2015SpendenmarktSchweiz
2
Methodik
Basis der vorliegenden Studie sind die im Auftrag von mehr als 40 teilnehmenden Organisationen und Swissfundraising 2015 erstmalig in dieser Form erhobenen Daten des Meinungsforschungsinstitutes DemoSCOPE. Die Befragungsanlage gliedert sich in zwei Instrumente: Spendenbarometer und Imagebarometer, mit je separater Stichprobe und unter schiedlicher Methodik.
Für die vorliegende verdichtete Marktbetrachtung werden ausgewählte Ergebnisse beider Erhebungen konsolidiert. Das vollständige ResultateSet der Befragungen wurde den teilnehmenden Organisationen bereits im März 2016 voll umfänglich zur Verfügung gestellt.
Swissfundraising-SpendenbarometerBefragungsgebiet: Ganze SchweizUniversum: Wohnbevölkerung ab 15 JahrenBefragungszeit: Kalenderjahr 2015, rollendErhebungsmethode: Quantitativ CATI (Telefon)Stichprobe: 1’501 Interviews (1’401 Festnetz / 100 RDD Mobile, dual frame)Repräsentativität: Zufalls-Stichprobe, Quotierung nach Region, Alter und Geschlecht, Ergebnisse moderat gewichtet
Swissfundraising-ImagebarometerBefragungsgebiet: Ganze SchweizUniversum: Wohnbevölkerung ab 15 JahrenBefragungszeit: Kalenderjahr 2015, rollendErhebungsmethode: Quantitativ CATI (Telefon) und schriftliche Anschlussbe fragung (online/postalisch)Stichprobe: 563 schriftlich-postalisch Repräsentativität: Zufalls-Stichprobe, Quotierung nach Region, Alter und Geschlecht, Ergebnisse moderat gewichtet
Methodik Hochrechnung Spendenvolumen auf Basis Haushalte:Anhand Horvitz-Thompson Schätzer für geschichtete Stichproben. Kombinierte Schichtungsvariablen nach Region und Haushaltsgrösse, gewichtete Hochrechnung mit Angaben Spendenbetrag pro Schicht und schichtspezifischer Anteile Nicht-Spender-Haushalte. Glättung der 5% der höchsten Beträge anhand 95%-Quantil zur Vermeidung von Verzerrungen in der Hochrechnung durch Ausreisser, Resultat konser-vativ-robust. Grundgesamtheit Fortschreibung Bevölkerungszahlen Volkszählung 2000 und Haushaltsdaten Strukturerhebung 2014 (Bundesamt für Statistik).
Hinweis: Eine direkte Anlehnung (Vergleiche und Bezüge) an vorgängige oder andere Marktstudien ist aus wissenschaft licher Sicht aufgrund abwei-chender Methodik nicht zulässig.
3
Kontext Methodik2
Kontext3
Überblick4 | 5
Demographie6
Höhe und Frequenz7
Zweck und Thema8 | 9
Motive und Motivation10 | 11
Spendenkanäle12 | 13
Loyalität14 | 15
Image16 | 17
Bekanntheit 18 | 19
Wahrnehmung20 | 21
Digital22 | 21
Die vorliegende Studie versteht sich als Marktskizze zum privaten Spendenmarkt Schweiz und beleuchtet das Spendenjahr 2015. Sie basiert auf den von DemoSCOPE erhobenen Markt und Marketingdaten (vgl. Methodik) und verdichtet ausgewählte werkunspezifische Ergebnisse – als Grundlagenarbeit und als kleine Einladung zu eigener Reflexion und Interpretation.
Schon bei der Konzeption der Befragungen stand der praktische Nutzen für Fundraiserinnen und Fundraiser im Vordergrund: Die Befragungsinhalte wurden entsprechend durch eine von Swissfundraising eingesetzte Arbeitsgruppe (Mitglieder) gemeinsam mit den MarktforschungsExperten entwickelt. Die hier diskutierten Erkenntnisse spiegeln diese Absicht und liefern insbesondere für Marketing und Fundraising relevante Insights: zum Spendenverhalten der Schweizer Bevölkerung, zu Wahrnehmung von Wirkung und Werbung der Organisationen sowie zu den in diesem Markt spielenden Mechanismen hinsichtlich Methoden und Massnahmen.
Alle Ergebnisse sind repräsentativ (vgl. Methodik) für die Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren – erstmalig auch für das Tessin – und beziehen sich im Sinne von Public Fundraising auf private Geldspenden, ohne Legate und ohne Hochrechnung möglicher impliziter Gross s penden. Explizit ausgeschlossen sind Spenden von Firmen, Zuwendungen von Stiftungen und Sponsoring.
Die vorliegende Studie versteht sich als deskriptive Skizze der Ergebnisse und verzichtet in der Interpretation weit gehend auf vergleichende Analysen: Die zugrunde liegenden Erhe bungen wurden erstmalig nach der dokumen tierten Metho dik durchgeführt und legen damit einen neuen Grundstein für eine zukünftig kontinuierliche, methodisch konsistente und entsprechend verlässliche Betrachtung von Entwicklung und Perspektiven unseres Marktes je Jahr und über Zeit.
Für Swissfundraising: Ruth Wagner
4
75% der Schweizer Bevölkerung über 15 Jahren sind 2015 Spenderinnen und Spender – so viele wie noch nie: Gleichzeitig wächst auch die Schweizer Bevölkerung durch Migrationsge winne weiter, 2015 mit einer Wachstumsrate von 1.1% auf insgesamt 8.32 Mio. Menschen.
Wenn 2015 gespendet wurde, waren es im Schnitt pro Haushalt und Jahr CHF 300.– (Median), hochgerechnet auf Jahr und Nation ergibt sich ein Spendenvolumen Schweiz für das Jahr 2015 von rund 1.5 Milliarden Schweizer Franken.
1.5 Mia. – oder zwischen CHF 1.371 und 1.625 Mia. als AnnäherungsBandbreite (95% Kon fidenzintervall bei angenommener Normal verteilung) aus privaten Spenden (ohne Grossspenden und Legate): Der als gesättigt geltende, umkämpfte Privatspendenmarkt konnte damit wohl erweitert werden, relativ und in absolu ten Zahlen.
