Christentum in Indien

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Christentum in Indien

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  • Johannes Gutenberg-Universitt MainzGeographisches InstitutRegionalseminar: NordostindienSeminarleitung: Prof. Dr. Hans-Joachim FuchsWS 2004/2005

    Christentum in Indien

    Tanja Rhein Geographie: 6. SemesterBuchenweg 32 kath. Theologie: 6. Semester55128 Mainz06131 9325529Matrikel-Nr.: 2522783

  • Rhein, Tanja: Christentum in Indien 1

    Inhaltsverzeichnis

    1 berblick ber das Christentum in Indien .......................................................2

    2 Entstehung und rumliche Ausbreitung des Christentums in Indien ...........3

    2.1 Sagen und Legenden zum Ursprung des indischen Christentums.......................3

    2.2 Das erste schriftliche Zeugnisse des Cosmas Indicopleustes..............................4

    2.3 Die Kupferplatten von der Malabarkste ..............................................................4

    2.4 Quellen aus der Zeit vom 9. bis zum 15. Jahrhundert..........................................5

    2.5 Die Ankunft der Portugiesen in Indien und die Missionierungsbestrebungen im16. und 17. Jahrhundert ..............................................................................................6

    2.6 Jesuitische Mission und Ausbreitung des Christentums ab dem 16. Jahrhundert..............................................................................................................................7

    2.7 Die protestantische Mission in Indien.............................................................. .....8

    3 Die Wesenszge des Christentums in Indien ..................................................9

    4 Kunst und Architektur der Kirchen in Indien am Beispiel Keralas ................9

    5 Die Ausbreitung und die Bedeutung des Christentums im 19. und 20.Jahrhundert in Nordostindien ................................................................................11

    6 Literaturverzeichnis .........................................................................................13

    7 Anhang..............................................................................................................14

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    1 berblick ber das Christentum in IndienSchtzungsweise 2,3 % der Bevlkerung Indiens gehren dem Christentum an.Dieses ist nicht erst mit den Portugiesen Anfang des 16. Jh. nach Indien gekommen,sondern soll bereits 52 n. Chr. mit dem Apostel Thomas dorthin gelangt sein. Im 4.Jahrhundert etablierte sich die syrisch-orthodoxe Kirche. Die Portugiesen brachtendie rmisch-katholische Kirche nach Indien. Franz Xaver, ein jesuitischer Missionar,bekehrte entlang der Westkste (vgl. Abb. 1 und 2), speziell bei Angehrigenniedriger Kasten und Kastenlosen. Im Jahr 1995 waren 19 Erzbischfe, 103 Bischfeund ca. 15.000 Priester in Indien.Die protestantische Kirche kam vor allem whrend der britischen Kolonialzeit nachIndien. Seit 1947 sind die presbyterianische Kirche, die Reform- und Kongregations-kirche, die methodische und anglikanische Kirche in der Church of South Indiavereint und zhlen ca. 2,2 Mio. Mitglieder. Eine entsprechende Church of NorthIndia hat 1 Mio. Mitglieder. In Kerala sind ein Viertel der Bevlkerung Christen, inGoa sind es ein Drittel, in den kleinen Staaten Mizoram und Nagaland inNordostindien bilden sie sogar die Mehrheit (Abb. 2 zeigt die unterschiedlicheVerteilung des Christentums in Indien) (EUROPEAN REINTEGRATION NETWORKING).

    Die Missionare brachten nicht nur den Glauben nach Indien, sondern auch dieBildung und den daraus resultierenden Wohlstand. Die Bundesstaaten Goa undKerala, in denen sehr viele Christen leben, haben die hchste AlphabetisierungsrateIndiens mit 90 % bzw. 77 % (DOHMANN).Die Missionsanhnger halfen bei der Errichtung von Schulen und Hochschulen inganz Indien. Eine Vielzahl von Intellektuellen und Denkern, so auch MahatmaGandhi, wurden durch das Christentum und dessen Lehre beeinflusst(INDIASERVER.COM).

    Im 20. Jh. hat sich das Christentum in Nordostindien am schnellsten (im Vergleich zuden andren Gebieten Indiens) ausgebreitet, speziell unter den Khasis, Mizos,Nagas und anderen Hgelstmmen.Das Christentum bietet den Stammes-Angehrigen eine nicht-hinduistischeMglichkeit der Eingliederung in die Gesellschaft, gerade in einer Zeit, in der Staatund moderne Wirtschaft die Lebensweise der Hgelstmme radikal verwandelthaben. Durch die Hilfe der Missionare ist es in vielen Stammesgruppen zurEntwicklung der geschriebenen Sprachen und Literatur gekommen. ChristlicheKirchen haben sich um die Einheit der unterschiedlichen ethnischen Gruppenbemht und eine Vielzahl wohlttiger Dienstleistungen erbracht (COUTSOUKIS 2003).

    In einem ersten Kapitel beschftigt sich diese Hausarbeit mit der Entstehung und derAusbreitung des Christentums in Indien. Hier soll zum einen die Relevanz derUrsprungssagen und -Fakten fr die soziale Stellung der heutigen Christen in Indienaufgezeigt werden. Zum anderen werden in diesem groen Kapitel auch dieMissionsbemhungen, Probleme und Erfolge in der Zeit ab dem 16. Jahrhundertdargestellt.In einem weiteren Schritt werden die Wesenszge des Christentums und dieKircharchitektur kurz angeschnitten. Darber hinaus gibt diese Hausarbeit aucheinen Einblick in das Christentum speziell in Nordostindien und die Schwierigkeiten,auf die es dort trifft.

