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Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ SvizzeraMärz 2004
Magazin
Gesunde Ernährung in kontaminierten GebietenSenkung der radioaktiven Belastung
Thema
Report Sozialmedizin
Ethik gesucht gegen die Zerstörung von demokratischen Grundwerten und der Umwelt
Standpunkt
24116_Magazin_de_Druck.qxd 13.7.2004 15:29 Uhr Seite 1
2 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004
Impressum
Das Magazin von Green Cross Schweizerscheint 4-mal jährlichAuflage: 18000 deutsch; 4000 französisch
Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe:Christina Bigler, Leiterin InternationalesSozialmedizin-ProgrammNathalie Gysi, GeschäftsleiterinDr. Stephan Robinson, Leiter InternationalesAbrüstungs-Programm
Konzept, Redaktion: Life Art & Cash, Agenturfür Kommunikation und Kultur GmbH, ZürichKorrektorat: Heidi Hohl, FrauenfeldÜbersetzung: USG-Co-Text AG, ZürichLayout, Produktion: Ender CI Kommunikation ASW, BalgachLithos: mit Unterstützung durch Seelitho AG, Arbon/TGDruck (100%-Recycling-Papier):RVA Druck und Medien AG, Altstätten
Herausgeberin
Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ SvizzeraFabrikstrasse 17CH-8005 Zürich+41 (0)43 499 13 13+41 (0)43 499 13 14 [email protected]
Spenden-Konto 80-576-7
Editorial
Zehn Jahre Green Cross
Liebe Leserin
Lieber Leser
Zwei Grossanlässe prägten das Jahr 2003: die Zehn-
jahresfeier von Green Cross weltweit mit Michail Gor-
batschow in Zürich und das internationale Politforum
zur Chemiewaffenabrüstung in Genf, welche der dies-
bezüglichen internationalen Zusammenarbeit neuen
Aufschwung gab.
Die intensive Informationsarbeit von Green Cross in
der Schweiz und ihre Mediation vor Ort zur Vernich-
tung der Chemiewaffen in Russland sind auf fruchtba-
ren Boden gefallen. Am 28. Januar 2004 wurde in Mos-
kau das bilaterale Abkommen zwischen der Schweiz und
Russland zur Unterstützung der russischen Chemiewaf-
fenabrüstung unterzeichnet.
Im neuen Jahr werden alle Abrüstungsprojekte in den
Bereichen konventionelle, nukleare und Chemiewaffen
weitergeführt. Auf den im 2003 durchgeführten theo-
retischen Teil der Ausbildung «Umweltfreundliches
Militärbasen-Management» für russische Armeeange-
hörige folgt im zweiten Quartal 2004 der praktische Teil
im Feld.
Im sozialmedizinischen Programm werden einerseits
besonders erfolgreiche und nachhaltig angelegte Pro-
jekte wie das Mutter- und Kindprojekt mit den
Mütterclubs in den von Tschernobyl kontaminierten
Gebieten (siehe Report Sozialmedizin) weitergeführt
und andererseits neue Projekte wie die Unterstützung
der Kindergärten in den russischen Chemiewaffen-
gebieten angegangen.
Im 2004 feiert Green Cross Schweiz zusammen mit
vier weiteren nationalen Green-Cross-Organisationen
den zehnten Geburtstag. Dieses Jubiläum bietet Gele-
genheit für einen ausführlichen Rückblick, Diskussion
des Erreichten und Darstellung unserer langfristigen
Ziele.
Freundliche Grüsse
Dr. Gianni Berner
Präsident des Stiftungsrates
Inhalt
2 Editorial Zehn Jahre Green Cross
3 Report Sozialmedizin Weissrussland:
Markante Senkung der radioaktiven Belastung
bei Mensch und Natur in Koiniki
4 Report Abrüstung Trainingsseminar:
Russische Journalisten werden zu
Nuklearfragen geschult
5 Leitthema Über die Kunst der gesunden
Ernährung in kontaminierten Gebieten:
Wie messen, entgiften und zubereiten?
8 Green Cross intern Neues Magazin:
«The Optimist» verbindet
Webseite: Jetzt online spenden
Neuer Präsident der Parlamentgruppe
9 Service Green Cross Schweiz begrüsst
das zwanzigtausendste Mitglied
Borschtsch: Typisches Rezept aus der Ukraine
ProfiTEL: Sie sparen beim Telefonieren.
Und wir profitieren davon.
11 Standpunkt Ethik gesucht gegen die Zerstörung von
demokratischen Grundwerten und der Umwelt
Titelbild: Feier des traditionellen weissrussischenFestes «Die Erde erwacht» an Ostern im Mutter- und Kind-projekt. Die Kinder lassen Eier von einer schrägen Platteherunterrollen. Wessen Ei am weitesten rollt, den erwartet im kommenden Jahr Glück und Erfolg.
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3 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004
Report Sozialmedizin
Der Club «Vertrauen» mit 286 aktiven Mit-
gliedern des Dorfes Koiniki im ökologischen
Reservat Polesse in der verseuchten Region
Gomel wurde 1999 ins Leben gerufen. Auf
Grund von Workshops und Schulungen im
Umgang mit radioaktiv belasteten Lebens-
mitteln und dem Vermitteln von spezifischen
Anbaumethoden engagieren sich alle Mitglie-
der zur Verbesserung ihrer Lebenssituation.
Dies bedeutet für alle einen enormen Einsatz,
Selbstdisziplin und die Bereitschaft zu Verhal-
tensänderungen. Angefangen bei der Berück-
sichtigung von mikroökologischen Faktoren
in den Wohnungen (Temperatur, Frischluft,
Krankheitserreger usw.) zur Verbesserung der
Gesundheit ihrer Kinder über die stetige Mes-
sung der Radioaktivität bei allen Nahrungs-
mitteln bis hin zur richtigen und aufwändigen
Zubereitung der jeweiligen Mahlzeiten.
