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ERTIG!
Bar freigemacht / Postage paidĂsterreich / Austria
Kinder- und Jugendanwaltschaft OĂKinderrechtezeitung OĂ, Heft 34/2015
Alles, was Recht ist
SR
Inhaltsverzeichnis
Wie bist du? Genau: sICHer rICHtig! ............................. Seite 3 Menschen: Selbstbewusst im Rampenlicht ..................... Seite 4âWir haben das gerockt!â.............................................. Seite 5Was sagst du dazu?.................................................... Seite 6/7
Stark, frech, hilfsbereit ................................................... Seite 8âHier leben wir endlich in Friedenâ ................................... Seite 9Was heiĂt eigentlich ... ? KiJA on Tour .................... Seite 10/11Kinder und Jugendliche haben Rechte ......................... Seite 12
Wer bist du eigent-lich? Nein, wir fra-
gen jetzt nicht nach dei-nem Namen. Oder wo du wohnst. Wie groĂ oder wie schwer du bist. Das geht uns ja auch gar nichts an.
Stolz sein
Du bist, was du bist. Viel-leicht bist du kleiner als deine Freunde in der Klas-se. Vielleicht hast du eine dunklere Hautfarbe. Oder du kommst aus einem an-deren Land oder bist noch nicht lange in Ăsterreich.
Vielleicht ist jemand in deiner Familie krank, da-her bist du nicht immer so aufmerksam, wie du sein solltest. Du kennst sicher jemanden unter deinen Freunden, dessen Eltern nicht viel Geld besitzen. Und trotzdem: Egal, was oft dahintersteckt: Man kann stolz auf sich sein â genauer gesagt: Du kannst stolz auf dich sein.Kinder haben eine eigene Meinung, Kinder brau-chen Essen, ein Zuhause und Zuneigung. Kinder
mĂŒssen beschĂŒtzt wer-den, Kinder dĂŒrfen neu-gierig sein und spielen, und das gilt fĂŒr alle Kinder gleichermaĂen. Das alles ist nicht selbstverstĂ€nd-lich, sondern steht so in den Menschenrechten fĂŒr Kinder und Jugendliche (du fi ndest die wichtigsten davon auf der RĂŒckseite dieses Heftes).
Rechte sind wichtig
Diese Rechte sind wichtig fĂŒr uns alle, denn nur wenn sie eingehalten und befolgt
werden, können deine Freunde und du so auf-wachsen, dass sie selbstbe-wusste Menschen werden.
An sich selbst glauben
Wenn man das Wort zer-legt, kommt man auch schnell zur ErklĂ€rung: Sei dir selbst bewusst, wer du bist. Auch, wenn du ein-mal traurig bist oder dich nicht wohl fĂŒhlst, kannst du immer daran denken, wie wichtig es ist, an sich selbst zu glauben. Denn du bist sICHer rICHtig!
blicke mit Mut und Zuversicht in die Zu-kunft!
Deine Kinder- und JugendanwÀltin
Christine Winkler-Kirchberger
Wie bist du? Genau: sICHer rICHtig!So, wie du in der Schule vieles lernst, kannst du auch ĂŒber dich selbst immer wieder dazulernen. Oft merkt man das gar nicht. Aber es tut gut, zu wissen, wie sich Selbstbewusstsein anfĂŒhlt.
Heute bin ich ... ?
02 > Editorial Einblick < 03
IMPRESSUM: Medieninhaber: Land Oberösterreich; Herausgeber und Copyright: KiJA â Kinder- undJugendanwaltschaft OĂ, KĂ€rntnerstraĂe 10, 4021 Linz; f. d. l. v.: Mag. Christine Winkler-Kirchberger;Projektleitung, Redaktion und Texte: Mag. Claudia Werner; MitarbeiterInnen: Mag. Inez Ardelt, Pippi Langstrumpf ; )Layout, Illustrationen: Mag. Sarah Maria Seidel, www.designerladen.at; Druck: Plöchl Druck GmbH (Ăkodruckerei), Freistadt
Kontakt: [email protected], www.kija-ooe.at www.facebook.com/kija.ooe, Tel: 0732 / 77 97 77
Hallo du!Wer bin ICH, und wie will ICH leben? Was erwarten meine Eltern oder meine Freunde von mir? Wer sind meine Vorbilder?
