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Aktoren auf Basis des magnetorheologischen Effekts Der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Grades DOKTOR-INGENIEUR vorgelegt von Florian Zschunke Erlangen, 2005

Aktoren auf Basis des magnetorheologischen Effekts · fachliche Unterstützung sowie dem deutschen Institut für Kautschuktechnologie, insbesondere Herrn Dr. Thomas Alshuth, für

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  • Aktoren auf Basis des magnetorheologischen Effekts

    Der Technischen Fakultät der

    Universität Erlangen-Nürnberg

    zur Erlangung des Grades

    DOKTOR-INGENIEUR

    vorgelegt von

    Florian Zschunke

    Erlangen, 2005

  • II

    Als Dissertation genehmigt von

    der Technischen Fakultät der

    Universität Erlangen-Nürnberg

    Tag der Einreichung: 20.06.2005

    Tag der Promotion: 22.09.2005

    Dekan: Prof. Dr. A. Winnacker

    Berichterstatter: Prof. Dr. P.O. Brunn

    Prof. Dr. Ing. K. Strauß

  • III

    Abstrakt

    Die vorliegende Dissertation befasst sich mit Aktoren die auf der Basis des

    magnetorheologischen (MR) Effekts arbeiten. Dabei werden magnetorheologische

    Materialien verwendet, die aus einer nichtmagnetischen Matrix und darin verteilten

    magnetischen Partikeln bestehen. Bei Anlegen eines magnetischen Feldes zeigen

    sie eine dramatische Änderung der rheologischen Eigenschaften. Dieser

    magnetorheologische Effekt kann in Aktoren genutzt werden. Die Materialien, die hier

    vorgestellt werden sind die magnetorheologischen Flüssigkeiten und das

    Festkörperpendant, die magnetorheologischen Elastomere.

    Im Rahmen dieser Arbeit werden die physikalischen Zusammenhänge, die für ein

    Verständnis der Effekte notwendig sind, diskutiert. Experimentelle Untersuchungen

    an MR-Flüssigkeiten und MR-Elastomeren zeigen neue Erkenntnisse in der

    Charakterisierung und bei den MR-Elastomeren bei den Herstellungsmethoden

    dieser Materialien. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend, wird für jedes Material ein

    Konzept und der Aufbau eines Aktorprototypen vorgestellt. Auf der Seite der MR-

    Flüssigkeit ist dies ein semiaktiver Schwingungsdämpfer, dessen dynamische

    Eigenschaften sich elektrisch steuern lassen. Neben Modifikationen an der

    Konzeption des Dämpfers wird eine Simulation der Flüssigkeitsströmung im Dämpfer

    vorgestellt, mit der sich die Dämpfkräfte berechnen lassen. Der Aktor, der auf den

    MR-Elastomeren basiert ist ein Schwingungstilger, dessen variable Eigenfrequenz in

    Abhängigkeit eines aufgebrachten Magnetfelds gezeigt werden kann.

  • IV

    Abstract

    This work presents actuators based on the magnetorheological effect. Hereby

    materials consisting of a non-magnetic matrix and dispersed magnetic particles are

    used. Upon the application of a magnetic field they show a high but reversible

    change of their rheological behavior. This magnetorheological effect can be utilized in

    actuators. They materials present here are magnetorheological fluid and the solid

    analogue the magnetorheological elastomer.

    In this work the physical backround for understanding the effect is discussed.

    Experimental investigations on MR-fluids and MR-elastomers show new findings in

    the characterisation and in the case of the elastomers the productionmethods of

    these materials. Based on these results for each of the materials a concept and the

    design of an actuator prototype are presented. For the MR-fluids it is a semiactive

    vibrationdamper whose dynamic properties could be electrically controlled. Not only

    some modifications are presented but a simulation of the fluid flow which allows a

    prediction of the damping forces is shown. The actuator based on the MR elastomers

    is a mass damper, whose natural frequency can be tuned by changing the applied

    magnetic field.

  • V

    Danksagung Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Strömungsmechanik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in der Arbeitsgruppe Rheologie. An erster Stelle danke ich meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Peter O. Brunn. Er hat mit vielen fachlichen Diskussionen und wichtigen Anregungen viel zum Gelingen meiner Arbeit beigetragen. Die angenehme und freundliche Arbeitsatmosphäre, die viel Raum für Eigeninitiative und Kreativität ließ, haben die Umsetzung meiner Arbeit wesentlich nach vorne gebracht. Ferner gilt mein Dank Herrn Prof. Dr.-Ing. Karl Strauß für die Übernahme des Koreferats. Außerdem möchte ich der Firma WEGU, dort insbesondere Herrn Horst Zimmermann, der bayerischen Forschungsstiftung und der Stiftung Industrieforschung für die finanzielle Unterstützung meiner Arbeit danken. Dem Lehrstuhl für Regelungstechnik gilt mein Dank für die vielen Messungen und die fachliche Unterstützung sowie dem deutschen Institut für Kautschuktechnologie, insbesondere Herrn Dr. Thomas Alshuth, für die ausgesprochen gute Zusammenarbeit. Insbesondere gilt mein Dank auch den Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl für Strömungsmechanik für ihre Unterstützung jeglicher Art, die ich während meiner Arbeit erhalten habe. Hervorheben möchte ich hier besonders Martin Steven, der mir stets wichtige Anregungen bei meiner Arbeit gegeben hat, Max Brand der mich mit vielen Ideen unterstützt hat, Stefan Diezinger, der auch immer ein offenes Ohr für mich hatte und Alejandro Peugnet, der sich stets um die Tücken der EDV gekümmert hat. Natürlich möchte ich auch meinen vielen studentischen Hilfskräften danken, besonders Rosa Rivas für die gute Unterstützung und Zusammenarbeit. Nicht zuletzt möchte ich meiner Mutter danken, die meine Ausbildung ermöglicht hat. Erlangen, Juni 2005 Florian Zschunke

  • VI

  • VII

    Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung.........................................................................................................1 1.1 Einführung ............................................................................................1

    1.2 Stand der Technik.................................................................................2

    1.3 Motivation und Ziel der Arbeit ...............................................................3

    2 Magnetorheologische Materialien....................................................................5 2.1 Magnetische Eigenschaften..................................................................5

    2.2 Der magnetorheologische Effekt...........................................................7

    2.3 Magnetorheologische Flüssigkeiten....................................................15

    2.3.1 Grundlagen, Anforderungen und Zusammensetzung .........................15

    2.3.2 Verwendete Flüssigkeit .......................................................................15

    2.3.3 Rheologische Beschreibung ...............................................................15

    2.4 Magnetorheologische Elastomere ......................................................15

    2.4.1 Grundlagen, Anforderungen und Zusammensetzung .........................15

    2.4.2 Verwendete MR-Elastomere...............................................................15

    2.4.3 Rheologische Beschreibung ...............................................................15

    3 Rheologische Untersuchungen......................................................................15 3.1 Versuchsdurchführung........................................................................15

    3.1.1 Stationäre Messungen ........................................................................15

    3.1.2 Instationäre Messungen......................................................................15

    3.2 Experimenteller Aufbau.......................................................................15

    3.2.1 Rotationsrheometrische Untersuchungen...........................................15

    3.2.2 Servohydraulisches Elastomer-Prüfsystem ........................................15

    4 Numerische Methoden ..................................................................................15 4.1 Finite-Volumen-Methode für die Lösung der Strömungsprobleme......15

    4.1.1 Grundgleichungen...............................................................................15

    4.1.2 Finite-Volumen-Methode.....................................................................15

    4.2 Finite-Elemente-Methode für die Lösung der magnetischen Feldverteilung ..15

    4.2.1 Grundgleichungen...............................................................................15

    4.2.2 Finite-Elemente-Methode....................................................................15

    5 Charakterisierung von MR-Materialien ..........................................................15 5.1 Ergebnisse der Charakterisierung von magnetorheologischen Flüssigkeiten15

    5.1.1 Fließkurven .........................................................................................15

    5.1.2 Temperaturabhängigkeit der rheologischen Eigenschaften ................15

  • VIII

    5.1.3 Oszillationsmessungen ...................................................................... 15

    5.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse der rheologischen Charakter-

    isierung der MR-Flüssigkeit ................................................................ 15

    5.2 Ergebnisse der Charakterisierung von magnetorheologischen

    Elastomeren ....................................................................................... 15

    5.2.1 Rheologische Eigenschaften .............................................................. 15

    5.2.2 Magnetische Eigenschaften ............................................................... 15

    5.2.3 Zusammenfassung der Charakterisierung der MR-Elastomere.......... 15

    6 Aktoren auf der Basis des MR-Effektes ........................................................ 15 6.1 Aktoren............................................................................................... 15

    6.2 MR-Schwingungsdämpfer .................................................................. 15

    6.2.1 Konzeption eines MR-Schwingungsdämpfers .................................... 15

    6.2.2 Experimentelle Ermittlung der dynamischen Eigenschaften des MR-

    Dämpfers............................................................................................ 15

    6.2.3 Verbesserung der Eigenschaften durch Einsatz eines Zusatzventils . 15

    6.2.4 Simulation des Dämpfers mit CFD ..................................................... 15

    6.3 MRE - Schwingungstilger ................................................................... 15

    6.3.1 Konzeption eines MR-Schwingungstilgers ......................................... 15

    6.3.2 Experimentelle Ermittlung der dynamischen Eigenschaften des MR-

    Schwingungstilgers ............................................................................ 15

    7 Zusammenfassung und Ausblick .................................................................. 15 8 Literaturübersicht .......................................................................................... 15 9 Anhang.......................................................................................................... 15

  • IX

    Nomenklatur

    Einige der verwendeten Formelzeichen sind doppelt belegt. Bei mehrdeutigen

    Zeichen ist bei der Erläuterung das entsprechende Kapitel, in dem das Zeichen

    anders als in der restlichen Arbeit belegt ist, mit angegeben.

    Lateinische Symbole:

    Größe Erläuterung Einheit

    A Fläche m³

    B magnetische Flussdichte T

    RB Remanenz T

    SB Sättigungsflussdichte T

    D elektrische Flussdichte As/m²

    ijD Deformationsgeschwindigkeitstensor 1/s

    ElE elektrische Feldstärke V/m

    E Energie J

    YE Young Modul Pa

    F Kraft N

    dF Dämpfkraft N

    G Elastizitätsmodul Pa

    'G Speichermodul Pa

    ''G Verlustmodul Pa

    H magnetische Feldstärke A/m

    KH Koerzitivfeldstärke A/m

    I elektrische Stromstärke A

    2I zweite Invariante 1/s²

    J Polarisation T

    PJ mittlere Partikelpolarisation T

    SJ Sättigungspolarisation der Partikel T

    K Clausius-Mossoti-Funktion

  • X

    M Drehmoment Nm

    N Drehzahl 1/s

    AU Ausgangsspannung V

    DU Wechselwirkungsenergiedichte J/m³

    PV Partikelvolumen m³

    V& Volumenstrom m³/s

    V Volumen m³

    a Fittingparameter abh.