Gute Werte bei den EsswarenMit Erfolg! Im 2002 durchgeführte
Radioaktivitätsmessungen bei 169 Nahrungs-
proben, die im Gebiet Koiniki angebaut und
zubereitet wurden, zeigen, dass bei 2/3 der
getesteten Proben der Anteil an Cäsium-137
die maximal erlaubte Konzentration nicht
überschritten wurde. Ausnahmen waren 12
Milchproben (gekauft auf dem Markt) –
Grenzwert um 7,1 % überschritten, 6 Kartof-
felproben aus den Gärten von Dorfeinwoh-
nern – 3.55 % Überschreitung, 28 Pilzproben
aus den nahe gelegenen Wäldern – 16.56 %,
19 Waldbeerenproben – 11.24 % und einer
Gartenbeerenprobe – 0.59 % (Grafik 1).
Noch erfreulicher sind aber die gesunkenen
Werte bei den Clubmitgliedern!
Die «Vertrauen»-Clubmitglieder, Einwoh-
ner des Koiniki-Gebietes, wurden mittels
eines speziellen Messgerätes auf die Ansamm-
lung von Radionukliden in ihren Körpern
untersucht. Das Durchschnittsniveau der
aufgenommenen Radionuklide war bei den
236 getesteten Clubmitgliedern im 2002 bei
16.7 Bq* pro kg Körpergewicht und die Werte
bewegten sich zwischen 0.0 bis 81 Bq/kg. Die
zugelassene Grenze für Kinder liegt bei
50 Bq/kg und für Erwachsene bei 75 Bq/kg!
Die Vergleichsanalyse zeigte eine dreifache
Senkung der Belastung mit Radionukliden
im Vergleich zu 2000 und zweifache im Ver-
gleich zu 2001 (Grafik 2).
Richtige Zubereitung derNahrungsmittel entscheidend
Der Club «Gesundheit» mit 153 Mit-
gliedern wurde im Jahr 2000 im Dorf
Skorodnoie im Yelsk-Gebiet der Gomel-
Region gegründet. Das Dorf befindet sich
in einem Gebiet, wo die Vergiftung mit
Cäsium-137 15 Ci/km2 ** erreicht, also
gleich wie in Koiniki, jedoch auf Grund
der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit
die Radionuklide von den Pflanzen verstärkt
aufgenommen werden.
Ein Club-Treffen galt der Messung der
Radioaktivität bei den Menschen, in den Nah-
rungsmitteln und im Boden der nahe gelege-
nen Wälder. Unter Aufsicht der verantwort-
lichen Person für Strahlenmessung Valentina
Iwanowa haben die Clubmitglieder an 50
Orten im Wald die Radioaktivität gemessen.
Die am meisten kontaminierten Orte wurden
mit Absteckpfosten markiert. Es gilt zu ver-
hindern, dass die Bewohner ihre Rinder dort
weiden lassen, Gras für Heu schneiden oder
Beeren und Pilze sammeln. Mit der Unter-
stützung von Green Cross Belarus werden
auch die Bewohner in diesem Dorf auf
niedrigere Werte kommen.
Bei 10 % der Bevölkerung vonSkorodnoe über 150 Bq/kg registriert
Die Ergebnisse der Messung des Radionu-
klidbestandes in den Körpern der Dorfbe-
wohner sind in der Grafik 2 dargestellt.
Wie auf der Abbildung ersichtlich, ist der
Cäsium-137-Bestand bei den Skorodnoie-
Einwohnern viel höher als der bei der Koini-
ki-Bevölkerung. Trotz dem rückgängigen
Radionuklidbestand im Körper wurde bei
10 % der Bevölkerung immer noch ein Niveau
von über 150 Bq/kg registriert. Gemäss den
Ergebnisanalysen dürften mehr als 80 % der
Nahrungsmittel Milch, Rindfleisch, Wurzel-
gemüse und fast 100 % der Waldbeeren und
Pilze wegen des hohen Cäsium-137-Bestands
nicht ohne eine der Situation angepassten
Zubereitung konsumiert werden. Der stärke-
re Rückgang des Radionuklidbestandes im
Körper bei den Clubmitgliedern aus dem Koi-
niki-Gebiet während den Jahren 2001 und
2002 ist auf ihr Engagement und die Beach-
tung der Ernährungsregeln zurückzuführen.
Sie bereiten die Nahrungsmittel richtig zu,
indem sie die meisten verseuchten Teile
entfernen, den fettreichen Anteil vom konta-
minierten Rest der Milch abtrennen, Pilze und
Wurzeln salzen und einlegen.
Christina Bigler
Grafik 1: Grenzwertüberschreitung in Prozent
bei den Nahrungsmitteln, hergestellt oder
gesammelt im Koiniki-Gebiet 2002.
Grafik 2: Radioaktive Belastung bei den
Einwohnern von Koiniki und Skorodnoe.
* Erklärung des Begriffes Becquerel auf Seite 7.
** In Zonen zwischen 15 Ci/km2 und 40 Ci/km2
ist der Verbrauch und Verkauf von landwirtschaft-
lichen Produkten eingeschränkt. Zonen über
40 Ci/km2 dürfen auf Dauer nicht bewohnt werden.
1 Ci/km2 entspricht 37 000 Bq pro m2, Erklärung
des Begriffes Becquerel (Bq) auf Seite 7.
Weissrussland: Markante Senkung der radioaktivenBelastung bei Mensch und Natur in Koiniki
0
50
100
150
200
2502000
Koiniki
Nuk
liden
Bq/
kg K
örpe
rgew
icht
Skorodnoe
48,630,1
16,7
211,4
182,6
89,5
20012002
0
5
10
15
20
7,1
3,55
16,5
11,24
0,59
Esswaren
KartoffelnMilch
PilzeWaldbeerenGartenbeeren
in %
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4 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004
Report Abrüstung
Trainingsseminar: Russische Journalisten werden zu Nuklearfragen geschult
Russische Naturwissenschaftler be-
schäftigten sich seit Beginn der
Erforschung der Atome mit deren che-
mischen und physikalischen Grund-
lagen. Nicht zuletzt verdanken wir
dem russischen Chemiker Dmitri
Mendeleyew eine zeitlos berühmte
Zusammenstellung der Atom-Eigen-
schaften: das Periodensystem von
1869. Auf Grund dieser wissenschaft-
lichen Erfahrungen entwickelte die
Sowjetunion bald nach dem ersten
Atombombenabwurf die erste eigene
Atombombe.
