäß Artikel 31.3 der Satzung des Europäischen Systems der

Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank für die von

den teilnehmenden Mitgliedstaaten ausgeführten Transaktionen

mit ihren Arbeitsguthaben in Fremdwährungen

Leitlinie der Europäischen Zentralbank vom 25. Oktober 2001

zur Änderung der Leitlinie EZB/2000/6 über die Anwendung

von Artikel 52 der Satzung des Europäischen Systems der Zen-

tralbanken und der Europäischen Zentralbank nach dem Ende

der Übergangszeit

Publikation

ABl. L 55,

24.2.2001,

S. 80 – 83

ABl. C 89,

20.3.2001,

S. 4 – 6

ABl. L 140,

24.5.2001,

S. 72 – 86

ABl. L 137,

19.5.2001,

S. 24

ABl. L 190,

12.7.2001,

S. 26 – 28

ABl. L 201,

26.7.2001,

S. 25

ABl. L 233,

31.8.2001,

S. 55 – 57

ABl. L 257,

26.9.2001,

S. 6 – 9

ABl. L 276,

19.10.2001,

S. 21 – 26

ABl. L 304,

21.11.2001,

S. 28 – 29

Page 255: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001240

Nummer Titel Publikation

EZB/2001/11

EZB/2001/12

EZB/2001/13

EZB/2001/14

EZB/2001/15

EZB/2001/16

EZB/2001/17

EZB/2001/18

EZB/2001/19

Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 8. November 2001

über bestimmte Voraussetzungen für den Zugang zum Falsch-

geldüberwachungssystem (FGÜS)

Leitlinie der Europäischen Zentralbank vom 16. November 2001

zur Änderung der Leitlinie EZB/2000/1 über die Verwaltung

von Währungsreserven der Europäischen Zentralbank durch die

nationalen Zentralbanken sowie über die Rechtsdokumentation

bei Geschäften mit den Währungsreserven der Europäischen

Zentralbank

Verordnung (EG) 2423/2001 der Europäischen Zentralbank vom

22. November 2001 über die konsolidierte Bilanz des Sektors

der monetären Finanzinstitute

Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 3. Dezember 2001

zur Änderung des Beschlusses EZB/2001/7 über die Stücke-

lung, Merkmale und Reproduktion sowie den Umtausch und

Einzug von Euro-Banknoten

Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 6. Dezember 2001

über die Ausgabe von Euro-Banknoten

Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 6. Dezember 2001

über die Verteilung der monetären Einkünfte der nationalen

Zentralbanken der teilnehmenden Mitgliedstaaten ab dem Ge-

schäftsjahr 2002

Empfehlung der Europäischen Zentralbank vom 6. Dezember

2001 über die Aufhebung von Bestimmungen der teilnehmen-

den Mitgliedstaaten zur Begrenzung der Anzahl an Münzen in

einer nationalen Währungseinheit, die im Rahmen einer einzel-

nen Zahlung verwendet werden können

Verordnung (EG) Nr. 63/2002 der Europäischen Zentralbank

vom 20. Dezember 2001 über die Statistik über die von monetä-

ren Finanzinstituten angewandten Zinssätze für Einlagen und

Kredite gegenüber privaten Haushalten und nichtfinanziellen

Kapitalgesellschaften

Entscheidung der Europäischen Zentralbank vom 20. Dezember

2001 über die Genehmigung des Umfangs der Ausgabe von

Münzen im Jahr 2002

ABl. L 337,

20.12.2001,

S. 49 – 51

ABl. L 310,

28.11.2001,

S. 31 – 32

ABl. L 333,

17.12.2001,

S. 1 – 46

ABl. L 5,

9.1.2002,

S. 26 – 28

ABl. L 337,

20.12.2001,

S. 52 – 54

ABl. L 337,

20.12.2001,

S. 55 – 61

ABl. C 356,

14.12.2001,

S. 9 – 10

ABl. L 10,

12.1.2002,

S. 24 – 46

ABl. L 344,

28.12.2001,

S. 89

Page 256: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

241EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Dieses Verzeichnis soll den Leser über ausgewählte Publikationen der Europäischen Zentralbankinformieren. Die Publikationen werden von der Presseabteilung kostenlos an Interessentenabgegeben. Anfragen sind schriftlich an die im Impressum angegebene Postanschrift zu richten.