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    2 Entstehung und rumliche Ausbreitung des Christentums inIndien

    Noch bevor der Portugiese Vasco da Gama als erster Europer 1498 die SdksteIndiens erreichte und die Zeit der Missionierung begann, existierten dort bereitschristliche Gemeinschaften, deren Ursprung jedoch bis heute nicht eindeutigbewiesen werden kann.Bereits um das 2. Jh. v. Chr. begannen die ersten Handelsbeziehungen zwischenIndien und dem Vorderen Orient bzw. dem Rmischen Reich. Deshalb ist es sehrwahrscheinlich, dass es schon in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten inIndien zu Kontakten mit dem Christentum kam. Die Quellenlage jedoch erlaubt esnicht, genauere Aussagen darber zu treffen (STEIN 2002: 90).

    2.1 Sagen und Legenden zum Ursprung des indischenChristentums

    Allerdings existieren verschiedene Sagen und Legenden zum Ursprung desindischen Christentums. Eine Legende geht auf das Wirken des Apostel Thomaszurck. Die syrischen Christen in Indien sind bis heute davon berzeugt, dass derApostel im Jahre 52 n. Chr. an der Malabarkste (vgl. Abb. 1) gelandet ist und dorteine Gruppe von Brahmanen bzw. dort sesshafte Juden (nach einer anderenberlieferung) zum Christentum bekehrt hat (STEIN 2002: 92).Durch diese Sagentradition wird das indische Christentum unmittelbar mit demWirken Jesu und der Aussendung der Apostel in Verbindung gebracht. Ein solchehrwrdiger Ursprung der sogenannten St. Thomas-Christen oder Thomas-Christenist fr die syrischen Christen in Indien bis heute gesellschaftspolitisch von groerRelevanz, um ihren eigenen hohen Status in der Gesellschaftsordnung tiologisch1absichern zu knnen. Die Existenz tiologischer Sagen zur Begrndung der eigenengesellschaftlichen Stellung bzw. der gesellschaftlichen Ansprche ist ein Merkmal derindischen Gesellschaft im Ganzen (STEIN 2000).Eine weitere sehr beliebte Ursprungssage berichtet von einem syrischen HndlerThomas von Cana, der im Jahre 345 n. Chr. mit 72 judenchristlichen Familien nachCranganore an die Malabarkste kam und dort sesshaft wurde. Zwei verschiedeneThomas-Gruppen gehen aus dieser Sage hervor und stehen sich gegenber, dieSouthists und die numerisch grere Gruppe der Northists. Beide wollen einesoziale berlegenheit gegenber der anderen Gruppe geltend machen, wobei dassoziale Umfeld dazu neigt, den Anspruch der Southists anzuerkennen.Die Southists behaupten, Nachfahren der legitimierten syrischen Frau des Thomasvon Cana zu sein, die im sdlichen Cranganore lebte. Die Northists seien nur dieNachkommen einer zweiten Frau des Thomas (einer Konkubine, d.h. einerGeliebten, oder einer weiteren Ehefrau nach dem Tod der ersten).Die Northists behaupten das genaue Gegenteil, um ihre reinrassige Herkunft zuproklamieren. Hinzu kommt, dass einige sozial dominante Familien der Northistssich darber hinaus als Nachkommen der von Apostel Thomas bekehrtenBrahmanen behaupten, um ihre beanspruchte hohe Stellung unter den Northists zubegrnden.Diese Abstammungslegenden sind fr das Identittsgefhl innerhalb der jeweiligenGruppe sehr bedeutsam. Die Frage nach Historizitt der Sagen und Legenden stellt

    1 tiologisch: urschlich, begrndend, kausal (Microsoft Encarta Enzyklopdie 2002).

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    sich fr die Thomas-Christen dabei berhaupt nicht (STEIN 2002: 96). Auchnichtchristliche Kasten erklren ihre eigene soziale Stellung mit Sagen- undLegendentraditionen und anerkennen solche (STEIN 2002: 95f.).

    2.2 Das erste schriftliche Zeugnisse des Cosmas IndicopleustesDie erste historisch gesicherte schriftliche Erwhnung von Christen in Sdindienstammt aus dem 6. Jh. n. Chr.. Cosmas Indicopleustes, ein griechischer Hndler, derzu dieser Zeit in Alexandrien lebte und der nestorianischen Kirche angehrte, entwarfdie Christliche Topographie. In seiner Darstellung der christlichen Welt ist auchIndien miteinbegriffen. Auerdem erwhnt er, dass der Klerus von Persien auseingesetzt wurde, was auf eine Zugehrigkeit der Christen zur nestorianischen2 bzw.ostsyrischen Kirche wahrscheinlich macht. Sptere Quellen besttigen eineVerbindung zwischen den sdindischen Christen und der ostsyrischen Kirche. DieseVerbindung bestand auch noch Ende des 15 Jh., als die Portugiesen in Indien mitden Thomas-Christen in Kontakt kamen. Eine christliche Gemeinschaft in Indien im6. Jh. kann also sicher belegt werden. Unklar ist jedoch, ob die Gruppen erst im 5.Jh. im Zuge der Nestorianermission entstanden sind, oder ob sie bereits vorher (evtl.als Thomas-Christen) existierten (STEIN 2002: 96ff.).

