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ACTA ORIENTALIA EDIDERUNT SOCIETATES ORIENTALES DANICA FENNICA NORVEGIA SVECIA CURANTIBUS LEIF LITTRUP, HAVNIÆ HEIKKI PALVA, HELSINGIÆ ASKO PARPOLA, HELSINGIÆ TORBJÖRN LODÉN, HOLMIÆ SIEGFRIED LIENHARD, HOLMIÆ SAPHINAZ AMAL NAGUIB, OSLO PER KVÆRNE, OSLO WOLFGANG-E. SCHARLIPP, HAVNIÆ REDIGENDA CURAVIT CLAUS PETER ZOLLER LXXVIII

ACTA ORIENTALIA - Universitetet i oslo · im Deir el-Medineh-Kontext nicht auf den regierenden König, sondern eben jenen Lokalpatron bezogen (37). Der Titel wurde offenbar speziell

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ACTA ORIENTALIA

EDIDERUNT

SOCIETATES ORIENTALES DANICA FENNICA

NORVEGIA SVECIA

CURANTIBUS

LEIF LITTRUP, HAVNIÆ

HEIKKI PALVA, HELSINGIÆ

ASKO PARPOLA, HELSINGIÆ

TORBJÖRN LODÉN, HOLMIÆ

SIEGFRIED LIENHARD, HOLMIÆ

SAPHINAZ AMAL NAGUIB, OSLO

PER KVÆRNE, OSLO

WOLFGANG-E. SCHARLIPP, HAVNIÆ

REDIGENDA CURAVIT

CLAUS PETER ZOLLER

LXXVIII

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Contents

ARTICLES

CLAUS PETER ZOLLER: Traditions of transgressive sacrality

(against blasphemy) in Hinduism ......................................................... 1

STEFAN BOJOWALD:

Zu den Wortspielen mit ägyptisch „ib“ „Herz“ ................................ 163

MAHESHWAR P. JOSHI: The hemp cultivators of Uttarakhand

and social complexity (with a special reference to the Rathis of

Garhwal) ........................................................................................... 173

MICHAEL KNÜPPEL:

Überlegungen zu den Verwandtschaftsverhältnissen der Jenissej-

Sprachen bei Georg Heinrich August Ewald.................................... 223

DR DEEPAK JOHN MATHEW AND PARTHIBAN RAJUKALIDOSS:

Architecture and Living Traditions Reflected in Wooden Rafters of

Śrīvilliputtūr Temple ........................................................................ 229

BOOK REVIEWS

B. J. J. HARING/O. E. KAPER/R. VAN WALSEM (EDS.). The Workman´s

Progress, Studies in the Village of Deir el-Medina and other

documents from Western Thebes in Honour of Rob Demarée,

reviewed by Stefan Bojowald........................................................... 267

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Acta Orientalia 2017: 78, 267–274.

Printed in India – all rights reserved

Copyright © 2017

ACTA ORIENTALIA

ISSN 0001-6438

BOOK REVIEWS

B. J. J. Haring/O. E. Kaper/R. van Walsem (Eds.). The Workman´s

Progress, Studies in the Village of Deir el-Medina and other documents

from Western Thebes in Honour of Rob Demarée. Egyptologische

Uitgaven XXVIII (Leuven, 2014), XIII, 332 S., ISBN 978-90-429-

3123-7.

Die Rezension setzt sich kritisch mit der ägyptologischen Festschrift

für Robert Demarée auseinander, deren Schwerpunkt der

Arbeitersiedlung von Deir el-Medineh und deren erweitertem Umfeld

gewidmet ist. Der Inhalt wird durch die folgenden Beiträge

repräsentiert:

M. Collier durchleuchtet einen Ausschnitt der Geschichte der

Arbeitermannschaft von Deir el-Medineh in den Jahren 1 und 2 von

Ramses IV. Die 30 Namen der Mannschaft der Rechten Seite nach

oDeM 45/46 werden einzeln aufgeführt (2-3). Der mutmaßliche

Sterbeort von Ramses III. wird in Theben lokalisiert (4). Der

Karrieresprung des Nechemmut zum Vorarbeiter der Rechten Seite

wird entsprechend nachvollzogen (8). Der P. Turin 1891 recto aus dem

2. Jahr von Ramses IV. mit Angaben zur Vergrößerung der Mannschaft

von 60 auf 120 Mitglieder wird sorgsam erwähnt (8). Die Hauptquelle

für die Erweiterung der Mannschaft wird in oDeM 41 gesehen (15).

