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Vortrag von Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann auf der Expertenkonferenz "Bildungsübergänge gestalten" am 16.11.12 in Bochum.Die Konferenz „Bildungsübergänge gestalten“ ist ein Projekt der Stiftung Mercator in Kooperation mit der Ruhr Universität Bochum.http://www.stiftung-mercator.de/themencluster/integration/expertenkonferenz-bildungsuebergaenge.html
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Fakultät für Erziehungswissenschaft AG4 Schulentwicklung und Schulforschung
Die Bewältigung von Übergängen im
Lebenslauf
- eine biografische Perspektive
Vortrag von Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann
auf der Tagung „Bildungsübergänge gestalten“
an der Ruhr-Universität Bochum am 16.11.2012
Fakultät für Erziehungswissenschaft AG4 Schulentwicklung und Schulforschung
erste Frage: Lebensläufe und Übergänge
Welche Stellenwert haben im gesellschaft-
lich geregelten Lebenslauf von Heran-
wachsenden die Übergänge?
Wie starr, wie flexibel sind sie angeordnet?
Welche Unterschiede finden sich dabei
zwischen verschiedenen Lebensbereichen?
Fakultät für Erziehungswissenschaft AG4 Schulentwicklung und Schulforschung
zweite Frage: Biografie und Übergänge
Wie werden unterschiedliche Übergänge
von den Subjekten verarbeitet, welche
biografische Bedeutungen sind damit
verbunden?
Welchen Beitrag leistet die Bewältigung
von Übergängen für die Herausbildung
einer individuellen Persönlichkeit?
Fakultät für Erziehungswissenschaft AG4 Schulentwicklung und Schulforschung
Gliederung
1. Problemstellung
1.1. Fragestellung und Gang der Argumentation
1.2. Was sind „Übergänge“?
2. Übergänge und gesellschaftliche normierte Lebensläufe
2.1. Die Entstandarisierung der Lebensläufe in Familie und Beruf
2.2. Die fortdauernde Standardisierung der Lebensläufe im Bildungssystem
2.3. Gibt es Gegentendenzen?
3. Übergänge und individuelle Biografien
3.1. Übergänge als Signaturen der Biografie
3.2. Individualisierung durch unerwartete Übergänge
3.3. Individualisierung durch erwartete Übergänge
4. Pädagogische Anfragen
Fakultät für Erziehungswissenschaft AG4 Schulentwicklung und Schulforschung
1.2. Was sind Übergänge?
Merkmale:
•ein Wechsel der Lebenslage, eine deutliche Zäsur
• zeitliche Phase, in der der Übergang vollzogen
wird
•neue Anforderungen: Anpassungsleistungen und
neue Verhaltensstrategien
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2. Übergänge und gesellschaftlich normierte Lebensläufe
Lebensläufe (und damit Übergänge) sind gesellschaftlich normiert,
Stationen und Alter sind festgelegt.
Drei Varianten von Übergängen:
1. Übergänge, die regelhaft und erwartbar ablaufen.
2. Übergänge, die sich individuell aus nicht geplanten Ereignissen
ergeben.
3. Übergänge, die aus entwicklungspsychologisch induzierte
Veränderungen entstehen.
Bei all diesen Übergängen gibt es gesellschaftliche Erwartungen von
„Normalität“
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2.1. Die Entstandardisierung der Lebensläufe in Familie und Beruf Standardisierte Befragung alle allgemeinbildenden Schulen der Sek. I in NRW (Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen, Gymnasien) Erhebungszeitraum: Sommer 2011 Rücklauf 46,9% (N = 957 Schulen) P
Seit den 1960er Jahren nimmt die gesellschaft-
liche Normierung des Lebenslaufs ab, die
Altersfixierung und Reihenfolge bestimmter
Lebensereignisse (etwa der Heirat) ist deutlich
flexibler geworden.
Übergänge sind wesentlich vielfältiger gewor-
den und individueller angelegt (etwa: Wechsel
der Berufstätigkeit).
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2.2. Die fortdauernde Standardisierung der Lebensläufe im Bildungssystem 1. 11kkkk
1. Die Bewältigung der verschiedenen Übergänge wird enger
an Altersnormen gebunden. Zugleich Beschleunigung.
2. Enge Verknüpfung zwischen dem kollektiven Fortschreiten
und einer Leistungslauslese. Jeder Übergang ist für den
Einzelnen ein Risiko (Gefahr des Scheiterns).
3. Für „Gescheiterte“ werden im Bildungssystem besondere
Übergänge organisiert.
4. Die Verkoppelung von Übergängen und Leistungsauslese
steht in einer langen Tradition.
Fakultät für Erziehungswissenschaft AG4 Schulentwicklung und Schulforschung
2.3. Gibt es Gegentendenzen?
Festzustellen ist ein zunehmend häufiger Widerstand bestimmter Elterngruppen gegen eine weitere Standardisierung und Alters- normierung von schulischen Bildungsgängen.
Ob dies der Kern einer Bewegung ist, die den beschriebenen Trend stoppen oder gar umdrehen kann, muss gegenwärtig noch offen bleiben.
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3. Übergänge und individuelle Biografien
3.1. Übergänge als Signaturen der Biografie
3.2. Individualisierung durch unerwartete
Übergänge
3.3. Individualisierung durch erwartete
Übergänge
Fakultät für Erziehungswissenschaft AG4 Schulentwicklung und Schulforschung
3. Übergänge und individuelle Biografien - Fazit Fall P
1. Außerhalb des Bildungssystems: Jedes Kind weist eine individuelle Geschichte unterschiedlicher „privater“ Übergänge auf.
2. Innerhalb des Bildungssystems:
2.1. Kollektive und standardisierte Übergangsanforderungen werden subjektiv unterschiedlich verarbeitet. Also: Auch die kollektiven Sta- tuspassagen bieten Erfahrungen, die zur Individualisierung beitragen.
2.2. Die Erfahrungen des Übergangs sind eng mit „Erfolg“ und „Versagen“ verknüpft. Deshalb wird in besonders starkem Maße ein leistungsorientiertes Selbstbild (sei es positiv oder negativ) geprägt .
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4. Pädagogische Anfragen Rücklauf 46,9% (N = 957 Schulen) P
1. Standardisierung trotz Individualisie-
rung?
2. Übergänge ohne Auslese?
3. Bedrohung oder Herausforderung?
Fakultät für Erziehungswissenschaft AG4 Schulentwicklung und Schulforschung
Rücklauf 46,9% (N = 957 Schulen) P S
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontakt: klaus.tillmann@uni-bielefeld.de
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