    2.3 Die Kupferplatten von der MalabarksteArchologische Belege fr die Existenz von Christen in Indien im erstennachchristlichen Jahrtausend bestehen nur in Form von Kupferplatten, die denChristen umfassende Privilegien durch den lokalen Herrscher garantieren. DiePortugiesen berichten im 16. Jh. von Kupferplatten, auf denen die Privilegieneingraviert seien, welche den von Thomas von Cana im 4. Jh. nach Indien gefhrtenChristen zugestanden wurden. Zu Beginn des 17. Jh. verschwanden jedoch dieseKupferplatten und konnten seither nicht mehr gefunden werden. Es existiert nur nocheine portugiesische bersetzung eines gebildeten Juden, von dem allerdingsangenommen werden muss, dass er die mndlichen Traditionen der indischenChristen kannte und sich hauptschlich an diesen orientierte, um derErwartungshaltung der portugiesischen Auftraggeber gerecht zu werden. Aus diesemGrunde liegt nahe, dass diese Platten niemals wirklich existierten, sondern mit denim Folgenden beschriebenen "Quilon-Platten" identisch waren (STEIN 2000).Die sogenannten "Quilon-Platten" wurden zu Beginn des 19. Jh. im Dutch RecordRoom in Cochin gefunden und daraufhin dem Metropoliten der syrischen Kirchebergeben. Sie bestehen aus zwei Sammlungen mit jeweils drei Kupferplatten, von

    2 Nestorius war 428 bis 431 n. Chr. Patriarch von Konstantinopel. Laut orthodoxer Auffassung hatJesu zwei Naturen, eine gttliche und eine menschliche. Diese sind zwar verschieden, aber in einerPerson und in einem Stoff vereint. Nestorius war gegen diese Behauptung. Er war fr eine strengeZweiteilung zwischen der gttlichen und der menschlichen Natur Jesu, was ihm den Vorwurfeinbrachte, er wrde an zwei getrennte Personen glauben, an Christus den Gottessohn und an denSohn Marias. Nach Nestorius drfte die Jungfrau Maria nicht Gottesmutter genannt werden. Jesu seials Mensch geboren und seine gttliche Natur stammt von seinem Vater, nicht von Maria. SeineAuffassungen fhrten im 5. Jh. n. Chr. zu heftigen Auseinandersetzungen, so dass 431 n. Chr. dasKonzil von Ephesus die Lehren des Nestorius als Hresie erklrte, ihn absetzte, aus dem Reichvertreiben und seine Anhnger verfolgen lie. Die Nestorianer suchten Zuflucht in Persien, Indien,China und der Mongolei (Microsoft Encarta Enzyklopdie 2002).

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    denen jedoch je eine fehlt. Es ist nicht mglich, die Entstehung der Platten anhandder Materialbeschaffenheit zeitlich einzuordnen. Auerdem haben palografischeUntersuchungen ergeben, dass die Platten lediglich Kopien der Originalplatten seinmssten. Der Inhalt der Platten lsst trotzdem auf das Ende des 9. Jh. alsEntstehungszeit schieen. Die erwhnten Herrscher stimmen mit den historischverbrgten Regenten berein (STEIN 2000).Mit der ersten Sammlung der Kupferplatten erhielten die Christen weitreichendenPrivilegien, beispielsweise das Wiegemonopol und die Verwaltung des kniglichenSiegels. Darber hinaus wurden ihnen einige Vertreter niedriger Kasten zur Pflegeihres Kirchenareals zugesprochen. In der zweiten Sammlung wurden nicht nur denChristen, sondern auch den Juden und den Manigrammam (oder Manigrammakkar)Privilegien zugesprochen, wobei die beiden letzteren Gemeinschaften sowie eineknigliche Miliz zum Schutz der Christen verpflichtet wurden (STEIN 2000). Fernersind die Grenzen der den Christen einrumten Lndereien festgehalten worden. Frdiese Gebiete wurde ihnen volle Gerichtsautonomie gewhrt (STEIN 2000).Die Inschriften lassen folglich auf eine christliche Gemeinschaft in Quilon (vgl. Abb.1) schlieen. Diese war einerseits fest etabliert und genoss ein hohesgesellschaftliches Ansehen. Andererseits schien sie aber auch sehr verletzlich zusein, so dass sie auf den Schutz anderer Gruppen angewiesen war. Diese christlicheSiedlung scheint noch relativ jung gewesen zu sein. Das oben erwhnten syrischenManuskript aus dem 18. Jh. besttigt diese Vermutung, indem es das Jahr 823 alsZeitpunkt der Ansiedlung nennt. Das groe Interesse an einem Schutz der Christensowie die bertragung verantwortungsvoller Aufgaben innerhalb des Gemeinwesenslsst vermuten, dass die Christen auf Grund besonderer Fhigkeiten, etwa aufmathematischem oder wirtschaftlichem Gebiet, dem lokalen Herrscher uerstntzlich erschienen (STEIN 2000). Die Christen wurden nicht mit den Mitgliedernunterer Kasten gleichgesetzt, was sich im Verfgungsrecht ber die Mitgliedersolcher Kasten zeigte (STEIN 2000).

    2.4 Quellen aus der Zeit vom 9. bis zum 15. JahrhundertFr den Zeitraum vom 9. bis zum 13. Jh. liegen keine Quellen vor, die Auskunft berindische Christen geben knnten. Jedoch besagt eine mndliche berlieferung, vonder nrdlich von Cochin berichtet wird, dass es ab dem 9. Jh. zu Kmpfen zwischenChristen, Juden und Muslimen um die Kontrolle des Handels in dieser Region kam.Diese Auseinandersetzungen knnten erklren, dass die Handelszentren imKstenbereich bei der Ankunft der Portugiesen im 16. Jh. von muslimischen Gruppenkontrolliert wurden, whrend die Christen vom Hinterland aus Handel betrieben.Ende des 13. Jh. werden die Quellen stichhaltiger, da von Europa aus eineverstrkte Reisettigkeit einsetzte. Marco Polo berichtet von einem Besuch dervermeintlichen Grabsttte des Apostels Thomas an der Sdostkste Indiens(wahrscheinlich Mylapore, sdlich von Madras), die von einer kleinen GruppeChristen aufrecht erhalten werde und scharenweise christliche und muslimischePilger anlocke. Von dort aus reiste er weiter nach Quilon, wo er ebenso auf einigeChristen und Juden stie (STEIN 2002: 100f.).Europische Mnche, Franziskaner und Dominikaner, die Mitte des 13. Jh. durcheinen Missionsauftrag nach Indien kamen, liefern die meisten Berichte. Die indischen