K. M. Cooney legt ein Sargfragment aus der niederländischen

Sammlung Oegstgeest vor, das ins Theben der 3. Zwischenzeit gehört.

Der Name des antiken Besitzers muss leider anonym bleiben. Die

erhaltene Länge von 43, 3 cm deutet auf die ehemalige Platzierung im

äußeren Sargbereich hin (23). Die Ikonographie lehnt sich an das

Programm der späten 21. bis frühen 22. Dynastie an (23). Das aus

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Sykomoren- oder Akazienholz gezimmerte Objekt wird gattungsmäßig

der Kategorie der „stola coffin“ zugeordnet (26).

B. G. Davies weist einen möglichen neuen Titel „aA-n-a“ für einen Ritualisten in Deir el-Medineh nach. Die Funktion des Titels wird mit

einem Amt im Kult des vergöttlichten Amenophis I. in Verbindung

gebracht (36). Das Epitheton „nb tA.wi“ „Herr der beiden Ländern“ wird im Deir el-Medineh-Kontext nicht auf den regierenden König, sondern

eben jenen Lokalpatron bezogen (37). Der Titel wurde offenbar speziell

in den Familien des Amek und Nebdjefa aus der frühen Ramessidenzeit

von einer Generation auf die nächste vererbt (38).

K. Donker van Heel nimmt zu P. Louvre E 7858+E 7845

fragments 6-7+E 7875C Stellung. Der Papyrus aus der Regierungszeit

von Necho II. greift auf die abnormalhieratische Schrift zurück. Der

Inhalt besteht aus der vertraglich geregelten Übertragung von Land, das

für die Totenstiftung der Mutter des Protagonisten beansprucht wird.

Die technischen Schwierigkeiten bei der Entzifferung des gewiss nicht

leichten Textes werden gut gemeistert.

A. Dorn liefert eine Typologie der Graffiti des Schreibers

Amunnacht (V), Sohn des Ipuy (II) in der königlichen

Nekropole/Theben-West. Die Anbringung der Schriftzeugnisse deckt

einen Zeitraum von über 25 Jahren ab (59). Die Typen der Graffiti

werden nach Lage (60), sozialer Beziehung zwischen

Graffitischreibern (61), Kommunikation von konkreten Inhalten (62)

und Vermittlung von religiösen Inhalten (62) unterschieden. Die direkte

Nachbarschaft mehrerer Graffiti zu Felsrissen wird durch die

Assoziation mit der aus dem Westgebirge hervortretenden Hathor oder

Meretseger erklärt (65-66). Die Nähe der Gräber im Tal der Könige zu

Felsrissen wird mit möglichen Schnittstellen zwischen Dies- und

Jenseits in Verbindung gebracht (67). Das Grab des Mentuhotep II. in

Deir el-Bahari wird zu den ersten Beispielen für die Einbeziehung der

Topographie in die königliche Jenseitsarchitektur gezählt (68).

B. Haring/D. Soliman äußern sich zu Arbeiterzeichen auf

Ostraka der 20. Dyn. Das faktische Ende der hieratischen

dokumentarischen Ostraka mit Dienstplänen im 2. Regierungsjahr von

Ramses IV. wird bedauernd zur Kenntnis genommen (74). Das oCairo

CG 25609 aus Jahr 1 von Ramses V. wird als längste Liste mit einem

Dienstplan nach dem Jahr 2 von Ramses IV. bestimmt (76). Das

oFitzwilliam Museum EGA 6120.1943 wird als seltener Fall für ein

hieratisches Ostracon mit Zeichen für den Dienstplan bei gleichzeitiger

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Angabe eines Regierungsjahres gewertet (78). Die Zahl der bekannten

Ostraka mit Arbeiterzeichen zum Dienstplan besteht aus 38 Stück. Das

neu veröffentliche oLeiden F. 2000/1, 5 wird als seltener Fall für die

völlige Übereinstimmung zwischen seinen eigenen Zeichen und den

entsprechenden Notizen der hieratischen Parallele aufgefasst (88). Die

in bestimmten Fällen mögliche Umkehr der Leserichtung wird

verdeutlicht (93).