DarĂŒber hast du dir bestimmt auch schon Gedanken ge-macht. Das Wortspiel âsICHer rICHtigâ soll ausdrĂŒcken, dass ICH fĂŒr mich selbst am besten entscheiden kann, wer und wie ich sein möchte. Jedes Kind hat das Recht auf eine individuelle
Entwicklung, auf sei-ne IdentitĂ€t. NatĂŒrlich spielen dabei deine Erfahrungen und Be-ziehungen in der Fa-milie, dem Freundes-kreis und der Schule eine wichtige Rolle.
Oft geben dir andere vor, wie du dich ver-halten oder wie du-aussehen sollst. Auch Medien ĂŒben einen groĂen Einfl uss darauf aus, was gerade âinâ ist. Das kann ganz schön verunsichern. Dann ist es gut, wenn dir Menschen durch
ihre Lebensart ein po-sitives Vorbild geben oder wenn du mit jemanden ĂŒber dei-ne Zweifel sprechen kannst.
Es geht um dein ei-genes Empfi nden, um das, was dir wichtig ist und nicht darum, die Erwartung anderer zu erfĂŒllen.
Daher ĂŒberlege dir, was dich unverwech-selbar macht und worauf du stolz sein kannst. Werde dir âselbst bewusstâ und
Die KiJAHast du Probleme, Sorgen oder einfach nur eine Frage? Das Team der Kinder- und Jugendan-waltschaft ist fĂŒr dich da â vertraulich und kostenlos. Du kannst eine Nach-richt an uns senden oder einfach anrufen, wir helfen dir gerne!Die KiJA kommt auch mit Workshops zu Mobbing und Gewalt und Kinder-rechten an die Schule.
âWir haben das gerockt!â Ich Selbstbewusst im Rampenlicht
04 > Menschen Menschen < 05
im PortrÀt
âWir haben das gerockt!â Rampenlicht Die Band Tagtraeumer hat gerade den wichtigsten
Musikpreis Ăsterreichs gewonnen: den Amadeus. Wir sprachen mit ihnen darĂŒber, wie man wird und wann sie zuletzt stolz auf sich waren.
Sie wĂ€ren ohne eine Portion Selbstbewusstsein wohl kaum so weit gekommen: Prominente Persönlichkeiten brauchen Selbstvertrauen fĂŒr ihren Beruf. Aber auch ihnen fĂ€llt es nicht immer leicht.
Fotos: Tagtraeumer
Ihr seid 2015 zur Band des Jahres gekĂŒrt wor-den. WĂŒrdet ihr sagen, dass das euer Selbstbe-wusstsein beeinflusst hat? Wenn ja, warum?
Eindeutig ja! Der Ama-deus fĂŒr die âBand des Jahresâ ist die höchste Auszeichnung, die eine Band in Ăsterreich be-kommen kann. FĂŒr seine Arbeit geehrt zu werden, steigert das Selbstbe-wusstsein automatisch.
Wobei man sagen muss, dass positiver Zuspruch von anderen KĂŒnstlern dieselbe Auswirkung hat, wenn nicht sogar mehr.
Wie wichtig ist Selbstbe-wusstsein, wenn man auf der BĂŒhne steht?
Angenommen, man wĂ€re sich unsicher, wenn man die BĂŒhne betritt, wĂŒrde man beim kleinsten Feh-ler den man macht, zu spielen aufhören. Man wĂ€re zu nervös, um wei-
ter zu machen. Von dem Aspekt aus betrachtet, muss man selbstbewusst auf die BĂŒhne gehen und sich jedes Mal sagen âHeute wird die beste Show meiner Karriere!â â dann funktioniert das von alleine.
Was hat euch am mei-sten geholfen, selbstbe-wusster zu werden?
Das GefĂŒhl des Rudels. Es ist tatsĂ€chlich so: Zu fĂŒnft auf der BĂŒhne zu
stehen, bedeutet, selbst-bewusster zu sein. Man weiĂ einfach, wenn man einen Fehler macht, wird dieser von den anderen âĂŒberspieltâ. Am Ende des Tages kann man das Selbstbewusstsein in dem Fall aber auf Ăbung und Proben zurĂŒckfĂŒhren.