Das Spendenjahr 2015 im Überblick
Einordnung Marktvolumen: MarktumfeldDie Marktausweitung gelang in einem für die Schweiz schwie-rigen Wirtschaftsjahr – Stichworte sind z.B. Aufhebung der Eurobindung (Januar), Negativteuerung (-0.7%) und moderate BIP-Entwicklung (+0.7%) bzw. kaum reales Wachstum. Diese Determinanten haben insbesondere einen wesentlichen Einfluss auf das Ausgabeklima, aber auch das frei verfügbare Haushalt-einkommen. Daneben ist der situativ spontane Einfluss von spendenrelevanten Ereignissen (bzw. einhergehender erhöh- ter Medienberichterstattung und Betroffenheit) eine wichtige Grösse zur weiteren Plausibilisierung der Ergebnisse. Wir bewerten 2015 als leider für die letzten Jahre typisches Kata- strophenjahr mit einem deutlicheren Peak bei Nepal und den beginnenden Auswirkungen der Flüchtlingskatastrophe in Europa.
Charlie Hebdo Februar 2015
Erdbeben in Nepal April/Mai 2015
Hochwasser in Tiflis Juni 2015
Waldbrände in Kalifornien
September 2015
Massenpanik in MekkaSeptember 2015
Erdbeben/Tsunami Chile
September 2015Hitzewelle in IndienMai 2015
Westschweiz
1.5 Mia. Spendenvolumen
Flüchtlingskrise(Dimension Europa)Ab Spätsommer 2015
Volumen und Verteilung: Wichtigste Markt-Kennzahlen
5
GlücksketteDer Jahresbericht 2015 der Glückskette weist einen konsolidierten Sammlungsertrag aus der Schweizer Bevölkerung von insgesamt CHF 73 Mio. aus. Davon wurden 47 Mio. über 25 verschiedene Partnerorganisationen und Hilfswerke in der Schweiz in die Projektfinanzierung investiert. Insgesamt konnten 102 verschiedene Projekte im Kontext Katastrophen weltweit mitfinanziert werden.
Quelle: Jahresbericht der Glückskette 2015/ Pressemitteilung vom 23. Mai 2016. Hinweis: Die SwissRe schätzt die Schadenssumme aus Katastrophen 2015 auf 92 Milliarden.
79%Frauen
70%Männer
300.–Spenden pro Haushalt in CHF (Median)
Erdbeben HindukuschOktober 2015
Anschlag Paris November 2015
Dürrekatastrophe Ostafrika/südliches Afrika
Ab Herbst 2015
Deutschschweiz
italienische Schweiz
75%der Gesamtbevölkerung
Alter55–99 Jahre35–54 Jahre15–34 Jahre
6
Soziodemographische Verteilung75% der Schweizer Haushalte haben 2015 gespendet, nach Region sind es in der deutschen und italienischen Schweiz sogar 77%, in der Romandie 67%. Die Darstellung zeigt zudem weitere erhobene soziodemographische Dimensionen mit Einfluss auf das Spendenverhalten: Auch 2015 spenden Frauen deutlich öfter als Männer (79%/70%) und Menschen mitten im Erwerbsleben oder danach signifikant mehr als jüngere Jahrgänge.
Ebenso relevant ist das Haushaltseinkommen aus Berufstätigkeit oder Rente: Unter einem verfügbaren
Wer spendet: Demographie
Einkommen von 6’000.–/Monat fällt die Spendentätigkeit auf 68%, bei höheren Einkommensklassen liegt sie deutlich höher (82–85%). Noch ausgeprägter beeinflussend wirkt das dazu nicht eindeutig korrelierbare Bildungsniveau: während 84% der Menschen mit einem akademischen Bildungsgrad spenden, sind es mit obligatorischem Schulabschluss lediglich 47%. Eine wichtige Rolle spielt auch die Haushaltsgrösse: SingleHaushalte spenden deutlich weniger (60%) als Menschen in Paarbeziehung (82%) – während der Familienstand auf die Spendentätigkeit an sich keinen Einfluss zu haben scheint (mit und ohne Kinder 75%).
Spenderanteile nach demographischen Aspekten
Region
Deutschschweiz
Westschweiz
Tessin
Geschlecht
Mann
Frau
Alter
15 – 34 Jahre
35 – 54 Jahre
55 – 99 Jahre
Haushalts-Einkommen
bis CHF 6’000
CHF 6’000 bis 10’000
ab CHF 10’000
Konstellation Hausalt
in Paarbeziehung
Single-Haushalt
mit Kindern ‹16
ohne Kinder
Bildungsgrad
(Fach-)Hochschule
Lehre/Matur
obl. Schulabschluss
Wohnstruktur
städtisch
ländlich90%
77%
67%
77%
70%
79%
58%
83%
81%
68%
82%
82%
60%
85%
75%
75%
84%
74%
47%
77%
71%
Grö
sste
Sp
end
e (1
’122
)
Zw
eitg
röss
te S
pen
de
(773
)
Insg
esam
t (1
’122
)
CH
F 1
00
CH
F 3
00
CH
F 5
00
CH
F 1
50
Höhe der Spenden
7
SpendenhöheIm Schnitt (Median) und insgesamt pro Haushalt wurden 2015 CHF 300.– an gemeinnützige Organisationen gespendet, wobei sprachregional deut liche Unterschiede vorliegen (DCH: 350.–, WCH: 160.–, ICH: 200.–). Damit dürfte die Spendenhöhe im Vergleich zur Entwicklung der letzten 5 Jahre (nivelliert) abgenommen haben. Für 2015 gilt im Bereich der normierten Privatspenden: Mehr Menschen spenden weniger, das Marktwachstum resultiert aus der Ausweitung der Teilnehmenden, nicht aus der Spendenhöhe. Die jeweils grösste Spende pro Haushalt (in der
Wie viel: Höhe und Frequenz
Tendenz die wichtigste und am besten «erinnerte» Spende) beträgt im Schnitt CHF 150.–, die zweitgrösste entspricht zwei Dritteln davon (CHF 100.–) und alle weiteren Spenden summiert ergeben rund CHF 50.–. Den stärksten demographischen Einfluss haben dabei, nebst dem Haushalteinkommen, die Region, der Familienstand und das Alter: In der Deutschschweiz entspricht die Durchschnittsspende dem Gesamtmarkt (CHF 150.–, grösste Spende), im Rest der Schweiz liegt sie bei CHF 100.–. Familien mit Kindern spenden zwar anteilsmässig gleich oft, aber mit CHF 100.– einen tieferen grössten Beitrag als Haushalte ohne Kinder (CHF 150.–). Die Zunahme der Medianspende in Abhängigkeit vom Alter liegt zwischen der Kategorie «bis 34 Jahre» und den beiden «älteren» Kategorien bei 50% (34: 100.–, bis 54: 150.–, ab 55: 150.–).