H. M. Hays macht zwei Kalksteinfragmente publik, die unter den

Nummern APM 9248-4 und APM 8539 im Allard Pierson Museum

aufbewahrt werden. Das erste Stück ist mit PT 200 § 195 a-d und das

zweite Stück mit PT 222 § 205a-210b beschrieben (95). Die Dicke von

APM 8539 beträgt 2 cm, während sie sich bei APM 9248-4 auf 4 cm

beläuft. Die Höhe der unteren Begrenzungslinie von APM 9248-4

bemisst sich auf 1, 3 cm, während sie sich bei APM 8539 auf 1 cm

beschränkt (96). Die Wiedergabe des „w“-Lautes erfolgt bei APM

9248-4 durch das Wachtelküken, während APM 8539 die

kursivhieroglyphische Form benutzt (96). Die Kolumnenbreite wird bei

beiden Stücken auf ca. 2, 8 cm berechnet (97). Die Stücke werden trotz

der genannten Unterschiede dem gleichen Grabkontext zugeordnet

(97). Die ikonographischen und paläographischen Hinweise werden als

Ausgangspunkt für die Datierung ins Mittlere Reich genommen (97-

98). Die Texte werden unter der neuen Sigle T1Am zusammengefasst

(97).

M. H. van Voss bietet neue Fragmente zum Totenbuchpapyrus

des Amenhotep/Zeit Thutmosis III. aus dem Schriftmuseum J. A.

Dortmond in den „Bijzondere Collecties“ der Universitätsbibliothek

von Amsterdam dar. Die Fragmente zeichnen sich wie der schon länger

bekannte Rest des Papyrus durch ein Band mit Sternendekor am unteren

und oberen Rand aus (100).

W. Hovestreydt wendet den Blick den Seitenräumen der ersten

beiden Korridore B und C im Grab von Ramses III. (KV 11) zu. Die

Wände von Korridor B (B) sind wie im Grab von Sethos I. (KV 17) mit

der Sonnenlinatei ausgeschmückt (105). Der Raum C (Ba) ist durch

eine eher in nichtköniglichem Kontext zu erwartende Komposition mit

Berufsgruppen wie Bäcker, Köche, Metzger etc. illustriert (105-106).

Der Raum D (Bb) wird durch Darstellungen von Schiffen geziert, in

denen u. a. kniende Personen mit „cxm“-Szeptern vor der Brust zu

sehen sind (106). Die nächste Parallele für den „sickle-shaped stern“

der „wiA“-Barke auf der linken Wand des Raumes ist im „Buch vom

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Tage“ im Grab von Ramses VI. (KV 9) zu finden (108). Der Korridor

E (C) ist in der Tradition der 19. Dynastie mit der Litanei des Re

dekoriert, wobei die Flächen unterhalb der Figuren in vertikalen

Kolumnen mit den Schlusstexten der ersten drei Stunden des Amduat

beschrieben sind (109). Die Dekoration der Seitenräume F und G (Ca

und Cb) von Korridor E wurde mit Personifikationen und

Fruchtbarkeitsgenien ausgeführt (110). Der Raum H (Cc) ist mit einer

Variante von TB-Spruch 148 ausgestattet, während Raum K (Cf) durch

die Vignette von TB-Spruch 110 ohne Begleittexte verschönert ist

(111). In Raum I (Cd) wird die berühmte Darstellung mit den

Harfenspielern vor bestimmten Gottheiten präsentiert (112). Die

„stirrup jars“ auf der rechten/rückwärtigen Wand von Raum L (Cg)

werden für ägyptische Gräber als singulär bezeichnet, wobei die Frage,

ob es sich um ägyptische Imitationen mykenischer Vorbilder oder

Originale der Spätminoisch III C-Zeit handelt, offen bleibt (115). Der

„Laufende Greif“ und die Gazellen neben der Palmette auf zwei

Metallgegenständen werden dem sog. „Internationalen Stil“ des

Ostmittelmeerraumes und Nahen Ostens zugerechnet (116). Die

Verbindungen zwischen dem Grab von Ramses III. und Tempel von

Medinet Habu in Bezug auf jene Berufsdarstellungen und

Fruchtbarkeitsgenien werden aufgezeigt (125).