Eine vollständige Liste der Publikationen des Europäischen Währungsinstituts kann unter derInternetadresse (www.ecb.int) abgerufen werden.

Jahresbericht

„Jahresbericht 1998“, April 1999.

„Jahresbericht 1999“, April 2000.

„Jahresbericht 2000“, Mai 2001.

Konvergenzbericht

„Konvergenzbericht 2000“, Mai 2000.

Monatsbericht

Ab Januar 1999 veröffentlichte Artikel:

„Das Euro-Währungsgebiet zu Beginn der dritten Stufe“, Januar 1999.

„Die stabilitätsorientierte geldpolitische Strategie des Eurosystems“, Januar 1999.

„Monetäre Aggregate im Euro-Währungsgebiet und ihre Rolle in der geldpolitischen Strategie desEurosystems“, Februar 1999.

„Die Rolle kurzfristiger Konjunkturindikatoren bei der Analyse der Preisentwicklungim Euro-Währungsgebiet“, April 1999.

„Der Bankensektor im Euroraum: strukturelle Merkmale und Entwicklungen“, April 1999.

„Der Handlungsrahmen des Eurosystems: Beschreibung und erste Beurteilung“, Mai 1999.

„Die Umsetzung des Stabilitäts- und Wachstumspakts“, Mai 1999.

„Längerfristige Entwicklungen und konjunkturelle Schwankungen der wichtigenvolkswirtschaftlichen Indikatoren der Länder des Euro-Währungsgebiets“, Juli 1999.

„Der institutionelle Rahmen des Europäischen Systems der Zentralbanken“, Juli 1999.

„Die internationale Rolle des Euro“, August 1999.

„Die Bilanzen der Monetären Finanzinstitute des Euro-Währungsgebiets zu Beginndes Jahres 1999“, August 1999.

„Inflationsunterschiede in einer Währungsunion“, Oktober 1999.

„Die Jahr-2000-Vorbereitungen des ESZB“, Oktober 1999.

„Auf Preisstabilität ausgerichtete Politik und die Entwicklung der langfristigen Realzinsen in denneunziger Jahren“, November 1999.

„TARGET und der Euro-Zahlungsverkehr“, November 1999.

Publikationen derEuropäischen Zentralbank (EZB)

Page 257: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001242

„Die Rechtsinstrumente der Europäischen Zentralbank“, November 1999.

„Das Euro-Währungsgebiet ein Jahr nach Einführung des Euro: Wesentliche Merkmale undVeränderungen in der Finanzstruktur“, Januar 2000.

„Währungsreserven und Devisengeschäfte des Eurosystems“, Januar 2000.

„Das Eurosystem und die EU-Erweiterung“, Februar 2000.

„Konsolidierung im Bereich der Wertpapierabwicklung“, Februar 2000.

„Der nominale und reale effektive Wechselkurs des Euro“, April 2000.

„WWU und Bankenaufsicht“, April 2000.

„Der Informationsgehalt von Zinssätzen und ihren Derivaten für die Geld- und Währungspolitik“,Mai 2000.

„Entwicklung und Struktur der Arbeitsmärkte im Euro-Währungsgebiet“, Mai 2000.

„Die Umstellung auf Zinstender bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften“, Juli 2000.

„Geldpolitische Transmission im Euro-Währungsgebiet“, Juli 2000.

„Die Finanzpolitik im Euro-Währungsgebiet unter den Bedingungen einer alterndenBevölkerung“, Juli 2000.

„Preis- und Kostenindikatoren für das Euro-Währungsgebiet: ein Überblick“, August 2000.

„Der Außenhandel des Euro-Währungsgebiets: Strukturen und Tendenzen“, August 2000.

„Potenzialwachstum und Produktionslücke: Begriffsabgrenzung, Anwendungsbereiche undSchätzergebnisse“, Oktober 2000.

„Die Beziehungen der EZB zu den Organen und Einrichtungen der Europäischen Union“,Oktober 2000.

„Die zwei Säulen der geldpolitischen Strategie der EZB“, November 2000.

„Fragen rund um den Einsatz von elektronischem Geld“, November 2000.

„Das Euro-Währungsgebiet nach dem Beitritt Griechenlands“, Januar 2001.