10 Atomkraftwerke liefern bisheute Strom
Die Sowjetgeschichte war geprägt
durch die Überzeugung, gesellschaftli-
che Probleme mit technologischen
Lösungen bewältigen zu können.
Diesem Enthusiasmus entsprechend
wurden in den Jahrzehnten nach
dem «Grossen Vaterländischen Krieg»
(Zweiter Weltkrieg) auch verschie-
denste Anwendungen der Kernphysik
sehr stark gefördert. Auf der mili-
tärischen Seite erbrüteten 17 Brut-
reaktoren das Waffenplutonium für
tausende von sowjetischen Atombom-
ben. 969 von diesen Sprengköpfen
wurden in 715 Tests erprobt. Weitere
124 Kernexplosionen dienten zivilen
Zwecken wie der Erzförderung, der
Löschung von Gas- und Ölbränden,
der Erhöhung des Ertrags von Öl- und
Gasfeldern, dem Aushub von Kanälen
und Dämmen und geologisch-seismi-
schen Untersuchungen. 10 Atomkraft-
werke mit 30 Blöcken liefern bis
heute den Strom Russlands. Zudem
verfügte die zivile und militärische
Flotte der Sowjetunion über total
254 nuklearbetriebene Schiffe und
Atom-U-Boote.
Geheimhaltung Trotz den riesigen Ausmassen der
Atomindustrie, die sich über die ganze
Sowjetunion ausdehnte, war dies dem
normalen Sowjetbürger wenig be-
kannt. Jegliche Forschung und Ent-
wicklung der Atomindustrie unterlag
der Geheimhaltung. Bürgerinnen und
Bürger erhielten höchstens von Zeit zu
Zeit einen Einblick, wenn die Presse
über die Indienststellung eines neuen
Atom-U-Bootes oder über erfolgrei-
che Atomtests informierte. Beispiels-
weise wurde die nukleare Kontamina-
tion der Gebiete um Mayak, die ver-
gleichbare Dimensionen mit Tscher-
nobyl hat, erst in den letzten 15 Jahren
bekannt.
Wirtschaftlicher Druck bewirkt Ausbau der Kernenergienutzung
In den letzten Jahren hat auch
in Russland eine gesellschaftliche
Diskussion über den Sinn einer
Atomindustrie begonnen. Auf der
einen Seite steht ein äusserst mächtiges
Atom-Ministerium, das wenig Kon-
trolle untersteht, aber auch unter
einem enormen wirtschaftlichen
Druck steht, seine 1,15 Millionen
zum Teil höchstspezialisierten Mitar-
beiter ernähren zu können. Diesem
wirtschaftlichen Druck folgend, be-
treibt das Ministerium eine Politik des
massiven Ausbaus der Kernenergie-
nutzung, des Exports von Nuklear-
technologien in andere Länder sowie
des Imports von Atommüll. Auf der
anderen Seite widersetzt sich eine
ganze Reihe von oft lokalen, radikalen
Organisationen lautstark diesen Plä-
nen.Was deren vereinigte Anstrengun-
gen bewirken können, zeigte der erste
grosse Punktsieg mit ihrem nur in
letzter Minute juristisch abgewürgten
Referendum gegen Atommüllimport.
Die öffentliche Meinung schwankt
weiterhin zwischen dem unbegrenzten
Glauben an den Segen jeglicher Tech-
nologie und emotionalen, aber erfolg-
losen Protesten.
Trainingsseminar für JournalistenGreen Cross Russland verfolgt seit
Jahren das Ziel, die langsam einsetzen-
de Debatte in der russischen Gesell-
schaft in eine möglichst konstruktive
Richtung zu lenken. Ein grosses Hin-
dernis dabei ist jedoch das Fehlen
umfassender und unabhängiger Infor-
mationen zum Thema. Nachdem im
letzten Jahr eine Webseite mit Grund-
lageninformation erstellt wurde (siehe
unten), organisiert Green Cross Russ-
land diesen Frühling zwei spezielle
Trainingsseminare für Journalisten.
Zeitungen sind ein wichtiges Medium
in diesem Land, viele Artikel werden
ausgeschnitten, aufbewahrt, weiterge-
geben und man ereifert sich oft darü-
ber. Journalisten haben eine wichtige
Multiplikatorenfunktion in Gesell-
schaftsdiskussionen. Fundierter Jour-
nalismus ist Grundlage für konstrukti-
ve Diskussionen, weshalb den Journa-
listen in den Seminaren Grundlagen
und Informationen zu verschiedens-
ten Nuklearfragen in konzentrierter
Form geliefert werden, die sonst nur
schwierig erhältlich sind. Die Exper-
ten, die den Kurs leiten, rekrutieren
sich sowohl aus dem Atomministe-
rium wie auch aus Kreisen, die der
Nuklearindustrie kritisch gegenüber
stehen. Ein Eindruck aus dem Kurs
wird in einem der nächsten Magazine
gegeben.
Dr. Stephan Robinson
Informationen zu Nuklearfragen in Russ-
land sind erhältlich für Leser unter:
www.greencross.ru/nuclear/Index.htm
Kontrollraum in
einem russischen
Atomkraftwerk.
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5 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004
Thema
Wichtige Standbeine der Mutter-und Kindprojekte sind die ökolo-gischen Clubs in den Dörfern unddie ökologischen Weiterbildungs-kurse in Sanatorien zur Verbes-serung der Lebenssituation.