    Ta Lageparameter

    na Fourierkoeffizient

    b Fittingparameter abh.

    b Breite in Kapitel 3.2.2. m

    Tb Steigungsparameter 1/K

    nb Fourierkoeffizient

    c viskoser Dämpfungskoeffizient Ns/m

    Pd Partikeldurchmesser m

    f Frequenz Hz

    h Höhe m

    Ph Plattenabstand m

    j elektrische Stromdichte A/m³

    k Federkonstante N/m

    l Länge m

    dm magnetisches Dipolmoment T m³

    m Konsistenzfaktor Pa sn

    n Fließexponent

    p Druck Pa

    dr Dämpfkonstante Ns/m

    s Abstand m

    t Zeit s

    t Tiefe in Kapitel 3.2.2. m

  • XI

    st Schwingungsdauer s

    90t Zeitintervall s

    u Geschwindigkeit m/s

    iu i-Komponente der Geschwindigkeit mit i = x,y,z m/s

    ju j-Komponente der Geschwindigkeit mit j = x,y,z m/s

    v Geschwindigkeit m/s

    kv Kolbengeschwindigkeit m/s

    w Geschwindigkeit m/s

    x kartesische Koordinate m

    ix kartesische Koordinate mit i = x,y,z m

    jx kartesische Koordinate mit j = x,y,z m

    ex Erregeramplitude m

    1x Amplitude m

    2x Amplitude m

    dx Deformation m

    y kartesische Koordinate m

    z kartesische Koordinate m

    Griechische Symbole:

    Größe Erläuterung Einheit

    α Regelungsparameter

    sα Sättigungsmaß

    γ Scherung

    γ& Scherrate 1/s

    cγ& Übergangsscherrate 1/s

    0γ Deformationsamplitude

    δ Verlustwinkel °

    ε Dehnung

    ε& Dehnrate 1/s

  • XII

    0ε Dielektrizitätskonstante As/Vm

    1ε Dielektrizitätszahl

    η Viskosität Pas

    1η erste Bereichsviskosität Pas

    2η zweite Bereichsviskosität Pas

    dη Dehnviskosität Pas

    Mµ relative Matrixpermeabilität

    Pµ relative Partikelpermeabilität

    rµ relative Permeabilität

    0µ magnetische Feldkonstante 4710−⋅π Vs/Am

    ρ Dichte kg/m³

    σ Normalspannung Pa

    τ Schubspannung Pa

    Yτ Fließgrenze Pa

    ijτ Reibungstensor Pa

    0τ Schubspannungsamplitude Pa

    φ Volumenbruch

    χ elektrische Leitfähigkeit S/m

    ω Kreisfrequenz 1/s

    eω Eigenkreisfrequenz 1/s

  • 1 Einleitung

    - 1 -

    1 Einleitung

    Dieses Kapitel ist eine kurze Einführung in die Arbeit: Aktoren auf Basis des

    magnetorheologischen Effekts. Zunächst wird eine Übersicht über Aktoren und die

    magnetorheologischen Materialien gegeben. Ein erster Überblick wird im Stand der

    Technik dargestellt, der in den folgenden Kapiteln noch erweitert wird. Abschließend

    werden die Motivation und das Ziel dieser Arbeit dargestellt.

    1.1 Einführung

    Schwingungen treten bei fast allen technischen Anwendungen auf, bei denen Teile

    bewegt werden, also bei Transportmitteln und Maschinen. Motoren geben neben der

    gewünschten, in der Regel gleichförmigen Kraft auch veränderliche unerwünschte

    Schwingungen an die Umgebung ab. In der Praxis ist es oft notwendig diese zu

    unterdrücken oder abzuschwächen, um Lärm und Strukturermüdungen zu

    vermeiden. In der Automobilindustrie werden zur Schwingungsunterdrückung vielfach

    so genannte Schwingungstilger und Schwingungsdämpfer eingesetzt. Diese Bauteile

    sind jedoch in der Regel auf einen engen Frequenzarbeitsbereich beschränkt. Ziel

    dieser Arbeit ist es diesen Arbeitsbereich deutlich zu erweitern, indem die Bauteile

    adaptiv gestaltet werden, um sich also an eine veränderliche Anregungsfrequenz

    anpassen zu können.

    Die Umsetzung erfolgt auf der Basis von „Smart Materials“. Diese Materialien, die

    auch intelligente Werkstoffe, multifunktionale oder adaptive Materialien genannt

    werden, können ihre rheologischen Eigenschaften, ihre Länge oder das Volumen

    durch einen steuerbaren externen Parameter wie Licht, elektrische oder magnetische

    Felder variieren. Die hier behandelten Materialien verändern ihre rheologischen

    Eigenschaften innerhalb von wenigen Millisekunden durch Anlegen eines

    magnetischen Feldes und werden daher magnetorheologische (MR) Materialien

    genannt. Diese Materialien können in Bauteilen eingesetzt werden, die als Aktoren

    bezeichnet werden. Ein Aktor ist, verallgemeinert betrachtet, die Verbindung

    zwischen der Steuerung und einem zu steuernden Prozess. Aktoren sollen

    Energieflüsse, Massen- oder Volumenströme zielgerichtet einstellen [1]. Die

    potentielle Anwendung der hier beschriebenen Materialien ist also der Aufbau eines

  • 1 Einleitung

    - 2 -

    Energiewandlers zur variablen Übertragung von Kräften. Der Vorteil der

    Energiewandler auf der Basis des magnetorheologischen Effektes ist der einfache

    Aufbau. Ebenfalls lässt die Technologie eine Minimierung der Anzahl der

    beweglichen Teile zu. Dadurch ist ein geringer Verschleiß und eine hohe Dynamik

    gewährleistet, die auch durch die schnelle Reaktionszeit der Materialien verbessert

    wird.

    1.2 Stand der Technik

    Die hier betrachteten magnetorheologischen (MR) Materialien, den

    elektrorheologischen Materialien ähnliche Substanzen, können ihre rheologischen

    Eigenschaften durch Anlegen eines äußeren Magnetfeldes schnell und reversibel

    verändern. Sie gehören somit zur Klasse der "Smart Materials". Die am weitesten

    verbreiteten MR-Materialien sind die MR-Flüssigkeiten (MRF). Die ersten

    Entdeckungen und Anwendungen dieser Technologie können bereits in den 40er

    Jahren des 20. Jahrhunderts Jacob Rabinow des US National Bureau of Standards

    zugerechnet werden. Rabinow hat zahlreiche Patente veröffentlicht, darunter zum

    Beispiel die Entwicklung einer magnetorheologischen Kupplung [2]. Zeitgleich wurde

    von Willis Winslow die elektrorheologische Flüssigkeit entdeckt [3]. Aufgrund der zu

    geringen Leistungsfähigkeit sind diese Materialien jedoch wieder für viele Jahrzehnte

    in Vergessenheit geraten. Mitte der achtziger Jahre wurden diese Ideen wieder

    aufgegriffen und es wurden zahlreiche Veröffentlichungen zu ER-Flüssigkeiten

    gemacht. Anfang der neunziger Jahre rückten auch die magnetorheologischen

    Flüssigkeiten wieder in den Fokus des Interesses und seitdem arbeiten einige

    Forschungsgruppen auf diesem Gebiet. Das Hauptinteresse an diesen Materialien ist

    der Einsatz in mechatronischen Systemen, da sie eine robuste und einfache

    Schnittstelle zwischen der Steuerungselektronik und den mechanischen

    Komponenten darstellen. Der Hauptgrund für das Interesse an MR-Flüssigkeiten

    beruht auf dem Bedarf nach einem einfachen, schnellen und robusten Ventil, um

    semiaktive Dämpfung möglich zu ermöglichen. Dies können MR-Fluid Technologien

    bereits leisten. So sind viele Dämpfer auf Basis der MR-Flüssigkeiten in

    verschiedenen Bauformen erfolgreich entwickelt worden. [4][5][6]. Diese Dämpfer

    werden auch teilweise schon kommerziell vertrieben. Hauptsächlich werden sie als

  • 1 Einleitung

    - 3 -

    Vibrationsunterdrückung z.B. bei KFZ-Sitzen und Maschinen, aber auch bei

    Bauwerken eingesetzt [7][8][9]. Auch andere Verwendungen, wie z.B. die in einer

    Beinprothese, wurden bereits erfolgreich umgesetzt. Das Anwendungsspektrum

    dieser Materialien ist sehr vielfältig. So sind MRFs bereits als Ventile, Kupplungen,

    Rehabilitationsinstrumente und Medien für Hochpräzisionspolituren eingesetzt

    worden[10][11][12].

    Das Festkörperanalogon der MR-Flüssigkeiten sind die magnetorheologischen

    Elastomere (MRE), deren Entwicklung durch die Flüssigkeiten inspiriert wurde.

    Während konventionelle passive Elastomermaterialien in Bauteilen zur Aufhängung,

    Vibrationsisolierung und Dichtung eingesetzt werden, können steuerbare

    Elastomerkomponenten noch viel weiter reichende Aufgaben erfüllen. Der

    Hauptfokus der Anwendung von MR-Elastomeren ist die variabel einstellbare

    Aufhängung von schwingenden Teilen, da diese Materialien im Gegensatz zu den

    MR-Flüssigkeiten ausschließlich im Pre-Yield Regime arbeiten. Sie können also als

    semiaktive Lagerelemente, Buchsen oder als Aufhängungen mit variabler Steifigkeit

    eingesetzt werden [13][14]. Zwar sind einige Veröffentlichungen zu diesem Thema

    bekannt, jedoch ist bisher kein marktfähiges Produkt auf Basis des

    magnetorheologischen Elastomers entwickelt worden.

    1.3 Motivation und Ziel der Arbeit

    Der Stand der Technik zeigt, dass es eine Vielzahl von potentiellen Anwendungen für

    die Nutzung des MR-Effektes gibt. Ziel dieser Arbeit ist es, mögliche Anwendungen

    von MR-Materialien aufzuzeigen. Am Beispiel von steuerbaren Flüssigkeitsdämpfern

    und Schwingungstilgern soll dargestellt werden, wie das Design dieser Aktoren mit

    Hilfe von Messungen der Materialeigenschaften und basierend darauf mit

    analytischen bzw. numerischen Hilfsmitteln erfolgreich realisiert werden kann. Dabei

    wird für den Flüssigkeitsdämpfer eine kommerzielle Flüssigkeit verwendet und für

    den Schwingungstilger ein Elastomer entwickelt. Hauptfokus bei der

    Dämpferentwicklung ist also die Beschreibung der Materialien und basierend darauf

    die Umsetzung in einen Aktor. Die Tilgerentwicklung hingegen hat sich auf die

    Entwicklung und Herstellung des Elastomermaterials selbst konzentriert, das in

    einem einfachen Aktor zur Anwendung kommt.

  • 1 Einleitung

    - 4 -

    Dieser Einleitung folgt in Kapitel 2 ein Überblick über die magnetorheologischen

    Materialien, wobei zunächst der Stand der Forschung bei der Modellvorstellung

    gezeigt wird. Dann wird jeweils auf die MR-Flüssigkeiten und Elastomere

    eingegangen. Hier werden Grundlagen, Anforderungen und die Zusammensetzung

    gezeigt, bevor die verwendeten Materialien beschrieben werden. Abschließend

    werden in diesem Kapitel die Möglichkeiten der rheologischen Beschreibung

    erläutert. Kapitel 3 stellt die unterschiedlichen Messverfahren und die verwendeten

    Versuchsanlagen vor, mit denen die Materialien charakterisiert werden. Die

    numerischen Methoden, die für die Simulation des Flüssigkeitsverhaltens und der

    magnetischen Feldverteilung verwendet wurden, werden in Kapitel 4 kurz vorgestellt.

    Die Ergebnisse der Charakterisierung der Materialien werden in Kapitel 5

    beschrieben. In Kapitel 6 wird schließlich gezeigt, wie basierend auf den Ergebnissen

    von Kapitel 5 Aktoren ausgelegt und aufgebaut werden können. Der Vergleich der

    Messungen mit der Auslegung zeigt dies. Das abschließende 7. Kapitel fasst die

    Ergebnisse zusammen und gibt einen Ausblick auf die zukünftigen Möglichkeiten auf

    diesem Forschungsgebiet.