Wann wart ihr das letzte Mal stolz auf euch selbst und warum?
Man ist natĂŒrlich nach jedem gelungenen Kon-zert stolz! Aber richtig mit Stolz erfĂŒllt waren wir nach der Show am Donauinselfest 2015, als wir sagen konnten: âWir haben das gerockt!â Das war wahrschein-lich einer der schöns-ten Momente als Band.
Foto: Wikipedia_Gage SkidmoreFoto: Parkwood Foto: Shankbone
Zitate
Sc h i - We l t m e i s t e r i n Anna Fenninger und
FuĂball-Star David Alaba haben eines gemeinsam: Sie sind beide zu Sportlern des Jahres gewĂ€hlt wor-den, Anna sogar drei Mal hintereinander.
Anna Fenninger
Olympiasiegerin Anna Fenniger hat in ihrem Le-ben schon viele Erfolge gehabt. Vor groĂen Ren-nen trainiert sie immer viel und sagt sich: âIch bin gut drauf, ich kann es.âDiese Kraft hilft ihr mo-mentan viel. Denn im Herbst hat sie sich beim Training fĂŒr den Riesen-torlauf schwer am Bein verletzt. Nun fĂ€llt sie fĂŒr
die ganze Saison aus. Sie ist aber sehr tapfer und versucht, bald wieder fi t zu sein.
David Alaba
Der gebĂŒrtige Wiener David Alaba spielt bei FC Bayern MĂŒnchen und gilt weltweit als vielseitigster FuĂballspieler. Alabas
Mutter stammt von den Philippinen, sein Vater George aus Nigeria. Wenn er nicht FuĂball spielt, dann fi ndet David Alaba Zeit fĂŒr seine Freunde, die ihm sehr wichtig sind. FĂŒr sie ist er nicht der Star, der teure Kleidung trĂ€gt und schnelle Autos fĂ€hrt, son-dern einfach âder Davidâ.
Das Quintett Tagtraeumer wurde durch die TV-Castingshow âHerz von Ăsterreichâ auf Puls4 bekannt. Bei den Amadeus Awards
2015 wurden Tagtraeumer als Band des Jahres ausgezeichnet. Derzeit tourt die Band durch Ăsterreich und Deutschland.
BeyoncĂ© KnowlesSĂ€ngerin BeyoncĂ© Knowles weiĂ, wie man attraktiv und anziehend rĂŒber-kommt: âNichts ist beeindruckender, als wenn eine selbstbewusste Frau in einen Raum kommt.â Die SĂ€n-gerin unterstĂŒtzt auch die Aktion âban bossyâ, da-mit MĂ€dchen mehr Selbstbewusstsein bekommen, und sagt: âSei mutig! Sei du selbst!â
Daniel RadcliffeMehr als zehn Jahre stand Schauspie-ler Daniel Radcliffe als Harry Potter vor der Kamera. Nach Ende der Dreh-arbeiten hatte er das GefĂŒhl, es wĂŒrde ihm ein StĂŒck von ihm selbst fehlen. Aber mit viel Kraft hat er es ĂŒberwun-den: âDas tolle an den letzten Jahren ist, dass ich mein Selbstbewusstsein wieder gefunden habe.â
Lena DunhamNicht nur in ihrer TV-Serie âGirlsâ, sondern auch auf der Fotoplatt-form Instagram zeigt Schauspielerin Lena Dunham Fotos von sich. Dazu schreibt sie, wie ihr Sport geholfen habe, besser mit Angst und Unsi-cherheiten umzu-gehen. Denn Sport ist nicht nur fĂŒr körperliche, son-dern auch geistige Gesundheit da.
Muhammad Ali
âIch dachte, wenn ich es oft genug sage, kann ich die Welt be-stimmt davon ĂŒber-zeugen, dass ich wirk-lich der GröĂte bin.â Diesen Satz sagte Muhammad Ali, ei-ner der berĂŒhmtesten Boxer der Geschichte. Er wurde gleich drei Mal Weltmeister im Schwergewicht. Au-Ăerdem wurde er zum Sportler des 20. Jahr-hunderts gewĂ€hlt.
