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Sinn als Bedeutung

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Achim Stephan Sinn als Bedeutung

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Quellen und Studien zur Philosophie

Herausgegeben von Günther Patzig, Erhard Scheibe,

Wolfgang Wieland

Band 24

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1989

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Sinn als Bedeutung

Β edeutungstheoretis che Untersuchungen zur Psychoanalyse Sigmund Freuds

von

Achim Stephan

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1989

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CIP-Titelaufnakme der Deutschen Bibliothek

Stephan, Achim: Sinn als Bedeutung : bedeutungstheoretische Untersuchungen zur Psychoanalyse Sigmund Freuds / von Achim Stephan. -Berlin ; New York : de Gruyter, 1989

(Quellen und Studien zur Philosophie ; Bd. 24) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1987/88 ISBN 3-11-011949-8

N E : G T

D 7 Göttinger philosophische Dissertation

© 1989 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30, Genthiner Straße 13. Printed in Germany.

Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfäl-

tigen. Satz: Gesetzt mit LaTex bei der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung,

Göttingen Druck: Saladruck, Berlin 36

Einband: Lüderitz und Bauer, Berlin 61

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Für Sabine und Teresa

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Vorwort

Die vorliegende Arbeit ist die nur wenig veränderte Fassung meiner Dissertation, die dem Fachbereich Historisch-Philologische Wissenschaften der Georg-August-Universität in Göttingen im Wintersemester 1987/88 zur Begutachtung vorgelegen hat.

Ziel dieser Arbeit war es zunächst, eine philosophische Untersuchung zum Begriff der Absicht in der Psychoanalyse Sigmund Freuds vorzule-gen. Während Freuds metapsychologische Schriften für eine Rekonstruk-tion dieses Begriffes nur wenig beitragen konnten, erwiesen sich seine Ar-beiten zur Traumdeutung, zur Neurosenlehre und zu den Fehlleistungen als einschlägig. Zunächst schien mir sogar eine Untersuchung der Theorie der Fehlleistungen auszureichen, um das Typische des psychoanalytischen Absichtsbegriffes er anbei ten zu können. Diese thematisiert Verhaltenswei-sen, die normalen menschlichen Handlungen ähnlich genug sind, eine dif-ferenzierende Betrachtung psychoanalytischer Erklärungen - im Vergleich zu herkömmlichen Erklärungstypen wie der intentionalen Erklärung bzw. dem praktischen Syllogismus - zu erlauben. Hierbei stellte sich jedoch heraus, daß der Absichtsbegriff selbst in bezug auf die Theorie der Fehl-leistungen nicht losgelöst vom psychoanalytischen Sinnbegriff diskutiert und verstanden werden kann, sondern wie der Begriff der Bedeutung als ein wesentlicher Teilaspekt des Sinnbegriffes aufzufassen ist. Aus dieser Einschätzung resultierte eine völlige Umgestaltung dieser Arbeit. Nicht dem Absichtsbegriff, sondern dem umfassenderen Begriff des Sinnes gilt das Interesse. Da Freud diesen Begriff in seinen Studien über neurotische Erkrankungen (vor allem Hysterien) einführt, und da der Sinnbegriff fer-ner ein zentraler Bestandteil der Traumtheorie ist, war es der Sache nach geboten, die künstliche Beschränkung auf die Theorie der Fehlleistungen ebenfalls aufzugeben und das Untersuchungsgebiet auf Traumdeutung und Neurosenlehre auszuweiten. Das Hauptinteresse galt nun zuerst dem m. E. grundlegenderen Aspekt des Sinnbegriffes, dem Bedeutungsaspekt. Die Rekonstruktion und Diskussion des Begriffes der Bedeutung erwies sich als so umfangreich, daß ich beschloß, den Absichtsbegriff nicht mehr in dieser Arbeit zu diskutieren; später mag eine eigene Untersuchung über diesen zweiten wichtigen Aspekt des psychoanalytischen Sinnbegriffes erfolgen.