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 5 -

    2 Magnetorheologische Materialien

    2.1 Magnetische Eigenschaften

    Die magnetischen Eigenschaften beeinflussen maßgeblich den MR-Effekt und damit

    die Leistungsfähigkeit der MR-Materialien. Im folgenden Kapitel wird daher ein kurzer

    Überblick über die allgemeinen Grundlagen der magnetischen Eigenschaften

    gegeben, die für das Grundverständnis des MR-Effektes notwendig sind.

    Befindet sich Materie in einem Magnetfeld, so wird sie polarisiert und erhält somit ein

    magnetisches Dipolmoment dm . Im Volumen V des magnetisierten Körpers wird das

    magnetische Dipolmoment

    ∫=V

    d JdVm (2.1)

    hervorgerufen. Die magnetische Polarisation J verändert die magnetische

    Flussdichte B und es gilt

    JHB += 0µ (2.2)

    mit der magnetischen Feldstärke H und der magnetischen Feldkonstante 0µ .

    Dieser Zusammenhang kann auch durch Einführung der relativen Permeabilität rµ

    als

    HB r 0µµ= (2.3)

    beschrieben werden. Durch die relative Permeabilität kann man drei Stoffgruppen

    unterscheiden:

    • Diamagnetische Stoffe mit 10 ≤≤ rµ

    • Paramagnetische Stoffe mit 21 ≤< rµ

    • Ferromagnetische Stoffe mit rµ

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 6 -

    Sättigungsmagnetisierung BS magnetisiert. Wird die Feldstärke dann wieder

    reduziert, so erreicht man den Remanenzpunkt BR.

    B

    H

    BR

    -HK HK

    BS

    Abbildung 1:Magnetisierungskurve eines ferromagnetischen Materials

    Erst durch Anlegen der Koerzitivfeldstärke HK wird die Probe wieder entmagnetisiert.

    Ferromagnetische Materialien lassen sich dabei in zwei Gruppen einteilen: zum

    einen in die weichmagnetische, bei der keine Remanenz auftritt und somit auch keine

    Hystereseschleife und zum anderen in die hartmagnetische Gruppe, die dagegen

    eine maximale Remanenz zeigt, wobei der in Abbildung 1 gezeigte Verlauf sich zu

    einem Rechteck verändert. Gleichung (3.2) gilt somit nur für weichmagnetische

    Substanzen. Der dargestellte Verlauf zeigt somit eine Mischform zwischen weich-

    und hartmagnetischem Verhalten und kommt dem realen Verhalten am nächsten

    [15].

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 7 -

    2.2 Der magnetorheologische Effekt

    Der magnetorheologische (MR) Effekt ist eine reversible Änderung des Fließ- und

    Deformationsverhaltens bestimmter Materialien unter dem Einfluss eines äußeren

    magnetischen Feldes. Diese Änderung tritt innerhalb von Millisekunden auf. Das

    Material besteht dabei aus einer Matrix, die fest oder flüssig sein kann, und den

    dispergierten magnetischen Partikeln. Der MR-Effekt wird durch mehrere Parameter

    beeinflusst. So wirken sich die Korngrößenverteilung, die Sättigungsmagnetisierung

    der dispergierten Partikel und die rheologischen Eigenschaften der Matrix auf der

    Materialseite auf den MR-Effekt aus. Der Effekt wird aber auch sehr stark durch

    externe Parameter wie Temperatur, Belastung und durch die Stärke und Ausrichtung

    des magnetischen Feldes bestimmt [16]. Im Folgenden werden die

    Modellvorstellungen erläutert, die das Verhalten der magnetorheologischen

    Materialien erklären. Diese Modellvorstellungen sind denen der Beschreibung des

    elektrorheologischen Effekts sehr ähnlich, da hier anstatt des elektrischen Feldes ein

    magnetisches Feld angelegt wird und die Berechnungsansätze nahezu identisch

    sind. Zunächst wird die Modellvorstellung im Bereich des Pre-Yield-Regimes

    erläutert, das sowohl das Verhalten der MR-Flüssigkeit, als auch das des MR-

    Elastomers beschreiben kann. Dieses Modell muss jedoch noch für die MRFs um

    den Bereich des Fließens erweitert werden. Das Modell zum Verhalten der MRE

    ähnelt dem der MRF im Pre-Yield-Regime, da sich gezeigt hat, dass die Elastomere

    nur einen MR-Effekt zeigen, wenn die magnetischen Partikel zu Kettenstrukturen

    ausgerichtet wurden. Messungen von unstrukturierten Partikelverteilungen haben

    kaum eine Veränderung des rheologischen Verhaltens gezeigt [17][18].

    Die meisten Modelle für die Beschreibung des Verhaltens von magnetorheologischen

    Materialien basieren auf dem Modell der Kettenbildung. Bei diesem Modell geht man

    davon aus, dass die dispergierten Partikel kettenartige Strukturen ausbilden. Diese

    Kettenbildung konnte bereits mehrfach anhand von Modellsuspensionen durch

    Messungen nachgewiesen werden [19] [20]. Bei MREs wird die Kettenbildung

    üblicherweise durch Induzieren eines Magnetfeldes bei der Vulkanisation erzielt.

    Diese Kettenstrukturen sind mechanisch belastbar und bewirken durch die

    Einschränkung der Beweglichkeit bzw. durch die interpartikulären Anziehungen eine

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 8 -

    Zunahme des Fließwiderstands oder der Elastizität. Diese Veränderung ist sowohl im

    Pre-Yield-Bereich durch die Zunahme des Elastizitätsmoduls oder der Fließgrenze

    als auch im Post-Yield-Regime bei den Flüssigkeiten durch eine Erhöhung der

    Viskosität messbar [21][22].

    Für diese Kettenbildung gibt es zwei unterschiedliche physikalische Interpretationen.

    Der eine Ansatz gibt die Dipol-Dipol-Beeinflussung als Grund an, der andere geht

    von einer Verzerrung des Magnetfeldes in der unmittelbaren Umgebung jedes

    Partikels aus. Bei dem Dipol-Dipol-Modell wird davon ausgegangen, dass das

    externe Magnetfeld eine Partikelpolarisation induziert und die resultierende

    magnetostatische Kraft zu einer Aggregatbildung entlang der magnetischen

    Feldlinien führt. Die Dipole ziehen sich dabei wie Permanentmagnete an, wenn diese

    gleich ausgerichtet sind. Abbildung 2 zeigt zwei gleiche Partikel, deren jeweilige Mitte

    entlang der Feldlinien des angelegten Feldes ausgerichtet wird. Im Fall der vertikalen

    Anordnung (a) kommt es zu einer Anziehung, im Fall der horizontalen Anordnung der

    Partikel (b) zu einer Abstoßung der magnetischen Dipole. In der Abbildung sind zwei

    Fälle skizziert, bei der die Richtung der Partikelpolarisation in Abhängigkeit der

    Clausius-Mossoti-Funktion K gezeigt wird. Diese ist definiert als [23]

    MP

    MPKµµ

    µµ2+

    −= (2.4).

    Dabei ist µ die relative Permeabilität der Partikel oder der Matrixflüssigkeit. Im Fall

    der MR-Flüssigkeiten ist µPartikel >> µMatrix und K somit positiv.

    Abbildung 2: Partikelwechselwirkung bei induzierten Dipolmomenten mit (a) vertikaler und (b)

    horizontaler Anordnung

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 9 -

    Bei der Modellvorstellung der Verzerrung des Magnetfeldes kommt es zu einer

    Verstärkung des Magnetfeldes in Polnähe der Partikel und zu einer Abschwächung

    am Äquator für K > 0. Dieser Effekt kehrt sich für K < 0 um. Die

    Partikelwechselwirkungen sind im Fall dieses Modells also in ihrer Wirkung identisch

    mit der der Dipol-Dipol-Wechselwirkung. Von Jolly et al. wurde ein Modell vorgestellt,

    das von dieser Wechselwirkung ausgeht und eine Verteilung der magnetischen

    Flussdichte innerhalb der einzelnen Teilchen berücksichtigt [13].

    Unter Einfluss des magnetischen Feldes bilden die magnetisierbaren Partikel das

    magnetische Dipolmoment m aus. Abbildung 3 zeigt zwei Partikel einer Kette mit

    einem Dipolmoment m, die entlang der Feldlinien eines äußeren Magnetfeldes B

    ausgerichtet sind. Diese stark vereinfachte Darstellung wird im Folgenden benutzt,

    um die Einflussfaktoren auf den magnetorheologischen Effekt aufzuzeigen. Das

    Modell ermöglicht keine exakten, quantitativen Aussagen über die Höhe des

    Effektes, da den Multipolwechselwirkungen aufgrund der Komplexität der

    Beschreibung keine Rechnung getragen werden kann. Dieses Modell ist jedoch gut

    geeignet, um qualitative Aussagen über die Einflussfaktoren auf den

    magnetorheologischen Effekt zu treffen.

    Abbildung 3:Magnetische Wechselwirkung zwischen zwei um ∆x zueinander gescherte Partikel mit

    dem Dipolmoment m

    Die magnetische Wechselwirkungsenergie E12 zweier Dipole gleicher Stärke ist [24]

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 10 -

    ( ) 2/322022

    22

    124

    )31(

    xhxh

    hmE

    M

    d

    ∆+∆+

    −=

    µπµ (2.5),

    wobei µ0 die magnetische Feldkonstante ist und die Partikel mit vertikalem Abstand h

    horizontal um ∆x zueinander verschoben sind. Durch Einführung der Scherung

    hx∆

    =γ (2.6)

    folgt aus (2.5)

    ( ) 2/523022

    1214)2(

    +

    −=

    γµπµγ

    hmEM

    d (2.7).

    Unter der Annahme, dass die Partikel in langen Ketten angeordnet sind, wobei nur

    die Wechselwirkung benachbarter Teilchen berücksichtigt wird (Multipolwechsel-

    wirkungen werden nicht berücksichtigt), kann die Energiedichte UD einer gescherten

    Kette durch Multiplikation der Wechselwirkungsenergie (Gleichung 2.7) mit der

    Anzahl der Teilchen und Division durch das Volumen wie folgt bestimmt werden:

    ( ) 2/5230222

    123)2(

    +

    −=

    γµµπφγ

    hdmU

    PM

    dD (2.8).

    Hier ist φ der Volumenbruch der Partikel in der Flüssigkeit und dP der

    Teilchendurchmesser. Die durch das Anlegen eines Magnetfeldes induzierte

    Schubspannung τ ergibt sich aus der Ableitung der Wechselwirkungsenergiedichte

    UD nach der Scherung γ [13]

    ( ) 2/72330222

    129)4(+

    −=

    ∂∂

    =γµµπ

    φγγγ

    τhd

    mU

    PM

    dD (2.9).

    Mit der mittleren Partikelpolarisation

    P

    dP V

    mJ = (2.10),

    die sich aus dem Quotienten des magnetischen Moments und dem Partikelvolumen

    berechnet, ergibt sich:

    ( ) 2/72302322

    18)4(+

    −=

    γµµγγτ

    hJdm

    M

    PPd (2.11).

    Daraus wird deutlich, dass die Schubspannung von der Polarisation der dispergierten

    Teilchen abhängig ist. Ausgehend von den Polen der Partikel bilden sich Bereiche

    magnetischer Sättigung. Geht man von einem teilgesättigtem Teilchen aus, so kann

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 11 -

    die mittlere Partikelpolarisation auf der Basis einer einfachen geometrischen

    Überlegung berechnet werden. In Abbildung 4 ist dies zu sehen. Das Teilchen lässt

    sich in den gesättigten Bereich, der hier dunkelgrau dargestellt ist, und den restlichen

    teilgesättigten Bereich aufteilen. Vereinfacht ist die Sättigungsfront als Gerade mit

    dem Abstand s vom Mittelpunkt des Partikels mit einem Radius rP dargestellt [13].