Spendenfrequenz23% aller Befragten spendeten 2015 einmal, 52% mehr als einmal und 25% nie. Während in der Deutschschweiz nur rund jede/r Vierte einmalig spendet, sind es in der romanischen Schweiz je rund 40% (WCH: 43%, ICH 40%). Einmalspender sind zudem in der Tendenz eher jünger (Anteil bei <34Jährigen 44%), leben in einem SingleHaushalt (41%) und/oder sind weniger gebildet (53% im Vergleich zu 21% bei Hochschulabschluss). Mehr als zwei Spenden im Jahr leisten in der Deutschschweiz 49% und generell ein signifikant höherer Anteil Haushalte mit höheren Einkommen (53%>10’000.–, 45% 6–10’000.–, 36% bis 6’000.–). Interessant ist hier auch die politische Ausprägung: während eher Mitte und Links orientierte Bürgerinnen und Bürger mehrfach im Jahr spenden (Mitte: 54%, Links: 50%) leisten eher rechts Wählende weniger häufig höhere Beträge (Medianspende Rechts: 400.–, Mitte: 360.–, Links: 300.–).
Als Hauptgrund für Spendenuntätigkeit werden in erster Linie fehlende finanzielle Mittel angegeben (48%), vertrauensbasierte Gründe machen kumuliert 27% aus (inkl. Mehrfachnennungen).
Spendentätigkeit
der Haushalte
1 Spende
2 Spenden
> 2 Spenden
Keine Spende
Basis: alle 1’501 Befragten
23%
19%
25%
33%
8
Wer spendet wofür? An wen?
SpendenzweckFür effektiv geleistete Spenden 2015 sind folgende drei Spendenzwecke am häufigsten genannt worden: Menschen mit Behinderung (54%), Kinder und Jugendliche (51%), Sozial und Nothilfe (47%) – am wenigsten häufig wird für Kulturelles (20%), Menschenrechte (22%) und ältere Menschen (23%) gespendet. Die Frage wurde gestützt und in randomisierter Reihenfolge gestellt, die jeweiligen Zwecke erfahren dabei Mehrfachnennungen. Regional sind die Präferenzen anders verteilt: In der italienischen Schweiz liegen mit 70% Krankheitsforschung, Sozial und Nothilfe (69%) sowie Katastrophenhilfe (63%) deutlich vor Kindern bzw. Umwelt und Tierschutz mit je 53%. In der Romandie wird nach Behinderten (55%) die Krankheitsforschung fast gleich oft genannt (54%). Die einzigen beiden Spendenzwecke, für die Männer häufiger spenden als Frauen, sind Bergbevölkerung (26%M, 24%F) und Kulturelles (M: 24%, F: 16%). Signifikant «ältere» Themen von Menschen über 55 Jahren relativ zu jüngeren Spendenden sind Behinderte (63%) und Katastrophenhilfe (51%). Hinsichtlich politischer Affinität sind Entwicklungszusammenarbeit, Menschenrechte und Flüchtlinge ausgesprochen «linke Themen», während Behinderte signifikant häufiger «rechte» SpenderInnen ansprechen.
Begünstigte OrganisationenÜber alle Spenden kumuliert korrelieren die Spendenzwecke unterschiedlich stark mit den effektiv begünstigten Organisationen und ihren Themen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei einigen Organisationen allenfalls reziproke Spendenmotive dominieren, die weder reflektiert noch im Rahmen der Spendenzwecke abgefragt werden können – zudem spielen in der Kommunikation der Organisationen verschiedene Themen unterschiedlich stark mit. Mit Abstand (zweistellig) am Häufigsten
(Anzahl Spenden) haben Spenderinnen und Spender gemäss Eigenaussagen die Krebsliga (14.9%), die Rega (14.5%) und die ParaplegikerStiftung (13.4%) unterstützt. Wichtig ist weiterhin die Bedeutung kleinerer, lokaler Institutionen ohne «grosse Marke», zu denen ein persönlicher Bezug besteht – in der Darstellung konsolidiert und thematisch zugeordnet: Bei «Diverse Entwicklungshilfe» kennt man allenfalls jemanden, der selber aktiv wird oder ins Land reist (personelle Nähe), bei «Diverse Tierheime» sind häufig regional motivierte Kriterien (örtliche Nähe) ausschlaggebend.
Helvetas
3.0%
14.9%
Krebsliga Schweiz
11.3%
WWF Schweiz
HEKS
2.1%
Brot für alle
1.2%
Solidar Suisse
0.5%
9
100%
54%
51%
47%
43%
43%
42%
37%
28%
28%
25%
Spendenzwecke
Menschen mit Behinderung
Kinder und Jugendliche
Sozial- und Nothilfe
Natur-, Umwelt- und Tierschutz
Gesundheitsprävention und Krankeitsforschung
Katastrophenhilfe
Entwicklungshilfe
Religiöses und Kirche
Flüchtlinge
Armutsbekämpfung in der Schweiz
Basis: Alle 1’122 Spendenden
Caritas Schweiz
5.2%
Amnesty International
4.4%
Terres des Hommes
4.4%
14.9%
Krebsliga Schweiz
12.1%
Schweizerisches Rotes Kreuz
Fastenopfer
2.4%
13.4%
Schweizer Paraplegiker-Stiftung
14.5%
Schweizerische Rettungsflugwacht Rega
Swissaid
2.4%
Erklärung von Bern
0.5%
Anteile Anzahl Spenden pro Jahr und Organisation, kein direkter Bezug zu
individuellen Spendenvolumina.
Zuwendungen nach Anzahl und Organisation kumuliertBasis: alle 1’122 Spendenden
10
Motive und Motivation
SpendenmotiveGestützt und mit möglichen Mehrfachnennungen sagen 85% der Befragten aus, dass ihnen das Spen den ein gutes Gefühl vermittelt und 82% stimmen der Aussage zu, dass sie damit persönliche Wirkung erzielen. In der vertieften Motiverhebung wird das «gute Gefühl» von anderen Argumenten noch übertroffen: Hauptmotive sind die Überzeugung hinsichtlich Anliegen und Engagement einer Orga nisation (91% zustimmende Voten), Dankbarkeit für das eigene Wohlergehen (86%) und die Über einstimmung mit eigenen Werten (78%). Der soziale Druck des Umfelds und handfestere Gründe wie Steuerabzugsfähigkeit finden nicht nur am wenigsten Zustimmung, sondern werden auch am Deutlichsten negiert (je rund 60% «über haupt nicht zutreffend»). Soziodemographische Unterschiede sind dabei nicht signifikant feststellbar, Mitteorientierte BürgerInnen gewichten Mitleid und Dankbarkeit etwas höher als der Schnitt
und Menschen bis 34 Jahre finden im Vergleich zu anderen Altersstufen die persönliche Rolle («gutes Gefühl» und «etwas bewegen können») wichtiger.