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VIII Vorwort

In der Auffassung, mit dem Bedeutungsbegriff als Gegenstand dieser Arbeit die richtige Wahl getroffen zu haben, hat mich ein Forschungsbe-richt Hermann Argelanders bestärkt, in dem es u. a. zu „Sinn und Bedeu-tung in der psychoanalytischen Methode" heißt:

Man kann sich nicht des Eindruckes erwehren, daß angesichts dieser Fülle neuer Entdeckungen [Argelander nennt die beiden Phänomene Widerstand und Übertragung] die ursprüngliche Absicht, in gemeinsamer Arbeit Sinn und Bedeutung zu erkennen und zwar explizit durch Deutungsarbeit , in den Hin-tergrund getreten ist. Diese Divergenz in der Entwicklung der Methode läßt sich allein daran erkennen, daß jeder Psychoanalytiker es heute gelernt hat, Begriffe wie Übertragung zu definieren und ihre Erscheinungsformen in der praktischen Arbeit wiederzuerkennen, aber nicht ausdrücklich lernt, Sinn und Bedeutung als Erkenntnisziele der psychoanalytischen Arbeit zu formulieren, um sich in der praktischen Arbeit an ihnen zu orientieren. Der Analytiker steht diesem Problem ziemlich naiv gegenüber, obwohl die Deutungsarbeit seine eigentliche Identität ausmacht. Vielleicht wartet er darauf , daß dieses schwierige Problem in einem anderen Wissenschaftsbereich gelöst wird; denn es gibt Anhaltspunkte dafür , daß z . B . Transzendent alphilosophen, Struk-turellsten, Hermeneutiker, Linguisten, Semantiker und Erkenntnistheoreti-ker sich dieser Fragen zunehmend annehmen. Verständlicherweise verbinden diese Personen diese Fragen mit ihren eigenen Interessen, so daß der Psycho-analytiker mit einer Fülle von Ergebnissen und Meinungen konfrontiert wird, die er für seine eigenen Zwecke nur sehr schwer integrieren kann [1982: 11].

Ich hoffe, daß mit der vorliegenden Arbeit sowohl philosophischen wie auch psychoanalytischen Interessen gedient ist.

Die ersten Anregungen zu einer philosophischen Beschäftigung mit der Freudschen Psychoanalyse erhielt ich in Seminaren, die mein Doktorva-ter Professor Günther Patzig gemeinsam mit Herrn Prof. Franz Heigl zur philosophischen Interpretation der Psychoanalyse gehalten hat.

Mein ganz besonderer Dank gilt Professor Patzig, der meine Arbeit be-treute und auf vielfältige Weise förderte. Des weiteren danke ich Professor Ansgar Beckermann, Dr. Harald Köhl, Dr. Reinhard Kreische und Dr. Ul-rich Nortmann für ihre anregend-kritischen Bemerkungen. Sehr hilfreich waren für mich die Forschungsseminare, die Herr Prof. Karl König ge-meinsam mit seinen Mitarbeitern zum Problem des Innerpsychischen und Interpersonellen in der Psychotherapie veranstaltete. In jenem Kreis hatte ich Gelegenheit, Teile meiner Arbeit vorzustellen und zu diskutieren. Mein Dank gilt auch Herrn G. Koch, der mir bei zahlreichen Formatierungspro-blemen geholfen hat.

Ferner danke ich der Studienstiftung des Deutschen Volkes für das mir gewährte Promotionsstipendium sowie den Herausgebern für die Auf-nahme meiner Arbeit in die Reihe „Quellen und Studien zur Philosophie".

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Vorwort IX

Schließlich danke ich ganz herzlich meiner Frau Sabine Buse-Stephan, die nicht nur eine Fassung dieser Arbeit gelesen hat, sondern mich stets ermunterte, noch eine weitere zu schreiben.