    Abbildung 4: Sättigungsmodel der Partikel

    Somit ist die mittlere Polarisation JP eines Partikels

    ( ) ( ) ⎟⎟⎠

    ⎞⎜⎜⎝

    ⎛−+−= ∫∫

    Pr

    sPs

    s

    Px

    P

    P dxxrJdxxrJr

    J 220

    22

    3

    32

    1 πππ

    (2.12).

    JS ist die Sättigungspolarisation der Partikel und Jx die magnetische

    Polarisationsdichte im Abstand x des Partikelmittelpunktes im magnetisch

    ungesättigten Bereich. Diese kann als

    sP

    Px Bxr

    srJ 2222

    −−

    = (2.13)

    dargestellt werden.

    Um die Abhängigkeit der mittleren Polarisationsdichte der Partikel JP in Abhängigkeit

    der magnetischen Flussdichte B darzustellen, kann vereinfachend

    HJB SS 0µ+≈ (2.14)

    angenommen werden, da der magnetische Widerstand im ungesättigten Bereich der

    Teilchen vernachlässigbar gegenüber dem im gesättigten Teil ist. Damit ergibt sich

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 12 -

    für die mittlere Polarisationsdichte in Abhängigkeit der Flussdichte mit dem

    Sättigungsmaß P

    s rs

    =α [13]

    3

    33

    321

    )1(23

    s

    Sss

    P

    JBJ

    φα

    αα

    +

    −−= (2.15).

    Aus (2.11) und (2.15) wird deutlich, dass zwischen τ und B ein quadratischer

    Zusammenhang besteht, also τ ∼ B2. Zu erkennen ist weiterhin, dass dieser

    Zusammenhang durch die Sättigungspolarisationsdichte Js der Partikel limitiert wird.

    Diese Beschreibung kann (verglichen mit den tatsächlichen Messungen der

    rheologischen Eigenschaften) allerdings nur einen qualitativen Verlauf wiedergeben.

    Das Modell der Kettenbildung in Flüssigkeiten, wie in Abbildung 5 gezeigt, kann

    damit allerdings auch erklärt werden.

    Abbildung 5: Modellvorstellung zur Strukturbildung in magnetorheologischen Flüssigkeiten:

    (a) Kettenreste haften an der Poloberfläche wobei sich eine Gleitzone bildet [26]; (b) Kurzketten füllen

    den Raum zwischen den Polen [27]; (c) Bildung von säulenartigen Strukturen in einer MR-Flüssigkeit

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 13 -

    Aus Gleichung (2.7) ist ersichtlich, dass es energetisch vorteilhaft ist, wenn die

    Partikel möglichst eng aneinander gruppiert sind. Diese Ordnung erfolgt bei den

    Flüssigkeiten bei Anlegen des Magnetfeldes im Betrieb und muss bei den MRE

    während des Vulkanisierens erfolgen, da dies nach Aushärten der Matrix nicht mehr

    möglich ist. Die Anordnung der Partikel erfolgt durch die Anziehung von Nord- und

    Südpol zweier Partikel, wie schon in Abbildung 2 gezeigt wurde. Aus diesen Gründen

    folgt eine Ordnung der Partikel zu kettenartigen Aggregaten. Diese sind idealerweise

    als fadenartige Strukturen, in der Realität allerdings als Partikelsäulen ausgebildet,

    wie in Abbildung 5 (c) schematisch zu sehen ist. Bei hohen Volumenanteilen des

    Feststoffs sind sogar labyrinthartige Strukturen zu beobachten [20]. Werden diese

    Strukturen belastet, kommt es zunächst zu einer elastischen Deformation. Bei MRF

    geht diese Deformation bei weiterer Erhöhung der Kraft dann in Fließen über, da die

    Aggregate auseinander brechen. Diese Grenzkraft kann als Fließgrenze τY

    interpretiert werden.

    Für die fließende Suspension existieren im Wesentlichen zwei Modellvorstellungen,

    die auf der einen Seite davon ausgehen, dass die Kettenreste an der Poloberfläche

    haften und sich eine Gleitzone ausbildet, wie in Abbildung 5 (a) zu sehen ist.

    Abbildung 5 (b) zeigt die alternative Vorstellung, dass sich Kurzketten frei in der

    Flüssigkeit bewegen und so die Viskosität erhöhen. Vieles spricht dafür, dass die Art

    der Strukturbildung von der Belastungsgeschwindigkeit abhängt. So sind bei

    geringen Scherraten und bei stationären Messungen lange Ketten zwischen den

    Polen zu beobachten, während bei hinreichend hohen Scherraten nur Kettenreste zu

    finden sind oder die Struktur fast vollständig aufgelöst ist [28]. Dieses Phänomen

    kann durch die langsame Partikelbewegung der magnetischen Teilchen durch die

    Flüssigkeitsmatrix erklärt werden, die zum Aufbau der Kettenstrukturen notwendig ist.

    Da sich trotzdem eine Erhöhung des Fließwiderstands auch bei hohen Scherraten

    einstellt und auch schon nach wenigen Millisekunden zu messen ist, müssen die

    Gründe auch noch andere Ursachen haben [29]. Dies kann mit der Einschränkung

    der Partikel- oder Kettenrotation erklärt werden [30]. In Abbildung 6 ist dies

    exemplarisch an einer einzelnen Partikelkette zu sehen. Eine Scherung bewirkt eine

    Kettenrotation mit der zugehörigen Vortizität oder Wirbelstärke aufgrund der viskosen

    Reibung der Matrixflüssigkeit (Abbildung 6 (a)). Wird ein Magnetfeld B angelegt,

    richtet sich, wie bereits in Abbildung 2 gezeigt, die Partikelpolarisation und daraus

    resultierend die Kettenstruktur entlang der Feldrichtung aus.

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 14 -

    Abbildung 6: Behinderung der Partikelrotation durch das magnetische Feld: (a) schematische

    Darstellung der Partikelrotation mit der Wirbelstärke bei einer einfachen Scherung zwischen zwei

    Platten; (b) Wirbelstärke steht parallel zur Feldrichtung, keine Behinderung der Fluidrotation; (c)

    Wirbelstärke steht senkrecht zur Feldrichtung, maximale Behinderung der Fluidrotation

    Wenn die Wirbelstärke, wie in Abbildung 6 (b) gezeigt, parallel zur Feldrichtung steht,

    tritt keine Beeinflussung der Kettenrotation auf. In Abbildung 6 (c) steht die

    Wirbelstärke senkrecht zu der Magnetfeldrichtung. Hier kommt es durch die viskosen

    Kräfte zu einem Moment, das die Kettenausrichtung gegen das induzierte und in

    seiner Richtung feste magnetische Moment verändert. Es entsteht ein magnetisches

    Drehmoment, das die freie Kettenrotation in der Strömung verhindert. Bei einzelnen

    Partikeln kann dieser Effekt auch auftreten, wobei er jedoch stark von der Néelschen

    Relaxationszeit abhängt, also von der Zeit, die für die Umorientierung eines

    magnetischen Moments in einem Partikel benötigt wird. Diese liegt für die

    weichmagnetischen Partikel in einem Bereich von 10-7 Sekunden [31]. Bei

    hartmagnetischen Partikeln wäre diese Zeit zwar durchaus von technischer

    Bedeutung, durch die Hysterese der Magnetisierung und die damit verbundenen

    Probleme der Reproduzierbarkeit der Fließeigenschaften als Funktion des

    Magnetfeldes existiert für Suspensionen dieser Teilchen jedoch kaum ein

    technisches Interesse.

    Die Einschränkung der Rotation der Partikelketten in Abhängigkeit der Richtung des

    magnetischen Flusses bewirkt ein anisotropes Verhalten der MR-Flüssigkeiten, das

    eine Modellbildung erschwert. Der maximale Strömungswiderstand wird erreicht,

    wenn die Aggregate transversal zur Strömungsrichtung stehen [32].

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 15 -

    Die beschriebenen Eigenschaften der magnetorheologischen Flüssigkeiten lässt

    verschiedene Wirkprinzipien von MRF-Energiewandlern zu, die nach der Art der

    Krafteinwirkung auf die Flüssigkeit differenziert werden können. In Abbildung 7 sind

    diese Belastungsarten schematisch dargestellt.

    Abbildung 7: Schematische Darstellung der Belastungsarten bei MRFs: (a) Schermodus; (b)

    Ventilmodus; (c) Quetschmodus

    Im Schermodus befindet sich die Flüssigkeit zwischen zwei gegeneinander

    gescherten Flächen und wird, wie in Abbildung 7 (a) zu sehen ist, belastet, indem die

    obere Fläche mit der Kraft F und der Geschwindigkeit u geschert wird. Das

    Magnetfeld B wird dabei transversal angelegt. Bei der Ventilanordnung (b) fließt das

    MRF in einem Kanal, wobei ebenfalls ein Magnetfeld transversal angelegt wird. Der

    benötigte Druck p korrespondiert hier mit dem Volumenstrom V& . In (c) ist der

    Quetschmodus abgebildet, bei dem die Flüssigkeit zwischen den beiden Platten

    gequetscht wird, die mit der Geschwindigkeit u bewegt werden. Die resultierende

    Normalkraft F wird so über das Magnetfeld B gesteuert [33]. Die Belastungsarten der

    MR-Elastomere unterscheiden sich etwas von den MRFs. Da die MREs stets im Pre-

    Yield-Regime arbeiten, kommen für den Einsatz meist nur oszillatorische

    Belastungen in Frage. Abbildung 8 zeigt diese Verwendung von MR-Elastomeren im

    (a) Schermodus und (b) im Dehn- bzw. Quetschmodus.

    Abbildung 8: Belastungsarten bei magnetorheologischen Elastomeren: (a) Schermodus; (b)

    Dehnmodus

    .

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 16 -

    2.3 Magnetorheologische Flüssigkeiten

    2.3.1 Grundlagen, Anforderungen und Zusammensetzung

    Grundlagen

    Magnetorheologische Flüssigkeiten sind Suspensionen aus magnetisierbaren

    Teilchen und einer nichtmagnetischen Basisflüssigkeit. Bedeutung für die technische

    Anwendung bekommen diese Flüssigkeiten vor allem dadurch, dass sie ihre

    rheologischen Eigenschaften in Abhängigkeit des magnetischen Feldes ändern

    können. So nimmt der Fließwiderstand deutlich mit wachsender magnetischer

    Flussdichte zu. Diese Erhöhung tritt innerhalb von Millisekunden auf und wurde als

    magnetorheologischer Effekt erstmals Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhundert von

    Rabinow und Winslow beschrieben [2][3]. Der Prozess ist bis zu einer maximalen

    Grenze stufenlos steuerbar und vollständig reversibel. MRFs müssen von den

    Ferrofluiden differenziert werden, die zwar auch aus ferromagnetischen Teilchen

    bestehen, jedoch unter dem Einfluss eines Magnetfeldes nur eine geringe

    Viskositätszunahme zeigen. Die magnetisierbaren Partikel der MRF bilden im

    Magnetfeld Dipole, die sich entlang der Feldlinien zu kettenförmigen Strukturen

    ausrichten[35][36].

    Anforderungen

    Um magnetorheologische Flüssigkeiten sinnvoll einsetzen zu können, müssen diese

    verschiedene Anforderungen erfüllen. Der Hauptaspekt ist hier ein hoher,

    reproduzierbarer relativer Effekt. Weiterhin müssen die Flüssigkeiten über einen

    hohen Temperaturbereich einsetzbar sein, dürfen kaum abrasiv sein und müssen

    gute Schmiereigenschaften aufweisen. Die Langzeitstabilität ist ein weiterer wichtiger

    Gesichtspunkt, so müssen die Flüssigkeiten möglichst sedimentationsstabil sein und

    es muss eine gute Redispergierbarkeit gewährleistet sein. Bei einem Einsatz in der

    Automobilindustrie spielen auch noch Punkte wie die Entsorgung und die

    ökologische Unbedenklichkeit eine Rolle. Nicht alle Punkte sind bei jeder Anwendung

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 17 -

    von Bedeutung. Daher ist es oft notwendig die MR-Flüssigkeiten auf die Anwendung

    abzustimmen [37].