Spendenmotivatoren (Auslöser)In Bezug auf die effektiven Spendentrigger wurden verschiedene mögliche Auslöser gestützt abgefragt und es waren Mehrfachantworten möglich – über alle Spenden kumuliert sind die wichtigsten Spendenstimuli eine Mitglied oder Gönnerschaft (55% Nennungen), die Zustellung eines brieflichen Spendenaufrufs (45%) und die Verbindlichkeit einer Patenschaft oder Dauerspende (36%). Die persönliche Empfehlung aus dem Umfeld (33%) spielt häufiger eine Rolle als die Ansprache auf der Strasse (21%) oder Spendenaufrufe in TV und Radio (21%) bzw. Inserate in Publikationen (18%). Events, Plakate und Aufrufe über digitale Kanäle spielen inklusive Telefon
Spendenmotive
Völlig zutreffend Eher zutreffend Basis: 1’122 Befragte
Sie spenden …
… weil Sie von Anliegen und Engagement einer Organisation überzeugt sind.
… weil Sie dankbar sind, dass es Ihnen gut geht.
… weil es Ihren persönlichen Werten und Glaubensgrundsätzen entspricht.
… weil es Ihnen ein gutes Gefühl gibt.
… weil Sie auf der Welt etwas bewegen wollen.
… weil Sie mit den Betroffenen Mitleid haben.
… weil Sie selber einmal betroffen sein könnten.
… weil andere Leute in Ihrem Umfeld auch spenden.
… weil Sie die Spende von den Steuern abziehen können.
Einstellung zum Spenden …
…«Ich habe ein gutes Gefühl, wenn ich etwas spende.»
«Mit einer Spende kann ich persönlich etwas bewirken und dazu beitragen, dass ein Ziel erreicht wird.»
61% 30%
57% 29%
48% 30%
31% 39%
29% 38%
30% 37%
26% 25%
7% 10%
8% 7%
100%
50%
34%
35%
48%
11
Sie haben gespendet, weil Sie …
… Mitglied oder Gönner der Organisation sind
… einen adressierten Brief bekommen haben
… eine Patenschaft haben oder Dauerspender sind
… von einer Ihnen bekannten Person angesprochen worden sind
… im Fernsehen oder Radio einen Spendenaufruf gesehen/gehört haben
… persönlich auf der Strasse angesprochen worden sind
… Anzeigen oder Inserate in Zeitschriften oder Zeitungen gesehen haben
… an einer Informationsveranstaltung gewesen sind
… ein Plakat gesehen haben
… einen Spendenaufruf via soziale Medien bekommen haben
… Werbung im Internet gesehen haben
… einen telefonischen Spendenaufruf bekommen haben
… einen Spendenaufruf per E-Mail bekommen haben
Auslöser für Spende kumuliert
Basis: 1’122 Befragte 0%
60%
30%
3%
5%
6%8%
8%
10%
18% 21%21%
33%
36%
45%
55%
eine untergeordnete Rolle. Unabhängig vom Alter gilt: Je höher die Spende, desto mehr gewinnt die Empfehlung aus dem Umfeld an Bedeutung – unter 34 Jahren wird dieser Einfluss aber ganz generell höher gewichtet: er rangiert im altersspezifischen Ranking mit 34% direkt hinter Standaktionen (42%, vgl. Stellung für Akquisition in dieser Zielgruppe). Auf tieferem Niveau, aber ebenfalls signifikant höher als bei anderen Alters kategorien, liegen hier die Auslöser Plakat (13%) und Werbung im Internet (9%), während bei der ältesten Altersgruppe ab 55 Jahren die Brief post, die Patenschaft, TV/Radio und Inserate im Altersvergleich deutlich ausschlagen. Regionale Unterschiede bestehen insbesondere in der Romandie, wo Standaktionen mit 27% und Inse rate mit 23% signifikant höhere Triggerwerte erreichen als im Schweizer Schnitt, was auf eine Intensivierung der Aktivitäten seitens Organisationen hindeutet.
12
Wer spendet wie? Spendenkanäle
SpendenkanäleDer Kanal, über den relevante Spenden effektiv geleistet werden, wurde ungestützt abgefragt und kategorisiert: 38% der Nennungen beziehen sich auf eine Zahlung am Postschalter per physischem Einzahlungsschein, während 34% ihre Spende per EBanking leisten und direkt online erfassen. Weitere 24% der Nennungen gelten dem Zahlungsauftrag an Post oder Bank (nicht elektronisch). Der Anteil LSV oder Direct Debit macht 4% aus, ein im Vergleich zu Vorjahren und den Aktivitäten im Bereich Standaktionen erstaunlich tiefer Wert – allenfalls ist man sich der Spendentätigkeit auf diesem Kanal weniger bewusst oder automatische Belastungen werden zunehmend als direkter CashOut eingeordnet.
EBanking hat gegenüber Vorjahren noch an Akzeptanz gewonnen, ausser für die jeweils grösste Haushaltsspende ist dies generell der beliebteste Spendenkanal (35%). In der Deutschschweiz gilt das mit 38% noch deutlicher, während in der Westschweiz mit 54% signifikant mehr Spenden über den Postschalter geleistet werden. Dieser Kanal ist über die gesamte Schweiz gesehen auch der Wichtigste für Menschen über 55 Jahre: Sie leisten ihre Spenden zu 50% per Einzahlungsschein und am Schalter.
Ausserhalb des (zunehmenden) EBanking spielen digitale Zahlungskanäle, im Rahmen der als relevant für das Haushaltsbudget wahrgenommenen Zu wendungen, mit kumuliert 1% der Nennungen eine vernachlässigbare Rolle.
Basis: 1’122 Befragte
Bezahlkanäle kumuliert
Einzahlungsschein am Postschalter
E-Banking-Auftrag
Zahlungsauftrag an Post oder Bank
Bargeldzahlung
Lastschriftverfahren/Debit Direct
Digitale Känäle
Anderer Kanal
0%
40%
20%
2%
1%4%
13%
24%
34%
38%
Wahrnehmung KontaktintensitätNebst den direkten Auslösern für eine Spende spielt für die Kanalwahl auch die Kontaktaufnahme der Organisationen über entsprechende Plattformen eine Rolle – sowie deren Intensität (Push). Bei der Erhebung dieser Faktoren wurde dabei rein bezüglich Wahrnehmung von Kommunikationsdichte oder Frequenz befragt, ohne jegliche Bewertung. Mit Abstand am intensivsten wird dabei Briefpost wahrgenommen: Nur gerade 8% meinen nie Post von Organisationen zu erhalten, 31% ein paar Mal im Jahr, 33% monatlich und 19% sogar mindestens einmal wöchentlich. Spendende erhalten wohl mehr Post als Nichtspendende (22% : 11%) und signifikant am häufigsten
13
Menschen über 55 Jahre (28% >= wöchentlich). Für die anderen Kanäle gilt: Insgesamt werden je rund 20% monatlich oder häufiger auf sozialen Medien (<34 mit 32% deutlich intensiver) und auf der Strasse (<34 allein monatlich 31%) angesprochen, 17% am Telefon und 14% per EMail.