Von Christina Bigler
Mutter- und Kindprojekte in Weissrussland:
Über die Kunst der gesunden Ernährung in kontaminierten Gebieten: Wie messen, entgiften und zubereiten?
Es geht um Ausbildungsarbeit zur
Erlernung der Entgiftung von Nah-
rungsmitteln und präventiven Metho-
den für eine gesunde Ernährung:
– Methoden einer angepassten Land-
wirtschaft
– Prüfmethoden der Nahrungsmittel
auf ihre Verseuchung
– Methoden einer angepassten Bear-
beitung und Zubereitung von Nah-
rungsmitteln
– Methoden zur Körperentgiftung
und Präventivmassnahmen zur
Stärkung des Immunsystems.
Im Jahr 2002 besuchten 267 Eltern
und 286 Kinder das Ausbildungspro-
gramm der ökologischen Schule
im Sanatorium «Kleine Weissrussin»,
7 km von Minsk entfernt.
Spielerisches Programm«Schneeglöckchen» für Kinder
Zur Vermittlung von ökologischen
Zusammenhängen für Kinder wurde
ein Programm namens «Schneeglöck-
chen» entwickelt. Es beinhaltet die
Grundlagen der Ökologie in Form
von Spielen, Bildern, Wettbewerben,
Zeichnungen und handgemachten
Gegenständen. Dazu gehören auch
Veranstaltungen unter anderem über
Pflanzenhaltung, Blumen binden
oder die Aktion «Halte den Wald sau-
ber».
Die Eltern werden in Vorlesungen
und Einzelgesprächen geschult. Sie
lernen den Radionuklidbestand
sprich die Radioaktivität im Körper,
in den Gemüsegärten, in der Umge-
Mutterclub-
Treffen: Weiss-
russische Mütter
lernen, wie die
Nahrungsmittel
zur Entgiftung
zubereitet werden.
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6
bung und in den Nahrungsmittelpro-
dukten zu messen und zu interpretie-
ren. Zudem finden praktische Übun-
gen statt, die den Einsatz angepasster
landwirtschaftlicher Techniken und
die Bearbeitung von Lebensmitteln
mit dem Ziel einer maximalen Entgif-
tung zum Thema haben.
Dasselbe Wissen wird auch in den
vier ökologisch ausgerichteten Clubs
in den kontaminierten Regionen ver-
mittelt.
– Club «Vertrauen» mit 286 aktiven
Mitgliedern des Dorfes Koiniki im
ökologischen Reservat Polesse;
– Club «Gesundheit» mit 153 Mitglie-
dern des Dorfes Skorodnoie im
Yelsk-Gebiet, Gomel-Region;
– Club «Hilfe» in den Dörfern Polesse
und Bolsuni im Tschetschersk-
Gebiet und im Dorf Litwinowitsch
im Korma-Gebiet;
– Der «Braginski-Club» in Bragin in
der Region Gomel.
Hier ein Auszug des Unterrichts, wie
in den Nahrungsmitteln der Gehalt an
Radionukliden gesenkt werden kann.
Es gelten folgende generelle Prinzipien:
– Frühreife Pflanzensorten haben
weniger Radionuklide als spätreife.
– Je tiefer die Wurzeln in den
Boden reichen, desto unbedenk-
licher sind die Früchte.
– Cäsium und Strontium sowie
Bleiverbindungen sind in sauren
Nahrungsmitteln verstärkt vor-
handen und in sauren Lösungen
gut löslich.
– Cäsium, Strontium und Bleiver-
bindungen sind auch im Wasser
löslich.
Zur Orientierung werden die maximal
erlaubten Mengen von Radionukliden in
Nahrungsmitteln aufgeführt:
– Brot bis 80 Bq*/kg
– Mehl, Grütze, Zucker bis 60 Bq/kg
– Pflanzenfett bis 40 Bq/kg
– Tierfett bis 100 Bq/kg
– Wilde Beeren bis 185 Bq/kg
– Gartenbeeren bis 70 Bq/kg
– Konservierte Beeren 70 bis
185 Bq/kg
Entgiftung der Gurken, maximal
erlaubte Menge bei 100 Bq/kg:
– Überreife Gurken nicht
konsumieren!
– Gut waschen.
– 1 bis 1,5 cm von beiden Enden
abschneiden.
– Beim Einlegen in Salzlösung wer-
den 50 % der Radionuklide aus
der Gurke herausgelöst.
– Bitterkeit der Gurken ist kein Zei-
chen von Verseuchung. Sie deutet
auf ungleichmässiges Giessen
und auf die Gurkensorte hin.
Thema
Entgiftung der Tomaten, maximal
erlaubte Menge bei 100 Bq/kg
– Gut waschen.
– Stilansatz 1 cm tief herausschneiden.
– Ins kochende Wasser tauchen, dann
mit kaltem Wasser abschrecken und
die Haut entfernen (blanchieren).
Entgiftung der Karotten, maximal
erlaubte Menge bei 80 Bq/kg:
– Gründlich mit der Bürste waschen,
besonders die kleinen Wurzel-
ansätze mit dem Messer schälen;
– 1 cm oben abschneiden.
Entgiftung der Randen, maximal
erlaubte Menge bei 100 Bq/kg
– Erde und Dreck durch Waschen
entfernen.
– Ansatz für oberirdischen Pflanzen-
teil 1 cm tief herausschneiden und
die Wurzel wegschneiden.
– Vorzuziehen sind die Sorten in
Zylinderform (nicht Knollen).
Entgiftung von Kohlsorten,
maximal erlaubte Menge bei
100 Bq/kg
– Kohlrabi, Weisskohl, Blumenkohl,
Rotkohl, Broccoli.
– Die vier oberen Blätter und den
Storzen entfernen.
Entgiftung der Kartoffeln, maximal
erlaubte Menge bei 100 Bq/kg
– Gründlich mit der Bürste waschen,
schälen und ‚Augen‘ heraus-
schneiden.
– In 2 %ige Salz- und 0,5 %ige
Essiglösung für 2 – 4 Stunden ein-
legen, danach Wasser abgiessen.