    Zusammensetzung

    MRF bestehen im Wesentlichen aus drei Komponenten: der Flüssigkeitsmatrix, den

    dispergierten, ferromagnetischen Partikeln und einem Stabilisator. Die

    Basisflüssigkeit oder Matrix dieser Suspensionen ist zumeist Mineral- oder Silikonöl,

    dessen Dichte im Bereich von 3-4 [kg/m³] liegt [38]. Für besondere Anwendungen

    sind jedoch auch Flüssigkeiten auf Wasserbasis entwickelt und untersucht worden

    [39]. Die Basisflüssigkeit sollte niederviskos sein und über einen großen

    Temperaturbereich stabil sein. Der Viskositätsbereich der Basisflüssigkeit liegt in der

    Regel in einem Bereich von 0,01 - 1,0 [Pas] bei 293 [K]. Maßgeblich für die

    Leistungsfähigkeit der MR-Flüssigkeit ist die zweite Komponente, die Partikel. Die

    verwendeten Feststoffe für MR-Fluide sind üblicherweise ferromagnetische,

    sphärische Partikel, die in einer Volumenkonzentration von 20 - 40% eingesetzt

    werden.

    Die maximal übertragbare Schubspannung wird üblicherweise durch die

    Sättigungsmagnetisierung der dispergierten Partikel bestimmt; daher ist es

    vorteilhaft, Teilchen mit einer möglichst hohen Sättigungsmagnetisierung zu wählen.

    Die tatsächliche Stärke des MR-Fluids korreliert direkt mit dem Quadrat der

    Sättigungsmagnetisierung [13][40][41]. Reineisen hat die höchste Sättigung der

    bekannten Elemente, die bei etwa 2,1 [T] liegt. Daneben gibt es aber auch noch Fe-

    Co-Legierungen, die einen Wert von bis zu 2,4 [T] aufweisen[42][43]. Messungen

    haben den Vorteil dieser Materialien gegenüber Reineisenpartikeln gezeigt [44].

    Diese Legierungen sind jedoch verhältnismäßig teuer und so werden für MR-

    Flüssigkeiten meist Eisencarbonylteilchen eingesetzt, die als thermisches

    Zersetzungsprodukt aus Fe(CO)5 gewonnen werden [45]. Wichtig, um einen

    reproduzierbaren Effekt zu erzielen, ist auch die geringere Koerzivität der Partikel.

    Die Partikelgröße liegt typischerweise zwischen 2-5 [µm]. Es sind aber sowohl

    Flüssigkeiten mit kleineren Partikeln bis hin zum Nanometerbereich als auch mit

    größeren Partikeln (

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 18 -

    Diese weisen jedoch eine deutlich geringere magnetische Sättigung auf. Ein weiterer

    Nachteil ist die hohe Basisviskosität dieser Suspensionen aufgrund der hohen

    spezifischen Oberfläche des Feststoffs [46]. Die Flüssigkeiten mit größeren Partikeln

    eignen sich lediglich für spezielle Anwendungen, werden die Nachteile der deutlich

    schnelleren Sedimentation und der erhöhten Abrasivität nicht durch die einfachere

    Dispergierbarkeit kompensiert. Es hat sich gezeigt, dass sich die Leistungsfähigkeit

    der Flüssigkeiten durch eine geeignete Korngrößenverteilung der magnetischen

    Partikel positiv beeinflussen lässt [47][48].

    Um die Partikel fein dispergiert zu halten, ist die dritte Komponente der MR-

    Flüssigkeiten, der Stabilisator, notwendig. Dabei muss zwischen zwei Mechanismen

    unterschieden werden. Zum einen muss das Agglomerieren der Partikel

    untereinander und zum anderen das Sedimentieren der Partikel in der

    Flüssigkeitsmatrix verhindert werden. Die Art des Stabilisators richtet sich nach der

    Konzentration der verteilten Partikel. Für niederkonzentrierte MR-Suspensionen kann

    ein gelformendes Additiv eingesetzt werden, das eine schützende kolloidale Struktur

    in der Flüssigkeit ausbildet. In diese Struktur sollen die Partikel eingebettet sein, so

    dass Agglomeration und Sedimentation verhindert werden. Bei Belastung soll sich

    diese Struktur echt thixotrop verhalten. Als Beispiel für ein solches strukturbildendes

    Additiv ist Silikagelstaub zu nennen, der durch seine hohe spezifische Oberfläche die

    aktiven Partikel adsorbiert. Auch Co-γ-Fe2O3- und CrO2-Partikel werden als

    stabilisierendes Additiv eingesetzt. Höher konzentrierte MR-Suspensionen werden

    durch Beschichten der Partikel stabilisiert. Dieser Überzug ist durch ionische Bindung

    an diese Oberfläche der Partikel adsorbiert und verhindert so durch Abstoßen die

    Agglomeration. Durch geeignete Wahl der Beschichtung und der Flüssigkeitsmatrix

    verhindert diese ebenfalls durch ionische Anziehung ein Absinken der Partikel. Für

    diese Oberflächenbeschichtung werden Oleinsäure, metallische und alkalische

    Seifen, Sulfonate, phosphatische Ester oder Stearinsäure benutzt [38][49][50].

    Entscheidend ist auch bei der Auswahl der Beschichtung, dass keine chemischen

    Wechselwirkungen mit der Matrixflüssigkeit auftreten.

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 19 -

    2.3.2 Verwendete Flüssigkeit

    Für die Messungen wurde die kommerzielle Flüssigkeit MRF 132AD der Firma Lord

    Cooperation, Cary NC benutzt. Die Flüssigkeit basiert auf einer Mineralölmatrix und

    zeichnet sich durch eine schnelle Ansprechzeit, einen hohen relativen Effekt, einen

    breiten Temperaturbereich, eine geringe Sedimentationsneigung und eine einfache

    Redispergierbarkeit aus. Als aktive Partikel sind Eisencarbonylteilchen enthalten. Die

    Flüssigkeit ist durch Additive sedimentationsstabilisiert, wobei genaue Einzelheiten

    über die Zusammensetzung aufgrund von Sicherheitsbestimmungen nicht bekannt

    sind. Für die Arbeit hat es sich als sinnvoll erwiesen, eine kommerzielle Flüssigkeit,

    die den Stand der Technik darstellt, zu verwenden, da das Flüssigkeitsverhalten vor

    allem in Hinblick auf die Verwendbarkeit in Aktoren beschrieben werden sollte und es

    nicht das Ziel war eine Verbesserung der Flüssigkeit vorzunehmen. Die

    physikalischen Eigenschaften der Flüssigkeit sind in Tabelle 1 zusammengefasst

    [51].

    Flüssigkeitsmatrix Mineralöl

    Temperaturbereich -40°C - 130°C

    ρ 3,09

    Feststoffgewichtsanteil 81,64%

    Wärmeausdehnungskoeffizient [Volumeneinheit pro °C]

    0 - 50 °C 0,55 x 10 -3

    50 - 100 °C 0,66 x 10 -3

    100 - 150 °C 0,67 x 10 -3

    Wärmekapazität 0,8 [J/kgK]

    Flammpunkt >>150°C

    Tabelle 1: Physikalische Eigenschaften der MRF 132 AD [51]

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 20 -

    2.3.3 Rheologische Beschreibung

    Das rheologische Verhalten von MR-Fluiden kann durch einfache rheologische

    Modelle beschrieben werden [13][46][52]. Diese Modelle werden dem anisotropen

    Verhalten der Flüssigkeiten zwar nicht gerecht, aber sie sollen im Folgenden

    verwendet werden, um das Flüssigkeitsverhalten mit einem kommerziellen CFD

    Programm zu simulieren [32].

    Hier wird das Herschel-Bulkley-Modell vorgestellt, das ein verallgemeinertes

    Bingham Modell darstellt. Bei diesem Modell geht man von der Ausbildung einer

    Fließgrenze Yτ aus. Diese beschreibt die Belastungsgrenze unterhalb der sich die

    Flüssigkeit wie ein Festkörper verhält und bei Überschreiten zu fließen beginnt. Das

    Ausbilden der Fließgrenze lässt sich durch das Aufbrechen der Mikrostrukturen

    erklären, deren Entstehen bereits in 2.1. erläutert wurde. Die Fließgrenze erscheint

    im modifizierten Modell also als eine Funktion der magnetischen Flussdichte, wie aus

    (2.11) und (2.15) folgt.

    Aus dem allgemeinen Herschel-Bulkley-Modell folgt somit für Yττ > :

    nmBY γττ &+= )( (2.16)

    1)(),( −+= nmBB Y γγ

    τγη &&

    & (2.17).

    Dabei ist m der Konsistenzfaktor und n der Fließexponent. Die hier beschriebene

    Fließgrenze Yτ soll den Übergang zwischen dem elastoviskosen Festkörperverhalten

    zu dem viskoelastischen Flüssigkeitsverhalten darstellen, wobei das elastische

    Verhalten durch 0=γ& für Yττ < charakterisiert ist [53].

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 21 -

    2.4 Magnetorheologische Elastomere

    2.4.1 Grundlagen, Anforderungen und Zusammensetzung

    Grundlagen

    Elastomer ist der Sammelbegriff für alle gummiartigen Werkstoffe, i.e. Naturgummi

    und Kunstgummi. Diese polymeren Werkstoffe sind organisch, hochmolekular und

    werden überwiegend synthetisch hergestellt. Kennzeichnend für das Polymer ist die

    Herstellung aus Monomeren durch deren Vernetzung. Maßgebend für die elastischen

    Eigenschaften ist die Anzahl der Vernetzungsknoten, die sich durch die

    Randbedingungen der Polymerisation gut einstellen lässt. Somit lässt sich das

    elastische Verhalten dieser Werkstoffe gezielt verändern [54].

    Daher werden Elastomere schon seit langem zur Schwingungs- und

    Lärmunterdrückung eingesetzt, bei denen zyklische Deformationen bei einer

    bestimmten Frequenz oder einer Bandbreite von Frequenzen auftreten. Beispiele

    sind hier Maschinenaufhängungen, Fundamentfedern oder Bindeglieder elastischer

    Kupplungen. Die dynamisch-mechanischen Eigenschaften dieser Elastomere sind

    dabei stark von der Belastungsart, also der Frequenz und der Deformation, sowie der

    Temperatur und der Zusammensetzung abhängig [55].

    Auf der Basis des Konzeptes der MR-Flüssigkeiten ist erst vor einigen Jahren die

    Idee entstanden, den MR-Effekt auch bei Elastomeren auszunutzen. Diese

    Materialien bestehen aus einer Elastomermatrix, in der die aktiven Partikel fest

    eingebettet worden sind. Sie werden analog zu den Suspensionen

    magnetorheologische Elastomere (MREs) genannt. Verbessert werden kann dieser

    Effekt durch die Ausrichtung der Partikel. Durch Anlegen eines magnetischen Feldes

    bei der Aushärtung lassen sich die Materialeigenschaften gezielt auf die Anwendung

    abstimmen. Der Effekt, der sich hier steuern lässt, ist die interpartikuläre Anziehung,

    die bei einer Deformation des Materials überwunden werden muss und somit ein

    verändertes Elastizitätsmodul resultieren lässt [56].