ErbschaftsmarketingEin spezifischer Aspekt des Spendenverhaltens sind Einstellung und konkrete Handlungen im Bereich Erbschaften und Legate: 15% der Schweizer Bevöl kerung hat bereits Nachlassregelungen getroffen, in der deutschen Schweiz häufiger (18%) als in der Romandie (8%) und im Tessin (5%), über 55Jährige signifikant mehr (29%) als 35–54Jährige (11%)
Kommunikationskanäle
Mindestens wöchentlich Monatlich Ein paar Mal pro Jahr Seltener Nie Weiss nicht/keine Angabe
Basis: Alle 1’501 Befragten
Testament/Erbvertrag
Ja Nein Weiss nicht/Keine Angabe
Haben Sie dabei auch eine Spendenorganisation berück-sichtigt?Basis: 221 BefragteFilter: Bereits Regelungen erfolgt
Haben Sie für sich bereits Regelungen für ein Testament oder einen Erbvertrag getroffen?Basis: 1’051 BefragteFilter: Keiner, alle
Können Sie sich vorstellen, eine Spendenorganisation in einem Testament oder Erbvertrag zu berücksichtigen?Basis: 1’262 BefragteFilter: Noch keine Regelungen
1%
1%
84% 8%
28%
64%
15%
90%
9%
und Spendende deutlich öfter als Nichtspendende (18%:6%). 9% von ihnen haben testamentarisch bereits eine Organisation berücksichtigt – ein tiefer Wert, der im Vergleich zu Vorjahren jedoch wohl aus ge baut werden konnte. Eine interessante Rolle spielt dabei das Alter: während Menschen ab 55 Jahren dies am häufigsten tun (11%), folgen ihnen mit 10% die bis 34Jährigen, bei den 35–54Jäh rige sind es nur 3%. Wer noch keine Regelung hat, kann sich zu 28% vorstellen, eine Organisation zu berücksichtigen: auch hier signifikant mehr Jüngere bis 34 Jahre (46%), 21% der 35–54 Jährigen und 15% der über 55Jährigen – und eher Deutschschweizer (31%) mit höheren Einkommen (bis CHF 6’000: 21%, 6–10’000:28%, >10’000:32%).
Wie häufig werden Sie von Spendenorganisationen
konktaktiert …
… per Briefpost
… persönlich auf der Strasse
… per Telefon
… auf sozialen Medien
… mittels Haustürsammlungen
… per E-Mail
100%
19 33 31 8 8 1
1
2
2
16 25 25 304
11 15 22 466
10 11 14 5310
16 26 543
8 16 604 10
Angaben in %
14
Bindung und Loyalität
Bindung und CommitmentDie Bereitschaft zu einer Beziehung mit einer Organisation zeigt sich nicht zuletzt im Abschluss einer Mitglied oder Gönnerschaft (in der Regel mindestens ein jährlicher Beitrag, aktive Erneuerung) oder einer Patenschaft bzw. Dauerspende (regelmässige Spendentätigkeit ohne fixe Laufzeit, häufig mehrere Beiträge pro Jahr). Und Schweizerinnen und Schweizer lassen sich binden: 46% der Gesamtbevölkerung (ohne signifikante Unterschiede nach Region und Alter) ist 2015 in mindestens einer Or ga nisation Mitglied, 27% haben dabei eine einzige Mitgliedschaft, bei 19% sind es zwei oder mehr.
Gleichzeitig leisten 31% aller Befragten Beiträge an eine oder mehrere Patenschaften oder unterhalten Dauerspenden – davon haben anteilig 21% eine einzelne entsprechende Verpflichtung, 8% zwei und 2% noch weitere. Eine bestehende Mitglied
schaft ist mit 56% Nennungen zudem der wichtigste Spendenauslöser, eine aktuelle Patenschaft motiviert zu einer effektiven Zahlung mit 36%.
Loyalität und TreueDiejenigen Menschen, die 2015 mindestens einmal gespendet haben, unterstützen zu 63% immer die gleichen Organisationen – ein Viertel wechselt bewusst ab und 10% ändern ihr Verhalten je nach Situation («teils/teils»). Dabei wurde nicht gestützt befragt und die jeweils eine Antwort wurde kategorisiert. Soziodemographisch ist das Verhalten in diesem Bereich erstaunlich homogen, signifikant sind einige wenige Unterschiede: Besonders loyal («immer den gleichen») sind dabei mit 67% ältere und/oder politisch eher rechts stehende Menschen. Politisch Mitte und Links affine Haushalte wechseln hin gegen häufiger zwischen verschiedenen Organisa tionen ab (Mitte: 26%, Links: 25%).