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    Christen werden von ihnen hufig als Nestorianer bezeichnet und der Hresie3bezichtigt. In einigen Darstellungen werden die Christen als bedeutungslose undverfolgte Minderheit bezeichnet, andere hingegen beschreiben sie als einewohlhabende und gesellschaftlich etablierte Hndlergemeinschaft. Die soziale undkumenische Situation der Christen schien also im jeweiligen lokalen Kontext sehrunterschiedlich gewesen zu sein. An welchen Orten sich die Missionare aufhielten,geht aus den Darlegungen leider nicht eindeutig hervor. Einige Mnche reistenanscheinend auch an die sdstliche Koromandelkste, wo nach Schilderungen desMarco Polo ebenfalls kleinen christlichen Gruppen lebten.Berichte aus dem 15. und 16. Jh. erwhnen darber hinaus immer wieder dieExistenz kleinerer nestorianischer Gruppen in ganz Indien, wobei es keine Hinweiseauf einen bestehenden Kontakt zu einer assyrischen Mutterkirche gibt (STEIN 2002:101f).

    2.5 Die Ankunft der Portugiesen in Indien und dieMissionierungsbestrebungen im 16. und 17. Jahrhundert

    Zu Beginn des 16. Jh. begann mit der Ankunft der Portugiesen in Indien ein neuerAbschnitt in der Geschichte des indischen Christentums. Mehr als 150 Jahre langsicherten sich die Portugiesen die Vorherrschaft ber die sdindischen Ksten. Im17. Jahrhundert wurden sie allmhlich von den Franzosen, Hollndern und Britenverdrngt, wobei sie Goa halten konnten (STEIN 2002: 109).Fr die Portugiesen war es ein wichtiges Ziel, die Kontrolle ber den maritimenGewrzhandel zwischen Europa und Asien zu erlangen, der zu dieser Zeit noch inder Hand muslimischer Araber war. Auch sollten die Portugiesen, untersttzt durcheine Reihe ppstlicher Bullen (1452-1456), missionarisch ttig werden. Derportugiesische Knig erhielt dazu die Erlaubnis, berseeische Gebiete zu erobernund seiner Herrschaft zu unterwerfen. Kirchen sollten errichtet, Klster gegrndetsowie ein skularer Klerus aufgebaut werden (STEIN 2002: 109).Bis in die vierziger Jahre des 16. Jh. waren die Katholisierungsbestrebungen derPortugiesen eher schwach ausgeprgt. Sie beschrnkten sich im Wesentlichen aufdie Gewhrung von Privilegien fr Christen und die Menschen, die zum katholischenGlauben konvertieren wollten.In der zweiten Hlfte des 16. Jahrhunderts wurde die Missionierungs-Strategieallmhlich gendert. Die neue Religionspolitik war bestrebt, die Ausbung der Hindu-Religionen so weit wie mglich zu erschweren. Hinduistische Kultpraktiken wurdenunter Strafe gestellt, Tempel, Kultsttten und Gtterbilder (sogar in den Husern derHindus) wurden systematisch zerstrt und der Tempelbesitz auf die Kirchebertragen.In Goa wurde 1560 die Inquisition eingefhrt, nicht nur um die Neukonvertierten zuerziehen, sondern auch um gegen konversionsunwillige Personen vorzugehen, dievorstzlich beschuldigt wurden, andere an einem bertritt zum Christentum gehindertzu haben. Die Beschuldigten konnten mit der Konversion zum Christentum einerBestrafung entgehen. Im Jahre 1557 wurden alle Nichtchristen aus ffentlichen

    3 Hresie: Irrlehre, abweichende Lehre, Ketzerei (Microsoft Encarta Enzyklopdie 2002). In diesemZusammenhang ist die in Funote 1 beschriebene strenge Zweiteilung der Natur Jesu gemeint, dieder orthodoxen Auffassung von einer Person Jesu entgegensteht.

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    mtern entfernt. Zahlreiche Inder, die den Einflussbereich der Portugiesen nichtverlassen konnten oder wollten, konvertierten zum Christentum, oft zum Schutz voreiner drohenden Enteignung ihres Besitzes und zur Sicherung ihrergesellschaftlichen Stellung (STEIN 2002: 111f.).Auer diesen eher negativen (Zwangs-) Missionierungsbemhungen gab es auchpositive Anstze, die sich seit Beginn der vierziger Jahren des 16. Jh. beispielsweisein der nachfolgend beschriebenen jesuitischen Mission zeigten.