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 22 -

    Anforderungen

    Die Hauptanforderung an das MRE ist, wie bei den MRFs, ein hoher

    reproduzierbarer relativer Effekt. Eine weitere Anforderung an das Material ist die

    Dauerfestigkeit. Alle Elastomere zeigen sich empfindlich gegenüber Temperatur,

    Alterung durch Degradation und extreme mechanische Belastung. Die

    Dauerfestigkeit ist der Widerstand des Materials gegenüber jeglicher Veränderung

    der mechanischen und dynamischen Eigenschaften während des Betriebes. Das

    Material kann nur sinnvoll eingesetzt werden, wenn eine gewisse Lebensdauer ohne

    deutliche Veränderung gewährleistet ist [57]. Die wichtigsten Anforderungen sind in

    Tabelle 2 zusammengestellt [59].

    Konstruktive Anforderungen Verarbeitungseigenschaften

    Mechanische Eigenschaften Rheologische Eigenschaften

    Härte, Schubmodul, Druckmodul Vernetzungseigenschaften

    Bruchverhalten Lagerungseigenschaften

    Weiterreißwiderstand

    Kälteverhalten Zusatzanforderungen

    Abrieb Witterungs-, Ozon- und UV- Beständigkeit

    Gleitverhalten Temperaturbeständigkeit

    Dynamische Eigenschaften Brandverhalten

    Wärmeentwicklung Kontaktverhalten

    Dämpfung Elektrische Eigenschaften

    dynamisches Risswachstum

    hoher relativer MR-Effekt

    Tabelle 2: Grundanforderungen an MR-Elastomere

    Zusammensetzung

    MREs bestehen aus einer Elastomermatrix, in die weichmagnetische Partikel

    eingebunden sind. Die verwendeten magnetischen Substanzen sind üblicherweise

    mit denen der MRFs identisch. Es werden meist Eisencarbonylteilchen eingesetzt,

    denen, wie oben bereits beschrieben, die Vorteile der hohen

    Sättigungsmagnetisierung und der weichmagnetischen Eigenschaften inhärent sind.

    Die hohe Sättigungsmagnetisierung hat einen hohen relativen MR-Effekt zur Folge

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 23 -

    und die weichmagnetischen Eigenschaften stellen eine einfache Regelung sicher, da

    bei der Magnetisierung keine Hysterese auftritt. Die Partikelgröße der benutzten

    Teilchen liegt in einem Bereich von 1 nm bis 50 µm. Die Volumenkonzentration liegt

    bei bis zu 30% [13][40][41][60].

    Die elastische Matrix, in der die magnetischen Partikel eingebunden sind, ist ein

    Elastomer, das sich dadurch kennzeichnet, dass es ein bis zur

    Zersetzungstemperatur vernetzter Polymerwerkstoff ist. Die Polymere werden aus

    Monomeren gebildet, die dann durch die so genannte Vulkanisation oder das

    Aushärten chemisch zu einem Netzwerk verbunden werden, wobei das Material in

    einen hochelastischen Zustand übergeht. Das Netzwerk hat einen weitmaschigen

    Charakter, das die Kettensegmente zwischen den Vernetzungsstellen noch sehr

    beweglich hält. Um die mechanischen Eigenschaften auf die Anforderungen

    anzupassen, werden den Elastomeren verschiedene Zusätze beigemischt. Auf der

    einen Seite sind dies chemische Zusatzstoffe, wie Weichmacher und Vernetzer, und

    auf der anderen Seite Füllstoffe. Hierbei unterscheidet man zwischen aktiven und

    inaktiven Füllstoffen. Aktive Füllstoffe wie z.B. Ruß sollen die mechanischen

    Eigenschaften verbessern, während inaktive Füllstoffe als Volumenextender

    eingesetzt werden, wodurch die Kosten gesenkt werden können [57].

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 24 -

    2.4.2 Verwendete MR-Elastomere

    Das verwendete MRE wurde auf der Basis eines gängigen kommerziellen Gummis,

    des EPDM (Ethylen Propylen Diene Elastomer), aufgebaut, das aus Ethylen,

    Propylen und einem Termonomer polymerisiert wird. Der Polymerisations-

    mechanismus ist in Abbildung 9 dargestellt [59].

    CH2 CH2 CHH2C

    CH3

    CH2

    CH CH3

    CH2H2C CH

    H2C

    CH3

    *H2C

    *

    x y z n

    CH CH3

    + +

    Abbildung 9: Polymerisation von EPDM aus Ethylen Propylen und Termonomer

    Die Polymere werden mit Schwefel vulkanisiert, wobei hier meist

    Beschleunigersysteme verwendet werden, bei deren Einsatz die Vulkanisationsdauer

    von einigen Stunden auf bis unter eine halbe Stunde reduziert werden. Diese

    Reaktion ist recht komplex und der Einfachheit wegen in Abbildung 10 schematisch

    als reine Schwefelvulkanisierung dargestellt. Die Struktur der Produkte variiert,

    darauf wird hier jedoch nicht näher eingegangen.

    H2C

    CH CH3

    RR

    2S8

    H2C

    CH CH2

    RRH2C

    CHCH2

    RR

    Sn

    Abbildung 10: Vereinfachte Darstellung der EPDM Vulkanisation

    EPDM-Gummis sind zufällige amorphe Terpolymere, bei denen eine geringe Menge

    an nichtkonjugierten Dienen der Flexibilität und der einfachen Vulkanisation dient.

    Die typischerweise gesättigte Struktur der Hauptketten macht die Elastomere

    gegenüber Witterung und Ozon beständig. Auch zeigt sich das Material ohne

    besondere Zusatzstoffe bis 100°C hitzebeständig. Als Kohlenwasserstoff-Polymer

    besitzt EPDM eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber polaren Flüssigkeiten, eine

    gute Tieftemperaturflexibilität und sehr gute elektrisch isolierende Eigenschaften.

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 25 -

    In Tabelle 3 ist eine typische EPDM-Zusammensetzung zu sehen, bei der

    Eisenteilchen dispergiert sind. Die Einheit [phr] beschreibt Gewichtsanteile pro 100

    Gewichtsanteile Gummi (parts by weight per 100 parts by weight of rubber). Die

    Funktion der Inhaltsstoffe ist auf der rechten Seite der Tabelle angegeben. In den

    Mischungen wurde als Kautschukbasis EPDM (Buna EP g 5450) verwendet und mit

    einem Weichmacher (Sunpar) fließfähig gemacht. Zur Vulkanisation wurde ein

    praxisrelevantes Schwefelsystem verwendet, das eine gewisse Zeit zur

    Partikelausrichtung zulässt.

    Inhaltstoff [phr] Funktion

    EPDM (Buna EPG 5450) 100 Polymer

    Ruß (N 550) 30 festigender Füllstoff

    Sunpar 2280 50 Weichmacher

    Eisenpartikel 400 MR-Effekt

    ZnO RS 5 Vernetzer

    Stearinsäure 1 Vernetzer

    Schwefel 1,4 Vernetzer

    Rhenogran ZBEC-70 1,5 Beschleuniger

    Geniplex 80 0,6 Beschleuniger

    MBT 0,6 Beschleuniger

    CBS 0,6 Beschleuniger

    Tabelle 3: Eine typische Ethylen-Propylen Diene Monomer (EPDM) Formulierung mit Eisenpartikeln

    Als aktive Substanz wurden Carbonyleisenpartikel der Firma BASF eingebracht, die

    in verschiedenen Korngrößenverteilungen erhältlich sind. Die Korngröße variiert

    dabei in einem Bereich von 1 - 30 µm. Die Eisenpartikel werden durch den

    Eisenpentacarbonylprozess hergestellt. Dabei wird destillativ aufgereinigtes

    Eisenpentacarbonyl (Fe(CO)5) thermisch zersetzt. Im Verlauf dieses

    Zersetzungsprozesses bilden sich auf Kristallisationskeimen sphärische Teilchen,

    wobei gleichzeitig die charakteristische Schalenstruktur aufgebaut wird. Dabei

    bestimmen die Zersetzungsbedingungen die wichtigsten Eigenschaften wie z.B. die

    Korngrößenverteilung. Die Partikel zeichnen sich durch eine hohe chemische

    Reinheit aus; Sie sind sphärisch und porenfrei. Für die späteren

    Materialeigenschaften wie den relativen Effekt ist die Korngrößenverteilung der

    dispergierten Partikel von großer Bedeutung. So lässt sich ein höherer MR-Effekt bei

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 26 -

    größeren Teilchen erwarten. Die Dauerfestigkeit des Elastomers wird jedoch durch

    den Einsatz größerer Partikel sinken. Dies ist in Abbildung 11 zu sehen. Hier wurden

    Lebensdauertests an EPDM-Mischungen mit dispergierten Partikeln verschiedener

    mittlerer Korngröße durchgeführt, wobei sich gezeigt hat, dass größere Teilchen zu

    einer deutlichen Lebensdauererniedrigung durch die verstärkte Rissbildung führen

    [58].

    2,0

    2,1

    2,1

    2,2

    2,2

    2,3

    2,3

    100 1000 10000 100000 1000000

    Lebensdauer in Zyklenzahl

    Max

    imal

    e D

    efor

    mat

    inon

    [%]

    EPDM

    EPDM mit Glaskugeln 203µm

    EPDM mit Glaskugeln 71µm

    Abbildung 11: Lebensdauertest von gefüllten EPDM-Systemen in Abhängigkeit der Deformation bei

    Variation der Partikelgröße der dispergierten Glaskugel [58]

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 27 -

    Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Ausrichtung der magnetischen Teilchen

    während der Vulkanisation nötig ist, um einen MR-Effekt zu erzielen. Zu diesem

    Zweck wurde ein Elektromagnet aufgebaut, der das Anlegen eines transversalen

    Magnetfeldes während der Aushärtung der Elastomere unter Druck ermöglicht.

    (a) (b)

    B

    Presse

    F

    FElastomer

    Magnetfluss

    Spule

    Abbildung 12: Vulkanisierungseinrichtung für die MRE Proben Herstellung mit transversalem

    Magnetfluss: (a) Aufbau (b) schematische Darstellung des Aufbaus

    In Abbildung 12 (b) ist der Aufbau schematisch dargestellt. Die Kautschukmischung

    befindet sich zwischen zwei Polen eines Elektromagneten, der aus der Spule und

    dem Magnetfluss besteht, der ein vertikales Magnetfeld erzeugt. Die Presse erfüllt in

    dem Aufbau zwei Aufgaben. Zum einen wird die Probe durch die eingebauten

    Heizplatten erhitzt und zum anderen wird der Kautschuk, der sich in einer Form

    befindet, verpresst. Das Verpressen ist notwendig, um ein Verdampfen der niedrig

    siedenden Komponenten der Kautschukmischung zu verhindern. Durch das

    Magnetfeld werden die Eisenteilchen in Richtung des Magnetfeldes in säulenartigen

    Strukturen ausgerichtet.

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 28 -

    2.4.3 Rheologische Beschreibung

    Um das Elastomer rheologisch zu beschreiben eignet sich am besten das Modell der

    Viskoelastizität, bei dem die rheologischen Eigenschaften der Materialien zwischen

    denen des idealen Festkörpers und dem idealviskosen Verhalten liegen.

    Das elastische Verhalten wird über das Hook'sche Gesetz beschrieben:

    γτ G= (2.18 a)

    mit der Schubspannung τ, dem Elastizitätsmodul G und der Scherung γ. Das viskose

    Verhalten kann mit dem Newtonschen Gesetz beschrieben werden

    γητ &= (2.19 a).