Foto: Shankbone
Foto: alafen55
âSelbstbewusst sein heiĂt, dass man sein sollte, wie man ist. Mir geht es zum Bei-spiel hier in Ăster-
reich sehr gut, weil ich mich viel besser auskenne als in Serbien.â
Gabriel
âAlle aus meiner Familie wurden in Bosnien geboren, nur meine kleine Schwester in Ăs-terreich. Sie mag
das gar nicht. Meine Eltern sagen ihr immer: âEgal, wo du geboren worden bist: Du bist gut, wie du bist!ââ
Muherema LeonJamal
âSe lbstbewusst heiĂt, dass man nicht versucht, wer anderer zu sein. Wenn die Lehre-rin sagt, dass ich
was gut gemacht habe, freue ich mich. Manche sagen, ich komme aus einem anderen Land wegen meiner Haut. Aber ich fĂŒhle mich wohl hier.â
âBei dem Spiel haben welche ge-schrieben, dass ich hilfsbereit und sportlich bin. Das freut mich. Bei
dem Spiel habe ich mit dem Schrei-ben andere stark gemacht. Ich bin froh, dass ich da bin, weil hier kein Krieg ist.â
Haliid Daniel
âManche sagen mir, dass ich eine gute Freundin bin und ich sie gut trösten kann. Das macht mich stark
und freut mich. Hier in Ăster-reich gefĂ€llt es mir, weil ich hier aufwachse und weil ich mehr weiĂ als ĂŒber Bosnien.â
DalelaBeratEvelyn Selma
âManche glau-ben, ich komme aus Russland. Das mag ich nicht, weil dort immer irgendwo Krieg ist.
Ich komme aus Georgien. Meine Mama sagt: âEgal, was sie von dir denken, du bist, wer du bist!ââ
Lea
âAls ich was rich-tig gemacht habe, bin ich gelobt wor-den. Das war gut! Wie meine kleine Schwester die Zahl
0 richtig schön geschrieben hat, habâ ich sie auch gelobt. Und ich habâ meine Mama gelobt, weil sie das Auto geputzt hat!â
âIch freuâ mich, wenn mich je-mand lobt, dann fĂŒhle ich mich stark. Und mich haben meine Mit-
schĂŒler gelobt, weil ich Klassen-sprecher geworden bin! Ich fi ndâs wichtig, dass es allen in der Klasse gut geht.â
Konrad
âSe lbstbewusst heiĂt, was man sich zutraut, also Selbstvertrauen.Wenn man wen lobt, gefĂ€llt es
einem, weil es dem anderen ge-fĂ€llt. Wie ich beim FuĂball ein Tor gehalten habe, haben mich meine Mitspieler gelobt.â
âWie mein Cousin in einen Brennnes-selstrauch gefallen ist, habe ich ihn rausgeholt, dann hat er âdanke!â ge-
sagt. Und ich habâ meinen groĂen Bruder gelobt, weil er mir aufge-holfen hat, wie ich mit dem Fahr-rad gestĂŒrzt bin.â
âWie ich meinem Papa beim Reifen-wechseln geholfen habe, hat er mich gelobt. Und wie Omar [ein Mit-
schĂŒler] neu zu uns in die Klasse gekommen ist, habâ ich gleich mit ihm gespielt und ihm geholfen.â
âWenn Berat un-sere Sachen auf-rĂ€umt, die herum-liegen, dann loben wir ihn. Bei uns haben FlĂŒchtlinge
gewohnt, denen haben wir Deutsch beigebracht, Essen und Geld gege-ben und unser Auto geborgt.â