    2.6 Jesuitische Mission und Ausbreitung des Christentums ab dem16. Jahrhundert

    Im sdlichen Teil der Koromandelkste ereignete sich um 1535 eine Konversions-bewegung einer ganzen Gemeinschaft hin zum Christentum. Die Fischerkaste derParavas wandte sich an die portugiesische Krone und bat um militrischen Schutz.Gleichzeitig erklrte sie sich zur Annahme des Christentums bereit. Hintergrunddieses Schutzgesuches war die unbersichtliche politische Situation in der Region.Drei Knige meldeten gleichzeitig ihre Machtansprche an. Des Weiteren drohtenmuslimische Araber den Paravas die lukrative Perlenfischerei streitig zu machen.1538 verteidigten daraufhin die Portugiesen die Interessen der Paravas in einerSeeschlacht sowohl gegen eine arabische als auch gegen eine Flotte der Hindu-Radschas (STEIN 2002: 123f.).Da nach der Taufe der Paravas zunchst noch keine weitere religise Unterweisungerfolgte, waren sie viele Jahre lang nur dem Namen nach Christen. Erst als dieJesuiten in diese Region kamen, begann die Vermittlung katholischerGlaubensinhalte (STEIN 2002: 124). Der Jesuit Franz Xaver (1506-1552) sorgte frGottesdienste in ihrer Muttersprache (JEYARAJ 2004).Die Arbeit der Jesuiten war so erfolgreich, dass bis zum 17. Jh. alle hinduistischenKultpraktiken aufgegeben wurden. Auch die Hollnder scheiterten, als sie Mitte des17. Jh. versuchten, die Paravas von den Jesuiten zu entfremden und ihnenreformatorisches Gedankengut zu vermitteln (STEIN 2002: 124). Bis heute sind dieParavas eine eigenstndige christliche Kaste innerhalb der Gesellschaft TamilNadus.Auch in Kstendrfern um Tirunelveli herum gelang es den jesuitischen Missionaren,einige Shanars bzw. Nadars (Palmsaftzapfer) zum Christentum zu bekehren.Darber hinaus engagierten sich die Missionare auch in den westlichen Gebietendes heutigen Keralas unter den Fischerkasten der Mukkuvans und Arayans. Zudemkonnte auch ein Teil der Gruppe der Izhavas (Palmsaftzapfer) zum Christentumbekehrt werden. Diese Mission geht ebenfalls auf Franz Xaver zurck und wurdevom lokalen Cera-Herrscher in Quilon toleriert.Ein Nachfolger Xavers und der wohl bedeutendste jesuitische Missionar dieser Zeit,der daher nicht unerwhnt bleiben darf, war Robert de Nobili (1577-1656). Nobili warmit den gngigen Missionsmethoden nicht einverstanden, vor allem mit derTatsache, dass die Konvertierten ihre eigene Kultur aufgeben und die derPortugiesen annehmen mussten. Er suchte einen Weg, das Christentum mit derindischen Kultur, vor allem mit dem Kastenwesen zu vereinbaren. Um diesen Wegder Akkomodation (Angleichung) zu finden, wollte er zunchst die indische Kultur sogut wie mglich kennenlernen. Er passte sich in seiner Lebensweise und seinemueren den Brahmanen an, verlie die jesuitische Wohnsttte und zog sogar in ein

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    Stadtviertel, in dem ausschlielich Hindus aus hherrangigen Kasten lebten. DieVorgehensweise Nobilis verursachte viele Diskussionen, da die Kasten nicht mit demchristlichen Geschwistergedanken vereinbar waren (STEIN 2002: 126f.).Die Arbeit der Jesuiten beschrnkte sich keineswegs nur auf die Kstenregionen, dievon den Portugiesen kontrolliert wurden. In ganz Indien versuchten die Jesuiten wieauch in anderen Bereichen Asiens Groreich-Herrscher fr den christlichen Glaubenzu gewinnen, um mit deren Hilfe die Missionierung voranzubringen. Vor allem imNordindischen Mogul-Reich wurde diese Strategie verfolgt. Akbar (Regierungszeit1555-1605), der nicht nur fr den Islam, sondern auch fr andere Religionenaufgeschlossen war, bat die Jesuiten zum theologischen Diskurs an seinen Hof. MitAkbars Duldung betrieben die Jesuiten in Mogul eine bescheidene Mission unter derhinduistischen und muslimischen Bevlkerung. Sie bernahmen die geistigeBetreuung der dort lebenden armenischen Christen sowie der Europer, die alsSoldaten Hndler, Handwerker oder Abenteurer dorthin gelangt waren (STEIN 2002:125).Die Jesuiten waren zwar in der Lage, den Kontakt zu den Mogul-Herrschern inNordindien zu pflegen, jedoch wollten diese zu keinem Zeitpunkt das Christentum inihrem Einflussbereich frdern. Als die Portugiesen im Laufe des 17. Jh. ihreVormachtstellung an den sdlichen Ksten mit Ausnahme von Goa an andereeuropische Nationen verloren, mangelte es der katholischen Mission verstrkt anpolitischer Untersttzung. Anfang des 18. Jh. kamen allerdings franzsische Jesuitennach Indien und missionierten in den von Frankreich kontrollierten Gebieten wiePondicherry oder dem Guntur Distrikt in Andhra Pradesh (STEIN 2002: 135).

    2.7 Die protestantische Mission in IndienDie protestantischen Nationen Europas, die im 17. Jh. immer mehr Einfluss in Indiengewannen, hatten zu Beginn ihrer Vorherrschaft kaum Interesse an missionarischerArbeit unter der nichtchristlichen Bevlkerung. Stattdessen konzentrierten sie sichauf den Aufbau von Handelsniederlassung. In den Jahren 1661-1663 vertrieben dieHollnder die Portugiesen von der Malabarkste und bernahmen ebenfalls derenSttzpunkte an der Koromandelkste. Die Hollnder verhielten sich religionspolitischweitgehend tolerant, sowohl gegenber Nicht-Christen als auch gegenber den dortlebenden europischen Katholiken (STEIN 2002: 135).Zu Beginn des 17. Jh. treten die Briten in Indien zum ersten Mal in Erscheinung,vertreten durch die East India Company, der bis in die Mitte des 19. Jh. nicht nur dasHandels-, sondern auch das Herrschaftsmonopol erhalten blieb (STEIN 2002: 135).Die Company war zunchst auf die Gunst der Mogul-Herrscher angewiesen, die ihrHandel- und Niederlassungsrechte einrumten. Aus diesem Grund war anmissionarische Ttigkeiten bis zum Ende des 18. Jh. nicht zu denken (STEIN 2002:136).Nachdem die britische Herrschaft gefestigt war, versuchte die Company trotzdemeine Zeit lang, die Missionsarbeit in ihrem Einflussbereich zu verhindern, denn siebefrchtete, dass es durch den Eingriff in das religise Leben der indischenBevlkerung zu sozialen Unruhen kommen knnte.Mitte des 18. Jh. wurde in Bengalen der erste Missionar der Church of England aktiv,jedoch beschrnkte er sich auf die Betreuung derjenigen Christen, deren Vorfahren