Bindungsprogramme
Keine Mitgliedschaft/Gönnerschaft … Patenschaft/Dauerspende
Eine Mitgliedschaft/Gönnerschaft … Patenschaft/Dauerspende
Zwei
Mehr als zwei
Basis: 1’122 Befragte
Mitgliedschaften/Gönnerschaften
Partnerschaften/Dauerspenden
50%
100%
0%
54%
69%
2%
5%
8%
14%
27%
21%
Spendentätigkeit
der Haushalte
Immer an die gleichen
Teils/teils
Wechsle ab
Weiss nicht/keine Angabe
Basis: 1’122 Befragte
10%
63%
25%
1%
15
16
Image Spendenwesen
Relevanz und KompetenzGenerell dürfen sich sowohl der gesamte Sektor als auch die verschiedenen Hilfswerke und Institutionen über ein solides Image in der Wahrnehmung der Bevölkerung freuen. Auch seitens Nichtspendenden liegen die Vertrauenswerte nicht auffällig tiefer: Die Werke werden als relevant und effizient beurteilt, ihre Arbeit gilt als wichtig und wesentlich, auch als ergänzende Kraft zum Staat und seinen Aufgaben. Besonders im Tessin wird den Organisationen attestiert, die wesentlichen gesellschaftlichen Probleme zu lösen – dies signifi
Basis: Alle 3’001 telefonisch Befragten
Einstellung zu Spendenorganisationen
Stimme völlig zu (4) Stimme eher zu (3) Stimme eher nicht zu (2) Stimme gar nicht zu (1) Weiss nicht/keine Angabe
Basis: Alle 3’001 telefonisch Befragten
«Die Arbeit von Spen-denorganisationen finde ich wichtig.»Mittelwert: 3.44
«Es braucht Spenden-organisationen, weil es nicht ausreicht, was der Staat zur Bekämpfung von Problemen macht.»Mittelwert: 3.24
«Spendenorganisationen bearbeiten die wesent- lichen gesellschaftlichen Probleme.»Mittelwert: 2.85
«Spendenorganisatio-nen arbeiten effizient.»Mittelwert: 2.77
53%
44%
52%
50%
3% 18%10%13%
4%22
%
5%
21%
2% 2%6% 4%13
%
39%
38%
kant ausgeprägter als in der deutschen und französischen Schweiz – und ihre Effizienz wird in beiden romanischen Landesteilen positiver bewertet als in der Deutschschweiz. Dabei werden die Organisationen in der Summe besser bewertet oder zeichnen sich durch ein (noch) besseres Image aus als der Sektor an sich. Alle am Barometer teilnehmenden Organisationen haben in ihrer werkspezifi schen Auswertung nebst den detaillierten eigenen Imagewerten (vergleichbar mit anderen) ergän zend ein Kompetenzprofil nach Themengebiet erhalten, die das eigene Profil und seine Wahr
Image NPO-SektorMittelwert
… ist kompetent
… ist kämpferisch
… bewirkt viel
… ist sympathisch
… ist vertrauenswürdig
… ist innovativ
… ist transparent4
2.94
2.92
2.91
2.90
2.76
2.68
2.44
Image Organisationen Mittelwert
… ist kompetent
… ist kämpferisch
… bewirkt viel
… ist sympathisch
… ist vertrauenswürdig
… ist innovativ
… ist transparent4
3.33
3.02
3.22
3.30
3.35
3.05
3.05
17
nehmung am Markt noch fundierter einschätz bar machen.
Vertrauenssiegel42% der Schweizer Bevölkerung gibt an, die ZEWO zu kennen – 49% der Spendenden im Vergleich zu 21% der Nichtspendenden. Vor allem in der deutschen Schweiz (51%) und bei älteren Jahrgängen ab 55 Jahren (53%) ist sie deutlich bekannter als in der Romandie (19%), im Tessin (29%) oder generell bei jüngeren Menschen bis 34 Jahren (27%). In Bezug auf die
Relevanz des Gütesiegels zur Stärkung des Vertrauens in Organisationen und der effektiven Spendentätigkeit gilt: 56% der Personen, die spenden und die ZEWO präsent haben, berücksichtigen das Gütesiegel auch bei ihrem Spendenentscheid. Besonders ausgeprägt gilt dies trotz geringerer Kenntnis generell wiederum in der Westschweiz (69%) und in älteren Spendersemestern (35–54 Jahre: 56%, ab 55 Jahren: 64%). Gleichzeitig kennen aber rund 50% der Schweizer Spendenden das Gütesiegel gar nicht und spenden auch.
69%
Ist Ihnen die Stiftung ZEWO bekannt?
Ja, ist mir bekannt.
Nein, ist mir nicht bekannt.
ZEWO – Bekanntheit Deutschschweiz (1’077)
Westschweiz (358)Tessin (66)
15– 34 Jahre (453)35– 54 Jahre (541)55– 99 Jahre (507)
ZEWO – BeachtungDeutschschweiz (483)
Westschweiz (54)Tessin (17)
15– 34 Jahre (88)35– 54 Jahre (227)55–99 Jahre (238)
51%
53%
55%
19%
29%
27%
45%
31%
34%
56%
64%
25%
50%
0%
49%
51%
18
Bekanntheit und Kenntnis
Spontane BekanntheitDas Schweizerische Rote Kreuz (SRK), die Glücks kette und Caritas Schweiz sind 2015 «Top of Mind» – ihre spontane Bekanntheit liegt im Bereich Erstnennungen bei 17.1%, 12% und 8.6%. Telefonisch wurde abgefragt, welche Organisation zuerst erinnert und mit «Spendenorganisation» verknüpft wird. Die Formulierung der Frage ist besonders wichtig, um nicht unnötig Assoziationen zu sprechenden Namen zu wecken – gleichzeitig existieren aber auch Institutionen, die allenfalls nicht so direkt im Spendenkontext erinnert werden wie andere – ein Beispiel dafür mag die Rega sein. Nach der Erstnennung wurden die weiteren spontan asso ziierten Namen abgefragt – die Summe beider Werte ergibt den Bekanntheitsgrad ungestützt. Der Stellenwert von Top of Mind wird im Kontext Branding und Kaufentscheidungen generell diskutiert, in unserem Markt dürfte er als Spendenaus löser (Push und Pull) keine grössere Rolle spielen als die ungestützte Bekanntheit kumuliert.
Interessant sind hier insbesondere auch regionale Unterschiede: Während das SRK gesamtschweizerisch auf höchstem Niveau bekannt ist (kumuliert >30%), wird die Glückskette im Tessin (10.1%) nur halb so oft spontan genannt wie in der restlichen Schweiz (DCH:21.6%, WCH: 24.6%) – Caritas ist hier (ICH) mit 54.2% spontanem Bekanntheitsgrad die absolute Spitzenreiterin insgesamt.
Gestützte Bekanntheit Die Erhebung der gestützten Bekanntheit erfolgte schriftlich bzw. online, umfasste ausschliesslich die teilnehmenden Organisationen und liefert mit der Dimension Kenntnistiefe erweiterte Interpretationsmöglichkeiten zum reinen Ranking. Bezüglich der Effektivität der eigenen Bestrebungen um Wissensvermittlung – insbesondere bei schwierig kom
munizierbaren Themen oder vielfältigen MehrspartenAufgaben – ist diese Dimension für die Eva luation spannend: Es dürfte insbesondere für die mittelfristige Spendenmotivation relevant sein, ob jemand ein Hilfswerk «sehr gut kennt» oder eher «dem Namen nach». Den höchsten gestützten Bekanntheitsgrad (kumuliert) bei gleichzeitig grössten Anteilen «kenne ich sehr gut» weist für 2015 die Rega aus, gefolgt von SRK, WWF und UNICEF. Der Bekanntheitsgrad macht an sich keine Aussage zum wahrgenommenen Image der Or ganisation, sondern ausschliesslich zu Markenerinnerung und wiedererkennung.