Linz: Die 4B-Klasse der Volksschule 35 in Linz Wegscheid hatte schon in vielen Stunden zuvor das Thema âIch bin gut, so wie ich binâ durchgenommen. Das merkt man gleich bei der Diskussion. Unter ande-rem hatten sie ein Spiel gespielt, bei dem jedes Kind in ein Tagebuch schrieb, was an einem anderen Kind toll ist: ob hilfsbereit, lieb, klug, witzig oder freundlich â das hat fĂŒr Ăberraschungen und Freude gesorgt. Denn, wie Jamal sagt: âMan weiĂ ja nicht, wie man ist. Das freut einen dann!â Die Klassenlehrerin lobt auch gleich: âJeder von den Kindern kann etwas Besonderes, und jeder sagt ĂŒber die anderen etwas Po-sitives. Alle sind ein Team, und niemand lacht andere aus. Eine tolle Klasse!â
Perg: In der 4A der Volksschule Perg kommen auch sehr viele Persönlichkeiten zusammen. Es ist fĂŒr alle Kinder in dieser Integrationsklasse selbstverstĂ€ndlich, einander zu helfen. Und die beiden Klassenlehrerinnen wissen auch schon jede Menge an guten Eigenschaften ihrer SchĂŒ-lerinnen und SchĂŒler â und dass sie sich immer auf die Kinder verlassen können. Wenn zum Beispiel in der Pause nicht alle zur selben Zeit in den Hof hinausgehen können, warten im-mer welche auf diejenigen, die eben noch Zeit brauchen. Als ein MitschĂŒler neu in die Klas-se kam, half ihm gleich ein anderer. Und viele erzĂ€hlen davon, wie sie den jungen FlĂŒchtlin-gen aus Syrien, die in Perg wohnen, geholfen haben. Lukas empfi ndet das so: âBei Lob fĂŒhlt man sich erwachsen!â
Die 4B der Volksschule 35 Wegscheid in Linz Die 4A der Volksschule in Perg
Was sagst du dazu?Diesmal besuchten wir von der KiJA die Volksschule 35 in Linz Wegscheid und die Volksschule in Perg.
06 > Was sagst du dazu? Was sagst du dazu? < 07
Jamal
Was sagst du dazu?Was sagst du dazu?
Sam (9 Jahre) erzÀhlt:
âHier leben wir endlich in Frieden!â
Familie Makso stammt aus Syrien. Vor zwei Jahren mussten die Eltern mit den beiden Kindern vor dem Krieg fl iehen. Im GesprÀch erzÀhlen Rita und ihr Àlterer Sohn Sam, wie es ihnen heute geht.
Rita Makso wurde in Al-Malikiya in Syrien
geboren, weit im Norden an der Grenze zur TĂŒrkei. Rita hat Arabisch studiert und als Lehrerin in einer Hauptschule unterrichtet. Ihr Mann Naim hat Wirt-schaft studiert und war Manager in einem Kultur-zentrum. Die Familie lebt den christlich-orthodoxen Glauben.Ihre beiden Söhne hei-Ăen Sam, neun Jahre, und Mikael, vier Jahre. Sam ging in Syrien in die zweite Klasse Volksschu-le. Bis zum Ausbruch des Krieges konnte die Fami-lie sehr gut hier leben. Aber dann wurde die Lage immer schlimmer, die Angreifer gelangten bis in die Schule und be-drohten die Kinder. Die Stadt war umzingelt, die KĂ€mpfer des IS bedroh-ten sie. (IS=Islamischer Staat, eine terroristische Vereinigung, die einen eigenen Staat brutal er-kĂ€mpfen will.)
Flucht nach Ăsterreich
Rita und ihr Mann ent-schlossen sich 2013, ge-meinsam mit den Kin-dern und Ritas Bruder, der schon fast mit seinem Studium fertig war, zu fl iehen. Sie mussten all ihr
erspartes Geld bezahlen, um mit einem LKW, einem KĂŒhltransporter, aus Sy-rien zu entkommen und zu fl ĂŒchten. Weil so wenig Platz war, konnten sie nur ihre Dokumente mitneh-men.