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    als Siedler aus Europa nach Indien gekommen waren oder als Sklaven derPortugiesen, ohne dies zu wollen, getauft wurden (STEIN 2002: 136).Bartholomus Ziegenbalg ( 1719) und Heinrich Pltschau ( 1746) kamen imAuftrag des dnischen Knigs Friedrich IV. (im Zuge der dnisch-halleschen Mission)nach Tranquebar in Sdindien und wurden zu Begrndern der evangelischen Kirchein Indien. Ziel der Tranquebar-Missionare war die Entstehung einer einheimischenKirche. Ihre weiteren Dienste bei Bibelbersetzungen, an Schulkindern, an ihrenindischen Mitarbeitern und an Notleidende stellten die Weichen fr knftigeMissionsarbeit weltweit (JEYARAJ 2004: 1).

    3 Die Wesenszge des Christentums in IndienDie Christen in Indien sind in lokalen Gemeinschaften organisiert. Regional gibt esDizesen und union councils (Unions-Rte), national sind es Rte wie die synodnational federation (INDIAN MIRROR). Die meisten Kirchen haben fr jede Dizeseeinen Bischof.In den Kirchen werden gewhnlich keine Schuhe getragen. Frauen und Mnnersitzen auf getrennten Seiten.Die katholische Kirche hat berall feine Statuen und Gemlde, die Decken undSeitenflgel sind mit bildhaften Darstellungen geschmckt (vgl. Abb. 3). In denprotestantischen Kirchen ist der Gebrauch solches Kult-Bilder strikt verboten.Der Hhepunkt im christlichen Gottesdienst ist die Teilnahme an Lords Supper,auch Kommunion genannt. In den meisten Kirchen erfolgt dieser Ritus an jedemSonntag. Die Kommunion wird im Gedenken an den Tod Jesu eingenommen, dasBrot, das Jesus im Abendmahl gebrochen hat, reprsentiert seinen Krper und dieGemeinschaft der Glubigen, der Wein verkrpert sein Blut, welches er am Kreuz frall unsere Snden vergossen hat (INDIAN MIRROR).

    4 Kunst und Architektur der Kirchen in Indien am Beispiel KeralasAlle Nationen und Kulturen, die in der Vergangenheit mit Kerala in Kontaktgekommen sind, haben Spuren in Gesellschaft und Kultur hinterlassen, so zumBeispiel die gypter, die Griechen, die Rmer, die Araber, spter auch die Europervor allem die Portugiesen, die Hollnder, die Franzosen und die Englnder(MENACHERY 2000: 1).Die christliche Kunst und Architektur in Kerala hat sich in der vor-europischen Zeitaus zwei Ursprngen heraus entwickelt. Zum einen wurden Ideen und Bruche vonMissionaren und Hndlern aus dem nahen Osten (Griechenland, Rom, gypten, etc.)importiert, zum anderen flossen auch die einheimischen knstlerischen undarchitektonischen Formen und Techniken in die christliche Architektur mit ein.Indem diese beiden Strmungen freudig miteinander vermischt wurden, existiertebereits vor der Ankunft der Europer in Kerala eine starke Tradition von christlicherKunst und Architektur, die fr ihre sthetik ebenso wie fr ihre pragmatischeVollkommenheit berhmt war.

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    Portugiesen, Hollnder, Franzosen, Englnder sowie Missionare aus ganz Europabrachten ihre eigenen Kunst-Traditionen mit sich. Bestimmte Merkmale wurden zubereits bestehenden Strukturen und Traditionen hinzugefgt, jedoch ohne daskulturelle Erbe des Christentums vollstndig zu ersetzten. Heute findet man dahereine harmonische Mischung von Elementen des Ostens und Westens in derchristlichen Kunst und Architektur Keralas (MENACHERY 2000: 2).Die Erzhlung, dass Vasco da Gama in einen hinduistischen Tempel in Kerala ging,ihn fr eine Kirche hielt, daraufhin einen Gtzenbild verehrte, welches er mit derheiligen Jungfrau Maria verwechselte, verdeutlicht ganz klar die hnlichkeit derhinduistischen und christlichen Gotteshuser in Kerala (MENACHERY 2000: 2).Die Unions-Synode in Djamper 15994, bei der mehr als hundert Kirchen der St.Thomas-Christen vertreten waren, hatte beschlossen, die nicht-christlichen Elementeaus den Kirchen zu verbannen. Die Beschreibungen eines Erzbischofs, der vonseinen Besuchen in verschiedenen Kirchen vor und nach der Synode berichtete,werfen ein wenig Licht auf die Strukturen und Arrangements der Kirchen bevorwestliche Elemente in Malabar eingefhrt wurden (MENACHERY 2000: 3).Vor den Kirchenbauten Malabars, entweder im Innenhof oder auerhalb, befand sichbeispielsweise ein freistehendes Granit- (Stein-) Kreuz, welches auch als NazraneySthamba (MENACHERY 2000: 3) bekannt ist (vgl. Abb. 4-6) . Die Fahnenstange wurdeaus dem berhmten Teakholz Keralas hergestellt und war oftmals von kupfernenSchluchen (copper hoses) umgeben, z.B. in Changanassery, Pulinkunnu oderChambakkulam. Sie konnte aber auch aus anderem Holz oder Material bestehen.Fr die indischen Buddhisten, Jainisten, Hindus etc. sind spezielle Sulen (pillars)und stambas (MENACHERY 2000: 3) charakteristisch. Solche Sulen und Strukturengehrten schon zum christlichen Erbe noch bevor der Hinduismus eine berlegen-heit hinsichtlich dieser Gebilde aufwies.Das im Freien stehende Fels- oder Steinkreuz (open-air rock-cross) von Malabar istein Obelisk, eine hohe Steinsule mit vier, gelegentlich verzierten, leicht schrgenSeiten. Rom ist im Besitz vieler Obelisken (von gypten und dem Osten), auch inLondon, Paris und New York sind solche zu finden.Die Ashoka-Sule und andere solcher indischen Sulen standen unter gyptisch-persischem Einfluss. Das Nazraney Sthamba ist ein direkter Nachkomme desObelisk und ist diesem in Form, Konstruktions- und Errichtungsmethode, in Funktionund Sonnen-Symbolismus viel hnlicher als andere indische Sulen (MENACHERY2000: 3).Der (rmische) Obelisk verkrpert den Sonnenstrahl, die christliche Variante desObelisk verkrpert den Christusstrahl. Die rmischen Obelisken, die heutzutageKreuze tragen, sind ins Christentum bertragen worden, whrend die kreuzfrmigenObelisken Keralas christlich geboren(MENACHERY 2000: 3) wurden. SolcheObelisken-Kreuze sind meistens vor den Kirchen aufgebaut worden und trotz

