Wundfachgruppe Zürich Verbrennung: Fallbeispiele
Zürich, 10. März 2016
Sigi Uttenweiler, Wundexperte SAfW, Rehaklinik Bellikon und Spitex Sissachund Umgebung
Was wünscht der Patient?
• Verbandwechsel, die möglichst wenig schmerzhaft sind
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• Wundauflagen, die möglichst wenig haften oder gar kleben
• Antiseptika / Desinfektionsmittel, die möglichst nicht brennen
• Wundreinigung, die möglichst wenig schmerzhaft ist
• Möglichst wenig Verbandwechsel
Wundschmerz• Verbandwechsel können oft nicht ohne adäquate
Schmerztherapie gemacht werden
• Der Einsatz von topisch wirksamen Mitteln ist nur beschränkt möglich
• Beispiele:
• EMLA 5%, nur kleine Wundflächen
• Xylocain-Spray brennt, 1 Sprühstoss ≙10 mg Lidocain
• Also: Wundmaterialien müssen gezielt eingesetzt werden
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Auslegeordnung• Wunddistanzgitter eignen sich als Haft- und Klebe-
Prophylaxe
• Salbenhaltige werden trocken oder Salbe löst sich in die Wundauflage
• Silikonhaltige sind inert und behalten ihre Wirkung über Tage
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Auslegeordnung• Wundauflagen mit Silikon-Beschichtung
• Wundauflagen mit Hygrogel-Beschichtung
• Schaumstoffe, die nur wenig haften
• Superabsorber mitPolyäthylen-Beschichtung
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Obsolete oder entbehrliche Wirkstoffe zur Wundantiseptik
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Wirkstoff Wirkungsweise/Begründungen
Chlorhexidin Wirkungsschwächen, zytotoxisch, mutagen, reversibleprämaligne Alterationen in der Mundhöhle/Ratte,Anaphylaxie, neurotoxisch, Resorption? Keine Anwendungin Peritonealhöhle!
Ethanol 10%-ig Förderung der Wundheilung in vitro, 70%-igBrennen, als Kombinationspartner für Antiseptika geeignet, 70-80 %-ig bei nicht vorhandenen Alternati ven (z.B. auf Reisen) auch als Mono- wirkstoffanwendbar.
Silbersulfadiazin Vorübergehend angenehm kühlend, in vitro unzureichendmikrobiozid wirksam, Resistenzentwicklung, zytotoxisch,systemische Risiken, allergen, Bildung störenden Eiweiss -Wundsekret-Komplexes (Schorf).
Wasserstoffperoxid 3%
Sehr gut zur Reinigung intakter Haut z.B. von Blutres ten, unzu- reichend wirksam, Inaktivierung durch Blut,zytotoxisch.
Lokalantibiotika Z. B. Neomycin, Kanamycin, Mupirocin. Im wesentlichen nurmikrobiostatische Wirksamkeit, hohes Risiko vonResistenzen, ungenügende oder fehlende Wirksamkeit beimehrfach resistenten Erregern (z. B. MRSA). UngenügendeKonzentration am Wirkungsort, zytotoxisches Potential beilängerfristiger, oft bereits schon bei kurzfristigerAnwendung, ausgeprägtes Allergiepotential
Quelle:Wundkonzept Rehaklinik Bellikon
Verbrennung ambulant
• Verbrennung Unterarm rechtsnach Stichflamme am Grill
• Einmalige Behandlungmit sterilem Wundreinigungs-tuch
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• Versorgungauf NFS mit Bepanthen,Kompressen
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Verbrühung
Nach 4 Tagen Nach 6 Tagen
• ,45 J.
• Behandlung über 14 Tage mit verschiedensten Materialien
BeginnPolyMem
Schürfung nach Sturz
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• , 24 J.
• Oberflächliche Hautablederungen
• PolyMem auf allen Wunden, nur ca. 30% ausgelastet
• verkrustet und mit weichen Fibrinbelägen
6.7.2015
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27.7.2015
Schürfung nach Sturz
• Alginat nass und schmierig gelb, kein Geruch
• zwei Läsionen, granulierend, eher Hypergranulationstendenz, oberflächlich leicht blutend
• Octenisept, N/T, WR-Schutz mit Zink-Crème, da starker Juckreiz, Acticoat Flex, Sorbion Sachet und Hypafix
Verbrennung am Kopf• Die Unterhaut ist sehr
dünn
• Der Lymphfluss sehr angeregt
• oft sehr feuchte und schmerzhafte Wunden
• Krusten werden nur entfernt, wenn sie feucht sind
• Jodbehandlungen über 7 Tage zur Austrocknung und Keimreduktion
• Behandlung mit Kortison (Betnovate®, Fucicort®)
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6.7.2015
29.9.2015
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Verbrennung am Kopf
• Jede Behandlung sehrschmerzhaft
• Abtragen fast unmöglich
• Bepanthen
• Abwarten der Spontanheilung
Haut-Entnahmestellen
• Verband während 10 Tagen belassen
• 12 Stunden vor dem ersten Verbandswechsel werden die oberen Schichten abgelöst
• die letzte Kompresse dick mit Vaseline oder Vitamin A-Salbe bedeckt und unter Haushaltfolie verpackt
• Nach 12 Stunden kann der Verband in der Regel atraumatisch entfernt werden und die Thierschentnahme-stelle ist meist abgeheilt
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• Als Komplikation kann bei weiter nässenden Thiersch-Entnahmestellen Biofilm entstehen
• Antiseptisch behandeln
• Die Wundauflage wird entsprechend der Exsudation gewählt
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Haut-Entnahmestellen
Hautpflege
• Wichtig ist gute Hautpflege mit fetthaltigen Produkten
• dLine Nutrient Creme®
• CaroSkin®
• Excipial Lipolotion®
• Excipial Pruri® (bei Juckreiz)
• Ergänzend bewährt sich die Abdeckung mit einem dünnen Silikonschaumstoff, da er leicht haftet und unter der Kompression nicht zu stark aufträgt.
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Hypergranulation
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Therapie Applikation Wirkung Bemerkungen
Silbernitrat„Höllenstein“
Silbernitratstäbchen Lokal ätzend, adstrin-
gierend, antiseptisch
Grauverfärbung der Haut (Umgebungs-schutz)
Excision Debridement
Ringkürrette
Skalpell
Entfernen des Gewe-
bes oft in Kombination
mit BiofilmUnter aseptischenBedingungen
Silberpräparate hochdosiert Actiflex 3
entzündungshem-
mend, bakteriostatisch VW alle 3 Tage
Braunol Inadine
Braunol-Gaze,
Braunovidon mit
GazeInadine-Gitternetz
desinfizierend
zelltoxisch
Max 7 – 10 Tage täglicher Verband-wechsel Jod-Eiweissfehler
Topische Corticosteroide
Siehe unten
Entzündungshemmend antiproliferativ Gewebsatrophie
Hypergranulation
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• 5 Tage einmal täglich,
• 3 mal alle 2 Tage
• 2 mal alle 4 Tage
• Austrockenen der
Hypergranulation
mit stark absorbierenden
Wundauflagen
und /oder Hydrofaserauflagen
• Druck, wenn immer möglich
Behandlung mit Betnovateoder Dermovate
• Behandlung mitBetadine über eine Woche
• Debridement
• Kompression
• Frage zur chirurgischen Intervention
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Sommer 2015 …
Kompression
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• Es gibt diverse Hilfsmittel, die die Kompression erleichtern
• Denn Kompression ist zwingend erforderlich