    Hier ist η die Viskosität und γ& die Scherrate. Alternativ kann der Hook'sche

    Festkörper als

    dxkF ⋅= (2.18 b)

    und das Newtonsche Gesetz auch in der Form

    ⎟⎠⎞

    ⎜⎝⎛=

    dtdxcF (2.19 b)

    mit der Kraft F , der Deformation xd, der Federkonstante k und dem viskosen

    Dämpfungskoeffizient c geschrieben werden. Die Beschreibung des Verhaltens von

    Elastomeren kann über einfache Modelle wie das Kelvin-Voigt-Modell erfolgen. Die

    bildliche Vorstellung dieses Modells entspricht der Parallelschaltung eines viskosen

    Dämpferglieds und einer elastischen Feder. Für die MR-Elastomere ergibt sich eine

    Abhängigkeit des viskosen Anteils und des Elastizitätsmoduls von der magnetischen

    Flussdichte und es folgt somit:

    γηγτ &)()( BBG += (2.20).

    Die Gleichungen (2.18 a) bis (2.20) beschreiben allerdings nur das Verhalten bei

    einer einfachen Scherung.

    Das elastische Dehnungsverhalten kann analog zu der obigen Gleichung als

    εσ YE= (2.21)

    mit der Normalspannung σ , dem Young Modul (elastisches Dehnmodul) E und der

    Dehnung ε beschrieben werden. Folglich ergibt (2.19a) für die Dehnung:

    εησ &d= (2.22)

  • 2 Magnetorheologische Materialien

    - 29 -

    Anisotropem Verhalten können diese einfachen Beschreibungen nicht gerecht

    werden. Einfache Modelle zur Beschreibung eines gedämpften Feder-Masse-

    Schwingers können damit jedoch befriedigt werden [53].

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 30 -

    3 Rheologische Untersuchungen

    Für die Auslegung von MR-Aktoren ist eine rheologische Charakterisierung der

    Materialien notwendig. Die Durchführung der Messungen und die dafür verwendeten

    verschiedenen Messsysteme, die sich aus den zu bestimmenden

    Materialeigenschaften ergaben, werden im Folgenden beschrieben.

    3.1 Versuchsdurchführung

    Um das Verhalten der magnetorheologischen Materialien zu charakterisieren,

    wurden sowohl Messungen bei quasistationären Strömungsbedingungen, als auch

    bei instationären Bedingungen durchgeführt. Die Stärke der Magnetfelder wurde

    jedoch, falls dies nicht anders beschrieben wird, konstant gehalten.

    3.1.1 Stationäre Messungen

    Durch stationäre Messungen werden die Fließ- und Viskositätskurven bestimmt, die

    das viskose Verhalten der Flüssigkeiten beschreiben. Durch diese Untersuchungen

    können die Parameter von einfachen Flüssigkeitsmodellen, wie die des

    beschriebenen Herschel-Bulkley Modells, ermittelt werden.

    Zur Messung der Fließkurve wird die Scherrate variiert und die resultierende

    Schubspannung gemessen, womit die entsprechende Viskosität berechnet werden

    kann. Daraus lässt sich das Flüssigkeitsverhalten in einem begrenzten

    Scherratenbereich erkennen, wobei die Messung nach oben durch die Instabilität der

    Strömung und nach unten durch die Genauigkeit des Messgeräts begrenzt wird. Um

    das komplexe Fließverhalten von MRFs vollständig zu beschreiben, ist die alleinige

    Aufnahme der Fließkurve nicht geeignet, da vor allem Parameter wie die

    Fließgrenze, die bei sehr kleinen Scherraten bestimmt wird, nicht exakt und

    reproduzierbar dargestellt werden können.

    Die Aufnahme von Fließkurven für MREs ist nicht sinnvoll, da diese nur im Pre-Yield-

    Regime arbeiten. Die Fließkurven wurden durch Vorgabe der Schergeschwindigkeit,

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 31 -

    also im "controlled shear rate mode" oder CSR-Modus gemessen. Diese Methode ist

    sinnvoll, wenn Fließgeschwindigkeiten simuliert werden sollen. Bei einem konstanten

    Plattenabstand ph wurde die Motordrehzahl N und damit die

    Rotationsgeschwindigkeit des Messkörpers variiert und dabei die nötige

    Motorleistung und somit das Drehmoment M gemessen. Die Messungen der

    Fließkurven wurden kontinuierlich durchgeführt, indem die Scherrate stetig

    logarithmisch erhöht wurde. Die Messpunktdauer jedes Messpunktes bei einer

    diskreten Scherrate ist dabei so gewählt, dass sich quasistationäre Bedingungen für

    diesen Punkt einstellen.

    3.1.2 Instationäre Messungen

    Um die viskoelastischen Eigenschaften der MR-Materialien zu bestimmen, wurden

    instationäre Messungen durchgeführt. Die dynamische Belastung von Materialien

    durch eine schwingende Deformation oder eine schwingende Spannung ist eine

    Standardmessmethode zur Bestimmung der rheologischen Eigenschaften. Im

    Vergleich der stationären Scherung ist die oszillatorische Beanspruchung bei kleiner

    Amplitude eine zerstörungsfreie Prüfmethode, da die Ruhestrukturen des Stoffes

    kaum verändert werden. Die periodischen Signale lassen sich mit großer Genauigkeit

    messen und nichtperiodische Störungen können leicht ausgeschaltet werden. Die

    Auflösung des Rheometers wird so bei sehr kleinen Kräften und Deformationen

    gegenüber den stationären Messungen optimiert.

    Bei der oszillierenden Deformation wird das Material mit einer sinusförmigen

    Scherung ( )tγ belastet. Die Amplitude der Schwingung beträgt 0γ und die

    Kreisfrequenz ω mit fπω 2= , wobei f die Anregungsfrequenz ist.

    ( ) )sin(0 tt ωγγ ⋅= (3.2)

    Somit ergibt sich für die Schergeschwindigkeit ( )tγ&

    ( ) )2

    sin()cos( 00πωωγωωγγ +⋅=⋅= ttt& (3.3).

    Zur Bestimmung der viskoelastischen Parameter der Materialprobe muss zwischen

    dem small-amplitude-oscillatory-shear (SAOS) und dem large-amplitude-oscillatory-

    shear (LAOS) unterschieden werden, bei dem die Deformationsamplitude im Fall der

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 32 -

    SAOS Messung innerhalb des linearviskoelastischen (LVE) Bereichs und bei der

    LAOS Messung oberhalb des LVE liegt [61].

    Lineare Viskoelastizität

    Bei ausreichend geringer Deformationsamplitude, ist die Schubspannungsantwort

    auf die oben beschriebene oszillierende Scherbeanspruchung ebenfalls sinusodial.

    ( ) )sin(0 δωττ +⋅= tt (3.4)

    δ wird als der Verlustwinkel bezeichnet und 0τ als Schubspannungsamplitude. In

    Abbildung 13 ist eine sinusodiale Deformations-vorgabe mit resultierender

    phasenverschobener Schubspannungsantwort zu sehen.

    Abbildung 13: Oszillatorische Messung im LVE Bereich - Schubspannungsantwort bei vorgegebener

    Amplitude

    Der elastische Anteil der linearen Eigenschaften wird als Speichermodul bezeichnet

    δγτ cos'

    0

    0⎟⎟⎠

    ⎞⎜⎜⎝

    ⎛=G (3.5),

    der viskose Anteil als Verlustmodul

    δγτ sin''

    0

    0⎟⎟⎠

    ⎞⎜⎜⎝

    ⎛=G (3.6).

    Bei kleinen Amplituden sind 'G und ''G von der Deformation 0γ unabhängig und nur

    von ω abhängig [53]. Dies wird als linearviskoelastischer (LVE) Bereich bezeichnet.

    Abbildung 14 zeigt einen typischen Amplituden-Sweep, bei dem die Grenze des

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 33 -

    LVE-Bereichs durch das Abfallen von 'G und ''G zu sehen ist. Bei der Messung wird

    bei konstanter Anregungsfrequenz ein Amplitudenbereich vermessen.

    Abbildung 14: Amplituden-Sweep mit der Grenze des viskoelastischen Bereichs

    Nichtlineare Viskoelastizität

    Für die meisten viskoelastischen Stoffe ist die Schubspannungsantwort bei

    Deformation oberhalb des LVE Bereichs nicht sinusodial. Beschreibungen mit 'G , ''G

    und δ haben daher keine physikalische Bedeutung. In den letzten Jahren wurden

    jedoch Messungen in dem nichtlinearen Gebiet, bei dem die Deformationsamplituden

    oberhalb des LVE-Bereichs liegen, durchgeführt. Das Verhalten von

    Polymerschmelzen, hochkonzentrierten Suspensionen und ER-Flüssigkeiten wurde

    so bereits erfolgreich untersucht.

    Eine wichtige Anwendung dieser Methode ist die Untersuchung der Fließgrenze

    solcher Flüssigkeiten, die einen Übergang zwischen linearem und nichtlinearem

    Verhalten darstellt. Dieses Übergangsverhalten ist jedoch noch nicht vollständig

    untersucht worden [62][63][64].

    Die Messungen, bei der die Oszillationsamplitude oberhalb des LVE-Bereichs

    gewählt wird, werden, wie oben bereits erwähnt, als "large-amplitude-oscillatory-

    shear" (LAOS) Messungen bezeichnet. In dem nichtlinearen Bereich ist die Theorie

    der linearen Viskoelastizität nicht mehr gültig, da das Verhalten nicht durch eine

    einfache Sinusschwingung beschrieben werden kann. Die Oszillationsmessung von

    Oppanol, die in Abbildung 15 zu sehen ist, zeigt dies deutlich. Mit steigender

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 34 -

    Deformationsamplitude ist eine zunehmende Verzerrung der idealen

    Sinusschwingung der Schubspannungsantwort zu sehen.

    Abbildung 15: Schubspannungsantwort der Oszillationsmessung von Oppanol für verschiedene

    Deformationsamplituden

    Wenn Materialien, die eine Fließgrenze zeigen, einer periodischen Scherung

    ausgesetzt werden und die Fließgrenze dabei überschritten wird, kann in dem

    Antwortsignal eine Verzerrung beobachtet werden. Die Form des periodischen

    Messsignals ist typischerweise nicht symmetrisch [65].

    Bei Betrachtung einer Messung unter LAOS-Bedingungen sieht man bei der

    resultierenden Schubspannungsantwort, dass sich ein charakteristisches

    periodisches Wellensignal ausbildet. Die Antwort kann demnach durch eine

    Reihenentwicklung dargestellt werden, bei der die Terme höherer Ordnung mit

    wachsender Amplitude an Bedeutung gewinnen. Dieses Signal kann mit Hilfe einer

    Fourier Reihe der ungeraden Oberschwingungen dargestellt werden

    ( ) )sin(,1

    mungeradem

    m tmt δωττ +⋅= ∑∞

    =

    (3.7).

    Die Amplituden mτ und die Phasenverschiebung mδ hängen sowohl von der

    Deformationsamplitude, als auch von der Anregungsfrequenz ω ab.

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 35 -

    Im Allgemeinen ist die Fourier-Transformation eine invertierbare, lineare und

    komplexe Umwandlung, deren Intervall nicht begrenzt ist. Ein wichtiges Merkmal der

    Fourier-Transformation ist die Linearität:

    )()()()( ωω bGaFtbgtaf FT +⎯→←+ (3.8)

    Jede Überlagerung in der Zeitdomäne führt zu einer Überlagerung in der

    Frequenzdomäne. Die Fourier-Analyse ist somit eine quantitative Beschreibung, bei

    der periodische Schwingungsverläufe verglichen werden können [66].