O. E. Kaper positioniert sich zur Dreidimensionalität bei „Ax-iqr-n-Ra“–Stelen aus Deir el-Medineh. Die Stele BM EA 270 mit zwei

Büsten der Vorfahren wird zu den frühesten Beispielen dieser Art

gezählt (133). Die historischen Vorläufer für die griechisch-römischen

Kultstelen werden in den Horusstelen erkannt, deren Ursprung

wiederum auf die Stelen des Gottes Sched aus dem Neuen Reich

zurückgeführt wird (134). Die früheste Stele mit einem frontal

dargestellten Horus wird in die Zeit des Sethnacht datiert (135). Die

Technik der Einlage aus fremden Materialien in Steindenkmäler wird

unter kunstgeschichtlichen Gesichtspunkten betrachtet (137). Die

besondere Verwendung von Feuerstein in Deir el-Medineh wird zur

Sprache gebracht (138-139). Die dreidimensionalen Stelen werden als

Zeugnis für einen neuen Kunststil der frühen 19. Dynastie zur

Darstellung des Göttlichen apostrophiert (140). Die Einführung der

Dreidimensionalität wird durchaus glaubhaft in die Amarnazeit verlegt

(141). Das wachsende Interesse an der Frontalität wird mit dem Anstieg

ausländischer Gottheiten in Zusammenhang gebracht (141). Der früher

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gern behauptete westliche Einfluss auf die Dreidimensionalität der

Kultstelen aus griechisch-römischer Zeit wird skeptisch beurteilt (141).

K. van der Moezel richtet die Konzentration auf die

Geschäftsabläufe beim Eselhandel in Deir el Medineh. Die meisten

Transaktionen wurden offenbar um die letzten Herrschaftsjahre von

Ramses III. durchgeführt (157). Die Einbindung von Mittelsmännern

(159-160) und Zeugen (160) in den Prozess wird dokumentiert. Der

formale Aufbau der schriftlichen Urkunden konnte sich zwischen einer

Zeile und mehreren Zeilen bewegen (160-162). In Streitfällen konnte

der Gerichtsweg beschritten werden (162-171). Der Geschäftsabschluss

wurde häufig auf mündlicher Basis besiegelt (171).

M. Müller legt die Edition von pTurin Cat. 1894 aus der Zeit von

Ramses IX. vor, der den Empfang von Öl mit dem Verteilungsschlüssel

an die Mannschaft überliefert. Der Ausdruck „nHH“ wird jenseits aller Bestimmungsversuche als Sesam- oder Olivenöl allgemein für

Pflanzenöl in Anspruch genommen (181). Die z. T. bestehende

Unregelmäßigkeit bei den Öllieferungen wird zum Ausdruck gebracht

(185). Die Verwendungsmöglichkeiten des Öles schlossen den

Gebrauch zu Körperhygiene (185) oder medizinischen (186) Zwecken

ein.

M. J. Raven begibt sich an eine Bettstütze in Besgestalt heran,

die 2011 vom Nationalmuseum für Altertümer in Leiden erworben

wurde. Der hauseigene Bestand umfasst bereits zwei weitere

Exemplare aus dieser Objektgruppe, deren Zugehörigkeit zum gleichen

Möbelstück nicht ausgeschlossen wird. Die alte Datierung der Stützen

in die Römerzeit wird zugunsten der Ramessidenzeit aufgegeben (191).

Der Vergleich der Ikonographie des Bes mit derjenigen bei anderen

Denkmälerfamilien wie Wandmalerei, Vasenmalerei und Ostraka

deutet auf die Herkunft aus Deir el-Medineh hin (198). Die „lits clots“

in den Häusern der Siedlung werden als Altäre für den Kult von

Schutzgöttern und verstorbenen Vorfahren interpretiert (201). Die

Besstützen werden als Teile von Bahren im Zusammenhang mit

Schwangerschaft und Geburt gesehen, deren ägyptische

Eigenbezeichnung in „Hati ct“ vermutet wird (203). A. Roccati zieht ägyptische und hethitische Textpassagen zum

Vergleich heran (205-210). Die Auswahl kann den Eindruck einer

gewissen Willkür und Beliebigkeit nicht ganz vermeiden.