„Geldpolitik bei Unsicherheit“, Januar 2001.

„Die Beziehungen der EZB zu internationalen Organisationen und Foren“, Januar 2001.

„Charakteristika der Unternehmensfinanzierung im Euro-Währungsgebiet“, Februar 2001.

„Auf dem Weg zu einem einheitlichen Leistungsniveau für Massenzahlungen imEuro-Währungsgebiet“, Februar 2001.

„Die externe Kommunikation der Europäischen Zentralbank“, Februar 2001.

„Beurteilung der allgemeinen Wirtschaftsstatistik für den Euroraum“, April 2001.

„Die Rahmenregelungen für Sicherheiten des Eurosystems“, April 2001.

„Die Einführung der Euro-Banknoten und -Münzen“, April 2001.

„Gestaltungsrahmen und Instrumentarium der monetären Analyse“, Mai 2001.

„Die neue Basler Eigenkapitalvereinbarung aus Sicht der EZB“, Mai 2001.

„Finanzierung und Geldvermögen(sbildung) der nichtfinanziellen Sektoren im Euro-Währungsgebiet“, Mai 2001.

Page 258: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

243EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

„Neue Technologien und Produktivität im Euro-Währungsgebiet“, Juli 2001.

„Indizes zur Messung der Kerninflation im Euro-Währungsgebiet“, Juli 2001.

„Finanzpolitik und Wirtschaftswachstum“, August 2001.

„Gütermarktreformen im Euro-Währungsgebiet“, August 2001.

„Die Rolle zentraler Kontrahenten bei der Konsolidierung der Wertpapierabwicklungim Euro-Währungsgebiet“, August 2001.

„Fragen im Zusammenhang mit geldpolitischen Regeln“, Oktober 2001.

„Bietungsverhalten der Geschäftspartner bei Offenmarktgeschäften des Eurosystems“,Oktober 2001.

„Die Euro-Bargeldumstellung außerhalb des Euro-Währungsgebiets“, Oktober 2001.

„Der Informationsgehalt von Gesamtindikatoren des Konjunkturzyklus imEuro-Währungsgebiet“, November 2001.

„Der wirtschaftspolitische Rahmen der WWU“, November 2001.

„Wirtschaftliche Fundamentalfaktoren und der Wechselkurs des Euro“, Januar 2002.

„Die Euro-Banknoten: die Bargeldumstellung und Maßnahmen im Anschluss daran“,Januar 2002.

„Aktienmarkt und Geldpolitik“, Februar 2002.

„Jüngste Entwicklungen in der internationalen Zusammenarbeit“, Februar 2002.

Occasional Papers

1. „The impact of the euro on money and bond markets“ von Javier Santillán, Marc Bayleund Christian Thygesen, Juli 2000.

2. „The effective exchange rates of the euro“ von Luca Buldorini, Stelios Makrydakis undChristian Thimann, Februar 2002.

Diskussionspapiere

1. „A global hazard index for the world foreign exchange markets“ von V. Brousseau undF. Scacciavillani, Mai 1999.

2. „What does the single monetary policy do? A SVAR benchmark for the European CentralBank“ von C. Monticelli und O. Tristani, Mai 1999.

3. „Fiscal policy effectiveness and neutrality results in a non-Ricardian world“ von C. Detken,Mai 1999.

4. „From the ERM to the euro: new evidence on economic and policy convergence amongEU countries“ von I. Angeloni und L. Dedola, Mai 1999.

5. „Core inflation: a review of some conceptual issues“ von M. Wynne, Mai 1999.

6. „The demand for M3 in the euro area“ von G. Coenen und J.-L. Vega, September 1999.

7. „A cross-country comparison of market structures in European banking“ von O. De Bandtund E. P. Davis, September 1999.

Page 259: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001244

8. „Inflation zone targeting“ von A. Orphanides und V. Wieland, Oktober 1999.

9. „Asymptotic confidence bands for the estimated autocovariance and autocorrelationfunctions of vector autoregressive models“ von G. Coenen, Januar 2000.

10. „On the effectiveness of sterilized foreign exchange intervention“ von R. Fatum, Februar 2000.

11. „Is the yield curve a useful information variable for the Eurosystem?“ von J. M. Berk undP. van Bergeijk, Februar 2000.