Die Kinder lieben Schnitzel
âWir hatten solche Angstâ, erzĂ€hlt Rita. âIn unserer Stadt hĂ€tten wir keine Chance mehr ge-habt, zu ĂŒberleben. Es gab tĂ€glich SchieĂereien, daher haben wir uns zur Flucht entschlossen. In Ăsterreich kamen wir zuerst in Thalheim an, kurz spĂ€ter sind wir nach Zwettl an der Rodl gekom-men, wo wir seither leben. Die Menschen hier sind so gut zu uns! Sie sind alle so hilfsbereit, und inzwischen sind viele fast wie eine Familie fĂŒr uns. Auch die Nachbarn sind unglaublich lieb, manchmal essen wir zusammen. Ich fĂŒhle mich sehr wohl hier, als wĂ€re es mein Land. Hier leben wir endlich in Frieden. Wir treffen uns am Sonntag öfters mit dem Pfarrer und gehen Schnitzel essen. Die Kinder lieben Schnitzel!â Rita besucht weiter den Deutschkurs. âVielleicht kann ich bald wieder als Lehrerin arbeitenâ,
Hallo, Pippi! Wir freu-en uns sehr, dass du uns ein Interview gibst. Wie heiĂt du eigentlich mit vollem Namen?
Gestatten: Pippilotta Vik-tualia Rollgardina Pfef-ferminz Efraimstochter Langstrumpf!
Ui, das ist aber ein lan-ger Name!
Tja, wenn ich mich mit vollem Namen vorstelle, dann kann das dauern. Aber so viel Zeit muss eben sein.
Was ist dein Geheim-rezept fĂŒrs Leben?
Oh, das ist ganz einfach! Ich komme hervorragend alleine zurecht â oder zu-mindest fast, denn meine
Freunde sind sehr wich-tig in meinem Leben. Ich mache mir die Welt so, wie sie mir gefÀllt. Und ab und zu treibe ich ein bisschen Schabernack mit den Erwachsenen.
Das tun viele Kinder gerne!
Ja, schon, aber dabei sollte man wissen, wie weit man gehen darf. Ich kann ja nie so richtig böse sein. Denn ich liebe die Gerechtigkeit. Und ich habe ein groĂes Herz fĂŒr schwĂ€chere Menschen. AuĂerdem ist meine Mut-ter ein Engel und mein Vater ein SĂŒdseekönig.
Du lebst in der Villa Kun-terbunt zusammen mit dem Affen Herrn Nilsson
und deinem Pferd Klei-ner Onkel. Was tust du, wenn du in einer schwie-rigen Situation bist?
Das ist ganz einfach: Ich nehme all meinen Mut zusammen â und kann so sĂ€mtliche Schwierigkeiten ĂŒberwinden!
Ist das wirklich so ein-fach?
Nicht immer. Aber einen Tipp habe ich ja doch: Mit Spielen geht vieles leich-ter! Zum Beispiel Sachen-sucher spielen. Das ist jemand, der Sachen fi n-det, wisst ihr? Was soll es anderes sein? Die ganze Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie fi ndet. Und das gerade, das tun die Sachensucher.
Stark, frech und hilfsbereit Pippi Langstrumpf lebt ganz alleine in einer groĂen Villa. Sie muss nicht zur Schule gehen und kann trotzdem alles erreichen, was sie will. Sie ist stark, frech und hilfsbereit. Wir haben mit ihr gesprochen â oder uns zumindest fest vorge-stellt, wie ein GesprĂ€ch mit Pippi Langstrumpf wohl sein könnte.
Pippi
08 > Interview Interview < 09
Pippi Langstrumpf ist die bekannteste MĂ€r-chenfi gur der schwe-dischen Schriftstellerin Astrid Lindgren. Nicht nur im Deutschen ist Pippi Langstrumpfs richtiger Name lang, sondern in jeder der 70 Sprachen, in die ihre Abenteuer bis heute ĂŒbersetzt wur-den. Ihre âSchöpfe-rinâ Astrid Lindgren erfand die Geschichte von Pippi am Kran-kenbett ihrer kleinen Tochter Karin.