M. Römer trägt Einzelbeobachtungen zu Ostraka der 18.

Dynastie aus Deir el-Bahri und dem Asasif vor. Das bisher nur

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ptolemäisch belegte Toponym „cx.t-mrw“ kann auf oEg.Exp.CM 29

und oEg.Exp.CM 36 jetzt auch für das Neue Reich nachgewiesen

werden (211). Die alte Lesung „qrr.t“ auf oEg.Exp. 23001.20 wird zugunsten von „Hw.t-Hr“ „Hathor“ korrigiert (212). Die bisher nur für Prinzen bekannten Namen „MnTw-Hr-wnmi=f“ und „Nb-n-xArw“ kommen auf oEg.Exp.CP 15b bzw. oEg.Exp. 27056.47 Vs auch bei

Privatpersonen vor (213). Das oEg.Exp.CP 15a steuert einen weiteren

Beleg für den wohl ausländischen Personennamen „cnrk“ bei (214). Das oEg.Exp.CC 29 wird als Parallele zu pBoulaq 17 diagnostiziert

(214-216).

216: zur Schreibung „HD“ für „wD“ vgl. E. Edel, Zur Lesung und

Bedeutung einiger Stellen in der biographischen Inschrift cA-rnpwt´s

(Urk. VII 1, 20; 2, 1; 2, 4), ZÄS 87, 1962, 105; zur Schreibung „in“ für „iwn“ „Farbe, Art“ vgl. K.-Th. Zauzich, Die schlimme Geschichte von

dem Mann der Gottesmutter, der ein Gespenst war, Enchoria VI, 1976,

80 c).

D. Sweeney befasst sich mit 16 Sitzen nebst begleitenden

Inschriften aus den Kapellen südlich der Tempeleinfassung von Deir

el-Medineh. Die Inschriften wurden bis auf zwei in Tinte geschriebene

Beispiele in die Sitze eingemeißelt (219). In den Inschriften werden die

Eigentümer der Sitze und z. T. deren männliche Verwandte genannt

(219). Die Mehrheit der 24 Individuen in den Inschriften kann auf vier

Familien verteilt werden (219). Die Personen werden als Mitglieder

einer zu Ehren von Amun abgehaltenen Kultgemeinschaft angesehen

(220-226). Die Phrase „Hmci m-a Imn“ „Sitzen in der Hand des Amun“ taucht in den Inschriften bevorzugt auf, die u. a. auf Festaktivitäten

bezogen wird (228).

229: zum „nXr“-Brot vgl. H.-W. Fischer-Elfert, Abseits von

Maat, Fallstudien zu Außenseitern im alten Ägypten, Wahrnehmungen

und Spuren Altägyptens (Kulturgeschichtliche Beiträge zur

Ägyptologie Band 1, Würzburg: Ergon-Verlag, 2005), 99; P. Grandet,

Catalogue des ostraca hiératiques non littéraires de Deîr el-Médînéh,

Tome IX Nos 831-1000 (DFIFAO 41, Le Caire: Institut français

d´archéologie du Caire, 2003), 108.

J. Toivari-Viitala geht auf das neu entdeckte Kalksteinostrakon

o.WHTM 543 ein, das eine Zeichnung einer nach rechts sitzenden Frau

zeigt. Der „Sitz im Leben“ wird im Kontext der Wochenlaube gesucht

(235).

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Book Reviews 273

D. Valbelle diskutiert Einzelheiten zur „xnw“-Kapelle von

Ramses II. im Hathor-Sanktuar von Deir el-Medineh. Die Existenz von

Vorgängerbauten aus der 18. Dynastie wird eher vorsichtig betrachtet

(240). Der früheste Zeitpunkt für die Abtrennung der Kapelle in zwei

Teile wird nach der Regierungszeit von Ramses II. datiert (241). Der

pTurin 1879 vs wird als wichtige Informationsquelle zum „xnw“ von Ramses II. verstanden (247). Der pBerlin P. 23301 vs, A/B/C wird als

textliches Zeugnis für den Statuenkult von Merenptah in der Kapelle

analysiert (247). Die Belege für „xnw“ „Kapelle“ werden für die 18.-19. Dynastie gesammelt und nach ihrem Vorkommen innerhalb und

außerhalb von Deir el-Medineh sortiert (248-253).

