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Seite 1 www.nds.de Pretotyping und Design Thinking Werkzeuge für gesellschaftliche Innovation? Mario Leupold Innovationszentrum Niedersachsen Strategie und Ansiedlung GmbH Barcamp Bürgerbeteiligung, Berlin, 3.9.2012

Pretotyping und design thinking 2012 b arcamp bürgerbeteiligung

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Thema: Viele neue Ideen für Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle werden nie realisiert. Ein hoher Prozentsatz der realisierten Ideen scheitert dann in der Praxis. Im Bereich der Produktentwicklung sind daher in den letzten Jahren zwei neue Methoden entstanden, die das Scheitern und Ausprobieren einer Idee im frühen Stadium bewusst einkalkulieren, um so die besten Ideen herauszufiltern und realisieren zu können. Die Session stellte die Frage, ob diese beiden Methoden auch Bereich der Bürgerbeteiligung angewendet werden können, um gesellschaftliche Innovationsprojekte zu unterstützen. Das „Pretotyping“ (Alberto Savoia) versucht, Produkt- und Dienstleistungsideen in einem „Fake“ umzusetzen. Dieses „So-tun-als-ob“ kann nach sieben definierten Mustern erfolgen. Dabei wird der Aufwand für die Ideenrealisierung minimiert, indem z.B. automatische Prozesse, die eine umfangreiche Software-Programmierung erfordern, durch Menschen simuliert werden („Mechanical Turk“), auf alles außer der Hauptfunktion verzichtet wird oder ein Produkt bestellt werden kann, das es noch gar nicht gibt („Fake door“). Das „Design Thinking“ (Stanford) dagegen ermittelt in einem Analyse- und Brainstorming-Prozess das Hauptbedürfnis der späteren Nutzer und liefert in einem praktischen „Denken mit den Händen“ („Basteln“) in kürzester Zeit Prototypen für die Idee, die immer weiter verfeinert und getestet werden, bis ein „belastbarer“ Prototyp herauskommt. Dabei wird neben der aussichtsreichsten Idee auch das „Dark Horse“, eine zu Beginn als unrealistisch eingeschätzte Idee, als Alternative weiterverfolgt. Zentrale Ergebnisse: • Für die einige der sieben Arten des Pretotyping lassen sich Beispiele auch für den Bereich der Bürgerbeteiligung finden. Die „Ernsthaftigkeit“ der Beteiligungsverfahren lässt aber ein Fake vermutlich nicht zu, da hier enorme politische und kommunikative Schäden zu befürchten sind. Ein Pretotyping kann aber vielleicht z.B. bei der Projektakquise oder zur Vorbereitung einer Bürgerbeteiligung (z.B. Test/Auswahl der Methode) eingesetzt werden. • Design Thinking wird bereits punktuell bei (kleineren) Beteiligungsprojekten und zur Teilnehmeraktivierung in Workshops (z.B. mit Wirtschaftsförderern in Niedersachsen) eingesetzt. Dabei wurden gute Erfahrungen gemacht. Die Idee der Methode findet sich in anderen, bereits langjährig etablierten Beteiligungsmethoden wieder (z.B. der Zukunftskonferenz).

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Pretotyping und Design ThinkingWerkzeuge für gesellschaftliche Innovation?

Mario LeupoldInnovationszentrum Niedersachsen Strategie und Ansiedlung GmbH

Barcamp Bürgerbeteiligung, Berlin, 3.9.2012

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Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken.

Gesellschaftliche Innovationen im „Tal des Todes“

Erkenntnis aus der Inovationsforschung:

die meisten “guten” Ideen scheitern vor der Realisierung

die meisten realisisierten Ideen scheitern ebenfalls

Ein Scheitern gesellschaftlicher Innovationsprozesse verursacht direkt-

monetäre und gesellschaftliche Kosten, bedeutet

Glaubwürdigkeitsverlust (?) und erschwert zukünftige

Innovationsprozesse.

Aber: Systemisches Scheitern ist erforderlich für Innovationen.

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PretotypingSo tun als ob

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Pretotyping“Pretotyping [pree-tow-tie-ping], verb: Testing the initial appeal and

actual usage of a potential new product by simulating its core

experience with the smallest possible investment of time and money.”

„Make shure you are building the right it bevor you build it right.“

„Fake it before you make it.“

Alberto Savoia

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Pretotyping• Test einer Idee im frühen Stadium

• Kein Entwicklungsaufwand

• Geringer Herstellungsaufwand

• Test, ob die Idee tatsächlich ein „it“ ist, in das es sich lohnt zu

investieren.