12. „Indicator variables for optimal policy“ von L. E. O. Svensson und M. Woodford,Februar 2000.

13. „Monetary policy with uncertain parameters“ von U. Söderström, Februar 2000.

14. „Assessing nominal income rules for monetary policy with model and data uncertainty“von G. D. Rudebusch, Februar 2000.

15. „The quest for prosperity without inflation“ von A. Orphanides, März 2000.

16. „Estimating the implied distribution of the future short-term interest rate usingthe Longstaff-Schwartz model“ von P. Hördahl, März 2000.

17. „Alternative measures of the NAIRU in the euro area: estimates and assessment“von S. Fabiani und R. Mestre, März 2000.

18. „House prices and the macroeconomy in Europe: results from a structural VAR analysis“von M. Iacoviello, April 2000.

19. „The euro and international capital markets“ von C. Detken und P. Hartmann,April 2000.

20. „Convergence of fiscal policies in the euro area“ von O. De Bandt und F. P. Mongelli,Mai 2000.

21. „Firm size and monetary policy transmission: evidence from German business surveydata“ von M. Ehrmann, Mai 2000.

22. „Regulating access to international large-value payment systems“ von C. Holthausen undT. Rønde, Juni 2000.

23. „Escaping Nash inflation“ von In-Koo Cho und T. J. Sargent, Juni 2000.

24. „What horizon for price stability“ von F. Smets, Juli 2000.

25. „Caution and conservatism in the making of monetary policy“ von P. Schellekens,Juli 2000.

26. „Which kind of transparency? On the need for clarity in monetary policy-making“von B. Winkler, August 2000.

27. „This is what the US leading indicators lead“ von M. Camacho und G. Pérez-Quirós,August 2000.

28. „Learning, uncertainty and central bank activism in an economy with strategicinteractions“ von M. Ellison und N. Valla, August 2000.

29. „The sources of unemployment fluctuations: an empirical application to the Italian case“von S. Fabiani, A. Locarno, G. Oneto und P. Sestito, September 2000.

Page 260: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

245EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

30. „A small estimated euro area model with rational expectations and nominal rigidities“von G. Coenen und V. Wieland, September 2000.

31. „The disappearing tax base: Is foreign direct investment eroding corporate incometaxes?“ von R. Gropp und K. Kostial, September 2000.

32. „Can indeterminacy explain the short-run non-neutrality of money?“ von F. de Fiore,September 2000.

33. „The information content of M3 for future inflation in the euro area“ von C. Trecrociund J. L. Vega, Oktober 2000.

34. „Capital market development, corporate governance and the credibility of exchangerate pegs“ von O. Castrén und T. Takalo, Oktober 2000.

35. „Systemic Risk: A survey“ von O. De Bandt und P. Hartmann, November 2000.

36. „Measuring core inflation in the euro area“ von C. Morana, November 2000.

37. „Business fixed investment: evidence of a financial accelerator in Europe“von P. Vermeulen, November 2000.

38. „The optimal inflation tax when taxes are costly to collect“ von F. De Fiore,November 2000.

39. „A money demand system for euro area M3“ von C. Brand und N. Cassola,November 2000.

40. „Financial structure and the interest rate channel of ECB monetary policy“ von B. Mojon,November 2000.

41. „Why adopt transparency? The publication of central bank forecasts“ von P. M. Geraats,Januar 2001.

42. „An area-wide model (AWM) for the euro area“ von G. Fagan, J. Henry und R. Mestre,Januar 2001.

43. „Sources of economic renewal: from the traditional firm to the knowledge firm“,von D. Rodriguez Palenzuela, Februar 2001.

44. „The supply and demand for Eurosystem deposits – The first 18 months“, von U. Bindseilund F. Seitz, Februar 2001.

45. „Testing the rank of the Hankel Matrix: A statistical approach“, von G. Camba-Méndezund C. Kapetanios, März 2001.

46. „A two-factor model of the German term structure of interest rates“ von N. Cassolaund J. B. Luís, März 2001.

47. „Deposit insurance and moral hazard: does the counterfactual matter?“ von R. Groppund J. Vesala, März 2001.

48. „Financial market integration in Europe: on the effects of EMU on stock markets“von M. Fratzscher, März 2001.