    4 Da die Thomas-Christen dem ostsyrischen Ritus folgten, der nestorianische Elemente enthielt unddeswegen fr die katholische Kirche als hretisch galt, war diese darum bemht, die Thomas-Christenan den wahren katholischen Ritus anzugleichen. Hierzu wurde im Jahr 1599 die Synode in Djampereinberufen. Nestorianische Elemente wurden eliminiert. Darber hinaus anerkannten die Thomas-Christen den Papst und die universal-kirchliche Leitung. Die Synode bekannte sich zu allen Konzilen,die die Kirche je gehalten hat, insbesondere zum Konzil von Ephesus, das den Nestorianismusverurteilte (vgl. auch Funote 2).

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    westlichem Einfluss ohne groe Vernderungen geblieben, wobei einige Motive aufden Sockeln korrigiert wurden (MENACHERY 2000: 3).

    5 Die Ausbreitung und die Bedeutung des Christentums im 19.und 20. Jahrhundert in Nordostindien

    Die christliche Bewegung in Nordostindien ist eng mit den politischen Entwicklungenwhrend des 19. und 20. Jh. verbunden.Die British East India Company schloss am 24. Februar 1826 einen Vertrag mitdem Knigreich von Burma. Dieser Vertrag hat eine groe Bedeutung fr dieMenschen in Nordostindien mit sich gebracht.Die britische Verwaltung breitete sich allmhlich aus. Das gesamte Gebiet, dasfrher politisch zerstckelt war, wurde nun unter eine Regierung gestellt. Dietraditionelle politische Elite in den Ebenen von Assam ist von den Briten verdrngtworden. Die mitunter 100 Jahre anhaltende britische Verwaltung in der Region hat frunumstliche konomische, soziale und kulturelle Vernderungen gesorgt (DOWNS1983:1f).Christliche Missionare und einheimische christliche Gemeinschaften haben beidiesen Vernderungen, bei einem Prozess der politischen und sozialen Angleichung,eine bedeutende Rolle gespielt.Den grten Einfluss hatten sie bei den Stammesvlkern in der Tiefebene ebensowie in den Bergen. Die Stammes-Angehrigen haben im Christentum einen Weggefunden, ihre Identitten zu schtzen. Sie sind in groer Anzahl zum Christentumkonvertiert, welches ihnen eine nicht-hinduistische Mglichkeit der Eingliederung indie Gesellschaft bietet (DOWNS 1983:1f und COUTSOUKIS 2003).Menschen auerhalb der Kasten- und Gesellschaftsordnung gelten als unberhrbarund unrein und daher als Un-Menschen (JEYARAJ 2004: 5). Fr diese Menschen,die viele Jahrhunderte lang kulturelle, religise und soziale Verachtung undVerwerfung erfahren haben, bedeutet die Christusbotschaft die langersehnteFreiheit, die ihr Menschsein besttigt und ihnen gebhrende Wrde undAnerkennung schenkt. Jesus Christus ist ihr Befreier und Herr (JEYARAJ 2004: 5).Die Kirche in Indien versteht sich als Kirche fr die Armen und die Unterprivilegierten.Ein beachtenswerter Teil ihrer Mission besteht in der Armutsbekmpfung,Bewusstseinsbildung und Befhigung der Entrechteten fr ein humanes Leben(JEYARAJ 2004: 4).Das Christentum trug jedoch auch dazu bei, dass sich die traditionelle Feindseligkeitzwischen den Berg-Stmmen und den Menschen, die in den Ebenen lebten, weiterverstrkten. Obwohl dies von den christlichen Missionaren nicht beabsichtigt wurde,ist es dennoch sehr schwierig unterschiedliche Identitten zu frdern ohne einegrere regionale und nationale Identitt zu untergraben. Nordostindien ist nicht daseinzige Gebiet, das dieses Problem kennt. Die Tatsache jedoch, dass separatistischeTendenzen in kriminelle Rebellionen ausgeartet sind, ist fr diese Region einzigartig.Auch wenn diese Aufstnde auf ein relativ kleines Gebiet begrenzt werden knnen(Nagaland, Mizoram und Manipur), stellen sie extreme Symptome einerweitverbreiteten Unzufriedenheit dar, die auf die Einfhrung einer Reihe neuerpolitischer Einheiten zurckzufhren ist. Die weitverbreiteten Unruhen in diesem