• Möglichkeit des realen Scheiterns im frühesten Stadium

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Beispiel: IBM Text to Speech• Idee: Automatische Spracherkennung und Texterstellung

• Prototyp: Software mit hohem Entwicklungsaufwand

• Pretotyp: Bildschirm mit Mikrofon,

Schreibkraft im Nebenraum

• Ergebnis: geringe Zufriedenheit

bei Interaktion, hohe Belastung

durch diktieren, kein „it“

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Beispiel: Palm Pilot• Idee: Taschencomputer mit Adressen, Terminen, Notizen

• Prototyp: Hardware/Software

• Pretotyp: Holzblock

• Ergebnis: Größenvorteil bestätigt,

gute Handhabung,

hohe Verfügbarkeit,

ein „it“

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Beispiel:Technologiewettbewerb Robotik

• Idee: Technologiewettbewerb „Autonome Roboter unter Wasser“

• Prototyp: Kompletter Wettbewerb mit Regeln, Verträgen,

Ausschreibungen, Preisen, Jury

• Pretotyp: Auftaktveranstaltung, Regeln und unverbindliche

Anmeldemöglichkeit

• Ergebnis: öffentliche Aufmerksamkeit,

Ausstiegsszenario

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Pretotyping-Typologie• Mechanical Turk: technische Funktion durch Menschen ersetzen• Pinocchio: “tote” Version des Produkts• Minimalversion (“Minimum Viable Product”: Reduktion auf die

wesentliche Basisfunktion• Provincial: Regionaler Test (z.B. Dienstleistungen)• Fake Door: scheinbarer Zugang zu einem (noch) nicht existenten

Produkt• Pretend-to-Own: Leihen statt investieren (Firmenausstattung)• Re-label: bestehendes Produkt umetikettieren

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Design Thinking• Kreativmethode/Designprozess

• Großgruppenverfahren

• entstanden an der University of Stanford

• Ideenfindung und -selektion

• mehrstufiges „Prototyping“

• „Permanent Beta“

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Menschzentrierter Prozess

Quelle: Universität St. Gallen

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Phasen

Quelle: Universität St. Gallen

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Prozess

Quelle: Universität St. Gallen

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Design Space Exploration• Aufgabenstellung

• Beobachtung der Umwelt

• Befragungen, Analysen der Nutzer

• Ideenfindung (Brainstorming): Herausarbeiten der Bedürfnisse

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Critical Function Prototype•Schnelle Umsetzung erster Lösungsansätze in einen einfachen,

reduzierten „Prototypen“, der ein Bedürfnis berücksichtigt

•„Test“ des Prototypen

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Dark Horse•Prototyp einer Idee, die die geringste Realisierungswahrscheinlichkeit

hat (zu teuer, zu verrückt, …)

•Chance des Außenseiters

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Bildstrecke: Workshop mit niedersächsischen Wirtschaftsförderern und Hochschultransferstellen

Aufgabenstellung: Entwicklung von Angeboten für Gründerinnen und Gründer

Methode: Design Thinking

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Materialtisch

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„Denken mit den Händen“

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Die Gründer-Oase

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Der Oasen-Manager mit seinem Bauchladen voller Vernetzungsangebote.

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Kommunikation der Gründer steht im Mittelpunkt.

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Das Ergebnis wird vorgestellt und diskutiert.

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Black Horse: Das fliegende Gründerzentrum.

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Statt Ballon: Flugzeug.

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Übertragung in die Realität:Exkursionen mit den Gründern in andereRegionen, um dort Best-Practice kennenzulernen.

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Eher klassische Herangehensweise:Vernetzte Angebote.

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Pretotyping vs. Design Thinking• Ideenvalidierung

• minimaler Aufwand

• festgelegte Typologie

• Team/Individuell

• Interaktion mit Nutzer

Vorbereitung von

Innovationsprozessen und

Beteiligungsverfahren?

• Ideenfindung

• Bildung von Alternativen

• festgelegter Ablauf

• Team

• Interaktion in der Gruppe

mögliches

Beteiligungsformat?

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Kooperationspartner:Gefördert aus Mitteln des Programms „Zukunft und Innovation Niedersachsen“

28. | 29.9.2012

Vom 28.-29.9.2012 findet in Hannover das erste TechnologyCampzum Thema „Technologie – Innovation – Gesellschaft“ statt. Welchen Einfluss haben Innovationen auf die Gesellschaft? Welche Technologien lösen gesellschaftliche Herausforderungen? Wie lassen sich Innovationsprozesse gemeinsam von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gestalten? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung, auf der zukunftsweisende Technologien vorgestellt und diskutiert werden.