Göttingen, im April 1989 Achim Stephan

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Inhalt

Vorwort VII

Hinweise für den Leser XII I

1 Sinn, Bedeutung und Absicht 1 1.1 Historische Einführung 1 1.2 Systematische Einführung 5

1.2.1 Zur „psychischen Reihe" 5 1.2.2 „Sinn" als „Bedeutung" 8 1.2.3 „Sinn" als „Absicht" 9

Exkurs: Robert Shope über „Freud's Concepts of Meaning" . . . 13 1.3 Problemstellung 17

2 Die „Sprache" der manifesten Phänomene 26 2.1 Hysterische Anfalle und Symptome 28 2.2 Träume 31 2.3 Zwangshandlungen 34 2.4 Schizophrenie 36 2.5 Fehlleistungen und Symptomhandlungen 37 2.6 Resümee 40

3 Die Ubersetzungshypothese 42 3.1 Die hypnotische Methode 46 3.2 Modifikationen der hypnotischen Methode 49 3.3 Die Methode der freien Assoziation 52 3.4 Die psychoanalytische Theorie der Traumarbeit 61 3.5 Zur Rechtfertigung der psychoanalytischen Methode . . . . 63 3.6 Resümee 68

4 Freuds Schrift „Zur Auffassung der Aphasien" in ihrer Bedeutung für seine „Bedeutungstheorie" 70 4.1 Der menschliche „Sprachapparat" als ein kompliziertes As-

soziationssystem 72 4.2 Das Paradigma der Ersetzung gestörter Sprachleistungen 74

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XII Inhalt

4.3 Das Wort als „Wortvorstellung" 77 4.4 Freuds „Ubersetzungshypothese" aus neuer Sicht 81 4.5 Resümee 83

5 Freuds psychologistische Bedeutungstheorie: Tradition und Kritik 85 5.1 Bedeutungstheorien im ausgehenden neunzehnten Jahrhun-

dert 85 5.2 Systematische Zusammenstellung der verschiedenen Ansätze

der Bedeutungstheorien 92 5.3 „Subjektive" Bedeutungen 100 5.4 Freuds Bedeutungsthese - ein heuristisches Prinzip 105 5.5 Fazit 109

6 Die Kontroverse über die hermeneutische Deutung der Freudschen Bedeutungsthese in der Sekundärliteratur 111 6.1 Jürgen Habermas 112 6.2 Alfred Lorenzer 114 6.3 Jacques Lacan 124 6.4 Paul Ricoeur 128 6.5 Robert Shope 134 6.6 Benjamin Rubinstein 138

6.7 Adolf Grünbaum 144

Anhang: Träume als Wunscherfüllungen 150

Literaturverzeichnis 161

Personenregister 167

Sachregister 169

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Hinweise für den Leser

Im ersten Kapitel gebe ich sowohl eine historische als auch eine syste-matische Einführung in den psychoanalytischen Sinn-Begriff. Für die Sy-stematik ist die Unterscheidung dreier Aspekte dieses Begriffes wesentlich: Stellung in einer psychischen Reihe - Bedeutung — Absicht. Robert Shope kommt in seinem Aufsatz über „Freud's Concepts of Meaning" zu einer anderen Einteilung; diese wird in einem Exkurs kritisch diskutiert. Da ich mich im folgenden nicht mehr mit allen Aspekten des Sinn-Begriffes, son-dern nur noch mit dem der Bedeutung befasse, wird der Exkurs bereits hier eingefügt. Das erste Kapitel endet mit einer Schilderung der Schwierigkei-ten, die bei der Diskussion des psychoanalytischen Bedeutungs-Begriffes zu erwarten sind.

Im zweiten Kapitel expliziere ich an Träumen, neurotischen Sympto-men und Fehlleistungen die These Freuds, diese Phänomene hätten In-halt und Bedeutung. Dabei folge ich im wesentlichen Freuds eigenen Ausführungen.