49. „Business cycle and monetary policy analysis in a structural sticky-price model of theeuro area“ von M. Casares, März 2001.

50. „Employment and productivity growth in service and manufacturing sectors in France,Germany and the US“ von T. von Wachter, März 2001.

Page 261: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001246

51. „The functional form of the demand for euro area M1“ von L. Stracca, März 2001.

52. „Are the effects of monetary policy in the euro area greater in recessions than inbooms?“ von G. Peersman und F. Smets, März 2001.

53. „An evaluation of some measures of core inflation for the euro area“ von J.-L. Vega undM. A. Wynne, April 2001.

54. „Assessment criteria for output gap estimates“ von G. Camba-Méndez und D. RodriguezPalenzuela, April 2001.

55. „Modelling the demand for loans to the private sector in the euro area“ von A. Calza,G. Gartner und J. Sousa, April 2001.

56. „Stabilization policy in a two country model and the role of financial frictions“von E. Faia, April 2001.

57. „Model-based indicators of labour market rigidity“ von S. Fabiani und D. RodriguezPalenzuela, April 2001.

58. „Business cycle asymmetries in stock returns: evidence from higher order moments andconditional densities“ von G. Pérez-Quirós und A. Timmermann, April 2001.

59. „Uncertain potential output: implications for monetary policy“ von M. Ehrmann undF. Smets, April 2001.

60. „A multi-country trend indicator for euro area inflation: computation and properties“von E. Angelini, J. Henry und R. Mestre, April 2001.

61. „Diffusion index-based inflation forecasts for the euro area“ von E. Angelini, J. Henry undR. Mestre, April 2001.

62. „Spectral based methods to identify common trends and common cycles“von G. C. Mendez und G. Kapetanios, April 2001.

63. „Does money lead inflation in the euro area?” von S. Nicoletti Altimari, Mai 2001.

64. „Exchange rate volatility and euro area imports“ von R. Anderton und F. Skudelny, Mai 2001.

65. „A system approach for measuring the euro area NAIRU“ von S. Fabiani und R. Mestre,Mai 2001.

66. „Can short-term foreign exchange volatility be predicted by the Global Hazard Index?“von V. Brousseau und F. Scacciavillani, Juni 2001.

67. „The daily market for funds in Europe: Has something changed with the EMU?“von G. Pérez-Quirós und H. Rodríguez Mendizábal, Juni 2001.

68. „The performance of forecast-based monetary policy rules under model uncertainty“von A. Levin, V. Wieland und J. C. Williams, Juli 2001.

69. „The ECB monetary policy strategy and the money market“ von V. Gaspar, G. Pérez-Quirósund J. Sicilia, Juli 2001.

70. „Central bank forecasts of liquidity factors: Quality, publication and the control of theovernight rate“ von U. Bindseil, Juli 2001.

71. „Asset market linkages in crisis periods“ von P. Hartmann, S. Straetmans und C. G. de Vries,Juli 2001.

72. „Bank concentration and retail interest rates“ von S. Corvoisier und R. Gropp, Juli 2001.

Page 262: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

247EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

73. „Interbank lending and monetary policy transmission – evidence for Germany“von M. Ehrmann und A. Worms, Juli 2001.

74. „Interbank market integration under asymmetric information“ von X. Freixas undC. Holthausen, August 2001.

75. „Value at risk models in finance“ von S. Manganelli und R. F. Engle, August 2001.

76. „Rating agency actions and the pricing of debt and equity of European banks: What can we inferabout private sector monitoring of bank soundness?“ von R. Gropp und A. J. Richards,August 2001.

77. „Cyclically adjusted budget balances: An alternative approach“ von C. Bouthevillain,P. Cour-Thimann, G. van den Dool, P. Hernández de Cos, G. Langenus, M. Mohr,S. Momigliano und M. Tujula, September 2001.

78. „Investment and monetary policy in the euro area“ von B. Mojon, F. Smets undP. Vermeulen, September 2001.

79. „Does liquidity matter? Properties of a synthetic divisia monetary aggregate in the euroarea“ von L. Stracca, Oktober 2001.

80. „The microstructure of the euro money market“ von P. Hartmann, M. Manna undA. Manzanares, Oktober 2001.