Prof. Ludmilla
Bortkewitsch,
Leiterin des weiss-
russischen Mutter-
und Kindprojekts,
bei der Vorbe-
reitung der Ernäh-
rungschulung.
Radioaktivitäts-
Mess-Station für
Menschen.
24116_Magazin_de_Druck.qxd 13.7.2004 15:29 Uhr Seite 6
7 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004
– Frisches Wasser dazugeben,
kochen, nach 10 Min. Wasser
abgiessen, erneut frisches Wasser
dazugeben und fertig kochen.
Pilze: Frische Pilze, Grenzwert
bei 370 Bq/kg; getrocknete Pilze,
Grenzwert bei 2500 Bq/kg:
Vom Genuss des gelbbraunen Röh-
renpilzes, des polnischen Reizkers und
verwandter Arten wird abgeraten.
Diese Pilzarten sind durch und durch
verseucht und eine ausreichende Sen-
kung der radioaktiven Belastung ist
unmöglich.
Eine weitere Gruppe wie gelber
Pfifferling und schwarzer Milchling
speichern Radionuklide sehr stark
und müssen in Salzwasser eingelegt
werden.
Eine mittelstarke Speicherung von
Radionukliden weisen herbstlicher
Eierpilz, Steinpilz, Rotkappe und ge-
wöhnlicher Täubling auf. Diese wer-
den ebenfalls zuvor in Wasser eingelegt.
Wie gewohnt zubereitet werden
können folgende Pilze: Champignon,
dorniger Stäubling, winterlicher Eier-
pilz.
Fleisch: Vom Wild-Konsum wie Reh,
Hase, Wildschwein und Elch wird ganz
abgeraten, da es am stärksten vergiftet
ist. Auch Geflügel, Rind, Lamm und
Schwein gelten grundsätzlich als ver-
giftet, wobei aber folgende Entgiftungs-
massnahmen möglich sind:
– Flach klopfen und für
4 – 6 Stunden in Marinade legen.
– Im Salzwasser (0,2 %) kochen;
Bouillon nicht konsumieren.
– Tierische Bouillon ist nicht zu
empfehlen.
– Hackfleisch, Wurst, gebratenes
und geräuchertes Fleisch sind
stärker vergiftet.
Milch: Maximal erlaubte Menge von
Radionukliden:
– Frische Milch 100 Bq/l
– Kondensmilch 200 Bq/l
– Käse 50 Bq/kg; Butter (aus
Kuhmilch) 100 Bq/kg
Entgiftung der Milch:
Milch kann traditionell verarbeitet
werden. Dadurch wird nur der fettreiche
Anteil der Milch mit wenig Radio-
nukliden weiter verarbeitet und die
wässrige, stark kontaminierte Flüssig-
keit weggegossen. Als Ergebnis:
– Rahm – viermal niedrigere
Belastung
– Sauerrahm – viermal niedrigere
Belastung
– Hüttenkäse – sechsmal niedrigere
Belastung
– Käse – vier- bis sechsmal
niedrigere Belastung
– Butter – acht- bis zehnmal
niedrigere Belastung
– geschmolzene Butter – nachher
neunzig- bis hundertmal
niedrigere Belastung
Man kann sich auf Grund die-
ser Anleitungen vorstellen, welcher
Mehraufwand so für die Zubereitung
eines traditionellen Gerichts wie
Borschtsch – siehe Kochrezept auf
Seite 10 – entsteht.
Doch obwohl die Zubereitung
einer Mahlzeit in den verseuchten
Gebieten für die Mütter schwierig und
kompliziert ist, bewirkt das Einhalten
dieser Regeln eine Senkung des Ra-
dionuklidbestandes in den Nahrungs-
mitteln um bis zu 95 %. Die Tatsache,
dass ein grosser Teil der Pilze vergiftet
und ungeniessbar ist, trifft die Frauen
sehr. Denn in Weissrussland gehören
Pilzmahlzeiten zur Kultur und sie sind
sich von jeher gewohnt, die Pilze zu
sammeln. Dies tun sie nicht nur
wegen ihrer Tradition der Selbstver-
sorgung, sondern auch aus Kosten-
gründen.
Ihre Spende für das Mutter- und Kindprojekt hilft den weissrussischen Müttern und Klein-kindern aus der Ausweglosigkeit
In den Mutter- und Kindprojekten in Weissrussland
erhalten die Mütter und ihre Kleinkinder wichtige medi-
zinische und psychologische Betreuung, damit sie etwas
aufatmen können.Ausserdem erlernen die Mütter in spe-
ziellen Ernährungskursen, wie sie die radioaktive Belas-
tung in den Nahrungsmitteln reduzieren können.
Im Programm
«Schneeglöck-
chen» wird den
Kindern erklärt,
welche Pilze
gesammelt wer-
den dürfen.
* Als radioaktiv wer-
den Atome bezeichnet,
die sich ohne äussere
Einwirkung in andere
Atome umwandeln,
das heisst zerfallen
und dabei charakte-
ristische elektromag-
netische Strahlung
oder Teilchen aussen-
den. Einheit für die
Radioaktivität ist das
Becquerel (Bq).
1 Bq entspricht einem
Zerfall pro Sekunde.
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8 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004
Green Cross intern
Nationalrat Norbert
Hochreutener wurde an der
Stiftungsrats-Sitzung vom
15. Dezember 2003 zum
neuen Präsidenten der parla-
mentarischen Gruppe Grü-
nes Kreuz gewählt. Das lang-
jährige Stiftungsrats-Mit-
glied präsidierte die Gruppe
bereits von 1995 bis 1999.
Von 1999 bis 2003 war Alt-
Nationalrat Rudolf Imhof
Präsident. In dieser Zeit reichte er die Motion zur
Förderung der Chemiewaffenabrüstung in Russ-
land ein. Diese führte jetzt zur Unterzeichnung
eines bilateralen Vertrags, in welchem die Schweiz
die Chemiewaffenabrüstung in Russland mit
einem Kredit von insgesamt 17 Mio. CHF (davon
werden 15 Mio. CHF direkt vor Ort ausgegeben)
unterstützt. Wir danken Herrn Imhof an dieser
Stelle herzlich für sein grosses Engagement.