244: zur Verschreibung „nb“–„Hb“ vgl. W. Helck, Zur

Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches (Probleme der

Ägyptologie 3, Leiden-Köln, 1958), 302; B. A. Richter, The Theology

of Hathor of Dendera, Aural and Visual Scribal Techniques in the Per-

Wer Sanctuary (Wilbour Studies in Egyptology and Assyriology

Number 4, Atlanta: Lockwood Press, 2016), 468

J. van der Vliet gibt das koptische o.APM Inv. 3871 aus dem

Besitz des Allard Pierson Museum/Amsterdam bekannt. Die Scherbe

bewahrt 19 Zeilen eines Briefes, der vermutlich an den Bischof

Pesynthios von Koptos adressiert ist. Der Text ist in Sahidisch nebst

einigen unkanonischen Nebenformen verfasst, die im Theben des 6.-8.

Jhdts. durchaus geläufig sind (257). Das Dokument liefert für das Dorf

Pmilis den ersten Beleg für einen Laschane namens Peter (258). Die

Gattung wird zu den „Ansuchungen um Ausstellung eines

Schutzbriefes“ geschlagen (258). Das Textformular hält das

traditionelle Schema ein (259). Der Fundort des Ostrakon wird in

Theben-West für möglich gehalten (260).

R. van Walsem wertet Abbildungen von horizontalen Halsfalten

bei menschlichen Darstellungen in Deir el-Medineh aus. Das erste

Auftreten des Details wird nicht erst in die Amarnazeit, sondern das

letzte Jahrzehnt von Amenophis III. datiert (263). Die Privatgräber der

Bewohner der Siedlung, in deren Schutt gefundene Bildostraka und von

den dortigen Künstlern dekorierte Königsgräber werden auf dieses

Attribut hin überprüft. Der z. T. unzulängliche Publikations-stand der

Monumente wird als Warnhinweis gegeben (277). Die einfache und

vierfache horizontale Falte ist am seltensten zu beobachten (277). Das

Gesamtspektrum aller Faltenvarianten lässt sich nur im Grab von

Sethos I. belegen (279). Die fehlende Eignung des Merkmals zur

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274 Book Reviews

Identifikation einzelner Künstlerpersönlichkeiten wird angemerkt

(288). Die Verwendungsmöglichkeit des Kriteriums zur Bestimmung

des Alterungsprozesses wird aufgezeigt (288).

L. Weiss stößt zum Verhältnis zwischen mündlichem und

schriftlichem Sprachgebrauch in Ägypten vor. Die Literalitätsrate in

der Arbeitersiedlung von Deir el-Medineh wird im Vergleich zum Rest

des Landes als überdurchschnittlich hoch eingestuft (293). Der orale

Charakter des Gerichts- und Orakelwesens an diesem Ort wird

unterstrichen (293). Die Grenze zwischen geschriebenem und

gesprochenem Wort muss laut Verf. durchlässiger gehandhabt werden

(300).

H. Willems schlägt eine neue Übersetzungsvariante für

oGardiner 103 vor, dessen Inhalt von einem Erbstreit handelt. Der

Gebrauch der Partikel „iw“ im Neuägyptischen wird kurz rekapituliert und in Umstandskonverter, Marker der Pseudoverbalkonstruktion und

Marker des Futur III untergliedert (309). Die Zeile „iw=w n Nb-Imn“ „sie sind für Nebamun“ in oGardiner 103, rt. 4 wird als

Mittelägyptizismus erklärt (309). Der endgültige Ausgang des

Erbstreites wird vom Ergebnis her recht vage gelassen (310). Die

einleitenden Worte „pA aDd“ werden nicht wie früher als Vokativ „oh Junge“, sondern proleptisches Subjekt „der Junge:“ genommen (310).

Das Wort „mtrx.t“ „Korb o. ä.“ in oGardiner 103 vso 10 wird etymologisch an ägyptisch-arabisches „matraḥa“ „Korbwaren/Matten“

angebunden (311).

Der Rez. erlaubt sich folgendes Urteil: Die Mehrheit der Beiträge kann

bei objektiver Betrachtung positiv eingeschätzt werden. Die gewählten

Themen werden zum größten Teil anschaulich vor Augen geführt. In

einigen Fällen sinkt der wissenschaftliche Gehalt etwas herab.

Stefan Bojowald, Bonn