81. „What can changes in structural factors tell us about unemployment in Europe?“von J. Morgan und A. Mourougane, Oktober 2001.

82. „Economic forecasting: some lessons from recent research“ von D. Hendry undM. P. Clements, Oktober 2001.

83. „Chi-squared tests of interval and density forecasts, and the Bank of England’s fan charts“von K. F. Wallis, November 2001.

84. „Data uncertainty and the role of money as an information variable for monetary policy“von G. Coenen, A. Levin und V. Wieland, November 2001.

85. „Determinants of the euro real effective exchange rate: a BEER/PEER approach“von F. Maeso-Fernandez, C. Osbat und B. Schnatz, November 2001.

86. „Rational expectations and near rational alternatives: how best to form expectations“von M. Beeby, S. G. Hall und S. B. Henry, November 2001.

87. „Credit rationing, output gap and business cycles“ von F. Boissay, November 2001.

88. „Why is it so difficult to beat the random walk forecast of exchange rates?“ von L. Kilianund M. P. Taylor, November 2001.

89. „Monetary policy and fears of financial instability“ von V. Brousseau und C. Detken,November 2001.

90. „Public pensions and growth“ von S. Lambrecht, P. Michel und J.-P. Vidal,November 2001.

91. „The monetary transmission mechanism in the euro area: more evidence from VARanalysis“ von G. Peersman und F. Smets, Dezember 2001.

Page 263: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001248

92. „A VAR description of the effects of the monetary policy in the individual countries ofthe euro area“ von B. Mojon und G. Peersman, Dezember 2001.

93. „The monetary transmission mechanism at the euro-area level: issues and results usingstructural macroeconomic models“ von P. McAdam und J. Morgan, Dezember 2001.

94. „Monetary policy transmission in the euro area: what do aggregate and nationalstructural models tell us?“ von P. van Els, A. Locarno, J. Morgan und J.-P. Villetelle,Dezember 2001.

95. „Some stylised facts on the euro area business cycle“ von A.-M. Agresti und B. Mojon,Dezember 2001.

96. „The reaction of bank lending to monetary policy measures in Germany“von A. Worms, Dezember 2001.

97. „Asymmetries in bank lending behaviour. Austria during the 1990s“ von S. Kaufmann,Dezember 2001.

98. „The credit channel in the Netherlands: evidence from bank balance sheets“von L. De Haan, Dezember 2001.

99. „Is there a bank lending channel of monetary policy in Spain?“ von I. Hernandound J. Martínez-Pagés, Dezember 2001.

100. „Transmission of monetary policy shocks in Finland: evidence from bank level data onloans“ von J. Topi und J. Vilmunen, Dezember 2001.

101. „Monetary policy und bank lending in France: are there asymmetries?“ von C. Loupias,F. Savignac und P. Sevestre, Dezember 2001.

102. „The bank lending channel of monetary policy: identification and estimation usingPortuguese micro bank data“ von L. Farinha und C. Robalo Marques, Dezember 2001.

103. „Bank-specific characteristics and monetary policy transmission: the case of Italy“von L. Gambacorta, Dezember 2001.

104. „Is there a bank lending channel of monetary policy in Greece? Evidence from bank leveldata“ von S. N. Brissimis, N. C. Kamberoglou und G. T. Simigiannis, Dezember 2001.

105. „Financial systems and the role of banks in monetary policy transmission in the euroarea“ von M. Ehrmann, L. Gambacorta, J. Martínez-Pagés, P. Sevestre und A. Worms,Dezember 2001.

106. „Investment, the cost of capital, and monetary policy in the nineties in France: a paneldata investigation“ von J.-B. Chatelain und A. Tiomo, Dezember 2001.

107. „The interest rate and credit channel in Belgium: an investigation with micro-level firmdata“ von P. Butzen, C. Fuss und P. Vermeulen, Dezember 2001.

108. „Credit channel and investment behaviour in Austria: a micro-econometric approach“von M. Valderrama, Dezember 2001.

109. „Monetary transmission in Germany: new perspectives on financial constraints andinvestment spending“ von U. von Kalckreuth, Dezember 2001.

Page 264: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

249EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

110. „Does monetary policy have asymmetric effects? A look at the investment decisions ofItalian firms“ von E. Gaiotti und A. Generale, Dezember 2001.