Anfang Jahr lancierte Green Cross
International das vierteljährlich er-
scheinende Magazin «The Optimist».
Übersetzt in acht Sprachen und er-
hältlich in über 100 Ländern richtet
sich das Magazin an Meinungsführer
aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesell-
schaft, Medien, Verantwortliche aus
dem Bildungsbereich und der inter-
nationalen Zusammenarbeit und Per-
sonen, die sich mit nachhaltiger Ent-
wicklung befassen.
Das Magazin gibt Denkanstösse,
wie menschliche Entscheidungen und
Aktivitäten die Erde und unsere
Gesellschaft nachhaltig verändern –
im Guten wie zum Schlechten. «The
Optimist» ist ein auf Visionen ausge-
richtetes Medium und will Konven-
tionen und festgefahrene Meinungen
herausfordern. Es werden einerseits
klar soziale, ökonomische und Um-
welt-Gefahren thematisiert, anderer-
seits liegt der Fokus auf der Vielfalt
von Lösungen und Innovationen,
welche im Reichtum der vielen Kultu-
ren, in der Geschichte, in Technolo-
gien und der Wissenschaft verborgen
sind. In der ersten Ausgabe äussern
sich unter anderem Michail Gorbat-
schow zum Thema «ein neues Glas-
nost – für unseren Planeten» und Shi-
mon Perez in einem Artikel mit dem
Titel «Die Natur kennt keine Grenzen
– doch ist Zusammenarbeit möglich
im Nahen Osten». Haben wir Sie neu-
gierig gemacht? Dann bestellen Sie die
Abonnement-Unterlagen mit der
Antwortkarte, die dem Magazin bei-
liegt.
Am 28. Januar 2004 wurde in Moskau das bila-
terale Abkommen zwischen der Schweiz und
Russland zur Unterstützung der russischen Che-
miewaffenabrüstung unterzeichnet. Dieses sieht
eine Schweizer Unterstützung von 15 Millionen
Schweizer Franken verteilt über die nächsten Jahre
vor. Die Schweiz setzt sich damit, zusammen mit
der Gruppe der G8-Staaten, für eine rasche Ver-
nichtung von 40 000 Tonnen chemischen Kampf-
stoffen ein. Diese Waffen sind nicht nur eine
Bedrohung für die Lokalbevölkerung. Beispiels-
weise reichen zwei gestohlene Artilleriegranaten in
der Grösse einer Weinflasche aus, um im Falle
eines Terroranschlages tausende bis zehntausende
von Zuschauern eines Fussballspiels in wenigen
Minuten umzubringen.
Neues Magazin: «The Optimist» verbindet
Neuer Präsident derParlamentgruppe
Chemiewaffenab-rüstung: Abkommen zwischen der Schweizund Russland unter-zeichnet
Seit anfangs Jahr sind wir in ein
kleineres, dafür zentraler gelegenes
Büro umgezogen. Die neue Adresse
lautet:
Green Cross Schweiz,
Fabrikstrasse 17, 8005 Zürich
Tel., Fax, E-Mail, Internet wie bisher.
Wir sind umgezogen
Jetzt onlinespenden
Sie können neu auf unserer
Webseite online spenden. Sie spa-
ren damit bei Ihnen und bei Green
Cross Schweiz administrativen
Aufwand. Einfach auf www.green-
cross.ch unter der Rubrik Stand-
ort/Kontakt/Spenden auf den
Spendenbutton clicken und mit
Postcard, Visa oder Mastercard
Ihre Spende überweisen. Herz-
lichen Dank!
wwwwww
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9 Green Cross Schweiz ❘ Suisse ❘ Svizzera Magazin März 2004
Service
Exklusiv fürMitglieder: derGreen-Cross-Pin
Verleihen Sie Ihrem (und unse-
rem!) Anliegen mehr Nachdruck. Zei-
gen Sie sich solidarisch mit den
Tschernobyl-Opfern. Stehen Sie ein
für die weltweite Abrüstung und
Sicherung des Friedens – mit dem
exklusiven Green-Cross-Pin für unse-
re Mitglieder.
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Ziel erreicht«Jetzt bin ich komplett», sagte Sas-
kia Akkermans aus Hombrechtikon
ZH, als sie am 5. Februar 2004 Mit-
glied bei Green Cross Schweiz wurde.
Nachdem sie bei Greenpeace bereits
die Umwelt und bei der Organisation
«Vier Pfoten» Tiere unterstützt, woll-
te sie unbedingt auch etwas für Kinder
tun. Dieses Anliegen habe sich durch
die Mitgliedschaft bei Green Cross
Schweiz erledigt. Die zwanzigjährige
Saskia Akkermans erhielt als zwanzig-
tausendstes Mitglied von Green Cross
Schweiz neben einem Blumenstrauss
einen vietnamesischen Reishut und
eine vierteilige Babuschka geschenkt.
Sie stehen symbolisch für unsere Pro-
jekte zugunsten der Opfer von Agent
Orange in Vietnam und den Tscher-
nobyl-Kindern in Osteuropa, die in
radioaktiv und chemisch verseuchten
Gebieten leben müssen. Auch Green
Cross Schweiz freut sich, mit dem
20 000sten Mitglied ein wichtiges
langfristiges Ziel erreicht zu haben.
Wir arbeiten seit Juli 2001 mit der
europaweit tätigen Agentur Corris AG
zusammen. Sie ist mit der Organisa-
tion und Durchführung von Standak-
tionen in der ganzen Schweiz beauf-
tragt. Interessierte Strassenpassantin-
nen und -passanten werden über die
Green-Cross-Aktivitäten der Pro-
gramme Sozialmedizin und Abrüs-
tung in Osteuropa und Vietnam
informiert und für die Green-Cross-
Mitgliedschaft angefragt.