âHier leben wir endlich in Frieden!â âHier leben wir endlich in Frieden!â âHier leben wir
sagt sie. FĂŒr Rita und ihre Familie war es an-fangs nicht leicht, sich einzugewöhnen. âEs ist schwierig, wieder bei Null anzufangen. Wenn
es mir nicht so gut geht, dann gehe ich in die Kir-che und bete. Man muss Geduld haben. Das hat auch viel mit Vertrauen zu tun.â
Rita Makso mit Mikael (4) und Sam (9)
Auch Ritas Sohn Sam kann schon sehr gut Deutsch und erzĂ€hlt: âDie Flucht mit dem LKW war schrecklich. Ich musste auf einer Kiste schlafen und habâ so gehofft, dass wir bald da sind.â Hier in Oberösterreich konnte er gleich wieder in die Volksschule ge-hen und begann mit der 1. Klasse. âDie Direkto-rin hat mit mir Deutsch
gelernt, jetzt kann ich es sehr gut. Und ich habe viele Freunde gefunden. Am 22. Oktober habe ich Geburtstag gefeiert. Ich habe sieben Bur-schen eingeladen, die alle meine Freunde sind, und das war sehr lustig. Jetzt kann ich wieder so leben, wie ich in Syrien gelebt habe. Und ich kann FuĂball spielen, das ist super!â
Foto: puzzle
Herkunft, WurzelnDie Wurzeln eines Men-schen sind ganz Ă€hnlich den Wurzeln einer Pflan-ze, eines Baumes. Ein Kind, das bei seinen GroĂeltern aufwĂ€chst, hat vielleicht andere Ansichten als eines, das bei seinen Eltern auf-wĂ€chst. Ein Kind aus Sy-rien hat anderes erlebt als eines aus Ăsterreich. Auch Geschwister prĂ€gen dein âIchâ. Wenn jemand in der Familie schon lĂ€nger krank ist, hat das einen Einfluss auf alle Familienmitglieder. Sind die Eltern zum Beispiel gleichgeschlechtlich oder sind es nicht die leiblichen Eltern, weil sie ein Kind ad-optiert haben, dann hat ein Kind seine Wurzeln viel-leicht zu einem Teil bei sei-nen leiblichen Eltern, zum anderen Teil bei den Adop-tiveltern. All diese Wurzeln prĂ€gen den Menschen.
DiskriminierungDie Menschenrechtskon-vention bestimmt, dass alle Menschen die gleiche WĂŒrde und die gleichen Rechte haben. Es darf also niemand benachteiligt werden, denn Diskriminie-rung ist eine Verletzung der Menschenrechte. Dennoch werden immer noch be-stimmte Menschengrup- pen benachteiligt.
Das Wort Diskriminierung kommt aus dem Latei-nischen und bedeutet ĂŒber-setzt âUnterscheidungâ.
Diskriminierung beschreibt also die unterschiedliche Behandlung von Men-schen. Besonders hÀufig werden Menschen auf-grund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, ihrer Her-kunft, ihrer Religion oder ihres Alters diskriminiert. Asyl
Es gibt Menschen, die aus ihren HeimatlĂ€ndern flie-hen mĂŒssen, weil sie dort bedroht werden oder weil dort Krieg ist. Sie kommen in andere sichere LĂ€nder und beantragen dort Asyl. Das Wort Asyl kommt aus dem Griechischen und be-deutet so viel wie âUnter-kunftâ. Jeder FlĂŒchtling, der nach Europa einreisen darf, kann einen Antrag auf Asyl stellen. Ăbrigens: Asyl ist auch ein Men-schenrecht!
Ich / EgoMit dem Ego meint man das Bild, das du selbst von dir hast:
Dieses Ego bestimmt we-sentlich, wie du dich ver-hĂ€ltst, wie du dich fĂŒhlst und welchen Selbstwert du dir zuschreibst.
Als Beispiel: Wenn du dich selbst Ă€ngstlich siehst, dann wirst du das ge-nau so nach auĂen zei-gen. Wenn du ein starkes Selbstbild hast â man wĂŒr-de auch sagen: ein groĂes Ego â, wirst du genau so handeln.
Selbstbewusst-seinEin Wort, das sich wun-derbar zerlegen lĂ€sst: âsich selbst bewusst seinâ. Wenn du weiĂt, welche StĂ€rken und SchwĂ€chen du hast, und wenn du Ver-trauen in deine eigenen FĂ€higkeiten hast, dann wirst du Streitigkeiten bes-ser lösen können.
Da hilft es, sich selbst bes-ser kennen zu lernen und ĂŒber sich nachzudenken. Es hilft aber auch, gelobt zu werden. Das kennst du sicher: Wenn dich deine Eltern oder deine Lehrer loben, oder wenn eine Freundin oder ein Freund was Nettes zu dir sagt, dann freust du dich â und das stĂ€rkt dich. Menschen, die selbstbewusst durchs Leben gehen, gelingt es viel besser ihre Meinung zu Ă€uĂern und auch mal âNein!â zu sagen.