111. „Monetary transmission: empirical evidence from Luxembourg firm level data“von P. Lünnemann und T. Mathä, Dezember 2001.

112. „Firm investment and monetary transmission in the euro area“ von J.-B. Chatelain,A. Generale, I. Hernando, U. von Kalckreuth und P. Vermeulen, Dezember 2001.

113. „Monetary policy rules, macroeconomic stability and inflation: a view from thetrenches“ von A. Orphanides, Dezember 2001.

114. „Financial frictions and the monetary transmission mechanism: theory, evidence andpolicy implications“ von C. Bean, J. Larsen und K. Nikolov, Januar 2002.

115. „Monetary transmission in the euro area: where do we stand?“ von I. Angeloni,A. Kashyap, B. Mojon und D. Terlizzese, Januar 2002.

116. „Rent indices for housing in west Germany 1985 to 1998“ von J. Hoffmann undC. Kurz, Januar 2002.

117. „Hedonic house prices without characteristics: the case of new multiunit housing“von O. Bover und P. Velilla, Januar 2002.

118. „Durable goods, price indexes and quality change: an application to automobile prices inItaly, 1988-1998“ von G. M. Tomat, Januar 2002.

119. „Monetary policy and the stock market in the euro area“ von N. Cassola undC. Morana, Januar 2002.

120. „Learning stability in economics with heterogenous agents“ von S. Honkapohja undK. Mitra, Januar 2002.

121. „Natural rate doubts“ von A. Beyer und R. E. A. Farmer, Februar 2002.

122. „New technologies and productivity growth in the euro area“ von F. Vijselaar undR. Albers, Februar 2002.

123. „Analysing and combining multiple credit assessments of financial institutions“von E. Tabakis und A. Vinci, Februar 2002.

124. „Monetary policy, expectations and commitment“ von G. W. Evans und S. Honkapohja,Februar 2002.

125. „Duration, volume and volatility impact of trades“ von S. Manganelli, Februar 2002.

126. „Optimal contracts in a dynamic costly state verification model“ von C. Monnet undE. Quintin, Februar 2002.

127. „Performance of monetary policy with internal central bank forecasting“von S. Honkapohja und K. Mitra, Februar 2002.

128. „Openness, imperfect exchange rate pass-through and monetary policy“ von F. Smetsund R. Wouters, März 2002.

129. „Non-standard central bank loss functions, skewed risks and certainty equivalence“von A. al-Nowaihi und L. Stracca, März 2002.

Page 265: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001250

Sonstige Publikationen

„The TARGET service level“, Juli 1998.

„Bericht über elektronisches Geld“, August 1998.

„Assessment of EU securities settlement systems against the standards for their use in ESCBcredit operations“, September 1998.

„Money and banking statistics compilation guide“, September 1998.

„Die einheitliche Geldpolitik in Stufe 3 – Allgemeine Regelungen für die geldpolitischenInstrumente und Verfahren des ESZB“, September 1998.

„Third progress report on the TARGET project“, November 1998.

„Correspondent central banking model (CCBM)“, Dezember 1998.

„Payment systems in the European Union: Addendum incorporating 1997 figures“, Januar 1999.

„Possible effects of EMU on the EU banking systems in the medium to long term“, Februar 1999.

„Euro area monetary aggregates: conceptual reconciliation exercise“, Juli 1999.

„The effects of technology on the EU banking systems“, Juli 1999.

„Payment systems in countries that have applied for membership of the European Union“,August 1999.

„Improving cross-border retail payment services: the Eurosystem’s view“, September 1999.

„Compendium: Sammlung von Rechtsinstrumenten, Juni 1998 – Mai 1999“, Oktober 1999.

„European Union balance of payments/international investment position statistical methods“,November 1999.

„Money and banking statistics compilation guide, addendum I: money market paper“,November 1999.

„Money and banking statistics sector manual“, zweite Auflage, November 1999.

„Report on the legal protection of banknotes in the European Union Member States“,November 1999.

„Correspondent central banking model (CCBM)“, November 1999.

„Cross-border payments in TARGET: A users’ survey“, November 1999.

„Money and banking statistics: Series keys for the exchange of balance sheet items timeseries“, November 1999.