Green Cross Schweiz begrüsstdas zwanzigtausendste Mitglied
Von links nach rechts:
Corris-Dialoger Beat Käser,
Saskia Akkermans,
Corris-Dialoger Marco
Schwendener und Bettina
Eichenberger. Green-Cross
Mitgliederbetreuerin
Bettina Eichenberger heisst
Saskia Akkermans als
zwanzigtausendstes Mitglied
bei Green Cross Schweiz
willkommen.
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nummer behalten!)
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rechnung an Green Cross Schweiz.
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unsere Projekte und können Menschen
noch besser helfen.
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Typisches Rezept aus der Ukraine
Borschtsch-Rezept für 2 Liter Suppe
– 150 g Kartoffeln, schälen und in Stücke schneiden.
– 150 g Rot- oder Weisskohl, in Streifen schneiden.
– 150 g Randen, schälen und in 3 cm lange dünne
Streifen schneiden.
– Das Gemüse in 2 Liter Wasser geben und etwa
30 Min. kochen.
– Kurz bevor es gar ist, 1 Zwiebel fein schneiden und
in Öl kurz anbraten.
– 1 Karotte grob raffeln und zu den Zwiebeln
zugeben, kurz anbraten.
– Die Mischung mit dem Borschtsch vermengen.
– Mit Salz und Pfeffer nach Geschmack würzen.
– Mit etwas Sauerrahm servieren und mit Petersilie
dekorieren.
Smatschnoho! En Guete!
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Standpunkt
Ethik gesucht gegen die Zerstörung von demokratischen Grundwerten und der Umwelt
Vom 5. bis 6. Februar 2004 führte
Green Cross International in Zu-
sammenarbeit mit der Stadt Barcelo-
na das Erddialog-Forum Barcelona
zum Thema «globale Friedens- und
Sicherheitsmassnahmen beruhen auf
Grundwerten von Nachhaltigkeit und
Vielfalt» durch. Der Anlass war
gleichzeitig der Startschuss für das
«Universal Forum of Cultures Barce-
lona 2004». Letzeres ist eine Plattform
für neue Ideen zu den drei Anliegen
nachhaltige Entwicklung, kulturelle
Vielfalt und Voraussetzungen für ein
friedliches Zusammenleben, die auch
das Erd-Dialog-Forum Barcelona teilt.
Zunehmende Spannungen in der
Welt, eskalierender Terror, religiöser
Fanatismus, Umweltverschmutzung
und die systematische Verletzung von
Menschenrechten erfordern mehr
denn je, die Ursachen von Konflikten
und die Zusammenhänge zwischen
Armut, Umweltzerstörung, Ressour-
cenknappheit, Frieden und Sicherheit
besser zu verstehen.
Wie nie zuvor in ihrer Geschichte
versuchen die Menschen einen globa-
len Überblick und eine neue Sicht-
weise zu gewinnen.
Natur lehnt ungebremstenKonsum ab
Doch ohne neue Einsichten über
die globale gegenseitige Abhängigkeit
wird eine erneuerte hoffnungsvolle
Zusammenarbeit nicht gelingen. Wie
Gorbatschow sagt: «Ich glaube, dass
die Schaffung eines neuen Wertesys-
tems etwas vom Wichtigsten ist, denn
die Natur kann ohne uns weiterleben,
aber wir nicht ohne sie. Anstelle des
Machbarkeits-Gedankens sollten wir
eine Haltung fördern, die dem Kon-
sum vernünftige Grenzen setzt, eine
Art Sättigungsgefühl muss erzeugt
werden.»
Wenn wir hingegen auf ungebrem-
sten Konsum setzen, wird die Natur
dieses System ablehnen, so sicher wie
kulturelle Vielfalt ein totalitäres Sys-
tem stoppt. Die heutige Generation
muss eine schwierige Herausforde-
rung meistern.Wie die Geschichte vor
nicht allzu langer Zeit bewies, können
aber auch machtvolle Mauern wie die
Berliner Mauer zu Fall gebracht wer-
den.
Wir können nicht warten, bis alle reich sind
Das Erd-Dialog-Forum nahm in
mehreren «Angriffswellen» Anlauf
auf die Mauern des falschen Kon-
sums. Zur Definition der aktuellen
Herausforderungen eineinhalb Jahre
nach der Konferenz von Johannes-
burg erarbeiteten die Teilnehmenden
in drei Workshop-Gruppen eine
Standort-Bestimmung mit folgenden
neuen Erkenntnissen:
Die vollen ökonomischen Folgen
der Globalisierung müssen besser ver-
standen und politisch stärker thema-
tisiert werden. Dieser wichtige Prozess
wird aber unterbrochen, indem die
meist national agierenden Politi-
ker/innen immer mehr die Kontrolle
über die international agierenden
Konzerne verlieren. Konkret ist dies
an den stetig sinkenden steuerlichen
Belastungen und Umweltstandards
für Konzerne ersichtlich. Dazu
kommt, dass die Schlagkraft der inter-
nationalen Institutionen behindert
wird durch fehlende Durchsetzungs-
möglichkeiten. Verwandt mit diesem
Problem sind umständliche Entschei-
dungswege, welche schliesslich zur
Entstehung von schwachen und inef-
fektiven Sanktionen führen.
Militärausgaben als BumerangDas Thema Militärausgaben muss
neu untersucht werden. Nicht nur vor
dem Hintergrund der jüngsten Ereig-
nisse, sondern auch im Licht des
bedeutenden Ungleichgewichts zu
Von Nathalie Gysi
Miquel Valls,
Präsident der
Handelskammer
Barcelona, über-
gibt das Schluss-
wort an Michail
Gorbatschow.
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anderen Ausgaben wie Gesundheit,
Ausbildung und Entwicklung. Kon-
kret ist das exponentielle Wachstum
bei den Militärausgaben selber zu
einer Quelle für Unsicherheit gewor-
den und hat gleichzeitig wenig zur
Minderung von Konflikten in der
Welt beigetragen! Denn weder Um-
weltanliegen noch Menschenrechte
können mit Waffengewalt allein ver-
teidigt werden.