BeliebtheitDie Wichtigkeit der Marke als Orientierungshilfe, Wegweiser und Ankerpunkt ist unbestritten, eine klare glaubwürdige Positionierung schafft Profil und Vertrauen. Gleichzeitig sind aber die bekanntesten Organisationen nicht zwingend auch die beliebtesten. Hinsichtlich Einfluss auf die Spendenaktivität scheint insbesondere eine hohe Wissenstiefe der grösste Treiber zu sein – es besteht eine deutlich erkennbare Korrelation zwischen «kenne ich sehr gut» und Anteil grösster vergebener Spenden je Haushalt. Die entsprechende Definition von «Beliebtheit» folgt der These, dass die jeweils grösste Spende dem einem persönlich wichtigsten Hilfswerk zugeteilt wird, zu dem am meisten Wissen oder Nähe besteht. Dafür spricht auch der Anteil Mittel, der kleineren Organisationen mit regionalem oder direktem persönlichen Bezug zukommt.
19
Kenne ich sehr gut Kenne ich ziemlich gut Kenne ich dem Namen nach
Basis: Alle schriftlich/online Befragten, Filter: Nur teilnehmende Organisationen
Gestützte BekanntheitWie gut kennen Sie folgende Institutionen?
Rega
Schweizerisches Rotes Kreuz
WWF Schweiz
UNICEF
Pro Juventute
Greenpeace
Krebsliga Schweiz
Caritas Schweiz
Ärzte ohne Grenzen
Heilsarmee
Glückskette
IKRK
Amnesty International
Terres des Hommes
Pro Senectute
Pro Infirmis
Lungenliga
SOS Kinderdorf
Pro Natura
Schweizer Paraplegiker Stiftung
Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
Schweizer Berghilfe
Fastenopfer
Swissaid
Stiftung Cerebral
Brot für alle
Blinden- und Sehbehindertenverband
HEKS
Helvetas
Schweizerische MS-Gesellschaft40%
64%
52%
45%
34%
37%
37%
34%
30%
28%
32%
40%
38%
25%
22%
31%
23%
22%
17%
23%
36%
18%
19%
21%
9%
12%
12%
12%
17%
14%
10%
31%
38%
37%
42%
44%
39%
37%
43%
37%
35%
35%
35%
35%
33%
37%
34%
30%
28%
30%
31%
29%
33%
27%
21%
24%
24%
22%
22%
20%
16%
5%
9%
17%
23%
17%
22%
27%
25%
31%
28%
19%
21%
32%
37%
23%
33%
38%
45%
36%
21%
41%
34%
33%
49%
40%
39%
40%
34%
37%
41%
Spontan Top of Mind Spontan weitere
Basis: Alle 3’001 telefonisch befragten
Ungestützte Bekanntheit
Schweizerisches Rotes Kreuz
Glückskette
Caritas Schweiz
WWF Schweiz
Krebsliga Schweiz
Ärzte ohne Grenzen
Terres des Hommes
UNICEF
Greenpeace
Pro Juventute
HEKS
Helvetas40%
17.1%
12.0%
8.6%
5.0%
3.9% 10.3%
11.3%3.8%
3.7%
3.4%
2.9% 7.2%
2.5% 6.3%
2.0% 5.1%
1.6% 3.9%
8.1%
36.7%
10.9%
17.6%
10.0%
13.1%
20
Wirkung und Wahrnehmung
Bedeutung KommunikationDie Marken der NPO sind im Vergleich mit anderen «Branchen» auch insgesamt enorm bekannt – dies mag wesentlich mit der Bedeutung des Dritten Sektors, dem Stellenwert der geleisteten Arbeit (Impact und Qualität) und der Tradition und langjährigen nationalen Verankerung zu tun haben. Sicher ist es aber auch ein Indiz für den geleisteten Kommunikations oder Werbedruck (Push) und gerade im PrivatspendenMarkt können Marktanteile oder eine Ausweitung des Marktes nur mit entsprechenden Investitionen erreicht werden. Mit dem Ziel des ver
antwortungsbewussten Umgangs mit Fundraising effi zienz und letztlich dem Spendenfranken, hat die Evaluation des Einflusses von Kommunikation – seien es eigene Marketingaktivitäten oder die Berichterstattung in Medien genereller – auf Akzeptanz und Spendentätigkeit deshalb einen hohen Stellenwert.
Wahrnehmung Kommunikation 66% der Schweizer Bevölkerung nimmt Werbung von Organisationen direkt wahr – 34% geben an, in Publikumsmedien Berichterstattungen über einzelne Hilfswerke beachtet zu haben. Werbung
1. Nennung (1’604) 2. Nennung (978) 3. Nennung (549 Befragte)Basis: Anzahl telefonisch Befragte in Klammern mit aktiver Wahrnehmung (34%)
80%
45%
52%
31%
20%
57%
39%
22%
24%
54%
32%
32%
23%
Wo überall haben Sie die Berichterstattung wahrgenommen?
Plakat
Zeitung oder Zeitschrift
Radio
Fernsehen
1. Nennung (1’604) 2. Nennung (978) 3. Nennung (549 Befragte)Basis: Anzahl telefonisch Befragte in Klammern mit aktiver Wahrnehmung (66%)
80%
25%
27%
10%
13%
69%
29%
20%
20%20%
9%
12%
72%
9%
12%
75%
30%
19%
33%
Wo überall haben Sie die Werbung wahrgenommen?
Plakat
Zeitung oder Zeitschrift
Radio
Fernsehen
Internet
Briefpost
21
wird in der Deutschschweiz von älteren Jahrgängen und Menschen mit höherer Bildung signifikant intensiver wahrgenommen. Von der Berichterstattung bleiben insbesondere Themen in Erinnerung, in allen Regionen am deutlichsten Kinder, aber auch katastrophenorientierte bzw. NothilfeBegriffe wie Flüchtling, Syrien, Afrika und generisch «Spenden, Spendenaufruf».
Werbewirksamkeit Der wichtigste Kommunikationskanal im Hinblick auf die Wahrnehmung von Werbung ist mit
grossem Abstand die Briefpost, also ein explizites FundraisingInstrument (rund 70% Nennungen), gefolgt von Zeitungen und Zeitschriften, TV und Plakaten. Die Berichterstattung über Organisationen wird insbesondere in gedruckten Informationsmitteln wahrgenommen, relevant sind zu dem TV und Radio – Internet ist ein leicht weniger bedeutsamer Kanal. Sicher wird hier die generelle Nachrichtenvermittlung bewertet, dennoch zeigt die Werbewahrnehmung einzelner Organisationen eine deutliche Bezugsdimension zwischen Themen und Hilfswerken.