    Bei der Durchführung einer LAOS-Messung zeigt sich, dass für eine Flüssigkeit mit

    schwindendem Gedächtnis nur die ungeraden Oberschwingungen existieren. Dies ist

    in Abbildung 16 deutlich zu sehen. Hier wurde eine LAOS mit Oppanol durchgeführt

    um das Messgerät zu überprüfen. Mit Zunahme der Deformationsamplitude ist eine

    deutliche Vergrößerung der ungeraden Oberschwingungen zu sehen. Während bei

    (a) nur die dritte Oberschwingung zu sehen ist, kann man bei (c) sehr deutlich

    ebenfalls die fünfte Oberschwingung erkennen.

    Abbildung 16: Auswertung der LAOS-Messung von Oppanol; Fourierspektrum der Rohdaten der

    Schubspannungsantwort bei einer Deformationsamplitude 0γ von (a) 2 [-], (b) 4 [-] und (c) 8 [-] und

    einer Anregungsfrequenz π

    ω2

    von 1 [Hz]

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 36 -

    Bei der Analyse der Oberschwingungen wird die Betrachtung auf die dritte

    Oberschwingung begrenzt, wobei das Verhältnis )/( 13 II betrachtet wird. [67][68][69].

    Pipkin-Diagramm

    Die verschiedenen Bereiche in denen Flüssigkeiten unterschiedliches Verhalten

    zeigen, lassen sich am besten mit dem Pipkin-Diagramm beschreiben. Im

    Pipkindiagramm wird die Deformationsamplitude 0γ gegen die Deborah-Zahl De

    aufgetragen. Die Deborahzahl ist der Quotient aus der flüssigkeitsspezifischen

    charakteristischen Relaxationszeit λ und der Zeitkonstante ft , die die Strömung

    charakterisiert.

    ft

    De λ= (3.8)

    Bei einer oszillierenden Strömung kann die charakteristische Zeit auch als ωγ 0

    1=ft

    beschrieben werden und für die Deborahzahl ergibt sich somit:

    ωλγ 0=De (3.9).

    Abbildung 17: Pipkin-Diagramm mit den Bereichen des unterschiedlichen Verhaltens bei

    oszillatorischer Scherbeanspruchung

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 37 -

    Bei kleinen Deborahzahlen verhält sich das System wie eine Newtonsche Flüssigkeit.

    Je höher die Deborahzahl wird, umso elastischer ist das Flüssigkeitsverhalten und

    entspricht mehr und mehr einem Hook'schen Festkörper. Die Übergangsbereiche

    werden als die bereits beschriebene lineare oder nichtlineare Viskoelastizität

    gekennzeichnet.

    Lissajous-Diagramm

    Die Abweichung von linearem zu nichtlinearem Verhalten kann grundsätzlich auch

    mit dem Lissajous Diagramm dargestellt werden. Das von dem französischen

    Physiker J.A. Lissajous entwickelte Diagramm wird in der Literatur häufig dazu

    verwendet, um harmonische Verzerrungen darzustellen. Die Lissajous Figuren sind

    zwar nicht geeignet, um die Daten quantitativ auszuwerten, ermöglichen aber

    dennoch eine gute qualitative Darstellung der Messergebnisse. In Abbildung 18 ist

    eine Lissajous-Darstellung für die Messung von Oppanol zu sehen.

    Abbildung 18: Lissajous-Figuren für die Oszillationsmessung von Oppanol bei verschiedenen

    Deformationsamplituden

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 38 -

    Das Diagramm entsteht aus der Überlagerung zweier Schwingungen. In diesem Fall

    kann die Deformationsvorgabe gegen die Drehmomentantwort aufgetragen werden.

    Ist die Spannungsantwort in Phase mit der Deformation, entsteht idealerweise eine

    Linie. Liegt die Antwort um 90° phasenverschoben, resultiert ein Kreis. So kann leicht

    idealviskoses und idealelastisches Verhalten gezeigt werden. Zwischen diesen

    Extremfällen, in denen das viskoelastische Verhalten liegt, stellen sich die

    Messungen als Ellipse dar.

    Für nichtlineares Verhalten ist eine Verzerrung dieser Figuren als Resultat der

    Oberschwingungen zu erwarten. In der Darstellung der Messergebnisse kann man

    deutlich dieses Verhalten sehen. Bei kleiner Deformationsamplitude ist noch eine

    ideale Ellipse zu sehen, die mit steigender Amplitude zunehmend verzerrt wird.

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 39 -

    3.2 Experimenteller Aufbau

    3.2.1 Rotationsrheometrische Untersuchungen

    Für die Charakterisierung der MR-Flüssigkeit und des unvulkanisierten MREs wurden

    Untersuchungen in einem rotatorischen System durchgeführt. In dem Messsystem

    wird eine Scherung vorgegeben, bei der ein transversales Magnetfeld variabler

    Stärke angelegt werden kann.

    Für die rotationsrheometrischen Untersuchungen wurde das Searle-System

    Rheometer UDS 200 der Firma Paar Physica verwendet. Das Rheometer kann

    sowohl im "controlled stress" (CS)-Modus, bei dem das Drehmoment vorgegeben

    wird, als auch im "controlled rate" (CR)-Modus mit Vorgabe der Drehzahl betrieben

    werden. Das Messgerät kann sowohl stationäre als auch instationäre Messungen

    durchführen. Die wichtigsten technischen Daten des Messgeräts sind in Tabelle 4

    aufgeführt.

    Drehmomentbereich 0,5 µNm- 150mNm

    Drehmomentauflösung 0,01 µNm

    Winkelauflösung < 1µrad

    Drehzahlauflösung 10-5 bis 1000 min-1

    Frequenzbereich 10-4 bis 100 Hz

    Tabelle 4: Technische Spezifikation des Rotationsrheometers UDS200

    Als Messgeometrie wurde der kommerzielle Messeinsatz MR 100 verwendet, der

    speziell zur Untersuchung für magnetorheologische Flüssigkeiten ausgelegt ist.

    Hierbei handelt es sich um eine Platte-Platte-Messanordnung mit einem

    Durchmesser von 20 [mm] und einem Plattenabstand von 1 [mm], der

    gegebenenfalls variiert werden kann. Das Messsystem wird durch einen

    Flüssigkeitskreislauf temperiert und hat somit, abhängig von der Flüssigkeit, einen

    Temperaturbereich von maximal 233 bis 423 [k]. Die Messanordung ist in Abbildung

    19 zu sehen. In der Platte-Platte Anordnung befindet sich die zu vermessende

    Flüssigkeit im Messspalt. Durch die Spule wird ein Magnetfeld erzeugt, das von dem

    Kern transversal den Messspalt durchströmt. Von dort bewegt sich der Magnetfluss

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 40 -

    durch die Flussführung aus hochpermeablen Weicheisen, die aus einer

    abnehmbaren Kappe und einem Mantel um die Spule besteht. Zwischen der

    Messgeometrie und dem Magnetfeld besteht keine Wechselwirkung, die die

    Messergebnisse beeinflussen könnte [70].

    Abbildung 19: Platte - Platte-Messgeometrie: (a) Messsystem MR 100; (b) schematische Darstellung

    des Messsystems mit der Flussführung

    Die technischen Spezifikationen der Platte-Platte Messzelle TEK 70 MR sind in

    Tabelle 5 zusammengefasst.

    Plattendurchmesser 20 mm Plattenabstand 1 mm Schubspannungsfaktor 31,03 Pa/ 0,05 mNm Scherratenfaktor 1,047 Füllvolumen 0,4 ml Spulenwindungen 495 Temperaturbereich -20 - 100 °C

    Tabelle 5: Technische Spezifikation der magnetorheologischen Messzelle TEK 70 MR

    Die Feldverteilung im Messspalt ist weitgehend homogen und in Abbildung 20 zu

    sehen.

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 41 -

    (a) (b)

    Abbildung 20: FEM-Simulation der magnetischen Feldverteilung in der Platte-Platte Messgeometrie:

    (a) vektorielle Darstellung der Flussdichte; (b) skalarer Betrag der Flussdichte

    Die vektorielle Darstellung der Flussdichte zeigt den gewünschten transversalen

    Verlauf des magnetischen Flusses. Das Magnetfeld wurde über ein Labornetzgerät

    gesteuert. Dabei wurde der Strom indirekt über die Spannung bei bekanntem

    Widerstand bestimmt. Die Feldstärke in Abhängigkeit von der Stromstärke wurde

    über eine FEA bestimmt, deren Methode noch in Kapitel 4.2 erläutert wird. Die

    Ergebnismatrix wurde über A

    BdAB A

    ∫= gemittelt und die resultierenden Feldstärken

    sind in Abbildung 21 für das MRF 132 LD zu sehen.

    0

    100

    200

    300

    400

    500

    600

    700

    800

    900

    0 1 2 3 4 5 6I [A]

    B [m

    T]

    Abbildung 21: Mittlere Magnetfeldstärke innerhalb der Platte-Platte-Geometrie in Abhängigkeit der

    angelegten Stromstärke für MRF 132 AD

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 42 -

    Bei der Platte-Platte Anordnung des Messsystems ist die Scherrate γ& eine Funktion

    des Plattenradius. Unter der Annahme, dass der Plattenradius groß im Vergleich zum

    Plattenabstand ist (h

  • 3 Rheologische Untersuchungen

    - 43 -

    Das UDS 200 hat zwei Mehrzweckbuchsen mit einem Spannungsbereich von -10 bis

    +10 V bei einer Auflösung von 16 Bit. Das Zeitintervall für die Ausgabe ist 100 µs.

    Die Ausgangsspannung AU kann über

    MessgrößeFaktorOffsetU A ⋅+= (3.2)

    mit der tatsächlichen Messgröße korreliert werden. Der Faktor wurde bei den

    Messungen an die Messgrößen angepasst, um eine größtmögliche Genauigkeit zu

    erzielen. Die Ausgangsspannung wird dann über das Speicheroszilloskop

    aufgenommen und kann dann zur weiteren Analyse im PC weiterverarbeitet werden.

    Die Ansteuerung und die Einstellung der Messprofile des Rheometers erfolgt über

    den PC. Dazu kann das Standardprogramm zur Ansteuerung der Rheometers

    verwendet werden. Dabei kann sehr variabel die Messpunktdauer, die

    Messpunktanzahl, die Anzahl der Rohwerte, die bei stationären Messungen zur

    Mittelung herangezogen werden, und die Einregelzeit bis zur Aufnahme der

    Rohwerte eingegeben werden.

  • 3 Rheologische Untersuchungen

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    3.2.2 Servohydraulisches Elastomer-Prüfsystem

    Die rheologische Charakterisierung der MR-Elastomere erfolgte in Scherung und

    Zug- und Druckbeanspruchung. Bei den verschiedenen Beanspruchungsarten

    konnte über Elektromagnete ein Magnetfeld angelegt werden. Auf den Aufbau und

    die Durchführung der Messungen wird im Folgenden eingegangen.

    Die Untersuchungen der rheologischen Eigenschaften der MR-Elastomere wurden

    an dem servohydraulischen Elastomer-Prüfsystem MTS 831.50 durchgeführt. Hier

    können Untersuchungen an Laborprüfkörpern unter Zug-, Druck- und

    Scherbeanspruchung bei 150 bis 473 [K], einer Frequenz von 0,01 bis 1000 [Hz] und

    bei Amplituden von 0,1 bis 100 [%] durchgeführt werden. Der Kraftbereich erstreckt

    sich bis ± 5 [kN] und der Wegbereich bis ± 25 [mm].

    Abbildung 23: Servohydraulik-Prüfstand MTS 831.50 mit Doppelschersandwich und Elektromagneten

    Um das anisotrope Verhalten der MR-Elastomere messen zu können, wurden

    verschiedene Belastungsarten durch unterschiedliche Messgeometrien realisiert.

    Diese Messanordnungen sind in Abbild