  • Rhein, Tanja: Christentum in Indien 12

    Gebiet sind ein Anzeichen fr die Angst vor Vernderungen, besonders wenn dieVernderungen die traditionellen Identitten und Machtstrukturen bedrohen (DOWNS1983: 2f.).Erst in jngster Zeit haben die Historiker des Christentums in Indien begonnen, ihreAufmerksamkeit dem Nordosten zu widmen. Dies ist weitestgehend auf die Tatsachezurckzufhren, dass das Christentum in dieser Region isoliert und auerhalb derHauptstrmung christlicher Bewegungen in Indien lag. Die oft negativen ffentlichenBekanntmachungen von christlichen Verwicklungen in rebellische Bewegungen undder ansteigende Kontakt zwischen den Christen des Nordostens und denen ausanderen Regionen des Landes, haben ein verstrktes Interesse hervorgerufen,ebenso auch die Tatsache, dass in Nordostindien das Christentum viel strker alsirgendwo anders angestiegen ist (DOWNS 1983: 3).Zwischen 1951 und 1971 ist die christliche Bevlkerung ganz Indiens um 69,49 %angestiegen, wobei der allgemeine Bevlkerungsanstieg whrend dieser Periode bei51,7 % lag.Im Nordosten hat im selben Zeitraum die christliche Bevlkerung um 171 %zugenommen, der allgemeine Bevlkerungsanstieg in dieser Region lag bei 116,5 %.In Assam war der Anstieg der christlichen Bevlkerung am geringsten, obwohl 1971dort 74,7 % der Bevlkerung Nordostindiens lebte. Den grten Anstieg konnteManipur mit 308,2 % fr den Zeitraum von 1951-1971 verzeichnen, gefolgt vonNagaland mit 251,6 % und Tripura mit 198,6 %. Die Zahlen fr Arunachal Pradeshsind bedeutungslos, da die christliche Bewegung dort noch relativ jung ist (DOWNS1983: 3f.).Nach der Volkszhlung im Jahre 1901 lebten in Nordostindien 1,23 % aller ChristenIndiens. 1951 lag der Anteil schon bei 7,8 % und im Jahre 1971 schlielich bei 12,5%. In Sd-Indien (mit Goa, Andhra Pradesh, Karnataka, Tamil Nadu und Kerala)lebten 1971 68,4 % aller Christen Indiens, 31,6 % in den restlichen Gebieten, wobeidavon wiederum 39,8 % im Nordosten anzutreffen waren (DOWNS 1983: 4).Obwohl die indische Verfassung jedem Brger das Recht auf eine freieReligionsausbung gewhrt (Artikel 25 (i)), wird den Neuchristen in Indien das Lebenoft sehr schwer gemacht. Beispielsweise haben sie Probleme, eine Arbeit fr denLebensunterhalt und einen Ehepartner zu finden. Es wird ihnen auch verboten, ausdem Dorfbrunnen Wasser zu schpfen. Mitunter kommt es auch vor, dass siegezwungen werden, sich vor den Dorfgott zu stellen und diesen zu verehren(JEYARAJ 2004: 5).

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    6 Literaturverzeichnis

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    DOHMANN T. (O.J.): Das Christentum in Indien. Internet:http://www.heiliges-indien.info/christentum.htm. 07.01.2005.

    EUROPEAN REINTEGRATION NETWORKING (o.J.): Indien. Landesinformation. Internet:http://www.reintegration.net/laender/index.htm. 28.12.2004.

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    INDIASERVER.COM (o.J.): India Religion. Christianity. Internet:http://www.indiaserver.com/religions/india-christianity-religion.html. 07.01.2005

    JEYARAJ D. (2004): Mission ist ` in am Beispiel Indiens. Internet:http://christoph-gaebler.de/mission.htm. 29.11.2004.

    MENACHERY G. (2000): Kerala Church Art and Architecture. Internet:http://www.indianchristianity.com/html/Books2.htm. 28.12.2004.

    STEIN J. (2000): Das Christentum in Kerala. In: WEBER E. (Hrsg.): Journal frReligionskultur (31). Internet:http://web.uni-frankfurt.de/irenik/relkultur31.html. 29.12.2004.

    STEIN J. (2002): Christentum und Kastenwesen. Zum Verhltnis von Religion undGesellschaft in Indien. Frankfurt am Main und Butzbach. 90-149.

    EnzyklopdienMicrosoft Encarta Enzyklopdie 2002

  • Rhein, Tanja: Christentum in Indien 14

    7 Anhang

    Abb. 1: Physische Karte von Indien

    Quelle: Diercke Weltatlas 1991: 157

  • Rhein, Tanja: Christentum in Indien 15

    Abb. 2: Religionen in Indien

    Quelle: Diercke Weltatlas 1991: 163

  • Rhein, Tanja: Christentum in Indien 16

    Abb. 4: Die Malayatoor-Kirche in Kerala mit ihrem open-air- Kreuz vor dem Kirchengebude

    Quelle: http://kerala.indiantravelportal.com/churches/malayatoor-church.html. 07.01.2005

    Abb. 3: Innenansicht der St. Jeromes Mapusa

    Quelle: http://www.indiatravelinfo.com/goa/church.htm. 07.01.2005http://www.indiatravelinfo.com/goa/church.htm

  • Rhein, Tanja: Christentum in Indien 17

    Abb. 5: St.- Francis-Church, Goa

    Quelle: http://churches-of-goa.indianvisit.com/important-churches.html. 07.01.2005

    Abb. 6: Basilica of Bom Jesus, Goa

  • Rhein, Tanja: Christentum in Indien 18

    Eidesstattliche ErklrungIch versichere eidesstattlich, die vorliegende Arbeit selbstndig verfasst und keine

    anderen als die angegebenen Quellen benutzt zu haben. Alle wrtlichen und

    sinngemen Entlehnungen sind unter genauer Angabe der Quelle kenntlich

    gemacht.

    Tanja Rhein