Konsumverhalten ändern Die Tourismus-Industrie hat ernst
zu nehmende Auswirkungen, insbe-
sondere auf das Mittelmeer-Gebiet,
wobei viel von diesem Wirtschafts-
zweig abhängt. In Johannesburg
wurde dieses Thema zuwenig behan-
delt. Letztendlich ist Konsum keine
wissenschaftliche oder technische
Frage, sondern eine des Wertesystems.
Das Konsum- und Produktionsver-
halten in den Industrieländern muss
verändert werden, wenn wir die
Bedürfnisse in den Entwicklungslän-
dern nach einem menschenwürdigen
Lebensstandard wirklich befriedigen
wollen.
Oder wie der Sprecher einer Work-
shop-Gruppe am Schluss der Konfe-
renz treffend zusammenfasste: «Wir
können mit der Lösung der Umwelt-
probleme nicht warten, bis alle reich
sind, die USA multikulturell und das
Terrorproblem gelöst ist. Denn das
Umweltproblem ist mit den anderen
drei verhängt, zum Teil bedingen sich
alle vier gegenseitig.»
Statt Sicherheit entwickeln,Entwicklung sicherstellen
Im zweiten Teil des Forums wurde
mit «Neue Sicherheits-Herausforde-
rungen» ein Thema angeschnitten,
das in Johannesburg noch nicht zur
Sprache gekommen war. Die wiede-
rum in drei Workshop-Gruppen auf-
geteilten Konferenz-Teilnehmer äus-
serten sich dazu wie folgt:
Das Konzept der militärischen
Sicherheit ist stark erweitert worden
mit den Aspekten soziale und wirt-
schaftliche Sicherheit. Dies ist ange-
bracht in der heutigen Situation.
Jedoch ersetzt der Begriff Sicherheit
mehr und mehr den umfassenderen
Begriff des Friedens, der auch das
Thema Menschenrechte und Umwelt-
schutz miteinschliesst. Dadurch ver-
lieren diese an Wichtigkeit. Konflikte
erfahren so im neuen Jahrtausend ver-
stärkt Akzeptanz. Terrorismus wurde
zu einem gängigen Mittel, um funda-
mentalistischen religiösen Ideen zum
Durchbruch zu verhelfen. Sicherheits-
politik darf sich aber nicht nur darauf
konzentrieren, die Ursache solcher
fundamentalistischer Ideologien zu
verstehen, sondern muss auch sicher-
stellen, dass die Menschen sich besser
gegen solche Ideen abgrenzen kön-
nen. Es muss anerkennt werden, dass
das Fehlen von Perspektiven und Ver-
antwortungsgefühl ein wichtiger
Nährboden für Gewalt ist.
Konflikte sind nicht länger kla-
re Auseinandersetzungen zwischen
Armeen einzelner Länder. Herkömm-
liche Ansätze, die auf dem Prinzip
nationaler Souveränitäten basieren,
können deshalb nur schlecht mit
grenzübergreifenden Konflikten auf
Grund der Ausbeutung von natür-
lichen Ressourcen, Migration, Terro-
rismus, Seuchen oder Verbrechen
umgehen. Dazu kommt, dass die
so genannten «Risikogruppen» wie
Arme, Flüchtlinge und Frauen zah-
lenmässig sowohl in Industrie- als
auch in Entwicklungsländern zuneh-
men, was die Zahl solcher Konflikte
erhöht.
Verwischung durch anscheinende Bedrohung
Politische Systeme sind durch-
drungen von Sicherheitsdenken, was
in einigen Fällen gerechtfertigt er-
scheint, aber in anderen von der poli-
tischen Elite absichtlich herbeigeführt
wird. Mit der Zeit gewöhnen sich die
Menschen an dieses Gefühl, sie seien
durch ständig wechselnde, in den
Medien endlos breitgeschlagenen
Ereignisse in ihrer Sicherheit bedroht,
was ihr Gespür für die langfristigen
Sicherheitsaspekte wie soziale Unge-
rechtigkeit oder Umweltverschmut-
zung beeinträchtigt.
Die neuen Herausforderungen für
die Herstellung von Sicherheit bleiben
wie vor Jahren die gleichen. Es geht
weiterhin darum, für jeden Menschen
ein Leben in Würde, frei von Furcht
und Verfolgung garantieren zu kön-
nen. Sicherheit für den Menschen ist
ein äusserst komplexes Konzept und
basiert auf Vertrauen, gemeinsamen
Werten und Erfahrungen. Der Nahe
Osten ist ein trauriges Beispiel dessen,
was passiert, wenn eine stark vereinfa-
chende Sicht von Sicherheit das
Geschehen dominiert.
Das Konzept der Gewaltfreiheit
steht für eine Vielfalt von Verhaltens-
weisen, Werten und Vorstellungen,
das einer friedlichen Lösung von Kon-
flikten in allen Lebensbereichen för-
derlich ist. Damit geht das Konzept
von Frieden oder Gewaltfreiheit weit
über Begriffe wie Abrüstung oder
Konfliktprävention hinaus. Der Weg
zu Frieden führt über die Einsicht,
dass Frieden das «Geschenk deines
Feindes» ist und nicht das Resultat der
Umsetzung eines Sicherheitsplans sei-
tens des Stärkeren.
Die Erd-Dialog-Foren finden
mehrmals pro Jahr an verschiedenen
Orten der Welt statt und fördern den
Dialog zur nachhaltigen Entwicklung.
Das erste solche Forum fand in Lyon
(Frankreich) zur Vorbereitung der
Johannesburg-Konferenz statt.
Standpunkt
Michail Gorbatschow
eröffnet das Gala-Dinner
am Abend des ersten
Konferenztages im
Königspalast (neben
ihm ein Uebersetzer).
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