Was heiĂt eigentlich ... ?
Anmeldung und Informationen:Kinder- und Jugendanwaltschaft OĂKĂ€rntnerstraĂe 10, 4021 LinzTel. 0732 77 [email protected]
Der Held des StĂŒcks ist Michl, Sohn eines leibei-genen Bauern. Er ist mit sich und seiner Lebenssi-tuation unzufrieden, weil er viel lieber Ritter sein wĂŒrde. Eines Tages ver-lĂ€sst er heimlich das Haus seines Vaters, um sich sei-nem groĂen Idol König Löwenherz anzuschlieĂen. Unterwegs trifft er den HexenjĂ€ger, der ver-spricht, ihn zum Ritter aus-zubilden, wenn er ihm da-fĂŒr zu Diensten ist. Michl bekommt den Auftrag, im Nordwald eine Hexe auf-zuspĂŒren. Diese entpuppt sich als liebevolle KrĂ€u-terfrau, er fĂŒhlt sich wohl in ihrer NĂ€he und bleibt bei ihr. Margarethe, eine Königtochter, hat das Le-
ben am Hof satt. Warum darf sie nicht tanzen und Bogen schieĂen? Warum muss sie einen Schleier tragen, und wie kann das sein, dass sie ihren zukĂŒnf-
tigen Mann nicht selbst aussuchen darf? Sie flieht heimlich aus der Burg und trifft im Wald auf Michl, der sie mit zur KrÀuterfrau nimmt. Plötzlich aber steht der HexenjÀger im Haus der KrÀuterfrau. In einem spannenden Finale geht es um Alles oder Nichts.
Das Musiktheater fĂŒr Kinder ab 6 Jahren Die KiJA geht mit dem Musical âLöwenherz â Kraut und RĂŒbenâ auf Tour durch Oberösterreichs Schulen.
Kinder und Jugendliche haben Rechte
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09Kinder haben das Recht, al-les zu erfahren, was sie be-trifft. Sie haben das Recht, zu sagen, was sie denken. Sie haben das Recht, dass ihnen zugehört wird und dass ihre Meinung berĂŒcksichtigt wird.
Kinder haben das Recht, bei ih-ren Eltern zu leben. Wenn die Eltern nicht zusammenleben, haben Kinder das Recht, beide Eltern regelmĂ€Ăig zu treffen.
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Kinder haben das Recht da-rauf, dass sie genug zum Es-sen und zum Anziehen be-kommen.
Kinder haben das Recht, so gesund wie möglich zu leben und â wenn sie krank sind â von einem Arzt und von ihren Eltern versorgt zu werden.
Kinder haben das Recht, zu lernen und eine Schule zu be-suchen, die ihren BedĂŒrfnissen und FĂ€higkeiten entspricht.
Kinder haben das Recht auf Freizeit, sich auszuruhen und alleine und mit gleichaltri-gen Freunden zu spielen.
Hier siehst du auf einen Blick, welche Rechte du hast.
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Alle Kinder auf der ganzen Welt haben die gleichen Rechte.
Kinder haben das Recht, von allen Menschen liebevoll und rĂŒcksichtsvoll behandelt zuwerden.
Niemand darf ein Kind schla-gen oder ihm sonst irgendwie wehtun.
Kein Kind darf benachteiligt werden: egal, ob das Kind ein Bub oder ein MĂ€dchen ist, ob esaus Ăsterreich oder einem an-deren Land kommt, ob es be-hindert ist oder nicht, ob es eine helle oder dunkle Hautfarbe hat.
Fotos: C. Werner
Das sind deine Rechte!
Wenn etwas nicht passt: Die KiJA hilft dir gerne!
Kontakt: KĂ€rntnerstraĂe 10, 4021 Linz, Tel. 0732 / 77 97 77; E-Mail: [email protected]; Auf www.kija.at
fi ndest du neben vielen Infos auchden Download der Rechte fĂŒr Kinder und Jugendliche.
Kinder- und Jugendanwaltschaft OĂ