Besteht das zweite Kapitel hauptsächlich aus einem Referat der Freud-schen Position, so soll das dritte Kapitel darüber Aufschluß geben, in-wieweit Freuds Bedeutungsthese durch die Resultate seiner Methoden be-gründet werden kann. Es erscheint unumgänglich, auch die früher ver-wendeten Techniken der Hypnose und Suggestion zu berücksichtigen, da nur so Freuds Interpretation der mit dem freien Assoziieren gewonnenen Resultate richtig einzuschätzen ist.

Die im dritten Kapitel sichtbar und offenkundig werdenden Begrün-dungslücken lassen sich im vierten Kapitel schließen: Freuds kaum beach-tete prä-psychoanalytische Arbeit „Zur Auffassung der Aphasien" weist Freud als einen Vertreter der psychologistischen Bedeutungstheorie aus. Es ist davon auszugehen, daß Freud auch später stillschweigend an dieser Position festhielt. Relativ zur psychologistischen Bedeutungstheorie läßt sich seine Bedeutungsthese in plausibler Weise rekonstruieren.

Im fünften Kapitel zeige ich zunächst, daß Freud mit der psychologi-stischen Position in vollem Einklang mit den philosophischen und psycho-logischen Strömungen seiner Zeit stand. Ferner wird dargelegt, wie und aus welchen Gründen es zu einer Ablösung der psychologistischen Auffas-

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XIV Hinweise für den Leser

sung durch Freges Bedeutungstheorie kam. Eine Systematik, die beide Theorien nebeneinanderstellt und einen Vergleich ihrer Begriffe erlaubt, schließt sich an. Einwände, die gegen die psychologistische Variante ei-ner Bedeutungstheorie zu Recht erhoben wurden, werden diskutiert und Freuds Bedeutungsthese unter Berücksichtigung dieser Kritik erneut be-trachtet.

Im abschließenden sechsten Kapitel wird die für den psychoanalytischen Bedeutungsbegriff relevante Sekundärliteratur vorgestellt und kritisch dis-kutiert.

Der Anhang bietet eine Abhandlung über Freuds These, die Wunsch-erfüllung sei der Sinn eines jeden Traumes.

Der Aufbau meiner Arbeit mag insofern überraschen, als ich nicht mit einer ausführlichen Darstellung und Diskussion der Positionen beginne, die in Philosophie und Psychoanalyse in bezug auf den Freudschen Bedeu-tungsbegrifF vertreten werden. Gegen eine solche Vorgehensweise spricht jedoch, daß die in Kapitel 6. vorgestellte Sekundärliteratur bereits eine Kenntnis der Freudschen Schriften voraussetzt, insbesondere der für den Bedeutungsbegriff relevanten Passagen. Eine Integration der Diskussion der Sekundärliteratur in den fortlaufenden Text hätte die Lektüre unnötig erschwert, die für mich im Zentrum der Arbeit stehende Rekonstruktion des Freudschen Bedeutungsbegriffes hätte darunter gelitten. Deshalb ent-schied ich mich dafür, die in der Sekundärliteratur vertretenen Stand-punkte in einem separaten Kapitel, und zwar nach der Rekonstruktion des Freudschen Bedeutungsbegriffes, zu diskutieren. Auch Freges Bedeutungs-theorie wurde mit Absicht nicht an den Anfang der Untersuchung gestellt. Dies hätte leicht dazu führen können, die uns heute geläufigen Begriffe zu eilig auf eine noch unzureichend geklärte Theorie (nämlich Freuds Psy-choanalyse) anzuwenden. Wie man an Beispielen aus der Sekundärlitera-tur sehen kann, steigt damit das Risiko einer Fehlinterpretation erheblich. Stattdessen zog ich es vor, aus Freuds Werk selbst zu entwickeln, wel-che seiner theoretischen Vor annahmen und welche Ergebnisse seiner (auch früher) verwendeten Methoden entscheidend in die Begründung seiner Be-deutungsthese eingehen.

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Natürlich ist es geradezu naiv, von dem Problem der Bedeutung zu sprechen; adäquater wäre es, von einer Pandora-büchse mit der Aufschrift „Bedeutung" zu reden. (Hans Hörmann)

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