„Money and banking statistics: Handbook for the compilation of flow statistics“,Dezember 1999.

„Payment systems in the European Union: Addendum incorporating 1998 figures“,Februar 2000.

„Interlinking: Data dictionary“, Version 2.02, März 2000.

„Asset prices and banking stability“, April 2000.

„EU banks’ income structure“, April 2000.

Page 266: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

251EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

„Erhebung und Aufbereitung statistischer Daten durch das ESZB“, Mai 2000.

„Correspondent central banking model (CCBM)“, Juli 2000.

„Anforderungen im Bereich der allgemeinen Wirtschaftsstatistik“, August 2000.

„Seasonal adjustment of monetary aggregates and HICP for the euro area“, August 2000.

„Improving cross-border retail payment services“, September 2000.

„Statistical treatment of the Eurosystem’s international reserves“, Oktober 2000.

„European Union balance of payments/international investment position statistical methods“,November 2000.

„Information guide for credit institutions using TARGET“, November 2000.

„Die einheitliche Geldpolitik in Stufe 3: Allgemeine Regelungen für die geldpolitischenInstrumente und Verfahren des Eurosystems“, November 2000.

„EU banks’ margins and credit standards“, Dezember 2000.

„Mergers and acquisitions involving the EU banking industry: facts and implications“,Dezember 2000.

„Jahresbericht über die Tätigkeiten des Ausschusses für die Betrugsbekämpfung derEuropäischen Zentralbank“, Januar 2001.

„Cross-border use of collateral: A users’ survey“, Februar 2001.

„Price effects of regulatory reform in selected network industries“, März 2001.

„Die Rolle der Zentralbanken in der Aufsicht über Finanzdienstleister“, März 2001.

„Money and banking statistics in the accession countries: Methodological manual“, April 2001.

„TARGET: Annual Report“, Mai 2001.

„A guide to Eurosystem staff macroeconomic projection exercises“, Juni 2001.

„Payment and securities settlement systems in the European Union“, Juni 2001.

„Why price stability?“, Juni 2001.

„The euro bond market“, Juli 2001.

„The euro money market“, Juli 2001.

„The euro equity markets“, August 2001.

„The monetary policy of the ECB“, August 2001. (Die deutsche Fassung mit dem Titel„Die Geldpolitik der EZB“ erscheint in Kürze.)

„Monetary analysis: tools and applications“, August 2001.

„Review of the international role of the euro“, September 2001.

„The Eurosystem’s policy line with regard to consolidation in central counterparty clearing“,September 2001.

„Provisional list of MFIs of the accession countries (as at the end of December 2000)“,Oktober 2001.

Page 267: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001252

„TARGET: the Trans-European Automated Real-time Gross settlement Express Transfersystem – update 2001“, November 2001.

„European Union balance of payments/international investment position statistical methods“,November 2001.

„Fair value accounting in the banking sector“, November 2001.

„Towards an integrated infrastructure for credit transfers in euro“, November 2001.

„Accession countries: Balance of payments, international investment position statistical me-thods“, Februar 2002.

„List of Monetary Financial Institutions and institutions subject to minimum reserves“,Februar 2002.

„Labour market mismatches in euro area countries“, März 2002.

Informationsbroschüren

„TARGET: facts, figures, future“, September 1999.

„EPM: The ECB payment mechanism“, August 2000.

„The euro: integrating financial services“, August 2000.

„TARGET“, August 2000.

„The European Central Bank“, April 2001.

„Die Euro-Banknoten und -Münzen“, Mai 2001.

„TARGET-update 2001“, August 2001.

„The euro and the integration of financial services“, September 2001.

Page 268: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

253EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001

Page 269: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

EZB • J ah re sbe r i ch t • 2001254

Page 270: DE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK OPÄISCHE ZENTRALBANK › pub › pdf › annrep › ar2001de.pdf · 7 Industrieproduktion im Euroraum 45 8 Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Euroraum 46

JA

HR

ES

BE

RI

CH

T 2

00

1

EU

RO

IS

CH

E Z

EN

TR

AL

BA

NK

DE

EC

B

EZ

B

EK

T

BC

E

EK

P

J A H R E S B E R I C H T

2001

E U R O P Ä I S C H E Z E N T R A L B A N K