Von welcher (oder welchen) Spendenorganisation(en)
haben Sie in den Medien etwas gesehen oder gehört?
Glückskette
Ärzte ohne Grenzen
Greenpeace
Schweizerisches Rotes Kreuz
Caritas Schweiz
Terre des Hommes
Amnesty International
HEKS
Helvetas
Erklärung von Bern
Fastenopfer
Swissaid
15%
0%Basis: Alle 1’950 telefonisch Befragten(mit aktiver Wahrnehmung)
14.8
%
8.2%
5.8%
5.2% 3.6%2.5%
1.9%
1.9%
0.8%
0.6%
0.2%
0.1%
Von welcher (oder welchen) Spendenorganisation(en) ist
die Werbung gewesen, die Sie wahrgenommen haben?
Schweizerisches Rotes Kreuz
Krebsliga Schweiz
Glückskette
Caritas Schweiz
Terres des Hommes
Helvetas
HEKS
Amnesty International
Fastenopfer
Brot für alle
Swissaid
Erklärung von Bern
Solidar Suisse
15%
0%Basis: Alle 1’950 telefonisch Befragten(mit aktiver Wahrnehmung)
14.2%
11.5%
9.3%
8.6%
7.2%
4.5%3.3%2.7%1.6%
1.5%1.1%
0.5%
0.3%
22
Bedeutung KommunikationAuch wenn die Bewertung als Kommunikationskanal diese Aussage nicht absolut stützt, haben digitale Plattformen und Instrumente – sowohl die Website oder allfällige Microsites als auch weitere digitale Formen der Wissensvermittlung und der Spendenaufrufe – einen besonderen Stellenwert im Medienmix von Organisationen. Dabei ist zu unterscheiden in aktive (Informationsvermittlung an Zielgruppe) als auch passive (Informationsgenerierung aus Initia tive der Zielgruppe) Kommunikation.
Die Bewertung der Relevanz einer Präsenz in sozialen Medien zeigt exemplarisch, welchen Stellenwert digitale Plattformen für die Wissensbeschaffung mittlerweile haben: 52% der Schweizer Bevölkerung nutzen soziale Medien, mit 81% noch deutlich öfter jüngere Menschen bis 34. Über alle Alterskategorien hinweg ist dabei Facebook das mit gros sem Abstand am häufigsten genutzte Medium, Youtube und Instagram werden ausschliesslich von jüngeren Personen überhaupt genutzt.
70% der Befragten finden insgesamt wichtig, dass NPO in sozialen Medien präsent sind – in der lateinischen Schweiz etwas ausgeprägter und wiederum signifikant mehr junge Menschen (78%). Konkret bemerkt, dass Spendenorganisationen in sozialen Medien aktiv sind, haben hingegen erst 21% der Nutzenden.
Es dürfte sekundär sein, ob über offline oder online zugegriffen wird, der Stellenwert des «Internets» nimmt zu und flankiert andere Informationsplattformen substanziell – auch wenn bei den Auslösern zum Spenden digitale Kanäle kumuliert nur 17% ausmachen (Aufrufe per EMail (3%) oder Social Media (8%), Werbung im Internet (6%)).
Parallel zu dieser Entwicklung und wohl in Konsequenz verstärken Organisationen ihren digitalen Auftritt seit einiger Zeit substanziell, auch im Hin blick auf die Budgetallokation – rein als Fundraisingkanal betrachtet, würde sich dies kaum auszahlen. Abgesehen von EBanking spielen digitale Zahlungskanäle eine untergeordnete Rolle: Bei der Befragung wurden sie spezifisch abgefragt (Spende online per Kreditkarte, per SMS oder via Paypal), die Einzelnennungen sind aber zu gering für eine statis tische Auswertung und ergeben kumuliert nur gerade 1% Anteil (bzw. 2% für Menschen unter 34 Jahren) im Mix der möglichen Zahlungskanäle. Zwar kommen spezifische Erhebungen auf leicht höhere Anteile (vgl. Quellenverweis), generell entspricht dies aber auch international den Märk ten: Digital als direkter Zahlungskanal (abgesehen von EBanking) ist 2015 noch nicht bedeutsam, digital als Plattform für Informationsvermittlung und als Verstärker anderer Kanäle im Kommunikationsmix jedoch von zunehmender Bedeutung.
Stellung und Bedeutung Digital
Spezifische Erhebungen: OnlineFundraisingStudie 2015 (Altruja, D), DigitalFundraising Studie Schweiz 2015 (RaiseNow, CH), Crowdfunding Monitor Schweiz 2015 (Hochschule Luzern, CH).
23
Nutzen Sie soziale Medien?Haben Sie in letzter Zeit in den sozialen Medien etwas über Spendenorganisa tionen gesehen?
Nutzer, etwas gesehen
Nutzer, nichts gesehen
Nicht-Nutzer
Basis: n= 2’642
Auf welchen sozialen Medien
haben Sie etwas gesehen?
YouTube
Google+
Andere
Weiss nicht/keine Angabe
0%
50%
100%
85%
5%
5%
4%
4%
2%
6%
11%
48%
41%
Generell: Wie wichtig finden Sie es, dass Spendenorganisa tionen in sozialen Medien präsent sind?
Sehr wichtig
Eher wichtig
Eher nicht wichtig
Überhaupt nicht wichtig
Weiss nicht/keine Angabe
Basis: Alle 3’001 telefonisch Befragten
27%
43%
16%
10%4%
24
Swissfundraising, Oberer Graben 12 Postfach 20, 9001 St.Gallen
Impressum
Konzeption Befragungsanlage
Swissfundraising mit Jörg Arnold (Caritas
Schweiz), Léonie Van de Vijfeijken (WWF
Schweiz), Stefan Stolle (Vorstand, Helvetas),
Roger Tinner (Swissfundraising), Ruth Wagner
(Vorstand, one marketing) – in Zusammen arbeit
mit Dieter Jäggi und DemoSCOPE AG.
Erhebungen
DemoSCOPE AG
Basisauswertungen Spendenbarometer
und Imagebarometer
DemoSCOPE AG
Konzeption «Spendenmarkt Schweiz 2015»
Swissfundraising, Ruth Wagner
Einordnung und Text
Swissfundraising, Ruth Wagner
Layout
Schalter&Walter GmbH, St.Gallen
Druck
Typotron AG, St.Gallen
© 2015 Swissfundraising